..~idliche Blätter firrdenKreis .

J ahrgang 16 31. Januar 1969 Nr.l

15 Jahre Heimatkundliehe Vereinigung

von F. Roemer

Am 7. Dezember 1968 fa n d die ordent­ zehn Jahre hindurch dazu beigetragen hier unser Geschäft sführe r Richard Klett liche Mitgliederversammlung der Bei­ haben, diese Blätter mit vi el Eifer und genannt, der vom ersten Tag an bis heute matkundlichen Vereinigun g traditions­ Ken ntnissen zu füllen, herzlicher Dank und hoffentlich noch recht lange die Ver­ gemäß im Sitz ungssaal d es Landrats­ gesagt sein. Die Blätter sprechen eig ent­ einigung zusammenhielt und mit viel Ge­ amts in Balingen statt.Diese Mitglieder­ lich für sich sel bst u nd daher kann ich schick alle Ereignisse vorbereitete und versam m lung wäre nichts Besonderes ge­ wieder auf die Heimatkundliehe Vereini­ abwickelte. Solche Männer sind leider wesen , wenn d ie B eimatkundliche Ver­ gung selbst zur ückkommen. selten geworden. Der Dank der Heimat­ kundlichen Vereinigung ist unserem ein igung nicht auf ihr 15jäh riges Beste­ Die Heim atkundliche Vereinigung hat Freund Klett sicher; er wurde ihm auch hen h ätte zurückblicken können. sich um das kulturelle und gesellige Le­ Die Gründung der Heimatkundlichen wi ed erholt ausgesp rochen. Ich möchte ben im Kreise Bah ngen sehr verdient ge­ hier no ch ausdrücklich b emerken, daß Vereinigung hat eine längere Vorge­ macht. Es fanden, be i insgesamt 178 Mit­ Herr Klett und alle Ausschußmitglieder schichte. Ich hab e diese Vor geschichte bei gliedern, seit dem J ahre 1955 38 Vor­ der ve rgangeneuMitgliederversammlung ohne Entgelt ihre nicht immer sehr ein­ träge und 39 Ex kursionen statt. Die Pla­ fache Tätigkeit ausüben, eine Tatsache, vorgetragen; sie soll hier in gedrängter nung und Durchführung dies er Vor träge die von dem gro ßen persönlich en Inter­ Kürze nochmals fes tg eh alten werden, und Exkursionen oblag dem Ausschuß weil die Menschen vergeßtich und die der Ver einigung, der in sehr glücklicher esse und von der Hingab e an eine .gute Zeiten nicht dazu angetan sind, sich an Weise zusammengesetzt war und auch Sache ein be achtenswertes Zeugnis gibt. einzelne Ereignisse zu erinnern, einerlei, heute noch im wesentlichen dieselben ob sie bedeutender Natur waren oder Persönlichkeiten wie damals aufweist. Ich habe nach 15 Jahren den Vorsitz unwichtig. Ich halte heute noch die Grün• der Heimatkundlichen Vereinigung nie­ Auch diese Persönlichkeiten, die sich in dergelegt und habe in Herrn Regierungs­ dung unserer Vereinigung für sehr wich­ sehr uneigennütziger Weise zur Verfü• tig. Sie ging aus überlegungen hervor, direktorFreiherr vonBrandenstein einen gung gestellt haben und mit viel Liebe geeigneten und mit unserer Vereinigung die aus Anlaß der Arbeit an der Kreis­ und bedeutender, bis ins einzelne gehen­ Es herzlich verbundenen neuen Vorst and beschreibung erfolgen mußten. stellte der Sachkenntnis ihrer Aufgabe nachge­ sich heraus, daß vieles im Gedächtnis vie­ gefunden. Ich wünsche ihm eine glück• kommen sind, möchte ich herzlich dan­ ler Persönlichkeiten ungenutzt ruhte. liche Hand in der Leitung der Heimat­ ken. Die Vorträge wurden nicht nur in kundlichen Vereinigung und beim Redi­ Darum war beabsichtigt, ein Mitteilungs­ den Städten, sondern auch, sehr dankbar blatt herauszugeben, eben die Heimat­ begrüßt, in anderen Kreisgemeinden gieren der Heimatkundlichen Blätter. Es kundlichen Blätter, die dann im Januar wäre nicht gut gewesen, wenn ich die durchgeführt; die Exkursionen hatten Heimatkundliche Vereinigung als Vorsit­ 1954 zum ersten Mal erschienen und nun­ zum Teil weit gesteckte Ziele, aber au ch mehr den 16. Jahrgang aufweisen kön• zender behalten und von aus solche gab es und wird es immer geben sozusagen ferngelenkt hätte. Es ist mir nen. Zu den Heimatkundlichen Blättern müssen, die nur Ziele in der engerenHei­ ist, nachdem sie überall bekannt sind und nicht leicht gefallen, den Vorsitz derVer­ auch außerhalb des Kreises geschätzt mat hatten. Die Teilnehmer wissen ei­ einigung abzugeben, die noch soviel Gu­ werden, nur zu sagen, daß man nicht gentlich nur Lobenswertes von den Fahr­ tes schaffen kann, aber ich weiß, daß in ten in die Weite und Nähe zu berichten. ausschließlich in der Heimatkunde auf­ meinem Sinne von allen weitergearbeitet gehen, sondern die Aufgabe auch darin Auch für das neue Jahr 1969 sind schöne und interessante Fahrten geplant, das­ werden wird. Es wäre zu begrüßen , w enn sehen wollte, Wissenswertes aus anderen die Offentlichkent der Heimatkundlichen Räumen unseres Landes, aber auch In­ selbe gilt für die in Aussicht genomme­ Vereinigung und ihren Bl ättern weiter­ teressantes aus der ganzen Welt zu brin­ nen Vorträge. hin Aufmerksamkeit schenken würde gen. Damit sollte eine Zeitungsbeilage Dieser Rückblick wäre unvollständig, und sie auch dort, wo es nötig ist, leb haft geschaffen werden, die jedermann mit wenn m an nicht an zwei Persönlichkeiten unterstützt. Die He im atkundliche Ver ­ Interesse lesen konn te, die abe r außer- denken wollte. die Wesen tliches zum Zu­ einigung gehört nun einmal zum kultu­ . dem im Sinne der Ergänzung auch wis­ st andekommen der Heimatkundlichen rellen Leben im Kreise Balingen und ist senschaftlichen Wert haben sollte. Die se Vereinigung und zu ihrem weiteren Be­ aus di esem nicht wegzudenken. obgleich Aufgabe haben die Heimatkundlichen stehen beigetragen h aben und immer sie ni emals daran dachte, anderen Ver­ Blätter erfüllt. Wer heute gelegentlich noch beitragen. Es sei hier nochmals an einigungen in irgend eine r Wei se Kon­ die vergangeneu Jahrgänge durchsieht, Verleger Hermann Daniel gedacht, der kurrenz zu m achen. Möge sie also auch wird best ätigen, daß diese Blätter einen mit großer Begeisterung alles förderte, in Zukunft beli ebt und erfolgreich sein, brauchbaren Inhalt und sozu sagen Nach­ was zur Gründung und zum Bestand der möge sie die Vergan genheit eh rend pfle­ schlagswert haben. Deswegen soll an die­ Vereinigung, aber auch der Heimatkund­ gen, an der Gegenw art mi tgestalten und ser Stelle allen Autoren, die durch fünf- lichen Blätter beitrug; vor allem aber sei helfen, auch die Zukunft zu gewinnen. Seite 726 Hei~atkun(mche ' Blätter für den Kreis Ballngen Januar 1969

li ert und sie heute noch verändert. Inso­ Heimatkundliehe Vereinigung fern ist ein Wolkenbruch mit Ub erschwem­ mungen interessant zu beobachten. Durch gestern und künftig Ab lagerungen im Jurameer und dann Wi e­ derabtragung in den fol genden Jahrmillio­ Von W. J. Frh. von Brandenstein nen ents tand di e Alb. Si e best eht aus einer F olge von durchlässigen und undurchlässi­ In seinem Rückblick 11; Jahre Heimat­ auch das heim atliche Bewußtsein des an­ gen Schichten. Auf ihrer Markung lie gt kundliche Vereinigung hat Herr Regie­ deren, ein Bewußtsein, aus dem w ir alle zuunterst der Schwarze J u ra oder Li as rungspräsident Roemer den Weg und die unsere Kräfte schöpfen. (Skizze 2) (schwarz), darüber liegt, schon Ziele der Vereinigung geschildert, die sie zum 'Brau n ju ra gehörig, der hier weit aus­ seit der Gründung unter seiner bewährten Das bl eibt eine Wahrheit, auch wenn wir heute im Zeitalter der Mobilität und der gebreitete Opalinuston (dunkelgrau), die und klugen Leitung in 15 Jahren gegangen übrigen fünf Braunjuraschichten (gewellt) ist. Technik leben, die es uns ermöglicht, in w enigen Stunden in einen anderen Erdteil sind zum Teil durchlässig und im Anstieg Aus den allen Mitgliedern bekannten zu gelangen, ja uns in absehbarer Zeit weitgehend vom Verwitterungsschutt von Gründen hat er am 7. De zember 1968 den vi elleicht sogar einen Ausflug auf den oben her überdeckt; vom Weißen Jura ha­ Vorsitz niedergelegt und das Vertrauen der Mond möglich macht. ben Sie hier die untersten Schichten: die Mitglieder hat mich zu seinem Nachfolger wasserstauenden UnterenMergel (hellgrau), und Herrn Regierungspräsident zumEhren­ Nach wie vor wird die Heimat den Men­ die klüftigen Unteren Bankkalke (ge­ vorsitzenden berufen. Dies gibt mir Anlaß, schen prägen und bestimmen. Die Möglich• m auert) mit den Riffen (im Ausgehenden für das mir geschenkte Vertrauen herzlichst keit die Welt sehen und kennenzulernen, schwarz) und auf dem LochenhörnIe eine zu danken und wird m irVerpflichtung sein, soll' ihn davon abhalten, kleinlich und be­ dünne Decke Mittlere Mergel (weiß). Dieses meine ganzen Kräfte für das Wohl und schränkt zu denken, aber nicht dazu brin­ ganze Schichtenlager ist insgesamt gegen SO, di e Ziele der Heimatkundlichen Vereini­ gen, die Heimat gering zu achten. So hat also gegen die Donau hin etwas gekippt gung einz usetzen. auch in der heutigen Zeit der Heimatge­ worden. Die Neigung der Schichten geht danke seine Berechtigung und seine Zu­ Als einer der vielen, die in Baden-Würt• stärker nach unten als die Alboberfläche. kunft. Das ist von großer Bedeutung für unser temberg nach d em schmerzlichen Verlust Ihn zu beleben und zu fördern ist unsere der alten Heimat eine neue finden durften Thema. Denn es ergibt sich daraus schon Aufgabe. Die Mittel dazu sind Vorträge durch den Augenschein, daß der , und der di es dankbarst zu würdigen w eiß, und Exkursionen, die wir weiterhin pflegen ist m ir die Bedeutung des Begriffes "Hei­ also auch Ihre Markung, w eniger Wasser wollen. Möge uns dies gelingen. Dazu bitte abbekommt als di e nach der Donau hin ge­ m at " sehr bewußt. Wi e so vieles im Leben ich alle Mitarbeiter, mir ihre Hilfe und ni m mt der Mensch die Heimat als etwas neigten Gebiete. Erschwerend kommt hin­ ihren Beistand ebenso zuteil werden zu zu daß sich an der Albkante oben noch Selb stverständliches und erst der Verlust ei~ zei gt ihm, was der Begriff bedeutet und lassen. wie sie sie schon bisher m einem Stück in die Albhochfläche hinein der Vorgänger zuteil werden ließen. umfaßt. Den Begriff "Heimat" erfaßt nur sogenannte Steigungsregen auswirkt. Sie der, der sie wirklich kennt. Diese Kenntnis In di esem Sinne wollen wir unsere Ar­ w erden nachher im Lichtbild sehen, wie zu vermitteln ist di e Aufgabe der Heimat­ beit fortset zen in der Hoffnung auf ein er­ "Schön wetter wolken" ü ber Weilstetten da­ kundlichen Vereinigung jetzt und für alle folgreiche s J ahr 1969. J edem Einzelnen, hinzieh en, aber oben di e Berghäupter in Zukunft. Wer sich di ese verschafft, weiß der hierzu beiträgt, gelten m eine besten ihre Feuchtigkeit einwickeln, weil sie im diese n Begri ff zu würdigen und r esp ektiert Wünsch e und im voraus m ein best er Dank. An stieg kälter ge wo rden sind und damit eh er zu Niederschlägen neigen. , , Ob erdigis­ heim, Unterdigish eim und kom­ Quellen, Brunnen und Weiher men noch immer m it ihrem eigenen Was­ ser aus, denn sie liegen "hinten". Ihre Quellen brauchen ga r nicht so zahlreich unserer Heimat einst und jetzt zu sein, aber sie sind ergiebig. Es sind Vortrag mit Lichtbildern in Weilstetten von Hans Müller Karstquellen. eigentlich unterirdische Bäche, die nur ans Tageslicht zu treten brauchen. Natürlich auch nur an tief ein­ Warum wieder einmal ein "Wasser "­ Hunderte von Bienen - baden. Sie mußten gekerbten Stellen, wie im Tal der Bära, Thema? Man könnte ja auch schon über viele Kilometer weit hergeflogen sein und ab er auch der und ganz beson­ die Rückseite des Mondes sprechen. Das instinktsicher gesucht haben. - Von den ders an der Donau. Dort liegt ja auch bei w äre aktuell. Aber denken wir einmal an Pflanzen brauche ich fast gar nicht zu re­ Beuron der Großschmiedebrunnen, aus dem Länder, wo Trinkwasser literweise ver­ den. Die grüne Pflanzendecke der Erde neben etwa 50 Ortschaften auch Weilstet­ kauft wird, eine schale, warme Brühe für wäre ohne Wasser überhaupt nicht da. Der ten seinen Spitzenbedarf an Brauchwasser teures Geld. Da wird uns sofort klar, daß Mond hat sie nicht. Man kann das Experi­ bezieht. Trotz dieser Entnahme zieht der Wasser viel aktueller ist als der Mond. ment machen, eine bestimmte Gewichts­ Großschmiedebach noch immer zur Donau, Oder denken Sie an Ihre Kriegsg efangen­ menge Pflanzensubstanz zu trocknen und als wäre gar nichts geschehen. - Dem­ 'schart zu rück; wochenla ng konnten wir ohne zu verbrennen und den Re st wieder auf gegenüber sind unsere Albtraufquellen, und N ahrung sein, aber nicht tag el ang ohne die Wa age zu legen. Da wird m an sich damit auch die Quellen Ihrer Markung, v iel Wasser. Wer erlebt hat, wie fu rchtbar es wundern! kleiner. Es sind oben im Weißjura soge­ war, mon atelang weder Körper noch Wä• Ja sogar das sog enannte "to te" Gestein nannte Schuttquellen, d. h. das aus den sche w aschen zu können, sie ht im Gamm­ und di e sterile Erde nehmen so etwas wie F elssp alten kommende Wasser fließt erst le r-Unwesen kein Ideal. Beob achten wir ein Leben an, soweit sie in den großen eine Weile im Trümmergest ein der Ver­ d och einm al, w ie Kinder aller Altersstufen Wasserkreislauf "Verdu nstu ng - Regen ­ witteru ng, bis es ans Tageslicht tritt. Solche mit Hingabe an ein er Wasserstelle "l äp• Abfluß" einbezogen werden. Es ist seit Quellen sind launisch . Sie können a uf­ pern" und experimentieren! Hier entstehe n Urzeit en ins besonde re das Wasser, das Be­ hören und dann vielleicht anderswo w ie­ unsere zukünftigen Natu r wi ssenscha ftl er, wegung in di e Starre bringt, das Land­ de rkomm en. Weilstett en hat nach der am t­ Techniker und Tiefbau-Ingenieu re. Wie ist sch aft en aus den Gestein en herausmod el- liche n Grundw asser- und Qu ell en karte da doch die wöchentliche Sch wim mstunde di e schönste aller Unterrichtsstunden! In den Ferien und sogar am Wochen ende drängt alt und jung zu den Seen ode r Flüssen oder sogar ans Meer. Da kommen viele Verlo­ bungen zustande. Na also! Wasser ist ebe n ein, ja geradezu d a s Lebenselemen t. Was­ ser ist keinesw egs eine Rohware, die m an kaufen, verwende n, verunreinigen und w ieder laufen lassen darf, wo hi n sie will. Ni cht nur daß wir sie brauchen, da ß w ir sie t rinke~ , d aß sie in alle n Leb ensmitteln ' enthalten ist, - es spielen auch eine Menge seelis che F aktoren mit. Das gil t ähnlich auch für die Ti ere - und nicht nur an den Wasserstellen Afrikas, wo sie zu Mill ionen zusamm enkommen oder auch umkommen, Ein ers chü tternde s Erlebnis: an ei ne m w in zigen Rinnsal auf den so trocken en Anhöhen der Alb bei Ebin gen sah ich

------Januar 1969 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Seite 727 oben ein halbes Dutzend Quellen gefaßt. (Skizze 1). Ihre Schüttung ist nicht groß und gewiß auch nicht gleichmäßig. Sie bil­ den sich auf de m fü r sie ober en Qu ellhori­ zont in den unteren Weißjuramer geln. (Skiz ze 2). Ei nen unteren Quellhorizont bilden hi er die Opalinustone, auf denen der Ort Weilstetten lieg t, und Sie können auf Skizze 1 ohne weiteres ablesen, d aß da wieder Quellen in größerer Zahl vorkom­ men. Weilstetten hat im Ortsbereich nach der Quellenkarte noch fünf gefaßte Quellen und zwölf (eh emalige?) Brunnen, die aber auch kl ein sind. Es müssen einst auch einige Weiher dagewesen sein. Das Grundwasser liegt auch unter den etwa einen Quadrat­ kilometer großen Weißjuraschotterflächen, die während ein er Eiszeit auf dem idealen Schmiermittel der aufgeweichten Opallnus­ tone von ganz oben heruntergerutscht sind und bis in die Markung Frommern hinein­ reichen. Diese Schotter tragen von jeher die meisten Äcker, während der wasser­ st auende Braunjuraton für Wiesen geeignet ist. Sie erken nen die mächtigen Schotter­ felder auf der vergrößerten geologischen K arte, die ich an der Wand aufgehängt habe. Boden und Wasser waren überall die Voraussetzungen für die Entstehung vo n Ortschaften . Weilheim, Waldstetten und der Ziegelwas en waren früher sehr klein. Ihr Größ enwachstum fing erst mit dem Gewerbe und dann mit der Indu strie rich­ ti g an. Diese aber sind wiederum vom Wasser abhängig, und sei es auch nur, wei. ein e größere Bewohnerzahl mit gehobenen Bedürfnissen mehr Wasser verbraucht. "Einm al bad en jährlich, das muß sein" ­ das war ein mal ! Es ist nicht von ungefähr, daß Weilstetten m it se iner H erstellung von ins beso ndere Schlafzimmern und Unter­ wäsche (m an könnte es "In ti m industr ie" nennen) wenig Fabrikwass er benötigt. Wenn Weilstetten nach der Kreisb eschrei­ bung bei zw ei Prozent der Kreisbevölke­ rung sechs Prozent der ge faßten Qu ellen besitzt, so sieh t das günstig aus. Aber es kommt eben auf die Größe der Quellen an, auf die Quellschüttung sowie auf die Gleichmäßigk eit der Wasserspende. Und so mußte Ihre Gemeinde eben doch an eine F ernversorgung. die Hohenberggruppe, an­ geschlossen werden. Weil aber große Ver­ sorgungssysteme, am meisten die Boden­ see-Landeswass erversorgung, im Katastro­ phenfall au sfallen können, muß die orts­ eig ne Wasserversorgung gepflegt werden . Es ist durchaus keine Verschwendung, wenn dabei w ieder ein ige schöne, laufende Brun­ nen angelegt w erden, was Weilstetten ja auch tut. Wir se hen es uns nachher im Bild an. Im gan zen Kreis Balingen h at die Quel­ lenkarte 320 noch ungefaßte Quellen aller Größen (ohne die ganz großen) verzeichnet. Da von befin den sich nur 26 im stark ver­ karsteten ob eren Bezirk! Diesen Zahlen m ent w ußte der Brautwerber die Reb ek ka Die Tr ocken tä ler oben auf der Alb ha ben stehen an ge faßten Quellen gegenüber: 400 an eine m solchen zu finden . Ganz zu schwei­ allerdings eine ganz ander e Entstehungs­ im Kreis und davo n nur 59 im ober en Be­ gen von den vielen Unbekannten und Un­ geschi chte. Die Bä che und Flü sse wa ren zirk! Allerdings befinden sich darunter die besu ng enen und doch Verheirateten . Es gab noch F ischreich. Die Schlichem , u nd se hr starken K arstquellen des Schmiecha­ und gibt so mancherlei Brunnen: die flach en Steinach lieferten nach eine r Chronik tals. (Ob er er K arst). Schöpf- oder sogar Tropfbrunnen ( als "Schuppenfische". Die vornehmere Sehrn ie­ Weitgeh end auch wegen der Brunnen Kuriosum hatte deren m ehrere Dutzend), ch a und die Stunzach hatten ~o re lle n auf­ waren die Orte früher anheimelnder, wo­ di e etwas tieferen Ziehbrunnen mit Rad zuweisen. Noch vorhan den e Ein woh ner ha­ h ingegen heute so m ancher supermoderne und Seil oder dem langen Schwingb alken. ben das mit eige nen Au gen gesehen . Heute Stadtteil ge radezu un-heim - lich w irkt. Oft die noch tieferen Rohr- oder Pumpbrun­ sterben in de r Schmiech a sogar die Blech­ war ein Ortsbrun nen überdacht; es führten nen m it dem Pumpenschw en gel od er auch büchsen an Verätzung. zuweilen' auch e in paar Stufen hinunter, ande re Vorrichtungen, v ielfach aber auch Auch das klein st e Bächlein , wenn man Die wasserholenden Frauen und Mä dch en lau fen de Br u nnen, die m an aus eine r höl• es staut, gibt ei ne n Weih er. Ungün st ig m as hielten da eine n kl einen Sch w atz. So eine zernen Wasserl eitung (Deich el oder T euchel) sich in Weilstett en di e T atsache ausgewirkt "Brunne nstu be " vertrat die Lok alredaktion, speiste. Ebingen hatte, al s es noch kl ein haben, daß der Lo chenbach w ie all e ande­ als es noch keine Zeit u ng ga b. Und war es war, eine ga nze Anzahl. Brunnen, und das ren Bäche im Opalinuston tiefe Schluchten de nn ein s o 0 garst iges "Märche n", daß di e gil t fü r alle Ortscha ften . bildet. Wir hab en eins t im Kreis schä tzu ng s­ kleinen Kin der aus den Brunnenstuben Wassermangel ga b es in unserer Land­ weise 140 Weih er geh abt. Eher m ehr als kommen sollten, also aus de m Leb en seie­ sch aft (mit Ausnahme der Hochalb) früher weniger. Es he ißt in der K reisbesch r eibuns. m ent, wie w ir eingang s sa he n? Hat die v iel nicht, den n es waren damals weniger Men­ jeder Ort (auch jeder abgegangene) habe zu vi el in de n Illustrierten he rumgezogene sch en mit viel ger ingeren Bedürfnissen . deren dr ei bi s vier besessen. Von Eb ingen sexuelle Aufkl ärung bis jetzt etwa schon Und da di e Quellen noch kaum gefaßt sind sieben bis acht bekannt, von Winter­ Besser es .igeleistet? Goethes Hermann und waren, floß im Kreis mehr als die doppelte lingen fünf, weil da oben eine wasser­ seine Dorothea fanden sich an einem Brun­ Menge Ob erflächenwasser gege nüber heute! stauende Le hmdecke aus de n Eiszeiten den nen fürs Leben, und schon im Alten Testa- Es gab mehr und größere Bäche, überall. Or t und d as Ried auskleidet. Einen An- Seite 728 Hei m atkundliche Blätter für den Kreis Balingen .Januar 1969 haltspunkt b ezüglich der Anzahl der Weiher weisen haben, w ährend Schmiecha, Fehla zum Main hinunter wurden d ann noch geben ferner die Mühlen, die meist einen un d Lauchert wie dü rre Äste ausseh en, harmonische Marktplä tze m it Brun nen ge­ Stauweiher als Wasserreserve haben. Die weil sie im Karstgebiet fließen und ihren zei gt. Die We ih er sin d h eute selten gewor­ meisten Mühlen, n ämlich 15, la gen im Ro­ W asse r zuschuß nu r aus Grundquellen be- den und müssen im Bild fest gehalten wer­ senteld er Tal an de r Stunzach, dann kam zie hen können. Ein Quer sch n itt dur ch das den, solange sie noch da sind.Äh nlich ver­ Nusplingen m it zehn, Bahngen m it mehr als Eyachtal m it den ve rschiedenen Jura sch ich- h ält es sich mit de n n och n ich t ganz ver ­ sechs, Onstm ettin gen m it sechs, Schömberg ten veranschaulichte die Quellhorizonte. la n deten Seen, an denen glücklicherweise mit sechs, Dautrner gen mit fünf bis sechs Ei ne größere Anzahl von Bru nnenbildern Obersch wab en n och seh r reich ist. Ihre und so fo rt. Natürlich müssen diese Mühlen aus dem ganzen L and r egte dazu an , da rü- herrlichen Anbli cke bil den ein Gegenge ­ nicht immer alle gleichzeitig in Betrieb ge­ ber n achzudenken, welche Art vo n Brunnen wi cht gegenüber unsere r so trockenen Al b. wesen sein. Aber zählen wir sie alle, so in welche Landschaft p assen. Die rohen Zul etzt konn te noch gezeigt werd en, wie kommen wir auf die stattliche Zahl v on Ho lztröge gehören vorwiegend zum Allgäu. die Gemeinde Weilstetten von allen Seiten 110 bis 120 im Kreis. Sie waren, da wir Holzschn itzer eien an Brunnen sind im umr ahmt ist von Bergen, nicht nur gegen keine Windmühlen hatten, die einzige südlichen u nd m it tl eren Schwarzwald zu Süden von den h ohen Häuptern des Winkel, mechanische Kraftquelle bis zur Einführung Hau se, wo d ie begabten Holzschnitzer woh- H örnle, Lochenstein, Schafberg und Plet­ der Dampfm asch in e. nen und schaffen. Linealgerade Brunnen- tenberg son dern auch nach den anderen Dem entsp rechend vielseitig war ihre An­ t röge aus dem geduldigen Buntsandstein Himmelsrichtungen mit Heersberg, Schalks­ w endung: Frucht u n d an dere Nahrun g gehören in den nördlichen Schwarzwald, burg, Böllat, Pfeffinger Böllat, Höchst, mahlen, Öl pressen, "Gerben" u nd schroten, wo dieser Stein "zu Hause" ist. Binsenbol und dem Kleinen Heuberg. Und Holz sägen, Tuch walken, Eisen h ämmern Im Albvorland reizt der 'h übsche Keu- dann konnte man noch auf Weilstetten oder überhaupt kleine "Fabrikl e" treiben. persandstein zu Skulpturen. Das soll na- (nicht auf die Weilstetter!) aus 300 m Höhe Im Mühlweier der Sägmühlen wu rde auch t ürlich kein Schema sein. So kann für grö- herabsehen und klar erkennen, daß dieser das Holz gew äs sert. Manche Weih er (wie in ßere Städte manchmal auch anderes richtig aus drei Ortsteilen zu sammengewachsene Ebingen am B ürger tu rm ) waren "Teu chel­ sein. Aber auf der Alb, und da wieder be- Ort da drunten liegt w ie ein "Hexenring", wei her", wo die hölz ernen Roh re für die sonders im Freien, ist eben doch der Kalk- den die Pilze bilden, wenn das Innere v on alten W ass erleitu ngen (Gefäll -Leitu ngen) stein das gegebene. Um nur ein Beispiel ihnen abgeweidet ist. Aber h ier bei Weil­ vor dem Austr ocknen u n d Einschrumpfen herauszu greüen: An der Burg bei Onstmet- stetten ist es eigentlich umgekehrt: Es bewahrt wurden. Von Ebinge n und Balin­ tingen h at der Albverein Tailfingen eine . wächst nicht nach außen sondern nach gen si nd Weiher bekannt, die dem Bl eicher anspruchslose, aber außerordentlich schöne innen. Weilstetten konnte sich auf diese zu dienen hatten, der die nassen Gewebe Brunnen gruppe geschaffen. Anderen Alb- Weise ein Schulzentrum anlegen, um das von der Sonn e ausbleichen ließ.Natürlich vereinen und Gemeinden zum Vorbild! Bis es größere Städte beneiden dürfen. dienten auch se hr viele Weih er der F isch­ zu ch t, denn außer de m Freitag gab es no ch viele Fasten tage, an denen man nur "fast" fastete und dann - die Klöster. Onstm et­ Kostbarkeiten der Heimat ti ngen h atte F ische an das Kloster Beuron zu liefern. Es sei angemerkt, daß dieser Die Pfarrkirche in Margrethausen - Von Kurt Wedler, Ebingen Ort ganz neuerdings wieder eine F ischzucht eingerichtet hat; m an k ann ja in Onstmet­ Im 7. J ahrhundert entstanden um Burg­ sen wurde. Sie ist auf einer Zeichnung im tingen das W asser noch "oberh alb der Indu­ felden h er um einige -hausen-Orte, darunter Pfarrarchiv vom Jahr 1702 mit der Pfarr­ strie" entnehmen. Seh r wichtig waren di e auch "H usen" im Eyachtal, das noch im 13. kirche zusam men noch zu sehen (siehe Hei­ Weiher an läßl ich de r früher sehr häufigen Jahrhundert bei der ersten'urkundlichen Er­ matkundliche Blätter Nr. 8, 1967, und K reis­ Brandfälle als Löschwasserreserve. Di es w ähn un g so genannt wird. Zur Unterschei­ beschreibung), gilt sogar für die Sonderform der H ülb en, dung der vi elen Hausen-Orte in unserer Die Pfarrkirche war ursprünglich ein ro­ Hülen oder Wetten oben auf der so trok ­ Heimat wurde dann auch die genauere Be­ manischer, dann ein gotischer Bau. Im J ahr kenen Alb. Für di e Abwendung gefähr­ zeichnung "H us en Margarete" und im 14. 1347 fand eine neue Weihe zu Ehren der licher Hochwasserkatastrophen genügten Jahrhundert "Margaretenhusen " mit dem Heiligen Margarete, Johannes Ev., Kathari­ die Stauw eih er offenbar n icht. In From­ Namen der Patronin der Pfarrkirche ver­ na und Agnes statt und 1707 wurde das mem an der Straße u nd in Lau fen hinter wendet. Langhaus nach dem damaligen Zeitge­ der K irche versteckt stehen Denkmäler für Diese Margareten-Kirche ist wahrschein­ schmack umgestaltet. Der kleine gotische die durch Hoch w as ser Umgekommenen. lich im 11. oder 12. Jahrhundert entstanden, Chor mußte einem modernen Erweiterungs­ Ein besonders großer Stauweiher heißt in einer Zeit, in der auch eine kleine Begi­ bau im Jahr 1934 weichen. Aus der alten Zeit Stausee; w ir haben nur den in Schömberg. nenklause in der Siedlung gegründet wurde. stammt nur noch das Untergeschoß des Ist ein Badeweiher von massiven Wänden Diese Klause, die dann 1338 neu gestiftet Nordwestturms, dem ein achteckiges Glok­ umgeben und überdacht, dann ist es ein wurde und sich zu einem Kloster ausweitete, kengeschoß mit welscher Haube im 18. Jahr­ Hallenschwimmbad. Wollte man die einstige hatte später auch eine eigene Kirche zu den hundert aufgesetzt wurde. Wasserführung u nserer Landschaft m it der Hl, Drei Königen, die im Jahr 1824 abgeris- (Fortsetzung folgt) heutigen vergleichen, so müßte man eine Karte der früher fließenden R innsale, Bäche und Flüsse zeichnen (die wir aber nicht genau h aben) u nd zu dem heutigen Ge­ wässernetz die Wasserleitungen hinzufügen. Hinzu käme dann noch das K arstwasser bis zu m indestens 150 m Tiefe, das aber auch noch gar ni ch t erforsch t ist. Der Forscher empfängt sei ne Anstöße immer vo n dem, was n och nich t erforscht ist. Und das ist viel mehr als das scho n Erforschte! In 100 selber aufgenommenen Lichtbil­ d ern wurde alles noch einmal anschaulich gemacht. Die meisten Quellen sind sehr un­ scheinbar, w ie alles Bed eutende am Anfang. Es wu r den aber auch d ie sehr ergiebigen Karstquellen vo rgef ü hrt, bis zur größ ten in Deu ts chlan d bei dem Dorf und S tädtchen Aach im H egau, wo das b ei Möhringen und Fridingen versunkene Donauw asser bro­ delnd zu tage tr itt. Die Bilder der Bäche u nd Flüsse ließen erkennen, daß der Alb­ trauf spärlicher b ew ässert ist als die Don auseite, w o zum B eispiel Schlichem und Bära gleich im Ob erlauf zu beachtlicher Größ e anschwellen. Eine K ar tenskizze ließ erkennen, daß die Eyach und ein dichtes Netz w inziger Nebenbäche aufzu-

He rausge geben von der HeIm atkundlIchen Ver­ etniguna Im KreIs Balm gen . Erschemt Jeweils a m Monatsende a ls stä ndige Be ila ge des . Ballnger Die 13 bunten, schlanken Fenster der Pfarrkirche in Margrethausen. Diese Fenster wur­ Volksfreunds". d er . Ebl nger Ze Itung" und der • Schmlecba-Zeltung". den von dem kürzlich verstorbenen UImer Künstler Wilhelm Geyer entworfen• ...... idliche Blätter deri.~-r~s, .c«:~LU ..L'Lv..l. .«CL Bahngen.

Jahrgang 16 28. Februar 1969 Nr.2 Vierhundert Jahre Mercator-Projektion Von Dipl.-Ing. Kerndter DieHumanisten des 16. Jahrhunderts lieb­ rekturen merkliche sind. Die neue Topogra­ Marinus-Projektion, die viele Jahrhunderte ten es, ihre Familiennamen zu latinisieren phische Karte 1:100 000 ist eine winkeltreue für die Seekarten im Gebrauch war, wegen oder zu gräctsieren. Man sah ja das Ideal der Zylinderprojektion nach dem Mercator­ ihrer Verzerrungen unmöglich, den Schiffs­ Bildung im Studium der ' antiken Schrift­ Gauss-Krüger-Verfahren mit 3 Grad brei­ kurs genau einzuzeichnen und aus dem steller. Wer also etwa nSchwarzerd" hieß, ten Meridianstreifen, wobei die Meßtisch• Loxodromenstück die Distanz abzuleiten. nahm das griechische "melas = schwarz" blätter 1:25 000 die Unterlagen li efern. Die Hier setzte Mercator ein mit der überle• und "chthon = Erde" und baute daraus flugs sogenannte Mercatorfunktion gilt es noch zu gung, daß man den richtigen Kurswinkel er­ "Melanchthon ". Und weil "merca:tor" im erläutern. ' hält, wenn man die Masche nicht nur der Lateinischen "Händler, Krämer, Kaufmann" Breite nach (also oben nach Ost und West), bedeutet, verbirgt sich hinter ~ Gerhard Das Dreieck ist uns eine geläufige Figur, sondern auch der Länge nach (von Süd nach Mercator" ein berühmter Mathematiker und ein Zweieck gibt es in der Ebene nicht, wohl Nord) proportional verzerrt. Man nimmt die Geograph namens Gerhard Kremer, dem aber auf der Kugel. Um es anschaulich zu Äquatorminute oder, gleichbedeutend, die 1569 die Herausarbeitung der nach ihm be­ machen: Wir schneiden aus einem Apfel ei­ Seemeile = 1,852 km als Längeneinheit. Die nannten Mercator-Projektion gelang."P ro­ nen "Schnitz" heraus, und schälen diesen. sog. "vergrößerte Breite" - man spricht jekti on " übersetzt man mit "Bildwurf", im Das abgezogene Hautstück ist ein Kugel- auch von Meridionalteilen oder Mercator­ K artenwesen also die möglichst winkel- und . zweieck, das sich (angenähert) umso eher in funktion - gibt an, um wieviel auf einer flächentreue Darstellung von Teilen der der Ebene ausbreiten läßt, je schmäler es ist. Mercatorkarte der Abstand eines Breiten­ Erdoberfläche auf Land- und Seekarten. Die Die Modellvorstellungen auf die Erde über• paralIes größer ist als der "unverzerrte" Ab­ noch zu besprechende Abbildungsmethode tragen bedeutet dies, daß die Ecken des stand. Auf solchen Karten ist die starke Mercators wurde vom "MaUiematikerfür• Zweiecks dem Nord- und Südpol, die größte Vergrößerung in hohen Breitegraden. also sten" C. F. Gauss (1777-1855) und vom Di­ Breite einem Äquatorbogen, die Seiten des in Polnähe, natürlich ein unvermeidbarer r ektor des Potsdamer Geodätischen Instituts Zweiecks zwei Meridianen entsprechen. Der übelstand, der sich aber auch niehtschlim­ J. Krüger (1857-1923) verfeinert und bildet erwähnte Meridianstreifen nach dem Mer­ mer auswirkt als die Konturenverzerrungen als Me rcator-Gauss-Krüger-Projektion noch cator-Gauss-Krüger-Verfahren ist 3 Grad bei anderen geographischen Projektionen. heute die Grundlage für die "Deutsche breit; dies sind bei 360 Grad, bzw, 40000 km " . Gerhard Kremer wurde am 5. März 15'12 Grundkarte 1:5000". Äquatorumfang etwa 333 km, also ungefähr Der Geometer, der einenBauplatzvermißt die Breite Baden-Württembergs. Das Kugel­ zu Rupelmonde in Flandern geboren, er ist und auf einem L ageplan einzeichnet, braucht zweieck wird nach oben und unten immer aber deutscher Abkunft. Er studierte in Lö• die Erdkrümmung nicht zu berücksichtigen. schmäler: Wenn also Balingen die nörd• wen und erlernte nebenher den Kupferstich. Der Geodät aber , bei der Landesvermes­ liche Breite 48 Grad 17 Minuten und die öst• Er arbeitete als Kosmograph des Herzogs su ng tätig, geht von der Kugelgestalt der liche Länge 8 Grad 51 Minuten hat, dann von Jülich und starb am 2. Dezember 1594 in Erde aus, genauer von der Oberfläche eines würde zu dieser Länge ein Äquatorbogen Duisburg, wo ihm 1878 ein Denkmal gesetzt Rotationsellipsoids bzw. Geoids. In Bezug von ca . 983 km, dagegen auf dem Balinger wurde. Sein Hauptwerk war der große, von auf das Gradnetz der Erde mit dem Null­ Breitenparallel nur ein Bogenstück von ca . ihm selbst entworfene und in Kupfer ge­ Meridian durch Greenwich und der Äqua­ 655 km gehören. Dieses kürzere Bogenstück stochene "Atlas sive cosmographicae medi­ torebene als Breite Null ist Baden-Würt• nennt der Seemann die Abweitung; der Dif­ tationes de fabrica mundi etfabricatifigura" temberg in die Grenzen 47 Grad 31 Minuten ferenzbetrag wäre vorliegendenfalls 983 we­ (Erwägungen über die Erschaffung der Welt bis 49 Grad 47 Minuten nördlicher Breite niger 655 = 328 km. und die Gestalt der Schöpfung), der 1607 von Hondius vervollständigt wurde. Dieser gab und 7 Grad 31 Minuten bis 10 Grad 30 Mi­ Um 100 n . Chr. entwarf MarinusvonTyrus nuten östlicher Länge eingeschlossen; beim sogenannte Plattkarten, auf denen das Kar­ 1628 auch Mercators "Atlas minor" heraus. K artographieren dieses 35 750 qm großen tennetz aus sich rechtwinklig kreuzenden Kremer verfertigte auch mehrere Globen, Gebiets verbietet es sich daher, die Erd­ Geraden gebildet wurde, die die Meridiane begründete 1569 ' seine "Mercator-Projek­ krümmung zu vernachlässigen. Die Mantel­ und Breitenkreise darstellten. Im obigen tion" und veröffentlichte 1578 in Köln seine fläche eines Kegels und Zylinders kann man "Tabulae geographicae ad mentem Ptole­ Beispiel wäre also die Differenz von 328 km maei restitutae". Wie schon erwähnt, griffen abwickeln, also entlang einer Mantellinie unberücksichtigt geblieben und somit die auftrennen und in der ' Ebene ausb reiten, Gauss und Krüger Mercators Gedanken auf, Masche des Kugelzweiecks oben gewaltig die Netzmaschen der Erdkugel so in die w obei Längen, Flächen und Winkel als sol­ auseinandergezerrt worden, um ein Recht­ che erhalten bleiben. Di e Kugel hat eine eck zu erhalten. In der Nautik versteht man Ebene der Karte "u mzu rechnen", daß dort doppelte Krümmung - auf der Erdober­ Winkeltreue und in kleinstem Bereich auch unter "K ur s" den Winkel, den der Weg des Flächentreue erzielt wird. flä che z. B. von Ost nach West und von Süd Schiffes mit dem Meridian bildet. Auf der n ach Nord - und läßt sich deshalb nicht ab­ Erdkugel ist der kürzeste Weg von Ei nach B Man muß Mercators Werk in großem ge­ w ickeln . Ander s gesagt: Auf der Eb ene der gleichbedeutend mit der "Orthodrome", also schichtlichem Zusammenhang sehen: Um Landkarte vers ucht man zw ar in irgend m it dem Bogenstück AB des Kugelgroßkrei• eine Gradnetzkarte der Oekmiiene, der da­ einem Ver kl einerungsmaßstab einen Teil ses durch die Punkte A und B. Folgt der mals bekannten Wohngebiete der Erde, be­ der Erdoberfläche mö glichst ko nfor m, natur­ Seemann der Orthodrome, dann mu ß er mü hte sich schon Erato sthenes um 325 v. Chr. getreu in den Abm essungen, symbolisch in dauernd den Kurs ändern , er zieh t es aber Römische Itinerare waren Reiseb üch er; Por­ de r Geländecharakterisierung, darzustellen, auf kl einer Fahrtstrecke vor, n ach einem tulane, Schiffshandbücher, gab es seit dem erzielt aber um so wenige r Überein st immung einzigen K urs zu steuern. Er bewegt sich 13. J ahrhundert. Die Renaissance war das m it der Wirk lichkeit, je größer das do ppelt­ dann auf der "L oxodrome" , einer schiefl äu• Zeitalter der Kartographie, seit dem 17. gekrümm te Landstück ist. Der Wander­ fige n 'K u rve, di e alle Meridiane unter glei­ Jahrhundert schuf man trigonometrische freund, der etwa di e Topographi sche K ar te chem Wi nkel schneidet und sich asympto­ Ne tze für die Landesvermessung. Bedeu­ 1 :50 000, Sonderausgabe "Ebin ge n" für den tisch in der Spirale dem P ol nähert. Was auf tungsvoll war 1817 die Isothermenkarte von Schwäbischen Albverein zur H and nim mt, der Erdkugel ein sphärisches Dreieck ist, A. v. Humboldt. Heute, unterstützt auch von weiß vielleicht, d aß der 478 qkm umfassende will er auf der Seekarte in ein ebenes Drei­ Hilfsmitteln der Luftphotogrammetrie und Kreis Balingen in die Grenzen 48 Grad 6 Mi­ eck umsetzen mit dem Rechten Winkel (Ka­ Reproduktionstechnik, besteht eine Zusam­ n uten bis 48 Grad 20 Minuten nördlicher theten) aus Breitenunterschied und Abwei­ menarbeit der Vereinten Nationen im Breite und 8 Grad 39 Minuten bis 9 Grad 9 tung und mit der "Distanz" als Hypotenuse, "Cartographic Office". Unverändert blieb Minuten östlicher Länge eingeschlossen ist, deren Schrägstellung sich aus dem Kurswin­ aber die Aufgabe, die auch schon Mercator aber er wird sich kaum Gedanken darüber kel ergibt. Die Distanz entspricht dem zu­ beschäftigte: Die Raumbeziehungen auf der machen, ob diese Karte die Erdkrümmung rückgelegten Weg, ihre Berechnung heißt die Erdoberfläche möglichst getreu im Karten­ berücksichtigt, bzw. ob die etwaigen Kor- "Bestecksrechn u ng" . Und nun war es bei der bild darzustellen. Seite 730 Heim atkundliche Blätter für den Kreis Balingen Februar 1969 Kostbarkeiten der Heimat Die Pfarrkirche in Margrethausen - Von Kurt Wedler, Ebingen

(Schluß) H immel: ein Weib m it der Sonne bekleidet und der Mond unter ihren Füßen und auf Betritt man den neuen Kirche nraum, dann ihrem Haupt eine Krone mit zwölf Sternen." " wird man zunäch st von den 13 bunten, schlanken Fenstern fasziniert, di e in dem Die Spätgotik löste sich in der bildneri­ weiten Halbrund de s Ch ores den Meß• schen Gestaltung von der Abstraktion und ka non der Kirche m it der Erl ösungsge­ der Idealität der Gotik und wendet sich schichte zum Ausdruck bringen. Sie zeigen . einer natürlicheren und realistischeren als große Gestalten Ch ristus m it Maria und Form geb ung zu. Die Madonnen erhalten Johannes und kleiner e Darstellungen aus mütterliche Züge, und das Kind verliert die dem Leb en Jesu. Di ese Fenster wurden von Steifheit früherer Auffassungen. So auch die dem vor kurz em verstorbenen Ulmer Madonna in Margrethausen, bei der der go­ Künstl er Wilhelm Geyer entworfen und im tischen S-Schwung kaum noch zu erkennen Jahr 1942/43 angebracht. Die je vier äuße­ ist. Der Meister ist nicht bekannt, aber Ge­ ren Fen ster vom J ahr 1947 zeigen links in sichtsausdruck und reicher Faltenwurf er­ groß den Hl. Martin als Diözesepatron, rechts innern an die Ulmer Schule des ausgehen­ die HI. Margarete als Kirchen- und Ortspa­ den 15. und beginnenden 16. Jahrhunderts. tronin, dann Gläubige, Engelsgestalten. Die Krone ist erneuert und paßt sich gut Evangeli stensymbole und d ie sieben Sakra­ dem Kunstwerk an. Man muß die Madonna mente. von vorn betrachten, um das Werk des Mei­ sters richtig zu erkennen. Als Schreinfigur Vom J ahr 1740 sta mmt die schö ne Ro ko ­ mit Nebenfiguren ist sie für eine frontale ko kanzel, die man aus der Zeit der Barocki­ Ansicht geschaffen worden . sierung belas sen hat. Am Corpus werden Mi t aufge löstem Haar trägt die anmutige die Evangelis ten mit ihren Symbolen ge ­ und doch kräftige Gestalt das schräg vor zeig t: von links her zwischen den Säulen der Brust halb liegende, halb sitzende, lieb­ Die Madonna in Margrethausen. Matthäus m it dem Engel, dann Lukas mit liche K ind in ihren Händen. Das Haar ist dem Stier, Markus mit dem Löwen und Jo­ mit einem grauen Kopftuch bedeckt, das wirklicht. Der Mantelsaum, der vom rechten hannes mit dem Adler, eine Gestaltung, wie sich in einer schönen S-Linie hinter dem Arm in langgezogenem Bogen zu den Füßen man sie an vielen Kanzeln finden kann. Die Kind zur rechten Hand durchschwingt und herabfällt, geht über der Mondsichel in die Evangeli sten sollen hier gleichsam bei der dann über das Gewand in Falten herabfällt. vielen, dort knitterigen Falten des Mantels Verkündigung anwesend sein. Darunter Der weite Mantel (innen blau, außen golden) ein. Die ganzen Falten sind voll Leben und sieht m an am Rand des K anzelkörpers wird vom rechten Arm an einem Zipfel Bewegung. Wenn das Licht durch die bun­ kleine Engelsköpfe. Unter dem Kanzeldek­ hoch gehalten und vom Spielbein leicht nach ten Fenster auf die Madonna fällt, dann ent­ kel ist die Taube als Symbol des Heiligen vorn gedrückt. Hier zeig t sich die phantasie­ stehen im Gewand äußerst reizvolle, leb en­ Ge iste s angebracht und auf diesem Rand volle Kunst des Meisters, der viel der mög• dige Reflexe, die di ese ed le Gestalt verklä­ halt en Engel die Leid enswerkz eu ge. Die Be­ lich en Faltenmotive in di esem Ge wand ver- ren und ins Numinose erheben. krönung bildet der gu te H irte. Noch aus der gotischen Kirche stammt aber die Madonna links am Ch or, d ie einmal zu einem ni cht mehr vorhande nen Sch rein­ Schulmeister Weidlell altar gehörte, in dem vielleicht auch die P a­ trone der Ki rche Marg arete, Johannes Ev., Katharina und Agnes aufgestell t.w aren. Si e ist ein Schnitzwerk aus Lindenholz aus der und die Onstmettinger Schule Zeit um ,1500, also in spätgotischem Stil. Die auf der Mondsichel stehende Madonna . . . zu Anfang des 18. Jahrhunderts - Von Alfred Munz, Onstmettingen kom mt schon im "Hortus deliciarum" um 1170 vor, ist dann im 14. Jahrhundert geläu• Von 1707 bis 1766 war Johannes Weidlen der ein Leben lang an ein und demse lben fig und in der Spätgotik w eit verbreitet. Schulmeister in Onstmettingen. Aus seinem Ort unterrichtet, widerfahren erfreuliche Diese Gestaltung geht zurück auf die Vision Leben und seiner Amtszeit liegen uns für und betrübende Dinge. Leider sind in den des Son nenweibes in der Apok al ypse 12,1: die Onstmettinger Schule erstmals ausführ - Protokollen meist nur die Ä.rgernisse fest­ "Und es erschien ein großes Zeichen am liche Nachri cht en vor. Einem Schulmeister, gehalten. Die nachfolgend angeführten Vor- kommnisse können deshalb kein abgerun­ detes Bild von der Schul- und Lehrersitua­ tion in unserer Gemeinde vermitteln, sie können nur Streiflichter auf die damaligen / Verhältnisse werfen. Aus Anlaß eines Streites erfahren wir, daß Schulmeister Weidlen von kleiner Sta­ tur war und eine Perücke trug. Er führ te nämlich vor dem Kirchen gemeinderat Klage über einen Vater, der.ihn in seinem Haus, als .man aus der Betstunde ging (die also im Schulsaal stattfand), ,,entsetzlich a n­ gegr iffen ". Vor der Haustür, wo noch Schul­ kinder standen, die ihre Schulbücher ab­ holen wollten, schimpfte der Mann, der Schulmeister m ach e seinen Buben zum Narren, Narr en hab e er abe r gen ug im Haus.Als ihm Weidl en sagte, er wisse von nichts ,' entgegnete jene r, ob er sich nicht schä me, ei ne Perücke zu tragen, da er doch seine eigene n Haare hab e! Da sich Weidlen solche unsachlichen Grobheiten nicht an­ hören wo ll te, gin g er ins Haus. Der Mann fol gte Ihm aber mit der Begründung, das Schulhaus sei ein herr schaftliches Haus, da dü rfe er so gut h inein wie der Schulmei­ ster, und über hau pt fü rchte er solch ein P erückenmännl ein noch lange nicht. ­ Nun, der K irchengemeinderat übergab di e Sache dem Rathaus. Der Mann mußte Pfarrkirche und Kloster in Margrethausen. Fotos: Wedler öffentlich Abbitte tun und wurde um zwei Februar 1969 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Ballngen Seite 731

Pfund Heller in den Heiligen (Kirchenkasse) sonst einer Fertigkeit haben wie seinerzeit ten, allerdings mit Zusicherung, daß er der gestraft. der Matthes Sautter, nächste Schulmeister von Onstmettingen würde. Weidlen sollte einen Mehrheitsbe­ Ein andermal erfahren wir, daß der Unter Johannes Weidlen wurde um das Schulmeister zehn Buben zurechtwies, die schluß der Bürgerschaft und die Zustim­ Jahr 1735 die Onstmettinger Schule zwei­ mung des Pfarrers zuwege bringen. während des Gottesdienstes auf der Empore klassig, Weidlen hielt 'sich seitdem einen der Kirche Unfug trieben, was aber "nichts Provisor oder, wie man später sagte, einen Nun, Weidlen stellte den Antrag, und ein geholfen, sondern da er sich wieder nieder­ Lehrgehilfen. Erster Provisor in Onstmet­ Mehrheitsbeschluß des Gemeinderats kam setzen wollen, ist auch einer unter ihnen so tingen war Georg Philipp Schaudt, Schwie­ zustande, weil man "nicht nur mit des Mat­ verwegen und gottlos gewesen, daß er einen gersohn des Schulmeisters Weidlen und thias F. Sautter Wissenschaft wohl zufrie­ Stein von der Mauer abgebrochen und sel­ Vater des Philipp Gottfried Schaudt. Ob er den, sondern auch vornehmlich darauf bigen nach dem Schulmeister geworfen. seine Frau im Haus seines Meisters kennen­ refleetiert worden, daß sie dies ihrem alten Weil nun keiner gestehen wollen, daß er lernte, oder aber, weil er sie kannte, Lehr­ Schulmeister Weidlen, den sie alle lieb und auf den Schulmeister geworfen habe, son­ gehilfe wurde, wissen wir nicht. Auf jeden wert haben, auf sein eigenes Gesuch und dern es 'sei geschehen, eines andern aufzu­ Fall haben wir es 130 Jahre lang, von 1707 Begehr zulieb getan." wecken, wie solches der vormalige Pfarrer bis 1837, in Onstmettingen mit der Lehrer­ begehrt habe, also daß der Stein nur von familie Weidlen-Schaudt zu tun, denn auf Bei der Zustimmung spielte aber noch ein ungefähr auf den Schulmeister geflogen", Georg Philipp folgte Philipp Gottfried, und anderer Gesichtspunkt eine Rolle. Man wird beschlossen, daß die Buben in Zu­ diesem sein zweitältester Sohn Philipp dachte nämlich daran; daß mit der Zeit die kunft unten im Kirchenschiff neben den Matthäus Schaudt. Die Schule war ein Fa­ verwitwete Mutter der Anria Juditha bei Kirchengemeinderäten sitzen müssen. milienbetrieb wie andere Handwerksbe­ dem jungen Schulmeister "Zuflucht und triebe. Der Schulmeister stand ihr vor. Er Unterschlauf haben und finden möge". . Im Jahr 1727 hatte Schulmeister Weidlen stellte Gehilfen an, wenn er solche für nötig Schwierigkeiten mit einem Matthes Sautter, Nachde'm die Gemeindemit der Nachfolge befand, bezahlte diese von seinem Einkom­ Sautters im Schulmeisteramt einverstanden der unter allen Umständen das Orgelspie­ men und stellte ihnen Kost und Wohnung. len erlernen wollte. Letzterer besorgte sich war, schlossen Weidlen und Sauttor eine deshalb Schlüssel, öffnete Kirche und Orgel Art Nachfolgevertrag. Er wurde im Proto­ Von Schulmeister Weidlen erfahren wir koll des Kirchengemeinderates festgehalten, und spielte ohne Wissen und Erlaubnis von nun auch, wie er besoldet wurde. Im Jahr Pfarrer und Schulmeister. Als endlich der "damit man auch in künftigen Zeiten dar­ 1733 "hat auf dem hiesigen Rathaus die über urteilen könne und im Fall vorfallen­ Pfarrer den Schulmeister fragte, wer denn gesamte löbliche Bürgerschaft in Gegen­ außer der Zeit auf der Orgel . immer so den Streites, was sie zwar nicht hoffen wart des Pfarrers, Vogts und Richtern dem wollen, dieser besser auseinandergesetzt leiere, antwortete dieser, was er wußte und Herrn Schulmeister Weidlin vor das Som­ fügte hinzu, er habe schon ein paarmal dem oder sie in Fried und Liebe zusammen­ merschulgeld von einem jeden Kind fünf gebracht werden können". " Pfarrer sagen wollen, es könne an der Orgel Kreuzer und von dem Flecken einen Wagen etwas ruiniert werden und die Schuld an mit Heu, wohl geladen, frei und gutwillig Der Inhalt dieses Vertrages ist: den Schulmeister kommen. Daraufhin zu geben verordnet, bei welcher Verord­ 1. Sautter soll versichern, "daß er die wurde Sautter vor den Kirchengemeinderat nunges auch sein beständiges Verbleiben geladen und aufgefordert, die Schlüssel her­ Enkeltochter Anna Juditha Schaudtin und haben solle, auch wenn Eltern ihre Kinder keine andere heiraten, sich auch mit keiner zugeben und sich nicht mehr an die Orgel von der Schul abhalten und nicht dahin "als ein schwaches Werk" zu wagen. anderen, es sei welche es wolle, einlassen gehen lassen." Dazu kam das Einkommen werde", da sonst das Nachfolgeversprecben aus der Mesnerei und dem Organistendienst. Es stellte sich aber heraus, daß der Bür- Daß es mit dem Bezahlen des Schulgeldes zurückgezogen werde. germeister und die Kirchengemeinderäte im ganzen Land oft haperte, ist aus zahl­ Sauttor stimmte diesem Punkt zu mit der das Unternehmen des Matthes Sautter un- reichen Aufforderungen und Erlassen im­ Einschränkung, daß, wenn er aus irgend­ terstützten und sich in der Sache notfalls an mer wieder zu entnehmen. Besonders das einem Grund die Nachfolge im Schulamt das Oberamt wenden wollten. Schulmeister Sommerschulgeld wollte man nicht bezah­ nicht antreten könne oder dürfe, "er seines Weidlen wurde herbeigeholt und um Stel- len, weil man die Kinder allzuhäufig gar Ehverspruchs gegen gedachte Anna Juditha lungnahme gebeten. Er war aus folgenden nicht in die Schule schickte. Es erging des­ frei und los sein wolle". Gründen gegen das Spielen des Matthes halb z. B. 1730 ein "hochfürstlicher Befehl", Sautter: daß die Eltern dem Schulmeister "das so 2. Weidlen will versichert sein, daß Saut­ 1. Weil es unnötig ist. sauer verdiente Schulgeld zeitlich und. mit tel' ihn so lange nicht "beunruhigen, druk­ gutem Willen abzutragen verbunden sind", ken" oder vom Amt "austreiben" wolle, so­ 2. Weil es nicht gebräuchlich und nirgends - auch wenn sie ihre Kinder nicht die ganze lang er seinen Dienst mit seinem Enkel Ph, zugelassen ist, daß ein Unbefugter das Zeit über zur Schule schickten. Für Onst- G. Schaudten selbst versehen könne, und Schlagen der Orgel lernt. mettingen galt die Regel, daß nur für die sollte es nach Gottes Willen noch vier, fünf \ . . Hirtenbuben und die beständig kranken oder mehr Jahre währen. 3. V?"ell . Sautter zu Ihm gesagt hat, er Schüler kein Schulgeld zu bezahlen war. Sauttor sicherte das zu. wolle in einem Jahr das Orgelspielen so gut lernen wie er, der Schulmeister, es könne. Die Sommerschule verursachte damals 3. Sautter erklärte sich damit einverstan­ Und wenn er sein Leben lang spielte wie er, viel Ärger bei Lehrern und Eltern. So gab den, dem Schulmeister und seiner Frau, so wollte er sich schämen, es nicht besser es auch 1762 "wieder wegen der Sommer­ sollte dieser schwächer werden und nicht zu können. schul allerlei Defekt, weil die Eltern ihre mehr imstand sein, den Schuldienst zu ver­ sehen, den "genugsamen Unterhalt von der 4. Sautter wolle ihn, den Schulmeister, Kinder gar nicht oder doch nur zwei-, drei-, Besoldung zu verschaffen, solang eines oder von der Orgel vertreiben, indem er bei der viermal den ganzen Sommer in die Schul das andere bei Leben". Bürgerschaft sage, er würde die Orgel um­ geschickt haben, wodurch die Sommerschul sonst schlagen. Nun sei -aber die Bürger• in Abgang kommen". Es wurden deshalb 4.-Es "dinget" der alte Schulmeister dem schaft gehalten, ihm die sechs Gulden im 33 Eltern um je vier Kreuzer bestraft, "weil jungen an, seinen Enkel und bisherigen Jahr für das Orgelspielen zu geben, weil es die Obrigkeit einmal vor allemal die Som­ Provisor Ph. G. Schaudt so lange bei sich zu zu der bei seiner Anstellung festgelegten merschul gehalten wissen will, welches die behalten, auch nach seinem Tod, bis dieser Besoldung gehöre und der alte Schulmeister Eltern wohl wissen." Aber diese sahen nicht sein Glück anderwärts zu finden und zu solche sechs Gulden auch gehabt hat, ob­ ein, daß die Schule wichtiger sein sollte als machen wisse. wohl er der Muslei völlig unerfahren war. die Mithilfe der Kinder in der Landwirt­ schaft und beim Kinderhüten. Da sich trotz Sautter war einverstanden. Trotzdem er­ 5. Er, Schulmeister Weidlen, frage also der Strafen die Schulversäumnisse im näch• hielt er die Onstmettinger Sdmlmeister­ an, ob man denn mit seinem Orgelspielen sten Jahr nicht verringerten, ist 1763 "der stelle nicht. Ob ihm eine andere Stelle oder nicht mehr zufrieden sei, nachdem dies bis­ Kirchenkonvent gemüßiget worden, in Ge­ eine andere Schulmeisterstochter besser zu­ her der Fall war. genwart Herrn Amtmanns ... jedem Vater gesagt hat, wissen wir nicht. Wir können aber mit dem Gang der Dinge zufrieden Matthes Sauttor wollte aber unbedingt statt vier Kreuzer in Heiligen nunmehro jedem zehn Kreuzer Straf anzusetzen." sein, denn statt Sautter wurde nun in sehr Orgelspielen lernen. Er sagte, er habe ein­ jungen Jahren Ph, G. Schaudt, dessen fach Lust dazu und lasse sich ungern davon Als Schulmeister Weidlen älter wurde, Denkmal neben dem Rathaus steht, Schul­ abtreiben. Er wisse nicht, was man gegen nahm er selbst die Regelung seiner Nach­ meister in Onstmettingen. Weidlen schloß sein Spielen einwenden könnte, und weil folge in die Hand. Er war ein sehr vorsich­ mit ihm einen Nachfolgevertrag ab. Es heißt der Mut zu lernen nichts Böses sei, so soll­ tiger Mann und versuchte, sich gegen alle in des "alten Schulmeisters schriftlichen ten die Richter die Sache ans Oberamt ge­ mögliche Unbill abzusichern. Nachdem sei­ Bedingungen gegen seinen Enkel, den jung langen lassen. nem Schwiegersohn, dem Provisor Georg angenommenen Schulmeister Ph, G. Leider erfahren wir nun nicht, wie die Philipp Schaudt, kein langes Leben be­ Schaudt": Sache ausging, hoffen aber, daß dem Mat­ schi eden war, suchte er sich unter seinen Enkeln einen Nachfolger. 1. Daß der alte Schulmeister die Ober­ thes Sautter erlaubt wurde, ein Orgelspie­ hand in Schul- und Kirchendiensten behält, ler zu werden. Wie froh sind wir heute an Eines Tages fand sich der Schulmeister solange ihm Gott Kraft und Vermögen dazu Leuten, die ein solch unbändiges Verlangen von Hausen an der Lauchert bei ihm ein. vorlegen werde, also daß er alles dirigieren nach dem Erlernen eines Instrumentes oder Er wollte die Enkelin Anna Juditha heira- und anordnen möge, wie es zur Ehre Gottes J Seite 732 Heimatkundliche Blä tter für den Kreis Ballngen Februar 1969 u nd E rbauung der . Schuljugend am taug­ 6. Sollte aber der junge Schulmeister vor schlagen, ein Trinker, Spieler, Gassenläufer, lichsten gereiche. dem alten sterben, so sollte der al te das Flucher oder auch früher Beischläfer würde, 2. Daß er die ganze Besoldung, wie er sie Recht h aben,"n ach seinem Schuldienst vor welches sie nicht hoffen wollten, sie ihre allen Di ngen w ieder zu gr ei fen und ihn bis b isher gehabt, für si ch und sein Weib be­ Wahl zurückziehen und einem andern zu an sein Ende zu behalten". h alten wolle,"hingege n sein Enkel mit der geben berechtigt sein und bleiben möchten". Es folgten 24 Unterschriften. gnä digs t geschö pfte n Provisoratsbesoldung Es folgen die Unterschriften der beiden von 20 Gulden sam t den .. . dazu verordne­ Schulmeister, des Pfarrers, des Dorfvogtes D ar aufh in mußte die G emeinde noch beim ten 10 Gulden K ostgeld, so es seinem Enkel (Bürgermeist ers) und von vier Richtern. herzoglichen Konsistorium um eine förm• lieber wäre, der Speis und Unterhaltung liche Ernennung Schaudts zum Schulmei­ bei seinem Ihni (Groß vater) zu gen ießen, W eidlen b eantragte nun bei der Ge­ sternachfolger einkommen, was offensicht­ sich begnügen solle, so lang er ihm in der m einde, Ph. G. Schaudt zu seinem Nachfol­ lich geschah, denn Schaudt wurde Schul­ Schularbeit Beistand leisten könne". ger zu erklären. Nachdem Schaudt vom meister in Onstmettingen und blieb es sein hochfürstlichen Konsistorium zu einem L eben lang. 3. Sollten "er und sein Weib kränklich ständigen Provisor ernannt worden war, J oha nnes Weidlen starb, wie übrigens werden, so soll e Schaudt seinem Ihni und stimmte die Gemeinde mit einer Einschrän­ auch seine Frau Maria Margaretha geb, Ahne" ih r en nötigen Unterhalt an Frucht kung zu. Es heißt: "Nun ist obgedacht die und Bargeld und anderen benötigten Le­ K r im m el aus Ebingen , mit 82 Jahren "an ganze Bürgerschaft jeder besonders im Nachlaß der Natur". bensmitteln zukommen lassen. Durchgang gewesen und hat ihm (Schaudt) in einmütiger Stimme die Wahl gegeben" Literatur: Kirchenbuch der Gem einde 4. Solle weder der alte Schulmeister noch Onstmettin gen von 1661-1787 mit Rescrip­ sein Weib aus dem Schuldienst verdrängt unter dem Vorbehalt, daß, "weil er ein ten. Kirchenkonventsprotokoll 1701-1730 werden, sondern bis zu ihrem Absterben lediger Mensch sei, man nicht wisse, wie er sich inskünftig halten werde, wann er um- und 1731-1763. in Ruh und Frieden gelassen werden. 5. So es aber geschähe, daß sich sein Enkel "unum gänglich verheirate und eine eigene Ökonomie anzustellen für nötig be­ Burg und mittelalterliche finde, so solle sich der Enkel nicht unter­ stehen, ein solches eigenmächtig seinem Ihni oder Ahne zuwider und leid zu tun, Stadt Rosenfeld sondern nach fürstlicher Eheordnung und dem vierten Gebot auch ihre Zustimmung Von Fritz Seheerer dazu einholen und erbitten. Man begehre jedoch nicht, ihn zu dieser oder jener Per­ überblickt man von einem der Ber ge des ist. Zwischen den ausgedehnten Ackerflä• son zu zwingen, wozu er keine Lust und Albtraufs das Vorland, so liegt der Kleine chen, aufdenen zur Sommerzeitgeschlossene Affektion haben könnte, sondern wolle ihm Heuberg wie eine sehildförmige Bastei mit Acker fluren im Hchten Gelb der Kornfelder die frei Wahl lassen, wofern es nur eine weit nach Nordwesten vorspringender aufleuchten, hebt sich in der lappig gegen rein ehrliche Person, die zu diesem Stand Spitze zu Füßen des Beschauers. In der den bewaldeten Keuperstufenrand anstei­ tüchtig und anständig und seinem Ihni und Tiefe ist vor ihm die offene Platte mit ihren genden Liasfläche der h elle Kirchturm von Ahne alles Guts zu tun sich anerbiet e, se in Städten und Dörfern ausgebreitet, die im R osenfeld wie eine Burg ab. w erde." Westen mit einem Waldstreifen verbrämt Die Spornlage Rosenfelds Nehmen wir von Brittheim oder Bick el s­ findet m an diesen Freudeb r inger in vielen berg u nseren Weg querfeldein-ln Richtung Schneeglöckchen löuten den Berggegenden Europas, und so auch auf Rosenfeld, auf dem w ir im m er die einmali­ Frühling ein unserer Schwäbischen Alb. Leider ist es gen Berggestalten des Albtr aufs vom Drei­ aber bei uns recht selten geworden. In grö­ faltigkeitsberg b is zur Achalm vor uns h a­ ben, so senkt sich die Platte allmählich VO ll Galanthus nivalis und Leueöium vernum ßeren Mengen tritt es noch auf in den nörd­ lichen Seitentälern der D on au zwischen 690 m bei Br ittheim bis Rosenfeld nur um _ und Beuron, und sonst findet 70 m auf 620 m , bis wir b ei der Rosenfelder man es in vielen Hausgärten als ersten Gast Kirche auf einer wie mit dem Messer zuge­ nach dem Winter. schnittenen K ante vor der steil abwärts führenden S teige, der "Rothalde", stehen. Zwei Arten des Schneeglöckchens gibt es, auch in unseren Gärten: Galanthus nivalis, G an z anders ist das Bild, wenn wir v on das kleinere, zartere Blümchen, bei dem die der Wirtschaft "Zur Burg" (526 m) (bei der kürzeren, inneren, weißen Blütenblätter früheren Burg Bubenh ofen ) die Stadt durch mit einer gelbgrünen, halbmondförmigen das oberste Stunzachtal, das einst auf die­ Querbinde versehen sind. Zwischen zwei ser kurzen Strecke nicht weniger als v ier grundständigen, schmalen Blättern kommt Mühlen h atte, zu erreichen suchen. Wäh• der Bl ütensterigel hervor. rend zunächst links unseres Weges dunkler Leuc6ium vernum, bei uns auch Märzen­ Tannenwald das Tal säumt, geht es weiter becher genannt, ist der größere Bruder und aufwärts ganz in Wiesen und Baumland hat eine becherförmige Zipfelblüte mit mit schiefstehenden und teilweise ellbogen­ artig abgewinkelten Obstbäumen über. An grünen Flecken an den Zipfeln. Die drei bis den Hängen des tiefeingeschnittenen Tales fünf grundständigen, auch schmalen, linea­ len Blätter r eihen sich um den Stengel, der leuchten immer wieder die als Baugrund . gefährlichen roten Knollenmergel auf zeitweise auch zwei Blüten trägt. Die Blü• tenknospe k ommt bei beiden Arten aus (Name "Rothalde"). In K ehren windet sich einer leicht geb oge nen Tasche (Schutzkelch) die Straße hinauf, die bis 1849 von Isingen her m it ü ber 13 Prozen t S tei gung über die hervor, die am Ende des Sti el es sitz t, mit dem si ch auch das Pflänzchen du rch die "Rothalde" zur Stadt führte. Der unterhalb der Uhrenfabrik Beutter mü ndend e W ein­ Erde u nd den Schnee bohrt. gartenbach hat m it der St unzach eine Tal­ D er Fortpflanzung dienen neben de n S a­ gabel geschaffen, in der ein Bergsporn er­ men , vor allem im Garten (weil hier die halten bli eb . Eine D ecke h ar ter K alke, die S amen meist vor der Reife entfernt wer ­ ü ber den _roten Mergeln anstehen u n d an den), die Brutzwiebeln, die in den Achseln der scharfen K ante deutlich hervortreten, Völlig zu Recht hat dieser F rühli n gsbote einer Zw ieb elsch uppe entstehen und du rch h ab en der Abtragung starken W id er stan d seinen Namen, denn oft kommen die Blüten Wurzelzug von der Mutterpflanze entfernt geleistet. Mancher Bauh er r des Städtl eins und Blätter, wie auf unserem Bild, durch werden. weiß von der Här te der 3 Meter m ächti gen Arietenkalke, die b ei Ausschachtungsarbei­ den Schnee und scheinen die Kälte nicht zu Mein Glöckchen läutet den Frühling ei n. fürchten . Es müssen allerdings schon warme ten angesch nitten werden, ei n -Liedlein zu Liegt auch noch Schn ee , das tut nicht weh, sin ge n. Für die Stadt aber geben si e einen Tage vorausgegangen sein, damit der Boden b ald wird es auch wieder wärmer sein. guten Bau grund ab. auftauen konnte, und die Wurzel n der k lei­ Im Boden rühr t sich's und r egt sica's schon . nen Zw iebeln Wasser aufnehmen können. A uch Anemon ' zeigt b ald ihre Kron' (Fortsetzu ng folgt) Nahrungsstoffe sind zunächst in der Vor­ und Küchenschelle und roter Mohn. ratskammer der Zwiebel genü gend vor­ H ab' H off nung drum a uf schön're Tag', handen, um Blüten un d Blätter, d ie schon wenn Veilchen blühn und W olken zieh'n Herausge geben von der He imatkundlIchen Ver­ im S ommer vor her angelegt wurden, zum eini gung Im Kreis Ba llngen. Erscheint Jeweils am und Blumen viel am grünen Hag. Monatsende als ständige Beilage des .Ballnger Wachstum zu bringen. Volks1reunds". der . Eblnger zettung" une! der Von den Pyrenäen bis zum K aukasus Kurt Wedler, Ebingen . Scbmlecha-Zeltung"• Ba1ingen.

Jahrgang 16 31. März 1969 'Nr.3

auf. In den Protokollen ste ht: "Die Zahl Entwicklung des Berufsschulwesens der Schüler hat heuer abgenommen, weil . erstmals sehr viele Schüler hier oder in 1m 19. und 20. Jahrhundert in Onstmettingen Tailfingen der Trikotweb erei obliegen und dadurch.abgehalten sind, zur For tbildungs­ Von Alfred Munz, Onstmetti ngen schule zu ko mmen". Die Zeichenschule wurde von Sch ul meister Müller geleitet. Es ist beachtlich, zu welchem Umfang dung, Bereits 1859 erfahren wi r, daß der Er hatte im Winter auch an einigen Aben­ und welcher Bedeutung sich das Berufs­ Vorst and des Gesangvereins, der Unter­ den die gewerbliche Fortbüdungsschule. schulwesen in unserem Land während der lehr er Schlichter, den Männern vor, zwi­ , Landwirtschaftliche Ab endschule hielt der letzten Jahre entwickelt hat.Dabei ist die schen und nach dem Singen Mitteilungen zweite Schulmeister winters zweimal in der Berufss chule noch gar nicht sehr alt, in über die Landwirtschaft machte. Woche. Onstmetti ngen rund 100 Jahre. Sie ist ein Zur Zeichenschule gesellte sich bald die Kind der Industrialisie rung, und sie wuchs sogenannte gewerbliche Fortbildungsschule. ' Vas wurde damals unterrichtet? und nahm an Bedeutun g zu parallel zur Wer durch Befähigung und Fleiß für ihren Industrie. 1870 beschloß der hiesige Gemeinderat Besuch geeignet war und sie besuchte, war mit sechs gegen fünf Stimmen, die Winter­ Als eine Art Vorläufer der Berufsschulen von der Sonntagsschule befreit. Sie dauer te abendschule für alle Jugendlichen einzu­ können die sogenannten Sonntagsschulen 1892 bis zum 17. Lebensjahr, ab 1895 nur fü hren, um sie m it dem neuen Meß- und betrachtet werden. Sie hatten allerdings noch zw ei Jahre. Danach mußten die Jun­ Rechensystem (cm - rn-km, Mark und weniger d ie Aufgabe, berufliches Wissen gen noch ein J ahr die Sonntagsschule be­ Pfennig), das in ' Deuts chland einheitlich zu vermitteln, da solches in her kömm licher suchen , wozu sie aber "nur unter Schwie­ eingeführt werden sollte, vertraut zu Weise durch Arbeit in der Lan dwirtschaft rigkeiten " beizuziehen waren. Der Besuch m achen. od er durch eine Lehre bei einem Hand­ des Zeichenunterrichts dagegen entband 1871 wurde die gewerbliche Fortbildungs­ werksmeis ter erworben wurde. Die Sonn­ nicht vom Besuch der Sonntagsschule."Die sch ule neu organisiert. An Unterrichts- ' tagsschul e hatte vielmehr die Aufgabe, bei r ech te Wirkung", heißt es in einem Be­ fächern gab es: Freihand- und geometri­ der schule ntlassene n Jugend das in der schluß der Ortsschulbehörde, "kann nur sches Zeichnen, gewerbliches Rechnen und Sch ul e gelernte aufzufrische n und einiges eintreten, wenn der Schüler sowohl den Schreiben, gewerblichen Aufsatz, Korres­ an Allgemeinwissen neu dazuzugeben . Sie Zei chenunterricht als auch den Unterricht pondenz und Buchführung. 1878 sollten wurde von den Volksschullehr er n gehalten in anderen wissenschaftlichen Fächern zwei Wochenstunden Konstruktionskunde und dauer te um 1790 in Onstmettin gen eine (Sonntagsschule) besucht". dazukommen. Ferner wurde "m it Rück• starke halbe Stunde für die Jungen und Da in der gewerblichen Berufsschule und sicht auf die sozi aldemokratische Be we­ anschließ end ebensolang für die Mädchen. in der Zeichenschule m ehr verlangt und gung und die Kirchengeschichte in Volks­ Wie in der Werktagsschule wurden zweimal Neuartiges gebo ten wurde, gewannen beide wirtschaft nach Rapet unterrichtet". jährlich Prüfungen vorgenommen, an denen ein besseres Ansehen als die Sonntags­ In der landwirtschaftlichen Winterabend­ neben dem Schultheiß di e Schulmeister und schule. 1897 erfahren wir, daß für letztere die Kirchenkonventsmitglieder zugegen schule w urde Aufsatz, einfache Korres­ nur noch drei Söhne übriggeblieben sind. pondenz, Kopf- und Tafelrechnen mit Be­ waren. Die Sonntagsschule war bis zum Diese wurden daraufhin zum Besuch der 25. Leb ensjahr (später bi s zum 18.) zu be­ rücksichtigung der Landwirtschaft und Fortbildungsschule verpflichtet und die landwirtschaftlicher Unterricht nach dem suchen und wur de in der Ki rche gehalten. Sonntagsschule aufgehoben, allerdings nur Pro Jahr durften 10 bis 12 Sonntage un­ Buch "Des Landmanns Winterabende" ge­ vorübergehend. 'Zwei J ahre zuvor hatte geben. 1901 liegt dann ein Lehrplan für die terrichtsfrei sein. Wie man sich leicht vor ­ m an beschlossen, eine Aufnahmeprüfung stellen kann, gab es bei di esem Un terricht Fortbildungsschule vor. Kurs I erhielt I1/2 vorzunehmen, um unfähige Schüler ab ­ Stunden Rechnen, 1'/, Stunden Geschäfts• vor alle m di e Sch wi er igk eit, daß die jungen weisen zu können. Leute am Sonntag alles andere im Kopf aufsatz und ei ne Stunde Physik in der Woche. Kurs II dasselbe, nur statt Physik hatten als das Lernen. Nur allzuoft fehlte Schulgeld am Lohn abgezogen der eine ode r andere, was zur Folge hatte, Bu chführung. Als die Königliche Schulbe­ daß er vo r den Kirchengemeinderat gela­ Der Zeichenkurs wurde bald von der hörde anregte, auf P hysik zu verzichten, den, verhört und je nachdem bestraft Handwerkerschaft geschätzt. 1877 besuch­ wurde geantwortet, daß dies "m it Rück­ wurde. ten von 17 Feinmechanikerlehrlingen 12 sicht auf die hier betr ieb ene Feinmechanik" - die Zeichenschule, von 36 Arbeitern zwei. unmöglich sei. Zunächst Zeichenschule Im selben Jahr waren die Gewerbetreiben­ den Ke rn, Boß, Conzelmann, Raster, Bosch, Es wurde mit Gulden und Kreuzer bezahlt Aus di eser Son ntagsschule entwickelt e Luis Boß und Mezger damit einverstanden, Der Unterricht an der Fortbildungsschule sich auf der einen Seite die Christenlehre, daß in die Lehrverträge eine Be stimmung wurde 'von den Lehrern zusätzlich erteilt. auf der anderen das Berufsschulwesen, in aufgenommen wurde, wonach die Lehr­ Sie wurden desha lb a uch ges onde r t dafür On stmettingen zunäch st in Form einer lin ge zum Besuch der höheren Zeichen­ bezahlt. Lehrer Barch et erhielt 1870 für Zeichenschule. Sie w urde im J ahr 1861 auf schule am Werktag verpflichte t waren . Da s vier Wochenstu nd en wä hrerfd des Winte r­ Wu nsch der Eltern eingerichtet. Den Un­ Schulgeld durfte der Meister am Lohn halbjahres 24 Gulden. Zwölf Gulden be­ terricht für die sch ulentlassenen Jungen er­ abziehen. 1885 w urde der Besu ch der Zei­ zahlte die Gem einde, zwölf hatten die Teil­ teilten die Unterlehrer um 10 Gu lden pro chens chul e fü r Lehrli nge Pflicht. Freiwilli­ nehmer aufzubringen. 1871 erhielt jeder Jahr. Geh eizt wurde mit Sch ulholz, fü r ger Be such anderer J ugendlicher war das Leh rer für 135 Unterrichtsst unden im Win­ Kerzen und Laternen zur Bel euchtung ganze J ahr hindu rch möglich. Ab 1902 wa­ terhalbjahr 45 Gulden, mach t pro Stunde mußten die Teilne hmer sel bst aufkommen. ren die Lehrlinge ve rpflichtet, während der 20 Kreu zer . 1876 wurde die Besoldung in 1866 beschloß der Or tsschulrat, zwei be­ ganzen Leh rzeit die gewerbliche Fortbil­ Mark und Pfennig aus bezahlt. Die zwel fä higte junge Mechaniker in Stuttgarter dungsschule zu besuchen. I Lehrer erhielten in sgesamt 222,60 Ma rk. Werkst ätten zu schicke n, damit sie dor t Interessant sind folgende Schülerzahlen : Davon bezahlte der Staat die Hälfte. Schul­ neben der Arbe it eine F ortbildungssch ul e m eister Müller erhielt eine Mark Stunden­ besuchen konnten. Sie sollten dann sp äter Gewerbliche lohn für den wi ssen schaf tlichen Unterricht, an der On stmettinger Fortbildungsschule Jahr Zeichenschul e Fortbildungsschule Schulmeister Barchet 50 Pfening für den tätig sein und deshalb einen Zuschuß er­ 1878 36 Zeichenunterricht. halten. Die Mechaniker Ludwig Boss und 1882 22 34 Das Schulgeld, das die Schüler aufzubrin­ Gottfried Herre waren bereit, je eine n 1884 13 24 gen hatten, betrug 1877 für di e Werktags­ Sohn nach Stuttgart zu schicken. 1891 47 63 zeichenschule im Winterhalbjahr 50 Pfen­ Auch a uf landwirtschaftlichem Geb iet 1898 36 47 nig, 1885 nur noch 25. Ganz abgeschafft regte sich das Bedürfnis nach Weiterbil- Es fallen die niedrigen Zahlen von 1884 sollte es aber nicht werden ,"weil nach Seite 734 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Bali ngen März 1969

all gemeiner Erfahrung nur das geschätzt leider nich t, dafür vo n Bestrafu ngen wegen ku nde von Hauptlehrer Au er und zehn wird, was m an bezahlen muß". Drei T'ail­ Wir tsh ausb esuches. Die Jungen dur ften Stunden Religio n vomÖeistlichen. Unter­ flng er, , die 1884 die hiesige Zeichensch ule n ämlich in den erste n zwei, die Mädchen in r ichtszeit: dienstags und freitags von 18.30 besuchten, bezahlten eine Mark. den ersten drei J ah ren nach der Konfirma­ bis 20.30 Uhr. ' Im J ahr 1900 beantragten dieLehrer als tion kein Wir ts haus besuchen. Wer es Lohn für ein e Unterrichtsstunde an der trotzdem tat und erwischt wurde, erhielt Kochen, Handarbeit und Religion drei Stunden Arrest. Wer ohne Entschul­ Fortbildungsschul e 1,50 Mark, "da in keiner Die ältere Abteilung erhielt 20 Abende Gemeinde des Landes die Bezahlung so digung der Wi nterab endschu le fernblieb Kochun terricht ä 2' /2 Stund en von K och­ geri ng sei wie hier". Ortsschulbehörde und und stattdessen auf einer Ho chzeit war, wurde um eine Mark bestr aft. Verhältnis­ lehr erin Frau Auer und zwar am Mon tag, Gemeinderat lehnten den Antrag ab. Mittwoch, Donners tag und Freitag vo n 18.30 Daraufh in erklär te n sich die L ehrer außer­ mäßig selten kam es bei den doch in einem schwierigen Alter befindlichen J u ngen zu bis 21 Uhr. Der Beitrag der Schülerinnen st ande. weiter hin Unterricht zu erteilen. wurde von vier auf fünf R M erhöht. Ab Orts schulrat. Gemeinderat und Bürger• Unbotmäß tgkeiten, Solche wurden aller­ dings streng gerügt. Wegen einer Lüge be­ Mitte Januar wurden 30 Stu nden Hand­ ausschuß traten zu r Beratung zusammen. arbeit und zehn Stund en Religion gegeben . Es bli eb ihnen nichts anderes übrig, als kam z. B. ein Sonntags schüler zwei Stu n­ den Arrest. Als ein anderer sich einen Ta ­ 22 Mädchen nahmen an diesem Ku rs teil. "d en Wünsch en der Lehrer nachzugeben, 1913 erfahren wir, daß die L ehrer den Un­ da die Schule unter keinen Umständen ein­ del des Leh r ers nicht gefallen lassen wo llte und m it der F aust auf den Tisch sch lug, terricht an der ' F or tbildungsschule gern ges te llt werden soll und ein anderer Weg abgeben mö chten, aber es ist außer ihnen nicht eingeschlagen w er den kann". auch einen Vermerk des Lehrers im Heft mit einem Zusatz versehen hatte, wurde er ni emand da, der ihn übernehmen könnte. Da di e F ortbildungsschule w ährend der zwölf Stunden eingesperrt. Wieder ein an­ Mehr und' mehr w ird er den jungen Leh ­ ' knapp bemessenen Fr eizeit der Lehrlinge derer wurde wegen Ungezogenheit von der rern übertragen. 1925 etwa hat Hauptleh­ stattfinden mußte, w ar es sch wierig, eine Fortbildungsschule ausgeschlossen. rer Bauer die F or tbil du ngsschule für die geeignete Zeit dafür zu finden. Es kamen Mädchen,Unterl eh rer Stein hilber die für nur die Sonntage und die Werktagab ende Erfreulich ist, daß J ahr um Jahr gute die Jungen. Als 1928 wiederum eine L eh­ in F rage. 1873 setzt e m an den Mittwoch­ Arbeiten der Sch üler mit Preisen ausge­ rerin im Kollegium ist, soll dies e den Un­ u nd Freit agab en d von 8 bis 10 Uhr fest, zeich net w erden konnten. Sch on 1880 wurde terricht für den jüngeren J ah rgang der einige Zeit spät er den Dien stag- und Don­ I üs d ie in Stuttgart st attfindende Ausstel­ Mädchen überneh men und ihn als Koch­ nerstagabend von 7 bis 9 Uhr. Sonntags lung von, Arbeiten der ge werblichen Fo rt­ unterricht erteilen. vor dem Morgengottesdienst war ebenfa lls bildungs- und Zeichen schulen Württem­ 1929 wurde die männliche Fortbildu ngs­ Unterricht, und zw ar Zeichnen, an den bergs eine An zahl schöner Arbeiten ge­ sch ule aufgehoben und der Gew erbeschule Abenden gewerbliches Rechnen und Buch­ liefert. 1899 m ußten alle Sch ulen, d ie einen einverleibt. Den Anfor der ungen , di e von führung. Es stellte sich heraus, daß den Staatsbeitr ag erhielten, Arbeiten zu einer Handwerk u nd Industrie a n die schulent­ Eltern und Lehrherren die Zeit von 7 bis Ausstellung in Stu ttgar t einsenden. Aus lassene Jugend gestellt wurden; ko nnte 9 Uhr, di e auch andernorts üblich war, Onstmettingen wurden je eine Arbeit im nich t m ehr mit einem Anhängsel der Volks­ nicht paßte."ü ber die Gr ü nd e ist nichts zu Freihandzeichne n, geo metrischen Zeichnen, schule entsproche n w erden. Die H ausw irt­ sagen al s: sie woll en nicht", heißt es im P rojek ti onszeichnen sowie fünf Aufsatz­ schaftsschule fü r Mädchen, d ie "Ko ch­ Ortsschulratsprotokoll. Die Gründe waren und Buchfü hrungsh efte eingereicht. sch ule", blieb dagegen bis 1956 im Volks­ aber dieselben wie in späteren Au seinan­ F ür die besten For tbildungsschüler waren schulverband. Zun ächst wurde hier n ach dersetzungen: die jungen Leute wollte m an in Onstmettingen Preise gestiftet worden. und nach erreicht, daß der gesamte Unter­ 'u m diese Zeit noch im Betrieb und bei den Es gab Prämien von vier, drei und zwei richt von ausgebildeten Hauswirtschafts­ Feldgeschäften haben . Mark im Gesamtwert von 30 Mark, was lehrerin nen er teil t wurde. Hierzu m ußten 1884 war die Fortbildungsschule am Mon­ damals ein Geld war. und sicher anspor­ die Mädchen an ein em Wochen tag von den tag und Freitag von '/2 8 bis ' 12 10 Uhr, ne nd wirkte. Im Jahr 1910 erhielten die Betrieben freigestellt werden. 1956 wurde der Zeichenunterricht am Dienstag, Don­ Söhne in de r 'all gem einen Fortbildu ngs­ dann aber auch diese Berufsschule "ent­ nerstag und Freitag zur selben Zeit. Sonn­ schule in Onstmetti ngen jährlich 80 Stun­ flochten", das heißt, aus dem Bereich der tags blieb der Zeichensaal von 2 bis '/2 4 den Unter richt, u nd zwar zehn Stunden Volksschule herausgelöst u nd zu einem Uhr geöffnet, damit die Schüler üben Religion durch den Geistlichen und 70 selbständigen Schul organismus entwickelt. konnten. 1890 wurde von abends 6.00 bis 8.00 Stunden durch Lehrer Veit. Unterrichtszeit: Liter atur: Ki rchenkonven ts protokoll e für Uhr gewerbliche Fortbildungsschule gehal­ montags und donnerstags ab 18.30 Uhr. Fü r Onstm ettingen von 1819 bis 1856 und 1856 ten unter der Voraussetzung, daß die Ar- die schulentlassenen Mädchen war in zwi­ bis 1881. -Lehrer konven tsp rotokoll von , beitgeber ihre Lehrlinge kraft Gesetzes schen ebenfalls eine F or tbildungsschul e ein­ 1865 bis 1909 und 1910 bis 1931. - Proto­ zum Unterricht entließen. 1896 kam es zum gerichtet worden. In de r jüngeren Abtei­ ko ll der Ortsschulbehörde von 1873 bis 1902. Streit zw ischen der Ortsschulbehörde und lung erhielten sie 40 Stu nden H andarbeit -P rotok olle des Ortsschulr ats von 1931 den Lehr her ren w egen 'der Unterrichtszeit. von F rau Veit, 30 Stunden Ha ush altungs- bis 1961. E in Teil der Lehrherren weigerte sich, die L ehrlinge schon fü r den 6-Uhr-Unterricht zu en tlassen. Damal s arbeitete m an ja häu­ Tränentar ~ , fig bi s 7 Uhr ode r noch länger. Schließlich " ist ein rechtes sollte der Un terricht ers t um ' /2 7 Uhr be­ ginnen . Auch das war den Lehrherren zu Anna Maria K och, die Mutter Matthias Rücken. Es regnet beinahe alle Tage bei früh. Die Ortsschulbeh örde stand auf dem Kochs, sch rieb an ihren Sohn, der damals uns, und m an weiß nicht einmal, das, was Standpunk t, da ß die Zeit von 6 bis 8 Uhr im Le hr erseminar Lichtenstern war, über no ch draußen ist, heimzutu n. zum Lernen besser sei al s von 7 bis 9 Uhr. ein Unwetter, das Tier in gen heimgesucht Es regnete und hagelte arg. Ich war nicht Sie woll te die Interessen der Lehrlinge hatte. zu Hause und kam noch m it harter Mühe vertreten, denen die gewerbliche Fortbil­ "Tiering en, den 15. September 1880. in den ,Storchen', bevo r es fallen ließ. Die Ah ne w ar allein zu Haus. Das Liese!e war dungsschule vor allem dienen soll te und Mein lieber Matthias ! nicht die der L eh rherr en, deren tro tz iges in den Kartoffeln und kam dann den " Behar ren auf dem alten Standpunkt sie T ier in gen ist ei n rechtes Tränental. Wo Mühleweg noch zur r echten Zeit herauf, nur mißbilligen konn te. Da die Leh rher ren man geht und steht, sind Spuren vo n de n da ß es n och he im konnte wegen dem aber nicht nachgaben , fa nd eine Sitzung verheerenden El emen ten. Ich m uß sa ge n, Wasser. Dann regnete es immer stärker, mit dem Oberamtmann F Usel' statt. Ergeb­ der Herr ist ganz verzürnt m it u ns, und ich bis endli ch die ganze Schw eizergasse ei nem nis: Der Unterricht ist von 7 bi s 9 Uhr. kann ihm ni cht d aw ider sei n. Die Hoffahrt starken Fl uß gleich war, so daß es alles und Verderb theit nimmt ' über h a nd. mit fort nahm, was ihm in de n Weg kam. Von den Wirtshäuser n fCrngc haIten Du mö chtest nun w isse n, w ie es steh t, Endlich schaute ich zum Werkstattfenster und wie es ging. Der Himmel wurde ganz hinten hin aus. Ach, da war des Ger sten­ Obwohl die jungen Leute damals wenig schwarz, und es regnete so arg, daß Du es eckers Garten ein See und alles weiß. J etzt freie Zeit hatten, wollte man, daß sie die- Dir kaum denken kannst, und m itunte r sagte ich zum Vetter: ,Jetzt muß ich heim; , se lbe mö glichst nutzbrin gend zubrachten. kamen so viele H agelkör ner, daß die die Geißlein werden mir versaufen.' ­ So wurde 1885 der Zeichensaal, der sonn- . Berge ganz weiß waren.Den, andern Tag ,Ach', sagte er, ,Du kannst nicht heim .' tags von 2 bis 4 Uhr für fr eiwillige Zeich ­ konnte man überall zusammengeschwemmte Vorne hätte ich es nich t kö nnen; d as ner geheizt und geö ffne t w ar, al s ein Art Haufen Hagels teiner se hen, so da ß Wasser w ürde m ich genommen .haben, Da J ugendraum allen konfirmierten Söhnen es, was 'noch im Feld war, sehr großen wagte ich es durch de n Garten , und da lief zugänglich gemacht. Die j ungen Leu te soll­ Sch aden t at. Besonders Hafer, Ger ste und m ir das Wasser überall "In die Schu he ten von den Wir tsh äuser n ferngehalten auch noch Korn w ar dra ußen, und die hin ein, und wie ich durch des Gersteneckers werden. Leh rer Barchet w ar bereit, mit al­ K artoff eln wur de n dann gleich schwarz; es Haus herunter will, ist der Hausern so voll len, die kam en , eine halbe Stund e zu sin­ hä tt e ziemlich vi el gegeben . J etzt ist über­ Wasser, daß ich waten mußte bi s an d ie gen. Der Ge istliche und die drei anderen all ein Sorgen und J ammer n, wie es auch Knie, und w ie ich in u nser Gäßle kam, Leh rer woll ten a bwechslung sw eise ein e di eses J ah r gehen werde; doch der H err, lief ein Bach herunter, und Küche und Stunde lang für ein e passende Unterhal­ hätte Mittel und Wege, w enn m an nur zu Stu be waren voll Wasser. Die Ahne und tung sorgen. Ob von dem Angebot ' viel ihm fleh en wür de ; aber anstatt m an sich das LieseIe weinten und saßen mit den Gebrauch gemacht wurde, erfahren wi r zu dem Herrn wen det, kehrt m an ihm den F üßen auf den Bän ken. Ich ließ das Wa s- März 1969 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Seite 735 ser in den K eller, tat den Schlag auf, u nd Herr etwas Tüchtiges aus Dir machen kann neben Ritter Cun von Bubenhofen als Zeu­ d an n schlu g ich ein Loch in de r Küche in zu seinem P reise. Es fäll t ja kein Haar von gen für das Kloster St, Blasien auftreten. die Wand, daß d as Wass er hinauslaufen unserem Haupt ohne Gottes Willen. Er Die Stadt wird kurz zuvor, etwa um 1250 konnte. Dann hö rte es auch auf mit Reg- ' wird auch wi ssen, warum er uns so unten gegründet worden sein. Eine ältere Si ed­ nen, und -so ging ich die Schweizergasse durch führ t. lung, K loster oder Dorf, an die sich die hinein auf die Brücke. Dort war di e F eu er­ Deine Dich liebende Mutter neue Stadt hätte anlehnen können, war wehr versam m elt. Man hat sie zu sammen­ Anna Ma ria Koch" nicht da. Rosenfeld wurde au f neuern, jung­ gerufen; m an gl aubte, es könnte des Wag­ fräulichem Boden, "aus wilder Wurzel" ge­ ners H aus n ehmen , wenn es nicht aufhöre. Der Mutter Wunsch ging in Erfüllung. gründet. Eine dörfliche Vorzeit, w ie bei Man tat di e Kinder m it der Feuerleiter Es ist "etw as Tüchtiges " aus Matthias Koch m ancher damals gegründeten Stadt, z. B. heraus. Unser Pfarrer. ist zu erst hinaufge­ • gew ord en, und er h at ihr und Tieringen in Bal ingen, gab es nicht. gangen und hat di e Ki nder h erausgegeben. sein en Gedichten und Geschichten ein ein­ Als Gründer der Stadt gelten wie b ei Felder und Wiesen und Allmandteile hat zigar tiges Denkmal gesetzt. Sie gehören Oberndorf die Herzöge von Teck, die um es sehr vi ele auf Jahre zu Grund gerichtet. zum Besten, was in der schwäbischen 1300 die Herrschaft Rosenfeld besaßen und Die Straßen sind so bös zum Laufen. Es ist Mundartdichtung hervorgebracht wurde. diese von ih ren Ahnen, den' Herzögen von alles ausgeschwemmt und bietet einen Ja, m im kann sage n, er hat für sein Dorf Zähringen. wahrscheinlich geerbt haben. traurigen Anblick. Ich war gestern in Hüle• eine eigen e Literatur geschaffen. Sein Im Jahre 1187 erscheint Adalbert von Zäh• buch und tat den Linsenhaber h erunter; Wun sch war es, in der Mutter Grab auf ringen erstmals mit dem Titel eines Her­ aber es h a t ih n eben auch verhagelt. dem Tieringer Friedhof begraben zu wer­ zogs von Teck als Zeuge für den H erzog Ich bin gottlob gesund. Dieses edle den unter all denen zu ruhen, mit denen Friedrich V. von Schwaben. Der teckische Klein od hat mir der Herr bisher erhalten. er sein Leben lang im Geist Umgang ge- Besitz wurde au s den zähringtsehen Gütern Lieber Matthias! Du mußt u n s aber nicht h abt h at. ' h erausgelöst und umfaßte neben dem Ker n so arg nachdenken. So rge Du nur, daß der Ka rl Höt zer bei der n amengebenden Burg Besitzungen bei Eßlingen, im Remst al, im Schurwald, au f der M ünsinger Alb, am ob eren , am Schwarzwald und au ch am Kleinen Burg und mittelalterliche Heuberg (Herrschaften Rosenfeld, Ob ern­ dorf rnit -Schramberg). Wie daraus hervor­ geh t, haben diese Güter nie ein zusammen­ hängendes Ganzes gebildet und w aren da ­ Stadt Rosenfeld h er schwer zu sammenzuhalten. Von Fritz Seheerer Einige Forscher haben schon Zweifel ge­ äußer t, daß es sich bei Rosenfeld um ei ne (For tsetzu ng) Dem Ort Isingen k am aber immer noch Tecksche Stadtgründung handelt, da für mit seiner Martinskirche eine b esondere Rosenfeld weder das Freiburger Stadtrecht So fä llt heute der vorsp ringende, dr ei­ Bedeutung zu. _Hier müssen reiche Herren eckige Sporn n ach Norden, Osten und Sü• noch ein Rechtszug nach Freiburg bezeu gt ansässig gewesen sein, die auf dem Maier­ ist und das Rosenfelder Stadtwappen nicht den steil ab, und die Stadt ist nur von der hof saßen. Nach damals allgemeiner Ge­ Westseite h er ein igermaß en bequem zu­ die Teckischen "Wecken" (Rhomben) zeigt, pfl ogenheit erbauten sich diese Herren im w ie z. B. das Oberndorfer W appen, son dern gänglich. Der v on Norden herkommende 11. oder 12. J ahrhundert auf dem Bergsporn, Verkehr muß somit den Anstieg aus dem ein e Ro se, die auf die Grafen von Eberstein au f dem die heutige Rosenfelder Kirche weisen könnte. Besitzungen hatten zw ar Stunz achtal in Kauf n ehmen. Di ese Sporn­ steht, eine Höhenburg mit einer Burg­ lage in der T ai gabel von Stunzach und di ese Grafen nicht in der Gegend, waren kapelle. Für diese gab es auf der damaligen aber verwandt mit den H erzögen von Teck. Wei ng artenbach dürfte einst für di e Anlage Isinger Markung, die auch einen großen der Stadt auf dieser Stelle einer der aus ­ Vom 13. Dezember 1244 ist bezeugt, daß Teil der heutigen Rosenfelder Markung Papst Innozenz IV. der Tochter des Her­ sch laggebenden Gründe gewesen se in (sieh e umfaßte, keine günstigere Stelle als den Luftbild) . zogs von Teck mitteilt, daß ihre Ehe m it Bergsporn. Im Chor der Rosenfelder Kirche dem Grafen von Eberstein trotz besteh en­ steckt noch ein alter Bauteil. Mit Sicherheit Gründung der Stadt der Verw andtsch aft gestattet sei (Reg. Imp. geh ör t diesem ä ltesten . Bau di e auf der NI.'. 6/7489). Der am b esten erhaltene Siegel­ Um 770 gehör te n die Orte Dormet tingen , Nordseite gelegene Sakristei an, in der vo r abdruck von Ro senfeld aus dem J ahr e 1386 Erzingen, Geislin gen, Erlaheim, Lei dr ingen , einigen J ahren der Ansatz eines Tonnen­ ze igt im rote n Schild eine weiße Rose mit T äbin gen und Isin gen, der en Mar kun gen gewölbes und ein rundbogiges Fenster fr ei­ gelbem Samenstand und grü nen Deckblät• heute ster nförmig auf dem Kleinen Heu­ gelegt w urde n. Auch die starken und aus­ tern. Man hat daher den Namen d er Stadt ber g zu sammenlaufen, zu einer kleineren gedehnten Fundamente der Kirche lassen (1255 und 1301 Ro sinvelt, 1275 Rosv elt) mi t Herrsch aft, ei nem Teil der Bertholdsbaar de n Schluß zu, daß sie ursprünglich für ein der Rose in Verbindung gebracht. Das erste mit dem Schw erpunkt Don aueschingen. Der großes Bauwerk bestimmt waren. Erst spä­ Teckische Si egel der Herzöge , auf dem der Sitz dieser kleineren Herrscha ft dürfte Isin­ ter, n achdem die Burg in di e Südw estecke gerautete Schild zu sehen ist, stammt er st gen mit sein er Martin sk irche gewesen sein. verlegt w ar , wird die Burgkapelle in ein aus dem Jahr 1251, während das älteste Isingen w ird 786 erstmals urkundlich er­ Gotteshaus fü r die S tadt umgewandelt einen steigenden Adler zeigt und dem obe n wähnt, als Graf Gerold, de r Schwag er Karls w orden sein. Etwa um 1300 tritt dann ei ne genannten Herzog Adalbert gehört (ve r ­ des Großen, au f dem Königshof zu Nagol d Her rschaft Rosenfeld in das Licht de r Ge- mutlich 12. J ahrhundert). Möglicher weise dem Kloster St. Gallen neben anderem Be­ . schichte. kann der Name auch auf die ursprüngliche sitz auch solchen zu Isingen schenkte. St. Die Höhenburg w ird w ie bei H orb oder Burg zurückgehen. Gallen richtete n eb en dem w ohl schon v or­ Tübin gen zur Stadt erweitert worden sein , Die Zimmerische Chronik nennt al s Stadt­ h er bestehenden h errschaftlichen Maierhof die erstmals 1255 genannt wird, als der gr ün der die Herren von Zimmern. Es einen eigenen Hof, den nachmaligen Fron­ Vic epleban (Hilfs pfar r er) Sifrid und der stimmt wohl, daß 1275 Rudolf vo n Zimmern hof, ein. Die Mart.inskirche dürfte schon vor Schultheiß Berchthold von "Rosinv elt" Pfarrherr zu Isingen war -und die Herren 786·bestanden haben, denn das Kloster hat in anderen Orten, wo es größeren Besitz geschen kt erhielt, Galluskirchen gegründet (Frommem, Vilsmgen), -Die Gründung der . Martinskirche ist so für Isingen in das 7" spätesten s in den Anfang des 8. Jahrhun­ derts anzusetzen. Sie be saß einen großen Zehnt- und Pf'arrsprengel, zu dem bis zur Steinbronn (abgegangen), Ro­ senfeid und -Erlaheirn zählte und der um 800 w ohl auch Binsdorf und Buberuhofen und vermutlich noch ander e Orte umfaßte. Die um 800 über den H euberg gezogene Gr afsch af tsgrenze, bei deren F estl egurig vielleicht das r ömisch e Denkmal auf dem Häsenbü hl, des sen Reste 1953 entdeckt w ur­ den, einen Beziehun gspu nk t bildete, brachte eine Teilung des Gebiets. Der-nord­ westliche Teil des Heuberg- Bezirks um Tä• hingen, Isingen , Ba lingen und fiel nicht an die Scherragrafschaft, son der n an ein e Grafschaft, die sich von der Oberndor­ fer Gegend weit nach Osten hin bis Bi sin­ gen erstreckte. Seite 736 Heim atkundliche Blätter für den K reis Balingen März 1969

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von Zimmer in de r Gegend b egütert war en; röm ischer Gutshof, von dem in den letzten schaft erwar b h ier 1317 ein Gü tl ein. 1447 aber al s Stadtgründer dürften sie nicht in 70 J ahren imm er wieder röm ischer Bau­ ist eine K apelle des HJ. Nikolaus erwähnt, Frage kommen, da die w ichtigsten Hoheits­ schutt (behauene S teinquader mit profilier­ deren Ver mögen mit der Rosenfelder Ur­ rechte über den Kleinen Heub erg schon im tem Gesim s, Fundamente usw.) zum Vor­ b ansp fründe zu samm en geworfen w urde. 13. Jahrhundert den Herzögen von Teck schein k am. Im J ahr 1312 ist hi er ei ne b e ­ Als Lehensherr tr itt n eben der Rottw eiler zustanden. Mithin dürfte die Auffassung , daß wohnte Siedlung m it eigener Mar kun g und Brudersch aft u n d der Stadt Rot t weil, die die Stadt von den Herzögen von Teck Stadt­ gesondertem Zehn tsp r en gel bezeugt, die in Güter vo n den Her ren vo n Zimmern er ­ rechte bekommen h at, noch als die am nachkarolingischer Zeit entstande n sein werbe n ko nnte, vor allem das Oberndorfer besten begründete angesehen werden. dür fte. Das Kl oster Rottenmünster h atte Augusti n erkloster auf, das b is zu seiner S tädte schossen in unserer Gegen d zu hier v ier Zin ser (sp äter sieben, darunter Auflösu ng 1806 als L ehen den St einbrunner jener Zeit wie P ilze nach dem Regen aus einen Ma ler), und die Rottw eiler Br uder - Hof bes aß. (Fortsetzung fo lgt) dem Boden. Auf engem Raum haben wir Sulz, Ob er ndorf, Bin sdorf, Bal ingon und Schömberg, Schömberg und Binsdorf liegen Und wer die blaue Blume finden will kaum eine Stunde von Rosenfeld en tfer n t. Die Sternhyazinthe blüht (Scilla büölia) Im Gründen von neuen Städten muß in der zweiten Hälfte des 13. J ahrhunderts ein In den noch unbel aubten Wälder n unserer Wettstreit und Wet tl auf b estanden h aben. Al b, auf fe uchtem Grund und m anchmal Die Gr afen von Zollern gründeten Balin­ in Gemeinschaft mit demKnoblauchhederich gen, Schömberg und Binsdorf. Daß die wächst die zweiblä ttrige Sternhyazinthe Herzöge von Teck in ihrer großen Herr­ (Scilla b ifö lia) und zeigt ihre schönen, schaft Rosenfeld nicht n achhinken wo ll te n, himmelblauen, sechsstrahligen Sterne m it um einen militärisch en und wi r ts chaftl ichen den dunkle n Staubbeutel n. Im F rühlings­ Mi ttelpunkt zu sch affen, dürfte verständlich garten sieht m an sie oft, sie ge hört aber zu sein. Der Bergsporn b ot sich geradezu dazu unserer Al bflora u nd ist vo n do r t in die an und ein H interland war gegeben. Gärten übernommen worden. Als Zw iebel­ Die neue Stadt m uß te aber auch ei n e gewächs k ann sie schon im zeitigen Früh­ Markung h ab en u nd mußte eine entspre­ jah r ihre Bl ätter und Blüten treiben und chende Zahl von Bürgern au fw eisen kön­ den Bienen ihre Gab en anbieten. Wenn n en. E in e Mar kung war aber zunächst n icht dann das Laub kommt, können sie in d er v orha nden . Die h euti ge Markun g Rosenfeld S tille des Wald es ihre Früchte reifen las­ entst and er st in allmählichem W ach stum sen . . Ihre Blätter sind sehr schmal u nd und w eist ver schiedene hi storische Best and­ lanzettlich, ihre Blüten eben strä ußig, zwei teile auf. Der Ber gspor n. auf dem die Stadt I sech s b eisam m en und ohne Deckblätter . gegründet wurde, gehörte ursprünglich zu Auch die S ternhyazinthe is t selten gewor­ Isln gen. 500 Meter nördlich d er Stadt lag den, w eil sie vielfach mit ih r er Zw iebel im Geb iet der Fluren "Steinbrunnen", ausgegraben wurde. Man findet sie aber Doch als sie hörten nur Zank und Gesch rei, "Schloßäcker " und "Weilen" zunächst ein no ch absei ts der üblichen Wauderwege an da war's m it Wün schen und Hoffen vorbei. verträu mten Waldplätzen. Auch sie steh t Sie floh en zum Walde und suchten sich dor t Herausgegeb en von der HeimatkundlIchen Ver­ unter Naturschutz. ein ei nsames Plätzchen und ruhigen Or t. einigung Im Kreis Balln ge n. Erscheint jewetls am Ei nst fielen fü nf Sterne vom Himmel Im Frühling, da k ommen die S terne hervor Monatsende als ständige Bellage des ..Ballnger Volksfreunds". der ..Eblnger Zeitung" und der h erab, und sch auen voll Sehnsucht zum H imm el "Schm lecha- Zeltung"• sie wollten zu m Menschen zur Erde hinab. empor . K ur t Wedler ..~~...... ehe Blätter für deriKreis Bahngen.

Jahrgang 16 30. April 1969 Nr.4

Interessantes aus der "Gerichtsor dn u n g zu Geislingen ~ ~ vom Jahre 1608 (Aus dem früheren Scltloßarcltiv entnommen im Februar 1922 von Oberlehrer Reisch, no ti ert von H. Bl enertj

In früheren Jahrhunderten hatten die stehen, bedeutet das gegenwärtig zeitlleh, c) Ferner war verboten, daß niemand ein Grafen, Barone, Reichs ritter und Edlen Leben, das so kurz und vergänglich ist. Mägdelein mit Rossen ausfahren lassen außer anderen Recltten auch die Gerfehts ­ Wenn nun der Schwörer den Daumen auf­ darf. barkeit in den Orts cltaft en, die ihnen zu­ hebt, so bedeutet das soviel, als ob er d) Item (=Auch) wöllen wir, daß fürohin gehörten. So hatten auch die jeweiligen spreche: Wenn ich nicht wahr habe, so (fürderhin) vermieden sein soll, daß ein Herren zu Geislingen das Recht, über ihre kürz' mir Gott mein Leben. Junggesell und eine Jungfrau oder Weibs­ Geisllnger Untertanen zu Gericltt zu sit­ 2. Der andere Finger (Zeigfinger) ist län• bild nicht mehr miteinander über Feld zum zen. Die Herrschaft bestellte einen "Vogt" ger. Das bedeutet das künftige Leben, und Tanz gehen sollen, da nichts Gutes daraus als Richter, dem als Vertr eter derGemeinde so ihr ihn nun aufhebt, so bedeutet das so­ erfolgt. Schlüpfen allenthalben zusammen; einige ältere, angesehene Bürger als Schöf• viel: Wenn ich nicht wahrhabe, so soll haben schon zwei ein Lust und Willen zu­ fen beigegeben wurden. Vogt und Scltöffen meine Seel keine Ruh haben in dem künf• sammen, die thänd (tun) voll ihre Sach bei bildeten das Gericltt. Dieses hatte n ach tigen Leben bis an den jüngsten Tag. dem Tanz ausrichten, bei Straf: 3 Pfund einer von der Herrschaft aufgestellten Ge­ 3. Der dritte Finger (Mittelfinger) ist der 5 Schilling. riclttsordnung Recht zu sprechen. längste. Er bedeutet das ewige Leben, das 3. Bei unerlaubter Gemeinderatssitzung Eine solche wurde von dem Edlen Hans anfängt am jüngsten Tag und bleibt immer oder Verheiratung: Ulrich von Stotztrigen für den Flecken und ewig. Wer den aufhebt, so soll das hei­ Geislingen erlassen. Das Geschlecht der ßen: Wenn ich nicht wahr rede, so werde a) Von der Gemeindhaltung (Zusammen­ Edlen von Stotzingen hatte von 1527-1662 mein Seel und Leib am jüngsten Tage aus­ kommen des Gemeinderats). Ihr sollet auch die Herrschaft in Geislingen inne. - Eine geschlossen von dem ewigen Leben und der keine Gem eind halten oder zusammen be­ fast gleichlautende Gerichtsordnung hatte Gemeinschaft der Heiligen. rufen ohne mein oder meines Vogtes Wis­ sen und Willen. Ihr sollt auch keinen ande­ der spätere Herr von Geislingen, der Gene­ 4. Die letzten zwei abgebrochenen und ral Georg Schütz von Pürrschütz (1662 bis ren Herren zuziehen, es sei Kriegssachen geneigten Finger (Ringfinger und kleiner oder anderes, bestraft m it Leib und Gut.' 1681) im Jahre 1666 zusammengestellt. Finger) bedeuten diejenigen, so in der Hölle Das Interessanteste daraus wird bekannt­ sind. Es bedeuten diese zwei Finger nun b) Auch soll sich keine Manns- oder gegeben und dabei die -fr ühere Sprache soviel: Wenn ich nicht wahr rede, so werde Frauensperson mit fremden ausländischen möglichst belassen und abgesehen von eini­ meine Seel bei denen, so in der Hölle sind, Personen verheiraten ohne Erlaubnis der gen Originaltexten dieRechtschreibung der begraben. Herrschaft. Bei Zawiderhandlung: Verwei­ Neuzeit angepaßt, sen aus dem Flecken. Auch keine Winkel­ Es ist dies sicherlich eine sinnige und ehen dürfen stattfinden. Bestrafung wie anschauliche Auslegung des Schwörens. vorher. I. Wie geschworen wurde Das wurde dem Schwörer jeweils vor 1. Der Richter Ei d: Ich, N. N... gelob dem Schw ur vorgelesen und hat so gar 4. Bei Friedbruch: Item, wer den Fried und schwör zu Gott dem Herrn und All­ manchen vor einem Falscheid bew ah rt . bricht durch Wort, Werk oder Taten, der mächtigen, zu richten nach Klag und Ant­ soll zur Str af 10 fl (Gulden) verfallen sein. wort und Verhörung der Zeugen und nach III. Von der Bestrafung Kommt es zum andermal vor, dann 20 fl. meinem besten Verständnis. Niemand zu der Vergehen Kommt es zum drittenmal vor, so ist er Lieb noch zu Leid, weder durch Freund­ 3 Finger oder der rechten Hand. ohn alles Hier seien nur die Gebote bzw. Verbote Mittel, verfallen. schaft noch Feindschaft, dem Fremden und die Stra fen (bei deren Übertretung) als dem Einheimischen, dem Heimischen als angeführt, die uns heute fremdartig und 5. Bei Wirtshausverboten ' u nd Polizei­ dem Fremden, dem Armen als dem Rei­ zum Teil unverständlich erscheinen. stund-Ubertretung: Kein Wirt darf Wein chen, dem Reichen als dem Armen sonder 1. Bei Meineid und Gotteslästerung: Wer ausschenken ohne es vorher dem Amtmann zu richten, als ich Gott dem Allmächtigen eines falschen Eides überwiesen wird, dem zu melden. Außerhalb des Orts darf keiner am jüngsten Tag Antwort geben muß. So solle man als seinem verdienten Lohn die einen Wein holen: Strafe 3 Pfund 5 Schil­ wahr mir Gott und alle meine Heiligen rechte Hand abschlagen, oder aber es solle ling. Item darf kein Mayer ( = Bauer), Ein­ helfen. Amen. ihm die Zunge aus dem Rachen geschnitten wohner oder Dienstknecht, nachdem man Fast gleich lautet der Untergäriger Eid werden. am So nntag oder Feiertag in die Kirch zu­ (Schöffen). Wer aus Zorn Gott lästert, wird mit 10 sammengeläutet hat, zu Geislingen in 2. Der Zeugen Eid: Ich, N. N., gelob und Schilling bestraft. Wer einen solchen Got­ einem Wirtshaus sich finden lassen, ebenso schwöre zu Gott einen leiblichen Eid, daß teslästerer nicht anzeigt, wozu jeder bei auch nicht nach den Gebetläuten. Bei ich in der Saeh, darum ich als ein Zeug seinem Eid verpflichtet ist, wird mit 10 Str afe 3 Pfund 5 Schilling. fürgestellt und gefragt bin, die ganz lau­ Pfund (180 Schilling) bestraft. Kein Wirt darf einem Gast über 2 fl tere Wahrheit sagen will, soviel mir kund Wenn ein Kind flucht, so soll ihm sein (Gulden) borgen. Strafe 3 Pfunc! 5 Schilling. und wissend ist. Und darin ich nichts ver­ eigener Vater vor mir (dem Vogt), oder Geborgtes Geld verloren. Item, niemand halten (= verschweigen), noch Unwahrheit wenn ich nicht einheimisch wäre, vor einem soll nachts, im Sommer "nach der 9. Uhr" untermischen will, weder aus Freundschaft Gericht mit einer Rute hauen, bis ich oder und im Winter "nach 8 Uhren" ohne Licht noch aus Feindschaft, weder zu Lieb noch das Gericht es für genug finden. auf der Gassen gehen oder nach dieser Zeit zu Leid, bis zur rechten Eröffnung ( = bis 2. Bei Vergehen wider die Sittlichkeit in Wirtshäusern "bei dem Wirt und Zechen" zu Ende). So wahr mir Gott und alle meine ("Von schändlichen und bösen Mißhandlun• sitzen. Auch darf Ihnen der Wirt keinen Heiligen helfen. Amen. gen, so täglich f ührgehen"): Wein mehr geben, noch sie sitzen lassen. Bei Straf: 3 Tag und 3 Nacht in das Ge­ a) Bei Ehebruch sollen .die Ehebrüchigen fängnis. Sollten aber die Gäste nicht heim­ H . über Form, Bedeutung und gefanglich angenommen, der ,Man n im Auslegung des Eides gehen, soll der Wirt sie warnen und heißen Thurm, das Weib in ihr gebührlich Gefäng• Heimgehen und er damit entschuldigt sein. Ein Mensch hat sich wohl zu besinnen, nis 4 Wochen lang gelegt werden und mit wenn er zu einem solchen Eid aufgefordert Wenn nicht, soll der Wirt mit den Gästen Wasser und Brot gespeist und gestraft wer­ bestraft werden. werde, daß er sonder (= ohne) Falschheit den. Wenn aber jedes 20 Gulden zur Str af die Wahrheit bekennen wolle, als unrecht gibt, dann entgeht es der Fr eih eitsstrafe. 6. Beim Spielverbot: Item, so begibt sich schwören. b) Ledige Personen, die bei Hu rerei bei­ -of t , daß m ancher du rch böse Spiel sich sel­ 1. Euer Daumen, welcher der kürzeste einander angetroffen werden, - werden ber , Weib und Kinder zu r Armut u nd ga r ist u nd der den längeren Fingern muß bei- ebenso gestraft. - - an B ettelstab richt, und um das zu ver- Seite 738 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen April 1969 hüten, sollen alle listigliehe böse Spiele, als fänglich angenommen und mit Wasser und der aufgeführt wurde, während sein' Part­ Dienschlagen. Bo rkchen ( = Karten schlagen Brot im Thurm gespeist werden nach der ner abgetragen worden ist und das dadurch und Würfelspiel), Jungfrauen küssen, desgl, Obrigkeit Gutachten und Größe der Miß• entstandene Rondell seit dem SChillerjahr mit den Würsten, und was mit zur Kurz­ handlung ( = schlechte Handlung). 1905 eine dem Gedächtnis des Dichters ge­ weil geschieht mit 1 fl (Gulden) verbot sein'. Wörtl~ch lautet der Text nach der origi­ widmete Anlage hat. Vom Eck turm im Süd• Und in welchem Ha us das gesch ieht, so soll nellen Schreibung ( = Schreibweise): "Item, westen ist noch ein Stumpf erhalten; der der Hausvater auch um 1 fl gestraft wer':' welche in den 'Würzheußer Iigen, Und das Nordwestturm dient heute als Wasserbe­ de n. Während des Gottesd iens tes darf man Ihrig gefä h r licherweiß Und Üppiglieh Ver­ hälter für Feuerlöschzwecke. Acht Türme kein Spiel tun, heiß es wie es wolle. thandt, Und Ire schulden nit Zubezahlen und Türmchen der turmbewehrten Mauer, 7. Bei Trunksucht (Sä uferei): Item , w elche haben, Und zum letzten Ihr Weib Und von denen noch von vier Reste vorhanden in den Wirtshäusern liegen ( = sit zen) und khinder nach dem Allmuessen gehen m ües• sind, dürften Beweise einer starken Lan­ das Ihr ige gefährlicher Weise und üppiglieh sen, die sollen gefenglich Angenommen desfestung sein. vertun und ih re Schulden nicht bezahlen Undt mit Wasser Und Brodtlhm "I'hurrn Der Verlauf der Stadtmauern ist im kö nne n und zuletzt Weib und Kinder nach gespeißt werden, Ihr nach der Ob rigkhait Stadtbild mühelos zu erkennen (s . Luft­ den Almo sen gehen müssen, die sollen ge- w oll gefallen Und größe der Mißhandlung." bild). An der Nordseite sind ansehnliche Reste der inneren Mauer und Teile' des " Wehrganges an einem Haus der Mömpel• gardstraße (früher "Hintere Gasse") und a n Burg und mittelalterljche der Südseite die innere und äußere Mauer ' zu sehen. Die Befestigungen 'der Westseite wurden vor wenigen J ahren bei Kanalisa­ Stadt Rösenfeld tionsarbeiten angeschnitten. .Ein 4 m brei­ ter, unbebauter Streifen zwischen den Häu• Von Fritz Scheerer sern in der Grabenstraße (Name) sowie (Schluß) eine flache Mulde am Südende (bei' der "Schütte" ) kennzeichnen noch deutlich den Zug der später en äußeren Mauer und des Zu Ende des vierzehnten J ahrhunderts, n och erhaltene Steinhaus und di e Südwest­ Grabens (Mauer 1838 teilweis e noch erhal­ spätestens Anfang des 15. Jahrhunder ts ecke durch eine heue Burg bewehrt. Zu­ ten). m üssen die Ei nwohner der Siedlung S tein­ näch st mögen die ummauerte Kirche, "das brunnen nach Rosenfeld verzogen se in, Steinhaus und die Burg neben einem Gra­ Ein' Wehrbau an der nÖrdlichen Stadt­ denn die Leheninhaber waren später in der ben, der die dreieckige Anlage von der an­ mauer ist auch das vierstöckige Steinhaus Stadt ansässig. " schließenden' Hochfläch e schied, die einzigen (heute "Klosterhof"), das wohl zunächst Amtssitz der Vögte war und' dann später Wie stark das Bed ürfnis w ar, in die Befe stigungen gewesen sein, bis dann 1274 eine Mauer um die Stadt gezogen wurde in den Besitz eines Klosters überging. Es schützende Stadt m it ihren Mauern über• ist im Kern ein festes, mehrfach umge­ zusied eln, zeigt der Streit zwischen Simon und nach dem Brand von 1290 Verstärkurr­ gen erhielt. Es dürfte sich aber immer noch bautes Steingebäude. über dem spitzbogi­ und Cu onrad, den Herzögen von T eck, und gen Portal zeugt das gräftich-württember• Wernher von Zimmern. 1303 anerkannten um einen eirifachen Mauerring gehandelt haben, denn die Stadtansicht Gadners von gisehe Wappen von seiner Bedeutung "für die streitende n Parteien in Rottweil den den in der Stadt ansässigen Adel. Schiedsspruch, bei dem Graf Hermann von 1573 zeigt die äußere Mauer noch nicht. Sie Sul z, ihr Oheim, Hainrich, Herzog von Urs­ erscheint er st auf dem Merianstich von An der Südwesteck.e stand als weitere lingen und Rit ter Reinher vo n Rüti (Reutin 1643. Befestigung (ähnlich wie das Zollernschloß bei Al pirsb ach) als Vermittler fu ngierten. Für die Grafen von Württemberg, die.seit -in Balingen) die neue Burg, die mehr und Die Herzöge ve rpflichtete n sich, fortan keine "1317 im Besitz der Stadt waren (siehe un­ mehr den Charakter eines Schlosses erhielt zimmer tsehen Leute als Bürger in Ro sen­ ten), gewann Rosenfeld als ältester süd• (s, Balingen). 1908 fiel es dem Brand zum feld aufzunehmen . Diese Vereinbarungen licher Pfeiler ihres Landes immer mehr an Opfer. wurden schon von ihre n Vä tern getroffen, Bedeu tung. Rosenfeld hatte die Grenzwacht scheinen abe r durchbr ochen worden zu sein. zu h alten gen Westen und Süden, gegen die Wir seh en , Gräben , Mauern, Türme"und Die bisher ohne Ein willigu ng Wernhers von freie Reichsstadt Rottw eil, die no ch 1394 der bef estigte Gebäude kennzeichnen die mili­ Zimmern aufgeno mmenen Leute sollen da­ Stadt einen Schaden von 1000 Gulden zu­ tär ische Bed eutung der Stadt Rosenfeld als von ausgeschlossen sein (Zim merisches K o­ fü gte, und die Grafschaft Hohenberg. die star ke Festung für Württemberg, die sich pia lbuch Seite 123, Donauesch in gen). "seit 1381 österreichisch war. Die Festung bei verschied enen Belagerungen auch be­ währt hat. Zu der militärischen Aufgabe , Ähnlich wie' Steinbrunnen ist es Berk­ Rosenfeld war in das"Kampffeld Württem­ berg/Habsburg gerückt. kamen aber auch noch wirtschaftliche heim be im Eintr itt der Stunzach in die Ro­ Funktionen als Wirtschaftszentrale des senfelder Markung ergangen, das durch Unter Graf Eberhard im Bart, der z. B. 1480 Truppen in Ro senfeld zusammenzog Klein enHeubergs und als administrativer Mauerreste und Scherbenfunde n achgewie­ Mittelpunkt der Herrschaft. Der Bergsitz sen ist und an das auf Bickelsberger Mar­ und allgemein große Summen Geldes für die Wi ederherstellung der Burgen ausgab, zwischen den beiden Tälern mit seinen kung no ch heute der Flurname "Bergen" 'turm bewehrten Mauern und seiner gefälli• erinnert. Die Markung di eser 'm ittelalter ­ wurde die Grenzfeste iri ihrer militärischen Stärke erhal ten. 1488 wurde sogar das Amt gen Silhouette muß ein stolzer Anblick ge­ lich en .Siedlu I;l g, die heute Im Rosenfelder wesen sein. Kein Wunder, daß er immer Anteil fälschlicherweise "Hausener Tal" R osenfeld zur ' Führung von Baumaterial auf das Sch loß Albeck bei Sulz, das seit wieder zu liebevoller Da rstellung ' r eizte. (richtiger wie 1714 "Usamer tal", Usam = 1573 ist uns durch Gadner und 70 Jahre Ausheim) heiß t, w ur de unter Rosenfeld , 1478 württembergisch w ar, herangezogen (WR 117,63), das nach der Randnotiz Eber­ später wieder durch Merian sein altertüm• Leidrin gen und Bickelsb erg aufgeteilt. Die liches Bild überliefert. Bewohner des klein en Weilers, in dem dem hards auf den Bericht des Schultheißen über den Amtsschaden "füro nit mehr ge­ Ros enfelder Kaplan Ahs elm Sterer ein ge­ Grundriß der Altstadt schlossenes Hofgut gehörte, wurden von der schehen" soll. Der Obervogt verlangte aber Stadt aufgesogen. einen Bauzuschuß von 55 Pfund Heller f ür Durch die dreieckige Form des Berg­ Rosenfeld. Er ließ in Fronarbeit der Bauern sporns war für die Anlage des mittalalter­ Das Bubenhofer Tal kam an Rosenfeld des gesamten Amtes die Mauern der Stadt lichen Städtchens eine für Südwestdeutsch­ und Bin sdorf. Seit etwa "1570 sind vo n dem ,erneut instandsetzen. Etwa ' 700 Karren land nicht' gerade typische Form gegeben. ehemal igen dor tigen Siedlungsplatz nur Steine, 300 Karren Sand, 100 Karren Holz Rückgrat und Längsachse bildet die vom noch Mühlen übrig, "um deren Markungs­ und 2000 Ziegel mußten herangefahren Unteren zum Oberen Tor. verlaufende zugehö ri gkei t bis in das 18. Jahrhundert werden. Hauptstraße, die in ihrer Mitte von einer gestritten w ur de. Als Rosenfeld dann im 14. Um die Wende des 16. zum 17. Jahrhun­ Querstraße geschnitten wird. In spitzem und 15. J ahrhundert die Hälfte der Buben­ dert muß ein doppelter Mauerr ing, wie ihn Winkel zweigen bei der, Kirche von der hofer Markung erwarb, h atte d ie Stadt­ der Merianstich zeigt, aufgeführ t wor den Hauptstraße die Nebenstraßen ab und lau­ markung ihren heutigen Umfang etwa er­ sein (13. Bild). Zwischen den beiden Mauern fen in fl achem Bogen neb en ihr her (heute reicht. entstanden ein Zwin ger, auf der Wests eite M öm pelgard- und Spitalstraße), so daß Bald nach der Gründung der Stadt w'an­ zwei tiefe Gräben über die beim Oberen vom dreifachen Rahmen der Mauern, der derten auch aus den benachbar ten Dörfer n Tor Zugbr ücken führ ten, beim Unteren Tor Ma uerhäuser und Ma uerstraße n eingefaßt Leute zu, wie es von Leidri ngen bezeugt ein Gr ab en, ebenfa lls mit einer Zugb rücke. das Innere durch ein Str aß enkreuz in vier ist. Erst nach dem Dreißigjähr igen Krieg Die innere Mauer war drei S tockwer ke etwa glei ch große Geb äud ekom plexe ein­ ließ der Zustrom vom Lande nach. hoch und mit einem Wehrgang versehen. geteilt wird, die durch schmale Gäßchen An der äußeren, niedrigeren Ma uer befan­ etwas aufgegliedert werden. Nicht wie in Die Festung Rosenfeld den sich vorstehende Rondelle und Halb­ den benachbarten Städten Balingen, Die Spornlage der Stadt, nach drei Seiten rondelle, um den Mauerring mit Schuß• Schömberg und Rottweil haben wir hier steil abfallend und nur von der vierten her waffen beherrschen zu können. Die Tore die Seitenstraßen gleichlaufend zur Haupt­ zugänglich, bot die Möglichkeit einer selten waren durch ho he Türme geschützt, am straße. "Aber nicht mit Lineal un d Kreuz ­ starken Befestigung. Nach der Gründung Nordausgang sogar durch ein Turmpaar, scheibe, sondern m it freiem Auge und freier wurde die ,Nordwestecke durch das heute von denen einer in den letzten J ah r en wie - Künstlerhand" (Gr admann ) werden die da- April 1969 Heimatkundliche Bl ätter für den Kreis Balingen Seite 739 maligen Städteplaner ' vor gegangen sein. fel d. Anschließ end war er Vogt in T übingen 1684 ziemlich mitgen ommen war, wohnten Das dabei entstande ne Straßen- und Ga s­ und Leonberg und 1384--1403 Landvogt in die Adeligen nur noch gelegentlich in ihm . -sennetz entbehrte gerader H äu serfronten. Mömpelgard (Mömpelgardstraße). Er ent­ Zu An fang des 18, J ahrhunder ts w urde es Erst nach den Brandkatastrophen des 19. schied 1388 m it seiner Mannschaft die an Rosen felder Bürger verkauft, die es als und 20.J ahrhunderts haben die an de r Schlacht bei Döffingen zugunsten Graf Gasthaus und Brauer ei nützten, bis es dann Straße einst giebelständigen Häuser, in der Eberhard des Greiners. Für se ine treuen 1908 dem Brand zum Opfer fiel. Haupt- (früher "Vordere Straße "), der Dienste w urden 1389 se in e Güter in Ro sen­ Sch loß- und der Spitalstraße ihre strenge feld von Steu ern, Sch atzung und Diensten Die mittelalterliche Kirche Ausrichtung b ekommen. befreit. Den Wohnsitz in Rosenfeld un d Die K irch e zu Rosenfeld, anfänglich nur . Der Grund r iß des mittelalterlichen Städt­ den Namen Werner von Rosenfeld behielt eine Kapelle, gehörte auch nach der Stadt­ chen s hat aber auch im Laufe der J ahrhun­ er bei, ebenso das Schalksburger Wappen gründung zur Pfarrei Isin gen. Im 13. J ahr- ' derte eine Reihe vo n Wandlungen erfahren. mit einer silbernen Burg im roten Schild. hundert war d iese in der Hand hochadeliger Anfänglich endi gte die Stadt im Westen am Von Werners Nachkommen waren meh­ Kirchherren, di e sich durch Hilfsge istliche heutigen Straßenzug Schloßstraße/Obere rere Schultheißen in Rosenfeld und J örg vertreten ließen, von den en S ifrid sein en .Str aße, Erst später ist sie bis zur erkenn­ der ,J üngere Obervogt in Hohenberg. Mit Sitz in Rosenfeld hatte und vermutlich in baren Mauergrenze (siehe ob en) erweitert ihm endigte der eine Zweig des Geschlechts der NähederBurgkapelle wohnte. 1275 wird worden, was bei den Kanalisationsarbeiten (1518); der andere Zweig war im Mannes­ Rudolf von Zimmer und 1299 Berthold von der letzten' J ahre auch .b es t äti gt würde. Die stamm schon früher mit Wolf dem Jünge• Lupfen als Pfarrherr genannt. Als 1299 ' Nor dmauer macht gerade do rt einen deut- ren erloschen. Eine seiner Töchter, Ursula Werner von Zimmern den Kirchsatz zu lichen Knick und ist ausverschiedenartigem (Ursulahaus), könnte, in den Fürstenstand Isingen samt Kirche an die J oh anniter­ .Material aufgeführt. Vor diesem Knick ist einheiraten. 1528 wurde sie die zweite Gat­ Commende Rottweil. verkaufte, ernannte ein Einschnitt im Sporn, der als Fortsetzung tin des Markgrafen Ernst von Baden-Dur­ di ese ordentliche Pfarrer, die wi ed er in des eins tigen Grabens ,. angesehen werden lach und dadurch Stammutter der Groß':' Isingen saßen (1328 Burkhard Schreter). darf. ,, ." '. herzöge' von Baden, Aber geg en Ende des 14. Jahrhunderts sin d Der Marktpl atz, hat bis ins 16. J ahrhun­ . Ihre Schwester Sophie vererbte den Rest die Pfarrer wieder' in Rosenfeld ansässi g. dert die .nor dwes tliche Ecke eingenommen. der Stammgüter samt.dem Schloß an ihren Nominell blieb aber Isingen bis zur Ref or­ 1565 heißt es vom Amtshaus (heute "Stadt ­ Gatten Konrad von Frauenberg. Von des­ mation der Sitz der Pfarrei. Isingen wurde haus"), daß es "vor ne auff den Markht und sen Nachkommen ging das Schloß an di e nun bis 1869 Filial von Rosenfeld. Von de r hinten an der Stadtmauer" anstoße (Lager­ Freiherren von Türk über. Einen Junker K apelle zu Rosenfeld, die 1319 erstmals er ­ buch 1565), und 1574 wird das Rathaus auf Konrad von F rauenberg finden wir zwi­ wähnt wird, ist 100 Jahre später erstmals :dem Markt stehen d erwähnt (Sp itallager­ schen 160o-1624 in den Taufbüchern 72mal bezeugt, daß sie Unserer lieben Frau ge­ buch) . Der mächtige F ruchtkasten ist hier als Pate erwähnt, Ernst von Frauenberg weiht ist. Im 15. Jahrhundert dürfte der '1581 erbaut worden. Der etwa 10 Meter zwischen 1566 und 1611 sogar 104mal. Dies Turm seinen monumentalen Ausbau erfah ­ tiefe, sorgfäl ti g gemauerte Ziehbrunnen vor dürfte ein Beweis 'dafür sein, daß die Bür• ren 'haben, so daß er we ithin sichtbar und der Nordmauer des F ruchtkastens kann so gers chaft mit dem ritterlichen Adel in die gefällige Silhouette des romantische n als öffentlicher , Brunnen auf dem Markt gutem Einvernehmen lebte. ' Bergsitzes noch anmutiger und anziehend er gedeutet werden. Der heutige kl eine Markt­ Al s das Schloß bei dem Stadtbrand von wurde. ' platz mit dem Standbild eines geharnisch­ ten Ritters vo n 1560, den hohen und breitim Häusern mit der Giebelseite nach vorn, hat erst nach dem Brand' von 1868 seine jetzige , Noch viel Eiszeitliches in unserer Form erhalten. Aus all dem is t zu schließe n, daß Rosen­ fel d auch in technischer Hinsi cht als ech te Landschaft Stadtschöpfung des Hochmittelalters auf von Hans Müller bisher unbes iedeltem Boden anzusehen ist. Die Spornlage der Stadt hat nur in der ' Die Südwestalb wurde im Eiszeitalter so Während der letzten Vereisung war 'die Längsrichtung ein organi sches Wach stum stark überformt, daß kein Quadratmeter Alb eine Frostschutt-Tundra , "also zug elassen. 1699 wir d das 'Wirtshaus "Zum unberührt geblieben ist. Es sind also mehr sehr öde, aber doch nicht ohne Leb en. Be­ Ochsen" (heutige "Post" ) in der Ob eren al s nur "Spur en". Die Bedeutung für Land­ sonders gegen die Donau hin wuchsen Vorstadt genannt. Die festgefügte Sied­ und Forstwirtschaft, für Besiedlung und Flechten, Moose, Gräser, buschgroße Polar­ lungseinheit w ar damit durchbrochen. In Verkehr und für das Wandern ist mit Hän• w eiden, Birken und Kiefern in seh r locke­ der Folgezeit entsta nden ' die Vorstädte, so den zu'greifen. ren Vorkommnissen. Davon lebte das Mam­ daß die ur sprüngliche Längserstreckung Wir beginnen mit einem überblick: mut, das wollhaarige Nashorn, das Polar­ von rund 300 Meter auf über das Fünffache In der Mitte der Ski z z e (siehe auf Rind (Moschusochse), ' der Höhlenbär, das ans tieg. ' der nächsten Seite) ist di e Markung Laut­ Ren, Wildpferd, Eisfuchs, Schneehase, Iingen, westlich Eyach, östlich der Ried- Zwergpfeifhase. Halsband- und Ob-Lem­ Der Adel der Stadt bach. Untere Blatthälfte: Heuberg und Ba- ming, Vielfraß , Schneehuhn, Singsch wan, Die Grafen von Württemberg erwarben Iinger Berge bi s Plattenberg. Links -die bei­ Schnee-Eule. Diese natürlich sehr zers treut die Stadt Rosenfeld 1305 als Reichsl ehen den Bära, rechts unten Donau bis Thier­ vorkommenden "kält eliebenden" Ti ere, di e von den Herzögen -von Teck, d ie verarmt garten. Ob ere Blatthälfte: links Eyachtal man heute im hohen Norden vorfindet, so­ und ' deren anfähgli ch ansehnl icher Besitz bi s vor Owingen, obenMitte Zollern. rechts weit sie nicht ausgestorben sind, lieb ten im Laufe von zwei Jahrhunderten bis auf -Starzel. Mitte: oberste' Eyach, Schmiecha, weniger die Kälte als vielmehr die, Nah­ geringe Reste zusammengeschrumpft war. Degerfeld, Sig n a turen: Hangschraffen rung, für die sie eingerichtet ware n. Und Am 14. Dezember 1317 gingen Rosenfeld, di e ,stehen für abgerutschten eiszeitlichen Ge­ daß der altsteinzeitliche Mensch "den Gl et­ Burgen Beuren und Aistaig, der Heuberg, steinsschuttrnit Lehm. Schwarz: losgelöste, schern auf dem Fuße fol gte", war w ie ­ der Mühlbach für 4000 Pfund Heller mit ins Vorland hinausgewanderte Decken aus derum keine L iebezum Eis, sondern Hun­ allen dazugehörigen Lehen und K irchen- Hangschutt. Dicke Punkte: Geröllterrassen ger und Aussicht auf Beute. sätzen endgültig an Graf . Eberhard von ' aus Weißjura. Schrägschraffiert: Löß. Grau: Württemberg über. Die Kaufsumme sei steinfreie, lehmgefüllte Hochtäler, Karst­ Trotz der kalten und damit sch weren allerdings erst fällig, wenn die Bürger von wannen und "Schüsseln". Weiß: durch eis­ Fallwinde, die von den Gletschern herab­ Rosenfeld "sowie die auf den Burgen si t- zeitliche Erdfließen überformte Landschaft. geflossen kamen, dürfen wir uns selbst auf zenden Amtleute dem Grafen gehuldigt Es ist erstaunlich, daß wir für die um­ den Höhepunkten der Würm-Vereisung haben" (WR 11630). 1320 bestä tigten d ie fa ssenden Veränderungen der Alb-Ober­ durchaus keine sibiri sche Kälte vo rs tellen. Herzöge, daß die Kaufsumme bezahlt sei. fläche nur die letzte Eiszeit (Würm) her- Di e Temperatur lag etwa 8 0 C unter der Der Landesherr bestellte ein en adeli gen anziehen m üssen. (1) (9) Alles Vorherige heutigen. Der Gletscher aus dem Alpen­ Vogt, der zu gleich für die Stadt und das w urde von der Würm-Ei.szei~ oberflächlich rheintal erreichte die Alb nicht. Ab er stel­ Amt zustän dig w ar. Dieser hatte seinen abgewandelt. Ande r ~r selt s ist, von der lenweise verharsch te der Sch nee zu Fi rn­ Sitz in der neuen Burg (Schloß) in der Süd- Pflanzendecke und em paar Bergrutschen mulden (9), die sich noch etwas ver tieften, westecke. Um 1360 ist Wer ner von de n älte- abgesehen, nacheiszeitlich so wenig ver­ weil di eser chemisch reine Sch nee leicht r en Herr en Rosenfelds Vogt. Wohl durch ändert, daß uns die Südwestalb tatsächlich Kohlensäure (C02) aufnahm un d damit de n eine Erbtochter fiel dessen Besitz an den wie durch eine w ürmeiszeitliche Maske an­ Kalkstein anlöste.Die Hau ptursache der Sohn Burkards von Schalksburg. an Wer- blickt. Auf folgende Fachleute wird bezug­ Vereisungen war nicht große Kälte, viel­ ner der die Linie der jüngeren Herren von genommen: mehr der Sch neefall, die Neigung zu höhe• Rosenfeld begründete, die durch zweiein- (1) P . Woldstedt (6) R. Germ an ren Niederschlägen. "Schnee gibt Kälte und halb Jahrhunderte mit der Geschichte des (2) R. Brinkmann (7) K. E. Bleich Städtchens verknüpft war und dem Namen (3) S. Müller (8) H . Dongu s erzeugt mehr Schnee" (H. Clo os). Weil nun der Stad t in schwäbischen Landen zu gutem (4) E. Becksmann (9) Geyer/Gwin ner viel Wasser in Form von Schnee und Eis Klang verhalf. Werner kam 1376 als gräf- (5) Fr. Huttenlocher (10) P . Groschopf auf den Festländern gebunden war, sank licher Vogt für Stadt und Amt nach Rosen- (11) K. Schädel der Spiegel der Ozeane und mit ihm die Seite 740 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Ballngen April 1969

Wasserläufe kräftig flossen,wurden enorme Mengen Hangschutt mitgenommen und zu Gerö 11e rr gerundet, die nun in Lehm ge­ bettet noch viel weiter draußen im Vorland liegen als die Decken. (Skizze) Wo sich der Fluß in diese seine eignen Ablagerungen eingeschnitten hat, bleiben sie auf einer oder auf beiden Seiten als Geröll-Terrassen bestehen. Wir beobachten, daß sie für Ackerbau, Brunnenbohrung, hochwasser­ freie Besiedlung und Straßenbau geradezu gesucht sind: Dürrwangen. Frommern, En­ dingen, Balingen, , Owingen. Bis zu 26 km weit transportierte der große Spediteur Wasser die Weißjura-Gerölle. Die Starzel hat es sogar auf 28 km vom Albrand weg gebracht. Da gehen sie bis nach . - Auf den Liashöhen westlich der Eyach hat der eiszeitlicheWind echten Löß angeblasen, so daß Ostdorf ackerbaulich im Kreis an ersterStelle steht. Eiszeit auf der Hochalb Im gesamten Eiszeitalter wurden die Berge der Alb noch um rund 100 m ernied­ rigt, also während der Würm-Eiszeit um etwa 20 m. Dieses Verwitterungsmaterial konnte auf den Höhen nicht fortgeschafft werden. Es füllte zum Teil die alten Hoch­ täler oder blieb auch nur am Fuß der Berge und Buckel liegen, als Schuttfuß oder manchmal als Blockmeer. (1) (Braunharts­ berg) Das Feinere war besser transporta­ bel. Es gelangte ausgiebig in die Talsohlen der "Urtäler" auf den Höhen, in die großen Karstsenken (z. B. Irrendorfer Hart) und "Schüsseln " (SchwenningenJHeuberg usw.) und die kleineren Dolinen-Schwärme, an denen die Alb so überaus reich ist. (Schluß folgt)

Der Lerchensporn Jetzt zeigt er seine purpurroten oder weißen Blüten Aus einem knolligen Wurzelstock treiben an schattigen Wald- hängen der Alb im zeitigen Frühjahr die saftig grünen Blätter de s Lerchen­ "",!O sporns (Corydalis cava), und bald kommen über den Blättern auch die aufrechttraubenför• ntederschl agssch w angere Wolkendeck e, d ie Eiszeitalter um mehrere Kilometer, wäh• mig angeordneten sich immer in bestimmter Höh e hält. Da­ rend der Würm-Eiszeit immer noch um Blüten hervor. Im durch kam natürlich d ie Schneegrenze tie­ etw a 1 km zurückverlegt, so daß z. B. das sonst noch kahlen fe r herab; Firn und Gletschereis nahmen Niveau erst "freigeschaufelt" wurde, auf Wald stehen sie oft zu . Alles oh ne übermäßige K älte, Es gab dem heute L autlingen lieg t. (7). in großer Zahl bei­ durchaus eiszeitliche Sommertage m it ein sammen und bieten paar Stunden über 0 0 C. Das begünsti gte Eiszeit im Albvorland dem Wanderer in den "Spaltenfrost " (1) (9) viel m ehr als ein­ ihrem bunten Ge­ heitliche Kälte. Besonders der geschicht­ In unserem Betrachtungsbereich haben misch von weiß und liche Kalkstein zerfiel in scharfkantige, sich vom Schafberg bis zum Zollern nicht purpur einen erfreu- 1J kl einstückige Scherben, die man auch weniger als zehn D ecke n aus Bergkies lichen Anblick. Die --- " B e r g k ies" nennt. (3) Als Verwitte­ mit Lehm (Skizze) von den Bergen losge­ Blätter sind un- rungsrückstand bildete sich gleichzeitig und löst und sind auf der Gleitfläche durch­ gleich gekerbt und n achher der Lehm. Durchnäßt, rutschten feuehteter Tone des Braunjura ins Vorland geteilt, die Blüten diese Massen in folge der Schw erkraft d ie ge rutscht, manche sogar bi s in den Lias. (9) m it Ober- und Unterlippe tragen einen (Endingen) Da liegen sie wie Inseln und steilen Hänge hin ab. Weitaus am m eisten deutlichen Sporn. Bi s zu 30 Zentimeter (Skizze) am Albnordr and (9) und in den si nd dem Ackerbau willkommener als die hoch wird das Pflänzchen, das mit der Be­ nassen, schweren Tonböden: Stockenhau­ laubung d es Waldes se ine Blütezeit be­ eins chneide nde n Tälern, (11) wo zudem di e sen, Dü rrwangen. Weilstetten, Thanheim , leichter zerfallenden gebankten Kalke vor­ endet. Außer dem gewöhnlichen Lerchen­ Bo ll. Es handelt sich immerhin um ganze spor n kommt noch der Gefingerte (C. herrsch en. Die Riffkalke dagegen verwit­ Quadratkilometer! tern langsamer und nicht stückig, sondern s ölida) und der Mittlere Lerchensporn (C. schalig. Darum rutschte zwar auch an der Manche Täler zum Neck ar sind in ihren intermedia) vor, seltener und erst im Som­ Bära und Donau viel Bergk ies und son sti ­ oberen Abschnitten von Hangschutt und mer blühend der Gelbe Lerchensporn (C. ger Hangschutt. bedeutend weniger d age­ Lehm völli g ausgefüllt, am meisten das der lütea). gen von den Buckeln auf der Hochalb. Auf oberen Eyach. (1) Diese Talfüllungen waren dem Ebinger Hart so wenig, daß er zum wäh rend der Ei shochstände (Maxima) viel Herausgegeben von der HeimatkundlIchen Ver­ einigung Im Kreis Ballngen. Erscheint Jeweils am Teil durch Kalksinter wieder verbacken weiter verbreitet als heute. In warmen Monatsende als ständige Beilage des .BallnllPr < wurde. (Nägelesfluh) (9) Am Albnordrand Zwischenzeiten (Interstadialen) der Würm• Volksfreunds". der .Eblnger Zeitung" und der "'- war vi el mehr Bewegung. Er wurde im Eiszeit und nachher, (Postglazial) als die ..SChmlecha-Zeltung". Hei:ma:

Jahrgang 16 29. MaJ 1969 Nr. 5 f'. . den Grundstücksbesitzer aber, der inner­ halb dieser eingezeichneten Großflurnamen vielleicht vier bis fünf Anteile hat, ist Balinger Flurnamen wichtig, daß er 'seine Stücke unterscheiden kann, Für ihn hat jeder einzelne seiner Von Fritz Seheerer Äcker einen Namen; sie werden durch tref­ fende sprachliche Formulierungen gekenn­ Von der Höhe des Heubergs aus kann die gesamte Markung Balingen überschaut zeichnet. Dies ist schon seit alten Zeiten so werden. Sie erstreckt sich quer über die Pforte, die die Eyach vor ihrem Eintritt in gewesen (1328: eine Wiese in Heselwangen den Keuper beim Durchbruch durch die Schwarzjurastufe geschaffen hat. Es ist ein " an Hiltelins und des K aufmanns Wiese", durchaus abwechslungsreiches Bild. In dem etwa 100 m mächtigen Schichtenstoß des 1401: ein Lehen auf "Bell a" gelegen "ein e Lias hat sie sich 80 bis 100 m eingesenkt. Die Talwände liegen weit auseinander, da das Wiese die mannempt Schmalzkopfs wisa"), Flüßchen, als es noch höher floß, die blättrigen Turneritone breit ausgeräumt hat und auf den harten Kalken abgerutscht ist. Hinzu kommt, daß die Ränder durch ,Neben­ Aus dem Volksmund bäche (Kaltbrunnen-, Etzel-, Schlichte- und Reichenbach) durchbrechen werden. So Aus alten Lagerbüchern. Akten, Grund­ entstanden bewegte Oberflächenformen: die Talrinne der unteren Eyach im Rhät• büchern und Katastern und aus dem Volks­ sandstein, die welligen Ebenen des unteren, die ansteigenden Höhen des mittleren mund lassen sich über 400 Flurnamen au f mit der Platte des oberen Lias (Posidonienschiefer) und die im Osten von Bächen ein­ der Markung feststellen, die vor über 30 gerissenen Schluchten in den Hängen des Braunjura mit immer neuen Formen in vie­ Jahren von Oberlehrer L anderer gesam­ len Vorsprüngen und Einbuchtungen in der unruhigen Waldlandschaft (Hirsehberg melt w u rden. Viele vo n ihnen sind heute usw.). nicht m ehr gebräuchlich, sind längst abge­ ga nge n (abg.), In den le tzten 150 Jahren Die Ackerflur kann sich heute nur noch streckt sich in westöstlicher Ri chtung in und ' vor allem in den letzten Jahrzehnten teilweise auf die freigelegten Arietenkalke einer Breite von 7,75 km vom Wahlberg ist ih re Zahl durch vermehr te n Wohnungs­ der u n teren Li aspla tte mit guten dunkl en bis gegen den "Gäbei" bei Zillhausen und bau, F eldbereinigungen usw, im Schwinden und warmen B öden stützen, da sie größten­ bis gegen Streichen, wä hrend ih re Längen­ beg r iffen. Zu m Glück konnten aber viele teils durch di e Aus dehnung der Stadt über­ ausdehnung vom Holderhof bi s zum Über ­ in Straßen nam en erhalten bleiben. Nur baut sind. In der ob eren Ackerflu r sind es landwerk Eppler n ur 3,8 km beträgt. Vom w o d er Bauer noch ein enges Ve rhältnis zu die nährstoffreichen Böden der Ölschiefer, tiefsten Punkt a n der Nordgrenze im se i n e n F lurnamen hat, nehmen sie die während bei H eselw angen d ie feuchten Eyachtal (492 m ) bis zum H öchst (803 m ) ga nze Erlebniswelt gefangen, sind si e ihm Jurensismergel u nd die schweren Lehm­ ist auf 5,5 km ein Anstieg von über 300 m , ein w ertvolles Stück Heim at. Uns erwächst böden des Opalinuston es genützt wer den wo von di e oberen 200 m auf die Braun­ die Pflicht, di ese Namen vor dem Vergessen müssen. Für d ie Wiesenfl ur wurden d ie jurastufe, als o auf Waldflur, entfalle n. zu bew ahren , d a in ihnen meist altes u n teren Hänge der Brau nj u rastufe durch Sprach- und Kulturgu t steckt. Sie zeugen Rodun g gewonnen ("Häd ern", "Bühl", Bei der starken P arzellierung und d em von unser n Altvordern, d ie den Boden u r­ "Hau") bis zu m "Bol" hinauf, der seine Er­ f ür unsere Ge gend vorherrschenden .Klein­ bar m achten. Sie sollen daher no chmals zu­ haltung einem kl einen Rest Weißjuraschutt besitz w ar d ie Benennung der einzelnen sa mm engestellt werden und, so weit es verd an kt . Sonst beginnt mit Braunjura der Fluren dringend geboten. Nimmt man ein h eute noch mö glich ist, gedeutet werden. Wald (Binsenbol usw.). So sind saftige Meßtischblatt zur Hand, so können auf der Die Ackerflur der Markung Balingen war Wi esengründe gekrönt von dunklen Nadel- Markung rund 40 Flurnamen festgestellt in die drei Zeigen "Binsenbohl" , "Heuberg" w äldern. ' werden, das ist aber höchstens der sechste und "Auf Schmiden" eingeteilt. Oberhalb Die 1938 ha große Balinger Markung, mit Teil aller Namen, die heute noch existieren. der Stadt bildete die Eyach, d ann der Rei­ der die aus der Urmarkung Balingen her­ Bei der Herstellung der Karten geht m an chenbach und , die Geislinger Straße di e ausgeschnittene Heselwanger Markung seit ,d avon aus, möglichst 'große Gebiete unter Eschgrenzen.Die nach der Dreifelderwirt­ 1934 wieder vereinigt ist (s. Zeichnung), er- einem Flurnamen zusammenzufassen. Für schaft genutzte landwirtschaftliche Nutz­ fläche von Heselwangen umfaßte die drei Zelgen "Auf Hangen", "Krummensteig" und "Auf Neige" oder "Vohenbrunnen" von denen letztere auf Balinger Markung lag. Schon 1323 "Stainach" Die Gewässernamen setzen sich zusam­ men aus einem beliebigen Bestimmungs­ wort und einem Grundwort mit der Bedeu­ tung "fließendes Wasser", meist auf -ach, oder -bach, wobei die Ach-Namen 'd ie grö• ßeren Wasserläufe bezelchnene Weiter ver­ breitet al s heute war die Eibe, deren vo r­ zügliches Holz zur Herstellung von Bogen verwendet wurde. In dem Flußnamen Eyach steckt wie in dem Ortsnamen Eybach d as Wort Eibe. Der Name des vom Pletten­ berg kommenden Flüßchens Steinach, das erst ab Endirrgen di esen Namen führt und dann durch die abgelagerten Geröllfelder fließt, wird schon 1323 als "Stainach" er­ wähnt, 1415 ein "Bau mgarten und Krutt­ bett an der Steinach" (also nicht "Stein ­ lach"). Der Reichenbach ist ein im Verhält• IL" ~ nis zu andern wasserreicher Bach, der auf früherer Heselwanger Markung Langen­ bach heißt und von der Krummensteige her den an der Grenzen entspringenden Ehes­ bach aufnimmt (1631 tauscht die Witwe des Kaspar J etter ihr Stettener Klosterlehen, Seite 742 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Mai 1969 das am Ehesbach in der Zelg Krummen- Der Geländeabfall tritt bald stärker ins wurde um die Jahrhundertwende von EI­ steig liegt, "und gibt dafür ins Lehen 1 Auge und findet daher nach Gradunter­ säßer in das alte Schafhaus eingebaut. Bei Mannsmahd Wiese im Zelg Hengen" (Han- schieden Benennungen: Hangen, Neige, Eyselens Felben und Im Willenwiesle wa­ gen), Von der früheren Bahnger Weide Halde, Schlichte (Ebene), Schlichtenhalde, ren Weidenbäume (wilg = Weidenbaum. kommt der Etzelbach (von ätzen= weiden). Winkelhalde (eingeschnittener Abhang), Flachsäcker und Blumengärten sind abge­ Der Schlichtebach (Schlichte= Ebene) ist Buchhalde, Schopffiätschhalde, Baumhalde. gangen. heute größtenteils verdolt. Die Kälte des Gallenhalde (abg., für harte Knollen im Die Urbarmachung des Waldes Wassers wird hervorgehoben in Kaltbrun- . Gestein oder Druckwasserstellen, 1525: Der nenbach, dessen Quellwasser Schwindsucht Maler Joseph Weiß zinst "aus sinem win­ Loh, Loch, schwäb. Lau bezeichnet den verursachen soll. Durch den Wettbach kann gert an Gallenhalden), Göhrenhäldelein kleinen Wald, der teilweise als Weide man waten. An der unteren Eyach liegt die (abg., ger = Waffe), Wiesenbückeie, Stap­ diente: Lau, Lauwasen (nicht Sauwasen wie Flur Unterbach. Das Ränkle war an einer fel (staffelförmiges Gelände), Setze (Ge­ in Karten), Nierenloch (früher Lyrenloch Biegung der Steinach. ländeabsatz), Rain (abgrenzende Bodener- = Waldrebenwald), Lehenäcker (loh), Butt­ Stellen wo das Wasser aus dem Boden hebung), Schrofen (zerklüftete Wand), Hurn loch (verbutterter Wald), Rohrloch (Schilf­ fließt, heißen im Allgemeinen Brunnen m it ' (~orn) , H?rnle, Schädelhär?le (s0ädelför• wald), Schachen (Waldzunge, Vorsaum eines einem entsprechenden Zusatz: Schwefel- miger Weidewald), Hohenwiese. Langenfeld Waldes). Das Hard (abg.), die Hard­ brünnele (schwefelhaltiges Wasser), Am (langes Feld). Umfangreiche Bodenvertic­ wiesen (abg.) waren die die Feldmark um­ Wadelbrunnen im Tal (abg., nach der Form fungen o?er -e.rhebungen: Im Tal,. Im gebenden Wälder, die dem Viehtrieb dien­ des WasserstrahIs wie auch bei Lanzen- Grund, TIefe WIesen (1336 : Tyffe WIese), ten. Die Urbarmachung des Waldes ge­ brunnen, abg.), I~ neuen Brunnen, Brun- Grub,..Wanne, Wa~ental, .!I0.0ent~.I, En­ schah durch Brennen und Reuten (roden): nengäßle, Am Zapfen (abg., die Schwefel- gelestäle (von Angelika), Kastale. (kase~ar­ Brand und Auf Riedern. Wo Stöcke stehen quelle w ar durch einen Zapfen, Sponten benes ..Wasser), Im ~essel. Ausslchtsre~che blieben, sind der Stockacker, der Stettberg verschlossen), Schroffenbrunnen (abg., im Berghohen werden mit Kapf (abg.) beze~ch­ (früher Stöckberg), die Mittleren Stöcke. Engelestäle Hailigen prunnen" (abg, 1384 net (zu kapfen, Ausschau halten). Vergleiche Sonderbezeichnungen für Wald sind Withau kraftspend~l;des Wasser) " werden angestellt in Filzkogel (moosiger (abg.) und Withäusle (abg.) für jährlich ge­ . Hügel), Mittelberg (nach der Lage), Im schlagenes Holz, das früher an die Bürger See, Lache, Weiher, '''ette ... Paradies (reizende Gegend), Tirolei (bergig), verteilt wurde. Im Ghaier war der Wald Kellerle (finstere, feuchte Schlucht), Jauchen geheit, d. h. geschützt, für den Viehtrieb Schäumend, brau send abstürzende und (Joch, Bergsattel), Gäbel (gereutete Gabel), usw. verboten. Der Hau ist ein gerodetes rasch hinfiießende Gewässer heißen Gieß: Auf Heinlichen (anmutige Lage), Hein­ Waldstück. Gießenmühle (1318 mußte Haintze von lichenwasen. Die Fürstäcker (vordersten) Auch nach Tieren wurden manche Flu­ Gießen einen Zins von 13 Schilling Heller, stoßen weit in die Erzinger Markung vor; ren benannt: Vohenbrunnen (Vohe = Füch• acht Herbsthühner und ein Fastnachtshuhn Schlachtenfirst (abg.). Die Sichel ist viel­ sin), Häzelengarten (Hätze = Elster), Ler­ an Hedwig von Balingen, die zu Rottweil leicht nach der Form des halbringförmigen chengarten (abg.), Nachtigall, Tröstele seßhaft war, entrichten), Gießner Wiese Gerätes zum Gras- und Getreideschnitt (Drossel), Geigelberg (Kuckucksberg), (hieß vor 300 Jahren Ließerin Wiese). Ste- benannt. Gauchhalde (Kuckuckshalde), Weihenta I hendes Gewässer wird als See, Lache, Wei- Nach Form, Lage und Besitz der Fluren (Gabelweihe), Bärenloch, Froschlache (abg.), her, Wette oder Gumpen bezeichnet: Schie- werden benannt: Kartenspiel (Äcker bunt Rappenhalde (Raben). Ob Wolfental etwas fersee (früherer Steinbruch des Zement- durcheinander gelegt), Breite (1560 Braite: mit Wölfen zu tun hat, ist unsicher, viel­ werks), In der Wette (zu waten, unreiner umfangreiche Ackerfiuren, die wohl zum leicht steckt auch der Personenname darin. Dorfweiher, m eist als Pferdeschwemme ge- Heselwanger Fronhof gehörten, s. auch Unsicher ist auch die Erklärung von Hirsch­ nützt), Wettegasse: Stutzenweiher (früher Brühl). Dazu gehört auch der Bol (Bölle berg, weil früher manchmal Hursberg ge­ Sylz und Stulz geschrieben, also ein k ürist- abg, = kleiner Bol), der meist größere Gü• schrieben wurde und das würde Hecken­ licher Weiher eines Sylz), Bei der Frosch- terkomplexe umfaßte, die in Herrenhand berg bedeuten. lachen (abg.), Am Gumpen,,Am Mausgum- . waren (s, Burgenwand). Bitz ist ein aus der Flurnamen erinnern an Weide pen und Schweinsgumpen (in dem sich die Nutzordnung ausgenommenes, eingezäuntes Bis in die Mitte des vorigen Jahrhunderts Schweine wälzten), Wigertäle (abg., einge- Landstück und Luß sind aus der Aufteilung senktes Tal mit Weiher), An Mundrich wurde von Frühjahr bis Herbst sämtliches (abg., 1438, Mündung in den Reichenbach). von Herrenbesitz im späten Mittelalter als Vieh auf die Weide getrieben. Alle Fluren durch das Los aufgeteilte Flurstücke (1438 der Markung, deren Namen an Weide er­ Auf die Lage am Wasser weisen hin: In verkauft Eberlin Yetter eine Wiese am innern, liegen östlich der Eyach im Vorland der Wuhrwiesen (am Mühlwehr), An der Lussgäßle). des Hirschbergs im weiteren Sinn, dessen Falle (vom Wehr), Am Werd (Uferland) Gegend früher bei weitem nicht im heuti­ und Werdgärten, Auf der Insel (zwischen Weinbergwege am Heuberg gen Umfang bewaldet war: Schafhaus, Stadtbach und Steinach), Bei der Kessel-, Zahlreich sind Flurnamen, die der Pflan­ Schafscheuer, Schafbühl, Schafweide, Fül• Kratzmühle (von den früheren Besitzern zenwelt oder der Art des Anbaues ent­ lesweide, Geißbühl, Geißglubbert (was dicht Keßler und Pankratius Miller). In der nommen sind. 1440 ist der Weinbau an der aneinander hängt), Ebergasse (Triebweg Nähe der Mühlen finden sich: Am Mühl• Vogtshalde bezeugt; am Heuberg sind am für die Weideschweine), Ochsenbrunnen wasen, M ühltörlein (zur Herrenmühle), Hohgäßle und der Hohen Staffel noch die (1323 Ochsibrunnen), Etzelbach (Bach, der ..,) Mühlgraben, Mühlrain, Im M ühlgarten. Die alten Weinbergwege zu erkennen. Im En­ von der Weide kommt), Hirtenhäusle, Alter Altwasser der Steinach heißen Altlachen. gelestäle stand der Engelinshof der St. Stall, Hertweg (1402). SchutzsteIlen, die zu Au, Äuble, Äublesgraben sind wasserreiche Katharinenkaplanei, der an den steilen gewissen Zeiten am Tag oder in der Nacht Wiesen und durch Wasser geteiltes Land, Südhängen Wein anbauen ließ. Im Lager­ bezogen wurden, oft durch Hecken oder meist mit rechtlicher und wirtschaftlicher buch von 1565 heißt es: "Joseph, maler, Gräben umsäumt, heißen Stelle, Stelleweg. Sonderstellung. Hierher gehört auch Brühl, zinst jehrlichen usser seinem Weingarten Uchtgärten und Uchtwiesen (abg.), (Nacht­ die Wiesen, die zum Herren- oder Fronhof in Engelestälen . .. zehn Schilling". Unter weide, besonders für das Zugvieh), Die gehörten. Das Rohrloch ist ein mit Schilf­ dem Goldersberg läßt der 1565 genannte Schmalzkappe ist ein rundlicher Hügel, der rohr bewachsener Grund', Bezisried ein ein­ Flurnamen "Ob den Weinbergen" einstigen fette Weiden für Milchkühe trug. Die Öff• -r. gezäuntes oder einem Bez gehöriges Ried Weinbau vermuten. Der Flurname Wein­ nung zum Durchschreiten der Einfriedung "(Sum pf). Das Nettentäle (zusammengezogen garten ist hier noch erhalten. oder am Etterzaun hieß Gatter. Die Gän• aus "an Etten" = Weidegeflecht zum Ab­ Der Heuberg (1336 H öiberg, 1338 Höberg) seweide war auf den Allmenden an der dämmen "des W assers) mußte geschützt Eyach und im Unterbach. Die Weidewirt­ werden. diente zur Gewinnung des nur im Winter benötigten Heues, da das Vieh im' Sommer schaft gab, wie die vielen Niederschriften der Verhandlungen und Verträge im Ba­ Die Beschaffenheit des Bodens au f der Weide war. Das Kleine und Große Bohnland sind Baumland (schwäb. bom). Iinger Vertragsbuch beweisen, oft zu Strei­ Vielgestaltig ist di e Beschaffenheit de s Markungsteile erhielten auch oft nach ein­ tigkeiten mit den Nachbargemeinden An­ Bodens, der Geländeformen mit ihrem zeln stehenden Bäumen oder Baumgruppen laß, insbesondere mit Heselwangen. Viel­ bunten Wechsel von Erhebungen und Sen­ ihren Namen: Bei den drei Bäumen, An leicht hängt damit der Flurname "Hädern" kungen und ebenem Land. Von der Sied­ der Buche, Am hangenden Büchle (abg.), zusammen. Verendetes Vieh wurde vom lung aus werden sie mit erstaunlicher Fülle Bei Loschems uns Bäschelens Bäumen Schinder oder Kleemeister abgezogen und von treffenden Namen bezeichnet. Nach der (nach Personennamen), Lindlesberg, Am vergraben: Kleemeistereigasse, Schinder­ Bodenbeschaffenheit wurden benannt: Stei­ Eichle, Eichenwäldle, Tannenwiese (abg.), hütte, -gasse, -gärtlein, nige Halde, Steinäcker, Steinenbühl (Bühl An der langen Hecke, Auf Hägern (abg., An Wege und Straßen erin ner n : Krum­ = Hügel), Steingarten, Steinbuß (Buß -~ Hecke zur Einzäunung) und Hagwiese mensteige, Hangensteige. Altes Sträßle, buckelartiger Körper), Biesenberg (von (abg.), Roßnägele (wilde Nelken), Disteln:' Hinterer Hauptweg, Hohlweg, Stettgasse, Büchse, schwäb. Bies? Binse?), Börle (von au (abg., 1350: ein Acker bei Distelnau), Hahnengäßle, Hochsträßle, Katzensteigle, bar = n ackt, bloß), Goldersberg (Berg mit Warnnagele (abg.), Hopfenacker (abg.), Beim Kreuz (heute "Blu me "), Oberes und abgestürztem Gestein), Rauhe Wi ese, Obere Binsenbol. Der Hasel (Haselnußstrauch) Unteres Hohgäßle (letzteres auch Hohe Laimen (lehmig), Laymenbrunnen (abg., wurden heil- und zauberkräftige Wirkung Stapfel genannt), W endeplatte (zum Wen­ 1350 Acker und Wi ese I:d dem Laymen­ zugesprochen (auch im Ortsnamen Hesel­ den der Wagen). Viele von diesen Namen brunnen). Der höchste Punkt der Markung wangen): Am häsenen Rain und Häslins• sind abgegangen: Hohensteig. Fronsteig, ist das Höchst (803 m), rain (abg.), Der Holderhof (von Holunder) Allmandgasse, Zwerchenweg (Querweg bei Mai 1969 Heimatkundliche Blätter für den K reis Bal lnaen Seite 7<13

der "Bl um e" ), Dietsteig (beim überland• .zen w iese übten sich die Schützen. Di e bergfehde 1286 eine bedeu tende P ersönlich­ werk Eppler), Heerweg vor dem oberen .Leinwand und die Tuche wurden auf der keit gefallen sein, fü r die ein Ged en kstein -Tor (1543), Heerstraße (1745), Auf der Stie­ Bleich e und im Bleichgarten der Son ne gesetzt worden sei. gel (wo man den Zaun übersteigen muß). ausgesetzt. In der Walke wurde das Tuch Mit einzelnen Flurnamen sind Sagen ver­ Der K albersteg an der Ostdorfer Straße geknetet und gereinigt. Die St. Äfrenwiese b unden wie mit der Tränenw iese. Bei man­ bezeichnet einen Steg zu einer kahlen war eine d er St. Afra- Kapl anei der Stadt­ chen ist bi s jetzt noch keine befriedigende Stelle (schwäb. khal, khalb). kirche ge hörige Wiese. Vom Nießengrund Deutung gelungen: Im Keintle, Am Glaun, Auf der Bruck beim Höchsten hatte man Nutznießung. Im Remenstall (abg.), Auf dem Hoch­ über einen Bach führte eine Brücke Verschiedene Fluren wurden nach fr ühe• schmuß (abg.), Sittentäle (früher Sin tental (Bruck): Auf der hohen Bruck, arn steiner­ ren Besitzern benannt: Pfeff inger, Trich­ geschrieben), In Bitten (abg.) und Bitten­ nen Brückle, Auf der Bruck beim Höch• tinger Äcker, Heinzles Rain, Kronenw äldle wiese (von Bu tte?). Die Walzenw iese ist sten. Der Bahngraben (richtiger Banngra­ (in der Steinach bei derTorbrücke), Schwa­ vielleicht eine Flur, d ie von einer Hand in ben) bezieht sich auf di e Flur- und Mar­ nenwirts Täle, -rain, Stadtwald, - aeker, die andere ging, d. h, frei verkauft werden kungsgrenze, Bei den Lachen standen wohl Stiftungswald, Im Knollenhannes, In d er konnte (Personenname?). Nicht geklärt ist die Löchbäume mitEinschnitten und Grenz­ Lotte, Textorsloch, Im Degernauer (1600 bis auch der Name Walb erg (unterlag nicht zeichen. In der Straße nach H eselwangen 1629 Hans Friedrich von Degernau, Ober­ dem Flurzwang; P ersonenname, Welsche. vor dem unteren Tor wurden die Krämer• vogt), Vogthalde. Oberamtmannshalde, Waldberg?). märkte abg ehalten ("Alter Markt"), wäh• . Marzenhansens Bruck (schon vor 300 Jah- Bindung an Na tur und Heimat rend die Viehmärkte in der Maderstraße ren, Schaftrieb ü ber den Etzelbach), Römer­ sta ttfanden (der Weg, der zum Grasboden gäßle, Waldschü tzenrain. Manche di eser Aus neuerer Zeit können Namen stam­ führt, auf dem nur einmal gemäht wird, Namen sind heute nicht m ehr gebräuch• men wi e Mandschur ei, in dem die damalige der sonst al s Weide benützt wird, schwäb. lich: Im Tuchsch erer, I m Schuhmacher, Im Ab gel egenheit verglichen wurde m it dem m ad), Noch in den Brandakten .von 1809 Kuttler (Metzger), Eyselensgarten (beim Kriegsschauplatz im russisch-japanischen wird vor dem oberen Tor ein Stadtgraben früheren Zementw erk), Stoffels Weingar­ Krieg. Bei dem Gang durch di e Markung er wähnt ; 1384 vermachte Bürgermeister ten, Vötschlins Loch, Schw eikhardshau, lasse n uns di ese Namen erkennen, was un­ Benz Betz seinen Töchtern im Kloster Stet­ Raydenhard, Egenbohl, Erhardsgasse, Rol­ se re Vorfahren in m eh r als 1600Jahren aus ten "einen Garten zwischen dem Stadtgra­ lerwies. Bedeu tende Grundbesitzer waren dem von ih nen beb auten Bod en herausge­ ben und dem H üsinger, den Burkart Hesla­ im Mittelalter die Geistlichen: Heili gen­ holt und an Leistungen auf ihm vollbracht wang innel.at". Der Bebbel oder Bebbelt acker, Herrenwiese (dem Heier gehörig), haben. J e näher die F lu ren den Siedlungen hi eß 1502 Betbol, da auf ih m di e St. Ulrichs­ Mesmerwiesle, Helfer wiesle, Mesmer ra in. liegen, desto m eh r häufen sich die Namen. kapell e stand, zu der gewallfahrtet wurde. Zum Spital gehörten Spittelwies u nd Spit­ Die treffenden Benenn ungen nach Boden­ Auf Besonderheiten im Besitz weist Im teläcker. Die Stotzirrger Mühle war Ban n­ beschaffenheit, - glied eru ng, - gestalt, nach Pfänder hin. mühle für Geislingen, und Tieren und Pflanzen, nach Art der Nutzung Die Urtelengassa hat vielleicht von einer Roßwangen und gehörte bis 1531 den Her­ und des Besitzers oder nach geschichtlichen in der Nähe befindlichen Richtstätte ihren ren von Stotzlugen ("Im Stotzen"). Nicht Ereignissen zeigen uns die scharfe Beob­ Namen. Der Galgen befand sich u rsp rüng• ga n z geklärt werden kann, der schon 1543 achtungsgabe unsererAltvordern, ihre enge lich im Südw esten der Stadt an der Gal­ erwähnte Flurnamen "Auf Schmiden", Ent­ Bindung an Natur und Heimat, an Haus genhalde (abg.) und wurde später nach weder geht er auf einen P erson ennam en und Hof. Ih re Namenwelt kann uns zum Norden auf den Galgenberg verlegt. In oder auf eine Feldschmiede zurück. Auf Spiegelbild der Wesensart di eser volks­ seiner n ähe befinden sich auch die anderen dem Hohenstein soll in der Zollern-Hohen- tümlichen Menschen werden. Flurnamen, die mit dem Strafvollzug zu­ sammen hängen: Galgengarten, Galgenrain, Hauptwasen (Enthauptungsstätte), der Schnapper (der Galgen, der empo rschnappt Kostbarkeiten der Heimat und an dem Strauchdiebe und ' Plünderer ihre Strafe fanden). Die st. Wendelinskapelle in Ob ernheim-T anneck I Kurt Wedler , Ebingen Alemannische F riedhöfe An frühere Siedlungen eri nnern die Flur­ Di e jetzige Siedlung -Tanneck m en schlichen Zügen derVertraulichkeit und namen "Auf Stetten" und das 1543 erwähnte ist erst nach den Befreiungskriegen ent­ des Kon taktes abgelöst.werden. Der unge­ "Walstetten " (abg.) zwischen Hirschbrauerei standen, Die IRodung dort zwi schen dem heure Reich tum und die Vielfalt der Bild­ w erke jener Zeit ist Ausdruck eines from­ und Siechenhaus, das auf Besiedlung mit Burgbühl und dem Ortenberg, die beinahe Welschen hindeuten mag, und zu dem einer men Willens zur Mit gestaltung an der re­ der fünf Bahnger alemannischen Fried­ ganz von Wald umgeben ist, läßt aber auf ligiösen Welt auf dem Geb iet der Kunst. höfe geh ört. Auch Stetten hat einen Rei­ eine ältere Siedlung schließen, die vielleicht Das zeigen auch die beiden kleineren, bäu• hengräberfriedhof vom Ende des 7. Jahr­ im Dreißigjährigen Krieg abgegangen ist. erlichen P lasti ken des P etrus (links mit .hunderts. 1544 heißt diese Flur "I m Wey­ Schlüssel) und des P aulus (rechts mit ler'', Um 1130 stiftete hier Gräfin Udelhild Einquartierungen und Mißernten b rach­ (Fortsetzung nächste Seite) von Zollern dem Kloster Zwiefalten eine ten in den Jahren 1813 bis 1815 Hu ngers­ Hube. Der Flurname Weiler ist auch beim not in Ob ernheim, die im Jahr 1816 ihren Schädelhärdle nachgewiesen. 1635 soll diese Höhepunkt erreichte. Um ihren Äckern Siedlung nach der Pest verlassen worden näher zu sein und nach Möglichkeit Feld­ sein. Es fe hlen aber sichere Hinweise. Die diebstahl zu verhindern, zogen einige größeren bevorrechtigten Höfe im Dorf und Bauern nach Tanneck, bauten später auch die zu gehörenden Güter w aren im Besitz ein Gasthaus und im Jahr 1848 die neue des Grundherrn, der wahrs cheinlich seinen Wendelinsk apelle, die im Jahr 1957 erw ei­ .Sitz an der Burgenwand hatte (1560 Burk­ tert wurde. kenwies, 1565 Burckhenwang, wang von Wange, Antlitz, hier = aufgewölbte Ge­ Diese kl eine Kapelle, direkt an derStraße ländeteile). Der di rekt darunter liegende zu m Ortenberg gelegen, zeigt auf d em Bol dürfte in der Hand d es Grundherrn Altar rechts neben einem schlichten Kruzi­ gewesen sein. fix und einer Pieta den Schutzpatron der Ka pelle, den hl. Wendelin im faltenreichen Die Balinger Orgelhütte Gewand mit Hirtentasche und Hirtenstab Beim Hammer (abg., je tzt Epplersch es und fast fraulichen Gesichtszügen. Wende­ El ektrizitätswerk) war ein Hammerwerk. lin ist der Schutzheilige des Viehs und da­ Zum Gutleuthaus (abg.), dem K rankenhaus mit der Bauern und der Hirten, und des­ für Aussätzige und ansteckende Krankhei­ halb wird er meist als Hirte dargestellt. ten, beim Siechenkirchlein ge hörte der Sie­ chengarten und das Si echenösch le. Im Esel­ Lin ks auf dem Altar ist Jakobus der stall war der Stall der Mülleresel , da frü• Ältere zu sehen m it de r Muschelmütze, her w eit häufiger als heute Esel zur Arbeit dem Pilgermantel und d em Pilgerstab. Er verwendet wurden. Von d er Dominikane­ ist der P atron der ::'ilger. Sein ausdruck s­ I • rinnen kla use, die in der Reformationszeit volles M än . )rg' sicht mit dem wallenden aufg ehoben wurde, stamm t der Name Auf Bart läßt, wi e di e Plastik des Wendelin a f Klausen. Die Orgelhütte wa r erst städti sche eine Gest altung des späten 15. J ah r ~ un ­ Zlegelhütte, dann Scheidewasserfabrik und derts schließen . Es sind also sp ätgotisch e zuletzt Orgelfabrik. Bei derSalpeterpflanz­ Skulpturen, di e ein gutes Beispiel jen er hütte (abg.) wurde Salpeter erzeugt, im schaffensfreud igen Ep oche der deutsch en Kalkofen Kalk gebrannt. Beim Schießhaus, Kunst geben, in der das Symbolhaft-Ab­ Bei der Schützenmauer und auf der Schüt- strak te der Gotik von ansprechenden 111. l Vendelin in d er Ta nnecker K ap ell e. Seite 744 Heimatkundliche Blätter für den-Kreis Balingen Mai 1969

Schwert) die trotz mangelnder Meister- , weil und dem Meister Meßner von Saulgau men auch als Flurnamen vor. Das Gegen­ sch aft, S ~el e undGemüt-verraten. zugeschrieben. - Bei der Erweiterung der teil davon sind die steinigen "Fleinsböden " Di e beiden Tafelbilder m it Wendelin und K apelle im Jahre 1957 wurde der Raum oder "Scherren". Von ihnen hat sehr wahr­ J oseph werden J oh ann Pfünner von Rott- neu ausgemahlt, scheinlich die Scherra-Grafschaft ihren Na- men. Leider sind die Lixfläehen zu klein, zu hoch und damit zu kalt gelegen und zu or tsfern, als daß sie größerelandwirtschaft­ liche Bed eutung haben könnten. Aber ver­ gessen wir nicht, daß die Hochalb zweimal von wohlhabenden Viehzüchtern dicht be­ siedelt war. .(Hügelgräberbronzezeit und , Hallstattzeit) - Das gilt natürlich nicht von den armen Kerlen der Altsteinzeit, die mit dem Eiszeitalter zusammenfällt. Die Funde aus dieser Epoche sind mehr als spärlich: in unserem Betrachtungsgebiet einige Feuerstein-Messerchen und -geräte, ein paar Feuerstellen, Knochen, Gräten und Zähne von Großtieren, (Mammut, Nashorn) Nagern, Vögeln, Fischen. Die Fundstellen sind durchweg Höhlen: Heidensteinhöhle bei Ebingen, je eine Grotte bei Ehestetten und Straßberg, im Degerfeld das Hütten• kirchle und der Bernloch (Bärenwald), die Kühstelle bei und die vier Höhlen von Veringenstadt. Und dennoch hat der altsteinzeitliche Mensch, ganz abge­ sehen davon, daß er 'iberhaupt er st Mensch 'werden mußte auf dieser Erde, Ungeheures geleistet: Die Handhabung des Feuers, die Verwendung des Faustkeils und anderer Foto: Wedler Waffen die Bearbeitung des Feuersteins. Die Wendelinskapelle in 'I'anneek. Kein Tier k am auf solche Gedanken, 'bis auf den heutigen Tag. Der Mensch der Alt­ steinzeit ist ein Bestandteil des. Ei szeit­ alters. Er ist verschwunden. Aber er w ar Noch viel Eiszeitliches in unserer de r Pionier der gesam te n Menschheit. Im Vergleich zu dem Wenigen, das er Landschaft h interlassen hat od er zu dem Geringfügi­ vo n Hans Müll er ge n, das er in der Landschaft verän~ert hat, ist das eiszeitliche Erbe der S c h op ­ (Schluß) Die tiefgreifende eiszeitliche Verwitte­ fung ungeheuer. Unser ga nzes Land­ Der Wind half mit. (1) Durch solche Lehm­ rung hat sehr viel Gestein zu Erde aufbe­ schaftsbild, die in Bergkies, Blockmeere und Lehm eingehüllten Steilh änge, die ab­ lieferungen wurde der Ka r s t vorüber• reitet. Wenn auch von der Erde bis zum gewanderten Decken, die Ger öllterrassen gehend verstopft, (plombiert) (9) (10) zumal bakterienerfü llten, fruchtbaren Mutter ­ an den Fl ußufern, der Löß, die vo m Erd­ der Untergrund zugefroren war. An war­ boden noch ein weiter Weg ist , so ist doch fließen etwas verschleiertenCeländeformen ·m en Eiszeittagen floß dann durch unsere für ein Gebirge die Gesteinsverwitterung der Hochalb, das Gesicht der seltsam schö­ vielen Hochtäler etwas Wasser. (4) (6) Es der erste Schritt. Daraus entstand die nen Ur täl er " und eine enorme Aufberei­ .k onnte diese "Urtäler" aber nur leicht nach­ Braunerde auf den Äck ern der Hochalb . tung"des Gesteins zu Erde, das sind Wir ­ formen. Als es wärmer w urde, war der Aber auch di e Waldschwarz erde der Laub­ kungen, die heute noch und für d!e ~u­ -Ka rst wieder aufgetaut undfreigespült w älder, di e nur aus Blätterhumus zu be­ kunft über di e gesam te Ob erfläche hin luk­ ·und di e Trockentäler wieder trocken. Es st ehen scheint, wird von der Kalkverwitte­ kenlos alles Leben b estimmen . ·sind: Ursental und Lipbachtal, (Skizze, rung "m ineralis ch gedüngt" und entsäuert. links unten) Finstertal, Hausener Tobel, Wo in den hochgelegenen "Urt äle rn " stein­ Von welchem noch so berühmten histori­ Seetal, P faffental, Mauertal und Degerfeld. frei er Lehm eingeschwemmt oder einge­ ·(Heimatkundliche Blätter 1957 Seite 157 ff) blasen (1) w urde, verwandelte er sich in schen Ereignis könnte man auch nur ent­ Alle "Urtäler" (sie sind älter al s die Donau) entkalkten Lichsboden. (10) "Lichsen " kom- fernt Ähnliches aussag en? sehen mit ihren Bergen und Buckeln drumherum so seltsam verwaschen und "abge nutzt" aus. Das kommt von der weit­ räumigsten Wirkung der letzten Eiszeit, (8) Die Sonne leuchtet am Waldrand dem sogenannten E rdfließen (Solifluk­ t ion) (1) (2) (3) (9) (10): .über gefrorenem Das Frühlingsfingerkraut blüht I Kurt Wedler, Ebingen Untergrund taute sehr ,oft ein dezimeter­ bis meterdicke Schicht (9) auf und kam al s Ganze Polster bildet oft das Frühlingsfin• "Erbsensu ppe" in Bewegung - auch schon gerkraut, das aus dem noch dürren Gras wie bei dem kaum merklichen Gefälle von 2 ·d ie Sonne aufleuchtet. An Wegrändern und Winkelgrad! (1) Also praktisch überall. Es Abhängen auf Schafweiden und an Wald­ wurden auch Steine und sogar Blöcke (7) rändern i~t es anzutreffen. Seine gesägten mitgeschoben. Diese Soliftuktion (Sol = fünf Finger des Blattes haben ihm den Na­ Sonne) hat unsere Landschaft so umfas­ men gegeben. Auch die Blütenblätter in send, w enn auch nur oberflächlich ü ber ­ ihrem satten Gelb sind in der Regel in der form t, (11) daß man sich heute gar keinen Fünfzahl. r echten Begriff davon macht. In sehr ge­ Potentilla vorna ist eine der über 300 Ar­ fällsschwach en Tälern sind diese Fließ•

ten des Fingerkrautes, aber es ist wohl das ,.~ erden zu Wülsten quer zum Tal zu sam­ bekannteste, weil es so zeitig im Frühjahr , . m enge staucht worden; heute noch zu sehen erscheint. Einige Wochen lang treibt es im­ 5 am Sandbühl (Flur Auwerdern, zu Laut­ mer neue Knospen, die ihre gelbe Pracht . Iingen), im Riedbachtal von Ebingen (von entfalten. Wenn dann in der Nachbarschaft Friedhof bis Umspannw erk) und im Win­ noch der Frühlingsenzian seine blauen terli nger Ried. Es wurden vom Erdfließen Sterne zeigt, ist dies für den Blumenfreund a uch Eiskeilspalten pefüllt (z. B. bei Win­ eine Augenweide. terlingen) und Taschenböden gebildet, (z. B. Die verwandte Blutwurz (Potentilla tor­ im Degerfeld) überhaupt der Ob erboden mentilla oder silvestris) spielte in der Volks­ tüchtig durchgeknetet. heilkunde eine große Rolle bei Verdauungs­ Herausgegeben von d er HeimatkundlIchen Ve r­ . störungen, Durchfall und inneren Blutun­ e in igung Im Kreis Banngen. Erscheint jewetts am , gen, wozu eine Abkochung des Wurzelstok­ Monatsende als ständige Beilage des ..Ballngpr Volksfreunds". der ..Eblnger ZeItung" und d er kes verwendet wurde. Aus diesem Grunde ..Schmlecha-Zeltung". ist das Pflänzchen seltener geworden. ...~idliche Blätter

fUr denKreis .,&cLL Balmgen.

J ah r gang 16 Nr. 6

Für Wellendingen, Schura, F eckenhause n , und Erlaheim sind k eine Aus alten Steuerlisten Werte angeg eben, sie w aren v erpfändet, dagegen sind noch mit P auschalsummen von Dr. Walter Stettner, Ebingen aufgeführt Obernheim (200 fl. = etwa 260 lb.), Kolbingen (70 lb.) Hartheim (20 lb. 9 Steuerlisten das ist doch etwas leider aber nicht zei tlich decken. Das eine sch .) und H einstetten (15 lb.). Die Differenz schrecklich L angweiliges ; w iss en die denn ist eine ge d r uck te hohenbergische Steuer­ zwischen diesen Orten, di e wir als an nä ­ n ichts Besser es aus der Geschichte zu bie­ liste schon vom Jahr 1394 (K. O. Müller, hernd gl eichwertig annehmen würden, ist ten? Das m ag der erste Gedanke b ei vi el en Quellen zur Verwaltungs- und Wirtschafts­ so gewaltig, daß m an nach Erklärungen sein, die die überschrift gelesen h aben. geschichte der Grafschaft Hohenberg = sucht: Liegt ein Irrtum vor? Sind das eine Aber gemach! Sind wir nicht all e ein biß­ Württ. Geschichtsquellen 24. Band, 1953), Vermögenswerte. das an dere Steuerleistun­ chen od er gar schrecklich n eugierig, w ieviel die ander en sind altw ürttembergische gen? Oder hatten H artheim und Heinstet­ der ander e verdient? Und von Gemeinde Steuerverzeichnisse, die bei verschiedenen ten unter ganz besonderen (kriegerischen zu Gemeinde, ist es da nicht ebenso ? Tut Anlässen entstanden; sie sind bisher oder el ementaren) Unglücksfällen zu lei­ es uns nicht bis in die großen Zehen hin­ noch nicht gedruckt, müssen daher im den? unter wohl, wenn w ir w issen, daß unser e Original im Stuttgarter H auptstaatsarchiv Auch in einem Diagramm ist die Zahl der Gemeinde vermöglicher ist als di e Nach­ erhoben werden . Besteuerten dargestellt, hi er nach der bar or te? Also, beim Vergleich er w ach t I Größe der Ortschaften; diese graphische unsere Neugier. Daher sollen auch die An- . Darstellung mag manchem Leser angeneh­ gaben , die im folgenden gemacht w erden , Wir befassen uns zun ächst m it der Ho ­ m er, für einen Vergleich übersichtlicher die Möglichkeit zum Vergl eich bieten. h enberger Li ste vom Jahr 1394 . In unser e sein als di e vi el en Zahlen. F ortgel ass en Unsere Vorstellungen über di e wirt­ Tabelle sind aus der P ublikat ion bei Müller sind hier di e Orte K olbin gen, Obernheim. schaftl ichen und sozial en Verhältnisse am di e Orte aufgenom men, die zur späteren Sch werin in gen, Harth eim und H einstetten , En de des Mittel alters sind im allgemeinen Ober en Grafschaft Hohenberg gehörten , für die k eine genügenden Unterlagen vo r­ recht v age. Sie ei n wen ig zu p räzisie ren ergänz t um di e Städte . Rottenburg. Ho rb h anden sind. Auf dem Di agramm habe ich ermöglichen uns ei n ige Steuerverzeichnisse u nd H a igerloch . Die Geldw erte sind Pfund jedem Ort zum Ver gl eich die Einwohner­ unserer Geg end, di e sich räum lich berühr en , H eller (lb.). zahlen vom 1. 12. 1900 und 31. 12. 1966 bei­ geg eben, so daß die Entwicklung jeder G e­ m einde abzulesen ist ; als Regel habe ich Hohenbergisehe S teuerliste von 1394 ein Wachstum seit 1394 auf d as Vierfache zugrunde gelegt (die Zahl der Besteuerten mit fünf viervielfacht ergibt annähernd die damalige Einwohnerzahl; di e Werte von 1900 und 1966 sind im Maßstab 20 :1 ver­ kleinert; Quellen: Das Königreich Würt• C 1(1) temberg Bd 2, Schwarzwaldkr eis, 1905 ; ...... S:o bJ) Amtl. Gemeindeverzeichnis Baden-Würt• ceS CI) .... ternberg 1967). (1)(1) eJ:> In d er Tabelle und im Di ag ramm sp r ingt sofort die führende Rolle Rot t e n bur g s Rottenburg 823 155984 1 189,5 1 185 327 127 78 in die Augen. Hier saß gewöhnlich die Horb 536 82088 2 153 2 123 229 81 41 Herrschaft oder ihr oberster Vertreter, der Hohenberg 15 750 19 50 19 3 3 o o Landvogt. Di e hohenbergische "H aup t­ das stättlin stadt" dürfte damals rund 4000 Einwohner gezählt haben und ist damit ebenso wie Deilingen 11 205 25 18,6 25 7 o o o T übingen und Reutfingen unter die deut­ Delkhofen 11 815 18 74 11 4 3 2 o schen Mittelstädte des Spätmittelalters zu Hausen ob Lochen 8 306 22 38,3 21 1 o o o rechnen. Die Steuerkraft Rottenburgs kann = unter Tann sich auch neben der viel bekannterer Städte Ratshausen 11 630 21 57,3 16 3 2 o o des Alten Reichs sehen lassen: Rechnen Weiler u. Hohenberg 17 1711 9 100,6 6 o 8 1 o wir für 1394 einen rheinischen Gulden = unter den Rinnen (1 fl.) = 1 lb 6 ß oder 26 ß (vgl. K. O. Mül• Schörzingen 21 1119 12 53,3 17 3 3 o n ler a. a . o. Einleitung S. 27), so entsprechen Denkingen 44 3666 5 83,3 7 10 11 1 2 die rund 156000 lb etwa 124000 fl. Nun h at Spatehingen 52 3204,5 '6 61,6 14 16 13 2 o B. Kirchgäßner (Eßliriger Studien Bd 9, Dürbheim 24 937 15 39 20 9 3 o o 1964) das steuerbare Vermö{en etlicher Gosheim 20 1561 11 78 9 5 6 2 o oberdeutscher Reichsstädte des 14. und 15. Wehirrgen 34 1790 8 52 ,7 18 6 5 1 o Jh. zu sammengestellt, soweit si e zu er m it­ Reichenbach 11 906 16 82,4 8 2 5 1 o teln w aren. Leider liegen diese Werte nicht Egesheirn 14 996 14 71 12 2 3 2 o ebenfalls für das Jahr 1394 vor, so daß Bubsheim 10 745 20 74,5 10 5 3 2 o Vergleiche mit einiger Vorsicht gezogen Nusplinge n 55 1575 10 28,7 24 24 4 o o w erden müssen. Danach hatten Vermögen: das stättlin Eßlingen 1389: 20500n fl., 1396: 244000 fl.; Unter dig isheim 13 872 17 67 13 2 3 1 o Bern 1389: 400000 fl. ; Augsburg 1396 : 500000 fl.; Nördlingen 1401 : 190 000 fl., 1407: Fridinge n · 24 2865 7 119 4 2 11 3 o das stättlin 160000 fl. Man sieht, daß der Abstand der h ohenber gi schen Landstadt Rottenburg zu S chwenningen 7 (10) 212 (242 ) 24 35 22 3 o o o den gr oßen Reichsstädten ger inger ist als Renquishausen 8 248 23 31 23 4 1 o o der zu den Städtchen am Albr and u nd auf Sch ömberg 88 12 168 4 138,3 3 15 42 16 4 der Alb, d. h . für di e w ir tschaftlich e Be­ di e statt deutung schlägt der Untersch ied zwischen 17 995 13 58,5 15 2 2 o o Reichs- und Landstädten weniger zu Buch H aigerloch 168 18517 3 110 5 46 56 26 5 als der zwischen wirklichen Städten mit differenziertem Gewerbe und regem Ge- Seite 746 Heimatkund1iche Blätter für den Kreis Ba1ingen Juni 1969

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~!jßß)JJWW 5LCt( a Jun i 1969 Heim atkundlieh e Blätter fü r d en Kreis Balingen Seite 747

sch äft sleben , zu denen für d ie damalige weggezogen . Daß au ch h ier au ßergewöh n ­ Jahre späte r bei ei nem tüch t igen Holz­ Zeit Rottenburg und auch Hol' b gerechnet liche Ver h ältnisse vorliegen, ze igt ein Ver ­ schn itzer einen Hochaltar zu bestellen, nach w er den d ü r fen, auf der einen u nd Bauern­ gl eich m it den Nachbarorten HaI' t h e i rn dem di eser sonst unbekannte Meister sei­ städtchen wie S c h ij m b e r g, Fr i d i n ­ und H e ins t e t t e n , di e oh ne Schätzung nen Namen hat (vgl. K . Wedler, d er Mei ster g e n oder gar H 0 h e n b e r g au f d er . der einzel nen H aushalte eine S teuersumme von Weilen: Heimatkundl. Blätter 1965 S. anderen Seite.Der beachtliche Wohlstand von 20 lb 9 ß bzw . 15 lb anbo ten, das en t­ 562 ff.). Rottenbu rgs beruhte ni cht auf dem Fern­ spr icht einem Vermögen vo n 409 und 300 Vo n den etwa 25 Orten hatten sieben handel , sonder n auf dem fruchtbar en, auch lb. Damit w ären beide . Orte verm öglicher nu r je 8-11 Steuerzahl er, also wenig er als für Weinbau genützten Bo den , einem zah l­ als Schw en ningen. In einer an deren Steuer­ ein Dutzend Haushalte. Das liegt n icht nur r eichen Gewer be und ein em um fangr ei chen liste a ber, di e etwa im J ahre 1385 angele gt an der geringen Ergiebigkeit des Al bbod ens H andel im Nah - und Mittelb ereich . wurde (Müller a. a. O. S. 1), versteu er te od er an dem geringen Umfang der Mar­ Die zehn r eichsten vo n 823 Bürgern Rot­ Schwenningen mit 50 Ib. mehr als Hein­ ku ngen (in denen häufig sogar noch andere tenbur gs h aben Ei nzelver m ögen zw ischen stetten (20 lb.) un d Hartheim (26 Ib .) zu­ a ufgegangen sind, s. z B. für H ausen u n d 4000 und 1700 Ib. und versteuer n zusam­ sammen u nd stan d gleichwertig neben Ra tshausen: Der Landkr ei s Bahngen II S. men 26000 Ib., d as ist fast gen au ei n Sech­ Schörzingen u nd We iler; au ch d ieser Ver­ 407 und 662 f.), so n dern hi er schimmert stel des Gesam tver m ögens der Bü rger­ gleich zeigt, d aß Schw eri ningen zu den grö ­ n och die ä lt ere Si edlungsform des Weilers schaft. In H o l' b ergibt sich das gleiche ßeren Orten ge hörte und di e Ergebnisse durch, die für das früher e Mittelalterals die Ve rhältnis, do rt beläuft sich das Vermögen vo n 1394 nicht d en echten Wert des Or tes Reg elform der Siedlung anzusehen is t. der zehn wohlhabends ten Steuerzahler au f w iedergeben . Vie r weitere Dör fer, W e i ­ Wenden w ir uns nun noch der Entwick­ 13900 von 82088 Ib . D ie vermöglichsten I e n, H a u s en, R at s hau sen und lu ng der Dörfer und Städte bis zum 20. Jh. Rottenburger woh nten dur chw eg in der S c hö r z i n g e n h atten 1393 eine Brand­ zu, wie si e das Diagramm darstellt, so kön• Innenstadt; hi er waren sie nicht bl oß dem sch atzung mitgemacht (Müller S. 13); d as nen wir leicht ablesen, d aß fast all e Dörfer G etrieb e der Wochen- und J ahrmä r kte am erklärt 'vielleich t die geringe Steuersumme die zugrundegelegte Vermehrung der Be­ nächsten , hi er durften si e sich auch h inter Schörzingens, das scho n im Albvorland völkerungs zahl au f das Vierfache von 1394 den Stadtm au ern sich er fühlen. Dagegen liegt und daher eine h öh ere Summe erw ar­ im Jahr 1900 überschritten hatten. Aus­ war di e Gegend vor dem Kiebinger Tor, ten ließe. Man muß also b ei der Auswer­ nahmen bilden nur W eil e n u . d. R. und also ei ne Vo rstadt, offensichtlich ein Quar­ tu ng ei ner so lch en Li ste immer einige Vor­ D a u tm e r g e n. Ganz an ders sieht es bei ti er der ärmeren Leu te. Für di e h ier a n­ behalte m achen. Im allgemeinen aber be­ den Städten aus: Hol' b hatte 1900 noch sässigen 83 Steuerza hler läßt sich ein Ver­ stätigt sich au ch durch di ese Zusammen­ nicht einmal so viel Einwohner w ie 1394, möge n von 3923 lb . er r echnen, das sind im stell u ng, daß die a lt sch wäbischen -ingen­ H ai g e r I 0 c h knapp, Ro t t e n bur g Schnitt 47,3 fl , Bei 35 von ih nen, d. h . 42 0/0, Orte di e volkr eichsten und steuerstärksten etwas mehr als das Anderthalbfache, auch sin d Werte unter 20 Ib. angegeben , sie sind sind. Unter diesen selbst schneiden die im S c h ö m b e r g und N u s pli n g e n blie­ also bi tterarm. Für die ganze Stadt d ag e­ Albvorland wie S p a ich i n g e n (das noch ben hinter der Norm zurück. Der langsame ge n (ein schI. Ehin gen) betrug der Anteil nicht Stadt war) und Den kin g e n hin­ Fortschritt in den Städten wird verschie­ der armen Leu te (unter 20 lb.) nur et wa sich tlich der Bevölkerungszahl bess er ab dene Ursachen haben, von denen wenig­ 22 "10. als die auf der Alb. Den H auptgrund dafür stens einige erwähnt seien : Seuchen kön• . wird man in der bes ser en Bodenbeschaff en­ Gegenüber den beid en Neckarstädten nen in den enggebauten Städten schlimmer heit suchen; die Gunst der Verkehrslag e wüten als in den Dörfern; Gewerbe und fällt sch on d ie Doppel stadt Hai g e r 1 0 c h kommt hinzu. Eine Ausnahme bildet neben Handel sind zurückgegangen; nicht zu ver­ weit ab u nd erst rech t d as spätere Ober­ Nusplingen und Schwenningen noch Dei­ ho henberg. Wi e zu erwarten , sind im ga n ­ gessen ist, daß Rottenburg. Horb und H ai­ 1 i n g e n am Fuße d es Oberhohenbergs, gerloch im Spätmittelalter zeitweise kleine zen die Städte den Dörfern nicht nur hin­ das nicht bloß schwach bevölkert, sondern sichtlich der Zahl der Besteuerten und d a­ Residenzen w aren, von denen Impulse für auch ganz steu erschwach w ar. Wenn man das Wi rtschaftsleben ausgingen; mit dieser m it der Einwohner , sonder n auch der au ch bed enken muß. d aß 1394 Delkhofen Dur chschn ittsverm ögen über legen.In die­ Herrlichkeit war es seit dem 16. Jh. für und d as Städtchen Hohenberg eigene Mar­ Rottenburg und Horb vorbei. Der Vergleich se m Betr acht muß H a i g e r 1 0 c h den ku n ge n h atten, so möchte man doch auch mit den Nachbarstädten T ü bin g e n und Städtchen S c h Ö m b e r g und Fr i d i n ­ hi er n och zusätzlich an Schädigung d er g e n den Vor tritt lassen. F ridingen h atte ein R e u t I i n g e n zeigt aber, daß es vor Bevöl kerung durch Krieg oder so nstiges allem an der Einstellung der Bevölkerung besonders günstiges Verhä lt n is zwischen Unglück denken. (Vielleicht darf als Be­ Verm öglichen und Armen . Dagegen steht zur industriellen Entwicklung lag; schon kräftigung fü r diese Vermutung angeführt oft wurde festgestellt und auch manchmal Nu s pli n g e n ga nz arn Schluß, es h at w erden, daß neben den elf Einwohnern, di e 1394 nur vier halbwegs begüter te Bürg er, beklagt, daß sie beim katholischen Bevöl• mit bestimmten Beträgen au fgezählt sind, kerungsteil unseres Landes früher kein dagegen über 40 % ar m e Teufel, w ährend noch vier w eitere ohne Vermögensbeträge in der Regel di e Zahl der Begüterten (über Verständnis fand. D as hat sich inzwischen genannt w erden; auch in Delkhofen begeg­ geändert, und wo die Voraussetzungen 100 Ib.) größer ist als die der Arm en; dann nen drei zusätzli ch e Namen ohne Verrnö• können d iese im Taglohn bei den Reichen günstig sind wie in Rottenburg. wird nun gensangabcn), Demgegenüber ist der ver­ kräftig au fgeh olt . etwas h inzu verdien en (übrigens kommen h ältnismä ßige Wohlstand des benachbarten zu den 55 Steuerz ahlern noch 8-10 P erso­ W ei l e n unter den Rinnen auffallend, II a nen, di e namentlich, aber ohn e Steuerlei­ zu mal es ja auch u n m ittelbar d avor eine Vermögensliste von 1470 stu ng aufgeführt sind; sie eingerechnet B r andsch atzung überstanden h atte. Weilen w ür de das durchschnittliche Ver m ögen un­ verzeichnet gar keine Armen.Das kann Die fo lgenden Listen betr eff en die alt­ ter 25 fl. sinken). Ve rmutlich entspr ang mit seiner Entstehung zusammenhängen: w ürttembergischen Orte der Ämter Balin­ aber dieses u ngesunde Verhältn is in Nusp­ Hans J än ichen vermutet (Der L andkreis gen, Ebingen u n d Rosen feld (vom Amt Ro­ Iingen einer besonderen Si tuati on, w ar also Bal ingen II S. 872), d as heuti ge Weilen sei se nfe Id sind je doch nur di e Orte aufgeführt, wohl nicht von langer Dauer, denn in ei ner ei ne h och m ittel alterliche G ründung, in der die h eute zum Kreis Balirigen gehören). hohenbergt seh en J ahresrech nung vo n 13941 Bauern vom Herrn des Gebiets zu freierem Am weitesten zurü ck führt eine Vermö• 95 h ei ßt es (bei K. O. Müller a. a . O. S. 190), Recht (als anderswo) angese tzt wurden. gensaufnahme des Amtes Rosenfeld vom ein Bote sei geschickt wor den :,von dez an ­ Dieser Wohlstand erklärt vi elleicht, d aß es Jahr 1470 ; di e Geldwerte sind in Gulden gr iff weg en ze Nusplingen", Offensichtlich sich di e Weilemer lei sten konnten, 100 (fl.) angegeb en. hatten also die Nusplin ger einen Angriff , vi elleicht auch eine Besetzung oder gar

P lünderung über sich ergehen lasse n müs­ I I sen und waren dadurch sehr auf den Hund ...... 0 ...... '" (!) gekommen. Di e schlimm sten Aus w irkungen c 0 cd <1> .('; c ? c .... cd cd ~ t: C .... .1'0 solcher K ata strophen waren m eis t nach eini­ I (!) -5 <1> (!) ~§O'l <1> 0 lt') (!) (!) ...... 00 ",00 <1> : ~ rl ge n J ahren überstanden , so daß sich d ie "O;:l ~ : o ~c.8 C'l -5 : E ~ ;:; :0 c<1>(!) c .... Verm ögensstruktur bald w ieder gebes sert E .... o Cl) :a ~ rn E .... E :0 00 N J... o_""d Öo-l 2 ;:. ~ ~ :o .... haben w ir d, doch fehlt u ns dafür weiteres :c Cl) '"<1> ....Cl) ;:l s:: <1> s: C <1> c: eil c: Zahlenmaterial. N(:ll Ö;:. ~;:. ö E'a; ? N;:l ?;:l "o;:l Ähn lich dürfte es m it S c h wen n i n gen au f der Hart stehen, fü r das ein ungew öhn­ Rosenfeld 85 11895 140 1245, 1050, 640, 17 54 = 64 "10 25 lich niedrig es Gesamtverm ögen vo n nu r 505, 475, 460 212 lb. (oder r ich tiger 242 fl., denn d ieser Isingen 16 1565 97,8 300, 275 4 10 = 62,5 "10 2 Bet r ag ergib t sich, wenn m an nach Adam Bickels berg 22 2935 133,4 280, 265, 225 14 4 =19 "10 3 Riese di e einzelnen Ver m ögensw erte ad­ 200 diert) n otiert ist. Hi er sind nur sieben Per­ Brittheim 6 1170 195 470, 310 2 2 = 33 "10 2 sonen m it Ve rmögen angefüh r t, bei drei weiteren Namen fehlt d ie Vermögenshöh e ; Leid r ingen 49 5940 121,2 855, 345, 290, 16 27 = 55 "10 5 sie m ögen durch kriegerisch e Einwir kung 270, 220, 210 oder auch d urch einen Brand ihr Ver m ögen T äb in gen 18 1 965 109,2 460, 330, 205 5 10 =55 "10 7 ver lor en haben, viellei cht sind sie auch Seite 748 Heimatkundliche Bl ätter für den Kreis Balingen Juni 1969

R 0 sen f eId war um 1470 no ch ein b e­ erklären ist, läßt sich nicht meh r ermitteln; W in te rli n g e n n icht u nter dem Amt deutender Platz, erheblich größer als seine der P hantasie bl eibt ein weiter Spielraum . Bahngen aufgeführt ist. Es scheint, daß in Amtsorte; vergleicht m an die Zahl se iner 2. In der Liste wird zw ischen 'I'a ilflngen der 2. H älfte des 15. J h . engere Beziehu n ­ Besteuerten mit denen der Herdstättenliste u nd 'I'ru ch tel fln gen ein Or t N eu e n hau ­ gen zwischen E b in g e n und Winterli ngen von 1477 (s. u.) und zählt dort die Knechte sen erwähnt. W. F oth kann den Ort nicht bestanden. W interlingen war nicht bloß mit, so hatte Rosenfeld etwa 38 % der Be ­ lokalisieren; ich möchte anneh men, d aß er kirchliches Filial von Ebingen, es war auch völkerung Balingens und 55 Ofo derjenigen u m 1500 in der T a i 1 f i n g e r Markun g zusammen m it Ebi ngen im J ahr 1463 von Ebingens, aufgegangen ist : beide zusammen ergeben d er Her ren vo n Württem berg an Graf Sig­ In Rosenfeld ragen zwei Bürger, Burk 43 Häuser, dan n entspricht das W achstum mun d vo n Hohenberg verpfä ndet und 1469 H öb erg und Hans Ruckinbrot, weit über b is 1525 auf 46 der Nor m ; au ch di e Häu ser­ wiede r vo n ihm ei ngelöst worden: 1485 zahl en Onstmettingens und Truchtelfin gens w u rde au ch ein Minderurteil des Winter­ den Durch schn itt hinaus; worau f ihr Wohl­ Iin ger Dorfgerichts vor das Ebinger (u n d stand beruhte, ist nicht zu er m it teln. Der h aben sich in diesem Zeitraum nur gering ­ fügig geänder t. Vielleicht h andelt es sich n ich t das B alinger ) Stadtgerich t gebracht. v erm öglichste L ei d r i n g e r ist nebenbei In ei nem Besitzv erzeich nis der Herzöge vo n Schulthei ß. I s in g e n ist, w enn man den u m Leute, di e erst ku rz zu vor aus Hausen im Killertal zugezogen w aren. Württemberg im Amt Balingen vom J ahr Durchschnitt der Vermögen in Betracht 1496 w ird jedoch auch Winterlingen behan­ zieht, im J ahr 1470 die ärmste Gemeinde. 3. B a I i n g e n ist beträchtlich größer als d elt; d a Ebingen imm er noch nur württ. Das ist deshalb erstaunlich, weil es mit Eb i n g e n , Pfandbesitz w ar , wie 1490 bei den Ver­ sein er Martinskirche in älterer Zeit der 4. Für B aI i n g e n w erden 7 Häuser al s h andlungen über den Ulmer Vertrag fest­ kirchliche Mittelpunkt der Gegend w ar. gestellt wurde, h aben es offenbar die Würt• Vi elleicht ist -es stärker als die an deren öd au fgeführt, für E bin g e n 42. Da h at es wohl nicht an Bewohnern gefehlt, son­ temberger vorgezogen, allen sonstigen Be­ Gemeinden de s Kl einen Heubergs durch sitz in unserem Raum dem Amt Balingen die Gründung der Stadt Rosenfeld um die dern die Häuser lagen in Schutt und Asche. Wir müssen al so in Ebingen ums Jahr 1477, zuzuweisen, Ebingen blieb württ. Amts­ Mitte des 13. Jh. geschädigt worden. Ganz stadt ohne Amtsorte. Arme w erden jedoch nur zwei genannt, vielleicht auch kurz zuvor, mit einem gro­ von denen der eine abwesend war, viel­ ßen Brand rechnen, der etwa ein Viertel He der Stadt vernichtet hat. Vermutlich war leicht suchte er sich anderswo einen besse­ Herdstättenliste von 1525 ren Broterwerb. Außer in Isingen wies davon der westliche Teil um die Kapell­ noch in R 0 sen f eId, Lei d r i n gen und ki rehe betroffen, denn diese, die einstige Im J ahr 1525 ließ die österreichische Re­ Frauenkapelle, hatte früher eine andere gierung, die nach der Vertreibung Herzog T ä b in g e n mehr als die Hälfte der Be­ steuerten Vermögen unter 100 fl. auf; das Form, ein Langhaus und einen Chor; davon Ulrichs (1519) das Herzogtum verwaltete, bedeutet, daß sie keine selbständige land­ ist aber seit dem 16. Jh. nicht mehr die Herdstättenlisten aufstellen, das sind Ver­ wirtschaftliche Vollexistenz hatten. Sie Rede. An der Südseite der Kapelle, die zeichnisse der Hausbesitzer mit Angabe des werden das Jahr über den größeren Bauern doch 1382 geweiht worden ist, ist ein Stein W ertes der einzelnen Häuser; in weiteren bei d er Feldarbeit geholfen oder au ch mit der J ahreszahl MCCCCLXXXX = 1490 Rubriken wurden Leute aufgeführt, die nebenher ein ländliches Handwerk betrie­ eingemauert. Offenbar wurde sie also 1490 kein Haus, wohl aber sonstiges Vermögen ben h aben. Die Ärmsten (unter 25 fl.) waren neu gebaut. Nun geh ör t n icht vi el Kombi­ besaß en, endlich solche Leute, die weder wohl zumeist Knechte und Mägde oder nati on sgab e zu der Vermutung, daß die Haus noch Vermögen h atten. Daß bei den Hirten. Hervorhebung verdient, daß in der Angabe vo n 1477 mit den 42 öden Häusern H ausbesitzern das sonstige Vermögen nicht Stadt R 0 sen f e l d damals n och drei und der Neubau der Kapelle im Jahr 1490 mit aufgezeichnet wurde, ist eine Inkonse­ Adlige b egütert w aren, Junker Hans von in einem ursächlichen Zusammenhang ste­ quenz, die wir n icht zu verantworten h a­ Bubenhofen , Junker Hans Branthoh und hen. Mit dem Wiederaufbau der Kapelle ben. Der Wert der Häuser u nd das Vermö• Junker Wolff von Rosenfeld; die beiden ließ man sich über ein Jahrzehnt Zeit; der gen der Nichthausbesitzer sin d in den Ori­ ersten besaßen Haus, Scheuer und Garten, Neubau der Wohnhäuser wird den Leuten ginallisten für die Ämter Balingen und Wolff von Ro senfeld v ersteuerte nur zwei dringender gewesen sein . Für den Gottes­ Rosenfeld nach den Werten 1-20 fl., 21­ Mm Wiesen, ein Gärtlein und ein Wein­ dienst hatte m an ja ohnehin noch die St. 100, 101-200, 201-300 und über 300 fl. ge­ gärtl ein (das ist der älteste Beleg dafür, Martinskirche. gliedert; für Ebingen h abe ich das aus den Einzelangaben ergänzt. d aß auch in Ro senfeld eine Zei tl ang We in­ 5. An der Reihenfolg e der Orte ist m an­ bau betrieben wurde). ches sonderbar, vo r allem aber dies, daß (Fortsetzung fol gt) Hb Herdstättenliste von 1477 . kleinen, flachen Kapsel untergebracht. Di e Aus dem Jahr 1477 ist d er Inhalt einer Die bittere Kreuzblume Blütentraube streckt sich n ach ob en und Herdstättenliste des Amtes B alingen, der entfaltet der Reihe nach ihre Blüten. Stadt Ebingen und des Dorfes Winterlingen Polygala amära erhalten geblieben, und zwar dank einer Abschrift des verstorbenen Tailfinger Hei­ Das zarte Kreuzblümchen mit seinen matforschers Dr, Hermann Bizer. Die Ur­ dunkelvioletten oder blauen Blütchen, die kunde selbst ist im letzten Krieg den Bom­ manchmal ins Rötliche oder auch in Weiß ben zum Opfer gefallen (wieder abgedruckt übergehen, trifft man auf unserer Alb von von Dr. Wilhelm Foth in den Heimatk. Mai bis Juli auf Schafweiden, an Wald­ Blättern 1960 S. 340). rändern und auf Grasplätzen, die nicht ge­ mäht werden, an. Es wird nur 5 cm, an Die Liste ist offenbar vorwiegend unter günstigeren Plätzen bis zu 15 cm hoch. militärischen Gesichtspunkten zusammen­ Amara enthält ein ätherisches Öl und die gestellt worden, da sie zwischen Häusern Polygala-Säure, Man verwendet das mit Mannen und solchen mit Frauen (auch Pflänzchen gegen Magenstörungen. zur "oh n e Mannen") unterscheidet. Das ist hier Förderung der Milchsekretion bei stillenden nicht wichtig, auch die Unterscheidung zwi­ Frauen. "P lin ius nennet es vmb der vber­ schen ledigen und verheirateten Knechten flüssigen milch willen / so das Kraut soll mag auf sich beruhen. Ich führe nur d ie bringen / Eugalacton, Die in Wein gesotte­ Zahl der Häuser und die der Knechte auf: nen Blüten bringen den seugerin die ver­ Bahngen 206, dazu 7 öde/22; Erzingen sigene milch wider. Zuvor zerknitscht oder 24/5; Onstmettingen 44/13 ; Tailflngen 27/7 ; zerstoßen / helfen sie aufgelegt für all e Ge­ Neuenhausen 16/6; Truchtelftngen 21/4 ; schwülst vund Hitz." In Europa zählt man Pfeffingen 25/9; Meßstetten 27/8; Endingen rund 450 Arten der Gattung Polygala. von 17/1; 'I'ieririgen 2116; Ostdorf 35/15 ; From­ teren-, die auch kleine Gemeine-, Schop­ mern 26/3; Laufen 15/2 ; Engstlatt 22/4; denen bei uns auf der Alb au ßer d er Bit­ Dürrw angen 9/2 ; Streichen und Zillhausen fig e- und di e gelb m it weiß blühende 24/5 ; Hessingen 5/1 ; Burgf elden 3/0; Ob er­ Buchsblätterige Kreuzblume (P. ch amaebu­ di gishei m 5/0 ; Weilheim u n d Waldstetten xus) z. B. au f dem Lochengrat vorkommen. 15/6 ; Hasel w angen 14/1 ; Summa Amt Ba­ Der Nam e Kreuzblume soll mit der Blüte­ Iingen: 591 und 7 öd e/138; Eb in gen 150 und zeit in de r K reuzwoche (zweite Woche n ach 42 öde/8; Winterlingen 30/3. Pfingsten) zusam menhängen , wo di e Kreuz­ Jungfrauen au s ihnen ih re Kränzlein floch­ Zu dieser Liste ein ige Bemerkungen: 1. ten (vor allem aus der w eißen Variante). Di e Zahle n entsprechen im allgemein en Die unteren ver keh rt -eiförm igen Blätter annähernd denen der Herdstättenliste von sind größer, sie werden nach oben immer 1525 (s. u .); jedoch fallen zwei Abweichun­ k lein er un d spitzer. Di e drei bis fünf Kro­ Herausgegeben von der Heimatkundlichen -Ver­ gen au f (jeweils 1477/1525) : 0 s t d 0 r f nenblätter der Blüte sind mit den Staub­ ei nigung im K reis Be hrig en , Erscheint jeweils am Monatsende als ständige Beilage des "Ballngt>r 35/62 ; 0 b erd i g i s h e i m 5/20. Wie der beuteln v ereint. Di e Samen, die zuerst an Volksfreunds". der ..Eblnger Zeitung" und der sprunghafte Anstieg in beiden Orten zu den unteren Blüten reifen, sind in einer "Schmlecha-Zeitung". idliche Blätter fUr deriKreis Balmgen,

Jahrgang 16 31. Juli 1969 Nr.7

•• Kaufleute "un m aßen reich" wurden. Es ent­ stand in dieser Ze it ein k irchli ches Wien, . in dem sich Johanniter, Deutschordens­ Geschichtliche,r Uberblick herrn, Minoriten, Dominikaner, Heiliggeist­ brüder und viele Nonnensorden ansiedel­ ten. Der Herzog baute sich eine neue Resi­ über die Stadt Wien denz, vermutlich auf dem Platz der heuti­ gen Stallburg und in ihrer Nähe die Mi­ Zur Fahrt der Heimatkundlichen Vereinigung nach der österreichischen Metropole chael erkirche als Hofkirche. Walther von Von Kurt Wedler, Ebingen der Vogelweide, Reinmar von Hagenau, Neithardt von Reuenthai und der Tann­ häuser waren oft in den Mauern Wiens zu Seit 2000 Jahren ist der Boden von Wien und verlegten ihre R esidenz vom Leopolds­ Sie'::lungszentrum. Zunächst waren es die Gast, das damals schon kultureller Mittel­ berg (Kahlenberg) nach Wien. Heinrich punkt und Strahlungszentrum war. Archi­ Kelten, die hier am Donaustrom, am AI­ gründete auch dasSchottenkloster als Grab­ tektonische Dokumente hat ein burgundi­ penrand und am Kreuzungspunkt wichtiger legestift der Babenberger, und Leopold IV. scher Baumeister der F rühgotik in Kloster­ Verbindungswege ihre Niederlassung Vin­ ist der Erbauer einer ersten Burg auf dem neuburg, Heilgenkreuz und Lilienfeld hin­ dobona errichteten. Im Jahr 15 v. Chr. war Platz der heutigen Hofburg. Um 1220 hatte terlassen. die Donau von der Inn- bis zur March­ Wien den Umfang der Inneren Stadt, des mündung die Nordgrenze des Römischen heutigen I. Bezirks. Bau der Hofburg Reiches. Bei der keltischen Siedlung, deren Namen die Römer beibehielten, legten sie Leopold VI. , der Glorreiche (1198-1230), Mit Friedrich I!., dem Streitbaren (1230 im Jahr 1 n. Chr. eine Militärstation an, war der bedeutendste Fürst seines Hauses. bis 1246), starb die Babenberger Linie aus. die in den J ahren 166 bis 180, als Kaiser Er b rachte Wien e.ne besondere Blütezeit. Nach einigem Hin und Her kam der aus­ l\'Iarc Aurel von hier aus die Markoman­ Das Niederlagsreeht, das mit dem Stadt­ gedehnte Besitz von Nieder- und Ober­ nenkriege leitete etwa eine Le gion (6000 rech t verliehen wurde, förderte den H andel österreich, Steiermark und Krain mit dem Mann) beherbergt e. Die Grenze di eses mit Ungarn und Vened ig, so daß manche I nterregn u m 1256 an K öni g Ottokar II. von mächtigen Standlagers läßt sich heute noch feststellen zwischen Salzgrfes, dem Graben, dem Tiefen Graben und der Rotenturm­ straße, Die römische Stadt, die sich im La­ ger bildete, hatte w oh l bis zu m 6. Jahrhun­ de rt bestanden, und die Bevölker ung war, schon seit dem 3. J ah rhundert, vorwiegend aus ge rmanischen Söldnern hervorgegan­ gen, in der Hauptsache ge rm anisch. Die Hunnen umgingen bei ihrer Invas ion den festen Platz Vindobona, aber die Awa­ ren erober ten die Stadt nach dem Abzug der L angobarden, die hier ein Zwischen­ spiel gaben. Aus der Awarenzeit soll der Legende nach. die älteste Wi en er Kirehe - die Ruprechtskirche (um das Jahr 748) stammen. Durch Karl den Großen und sei­ n en Sohn Pippin wurden in den J ahren 791-796 die Awaren hinter die Raab zu ­ rückgedrängt, die beiden No ricum und P an­ non ien erobert und damit die karolingische Ostmark geschaffen, aus der das sp ätere Ostreich = Österreich hervorging. Die kirchliche Legende le gt in diese Zeit die Gründung der Peterskirche und der Schif­ fer- und Fi sch erkapelle Maria am Gestade. In einer Salzburger Chronik des 9. J ahr­ hunderts taucht der Name "Wenia" auf, und zutolge dieser haben die Ungarn im Jahr 881 Wien und in den folgenden Jahren di e ga nz e Ostmark bis zur Enns erobert. Erst unter K a iser Otto I. wurde di ese nach der Schlacht auf dem Lechfeld (955) zurück• erorbert und dann durch Otto II. im Jahr 973 den tatkräftigen Babenbergern verliehen (Leopold I. vo n Babenberg),

Die größte Kirche Wiens Vindobona trat als "Wien na" nun wieder in das Licht der Geschi chte. Im J ahr 1137 wird die Stadt als Civitas ge nan nt und war schon damals über den römischen Lagerbe­ reich hinausgewachsen. In dieser Zeit ent­ stand durch den Passauer Bischof auch die größte Kirche Wiens, die alte romanische Stephanskirche als Hauptpfarrkirche. - Im Jahr 1156 wurden die Babenberger unter Heinrich Jasomirgott zu Herzögen erhoben Seite 750 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balin gen Juli 1969

Böhmen, der in den 20 Jahren seiner Herr­ Engen, Trautson, Auersperg, Schönborn und stungsanlagen im J ahr 1857 und den Bau sch aft den Mauerring anlegte, der, im 16. Liechtenstein, dann das Belvedere des P rin­ des Rin gst raßengürtels mit Op er, Neuer J ahrhundert erneuert, bis 1857 Bestand zen Eugen und das Schloß Schönbrunn, das Burg, Hofmuseen, P arlament, Rathaus, hatte. Auch hat er den jetzig en Bau der in der Regierungsz eit der bedeutenden Burgtheater. Universität und Votivkirche. Hofburg um den Schweizerhof b egonnen. Herrseherin Mz.rla Theresia (1740-1780) Di e Bevölkerung Wiens nahm von 537000 Ottokar II. mußte im J ahr 1276 dem n eu­ einige Umgestaltungen erfuhr. Der Bau des Einwohnern im Jahr 1851 sprunghaft zu gewählten König Rudolf von Habsburg b erühmten alten Burgtheaters fällt in ihre au f 1116000 im J ahr 1880 und auf 2005000 weichen, der ih n 1278 auf dem Marchfeld Regierungseeit. Unter der Mitregentschaft im Jahr 1910. be siegte. Er residier te bi s 1381 in Wi en und ihres Sohnes, des K aisers der Aufklärung, In den letzten Jahrzehnten der Monar­ begründete dort die habsburgische Haus­ J osephs 11., ab 1765, kommt aber das Bau­ chie treten in der Baukunst Otto Wagner, macht. Nach der Ermordung seines ' Soh­ sch affen zum Erlahmen. Der Lebensstil d er J oseph Hofmann und Adolf Loos besonders n es Albrech t I. am 1. Mai 1308 in Königs­ Zopfzeit und des Klassizismus ist ohnedies hervor, in der Literatur Hermann Bah r, feiden in der Schweiz verloren zwar die nicht m ehr so baufreudig. Um so erfreu­ Arthur Schn it zler, Hugo von Hofmatmsthal, Habsburger für lange Zeit die Königs• licher ist das Musikschaffen in dieser Zeit R. M. Rilke und Franz . lerfel, in der Ma­ würde, nicht aber ihren Besitz in Öster­ in Wi en mit Gluck, Haydn, Mozart und lerei Kli mt, Schiele und der jüngere Ko­ reich , den sie sogar durch Kärnten, Tirol, dann mit Beethoven und Schubert. k oschka und in der Musik Mahler und Vorarlberg und Tr iest noch erweiterten. Schönberg. Auch eine kulturelle Blütezeit erfuhr Wien Fi nanzielle Bedrängnisse in dieser Epoche. Ein n eu er Chorbau von Die Franzosenkriege bilde ten ei ne üble Moderne Me tropole _ st. Stephan und andere Kirchenbauten ent­ Einleitung in die Geschi chte der Stadt im Nach dem ersten Weltkrieg wurde die standen, bedeutende Bildhauer, Tafel- und 19. Jahrhundert. Sie führten zur Au flösung Groß m on a rchie Österreich -Un garn auf das Glasmaler waren tätig, und 1365 gründete des H eili gen Römischen Reiches Deutscher spätmittelalterliche Habsburger reich b e­ Rudolf IV. die Wiener Universität. Nation un d zur zweimaligen Invasion (1805 schn it ten, und das wirkte sich natü rlich auch Kluge Heiratspolitik und 1809) u nd damit zu sch weren finanziel­ auf die Hau ptstadt Wien sehr hemmend le n Bedrängn issen. Nach der Nieder wer­ aus. Dasselbe gilt vom zweiten Weltkrieg Unter dem schwachen K aiser "Friedrich fung Napoleons fo lgten allerdings die glanz ­ u nd seinen F olgen. Wi en w urde Viermäch• III. (1440-1493) ging Wien 1485 mit ganz vollen Tage des Wiener Kongresses (1814/ testaat. Nach dem Staatsvertrag vom 15. 5. Niederösterreich an König Mathias Corvi­ 1815) und damit die Auferstehun g Wi ens 1955 haben ab er die Wie n er ih re Aktivität nus von Ungarn verloren. Erst sein Sohn zur H au ptstadt einer großen Monarchie und w ied er gezeigt und haben eine moderne Maximilian I. (1493-1519) gewann es 1490 des Beginns der kulturell ni cht zu un ter­ Metropole erstehen lassen, die gegenüber zurück. Durch kluge Heiratspolitik ver­ schätzenden Biedermeier- oderBackhendel­ an dern Großstädten nicht zurückstehen stand er es, sein Reich so auszudehnen, zeit. b raucht. daß "die Sonne darin nie unterging". Unter ihm fand die Renaissance von Italien her P oliti sche Reaktion und bluti ge Auf­ Was Wien für jeden Besu ch er so anzie­ Zugang in Wien. Unter Lucas Cranach dem stände kennzeichnen den Regierungsan tritt hend macht, das ist sein historischer Kern, Älteren wird in der Stadt der Stil der des 18jährigen Kaisers F ranz Joseph I. vo n dem gl ücklicherweise aus allen Epo­ Donauschule begründet. (1848-1916). Metternich wird gestürzt, Ver­ chen vieles erhalten b lieb, das sind seine Der erste Ansturm der Türken unter waltungsreformen werden durchgefü hrt h eim eli gen Vororte und Weindörfer am Sultan Soliman 11. wurde von dem Feld­ und zahlreiche staatliche, .zissen schaftliche Rande des Wiener Waldes und das ist die und wirtschaftliche Institutionen neu ge­ b esondere Atmosphäre, die nicht zum letz­ hauptmann Graf Niklas Salm im Jahr 1529 " während der Regierungszeit F erdinands I. schaffen. Das Bild der Stadt verändert sich ten von den gemütlichen , lebensfrohen abgewehrt. Ein zweiter Angriff im Jahr wesentlich durch die Bes eiti gung der F e- Wienern geprägt wird. 1532 wurde durch ein großes Reichsheer unter Karl V. verhindert, aber 1541 ging Ungarn an di e Türken v erloren. Alarmiert durch di ese Gefahr entstanden nun anstelle Aus alten Steuerlisten der mittelalterlichen Mauem modeme Be­ von Dr, Walter Stettner, Ebingen festigungsanlagen mit großen Bastionen, (Fortsetzung) und an dem Platz der abgebrannten Vor­ städte ein breiter, freier Gürtel (Glacis), ..., Zah l der Häuser P ersonen ohne Häuser außerhalb der heutigen Ringstraße, zur $.< $.< plikationen brachte, wurden die Türken "" "" :0 "" "" 1663-1664 zv-eimal. besiegt, und dann er­ Ebingen 158 10284 65,1 1 2 25 97 30 1 1 6 10 15 folgte 1683 die zweimonatige Belagerung Balingon 186 13 090 70,5 3 3 28 130 23 2 8 3 11 mit 200000 Türken unter dem Großwesir Erzingen 24 402. 16,8 5 19 1 K ara Mustafa des Sultans Mohammed IV. Endingen 20,3 2 Graf Ernst R üdiger von Starhemberg ver­ 26 528 13 13 Heselwangen 14 597 42,8 1 9 4 teidigte die Stadt heldenmütig bis zur 23,4 1 Befreiung durch kaiserliche und polnische Engstlatt 29 680 21 8 Ostdorf 63 1260 20 23 41 3 10 8 Truppen am 12. September. Durch die an­ 6 schließenden Feldzüge des Prinzen Eugen Frommern 31 1595 51,4 1 25 5 1 6 von Savoyen gegen die Türken wurde im Weilheim und Waldstetten 22 619,5 28,1 16 6 2 10 1 Frieden von Karlowitz im J ahr 1699 die 24,3 2 2 Türkengefahr gebannt. Dürrwangen 14 340 8 6 Laufen 20 484,5 24,2 9 11 2 2 Jetzt begann in Wien und im L and eine Streichen 4 104 26 3 1 neue wirtschaftliche Blüte, die auch unter Zillhausen 15 375 25 9 " 6 .. 3 Leopold 1., Joseph I. "und Karl VI. den Stockenhausen 3 124 41,3 3 Aufstieg des Habsburgerhauses zur ersten Burgtelden 6 136 22,7 2 4 Macht in Europa bewi rkte. Schon in der Pfeffingen 29 714 24,6 20 7 1 2 Ren ai ssanc ezeit erhielt Wien einige Reprä• Meßstetten 22 538 24,5 12 10 1 2 sentativbau ten , aber erst nach dem 30jäh• Hossingen 4 206 51,5 4 1 rigen Krieg und n ach den Türkenkriegen Ob erdigisheim 20 633 31,6 12 8 2 2 konnte sich der neue, nun b arock e Leb ens­ Tieringen 19 701 36,9 11 8 4 2 stil des Adels durchsetzen. Wohl in k ei n er Onstmettirigen 41 670 16,4 11 30 andern Stadt ist dies so ausgeprägt w ie in 'I'ailfingen 46 695 15,1 6 40 3 Wien. Baumeister, wie der Bern ini schüler Winterlingen 30 991,5 33 16 14 2 2 1 3 J oh ann Bernhard Fischer von Erl ach und Truchtelf in gen 25 610 24,4 1 11 13 2 1 3 der um 12 J ahre jüngere J oh ann Lukas Ro senfeld 65 2393 36,8 4 40 21 1 1 6 4 11 vo n Hildebrandt prägten m it ihren n euen Leidringen 43 1732 40,3 1 33 9 9 3 7 Adelsp al ästen, Kirchen und Schlössern das Isingen 12 354 29,5 8 4 2 Gesicht des neuen Wien. Die Hofburg als Bickelsberg 17 626 36,9 11 6 2 1 1 3 kai serliche R esidenz durfte dabei nicht zu­ Brittheim 5 220 44 4 1 1 rückst ehen. So entstanden als bedeutendste T äbingen 18 1104 61,3 1 13 4 i 5 P aläste die von Schwarzenberg, P rinz Juli 1969 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balinzen Seite 751

Die Größe der Dörfer, die sich aus der Ud Korrekturen anbringen konnten, ist unbe­ Häuserzahl ergibt, entspricht annähernd kannt. Der Maßstab war vielIeicht nicht unseren Vorstellungen von der Zeit vor der Die Türkensteuerliste von 1545 überalI genau gleich, doch sehe ich keine Industrialisierung. Bemerkenswert ist das Möglichkeit, diese FehlerquelIen zu über• Zurückfallen R 0 sen fe I d s , das nur noch Seitdem die Türken unter ihrem energi­ prüfen oder auszuschalten. In den Listen 35 Prozent der Häuser Balingens, 41 Pro­ schen Sultan Suleiman vom Balkan aus ist für jeden Ort am Schluß die Summe zent derjenigen Ebingens zählt. Bemerkens­ Ungarn erobert und im Jahr 1529 zum er­ der Steuerleistung (nicht der Vermögen) wert ist auch, daß schon 1477 (s, St.) und stenmal, wenn auch vergebens, Wien bela­ angegeben. Dieser Betrag mit 200 verviel­ 1525 W eil h e i mund Wal d s t e t t e n , gert hatten, lastete auf der Christenheit facht ergibt das Gesamtvermögen. Die die 1936 förmlich zusammengeschlossen die Furcht vor neuen Angriffen der Osma­ Geldbeträge sind wieder in rheinischen wurden, eine Einheit bildeten. nen, die nicht ausblieben. Seit einem Vor­ Gulden (1 fl:) zu 60 Kreuzern (x) gerech­ stoß im Jahr 1541 wehte der türkische net; der Wert des Guldens dürfte inner­ Der Wert eines H auses ist keine absolu te Halbmond für etwa 150 Jahre über dem halb unseres Raumes höchstens gering­ Größe, er hängt von Angebot und Nach­ größten Teil Ungarns. Daherwurden mehr­ fügig geschwankt haben. frage ab und wird - heute wie früher ­ fach von Reichs wegen Türkensteuern aus­ auch von der Verkehrslage der Gemeinde, geschrieben, mit deren Ertrag der Kampf Schwierig ist es, zu sagen, woraus das zu sowie von Umfang und Bedeutung des gegen die "Ungläubigen" finanziert werden versteuernde Vermögen bestand. Im Jahr Marktverkehrs bestimmt. Wenn die R o­ sollte. Dieses Anliegen machten sich die 1607 berichten Schultheiß, Bürgermeister, sen f eId e r Häuser im Durchschnitt nur Anhänger Luthers ebenso zu eigen wie die Gericht und Rat zu E bin g e n, vor dem etwa halb so viel gelten wie die BaI i n - Altgläubigen. Von einer solchen, 1544 aus­ Jahr 1583 habe man keine Fahrnis, sondern . g e r, .so möchte ich nicht annehmen, daß geschriebenen Türkensteuer sind die Un­ nur die liegenden Güter (mit Steuern und sie dort so viel bescheideneren Zuschnitt terlagen im Stuttgarter Hauptstaatsarchiv Abgaben) belegt. Stimmte das, so wären _ hatten, sondern daß infolge des Rückgangs noch vorhanden; sie geben uns einen wei­ für die Besteuerung im wesentlichen nur der Bevölkerung das Angebot größer war teren Einblick in die Bevölkerungs- und Häuser, Äcker und Wiesen in Betracht ge­ als die Nachfrage. Auch vor E bin g e n Vermögensverhältnisse der altwürttember• kommen. Aber das dürfte für unsere Tür• hatte BaI i n g e n damals einen Vor­ gisehen Orte. kensteuer nicht zutreffen, sonst hätte man sprung: nicht bloß die Häuserzahl war Knechte und Mägde und wohl auch man­ größer (186:158), sondern auch der Wert In die TabelIe habe ich die Daten für die chen weiteren Armen nicht besteuern dür• der Häuser lag spürbar höher (70,5:65 ,1). In Amtsstädte Balingen, Ebingen und Rosen­ fen. Jedoch ergab sich uns eine Inkonse­ BaI i n g e n waren am höchsten veran­ feld und die Orte der Ämter Rosenfeld und quenz auch bei der Herdstättenliste von schlagt die Häuser des Dieterlin Lew (320 Balingen in der Reihenfolge der Steuer­ 1525. Trotzdem glaube ich, daß man bei fl .), des Ludin Keßler (310) und die obere listen eingetragen; erstere jedoch wieder den Werten unserer Liste auch an die Mühle (ebenfalls 310); in E bin g e n folgte nur, soweit sie im heutigen Kreis Balingen "Fahrnis", an die handwerklichen Arbeits­ auf das Spital (400 fl. - es war das Haus, liegen. Der Steuersatz betrug damals 1/200 geräte, an die gewerblichen Rohstoffe, viel­ in dem vorher der letzte Hohenberger, des Vermögens. Dieses beruhte auf Selbst­ leicht auch an den Gewerbeertrag und Bar­ Graf Sigmund, seinen Lebensabend zuge­ schätzung; ob die Steuerschätzer daran vermögen denken darf. bracht hatte -) Hans Schott (250 fl.) u. Hans Ziegler (220 ft.); in R 0 sen f eId ist der Türkensteuer 1545 höchste Betrag für ein Haus 123 fl. In Fr 0 m m ern sticht die Mühle mit 250 fl., in Lei d r i n g e n der Klosterhof des Abts Zahl der Vermögen von St. Geergen hervor. Faßt man den durchschnittlichen Wert der Häuser in den Dörfern ins Auge, so schneiden im allgemeinen die kleineren Orte besser ab als di e größeren. Bei diesen dürfte die Realteilung schon weiter fort­ Cl> geschritten sein, da gab es schon zahlreiche Cl> :H Familien, die keine Vollbauern mehr wa­ o 20 fl. o ren. Häuser im Wert unter sind be­ Io o stimmt keine Vollbauernhöfe, sondern ...... höchstens Behausungen von Seldnern, die allenfalls ein oder zwei Stück Großvieh hatten. Die Zahl solcher Häuschen war be­ Balingen 299 (259) 50560 168 (195) 86 92 53 28 19 18 3 sonders hoch in T a i I f i n g e n (40 von 46), Ebingen 277 (245) 82030 296 (335) 68 105 37 12 22 9 11 in Erzingen (19/24) und Onstmet­ Ebingen ohne tin g e n (30/41). Dabei gehörten Ta i I ­ geistl, Anstalten 272 (240) 55200 203 (230) f i n g e n und 0 n s t met tin g e n, wo so Rosenfeld 54 (48) 10950 203 (228) 7 23 11 6 5 2 viele Menschen in Quartieren bescheiden­ Bickelsberg 33 (24) 3278 99 (121) 12 7 9 3 1 sten Zuschnitts hausten, schon damals zu Brittheim 11 (6) 898 82 (140) 5 1 3 2 den volkreichsten Gemeinden unseres Be-' Leidringen 67 (53) 13975 209 (264) 21 24 10 6 2 2 zirks. Man ahnt, was nachher das Auftreten Leidringen ohne eines Mannes wie Pfarrer Ph. M. H ahn Abt v. St. Geergen 66 (52) 6175 94 (118) für eine solche Gemeinde bedeutet hat. Täbingen 28 (18) 2745 98 (152) 10 8 6 3 1 Isingen 19 (15) 1587 83 (106) 6 7 3 3 Für E bin g e n ist noch hervorzuheben, Ostdorf 99 (90) 16830 170 (187) 23 26 24 11 9 4 2 daß von den 158 Häusern neun in der Un­ Engst!att 53 (43) 5837 110 (137) 14 15 14 8 2 teren und zwölf in der Oberen Vorstadt Heselwangen 22 (18) 3417 155 (190) 6 3 8 3 2 standen. Die Bevölkerung des Städtchens Erzingen; 46 (38) 8580 186 (226) 15 10 6 7 5 3 hatte also schon im Jahr 1525 nicht mehr Endingen 47 (45) 7340 156 (163) 9 21 7 3 5 2 genügend Raum innerhalb des eng gezoge­ Weilheim und nen Mauerrlngs, Im wesentlichen waren Waldstetten 43 (38) 7973 185 (210) 7 12 9 7 4 2 es arme Leute, die in den Vorstädten wohn­ Frommern 55 (51) 11588 211 (227) 7 10 15 11 _ 8 4 ten: der Durchschnittswert der dortigen Dürrwangen 30 (26) 4045 135 (150) 11 6 2 7 4 Häuser betrug 28 fI.; in der Oberen Vor­ Laufen 29 (27) 2343 81 (87) 5 19 3 2 2 stadt ragten die Häuser des Conrat Beck Zillhausen 23 (23) 2100 91 (91) 6 11 4 2 (160 fI.) und des Gabriel Löser (100 f1.) Stockenhausen 5 (5) 530 106 (106) 3 1 1 heraus, das dürften sch on Wirtshäuser vor Burgtelden 9 (8) 1518 169 (190) 1 5 1 2 dem Oberen Tor gew esen sein ; das andere Streichen 7 (7) 473 68 (68) 1 3 . 3 w aren auch billige Häuschen. Ob erwannental 3 (2) 282 94 (141) 1 1 1 Pfeff'Ingen 38 (38) 4235 111 (111) 5 18 7 7 1 Wovon di e P erson en lebten, die w ed er Onstmettingen 76 (62) 7405 97 (119) ·26 20 17 7 6 Haus noch Vermögen besaßen, wird nicht Tailfingen 76 (67) 11 227 148 (168) 18 26 14 5 8 5 gesagt . Mancher mag sich als Taglöhner Truchtelfingen 57 (51) 4963 87 (97) 17 23 9 5 3 durchgeholfen haben, andere w erden Hilfe Win terli ngen 74 (56) 10217 138 (182) 30 20 7 5 6 6 bei der Verwandtschaft gefunden haben, Meß st etten 43 (35) 2778 65 (79) 21 15 3 4 der eine oder andere lebte nur von der Hessingen 19 (6) 2865 151 (477) 13 1 5 Mildtätigkeit: "geht nach dem Almosen", Oberdigisheim 40 (34) 3185 79 (97) 15 15 6 4 heißt es von einem dieser Ärmsten aus Tier-ingen 38 (30) 6455 170 (215) 13 11 2 4 5 3 Ebingen,

-~------Seite 75~ HeimatkundIiche Blätter für den Kreis Balingen .Juli 1969

Im Amt Balingen wurden damals für ben Stiftungen für die Klöster Margret­ Stell e, Basti Rimelin mit 1075 n. an 7. d iejenigen, d ie unter 20 fl . Vermögen hat­ hausen und H edingen (bei Sigmaringen) Stelle, und auch Stefan R. lag mit 445 fl . ten, ein heitlich 4 Kreuzer Türkensteuer an­ gemacht, weswegen ihrer in deren Anni­ noch erheblich ü ber dem Durchschnitt. Un­ gesetzt. Knechte und Mägd e taxierte m an versarien (Jahrtagslisten) gedacht wird. ser Hans Rimelin war mindestens zweimal n ach ihrem Lo h n, eigener Besitz wird v on Frau Adelheid Dettin w ar 1509 Priorin in Bürgermeister. ihnen nicht erwähnt, während es ander­ Hedin gen, Die Datt h atten ze itweise Zehnt­ Di e L e geI er (Lä geller u . ä.) stammten wärts Fälle gab, wo der Knecht mehr Ver­ anteile in Lakendor f (be i Rottw eil) und in VO n einer Burg L ägell en über dem Don au­ mögen versteuerte als sein Herr. Knechte Egesheim. J ohan n es Dätt, Mönch in Zwie­ tal südlich vo n Hausen, die aber in der und Mägde führten im Gegensatz zu den falten, wurde 1483, (sein Bruder? ) Marcus 1. Hälfte des 15. J ahr h un derts nicht m eh r übrigen Besteuerten keinen eigenen Haus­ Datt 1493 an der Universität T üb in gen bewohnt war (1424 "Burgstall"). In Ebin gen halt. Bei der Ermittlung des durchschnitt­ immatrikuliert. Stefan Datt selber kaufte sind sie seit etwa 1340 ' n achweisbar, sie lichen Vermögens habe ich zunächst Knechte 1522 eine Metzig in Eb in gen u nd stiftete förderten gle ich die Anfänge des Kl öster­ u n d Mägde mitgezählt, aber auch (in Klam­ daraus "de n armen Leuten 'zu den Aussie­ leins Margrethausen. Ein e Versch w ägerurig mern) die Werte ohne deren Berücksichti­ chen" (im Si ech enhau s östl ich der Stadt) mit den Herren 'von Hausen (i. T.) ist für gung errechnet. Das sch lägt bei manchen wöchentlich ein P fu nd Rindfl eisch. Er be­ jene Zeit erw eislich. In Ebingen gehörten Gemein den star k zu Buch, am stärksten saß 1530 ein Eigengut in Meßstetten. Im sie natürlich als ehemalige Adlige zur b ei H 0 s s i n g e n, das damals ei n e einzig­ selben Jahr führte er zusammen mit Nürn• Oberschicht und b ekleideten die Ämter artige St ruktur aufwies: fü nf G roßbauern berger Kaufleuten Kl age ge gen Konstanzer des Spitals-, St. Martins- und Frauenpfle­ (einer m it 600 fl. , die anderen vier m it je Bü rger vor dem do rtigen Stadtgericht; gers, stellten auch verschiedentlich den 550) un d 13 Di enstboten , w ozu al s letztes worum der Streit ging, ist le id er aus den Bürgermeister. Conrad Legeler, etwa 1512 das Vermögen des Armenkastens k am. K onstanzer Akten nicht ersichtlich, aber geboren, war schon mit 26 Jahren ins Ge­ di e Notizen lassen et was von den weitge­ richt berufen worden. Er hatte auch mili­ Der Anteil der geistlichen Anstalten spannten Beziehungen des Mannes ahnen, tärische Funktionen: er führte mindestens wechselt b eträchtlich, z. B. 0 s t d 0 r f, der sicher Händler war. Sein Ansehen von 1546-1563 als Leutnant d as Aufgebot En g s tl a tt, Burgfel d en und Tierin ­ kommt zum Ausdruck in seiner Berufung erster Wahl. g e n h atten reiche Ki rchen, andere über­ zum St. Martin spfleger, Spitalpfleger und h aupt keine. Auch d as bringt fü r den Ver­ Bürgermeister; bei der Erbhuldigung für Der Datt und der Legeler gehörten also gl eich Ungenauigkeiten; da aber das Kir­ Herzog Ulrich in Stuttgart im Jahr 1534 zur alten Ebinger Führungsschieht, die sich chenvermögen als Armenkasten den Ge­ ver trat er mit zw ei an deren Bürgern seine hier wie in Bahngen über all die kritischen Zeiten in der ersten Hälfte des 16. J ahr­ m einden wieder zugute k am, ist es jeweils H eimatstadt. I mit eingerech n et. In zwei Orten, Ebingen hunderts zu behaupten wußte, während sie und Leidringen, ist jedoch der Anteil Die Herkunft der R i m e I i n, die etwa ab z. B. in -Tüb ingen nach der Rückkehr Hz. der geistlichen Institutionen so groß, daß 1510 in Ebingen begegnen, ist dunkel. Die Ulrichs (1534) größtenteils verschwinden er besonders erwähnt werden muß: In Ableitung von dem Reichsritter Hans Cas­ mußte, weil sie sich vorher mit der öster­ Ebingen sin d, neben ziemlich hohen B e­ par Rümelin, Kammerherrn Kaiser Maxi­ reichischen Herrschaft allzu eng ein gelassen t rägen der K lause und der F rauenpflege milians, die in einer gedruckten Stamm­ hatte. In Ebin gen wurde 1534 nur der und geringen einer Seb asti ansbrüderschaft , tafel versu cht wird, ist höchstwahrschein­ Schultheiß Hans P aur durch einen an de ren über die wir n ich ts wissen, für das Spital lich falsch. Auch die Rimelin betrieben hier Bürger ersetzt, er blieb aber da ansässig. (12 400 f1.) und st, Martin (10560 f1.) außer­ das Metzger h andw erk, womit h äufig Vi eh­ Di e Datt, die Rimelin u nd die Legeler gewöhnlich hohe Werte angesetzt, die höch­ h an del ver bunden war. Er w ar wohl di e wohnten, wi e alle wohlhabenden Leute sten im ganzen Bezir k. In L e i d r i n gen Hau ptquelle ih res Reichtum s, an d em au ch der damaligen Zeit, an der Marktstr aße, d ie zahlte der "Prälat" d. i. der Ab t vo n St. an dere Mitglied er der F amilie teil h att en: früher stets di e Wohngegend der "besse­ Georgen , 39 fl . Steuern aus ein em J ahr es­ Jung H ans Ri melin versteuerte 1545 im­ ren" Leute war . einkommen von 390 f1. Er leistete damit merhin 1150 f1. und stand dam it (die ge istl. n icht weniger als 55 Prozent der Leidringer I nstitutionen ausgenommen) an fünfter (F ortsetzu ng folgt) Steuersumme. Daher habe ich bei Ebi ngen und Leidringen neben der üblichen Rech­ nung noch eine zweite unter Herausnahme d ieser Beträge angestellt. ·Das Ruprechtskraut darumb das sie am obersten teyl des sten­ Will m an die Bevöl ke run gszahl ei nes gels brin gen ein köp fflin m it langen sch n ä• b elin /( nit anderst dann di e Krench (Kra­ Ortes im J ahr 1545 annähernd er mi tteln, Ge r anium Roberti änum so ist di e Zahl der Haushalte mit fünf zu niche) / oder Storken (Störche). Unnd daher multiplizieren. kornpt es / das zu unsern Zeiten würdt Rostrum ciconiae geheyssen I das ist / W as b esagt nun di e T abell e? Zunächst Storkenschnabel. " w ird deutlich , daß vor 500 J ahren die b ei­ Der storchschnabelähnliche F ruchtstand den Städte B a lin gen und Ebingen so ­ gehört zu den Springfrüchten. Die Hülle w oh l an Volkszahl wie an Vermögen weit platzt bei Austrocknung auf und schleudert vo r allen anderen Gemeinden lagen. Von die Samen heraus. Auch in der Human­ ihnen w ar am Ende des 15. J ahrhunderts medizin finden verschiedene Storchschna­ B alingen v ermöglicher gewesen, denn 1481 b elarten, vor all em ,::e Blutwurz, aber auch h atten (ohn e Zweifel auf starken Druck unser Ruprechtskraut, Verwendung. Es soll hin) di e Balinger dem Gr afen Eberhard reinigend wirken bei Geschwüren, Fisteln, 300 f1. geschen kt, die Ebinger 200 fl. (WR Nierenentzündungen und Brustkatarrhen 1747 f .), u nd 1496 h atte die S tadt Bahngen und auch bei Blutun gen u nd Mag en- und 400 f1., Ebingen dagegen nu r 200 f1. b ei­ Darmentzündungen h eilsam sein. steuern müss en (WR 2097). Dage gen w ird j im J ahr 1538 Balingen mit 1638 fl., Ebingen W egen eines widerlichen Geruches wird aber mi t 1836 f1. veran la gt, und ebenso das Ruprechtskraut auch stinkenderStorch­ li egt Ebin gen b ei unserer Türk ensteuerliste schnabel, Wanzenkraut oder Stinkender v on 1545 vorn e. Dieses muß also in den Robert genannt. Aber es ist 't rotzdem mit erste n J ahrzehnten des 16. J ahrhunderts seinen kleinen r osa ro ten Blüten, die auf ei ne wirtschaftlicheBlüte erleb t h aben. Der ihren fünf Blütenblättern dunkelrote Strei­ Vorsp rung Ebingens b eruht vor allem au f fen tragen, ein munteres Pflänzchen, das den schon erwähnten großen Ver m ögen des von Juni bis Oktober unsere Flora mit Spit als u n d St.tMartin s. Dazu kommt noch, ihren Blüten b elebt und auch mit wenig daß zwei Bürger ungewöhnlich reich waren, Nahrun g auskom m t, weshalb es au ch in S tefa n D a t t (7980 f1.) und der Bürgermei­ Von den vielen Sto rchscbnabclgcwächsen kleinen R itzen n och zum Gedeih en komm t. ster Hans R ü m-e l i n (6240 Il .); m it großem (Geranium) unserer Hei mat, wie \Vie sen-, Abstand folgt als nächster Conrad Leg e- Wal d-, Sumpf- , Tauben-, Rundblättriger-, Im Spätherbst, wenn die ersten Fröste I e r mit 1800 f1. Di e drei Mä nner, die 1,25 Kleiner -, Weicher- u, a, Storchschnäbeln üb er das L and zieh en, färben sich se ine P rozent der Ebinger Bevölkerung darstell­ geh ört das Ruprech tskraut wohl zu den zarte n grünen Blätter zu ei nem ti efen ten, versteuerten also 29 Prozent des h iesi­ verbreitetsten. Es wächst auf Mauern und P urpurrot und schmücken damit n ochmal gen Vermögens. Sehen wi r u n s die Her ren Felsen, an \Veg- und Waldrändern, im Wegrände r und Fel sen in der sonst ster­ etwas näher an! Stefan Datt stammte aus Sch utt und in Hecken. Die ganze Gattung b enden Natur. einer alteingesessenen F am ili e, die n ach H. Geranium umfaßt mehr als 250 Arten. K urt Wedler J än ichen wahrschein lich adliger H er kunft Über den Namen Storchschnabel schreibt He rausg e geben von der HeimatkundlIchen Ver­ Leonhardt Fuchs im 16. Jahrhundert: "Stor­ ermauna Im Kreis Ba lm ge n . Erschemt jeweüs am w ar; jed enfalls gehörte sie schon am Ende Monatsende als ständige Beilage des .BallngE'r des 14. J ahrhunderts zu den führenden kenschnäbel seind von den Griechen und voixsrreunds-. d e r .•Eblnger Ze lt u n g M und der Familien der Stadt. Ihre Angehörigen ha- Lateinischen genent worden Gerania I .Sch m lech8-Zeltung", ~...... -.~...... ehe 13lätter iUr den. Kreis -,CCL Ba1ingen.

Jahrgang 16 30. August 1969 N r. 8

schmalen Ausschn itt aus der Stufen lan d­ schaft des S chwarzen u n d B r a unen Jur as. Aus der Geschichte von Engstlatt Im Osten b egi nnend h aben w ir an der Markungsgrenze gege n Streichen eine H öhe Von Fritz Scheerer von 760 m . Es ist d er Absturz vo n Hunds­ Eingebettet in die sanfte Talmulde des fach wegen der ursprünglichen F orm an­ rück und Geißberg. der bis zum 571 m hoch Wertenbachs und seiner Nebenbäche, zwi­ genommen wird, sei offen ge lassen. ge legenen "Stocken" u nd 566 m hohen schen den Vorber gen der Schwäbischen Alb, Sicher ist, daß Engstlatt seiner Namens­ "K ornen" reicht und schlech tweg als das li egt der Ort 522 m hoch. Der Name d es form nach nicht zu den älteren Siedlungen Engstlatter Waldgebiet b ezeichnet werden Ortes wird um 1130 erstmals urkundlich zählt. Die Altsiedlungen endigen auf kann. Über der breiten "Re u te" erh eb t sich erwähnt, als Udilhild, Gemahlin des Gra­ "ingen" und "heim", die der älteren Aus­ d as "Hör n ie". Schneiden wir die so scharf fen Fried rich von Zo ll er n und Tochter des bauzeit auf "stetten", "dorf","hofen" und n ach Südosten springende Spitze ab, dem Grafen Egino 11. von U rach neben ander n "hausen". Wir haben es bei Engstlatt im "Stockengäßle" folgend, so bl eibt ein faust­ Dingen "unam huobam a d Stetin, unam ad Grundwort mit einer Stellenbezeichnung förmiger Rest, die Acker- und Wiesenflur I ngislatt, unam ad Harde, unam ad Striche, der jüngeren Ausbauzeit zu tun." Bis zur bildend (s. K arte). Die b ewaldete Braun­ d uas a d D anheim" (eine Hube zu Stetten Reformation bestanden starke Beziehungen jurastufe mit ihren wulstigen Erhebungen b ei Haiger'loch, ei ne zu Engstlatt, ei ne zu zu Bisirrgen und Steinhofen, die ursprüng­ h at al so rund 200 m Höhenunterschied und Hard, eine zu Streichen, zwei zu Than­ lich auch n ach Balingen orientiert waren. die Markung bis zum tiefsten Punkt, der heim) an das Kloster ZwiefaIten schenkte. . D iese Orte h atten nicht das H eehinger, bei der Einmündung des Wertenbachs in "Harde" wird als zwischen E ngstlatt und so ndern das Balinger Meß (1 Viertel etwa die Eyach an der w estlichen Markungs­ Streichen gelegen aufgeführt. Falls die 23 I ). Di e K ell erei Balingen h atte noch 1560 grenze 476 m hoch liegt, fast 300 m. Aufzählung geographisch ge ordnet ist, wird zwei Güter zu Steinhof en mit 23 J auchert Das vorwiegen d flachwellige Gelände bis es sich um Hard beim Ziegelwasen han­ Äcke r ( 1 J. et wa 11/ 2 Morgen) und 6,25 . zum Aufstieg der Braunjurastufe bilden die deln, das um 1300 in einem St, Galler Rodel Mann smahd Wiesen. Den Zollhaber zahlten beiden Liasplatten des unter en u nd oberen erwähnt wird und später dann abgegangen sie n ach Balingen, d. h . jeder Einwohner, Lias. D ie u n tere Liasplatte ist aber r echts ist. der an baute, m ußte ein Viertel Hafer en t­ des Wer tenbachs im G egensatz b ei Ostdorf r ichten. Dafür war er auf dem M arkt d er nur noch als schmaler S aum ausgeb ildet Name und Alter des Dorfes S tadt Balingen zollfrei. Von der angren ­ und n immt vor ihrem Untertauchen unter 1273 wird der Nam e von Engstl att in zen den Markung Bisingen entr ich tete der die Hänge der oberen P latte den w es tlich ei n er zollerischen Urkunde Engeslatt ge ­ Zel g "H ofe n " (s, Markung) den Zehnten d es Orts ge legenen Markungsteil ei n . Öst­ schrieben . In der Ver kaufsurkunde der n ach Engstl at t. In der Pfefferschen Erneue­ li ch des Ortes in den Flu r en H ai gnen, Lan­ Schal ksb urgherrsch aft vo n 1403 und im 14. rung von 1590 h eißt es : ,,177,75 J. Äcker in gerwasen, Ber g, Sohnhalde, Dehnhalde, die J ahrhundert in verschiedenen Schenku ngen ei nem Öschlin, ge nannt auf Hofen in der au f di e Bi sirrger Markung über greift, Ried­ an das Kloster Stetten bei H echingen steh t Zel g Hochstr aß, ge hört aller Zehnt gen h alde, Leimberg ist schon die ober e Lias­ "E ngschlat t" . Über die Bedeutung des Na­ Engstlatt in den Lai enzehnten". 1435 h atten fläche. Di e gan ze Südplatte von Lauen, mens is t schon viel gerätselt worden. Dr. die w ürtternbergischen Untertanen von Optenbühl, der wie ein hübsch es Hütlein Veit erklär te den Namen mit enge (angi) Engstlatt Besitz im benachbarten Zolleri­ aufsitzt, senkt sich n ach Norden teils kurz Schlucht (slade zu schlagen) am Werten­ sch en und di e Bisinger und Steinhofer w a ­ und steil, teils langsamer verlaufend gegen bach. Bild und Tatsache stimmen ab er ren ihrerseits auf der Engstlatter Mar ku ng den Wertenbach, um dann jäh zum Tal­ nicht ganz überein. Von einer Enge (Senke begütert (Bickel sperger Lagerbuch), F erner b ach, wie hier der Wertenbach h eißt, und zwischen Rain und Kirchhügel) läßt sich mag die Engstlatter Peterskirche der En t­ zur Eyach abzubrechen. An den Hängen wohl noch reden, aber nicht von einer stehung nach mit der Steinhofer Peters­ zum Talbach ist ei n Ru tschgeb iet, wo nach Schlucht. Das in Flur- und Ortsnamen kirche zusammenhängen. Peterskirchen längeren Regenfällen der L andmann seine h äufig vorkommende "S chlatt" (Schlatt im wurden anderwärts schon um 700 gegrün• Wiese mitsamt den darauf stehenden Bäu­ Killertal , Schlattwiese usw.) wird h eute det (s. unten). Aus all dem darf angenom­ men zu T al fahren sehen kann. allgemein als Sumpfland gedeutet. Dies men werden, daß Engstlatt ei ne von Stein­ Eine Besonderheit b ildet der Netzenberg dürfte auch für Engstlatt stimmen.Im hofen oder Bisingen aus angelegte Ausbau­ in den vom Dorf n ach Westen gelager ten Westen des Dorfes wölbt sich der Netzen­ si edlung ist, die spätestens ums Jahr 1000, Fluren. Während sein Ost- , Süd- und Nord­ berg. Wi e ein Riegel schiebt er sich an die vielleich t au ch schon 200-300 Jahre früher h ang dem Wieswachs und der Obstbaum­ v on Osten herziehende Ebene des Ried­ gegründet wurde. kultur di enen, ist seine Hochfläche und d ie bachs. Diesen selbst zwingt die Anhöhe aus Zum Beweis für eine solch späte Ent­ westlich vorgelagerte Flur fru chtbarste r seinem Ostwestlauf. Innerhalb des Dorfes , stehu ngsze it sollen das Werden der Mar­ Ackerboden. Wenn allge mein verb reite t ist, am Fuße d es Kirehhügel s, der als vorge­ kung und ihre früher e Bebauung etwas auf ihm se i Eichenwald ge standen und au s schobener Posten des Netzenbergs zu b e­ ge nauer betrachtet w erden. se inen Eichen sei das älteste H aus Engst­ trachten ist, w endet sich d er Ri edbach nach latts gebaut (Giebel 1586), so ist ei n Wald Südwest und plätschert d em Wertenbach Die Markung au f ihm nicht von der H and zu w eisen, zu. Ried (Sumpf) heißen di e r ech ten und Di e Markung Engstlatt m it ihren 740 ha er ­ den Netzenberg bedeutet so \\oiel w ie Wei ­ linken Uferränder .des Baches (Dorfteil gi b t heute das Bild einer Keule, deren Griff dewald au f dem Beg (etzen = weiden, w ie "Ried", "Riedgär ten " 1690 am Abhang des sich im Südosten befindet. Durch den in Süd• im Balinger Etzelbach = Bach von der L ehmbergs. "Riedgasse" eine Dorfstraße, ost-Nordw estr ichtung v erlaufenden Werten­ Weid e) . Der" Nordw est- und Nordhang des "Ried h alde" der langgestreckte. breite bach w ir d si e in zwei n ahezu gl eichgroße Netzenbergs ist die Hubhalde, im Volks­ Nordhang zum Ri edbach, n amengebend für H älften ge te ilt . Die Senkrechte, di e au f mund a uch Rughalde ge nannt (H ub zu die einstige Zelg "Riethalde", "Riedw eg" d ieser Linie steh t, bildete früher d ie Straße hauen) und am Südosthang H ard ( = Weide­ der untere Saum der Riedhalde). Wir se­ Balingen-Tübingen durch das Dorf, di e wald ). Nach Norden folgen "Rauhe Äcker", h en, d as Ri ed zieht sich w eit h erein bi s in ziemlich n ach dem Westen d er Markung "Ganze Häsel ", "Aftergreutle" (Greutle = d as h eutige Dorf. An das Ri ed an stoßen d und durch die Bundesstraße n och w eiter d as Gerodete), "Am H ägele", alles Namen, ist "B r ühlen", die Eisweiherwiesen der n ach Westen gerückt ist. Durch verschie­ di e au f W ald oder mindestens Buschwald ein stigen Kronenbrauerei. Ein "B r ü hl" sind dene Bäche und Gräben h eb en sich di e hinweisen (s. unten). immer wasserreiche Wiesen, meistens im einzelnen Geländeteile scharf gegenein­ Vom linken E yach ufer , etwa von Ostdorf Besitz eines Orts- und Grundherrn. Der 2. ander ab und schaffen die Bewegtheit, d ie aus, erscheint der Netzenberg als ein au f­ Teil des Ortsnamens dürfte also kl ar sein, der Engstlatter Markung ihr reizvolles Ge­ fallender, ein über der welligen Liasfläche nämlich "sum pfiges Gelände". Anders ver­ präge gibt. Versteckte Tal win kel u nd frei­ isoliert 40- 60 m aufsteigender Berg. Wie hält es sich mit dem Besti m m ungsw or t. Ob sichtige H öhen , glatte Ebenen und mannig­ kommt es nun, daß ein solcher Berg hier dies etwas mit "en g" zu tun h at oder mit fach geformte Erhebungen wechseln in mitten auf der Liaspl atte erhalten blieb? dem Personennamen ,,I n gi", wie heute viel- reichem Maße. So bildet d ie Markung einen Dazu wollen wir seinen Aufbau betrachten. Seite 754 Heim atkun dliche Bl ätter für den Kreis Balingen ,A u gust 1969

.,Im Grund " oder "Auf Steinen" (1818: "au f "Neu nzfeld " di e "K uhstelle ". Die eins ti ge lich im 15. J ahrhundert der Markung steinen oder grund", 1830 kult iviert) in der Allmend "Eger t" a n der Ostdorfer Str aße Engstlatt einver leib t worden. la nggestreck ten. flachen Mulde nördlich wurde 1852/53, in jener Hungerzeit. als 2 km östlich des Dorfes an der Mar­ vo m Dor f war in den h arten Angulaten­ Notstandsarbeit kultivi ert und hat h eute kungsgrenze gegen Bisingen wird 1496 und sandstein en der H errsc.'laftssteinbruch, wo ertragreiche Äcker. Mit Beginn des 19. 1560 die Flur Hofen erwähnt, d ie sich teil­ a uch in der Mitte des vorigen J ahrhunderts Jahrhunderts verl or die Viehweide an weise mit dem Bisinger "Oschle" deckt. Im Steine für den Bau der Burg Hohenzollern Wertschätzung, d a d ie "F r eihu t" aufhörte, Balinger Vertragsbuch wird 1402 "F ischers ge brochen wu rden (bastionierte Umfassung, weil der Bauer zur Stallfütterung überging. briehl" in derselben Geg end, und ' in den Ram pen-, Wilhelmsturm us w .). Von hier 1830 wurde durch königlichen Erlaß di e Trägerzetteln von 1825 heißt es : "Vor aus sind im flachen Anstieg des Netzen­ Genehmigung zur Aufteilurig der Kühwa• stockach, so sich vor alters an des Fischers berges weiche Schief ertone, die der Abtra­ sen er teilt. Die Allmenden wurden"nun den briegel geschrieben". Da di eser Brühl mit gung so nahe an der Eyach schon lange Bürgern zur beliebigen Nutzung überlas• dem eigentlichen Engslatter Brühl nördlich zum Opfer ge fa llen sein müßten, wenn sen . Kühwasen, Mühlerain, Eselsloch, Tal­ des alten Dorfes gar nichts zu tun h at, muß nicht die Ober flä che des Berges eine kräf• wasen, Eck- und Aftertal, Kreutle, im gan­ eine zugehörige Siedlung angenommen tige Decke Weißjuraschotter, ein Re st einer zen 72 Morgen, wurden zu gleichen Teilen werden. In der Nähe findet sich auch der großen Schotterfläche tragen w ür de. Die an di e Bürgerschaft verteilt, zunächst auf Name "Gr afen h alde" (1775:"Äcker zu ho­ E yach lag erte d ies e Schotter in der Rißeis• 12 Jahre, später au f Leb enszeit. fen oder zu grafenhalde"), der vielleicht auf zeit hi er ab, als sie noch hoch über der Gie­ zollerischen Sonderbesitz hinweist. Heute ßenmühle (550- 560 m hoch) floß , denn sie Abgegangene Siedlungen ist dort der Name "Bisinger Oschle" üblich wurde vo r der Durchsägurig der h arten (Sage von den 3 Halden: Grafen-, Sohri-, Arietenkalke gestaut. Also ein ä hnliches In den Außenbezirken der heutigen Mar­ Mayerhalde). Der Namen Hofen weist auf Bild wie in der weiten Ebene von Balingen, kungen steckt oft das Wirtschaftsland ab­ ein en abgegangenen Ort hin, von dessen a ber 80 m über dem h eutigen Ey achbett. gegangener Si edlungen. Als Beweis hierfür Markung auch Teile an Engstlatt gekom­ bietet di e Markung Engstlatt treffende Bei­ Verschiedene Flurnamen lassen darauf men sein können, aber weitere Angaben schließ en, d aß' nicht nur der Netzenberg spiele. Vi elfach haben im Hochmittelalter über Alter und Dauer von H of en können manche Fluren nicht zu den heutigen Sied­ b ew aldet war. Schon genannt wurden bei dem Mangel an Urkunden nicht ge­ Aftertal greutl e, Rauhe Äck er, Hubhalde, lungen gehört. Erst n ach der spätmittel­ macht w erden. a lterlichen Wüstungsperiode, dem Abgang H ard. Am Talbach findet sich d as Zw er en­ Aber nicht nur im Osten und Westen von Siedlungen, h aben die weiterbestehen­ h ölzle (Name von überzw erch ), d as bi s vo r vergrößerte sich di e Engstlatter Markung, den Siedlungsgemeinschaften das veröd ete rund 150 J ahren Kuhw eide w ar und als sonder n au ch im Norden. 1690 b efanden Land in Besitz ge no m m en und es n ach alt­ "Eckwäld chen " w ie der als Wald erstan d. sich über dem Klingenbach neben den Ge­ gewohnter Wei se als W iesen und Äcker S eit den 20er J ahren wurde a u ch "Erlen ­ w annen "Rauh e Äcker" od er "Millstaig" genützt od er auch in Gemeindeländerei en (Mühlsteige) di e Allmenden "After tal" ( = t raub ", eine ehem alige Farren w iese, an der um gew andelt. E yach aufgeforste t. Die Nam en "Talgreutle" Tal hinten in der Markung),"Lachen ob deuten au f G erodetes u nd "Blu m enga r ten " A nhauser Tal" und di e "Fau denlän dlein", h inter d em alt en F ri edhof (1866 angelegt) Nun sahen wir bei der Zei geneinteilung die eins t zum Zwing und Bann Anhausen auf ei ngehegter Weid ew ald, blu m enr eiche des E ngstlatter Ackerfeldes am Westr and ge hörten . In dem Tal der Eyach erheb t si ch der Markung einen Zelgfetzen, der im G e­ Weide im Wald hin. In "Esels loch" (Mühle über der Böll atmühle ei n fast 20 m hoher, in der Nähe), "Oh m esloch" (1534: "am wan n "Hin ter Lauen" zur Großzelg "H ü r ­ frei stehender Sandsteinrü cken . Er trug den sten" ge hör te, jedoch vo n di es er durch ameysloch"), "Hu ndsloch" (heute überbaut) Weiler Anhausen, der ers tmals 1095 er­ einen' Vorstoß der Zelg "Neu nzfe ld" ge­ und in der Nähe "H ürsten" (Buschwald), wäh n t wird, als Mari egeld de Ahusen bei "H in ter Lauen" ' (1534 : "hinder loh en ") trennt war. Bei di esem Zel gfetzen h andelt einer Schenkung des Klosters St. Geergen es si ch um einen Teil des a bgegangenen steckt loh = Wald. Das "H ölzle" beim Op­ im Schw arzwald auftritt. Die Gefällstufe Weilers Schleehtenfurt, v on dem bereits tenbühl (= "ob dem Bühl ") w ar ein kl ei ner im Stubensandstein wurde für eine Mühle N utz ungswald (s.Zei ch nung Seite 756.) um 1300 nur noch ei ne Mühle, d ie heu ti ge ge nützt, die zu den fr ühest ge nann ten Ostdorfer Ober e Mühle, übrig geblieben Mühlen zählt (schon 1263 genannt) u nd W ir se hen, di e h eu ti ge Marku ng muß wa r. Di e Nachbargemeinden Ostdorf und einst von einem Waldgür tel , w ie d ie Flur­ n ahe beim Friedhof d es Weilers, etwas un­ Engstla tt teilten, nachdem d ie Bewohner terhalb der h eutigen Böll atmühle lag. Vom namen ausweise n, begrenzt gewesen se in, di e Si edlung Schlechtenfurt verlassen h at­ der vo m h eutigen zusammenhängenden Geschlecht der Walger von Bi singen w u r de ten, den Zubehör dieses Weilers auf. In den sie dem Kloster Kirchber g ge schenkt. Den Waldgebiet ni edersteigend, den S üdrand n euhinzugekommenen Zel gfetzen brachten d er Markung umfaßte, d urch das ganze Weiler Anhausen erh ielt das Kloster von di e Engstlatter Bauer n nach altgewohn ter den Grafen von Hohenberg. Eya chtal ging und im Norden bis an den Wei se abwechs lungsweise Winter- und K lingenbach r eichte. Dagegen fin det si ch in So m mer fr u ch t ein und hi elten auch di e Um 1400 muß der Weiler, vi ell eicht durch der Zelg "Riethalde" k ein Waldname. Brache. Übrig blieb nur di e Mühle, di e 1314 eine P est, abge ga n gen sein . Doch dürfte di e Schenken (Ritter) von Andeck (am Far­ a ber au ch der Grund, wie bei an deren ab ­ Im schwäbisch -aleman n ischen Raum las­ gegangenen S iedlungen an der K euperstufe sen sich bei dem angebauten Acker land fast r enber gj um 62 Pfu nd an d as Kloster Kirchber g verkauften und später meist (Nam melhausen bei Bin sd or f, H aa rhausen b ei jedem Dor f u nd Weiler drei Zelgen od er b ei B rittheim, Juchhau sen bei Täbin gen), Esche nachweisen , die' m an zum r eibungs­ Weinhöll enm ü hle oder Obere Mühle ge ­ nannt w urde. 1508 ging sie in den Besitz an dem fü r den Ack erbau u n geeign eten Ge­ losen Ablauf der Dreifel derwirtschaft lände liegen . H eute is t nur noch die Mühle brauchte, so auch in Engstl att, Si e werden der Balinger Gei stlichen Verwaltung über. In Engstlatt w ird 1690 noch ei n "Schle ch ­ und der Flurname "An hause r Berg" erhal­ a ber hier dem Anbau gemäß größte nteils ten. D ie Markung der S iedlu ng w urde heute noch al s Wi nter- , Sommer- und tenfurter Mühlweg " un d 1733 ei ne Wiese "bey sch lechtenfurter w uh r" ge nannt. Bis größtenteils, ihr ganzes Gebiet li nks der Brachesch bezeichnet. so d aß die Benen­ Eyach, um den A nhauser Berg und den nung jetzt w echs elnd 'ist. Seit dem 14. J ahr­ vor 80 J ahren führte hier keine Brücke über die Eyach, sondern nur eine Furt, bei "Geißh au", mit der von Ostdorf vereinigt. hundert waren aber drei feststehende Be­ Die Felder, die auf der H ochfläche (nicht zeichnungen üblich, docl h eute kaum mehr der auf den h arten Sandsteinen an der seichten, ebenen Stelle (schlecht bed eu tet im Eyach- und K li ngenb achtal) lagen angewandt: Zelg "Neu nz fe ld" oder "Auf ("Oberanhausen"), kamen an Steinen","Hürsten" ("Hüsten") und "Riet­ hier = eben, wi e "Schlich te" = Ebene) d u r chw atet und durchfahren werden und gaben noch im 16. J ahrhunder t Zeh n­ h alde" mit H aber- und Vesen-tfrlukel-j.An­ ten an Engstlatt . Di e G ew a nne "Aft er tal" bau (s,K ar te). ko n nte. und "Lachen " fielen an Engstlatt. Nach Zel g "Rieth alde" lag im Osten vom Dorf. Weitere Wüstungen, Rohr und Hofen, einer Sage soll ei n Fräulein von A nhau sen Die No rdgrenze bildete der Riedbach, die sind am Ostrand der Engstlatter Markung. di e Engstlatter um freies Begräbnis gebete n Südgrenze der Werten- u nd Mamudenbach Am äußersten Südostzipfe l finden si ch di e h aben. S ie h ätten es aber verweiger t, wäh­ (Na me nicht geklärt) und um spannte auch Flurnamen "Bur gs tall " u nd "Schlößles­ r end di e Ostdor fer einwilligten und da für Haignen und Lan ger w asen . Das "Wagen ­ w ald ". Auf Bisirrger Boden wird 1303 die den Wa ld , also den größeren Teil, geschenkt tal" war das Grenztal zur Zelg "H ü rsten ". Burg Rohr erwähnt, die aber schon 1342 bekommen h ätten. Dies er Zelg reichte westwärts bi s zu r ehe­ ein Burgstall genannt w ird, denn es heiß t Ziehen w ir nun der seit 1498 im h eutigen m aligen Balinger-i-Engstlatter Landstraße, Cun der Truchseß von Ur ach zu R in girrgen Umfang b ezeu gten Engstlat ter Markung der eins t igen Baliriger Gaß. Zel g "Neunz­ verkauft "Ror daz Burgstal und Bisingen di e Ländereien ab, die erst nach 1300 in ­ fel d" war der größte Esch. Zu ih m ge hörte daz Dorf", Gut u nd Leute mit allem Zube­ folge Abgangs von benachbarten Si edlun ­ alles li n ks der alten Straße Balingen-He­ hör zu Steinhofen, Grosselfingen u sw . an gen h in zugekommen sind , d ann bleib t nu r ch ingen, m it Ausnahme von "Lauen ", das den Grafen von Zo llern (Mon urnenta Zol­ ein enger Bezirk übrig. Das hochmittel­ zum Zelg "Hürsten" zählte (s. unten). lerana). Zur B ur g gehörte auch das Gut, alterliche E ngstlat t kann dah er nach dem Die Allmenden waren ursp rünglich über das 1416 von Friedrich von Zo llern um 120 zugehörige n Ackerland zu schließ en, nicht die ga nze Markung verteilt und dienten , Pfund H eller an den Bulinger Vogt H ein­ viel m ehr als ein kl einer Weiler gewesen bald näher und bald ferner des Orts ge ­ rich Sätzli verkauft wurde. Eine S age ver­ sein, der sich n ur dadurch von den a bge­ legen, der Viehw eide.In der Riethalde bindet Rohr mit der Kirche in Engstlatt, gangenen Si edlungen am heutigen Mar­ liegt die "Auchtwies" (Nacht-, Herbst­ so daß angeno m men w erden d ar f, daß Rohr kungsrand unterschieden h at, daß er zu weide), im Zelg "H ü rsten " di e "Stelle " u nd n ach Engstlatt einge pfa r r t war. Teile des Füßen der se it 1275 erwähnten Pfarrkirche daneb en das "Stellegä r tle ", auf Zelg Baufeld es von Rohr sind sehr wahrschein- St. P eter lag, r ingsum von einer Mauer

------August 1969 Heimatkundliche Blä tter fü r den Kreis Ba lingen Seite 755 umgeben, die Schu tz ge boten und d aher die Wayd ge nannt, zwischen lVI artin Bantten wur den vo n 1818 an abge löst. Die T r äger Siedlungskonzentration an d iese r Stelle be­ Beckers und Schw anenwir th Majers Häuse r der Lehen hatten Lehenspacht in Form vo n günstigt h at. 1477 zählte er dann 22 Woh n ­ und Garten geleg en, vo rnen auf die Land­ Geld und Früchten zu entrichten. h äuser, w ar also sch on Dorf geworden. Das straß, hinten auf Schwanenwirth Majers Eine Zusammenstellung des urkundlich K ellereilagerbuch Balingen sprich; 1690 von Garten stoßend (haben inne: Jakob Schmid nachweisbaren Lehensb esitzes ergibt: 52 Häusern. die Behausung, Johannes Vötsch, Hans Jerg Jetter, Soldat, Christian Fröschle)" (wahr­ Kellerei Lehen 289 Morgen Gründung der Siedlung schein lich das H aus d es früheren Schult­ Alpirsbacher Lehen 269 Morgen h eißen Schmid). Diese Häuser müssen sich um den Kirch­ Stettener Lehen 232 Mo rgen h ügel geschart haben. Bezeichnenderweise Dann weiter ein ähnlich · beschriebenes Rangendinger Lehen 79 Morgen h eißt heute noch der Dorfteil an der Gut: ". .. mitten im Dorf beim Riedbach . .. Geistliche Verwaltung 57 Morgen Hauptstraße "Im Dorf". Kirchhügel, Hof, vornen auf di e Allmend (Angel s. oben) Spital Lehen 19 Morgen Dorf und Rain sind zweifelsohne der K ern hinten auf H ans Martin Jetters Ostdorfer St. Peter Lehen 15 Morgen Gärten stoßend (haben inne: Hans Martin der Siedlung. Der "An gel" (Anger), der an Bis 1854 mußte Großzehnt für Getreide den Rain anschließt und ein Stück der Ost­ Jetter Ostdorfer di e Behausung)". Dieses H aus, das die ehemalige Wohnung des Le­ entrichtet werden. Der Kleinzehnt, der mit ausdeh nun g des Dorfes ausmacht, wird wenigen Ausnahmen der hiesigen Pfarrei n och im 17. J ahrhundert als Allmend be­ hensinhabers w ar, dürfen wir als den Sel­ hof an spr echen. Ein 3. H aus war der sog. gehörte, umfaßte Rüben, Hanf, Flachs und zeichnet und die Zehntscheuer, in dem Obst. Der Heuzehnt gehörte zu drei Teilen h eutigen Dorfteil "K illw iese " (Kirchwiese) Schöntagsehe Hof (ältestes H aus in Engst­ latt) und ein 4. ist nicht m ehr genau zu be­ der gnädigen Herrschaft und zu einem gele gen , an deren S telle sich di e heutige Viertel der hiesigen Kirehenpflege. Dann Trikotfabrik Maute befindet, stand noch sti m men . Wir sehen, alle müssen in der Nähe der "Sch w ane" gelegen sein. mußten jährliche Steuern, Fleischsteuer, 1680 außerhalb des Dorfes. das Überreiter-Korn au s jedem Haus (3 Bei den engen Bez iehungen zu Steinho­ Merkwürdig war, daß der Hof alle 12 Viertel Dinkel), Zollkorn (s. oben), eine fen (s. oben) darf angenom men werden, Jahre n eu verliehen werden mußte. Die Fastnachtshenne und zwei Herbsthühner daß di e Engstlatter P eterskirche von der Hofmai er mußten ih r Recht bei den alpirs­ gegeben werden. Die Leibeigenen w aren Steinhofener P eterskirche aus gegründet bachisch en Gerichten zu Wittershausen oder besonders besteuert. So verlangte die Ni­ w u rde und dann jünger als diese ist, denn zu Gruol holen. Di e Träger der Lehen gül• kolauspflege von Balingen von ihren Leib­ P eterskirchen w urden anderwärts um 700 teten an d ie Pfl ege des Klosters in Balin­ eigenen jährlich 1 Pfund Wachs, eine gegründet (Petersk ir che in Rangendingen ge n . Dieser Pfleger durfte jährlich zwei F astnachtshenne und als Hauptrecht 1 w ird scho n 795 erwähnt). F est steh t, daß "Herbergen ansprech en", d. h. zwei Bewir­ Pfund Heller. Die H erren von 'I'ierberg, die 1275 zu Engstl att eine selbständige Pfa r rei tu ngen for der n, zu denen er einen Balinger G r afen von Zollern, di e Walger von Bisin­ b estand. Di e Gründung der Si edlung dürft e Freund sow ie einen der ihm unterwegs be­ gen, Württemberg usw. hatten zeitweis e vo n Steinhofen aus er folgt sein. gegnete, ein e Dame und ein Hündlein mit­ Leibeigene im Ort. Dann waren die Engst­ bringen durfte. Dazu wurde der Dorfvogt In der Zelg "Ri ethalde" wird das ers te latter mit ander en "u nter en" Amtsflecken Stü ck der Markung ver m u tet. Eine Rodung und der Pfarrer einge la den . Der Inhaber fronpflichtig an den herrschaftlichen Ge­ war hier überflüssig, denn im ganzen Esch des Selhofs mußte das Mahl bereiten. b äuden, der Stadtmauer und am Schloß in befind et sich kein Waldnam e. Der Bau er Neben dem S elhof besaß das Klos ter Balingen, w o das Baumaterial unentg el t­ brauchte nur den Täl er n des Ried- u nd noch den Rangendinger Hof (Name vo n lich beigeführt werden m ußte. In di e Wer tenbachs zu folgen. Als dieser Zelg einem der Rangendinger hi eß ), der 1830 Frommerner Weinber ge mußten sie die von n icht mehr ausr eich te, wandte sich der 79 Morgen u m faßte, u nd das Rebllnsgut. den Ostdorfern in ihr em Wald Withau ge ­ Bauer wohl nach Zelg "Hü rsten", der a ber Ein anderer b em er kensw erter H of w ar h auenen Weinbergpfähle in F r on beifüh­ wegen seines b ergigen Charakters schwe­ der Weisen- oder Freihof, der se inen Na­ ren. rer zugänglich und mühseliger zu bear bei­ m en von der Steuerfr eiheit h atte. Er war Wir sehen : L asten, Steuern, Dienste usw . ten war als Zelg "Rieth alde". Am späteste n im 15. Jahrh under t im Besitz der r eich be­ in Fülle. Es ist daher nicht verwunderlich, dürfte Zelg "Neun zfeld" als K ulturland güterten Herren vo n Bubenhofen, di e aber daß Engstlatter Bauern 1525 bei den wegen des H öh enun terschieds einbezogen in der Mitte des 16. J ahrhunderts verarm­ Bauernunruhen mit beteiligt waren und worden sein, denn h ier h aben s; .h die mei­ ten u nd zu Ver käufen gezwu ngen waren. mit andern di e Städte Bahngen un d Ro­ ste n Waldnamen erhalten. So w ur de der Weisenhof 1530 an d en spä ­ senfeid bel agerten, bis 'sie vor dem anrük­ teren ersten protestantischen Ober vo gt von ken den Truchseß von Waldbur g, dem Der Grundbesitz Bal ingen, Fr it z Jakob vo n Anweil, ver ­ "Bauernjörg", zurückw eichen mußten.Über Engstl att dürfte wohl zu den ältesten kauft, der von den Bubenhof en au ch di e Bestrafung der Beteiligten, w ie etwa in zoller is chen Besit zu ngen in uns erem K rei s Haimburg, Stetten und Gro ssel fin gen er­ Frommern, ist nichts bekannt. zä hle n (s. oben) und ist d ann 1288 bei der warb.Nach 1619 wechselte er öft ers se inen zolleris chen Teilu ng zur zollerischen Herr­ Besitzer, bis ihn schließl ich 1665 H ans Die wirtschaftlichen Verhältnisse schaft Schalksburg gekom men . Zollerischer Vö tsch von Ostd orf über nah m . Damit w ar der Hof in Bauernhände geraten, w urde Durch di e vielen Durchzüge wäh rend des Besitz könnte ursprünglich der Selhof ge­ Dreißigjährigen K rieges, d ann im 18. J ah r­ wesen sein, denn er gehörte 1390 dem K lo­ allm ählich zerschlagen u nd verschwand schließlich auch als Rechtseinheit. hu nder t u nd in den Na po leonischen K r ie­ ster Alpirsbach, das 1095 von den Grafen gen wurde der Ort immer wieder schwer von Zoll ern mitbegründet worden ist. Ob In der Größe des Besitzes fo lgte au f das betroffen, denn er lag verkehrsgünstig an der H of allerdings zu dem Ausstattungsgut Schwarzwaldkloster das Dominikanerin­ der Reichsstraße Rottenbur g-­ des K lo sters zählte, ist fraglich. nenkloster G n aden tal in Stetten bei H e­ Balingen-Rottweil. Der D reißigj ährige Der Selh of (Name von te rra salica, Her­ chingen , das vo n dem Grafen F ried ri ch von Krieg br achte eine Einbuße etwa von r enhof) . wird erst 1390 anläßlich ein es Zoll ern um 1260 gegründet worden w ar. einem Drittel der Einw oh n er mit sich. Streites des Hofinhabers Bentz Götz von Durch Stiftungen und Käufe , vor allem im Sämtliche Obstbäume waren niederge­ Engstlatt und Genossen mit dem Alpirs­ 14. J ahrhundert, k am das Kloster au f in s­ h auen. 1704 lager ten preußische Truppen bacher Abt Konrad ge nan nt, w ar also da­ gesamt 232 Morgen. unter Prinz Engen von Savoyen bei Engst­ m als schon geteilt. Wegen seiner Größe und latt, die vo n B öh r ingen n ach Stein hofen seiner besonderen Rechtsverhältnisse war Die übrigen gr u ndherrschaftlich en Ver­ hältnisse sind in Engstlatt, wie kaum zogen . 1797 br achten Ausschreitungen der er der bedeuten dste Hof am Ort. In keinem Franzosen zusam men mit Quartierkosten Ort unser es Kreises h atte das Kloster so irgendwo anders, überaus verw ickelt, weil m an die meis te n Güter und Lehen schon der Gemeinde einen Schaden vo n 10 832 großen Besitz. Es gab kaum ei n Gew ann Gulden. Immer w ie der mußten Vorspann­ auf der Mar kung, auf das es n ich t se inen frühzeiti g zersch lagen h atte. Wi r finden den Bull riger Spital, die Engstlatter Kirche, di enste an den steilen Abfahrten ins Wer­ Fuß gesetzt h atte. 1460 gehörte n zum H of tenbachtal ge le iste t werden. ~i all dem ist Kloster Beuron, di e Buli nger Frauen­ 170 J auchert Äcker (1 J . etwa Il /2 Morgen ), n ich t v erwunderlich, daß die Gem ein de pfl ege, die Pfarrei Stein hofen usw. als Le­ 38 Man nsm ahd Wiesen. 1820 umfaßte er versch u ldete. F ür 1671 wurden etwa 3028 h enbes itzer. Gen au so verwickelt si nd di e noch 120 Morgen Äcker, 10 Morgen Gr as­ Gulden Schulden ermittelt. Di e Schulden­ Zehntverhältnisse. Vo n einzelnen Gü tern und Baum gar ten . 66 Morgen Wiesen und la st stieg im 18. J ahrhu nder t noch mehr w ar sogar der Ze hnten geteilt. Der Bauer 67 Morgen H olz und Waldungen. Der H of und verminderte sich erst von 1871 an. 1732 h atte daher nicht nur einem, so ndern m eh­ trägt alle Merkmale eines Maierhofes und h atte die Gem ei n de ganze 9 Morgen W ald. dürfte ursprünglich einem Ortsherrn gehört reren Herren zu dienen. Die Landesherr­ haben. schaft W ürttemberg h atte bis zur Reforma­ Die Ve rmögenslage der Bürger w ar vor ti on so gut wie gar keinen Besitz im Ort. der Industri alisierung ni ch t günstig. Es Wo kan n nun dieser Hof gestanden sein? Erst n ach der Reform ati on kamen Lehen w anderten daher im le tzten Jahrh undert d urch d ie Balinger G ei stliche Verwaltung v iele aus. T r aur ige Schicksale er leb ten die Der T r ägerz ettel der Alpirsbacher Lehen oder d u rch di e H eiligenvogtei unter landes­ 68 Personen, die im Notjahr 1845 nach Si e­ von 1825 enthält folgende Notiz: Es gehö• h er r liche Aufsicht. Nur di e Beuroner und benbürgen aus w anderten u nd die, wie es r en nachfolgende Stücke und Gü ter in den S tettener Lehen blieben bis zum Anfang allge m ein ü blic h war, in der H ei m at auf Selhof "ein e zweisto ckige Behau sung und des 19. J ahrhun derts in H änden der Klö­ sämtliche Rechte verzichtet hatten. Die Scheu er unter ei nem Dach, ei n em Ho f, H of­ ster erh alten. Di e anderen Güter w u r den m ei sten kehr ten wieder nach Engstlatt zu­ rait hi n und G arten dabey ... alles an und scho n se h r früh Erblehen und in Träge­ rück und konnten erst 1856 unter dem beieinander m itten im Dorf in der Gans reien aufge te ilt . Die Gülten und Zehnten Druck des Oberamts w ie der in ihre alten Seite 756 Heimatkundliehe Blätter für den Kreis Balingen August 1969

Rechte (Allmendteile usw.) eingesetzt wer­ an den "Rain" anschließende "Angel" ist an den Straßenausläufen m it Hauptwachs­ den. ers t sp äter ents tanden (s. ob en). Die Kirche tum an der "H alde". Im Straßenbogen fällt Die durch den Ort führende Schweizer­ zum Hl. P eter auf dem Hügel mit seiner die geschickte staffelförm ige Aufreihung straße, die seit 1709 Poststraße zw ische n r ings umziehenden Mau er gle icht eine r der Häuser auf. Durch die Bebauung der Stuttgart, Waldenbuch, T übingen, Balingen Wächterin über dem alten "Dorf" und birgt "K illwiese", die ers t in der 2. Hälfte des und Schaffhausen war, machte be i Last­ mit der Kreuzigungsgruppe in der Bahnger 19. J ahrhunderts einsetzte, w urde die Lücke fuhren Vorspanndienste an der "Alten Landschaft ein Kl einod . Schmucke, alte zu m Dorf geschlossen. Noch 1871 konnte Steige" notwendig. Die in einem Bogen Fachwerkgiebel (Pfarrhaus, Haupstraße) Jako b J etter an sein Haus in der Holzg asse verlaufende "Neue Steige" wurde ers t 1862 ragen h ier auf. (Riedgasse) schreibe n: "Da s Haus soll hei­ gebaut. Über Mangel an Vorspannpferden Die erste n Wachstumsspitzen zeigen sich ßen Solitude, weil es so einsam ste ht". wurde öfters geklagt. in nordöstlicher und südöstl icher Richtung (Schluß folgt) Die Haupteinnahmequelle war in den vergangenen J ahrhunderten di e Landwirt­ schaft. Der verhältnismäßig gute Bod en (in se iner Ertr agsf ähigk eit ste ht Engstl att an 7. Stelle im K reis) war f di e erfor de rliche n Er träge ab . J ed er Gewerbetreibende (schon 'o/f 1309 ein Sch uhmach er erwähnt) bet ri eb neb en sein em Handwerk noch Landwirt­ &'\"klm2 schaft und hatte m indestens einige Ziegen mit de~ 3 Zelgen ode r 1-2 Stück Vieh im Stal!. Die teilweise K.e.i.l'1sH9~m Wak{ erhaltene Gehöfteform der Höfe dürfte in dem gu ten Boden seinen Grund haben. 1688 durfte der vermö gliche Bauer 6 Schafe mit Lämmern, der m ittlere 4 und der arme 3 auf di e Weide schicke n. Die Sch afzucht hat immer eine gewisse Rolle gespielt. Einen schwunghaften Handel mit Hämmeln betrieb um die Mitte des vorigen Jahrhun­ derts Schwanenwirt Michael, der jährlich etwa 5000 Hämmel über Straßburg nach Paris oder in die Schweiz verkaufte. Immer wieder wurde versucht, das Ge­ w erbe in Gang zu bringen. Zunächst dürfte die Weberei al s Hausgewerbe am m eisten verbreitet gewesen sein. Um 1785 richtete der Schmied J oh ann Weber eine Baum­ w ollspi nnere i ein. Er mußte aber b ald wie­ der schließen, weil die Zeugfabrik in Sulz Einspr uch gegen das Unternehmen erhob. Im 19. J ahrhundert sied elten sich eine Korsettweberei, eine Zigarrenfabrik und m ehrere Brauer eien an, di e aber alle kei­ nen längeren Bestand hatten. Nach 1800 waren viele Schuhmach er hier tätig, di e meistens für Baling er Fi rmen arbeitete n . Erst der Anfang unser es Jahrhunderts br achte die Wende, so daß heute rund 60 Prozent der Erwerbstätigen in Industrie und Handwerk 'tätig sind. 1901 wurde di e Schuhfabrik Martin Jetter und schon 1898 das Säge- und Hobelwerk G. Schneider & Eine Wi ese -rnit Herbst zeitlosen stimmt Söhne gegründet. 1910 kam ein Filialbetrieb Die Herbstzeitlose einen zwar wehmütig, denn sie k ünden di e der Trikotwarenfabrik H. Maute, Bisingen, C ölchicum autumnale - Von Kurt Wedler kalte J ahreszeit an, aber sie bi eten auch ein und nach dem 2. Weltkrieg entstanden wei­ erfr euliche s Bild in den herbstlichen Tagen. tere Trikotbetriebe und sonstige Werkstät• Die Herbstzeitlose, die schon Ende August ten. Engstlatt war damit der Anschluß an auf unseren Wiesen erscheint, trägt ihren die industrielle Entwicklung geglückt. Namen durchaus zurecht, obwohl sie nicht Wenn im vorigen Jahrhundert die Ein­ die einzige Pflanze ist, die zur Unzeit, also wohnerzahl vor allem durch Auswande­ im Herbst blüht. Aber sie beherrscht nun rung rückläufig war , so stieg sie seit 1900 weithin mit ihren zartvioletten Blüten die stark an . Einige Zahlen mögen dies ver­ kurzgrasigen Wiesen, und die Insekten ha­ deutlichen. ben keine Mühe sie zu finden und zu be ­ stäuben. 1603 280 Einwohner; 1900 831 Einwohner Auffällig ist, daß di e Pflanze kein grünes 1654 185 Einwohner; 1959 1319 Einwohner Blatt zeigt und daß die Blüte keinen 1732 451 Einwohner; 1968 1450 Einwohner Fruchtknoten hat. Untersucht man diese 1820 685 Einwohner. Tatsache, dann findet man, daß der Griffel W ir sehen, seit 1900 ein Ansteigen der mit der Narbe durch den ganzen Blüten• Bevölkerung um über 75 Prozent. stiel hinabreicht und sogar bis in die Knolle Dies e Bevölkerungszunahme drückt sich hinunterzieht. Dort unten wird nämlich der auch im Ortsbild aus. Samen angelegt und ers t im Frühjahr mit den drei dunkelgrünen Blättern aus dem Das Ortsbild Bod en herausgeschoben und zur Reife ge­ bracht. Dieser Umst and: Blüte im Herbst, Der Grundriß des Dorfe s lä ßt nicht, wie Frucht im Frühjahr ist das eigentlich Ze it­ teilweise in andern früheren Dörfern , ein lose an di esem Pfl änzchen. .. P rinzip erke nne n . Die Unregelm äßigkeit Di e Bl ätter bereiten di e Nahrung für di e hat sich teil weise aus den Gel ändeverhält• wachsende n Früchte und für di e Vorrats­ nissen ergeben . Der Ortskern liegt um den stoffe in der neuen Stengelknolle, die dann Ki rchhügel und a n der Hauptstraße vom im Herbst w ieder di e Blüte hochtreibt. Hindenburgplatz bis zu r Owinger Straße. Die Fruchtkapsel öff net sich im Juni mit Alle nicht unmittelbar am Mittelstück der drei Kl appen, aus denen di e Samen h er­ Hauptstraße gelegenen Dorfteile haben aus fa llen, die einen weißen, klebrigen An­ si ch ers t späte r entwickelt; selbst der sich hang besitzen, der der Verbreitung durch Tiere dient. Herausgegeben von der Helmatkundltchen Ver­ Das starke Gift Colchicin, das in der e in igu n g Im Kreis Ballngen. Erscheint Je we ils a m Pflanze und auch in den Samen vorhanden Monatsende als ständige Beilage des ..Balrnae r Volksfreunds". der "Ebtnger Zeitung" und der ist, wird als Heilmittel verwendet. Die "Schmlecha-Zellung". Weidetiere fressen die Pflanze nicht. idhche Blätter für denKreis Balingen.

J ah r gang 16 30. September 1969

Unterschicht gehörten di « Hirten, die es fast in jeder Gemeinde gab, die manchmal Aus alten Steuerlisten nur ih r en Lohn zu versteuern hatten, in v on Dr, Walter Stettner, Ebingen den Städten auch di e Handw erksge sellen, di e nicht das Bürgerrecht besaßen und da ­ (Schluß) h er auch nicht an den Vorzügen des Ge­ m eindelebens, an den Allmandteilen, am Der. vermöglichste Balinger, Franz E r­ Büchler in 'I'ailfingen 400, Cl aus Scheller Holznutzen u sw . teilhatten. Vom Bürger­ g e n z 1 n g e r, versteuerte 4000 f1. ihm fol g­ in Truch telfingen 300, Hans Schütt in Wi n­ r ech t ausgeschlosse n wa ren die "unehrli­ ten der herzogliche Keller Sebashan E g e n terli nge n 200, Balthas Fraider in Meßstet­ chen" Leute, z, B. die Scharfrichter und (1200 f1.) und Alt Hans E y s e li n (1070 f1.). ten 150, H einz Senglin in Oberdigisheim die Kleemeister od er Wasenmeister (das " Die Ergenzinger werden etwa seit der Mitte 340 und P eter Link in 'I'ieririgen 800 f1. Die sind Abdecker od er Schinder); aber zur des 15. Jahrhunderts, die Ei seie schon seit Amtsgewalt di eser Vögte war sch w ach; Türkensteuer w ur de wenigstens der Ebin­ dem 14. Jahrhundert in Balin gen erwähnt, um so m ehr kam es darauf an, daß sie ge r Wasenm ei ster m it h er angez ogen. Geld (W. Foth, Heimatkund1. BI. 30. 11. 1965, du r ch ih ren Besit z angeseh en w aren. G. sti n kt bekanntlich nicht. S. 533), während Eg en von auswärts ge­ Wunder (Zeitschr. f. württ. Landesgeschich­ Im allge meinen entsch ied im Mi ttelalter kommen zu sein sch eint . Bei der dritten te 1967) h at m it Recht dar auf hingewiesen, und in der frühen N euzeit der Besitz über Amtsstadt un ser es Bezir ks, R 0 sen f e l d, daß damals nicht das Amt den Wohlstand den sozia len R ang ei nes Mannes und seiner verzeichnen wir ei nen weiteren Rückgang : b r achte, so n dern Wohlstand Voraussetzung Familie, und wer w enig h atte, stand auch es h atte 1545 nu r noch 18 Prozent der für das Amt w ar. a uf der sozialen Stufenleiter unten. -So Steuerzahler Bal ingens, . 20 P r ozent der Zur Mi t tel schicht w ird m an et wa die Be­ darf m an einem Wort von E. Maschke bei­ Ebinger. Es weist auch gegenüber demJahr sitzer vo n Vermögen zwisch en 100 und 200 pflichten, der sagt (E. Masch ke und J . Sy ­ 1470 ei nen erheblichen R ückgang der f1., in den Städten au ch n och etwas h öher, dow, Gesellsch aftliche Unterschichten in Steuerzahler und damit der Ein w oh ner zahl rech nen dürfen. Das war en auf dem Land den sü d westdeutschen Stä dten, 1967, S. 6): auf. Offenbar sind nicht nur die Adligen, die Bauern, in den Städte n die H andw er­ "Wenn der Reichtum so wo h l Una bhängig­ die damals noch ansässig waren, abgewan­ ker u n d k leineren Kaufleute, über die aber keit verlieh, wie er den Zugang zur Macht dert, so ndern auch ei ne Anzahl so nstiger unsere Steuerlisten fast n ich ts aussagen. So eröffnete, so b edeutete Arm ut auch Abhän• Bürger. Die geringe Grundfläche (etwa 300 wen de n w ir un s gleich d er Unterschicht gigkeit und Furcht" . Was die Furcht an­ Ar gegenüber 450 bei Ebingen und etwa zu. Sie war kein einheit liches Gebilde, und geh t, so darf m an n icht so sehr an die vor 800 b ei Bali ngen) wird wo hl die geringste es ist au ch nicht so , daß in jed em F all der de r Obrigkeit, den Mächtigen den ken - si e Ursache für den Rü ckgang des Städtchens Vermögensstand über die Zugehörigk ei t zu b oten ja Schutz - , sondern m ehr an die gewesen sein, da hätte man ja n ach dem einer Bevö lkerungsschicht en ts chie den vor dem Hunger u nd der Zukunft. Die Beispiel Ebingens auf Vo rstädte ausw eich en hätte. War etwa in einer F amilie der Mann armen Leute sahen sich , auch wenn K rieg können. G ew ich ti ger ist die besch eidene in jungen J ahren weggesto rben und ein e ' oder Hungersnot drohte, au ßers tan de, Vor­ Markung, di e zu den k leineren des heuti­ A nzahl Kinder vorhanden, so schmolz das räte anzulegen. Waren das Spital oder die ge n K reises Balingen gehört (s. Kreisbe­ Ve r mögen r asch zusammen. Deshalb konnte Kirche so vermöglich wie in Ebingen dann sch reibung -Bd . I, Tabelle 1). aber di e F amilie in der sozialen :::::chichtung, konnten d ie Ärmsten hoffen, vo '; d em Der stärkste Bremsklotz war wohl die n ach ihrem Ansehen und ihrer H altung, Schlimmsten bewahrt zu bleiben; andern­ Na chbarschaft Rottweils, in dem sich Han­ doch zum Mittel stand gehör en . .Oder ein falls war das nicht sicher. Aber die wirt­ del und Gew erbe immer glänzender ent­ verm öglicher Vater hat se inem Sohn, der schaftlichen Verhältnisse waren nicht un­ falteten; daneb en konnte man sich in Ro­ geheiratet hat, seinen Besitz noch nicht a bän der lich fe stzementiert, es gab auch senteld nur schwer behaupten. Ob endlich übergeben, dann kann der steuerlich sehr schon am Beginn der Neuzeit wirtschaftli­ au ch konfessionelle Motive in der Refor­ niedrig angesetzt werden. So liegt wohl der chen und ges ellschaftlichen Auf- und Ab­ mationszeit mitspielten, müßte noch unter­ Fall in Engstlatt, wo Michel Rein 250 fl , stieg von Familien, zumal in den Städten. sucht werden. Jedenfalls kümmerte Rosen­ versteuerte, jung Michel Rein (offenbar In ein er b esonderen (nicht veröffentlich• feld nun dahin, 1545 gab es schon einige sein Sohn) dagegen nur 20 f1. In Laufen ten) Tabelle habe ich den Anteil der be­ Dö rfer, die mehr Steuerzahler und damit versteuert einer 350 fl., sein Tochtermann sonders Vermöglichen und der Armen (un­ auch mehr Einwohner aufweisen als das nur 20 f1. Auch viele Pfarrer hatten nur ter 40 fl .) zusammengestellt. Die Armen Städtchen: das benachbarte Leidringen, .ger inges Vermögen, häufig unter 100 f1., befanden sich in besonders starker Häu- . dann Ostdor f, 0 ns tmettin g e n , Ta il­ daneben allerdings Einkünfte aus ihrem fung, n ämlich zu mehr als 50 Prozent fingen und Win t e r l i n g e n ; an Steuer­ . Dienst. Sie zählten aber in jedem Fall zur (Knechte und Mägde unberücksichtigt) in kraft all erdin gs hatten nur Ostdorf und gesellschaftlichen Oberschicht. Man darf den Albgemeinden Ob erdig i sheim, Leidringen (dies es allein dank dem Abt also nicht von vornherein jeden, der ein ge­ Laufen und Zillhausen; in Meßstet• von St. Georgen) einen deutlichen Vor­ rin ges Vermögen versteuerte, als armen te n m achten sie gar zwei Drittel der Be­ spr u ng. Tropf ansehen, und noch vorsichtiger muß völkerung aus. Von den zehn Gemeinden Unter den Dörfern gab es große und m an im Einzelfall mit einem Urteil über mit dem größten Anteil von Armen (außer klein e, reiche und ar m e. Bei einem Ver­ die soziale Einschätzung solcher Leute sein. den genannten noch Isingen, Dürr­ mögen von 100 fl . war wohl im Dorf eine Aber solche Einzelfälle stellen eben die w a n g e n, T a i lfi n g e n , T r u ch t elf i n ­ selb stän dige Existenz, w en n auch in be­ Ausnahme von der Regel dar. Si e aber g e n, W interli n g e n und Ti e rin ge n) scheidenem R ahmen, gegeben. Wer 200 fl . b esagt, daß, wer unter etwa 50 f1. ver­ liegt nur Isingen im Albvorland; di ese alte versteuer te, kon n te schö n al s stattlicher steuerte, zu den Armen der Gemeinde Gemeinde ist off en bar durch di e Gründung Bauer gelten; für einen (schwä bischen !) zäh lte. Er wohnte vermutlich zur Mi ete der Stadt Rosenfeld stark verarmt. Auf Großbau er n wird man etwa das Doppelte und übt i k eine selbständige T ätigkeit aus. der Alb aber g ib es scho n in der Reforma­ voraussetzen m üssen . Sol che Bauern ha tten In der Liste des Amtes Bahngon w erden tionszeit za h lreiche Gem ein den, in denen dann auch Knech t und Magd. die Ärmsten unter der Bezeich nung "un ter das wo hlhabende Bauernt um an Zahl von 20 f1." gefüh rt und mit 4 K r. besteuert. den .w ir tschaf't lich schwache n H aushalten Aus den vermöglichen Leuten rekrutierte Ganz von der Steuer b efr ei t wurde ans chei­ überholt w urde. Diese Entwick lung hat sich sich nicht nu r in den Städten das Regim ent nend in unserem Fall n iemand (dagegen in den fol genden Jahrhunderten durch di e mit Bürgermeister, Richtern un d Rat, son­ gibt es für S teuer befreiung Anhalts­ Bevölkerungsvermehrung un d Realteilung dern aus ihnen w u r den au ch die Dor f­ punkte bei der Steuerliste von 1525). Di e n och verstärkt. Die Not verlangte imm er vögte genommen. So versteuerte der Vogt Armen waren auf die H ilfe anderer ange­ dringender n ach anderen Erwerbsmöglich­ von Ostdorf (mit seinem Sohn) 1300 fl., der wiesen, sie ergänzten die S char der Knechte k e. ten, Aber schon im 16. J ah rhundert war in En gstlatt 250 f1., der in Frommem' 650, und Mägde und suchten als 'I'aglöhn er ihr der Gr u n d gelegt zu dem, was Karl Marx der Burgfelder (m it seinem So hn) 220, Hans karges Brot zu verdienen, das ihnen nicht später die indu st r iell e Reser vea r m ee Mau tz in Onstmettin gen 350 fl., Conr ad so sicher war wie den Dienstboten. Zur n ann te. Seite 758 Heimatkundliehe Blätter für den Kreis Balingen September 1969

Eine Seltsamkeit muß noch hervorgeho­ bewegu rig hin eingezogen hat, weil er die kehrswege das ehemalige Zisterzienserin­ ben werden; das reichste und das ärmste Dor f No t der Bauern sa h, oder ob die Bauern nenkloster HeiIigkreuztaI. Es liegt auch in lagen dicht beieinander auf demselben Bo­ nach der Nied erschlagung der Unruhen so der Fluchtlinie zwischen den beiden kelti­ den, Ho ssingen und Meßstetten. In hart bestraft wurden, daß sie zur ärmsten sch en Heuneburgen, dem keltischen Für­ Hessingen wohnten 1545 nur fünf Groß• Gemeinde weit und breit absanken. Da stensitz zwischen Hunderaingen und Binz­ bauern mit Knechten und Mägde n; in Meß­ J akob Frischlin sich noch am Ende des wangen an der Donau und der no ch nicht st etten zahlte von den wenigen größeren Jahrhunderts über di e groß e Armut im erforschten Keltenburg bei Upflamör. Und Bauern nicht einer auch nur die Hälf te der Dorf beklagt, ist eher anzunehmen, daß sie es liegt in der Nähe einiger Viereckschall­ Hossinger; dafür gab es arme Leute in strukturelle Ursachen hatte, daß sich also zen und vieler Grabhügel, darunter dem Hülle und Fülle. In Hessingen ist es bis die Meßst etter den aufständischen Bauern größten Grabhügel Deutschlands, dem 1545 gelungen, die Aufsplitterung der Gü ­ angeschlossen haben, weil sie nichts zu ver­ Hohmichele, ter zu verhindern. Daß etwa vo n der örtli­ lieren, aber alles zu gewinnen hatten. chen He rrschaft (den Herren vo n Tierberg?) Wenn au ch zwischen diesen vorgeschicht­ ein Anerbenrecht festgelegt worden wäre, Zum Schluß möchte ich noch darauf hin­ lich en Si edlungen, Burgen und Nekropolen ist unwahrschein lich , denn dann wäre wohl weisen, daß bei einem Vergleich der Na­ und der mittelalterlichen Kl osteranlage der Meßstetten ebenso behandelt worden. Die men in Stadt und Land ein starker Wechsel Zisterzienserinnen keine innere Beziehung · Armut der Meßstetter hängt vielleicht mit erkennbar ist. Unsere Vorstellung, daß besteht, so ist doch Heiligkreuztal und dem großen Bauernkrieg von 1525 zusam­ früher die Bevölkerung über Jahrhunderte seine Umgebung für den Menschen der men, in dem ihr Kaplan Germanus Kopp hinweg an einem Ort seßhaft gewesen sei, Gegenwart ein hochinteressanter Erden­ (von Eb in gen) eine führende Rolle gespielt ist also mindestens für di e Zeit um 1500 zu fleck, der Vorgeschichtliches, Mittelalter­ h atte ; aber es ist nicht mit Sicherheit aus ­ korrigieren; es läßt sich im Gegenteil eine liches und Kunstgeschichtliches auf eng­ zumachen, ob er das Dorf in die Aufstands- starke Fluktuation feststellen. stem Raum zu bieten hat, und eine Oase der Ruhe und Erholung, für den, der am Wochenende oder in der Ferienzeit die Aus der Geschichte von Engstlatt Stille sucht. (Schluß) Die Zisterzienser Nördlich an diesen Dorfteil schließen sich Etwa 1000 Jahre ist der Ort alt, der sich Wer das Bibertal entlang fährt und dann zwischen Bahnlinie und Hauptstraße die aus kleinsten Anfängen eines Weilers am in Andelflngen nach Süden abbiegt, sieht im Gefolge der Industrialisierung jüngeren Kirchhügel zu einem stattlichen Dorf weit schon von fern die hohe, äußere Kloster­ Siedlungsteile an (Br üh l-, Mörike- und über die Talmulde hinaus, vor allem nach mauer und darüber den Kirchenbau mit Gartenstraße). Seit 1950 .entstand die Ar­ Südosten und in Richtung Bahnhof aus­ beiterwohnsiedlung "In Kreuzbronnen". In dehnte. Viele Stürme, Kriege, Pest und jüngster Zeit kamen überall weitere Wohn­ Hungersnot mußte er über sichergehen gebiete hi nzu, vor allem links und r echts lassen. Aber rastloser Fleiß, Geschicklich­ .:l der Balinger Straße in Langwiesen. Käp• keit und Sparsinn seiner Einwohner ließen pelesäcker, Hürsten od er früher "K reuzen", alle Katastrophen überstehen. Sie haben vornehmlich freundlich e Wohnbauten, die inmitten einer reizvollen Landschaft, nahe di e Zunahme der nichtbäuerlichen Bevöl• de s stattlichen Zollern, der marschierenden kerungsteile zu m Ausdruck bringen und dem Ganzen einen städtischen Zug verlei­ Industrie die Pforten w eit geöffnet, und hen. Hier fanden auch di e katholische Kir ­ trotzdem hat di e Harmonie zwisch en Natur che und das neue Schulhaus ihren P latz. und menschlichem Sch affensdrang di e Alles zusam men gibt es das Abbild einer Menschen in ihre r Heimatscholl e verwur­ aufstrebenden Landgemeinde. zelt. Kloster Heiligkreuztal, eine Oase der Ruhe und Besinnung von Kurt Wedler, Ebingen

Die Heimatkundliehe vereinigung hat westlich von Rledlingen, in dem Straßen• 'Vor einigen Jahren auf einer Studienfahrt, . winkel nach Mengen und Gammertingen, die zur Heuneburg führte, auch Kloster eingebettet in die sanfte Wiesen- und Heiligkreuztal besucht. tJber diese Interes- Ackermulde des Soppenbachtales und um­ sante Klosteranlage soll im folgenden kurz geben von einem weiten Halbrund schöner berichtet werden. Nur wenige Kilometer Wälder, findet man abseits der Hauptver- Die Cbristus-Johannesgruppe von Heilig­ kreuztal.

dem für die Zisterzienser typischen Dach­ reiter aufsteigen. Es ist in dieser gut er­ haltenen Anlage noch die klösterliche At­ mosphäre lebendig, die sich dem aufge­ schlossenen, empfänglichen Besucher mit­ teilt. Das Münster und der Konventbau mit - dem Kreuzgang sind innerhalbder inneren .-. Klostermauer noch von Kornhaus und Mühle, der Pfisterei, dem Langen Bau und Bauhof, der Apotheke, dem Gäste-, Beich­ t ige r -, Fo r st- und Torwächterhaus umge­ ben. Auch zwei noch erh alten e Torbauten • zeugen von einem blühenden K losterleben, das erst mit der Säkularisation im J ahr 1803 aufhö rte. Di e früheren Klöster der / Benediktiner und Zisterzien ser waren autark. Die Zisterzien ser haben sich ganz besonders der Landwirtschaft gewidmet, di es ist auch hier in Heiligkreuztal, das ausgedehnte Wir tsch aftsgeb äude aufweist, erke nntlich. Wenn auch vers chiedene Bau­ ten sehr erneuerungsbedürftig sind, so ist doch wohlt ue nd, daß außer dem an den Nonnenchor anschließenden Flügel, alle Gebäude noch stehen, und daß wenigstens

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Chorgestühl vom Jahr 1533 Es sollen nicht alle auch n och beachtens­ werten Ausstattungsstücke der Kirche er­ wähnt werden, doch se i noch der Nonnen­ chor genannt mit seiner schönen, steinernen Maßwerkbrüstung und dem hufeisenförm ig angeordneten Chorgestühl vo m J ahr 1533, das m it vielen Heiligenfiguren und Tierge­ stalten geschmückt ist. So wird di eses Got­ tesh aus und di e ga nze Klosteranlage dem schaue nden und lauschenden Besucher auch ein Ort der Besinnung se in können. Hi er ist es möglich, bedeutendes . Wes en der Vergangenheit in die Gegenwart zu trans­ ponieren, denn der gegenwärtige Mensch ist, auch wenn er es manchmal nicht w ahr­ haben will, mit seiner Vergangenheit un­ trennbar verbunden und kann seine Kräfte aus ihr stärken.

Das Kloster Heiligkreuztal bei Riedlingen. Fotos: Wedler das Münster in den verga ngenen Jahren auch die Bemalung des Ge wölbes mit wieder instandgesetzt wurde. Blattranken, Blumen, Masken, Tieren, Mu­ sikinstrumente n und m enschlichen Gestal­ So kann der Besucher in Heiligkreuztal ten. eine Klosteranlage sehen, die sich von den Auch Hans Multsch er, der berühmte Anfängen im 13. Jahrhundert bis in die Ulmer Bildhauer, hat sich hier verewigt. Barockzeit organisch entwickelt hat. Vor Die beiden P lastiken seiner Hand, eine allem die Äbtissin Veronika von Rietheim Mari a Magdalena und eine Barbara sind (1521-1551) hat in ihrer Amtszeit Bedeu ­ allerdings heute in der Lorenzk apelle in tendes geleistet. Das Beginenhaus in Alt­ Rottweil aufbewahrt. Di e "Gruppe der heim bei Riedlingen wurde durch die aller­ Trauernden" mit Mar ia, Maria Cleoph ä, dings sagenhafte Gründung des Grafen­ Magdalena und Johannes, und der "kreuz­ sohnes Ege von Landau (Burg Landau bei tragende Christus" mit Simon von Cyrene, Binzwangen) und seiner Schwester als die ursprünglich zusammengehörten, sind Neusiedlung im J ahr 1227 nach Vallis S. eine Werkstattarbeit, die aber Multschers Crucis, wie es von 1231 an hi eß , verlegt. In Einfluß deutlich erkennen lassen. Die diesem J ahr nahmen die Klosterfrauen un­ Trauernden sind heute im Museum unter ter der Äbtissin Hailwigildis, einer Gräfin der Nonnenempore untergebrach t. Die von Landau, die Zisterzienserregel an, und starke Aussagekraft von Leid und Schmerz 1233 wurde Heiligkreuztal nach einigem in Mim ik und Geste verbindet die vier Ge­ Widerstand des Abtes Wilhelm von Citeaux stalten, di e zu gleich in der Hoffnung auf Reich ausgestattet sind Chor und Kirche auf Anordnung des Papstes in den Orden Ostern stehen, zu einer groß artigen künst• mit Fresken aus der gotischen und spät• aufgenom men. lerischen Leistung. gotischen Zeit. Das Münster St. Anna, ursprüngli ch ro­ manisch erstellt, wurde in gotischer Zeit durch zw ei Seitenschiffe erweitert und in Hochsträßwanderung der Spätgotik eingewölbt und ausgemalt . von Hans Müller Der hohe Rechteckchor, der nur dur ch einen wenig herabgezogenen Triumphbogen vom Es gibt viele "Hochsträß"im Lande. Eines berg. Aber m an muß auch zurückschauen . Schiff ge trennt ist, hat nach Osten ein ach t führt von Winterlingen nach Laiz, immer Da gewahrt man den weit entfernten Kirch­ Me ter hoh es P rach tfenster aus den J ahren auf der Höhe zwischen der Schmieeha und turm (und neuerdings einen Wasserturm) 1310-1312 mit 20 Darstellungen von Chri­ der Lauchert. Da von beiden Seiten die von Inneringen. Diesseits der Lauchert, stus, Mari a, den Aposteln und Heiligen und Täler weit heraufgreifen, kann es kein hinter Benzmgen, liegt stattlich Harthausen der Stifterin, der Äbtissin vo n Stöffeln. ganz gerader Weg sein; er muß bald nach und dahinter der Lieshof und der Birkhof. Man muß d ieses Fenster betrachten (am 0, bald nach W etwas ausweichen. Als auf Ja, sogar von Ebingen sieht man etwas, besten mit Fernglas) , wenn morgens die der Fürstenhöhe noch das Aussichtsgerüst nämlich die 12 km entfernte Landmarke Sonne darauf ste ht, dann er ke nnt m an in stand, war dieses Hochsträß ein vielbegan­ des Schmellboch mit seinem mächtigen Linienführung und Farbgebung den Mal­ gener Wanderweg. Seine 13,5 km kann man Hochwald. Das Schönste aber sind die ge­ stil des frühen 14. J ahrhunderts, der sehr in drei Stunden zurücklegen, wenn das heimnisvollen , ti ef en , dunklen Talein­ stark an die Ma ne ssis che Liederillustration unbedingt sein muß. Außer den seitlichen schnitte. Jeder einzelne lohnt die kleine erinnert. Abweichungen geht es mehrmals gemäch• Mühe eines Spaziergangs als Ab stecher von lich auf und ab, nämlich über den Hunger­ unserer Wanderstrecke bei passender Ge­ Die Hingabe an Gott berg bei Benzingen, den Eisberg, den Blätt• legenheit. Die Straßberger Bucht leitet den ringer Buckel, eine Kl1Ppe beim Neuhaus üb erraschten Blick zw ischen die Ebinger Um 1340 entstand die Christus-Johannes­ und die F ürstenhöhe. Dann kommt eine Be rge hinein. Das kleine und das große gruppe, die dem mystischen Geist damali­ eb ene Strecke und endlich di c 130 m Ab ­ Mühltal (oder auch Bühlt al) fü hren zur ger Zeit entsprungen ist und in den Non­ stieg nach Laiz, gegen die Donau hin im mer unteren Str aßbergcr Mühle, dem jetzigen nenklöstern des alemannischen Raumes steiler. Bis kurz vor die Fürstenhöhe wan ­ Tailflnger Wasserwerk Gret sbrunnen. Hoch sehr beliebt war. Di eses Andachtsbild ist dert man im offenen Gelände, meist zwi­ eine Herauslösung aus dem Abendmahls­ über ihm thronen die herrlichen Kapf­ schen Ackerland mit fre iem Weitblick nach felsen m it ihrer Steppenheide-Flora. geschehen und versinnbildlicht die Hingabe allen Seiten. an Gott. Reich ausgestattet sind Chor und Auch das Kaiseringer Tal mit dem Dicke­ Kirche mit Fresken aus der gotischen und Das ist durchaus nicht langweilig. Di e loch ist hübsch; aber noch schöner ist ein spätgotischen Zeit, die im wesentlichen so­ Täler kommen mit ihrer Bewaldung mehr­ Gang über den waldreichen Mühlberg hin­ gar auf das erste Drittel des 16. Jahrhun­ mals nahe heran. Rechts über dem Schmie­ unter zu den Schmeienhöfen, unten mit derts zurückgehen und der H and des be­ chatal grüßt das hochgelegene F rohnstetten wunderschönen Fels- und Talformen und rühmten Meisters von Meßkirch entstam­ herüber, dessen Markung ein gutes Stück einer alten Steinbrücke, die mitsamt ihrer men, dessen Stil bei der Madonna und dem über das Tal herüberkommt. Links sieht Umgebung n ach einem Bild von Ludwig hl, Bernhard an den östlichen Pfeilern noch m an über der Lauchert drüben in noch Richter gebaut sein könnte. Mit drei Zip­ deutlich zu erkennen ist. Interess ant ist 'etwas h öher er Lage Teile des Ortes Hoch- feln folgt das etwas düstere Kalktal mit Seite 760 Heim atkundliche Blätter für den Kreis Bulingen September 1969

vielen Arten Flechten an den Bäum en und Name "Hungerberg" ist so gesehen nicht Hi er gabelte sich die Straße in einen dann ein Wa ld wiesen t älchen am K ornberg. berechtigt. Auf ihm wachsen sogar se hr Zweig Bitz- und einen Zweig Wo die Schm iecha bei Storzingen die große schöne Kartoffeln, "die man m it de m Mes­ Straßb erg-e-Ebingen. Winterlingen lag bis Schleife macht, komm t ein ga nzes Gewi r r ser sch neiden kann". Die Flurnamen heißen vor wenigen J ahren noch in dieser Gabel; von Tälch en vom Hochstr äß herab. Ob en ab Wi nterlingen: Hofäcker, Birkhauäcker, die westliche Abzweigu ng heißt im Ort stehen stattliche grünsilber ne Meh lbeer- Gauäcker, Straßäcker, Brunnen äcker. In der "Römers traße". Es wurden in Winterlingen bäume. Na ch einem weiteren kleinen T al Mergeldecke der J uranagelfluh sammelt auch einige römische Funde gebo rgen. Bei folgen mit vier Zipfeln die "Ra uhe n Täl er ", sich etwas Wasser, das an manchen kl einen Benzingen ließ sich ein römisch er Vet eran deren Felsregion en allen Ernst es einen Ver- Bös chu ngen aus tritt. So rund um das Win­ ein Bauerngut (villa) bauen. Die Eb in ger glei ch m it der Don au aushalten. Dann mün- terlinger Ried, wo noch zwei Weih er zu Römerstraße wurde bis Sulz durchgeführt. den noch bei Ober- und Unterschmeien se hen sind und um 1700 sogar eine Mühle Vor den Römern trieb en di e Kelten Handel r ech t empfehlenswerte, abwechs lungsreiche gebaut wurde, die d ann zum Pumpwerk und befuhren Wege. Der "Schiedweg" von T alstr ecken, eine fels enreich e, zwei offen e wurde . Ferner in den Bärtleswi esen und am Winterlingen ' ins Degerfeld wird als vor­ und eine "durchwaChsene". Huizenbrünnle. Auf Benzinger Markung römisch angesehen und ist di e natürliche Die Laucherts eite steht alledem in nichts auf Flur Deutenbronn und beim Neuhaus Fortsetzung des Hochsträß. So alte Wege nach, nur ist sie etwas komplizierter ge - ' in den Brunnenäckern. wurden öfter später zu Markungsgrenzen, baut. über Benzingen geht die stillgewo r- Bei den Hö fen Neuhaus und Rauschberg was für die beiden genannten an m ehreren dene alte Straße nach Veri ng endorf. Wenig hat die Juranag elfluh aufgehört , aber eine Stellen zutrifft. Natürlich haben die Römer südlich von ihr findet m an leicht den Ein- kleine "Zemen tmergeldecke" ermöglicht ältere Wege mitbenützt, soweit es in ihren gang in das r om antische Tannental. Von no ch etwas Ackerbau. Wo aber gegen die Plänen lag. - Das Straßenbauamt, das die der idyllisch en Bl ättringer Feldkapelle geh t Fürstenhöh e die "Hangenden Bankkalke" B 463 über das Hochsträß verlegen wird, es in den Nagelschmiedhau und etwas w ei- einse tzen. - der Name sagt alles - da ist tappt in den Fußstapfen des Pinarius Cl e­ t er südlich ins Bl ättringer Tal und parallel der Wald an seinem r echten Platz. Der mens, wenn nicht noch Älterer. dazu ins Schneck ental. Alle drei ge hen Pflug würde auf "Teufels Hirnschale" sto­ Zunächst aber noch eine Weile wir Wan­ durch p rächti gen Hochwald; all e drei stoßen ßen. Mitten in dieser K alkst einregion , die derer! auf das "tertiäre Laucherttal", ein k öst- bewaldet bis kurz vor Laiz w eitergeht, lie gt Iiehes F leck chen Landsch aft mit spannen- beim Groß wiesh of ein riesi ger Fleck mit der Entst ehungsgeschichte. (Lauehert - Gra- Geröll en di e m an nicht m it dem Messer Wachholder k~n n". benbruch.) Am Großwieshof beginnt ein r itzen Ein e "Ur-Donau, die (wahr­ Juniperus communis Waldtal zum Nollhof. Dann kommt das scheinlich) in dieser Höhe von 725 m "ein­ Berberstal. Den Schluß m ach t das n ette m al" floß hat sie aus dem Schwarzwald Antoniustal m it dem schmalen Felsen aus- und m it ihren Neb en flüssen aus den Alpen ga ng und dann das offe ne Gorheimer Tal. mitgebracht. Das "ein mal" war in de r Plio­ Das sind 25 lohnende Abs techer vom Hoch- zän- Ze it (vor etwa 12 Million en Jahren) ­ sträß. Dieses selber nimmt die erhitzten nach dem derzeiti gen Stande d er F orschung. Wanderer bei der Fürst enhöhe nun auch in Kurz vo r Lai z hat di e R iß-Eiszeit (vor etw a d en kü hle nden Wald auf, den musterhaften, 200 000 J ahr en) ihre Moränenreste hinter­ mit guten Wegen verseh en en Sigmaringer lassen auch wieder mit se hr hartem Ma­ u nd L aizer Forst. Wo m an vor Laiz aus terial,' aber nicht m ehr so schön rund und dem Forst tritt, ist der Blick über die diesmal in Geschiebemergel eingebettet. weite Don au-Aue für u nabgestumpfte Ge- Alle diese Besonderheiten liegen decken­ mü ter ü berwältigend. artig auf dem du rchgehenden , b reiten, har- Der Wanderer ist zufrieden, wen n er ten Rücken der "Weißjura-Felse nkalke".Es weiß, daß er auf dem breiten Buckel der ist aufreizend leh rreich! ./1f;",,/..13/. ...:I.fI,"'.lt} Alb dahin geh t, daß er ~lie Orte im Umkreis Das Hoch sträß soll in irgendeiner Zu­ nennen. kann und ß aß Ihn gerade zur rech- kunft ein Teil der B 463 werden. K ein übler ten Zeit der schutzende Wald aufnimmt Gedan ke aber schon m ehr als 2000 J ahre 4 und - ~a ~ soll er auc?! Aber da ßibt es so alt. Der 'von Winterlingen bis Laiz durch­ ~ wunderfitztge Kerl~ , di e wo llen ~Is sen, wel- gehende Albvereinsw eg w ird sich "in die t-/<;I1. -l!7• .,,;/Jlclrl/,l chen Untergrund sie unter de~ Fußen ha!;>en Büsche schlagen" müssen, wenn er nicht '?Jaehhold,,. ~nd was SIch dara:rs ~lles ergibt. Man WIrft ganz aufflieg en soll. Vor der "Fü rstenhöhe" Ihne~ vor, d~s sei VIel .zu schwer - od'7r heißt ein Stück unserer Wanderstrecke zu einfach, j e nach Stimmung.. Aber s~e "Ku ts chen weg". Wohl aus der Zeit, da die Unter den Nadelhölzern (Coniferen) bil­ unterhalte? SIch so wohlg ~m~.t mit den Stei- Fürsten alles waren und das Volk "halten d et unser sch öner Wachholderstrauch cme nen, daß sie glauben damit konne man au~ zu Gm.den" sagen mußte. Außer "Hoch­ Ausnahme, weil er zweihäusig ist, d. h. an.deren .Leut'7n eme !"'reude .m~ch en . Bel- sträß" findet man auf den Karten "Hoch­ männliche ... nd weibliche Blüten jeweils auf spielsweise rrut den VIelen Milüonen "ver- gesträß" das vornehme Hochstraße" und verschiedenen Sträuchern sitzen. Nur die steinerter Kartoffeln." von Win~~rlingen b!s das Wort "Römerstraße". 'Dicht bei Winter­ weiblichen tragen deshalb die grünen und zum Neuhaus. Im MItt~!alter hatte ~a~ sie lingenheißt es "Herdw eg", was auf einen schwarzen beerenartigen Scheinfrüchte. w?hl ~ls ,, ~ tr~fe Gottes .angesehen ~ur jene Viehtrieb bis vor 100 Jahren hindeutet. Im Diese schwarzen Scheinbeeren, die erst nach ~au~nn, die im Hungerjahr 1947 m<:!1t e~n Mittelalter und einem Teil der Neuzeit zwei Jahren reifen, haben eine blauschim­ einzrges Pfund. verkaufte, obwohl sie em wu rde das Hochsträß befahren. Denn die mernde, dünne Wachsschicht als Schutz­ ganzes Woh.nzlII~mer (!) voll hatte. Aber Römer hatten wie überall im Straßenbau überzug und enthalten ein ätherisches 01, so .~artherzlg ~m~ nur Mensche~; d'7r gute Arbeit geleistet, und m an brauchte viel Zucker und Mineralstoffe. Schopfer "straft ~I~t a~s R ache. N~m, die nachher viele Jahrhunderte, bis m an so Die Verwendung dies er "Beeren" im braunen "Rollstem e , die man mit dem eine Straße zuschanden gefahren hatte Sauerkraut ist weit verbreitet. Aber auch Messer.ritzen kann, sind K alksteine, die ein Im Jahr 74 n. Chr. bekam der F eldherr die Nadeln und das Holz enthalten Wirk­ e~eI?alIger W~sserlauf hergeschleppt hat -'- Pinarius Clemens den Befehl, das keltische stoffe, die in einem Absud gern zur Linde­ dl.e Ur~Schr~llecha oder ein B~ch durchs Land zwischen der obersten Donau und rung und Beseitigung rheumatischer BItz-Wm:;rlI~ger ~al- und heißen ,,! u ra - dem Oberrhein zu besetzen und durch Nach­ Schmerzen angewandt werden. Die 'Zweige na.? elfluh . SIe konnen auch Kohlruben- schubstraßen zu sichern. Zwischen Laiz und nimmt man auch zum Räuchern von größe haben. oder sogar Fo~ und Ausmaß Inz igkofen muß damals ein Kastell gewesen Fleisch- und Wurstwaren, um diesen einen eines Brotla ibs. Wenn m an .dIes e ganz gro- sein und durch die Donau zunächst nur angenehmen Geruch und Gesfhrnack zu ß en noch. vor 2~ Jahren nich t als Trans- eine Furt. Eine Römerstraße kam von Tutt­ verleihen, den gerade die ätherischen OIe portgu t eines Flußct:en s anerkennen wo llte, Iingen und ging südlich der Donau weiter vermitteln. ~rd: m an vo n e:mem hoh en Fachma ~n nach G ün zburg. Nun wurde vo n Laiz nach Die Albheide, die oft noch als Schafweide mit el?em F r a gez.e lche~ bedach t. Ab er .die NNW ge baut, in der üblichen ge ra den Linie. benützt wi r d, wird vi elfach durch den Wach­ damalige Bede nklichkeit w ar dennoch ri ch- Das ist auf die ersten 3 km heute noch gut holder belebt und bekommt durch ihn ih re tig. zu sehen. Aber auch von da ab dürfte die eigenenAkzente. Nicht selten sieht m an Bü­ Das Geologisch e Landesamt spri cht he ute Straße ge rader verl aufen sein als der jetz ige sche von 5 bis 8 m Höh e, aber sie erreichen auch 10 und mehr Meter. Die sp itzen Na- vo n "Schich tfluten tropisch er Regen gü sse". Weg. De r Höhenrücken war id eal: über ­ deln schü tzen ihn vor Ti erfraß. . Und die ha tten "wir" in de r Torton-Epoche sichtlich, gut zu verteidigen, trocke n, steinig des Tertiä r - Zeit alt ers (vor 20 MillionenJah - und fes t im Untergrund. Sollten die Flur­ "Juniperus" nennt Viktor Scheffel ei ne ren) vor der Steinstufe des Winterlinger namen "Weintal" an der Römerstraße bei seiner histortcchen Erzählungen, di e im Hegau und in der Wutachschlucht ih ren Fachbergs. Wichti ger für die Landw irtschaft Unterschmeien und "Weinstetten" südlich . K. Wed ler si,nd di~ Mergelmassen. in welche diese Ge- Winterlingen auf Weinbau deuten, den die rolle eingebettet sind und di e auch vom Römer ja eingeführt haben, so frage man Herausgeg etren vo n d e r HeImatkundlIchen Ver­ Wasser angeschwemmt wurden, bis zu einer nicht nach der Qualität! Dicht vo r Winter­ e truauns Im Krt'l~ Ba n rraen . ErscheInt iewerts am Monatsende als stänrnae Beilage des ..Bauriaer Dicke von 40 Metern! Das gibt die einheit- Iingen stand ein Rasthaus mi t Holzb aracken ' Vol ksfreunds" der .E bmger ZeItung" une! der lichen Ackerflächen bis zum Neuhaus. Der und einer Zisterne. ..Sch m iecha-Zeltung". idliche Blätter für denKreis "'CCL Balingen.

------_ ..._ ------_.._..._ - -- Jahrgang 16 31. Oktober 1969 Nr.l0

Gesellschaft und Höhere Schule einst und jetzt (mit besonderer Berücksichtigung von Balrn gen): Vortrag am 17: September 1969 in der Festwoche zur Einweih ung des neuen Gymnasiums von Dr. Wilhelm Foth I. Einleitung H. Das Schulwesen des Mittelalters wie wir ihn heute auff assen , sondern er ist Schulgeschichte ist Kulturgeschichte, und Die Geschichte des Höheren Schulwesens in der Gestalt der Hausväter bis hinauf Kulturgeschichte ist zugleich Spiegel der in Deutschland ist, grob gesprochen, in zwei zum Landesvater "lei',haft" gegenw" g. w irtschaftlichen, ,;esell sch aftlichen und po­ Hauptabschnitte zu gliedern: Für den in di eser Lebensgemeinschaft litischen Zustände einer Epoche. Auch ohne . .1: in die Zeit des Mittelalters, d as, wie Heranwachsenden fallen Lebens-, Erlebnis­ Marxist zu sein, wird man doch zugeben WIr se hen Wf' den, im Bereich der Schule und Erziehungswelt zusammen. Er lebt in müssen, daß die geistigen Bewegungen (wie in anderen Bereichen auch) nicht bis einer durch jahrhundertealte Muster struk­ nicht im luftleeren Raum entstehen und 1500, sondern bis etwa 1800 dauert; turierten Gerneir. rchaft und wird so gehal­ . ablaufen, sondern in engen Beziehungen zu 2. in die Zeit von 1800 bis heute, die das ten, da... er sich di eser Welt mö glichst voll­ den ökonomi schen und gesellschaftlichen m oderne :":'chulwesen hervorgebracht hat. kommen einpaßt. Die Erziehung vollzieht Verhältnissen der jeweiligen Zeit stehen. Vielleicht erkennen Historiker späterer sich weniger nach bewußten und geplanten Zu allen Zeiten hat die Gesellschaft ihre Zeiten, daß wir uns heute bereits in einer Maßnahmen, als vielmehr nach überkom• Anforderungen an die Schule an das Er­ dritten Epoche befinden. mener Sitte, in der bereits die Vorfahren ziehungswesen ganz allgemein: gestellt und Natürlich sind die Über gän ge zwischen aufgewachsen sind. .Dadurch lebt sich das die Ziele m ehr oder weniger deutlich for­ den Epochen fließend, natürlich lebte noch Kind in die Grundhaltung und Grundein­ muli ert, nach denen die folgende Genera­ das Alte fort, während sich das Neu e schon stellung sowie in di e einzelnen Tätigkeiten ti on erzogen w erden sollte. durchgesetzt hatte, ab er im gro ßen ganzen der Hausgemeinschaft ein. ist der Einschnitt an der Wende vom 18. De r en ts cheide nde Einschnitt ist die gei­ "Die Höhere Schule hat di e Aufg abe, d ie zum 19. J ahrhundert der tiefste Einschnitt J ugend du rch Wissensvermit tlung und stig-chr istliche Mündigkeit, d. h. Erstkom­ in de r bisherigen Gesch ichte der Höheren m union bzw. Ko nfi rmation . Der Schulunter­ .Charakterbildung für das Leben zu erzie­ Schule. hen u nd für das Studium an den Hoch­ r icht hat dementsprech end die Aufgab e ins Christentum ein zufü hren und es praktisch schulen vorzubereite n. Diese Bildung der Die Gesellschaft des Mittelalters jungen Menschen vo llzieht sich wesen tl ich ein zuü ben. Die Bibel enthält alles, wessen in der Begegnung mit dem Kulturgut des Wie sah nun di e Gesellsch af'tsstruktur der Unterricht bed arf: Sie dient zum Lesen­ Christlichen Abendlandes." des Mittelalters aus? Es handelt sich um und Schreibenlernen, zum Nachdenken und eine ständische C ,ellschaft, bestehend aus zum Auswendiglernen. Mit diesen einleitenden und - wie man Adel, Geistlichkeit, Bürger- und Bauerntum. doch wohl sagen darf - r echt verschwom­ Da der Heranwachsende sich durch seinen menen Worten umschreibt der noch gültige Das Lebensideal dieser Gesellschaft ist Stand in einen bestimmten Lebens- und Lehrplan von 1957 die Aufgabe der Gym­ "das ~anze Haus", eine Lebensgemeinschaft damit Aufgabenkreis eingeordnet sieht, nasien unseres Bundeslandes. Immerhin und ein Sozialgebilde eigener Art. Im "gan­ bleiben Fragen, die über den eigenen Stan­ ZCl Haus" leben der "Hausvater" seine des- und damit Lebens- und Entscheidungs­ sind einige Stichworte genannt: "Wissens­ unve~hei ra ­ vermittlung","Chara kter bildung", "Kultur­ "Ehewirtin", seine Kinder und horizont 'h inausreichen, zur Beantwortung gut des "christlichen Abendlandes". Aber teten Blutsverwandten, seine Knechte und den von Gott dazu verordneten anderen was versteht man darunter? Wer setzt fest, Mägde zusammen. An der Spitze steht der Ständen aufgegeben. Es kann für ihn in w elches Wissen zu vermitteln ist, welches ".Hausvater "; nur er genießt gewisse poli­ einer derart geordneten Gesellschaft kaum Charakterbild als Leitbild dient? Das sagt tische Rechte; er allein ist fü r das Gesche­ zu inneren Konflikten kommen: Jedem der Lehrplan nicht, aber letztlich ist es die hen in seinen, Haus, für das Leben aller bleibt sein Verantwortungsbereich durch jeweilige Gesellschaft, d ie die Zielvorstel­ seiner Hausgenossen verantwortlich. Er Stand und Herkomm en von Gott zugewie­ lungen der Schule entwirft. UnL da sich die sorgt "fü r alle Notdurft und Nahrung die­ sen. Damit ist er aber zugleich auch von Gesellschaftsstruktur .beständig wandelt, ses Leibes und Lebens", "für Essen und Entscheidungen und Verantworturigen ent­ w an delt sich auch die Schule mit ihr. Trinken, Haus und Hof, Äcker, Vieh und lastet, die anderen Ständen zugeordnet sind. alle Güter", er hat sie "wider alle Fährlich­ Wenn dieser Vortrag im Rahmen der keit" zu beschirmen und "vor allem übel" Die Erziehung im Mittelalter F estwoche des Gymnasiums einen Sinn ha­ zu behüten und zu bewahren, wie es n ach ben soll, dann doch wohl den, diese gesell­ Am gleichförmigsten bleibt Jahrhunderte Luthers Katechismus Gott '"aus lauter vä• hindurch die Erziehung in der bäuerlichen schaftlichen Zusammenhänge in der Ge­ terlicher Güte" mit den Menschen tut. sch ichte unserer Höheren Schule die weit­ Lebenswelt. Sie konnte sich unverändert hin unbekannt sind, aufzuhelle;' und da­ Ein solches Haus bildet nach Meinung der erhalten, weil die Gegebenheiten der Natur dur ch zu m Verständnis unserer heutigen Zeit eine von Gott geordnete und verord­ und der bäuerlichen Technik ..rast unver­ SchuIprobleme, die wiederum zum Teil in nete Lebensgemeinschaft, in der jeder ändert blieben. Bis an die Schwelle unseres gesellschaftli chen Veränderungen begründet Hausgenosse seinen festen Platz, seine feste Jahrhunderts wird der bäuerliche Nach­ sind, beizutragen. Ordnung und dementsprechend seinen Auf­ wuchs von frühester Jugend an entspre­ ga benbereich hat. chend der jeweiligen körperlichen Lei­ Befürchten Si e nicht, daß ich heute abend stungsfähigkeit in die auf langer Erfahrung die ga nze Gesch.chte des deutschen Erzie­ Die Grundstruktur di eser Leb enegernein­ schaft bleibt bei B ürger und Bauer die beruhenden Gewohnheiten eingeführt ; sie h ungsw esens ab hr-ndeln w ill. Dazu wäre werden ihm nicht eigen tlich vorgemacht, h ier wed er der r ichtige Ort noch genügend gleiche, lebt doch der Handwerker mit se i­ nen Gesellen der Kaufmann m it seinen sondern er wird in sie von klein auf einbe­ Zeit. Ich w ill vielmehr versuchen, di e Wen­ zogen. Neuerungen, di e im Grunde als Ein­ depunkte in der geschichtlichen Entwick­ Knechten und Dienern ebenso zusammen wie der Bauer m it seinem Gesinde. Und griffe in das Ganze der überlieferten Welt lung der Höh eren Schule darzust ellen und a ngesehen werden, werden abgelehnt. di e dazwischenliegenden Zeiträume nur auch de r Adelshof ist ni-':lt grundsätzlich kursorisch zu behandeln. Es ist selbstver­ d avon unterschieden. Die Erziehung des Handwerkers und ständlich, d aß ich mein Thema ni cht auf Diese Hausgemeinschaft ist zu gleich ein Kaufmanns erfolgt bewußter. Mag die Balingen beschränken kann. Um den ört­ Abbild der großen Gesellschaft: über den Grundeinführung auch unbewußt in der lichen Bezug herzustellen, will ich aber das "Hausvätern" thront der "Landesvater", der väterlichen Werkstatt oder im väterlichen allgemeine Thema durch Beispiele aus un­ w iederum "Gottvater " verantwortlich ist. Kontor erfolgen - die eigentliche Berufs­ serer Stadt verdeutlichen. Der Staat ist n icht ein abstraktes Wesen, ausbildung erfolgt durch einen fremden Seite 762 Heim atkundliche Bl ätter für den Kreis Balingen Oktober 1969

Meister, in dessen Famili e, in dessen "Haus" sprach aus, daß man es vor Gott nicht ver­ hauer, die Mutter des Philosophen, in ihren der Lehrling aufgeno m men wird. Die antworten könne, "fruchtbare und fähige 1839 posthum erschienenen Lebenserinne­ eigentli che Berufsausbildung geschieht zw ar ingenia " verkümmern zu lassen. Das Land­ rungen den Geist der'Wende vom 18. zum durch bewuß te Anleitung, aber eine wissen­ examen, sprichwörtlich bis zum h eutigen 19. Jahrhundert. schaftl iche Durchdrin gung des "Warum", Tag, das über den Eintritt in die Kl oster­ Und Niebuhr, der bekannte H istori ker, die Anl eitung durch eine n "Lehrer" erfolgt schulen bzw. evangelischen Seminare ent­ schreibt in etwa denselben J ahren im Rück• nicht. schied, war di e Instanz, nach der sich die blick auf seine Zeit:"Ma n bewegt sich Anforderungen der Lateinschulen ausr ich­ Wie sieht es nun mit der Erziehung des überall mit viel größerer Leichtigkeit ; di e Gelehrtenstandes aus ? - Es gibt im ganzen teten. Lebensumst ände waren nicht mehr so fest gesondert .. . und Verheiratungen unter Mittel alter nur eine einzige "gelehrte" Bil­ Diese Organisation erl ebte zw ar in den dung, und das ist di e kle rikale Bildung. Die sonst geschiedenen Klassen wurden immer nächsten J ahrzehnten und J ahrhunderten gewöhnlicher." römische Kultur überleb te die römische mannigf ache Abänderungen: Die Zahl der Herrsch aft - die Sprache der Kirche, ja di e Klost erschulen wurde allmählich auf vier Alexander von Humboldt, der groß e Na­ Sprach e Gottes, war das Lateinisch e. Die verringert, in Stuttgart wurde 1686 das turforscher, hebt besonders di e kritische, Priester spre chen diese Sprache, mit der sie (weltliche) "Gym nas ium illustre" gegründet, wi ssenschaftlich bestimmte Haltung hervor, an der geistigen Welt der Offenbarung und wi e solche auch in den umliegenden Reichs­ die alles, das Überkommene wie das jüngst ihrer Deutung in Theologie und Wissen­ städten Ulm, Schwäbisch Hall, Heilbronn Erfahrene und Erforschte, einer stets er­ schaft teilnehmen. Die Priester sind al so die bestanden. Aber die etwa 50 Lateinschulen, neuerten Kritik unterwirft. Hüter der Kultur. meist ein- oder zweiklassig wie die in Ba­ Alle geistig Aufgeschlossenen der Zeit Und di ese Sprach e, das Latein, wird fü r Iingen, veränderten sich fast nicht, und be­ haben den Eindruck, an einer Wende zu fast ein J ahrtausend, die Sprache der Ge­ sondere Hofmeisterschulen für den Adel leben, eine neue Epoche heraufsteigen zu bildeten. Der Unterricht war vor der Re­ gab es in Württemberg nicht, denn hier gab sehen. formation rein auf den geistlichen Beruf es keinen landständischen Adel mehr. So ausgerichtet. Was mußte der angehende blieben die Lateinschulen bis ins 18. Jahr­ Die Gesellschaft wandelt sich Geistliche lernen? Die lateinische Sprache, hundert hinein Hilfsanstalten der Kirche. Worin bestand eigentlich der ges ellschaft­ die Kirchenmusik bzw. den Kirchengesang Die Geistlichen bilden, pointiert ausge­ liche Wandel dieser Zeit? Die Aufklärung und das Berechnen der kirchlichen Feier­ drückt, in ihnen ihren Nachwuchs heran, legte an alles die Sonde der kritischen Ver­ tage, kurz die sogen annten sieben freien und zwar aus den eigenen Reihen, den nunft, und postulierte die Freiheit und Künste. Eine eigentliche religiöse Unter­ Pfarrfamilien, und aus den unteren Schich­ Gleichheit der Menschen, die, wie es Kant weisung erfolgte nicht - das ganze Leben ten . Das ist in diesen J ahrhunderten di e formulierte, aus ihrer "selbstverschuldeten war so r eli giös durchtränkt, daß die reli­ Form des sozi alen Aufstiegs. Und wenn Unmündigkeit heraustreten" sollten. Damit giöse Erziehung glei chsa m nebenher, Inder manche Schüler auch nicht Geistliche, son­ war die ständisch gegliederte Ge sellschaft Familie und in den anderen Unterrichts­ dern Richter und Ärzte werden, so zeigt das mit ihren Pi vilegien, die sich aus dem Mit­ fächern erfolgte. Auch die Reformation än• nur, daß di e Ämter des Richters und des telalter ins 18. Jahrhundert gerettet h atte, derte daran nichts Grundsätzliches, obwohl Arztes und des Verwaltungsbeamten aus grundsätzlich in Frage gestellt. die allgemeine Menschenbildung stärker in dem Amt des Glaubens ihren Auftrag er­ In Frage gestellt war sie aber auch durch den Vordergrund trat. So war die Aufgabe halten. So besteht zwischen Kirche und die wirtschaftliche Entwicklung. Schon im der städtischen Lateinschulen im Grund Schule einerseits, Schule und Gesellschaft Merkantilismus waren, um den steigenden keine ander e al s die der Kloster- und ande rerseits, eine ers taunliche Harmonie Warenbed arf sicherzustell en, Manufakturen Domschulen.. Bis zum Ende des 18. J ahr­ bis ins 18 J ahrhundert hinein. Die Höhere gegründet worden, im Grund Fabriken hundert trägt di e ganze Gemeinde, di e po­ Schule, um es zu wiederho len, steht im ohne Maschinen, aber mit weitgehender li tische wie die ki rchliche, die Lateinschule, Dienst verhältnis zur Kirche, ja ist eine Ein­ Arbeitsteilung. Diese Manufakturen liefen die somit mitten in der "Welt" ste ht. ri chtung der Kirche. den alten Vorstellungen vom Handwerker, Daß vi ele Balinger Schüler nicht über der ein P rodukt g a n z, d. h. in allen Ar­ Die Balinger Lateinschule die Bildungsstufe hi nausstr eb ten , di e in beitsgängen, herstellt, straks zu wi der und Es ist kein Zufall, daß die Balin ger La ­ Bal ingen geboten war, und dann sta tt in bahnten eine weitgehende Spezialisierung teinschule 1277 in einer Klost erurkund e geistl iche in praktische Berufe, d. h. in an . Zahlreiche neue Erfindungen, wie z,B. erstmalig genannt wird, daß di e latein i­ Handwerkerberufe, eintrate n, ände rt an di e Dampfmaschine (sie ist heuer gena u 200 sche n Schulmeister in Balingen wie anders­ obige r Fests te ll ung nichts Grundsätzliches Jahre alt ), leiteten zur Massenfabrikati on wo Geistliche waren und das Schulamt oft - es handelt sich höchstens um di e dama­ über. Die alte ständisch e Gesellschaft, be­ nur als Durch gangsst adium zum Pfarramt lige Form der abgebroche ne n Bildung. sonders die Zunftordnung der Handwerker, betrachteten, daß di e örtl iche Schulaufsicht \ wehrte sich gegen di ese Entwicklung, doch beim Spezial, d. h. beim Dekan lag, daß di e III. Die Entstehung der modernen Höheren vergeb lich . Bahnger Schüler regelmäßig den Chorge­ Schule in Aufklärung und Neuhumanismus In der Zeit der Französischen Revolution sang bei den Gottesdien st en übernehmen "Die Zeit zei gte sich nie gewaltiger und und in den nächsten J ahren danach fielen mußten, daß auch n ach der Reformation die alten Privilegien - die ständisch e Ge­ Herzog Ch ri stoph 1559 das Schulwesen se i­ vernichtender in ihren Wirkungen. 10Jahre sind jet zt mehr als ehemals 100, es ereign et sellschaft gehörte der Vergangenheit an. nes Landes in einem Abschnitt der Großen Bauernbefreiung. Städteordnung, Hand­ Kirchenordnung r egelte, daß di e zentral e sich täglich soviel Neues in der Welt, daß man eines über dem anderen vergessen werkerordnung; Judenemanzipation, sind Schulbeh örde des Landes der herzogliche einige Etappen auf dem Weg der Befreiung Kirchenrat und das Kon sistorium war, daß muß, wenn man nicht mit der Feder in der Hand leben will. Der 20jährige Jüngling aus den alten st ändischen Fesseln: Nicht der Unterhalt der Schule aus dem (nach der mehr der durch Geburt erhaltene Stand Reformation verstaatlichten) Kirchengut ist reicher an Erfahrungen, hat zehnfach mehr Wichtiges und Folgenreiches erlebt sollte über den Lebensweg entscheiden, erfolgte. Die Balinger Lateinschule war, sondern jeder einzelne selbst in eigener wie alle anderen auch, eine rein gei stliche als sein Großvater, der vor 40 Jahren als ein 80jähriger Greis sanft im Herrn ent­ Verantwortung, auf Grund seiner' eigenen Anstalt - kulturelles Leben gab es nur Tüchtigkeit. in der kirchlichen Prägung. schlief." Mit diesen so modern anmutenden Worten kennzeichnete Johanna Schopen- (Fortsetzung folgt) über die örtlichen Lateinschulen, die es in jeder württembergischen Amtsstadt gab, wie z. B. auch im kleinen Rosenfeld, erho­ ben sich für die fortgeschrittenen Schüler Die Bodencatena die Klosterschulen, anfangs 13, die aus den • württembergischen Mannsklöstern entstan­ den waren. Nur solche Knaben wurden auf­ im Landkreis Balingen genommen, die ' sich verpflichteten, "Kir­ chendiener zum Predigt- und Lehramt" zu Von Dipl,-Ing. R. Kerndter werden ; weltliche Berufe konnten nicht er­ /' griffen werden. über diesen Klosterschulen, in denen die klösterliche Lebensordnung Für unser Wort "Boden" fehlt es je nach weltseinflüssen"; "Eine dynamische Zeit­ und Disziplin weithin erhalt en blieb en , der Betrachtungsweise nicht an Defini­ marke der Landschaftsgenetik". stand das 'I' übinger Stift. tionen: "Die oberste, landwirtschaftlich ge­ Li est man in einschlägigen Beschrei­ nutzte Schicht der Erde"; "Die belebte Ver­ bungen über die Böden nach - etwa in der über di e Aufnahme in all diese Schulen witterungshaut der Erdkruste"; "Die lok­ Beschreibung des Landkreises Bulingen ­ entschied in Württemberg nicht der Stand kere Zerfallsrinde der Gesteinsverwitte­ dann findet man viele Angaben, die auf die oder die Protektion (wie in den meisten rung"; "Eine der wichtigsten Naturgrund­ oben genannten Definitionen Bezug neh­ deutschen Ländern), sondern ein strenges lagen, im ökologischen Sinn der pflanzen­ men, gleichzeitig begegnet man aber zahl­ Prüfungswesen. Der Aufstieg zum Gelehr­ tragende Teil der Erdrinde"; "Ein offenes reichen bodenkundliehen Fachausdrücken, tenstand war in Württemberg jedem Talent System von Standortsfaktoren"; "Das Pro­ die weder sachlich noch sprachlich ohne offen - schon die Große Kirchenordnung dukt aus geologischem Substrat und Um- weiteres verständlich sind. Oder sind etwa Oktober 1969 Heim atkundliehe Blätter für den Kreis Baliriaen Seite 763

"podsolige P seudogleie" od er "Tonmergel­ Daß slawische Wi ssenschaftler stark an weiteren Schicksal entgegenging, das durch Protorendzinen" ode r "ko llu vialer Mull" der mod ernen Bod enfo rschung beteiligt Ah Bv C etikettiert war. B ist all gem ein der oder "Lichser" geläufige Begriffe? sind, hat dazu geführt, d aß zahlreiche Verwitterungs- und Einwaschungshorizont, F achausdrücke z. B. aus dem Russischen, in dem sich günstigenfalls fruchtbares Hu­ Das Wort "caten a" bedeutet "Kette", P olnisch en und Ts ch echisch en st ammen. muskarbon at und damit die Kalkstein­ eine Reihe vo n K ettengliedern, in der Bo­ Dafür ein ige Beispiele : "Sy rosem " schwarzerde der Rendzina bilden k ann. Bei denkunde ei n e Abfolge von Bodentypen. Ro hbode n ; "Tscher n osem " = Schw ar zerde; fortschreitender Kalksteinverwitterung Mit der Beschreibung der Bo de nca tena "Rendzina" = Kratzer, Rasehier. d. h. Pflug kommt es zur Bildung eines pl astisch en w ird also an gegeben, wie sich räumlich und scharrt auf ähnlichem Gesteinsuntergrund. "Sp altenlehm", der ab er den Luft- und zeitlich gewis; ~ Bod entypen über ein Land­ "P odsol" = Asch eboden, wobei "solu m " Wasserhausnalt des Bodens nicht zu stö­ schaftsgebiet verteilen. J e n ach dem Vor­ (Iat.) Bod en. "Smonitza" Auen­ ren braucht. Die "Ter ra fusca", der Kalk­ h andensein von Bod enkolloiden, von bin­ schwarzerde; "Ram bla" = Auenrohboden; steinbraunlehm, tritt im Oberboden oft di gen Stoffen w ie Lehm und Ton, unter­ "Vega" = Auenbraunerde; "B orowina" = feinkrümelig, im Unterboden als Durch­ scheidet man leichte, mittlere und schwere Auenrendsina. schlämmung auf, Modifikationen, die der Bod enarten, wi ssenschaftlich "Bodentextur" Forstmann für die Buchenwälder schätzt. je nach den Korngruppen. Analog den geo­ Griechischen Ursprungs sind Bezeichnun­ Kalk enthält auch etwas Ton, Eisen, Man­ logischen Schichten innerhalb der Forma­ gen wie "P elosol" = Tonboden; "Sap ro­ gan, und Quarz, schwer lösliche Stoffe, die tionen - z. B. Lias Alpha drei im Schwar­ p el " = F aulschlamm; "autochthon" = bo­ bei der Kalkauflösung zurückbleiben, so zen Jura - h at man es an läß lich der "An­ denständig, einheimisch; "Edaphon" = Ge­ daß man 1 m Verwitterungslehm auf etwa sprache von Horizonten" in der Boden­ samtheit der 'Rodenlebewesen; "Trophie = 20 m Weißjura rechnet. Die Eisenhydroxide, kunde mit "Lagen " im Profil zu tun, die Nährstoffangebot des Bodens für die die sich als brauneisenreicher Lehm in durch bodenbildende Prozesse entstanden Pflanze (öligo = wenig, meso = mittel, Spalten und Höhlen sammeln, ballen sich sind. Das "Profil", allgemein di e Seiten­ eu = gut); "pseu do" = falsch, unecht; oft zu Bohnerz zusammen; ihm entspricht ansicht oder der Längs- oder Querschnitt, "p ara . ." = n eben, ähnlich wie . ."; "P o­ in den Dolinen wärmerer Gegenden das wird bei Bodenuntersuchungen deutlich, lyeder" = Vi elflach, kantig; "kolloid" = Roteisen der Terra rossa, der Roterde. Der wenn man hinab..;räbt und z, B. bei einem leimähnlich;"all ochth on fremdbürtig, verlehmte Bv-Horizont ist. also eine Stufe Straßeneinschnitt Erd- und Gesteinsstock­ au sw är ti g ; "protos" = Erster, Rohform. der Bodenalterung, die sich in der Kalk­ werke übereinander entdeckt, die sich Aus dem Lateinischen stammen boden­ landschaft oft als' "Reli ktboden " darbietet. durch Farbe, Struktur, Feuchtigkeit usw. kundliehe Ausdrücke wie "Eluvialhorizont" Was geschieht mit dem Ah C-Profil auf voneinander unterscheiden. = Auswaschungs-Hor.; "Illuvial" = ein­ tonigem Gestein, w enn also im unteren geschwemmt, angereichert; "Kap ill aren " = Muschelkalk, Keuper, Lias und Dogger die Di ese Merkmale sind nicht zufällige, w eil Haarröhrchen, ::'einadern; "Kohärentge­ Entwicklung zum Pelosol führt? Pelos, der . sie en g mit der Entstehung und Weiterent­ füge" betonartiger Zusammenhalt; plastische Ton im kalkarmen Ausgangs­ wicklung des Bodens zusammenhängen. Wo "Konkretion" = Klumpenbrldung;"P er ko­ material, kann bei grober Porenausbildung Granit od er Jurakalk od er son stiges Ge­ lation" = Stoffwanderung; "Relik tboden " zu Tonbraunerde (Profil C BvAh) oder, stein "aus beißt ", also offenliegt und unmit­ = fos sile Bodenrest e ; "Stagnogley" = Roh­ fe inporig, zum Pelosol Pseudogley (Profil telbar mit Luft und Feuchtigkeit in Berüh• humus durch Staunässe. wobei "gley" CBg Ah) führen, wobei Bg auf einen mar­ rung kommt, ist zu nä chst noch kein Boden (russ.) = "clay" (engl.) = Ton, süddeutsch morierten, graurostfarbig gefleckten Hori­ vorhanden, ab er d~ssen Bildung eingeleitet: "Letten"; "Ter r a fusca" = Dunkel erde, d. zont hindeutet: Sauerstoffarmes Stauwas­ Der F els kann mit Fl echten bewachsen sein, h. Kalksteinbraunlehm; "Terra ro ssa" = ser und Bodenluftmangel bewirken flek­ es k ommt zum Abbau organischer Sub­ Rot erde. kende Eisenumsetzungen als Zeichen begin­ stanz, bei dem n eben Wasser und Luft, Der Bodenforsch er Kubiena entnahm das nender Versumpfurig."Gley" bedeutet den kurz n eben Auswirkungen des Klimas, vor Wort "Ran ker" dem österreich ischen Flur­ vom Grundwasser (G) geprägten Boden­ allem riesige Mengen von Mik roorganis­ n amen "Rank" = Be rghalde . Steilhang. typus, wobei unter dem Ah-Horizont zwei m en m echani sch und chemisch tätig sind. Das schwedische "Gyttja " bedeutet Grau­ durch den "K ap ill ar wassers aum" getrennte Man rechne t etwa vi er Millionen Bakterien sch la m m, währ end "För na" Streu b edeutet. Lagen Go und, weiter unten, GI' an stehen, auf ei n Gr amm Gartenerde, somit ungefähr Das englis che "litter" = Str eu li eferte das in denen Redoxbeziehungen h errsch en (0 = 800 kg Bodenbakterie n auf ein Hektar Bo ­ Symbol L für d ie unzersetzt e organische Oxidation, -I' = Reduktion). Für den P seu­ denfläche. Bei "Mineralböden" ist die Ge­ Deckschich t über dem Mineral b oden. Vom dogley ist der Ni edersch lagwasserstau cha­ stei nsverwitterung einschließlich der Wi r­ französischen "lessiver " = auswaschen le i­ rakter isti sch , das Profil wird mit C Bg Ah ku ng vo n Schwerkraft, Wasser, Eis und tet sich der Index 1 ab, so daß Al den angedeutet. W ind vo r herrschen d, fü r "O rgan ische Bö­ Du rehschläm m ungs- oder Lessiv ierungs­ Braunerde ist in Mitteleuropa h äufig, die den " wird die Mitarb eit -leb ender und to­ horizont bedeutet. überhaupt m ü sse n zahl­ Verbraunung in der verlehmten Verwitte­ ter Organismen w ichtig. Der Bod en w ird r eiche Indices h erhal ten, um bei der Bo­ rungszone Bv wird durch Eisen b ewirkt. von K lima und Untergrund gepräg t, er ist denbeschreibung die Bodenmerkmale zu Aus der Braunerde C Bv Ah wird, vom gleichsam ein e von Wurzeln, Kleintieren kennzeichnen; die Wahl der Symbole ist Profilschema h er betrachtet, di e P arabraun­ und Ver wesungsprodukten durchsetzte lok­ aber n icht ein heitlich. er de C/BvBt/AlAh. Man erkennt, daß in k ere Zwischenschicht zwischen dem Außen, den Grenzflächen der Atmospärilien, und Läßt man sich beim Studium der Land­ A sehaftsges chichte vom ge netischen Prinzip h dem sich ebenfalls ständig wandelnden leiten, dann ist auch jeder Bodentypus als Oberboden I Gesteinsuntergrund, auf d em er aufbaut. eine Entwicklungsphase und die Boden­ A Al lessivierte Die Bodenkunde unterscheidet deshalb drei catena als ein meist von den Standorten Unterschicht Haupthorizonte: Den Ob erboden (den hu­ musführenden A-Horizont), den Unterbo­ modifizierter Großablauf aufzufassen. Geht B Einwaschungs- man von dem Grundschema C Cv Ah aus Verwitterter t Horizont den (den Verwitterungshorizont B) und - unten also das unverwitterte Mutter­ den Untergrund (den C-Horizont, bei uns Horizont ge stein C, darüber Cv als der schon ange­ B B Verbrannter meist nicht das Gestein, sondern eiszeit­ witterte, aufgelockerte Mineralkörper; dar­ v Horizont licher Wanderschutt). Der "Humus" ist eine über wieder Ah als ein schon deutlich wesentliche Grundlage der Bodenfrucht­ humoser Horizont -, dann kommt es dar- Untergrund barkeit; erstrebt wir ; stabiler Dauerhumus, , C Bodengare, biologisch aktiver Mutterboden A humoser und wie immer man die optimalen Stadien Oberboden h (Fig. 2) PARABRAUNERDE-Profil und Effekte bei der Zersetzung organischer Horizont Substanz im Boden benennt. Zu den bo­ Ah eine Unterschicht Al lesstviert, ausge­ C angewitterter denbildenden Prozessen zählt die Gesteins­ v waschen wurde; im Einwaschungshorizont zerkleinerung etwa durch Frost; die Ge­ Mineralkörper Bt von Bv hat sich dann der Ton wieder steinsverlagerung durch Wasser und Wind; an gereicher t. Kommt es auf Mergel (Ton + C unverwittertes die biologische Stoffumwandlung durch Untergrund Muttergestein Kalk) zum Niederschlagwasserstau an der Humiflzierung ; die chemische Verwitterung I 'I'oneinschlämmungszone, dann verwandelt und die sich z. B. als Bl eichung od er Stau­ (Fig. 1) GRUNDSCHEMA sich die Parabraunerde in Pseudogley nässebildung auswirkende Sickerung, Alle C Bg Ah, der sich dann so beschreiben läßt: di ese Vorgänge sind Stufen einer Ent­ auf an, auf welchem Gesteinsuntergrund C/Bv Bg/Alg Ah. Zeitlich entspricht die Pa­ wicklung, die den Boden vom rohen Sub­ sich das Ganze abspielt."R an ker " bezieht r arendzina C Ah der Jugend, die Braunerde strat zu einem mehr oder weniger er­ sich auf kalkarmes Ki eselgestein, "Rend­ und Parabraunerde der Reife, der Pseudo­ wünschten Endzust and führt. Die "Bo den ­ zina" auf Kalkgestein. "Pararendzina" auf gley dem Alter. typen", auch von Höhenzonen und Groß• kalkreiches Kieselgestein und "Pelosol" auf "Mull" und "Moder" als Humusformen klima abhängig, entsprechen den Phasen Tonboden. Im Muschelkalk- oder Weiß• unterscheiden sich dadurch, daß beim Mull dieses Prozesses. Auf der Schwäbischen juragebiet wird also "Rendzina" als Boden­ dem humosen Oberboden eine Streuschicht Alb benötigte ein em Bodenschicht aus typ dadurch charakterisiert sein, daß nach unmittelbar aufliegt, während beim Moder Kalkverwitterungslehm zu ihrer Ausfor­ dem Start das Profil Ah C sich in das Pro­ sich noch eine verpilzte Schicht dazwischen mung etwa 3000 Jahre. fil Ah Cv C verwandelte und nun einem schiebt. Mit Feuchtmoder beginnen die an- Seite 764 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen Oktober 1969 moorigen Humusformen bis hin zum T orf, Kreisbeschreibung genannten Orte angege­ lung abgebremst, w eil 'sich Klima und Ein­ Mod er selbs t kann als Rohhumus angese­ ben - gehör en der Keuperstufe an; w estlich flüsse von Gestein und Geländeform das hen w erden. Saure Humuslösungen sinken von Le idringen finden sich Braunerden, Pe­ Gleichgewicht halten. mit d em Sickerwasser ab und enteisen Iosole und podsolige P seudogleye als Träger Bei Bodenuntersuchungen. die von den d abei d en Oberboden, so daß ein Bl eich­ des Waldbaus. In den Böden des Albvor­ Standortbed ingungen, von den geologisch en oder Eluvi alhorizont Ae sich bildet. In ei­ la nds, also der Li asplatte bis hin zum un­ Gegebenheiten und vom angetroffenen Bo­ nem Anreich erungshorizont Bs sammel n teren Braunjura. überwiegt das tonige Ma­ den profil ausgehen, darf aber nicht über­ sich dann wieder die rostbraunen Eisen­ te rial ; um Ostdorf finden sich Reste einer se hen werden, daß K ulturböden vom Men­ h ydr ox ide, wo bei es zur Ortsteinbildung Bs tiefgr ündig verwitterten L öß überdeckung. sch en ges taltet sind und daß darüber h inaus kommen kann. War a uf Silikatgestein (z, B. beim Zementwerk Dotternhausen kalkhal­ der Mensch immer wieder in die Landschaft Granit, Buntsandstein) der Ranker C Ah tige Tonbraunerden. Tone mit Kalk- und eingriff und damit auch das Bodenleben di e Ausgangsphase. dann kommt es über Sandsteinbänken sind für die Böden der veränderte. Geschichtliche Spuren sind etwa die basenarme, ziemlich stabile Braunerde Albsteilhänge charakteristisch, der Dogger alte Grabhügel, Schanzen, Kultstätten, zur Podsolierung, zur sauren Humusdurch­ Gamma von Zillhausen und Dürrwangen Mauern, Verkehrswege, Gräben. Bergwerke, sehlä m rnung. Podsol, der "graue Aschen­ enthält steinige K.alkbraunerden. Im Malm Viehtränken, Rodungen, Ackerrandstufen. boden" läßt sich also formelmäßig so dar­ Beta beim Zitterhof findet sich kolluvialer Dabei wurde der Oberboden oft empfindlich stellen: ClBv-'sBh/AeAhAo, wobei mit Ao (zusammengeschwemmter) Mull über Kalk­ gestört, rechnet man doch z, B. bei Weide­ die Rohhumusaufla.ge, mit Bh die Humin­ steinbraunlehm; bei Winterlingen Mull­ tritt mit einem Bodenabtrag von etwa 30 cm. säuren gemeint sind. rendzinen auf tiefgründigem Kalkstein­ Der Wanderer in unserem Gebiet, der sich geröll; im Degerfeld Schlufflehm (Korn­ die Böden seiner Heimat genauer besieht größe höchstens 0,06 mm), Lichser (magere, und, zunächst abseits von allen berufsmäßi• A Rohhumus- steinfr eie Lehme) und Braunerden. Die gen Überlegungen und Maßnahmen des 0 auflage Weißjuraböden der Albhochfläche enthalten Landwirts und Forstmanns, in ein rechtes A also viel lehmiges Material. Ihre Besonder­ Ah Verhältnis zu dieser Lebensgrundlage kom­ heiten haben auch die Talböden etwa der men will, kann von der Catena, von den A e Eluvialhorizont Neckarzuflüsse Schlichern, Stunzach und Kettengliedern der zeitlichen und räum• Eyach: Wiesennutzung auf lehmigen Auen­ lichen Folge ausgehen: Im Buchenwald des B Huminsäure- böden, Äcker auf den Turneritonen Balin­ Juraberglands sind die Parabraunerden und h schicht gens, Kalkgleye im Bära- und Schmiecha­ Kalksteinbraunlehme und Rendsinaformen tal, gelegentlich Anmoore und schwarz­ nicht nur Substrate des örtlichen Bodenpro­ Anreicherungs- B B erdenähnliches Material. fils, sondern zugleich Wegmarken eines un­ 5 Horizont; Die vom Großklima bedingten Bodengür• geheuren Entwicklungsprozesses. Noch im Ortstein tel der Erde stellen eine Catena, eine Bo­ Devon gab es keine eigentlichen Böden, son­ B dentypenverteilung großen Stils dar. In den dern nur Verwitterungsmatertal. Erst mit v tropischen und subtropisch en Regionen der der Entfaltung der Gräser am Ende der C Bodenentwicklung herrschen die Gelb- und Kreidezeit setzte die reguläre Boden­ Roterden (z. B. Laterit; later = Ziegelstein) entwicklung ein. die Mitarbeit von Wurzeln, (Fig. 3) PODSOL-Schema vor; in der Langgrassteppe die Schwarz­ Kleintieren und Verwesungsprodukten bei erden; im w interkahlen Laubwald die der Erschließung der Lockermassen. Quar­ Um die Spielarten de r Auenböden zu Braunerden, R endzinen und Podsole; im täre Schuttablagerungen sind heute vielfach verstehen, muß man sich beim Bod en typus P olgeb iet Tundra. In fossilen Böden spiegelt die Grundlagen der Ackerbaugebiete, w obei "Braunerde CBv Ah" den Gestein sunter ­ sich das jew eilige Klima vergangeuer Epo­ Sedimente zu Biotopen wurden. Und nun grund C durch den Grundw asserhorizont G chen, in den rezenten Böden des mitteleuro­ liegt es am Menschen, sich würdig in di e ersetzt denken: "Auenbode n G Bv Ah". päi sch en Berglands u nd d amit auch des Catena einzureihen und damit den ihm an­ Schwemm- Material, Wasserstände, Strö• Landkreises Balingen ist di e Bodenentwick- ver trau ten Boden respektvoll zu verwalten . mungsv erhältnisse, Sin kstoffe bestimm en d ie Entwicklung der Bod encatena z. B. ei ­ n es Flußtal s. Bei den Schwarzerden m it nannt. Dort findet man die typischen Stein­ ihrem CA-Profil handelt es sich m eist um Schwarzdorn ­ ri egel , die aus den zu sammengelesenen eine P ararendsina aus Löß : Ein mäßig hu­ Steinen der Äcker und Wiesen entstanden moser Oberboden sitzt kalkreichem Löß Schlehdorn sind und zugleich als eine dauerhafte Grenz­ auf, die stickstoffreichen Kalkhumate m a­ ziehung dienen. chen den Boden neben günstiger Kolloid­ Prunus spinösa Hier wachsen im Verein mit Heckenrosen, durchwaschung sehr fruchtbar. In Deutsch­ Die Landschaft zwischen Oberem Gäu land ist der ertragfähigste Boden der Weißdorn, Hartriegel, Haselnuß und ande­ und Schwarzwald zu beiden Seiten der Na­ ren Sträuchern auch die Schlehdornbüsche. Schwarzerdeboden der Magdeburger Börde. gold wird Hecken- und Schlehengäu ge- Setzt man seine sog. Bodenklimazahl dem Aber überall, wo es Steine gibt, also auch Wert 100 gl eich, dann gilt z. B. für Ostdorf auf unsrer Alb, sind diese Heckenzäune 44,5, für Balingen 10,5, für Ebingen 28,8 typisch, die zugleich durch die Windstauung, und für Hessingen 23,8 - Werte, die man die sie ausüben, den Boden vor Austrock­ als mäßig bezeichnen muß. nung sch ützen. Schon im April, bevor die Blätter kom­ Di e Bodencatena im Kreis Balingen ­ men, erstrahlt der Schwarzdorn, unsre Einzelheiten bringt die Kreisbeschreibung, "Schlehe", in leuchtendem Weiß. Wenn die Grundsätzliches wurde oben erläutert - ist Sonne scheint, kann man zuschauen, wie weniger durcl, das Klima al s durch das Ge­ sich die Blütenknospen mit ihrem r ötlichen stein, die Ge'ändeausformung und die Was­ Schimmer der Reihe nach öffnen. Ihr kräf• se rverhältnisse t~ingt. Das Kreisgebiet ist tiger Duft läßt wirksame Kräfte ahnen. Sie ein Teil des Schwäbischen 3chichtstufen­ wurden auch schon seit Theophrast zu Heil­ landes vom Unteren Muschelkalk über zwecken als Blutreintgungs-, Abführ- und Keuper und J ura bis zu eiszeitlichen Mo­ Magenmittel verwendet. ränen. Die Böden enthalten Tone, Mergel, Der Mensch interessiert sich erst wieder Tonschiefer und Kalksteine, also noch vi el im Herbst für diesen kräftigen, zähen ursprüngliches Nährstoffmaterial;sie gelten Strauch, dessen Zweige in fast senkrecht ab­ als flach- bis m u.telgründig, also wenig ent­ stehenden Dornen endigen. An diesen Zwei­ wickelt, w eil die typologischen Altersstufen gen sitzen, oft dicht beisammen, so wie einst noch keineswegs erreicht sind. Häufig ist die Blüten im Frühjahr, die zunächst grü• die Abspülung der Bodenkrume am Hang nen, dann schw ar zblauen Früchte. Schon die und deren H äufung dann in Mulden und Neolithiker sollen sie gesammelt haben als Tälern. Dort kann das Bodenprofil m ächtig wertvollen Vitaminspender. Sie schmeck en sein und es ka nn zu Stauw asse rwirkungen zu nächst seh r herb. wenn aber die ersten kommen . Auffällig ist der unterschiedliche Fröste darüber gegangen sind, werden sie Pfl an zenwuchs am trocken w armen Süd­ schm a ckhafter . Man bereitet aus ihnen hang ode r am feuchtkühlen Nordhang der einen, wie Rotwein aussehenden Saft, der Albberge . Bei Nordlag e gedeihen die Pflan­ als Hustenmittel und gegen Durst beliebt ist. zen üpp iger , der Hu musanfall ist im Berg­ Wedler wald stärker, die Bodenabtragung geringer u nd damit das Bodenprofil entwickelter, H er ausaee eb en v on d er H ermatkunduch en Ver­ weil ungestörter. . e rmaune tm Kre rs Ba lu12 en Ersche int ie weus a m Mo ria tserrde als . tän elte" S t'll aet' des . S a l lne.. r Die Böden von Zimmern, Brittheim. Leid­ Volksf reunds" d er .E b m eer ZeItung" und der ri ngen und Engstlatt - es w erden die in der . S ch m lech a · Zeltun!!". Jahrgang 16 29. November 1969 Nr.11\ Gesellschaft und Höhere Schule einst und jetzt (mit besonderer Berücksichtigung von Balingen) Vortrag am 17. September 1969 in der Festwoche zur Einweih ung des neuen Gymnasiums von Dr. Wilhelm F oth (Schluß) einförmigen Drill zu einem neuen höheren Erteilung dieses Zeugnisses erwies sich für ' . Mittelpunkt der allgemeinen 'Wandlung Geist, zum wahren Verständnis der Antike, die Realschulen als starker Magnet: Viele ' bildeten natürlich zu erst die großen Städte zu führen, wie noch näher ausgeführt wer- . junge Le ute unterzogen sich einer längeren . - das flache Land bleibt zunächst völli g den wird. Schulbildung, um diese Berechtigung zu er- . unbeeinflußt. Aber die städti sch bestimm­ werben. Aber die Zuerken nung der vollen . ten Lebensweisen dehnen sich immer wei­ Wilhelm v. Humboldt schafft das Universitätsreife dauerte viel länger: Die ter aus und verdrängen dann im 20. Jahr­ neue Gymnasium Universitäten sträubten sich jahrzehntelang­ hundert die letzten überkommenen Struk­ An dieser Stelle sei ein kurzer Blick auf mit Händen und Füßen gegen Studenten, tu ren. die allgem eine deutsche Entwicklung gestat­ die nicht die humanistische Bildung besa­ tet, auch wenn wir dabei der' Zeit etwas ßen. Erst ab .1901 konnten die Realanstal- . Die neue Erziehung vorauseilen müssen. Bahnbrechend für das ten in Preußen ein dem Gymnasium gleich­ . In einer sich umgestaltenden Welt - dies deutsche höhere Schulwesen des 19. Jahr­ wertiges Reifezeugnis erteilen; in Würt• ist den Entsch eidungsfähigen der Zeit hunderts war nicht etwa Württemberg, das temberg erfolgte die Gl eichberechtigung deutlich bewußt - werden die künftig her­ vielmeh r am Ende der deutschen Länder erst nach dem ersten Weltkrieg. anwachsenden Geschlechter unter anders­ marschierte, sondern Preußen. Schulreform in Württemberg artigen Anforderungen stehen als die in Wilhelm von Humboldt schuf hier in d er Kehren wir nach di esem Exkurs wieder . den ü ber kommenen Verhältniss en großge­ preußischen Reformzeit das für die Zukunft w ordenen Generationen. Mit einer bewuß• vorbildhafte Gymnasium: Die beiden alten nach Württemberg am Ende des 18. Jahr­ ten Umgestaltung des Erziehungswesens Sprach en, Lateinisch und Gri echisch, sind hunderts zurück. Das württembergische soll die überkommene, seit J ahrhunderten d i e Hauptaufgab e. alles ande re dient die- Kirchen- und Schulregiment, traditionsbe­ im wesen tl ichen unverändert gebliebene serAufgab e, bzw, ist Nebensache. Die Schü- wußt wi e es war, verhielt sich den p ädago­ Erziehung zu "Haus u nd Stand" durch eine ler sollen durch die Ein führung in den gische n Ref ormideen seiner Zeit gege nüber neue Erziehung abgelös t werden . Diese able hnend. Erst a.s Herzog Karl Eugen in Geist des Altertums zu se lbs tändige m ge i- der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit neue Erziehung soll nicht m eh r ledi glich stigem Leb en, vor allem auch zu selbstän- die Einfügung des H eranw achsenden in die di ger Erfassung w issensch aftlicherErkennt- lebhaft es Interesse für Erz iehungsfragen gegebenen Verhältnisse seiner Um- und nis angeleitet, zu vorurteillosem strengem zeigte u nd in Stuttgart 1770 die Hoh e Mitwelt als ih r wi ch tigstes Ziel betrachten. Denken erzogen und di e schöpfe rische n K arlsschule gründet e, dr ang der neue Geist Der Heranwachsende soll viel mehr befähigt K räfte des Geistes am Vorbild des Grie- auch nach Württemberg ein. werden, sich selbs t zu erziehen, si ch selbst chentums geweckt und entwickelt werden. Die Hohe K arlsschule, die zugleich Gym­ zu un terrichte n u nd schließlich seine Be­ Die geschlossene eige n ver antw or tliche P er- nasium, Ritterakademie, Universität, sti m mung selbst zu w ählen. Der Mündig­ sönlichkeit ist das Erziehungsziel. Kunst-, Musik-, Theater- und Handels- ge wo rdene soll sich n ach dem entsprech end Damit wird das Gymnasium die Schule schule w ar, zerfiel in "vo r bereitende" und durchlaufen en Erziehungsprozeß für einen der za hlen mäßig kl einen geisti ge n Elite, die "Fach "-Abteilungen, in denen das ei gent- nunmeh r ge wählten, nicht m ehr fü r den sich vor allem aus den Söhnen der Akade- liche Fachstudium abs olviert wurde. Die durch di e Geburt vorg egebe nen Beruf und mikerfamilien rekrutiert. Die alten Ge- vorbereitenden K lassen zeigte n durchweg Stand ents cheiden. Der Jugendliche soll das Gepräge des humanistischen Gymna­ also in di e Lage versetzt werden, selbst­ burtsstände sind abgesch afft - es bildet siums ; Latein blieb für alle Schüler die verantwo rtlich am beruflichen und öffent• sich gleichsam ein geistiger Adel aus denen, Grundlage der allgemeinen Bildung, Latein die das Gymnasium absolviert haben. Als lichen Leben teilzunehmen. 1812 in Preußen di e Reifep rüfung einge- aber nicht mehr in rein mech anischem Drill,. Wi e wi rkte sich di ese Idee einer neuen führt wurde (sie wurde erst 1872 nach der sondern in der Absicht, das Vermögen der . Erziehung in der Schule aus? Es sind zw ei Reichsgründung von Württemberg über- deutlichen Erkenntnis des Unterscheidens Ref ormbestrebungen im 18. Jahrhundert, und Vergleichens zu entwickeln, d. h. das' die erfolgreich gewesen sind: die realistisch­ nommen), wurde das Gymnasium zur ein- abstr akte Denken. Daneben sollte das Ver­ naturalistische und die humanistisch-idea­ zigen Vorschule für die Universität. Das ständnis für die Antike ge we ckt werden; so listische. Gymnasium ist m it dieser Reform zugleich wurde auch Philosophie zu einem Zentral­ Der rationalistische Realismus erstrebte eine Einrichtung geworden, die rein vom fach. Daneben drangen die modernen Fä- . Staat und nicht m ehr von der Kirche ab - eine Bildung in den Gehalten der "neuen" hängig ist. .- cher herein: Neue Fremdsprachen, beson- Wissenschaften, die als Verwirklichung der _ders Französich, Geographie und Geschich- . Vernunft ers chienen. Wer diese Vernunft, 'Das Bürgertum dagegen, das Handel und te und vor allem die Mathematik wegen in der sich nach Ansicht der Zeit, das Ver­ Gewerbe .betrieb, forderte eine sp eziell für ihrer formalen Bildungskraft.• nunftgesetz des Kosmos ausspri cht, be­ seine Bedürfnisse ausgerichtete Schule mit herrscht, vermag das Leben richtig, klug "nü tzlichen " Fächern: Modernen Fremd- Diese auf der Hohen Karlsschule erprob­ und m it Weisheit zu m eistern. In der Pra­ spr achen, Mathematik und Naturwissen- ten Neuerungen wurden die Grundlage für xis hieß das, die Schüler mit m öglichst v iel scha tten. Deshalb wurden Realschulen der die württembergische Schulreform des Jah­ "nü tzli chem" Wissen, d. h. Naturwissen­ verschiedensten Form gegründet: R ealschu- res 1793. Sie ' bezeichnete . als Ziel der La- . schatten, modernen Sprachen usw. zu füt­ len, die Latein beibehielten - sie nannten teinschule die Herausbildung tüchtiger tern, um sie besser auf d as pr aktisch e Le­ sich Realgymnasien; neunjährige Realschu- weltlicher und geistlicher Beamter. Dage- . ben vorzubereiten. len oh ne Latein _ Oberrealschulen; sechs- ge n sollten möglichst die Knaben, für deren jährige Realschulen usw. künftigen Beruf die Kenntnis der ' toten Nicht weniger di esseitig als di e eben ge­ Sprachen - und wissenschaftliche Bildung- nannte Erziehung ist letztlich der Neuhu­ Alle .diese R ealschulen, di e wir keines- überhaupt _ . nicht erforderlich wäre, an, manismus. Er stellt dem Menschen nicht di e wegs mit den heutigen Realschulen gleich- die "deutsche" Schule, d. h. Volksschule, ' sich in der Natur manifestierende Vernunft setzen dürfen, kämpften um ihre Gleich- verwiesen oder für sie besondere Real­ gegenüber, sondern den id ealen Menschen berechtigung mit dem Gymnasium. Von und Bü rgerschulen gegründet werden. in seiner. Größe selbst: Die Griechen und Anfang an h atten sie das Recht, die soge- die Genies, die sich an ihnen gebildet ha­ nannte Mittlere Reife zu erteilen,die zum . Die lateinische Sprache behielt in den.. ben. Praktisch heißt das, das Gelehrten­ einjä hri gen freiwilligen Weh rdienst berech- Lateinschulen ihre beherrschende Stellung, schulwesen aus dem mehr oder wenige r - tigte statt der dreijähuigenWehrpflicht. Die doch wurde im Sinn des Neuhumanlsmus.. Seite 766 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen November 1969 der Schwerpunkt auf die Exposition, d. h. nem ganzen Werte nach emanzipieren wissenschaftliche A'zsblldung.Der geringen die Herübersetzung mit Sacherklärungen wird ..." Ich will hier nicht auf de n langen Vorbildung entsprach ebenso der geringe .gelegt, Daneben sollte auf die Richtigkeit Kampf eingehen, den die damalige Balin­ Sold wie das geringe Ansehen in der und Reinheit der Muttersprache geachtet ger Realschule führen mußte, bis sie sich Öffentlichkeit. gegen die Lateinschule bzw. besser gegen werden - der reine Deutschunterricht kün• Auch auf dem Gebiet der Lehrerbildu ng digte sich also an. Auch den Realien wurde das konservative Denken der meisten ging P reußen bahnbrechend voran, und .. Eltern durchgesetzt hatte. (Unsere Schul­ r in den Lateinschulen durch diese Schulre­ Württemberg hinkte weit nach. 1810 w urde 1793 form von ein, wenn auch vorerst ge­ geschichte und die Festschrift geben dar­ do rt eine Prüfung .f ür "Kandidaten des ringer, Raum eingeräumt. Der Arithmetik, über Auskunft). Betrachtet man die Lehr­ Höheren Schulamts" ei ngeführt. Si e be­ Geographie und Geschichte sollen je eine pläne beid er Schulen n eb eneinander, so gründete den Stand der Gymnasiallehrer. Wochenstunde gewidmet werde n; Natur ­ werde n d ie vers chied enen Bildungsziele be­ Die Prüfung, die .einen schriftlichen und :ehre (Physik) und Natur geschichte (Bota­ sonders deutlich. einen mündlichen Teil und eine Lehrprobe nik und Zoologie) sollen vo n Zeit zu Zeit Die Latein sch ul e h at ihren Schwerpunkt umfaßte, bezog sich nicht auf einzelne eine Viertelstunde "auf angenehme Weise" in Latein, dem fast di e Hälfte der Unter ­ Fächer, sondern auf alle Lehrgegenstände dargeboten werden. richtszeit (13-14 Wochenstunden) gewidmet des Gymnasiums. Der Kand idat - wir Mit dieser Schulordnung war die Rich­ ist. Dazu treten di e anderen Sprachen können es heute im Zeitalt er der Speziali­ tung gewiesen, die d ie Entwicklung des (Französisch und Gri echisch mit zusammen sierung kaum mehr glauben - m ußte al­ württembergischen Schulwesens im 19. etwa sechs Stunde n); ein weiterer Schwer­ les wissen und können, was der Abituri ent Jahrhundert nehmen sollte. Im Grund be­ punkt ist Mathemati k. Die übrigen Fäch er, in seiner Prüfung nachzuweisen h atte. sagt sie: An die Stelle der bisherigen La­ vor allem die naturwissens chaftlichen, spie­ Aber gerade di es war in der Zeit selbstver­ teinschule der Städte, di e für alle dagewe­ len nur eine untergeordnete Rolle. Di e ständlich: Der Lehrer des Gymnasiu ms sen war, soll ein dreistufiger Aufbau tre­ Realschule dagegen hat ihren Sch werpunkt sollte die Me ns che nbildung in vollem Um­ ten: Neben die Volksschule für die einfa­ in Französisch mit acht Wochenstunden fa ng vo rl eb en kö nnen, zu der er seine chen Bürger und Bau ern treten di e Real­ und in Mathematik mit sieben, wozu noch Schüler führte. Die Ze it wollte den All­ und Bürgerschulen für die Kinder des ge­ der Linearzeichenunterricht kommt. Da­ ro undlehrer wie wir heute sagen, und hobenen Bürgertums, die angehenden neben stehen eine Anzahl fast gleichberech­ fürchtete den "Fachlehrer", der nur Spe­ .' Kaufleute und Gewerbetreibende, die etwas tigter naturwissenschaftlicher Fäch er. zialist ist und di e Gesamtheit der Bildung "Nützliches" lernen sollen. 1835 wurde das Aber gleichzeitig zeigt sich in diesen ni cht übersieht. Aber um die Mitte des 19. in den Normalbestimmungen für Realschu­ Stundenplänen wenigstens andeutungs­ Jahrhunderts änderte sich das. Zw ei Grün­ len noch näher ausgeführt - Mathematik weise noch eine andere Te ndenz. Die La­ de sind dafür maßgebend. wur de für die württembergischen Real­ t einschule bzw. das Gymnasium befindet Zum einen: Die Realschule mit ihrem c schulen das wichtigste und bezeichnendste sich in eine m Konkurrenzkampf mit der Schwergewicht in der Mathematik, den Fach. Diej enigen Kinder aber, die sp äter Realschule. Wenn di eser Schultyp seine Naturwissenschaften und modernen Fremd­ auf den Universitäten studieren sollen, be­ Bedeutung nicht verlieren will, so muß er sprachen, brauchte den Fach lehr er - ohne suchen die Lateinschule neuen Stils und die sich den Naturwissenschaften öffnen. So ihn waren die modernen Fächer einiger­ eigentli chen Gymnasien, die sich allerdings wird auch die Lateinschule in Balingen wie maßen gründlich n icht zu unterrichten. Der nur in wenigen großen Städten befanden. die Gymnasien im ga nz en Land mit Not­ "Fachmann" erfreute sich draußen im Be­ Bildungssoziologisch gesehen spricht sich wendigkeit zur Realschule. Umgekehrt ver­ rufsleben wachsende r Wertschä tzung ; er in dieser Schulreform ein geistiger Füh• liert die Realscl-ulo immer mehr de n Ge­ eroberte die Realschul e, und schließlich rungsanspruch des Bürgertums aus, das in ruch der reinen Nützlichkeitsschule, wie sie hielt er sei ne n Einzug auch in der Latein­ Staat, Industrie und Geldwirtschaft aus der anfä nglich mit Recht verspottet wurde, und schule bzw. dem Gym nasium. bisherigen Enge heraustritt und neue Welt­ strebt nach allgerniner Menschenbildung. aufgeschlossenheit verlangt. Nicht mehr der Das Endergebnis, wie wir es heute vor uns Die Universitä t wandelt si ch Geburtsstand ist ausschlaggebend, sondern sehen, ist also ein Kompromiß dieser bei­ Wichtiger und folgenschwerer war aber der persönliche Stand, den sich jeder selbst den in den Anfängen so verschiedenen der ande re Grund. Die Universitäten ver­ erwirbt. Allerdings darf nicht übersehen Richtungen. So ist es in gewisser Weise änderten in der ersten Hälf te des 19. Jahr­ werden, daß in dieser neuen Klassengesell­ folgerichtig, daß seit 1953 alle Höheren hunderts völlig ihr Gesicht. Im Mittelalter schaft der soziale Status keineswegs nur Schulen in Baden/Württemberg Gymnasium und noch nach dem Will en Humboldts durch die Schulbildung und den ergriffenen bzw. Progymnasium heißen ; der Name sollte die "Artistenfak ultät", wie dam al s Beruf bestimmt wird, sondern daß er noch Realschule ist heute dem mittleren Schul­ die heuti ge philosophische Fakultät h ieß, von vielen weiteren Faktoren abhing wie wesen zuge-viesen. die Grundfakultät sein, di e die allgem eine z. B. Besitz, Standesbewußtsein der Fami­ Vielleicht sei an dieser Stelle darauf auf­ Menschenbildung vollenden und den Stu­ lien usw, merksam gemacht, daß seit der Reichs­ denten r eif machen sollte für das eigent­ gründung von 1871 Deutsch , Geschichte, liche F ach studium in der theologischen, Die Gründung der Bulin ger Real schule Erdkunde als "nationale" Fächer als dritte medi zinischen oder juristischen Fak ult ä t. Wie aber vollzog sich nun diese Entwick­ gleichberechtigte Gruppe neben die "Spra­ chen" und die "Realien " traten und zusam­ Nun aber fassen sich im ·19.J ahrhunder t lung in Bulingen selbst? die philosophischen Fakult äten nicht mehr In Balingen wuchs in der ersten Hälfte men mit Kunst, Religion und Sport das Element darstellen, das Lateinschule und auf als Ein richtung zur allgemeinen Men­ des 19. Jahrhunderts das Handwerk all­ schenhildung , sondern sie fallen auseinan­ mählich stark an. Besonders die Gewerbe Realschule miteinander verbindet. Die Folge war, wie wir bereits gesehen haben, der in weithin voneinander unabhängige der Schuhmacher, der Gerber, aber auch Einzelwissenschaften: Germanisti k, Ro­ der Weber und der Messerschmiede gewan­ die juristische Gleichstellung der Abschluß­ zeugnisse beider Sch ularten. manistik, Altertumswissens chaft, P hysik, nen überörtliche Bedeutung und suchten z. Biologie usw. J a, di e Philosophie se lbst, B. auf den Messen der Schweiz Absatz für In Bahngen allerdings saugte die Real­ bis jetzt der Kern aller Fächer, wird zur ihre Waren. Teilweis e bahnte sich schon schule die Lateinschul e auf. 1906 erfolgte reine n Einzelwissensch aft. Die Studenten der Ubergang zur industriellen Fertigung die Zusammenlegung beider, die sich fortan betreib en notgedrungen spezielle Fachaus­ an, die sich aber er st in der zweiten Hälfte nur noch in den Fremdsprachen, nicht mehr bildung und nicht mehr allgemeine Bildung des 19. J ahrhunderts voll durchsetzte. So aber in den Sachfächern unterschieden. - das Spezialistentum hat sich also auf war es verst ändlich, daß 1840 44 Balinger Kurz vor dem ersten Weltkrieg hö rte dann der Universität durchgesetzt und dringt Bürger vom Sta dtrat verlangten, eine Real­ die Latein schule praktisch auf zu bestehen von daher in die Gymnasien ein. anst alt einzu richten, da "m it Ausnahme - Latein war bei den allermeisten Balin­ weniger einzelner . .. alle übrigen Kinder ger Schülern nicht mehr gefragt. Die Ba­ Die natürliche Folge war , daß- die Prü• männlichen Geschlecht s für Gewerbe be­ Iinger Be völkerung hatte mit der rein en fungsordnungen ab 1866 zwischen allge ­ stimmt sind"; dies wird auch gefordert Real schul e die Schule, die ih rer soziologi­ meiner Prüfung und Fach prüfung unter­ "durch die immer stärkere Konkurrenz und schen Zu sam mensetzung am besten ent- schieden. Od er anders ausged rückt : Am den allgemeinen großen Fortschritt in der sprach. . Anfang des 19. J ahrhunderts mußte der Gewerbeindus trie" . angehe nde Lehrer im Ex amen zeigen, daß Bereits eini ge J ahr e zuvor hatte der Ba­ Ein eigener Lehr ers tand entsteht er ein allseitig geb ilde te r Mensch w ar, der linger Landtag sabgeordnete Menzel pro­ Die Herausbildung der mod ernen Höhe­ andere darum zu bilden fä hig sei - jetzt phezeit: "Die Zeit ist unfehlbar nicht mehr re n Schule war nicht denkbar ohne di e mußte er n achweisen , daß er bestimmte fern, in welch er der Unterricht nach dem Entst ehung eine s besonderen Lehrerst: , ­ Einzelwissenschaften in bestimmten Fä• wahren Bed ürfnis r egulier t werden wird, des. Die Lehrer der Lateinschulen ware n cherkombinationen beherrschte. in welcher die industri ell e J ugend ihre ja, wie wi r g isehen haben, bi s fast zum In den folgenden J ahrzehnten - ich eigenen, und zw ar hinreichenden An stalt en Ende des 18: J ahrhunderts, meist Geistliche, kann auf di e Einzelheiten nicht eingehen ­ haben und nicht meh r b ei der gelehrten zum Teil gescheiterte od er angehende. Für wurde die allgemeine Prüfung immer wei­ Jugend kü mmerlich hospitieren, in welcher den Lateinl eh rer des 16. bis 18. J ahrhun­ ter eingeschränkt, die Fachprüfung immer der Realunterricht n icht mehr bloß al s Hin­ derts war di e Beherrschung einer Summe mehr spezialisiert. Als letzter Rest der all­ te rsaß des Gel ehrtenunterrichts vernach­ von Formeln und Kunstgriffen, d. h. die gemeinen Prüfung fiel erst vor wenigen lässigt und verachtet sei n, sondern sich sei - Routine, weit wichtiger gewesen als die J ahren das sogenannte Philosophikum, das November 1969 Heimatku ndliche Blätter fü r den Kreis Ballngen Seite 767 besonders de r Angsttraum m ancher Natur­ Klage auf, daß di e Prüfungen "so gehand­ das möglichst viel für das spätere Berufs­ wissenschaftl er war . hab t w erden, als ob es sich nicht um künf• leben vermittelt, d. h. nicht allgmeine Bil­ Damit hielt der reine Fachlehrer seinen ti ge Lehrer an Höheren Schulen, sondern dung wird angestreb t, sondern das für das Einzug in die Höh ere Schule, der hier sein um Gelehrte u nd Universitätslehrer spätere Berufsleben nützliche Wissen. F ach lehrt n ach wissenschaftlichen Ge­ handle". In einer solchen Gesellschaft wird di e sichtspun kten - die übergeordnete Men­ So mußte fast zwangsläufig die soge­ Schule sehr leicht und fast mit Notwen­ schen bildung kümmert ihn oft nur noch n annte "P ä dagogische P rüfung" eingeführt digkeit zur ersten und damit entscheiden­ w enig. w erden, und zur eigen tl ichen pädagogischen den zentralen sozialen Dirlglerungsstelle - Daß dies den Unterricht der Höheren Ausbildung mußten Studienseminare ein­ für die künftige soziale Sicherheit, für den Schule nachhaltig veränderte, versteht sich gerichtet werden. Bis dahin konnten die künftigen sozialen Rang und für d as Aus­ von selbst. Die Nebenfächer, die man bis­ Lehrer an Volksschulen nicht ganz zu un­ maß künftiger Konsummöglichkeit, wie es her nur beiläufig gelehrt hatte, wurden recht den Gymnasiallehrern den Vorwurf der bekannte Soziologe Schelsky so an­ immer w ichtiger, weil nun Fachleute die machen: Ihr seid Fachgelehrte, aber keine schaulich schildert. Sozialer Aufstieg und Anliegen der einzelnen Fächer, etwa der Lehrer. Heute ist dieser Vorwurf kaum Abstieg wird, überspitzt ausgedrückt, be­ Physik oder Geographie vertraten. So ist noch berechtigt - im Gegenteil, auch die reits durch die Schulbildung entschieden. das Gymnasium von heute entstanden, bei Ausbildung der Volksschullehrer muß sich Diese Dirigterungsfunktion wird umso dem, je nach Klassenstufe, 10 bis 15 Fächer heute immer weiter spezialisieren, und deutlicher, je mehr die Zuweisung Jugend­ unverbunden nebeneinanderstehen, je von eine gründliche pädagogische Ausbildung licher zu bestimmten Schultypen bestimmte einem Fachmann erteilt, aber ohne gemein­ ist für die Lehrer aller Schulgattungen un­ Aufstiegsmöglichkeiten endgültig aus­ sam e Ausrichtung auf ein verbindliches en tbeh rlich: Nur den Universitätslehrern schließt. So hat es die Schule heute, u nd gem einsam es Ziel. fehlt au ch heute noch, worauf die studen­ besonders die Höhere Schule, nicht primär Die Ursache dafür liegt freilich noch tie­ tische Opposition nicht zu unrecht hinweist, mit dem Kind und seiner Zukunft zu tun, fer: Die Höhere Schule bereitet nicht meh r bi s heute eine pädagogische Ausbildung. sondern mit den sozialen Grundansprüchen auf d as Studium an der Artistenfa kultät Um die Jahrhundertwende erreichten die seiner Eltern. Und das fast alle Berufe vor, sondern auf die Studien der verschie­ Lehrer an Höheren Schulen die Gleichstel­ ihre schulischen Vorbildungsanforderungen d ensten F achri chtungen, deren Grundlage erhöhen (zu wieviel Berufen wird heute im Zeichen der Spezialisierung sie legen lung mit den Richtern und höheren Beam­ ten; die neuen Ti tel Studienreferendar, das Abitur verlangt, die noch vor w enigen muß, ob sie will od er nicht. Studienassessor, ge ben Zeugnis davon. Jahrzehnten mit Volksschulabschluß oder In Wü rttemberg verlief di ese Entwick­ Aber es en tstand trotzdem kein ein heit­ Mittlerer Reife ergriffen werden konnten!) lung entsprechend, wenn auch m it einer licher L ehrerstand, sonder n er war von wird di ese Dirigierungsfunktion der Hö• gewissen Verzögerung gegenüber Preußen . Anfang an in die verschied ensten Gruppen heren Schule noch verstärkt. Hieraus ist Aber seit 1898 besteht auch hier im we­ von Fachlehrern aufgespalten. Man merkt der Ansturm auf das Gymnasium in erster sentlichen di eselbe Prüfungsordnung w ie es viell eicht bi s heute am besten in der Linie zu erklären, zumal durch die Bil­ in den anderen deutsch en Ländern. Berufsorganisation : Einigkeit besteht mit­ dungswerbung di ese Rolle der Höh eren Was freilich die Universität dabei p r üft e, unter nur bei juristischen oder besoldungs­ Schule auch den Eltern aus den mittleren war letztlich nicht Lehrbefähigung, son­ rechtlichen Frag en; w o di e Bedeutung der und unteren Schichten vor Augen geführt dern w issenschaftliche Stoff- und Me tho ­ Fächer angesprochen wird, da kl affen die worden ist. Zu welchen sozialen Verände• de nkentnis. Den n schon 1898 tauchte die Ansich te n weit auseinande r. r u nge n de r Elternschaft das in Balingen ge­ führt hat, hat Herr Dr. Stahlecker für die Festschrift zur Einweihung unseres Ge­ bäudes einleuchtend aufgezeigt. Der Anteil IV. Probleme der Höheren Schule unserer Zeit der Mittelschichten und der Unterschichten in der Elternschaft nimmt beständig zu, Der heutige Vortrag wäre unvollständig, bescheid enen Anteil an diesem Wachstum der Anteil der Oberschicht wird w enig­ wenn er n u r die geschichtliche Entwicklung der Höheren Schulen. Um in der Sprache st ens relativ immer geri nger. behandeln würde und nicht die Proble me des 19. J ahrhunderts zu reden: Ein voller des Gymnasiums unserer Zeit wenigstens Sieg d es realistischen Prinzips - die hu­ Probleme des heutigen Gymnasiums streifen würde. Eine ausfü h rli che Darstel­ manistische Bildung eines Humboldt ist Für das Gymnasium aber bringt das lung ist allein schon aus Zeitgründen un­ n ur noch wenig gefragt. schwere Probleme mit sich, von denen we ­ möglich - sie würde einen eigenen Vortrag nigstens einige genannt seien: fülle n. Die Gesellschaft unserer Tage 1. Viele Eltern teilen den angestrebten Zuerst mö chte ich eini ge Zahlen nennen. Die Gesellschaft unserer Zeit wird seit Bildungsstand ihrer Kinder nicht und ste­ Die Schülerzahlen einige r Gymnasien stie­ dem 1. Weltkrieg und verstärkt seit dem hen den Aufgaben der Schule fremd und, ge n von 1958 bis 1968 w ie folgt: 2. Weltkrieg durch die Industrie geprägt. vor allem wenn es "schief" geht, ablehnend B alingen von 496 auf 745 1. Dadurch ist eine starke Nivellierung gegenüber. Zu einer echten Hilfe ge gen­ Ebin gen vo n 466 auf 996 der Klassenunterschiede- eingetreten, und über ihren Kindern sind sie kaum in der H echingen von 421 auf 752 zwar sowohl durch den Aufstieg der Indu­ Lage. Rosenfeld vo n 26 auf 102 striearbeiterschaft sowie der technischen 2. Das Gymnasium erhält Schüler, di e Leib niz - Rottweil von 361 auf 662 und Verwaltungsberufe einer- und durch wohl "bega bt" sein mögen, deren "Bega­ Kepler - Tübingen von 752 auf 1210 den Abstieg eh emaliger Oberschichten, be­ bung" aber noch nicht ge weckt wurde, be ­ sonders des sogenann ten Bildungsbürger• sonders in den entscheidenden Jahren der Und diese Steigerung geht in r asan ter tu ms anderseits. Inflation, Vertreibung, frühen Kindheit. Wie soll das Gymnasium Weise weiter: Im neuen Schul jahr hat das Währungsreform und-vo r allem das "Wirt­ d ies e Kinder zu maximaler Leistungsfä­ Gymnasiu m B alingen über 840 Schüler. schaftswunder" haben hier zu sammenge­ higkeit bringen, oh ne di e anderen, deren Verantwortlich für diese Steigerung ist wirkt. allgemeiner Entwicklungsstand höher ist keineswegs die Bevölkerungszunahme ­ (m an sprich t von "Ho chbega bten", obwohl die Einwohnerzahl stieg in Bahngen n u r 2. Dies er soziale Aufstieg und Abstieg d ieser Ausdruck ungenau ist), zu vernach­ von 120 00 auf 13400 , in Ebin gen vo n 20 500 hat eine hohe familienindividuelle Mobili­ lässigen? Umgekehrt: w erden nicht auch auf 23000, in Rosenfeld vo n 1200 auf 1500. tät geschaff en, w ie der Soziologe sa gt. D. h . die Anlagen mancher Schüler, di e w eniger Und auch nicht alle Gymnasien werden vo n in jeder F amilie ist, trot z allge mein stei­ beg abt sind, ver na chläs sigt, weil in den diesem Wachstum in gle icher Weise "be­ ge nde m Leb ensstandard und öff en tliche r großen Klassen di e Zeit fehlt, sie zu för­ troffen". Daseinsvor sorge wie Sozial- und Kranken­ dern? Und sind nicht vi el e Schüler gegen Die Schülerzahl des Uhlandgymnasiums versicheru ng, je derzeit ein neuer Aufstieg alle Bemühungen blind und taup , weil sie Tübingen "wuchs" in obigem Zeitraum von oder sogen.Deklassierung m öglich, v iel zw ar begabt sind, aber keinen L eistungs­ von 400 auf 407 Schüler. Das Albertus­ schneller als bei der m eh r statischen vor­ w illen besit zen, ja u nsere "Leistungsgesell­ Magnus-Oymnasium in Rottweil wuchs industriellen Klassengesellschaft . Da jede schaft" mehr oder weniger bewußt oder zwar von 318 auf 441; es soll aber, wie ich Familie jeweils am Rand e eines soz ialen u nbew u ßt ablehnen? Und wieviele halten gehört habe, in diesem Schuljahr nur noch Aufstiegs oder Abstiegs steht, entsteht ein das, was heute in den Schulen gelehrt wird, soziales Sicherheitsbedürfnis, das in ein für vollkommen unnötig fürs spätere Be­ 20 Sextaner haben. universales Aufstiegsbedürfnis, in ein I m­ Wo also liegen die Gründe für diesen rufslebe n, obwohl es, u m in der Sprache mer-mehr-haben-wollen und Immer-mehr­ des 19. Jahrhunderts zu reden durchaus sprunghaften Anstieg einerseits und den sein-wollen umschlägt. Stillstand, ja Rückschritt andrerseits? Sie "Nützliches" ist? - Soll die "Nützlichkeits­ sind in der Gesellschaftsstruktur unserer Diesem Aufstiegsbedürfnis aus soz ialen kramschule" aus den Anfängen des Real­ Tage zu finden, die in vielen Eltern den Sicherheitsgründen steh t fast alle in die be­ sch ulwesens zurückkehren? Wunsch weckte, ihre Kinder auf "weiter­ rufliche Leistung zu r Ve rfüg ung. Dar aus 3. Das Verhältni s zw ischen Schule und führende Schulen" zu schicken mit der Ab­ ist das Streben nach hö herer beruflicher Eltern w ird permanent vergiftet durch die sicht, sie dort etwas "Nützliches" lernen zu Ausbildung und vor allem nach einer alle Ro lle, di e das Gymnasium als "bürokra• lassen, d. h. moderne Fremds prachen und Aufstiegschancen offen lassenden Schul­ tische Zuteilu ngsa pparatur von Leb ens­ Naturwissenschaften. Desh alb haben die bildung, d. h. der Drang n ach dem Abitur chancen", um Schelsky zu zitieren, sp ielt. altsprachlichen Gymn asien nur einen sehr zu erklären und zwar n ach einem Abitur, Wir Lehrer müssen aus pädagogisch en Seite 768 Heimatkundliche Blätter für den Kreis Balingen November 1969

Gründen Entscheidungen treffe n, die in F ür das spätere Verhält nis des einzelne n Grundlag en der mod ernen Wirtsch aft zu Wirklichkeit w eit üb er den pädag ogisch en zum Staat, zur Verantwortung gegenüber kennen wie di e der Ch emie, od er die des Rahmen hinaus in di e soz iale Zukunft de s der Gemeinsch aft, ist das höchst verhäng• Rechtswesens wie die der Geschichte? Ab er K in des und der Familie eingreifen, viel n isvoll . Auch heute em pfi nde n in Deutsch­ mehr Fächer können, allein schon aus Zeit­ stärker als das früher der Fall war, als la nd viele Bürger, und gerade oft auch gründen, nicht in der Sch ul e gelehrt wer­ der soziale Rang nicht in erster Li nie durch "Gebildete", den Staat nicht als ihre den. Und eine frühzeiti ge weitere Spe­ die Schule und die dadurch erreichbaren "Sache", als eigentliche res publica, sondern zia lis ierung h at außerdem erhe bliche Nach­ Berufe bestimmt wurde. Die Elternhäuser als d ie Angel egenheit derer,"dort oben", te ile. w ehren sich verständlicherweise gegen di e nur alle vier J ahre zu m Volk herun­ Ein neuer Arbeitsstil mit dem umfas­ diese Entscheidungen, wenn sie ungünstig terst eigen in die Wahlkampfarena. sende Themen behandelt werden, könnte sind, d. h. den Weg zum Abitur verbauen. Und ganz siche r ist unsere Gymnasial­ vielleicht, wenigstens auf der Ob erstufe, Sie empfinden diese Entscheidungen als ausbildung, trotz aller Ansätze von Ar­ auch zu einer Zusammenarbeit der Fächer ein en Angriff auf ihr eigenes soziales beitsunterricht, zu rezeptiv; sie fordert zu führen und Gesichtspunkte in den Unter­ Sicherheitsbedürfnis bzw. auf das soziale wenig praktisches Tun, vermittelt zu wenig richt einführen, die bisher zu kurz gekom­ Kontinuitätsbedürfnis in den Generationen handwerkliche und praktische Kenntnisse. men sind. - fast jeder Vater will, daß sein Kind Und gerade das eigene, fertige Werk gibt Ich komme zum Schluß. Unser Höheres mindestens den gleichen, wenn nicht einen dem Schüler eine Befriedigung, das ihm Schulwesen ist heute mit Problemen be­ höheren sozialen Rang als er selber erhält. beim reinen Lernen oft fremd bleibt. lastet, die aus der Geschichte und den Dieses soziale Kontinuitätsbedürfnis ist Um diesen Mängeln abzuhelfen, wird gewandelten gesellschaftlichen Verhältnis• eine so elementare Kraft, daß sogar der eine Änderung des Arbeitsstiles notwendig. sen zu erklären sind. Jede Zeit und jede Sowjetstaat darauf in seinen Berechnungen Die Schüler müssen, wenigstens in der Gesellschaft schafft die ihr angemessene Rücksicht nehmen muß. Die Folge ist, daß Oberstufe, an Planung, Ausarbeitung und Schule - der Übergang von der Iiebge­ zwischen Schule und Elternhaus vielfach Behandlung des Unterrichtsthemas mit­ wordenen Tradition zur unbekannten Zu­ nicht die Kooperation gleichberechtigter wirken und selbstverantwortlich mit­ kunft ist schwer. Nicht alles Alte ist Partmir herrscht, sondern eine mehr oder arbeiten. schlecht und alles Neue gut; aber ' auch weniger ausgesprochene Gegnerschaft etwa Und dabei kann vielleicht noch ein anderes umgekehrt gilt der Satz nicht. Auch im' wie zwischen Steuerpflichtigem und Fi­ Problem mit angegangen werden. Unserer überkommenen stecken noch gültige Werte, nanzamt: Dasselbe gilt oft auch für das Gymnasialausbildung fehlt heute der ein­ und vieles Neue ist nicht modern, sondern Verhältnis zwischen Lehrern und Schülern, deutige Mittelpunkt wie ihn Humboldt in modisch. ' besonders auf der Mittel- und Oberstufe. der klassischen Bildung erstrebte. Sie Das Humboldtsche Ideal der kl assischen Es ist hier nicht der Ort, um Maßnahmen wurde im 19. Jahrhundert durch eine Viel­ Bildung ist, wenigstens weithin, tot, weil zu erörtern, die Abhilfe schaffen könnten. zahl von Fächern ersetzt; die Gründe da­ die Gesellschaft nicht mehr existiert, die es Wichtig scheint mir zu sein, daß das Schul­ für haben wir kennengelernt. Diese Fächer geschaffen hat. Aber Humbolts letztes ei­ wesen aller Stufen weiter ausgebaut und bilden noch heute unseren Fächerkanon. gentliches Ziel , die urteilsfähige Persönlich• durchg ängig gemacht werden sollte. Wenn Aber die Wissenschaften haben sich weiter keit, der selbstverantwortlichen Bürger, ein Realschüler z. B. weiß, daß auch er bei aufgespalten, das Leben wird immer kom­ selbstverantwortlich gegen sich und den guter Leistung zum Abitur kommen kann, plizierter. Um sich in der heutigen Welt Staat, ja heute gegenüber der gesamten wie es jetzt in Balingen mit dem Aufbau zurechtzufinden, müßte m an immer mehr Menschheit - dieses Ziel lebt und kann uns des Bi-Zugs geschieht, wenn auch einHaupt­ wissen . Ist z. R nicht ebenso wichtig, die weiterhin leiten. schüler noch diese Chance hat, wenn au­ ßerdem weitere Schulen geschaffen werden , di e für Spezialbegabungen den Weg zum Abitur eröff nen, dann werden die betref­ Rund um Weilell fenden Schüler nicht unter allen Umstän­ Von Fritz Scheerer den aufs Gymnasium drängen bzw. bei schlechten Leistungen auf ihm kl eb en bl ei­ Im Süden der trichterförmigen Bucht, Wi esen fallen di e viele n rosablühenden ben, denn dann verliert das Gymnasium die die Schlichem be i ihrem Austritt aus Wies enknöteriche,Kohldisteln und zum seine Rolle als einzige Zuweisungsstelle von dem Ge birge zwischen Plettenberg und Teil auch Ried gräser auf, die immer Zei­ Lebenschancen, d. h. dem Abit ur , dann Wochenberg geschaff en hat, liegt einge­ chen reichliche r Bodenfeuchtigkeit sin d. wird vielleicht auch die oben erwähnte rahm t von bewaldeten Höhen eines der Woher rührt nun di eses Mißverhältnis von Gegnersch aft zwische n Gymnas ium und kleinsten Dörfer des Kreises Balmgen, Acker- und Wiesenl and , di e geringe Er­ Elt ern abgebaut. Dann ka nn sich das Gym­ We ilen unter den Rinnen. Vor Obstgärten tr agsfähigkeit des Bod ens auf Weilener nasiu m w ieder mehr sein er eigentl iche n reihen sich die Häuser an ' der Straße Markung? pädagogisch en Aufgabe, und di esm al in Schömberg-Deilmgen und an den zwei von Die Markung dieser Ortsstraße in das Ober- und Unter­ K ooperation m it Schülern und Eltern w id­ Die Markung Weilen hat durchweg m en. dorf führenden Straßen, Vom Plettenberg bietet das Dörfchen inmitten dem frischen schwere Böden. Si e hat weder an den Gemeinschaftserziehung im Gymnasium Grün der Wiesen und den heimeligen zwi­ fruchtb aren Li asb öden noch an den durch Weißjuraschutt entstehenden lockeren Ver­ Noch ein anderes P roblem, das mir sehr schen Obstwäldern versteckten Häusern einen reizenden Anblick. Wenn dann noch witterungsböden Anteil. Sie gehört aus­ dringend zu se in sch eint, sei zum Schluß im Mai die Kernobstgewächse in ihrem schließlich dem unteren und mittleren wenigstens noch angedeutet. Es ist eines Braunjura an. Aus den sch iefrige n Ton­ der Verhängnisse der deutschen Erzie­ Blütenschnee prangen, verfehlt der Aus­ blick auf das lachende Tal, reich bewässert, merg eln (Op alinuston e) entsteht bei der hungswiss ensch aft des 19. J ahrhunderts ge ­ nie seine. Wirkung, Verwitterung ein zäher gelblicher Ton, der wesen, daß sie eine individualistische Er­ einen zumeist flachgründigen, schweren und ziehung forderte und durchführte und die Das Bild der örtlichen Geschichte frü• naßkalten, karbonatarmen und schlecht Gemeinschaftserziehung vergaß. In Eng­ herer und sp äterer Zeit tritt uns im Dorf durchlüfteten Boden ergibt. Bei großer ' land, und mehr noch in den USA, hat man und in der Markung deutlich entgegen. Ein Trockenheit wird der Boden an den Hängen an der letztlich aus dem Mittelalter stam­ Gang vom Dorf hinaus auf die Fluren führt vielfach von Rissen und Sprüngen durch- ' menden Erziehung durch ein geformtes uns über die Gärten, die dem Gemüsebau setzt. In der Regel trägt ein solcher Boden ' Gemeinschaftsleben festgehalten. Die Schü• vorbehalten sind, in die drei Esche oder Dauerwiesen oder Wald (Weilstetten, Roß• ler sind nicht nur lernende, sondern ver­ Zelgen, die sich von dem Dorf nach ver­ wangen, Dotterntausen usw.). Nur in be­ antwortliche Glieder einer Gemeinschaft, schiedenen Richtungen erstrecken (Steig­ günstigten Lagen, so vor allem an der Ober­ in der sie lernen bzw. lernen sollen, sich als ösch ), Lugtenösch und Weiherösch) . Sie grenze dieser Töne, wo info~e der sich Gentleman, als Staatsbürger zu benehmen. werden mit Sommer- und Winterfrucht hier einstellenden stärkeren sandigen Bei­ In Deutschland hingegen ist das Schuller­ angeb aut und lagen früher einige Zeit mischung der Boden aufgelockert ist, kann rien, wenn man es mit Nachdruck betreibt, brach , werden heute aber mit Klee, Kar­ er ·als Ackerland Verwendung finden. So zur individuellen Leistung geworden. Die toffeln und andere n Gewächsen angebaut. beschränkt sich das Ackerland bei Weilen Schulklasse ist in der Regel keine echte J ens eits des Anbaulandes erstrecke n sich im wesentlichen auf den Süden der Mar­ Gemeinschaft, sondern eine Summe vo n gegen die Markungsgrenzen die Wiesen, kung, wo an den Hängen die kalten Böd en einzelnen, und diese einzelnen arbeit en die Allmend, die Weide und der Wald. Das durch Sande und Kalksteinverwitterungen ' jeder für sich, vielfach aus Angst vor dem Weidel and war aber einst viel ausgedehn­ etwas lockerer und in ihrer Mineralkraft Zeugnis oder vor der Strafe. Dies aber hat ter als heute. Auf den verschiedenen Wa­ gebessert sind: "Re nnenwasen " (nicht schwere Folgen für die Charakterbildung: sen weideten Gänse und Enten, Zi egen und "Rinnenwasen wie auf den Karten einge­ Der Schüler lernt, die Lehrer, d. h. den Sch afe, Vieh und Pferde (s. unten). Auf tragen), "Grube" und "Lange Äck er". "Viehtrieben" führten die Hirten die Her­ Staat, zu betrügen und sich als Egoist, Schluß folg t eventuell auch auf Kosten seiner Kl as­ den zur Weid e. Namen wie "Stelle" erzäh• senkameraden, durchzusetzen. Freiwillige len noch von längst vergangeneu Tagen. Aufgaben zu übernehmen und für ihre Er­ Von der landwirtschaftlichen Nutzfläche Herausgegeben von der Helmatkundl1chen Ve r­ nehmen die Wiesen rund drei Viertel ein. erm au ns im Kreis Balmgen. Erschemt.lewe,Is am ledigung zu sorgen oder an Gemeinschafts­ Mo natsende als ständige Beilage des ..Balmgpr . arbeit mitzuwirken, bleibt dem Normal­ Das eigentliche Ackerland ist ziemlich Volksfreunds". der :;Eb ln ger Zeitung" und der schüler des Gymnasiums leider- oft fremd. schmal bemessen. Auf den zweimähdigen "S ch m lech a- Zelt ung",

------1~~ .Heima ...... che Blätter für deri.Kreis -,

Jahrgang 16 31. Dezember 1969 Nr . 12 Ein Sonderling auf Bäumen - die Mistel Von Helmut Hauser, Ballngen Auf winterkahlen Bäumen z. B. auf_ Leckerbissen für Drosseln und Ahorn, Linde oder Apfelbäumen, besonders Seidenschwänze aber auf Tannen findet der aufmerksame Im November und Dezember reifen erst Naturbeobachter die Mistel. Gerade im die Früchte der Mis tel , im He rbst sind sie noch grün, ihre Samen aber bereits keim­ Monat Dezember wird sie auf dem Weih~ fähig. Di e Mistelbeeren enthalten stets nur .." nachtsmarkt al s Zimmerschmuck angebe- einen ein zigen, in viscinhaltigen Schleim ten, denn ihr wintergrünes Laub und die eingebetteten Kern. Dieser Schleim ist zweisch ichttig, die äußere, zellulosehaltige weißen Beeren geben ihr einen elgenarti- Schleimschicht ist v erdaulich, die innere gen Reiz. Der sonderbare Wuchsort, die P ektoseschicht unverdaulich. Die Samen eigenartige Verzweigung und die charakte- sind also 'auch in ' den Ausleerungen der ristische Blattform lenken immer wieder Vögel schleim ig, w as für die Verbreitung die Aufmerksamkeit naturverbundener der Mist el von Bedeutung ist. über die Bedeutung der sonst so seltenen weißen Menschen auf sie. (Auf den Tannen beim Beerenfarbe w urde n sich die Forscher nicht Wasserreservoir Balingen trifft man die einig. Viele hi elten sie für ein Mittel , die Mistel besonders häufig.) Vögel anzu locken wie bei den häufig an­ gepflanzten Schneeb eerenarten. Tubeuf, der Ganz allgemein wird die Mistel (Viscum bekannte Mistelforscher, ni m mt das nicht al bum - hier: L. ssp. abietis) als Halb ­ an, da sie bei Schnee trotz des dunklen schmarotzer bezeichnet, da sie aber ohne Hin tergrundes des Mistellaubes n icht auf­ den Wirt, al so h ier die Tanne, n icht zur fallen. Er deutet die weiß e Farbe als Schutz Bl attbildung kommen kann, wird sie ge­ gegen Erwärmung und verfrühte Keimung, n auer als Nährs alzparasit bezeichnet. Mit da sie die Sonnenstrahlen reflektiere.Den dem Chlorophyll ihrer Bl ätter, S terigel und Mistelschleim versuchte man als Kl eb stoff der Wurzeln bildet sie sel bst organische bei Pflastern zu verwenden, man kam je­ Stoffe, von ihrem Wirt bezieht sie Wasser doch bald wieder davon ab. Daß der Vogel­ und Nährsal ze, daher ist ihr Wurzelsystem leim nicht aus den schlei migen Beeren der eingeh üllt und Kindern um den Hals ge­ sehr klein, d. h . zu rück- bzw, umgeb ildet. Mistel, sondern aus den F rüchten der m it bunden, sollten vor Hexerei und bösem Die Wasserversorgung überne hmen soge­ ihr se hr oft verwechselten Riem enblume Zauber schützen, ja . . . ein Mistelzweig im nannte Senker, diese wachse n senkrecht zur bereitet w urde, gehört zu den vielen Irr­ Kuhstall aufgehängt, vertrieb jegliche Wurzel, aber nur der Zweigmitte zu bis tümern, di e üb er di e Mistel ga ng und gäbe Hex erei und erleichterte den Kühen das zum Ho lz des bef allenen Astes , in das sie w aren - und sind ! Ich glaube auch nicht Kalben! ! Gab elförmige Mist elzweige dien­ nicht eindri ngen, von dem aber di e älte­ an di e Gift igk eit der Beeren. Daß Kinder ten soga r als Wünsch elruten, um unter­ r en Senker nach und nach um wall t wer­ ode r gar Erwach sene Mistelb eeren naschen, irdische Wasser, Erz- und Salzlager und den. Die Mistelw urzeln weichen in ihrem ist äußerst unw ahrscheinlich. Sie ziehen im verborgen e Sch ä tze aufzu finden. H ier war Verhalten (sie streben ni cht nach unten, Munde unangene hme, zähe Fäden und sind es wirklich an der Zeit, daß die Mistel au s sondern verlaufe n erzwungenermaßen in nur nach einiger Übung hinunterzuschluk­ Sage und Aberglaube zur Heilkunde auf­ der Längsrichtung "ihr es" Zweiges) und ken, Obwohl sie von Drossel n und Seiden­ sti eg ... In England aber ziert heute noch in ihrem Bau (sie haben keine Wurzel­ sch wänzen gefressen w erden, ist fre ilich der die Mist el an Stelle unseres " C h ris tba umes'~ haare, bilden regelmäßig Bl attgrün, ob­ Beweis der Ungiftigkeit noch nicht erbracht. die Weihnachtsstuben und seltsame Volks­ wohl sie u nter der Wirtsri nde verla ufen) bräuche verbinden sich dort mit diesem von echten Wurzeln in ma nch em ab. Neb en Großer Schmuckwert der Mistel Baumsonderling, der sich auch bei uns be­ den länglich-spatelförmigen Bl ättern bl ei­ • Neb en dem große n Schmuckwert der Mi­ sonderer Beli ebtheit erfreut und in diesen ben auch di e Stengel der Mistel grün ge­ ste l, besond ers in der Vorweihnachtszeit, Tagen m anches Zimmer schm ücke n wird. färbt, sie bl eib en es bis ins Alter, da sie ist ihr Holz zu r Herst ellung von Rosen­ keine Bo rke bilden. Im Winter nehmen sie kranzperlen sehr beliebt. Ab er bes onders Literaturangabe. oft, das sieht man jetzt ge rade besonders in der Heilkunde mi ßt man der Mist el ge ­ 1. Fritz Stopp, "Unsere Misteln", S. 5, 23, deutlich, eine gel bliche Fä rbung an. Ihr wisse Werte bei. Sie soll ein e blutdruck­ 28, 31, 34, 61. Die neu e Breh m-Bücherei A. Blattgrün wird im Licht teilweise zerstört, senkende Wirkung haben und bei Arte­ Ziemsen-Verlag, Wittenberg, 1961.. und das Gelb der Epidermiszellen macht rienverkalku ng wird sie als Tee, Mistel­ 2. P rof. Karl Hau g, "Wir ertorschen Le ­ sich bemerkbar. Die Blätter der Mistel wer­ perle und Mist elsaft verordnet. Das be­ ben ", S. 135 bis 137. Murid us-V erl ag Stutt­ den nicht so alt , wie man es bei einer im­ kannte Plenosol, ein Mistel präpa rat, w ird gart, 1969. mergrünen Pfl anze erwar te n könnte, sie bei Gelenk- und Wirbell eiden (Arthrosen , 3.Heinrich Grupe, .Baue rnnaturg e­ bl eiben nicht ein mal zwei J ahre am Leb en. Spondylosis) und ebenfalls zur Senkung schichte ", 5. Band, S. 89/90, 5. Aufl age. Die­ Sob ald die ne ue n Bl ätter im Spätsom mer des Bl utd rucks injiziert. Se hr eingehende, ste rweg- Verlag Frankfurt, 1952. erwachsen sind, werden di e vorj ähr igen positiv ausgefalle ne Untersu chungen über 4. Hg. Paul Mangold , "Der deutsche abgeworfe n. Eine herbstliche Verfärbung den Einfluß der Wi rtspflanze der Mistel Ba uer", 1. Teil, Seite 625/627. Verlag Carl tritt nicht ein. Bereits im Frühsom mer auf den Gehalt an hypotensiven und herz­ Ehlers Kon stanz und Kreuzlin gen (Thur­ werden di e Blüten der Mistel angelegt, sie w irksamen Prinzipien der Mistel w urden gau ), übersteh en den darauff olgenden Winter an verschiedenen Un iversit äten durch ge­ 5. Got tf ri ed Am ann, "B äume und Sträu• völlig ungeschützt und öffnen sich dann im führt. che r des Waldes", S. 33, 87, 153. Verlag Neu­ zeitigen Frühjahr. Vom Ausschlagen oder Selbstverständlich mußte eine so w un ­ m ann-Neu darnm Melsu ngen , 3. Auf l., 1956. ga r Erblühen des Wirts sind sie völli g un­ derlich wachsende P flanze Wunderkräfte 6. Oskar Schweigh art, "Fotobuch der abhängig. Nur Spezia lis ten werden die ganz besitzen. Von alt ers her sta nd sie daher in Bäume und Sträucher ", S. 247. BLV Ver­ unsch einbaren Blüten bewußt zu se hen be­ zauberhaftem Anseh en. Vor Blitzschlag und lag sgesell sch aft München , 1961. kommen. Um die Bl ütezeit werden di e Feu ersbrun st soll te sie schützen, si e war 7.Dörfler-Roselt , "Unsere Heilpflanzen", Misteln kaum zu Schmuckzwecken gebro ­ ei n Gegenm it tel bei Vergift ungen aller Art, S. 465 ff . F ranck'sche Verlag sbuchhandlung chen. dreim al geweihte Mistelblättchen, sorgsam Stuttgart, 1965. Se ite 770 HeimatkundlicheBlätter für den Kreis Balingen Dezember 1969 Dreikönig - Epiphanias - Erscheinungsfesf Nach einem Vortrag von Graf Adelmann, Bühl bei Tübingen Von Wei hnacht zu Dreikönig oder Epipha­ sprach : "Ich werde IHN sehen, aber jetzt Stern. In den Augen der Magier war das nie! Welcher Szenenwechsel. Zuerst die nicht, ich werde IHN schauen, aber nicht der "Königsstern". Solche großen Konjunk­ stille Weihnachsnacht, dann ein Feiertag von Nahe. Es wird ein Stern aus Jakob auf­ tionen sind äußerst selten. Für das J ahr 7 mit Staatsempfängen. So zeigt sich auch geh en, und ein Szepter aus Israel aufkom­ vor Christus, als o für jenes Jahr, das als auf den Bildern alter Meister eine ge­ men .. ." Geburtsjahr des Herrn angesehen werden drängte Fülle: Da vermag der Stall, die Ist das nun eine Legende? Ich sehe hier darf, errechnen moderne Astronomen die Höhle, dies hinfällige Gemäuer irdischer, mehr als eine fromme ga nz unterhaltsame letzte Konjunktion dieser Art. Die nächste erster Behausung des Gottessohnes, die Geschichte. Der redende Esel macht Ihnen wird im Jahre 1981 sein. Haupt- und Nebenpersonen kaum zu fas­ Kopfzerbrechen? Es wäre etwas billig, zu Unsere Magier berechneten und erkann­ sen: Könige mit klingenden Namen: Caspar, frag en, ob Sie noch nie einen Esel haben ten den K önig sstern. Und sie folgten ihm! Melchior, Balthasar, die aus weiten fürst• reden hören. Fragen wir etwas wesent­ "Wo ist der neugeborene König von Juda? lichen Gewändern Geschenke h erverholen, licher nach der "Moral von der Geschichte". Wi r haben seinen Stern im Aufgehen ge­ das Knie beugen. Im Gefolge sind Kamele, Sie ist doch eini germaßen deutlich, daß sehen". War das eine einmali ge Konjunk­ Pferde, Diener, einige Hirten, übrig geblie­ nämlich berufene und kluge Leute gegen­ tion von Astrologie und Glauben? Doch ben und bescheiden zwischen den Neuan­ üb er Gottes Einflüst erungen zuweilen bock­ weiter: Die Weisen treffen am Hof des kömmlingen in ihrer Pracht. Oft zeigt sich beiniger sind, als störrisch geschim pfte und Königs Herodes Schriftgelehrte. Obwohl eine verwirrende Fülle in solchen Bildern. ganz gewö hnliche Esel.' Ab er auch diese schwach in ihrem Glauben, bleiben diese Oder aber es wird das ganze Geschehen in moralisierende Auslegung weiß nichts von doch die berufenen Werkzeuge der Verhei­ einen majestätisch glorifizierenden Rahmen dem Lichtbogen , der sich spannt zwischen ßung. Israel, vertreten durch dessen König gestellt, der ein er kaiserlichen Huldigung Balaam's Weinbergweg in Moab, der Höhle und solcher Art Schriftgelehrter, behält gebührt. Nicht weniger vielschichtig und bei Bethlehem, und der Erscheinung des seine Mittlerrolle, Mittler des Heils für di e vieldeutig ist die Geschichte dieses Festes. Herren , dem Christusereignis bei der Jor­ vielen Völker dieser Erd e. In welcher Ver­ Was da nicht alles mittun will beim Schluß­ dantaufe des Jesu s von Naz areth. Vor dem fassung aber waren diese Mittler? Auch fest der Weihnachtszeit! Maler brauchen Auge des Sehers Bal aam geht ein Stern heute st oß en sich viele immer wieder am ihre ganze Palette. Die Entwicklungslinie auf, den die Herren Kollegen Magier gut Verhalten der Mittler des Gl aubens. Die des Dreikönigsbildes führt von kaiserlichen 1200 Jahre später m it Augen sehen werden . Magier des Zarathustra jedenfalls, durch Huldigungsbildern bis zur Darstellung von ü ber di ese Zeiträume hinweg waren die die Hinterlist des Herodes und die Gl au­ orientalischen Massenszenen. Keime dies es Geschehens der Heilsge­ bensschwäche der Schriftgelehrten damals Vieles häuft und mischt sich seit dem 4. schichte bereits gelegt, und die kosmisch­ noch tiefer verletzt und . abgestoßen, als Jahrhundert, in welchem dieses Fest zum geistigen Ereignisse kündigten sich an. Also wir es heute je sein dürfen, blieben un­ erstenmal genannt wird. Liturgische und meine ich , Balaam und se in Reittier: Keine beirrt und fanden zu Ziel, zum Lichte des außerliturgische Gebräuche überlagern sich. Legende nur, keine Eselei. Christus. Der syrische Hymnendichter Ba­ Glaube und Aberglaube wechseln m itein­ läus beschreibt diesen Weg: "Jene wander­ ander ab. Ein hellhäutiger Magier wird zu Die zweite Geschichte: ten auf dem Wege, und er (der Stern) am einem waschechten schwarzen K ön ig. Le­ Zum 6. J anuar begin nt am 1. J anuar. An Himmel . . ., Jene kamen nach Be thleh em, genden werden erzählt und wieder verges­ diesem Tag e haben wir immer einige Neu­ da stand er über der Höhle .. .,J ene ge ­ sen. Selbst den Gebeinen der Magier läßt jahrsreden zu übersteh en. Manche, wo hlge­ langten zur Krippe, da strahlte er in den man keine Ruhe. Man schmückt sie und merkt nur manche, gleichen einer Samm­ Windeln". beraubt sie. In den K irchen ste hen die Drei lung aus Büchners "Geflüg elten Worten". Im verga ngene u J ahr standen di e Drei Könige ebenso wie sie in Schildern von Neb en Kassandra-Rufen halt en sich in den Könige vor der Tür m eines Freundes, bei Wirtshäusern und Brauereien Beachtung NeujahrsansprachenoptimistischereKlänge : dem ich zu Besuch war. Damit beginnt die heischen. Viel Unterhaltsames läßt sich zum "S' wird besser geh 'n , s' wi rd besser geh'n, dritte Geschichte zu Dreikönig. Dreikönigsfest erzählen . Sicher sollten wir eile Welt ist rund, und muß sich dreh'n!" Der Stern leuchtete et was schwach , heller aber anspruchsvoller sein an di esem Fest, Wer weiß nun w irklich, das Neu e im die weißen Umhänge. Einer hatte in der das Schluß einer Episode sei n kann, od er kommenden J ahr zu erkennen? Unser Fest Dunkelheit keinen Kopf, das mußte der Aufbruch. Die ers te Geschichte, die zu er­ kann einen Fingerzeig gebe n . Damals wurde Schwarze sein . Wir beeilten uns, die Ker­ zählen ist, üb erschreiben wir : das Neue, obgleich am Rande der Welt, in zen vom Christbaum anzuzünden. Auf der einer verachteten Provinz sich zeigend, er­ Treppe schon sangen sie : Der Prophet und sein einsichtiger Esel kannt. Das Neue nicht nur eines Jahres, Wi r kommen daher aus dem Morgenland (4. Mose 21/24) vielmehr der Aufbruch der Zukunft, wurde wir kommen geführt von Gottes Hand Wenn nicht bei Ad am und Eva, so fängt erkannt. Es ist peinlich zu sagen , nicht von' wir wünschen Euch ein fröhliches J ahr die Geschichte von den drei Königen , od er Judas König, oder vo n der Schriften Hüter, Caspar, Melchior und Balthasar wie wir biblisch getreu er sagen sollten, d ie sondern von Astrologen. Kann m an di eser Wir fühlten uns ziemlich geehrt, denn Geschichte von den Magiern beim P ro­ Deutung des kommenden Aeons trauen? sie verbeu gten sich tief. Den Melchior h a­ pheten Bal aam an. Dieser h atte nun eine n Schon Matthäus war da sehr vo rsichtig. ben wir erkannt, das w ar der Fritz von Es el. Keinen daherg elaufenen, es war ein Magier w aren ihm suspekt. Der Evange­ neben an. Der Balthasar mit etwas kräeh­ im Dienste der Magie viel erpro bter Es el. list, sonst unermüdlich bemüht, .J esus als zender Stimme, war ebenso unverkennbar. Balaam war nämlich ein Mag ier des Gottes den vo rhe rgesa gten Christus zu erweise n, Den Caspar erkannten wir nicht. Ein Mohr Baal. Andere he iß en ihn weniger ehrerbietig benutzt im Bericht über die drei Weisen mit weiß en Händen. Wir fragten ihn, der ei nen Zauberer. Heute . wird er zu Recht kein einz ige s Mal die Formel: " ... und es Bub grinste nur und bleck te wie ein echte r Prophet genannt. Er verdankt das nicht zu­ erfüll te sich ..... Denn was sich hier zwi­ Schwarzer die weißen Zähne. letzt seinem Esel. Und das geschah so: Ge­ schen Stern und Krippe erfüllte, hatte Es führt uns der Stern zu r Krippe hin gen Kön ig Balak dem Moabiter und sein Balaam vorhergesagt, und der war ein wir grüße n Dich Jeses mit frommen Sinn Land näherte sich aus der Wü ste ein knur­ Magier. wir grüßen Dich J esus mit frommen Sinn r endes, murrendes, abg ekäm pftes, aber Besuchen wir al so zu erst di e Magier von Weihrauch, My rrhe und Gold fürwahr! recht zahlreiches Volk, das nichts zu ver­ damals, eine Priesterkaste des alten medi­ Sie sangen dann noch vom Segen für das lieren hatte, dafür aber im Ruf stand, das sehen Reiches, Anhänger der Lehre des ganze Haus und schrieben illre Zeichen Volk eines mächtigen Gottes zu sein. Der Zarathustra, später Priester des persischen über die Tür bevor sie weiterzogen: K ön ig rief seinen Magier zu Hilfe und gab Achämenidenreiches. Die Nachfolger der "C- M- B" . ihm den Befehl, das unheimliche Volk zu medische n Magier sind dann die babylo­ Eine würdige Deutung dieser Buchstaben verfluchen . Bal aam erhielt aber auch einen nischen Magier. Auch sie w aren hoh e ist: Christus Mansionen Benedicat, d. h. Gegenbefehl vom Gotte Israel s. Da es da­ Reichsbeamte. As tronomie und Astrologie Ch ristus segne dieses Haus. Volkstümlicher mals noch als kl ug galt, ni cht jeder neuen ware n ihr Rüstzeu g. Unsere Magier waren und vorderg ründiger sind es die Anfangs­ Sache flugs nachzugaloppieren, um sie wo ­ wo hl babylonischer Herkunft. Sie mögen buchstaben Caspar, Melchior, Balthas ar. möglich no ch zu überholen, besti eg Balaam aus dem alten P artherreich ode r von Nord­ Wir wissen, daß in der Heiligen Schrift unbeirrt sein Reittier, um das Volk Israels arabien n ach J erusalem und Bethleh em weder di e Zahl noch die Namen der Wei­ zu verfluchen. Der Esel, sonst nu r zum IA­ gekommen sei n. Ma n fand heraus, daß die sen genannt sind. Die Dreizahl folgerte Protestgeschrei fähig, wurde in einem babyloni sche Astrallehre und die jüd ischen m an aus den drei Gesch en ken. Die He rkunft schmal en Weinbergweg verständig, und Weissagu ngen, vorwiegend das Buch Daniel, der Namen ist dunkel. Melchior und Bal­ beschimpfte seinen He rren ob desse n Blind­ in der geistigen Heimat der Magier eng thasars Namen stammen wohl aus dem heit. Er sprach in wohlgesetzten Worten, verbunden sind. Diese geistige Konjunktion Hebräischen. Casp ars Name aber is t viel­ wobe i er seinen Herren zwischen sich und ist Grundlage, eine astronom ische der An ­ le icht in der geisti gen Heimat der Maiger die Weinbergmauer klemmte.Das half. laß zum Ausbruch unserer Ma gier. Zwei üblich gewesen, im P artherreich. Dort sind Der störrische Magier des Ba al wurde zum Planeten, Saturn und Jupiter vereinen sich die Namen heute unbekannt. Bei uns kennt Propheten: Er kniete nieder, sah und im Blickwinkel der Erde zu einem einzigen sie jedes K ind. Ein Schul spruch heißt:

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"Caspar , Melchior Balthasar - sag mir deuten sollte. So warfen sie ihn in einen o.\<:ht ähnlich machen. Jahr für Jahr in der welches der Schwarze war - daß der Cas­ Brunnen. Im seIben Augenblick aber schlug Weihnachtszeit, wenn wir vom Goldglanz par ist's gewesen, kannst in alten Büchern Feuer vom Himmel hernieder in den Brun­ des Festes stibizen, ohne daß wir bereit lesen". Seit Jahrhunderten, vielleicht schon nen. Sie nahmen von dem Feuer, brachten sind, uns vor dessen Größe zu beugen. .. seit dem die Reliquien der Heiligen drei es in ihr Land, nährten es in einer Kirche. Die sechste und letzte Geschichte zu Drei­ Könige in Köln verehrt werden, nennt man Dort hüten es heute noch die Feueranbeter. könig beginnt in einem Wirtshaus. Auf ihre Namen alljährlich. Die Magier sind in Wir fragen uns: Eine Legende? Was ist einer Reise oder bei sonstiger Gelegenheit der Zwischenzeit Heilige im christlichen mit den Reliquien der Magier des fernen haben auch Sie sicherlich schon einmal im Sinne geworden. Ostens? Was blieb bei uns? Gasthof "Zu den Drei Königen" ein Bier In den Dreikönigsumzügen wurden ur­ Die fünfte Geschichte zu Dreikönig will getrunken und gut gegessen. Diesen Drei alte vorchristliche Bräuche mit aufgenom­ uns davon erzählen. Auch sie beginnt mit Königen zu Ehren, den Wirten wohl auch men, so der Jahresbeginn. die Rauhnächte, einer mühseligen Reise. Vor 800 und ein zum besseren Verdienst, nannte man an Fruchtbarkeitsriten. Sie spielen auch heute paar Jahren zog Rainald von Gottes Gria­ vielen Orten Gasthöfe "Zu den Drei Köni• noch, verborgen zwar und getauft durch den Erwählter der kölnischen Kirche und gen" oder auch "Zum Stern". Selbst Gast­ das neuere christliche Motiv ihre Rolle. des Heiligen Römischen Reiches Erzkanzler häuser, die fern von der Reiseroute des Kinder sind die Hauptakteure, und Fach­ für Italien über die Alpen zurück an den Erzbischofs und seiner heiligen Beute la­ kundige sehen darin ein Anzeichen des Rhein. In seinem Gefolge befanden sich gen bekamen diesen Namen. Die Heiligen Absterbens dieser Gebräuche. Da aber ge­ Tragtiere mit seltsamer Last: Särge. Dar­ Drei Könige galten ganz allgemein als Pa­ rade in den allerletzten Jahren die Umzüge innen waren "Gefallene Freunde" wie der trone der Reisenden. Im Aargau betete man weit über ihr altes Stammland, die Alpen­ Erzbischof und Erzkanzler behauptete, in vor einerReise "Jesus, Maria, J osef sei vor, gebiete hinaus und unter dem aktuellen diesem selbst ihm, einem der Mächtigsten Caspar, Melchior und Balthasar sei hinter, Motto: Kinder helfen Kindern, gehalten des Reiches, gefährlichen Land. In Wirk­ die Heilige Dreifaltigkeit sei ob mir!" Bei werden, hat dieser Brauch seine Lebens­ lichkeit sollen es die Gebeine der Drei der Verehrung der heiligen Magier ging es kraft doch aufs neue bewiesen. Könige gewesen sein: "Wertvollste Kriegs­ nicht immer ohne Aberglaube und Magie Beim Hinausgehen der drei Könige er­ beute aus dem eroberten Mailand." ab. Manche legten sich Zettel mit den Na­ kannte mein Freund endlich den Mohren. Hießen wir den hochwürdigsten Herrn men der drei Wanderer in ihre Schuhe. Alle Buben wollen gerne den Schwarzen einen Erzsp itzbuben, würde er ebenso un­ Da wir sehen, welch abergläubisches Miß• spielen. Es stört mich gar nicht, daß di e berührt lächeln, wie ihn ein Goldschmied verständnis sich hier zeigt, wird man sich Heilige Schrift nichts von einem Mohr be­ auf dem Kölner Dreikönigsschrein darge­ um so mehr um das rechte Verstehen der r ichtet, läßt jedoch klar erkennen, daß mit Botschaft dieses Tages und seiner Heiligen den Weisen, die Völker und nicht zuletzt ste llt hat. Und ganz gewiß darf man nicht sagen, die Ge schichte der Drei Könige sei bemühen müssen. die Schwarzen, wie vorhergesagt, ihren Matthäus (2, 10-11) berichtet: "Da sie den König gefunden haben. So empfinde ich eine einzige Räubergeschichte von Anfang an. Da ist z. B. der Schrein, glanzvoller Stern sahen, freuten sie sich sehr, und gin­ dieSchwärze des einen Ma giers nicht als eine gen in das Haus, fanden das Kindlein mit späte Zutat. Albertus Magnus, Schwabe Höhepunkt der Goldschmiedekunst des 12. Jahrhunderts. In einer dreigesehössigen Maria seiner Mutter, fielen nieder und be­ und Kölner zugleich, weiß schon von einem teten es an. Dann taten sie ihre Schätze Schwarzen unter den drei Weisen. Die Ba silika aus Gold, Silber und Edelsteinen begann man schon 1181 die Reliquien zu auf, und schenkten ihm Gold, Weihrauch Künstler ri skierten es erst in der zweiten und Myrrhe." Hälfte des 15. J ahrhunderts, den eine n der bergen. Da thronen seitlich unter Arkaden Propheten und Apostel. Die Dächer waren Die Magier erfahren ihres Gottes Nähe. Heiligen zu schwärzen. Vielleicht war da­ Es ist für sie "Ephiphanie". Das bedeutet m als di e mittelalterliche Abneigung von einst mit Szenen aus dem Leben Christi und vom jüngsten Tag geschmückt. Mit den Erscheinung oder Enthüllung Gottes. Wie allem Schwarzen und damit heidnisch Ver­ tief ihre Einsicht war, wissen wir" nicht. dächtigen geschwunden. später hinzugefügten Schmalseiten, mit An­ betung, "Taufe und Kreuzigung wird der Jedenfalls, sie fallen nieder und beten das Was da di e Buben unter dem Motto Kind an. Erkennen sie hier den seI ben Gott, "K inde r helfen Kindern" sammelten , Schrein Abbild eb en jener Heilsgeschichte, in der die Magier ihren kurzen ab er be­ der sich ihnen vielfach in der Schöpfung, schickten sie den Kindern der alten Königs­ tausendfach am Himmel zeigte? Sicher ist, stadt Ach at am Wansee, wo früher Par­ deutungsvollen Auftritt hatten. Zu den größ te n K ostbarkeiten des Schreines ge­ daß sie niederknien vor dem Gott Daniels, therkönige herrschten und Magier lebten. vielleicht vor dem Bezwinger Balaams, So kehren auch di es e Könige wie ich hoffe hö rt der Schmuck von Edelsteinen, Gem­ men und Cameen. König Otto IV. stiftete sicher auch vor dem Gott des ungläubigen reich beschenkt und wie ich gleichfalls Herodes und seiner Schriftgelehrten. Für hoffe, auf geraden und nicht auf anderen die Stirnseite des Schreines, die über und über mit solchen Steinen geschmückt war. die Weisen ist, wie für uns, das Kind in der Wegen nach Hause zurück. Krippe Erfüllung vorhergegangener Ephi­ Bleiben wir zur vierten Geschichte im Wahrscheinlich brachten die Plünderer Konstantinopels im Jahre 1208 solche phanien. Sie scheinen so sogar vorauszu­ fernen Osten . ahnen, daß sich dieses Kind als erwachse­ Wohin die Weisen weiterzogen , wissen Schätze nach Deutschland und befähigten den König erst zu seiner Stiftung. Martin, ner Mann nochmals offenbaren wird, bei wir nicht. Legendenschreiber vom 4. bis der Taufe, am Kreuz, im Leiden bis zum zum 20. J ahrhundert, man denke nur an Seine Gnaden, der Abt von Pairis im Elsaß, beschreibt in seiner Geschichte der Erobe­ Grab, denn unter ihren Geschenken ist Ben Hur, nahmen sich di eser Lücke an und Myrrhe, Grabbeigabe. füllten sie mit seltsamen Ge schichten. Man rung Konstantinopels, wie andere sich um erzählt sich eben dort, ein paar hundert solche gleißende Beute schlugen, er selbst Was die Weisen nur angedeutet fanden, Kilometer nur vom Wansee entfernt, im aber sich mit dem Rauben von Reliquien ist für uns Tatsache: Das Kind wird zum alten Persien und Land der Parther: begnügte. Er belächelte sich selbst. Uns Erlöser, der Tote wird auferstehen, und Hören wir eine Legende über die Magier aber ist solches Beutemachen wie die bit­ zeigt sich in andauernderOffenbarung", allen, aus der Heimat der Magier! Marco Polo hat tere Myrrhe unter den Geschenken der drei Christen und Nichtchristen. Auch uns haben sie mitgebracht von seiner 24jährigen Reise. Wei sen. Nach diesen h albwegs frommen die Drei Könige ihre drei Gaben zurück• Al s" er im Jahre 1295 vor den erstaunten Spitzbuben kamen die Räuber von Profes­ gelassen: Das Gold als Gabe der Weisheit Verwandten in Venedig die Säume und sion. Das war in den napoleonischen Wir­ in der Selbsterkenntnis, den Weihrauch als Nähte des zerlumpten Gewandes aufschlitz­ ren. So hatten es die Magier von Anfang Gabe der Frömmigkeit in der Selbsthin­ te, und vor den Augen der Staunenden an mit Halunken aller Schattierungen zu gabe, die Myrrhe als Gabe des Sieges des alsbald Perlen und Edelsteine von sagen­ tun. Hinterlistige wie Herodes, Fromme in Lebens über den Tod. Nicht nur Rückblick haftem Wert hervorrollten, hatte er di ese ihrer Art, oder schlichtweg Goldgierige. Es und Erinnerung an die Ephiphanie damals, Perle der Legende von der Heimkehr der ist leicht, sich hier zu entrüsten. Schwieri­ sondern Ausblick und Anbetung ist der drei Weisen noch nicht hervorgeholt. Spä• ger ist die Antwort auf die Frage ob wir es Sinn dieses Festes. ter erst berichtete er: "Ich fragte die Leute der Stadt auf jegliche Art nach den drei Weisen. Vergeblich. Drei Tagesreisen weit aber lag das Dorf Cala Ataperistan, w as Rund um Weilell so viel bedeutet wie "Burg der Feueran­ Von Fritz Scheerer beter". Und diesen Namen trug es zu Recht, denn die Leute beteten dort das Feuer an Darüber steigt das Gelände im Mittel­ kalken steil ab (Kehren der Straße), und und ich will erzählen warum. Die Leute bachtal, in den "Nonnenwiesen" und zum erst in den Tonen werden sie wieder fla­ dort erzählen, daß sich in alten Zeiten drei Wochenberg in den "Wasserfallschichten" cher. Brandbächle, Weilerbach und vor Kön ige aus diesem Lande wegb egaben. um und in den in Richtung der Deilinger allem Mittelbach, in Weilen Mittlenbach einen neugeb or enen Propheten anzubete n. Pforte darüber lagernden, sehr wider­ gen annt, haben die Hänge unter der stu­ Sie fande n ihn und kehrten r eich besclienkt standsfähigen Bl aukalken stark an. Doch fenkante zerfurcht, so daß ein unruhiges zurück. Al s sie schon vi ele Tage geritten an der Fläche des mittleren Braunjura bei Hügelland mit größeren Höhenunterschie­ waren, wurden sie sich einig, daß sie sehen Deifingen h at di e Weilener Markung kaum den entst anden ist (höchster Punkt im wo ll ten , was das Kind ihnen geschenkt Anteil. Die südliche Markungsgrenze folgt Süden 830 m, tiefster an der Schlichem hatte, und was der Sinn dieses Geschenkes fast über all der scharf ausgeprägten, nach 656 m). war. Einen Stein hatte das Kind ihnen mit­ Norden gekehrten Kante dieser Fläche. Die Markungsgrenzen blieben, besonders gegeben. Sie aber wußten nicht, was er be- Darunter fallen die Hänge in den Sand- gegen Sch ömberg, lange umstritten. Der

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Wald "Brand" (von b rennen, also einst ge­ denn Weilen zählte zum H ohenherger toren abg elöst sind (1967: 50 Traktor en). r odet) stößt wie ein rechteckiger Keil in Fronverband und w ar in di e Hoh enberger Da auf Grund des geo logischen Aufbaus die Markung Weilen hinein. Nach einer Mühle zu Delkhofen ge ban nt. Auch der m eist ton iger, schwerer Boden u nd nicht Sage hätten sich di e Schömberger wider­ Ortsgrundriß spricht für eine solche Auf­ wie auf der Hochfl äche Steinböd en vo rhan­ rechtlich Stücke de s "Withaus" angeeignet, fa ssung. An der nach Süd west führenden den sind, weist nur ein einz iger Flurnam e indem sie auf der strittigen Stelle vor Ge­ Straße zur Kirche und zu m Oberdorf dürfte auf Steine hin :"Steinbos" (Steinbruch). Um richt geschworen hätten , sie stünden auf der älteste Sied lungsteil se in, wo einst au ch so zahlreicher sind die Bezeichn ungen, di e städtische m Boden, hatten aber ihre Schuhe die größeren Bauern saßen. Die Anordnung d en lehmigen und nassen Untergrund zu m nur m it Erde von der Sch ömberger Mar­ der Grundstück e um den alten Si edlungs­ Ausdruck brin gen. w ie "Lehm grube", kung gefüllt ge hab t. Das Streitobjekt sei kern läßt eine planmäßi ge Aufteilu rig er­ "Breitenr ied" , "Brunnenstube", "Ga llen­ ihnen dann zu gesproch en worden .Wenn kennen .Der zugehörenden Hofstatt wurden wiesen" (mit Druckwasserquell en), "La­ auch das ga nze Sage ist , so geht doch dar · parallelliegende, rechteck ige P arzellen mit chen", "Wierle" (Weiher). Bitteres Futter aus hervor , daß um die Aufteilung der ein­ der Schmal seite zur Straße zugeteilt, ähn• lieferte di e sumpfige Flur "Sulz". An sti gen Holzh eimer Markung (bei der lich wi e es in hoch- und sp ätmittelalter­ Schilfrohr (also versumpfte Stellen) erin­ Sehömb erg er Mühle) ge stritten wurde. lichen Rodungsgebieten der F all war. nern "Am Rohr", "Roh r bühl", "Roh rkes­ Heute ist di ese Einteilung noch teilw eise sel", "Roh r halde","F elben" (Weiden) w ach­ Name und Entstehung der Siedlung erhalten. Kirche bzw. K ap elle und Pfarr­ sen nur an nassen Stellen. Auf Grund aer geschilderten geol ogi­ haus wurden im Zentrum in dieses Sied­ Lange, meist schmale Grund- und Ge­ schen Verhältnisse muß hier eine späte lungsschema einbezogen. Die vom Ortskern ländestücke heißen "Lange Äcker" oder ge­ Besi edlung angen ommen und Weilen zu ausgehende n Straßen, in R ichtung Schöm• krümmte, gebogene Fluren "K rumm e den Orten der späteren Ausbauzeit gerech­ berg (Angerstraße), die nach Norden aus­ Äcker", eine spitze Flur "Spitzacker". Ge­ net werden. Die Siedlung wird auch erst greifende zum Unterdorf und in Richtung gen Schörzingen liegt das "H interwiesle". 1327 bzw. 1290 erstmals urkundlich er­ Deilingen zum "Außendorf", sind erst das Der "Angel" war wohl ursprünglich gegen wähnt. Dabei sei nicht ausgeschlossen, d aß Ergebnis jü nge rer Ortserweiterungen im Viehtrieb eingefangenes Wi esenland, das in der Nähe schon früher vers chiedene Ge­ 18. und 19. Jahrhundert und haben beschei­ abgemäht wurde. Gutes Wiesenland ist der höfte vorhanden waren, die aber wieder den ere Hausgrundstücke. im Unterdorf so­ "Brühl", während "Egert" wenig ertrag­ abgegangen sind. Zu di esen mittelalterli­ gar zum Teil eingeschossige Häuschen. An­ reiches Ackerland, nur kurze Zeit ange­ chen Kleinsiedlungen dürften die verschie­ fa ngs dürften die vier Arme etwa gleich baut und dann sechs bis acht Jahre als ein­ denen "Brühle" (Wiesen), wie der im lang gewesen sein. mähdige Wiesen oder Weiden genutzt w ar. Steuerbuch von 1784 genannte Brühl (teil­ Die wachsende Bevölkerung (um 1600 weise auch Heiligenbrühl genannt), und die Das Heidenschlößle etwa 100-150 Einwohner) war gezwungen, den Bestand an nicht zelglichem Wechsel­ "Braiten " (Äcker) gehört haben, die meist Nördlich De ilingen ist ein kleiner Berg­ in der Hand von Grundherren waren. feld und Wiesen laufend durch Rodungen vors prung über dem Mittelbachtal durch zu vermehren. Durch Ausgraben von Bäu• Auf keinen Fall hat der Ortsname Wei­ zwei hintereinanderliegende, heute noch men, Büschen und Wurzelstöcken wurde len etwas mit einer römischen villa zu tun, deutlich sichtbare Gräben von der Hoch­ denn nirgends sind römische Spuren vor­ Land urbar gemacht: "Reutewäldle","Auf fläche getrennt. Nach der Oberamtsbe­ der Reute", "Kienetsreute", "Weiten reu te". handen, wie sie bei Weilheim, dem heuti­ schreibu ng Spaichingen (1876) wurden hier (Schluß fol gt) gen Weilstetten, anzutreffen sind. Bis um Mauer- und Siedlungsreste gefunden. Seit .' 1600 lautet der Ortsname "Wiler", al so dem 18. Jahrhundert sind hier die Bezeich­ nach heutigen Begriffen eine Siedlung mit nungen "Bu rgstall" und "Heidenschlößle" höchstens zehn Häusern (erst 1582 13 Häu• bezeugt. Sie verraten, daß an dieser Stelle Inhaltsverzeichnis ser, 1394 "Wiler under Hohenberg", 1437 im Mittelalter eine Burg gestanden hat. "Wiler infra castrum Hohenberg"). Im über ihren Namen, ihre Geschichte und Mittelalter Lam auch teilw eise "bei Schöm• ihre Besit zer ist nichts bekannt. Es wird des 16. Jahrgangs b er" und am Anfang des 18. J ahrhunderts sich um eine Ministerial enburg des 13. Se ite "u nter den Rennen" auf, um Verwechslun­ J ahrhunderts m it verhältnismäßig kleiner 15 Jahr e He imatk undlich e Vere inigung ; von F. ge n mit gleichnam ige n Orten zu vermeiden. Grundfläche geh andelt haben. Das Burg­ Roemer 725 Seit etwa 1890 ist die verunstaltet e Form gelände ist wahrs cheinlich zwischen Deilin­ Heim atkundl iche Vereinigung ge stern und künf- "u nter den Rinnen" gebräuchlich (s. unten). ge n und Weilen gleichmäßig aufgeteilt tig; von W. J. Frh, von Brandenste in 726 Quellen , Brunnen und Weiher unserer Heimat Sagen und Brandschutt bei der Ottilien­ worden. J ed och hat sich der We ilener Teil e inst und jetzt; von Hans Müller 726- 728 kapelle und im Gewann "Hochs tetts" (wohl in der Zwischenzeit durch Rutschungen, die Kostbarkeiten der Heimat. Die Pfarrk irche in von Hofstatt) dürften auf kleinere Siedlun­ hier immer wieder vorkommen ("Gansloch" Margrethausen ; von Kurt Wedler, Ebingen 728n 30 gen, im letzteren Fall auf einen Hof hin­ usw.), stark verkleinert. An dieser Burg Vierhundert Jahre Mercator-Projektion; von Dipl.« weisen. Ungewiß bleibt, ob im Gewann führten alte Wege vorbei. Östlich des Ing. Kerndter 729 "H er man nshefte" od er "Manngut " beim Palmbühls, über Holzheim, den Wald Schulmeister We idlen und die On stmettinger Schule zu Anfang des 18. Jahrhunderts; von AI- auf Schömberger Markung gelegenen Honau, die Ottilienkapelle, das Mittelbach­ fred Munz, Onstmettingen 730-732 "Brand" ein Hof vorhanden war. Sicher ist tal hinauf, am Heidenschlößle vorbei, Burg und mittelalterliche Stadt Rosenfeld: von nur, daß 1772 ein Reihe österreichischer führte ein Weg in das Untere Bäratal. Auf Fritz Scheerer 73217351736n38n3g Lehenstücke . ("Mannlehen") weder zu der Wasserscheide der Hochfläche nördlich Entwicklung des Berufsschulwesens im 19. und Schömberg noch zu Weilen gerechnet wur­ Deilingen kreuzte dieser Weg mit der so­ 20. Jahrhundert in Onstme lt ingen; von Alfred Munz, Onstm eltingen 733-734 den. "Ar mw eiler " (1688 Armweyler) im genannten "Ren ne" (alte Bedeutung von "Tieringen ist ein rechtes Tränental" ; von Karl "Weiherösch" deutet auf eine kleine abge­ rinnen = geradeaus aufs Ziel zulaufend), Hötzer 734-735 gangene Siedlung hin. einem Teilstück des Rottweiler Wegs von Interes santes aus der "Gerichtsordnung zu Ge is- Mit ein iger Sicherheit ist eine Si edlung Schörzingen über Deilingen nach T anneck­ Iingen " vom Jahr 1608; von H. Bienert 737-738 in der Nähe der Ottilienkapelle (früher Obernheim. Die heutige Deilinger Steige Noch viel Eiszeitliches in unserer l and schaft ; Marienkapelle) bei der Flur "L achen" an­ mit ihren sch arfen Kehren wurde erst 18731 von Hans Müller 739n40n44 zunehmen, denn 785 schenkte ein gewisser 1874 gebaut. BaJinger Flurnamen; von Fritz Scheerer 741-743 Kostbarkeiten de r Heimat. Die St . Wend el inska- Anselm dem Kloster St. Gallen in Holz­ pelle in Obernheim-Tanneck; von Kurt Wedler, heim mehrere Äcker u nd Wiesen und dazu Die Fluren Ebingen 743-744 den Wald "Lah ha" (Lachen), der heute nur Der reiche Wechsel der Landsch aftsfor­ Aus alt en Steuerlist en; von Dr. Walter Stettner, teilweise aufgeforstet ist. St. Galler Urkun­ men der Markung mit ihren Bergen und Ebing en 745-748, 750-752 , 757-758 den erwähnen im allgemeinen einen Wald H ängen , Mulden und Tälern wurde von Ge sch ichtli cher überblick über die St adt Wien ; nur mit voll em Namen , wenn er durch Ro­ von Kurt Wedl er , Ebingen .. 749- 750 den einsti gen Siedlern mit treffenden Na­ Aus der Ge schichte von Engstl att ; von Fritz dung zu einer Besied lung vorgeseh en ist. m en belegt. So finden wir einen "Wolfs­ Scheerer 753-756, 758 Auch di e älteste Straße hat hier vo r bei­ b ühl", eine "Ha ld e", einen "Bohl" (mehr Kloste r Hei ligkreuztal , ein e Oase der Ruhe und geführt (s. unten ). Wi r sehe n, eine Reihe rundlich), "Hange n" und "Hoh rick (hoher Be sinnun g; von Kurt Wedl er , Ebingen 758-759 von K lein siedl ungen. wie m an sie m eh rfach Rücken) od er für aus sichtsreiche Punkte Hochslräßwande rung ; von Hans Müller 759-760 im Schlichemtal antrifft, kö n nen vorhanden "L ug te n" , "K apf". "J uchte n", "Wacht" ode r Ge sell schaft und Höhe re Schule e inst und jet zt ; gew esen sein. Doch von keiner ist etwas von Dr. Wilhel m Foth 761-762 , 765-768 bildliche Vergl iche in "Löchle" und "Him ­ Die Bodendatena im Landkreis Balingen; von urkundlich erwähn t. Man ist nur auf Ver­ m elreich". Schluchtartig eingesen k t ist der Dipl. -Ing. R. Kernd ter 762-764 mutungen und Anal ogieschlüsse angewie­ "Dobe l". Die Enge wi rd bezeichnet in Rund um Wei len; von Fritz Scheerer 768/771/772 sen. "Engstenhald e". Die als scharfe Kante vor­ Ein Sond erl ing auf Bäumen - die Mist el ; Für eine pl anmäßige Neubesiedlung im springende Deilin ger P forte wird "Eck" ge­ von He lmul Hauser, Balingen 769 13. J ahrhundert sp rechen verschiedene nannt. Ansteigend" Wege spielen in d em Dreikönig - Epiphanias - Erscheinungsfestj nach einem Vortrag von Graf Adel mann, Gr ünde. über Leib eig en e in Weil en ist h ügeligen und bergigen Gelä nde eine große Bühl bei Tüb inge n 770/771 nichts bekannt, während der Familien ­ Rolle : "Steig","Staigle", "K atzenste igle" , namen "Fry" (Frei) schon für 1394 bezeu gt "Rennenw asen " und "R en nensträßl e". Frü• He ra usgege ben vo n der HeIm at kundlIchen Ver­ ist. Es m üssen also hier Ba uern zu freierem her mußten d aher viele P ferde (1615: 38 ein igu n g Im Kreis Ba l1ngen. Er scheint 1e w ell s a m Monatse n de al s st än dige Be il a ge des ..Ba ltn a er Recht angesetzt worden sein, vi elleicht vo m Pferde) oder Ochsen (1834: 36 Och sen) ge ­ Vol k sfr eunds". der ..Ebtnger Zeitung" und der 1270 aufgelassenen Burgweiler Hohenberg. halt en werden, die heute durch die Trak- "Schmlecha-Zeltung".