Plenarprotokoll 18/224

Deutscher

Stenografischer Bericht

224. Sitzung

Berlin, Mittwoch, den 22. März 2017

Inhalt:

Tagesordnungspunkt 1: Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV...... 22449 D Befragung der Bundesregierung: Bericht der Koordinatorin der Bundesregierung für die (BÜNDNIS 90/ Deutsche Luft- und Raumfahrt – „Die deut- DIE GRÜNEN)...... 22450 A sche Luft- und Raumfahrt – Innovation und , Bundesministerin BMWi. . . . 22450 B Hochtechnologie für eine Welt im Wandel“; weitere Fragen Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22445 C DIE GRÜNEN)...... 22450 B (DIE LINKE) ...... 22446 D Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22450 B Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22446 D Michael Roth, Staatsminister AA...... 22450 D Thomas Lutze (DIE LINKE) ...... 22447 A (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22451 A Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22447 A Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22451 B Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU)...... 22447 B (Köln) (BÜNDNIS 90/ Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22447 C DIE GRÜNEN)...... 22451 B Thomas Lutze (DIE LINKE) ...... 22447 D Dr .Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI. . . . 22451 C Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22448 A (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22451 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22451 D DIE GRÜNEN)...... 22448 B Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU)...... 22452 A Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22448 C Dr .Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI. . . . 22452 B Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV...... 22448 C Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22452 C Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE). . . . 22449 B Brigitte Zypries, Bundesministerin BMWi. . . . 22452 D Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV...... 22449 B Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22452 D Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ Dr .Ole Schröder, Parl . Staatssekretär BMI. . . . 22453 A DIE GRÜNEN)...... 22449 C Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV...... 22449 D Tagesordnungspunkt 2: Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/ Fragestunde DIE GRÜNEN)...... 22449 D Drucksache 18/11554...... 22453 C II Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Mündliche Frage 1 Mündliche Frage 6 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) DIE GRÜNEN) Export von abgebrannten Brennelementen Position der Bundesregierung zur Neuzu- ins Ausland lassung von Glyphosat Antwort Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- rin BMUB...... 22453 D rin BMUB...... 22457 D Zusatzfragen Zusatzfragen Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22454 A DIE GRÜNEN)...... 22458 A

Mündliche Frage 2 (DIE LINKE) Mündliche Frage 8 Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ Vom „Renegade“-Vorfall im März 2017 be- DIE GRÜNEN) troffene Atomanlagen Haushaltsmittel für Entwicklungszusam- Antwort menarbeit und humanitäre Hilfe für Nige- Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- ria, Südsudan, Äthopien, Somalia, Kenia rin BMUB...... 22454 C und den Jemen Zusatzfragen Antwort Hubertus Zdebel (DIE LINKE) ...... 22454 D Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ BMZ...... 22458 D DIE GRÜNEN)...... 22455 B Zusatzfragen Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22455 C DIE GRÜNEN)...... 22459 A

Mündliche Frage 5 Mündliche Frage 9 (BÜNDNIS 90/ Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) DIE GRÜNEN) Einführung einer blauen Plakette für Die- Haushaltsmittel für den sogenannten Mar- selfahrzeuge shallplan mit Afrika Antwort Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär rin BMUB...... 22455 D BMZ...... 22459 D Zusatzfragen Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ Zusatzfragen DIE GRÜNEN)...... 22456 A Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22460 A Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22456 C Mündliche Frage 27 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ Mündliche Frage 7 DIE GRÜNEN) Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Aufenthalt des Leiters der Abteilung für Auslandsbeziehungen der Diyanet in Verständigung innerhalb der Bundesregie- Deutschland am 18. Februar 2017 rung zu neuer Gentechnik Antwort Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- Christian Lange, Parl . Staatssekretär rin BMUB...... 22457 A BMJV...... 22461 B Zusatzfragen Zusatzfragen Harald Ebner (BÜNDNIS 90/ Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22457 B DIE GRÜNEN)...... 22461 D Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 III

Mündliche Frage 30 Abbau kommunikativer Barrieren im Ge- Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ sundheitssystem für autistische Personen DIE GRÜNEN) Antwort Europäische Regelungen zur Koordinie- Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin rung der Systeme der sozialen Sicherheit BMG...... 22469 A Antwort Zusatzfrage Dr . , Parl . Staatssekretär (DIE LINKE) ...... 22469 C BMF ...... 22462 D

Zusatzfragen Mündliche Frage 38 Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/ Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22463 A DIE GRÜNEN) Ergebnisse der Schadensermittlungen der Mündliche Frage 32 Bundesanstalt für Wasserbau an der Wehr- Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ brücke in Herbrum DIE GRÜNEN) Antwort Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin BMVI. . . . 22469 D Gespräche mit Vertretern der Kernenergie- wirtschaft zur Neuordnung der Verantwor- Zusatzfragen tung in der kerntechnischen Entsorgung Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22470 A Antwort Iris Gleicke, Parl . Staatssekretärin BMWi. . . . 22463 C Zusatzfragen Mündliche Frage 41 Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/ Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22464 C DIE GRÜNEN) Abschluss der Finanzierungsvereinbarun- gen für den Ausbau der Gäubahn Mündliche Frage 34 Katrin Werner (DIE LINKE) Antwort Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin BMVI. . . . 22470 C Ausschluss von autistischen Schülern vom Unterricht Zusatzfragen Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/ Antwort DIE GRÜNEN)...... 22470 C , Parl . Staatssekretärin BMAS...... 22465 D Nächste Sitzung ...... 22471 C Zusatzfragen Katrin Werner (DIE LINKE) ...... 22466 A Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten. . . . . 22473 A Mündliche Frage 35 Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Zivile Opfer eines Luftangriffs auf das syri- Anlage 2 sche Dorf al-Matab im Rahmen der Opera- Mündliche Frage 3 tion Inherent Resolve (BÜNDNIS 90/ Antwort DIE GRÜNEN) Dr . , Parl . Staatssekretär Anteil der reinen Naturwälder am Gesamt- BMVg...... 22467 A waldbestand Deutschlands Zusatzfragen Antwort Katja Keul (BÜNDNIS 90/ Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- DIE GRÜNEN)...... 22467 B rin BMUB...... 22473 C Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN)...... 22468 C Anlage 3 Mündliche Frage 4 Mündliche Frage 36 Oliver Krischer (BÜNDNIS 90/ Katrin Werner (DIE LINKE) DIE GRÜNEN) IV Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr Angriffe auf oppositionelle Studierende in 2016 Darfur Antwort Antwort Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretä- Michael Roth, Staatsminister AA...... 22475 C rin BMUB...... 22473 D

Anlage 9 Anlage 4 Mündliche Frage 15 Mündliche Frage 10 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Unterstützung der kurdischen Partei der Demokratischen Union PYD durch die USA Visaverweigerung für Schüler des Ghana Permaculture Institute durch die deutsche Antwort Botschaft Accra Michael Roth, Staatsminister AA...... 22475 D Antwort Michael Roth, Staatsminister AA...... 22474 A Anlage 10 Mündliche Frage 16 Anlage 5 Sevim Dağdelen (DIE LINKE) Mündliche Frage 11 Einsatz deutscher Waffen gegen Jesiden im Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ Shengal-Gebirge im Irak durch Peschmer- DIE GRÜNEN) ga-Kräfte Anforderung ausländischer Hilfeleistungen Antwort durch die Taliban in Afghanistan Michael Roth, Staatsminister AA...... 22476 A Antwort Michael Roth, Staatsminister AA...... 22474 C Anlage 11 Mündliche Frage 17 Anlage 6 Heike Hänsel (DIE LINKE) Mündliche Frage 12 Beteiligung am Syria Recovery Trust Fund (DIE LINKE) Antwort Berücksichtigung der Interessen der ge- Michael Roth, Staatsminister AA...... 22476 C flüchteten Herero und Nama in den- Ver handlungen mit Namibia zur Aufarbeitung des Völkermords Anlage 12 Antwort Mündliche Frage 18 Michael Roth, Staatsminister AA...... 22475 A Heike Hänsel (DIE LINKE) Berücksichtigung der Menschenrechte bei Anlage 7 den Verhandlungen zu einem Handelsab- kommen zwischen der EU und Mexiko Mündliche Frage 13 (BÜNDNIS 90/ Antwort DIE GRÜNEN) Michael Roth, Staatsminister AA...... 22476 D Unterstützung der Umsiedlung geflüchteter Rohingya auf die Insel Thengar Char im Anlage 13 Golf von Bengalen Mündliche Frage 19 Antwort (DIE LINKE) Michael Roth, Staatsminister AA...... 22475 B Auswirkungen der Differenzen zwischen der Türkei und der EU auf die Zusammen- Anlage 8 arbeit innerhalb der NATO sowie auf das Flüchtlingsabkommen Mündliche Frage 14 Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/ Antwort DIE GRÜNEN) Michael Roth, Staatsminister AA...... 22477 B Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 V

Anlage 14 Anlage 19 Mündliche Frage 20 Mündliche Frage 25 Andrej Hunko (DIE LINKE) Dr. (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Kompromittierung universitärer Infra- strukturen durch Hackergruppen im Jahr Feststellung von Immobilieneigentum in 2016 Deutschland von Beschuldigten in ausländi- schen Verfahren Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär Antwort Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär BMI...... 22477 C BMI...... 22479 B

Anlage 15 Anlage 20 Mündliche Frage 21 Mündliche Frage 26 (DIE LINKE) Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ Cyberangriff mutmaßlicher türkischer Ha- DIE GRÜNEN) cker auf Twitteraccounts Feststellung von Immobilieneigentum bei Antwort sogenannten Strohmann-Konstellationen Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär durch Ermittlungsbehörden BMI...... 22477 D Antwort Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV...... 22480 A Anlage 16

Mündliche Frage 22 Anlage 21 Ulla Jelpke (DIE LINKE) Mündliche Frage 28 Eröffnung bzw. Verlängerung eines Bank- Sabine Zimmermann (Zwickau) kontos für Flüchtlinge ohne elektronischen (DIE LINKE) Aufenthaltstitel Durchschnittliche Vergütung der Vor- Antwort standsmitglieder der DAX-Unternehmen Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär Antwort BMI...... 22478 B Christian Lange, Parl . Staatssekretär BMJV...... 22480 C Anlage 17 Mündliche Frage 23 Anlage 22 (fraktionslos) Mündliche Frage 29 Erstellung und Verbreitung von Filmen Sabine Zimmermann (Zwickau) über das deutsche Asylverfahren in afrika- (DIE LINKE) nischen Sprachen Vergütungen der Vorstandsmitglieder bzw. Antwort Präsidenten der Deutschen Bundespost, der Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär Deutschen Bundesbahn und der KfW im Jahr 1993 BMI...... 22479 A Antwort Dr . Michael Meister, Parl . Staatssekretär Anlage 18 BMF ...... 22480 D Mündliche Frage 24 Erika Steinbach (fraktionslos) Anlage 23 Behördliches Vorgehen im Falle einer Fäl- Mündliche Frage 31 schung von personenbezogenen Daten (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Antwort Gesetzentwurf zur steuerlichen For- Dr . Günter Krings, Parl . Staatssekretär schungsförderung für kleine und mittlere BMI...... 22479 B Unternehmen VI Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Antwort Antwort Dr . Michael Meister, Parl . Staatssekretär Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin BMVI. . . . 22483 C BMF ...... 22481 C

Anlage 26 Anlage 24 Mündliche Frage 39 Mündliche Frage 33 (DIE LINKE) Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) Kosten der Vorarbeiten zur Ausschreibung der Pkw-Maut Lieferung von Rüstungsgütern an die Tür- kei Antwort Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin BMVI. . . . 22483 D Antwort Iris Gleicke, Parl . Staatssekretärin BMWi. . . . 22481 D Anlage 27 Anlage 25 Mündliche Frage 40 Herbert Behrens (DIE LINKE) Mündliche Frage 37 Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/ Überplanmäßige Ausgabe für die Imple- DIE GRÜNEN) mentierung der Pkw-Maut Verbreitung der Empfangstechnik DVB-T Antwort in Deutschland Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin BMVI. . . . 22484 A Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22445

(A) (C)

224. Sitzung

Berlin, Mittwoch, den 22. März 2017

Beginn: 14 .30 Uhr

Vizepräsidentin : Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie: Guten Tag, liebe Kolleginnen und Kollegen! Nehmen Sie bitte Platz . Die Sitzung ist eröffnet . Vielen Dank .– Frau Präsidentin! Meine sehr geehr- ten Damen und Herren! Kolleginnen und Kollegen! Das Vor Eintritt in die Tagesordnung habe ich noch eine Bundeskabinett hat heute den Bericht zur Lage und Zu- Mitteilung zu machen . kunft der Luft- und Raumfahrtindustrie verabschiedet . Ich habe ihn hier, allerdings nur ein Exemplar . Ich gehe Interfraktionell ist vereinbart worden, dass die Unter- davon aus, dass Sie ihn in Kürze zugeschickt bekommen, richtung der Bundesregierung über die Stellungnahme ansonsten steht er auf unserer Website . Es ist der erste des Bundesrates und die Gegenäußerung der Bundes- Bericht nach dem meines leider viel zu früh verstorbenen regierung auf der Drucksache 18/11536 zu dem bereits Amtsvorgängers , der 2009 den letzten Be- überwiesenen Entwurf eines Ersten Gesetzes zur Än- richt zur Lage der Luft- und Raumfahrt abgegeben hat . (B) derung des Infrastrukturabgabengesetzes dem federfüh- Sie können daraus erkennen, dass wir in diesem Bereich (D) renden Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur seit 2009 eine Menge angestoßen haben und dass auch sowie zur Mitberatung dem Finanzausschuss und dem in diesem Industriebereich eine Menge Veränderungen Haushaltsausschuss überwiesen werden soll . eingetreten sind . Die gute Nachricht zuerst: Die Branche ist auf Wachs- Des Weiteren soll die Unterrichtung der Bundesre- tumskurs . Die Anzahl der Beschäftigten ist deutlich gierung über die Stellungnahme des Bundesrates auf gewachsen . Wir haben jetzt 106 000 direkt Beschäftig- der Drucksache 18/11560 zu dem bereits überwiese- te . Damit arbeiten so viele Menschen in der Luft- und nen Entwurf eines Gesetzes zur Änderung des Zweiten Raumfahrt wie noch nie zuvor . Die Branche macht einen Verkehrsteuerungsänderungsgesetzes an den federfüh- Jahresumsatz von 35 Milliarden Euro und ist damit gut renden Finanzausschuss sowie zur Mitberatung an den aufgestellt . Das Ganze liegt natürlich auch daran, dass Haushaltsausschuss, den Ausschuss für Verkehr und der Flugverkehr weltweit zunimmt, und auch an den Ent- digitale Infrastruktur und den Ausschuss für Umwelt, wicklungen in China . Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit überwiesen werden . Mehr Mobilität fördert das Wachstum . Dazu kommt die technologische Revolution, die Digitalisierung, die Sind Sie mit diesen Vorschlägen einverstanden? – Das uns in allen Bereichen der Gesellschaft und der industri- ist der Fall . Dann ist das so beschlossen . ellen Produktion beschäftigt und dementsprechend auch in der Luft- und Raumfahrt . Auch dort gibt es Indus- Ich rufe den Tagesordnungspunkt 1 auf: trie 4 0. und neue digitale Geschäftsmodelle . Diese Ver- änderungen werden auch die Luft- und Raumfahrt von Befragung der Bundesregierung morgen prägen . Die Bundesregierung hat als Thema der heutigen In den letzten Jahren, also in dieser Legislaturperiode, Kabinettssitzung mitgeteilt: Bericht der Koordinato- haben wir den Dialog mit der Industrie, der Forschung rin der Bundesregierung für die Deutsche Luft- und und den Bundesländern gesucht . Das umfasst selbstver- Raumfahrt – „Innovation und Hochtechnologie für ständlich auch die Betriebsräte und die Gewerkschaften . eine Welt im Wandel“. Bei allen Plattformen, die das Bundeswirtschaftsminis- terium in dieser Legislaturperiode initiiert hat, hatten Das Wort für den einleitenden fünfminütigen Bericht wir immer beide Sozialpartner am Tisch . So war es auch hat die Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, hier – ganz egal, ob es um den Branchendialog Luft- und Frau Brigitte Zypries . – Bitte . Raumfahrt ging oder um den Runden Tisch Luftfahrtin- 22446 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Bundesministerin Brigitte Zypries (A) dustrie, eine Einrichtung, die ich ins Leben gerufen hatte, zum anderen deshalb stärken, weil wir glauben, dass von (C) um die Zukunft der Branche gemeinsam zu besprechen . der Luft- und Raumfahrt eine große Faszination ausgeht . Die Fragen, was da eigentlich im All ist, wie es eigent- Aus der Vielzahl der Punkte, die Sie in diesem Bericht lich weitergeht, woher der Mensch kommt und wohin nachlesen können, möchte ich zwei herausgreifen: er geht, haben alle damit zu tun . Diese Faszination des Erstens: die klare Fokussierung auf die Zukunfts- Alls möchten wir gerne nutzen, um junge Menschen zu themen der Branche . Ich denke da vor allen Dingen an motivieren, sich mit den sogenannten MINT-Fächern zu unsere Innovationsagenda Digitale Luft- und Raum- beschäftigen – Mathematik, Informatik, Naturwissen- fahrtforschung . Dazu gehört auch die Gründung von vier schaften, Technik . Sie sollen, wenn möglich, Fächer aus DLR-Instituten, die möglich werden konnte, weil der diesem Bereich studieren . Deutsche Bundestag – das will ich ganz klar so sagen – Das Gute ist, dass wir mit Alexander Gerst im Mo- dafür im Haushalt das entsprechende Geld bereitgestellt ment einen Botschafter für diese Themen haben, der hat . Da geht es einmal um eine Gründung in Jena mit Jugendliche auch mit seiner Social-Media-Arbeit ausge- den Schwerpunkten Big and Smart Data und Internet der sprochen toll anspricht . Nachdem er einmal im Weltall Dinge . Da geht es um die Gründung eines weiteren In- war und dann zu den Schulen gefahren ist, wird er 2018 stituts in Dresden mit den Schwerpunkten Softwarefor- das nächste Mal ins All, auf die ISS, gehen und dort so- schung und Simulation . In Hamburg, wo Airbus einen gar Kommandant sein . Wir erhoffen uns davon auch noch großen Standort hat, haben wir ein DLR-Institut mit den einen weiteren Schub .– Frau Präsidentin, ich sehe leider Schwerpunkten Wartung und Systemarchitekturen ge- keine Uhr . Deswegen bin ich unsicher, wie ich in der Zeit gründet, in Augsburg ein Test- und Simulationszentrum liege . für Gasturbinen .

Daneben haben wir in unserem Luftfahrtforschungs- Vizepräsidentin Petra Pau: programm LuFo, bei dem Unternehmen auf Antrag För- Sie müssen bitte zum Schluss kommen . dermittel zur Verfügung gestellt werden können, eine Förderlinie Industrie 4 0. eingesetzt . Sie wird ausgespro- chen gut angenommen . Wir haben 47 Millionen Euro für Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft Industrie‑4 0-Themen. eingestellt, und wir werden den und Energie: Betrag mit der neuen Förderlinie steigern . Die Idee ist, Dann höre ich auf . dass Unternehmen gemeinsam mit der Wissenschaft an bestimmten Themen forschen, die der Entwicklung der Vizepräsidentin Petra Pau: Luftfahrt dienen . Ich bitte, zunächst Fragen zu dem Themenbereich zu (B) Zweitens: das Schlagwort „New Space“ in der Raum- stellen, über den soeben berichtet wurde . Das Wort zur (D) fahrt . Da geht es darum, dass man mit privaten Raum- ersten Frage hat der Kollege Lutze . fahrtprojekten Geld verdienen kann . Sie kennen es aus den USA, wo es darum geht, Privatleute auf den Mars Thomas Lutze (DIE LINKE): oder auch auf den Mond zu schaffen . Wir sind jetzt Vielen Dank für den Bericht .– Mich interessieren nicht ganz so weit, dass wir sagen würden, das wollen zwei Punkte, was den Flugverkehr angeht . In der Luft- wir unterstützen . Aber wir haben erst einmal eine Stu- fahrt wird zunehmend damit gearbeitet, dass die Pilo- die zu New Space in Auftrag gegeben zu der Frage, was tinnen und Piloten pro Flug bezahlt werden . Ich möch- eine Kommerzialisierung der Raumfahrt eigentlich für te wissen, wie die Einstellung der Bundesregierung zu Deutschland heißt . dieser neuen Entwicklung ist; denn wir alle wissen, dass Eine Konsequenz aus dieser Studie ist unsere Initiative diese Entwicklung wesentliche Risiken, gerade wenn es „Raumfahrt bewegt!“ . Damit wollen wir die strategische um Krankmeldungen usw . geht, in sich birgt . Vernetzung der Raumfahrt mit anderen Mobilitätsbran- Meine zweite Frage, die ich in diesem Zusammenhang chen voranbringen . Denn wir sind ganz sicher: Nur zu- habe: Es ist ein deutlicher Anstieg bei der Beschäftigung sammen können unsere Unternehmen die Potenziale, die von Piloten als Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeit- New Space birgt, auch tatsächlich entdecken und heben, nehmer zu verzeichnen . Wie schätzt die Bundesregierung und sie können dies vor allen Dingen nur gemeinsam mit diesen Trend ein? Planen Sie, Gegenmaßnahmen zu er- den Start-ups . Auch in der Luft- und Raumfahrt – ob- greifen, damit diesem Unfug ein Ende bereitet wird? – wohl man es gar nicht denken sollte, weil es doch eine Danke schön . sehr hochtechnologische Industrie ist – gibt es sehr viele Start-ups . Wir haben in dem Bereich mit unseren StartUp Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft Nights angefangen, und inzwischen gab es drei Veran- und Energie: staltungen, bei denen etablierte Industrie und Start-ups Herr Abgeordneter, ich bin die Koordinatorin der zusammenkamen . Daraus haben sich durchaus gute Ver- Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt . Ich bin – bindungen ergeben . vielleicht leider – nicht für alle Bereiche zuständig . Die Unser Ziel ist klar – das können Sie auch in unserem beiden Bereiche, die Sie angesprochen haben, fallen in Bericht nachlesen –: Wir wollen den Luft- und Raum- die Zuständigkeit des Bundesverkehrsministers; ich weiß fahrtstandort Deutschland nachhaltig stärken . Wir wollen nicht, ob Frau Kollegin Bär etwas dazu sagen würde .– ihn zum einen stärken, damit er auch morgen noch im Aus meiner Kenntnis dieser Branche kann ich nur sagen: Wettbewerb in der Welt bestehen kann . Wir wollen ihn Die Bundesregierung sieht diese Entwicklung mit Sorge . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22447

(A) Vizepräsidentin Petra Pau: aus dem All, sowohl vor selbst erzeugten Gefahren als (C) Gibt es weitere Fragen zum Bericht? – Dann sind Sie auch vor Gefahren durch Asteroiden, schützen können, sofort wieder dran, Kollege Lutze . wurde leider nicht behandelt . Ich sage es einmal so: Bruce Willis kommt langsam in ein Alter, wo wir uns nicht mehr darauf verlassen können, dass er das alleine Thomas Lutze (DIE LINKE): macht . Okay, dann versuche ich es mit dem Thema Raum- fahrt . In Deutschland wird gerade darüber diskutiert, (Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: dass der Etat für den Rüstungsbereich auf 2 Prozent des „Bruce Willis“? – Heiterkeit bei Abgeordne- Bruttoinlandsproduktes angehoben werden soll . Meine ten der CDU/CSU) beiden Fragen in diesem Zusammenhang sind: Gibt es Gedankenspiele der Bundesregierung in dem Sinne, dass Bleibt es für die Bundesregierung ein wichtiges Ziel, vor Teile der Luft- und Raumfahrtförderung, die zurzeit un- solchen Gefährdungen zu warnen? So etwas macht ja ter „zivil“ verbucht werden, künftig unter „militärisch“ auch den Sinn der Raumfahrt sichtbar und kann die Leute laufen? Die zweite Frage in dem Zusammenhang ist, wie überzeugen, dass es klug ist, dass wir in diesem Bereich Sie grundsätzlich die Entwicklung einschätzen . Wie sieht etwas machen und das auf der Agenda haben . die Perspektive der zivilen Raumfahrt aus, was die Fi- nanzierung angeht? Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft und Energie: Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft Lieber Herr Kollege Willsch, ich habe es sehr bedau- und Energie: ert, dass wir es in Luzern nicht geschafft haben, eine grö- Die Bundesrepublik ist bei der zivilen Raumfahrt in ßere Menge an Staaten zusammenzubringen, die bereit eine internationale Institution, in die ESA, die European sind, für dieses Projekt Geld zu geben . Die Idee war, Space Agency, eingebunden . Das heißt, wir bauen die Ra- quasi eine Asteroidenabwehr zu entwickeln, vielleicht in keten nicht alleine, sondern gemeinsam mit noch 21 an- Form von Roboterarmen, die in der Lage sind, Asteroi- deren Staaten . Herr Professor Wörner, ein Deutscher, ist den oder alte Satelliten – dazu gibt es ja vergleichbare jetzt Leiter der ESA . Es werden in regelmäßigen Abstän- Projekte – einzufangen . Das ist nicht geglückt . Wir ha- den Ministerratskonferenzen abgehalten, auf denen fest- ben nicht genug Staaten gefunden, die bereit waren, da- gelegt wird, welche Budgets welcher Länder in welche für Geld zu geben . Weil unklar war, wie die Entwicklung Projekte fließen. Koordiniert wird das alles entweder weitergeht, habe ich für Deutschland gesagt: Wir wollen von der ESA oder, soweit es die Zuständigkeit der Eu- uns nicht an einem Projekt beteiligen, das uns vielleicht ropäischen Union betrifft, von der Europäischen Union . in drei, vier oder fünf Jahren zu erheblichen finanziel- (B) (D) Galileo beispielsweise ist ein Projekt der Europäischen len Verpflichtungen nötigt, weil das Projekt sonst einge- Union, aber die Ariane-Trägerraketen, die Satelliten ins stellt würde . Deswegen haben wir lieber, so schwer es All schießen, sind ein Projekt der ESA . Im Rahmen der uns auch gefallen ist, von vornherein Nein gesagt . Wir letzten ESA-Ministerratskonferenz im Dezember letzten wollten nichts auf den Weg bringen, was nicht wirklich Jahres hat die Bundesregierung festgelegt, welche Gelder überlebensfähig ist . sie in den nächsten Jahren zur Verfügung stellen wird . Wir machen jetzt Folgendes: Wir geben ein kleines Eine Verknüpfung von ziviler Raumfahrt mit mili- Gutachten in Auftrag zu der Frage, wie es weitergehen tärischen Teilen kann ich erst einmal nicht erkennen . könnte . Dafür haben wir genug Geld . Hinzu kommt ein Das heißt aber nicht, dass wir uns nicht überlegen, ob bisschen Grundlagenforschung . Ich hoffe, dass wir das man nicht gegebenenfalls bestimmte Bereiche etwa der mit den anderen Staaten auf den Weg bringen können . Grundlagenforschung, beispielsweise wenn es um Optik In der Tat gibt es genug Länder, die Interesse an einem geht, gemeinsam finanzieren sollte. Das liegt allerdings solchen Projekt haben . Insbesondere die Luxemburger noch in ferner Zukunft . In dieser Legislaturperiode ist drängen sehr darauf, dass das Projekt zustande kommt . das keine Realität und wird es auch keine mehr werden . Es müssten sich aber auch große Staaten wie Frankreich und andere daran beteiligen . Vizepräsidentin Petra Pau: Die nächste Frage stellt der Kollege Willsch . Vizepräsidentin Petra Pau: Die nächste Frage stellt wieder der Kollege Lutze . Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU): Frau Ministerin, wir haben wirklich ausgesprochen er- Thomas Lutze (DIE LINKE): folgreiche Zeiten gerade im Bereich der Raumfahrt hin- Ich komme noch einmal zurück zum Bereich der ter uns; Sie haben darauf hingewiesen . Wir freuen uns, klassischen Luftfahrt . Es geht also nicht um die Raum- dass der deutsche ESA-Astronaut Alex Gerst erneut ins fahrt . Weil Sie in Ihrem Ministerium auch für Fragen des All fliegen und als ISS-Kommandant wirken wird. Ich Klimawandels, der Energiepolitik usw . zuständig sind, bin mir sicher, dass er seine kommunikativen Fähigkei- möchte ich Sie fragen, was die Bundesregierung jenseits ten, die er bereits bei seinem letzten Aufenthalt im All der Maßnahmen im Bereich des Emissionshandels plant deutlich unter Beweis gestellt hat, wieder einsetzen wird . und für notwendig erachtet, um den CO2-Ausstoß durch Ich möchte eine Frage zu den Ergebnissen von Luzern die zivile Luftfahrt zu begrenzen . Es ist kein Geheimnis, stellen . Die Überlegung, wie wir uns vor Gefährdungen dass im Verkehrsbereich diesbezüglich an allen Fronten 22448 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Thomas Lutze (A) verschiedene Maßnahmen ergriffen werden . Leider wird ten . Allerdings hatte damals, vor 1969, ein eröffnetes (C) im Bereich der Luftfahrt relativ wenig gemacht . Mich Ermittlungsverfahren nach § 175 StGB auch dann zur würde Ihre Position interessieren . Wann werden wir in Vernichtung der sozialen Existenz geführt, wenn es aus Deutschland und Europa endlich eine Kerosinsteuer be- Mangel an Beweisen zu einer Einstellung des Verfahrens kommen? oder zu einem Freispruch kam . Den Leuten wurde trotz- dem gekündigt, sie wurden aus dem Beamtenverhältnis Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft entlassen und verloren oftmals auch ihre Wohnung . und Energie: Deshalb frage ich Sie: Was bekommt jemand, der auf Die Bundesregierung versucht vor allem, dafür zu diese Art und Weise mit der Vernichtung seiner sozialen sorgen, dass erst gar keine Treibhausgase erzeugt wer- Existenz bestraft wurde, weil ein Verfahren eröffnet wur- den, zum Beispiel dadurch, dass auf den Flughäfen mit de, ohne dass es zu einem strafrechtlichen Urteil kam, Elek­tromobilität gearbeitet wird . Auf dem Frankfurter und warum sind die Berufs- und Rentenschäden, die Leu- Flughafen und auf anderen Flughäfen laufen Projekte, te außerstrafrechtlich erlitten haben, anders als bei den bei denen es darum geht, die Flugzeuge mit elektrisch an- Opfern des Nationalsozialismus nach dem Allgemeinen getriebenen Fahrzeugen in ihre Startposition zu bringen . Kriegsfolgengesetz kein Anknüpfungspunkt für Entschä- Es gibt Projekte, bei denen es darum geht, dass Flug- digungsleistungen? Vielleicht weiß das Herr Lange ge- zeuge nach einem besonderen Anflugverfahren zur Lan- nauer . dung kommen . Ziel ist es, zu verhindern, dass sie immer wieder Gas geben und bremsen müssen . Sie sollen quasi Vizepräsidentin Petra Pau: smooth einsegeln. Diese Art des Landeanflugs verringert, wenn ich es richtig im Kopf habe, den Ausstoß schäd- Zuallererst hat die Ministerin das Wort . licher Gase um 60 Prozent, und natürlich wird dadurch auch die Lärmbelastung verringert . Darauf legen wir, um Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft ehrlich zu sein, unseren Schwerpunkt . Dafür vergeben und Energie: wir auch Gelder aus dem Luftfahrtforschungsprogramm . Dieser Gesichtspunkt ist heute im Kabinett nicht an- Wir wollen auch, dass die Turbinen ertüchtigt wer- gesprochen worden, Herr Abgeordneter . Deswegen wür- den, damit sie erstens leiser und zweitens verbrauchsär- de ich in der Tat den Kollegen Lange bitten, die Beant- mer sind . Das ist das Ziel beim Bau von Flugzeugen: Je wortung der Frage zu übernehmen . leichter ein Flugzeug ist, desto weniger Kerosin wird ver- braucht, desto weniger wird in die Luft geblasen . Deswe- Christian Lange, Parl . Staatssekretär beim Bundes- gen trachten wir auch beim Bau von Flugzeugen danach, minister der Justiz und für Verbraucherschutz: (B) (D) die Flugzeuge leichter zu machen; Stichwort: 3-D-Druck . Kollege Beck, zunächst herzlichen Dank, dass Sie den (Thomas Lutze [DIE LINKE]: Kerosin­ Gesetzentwurf der Bundesregierung so würdigen . Sie steuer?) wissen, Bundesminister Maas war es ein Herzensanlie- gen, hierzu auf jeden Fall in dieser Wahlperiode noch zu – Über die Frage, wie es beim Thema Kerosinsteuer wei- einem Ergebnis zu kommen . tergeht, wird innerhalb der Bundesregierung immer mal wieder diskutiert . Soweit ich das sehe, gibt es da in dieser Zu Ihrer ersten Frage, was mit denjenigen passiert, Legislaturperiode keinerlei Änderungen . die kein Strafurteil bekommen haben, aber deren Exis- tenz trotzdem zerstört worden ist, und dies in vielfacher Hinsicht, worauf Sie zu Recht hingewiesen haben: Sie Vizepräsidentin Petra Pau: wissen, dass wir insbesondere, was ihre soziale Existenz Danke, Frau Ministerin, für die Beantwortung der Fra- und ihre Anerkennung in unserer Gesellschaft anbelangt, gen zu diesem Bereich . ein Verfahren der Kollektiventschädigung vorgesehen Wir kommen jetzt zu den Fragen zu anderen Themen haben . der heutigen Kabinettssitzung . Die erste Frage stellt der (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE Kollege Volker Beck . GRÜNEN]: Das nützt denen aber gar nichts!) Dieses Verfahren der Kollektiventschädigung ist freilich Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): nicht im Gesetz normiert, sondern in anderer Form . Vielen Dank, Frau Präsidentin .– Ich denke, heute ist ein guter Tag, weil das Kabinett etwas sehr Richti- Deshalb darf ich Ihnen darauf wie folgt antworten: ges beschlossen und gezeigt hat, dass Deutschland ein Ergänzend und parallel zum Gesetzentwurf der vorge- souveräner Rechtsstaat ist, so wie Herr Bundespräsident sehenen Individualentschädigung ist diese Kollektivent- Steinmeier vorhin auch gesagt hat, dass Demokratie da- schädigung vorgesehen . Für viele Betroffene steht der von lebt, dass sie eine Fehlerkultur zulässt und die Chan- Wunsch nach einer Kollektiventschädigung im Vorder- ce zur Selbstverbesserung bietet . grund, während eine Individualentschädigung eher nach- rangig betrachtet wird . Das haben wir insbesondere in Sie haben einen Gesetzentwurf zur Rehabilitierung vielen Gesprächen in Erfahrung gebracht, die wir geführt und Entschädigung der Paragraf-175-Opfer verabschie- haben . det . Allerdings ist mir bei den Entschädigungsregelungen aufgefallen, dass da meines Erachtens eine Lücke klafft . (Zuruf von Volker Beck [Köln] [BÜND- Sie entschädigen für das Strafurteil und für die Haftzei- NIS 90/DIE GRÜNEN]) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22449

Parl. Staatssekretär Christian Lange (A) Außerdem haben auch ohne Verurteilung bereits die ben . Darauf habe ich ausdrücklich hingewiesen . Das ist (C) Existenz der Strafvorschrift und die damit verbundene die Antwort auf die Frage . Stigmatisierung, auf die Sie hingewiesen haben, zu einer Einschränkung der Lebensführung geführt . Vizepräsidentin Petra Pau: Die Kollektiventschädigung soll haushaltsrechtlich in Dazu, Kollege Beck, die Nachfrage? Form einer institutionellen Förderung der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld erfolgen . Der Haushaltsgesetzgeber Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): hat im Haushaltsplan für das Haushaltsjahr 2017 vorge- Ja .– Von der Kollektiventschädigung hat das Kol- sehen, dass aus dem Haushalt des Bundesministeriums lektiv etwas, aber naturgemäß eben nicht der individuell der Justiz und für Verbraucherschutz im Jahr 2017 eine Betroffene . Ich glaube, Ihnen ist die Folge für das heuti- institutionelle Förderung der Magnus-Hirschfeld-Stif- ge Leben dieser Menschen nicht klar . Wer damals seine tung in Höhe von 500 000 Euro erfolgt . Es ist beabsich- Karriere verloren hat, wer seinen Beamtenstatus verloren tigt, dass diese institutionelle Förderung auch in den Fol- hat, der hat heute eine geringere Rente, weil er über Jahre gejahren in gleicher Höhe wie in 2017 fortgesetzt wird . hinweg keinen Anschluss an seine bürgerliche Existenz Ziel der Förderung ist es, die Arbeit der Bundesstiftung gefunden hat . Deshalb frage ich Sie noch einmal, ob langfristig zu stärken und auf eine gesicherte Grundlage Sie in den parlamentarischen Beratungen vielleicht der zu stellen . Überlegung nähertreten könnten, womöglich auch durch Die Stiftungszwecke der Bundesstiftung erfassen ge- eine Formulierungshilfe des Hauses, dass man einen rade auch die wissenschaftliche Aufarbeitung der Straf- Härtefonds für die Fälle einführt, in denen das Ermitt- verfolgung nach dem damaligen § 175 Strafgesetzbuch lungsverfahren zwar nicht zu einer Verurteilung geführt sowie die Durchführung von Bildungsprojekten zu die- hat, aber die Existenz vernichtet wurde . Dies gilt auch sem Thema . Die Bundesstiftung führt nicht nur eigene für die Berufs- und Rentenschäden, die nicht zwingend Projekte wie etwa ein Zeitzeugenprojekt durch, „Archiv mit einer strafrechtlichen Verurteilung zusammenhän- der anderen Erinnerungen“ genannt, sondern fördert gen . Diese zwei Tatbestände, die wir sonst im Entschä- auch Projekte Dritter . digungsrecht der Bundesrepublik kennen, sind hier nicht berücksichtigt worden . Sind Sie in der Lage, dem viel- leicht näherzutreten? Oder können Sie begründen, wa-

Vizepräsidentin Petra Pau: rum Sie finden, dass die Leute heute zu Recht geringere Erst einmal eine Nachfrage . – Kollege Petzold, ist das Renten bekommen? auch zu diesem Themenbereich? Sonst würde ich dem Kollegen Beck für die Nachfrage das Wort geben .– Gut, (B) dann machen wir erst mit dem Kollegen Petzold weiter Christian Lange, Parl . Staatssekretär beim Bundes- (D) und schauen, ob die Ministerin oder der Herr Staatssekre- minister der Justiz und für Verbraucherschutz: tär weiterhelfen können . Herr Kollege Beck, im Respekt vor dem Deutschen Bundestag sage ich Ihnen, dass die Bundesregierung heute im Kabinett entschieden hat . Wir leiten diesen Harald Petzold (Havelland) (DIE LINKE): Gesetzentwurf dann im Anschluss dem Bundestag, also Vielen Dank, Frau Präsidentin .– Ich würde gerne Ihnen, zu . Dann obliegt es den Fraktionen, darüber zu noch einmal auf die Frage von Herrn Beck zurückkom- entscheiden, ob unser Gesetzentwurf Ihre Zustimmung men – Sie haben sie ja nicht beantwortet –, inwieweit für findet oder nicht oder ob er ergänzt werden soll. Die Bun- diejenigen, bei denen keine Verurteilung erfolgt ist, de- desregierung beteiligt sich an diesen Gesprächen immer ren Lebenswege aber ebenfalls durch die durchgeführte sehr konstruktiv . Ermittlung zerstört worden sind – diese brachte bereits Nachteile mit sich, zum Beispiel die Kündigung von Ar-

beitsrechtsverhältnissen, die Kündigung der Wohnung, Vizepräsidentin Petra Pau: Einschränkungen in der Lebensqualität insgesamt –, Die Kollegin Haßelmann hat noch eine Nachfrage . Entschädigungen geplant sind . Diese Frage des Kollegen Beck haben Sie nicht beantwortet . Deswegen möchte ich Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): sie gerne noch einmal stellen . Meine Frage hinsichtlich Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Herr Staatssekretär, der Kollektiventschädigung haben Sie ja beantwortet; darf ich noch einmal nachfragen? Das heißt, Sie haben nicht zu meiner Zufriedenheit, aber zumindest haben Sie für all die Personen, die damals mit Ermittlungsverfahren sie beantwortet . zu kämpfen hatten oder gegen die es Ermittlungsverfah- ren gab, die aber eingestellt wurden, nichts vorgesehen, Vizepräsidentin Petra Pau: auch keinen Härtefonds? Bitte, Herr Staatssekretär . Vizepräsidentin Petra Pau: Christian Lange, Parl . Staatssekretär beim Bundes- Bitte, Herr Staatssekretär . minister der Justiz und für Verbraucherschutz: Der Gesetzentwurf knüpft an ein Strafrechtsurteil an; Christian Lange, Parl . Staatssekretär beim Bundes- das ist richtig . Aber wir haben eben auch Kollektivent- minister der Justiz und für Verbraucherschutz: schädigung für die Fälle vorgesehen, in denen wir ein Frau Kollegin, ich habe ausgeführt, dass wir an eine solches Strafrechtsurteil nicht als Anknüpfungspunkt ha- strafrechtliche Verurteilung anknüpfen und dass wir für 22450 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Parl. Staatssekretär Christian Lange (A) alle anderen Fälle, die wir sehr wohl im Blick haben – so Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): (C) hatten wir es sowohl bei den Eckpunkten als auch in un- Meine Frage richtet sich an die Bundesregierung . seren öffentlichen Äußerungen dargestellt –, Wir haben heute unseren Bundespräsidenten Steinmeier gehört . Er hat sehr prominent für die Freilassung des (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- in der Türkei inhaftierten deutsch-türkischen Journalis- NEN]: „Im Blick“ heißt ja rechtlich nichts!) ten ­Deniz Yücel geworben . Wir alle wissen, dass Deniz eine Kollektiventschädigung vorsehen . Yücel inklusive Polizeigewahrsam nun schon seit 35 Ta- gen in Haft ist, ohne konsularische Betreuung . Man hat zwar über die Presse hin und wieder Entrüstung und Ent- Vizepräsidentin Petra Pau: täuschung in Richtung Türkei geäußert . Aber ich frage Gut . Ich denke, diese Debatte werden wir dann in der die Bundesregierung: Was tut die Bundesregierung kon- weiteren parlamentarischen Befassung fortsetzen .– Ich kret, um mindestens die konsularische Betreuung des in beende damit die Befragung zum Themenbereich der der Türkei inhaftierten deutsch-türkischen Journalisten heutigen Kabinettssitzung . Deniz Yücel zu gewährleisten? Wir kommen zu darüber hinausgehenden sonstigen Die zweite Frage ist: Wann wird Herr Maas in die Tür- Fragen wieder an die Ministerin . Dazu hat die Kollegin kei bzw. nach Istanbul fliegen, um Herrn Yücel selbst zu Brugger das Wort . besuchen?

Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft NEN): und Energie: Vielen Dank . – Ich wollte insbesondere mit Blick auf Frau Präsidentin, Staatsminister Roth würde auf die die Presseberichterstattung, dass Rheinmetall eine Be- Frage, welche Bemühungen das Auswärtige Amt unter- teiligung an einer Panzerproduktion in der Türkei plant, nimmt, antworten . Denn selbstverständlich unternimmt fragen, ob das Thema „Rüstungsexporte in die Türkei“ die Bundesregierung Bemühungen, um die konsularische in der Kabinettssitzung Thema war, vor allem auch, weil Betreuung von Herrn Yücel zu ermöglichen . es eine widersprüchliche Berichterstattung darüber gibt, inwiefern die Bundesregierung in diesem Prozess eine Vizepräsidentin Petra Pau: Rolle gespielt hat oder nicht . Dann hat der Herr Staatsminister Roth das Wort .

Vizepräsidentin Petra Pau: (B) Michael Roth, Staatsminister im Auswärtigen Amt: (D) Bitte, Frau Ministerin . Vielen Dank, Frau Präsidentin .– Lieber Herr Kollege, die Forderung des Bundespräsidenten ist auch die Forde- Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft rung der gesamten Bundesregierung . Wir sind nach wie und Energie: vor mit der türkischen Regierung und mit den türkischen Verantwortlichen im Gespräch . Wir sind aber irritiert da- Frau Kollegin, das Thema Rüstungsexporte hat heute rüber, dass die türkische Regierung bislang offenkundig keine Rolle in der Kabinettssitzung gespielt . nicht bereit ist, ihre konkreten Zusagen einzuhalten . Der türkische Premierminister hat gegenüber der Bundes- Vizepräsidentin Petra Pau: kanzlerin und der türkische Außenminister gegenüber Zu einer weiteren Frage hat der Kollege Mutlu das Außenminister deutlich gemacht, dass es Wort . für Herrn Yücel, der ja sowohl über die türkische als auch über die deutsche Staatsbürgerschaft verfügt, eine konsu- larische Betreuung gibt . Diese konsularische Betreuung Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ist derzeit zu unserem großen Bedauern noch nicht mög- Ich habe keine Frage zur Kabinettssitzung, Frau Prä- lich . Ich kann mir nicht vorstellen, dass man am Wort des sidentin . Premierministers oder auch am Wort des Außenministers derartige Zweifel hegen sollte . Vizepräsidentin Petra Pau: (Özcan Mutlu [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Ich hatte auch schon den dritten Teil der Regierungs- NEN]: Und Teil zwei der Frage?) befragung aufgerufen . Vizepräsidentin Petra Pau: Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Ich bitte erst einmal alle, auf die Zeit zu achten . Wir Genau . Ich wollte das nur sicherstellen, damit ich nicht haben verabredet: eine Minute Frage, eine Minute Ant- dieselbe Antwort wie Frau Kollegin Brugger bekomme . wort . Wenn Herr Roth sagt, dass er noch nicht fertig war, dann lasse ich das natürlich noch zu .

Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft (Michael Roth, Staatsminister: Nein, ich bin und Energie: fertig!) Wieso? Sie hat danach gefragt . – Sie waren fertig . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22451

Vizepräsidentin Petra Pau (A) Dann mache ich jetzt darauf aufmerksam, dass es onageangriffe, die anderen Stellen der Bundesregierung (C) noch fünf Wortmeldungen gibt . Ich bin, obwohl wir die in Ihrem Verantwortungsbereich bereits seit Wochen vor- Zeit schon ausgeschöpft haben, bereit, noch alle fünf lagen? sonstigen Fragen an die Bundesregierung aufzurufen . Ich Sollten Sie das nicht unmittelbar beantworten können, bitte alle Fragesteller und natürlich auch die Antworten- was ja immer mal vorkommen kann, dann bin ich auch den von der Regierungsbank, zu versuchen, sich an die mit einer ausführlichen schriftlichen Nachbeantwortung verabredete Frage- und Antwortzeit zu halten, sodass wir zufrieden . den vorhandenen Fragebedarf noch abdecken können .

Das Wort hat der Kollege Kekeritz . Vizepräsidentin Petra Pau: Ich sehe, Staatssekretär Schröder ist bereit, hier zu Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): antworten . Danke schön .– Nach Auskunft von Stephen O‘Brien rollen wir gerade auf die größte humanitäre Katastrophe Dr. Ole Schröder, Parl . Staatssekretär beim Bundes- seit 1945 zu . Im Jemen sind 17 Millionen Menschen vom minister des Innern: Hunger bedroht . Ursache dafür ist, dass dieses Land auch Vielen Dank für Ihre Frage .– Ich glaube, es ist vor über das Meer völlig abgeriegelt wird . Diese Abriege- allem notwendig, dass Sie mir die Frage einmal schrift- lung erfolgt auch von Saudi-Arabien . lich geben, damit ich sie überhaupt verstehe und sehe, wo Wir konnten letzte Woche in der Süddeutschen Zei- ein möglicher Widerspruch vorhanden ist, den Sie hier ja tung lesen, dass der Bundessicherheitsrat oder das Wirt- konstruieren . Von daher schlage ich vor, dass wir das auf schaftsministerium – da bin ich mir nicht mehr ganz dem schriftlichen Wege machen . sicher; ich nehme an, das Wirtschaftsministerium – die (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Auslieferung von zwei Fregatten an Saudi-Arabien ge- NEN]: Eigentlich geht das so nicht! – Volker nehmigt hat . Die Begründung lautete wieder: Das sind ja Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: keine neuen Genehmigungen; das sind alte Genehmigun- Ich kann es erläutern!) gen . Da musste man so handeln .– Heute Morgen habe ich im Deutschlandfunk gehört, dass Waffenlieferungen an die Türkei gestoppt worden sind . Auch hier hat es sich Vizepräsidentin Petra Pau: um alte Genehmigungen gehandelt . Wieso kann die Bun- Erläutern können wir diese Frage jetzt nicht mehr, desregierung Fregattenlieferungen an Saudi-Arabien, die Kollege Beck . Wir werden schauen, inwieweit die Fra- sicherlich auch zur hermetischen Abriegelung des Jemen ge übermittelbar ist oder ob sie noch einmal in anderer (B) dienen, nicht zurückhalten? Form gestellt werden muss .– Die nächste Frage stellt die (D) Kollegin Keul . Vizepräsidentin Petra Pau: (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frau Ministerin, Sie haben das Wort . Katja Keul Vielen Dank . – Ich würde die Wirtschaftsministe- rin gerne noch einmal zu den Rüstungsexporten in die Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft Türkei befragen .– Wir haben uns sehr gefreut, heute zu und Energie: lesen, dass die Bundesregierung jetzt auch Genehmigun- Die Bundesregierung hat eine Genehmigungsent- gen nicht erteilt . Allerdings hat Rheinmetall gleichzeitig scheidung zu Altverpflichtungen getroffen, die schon verkündet, dass die Bundesregierung nichts damit zu tun länger bestehen – Sie haben es ja selber referiert; es war habe, wenn Rheinmetall ein türkisches Partnerunterneh- ein Paket von mehreren Booten, von denen jetzt zwei Pa- men dabei unterstützt, dort eine eigene Panzerproduktion trouillenboote zur Auslieferung anstanden . aufzubauen . Die Frage, was wir im Verhältnis zur Türkei machen, Man fragt sich natürlich, wie das sein kann . Wird die wird die Bundesregierung jetzt gesondert beraten . Bundesregierung mit der Firma Rheinmetall darüber sprechen, und ist es richtig, dass dort keine Genehmigung Vizepräsidentin Petra Pau: erforderlich ist, obwohl das Know-how und die Techno- Die nächste Frage stellt der Kollege Volker Beck . logie von Rheinmetall zur Produktion von Panzern in die Türkei transferiert werden? Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Vizepräsidentin Petra Pau: Vielen Dank, Frau Präsidentin .– Das Bundesministe- rium des Innern hat für die Bundesregierung am Freitag Bitte, Frau Ministerin . die Antwort auf eine Kleine Anfrage meiner Fraktion zum Thema „DITIB, Diyanet, Spionageaffäre“, Druck- Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft sache 18/11356, übermittelt . Vor dem Hintergrund der und Energie: Kenntnis aller Teile der Antwort, insbesondere der Ant- Frau Kollegin Keul, die Bundesregierung kommt worten zu Frage 4, frage ich die Bundesregierung: Wa- den strengen gesetzlichen Vorschriften im Bereich der rum hatte die Spionageabwehr des Bundesamtes für Rüstungskontrolle nach . Deswegen wird jeder einzelne Verfassungsschutz Mitte Dezember nicht die konkreten Export geprüft und über jeden einzelnen entschieden . In Erkenntnisse über die von der Diyanet angeordneten Spi- diesem Zusammenhang werden wir auch über die Ex- 22452 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Bundesministerin Brigitte Zypries (A) porte entscheiden, die in die NATO-Staaten gehen, weil Wir haben keinen Anspruch darauf, ihn konsularisch zu (C) auch sie genehmigt werden müssen; das ist völlig klar . betreuen . Das sind die Gefahren, die mit der doppelten Die Bundesregierung wird in diesem Zusammenhang Staatsbürgerschaft zusammenhängen . auch über die NATO-Staaten reden . (Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Vielen Zur Frage, wie es mit dem Unternehmen, das von Dank!) Rheinmetall und anderen gegründet wurde, und dem, was dort gebaut werden soll, aussieht: Das ist zunächst Vizepräsidentin Petra Pau: einmal nicht Teil der Genehmigungspraxis . Wir werden Jetzt hat die Kollegin Brugger das Wort zu einer Fra- uns aber selbstverständlich damit befassen . ge .

Vizepräsidentin Petra Pau: Agnieszka Brugger (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN): Die nächste Frage stellt der Kollege Willsch . Vielen Dank, Frau Ministerin .– Noch einmal eine Frage mit Blick auf die geplante Panzerproduktion durch Klaus-Peter Willsch (CDU/CSU): Rheinmetall in der Türkei . Der Chef von Rheinmetall hat gesagt, er sei in engen strategischen Gesprächen mit Ich will noch einmal das Thema Yücel aufgreifen .– der Bundesregierung über dieses Vorhaben gewesen . Die Er ist bei mir in der Nähe – Flörsheim ist 30 Kilometer Bundesregierung selbst hat erklärt, über presseöffentliche entfernt – zur Welt gekommen und zur Schule gegangen . Informationen hinaus habe sie dazu keine Erkenntnisse . Dieser Fall zeigt ja die Schwierigkeiten und Probleme, die bei einer doppelten Staatsbürgerschaft zu gewärtigen Gab es mit Blick auf die Beteiligung an der Panzer- sind . produktion in der Türkei im Vorfeld durch die Bundes- regierung eine Art Zustimmung, irgendeine Form von Ich fordere bei jeder Gelegenheit, dass Herr Erdogan Austausch, irgendwelche Genehmigungen? Falls nicht: aufhören soll, Journalisten einzusperren, und Deniz Sehen Sie dort nicht eine große Gesetzeslücke, wenn Yücel freigeben soll . Er hält mir aber natürlich entgegen: deutsche Unternehmen so die deutschen Rüstungsexport­ Das ist mein Türke; mit dem gehe ich um, wie ich es für regeln umgehen? richtig halte .

Macht das Auswärtige Amt oder das BMI diesen Fall Vizepräsidentin Petra Pau: zum Thema, um Menschen, die denken, sie könnten sich Bitte, Frau Ministerin . (B) aus beiden Staatsbürgerschaften das Beste herausziehen, (D) hier darauf hinzuweisen, welche Gefahren damit ver- Brigitte Zypries, Bundesministerin für Wirtschaft bunden sind? Es geht nicht nur darum, dem Wehrdienst und Energie: zu entkommen. Das war häufig ein Thema, wenn die Frau Abgeordnete, es ist, wie ich Ihnen schon sag- Menschen erklärt haben: Wir möchten auch die deutsche te: Die Bundesregierung wird sich mit dieser Thematik Staatsbürgerschaft haben . – Jetzt zeigt sich, dass das befassen . Dann werden wir Ihnen dazu gerne Auskunft Ganze ein bisschen schwieriger und gravierender ist . geben . (Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Mein Gott! Bruce Willis! – Britta Haßelmann Vizepräsidentin Petra Pau: [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Jeder bla- Die letzte Frage in diesem Teil unserer Tagesordnung miert sich, so gut er kann!) stellt die Kollegin Haßelmann .

Britta Haßelmann (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Vizepräsidentin Petra Pau: Vielen Dank, Frau Präsidentin, dass Sie die Frage Herr Schröder . zugelassen haben .– Über die Auskunftsfreudigkeit des Kollegen Schröder kann man ja nur staunen . Der Kollege Willsch stellte hier im Hinblick auf Doppelstaatlerinnen Dr. Ole Schröder, Parl . Staatssekretär beim Bundes- minister des Innern: und Doppelstaatler in unserem Land, von denen es sehr viele gibt, eine Frage voller Unterstellungen . Zunächst einmal geht es darum, alles dafür zu tun, dass Herr Yücel freikommt; das ist selbstverständlich . (Klaus-Peter Willsch [CDU/CSU]: Was habe Das Auswärtige Amt setzt alles dafür in Bewegung, um ich denn unterstellt?) eine konsularische Betreuung zu organisieren . Und der Kollege Schröder nutzte die Antwort der Bun- desregierung als Gelegenheit dazu, zu erklären: Es gibt Aber selbstverständlich zeigt dieser Fall auch die Pro- erhebliche Probleme mit den doppelten Staatsbürger- bleme einer doppelten Staatsbürgerschaft . Herr Yücel schaften .– Meine Damen und Herren von der Bundes- wird jetzt in der Türkei wie ein Türke behandelt . regierung, ich möchte jetzt einmal wissen, ob das die Auffassung der Bundesregierung ist . (Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Hat sich jetzt die Auffassung in der Ich weiß nicht, wen ich dazu befragen kann und ob da- Bundesregierung geändert?) für das Bundeskanzleramt zuständig ist . Es könnte zum Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22453

Britta Haßelmann (A) Beispiel die Migrationsbeauftragte, Frau Özoğuz, oder NIS 90/DIE GRÜNEN] gewandt: Wenn hier (C) wieder Herr Schröder antworten, der sich dann wieder ein Oberseminarist sitzt, dann sind Sie es, ganz auskunftswillig zeigen und erklären wird, dass das Herr Beck!) alles nicht so gewesen ist . Wir alle haben es gerade ge- hört . – Kollegen, können wir weitermachen? Ich rufe den Tagesordnungspunkt 2 auf: ( [CDU/CSU]: Was haben wir gehört? Jeder hört das, was er will!) Fragestunde Drucksache 18/11554 Dr. Ole Schröder, Parl . Staatssekretär beim Bundes- minister des Innern: Ich rufe die mündlichen Fragen in der üblichen Rei- Frau Kollegin, das Bundesinnenministerium ist für das henfolge auf . Staatsangehörigkeitsrecht zuständig . Von daher möchte Wir beginnen mit dem Geschäftsbereich des Bundes- ich gerne auf Ihre Frage eingehen . Es ist keine politische ministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reak- Meinung, die ich geäußert habe . Das sind rechtliche Tat- torsicherheit . Zur Beantwortung steht die Parlamenta- sachen . rische Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter zur Verfügung, und – Entschuldigung, Frau Ministerin – ich Der Kollege Willsch hat gefragt, welche Auswirkun- hole das noch nach: Herzlichen Dank für die Auskünfte . gen die doppelte Staatsbürgerschaft für den Fall hat, dass Durch das etwas turbulente Ende des ersten Tagesord- ein Mensch die deutsche und die türkische Staatsbürger- nungspunktes hatte ich es versäumt, diesen Dank auszu- schaft hat und beispielsweise in der Türkei strafrechtlich sprechen . verfolgt wird . Es ist so, dass Herr Yücel dadurch, dass er beide Staatsbürgerschaften hat, in der Türkei als Türke Wir beginnen mit der Frage 1 der Kollegin Sylvia behandelt wird . Wenn ein Deutscher auch die türkische Kotting-Uhl: Staatsbürgerschaft hätte, würden wir in Deutschland das Besteht aus fachlicher Sicht des Bundesministeriums für übrigens ganz genauso machen . Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) die Notwendigkeit, die hierzulande angefallenen und lagernden Darin liegt das Problem der doppelten Staatsbürger- grafithaltigen abgebrannten Brennelementkugeln zur Konditi- schaft im Fall Yücel: Die konsularische Betreuung von onierung ins Ausland zu exportieren, um sie in einem hiesigen Herrn Yücel wäre selbstverständlich unproblematisch tiefengeologischen Endlager endlagern zu können oder nicht möglich, wenn er nur die deutsche Staatsbürgerschaft (bitte mit ausführlicher Begründung), und kann das BMUB bestätigen, dass es bei Exportgenehmigungen für hochradio­ hätte . Die Türkei kann mit vollem Recht sagen: Dieser aktive Abfälle weiterhin für die Prüfung des atomrechtlichen (B) Mensch ist türkischer Staatsbürger . Wir behandeln ihn Erfordernisses der schadlosen Verwertung und die Fachauf- (D) als Türken . Die deutsche Regierung hat über die Bot- sicht zuständig ist (bitte ausführlich darlegen; vergleiche Pres- schaft kein Recht, Herrn Yücel konsularisch zu betreuen, semitteilung Nr .190/10 des Bundesministeriums für Umwelt, weil er türkischer Staatsbürger ist . Naturschutz und Reaktorsicherheit vom 6 . Dezember 2010)? (Zuruf der Abg . Sylvia Kotting-Uhl [BÜND- Bitte, Frau Staatssekretärin, Sie haben das Wort . NIS 90/DIE GRÜNEN]) Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei Das ist keine politische Auffassung, sondern das ist der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und rechtliche Realität . Reaktorsicherheit: (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE Danke, Frau Präsidentin .– Liebe Frau Kollegin GRÜNEN]: Das ist außenpolitisch unver- Kotting-Uhl, die Erteilung von Ausfuhrgenehmigungen antwortlich! – Manfred Grund [CDU/CSU], für bestrahlte Forschungsreaktorbrennelemente bleibt an BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN gewandt: infolge der derzeit im parlamentarischen Verfahren be- Das ist Quatsch! Das passt in euer Bild nicht findlichen Ausfuhrregelungen im Entwurf des Gesetzes rein! Das ist die Wirklichkeit! – Gegenruf der zur Fortentwicklung des Standortauswahlgesetzes und Abg . Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE anderer Gesetze dann zulässig, wenn erst durch die Be- GRÜNEN]: Nein, der Mann hat die deut- handlung im Ausland die Herstellung von endlagerfähi- sche Staatsbürgerschaft! – Gegenruf des Abg . gen Abfallgebinden ermöglicht wird, die in Deutschland Manfred Grund [CDU/CSU]: Ja, und? Das eingelagert werden sollen . wird nicht anerkannt!) Das BMUB hat keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass dies für die Endlagerung hierzulande angefallener und Vizepräsidentin Petra Pau: lagernder grafithaltiger abgebrannter Brennelementeku- Auch diese Debatte wird uns erhalten bleiben . Aber geln erforderlich ist . Das BAFA unterliegt bei der Aus- ich beende jetzt die Befragung und bitte die Kollegen fuhr von Kernbrennstoffen der Fachaufsicht des Bun- sowohl der Unionsfraktion als auch der Fraktion Bünd- desumweltministeriums und ist daher an die fachlichen nis 90/Die Grünen wieder um Aufmerksamkeit . Weisungen des Bundesumweltministeriums gebunden . Im Rahmen des Genehmigungsverfahrens zur Ausfuhr (Zuruf des Abg . Volker Beck [Köln] [BÜND- prüft das BAFA auch die sichere Behandlung der radio­ NIS 90/DIE GRÜNEN] – Manfred Grund aktiven Abfälle und bestrahlten Brennelemente im Aus- [CDU/CSU], an Volker Beck [Köln] [BÜND- land . 22454 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Parl. Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (A) Vizepräsidentin Petra Pau: Welche Atomkraftwerke und sonstigen Atomanlagen in (C) Deutschland waren am 10 .März 2017 von dem „Renega- Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage . de“-Vorfall nach dem Abbruch des Funkkontakts zu einer Passagiermaschine der Air India betroffen (siehe zum Beispiel www presseportal. .de/pm/7899/3586471), und welche Schutz- Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): bzw . Sicherungsmaßnahmen sind dort jeweils ergriffen wor- Vielen Dank, Frau Staatssekretärin . Das ist ja eine der den? Ausnahmen, die jetzt im Standortauswahlgesetz festge- schrieben wird: zur Konditionierung ins Ausland trans- Bitte, Frau Staatssekretärin . portieren, aber dann zur Endlagerung zurückholen . Mei- ne erste Nachfrage: Ab wann kann aus Sicht des BMUB Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei für einen solchen Transport eine Exportgenehmigung der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und frühestens erteilt werden, und vor allem: Kann ein dies- Reaktorsicherheit: bezüglicher Exportantrag zwecks Konditionierung posi- tiv beschieden werden, bevor das Endlager auf Basis des Lieber Kollege Zdebel, Grundlage der Maßnahmen in Verfahrens mit all seinen Kriterien usw . ausgewählt ist? den Atomkraftwerken bei einem „Renegade“-Vorfall ist der „Renegade“-Rahmenplan KKW, und dieser Rahmen- plan gilt ausschließlich für die Atomkraftwerke und legt Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei die Einzelheiten der Warnung und Alarmierung fest . der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Am 10 . März dieses Jahres wurden auf der Basis des Frau Kotting-Uhl, Ausfuhrgenehmigungen zur Her- „Renegade“-Rahmenplans KKW mit einem sogenannten stellung endlagerfähiger Gebinde können erst dann er- Voralarm alle Atomkraftwerke, die über nukleares Inven- teilt werden, wenn die Endlagerungsbedingungen des tar verfügen, über den „Renegade“-Vorfall informiert . neuen Endlagers feststehen . Das ist erst mit Abschluss des Standortauswahlverfahrens der Fall . Insofern ist es Ein Voralarm ist die schnellstmögliche Information dann eigentlich auch klar, dass es vorher keine Genehmi- zur Einleitung vorsorgender Maßnahmen in den Anla- gung gibt, weil die Bedingungen ja nicht klar sind . gen . Zu diesen betreiberseitigen Maßnahmen, die nach einem Voralarm in der Anlage veranlasst werden, gehört unter anderem die Teilräumung der Gebäude . Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Gut, danke . Also nach Zielvorgabe frühestens 2031, Die Maßnahmen bei Eingang eines Voralarms sind in wobei Sie ja wissen: Da gibt es unterschiedliche Auffas- den Betriebsvorschriften der jeweiligen Anlage festge- sungen . Das wird wahrscheinlich eher später sein . legt und werden in der Verantwortung der Anlage und (B) unter Berücksichtigung der jeweiligen Situation vor Ort (D) Ich habe noch eine zweite Frage . In meiner Frage habe veranlasst . ich auf eine BMU-Pressemitteilung vom 6 . Dezember 2010 Bezug genommen . Dies betraf den Rossendorfer Atommüll, der damals in das russische Majak verbracht Vizepräsidentin Petra Pau: werden sollte, was dann vom damaligen Bundesumwelt- Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage . ministerium gestoppt wurde . Gab es für diesen Rossen- dorfer Atommüll nach dem 6 .Dezember 2010 noch an- dere Exportanträge? Und falls ja, wann und mit welchem Hubertus Zdebel (DIE LINKE): Bestimmungsziel? Und wie ging das Bundesumweltmi- Danke für die Antwort, Frau Staatssekretärin .– Ich nisterium damit um? habe eine konkrete Nachfrage . Sie sprachen gerade da- von, dass in dem Fall nur die Atomkraftwerke betrof- Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei fen seien . Wie sieht das mit anderen Atomanlagen in der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Deutschland, zum Beispiel der Urananreicherungsanlage Reaktorsicherheit: in Gronau oder der Brennelementefabrik in Lingen, aus? Nein, Es gab keine anderen Anträge auf Ausfuhr die- ser Brennelemente . Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Reaktorsicherheit: Danke schön . Die Atomkraftwerke sind die nuklearen Anlagen in Deutschland mit dem höchsten Gefahrenpotenzial bei Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei einem gezielten Flugzeugabsturz . Bei einer rechtzeitigen der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Warnung und Alarmierung können umfangreiche vorsor- Reaktorsicherheit: gende Maßnahmen zur Minderung eines Schadens einge- Bitte . leitet werden . Es ist also so, dass das höchste Gefahren- potenzial im Fokus steht .

Vizepräsidentin Petra Pau: Wir kommen damit zur Frage 2 des Kollegen Hubertus Vizepräsidentin Petra Pau: Zdebel: Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22455

(A) Hubertus Zdebel (DIE LINKE): Vizepräsidentin Petra Pau: (C) Danke, Frau Präsidentin .– Frau Staatssekretärin, Die nächste Nachfrage stellt der Kollege Meiwald . wenn vom „Renegade“-Vorfall die Rede ist, ist für viele Menschen gar nicht nachvollziehbar, was das eigentlich Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): ist . Der WDR hat dafür einen, glaube ich, ziemlich grif- Vielen Dank .– Frau Staatssekretärin, durch diesen figen Begriff geprägt: Luftterroralarm. Auf gut Deutsch Fall ist offensichtlich geworden, dass die Anlagen an sich gesagt geht es um die Gefahr eines sogenannten Nukle- einem solchen Terroranschlag nicht unbedingt gewach- arterrorismus . sen wären . Welche Konsequenzen zieht die Bundesregie- Nach meinen Informationen – das können Sie viel- rung jetzt daraus, was den Schutz der Zivilbevölkerung leicht bestätigen – hat es in den letzten Jahren sechs in der Umgebung angeht? Das Evakuieren der Mitarbei- solcher „Renegade“-Vorfälle gegeben . Bei welchen die- ter schützt vielleicht kurz den einzelnen Mitarbeiter für ser Vorfälle wurden ähnliche Maßnahmen wie jetzt am den Fall, dass etwas passiert, aber die Bevölkerung in der 10 . März ergriffen? Umgebung hat dadurch keinerlei zusätzlichen Schutz er- fahren . Gibt es Konsequenzen, die die Bundesregierung jetzt aus diesem Fall zieht? Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei Reaktorsicherheit: der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und In den vergangenen fünf Jahren gab es acht Voralarme Reaktorsicherheit: für die Atomkraftwerke . Mit einem Voralarm auf Basis Die Bundesregierung hat sich nicht nur mit dem des „Renegade“-Rahmenplanes KKW werden die Atom- Schutz der Mitarbeiter in den KKWs beschäftigt, son- kraftwerke sowie die Lagezentren von Bund und Ländern dern sie beschäftigt sich auch sehr intensiv mit dem informiert; sie treffen dann in eigener Verantwortung die Schutz der Bevölkerung und der Sicherheit der Anlagen . entsprechenden Maßnahmen . Insofern verweise ich auch darauf, dass die Aufsicht für die Sicherheit und die Sicherung der Atomkraftwerke bei Eine sofortige Information der Öffentlichkeit über die den Ländern liegt . vorsorglich getroffenen Maßnahmen ist nicht vorgese- hen . Vizepräsidentin Petra Pau: Ich will es noch einmal für diejenigen verdeutlichen, Die Fragen 3 und 4 des Kollegen Oliver Krischer sol- die noch nichts mit dem Begriff „Renegade“ anfangen len schriftlich beantwortet werden . (B) können: Es ging darum, dass der Funkkontakt zu einer (D) Passagiermaschine, einer Boing 787, verloren gegangen Ich rufe die Frage 5 des Kollegen Matthias Gastel auf: ist . Wird die Bundesregierung die Einführung einer blau- en Plakette nun unterstützen, nachdem die EU-Kommission ausdrückliche Unterstützung bekundet hat (vergleiche Stutt- Vizepräsidentin Petra Pau: garter Zeitung vom 13 . März 2017: „EU-Kommission ist für die Blaue Plakette“), und falls nein, welche kurzfristig um- Es gibt noch zwei weitere Nachfragen . Die erste stellt setzbaren Maßnahmen zur Einhaltung der Grenzwerte für die Kollegin Kotting-Uhl . die gesundheitsgefährdenden Luftschadstoffe Stickoxid und Feinstaub schlägt die Bundesregierung vor? Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei Frau Staatssekretärin, ein Punkt ist die Frage der der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Informationspolitik . Denn man könnte zumindest im Reaktorsicherheit: Nachhinein über solche Vorfälle informieren . Mir ist völ- lig klar, dass man Sorge hat, Panik zu wecken . Aber da Sehr geehrter Herr Kollege Gastel, die Diskussion muss, glaube ich, die Bundesregierung eine Gratwande- innerhalb der Bundesregierung über den Fortgang des rung hinbekommen . Vertragsverletzungsverfahrens aufgrund der Überschrei- tungen der Luftqualitätsgrenzwerte für Stickstoffdioxid Ich will aber auf den Hintergrund des Ganzen zurück- dauert noch an . kommen . Die europaweite Terrorgefahrenanalyse für Zum zweiten Teil Ihrer Frage möchte ich einleitend AKWs nach Fukushima war nicht mehr als ein schlech- darauf hinweisen, dass die Feinstaubgrenzwerte im ter Scherz . Plant die Bundesregierung, eine Initiative zu letzten Jahr deutschlandweit mit nur einer Ausnahme – ergreifen, um tatsächlich eine ernsthafte Terrorstresstest­ das war Stuttgart – eingehalten wurden . Was macht der analyse vornehmen zu lassen? Bund? Der Bund unterstützt flankierend auf verschiedene Weise eine umweltfreundliche Mobilität, zum Beispiel in Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei Form der Förderung der Elektromobilität und des ÖPNV . der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Das kommt auch der NO2-Reduzierung in den Städten Reaktorsicherheit: zugute . Das Thema Sicherheit insbesondere in Bezug auf das Gefahrenpotenzial ist immer wieder Thema in den jewei- Vizepräsidentin Petra Pau: ligen Gremien . Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage . 22456 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei (C) der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Es ist eine alles ande- Reaktorsicherheit: re als zufriedenstellende Antwort, dass die Bundesregie- rung hier noch immer keine einheitliche Linie gefunden Lieber Herr Kollege Gastel, die Europäische Kom- hat; denn die Grenzwerte, die bei der Luftqualität über- mission führt in der mit Gründen versehenen Stellung- schritten werden, sind seit dem Jahr 1999 unverändert . nahme – dem Subsidiaritätsgrundsatz folgend – aus, dass die Wahl der Maßnahmen zur Einhaltung der Stick- Das heißt, wir haben seit vielen Jahren einen erkennbaren stoffdioxidgrenzwerte im Ermessen der Mitgliedstaa- und immer dringlicher werdenden Handlungsbedarf zu ten liegt . Die Kommission schreibt die Einführung der verzeichnen . Wir reden in erster Linie über die Stickoxi- blauen Plakette aber nicht verbindlich vor . Die Euro- de, Frau Staatssekretärin, und nicht über die Feinstaub- päische Kommission ist in Bezug auf Deutschland der belastungen; denn Letztere stellen nur an wenigen Orten Auffassung, dass sich bislang die unter Rückgriff auf die ein Problem dar . Aber an sehr vielen Orten – von Mün- 35 .BImSchV eingerichteten sogenannten Umweltzonen chen bis hoch nach Kiel – gibt es ein großes Problem mit als nicht ausreichend erwiesen haben, um den Zeitraum den Stickoxidbelastungen . Man fragt sich, ob die Bun- der Nichteinhaltung der Stickstoffdioxidgrenzwerte so desregierung die Wirkung der blauen Plakette leugnet kurz wie möglich zu halten . Deshalb begrüßt sie die bzw . abstreitet oder ob sie den Handlungsbedarf schlicht Diskussion in Deutschland über die Fortentwicklung der und ergreifend nicht sieht . 35. BImSchV. Genau in der Diskussion darüber befinden wir uns momentan . Meine Frage an Sie lautet: Nachdem Herr Dobrindt auf eine schriftliche Frage geantwortet hat, die Länder Vizepräsidentin Petra Pau: und die Behörden der Länder könnten auf der Grundla- ge des Bundes-Immissionsschutzgesetzes selber handeln Zu einer Nachfrage hat der Kollege Meiwald das Wort . und die Dieselfahrzeuge aussperren – er hat dabei die Eu- ronorm-6-Dieselfahrzeuge einbezogen –, stellt sich die Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frage, ob es wirklich im Sinn der Bundesregierung ist, Vielen Dank, Frau Präsidentin .– Ich habe noch eine dass die Behörden der Länder jeweils eigene Regelungen Nachfrage dazu . Sie sprachen die alternativen Maßnah- erlassen, die festlegen, wer mit welchem Auto wo fah- men an, die die Bundesregierung zum Beispiel in Form ren darf, mit der Folge eines Flickenteppichs innerhalb von Förderprogrammen ergreift . Wenn man sich den Deutschlands . Liegt das im Interesse der Bundesregie- Bundesverkehrswegeplan vor Augen führt, fragt man rung? (B) sich, ob diese nicht sogar kontraproduktiv sind . Aber da- (D) rum geht es jetzt nicht . Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei Meine Frage lautet: Wie schätzen Sie ein, innerhalb der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und welchen Zeitraums die von Ihnen angesprochenen Maß- Reaktorsicherheit: nahmen dazu führen werden, dass zukünftig die Grenz- werte der EU-Kommission an allen Messpunkten einge- Sehr geehrter Herr Kollege Gastel, ich kann jetzt nicht halten werden? für Herrn Minister Dobrindt oder das BMVI sprechen . Wie ich bereits gesagt habe, befinden sich mehrere Vor- Wenn Sie selber sagen würden, dass die Maßnahmen schläge in der Diskussion . Auch Baden-Württemberg nicht ausreichen, damit die Grenzwerte zeitnah eingehal- hat eine entsprechende Initiative im Bundesrat gestartet . ten werden, machen Sie sich dann als Bundesregierung Aber dafür gibt es noch keine Mehrheit . Wir sind natür- den Vorschlag Baden-Württembergs, eine blaue Plakette lich bemüht, hier eine Lösung zu finden, und sind uns einzuführen, auch wenn der bisher noch keine Mehrheit dieser Problematik bewusst . im Bundesrat hat, zu eigen?

Parl . Staatssekretärin bei Rita Schwarzelühr-Sutter, Vizepräsidentin Petra Pau: der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage . Reaktorsicherheit: Ich knüpfe am Ende an, Herr Kollege Meiwald . Wir werden schauen, bis wann Baden-Württemberg eine Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mehrheit für den Vorschlag gefunden hat . Sehr lange haben Sie nicht mehr Gelegenheit, sich um eine Lösung zu bemühen; denn die EU-Kommission hat (Peter Meiwald [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- zum wiederholten Mal ein Mahnschreiben nach Berlin NEN]: Und der erste Teil der Frage?) geschickt und hat Ihnen die Frist gesetzt, bis Mitte April – Wir sind, wie gesagt, in der Diskussion über mehrere darauf zu reagieren . Wenn Sie sich innerhalb der Bun- Maßnahmen, die es geben kann . Das betrifft einmal die desregierung gar nicht einig sind, was Sie von der blauen blaue Plakette bzw . die Umweltplakettenverordnung, wie Plakette, die die EU-Kommission empfiehlt, halten: Was auch immer sie aussieht . Es gibt ferner die Differenzie- werden Sie denn dann der EU-Kommission bis Mitte rung zwischen geraden und ungeraden Kennzeichen, und April antworten? es gibt als dritte Möglichkeit die Differenzierung zwi- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22457

Parl. Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter (A) schen Dieselfahrzeugen und Benzinern. Darüber befin- zuständigen Bundesamts für Verbraucherschutz und Le- (C) den wir uns in der Diskussion . bensmittelsicherheit zu den Feststellungsanträgen liegt noch nicht vor . (Peter Meiwald [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN]: Ich möchte noch mal präzisieren!) Vizepräsidentin Petra Pau: Vizepräsidentin Petra Pau: Sie haben das Wort zur zweiten Nachfrage . Sie können jetzt leider keine Nachfrage mehr stellen . Wir kommen zur Frage 7 des Kollegen Harald Ebner: Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Wie ist der Wortlaut der Verständigung innerhalb der Bun- Danke schön .– Ich übersetze für die Menschen drau- desregierung zu neuer Gentechnik, die das BMUB am 16 . Fe- ßen: NZT soll „neue Züchtungstechnologien“ heißen, bruar 2017 in einem Tweet erwähnt hat (vergleiche https:// was sie aber nicht sind, weil da nichts gezüchtet wird . Es twitter .com/bmub/status/832234772302819329)? geht vielmehr um Gentechnik, es ist neue Gentechnik . Wir haben heute Morgen im Ausschuss etwas Interessan- Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei tes gehört . Wir wurden auf eine Veranstaltung des Bun- der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und desministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Reaktorsicherheit: neuen Gentechnik Ende April aufmerksam gemacht . Es Lieber Herr Kollege Ebner, der Tweet vom 16 .Febru - hieß, es sei eine Dialogveranstaltung . Ich wollte fragen, ar bezieht sich auf die Begründung, Teil A I ,. erster Ab- ob das BMUB in diesen Dialog eingebunden ist – es wäre satz, im Entwurf des Vierten Gesetzes zur Änderung des ja spannend, wenn die Ressorts auch miteinander spre- Gentechnikgesetzes, der vom Kabinett am 2 . November chen –, wenn ja, in welcher Form, und, wenn nein, wie beschlossen wurde . Der Wortlaut lautet: das BMUB sicherstellt, dass die in dem besagten Tweet genannte Verständigung, wonach neue Gentechnik unter Die Bundesregierung geht davon aus, dass auch Gentechnikrecht bewertet wird, so bestehen bleibt und bei der Freisetzung und dem Inverkehrbringen von der Wahrheit entspricht . Organismen, die mittels neuer Züchtungstechni- ken wie CRISPR/Cas9 erzeugt worden sind, un- ter Zugrundelegung des Vorsorgeprinzips und des Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei Innovationsprinzips ein hohes Maß an Sicherheit der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und gewährleistet wird . Vorbehaltlich einer anderwei- Reaktorsicherheit: tig bindenden Entscheidung auf EU-Ebene wird zu Lieber Kollege Ebner, mir ist von der Veranstaltung (B) diesem Zweck im Rahmen von Einzelfallprüfungen noch nichts bekannt; aber das will auch nichts heißen . (D) im Gentechnikrecht eine prozess- und produktbezo- Irgendwelche Informationen können ja irgendwo in der gene Betrachtung und Bewertung zu Grunde gelegt . Post hängen geblieben sein – was auch immer . Ich werde noch einmal genau darauf schauen . Das zu diesem Punkt . Vizepräsidentin Petra Pau: Ich würde sagen: Wenn es ein Dialog ist, dann kann Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage . man die unterschiedlichen Positionen – vielleicht gibt es auch gemeinsame Positionen – mit Ihnen diskutieren . Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Uns wurde heute Morgen im Ausschuss gesagt, dass Vizepräsidentin Petra Pau: momentan zwei Feststellungsanträge zu mit neuer Gen- Wir kommen jetzt zur Frage 6 des Abgeordneten technik erzeugten Organismen bei der Zentralen Kom- Harald Ebner: mission für die Biologische Sicherheit liegen . Inwieweit ist dies mit der Aussage, die in dem Tweet getroffen wur- Wie steht das BMUB zur Aufforderung der französischen de, dass neue Gentechnik jeweils unter Gentechnikrecht Umweltministerin Ségolène Royal nach der ECHA-Bewer- zu bewerten sei, vereinbar? Momentan gilt das gelten- tung von Glyphosat, die europäischen Umweltministerinnen und -minister mögen sich auch weiterhin gegen eine Neuzulas- de Gentechnikrecht und nicht irgendein Entwurf, der im sung positionieren (vergleiche www developpement-durable. . Nirwana hängt . Wenn die Entscheidung, ob es sich um gouv .fr/segolene-royal-condamne-decision-lecha-ne-pas-clas- Gentechnik handelt oder nicht, jetzt bei der ZKBS liegt, ser-cancerogene-probable-glyphosate-et-appelle)? ist das doch ein Widerspruch . Bitte, Frau Staatssekretärin . Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei Reaktorsicherheit: der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Es liegen tatsächlich zwei Anträge zur Genehmigung Reaktorsicherheit: des Anbaus von Pflanzen, die mit NZT erzeugt wurden, Herr Kollege Ebner, die Bundesregierung wird ihre beim zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Position zu einer Wiedergenehmigung von Glyphosat Lebensmittelsicherheit vor . Das Bundesamt für Natur- dann festlegen, wenn die EU-Kommission den Mitglied- schutz hat eine Stellungnahme zu den Anträgen abge- staaten einen entsprechenden Vorschlag zur Wiederge- geben . Es hat sich in beiden Fällen für die Einstufung nehmigung vorlegt . Dies ist bisher allerdings noch nicht der Pflanzen als GVO ausgesprochen. Ein Bescheid des der Fall . 22458 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) Vizepräsidentin Petra Pau: den Namen scheinbar unabhängiger Wissenschaftler ge- (C) Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage, Herr Ebner . schmückt wurden, die auch bei uns in Anhörungen zu Glyphosat saßen . Welche Konsequenzen zieht die Bun- desregierung dahin gehend, ob sie auf dieser Basis noch Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): der Studiengrundlage des Glyphosat-Bewertungsverfah- Die Bundesministerin hat sich am 15 . März 2017 in rens vertraut und ob überhaupt eine Neuzulassung auf so der Deutschen Welle ja schon geäußert . Sie hat gesagt, einer Basis erfolgen kann? falls der Stoff wieder zugelassen werde, gehe das nur mit strengen Anwendungsbestimmungen . Sie erwarte, dass die EU-Kommission einen Vorschlag mache, der das klar Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei beachte . Deshalb meine Frage an Sie, Frau Staatssekretä- der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und rin: Mit welchen konkreten Forderungen aus dem BMUB Reaktorsicherheit: wird Deutschland in die Abstimmung auf der EU-Ebene Ich möchte erst einmal auf Ihre Eingangsbemerkung, gehen? Wie wird das BMUB ganz konkret sicherstellen, dass wir unsere Position räumen, eingehen: Das tun wir dass sich Deutschland auf der EU-Ebene entsprechend keinesfalls . Wir haben von Anfang an in dieser Diskussi- positioniert? on um Glyphosat in dem Bereich, wo wir zuständig sind, Wert auf den Schutz der biologischen Vielfalt gelegt; sie steht bei uns im Fokus . Beim BMG steht die Gesundheit Rita Schwarzelühr-Sutter, Parl . Staatssekretärin bei im Fokus; wir sind für die biologische Vielfalt zuständig . der Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit: Ich habe Ihnen gerade noch einmal erklärt, wo die Gleich zu Beginn: Für uns sind die Auswirkungen Mitgliedstaaten einwirken werden, sollte es dazu kom- von Glyphosat auf die biologische Vielfalt natürlich ent- men . Jetzt muss erst einmal der Vorschlag auf dem Tisch scheidend . Wenn unvertretbare Auswirkungen aufgrund liegen, sodass wir wissen, wie er aussieht . Dann können der Anwendung eines beantragten Mittels auf die biolo- wir über Bedingungen reden, an die es geknüpft werden gische Vielfalt im Rahmen der Antragsprüfung ermittelt soll . Schließlich kann die Umsetzung Auswirkungen auf werden, dann müssen die Mitgliedstaaten dem entge- die biologische Vielfalt haben . genwirken, zum Beispiel, indem sie Bedingungen für Im Übrigen verweise ich darauf, dass sich die Bundes- die Anwendung festlegen . Diese sollen die befürchteten regierung Studien anderer nicht zu eigen macht . Auswirkungen eines Pflanzenschutzmittels so weit ab- senken, dass sie vertretbar sind; denn die Mitgliedstaaten dürfen ein Pflanzenschutzmittel nur dann zulassen, wenn Vizepräsidentin Petra Pau: keine unvertretbaren Auswirkungen zu befürchten sind . Danke, Frau Staatssekretärin .– Wir sind damit am (B) Ende Ihres Geschäftsbereichs . (D) Dies gilt im Übrigen nicht nur für die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln auf die biologische Vielfalt, Ich rufe den Geschäftsbereich des Bundesministeri- sondern für alle Arten von Auswirkungen auf die Um- ums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwick- welt . Wir denken, dass quasi das Bereithalten ökologi- lung auf . Zur Beantwortung steht der Parlamentarische scher Ausgleichsflächen ein geeignetes Instrument für Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel zur Verfügung . eine hinreichende Risikominderung sein kann . Wir sind Wir beginnen mit der Frage 8 des Kollegen Uwe aber auch für jede Art eines anderen Instruments offen, Kekeritz: das vorgeschlagen wird, sofern damit das Ziel erreicht wird, dass unvertretbare Auswirkungen auf die biologi- In welcher Höhe wurden in den vergangenen drei Jahren im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit und der humanitä- sche Vielfalt hinreichend gemindert werden . Das heißt, ren Hilfe Mittel für die Länder Nigeria, Südsudan, Äthiopien, wir wollen Bedingungen, die gewährleisten, dass der Somalia, Kenia und Jemen bereitgestellt (bitte nach Ländern Schutz der biologischen Vielfalt bei der Zulassung von auflisten), und hält die Bundesregierung ihre derzeitigen Bei- Pflanzenschutzmitteln ausreichend berücksichtigt wird. träge vor dem Hintergrund der frühen Warnungen vor Dürre und Hungersnot (unter anderem durch den Brief der Abgeord- neten Uwe Kekeritz, , Heike Hänsel und Niema Vizepräsidentin Petra Pau: Movassat an den Bundesminister für wirtschaftliche Zusam- Herr Ebner, Sie haben das Wort zur zweiten Nachfra- menarbeit und Entwicklung Dr .Gerd Müller vom 10 .März 2016) für angemessen? ge . Bitte, Herr Staatssekretär . Harald Ebner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Danke, Frau Präsidentin .– Ich stelle fest: Das BMUB Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär beim räumt jetzt schrittweise seine Position . Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Ich möchte jetzt noch auf einen anderen Aspekt zu Ich hatte den Kollegen so verstanden, dass diese Fra- sprechen kommen . Die Zeitungen Welt, Süddeutsche ge schriftlich beantwortet werden soll . Aber sie soll jetzt Zeitung und Frankfurter Rundschau sind derzeit voll mit doch behandelt werden . – Okay . Artikeln, in denen die Frage behandelt wird, wie man- che Studien zustande kommen . Welche Konsequenzen Wir haben eine große Krise am Horn von Afrika . Des- zieht die Bundesregierung aus den aktuellen Enthüllun- halb haben wir bereits in den Jahren 2011 bis 2015 un- gen zum Fall „Monsanto ghostwriting“? Es geht um von sere Mittel merklich erhöht . Wir haben das auf diesem Monsanto geschriebene Studien, die mit, ich sage mal, hohen Niveau 2016 fortgesetzt . Angesichts der großen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22459

Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (A) Krise werden wir im Jahr 2017 Mittel in mindestens der rund 225 Millionen Euro .– Ich weiß nur nicht, ob das in (C) gleichen Höhe zur Verfügung stellen . der Aufstellung hier im Einzelnen richtig erfasst ist . Das möchte ich gern schriftlich nachreichen . Vizepräsidentin Petra Pau: Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage . Vizepräsidentin Petra Pau: Dann können Sie jetzt noch eine zweite Nachfrage Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): stellen . Danke . – Es ist richtig; Sie haben die Frage heute Morgen schriftlich beantwortet . Aber ich habe darum Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): nicht gebeten . Sie haben es gemacht; danke schön . Aber Dann bedanke ich mich für das Nachreichen . Es kann die Antwort wirft neue Fragen auf . natürlich ein Fehler sein . Aber nach den vorliegenden Zahlen haben Sie die Mittel gekürzt . Das möchte ich nur Zum einen haben wir auch nach den humanitären Hil- festhalten . fen gefragt . Sie haben nur die EZ genannt . Ich wollte wissen, wie Außenministerium und BMZ zusammenar- Das Zweite, was mich interessiert: Minister Müller ist, beiten . Aber gut; das ist vielleicht ein anderes Thema . was Public Relations angeht, Weltmeister . Das macht er hervorragend . Er fordert nur 10-Milliarden-Töpfe . Auch Zum anderen haben Sie gesagt, dass Sie die Mittel er- die letzte Forderung zum Thema Hungerbekämpfung heblich erhöht haben . Ich stelle fest, dass Sie, wenn man war: 10 Milliarden US-Dollar . Inwieweit ist denn die- den Zeitraum 2014 bis 2016 betrachtet, die Mittel für se Forderung im Kabinett oder auf europäischer Ebene Somalia gekürzt haben, die Mittel für den Jemen mini- schon abgesprochen? mal gekürzt haben, die Mittel für Nigeria minimal erhöht haben, und für den Sudan sind die Mittel weggefallen . Aber: Die Erhöhung kommt daher, dass Sie den Betrag Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär beim für Kenia um das Elffache erhöht haben . Es ist mir völ- Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und lig schleierhaft, warum Kenia plötzlich das Elffache be- Entwicklung: kommt; denn Kenia ist sicherlich nicht das Hungerland . Herr Minister Müller ist sich darüber im Klaren, dass Woher kommt diese Erhöhung? Wenn man diese Erhö- die Bewältigung der großen Herausforderungen, die am hung für Kenia abzieht, dann stellt man fest, dass die Horn von Afrika sichtbar sind, auch entsprechend fi- Mittel erheblich gekürzt worden sind . Woher also kommt nanziell unterlegt werden muss . Das kann sicher nicht diese Erhöhung für Kenia? Aufgabe Deutschlands allein sein; wir sind jetzt schon der zweitgrößte Geber überhaupt . Also müssen wir auf (B) der europäischen Ebene vorstellig werden – das hat der (D) Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Minister getan –, um die Mitgliedsländer der Europäi- Entwicklung: schen Union für Beiträge zu gewinnen . Das muss auch in einer Weise auf den Weg gebracht werden, die flexible Ich komme nochmals auf das Gesamtvolumen zu Handhabungen ermöglicht . Deswegen hat der Minister sprechen; hier muss man das Ganze sehen . Ich möchte die Forderung erhoben, einen entsprechenden Fonds ein- darauf hinweisen, dass diese Mittel erhöht wurden . Ich zurichten . Er hat das auch im Entwicklungsministerrat muss das auf die einzelnen Jahre und die einzelnen Län- vorgetragen . der herunterrechnen . Das kann ich jetzt in der Kürze der Zeit nicht . Das will ich aber gern nachholen . Vizepräsidentin Petra Pau: (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Wir kommen damit zur Frage 9 des Kollegen Kekeritz: NEN]: Sie haben mir doch die Liste gegeben! Sie haben sie doch auch!) Wie hoch sind die Haushaltsmittel, die laut dem Parla- mentarischen Staatssekretär beim Bundesminister der Finan- – Ja . zen Dr .Michael Meister für den sogenannten Marshallplan mit Afrika zur Verfügung stehen (vergleiche die Antwort der (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Bundesregierung auf meine mündliche Frage 26, Plenarpro- NEN]: Das Elffache für Kenia!) tokoll 18/220), und nach welchen Kriterien werden die Part- nerländer, die im Rahmen des sogenannten Marshallplans mit Afrika unterstützt werden sollen, ausgewählt? Vizepräsidentin Petra Pau: Bitte, Herr Staatssekretär . Wir sind in der Fragestunde, nicht im Dialog .

(Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär beim NEN]: Ach, so ist das!) Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär beim Bei dem Marshallplan handelt es sich um ein hochin- Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und novatives Zukunftskonzept . Wir haben jetzt die Eckpunk- Entwicklung: te dieses Marshallplans fixiert. Das ist Voraussetzung für Ich gehe jetzt einmal die Liste für Kenia durch . Da den Eintritt in die Diskussion . Wir wollen nämlich eine betrug die bilaterale Hilfe 2014 20 Millionen Euro, Umsetzung dieses Marshallplans – der einem Paradig- im Jahr 2015 21 Millionen Euro . Dann hatten wir im menwechsel der deutsch-afrikanischen Zusammenarbeit Jahr 2016 für die bilaterale EZ die sehr hohe Summe von gleichkommen wird – erreichen . Auf diesem Wege wer- 22460 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Parl. Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel (A) den wir anschließend – wenn wir das in die Wege geleitet Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): (C) haben – reformorientierte Partnerländer stärker als bisher Danke schön .– Eine sinnvolle Verwendung von Gel- unterstützen . In diesem Zusammenhang möchte ich be- dern ist natürlich immer sinnvoll . Das ist per se richtig . merken, dass es sich hier um einen Plan mit Afrika und Allerdings habe ich jetzt Ihrer Antwort entnommen, dass nicht für Afrika handelt . Das heißt, wir entwickeln das im Sie die Gelder umschichten wollen . Das heißt, Sie wollen Dialog und nicht irgendwie im Alleingang . es aus den Bereichen Gesundheit, Bildung, Wasser und Sanitäres herausnehmen . Irgendwo muss es ja herkom- Vizepräsidentin Petra Pau: men . Das wird dann natürlich in der Entwicklungspolitik fehlen . Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage . Kohärenz ist das zentrale Thema bei uns in der Ent- Uwe Kekeritz (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): wicklungszusammenarbeit . Wie passt denn der Marshall- plan mit den Plänen zusammen, die genau das Gleiche Herzlichen Dank . – Für die Öffentlichkeit: Ich habe enthalten? Ich spreche hier vom External Investment die Frage, wie viel Geld da hinterlegt ist, bestimmt schon Plan der EU . Damit soll genau so eine Investitionsini- siebenmal gestellt . Der Kollege Meister hatte mir ver- tiative gefördert werden . Schäuble will einen „Compact sprochen, er würde schriftlich antworten . Ich habe keine with Africa“ kreieren . Damit soll das Gleiche gemacht Antwort bekommen . Sie haben es aber natürlich erklärt: werden . Der Marshallplan fügt sich genau in diese Logik Wir brauchen überhaupt kein Geld; denn wir haben ja ein . ein innovatives Konzept, und dadurch wird das sicherlich kompensiert . Inwieweit kann man denn überhaupt noch von Trans- parenz und Kohärenz sprechen, wenn hier drei ganz, Ich wollte wissen, welche Reformländer denn damit ganz große Initiativen parallel gestartet werden sollen? gemeint sind und welche Konsequenzen das denn eigent- lich für Länder hat, die nicht ausgewählt werden . Insbe- sondere habe ich die Frage: Was passiert mit den LDCs Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär beim bzw . mit den Menschen in diesen Ländern? Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung: Erstens malen Sie da ein bisschen den Teufel an die Hans-Joachim Fuchtel, Parl . Staatssekretär beim Wand, wenn Sie vortragen, was dann überall nicht mehr Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und passieren würde . Es gibt doch in jedem Jahr sehr viele Entwicklung: Positionen, bei denen die Ansätze nicht voll ausgeschöpft Zunächst einmal zum Geld: In dieser Zeit geht es da- werden . Das müssen wir uns einfach kritischer anschau- (B) rum, das Geld des Steuerzahlers besonders sorgfältig zu en und darauf sehen, wo es im finanziellen Bereich (D) verwenden bzw . zweimal umzudrehen und präzise einzu- verfügbare Substanzen gibt . Es kommt nicht überall zu setzen . Vor diesem Hintergrund handelt es sich jetzt erst Einsparungen bei Projekten, die laufen; vielmehr gibt es einmal darum, das Geld intelligenter als bisher einzu- in einem Haushalt sehr vieles, das gestaltbar ist . Das als setzen . Das wollen wir quasi als Katalysator betrachten . erste Bemerkung . Das heißt, wir brauchen im Augenblick keine weiteren ODA-Mittel, sondern wir möchten den ersten Schritt aus Das Zweite . Sie dürfen davon ausgehen, dass Minister der Substanz heraus tun, um dann im Weiteren zu sehen, Müller und Minister Schäuble – beide kommen aus Süd- welche Entwicklung sich ergibt . deutschland – etwas von Zusammenführen von Geld und von Effizienzgewinnen verstehen. Wir sehen da sehr gute Möglichkeiten, wenn wir eben auch andere Maßnahmen ergreifen . Ich möchte einmal (Claudia Roth [Augsburg] [BÜNDNIS 90/ nennen: Wir müssen beispielsweise mehr private Inves- DIE GRÜNEN]: Wo er recht hat, hat er titionen mobilisieren und Eigenmittel der Partner gene- recht! – Matthias W . Birkwald [DIE LINKE]: rieren . Das ist in der Vergangenheit viel zu wenig getan Das können Wessis auch, Kollege Fuchtel! worden . Das können auch Ossis und Nordis!) Wir werden das so handhaben, dass wir ein Zusammen- Ich möchte dann darauf hinweisen, dass in dieser Hin- wirken der verschiedenen Instrumente durchführen . sicht zum Beispiel auch die Frage zu bearbeiten ist, wie Wenn Sie diese Begriffe hier einführen, dann sage ich: wir bessere Instrumente, Vorschriften und Rahmenbedin- Jawohl, das sind neue Begriffe in der Entwicklungspoli- gungen – beispielsweise durch die Bekämpfung illegaler tik, Begriffe, die dringend notwendig sind, um in Afrika Finanzströme oder die Beförderung von Steuermehr- besser voranzukommen, als das in der Vergangenheit der aufkommen in Afrika – schaffen . Wir haben hier große Fall gewesen ist . Fragen zu stellen . Die Antworten müssen wir gemeinsam mit den Partnern erarbeiten .– Aus der so erzielten Sub- (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- stanz heraus kann dann wahrscheinlich mehr geschehen, NEN]: Keine dritte Frage!) als in der Vergangenheit durch das Gießkannenverfahren stattgefunden hat . Vizepräsidentin Petra Pau: Eine dritte Frage sieht unsere Geschäftsordnung nicht Vizepräsidentin Petra Pau: vor . Deshalb sind wir am Ende dieses Geschäftsbe- Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage . reichs . – Herzlichen Dank, Herr Staatssekretär Fuchtel . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22461

Vizepräsidentin Petra Pau (A) Wir kommen zum Geschäftsbereich des Auswärtigen bundesanwalt eingegangen . Diese Nachrichten wurden (C) Amts . Die Fragen 10 und 11 des Abgeordneten Hans- jedoch am Morgen des Montags, des 20 . Februar 2017, Christian Ströbele, Frage 12 des Abgeordneten Niema um 7 04. Uhr vom Mailkonto der Poststelle gelöscht, be- Movassat, die Fragen 13 und 14 des Abgeordneten Omid vor das zuständige Ermittlungsreferat Kenntnis davon Nouripour, die Fragen 15 und 16 der Abgeordneten nehmen konnte . Zugang zu diesem Mailkonto haben nur Sevim Dağdelen, die Fragen 17 und 18 der Abgeordneten die Mitarbeiter der Poststelle . Heike Hänsel sowie Frage 19 des Abgeordneten Andrej Hunko werden schriftlich beantwortet . Das Bundesministerium der Justiz und für Verbrau- cherschutz hat den Generalbundesanwalt gebeten, diesen Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi- Vorkommnissen nachzugehen und für organisatorische nisteriums des Innern . Die Frage 20 des Abgeordneten Konsequenzen zu sorgen . Zudem sind diese Vorgänge Andrej Hunko, die Fragen 21 und 22 der Abgeordneten Gegenstand dienstrechtlicher bzw . gegebenenfalls auch Ulla Jelpke, die Fragen 23 und 24 der Abgeordneten Erika Steinbach sowie Frage 25 des Abgeordneten Dr . Gerhard disziplinarischer Überprüfungen . Schick werden schriftlich beantwortet . Der Eingang Ihres Faxes desselben Inhalts konnte bis- Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi- lang trotz intensiver Recherchen beim Generalbundesan- nisteriums der Justiz und für Verbraucherschutz . Zur walt nicht festgestellt werden . Wir haben Herrn Gene- Beantwortung steht der Parlamentarische Staatssekretär ralbundesanwalt Dr . Frank gebeten, noch heute Abend Christian Lange zur Verfügung . ins Bundesministerium der Justiz und für Verbraucher- schutz nach Berlin zu kommen, um über den aktuellen Frage 26 des Abgeordneten Dr .Gerhard Schick wird Sachstand der Recherchen und Aufklärungen des Gene- schriftlich beantwortet . ralbundesanwalts hinsichtlich des Umgangs mit bei der Ich rufe die Frage 27 des Kollegen Beck auf, den ich Poststelle eingegangenen E-Mails und bezüglich der in im Moment nicht sehe: Aussicht genommenen Konsequenzen zu berichten . Warum war der Bundesregierung und den ihr nachgeord- neten Behörden (insbesondere GBA, BND und BfV) der Auf- Soweit Sie im zweiten Teil Ihrer Frage nach Konse- enthalt des Leiters der Abteilung für Auslandsbeziehungen der quenzen der Äußerungen des türkischen Außenministers Diyanet, Halife Keskin, der mit Schreiben vom 20 .Septem - für die Mitgliedschaft der DITIB in der Deutschen Islam ber 2016 Konsulatsangehörige und Mitarbeitende der DITIB Konferenz fragen, weise ich darauf hin, dass diese am dazu aufgefordert hat, Berichte über Anhänger und Einrich- tungen der Gülen-Bewegung anzufertigen und der türkischen 14 .März 2017 zum letzten Mal in dieser Legislaturperi- Regierung zur Verfügung zu stellen, am 18 . Februar 2017 in ode getagt hat . Zur Fortführung und Zusammensetzung (B) Deutschland nicht bekannt (vergleiche Antwort auf meine der Deutschen Islam Konferenz in der nächsten Wahlpe- (D) schriftliche Frage 25 auf Bundestagsdrucksache 18/11365; riode wird abzuwarten sein, welche Vorstellungen eine ergänzende Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Dr . Günter Krings auf meine Nachfrage in der Regierungsbe- neue Bundesregierung hierzu haben wird . Im Übrigen fragung vom 8 .März 2017, Plenarprotokoll 18/220, S . 22016), möchte ich zur grundsätzlichen Haltung der gegenwär- obwohl der Generalbundesanwalt an diesem Tag per E-Mail tigen Bundesregierung auf die Antwort zu Frage 28 der und Fax über die Anwesenheit von Halife Keskin informiert Kleinen Anfrage Ihrer Fraktion vom 16 .Februar dieses worden ist und diese durch Fotobeweis belegt ist (vergleiche www .zeit .de/politik/deutschland/2017-03/ditib-spionage-tuer- Jahres verweisen . kei-beamter-halife-keskin-sicherheitsbehoerden-deutschland), und welche Konsequenzen hat die Ankündigung des türki- schen Außenministers „Demnächst werden Religionskriege Vizepräsidentin Petra Pau: in Europa beginnen“ (www .bbc .com/turkce/39290288) für die Mitgliedschaft der DITIB in der Deutschen Islam Konferenz? Herr Kollege Beck hat das Wort zur ersten Nachfrage . (Abg . Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN] betritt den Plenarsaal) Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Der Herr Staatssekretär Lange hat zur Beantwortung Zunächst einmal zum Aufenthalt von Halife Keskin­ das Wort . in Köln, meiner Heimatstadt, am besagten Tage: Ist der Bundesregierung inzwischen bekannt, ob er sich zu diesem Zeitpunkt in Köln und wahrscheinlich auch in Christian Lange, Parl . Staatssekretär beim Bundes- minister der Justiz und für Verbraucherschutz: Oberhausen aufgehalten hat, nachdem er am Tag zuvor in Straßburg war und es Presseveröffentlichungen gibt, Vielen Dank, Frau Präsidentin .– Herr Kollege, zum die auf einen entsprechenden Link bei Instagram verwei- ersten Teil Ihrer Frage kann ich Ihnen mitteilen, dass der sen, in dem ein DITIB-Funktionär oder Religionsattaché Bundesregierung keine eigenen Erkenntnisse zu einem eine entsprechende Ablichtung – aufgenommen auf dem Aufenthalt von Herrn Keskin in Deutschland am 18 . Fe- bruar 2017 vorlagen . Das Bundeskriminalamt hat auf Dach der DITIB-Moschee – veröffentlicht hat? Nachfrage erklärt, dass es Abfragen in diversen Dateien Wie beurteilt die Bundesregierung ferner den Um- durchgeführt hat, die seinerzeit keine Bestätigung eines stand, dass man Strafverfolgungsorgane über solche Aufenthalts des Herrn Keskin in Deutschland erbrachten . Sachverhalte informiert, diese aber zwei Tage vertrödeln, Ihre E-Mail mit dem Hinweis zu einem Aufenthalt offensichtlich Faxe in den Papierkorb legen und E-Mails von Herrn Keskin in Deutschland am Samstag, 18 . Fe- im Posteingang einfach löschen? Dann ist man als Hin- bruar 2017, ist am selben Tag zweifach beim General- weisgeber natürlich irgendwie aufgeschmissen . 22462 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) Christian Lange, Parl . Staatssekretär beim Bundes- kann ich Ihnen, auch wenn dieser Bereich wie das ge- (C) minister der Justiz und für Verbraucherschutz: samte Thema der Islamkonferenz in den Zuständigkeits- bereich des Bundesinnenministeriums fällt, Zu Letzterem kann ich Ihnen sagen: Ich teile das; die- se E-Mail hätte nie gelöscht werden dürfen . Das ist auch (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE der Grund, warum das Bundesministerium der Justiz und GRÜNEN]: Nein, die Förderung macht das für Verbraucherschutz zusammen mit dem Generalbun- Familienministerium!) desanwalt diesen Vorkommnissen nachgeht und für orga- trotzdem Folgendes antworten: Die islamischen Verbän- nisatorische Konsequenzen sorgen wird . Zudem werden de können einen wichtigen Beitrag zum Beispiel in den dienstrechtliche und gegebenenfalls auch disziplinarische­ Bereichen der Integration oder der Prävention leisten . Überprüfungen stattfinden. – Das ist das Erste. (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE Das Zweite ist, dass mir der Generalbundesanwalt GRÜNEN]: Wenn sie Religionskriege beför- über das, was ich Ihnen gesagt habe, hinaus nichts mit- dern?) geteilt hat . Die Bundesregierung beobachtet diese Entwicklungen allerdings sorgfältig . Die weitere Zusammenarbeit mit Vizepräsidentin Petra Pau: DITIB im Bereich der Projektförderung wird angesichts der aktuellen Entwicklungen, insbesondere vor dem Hin- Sie haben das Wort zu einer zweiten Nachfrage . tergrund des strafrechtlichen Ermittlungsverfahrens ge- gen aus der Türkei entsandte und in DITIB-Gemeinden tätige Imame, fortlaufend geprüft und überprüft . Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE Die zweite Nachfrage stelle ich – weil ich nur zwei GRÜNEN]: Es ist unglaublich! Was soll denn habe – zum zweiten Antwortteil .– Ich würde schon ger- noch passieren?) ne wissen, ob die Bundesregierung nicht meint, dass die Ankündigung durch den Außenminister der Republik Türkei „Demnächst werden Religionskriege in Europa Vizepräsidentin Petra Pau: beginnen“ Auswirkungen auf das Verhältnis zur DITIB Danke, Herr Staatssekretär .– Die Frage 28 der Kol- haben muss . In der Antwort auf unsere Kleine Anfrage, legin Zimmermann soll schriftlich beantwortet werden . auf die Sie sich gerade bezogen haben, drückt sich die Damit sind wir am Ende Ihres Geschäftsbereiches . Bundesregierung bewusst und vorsätzlich um eine Ant- (B) wort auf diese Frage herum . Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesmi- (D) nisteriums der Finanzen . Zur Beantwortung steht der Ich meine, dass es angesichts des gegenwärtigen Stan- Parlamentarische Staatssekretär Dr .Michael Meister zur des – die DITIB ist der türkischen Regierung unmittelbar Verfügung . unterstellt und sagt, dass die Imame mit dem deutschen Die Frage 29 der Kollegin Zimmermann soll schrift- Verein nichts zu tun haben, sondern Dienstvorgesetzter lich beantwortet werden . allein die Diyanet in Ankara ist, die ja auch ihre Löhne zahlt und mit ihnen Arbeitsverträge geschlossen hat – und Ich rufe die Frage 30 des Kollegen Volker Beck auf: vor dem Hintergrund der Spionageaffäre jetzt mal Zeit ist, Welche Schlussfolgerungen und Konsequenzen zieht die zu sagen: Auf dieser Grundlage ist eine Kooperation mit Bundesregierung aus dem Schreiben der EU-Kommissarin für der DITIB als gleichberechtigtem Partner in der Islam- Beschäftigung, Soziales, Qualifikationen und Arbeitskräfte- mobilität, Marianne Thyssen, vom 1 . März 2017, in dem sie konferenz nicht denkbar .– Es muss in allen Bereichen, die Bundesministerin für Wirtschaft und Energie, den Bundes- übrigens auch in den Bereichen, in denen die DITIB wei- minister der Finanzen und die Bundesministerin für Arbeit und terhin gefördert wird, unmittelbare Konsequenzen geben . Soziales darüber informiert, dass die Kommission beschlossen hat, eine Änderung der europäischen Regelungen zur Koordi- Ich weiß nicht, auf wen Sie Rücksicht nehmen; aber of- nierung der Systeme der sozialen Sicherheit, die die Indexie- fensichtlich kommt die Botschaft der Rücksichtnahme in rung der Familienleistungen an das Lebenshaltungsniveau in Ankara gegenwärtig nur sehr rudimentär an . den Aufenthaltsstaaten der Kinder ermöglichen würde, nicht einzuführen, und welche Auswirkungen hat dies auf den Re- ferentenentwurf des Bundesministeriums der Finanzen eines Christian Lange, Parl . Staatssekretär beim Bundes- Gesetzes zur Anpassung kindergeldrechtlicher Regelungen minister der Justiz und für Verbraucherschutz: vom 10 . Februar 2017?

Herr Kollege, zunächst einmal will ich sagen, dass die Dr. Michael Meister, Parl . Staatssekretär beim Bun- neue Bundesregierung darüber entscheiden wird, wie mit desminister der Finanzen: der Islamkonferenz verfahren wird . Frau Präsidentin! Herr Kollege Beck, die Bundesre- gierung bedauert die ablehnende Haltung der EU-Kom- Was das Thema der derzeitigen Projektförderung im missarin Thyssen zu dem Anliegen, mit einer Änderung Zusammenhang mit DITIB anbelangt, der europarechtlichen Koordinierungsvorschriften eine Anpassung der Höhe des Kindergelds zu ermöglichen . (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Zwei Projekte haben Sie einge- Die mit Schreiben vom 13 . Februar 2017 eingeleitete stellt!) Ressortabstimmung über den Gesetzentwurf zur Anpas- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22463

Parl. Staatssekretär Dr. Michael Meister (A) sung kindergeldrechtlicher Regelungen konnte bislang ses Geschäftsbereichs . Vielen herzlichen Dank, Herr (C) noch nicht abgeschlossen werden . Dr . Meister, Sie sind damit von weiteren Fragen befreit . Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bundes- Vizepräsidentin Petra Pau: ministeriums für Wirtschaft und Energie, und ich begrü- Sie haben das Wort zur ersten Nachfrage . ße die Parlamentarische Staatssekretärin Iris Gleicke . Ich rufe die Frage 32 der Kollegin Sylvia Kotting-Uhl Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): auf: Vor dem Hintergrund, dass Sie es von der Europäi- Wann genau (jeweiliges Kalenderdatum bitte) gab es seit schen Kommission schwarz auf weiß haben, dass dieser der Antwort der Bundesregierung vom 19 .Oktober 2016 auf Gesetzentwurf europarechtlich nicht zulässig ist, frage meine mündliche Frage 10, Plenarprotokoll 18/195, weitere ich Sie: Verfolgt die Bundesregierung das Gesetzge- Gespräche der Bundesregierung – insbesondere seitens des Bundeskanzleramtes, des Bundesministeriums für Wirtschaft bungsverfahren zu diesem rechtlichen Projekt in der ak- und Energie, des Bundesministeriums für Umwelt, Natur- tuellen Situation tatsächlich weiter, und wie wollen Sie schutz, Bau und Reaktorsicherheit und des Bundesministeri- dies gegebenenfalls begründen, wenn es entgegen der ums der Finanzen – mit Vertretern der Atomkraftwerke betrei- Rechtsauffassung der Europäischen Kommission ist? benden Energieversorgungsunternehmen im Zusammenhang mit einem öffentlich-rechtlichen Vertrag (oder damit verbun- denen Aspekten) zum Gesetz zur Neuordnung der Verantwor- Dr. Michael Meister, Parl . Staatssekretär beim Bun- tung in der kerntechnischen Entsorgung (bitte mit vollstän- desminister der Finanzen: diger Angabe aller jeweiligen Gesprächsparteien analog zur oben genannten Antwort der Bundesregierung)? Herr Kollege Beck, die Bundesregierung wird die Ressortabstimmung zu dem eben erwähnten Gesetzent- Frau Gleicke . wurf weiterführen, und sie wird in geeigneter Weise auf die EU-Kommission zugehen, um eine Anpassung der Iris Gleicke, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesmi- europarechtlichen Koordinierungsvorschriften zum Kin- nisterin für Wirtschaft und Energie: dergeld zu erreichen . Sehr geehrte Frau Kollegin Kotting-Uhl, ich beant- worte Ihre Frage wie folgt: Die Bundesregierung pflegt Volker Beck (Köln) (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): aufgabenbedingt Kontakte zu einer Vielzahl von Un- Wie wollen Sie mit Blick auf das gegenwärtig gelten- ternehmen . Zu einer systematischen Erfassung dieser de Europarecht Ihren Gesetzentwurf begründen? Sie ha- Kontakte ist die Bundesregierung nicht verpflichtet; sie ben doch die Auffassung der Europäischen Kommission hält diese auch nicht vor . Eine lückenlose Aufstellung von sämtlichen Kommunikationsvorgängen einschließ- (B) gehört, dass das nicht begründbar ist . Erklären Sie mir (D) also Ihre konkreten Rechtsgründe, die Sie in der jetzi- lich der tatsächlichen Gesprächsinhalte kann daher gen Situation ins Feld führen . Das ist ja kontrafaktische grundsätzlich nicht übermittelt werden . Auch kann nicht Rechtspolitik, was Sie hier betreiben . ausgeschlossen werden, dass es am Rande von Veran- staltungen oder sonstigen Terminen zu Kontakten mit Unternehmensvertretern gekommen ist . Inwieweit dies Dr. Michael Meister, Parl . Staatssekretär beim Bun- tatsächlich der Fall war, kann aus den genannten Grün- desminister der Finanzen: den nicht nachgehalten werden . Die Bundesregierung hat Ich habe eben gesagt, dass die Bundesregierung auf vor diesem Hintergrund die erbetene Abfrage durchge- die Kommission zugeht . Das hat sie mit dem Brief der führt, wobei Gespräche auf Leitungsebene nachvollzo- drei Bundesminister getan, gen wurden, wie gewünscht analog zu unserer früheren Antwort . In der Kürze der Zeit kann die Vollständigkeit (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE der nachfolgenden Auflistung für die Beantwortung der GRÜNEN]: Darauf haben Sie ja eine Antwort Frage nicht garantiert werden . bekommen!) Die nachfolgenden Angaben erfolgen auf der Grund- und das wird sie weiterführen, um dafür zu sorgen, dass lage der vorliegenden Erkenntnisse sowie vorhandener das Europarecht so ausgelegt wird, dass dieser Gesetz- Unterlagen und Aufzeichnungen . Demnach hat die Bun- entwurf umsetzbar ist . Insofern werden wir uns einerseits desregierung seit dem 19 .Oktober 2016 folgende Ge- um eine europarechtliche Veränderung bemühen und an- spräche mit Vertretern der kernkraftwerkebetreibenden dererseits auf nationaler Ebene als Bundesregierung an Energieversorgungsunternehmen im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines Gesetzentwurfes weiterarbeiten . einem öffentlich-rechtlichen Vertrag gemäß Artikel 9 § 1 (Volker Beck [Köln] [BÜNDNIS 90/DIE des Gesetzes zur Neuordnung der Verantwortung in der GRÜNEN]: Willkommen in den Tiefen des kerntechnischen Entsorgung oder anderer Aspekte im kontrafaktischen Pragmatizismus!) Zusammenhang mit diesem Gesetz geführt: Erstens . Am 25 . Oktober 2016 wurde ein gemein- Vizepräsidentin Claudia Roth: sames Gespräch des Bundesministers für Wirtschaft Vielen Dank . – Schönen guten Tag, liebe Kolleginnen und Energie, Sigmar Gabriel, der Bundesministerin und Kollegen! Das war die Frage 30 . für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Dr .Barbara Hendricks, des Bundesministers der Finan- Die Frage 31 des Abgeordneten Kai Gehring wird zen, Dr .W olfgang Schäuble, des Chefs des Bundeskanz- schriftlich beantwortet . Damit sind wir am Ende die- leramts und Bundesministers für besondere Aufgaben, 22464 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke (A) , des Staatssekretärs im Bundesminis- Iris Gleicke, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesmi- (C) terium für Wirtschaft und Energie, Rainer Baake, des nisterin für Wirtschaft und Energie: Staatssekretärs im Bundesministerium für Umwelt, Na- Das macht aber nicht die Bundesregierung .– Ent- turschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Jochen Flasbarth, schuldige bitte . Ich kenne die Geschäftsordnung . und folgenden Vertretern der Energieversorgungsunter- nehmen geführt: Dr .Johannes Teyssen, Vorsitzender des

Vorstands der Eon SE, Dr .Leonhard Birnbaum, Mitglied Vizepräsidentin Claudia Roth: des Vorstands der Eon SE , Dr .Rolf Martin Schmitz, Frau Kotting-Uhl . Vorsitzender des Vorstands der RWE AG, Dr .Markus Krebber, Mitglied des Vorstands der RWE AG, Dr .Frank Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Mastiaux, Vorsitzender des Vorstands der EnBW AG, Ich hatte in der Tat nach allen Teilnehmern gefragt . Thomas Kusterer, Mitglied des Vorstands der EnBW AG, Allerdings hatte ich ganz dezidiert nur nach den Gesprä- Stefan Dohler, Mitglied des Vorstands der Vattenfall AB, chen im Zusammenhang mit dem öffentlich-rechtlichen Dr .Axel Pinkert, Mitglied der Geschäftsführung der Vat- Vertrag gefragt, der im Gefolge des Gesetzes ausgehan- tenfall GmbH, Dr . Florian Bieberbach, Vorsitzender der delt wurde, mit dem die Empfehlungen der KFK umge- Geschäftsführung der Stadtwerke München GmbH . setzt wurden . Ich nehme an, so viele Gespräche wird es dazu nicht gegeben haben . Zweitens . Herr Dr . Schäuble jedenfalls war bei dem Gespräch, das Sie eben genannt haben, dabei . Ich nehme an, dass er Vizepräsidentin Claudia Roth: auch bei anderen Gesprächen, die in diesem Zusammen- Moment! Auch Sie haben eine Redezeit . Sie sind hang stattfanden, dabei war . schon eine Minute drüber . Meine erste Nachfrage bezieht sich auf die Klage ge- gen die Brennelementesteuer oder Kernbrennstoffsteuer, Iris Gleicke, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesmi- wie die Koalition sie bezeichnet . Es gab einen klaren nisterin für Wirtschaft und Energie: Auftrag des Parlaments, in den Verhandlungen über die- sen Vertrag dafür zu sorgen, dass die Klage gegen diese Frau Präsidentin, als Parlamentarische Staatssekre- Steuer ebenso wie die in Washington anhängige Klage tärin und langjährige Abgeordnete des Deutschen Bun- zurückgezogen werden, also die beiden finanzrelevanten destages achte ich das Fragerecht der Abgeordneten sehr Klagen der EVUs, deren Rückzug bis dato nicht angekün- hoch . Die Frau Kollegin Kotting-Uhl fragt sehr detailliert digt ist . Meines Wissens hat auch das Finanzministerium nach . Ich kann diese Frage in 60 Sekunden nicht beant- in Gestalt von Herrn Dr .Schäuble den starken Wunsch (B) worten . (D) geäußert, dass die Klage gegen die Brennelementesteu- er zurückgezogen wird . Meine Frage lautet: Warum hat Vizepräsidentin Claudia Roth: die Bundesregierung vorletzte Woche trotzdem, ohne entsprechende Zusage der EVUs, einen öffentlich-recht- Sie hatten nicht 60, sondern 120 Sekunden und sind lichen Vertrag geschlossen, also entgegen dem expliziten jetzt eine Minute drüber . Wunsch des Bundestages und entgegen dem Wunsch des Finanzministeriums? Iris Gleicke, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesmi- nisterin für Wirtschaft und Energie: Vizepräsidentin Claudia Roth: Ich bitte Sie . Frau Gleicke, bitte .

Vizepräsidentin Claudia Roth: Iris Gleicke, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesmi- nisterin für Wirtschaft und Energie: Als Vizepräsidentin achte ich auf die herrschende Ge- Frau Kollegin Kotting-Uhl, ich komme noch einmal schäftsordnung sehr gut . Ich habe mir erlaubt, auf die Re- auf das zurück, was ich vorhin gesagt habe: Es hat sechs dezeit, die auch Sie als Parlamentarische Staatssekretärin Gespräche gegeben, und zwar mit einer ganzen Reihe bindet, hinzuweisen . – Bitte schön . von Betroffenen . Deshalb war die Liste auch so lang . Nach dem Gesetz hatten wir schließlich einen öffent- Iris Gleicke, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesmi- lich-rechtlichen Vertrag auszuhandeln . Daher waren die- nisterin für Wirtschaft und Energie: se Gespräche – das ist ganz klar – zu führen . Dann möchte ich mich im Namen der Bundesregie- Ich will daran erinnern, dass die sogenannte Trittin-­ rung bei der Frau Abgeordneten Kotting-Uhl entschul- Kommission empfohlen hat, dass Klagen zurückgezogen digen . Ich kann Ihnen die Frage gerne schriftlich beant- werden . Bis auf das Vattenfall-Schiedsverfahren, das in worten . – Ich bitte aber darum, dass das im Ältestenrat den USA anhängig ist, und die Klage gegen die geklärt wird . Danke schön . (Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Brennelementesteuer!) Vizepräsidentin Claudia Roth: Kernelementesteuer – Sie wissen, was ich meine – wur- Dann bitte ich Sie, die Geschäftsordnung zu ändern . den die Klagen zurückgezogen . Diese beiden Klagen Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22465

Parl. Staatssekretärin Iris Gleicke (A) wurden aber tatsächlich nicht zurückgezogen . Die KFK gungen sind das eine, Tun ist das andere . Insofern hat die (C) hat die Erwartung geäußert – das war ja auch Teil der Bundesregierung an dieser Stelle das Ziel erreicht . Darü- parlamentarischen Debatte hier –, dass entsorgungsrele- ber hinaus sind aber eben auch die Moratoriumsklagen vante Klagen zurückgezogen werden, und die sind in der zurückgezogen worden . Deshalb ist das, was die Bundes- Tat zurückgezogen worden . Über die Empfehlungen der regierung über die Empfehlungen hinaus erreicht hat, die KFK hinaus, der sogenannten Trittin-Kommission, wur- wir hier debattiert haben, ein sehr gutes Ergebnis . den sogar die sogenannten Moratoriumsklagen, also die Klagen auf Schadenersatz in dreistelliger Millionenhöhe, Die Frage nach Gesprächen konkret zum Vatten- zurückgezogen . Insofern sind wir mit dem Ergebnis der fall-Verfahren kann ich im Moment nicht beantworten . Verhandlungen durchaus zufrieden . Dazu müsste ich eine Abfrage der verschiedenen Res- sorts machen, wenn Sie das wollen .

Vizepräsidentin Claudia Roth: Vizepräsidentin Claudia Roth: Frau Kotting-Uhl, Ihre zweite Rückfrage . Ich sehe keine weiteren Fragen .

Sylvia Kotting-Uhl (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Frage 33 des Abgeordneten Özcan Mutlu wird schrift- lich beantwortet . Das Parlament ist aber vielleicht nicht so zufrieden . Der Rückzug der ganzen Klagen, die Sie jetzt aufgezählt Damit sind wir am Ende dieses Geschäftsbereichs .– haben, war schon angekündigt, bevor Sie die Verhand- Ich danke Ihnen, Frau Staatssekretärin . lungen über den öffentlich-rechtlichen Vertrag aufge- nommen haben . Schon zuvor hatten sich die EVUs bereit Damit kommen wir zum Geschäftsbereich des Bun- erklärt, die Klagen, die mit dem Atomausstieg in Zusam- desministeriums für Arbeit und Soziales . – Herzlich will- menhang standen und die vom Bundesverfassungsge- kommen, Anette Kramme . richt noch nicht entschieden waren – Moratorium usw .–, Ich rufe Frage 34 von Katrin Werner auf: zurückzuziehen . In den Verhandlungen mit den EVUs ist Ist der Bundesregierung bekannt, dass nach einer nicht re- insofern nichts erreicht worden; denn das war schon da- präsentativen Studie des Bundesverbands zur Förderung von vor der Status quo . Menschen mit Autismus nahezu jeder fünfte Schüler/jede fünfte Schülerin im Laufe seiner/ihrer Lernbiografie mindes- Bei den 20 Klagen, die zurückgezogen wurden, geht tens einmal vom Unterricht ausgeschlossen wurde, dies sogar es ja, wie mal jemand sagte, nur um „Peanuts“. Die fi- häufig über mehrere Monate, und welchen Handlungsbedarf nanzrelevanten Klagen sind die Klage gegen die Kern- sieht die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit den Län- brennstoffsteuer und die Klage von Vattenfall vor dem dern, um dieser Tatsache entgegenzuwirken? (B) internationalen Schiedsgericht ICSID in Washington . Frau Kramme, bitte . (D) Zu dieser zweiten Klage, zu der Klage von Vattenfall, möchte ich Sie jetzt Folgendes fragen: Nachdem in den Anette Kramme, Parl . Staatssekretärin bei der Bun- Verhandlungen nichts erreicht wurde, ist jetzt die Bun- desministerin für Arbeit und Soziales: desregierung selbst am Zug . Es gab die klare Bitte des Frau Werner, Ihre Frage müsste natürlich von den Län- Parlaments, dafür zu sorgen, dass diese Klagen vom dern beantwortet werden . Sie wissen, dass die Ausgestal- Tisch kommen, um die KFK-Empfehlungen und die tung der Schulgesetze und die Organisation des Schulbe- entsprechende Vereinbarung in der Gesellschaft mit ge- triebes sowie die Aus- und Weiterbildung der Lehrkräfte radem Rücken vertreten zu können . Gab es seit letztem nach der Kompetenzverteilung des Grundgesetzes den Herbst Gespräche der Bundesregierung mit Vertretern Ländern obliegt. Die Studie ist daher auch nicht offiziell Schwedens – Vattenfall ist ja ein Staatskonzern –, und, an die Bundesregierung herangetragen worden . wenn solche Gespräche stattgefunden haben, welche Er- gebnisse hatten sie? Ich kann Ihnen jedoch Folgendes berichten: Die Län- der haben ihre Schulgesetze mit Blick auf inklusive Bil- dung aktualisiert und passen sie auch laufend an . Es gibt Vizepräsidentin Claudia Roth: auch dazugehörige Verordnungen, die ständig und lau- Frau Gleicke, bitte . fend angepasst werden . Der Bund mischt sich natürlich nicht in Kompetenzen Iris Gleicke, Parl . Staatssekretärin bei der Bundesmi- der Länder ein; das würden sich diese auch verbitten . Der nisterin für Wirtschaft und Energie: Bund fördert allerdings die schrittweise Umsetzung der Dass das Parlament unterschiedlich zufrieden mit den UN-Behindertenrechtskonvention in vielfältiger Weise, Ergebnissen ist, die die Bundesregierung erreicht hat, begleitet diese mit bewusstseinsbildender Öffentlich- kann ich nachvollziehen . Es ist gar keine Frage, dass Ihre keitsarbeit und ebenso mit fachlichem Austausch, Trans- Zufriedenheit vielleicht nicht so groß ist wie die anderer fer von Informationen zu guter Bildungspraxis und einer Teile des Parlaments . breiten Palette von weiteren Aktivitäten . Ich verweise an dieser Stelle auf den Nationalen Aktionsplan 2 0. der Ich will noch einmal deutlich machen, dass es bei Bundesregierung . den Empfehlungen, der Debatte und im Zusammenhang mit diesem öffentlich-rechtlichen Vertrag um die entsor- Im Übrigen ist es so, dass die Bundesregierung durch gungsbezogenen Klagen ging, und die sind zurückge- das Bundesministerium für Bildung und Forschung die nommen worden . Ich will noch einmal sagen: Ankündi- Länder im Rahmen seiner Zuständigkeit durch For- 22466 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Parl. Staatssekretärin Anette Kramme (A) schungsförderung unterstützt . Damit sichert das Bundes- die übergreifende Öffentlichkeitsarbeit, die auch andere (C) bildungsministerium eine valide Basis für die Entwick- Ministerien betrifft, teilweise mitverantwortlich . Darauf lung von Handlungsstrategien und Umsetzungsszenarien wollte ich hinweisen . in der Bildungspraxis . Ich glaube, wer sich im Bereich Autismus ein bisschen auskennt, wer sich damit beschäftigt oder Geschichten Vizepräsidentin Claudia Roth: aus der Familie kennt, der weiß, dass wir Probleme ha- Vielen Dank, Frau Kramme . – Frau Werner . ben und die Integrationshelfer viel zu oft wechseln . Wenn Kinder vom Schulunterricht ausgeschlossen wer- Katrin Werner (DIE LINKE): den – das alles mag sicherlich Länderhoheit sein –, zu sa- Danke schön, Frau Kramme . Danke auch für Ihren gen, dass uns das nichts angeht, finde ich, ehrlich gesagt, Hinweis . Mir ist schon klar, wer für welche Bereiche zu- schlimm. Das ärgert mich, das reizt mich. Ich finde, die ständig ist . Aber Sie kamen dann zum Ende Ihrer Beant- Bundesregierung muss schauen, welche Möglichkeiten wortung durchaus noch zu den wichtigen Punkten wie sie hat und welche Ressourcen sie zusätzlich zur Verfü- den Nationalen Aktionsplan . Ich erinnere auch noch an gung stellen kann . das Bundesteilhabegesetz und den Teilhabebericht . All Ich stelle jetzt keine Nachfrage, sondern ich nehme das ist in den letzten Monaten diskutiert worden, all das einfach zur Kenntnis, dass Sie sagen, dass Sie dafür nicht diskutieren wir auch dieser Tage . Ich glaube schon, dass zuständig sind . Bei meiner weiteren Frage werde ich ein Ministerium, das mit diesem Thema sehr ausgiebig noch einmal auf diesen Punkt zurückkommen . beschäftigt ist, Berichte zur Kenntnis nehmen sollte und dann auch die Möglichkeiten, die es hat, umsetzen kann . Vizepräsidentin Claudia Roth: Natürlich geht es nicht darum, sich in andere Ho- heiten einzumischen . Dennoch kann ein Bundesminis- Ich frage aber trotzdem, ob Sie, Frau Kramme, darauf terium den Ländern helfen, zum Beispiel in Bezug auf antworten wollen . die Frage: Wie sensibilisiert man Arbeitskräfte? Wie ist die Zusammenarbeit, um Lehrerinnen und Lehrer zu Anette Kramme, Parl . Staatssekretärin bei der Bun- sensibilisieren? – Insofern wäre vielleicht gezielter die desministerin für Arbeit und Soziales: Frage danach zu stellen, welche Schulungsmaßnahmen Ja . und Programme, welche Öffentlichkeitsarbeit, welche Sensibilisierungsmaßnahmen Sie anbieten . Sie haben ja im letzten Jahr eine große, sehr teure Kampagne für das Vizepräsidentin Claudia Roth: (B) Bundesteilhabegesetz gefahren und in den Antworten Dann können Sie das gerne tun . (D) immer darauf hingewiesen, was Sie zusätzlich tun . Anette Kramme, Parl . Staatssekretärin bei der Bun- Vizepräsidentin Claudia Roth: desministerin für Arbeit und Soziales: Frau Kramme, bitte . Ich würde das gerne kommentieren .– Frau Werner, wir dürfen schlichtweg kein Geld für Länderaufgaben Anette Kramme, Parl . Staatssekretärin bei der Bun- verwenden . desministerin für Arbeit und Soziales: (Zuruf von der CDU/CSU: So ist es!) Frau Werner, wenn ich Ihre Fragestellung richtig ver- stehe, geht es darum, wie viele Gelder das Bundesminis- Die Haushälter dieses Hauses würden dem strikt wider- terium für Arbeit und Soziales für die Ausbildung von sprechen . Im Rahmen der Möglichkeiten machen wir Be- Länderbeamten, nämlich für Lehrer, zur Verfügung stellt . wusstseinsarbeit . Das ist eine Selbstverständlichkeit . Wir Sie verstehen sicherlich, dass die Kompetenzen des Bun- sehen die Probleme autistischer Kinder, aber, wie gesagt, desministeriums an dieser Stelle nicht so weit reichen, in diesem Bereich haben wir keine unmittelbaren Hand- dass wir für fachfremde Aufgaben Gelder ausgeben . Wie lungsmöglichkeiten . gesagt, wir sind im Bereich der Bewusstseinsbildung all- gemein tätig . Dieser Aufgabe kommen wir nach . Die ent- Vizepräsidentin Claudia Roth: sprechenden Handlungsverpflichtungen haben wir auch im Nationalen Aktionsplan niedergelegt . Vielen Dank .– Dann sind wir am Ende des Geschäfts- bereichs des Bundesministeriums für Arbeit und Sozia- les . Danke schön, Frau Kramme . Vizepräsidentin Claudia Roth: Vielen Dank . – Frau Werner, zweite Frage . Wir kommen jetzt zum Geschäftsbereich des Bun- desministeriums der Verteidigung . Der Parlamentarische Staatssekretär hat sich schon erhoben . Willkommen, Katrin Werner (DIE LINKE): Dr . Brauksiepe . Nun mögen ja viele Dinge der Länderhoheit unter- liegen, aber, ich glaube, eine finanzielle Unterstützung Ich rufe die Frage 35 der Kollegin Keul auf: vonseiten der Bundesebene – diese Debatte hatten wir Wie konnte es aus Sicht der Bundesregierung im Rahmen beim Bundesteilhabegesetz immer wieder – kann auch des Bundeswehreinsatzes „Inherent Resolve“ in Syrien zu dem ein Ministerium nicht ausschließen . Wenn etwas nicht Tod von mindestens 14 Zivilisten bei einem Luftangriff auf explizit nur Ihr Ministerium betrifft, dann sind Sie für das Dorf al-Matab kommen (vergleiche ntv .de vom 9 . März Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22467

Vizepräsidentin Claudia Roth (A) 2017, „Luftangriff in Syrien tötet 14 Zivilisten“), und welche Wie kann der Verbindungsoffizier, der im gemeinsamen (C) konkreten Maßnahmen wurden bzw . werden ergriffen, um sol- Hauptquartier in Kuwait sitzt, kontrollieren, dass das che zivilen „Kollateralschäden“ zukünftig zu vermeiden? geltende Recht eingehalten wird, wenn Sie nicht nach- Bitte . fragen?

Dr. Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär bei der Vizepräsidentin Claudia Roth: Bundesministerin der Verteidigung: Herr Dr . Brauksiepe, bitte . Vielen Dank, Frau Präsidentin . – Frau Kollegin, ich antworte Ihnen wie folgt: Die Bundesregierung bedau- Dr. Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär bei der ert zutiefst jedes zivile Opfer militärischer Operationen . Bundesministerin der Verteidigung: Zusätzlicher Maßnahmen bedarf es jedoch nicht, weil selbstverständlich schon jetzt alles Menschenmögliche Frau Kollegin, zunächst einmal ist es eine Unterstel- unternommen wird, um das zu vermeiden, was Sie in Ih- lung, wenn Sie sagen, dass wir nicht nachfragen . Die ge- rer Frage „Kollateralschäden“ nennen . samte Allianz bemüht sich, zivile Opfer zu vermeiden . Ich warne ausdrücklich davor, auf die zynische Taktik Zum Luftangriff im Bereich des Dorfes al-Matab in des sogenannten „Islamischen Staates“ in der Weise he- Nordsyrien, über den am 9 .März 2017 durch n-tv be- reinzufallen, dass man unterstellt, hier werde unachtsam richtet wurde, liegen der Bundesregierung keine über die vorgegangen . Es gehört zur zynischen Taktik des soge- Medienberichterstattung hinausgehenden Informationen nannten „Islamischen Staates“, Menschen als menschli- vor . Alle Mitglieder der Anti-IS-Koalition gehen in Über- che Schutzschilder einzusetzen und zivile Opfer bewusst einstimmung mit den Vorgaben des humanitären Völker- in Kauf zu nehmen . rechts vor, auch wenn dies angesichts des Vorgehens des sogenannten „Islamischen Staates“, bewusst zivile Opfer Ich darf im Übrigen sagen: Das Ereignis vom 9 . März hervorzurufen, mit besonderen Anstrengungen zur Ver- kann sich nicht nach Einreichung Ihrer Frage zugetragen meidung ebensolcher Opfer verbunden ist . haben, da Sie ja in der Frage auf dieses Ereignis Bezug nehmen und vermutlich keine hellseherischen Fähigkei- Die Verdichtung des Gesamtlagebildes, zu der die ten für sich in Anspruch nehmen . Aufklärungsflüge der deutschen Tornados im Rahmen der Operation Inherent Resolve beitragen, dient auch (Katja Keul [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: dem Zweck, durch Unterscheidung zwischen zivilen und Es sind drei!) militärischen Objekten zivile Opfer bei Lufteinsätzen der – Darauf kann sich das jedenfalls nicht beziehen . internationalen Anti-IS-Koalition zu vermeiden und da- (B) mit die Zivilbevölkerung zu schützen . Ich betone in Bezug auf alle Ereignisse: Es gehört zur (D) Taktik des „Islamischen Staates“, bewusst zivile Opfer in Kauf zu nehmen . Die Bundesregierung kann durch ihren

Vizepräsidentin Claudia Roth: Einsatz keine zivilen Opfer vermeiden, weil sie zwar im Vielen Dank, Herr Dr . Brauksiepe . – Frau Keul . Rahmen der Aufklärung tätig ist, aber selber keine da- rüber hinausgehenden militärischen Maßnahmen unter- Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): nimmt, jedenfalls Luftangriffe nicht selbst durchführt . Dieses Bemühen scheint offensichtlich nicht allzu gut Von daher kann es dadurch auch nicht zu Opfern kom- zu gelingen, zumindest nicht in diesem Monat . Denn men . nachdem ich die Frage eingereicht hatte, gab es nicht Die Maßnahmen, die wir ergreifen, die Bilder, die nur den Vorfall am 9 .März mit 14 Toten, davon sechs wir liefern – das habe ich Ihnen eben schon gesagt; ich Kindern, sondern eine Woche später am 16 .März die wiederhole es gerne –, dienen dazu, zivile Opfer zu ver- Bombardierung einer Moschee mit mindestens 42 To- meiden . Ich bitte, hier nicht Ursache und Wirkung zu ten . In diesem Fall hatte das US-Zentralkommando die verwechseln . Wir tun alles Menschenmögliche, damit Verantwortung zunächst eingeräumt und einige Stunden klar ist, was zivile und was militärische Ziele sind . Die später gesagt, die Moschee dürfte noch stehen, obwohl IS-Terroristen tun sehr viel, um genau das zu verhindern wir alle Schutt und Asche im Fernsehen betrachten konn- und zivile Opfer zu produzieren . Durch die Bundesregie- ten. Zu allem Überfluss gab es in der letzten Nacht – da- rung und die Bundeswehr ist es nicht zu irgendwelchen rüber konnten wir heute Morgen lesen – einen dritten zivilen Opfern gekommen, weil wir uns an den eigentli- Vorfall mit zivilen Opfern, für den unser Bundeswehr- chen Luftschlägen nicht beteiligen, sondern mit unseren einsatz, unsere Koalition verantwortlich ist, nämlich die Aktionen dazu beitragen, legitime militärische Ziele von Bombardierung einer Schule, in der 40 Familien, die aus zivilen Zielen zu unterscheiden . Aleppo geflüchtet waren, untergebracht waren, mit mehr als 30 Toten . Vizepräsidentin Claudia Roth: Irgendetwas scheint dort schiefzulaufen . All diese In- Frau Keul, Ihre zweite Nachfrage, wenn Sie wollen . formationen haben wir übrigens von der Syrischen Be- obachtungsstelle für Menschenrechte, die wir auch im Hinblick auf die russischen Luftangriffe immer als sehr Katja Keul (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): glaubwürdig eingestuft haben . Deswegen frage ich Sie Ich glaube, wir beide wissen, was ein multilateraler noch einmal: Was tut die Bundesregierung im Rahmen militärischer Einsatz ist und dass man die Verantwortung des Bündnisses, um zu klären, was dort passiert ist? dabei nicht je nach Arbeitsteilung im Rahmen eines ge- 22468 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

Katja Keul (A) meinsamen Einsatzes aufteilen kann . Insofern sind alle, keine über die Medienberichterstattung hinausgehenden (C) die sich daran beteiligen, in der Verantwortung . Informationen . Wir sind dort aber seit Jahren zum Schutz der Menschen in der Region militärisch aktiv und kennen Ich habe auch keine hellseherischen Fähigkeiten, son- seit Jahren das menschenverachtende Vorgehen des „Is- dern ich habe gesagt: Nach dem 9 .März gab es weitere lamischen Staates“ . Vorfälle, nämlich letzte Woche, am 16 .März, und letzte Nacht, am 22 .März . Das sind die Vorfälle, auf die ich (Hubert Hüppe [CDU/CSU]: Gute Antwort!) mich beziehe . Zu meiner zweiten Nachfrage . Ich muss sagen: Dafür, Vizepräsidentin Claudia Roth: dass Sie angeblich keine Erkenntnisse haben, was dort am Boden passiert ist, ist es erstaunlich, dass Sie sagen, Zusatzfrage vom Kollegen Kekeritz . es war der IS, der hier zivile Opfer verursacht oder vorge- täuscht hat . Davon haben wir bislang, jedenfalls öffent- (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): lich, überhaupt nichts vernommen; da haben Sie schein- Uwe Kekeritz bar mehr Informationen als die Öffentlichkeit . Hingegen Herr Staatssekretär, ich muss sagen, dass ich Ihre lesen wir, dass es in der neuen US-Administration of- Argumentationskette nicht verstehe . Die Informationen fensichtlich einen Strategiewechsel gibt, weil sich die über die Bombardements, die uns erreichen, kommen Kommandeure des Pentagon beschwert haben, dass die von der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschen- Vorgängerregierung zu sanft vorgegangen ist, dass man rechte in London; sie ist allgemein als höchst seriös an- bei der Planung keine Freiheit habe und dass man jetzt erkannt . Die Pressemeldungen bestätigen das darüber hi- mehr Flexibilität im Kampf gegen den IS haben wolle . naus . Und Sie erklären uns dauernd, dass der „Islamische Von daher frage ich noch einmal: Gibt es Gespräche mit Staat“ dafür verantwortlich ist . Das kann ich überhaupt der neuen Administration über eine größere Flexibilität nicht nachvollziehen . Die Moschee ist bombardiert und bei der Bombardierung in Syrien? in Schutt und Asche gelegt worden. Daran waren definitiv US-Flugzeuge beteiligt . In der Schule, die heute Morgen Vizepräsidentin Claudia Roth: bombardiert wurde, waren Menschen, die aus Aleppo ge- Herr Dr .Brauksiepe, bitte . flohen sind. Wir alle wissen, was in Aleppo passiert ist. Diese Menschen kamen in die Schule, erhofften sich dort Sicherheit, und dann kamen Bomber und töteten über Dr. Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär bei der 30 Menschen . Das ist einfach unerträglich . Bundesministerin der Verteidigung: Frau Präsidentin, ich gebe zu: Es fällt mir schwer, die Ich finde Ihre Argumentationsbasis, dass das mit dem (B) Fülle all dieser in diesem Tempo vorgetragenen und weit „Islamischen Staat“ zu tun hat, irgendwie verwerflich. (D) über die vorgesehene Zeit hinausgehenden Fragen zu be- Sie müssen doch einfach einmal die Frage von Frau Keul antworten . beantworten, was diese Bundesregierung weiß . Wenn diese Bundesregierung nichts weiß – auch nicht, was mit Vizepräsidentin Claudia Roth: den entsprechenden Bildern passiert –, dann frage ich mich, ob es gerechtfertigt ist, dass der Deutsche Bundes- Es waren zehn Sekunden; ich habe aufgepasst . tag der Bundesregierung die Kompetenz erteilt, an die- sem Luftkrieg teilzunehmen, auch wenn es sich bloß um Dr. Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär bei der Bildaufnahmen handelt . Bundesministerin der Verteidigung: Ich sage für die gesamte Koalition noch einmal: Alle bemühen sich gemeinsam, zivile Opfer zu vermeiden . Vizepräsidentin Claudia Roth: Wir verstecken uns hinter überhaupt niemandem . Ich Danke schön . Das ist jetzt, glaube ich, klar .– Herr habe auch nichts speziell zu dem Vorfall vom 9 . März Brauksiepe, bitte . gesagt . Sie werden im Protokoll nachlesen können, dass Sie behauptet haben, er habe sich nach Einreichung Ihrer Frage ereignet . Das können Sie ja dann gegebenenfalls Dr. Ralf Brauksiepe, Parl . Staatssekretär bei der korrigieren . Bundesministerin der Verteidigung: Ich wiederhole: Es ist eine von der internationalen Herr Kollege Kekeritz, die Bundesrepublik Deutsch- Koalition leider seit Jahren zu beobachtende Taktik des land gehört neben Italien, Katar, Marokko, Neuseeland, „Islamischen Staates“, bewusst zivile Opfer hervorzuru- Polen, Schweden und Singapur zu den Ländern, die am fen . Auf diese seit Jahren zu beobachtende und von uns Informationsraum dieser Aktion beteiligt sind, selbst zutiefst verurteilte Taktik habe ich mich bezogen . aber keine Luftschläge durchführen . An der Aufklärung solcher Ereignisse sind die beteiligt, die auch an den In Bezug auf den Vorfall vom 9 .März habe ich aus- Luftschlägen beteiligt sind . Deswegen erhalten wir nicht drücklich gesagt, dass der Bundesregierung keine über alle Informationen, die diejenigen erhalten, die sich an die Medienberichterstattung hinausgehenden Informati- den Luftschlägen beteiligen . onen vorliegen . Ich verbitte mir deswegen die Unterstel- lung, ich hätte hier etwas anderes behauptet oder zusätz- Wir haben das gemeinsame Interesse, zivile Opfer zu liche Informationen für mich in Anspruch genommen . vermeiden; das betone ich gerne ein weiteres Mal . Und Wir haben zu diesem Vorfall, wie bereits dreimal gesagt, ich betone auch ein weiteres Mal, dass wir sehr gute Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22469

Parl. Staatssekretär Dr. Ralf Brauksiepe (A) Gründe haben, zu sagen, dass zivile Opfer vom „Islami- Katrin Werner (DIE LINKE): (C) schen Staat“ bewusst in Kauf genommen werden . Vielen Dank, Frau Fischbach, für die Antwort . Ich möchte einmal gezielt nachfragen, weil wir dieser Tage (Uwe Kekeritz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- bei uns im Büro das Thema wieder besprochen haben . NEN]: Sie wissen aber, dass es der IS war?) Aus dem Bundesrat gibt es einen Beschluss vom 10 . Februar 2017 zum Thema Assistenzhunde . Darin

Vizepräsidentin Claudia Roth: wird die Bundesregierung aufgefordert, zeitnah einen Vielen Dank . – Ich sehe keine weitere Frage an das Gesetzentwurf vorzulegen, um Assistenzhunde in das Bundesministerium der Verteidigung und danke dem Hilfsmittelverzeichnis aufzunehmen . Gleichzeitig ging Staatssekretär . es auch darum, dafür die rechtliche Voraussetzung und bundesweit einheitliche Qualitätsstandards zu schaffen . Wir kommen zum Bundesministerium für Gesundheit, Das ist nicht Teil meiner eigentlichen Frage . Aber viel- und ich begrüße Ingrid Fischbach . leicht könnten Sie dazu kurz einen Fahrplan skizzieren oder sagen, ob Sie sich damit schon beschäftigt haben . Ich rufe die Frage 36 der Kollegin Katrin Werner auf: Ich wäre sonst auch mit einer schriftlichen Antwort ein- verstanden . Welche Maßnahmen wird die Bundesregierung in Zusam- menarbeit mit den Ländern ergreifen, um die im Teilhabebe- richt erwähnten kommunikativen Barrieren abzubauen, auf Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin beim Bun- die Menschen mit Beeinträchtigungen aus dem Autismusspek- trum im Gesundheitssystem stoßen und die eine angemessene desminister für Gesundheit: medizinische Versorgung erschweren? Sie haben es gerade gesagt: Das ist noch nicht lange her . Die Sitzung war erst im Februar dieses Jahres . Wir sind da noch in den Beratungen . Ich möchte Ihnen die Ingrid Fischbach, Parl . Staatssekretärin beim Bun- Antwort gerne schriftlich nachreichen . desminister für Gesundheit: Liebe Frau Werner, ich antworte Ihnen gerne auf Ihre (Katrin Werner [DIE LINKE]: Danke!) Frage .– Der Bundesregierung ist bewusst, dass die Be- handlung von Menschen mit Beeinträchtigungen aus Vizepräsidentin Claudia Roth: dem Autismusspektrum alle Beteiligten vor große He- rausforderungen stellt, und ich bin Ihnen dankbar, dass Frau Werner, sind Sie mit Ihren Fragen durch? – Gut . Sie die Frage jetzt stellen, kurz bevor wir am 2 .April Dann danke ich Ihnen . Auch Frau Fischbach danke ich . (B) (D) 2017 den Tag der Menschen, die an Autismus erkrankt Wir kommen zum Geschäftsbereich des Bundesminis- sind, begehen, sodass wir noch einmal die Gelegenheit teriums für Verkehr und digitale Infrastruktur . Ich begrü- haben, darüber zu sprechen . ße zur Beantwortung Dorothee Bär . Die Bundesregierung nimmt die im Teilhabebericht Die Frage 37 der Kollegin Tabea Rößner wird schrift- enthaltene Aussage des Wissenschaftlichen Beirats ernst lich beantwortet . und hat verschiedene Maßnahmen ergriffen, die auch der Behandlung von Menschen mit Autismus dienen . So sieht Damit kommen wir zur Frage 38 vom Kollegen Peter der § 2a des SGB V ausdrücklich vor, dass in der gesetz- Meiwald: lichen Krankenversicherung den besonderen Belangen Welche Daten (Häufigkeit von Verkehrslasten durch wel- von Menschen mit Behinderungen Rechnung zu tragen che Fahrzeugtypen) und welche Schäden wurden bisher an der ist . Daraus folgt, dass alle Verantwortlichen – Kostenträ- Wehrbrücke in Herbrum (Landkreis Emsland) ermittelt, bei ger und Leistungserbringer – bei ihrer täglichen Arbeit der die Bundesanstalt für Wasserbau seit 2014 eine indirekte darauf zu achten haben, dass besondere Schwierigkeiten, Messung der Belastungen durchführt? die sich bei der Versorgung ergeben, berücksichtigt wer- Frau Bär, bitte . den .

Konkret sieht der mit dem GKV-Versorgungsstär- Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin beim Bundes- kungsgesetz eingefügte § 119c SGB V die Einrichtung minister für Verkehr und digitale Infrastruktur: von Medizinischen Versorgungszentren für Erwachsene Lieber Herr Meiwald, ich beantworte die Frage 38 wie mit geistiger Behinderung oder schweren Mehrfach- folgt: An der Wirtschaftswegebrücke Herbrum (Ems) behinderungen vor, die zur ambulanten Versorgung er- werden durch die Bundesanstalt für Wasserbau im Rah- mächtigt werden können . Diese Zentren sollen neben ei- men eines Forschungsthemas Dehnungen und Tempera- ner zielgruppenspezifischen Diagnose und Therapie auch turverteilungen im Brückenträger sowie die dazugehöri- eine zielgruppenspezifische Kommunikation durch ge- gen Belastungen, also auch Fahrzeuge, die die Brücke eignete Kommunikationsstrategien – einfache Sprache, befahren, gemessen . Es handelt sich um Langzeitmes- Bilder und dergleichen – ermöglichen . sungen . Die Brücke Herbrum ist eine von sechs weite- ren Brücken, an denen die BAW ebenfalls Messungen durchführt . Ziel ist der Bestandserhalt der nahezu scha-

Vizepräsidentin Claudia Roth: densfreien Brücke . Die Messdaten werden derzeit noch Vielen Dank . – Frau Werner, bitte . ausgewertet . 22470 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) Vizepräsidentin Claudia Roth: Bis wann rechnet die Bundesregierung mit dem Abschluss (C) konkreter Finanzierungsvereinbarungen zwischen dem Bund Vielen Dank, Frau Bär . – Herr Meiwald . und der Deutschen Bahn AG für den Ausbau der Gäubahn (Ausbaustrecke Stuttgart–Singen–Grenze D/CH), und bis Peter Meiwald (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): wann kann nach Kenntnis der Bundesregierung mit dem Bau- beginn gerechnet werden? Vielen Dank, Frau Staatssekretärin .– Eine kurze Nachfrage bezüglich der maximalen Belastung und der Frau Bär, bitte . statischen Auslegung . Können Sie sagen, mit welchem Sicherheitspuffer bei der statischen Auslegung solcher Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin beim Bundes- Brücken gearbeitet wird? minister für Verkehr und digitale Infrastruktur: Herr Gastel, die Antwort lautet: Ein Termin für den Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin beim Bundes- Abschluss der Finanzierungsvereinbarungen für die Aus- minister für Verkehr und digitale Infrastruktur: baustrecke Stuttgart–Singen–Grenze steht noch nicht Ich kann Ihnen antworten, dass in der Nachrechnungs- fest . Auch ein möglicher Baubeginn ist derzeit nicht ter- richtlinie die formulierte Methodik zur Bestimmung des minierbar . Für den Abschnitt Horb–Neckarhausen läuft Ziellastniveaus auf Verkehrsmessungen an drei verschie- gegenwärtig das Anhörungsverfahren . denen Autobahnbrücken beruht . Eine Übertragung auf untergeordnete Straßen und auf Brücken mit zweispu- Vizepräsidentin Claudia Roth: rigem Verkehrsquerschnitt ist unter diesen Vorausset- zungen zu hinterfragen . Genau deshalb hat die BAW im Vielen Dank, Frau Bär . – Herr Gastel . Rahmen des Forschungsthemas entsprechende Belas- tungsmessungen durchgeführt . Die Messungen spiegeln Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): das momentane zufällige Belastungsbild der Brücke wi- Frau Staatssekretärin, ich hatte natürlich erwartet, der . dass es insbesondere für den Bauabschnitt, den Sie ge- Ausgehend von der gemessenen Verkehrscharakteris- rade genannt haben – er befindet sich bereits in der Plan- tik können durch statistische Betrachtungen und durch feststellung und ist auf der Planungsebene schon relativ Simulationen andere Verkehrsszenarien und Verkehrszu- weit gediehen –, einen Finanzierungsvertrag gibt bzw . sammensetzungen berücksichtigt werden und auch diese dass der Termin für die Unterzeichnung klar ist, damit Auswirkungen analysiert werden . Daraus soll dann ein die Finanzierungssicherheit gewährleistet ist . Es ist scha- angenähertes und auf der sicheren Seite liegendes Ver- de, dass das wohl noch nicht geschehen ist . Das ist nicht kehrslastmodell entwickelt werden, welches alle Be- ganz nachvollziehbar . (B) anspruchungsarten, beispielsweise die Querkraft, das Ich habe eine Nachfrage an Sie: Für die Einhaltung (D) Biegemoment, und die Bauteile, zum Beispiel die Längs- des Vertrages von Lugano, bei dem es ja um die Rei- träger, die Fahrbahnplatte und die Hänger, gleicherma- sezeitverkürzung von Stuttgart nach Zürich geht, muss ßen abdeckt . der Bund auch auf den Einsatz von Neigetechnik setzen; sonst kann der Vertrag aus heutiger Sicht nicht eingehal- Vizepräsidentin Claudia Roth: ten werden . Die Deutsche Bahn, die auf dieser Strecke Vielen Dank, Frau Bär .– Herr Meiwald, Rückfrage? fährt, hat sich von der Neigetechnik verabschiedet . Jetzt Bemerkungen? ist meine Frage an den Bund als Eigentümer des Bahnun- ternehmens: Wie gehen Sie damit um, dass Sie den Ver- trag nur mit Neigetechnik erfüllen können, Ihr bundesei- (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): Peter Meiwald genes Bahnunternehmen aber Neigetechnik nicht mehr Ganz kurz, damit ich planen kann, in welcher Zeit ich einsetzt? Werden Sie Einfluss auf Ihr Bahnunternehmen das Ingenieursstudium abschließen muss, um das alles zu nehmen, dass es sich doch wieder auf die Neigetechnik verstehen: Bis wann dürfen wir mit den Auswertungser- besinnt? Oder welchen Weg werden Sie hier einschlagen, gebnissen rechnen? um die Reisezeitverkürzung zu erreichen?

Parl . Staatssekretärin beim Bundes- Dorothee Bär, Vizepräsidentin Claudia Roth: minister für Verkehr und digitale Infrastruktur: Frau Bär, bitte . Also, wir planen mit der zweiten Jahreshälfte 2017 .

(Peter Meiwald [BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin beim Bundes- NEN]: Okay! Vielen Dank!) minister für Verkehr und digitale Infrastruktur: Im Personenverkehr wurde ein Fahrplan zur Ermitt- Vizepräsidentin Claudia Roth: lung der zweigleisigen Begegnungsabschnitte unterstellt, Vielen Dank .– Ich sehe keine weiteren Rückfragen der auch den Einsatz von Neigetechnikfahrzeugen bein- zur Frage 38 . haltet . Die DB AG verfolgt den Einsatz dieser Fahrzeu- ge aber nicht weiter . Im Moment gibt es aber Gesprä- Die Fragen 39 und 40 des Kollegen Herbert Behrens che zwischen dem Land Baden-Württemberg und der werden schriftlich beantwortet . Schweiz, ob derartige Fahrzeuge zukünftig auch für die Wir kommen zur Frage 41 des Kollegen Matthias Gäubahn verfügbar sein werden . Diese Ergebnisse bitte Gastel: ich abzuwarten . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22471

(A) Vizepräsidentin Claudia Roth: Vizepräsidentin Claudia Roth: (C) Herr Gastel? Frau Bär, bitte .

Dorothee Bär, Parl . Staatssekretärin beim Bundes- Matthias Gastel (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN): minister für Verkehr und digitale Infrastruktur: Es ist natürlich bedauerlich, dass das bundeseigene Zur Singener Kurve kann ich Ihnen derzeit noch nichts Unternehmen Deutsche Bahn AG sich trotz dieser Pla- Konkretes sagen . Das bleibt noch abzuwarten, aber so- nungen und der Erfordernisse nicht wieder auf die Nei- bald ich Ihnen etwas Konkretes sagen kann, teile ich es getechnik besinnt und damit dann aus dem Geschäft ist . Ihnen gerne schriftlich mit . Den Fahrgästen wird es am Ende egal sein, Hauptsache, sie bekommen ein attraktives Angebot . Vizepräsidentin Claudia Roth: Vielen Dank .– Ich sehe keine weiteren Fragen an Frau Ich möchte gern von Ihnen zweitens wissen, Frau Bär . Dann sind wir am Ende der Fragestunde angekom- Staatssekretärin: Was ist die Position der Bundesregie- men . Wir sind damit auch am Schluss der heutigen Ta- rung zur sogenannten Singener Kurve? Es geht darum, gesordnung . möglicherweise einen Fernverkehrshalt nahe des ehe- maligen Landesgartenschaugeländes zu errichten, was Ich berufe die nächste Sitzung des Deutschen Bundes- natürlich in Singen nicht unbedingt Freude auslöst, weil tages auf morgen, Donnerstag, 23 .März 2017, 9 Uhr, ein . dies Auswirkungen auf die Fernverkehrsanschlüsse am Die Sitzung ist geschlossen . Ich wünsche Ihnen noch Singener Bahnhof hätte . Das heißt, dieses Vorhaben ist einen schönen Restmittwoch . strittig . Was ist die Position der Bundesregierung zu die- ser Kurve bei Singen? (Schluss: 16:37 Uhr)

(B) (D)

Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22473

(A) Anlagen zum Stenografischen Bericht (C)

Anlage 1 Liste der entschuldigten Abgeordneten

entschuldigt bis entschuldigt bis Abgeordnete(r) einschließlich Abgeordnete(r) einschließlich

Albsteiger, Katrin CDU/CSU 22 .03 .2017 Tressel, Markus BÜNDNIS 90/ 22 .03 .2017 DIE GRÜNEN Andreae, Kerstin BÜNDNIS 90/ 22 .03 .2017 DIE GRÜNEN Wagenknecht, Dr . Sahra DIE LINKE 22 .03 .2017

Barthle, Norbert CDU/CSU 22 .03 .2017 Wöhrl, Dagmar G . CDU/CSU 22 .03 .2017

Binder, Karin DIE LINKE 22 .03 .2017 *aufgrund gesetzlichen Mutterschutzes

Bosbach, Wolfgang CDU/CSU 22 .03 .2017 Anlage 2 Bülow, Marco SPD 22 .03 .2017 Antwort Dröge, Katharina * BÜNDNIS 90/ 22 .03 .2017 der Parl . Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf DIE GRÜNEN die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜND- NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11554, Frage 3): Gabriel, Sigmar SPD 22 .03 .2017 Wie viel Prozent der deutschen Wälder sind mittlerweile in reine Naturwälder umgewandelt (bitte aufschlüsseln nach pro- Hajek, Rainer CDU/CSU 22 .03 .2017 zentualer Zunahme in den vergangenen zehn Jahren), und wird die Bundesregierung das Ziel von 5 Prozent Naturwälder der Heller, Uda CDU/CSU 22 .03 .2017 deutschen Wälder bis 2020 noch erreichen (bitte begründen)? (B) (D) Jelpke, Ulla DIE LINKE 22 .03 .2017 Die Nationale Biodiversitätsstrategie (NBS) hat unter anderem zum Ziel, dass im Jahr 2020 der Flächenanteil Katzmarek, Gabriele SPD 22 .03 .2017 der Wälder mit natürlicher Waldentwicklung 5 Prozent der Waldfläche Deutschlands beträgt. Wie ein diesbe- Klein, Volkmar CDU/CSU 22 .03 .2017 zügliches Forschungsvorhaben zeigte, waren 2013 etwa 2 Prozent der Waldfläche dauerhaft rechtlich gesichert Kudla, Bettina CDU/CSU 22 .03 .2017 einer natürlichen Waldentwicklung überlassen . Derzeit wird die Bilanz in einem weiteren Forschungsvorhaben Lerchenfeld, Philipp CDU/CSU 22 .03 .2017 fortgeführt und Perspektiven und Potenziale für die Ent- Graf wicklung eines kohärenten NWE-Systems aufgezeigt . Die Ergebnisse werden mit Abschluss des Vorhabens vo- Möhring, Cornelia DIE LINKE 22 .03 .2017 raussichtlich 2019 vorliegen . Auch weitere nutzungsfreie Waldflächen ohne einen Mosblech, Volker CDU/CSU 22 .03 .2017 dauerhaften rechtlichen Schutzstatus können relevante Beiträge zur Erhaltung der Biodiversität im Wald leisten . Müntefering, Michelle SPD 22 .03 .2017 Das Thünen-Institut schätzt auf der Basis der Ergebnisse der Bundeswaldinventur 2012, dass derzeit unter Einbe- Rüthrich, Susann * SPD 22 .03 .2017 zug nicht begehbarer Flächen bis zu 5,6 Prozent der Wald- fläche Deutschlands nutzungsfrei sind. Hinzu kommen Sarrazin, Manuel BÜNDNIS 90/ 22 .03 .2017 ungenutzte Kleinflächen, die mosaikartig über die Wald- DIE GRÜNEN fläche verteilt vorhanden, aber nur schwer erfassbar sind.

Schmidt, Dr . Frithjof BÜNDNIS 90/ 22 .03 .2017 DIE GRÜNEN Anlage 3 Stauche, Carola CDU/CSU 22 .03 .2017 Antwort Strebl, Matthäus CDU/CSU 22 .03 .2017 der Parl . Staatssekretärin Rita Schwarzelühr-Sutter auf die Frage des Abgeordneten Oliver Krischer (BÜND- Tank, Azize DIE LINKE 22 .03 .2017 NIS 90/DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11554, Frage 4): 22474 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) Wie hoch waren nach dem Kenntnisstand der Bundesre- Entscheidend ist, dass der Antragsteller/die Antrag- (C) gierung die CO2-Emissionen in Deutschland im Jahr 2016, stellerin eine konkrete und glaubwürdige Rückkehrper­ und teilt die Bundesregierung die Auffassung des Kanzler- amtsministers Peter Altmaier („Ich bin fest davon überzeugt, spektive im Heimatstaat angibt bzw . darlegen kann . dass der Weg nationaler Ziele falsch ist“, siehe https://www . Entsprechende Tatsachen muss er/sie schlüssig und welt .de/wirtschaft/article162762773/Bundesregierung-gibt-­ Alleingaenge-im-Klimaschutz-auf .html), dass es in Zukunft glaubhaft vortragen und gegebenenfalls durch geeigne- keine nationalen Klimaschutzziele mehr geben soll? te Unterlagen und Angaben nachweisen . Maßgeblich ist stets die Betrachtung aller im Einzelfall ersichtlichen Laut einer ersten Schätzung des Umweltbundesamtes Umstände unter Berücksichtigung der spezifischen Ge- lag der Ausstoß von Treibhausgasen in Deutschland im gebenheiten im Herkunftsstaat . Da es Regionen mit hö- Jahre 2016 bei etwa 906 Millionen Tonnen CO2-Äquiva- herem Migrationsdruck gibt, muss die Auslandsvertre- lenten. Davon entfielen etwa 796 Millionen Tonnen auf tung die Rückkehrbereitschaft in diesen Fällen besonders das Treibhausgas CO2 . genau prüfen . Im Übrigen kommentiert die Bundesregierung Mel- Im Rahmen des sogenannten Remonstrationsverfah- dungen wie die in der Frage angesprochene über einzel- rens konnten Visa für zwei Personen der Reisegruppe ne Äußerungen ihrer Mitglieder grundsätzlich nicht . Die erteilt werden . Bei den übrigen vier Reisenden war dies Haltung der Bundesregierung zu Klimaschutzzielen ist leider nicht möglich, da auch die im Remonstrationsver- im Klimaschutzplan 2050 dargelegt . fahren vorgelegten Unterlagen nicht ausreichten, um eine ausreichende Rückkehrwilligkeit der Antragsteller zu be- legen .

Anlage 4 Antwort Anlage 5 Antwort des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- geordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11554, Frage 10): geordneten Hans-Christian Ströbele (BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11554, Frage 11): Wie erklärt die Bundesregierung die erneute Visaverwei- gerung für vier junge erwachsene Schüler des Ghana Perma- Welche Konsequenzen zieht die Bundesregierung in Afgha- culture Institute (GPI) durch die Botschaft Accra am 25 . bzw . nistan – insbesondere für einen Verhandlungsprozess – daraus, 28 . November 2016, die den Schüleraustausch mit der Schule dass Taliban inzwischen ausländische Hilfs- und Nichtregie- (B) für Erwachsenenbildung (SFE) Berlin – mit dem Deutschen rungsorganisationen zur Hilfeleistung im Land aufgefordert (D) Schulpreis 2016 ausgezeichnet – verhindert unter anderem mit haben sollen, während der IS offenbar gezielt Mitarbeiter von der Begründung, ein Schüler stamme aus „einer Region . , . internationalen Hilfsorganisationen wie dem IKRK angreift die als wirtschaftlich schwach anzusehen ist“ (Bescheid vom und tötet wie Anfang 2017 im Norden (dpa vom 8 . Februar 25 .November 2016, GZ: RK 516 E 84674), wie erklärt sie 2017), und welche Städte und besiedelten Regionen in Afgha- also, dass der Besuch der deutschen Schüler in Ghana zwar nistan bewertet die Bundesregierung aus welchen Gründen als inzwischen stattfand, der Rückbesuch der ghanaischen Schü- dauerhaft sicher, in die bedenkenlos aus Deutschland Flücht- ler in Deutschland im Rahmen des Entwicklungspolitischen linge abgeschoben werden können (bitte begründen)? Schulaustauschprogramms ENSA des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Die Taliban haben sich bereits in der Vergangenheit aber unmöglich ist, obwohl er vom BMZ finanziert ist und mehrfach positiv zu internationalen humanitären Einsät- nachgeforderte Unterlagen nachgereicht wurden, und wie ge- zen in Afghanistan geäußert . So wurden Talibankämpfer denkt die Bundesregierung, dem entgegenzuwirken, dass der in früheren Festtagsbotschaften der Talibanführung zum Austausch mit jungen Schülern aus Ländern des Südens, die Schutz humanitärer Helfer und Zivilisten aufgerufen . Der eine Verwurzelung wegen ihres familiären Status und des erst beginnenden Arbeitslebens naturgemäß äußerst schwer nach- Bundesregierung liegen jedoch keine Erkenntnisse darü- weisen können, durch eine solche Visapraxis faktisch komplett ber vor, ob Übergriffe auf Helfer durch Talibankämpfer eingestellt werden könnte? von der Talibanführung sanktioniert werden . Grenzüberschreitende Jugendarbeit und interkulturel- Urheber und Motiv des Anschlags auf Mitarbeiter des ler Austausch sind wichtige Anliegen, die das Auswärtige Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Amt selbstverständlich im Rahmen des Visumverfahrens der Provinz Jowzjan am 8 .Februar sind nach bisheriger unterstützt . Bei der Erteilung eines Schengen-Visums für Kenntnis der Bundesregierung nicht geklärt . Dem IKRK einen Kurzaufenthalt sind die Auslandsvertretungen je- liegen Informationen vor, die auf Machtkämpfe lokaler doch an die europarechtlichen Vorgaben des Visakodex Gruppen als Hintergrund für den Anschlag hindeuten gebunden, wonach die Feststellung einer positiven Rück- könnten . kehrprognose zu den Erteilungsvoraussetzungen gehört . Die Bundesregierung unterstützt auch weiterhin die Bemühungen der afghanischen Regierung und der inter- Bei der Beurteilung der Rückkehrbereitschaft handelt nationalen Gemeinschaft um einen afghanisch geführten es sich um eine komplexe Bewertung jedes Einzelfalles . Friedens- und Versöhnungsprozess . Dabei werden die Unterlagen betrachtet, mit denen die Verwurzelung im Heimatland belegt werden kann . Üb- Hinsichtlich Ihrer Frage nach Rückführungen bleibt licherweise werden dabei die familiären, sozialen und festzuhalten: Die Sicherheitslage in Afghanistan bleibt wirtschaftlichen Bindungen des Antragstellers/der An- volatil und ist regional unterschiedlich . Pauschale Be- tragstellerin in seinem/ihrem Heimatstaat berücksichtigt . wertungen können nicht vorgenommen werden, da das Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22475

(A) Gefährdungsrisiko in jedem Einzelfall unter Einbezie- auf eine bisher unbewohnte Schwemmlandinsel bekannt (C) hung sämtlicher individueller Umstände wie Ethnie und gegeben . Herkunftsregion, Konfession, Familienstand und Her- kunft geprüft werden muss . Die Bundeskanzlerin brachte ihre Besorgnis über eine mögliche Umsiedlung der Flüchtlinge zum Ausdruck und forderte Bangladesch auf, die Unterbringung und Versorgung der Flüchtlinge in enger Zusammenarbeit mit Anlage 6 den einschlägigen internationalen Organisationen unter Wahrung der internationalen menschenrechtlichen Stan- Antwort dards zu gewährleisten . des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- geordneten Niema Movassat (DIE LINKE) (Drucksa- che 18/11554, Frage 12): Anlage 8 Inwiefern erkennt die Bundesregierung an, dass aufgrund Antwort des Völkermordes an den Herero und Nama zwischen 1904 und 1908 im ehemaligen Deutsch-Südwestafrika und seiner des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- Folgen viele Herero und Nama fliehen mussten und deshalb heute in der Diaspora (zum Beispiel Botswana, Südafrika, geordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- USA) leben, und inwiefern werden vor diesem Hintergrund in NEN) (Drucksache 18/11554, Frage 14): den bilateralen Regierungsverhandlungen zwischen Deutsch- Inwiefern verfügt die Bundesregierung über eigene Kennt- land und Namibia zur Aufarbeitung des Völkermordes die nisse zu den von Amnesty International dokumentierten Bedürfnisse und Interessen der Herero und Nama, die nicht Angriffen auf oppositionelle Studierende in Darfur (https:// in Namibia leben und (zum Teil) keine namibischen Staatsbür- www .amnesty .org/en/latest/news/2017/01/sudan-must-end-­ gerinnen und Staatsbürger sind, berücksichtigt? politically-motivated-attacks-on-darfuri-students/), und wel- che Schlussfolgerungen zieht sie daraus für ihre Zusammen- Die Bundesregierung hat von Beginn der Verhand- arbeit mit der sudanesischen Regierung? lungen an auf eine Beteiligung der besonders betroffe- nen Volksgruppen durch die namibische Regierung ge- Nach Kenntnis der Bundesregierung ist das von drungen . Die namibische Regierung hat ein beratendes Amnesty International dokumentierte Vorgehen gegen sogenanntes Technisches Komitee eingesetzt, das allen oppositionelle Studierende aus Darfur im Allgemeinen Ethnien Namibias offensteht . Einige Vertreter der beson- zutreffend . Die Zustände sind besorgniserregend . Zu den ders betroffenen Ethnien Herero und Nama machen von aufgeführten Einzelfällen liegen der Bundesregierung je- dieser Möglichkeit Gebrauch, andere nicht . Bei den Ver- doch keine Informationen vor . handlungen sind Vertreter der Herero/Nama aufseiten der (B) Oppositionelle Gruppierungen im Sudan stehen unter (D) namibischen Delegation mit einbezogen . kritischer Beobachtung des Geheimdienstes und leiden Ob die namibische Regierung Herero und Nama, die unter Einschüchterung, willkürlichen Festnahmen und nicht in Namibia leben, in die Verhandlungen einbezieht, Übergriffen . Dies gilt auch für oppositionelle Studieren- liegt allein in ihrer Zuständigkeit . de, wobei Studentenvereinigungen von Darfuris beson- ders betroffen sind . In Gesprächen mit der sudanesischen Regierung wer- Anlage 7 den diese Missstände regelmäßig von der Bundesre- gierung angesprochen, auch gegenüber Außenminister Antwort Ghandour und Geheimdienstpräsident Atta . des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- Zudem begleiten die Botschaften der EU-Mitglied- geordneten Omid Nouripour (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- staaten in Khartoum im Rotationsverfahren kritische Ge- NEN) (Drucksache 18/11554, Frage 13): richtsverfahren . Aktuell wird zum Beispiel der Fall von Inwiefern plant die Bundesregierung, wie beim Treffen der Asim Omer beobachtet, einem Studenten aus Darfur, der Bundeskanzlerin Dr . mit der Ministerpräsiden- 2016 verhaftet wurde und dem der Mord an einem Poli- tin von Bangladesh Sheikh Hasina in München (vergleiche zisten vorgeworfen wird . www . thedailystar . net/frontpage/hasina-seeks-global-­support- relocate-rohingyas-noakhali-1363342) angesprochen, die Um- Die Bundesregierung unterstützt den Friedensprozess siedlung geflüchteter Rohingya auf die Insel Thengar Char zu im Sudan aktiv durch Mediation zwischen Regierung unterstützen, und inwiefern hält sie eine solche Umsiedlung und bewaffneter sowie politischer Opposition . für realistisch? Bei dem Gespräch der Bundeskanzlerin Dr .Angela Merkel mit der bangladeschischen Premierministerin Anlage 9 Sheikh Hasina am 18 . Februar in München wurde die Situation der Rohingya-Flüchtlinge in Bangladesch the- Antwort matisiert . des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der Ab- Die menschenwürdige Unterbringung der Flüchtlin- geordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksa- ge stellt eine große Herausforderung für das arme und che 18/11554, Frage 15): überbevölkerte Land dar . Bangladesch hatte zuletzt Plä- Inwieweit hat die Bundesregierung Kenntnis (auch nach- ne für eine in den nächsten Jahren geplante Umsiedlung richtendienstliche) über die Unterstützung der Partei der De- 22476 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) mokratischen Union (PYD) einschließlich ihres bewaffneten nierte Rojava-Peschmerga am 2 . und 3 .März 2017 deut- (C) Arms – den Volksverteidigungseinheiten YPG/YPJ – durch sche Waffen gegen jesidische Kräfte eingesetzt haben . die USA (Ausbildung, Ausrüstung und militärstrategische Zusammenarbeit im Kampf gegen die Terrororganisation IS), Daher hat die Bundesregierung keinen konkreten Anlass, und hat die Bundesregierung vor dem Kennzeichenverbot den Inhalt der Verbalnote des Amtes für Außenbeziehun- durch Erlass des Bundesministeriums des Innern Konsultati- gen der Regionalregierung Kurdistan-Irak vom 9 .März onen mit internationalen Partnern (USA, UNO, EU etc ). dies- 2017 anzuzweifeln . bezüglich gehabt? Die USA unterstützen nach Kenntnis der Bundesre- gierung die Syrian Democratic Forces (SDF), denen auch Anlage 11 Kämpfer der Volksverteidigungseinheiten YPG ange- hören, im Kampf gegen den sogenannten „Islamischen Antwort Staat“ . Die Unterstützung erfolgt – soweit der Bundesre- des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der gierung bekannt ist – durch Materiallieferungen, Ausbil- Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksa- dung, Beratung und Luftunterstützung . che 18/11554, Frage 17): Es erfolgten keine Konsultationen hinsichtlich des Hält die Bundesregierung die Beteiligung am Syria Reco- Kennzeichenverbots . very Trust Fund aufrecht, und in welchen Regionen Syriens wird das Geld im Jahr 2017 eingesetzt? Darüber hinaus verweise ich auf die Antwort der Bun- desregierung auf die schriftliche Frage der Abgeordneten Die Bundesregierung ist als Erstgeber des Syria Re- Ulla Jelpke mit der Arbeitsnummer 3/54 . covery Trust Fund (SRTF) dauerhaft an den Gremien des Funds beteiligt . Der SRTF ist auch im Jahre 2017 in Regionen tätig, in Anlage 10 denen Verwaltungsstrukturen existieren, die sich in Ver- bindung mit der Nationalen Koalition und der syrischen Antwort Interimsregierung organisiert haben . Hierzu zählen der- des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der Ab- zeit Teile der Provinzen Idlib, Aleppo, Hama, Daraa und geordneten Sevim Dağdelen (DIE LINKE) (Drucksache Kuneitra . 18/11554, Frage 16): Ob im Jahre 2017 weitere Mittel in den Fund ein- Welche eigenen Nachforschungen (auch nachrichtendienst- gezahlt werden, ist noch nicht entschieden . Dies hängt liche) hat die Bundesregierung vorgenommen, um den schwer- maßgeblich davon ab, wie viele Projekte unter den wiegenden Vorwurf, Peschmerga-Kräfte der Barzani-Regie- schwierigen politischen Bedingungen des Syrien-Kon- (B) rung (KDP) hätten von Deutschland an diese gelieferte Waffen (D) gegen Jesiden im Shengal-Gebirge an der Grenze des Irak flikts umgesetzt werden können. zu Syrien eingesetzt (www . bild . de/politik/ausland/­jesiden/ kaempfe-in-sinjar-peschmerga-gegen-­jesiden-50684882 . bild .html), zu untersuchen, und inwieweit hält die Bundes- regierung die Verbalnote des Amtes für Außenbeziehungen Anlage 12 der Regionalregierung Kurdistan-Irak vom 9 . März 2017, wonach das Peschmerga-Ministerium der Regionalregierung Antwort Kurdistan-Irak den Einsatz von deutschen Waffen seitens der Peschmerga-Kräfte untersucht und versichert hätte, dass des Staatsministers Michael Roth auf die Frage der keinerlei deutsche Waffen in irgendeinem Gefecht außer im Abgeordneten Heike Hänsel (DIE LINKE) (Drucksa- Kampf gegen die IS-Terroristen eingesetzt worden sind, für che 18/11554, Frage 18): ausreichend unabhängig als Beweis? Gedenkt die Bundesregierung, bei der im April 2017 in Die Bundesregierung nimmt Vorwürfe, dass Material Brüssel beginnenden Runde der Neuverhandlung des globalen und Waffen umgeleitet würden, stets sehr ernst und geht Handelsabkommens zwischen der Europäischen Union und ihnen nach . Dies haben wir auch in vorliegendem Fall Mexiko sich dafür einzusetzen, dass verbindlich überprüfbare Regeln im Zusammenhang mit dem Schutz der Menschen- getan . Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe rechte (DS1036/17, Entwurf EU-Mexiko-Abkommen, Kapi- hat die Bundesregierung die vorliegenden Informationen tel II, Demokratische Prinzipien, Menschenrechte und Geset- auf Faktengehalt geprüft . zesregeln) vereinbart werden? Zudem führte die Bundesregierung in Berlin und Er- Mexiko befindet sich in einer Krise und ist auf der Su- bil Gespräche mit den zuständigen Vertretern der Regi- che nach Partnern, um sich stärker zu diversifizieren. Das onalregierung Kurdistan-Irak . Diese Gespräche wurden Globalabkommen mit der EU ist hierfür ein wichtiges In- geführt auf Grundlage der verbindlichen Endverbleibser- strument . klärungen, die den Nutzungsrahmen für die militärische Ein Dialog zu Handel und Investitionen mit Mexiko Ausrüstung, die im Rahmen der deutschen Ausstattungs- ist sinnvoll, gerade um auch einen kritischen Dialog zum hilfen geliefert wurden, abschließend festlegen . Darin Thema Menschenrechte zu führen . hat die Regionalregierung Kurdistan-Irak zugesichert, das Material ausschließlich für den Kampf gegen IS zu Die Neuverhandlungen werden von der Europäischen verwenden und nicht weiterzugeben . Kommission geführt . Vor dem Hintergrund der dargestellten Prüfungen und Die Bundesregierung hat sich bereits im Vorfeld für Gespräche lässt sich zusammenfassen: Es liegen derzeit die Passagen im Entwurf des Globalabkommens einge- keine Hinweise darüber vor, dass in Khana Sur statio- setzt, die Menschenrechte betreffen . Die Diskussion über Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22477

(A) den Entwurf in den zuständigen Ratsarbeitsgruppen ist vor, dass es in den vergangenen Wochen zu einer Ände- (C) aber noch nicht abgeschlossen . rung in der Umsetzungspraxis gekommen ist . Die Bundesregierung hatte sich bereits bei der Ab- stimmung der Verhandlungsrichtlinien explizit für ein klares Bekenntnis zur Zusammenarbeit zur Stärkung der Anlage 14 Rechtsstaatlichkeit eingesetzt . Antwort Der Bezug zu Rule of Law findet sich im Entwurf des Parl . Staatssekretärs Dr .Günter Krings auf die Frage auch mehrfach wieder . des Abgeordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Druck- Der vorliegende Entwurf enthält bereits jetzt im Kapi- sache 18/11554, Frage 20): tel II sehr konkrete Aussagen zur Zusammenarbeit in den Welche „universitäre Infrastruktur“ wurde im Jahr 2016 Bereichen Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit, wie mutmaßlich durch die „Kampagne“ APT 29 oder andere zum Beispiel die Stärkung nationaler und lokaler Men- „Russland“ zugeordneten Gruppen oder „Kampagnen“ kom- promittiert und dabei als Command-and-Control-Server für schenrechtsinstitutionen . angebliche Angriffe „zweckentfremdet“ (vergleiche Antwort der Bundesregierung zu Frage 19 der Kleinen Anfrage der Das Globalabkommen wird zudem eine sogenannte Fraktion Die Linke auf Bundestagsdrucksache 18/11106), und Menschenrechtsklausel enthalten . Diese soll jeder Ver- mit welchen Ermittlungen oder welchem Prüfvorgang sind Be- tragspartei erlauben, „angemessene Maßnahmen“ zu hörden der Bundesregierung oder der Länder hierzu befasst? ergreifen, falls die andere Partei gegen Menschenrechte oder rechtsstaatliche Prinzipien verstößt . Im Jahr 2016 wurde beobachtet, wie universitäre In- frastruktur kompromittiert und als C&C-Server (Com- Eine Überprüfung der Umsetzung des Kapitels II kann mand-and-Control-Server) zweckentfremdet wurde . Der dann im Rahmen des von der EU mit Mexiko geführten Angriff wird der Angriffskampagne APT 29, auch Cozy Menschenrechtsdialogs stattfinden. Bear genannt, zugeordnet . Darüber hinaus sieht Kapitel IV des EU-Globalab- Die Beantwortung der Frage, um welche universitä- kommens allgemeine Mechanismen zur Überprüfung bei re Infrastruktur es sich handelt, kann aus Gründen des der Durchführung des Abkommens vor (Joint Council Staatswohls nicht in offener Form erfolgen . Die Zusam- und Komitees) . menarbeit des Bundesamts für Verfassungsschutz mit Be- troffenen setzt die Einhaltung von Vertraulichkeit voraus . Anderenfalls besteht die Gefahr, dass Betroffene sich im Falle eines Cyberangriffs nicht mehr an das Bundesamt (B) Anlage 13 für Verfassungsschutz wenden . Dies würde Einschrän- (D) Antwort kungen der Informationsgewinnung bedeuten, womit der Auftrag des Nachrichtendienstes, die Sammlung und des Staatsministers Michael Roth auf die Frage des Ab- Auswertung von Informationen über geheimdienstliche geordneten Andrej Hunko (DIE LINKE) (Drucksa- Tätigkeiten für eine fremde Macht – § 3 Absatz 1 Num- che 18/11554, Frage 19): mer 2 des Gesetzes über die Zusammenarbeit des Bun- des und der Länder in Angelegenheiten des Verfassungs- Hinsichtlich welcher Zusammenarbeitsformen trifft es, wie von der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in ihrer Onlineaus- schutzes und über das Bundesamt für Verfassungsschutz gabe vom 15 . März 2017 unter dem Titel „Türkischer Minis- (BVerfSchG) –, nicht mehr sachgerecht erfüllt werden ter stellt Flüchtlingsabkommen in Frage“ berichtet, zu, dass könnte . Die Gewinnung solcher Informationen ist für der „Streit zwischen Europa und der Türkei“ Folgen auch für die Sicherheit der Bundesrepublik Deutschland und für die NATO habe, da die türkische Regierung beispielsweise die militärische Zusammenarbeit der 28 NATO-Länder mit die Aufgabenerfüllung des Bundesamts für Verfassungs- Partnerstaaten aus Europa, Asien und ehemaligen Sowjetre- schutz jedoch unerlässlich . publiken behindere, und welche Auswirkungen haben die Anschuldigungen der türkischen Regierung gegenüber euro- Beim Generalbundesanwalt beim Bundesgerichts- päischen Regierungen auf das sogenannte Flüchtlingsabkom- hof (GBA) sind keine Erkenntnisse vorhanden zu rus- men mit der Europäischen Union, zu dem auch die Patrouillen sischen, nachrichtendienstlich gesteuerten Angriffen im der ­NATO-Flotte unter Leitung der Deutschen Marine in der Jahr 2016 auf „universitäre Infrastrukturen“ unter Nut- Ägäis gehören? zung dortiger Rechner mit dem Ziel, diese als C2-Server Die zitierten Berichte betreffen die NATO-Partner- zu gebrauchen . Dementsprechend ist der GBA weder mit schaftsprogramme mit Drittländern wie Österreich . Die- Ermittlungen noch mit Prüfvorgängen befasst . se sind ein wichtiger Beitrag zur kooperativen Sicherheit und damit einer der drei Grundpfeiler der Allianz, wie sie im Strategischen Konzept der NATO niedergelegt sind . Anlage 15 Sie liegen nicht nur im Interesse der Allianz, sondern auch im türkischen Sicherheitsinteresse . Deshalb geht Antwort die Bundesregierung davon aus, dass eine nachhaltige des Parl . Staatssekretärs Dr .Günter Krings auf die Frage Behinderung dieser Kooperation von keiner Seite ange- der Abgeordneten Ulla Jelpke (DIE LINKE) (Drucksa- strebt wird . che 18/11554, Frage 21): Hinsichtlich der EU-Türkei-Erklärung vom 18 .März Welche Erkenntnisse hat die Bundesregierung über die 2016 liegen der Bundesregierung keine Hinweise darauf Hintergründe des Cyberangriffs offenbar türkisch-nationalis- 22478 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) tischer Hacker auf Twitteraccounts unter anderem von Per- elektronischen Aufenthaltstitels – nur eine Fiktionsbescheini- (C) sönlichkeiten, Institutionen und Vereinigungen in Deutsch- gung nach § 81 Absatz 3 Satz 1 bzw . § 25 Absatz 1 Satz 3 des land wie dem Fußballverein Borussia Dortmund und dem Aufenthaltsgesetzes erhalten haben, zu verweigern, weil diese Fernsehsender ProSieben, über die gegen Deutschland und Aufenthaltstitel nicht ausdrücklich in § 1 Absatz 2 der Zah- Holland gerichtete Parolen sowie Bilder des türkischen Prä- lungskonto-Identitätsprüfungsverordnung aufgeführt werden, sidenten Recep Tayyip Erdogan und Hakenkreuze verbreitet und welche Initiativen wird die Bundesregierung gegebenen- wurden, und inwieweit gibt es nach Kenntnis der Bundesre- falls ergreifen, um diese nach meiner Einschätzung nicht ge- gierung Verbindungen der Hacker zu türkischen staatlichen wollte Lücke bei der Ermöglichung eines Basiskontos für alle Stellen (https://www .welt .de/print/welt_kompakt/webwelt/­ in Deutschland lebenden Personen zu schließen (zum Beispiel article162894125/Tuerkische-Hacker-twittern-Naziparolen . klarstellende Hinweise an die Banken, Klarstellung der Zah- html)? lungskonto-Identitätsprüfungsverordnung usw .)? Am 15 .März 2017 verschafften sich politische Ak- Die Fragestellung um die Kontoeröffnung von Flücht- tivisten Zugang zu einer Vielzahl von Twitter-Konten . lingen im Bundesgebiet ist im Bundesministerium des Hierüber veröffentlichten sie gleichlautende Mitteilun- Innern (BMI) bekannt . Das Thema wurde bereits mit den gen mit Bezug auf die aktuellen diplomatischen Verwer- Ländern erörtert . fungen zwischen der Türkei und den Niederlanden bzw . Verbraucher haben gemäß § 31 des Zahlungskonten- Deutschland . gesetzes (ZKG) einen Anspruch auf Abschluss eines Ba- Der nicht autorisierte Zugriff erfolgte dabei nach ak- siskontovertrages . Berechtigt sind alle Verbraucher mit tuellen Erkenntnissen über eine Sicherheitslücke bei rechtmäßigem Aufenthalt in der Europäischen Union dem Onlinedienst Twitter Counter . Bei Twitter Counter einschließlich Asylsuchenden sowie Personen ohne Auf- handelt es sich um die Anwendung eines Drittanbieters, enthaltstitel, die aus rechtlichen oder tatsächlichen Grün- mit der Nutzer ihre Twitter-Konten verwalten und un- den nicht abgeschoben werden können . Der Abschluss ter anderem Nutzerstatistiken generieren können . Um eines Basiskontovertrages darf nur aus eng begrenzten Anwendungen von Drittanbietern zu nutzen, müssen Gründen abgelehnt werden . Ein Ablehnungsgrund be- Twitter-Nutzer diese für den Zugriff auf das eigene Twit- steht gemäß § 36 Absatz 1 Nummer 3 ZKG, wenn ein ter-Konto berechtigen . Im Fall des Onlinedienstes Twit- verpflichtetes Institut andernfalls seinen Sorgfaltspflich- ter Counter umfasst diese Berechtigung auch das Veröf- ten im Interesse der Geldwäscheprävention nicht nach- fentlichen von Twitter-Meldungen unter dem jeweiligen kommen kann. Zu diesen Sorgfaltspflichten gehört unter Konto . anderem die Überprüfung der Identität des Vertragspart- ners anhand eines geeigneten gültigen Lichtbildauswei- Der Vorfall ist vergleichbar mit einem sogenannten ses . Defacement . Beim klassischen Defacement wird der Inhalt von Internetseiten derart verändert, dass statt des Hierzu zählen zum einen ein gültiger amtlicher Aus- (B) eigentlich sichtbaren ein modifizierter, den Interessen weis, der ein Lichtbild des Inhabers enthält und mit dem (D) des Angreifers entsprechender Inhalt angezeigt wird . De­ die Pass- und Ausweispflicht im Inland erfüllt wird, ins- facements als Mittel zur Verbreitung beispielsweise poli- besondere ein inländischer oder nach ausländerrechtli- tischer, extremistischer oder verfassungsfeindlicher Posi- chen Bestimmungen anerkannter oder zugelassener Pass, tionen durch politische Aktivisten sind bereits seit vielen Personalausweis oder Pass- oder Ausweisersatz (§ 4 Ab- Jahren bekannt . Der aktuelle Vorfall zeigt, dass Angriffe satz 4 Satz 1 Nummer 1 des Geldwäschegesetzes) . dieser Art zunehmend auch auf den Bereich sozialer Me- Zum anderen sind auch die in § 1 Absatz 2 Zahlungs- dien übertragen werden . Mittels prominenter Accounts konto-Identitätsprüfungsverordnung genannten Doku- mit einer großen Followerzahl kann die Reichweite ei- mente der Bescheinigung über die Meldung als Asyl- nes solchen Defacements mitunter signifikant vergrößert suchender (Ankunftsnachweis) und der Bescheinigung werden . über die Aussetzung der Abschiebung (Duldung) zur Zu den Hackerangriffen auf Twitter-Konten hat sich Überprüfung der Identität einer nach dem Geldwäsche- die Gruppe Cyber Warrior bekannt . Wir nehmen den gesetz (GwG) zu identifizierenden Person zugelassen, Sachverhalt ernst . Die deutschen Sicherheitsbehörden wenn der Ausländer nicht im Besitz eines der in § 4 Ab- bemühen sich um Aufklärung des Sachverhalts und der satz 4 Satz 1 Nummer 1 GwG genannten Dokumente ist . Täter einschließlich der Frage einer etwaigen staatlichen Personen, die in Deutschland Asyl suchen, haben Steuerung . grundsätzlich bereits während des Asylverfahrens einen Anspruch auf Abschluss des Basiskontovertrages . Das ist mit dem Ankunftsnachweis (§ 63a des Asylgesetzes Anlage 16 [AsylG]) oder der Aufenthaltsgestattung (§ 64 AsylG) möglich . Das geschieht in den allermeisten Fällen . Wird Antwort die Eröffnung des Basiskontos zu Unrecht abgelehnt, des Parl . Staatssekretärs Dr .Günter Krings auf die Frage können Verbraucher sich gemäß § 48 ZKG an die Bun- der Abgeordneten Ulla Jelpke (DIE LINKE) (Drucksa- desanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht wenden und che 18/11554, Frage 22): ihren Anspruch in einem vereinfachten Verwaltungsver- Wie beurteilt die Bundesregierung die von zahlreichen Be- fahren durchsetzen . ratungsstellen beobachtete Praxis einiger Banken, eine Kon- Sollte bis zum Abschluss des Asylverfahrens noch toeröffnung oder die Verlängerung eines bereits bestehenden Basiskontos bei Asylsuchenden mit einer Aufenthaltsgestat- kein Konto eröffnet worden sein, können sich Betroffene tung oder bei Personen, deren Flüchtlingseigenschaft festge- danach mit dem Reiseausweis für Flüchtlinge entspre- stellt wurde, die jedoch zunächst – bis zur Ausstellung des chend ausweisen . Aufgrund der praktischen Zeitabläu- Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22479

(A) fe in den Ausländerbehörden bei der Ausstellung von In welcher Art und Weise ist deutschen Ermittlungsbe- (C) Dokumenten entstehen mitunter Überbrückungszeiten . hörden, insbesondere dem BKA in seiner Funktion als nati- onale Vermögensabschöpfungsstelle (Asset Recovery Of- Nach Kenntnis des BMI konnten bislang in enger Ab- fice – ARO), gemäß Beschluss 2007/845/JI des Rates die sprache zwischen den Ausländerbehörden und den regi- Feststellung von Immobilieneigentum in Deutschland von onalen Geldinstituten für die Betroffenen befriedigende Beschuldigten in ausländischen Verfahren ohne nähere geo- Lösungen gefunden werden (zum Beispiel in Berlin) . grafische Angaben möglich, und wie steht die Bundesregie- rung zu der auf EU-Ebene im Rahmen der Überarbeitung der Mit den Ländern ist abgesprochen, die Umsetzung 4 .AMLD – Anti-Money Laundering Directive – diskutierten dieser Verordnung in die Praxis und die auftauchenden Einrichtung eines zentralen Immobilienregisters? Fragen weiter zu beobachten und auszuwerten . Eine bundesweite Recherche nach Immobilieneigen- tum kann vom Bundeskriminalamt (BKA) in seiner Ei- genschaft als nationale Vermögensabschöpfungsdienst- Anlage 17 stelle im ARO-Netzwerk entweder über Anfragen an die Polizeien der Länder (Landeskriminalämter) oder an die Antwort Landesvermessungsämter der 16 Länder erfolgen . des Parl . Staatssekretärs Dr .Günter Krings auf die Fra- Immobilieneigentum kann in den Grundbüchern, ge der Abgeordneten Erika Steinbach (fraktionslos) welche in jedem Land von den bei den Amtsgerichten (Drucksache 18/11554, Frage 23): eingerichteten Grundbuchämtern geführt werden, festge- Wer hat seitens der Bundesregierung veranlasst, dass stellt werden . Der Zugriff hierauf kann nicht nur vor Ort Filme über das Asylverfahren in mehreren afrikanischen im Grundbuchamt, sondern auch im Wege des elektro- Sprachen hergestellt und in Herkunftsländern der Migration nischen Abrufverfahrens erfolgen, worauf grundsätzlich verbreitet wurden (https://www .welt .de/politik/deutschland/­ auch die Polizeibehörden Zugriff haben . article145792553/Der-Werbefilm-fuer-das-gelobte-Asylland-­ Germany .html)? Eine weitere Option ist die Recherche in den Datenbe- Es gibt keine Weisung im Sinne der Fragestellung . ständen der Vermessungsämter . Es handelt sich hier um Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) das Amtliche Liegenschaftskataster-Informationssystem hat keine Filme mit dem Ziel erstellt, sie in Herkunftslän- (ALKIS) bzw . das Vorgängersystem „Automatisiertes dern von Asylsuchenden zu verbreiten . Die vom BAMF Liegenschaftsbuch (ALB)“, welche auch Eigentümeran- entwickelten Informationsmaterialien dienen ausschließ- gaben enthalten . Nach Informationen der Bundesregie- lich dem Zweck, die bereits im Land befindlichen Asyl- rung ist eine aktuelle landesweite Abfrage aus dem Lie- bewerber sowie ehrenamtlich Engagierte über den Ab- genschaftskataster nicht in allen Bundesländern möglich . (B) lauf des Asylverfahrens zu informieren . Die Polizeien der Länder haben teilweise einen Online- (D) zugriff auf ALKIS/ALB-Datenbestände . Die Bundesregierung hält es grundsätzlich für wün- Anlage 18 schenswert, dass Ermittlungsbehörden in elektronischer Form auf Immobilienregister zu ihrer Aufgabenerfüllung Antwort zugreifen können . Im Jahr 2013 wurden mit dem Gesetz des Parl . Staatssekretärs Dr .Günter Krings auf die Fra- zur Einführung eines Datenbankgrundbuchs die rechtli- ge der Abgeordneten Erika Steinbach (fraktionslos) chen Voraussetzungen für die Einführung eines bundes- (Drucksache 18/11554, Frage 24): einheitlichen Datenbankgrundbuchs geschaffen . Bei dem Vorhaben handelt es sich um ein ehrgeiziges gemeinsa- Wer hat seitens der Bundesregierung veranlasst, dass nach mes Projekt aller Bundesländer . mir vorliegenden Informationen Mitarbeiter deutscher Behör- den dahin gehend informiert oder instruiert werden, dass bei Die Arbeiten an der Entwicklung und Einführung des Auffinden oder Vorlage von gefälschten oder verfälschten per- Datenbankgrundbuches sind inzwischen weit fortge- sonenbezogenen Dokumenten keine Anzeigen, Ermittlungen oder Strafverfolgungen eingeleitet werden oder wurden? schritten . Die bundeseinheitliche Datenbank wird neue Recherche- und Auskunftsmöglichkeiten zulassen . Da- Es gibt keine Vorgaben im Sinne der Fragestellung . mit werden sich auch Recherchen durch die Ermittlungs- Bei Feststellung gefälschter Dokumente im Rahmen des organe effektiver gestalten . Asylverfahrens informiert das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge die jeweils zuständige Ausländerbehörde Im Rahmen der laufenden Verhandlungen zur Än- und die Polizeibehörden in den Ländern . Nach Kenntnis derung der Vierten EU-Geldwäscherichtlinie lehnt die der Bundesregierung werden alle in Deutschland festge- Bundesregierung die vom Europäischen Parlament auf- stellten Urkundendelikte zur Anzeige gebracht . gebrachte Forderung nach Einführung eines zentralen Immobilienregisters ab . Denn die Vierte EU-Geldwä- scherichtlinie wird nicht etwa insgesamt überarbeitet, sondern soll im Nachgang zu den Terroranschlägen ge- Anlage 19 zielt und schnell an erkannte Risiken angepasst werden . Antwort So sehen es der Aktionsplan der Kommission für ein in- tensiveres Vorgehen gegen Terrorismusfinanzierung und des Parl . Staatssekretärs Dr .Günter Krings auf die Frage die Schlussfolgerungen des Europäischen Rates dazu des Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ vom Februar 2016 vor . Vor einer weitreichenden Neu- DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11554, Frage 25): regelung wie der Verpflichtung zur Einführung eines 22480 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) zentralen Immobilienregisters müssen die europäischen schaftlich Berechtigter zukünftig aus dem Transparenz- (C) Institutionen geprüft haben, ob diese zur Erreichung des register ersehen werden . angestrebten Ziels geeignet, erforderlich und angemes- sen ist . Dafür bedarf es einer gründlichen Folgenabschät- zung, die auch die mit der Einführung eines solchen Re- Anlage 21 gisters verbundenen Kosten und den erwarteten Nutzen untersucht . Eine solche Prüfung ist bislang nicht erfolgt . Antwort des Parl . Staatssekretärs Christian Lange auf die Fra- ge der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau) Anlage 20 (DIE LINKE) (Drucksache 18/11554, Frage 28): Antwort Wie hoch lag nach Kenntnis der Bundesregierung die durch- schnittliche Vergütung der Vorstandsmitglieder der DAX-Un- des Parl . Staatssekretärs Christian Lange auf die Frage ternehmen, und wie war das Verhältnis zum durchschnittlichen Arbeitnehmereinkommen in der Bundesrepublik Deutschland des Abgeordneten Dr. Gerhard Schick (BÜNDNIS 90/ im Jahr 1993 sowie im letzten dokumentierten Jahr? DIE GRÜNEN) (Drucksache 18/11554, Frage 26): Die Bundesregierung erhebt selbst keine Daten zum Wie ist unter der derzeitigen Rechtslage das Immobili- Verhältnis der Vorstandsvergütung zur durchschnittli- eneigentum festzustellen, das beispielsweise durch Einsatz von sogenannten Strohleuten als Käufer und Eintragung eines chen Arbeitnehmervergütung in DAX-Unternehmen . lebenslangen Wohnrechts des Täters in Abteilung II bzw . als Auskunft über das Verhältnis können die Angaben in den Grundschuldgläubiger in Abteilung III verschleiert wird, und Geschäftsberichten der DAX-Konzerne geben . Auf diese welche Schritte erwägt die Bundesregierung, um die Feststel- Angaben stützen sich externe Studien, wie etwa der öf- lung bei sogenannten Strohmann-Konstellationen zu verbes- sern? fentlich zugängliche „Manager to Worker Pay Ratio“-Re- port der Hans-Böckler-Stiftung aus dem Jahre 2016 . Die Frage zielt auf Anforderungen an das Grundbuch Dabei ist jedoch zu beachten, dass in den Geschäftsbe- ab, denen dieses aufgrund seiner Aufgabe und Funktions- richten der Unternehmen nicht zwischen der Vergütung weise nur schwerlich gerecht werden kann: von Arbeitnehmern im Inland und der Vergütung von Ar- beitnehmern im Ausland unterschieden wird . Im Grundbuch sind die Grundstücke, die grundstücks- gleichen Rechte (zum Beispiel Erbbaurechte) sowie die Auf europäischer Ebene ist allerdings künftig eine zu- hieran bestehenden Eigentumsverhältnisse und die damit sätzliche Erweiterung der Information der Öffentlichkeit verbundenen Belastungen verzeichnet . Das Grundbuch und der Aktionäre vorgesehen . Mit der Änderung der (B) ist mit der gesetzlichen Vermutung der Richtigkeit ver- Aktionärsrechte-Richtlinie, die wahrscheinlich noch im (D) sehen (§ 891 des Bürgerlichen Gesetzbuches [BGB]) . März 2017 verabschiedet wird, wird die Hauptversamm- Damit wird vermutet, dass demjenigen ein Recht zusteht, lung in Zukunft über die Vergütungspolitik der Vorstände für den es im Grundbuch eingetragen ist . Zugleich ist das abstimmen . Dazu werden die Unternehmen auch die Ent- Grundbuch kraft Gesetzes (§ 892 BGB) mit öffentlichem wicklung der Vergütung des Vorstands im Verhältnis zur Glauben versehen . Damit gilt zugunsten desjenigen, wel- Belegschaftsvergütung in den letzten fünf Jahren vor der cher ein Recht an einem Grundstück oder ein Recht an Abstimmung in einem Vergütungsbericht darstellen und einem solchen Recht durch Rechtsgeschäft erwirbt, der auf ihrer Homepage veröffentlichen müssen . Inhalt des Grundbuchs als richtig . Diese Annahmen sind im Interesse eines rechtssicheren Grundstücksverkehrs von herausragender Bedeutung . Anlage 22 Derjenige, zugunsten dessen das Eigentum oder ein Antwort anderes dingliches Recht eingetragen ist, gilt als Inhaber dieses Rechts . Nach der derzeitigen Rechtslage können des Parl . Staatssekretärs Dr . Michael Meister auf die Fra- Angaben zu sogenannten wirtschaftlich Berechtigten, ge der Abgeordneten Sabine Zimmermann (Zwickau) also zu Personen, die wirtschaftlich hinter dem einge- (DIE LINKE) (Drucksache 18/11554, Frage 29): tragenen Rechtsinhaber stehen, nicht in das Grundbuch Wie hoch lagen nach Kenntnis der Bundesregierung die aufgenommen werden . Die Bundesregierung prüft, ob es jährlichen Vergütungen der Vorstandsmitglieder bzw . Präsi- in diesem Bereich gesetzgeberischen Änderungsbedarf denten der Deutschen Bundespost, der Deutschen Bundesbahn gibt . Feststellungen dazu, dass der aus dem Grundbuch und der Kreditanstalt für Wiederaufbau bzw . ihrer Nachfol- geunternehmen im Jahr 1993 sowie im letzten dokumentierten ersichtliche Rechtsinhaber möglicherweise bei wirt- Jahr, und welche Verbindung sieht die Bundesregierung zwi- schaftlicher Betrachtung nicht der wahre Berechtigte schen der Performance der genannten Unternehmen und den ist, müssen außerhalb des Grundbuchs erfolgen, etwa Bezügen ihrer Vorstände? durch die jeweils geldwäscherechtlich Verpflichteten Trotz intensiver Recherche waren die Vergütungen für im Rahmen einer Immobilientransaktion (zum Beispiel die Bereiche der ehemaligen Deutschen Bundespost und Makler, Rechtsanwälte, Banken und Notare) . Bei juristi- Deutschen Bundesbahn in der gegebenen Zeit nicht zu schen Personen und Personenhandelsgesellschaften, die ermitteln . Im Einzelnen: ebenfalls im Grundbuch (beispielsweise als Eigentümer) eingetragen sein können, sind deren Eigentümer/Gesell- Erstens ehemalige Deutsche Bundespost Postdienst, schafter regelmäßig aus dem Handelsregister ersichtlich . heute Deutsche Post AG, sowie ehemalige Deutsche Zusätzlich kann ein etwaig davon abweichender wirt- Bundespost Telekom, heute Deutsche Telekom AG . Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22481

(A) Die Vergütungen der Vorstandsmitglieder der Deut- Aktiengesetzes und des Public Corporate Governance (C) schen Bundespost Postdienst aus dem Jahr 1993 konn- Kodex (PCGK), wie er am 1 . Juli 2009 von der Bundes- ten in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht ermittelt regierung verabschiedet wurde . Darin wird der Bezug werden . der Vergütung zur persönlichen Leistung und der wirt- schaftlichen Lage der Gesellschaft vorgeschrieben . Eine spezifische Aussage zur Vergütung der Vorstände des Unternehmens Deutsche Bundespost Telekom bzw . Drittens Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) . die Angabe der Höhe der Gesamtvergütung des Vor- stands für das Jahr 1993 ist aus Gründen der hierfür not- Die Bezüge aller Mitglieder des Vorstands werden im wendigen zeitintensiven Archivanalyse kurzfristig nicht jährlichen Corporate-Governance-Bericht bzw . im Ge- möglich . Soweit ersichtlich, ist davon auszugehen, dass schäftsbericht der KfW veröffentlicht . Sie betrugen 1993 die Vergütung eines Vorstandsmitgliedes mit Fachressort rund 3,7 Millionen DM und 2015 rund 3,9 Millionen Euro . beim Unternehmen Deutsche Bundespost Telekom im Die KfW ist eine der führenden und größten Förder- Jahre 1993 je nach Amtszeit und Zielerreichung insge- banken der Welt . Mit ihrer jahrzehntelangen Erfahrung samt einen unteren bis mittleren sechsstelligen Betrag in setzt sich die KfW im Auftrag des Bundes und der Län- DM betrug . der erfolgreich dafür ein, die wirtschaftlichen, sozialen Die Vergütung des Vorstands der Deutschen Post AG und ökologischen Lebensbedingungen weltweit zu ver- wird alljährlich im Geschäftsbericht entsprechend den bessern . Die Vergütung der Mitglieder des Vorstands ist geltenden Vorschriften individualisiert veröffentlicht, in Relation zur Größe der KfW und ihren vielfältigen aktuell im Geschäftsbericht 2016 . Die Gesamtvergütung Aufgaben als angemessen zu betrachten . Dies wurde der Vorstandsmitglieder wird vom Aufsichtsrat im Ein- auch durch entsprechende vom Verwaltungsrat bzw . vom klang mit den einschlägigen Vorschriften des Aktienge- Vergütungskontrollausschuss der KfW in Auftrag gege- setzes und des Deutschen Corporate Governance Kodex bene externe Gutachten (Marktvergleich) bestätigt . (DCGK) festgelegt . Die Vorstandsvergütung orientiert sich an der Größe und der globalen Ausrichtung des Unternehmens, seiner wirtschaftlichen und finanziellen Anlage 23 Lage sowie an den Aufgaben und Leistungen des jewei- ligen Vorstandsmitglieds . Die Vergütung ist so bemes- Antwort sen, dass sie im internationalen und nationalen Vergleich des Parl . Staatssekretärs Dr . Michael Meister auf die Fra- wettbewerbsfähig ist und damit einen Anreiz für enga- ge des Abgeordneten Kai Gehring (BÜNDNIS 90/DIE gierte und erfolgreiche Arbeit bietet . GRÜNEN) (Drucksache 18/11554, Frage 31): Die Bezüge der Mitglieder des Vorstands der Deut- (B) Inwiefern plant die Bundesregierung, in der laufenden (D) schen Telekom AG für das Geschäftsjahr 2016 werden Legislaturperiode einen Gesetzentwurf zur steuerlichen im Geschäftsbericht des Unternehmens mit insgesamt Forschungsförderung für kleine und mittlere Unternehmen 16,7 Millionen Euro ausgewiesen . Einzelheiten kön- (KMU) zu erarbeiten und einzubringen? nen dem öffentlich zugänglichen Geschäftsbericht des Die Bundesregierung setzt weiterhin auf die be- Jahres 2016 entnommen werden . Unabhängig von den währte technologiespezifische und technologieoffene konkreten Angaben können die damaligen Vorstands- Projektförderung, prüft aber auch, wie eine steuerliche vergütungen nicht mit der aktuellen Situation oder der Förderung von Forschung und Entwicklung als Ergän- jeweiligen „Performance“ verglichen werden, da es da- zung zur Projektförderung eingeführt werden kann . Die mals um die Führung einer Monopolverwaltung ging Bundesregierung wird einvernehmlich über die weitere und heute um die Leitung eines im nationalen und in- Umsetzung dieser steuerlichen Förderung beraten und ternationalen Wettbewerb befindlichen DAX-Unterneh- entscheiden . mens . Rechtsgrundlage für die Zahlungen waren ferner im Jahre 1993 öffentlich-rechtliche Amtsverhältnisse gegenüber dem Bund, während es sich heute um rein privatwirtschaftliche Anstellungsverträge handelt, die Anlage 24 durch den Aufsichtsrat für das Unternehmen nach den Vorgaben des Aktienrechtes und des DCGK geschlos- Antwort sen werden . der Parl . Staatssekretärin Iris Gleicke auf die Frage des Zweitens ehemalige Deutsche Bundesbahn, heute Abgeordneten Özcan Mutlu (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- Deutsche Bahn AG . NEN) (Drucksache 18/11554, Frage 33): Die Vergütungen aus dem Jahr 1993 konnten in der In welchem Umfang liefert Deutschland seit dem 1 .Januar 2016 dem NATO-Partner Türkei Rüstungsgüter (Art der Gü- zur Verfügung stehenden Zeit nicht ermittelt werden . In- ter, Anzahl und Wert pro Jahr), und inwiefern erwägt die Bun- wieweit eine Veröffentlichung der Vergütungen rechtlich desregierung in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen in der zulässig ist, müsste geprüft werden . Türkei, diese Waffenlieferungen zu stoppen? Die Gesamtbezüge des Vorstands der Deutschen Daten über tatsächlich erfolgte Ausfuhren in die Tür- Bahn AG (DB AG) können dem Geschäftsbericht der kei liegen nicht vor . Die Bundesregierung hat seit dem DB AG für das Geschäftsjahr 2015 entnommen werden . 1 .Januar 2016 bis einschließlich 16 .März 2017 die Aus- Die derzeitige Gesamtvergütung der Vorstandsmitglieder fuhr von Gütern der Ausfuhrliste Teil I A in die Türkei ist im Einklang mit den einschlägigen Vorschriften des wie folgt genehmigt . 22482 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) Im Jahr 2016: (C)

Ausfuhrlistenposition Güteroberbegriffe Anzahl der Genehmigungen Wert in Euro A0001 Handfeuerwaffen 19 374 614 A0002 großkalibrige Waffen 2 28 045 A0003 Munition 5 551 159 A0004 Bomben, Torpedos, Flugkörper 9 1 445 322 A0005 Feuerleitanlagen 15 835 380 A0006 militärische Ketten- und Radfahrzeuge 17 2 392 418 A0007 ABC – Schutzausrüstung, Laborchemi- 6 4 040 885 kalien A0008 Explosivstoffe und Brennstoffe 18 5 037 A0009 Kriegsschiffe 32 1 729 266 A0010 militärische Luftfahrzeuge/-technik 25 57 931 128 A0011 militärische Elektronik 31 7 669 140 A0013 ballistische Schutzausrüstung 1 * A0014 Ausbildungs-/Simulationsausrüstung 1 * A0015 Infrarot-/Wärmebildausrüstung 8 2 363 351 A0016 Halbzeug zur Herstellung von bestimm- 3 241 952 ten Rüstungsgütern A0017 verschiedene Ausrüstungen 4 89 059 A0018 Herstellungsausrüstung zur Produktion 3 120 883 von Rüstungsgütern A0021 militärische Software 15 780 767 (B) (D) A0022 Technologie 16 252 155 Summe 213 83 900 411

Im Jahr 2017 bis einschließlich 16. März 2017 – es handelt sich hierbei um vorläufige Angaben, die sich durch Ände- rungen und Fehlerkorrekturen noch verändern können –:

Ausfuhrlistenposition Güteroberbegriffe Anzahl der Genehmigungen Wert in Euro A0001 Handfeuerwaffen 8 14 924 A0003 Munition 1 * A0004 Bomben, Torpedos, Flugkörper 2 **17 988 386 A0005 Feuerleitanlagen 8 108 055 A0006 militärische Ketten- und Radfahrzeuge 1 * ABC – Schutzausrüstung, Laborchemi- 1 * A0007 kalien A0008 Explosivstoffe und Brennstoffe 1 * A0009 Kriegsschiffe 14 828 473 A0010 militärische Luftfahrzeuge/-technik 1 * A0011 militärische Elektronik 7 286 570 A0013 ballistische Schutzausrüstung 1 * A0015 Infrarot-/Wärmebildausrüstung 1 * A0017 verschiedene Ausrüstungen 1 * Herstellungsausrüstung zur Produktion 1 * A0018 von Rüstungsgütern Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 22483

(A) Ausfuhrlistenposition Güteroberbegriffe Anzahl der Genehmigungen Wert in Euro (C) A0021 militärische Software 4 55 951 A0022 Technologie 4 58 500 Summe 54 21 808 890 * Die Bundesregierung sieht gemäß dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts vom 21. Oktober 2014 (BVerfGE 137, 185) von Angaben zum Auftragsvolumen ab, wenn diese in Kombination mit Angaben zu Stückzahlen Rückschlüsse auf Einzelpreise zuließen. ** Der Genehmigungswert betrifft im Wesentlichen Waffensysteme für den Marinebereich (Marineschiffe) zum Schutz gegen anfliegende Flugkörper.

Die Summe der aufgezählten Genehmigungen für die Anlage 25 jeweiligen Ausfuhrlistenpositionen kann von der Ge- Antwort samtanzahl der erteilten Genehmigungen abweichen, da eine Genehmigung Güter von unterschiedlichen Aus- der Parl . Staatssekretärin Dorothee Bär auf die Frage der fuhrlistenpositionen enthalten kann . Abgeordneten Tabea Rößner (BÜNDNIS 90/DIE GRÜ- NEN) (Drucksache 18/11554, Frage 37):

Die Türkei ist Mitglied der NATO . Nach den Po- Wie viele Haushalte in Deutschland nutzen laut Erkennt- litischen Grundsätzen der Bundesregierung aus dem nis der Bundesregierung aktuell Hörfunk und Fernsehen über Jahr 2000 gilt für EU-, NATO- und NATO-gleichgestell- DVB‑T, und ist der Bundesregierung bekannt, wie viele die- ser Haushalte noch keine passende Empfangstechnik für den te Länder Folgendes: „Der Export von Kriegswaffen und Empfang von DVB‑T2 besitzen? sonstigen Rüstungsgütern in diese Länder hat sich an den Die Bundesregierung verfügt über keine eigenen Da- Sicherheitsinteressen der Bundesrepublik Deutschland tenerhebungen zur Nutzung von Hörfunk und Fernsehen . im Rahmen des Bündnisses und der EU zu orientieren . Sie stützt sich auf Veröffentlichungen der Medienanstal- Er ist grundsätzlich nicht zu beschränken, es sei denn, ten und der Deutschen TV-Plattform . dass aus besonderen politischen Gründen in Einzelfällen eine Beschränkung geboten ist .“ Obwohl technisch möglich, werden keine Hörfunk- (B) programme mit Hilfe des Standards DVB‑T im Regelbe- (D) trieb verbreitet . Der Beachtung der Menschenrechte wird bei Rüs- tungsexportentscheidungen ein besonderes Gewicht Nach dem Digitalisierungsbericht 2016 der Medien- beigemessen . Genehmigungen nach dem Putschversuch anstalten empfangen 9,0 Prozent oder 3,433 Millionen vom Juli 2016 erfolgen nach außen- und sicherheits- Haushalte Fernsehen terrestrisch über DVB‑T, davon politischer Prüfung durch die Bundesregierung und im nutzen etwa 2 Millionen Haushalte die Terrestrik als ein- zigen Empfangsweg . Nach der Deutschen TV-Plattform fortlaufenden Abgleich mit der Genehmigungspraxis der vom 2 .Februar 2017 wurden von Anfang 2016 bis Ende EU-Mitgliedstaaten, unter besonderer Berücksichtigung Januar 2017 insgesamt 503 000 DVB‑T2-Set-Top-Bo- des Risikos eines Einsatzes im Kontext interner Repres- xen verkauft . Die Deutsche TV-Plattform geht davon aus, sion oder des Kurdenkonflikts. Für jeden Fall findet eine dass bis Ende Januar 2017 zusätzlich etwa 500 000 Fern- differenzierte und sorgfältige Einzelfallprüfung statt . Ak- sehgeräte von den betroffenen Haushalten gekauft wur- tuelle Entwicklungen werden in die Entscheidungsfin- den, die DVB‑T2 empfangen können . dung einbezogen .

Die Bundesregierung verfolgt eine restriktive Rüs- Anlage 26 tungsexportpolitik . Über die Erteilung von Genehmigun- Antwort gen für Rüstungsexporte entscheidet die Bundesregie- rung im Einzelfall und im Lichte der jeweiligen Situation der Parl . Staatssekretärin Dorothee Bär auf die Frage des nach sorgfältiger Prüfung unter Einbeziehung außen- und Abgeordneten Herbert Behrens (DIE LINKE) (Druck- sicherheitspolitischer Erwägungen . Grundlage hierfür sache 18/11554, Frage 39): sind die „Politischen Grundsätze der Bundesregierung Ist es zutreffend, dass der Bundesregierung umfangreiche für den Export von Kriegswaffen und sonstigen Rüs- und detaillierte Vorarbeiten für die Ausschreibung der Pkw- Maut vorliegen (,,Pkw-Maut: Kompliziert und teuer“, Han- tungsgütern“ aus dem Jahr 2000, auf EU-Ebene der „Ge- delsblatt vom 15 .März 2017), und wenn ja, zu welchen Kos- meinsame Standpunkt … des Rates vom 8 .Dezember ten wurden diese Vorarbeiten erstellt (bitte unter Angabe des 2008 betreffend gemeinsame Regeln für die Kontrolle jeweiligen Auftragnehmers aufführen)? der Ausfuhr von Militärtechnologie und Militärgütern“ Bei den Vorarbeiten handelt es sich um Zwischenstän- und der Vertrag über den Waffenhandel . de im Entwurfsstadium, die überarbeitet werden . 22484 Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017

(A) Es handelt sich hierbei um einen laufenden Prozess, Wie begründet die Bundesregierung die Notwendigkeit ei- (C) sodass noch keine abschließenden Aussagen zu den Kos- ner überplanmäßigen Ausgabe bis zur Höhe von 10 Millionen Euro „für die Wiederaufnahme der Arbeiten zur Vorbereitung ten getroffen werden können . der Ausschreibung und anschließenden Implementierung des Infrastrukturabgabensystems“ (Drucksache des Haushalts- ausschusses des Deutschen Bundestages 18 (8) 4180 vom 22 .Februar 2017) angesichts bereits erfolgter Vorarbeiten zur Anlage 27 Ausschreibung der Pkw-Maut, und welche konkreten, durch diese überplanmäßige Ausgabe ausfinanzierten Aufträge sol- Antwort len ausgeschrieben und vergeben werden? der Parl . Staatssekretärin Dorothee Bär auf die Frage des Der Antrag an den Haushaltsausschuss auf Einwilli- Abgeordneten Herbert Behrens (DIE LINKE) (Druck- gung in eine überplanmäßige Ausgabe wird für die Wei- sache 18/11554, Frage 40): terführung der bestehenden Beraterverträge benötigt .

(B) (D) Deutscher Bundestag – 18 . Wahlperiode – 224 . Sitzung . Berlin, Mittwoch, den 22 . März 2017 Satz: Satzweiss.com Print, Web, Software GmbH, Mainzer Straße 116, 66121 Saarbrücken, www.satzweiss.com Druck: Printsystem GmbH, Schafwäsche 1-3, 71296 Heimsheim, www.printsystem.de Vertrieb: Bundesanzeiger Verlag GmbH, Postfach 10 05 34, 50445 Köln, Telefon (02 21) 97 66 83 40, Fax (02 21) 97 66 83 44, www.betrifft-gesetze.de ISSN 0722-8333