Seenbericht 2019

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Inhalt Seenjahr 2019 ...... 1 Einleitung ...... 3 Allgemeines ...... 3 Trophie-Einstufung 2019 ...... 4 Ökologischer Zustand ...... 7 Phytoplankton ...... 7 Allgemein physikalisch-chemische Parameter ...... 8 Makrophyten und Fische ...... 10 Untersuchungsumfang ...... 10 Sichttiefe ...... 11 Gesamt-Phosphor-Konzentration ...... 11 Phytoplankton-Biovolumen ...... 12 Klima ...... 13 Hydrologie ...... 14 Wassertemperatur ...... 14 Wasserstand ...... 15 Maßnahmen ...... 20 Makrophyten-Management ...... 20 Bleistätter Moor – Ossiacher See ...... 21 Besondere Ereignisse ...... 23 Mitte Februar ...... 23 Anfang März ...... 23 Mitte Juni ...... 24 Ende Oktober ...... 24 Tabellenverzeichnis ...... 25 Abbildungsverzeichnis ...... 25

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Einleitung Details zu den einzelnen Seen können auf unserer Homepage https://kis.ktn.gv.at un- Der Seenbericht informiert über die jährlich ter „schnell gefunden“- Seenbericht abge- vorgenommene Bewertung der Kärntner rufen werden. Daneben findet sich unter Seen. Mehr als vierzig Kärntner Seen wer- „Informationen“ bei „Seenjahr 2019“ und im den regelmäßig von der Abteilung 8 Um- vorliegenden Text ein Überblick zu den be- welt, Energie und Naturschutz des Amtes werteten Seen hinsichtlich der Trophie und der Kärntner Landesregierung untersucht. des ökologischen Zustands. Ebenso wird Der aktuelle Seenbericht präsentiert die Er- über besondere Ereignisse, Maßnahmen gebnisse der Seengütekontrollen des Jah- und Projekte sowie klimatische Randbedin- res 2019. gungen informiert.

Allgemeines kann der Temperaturunterschied zwischen oben und unten nur wenige Grad Celsius Für die Beurteilung eines Sees sind aus ge- betragen. wässerökologischer Sicht die chemischen Parameter Phosphor und Stickstoff, die Zahlreiche Prozesse im See sind tempera- Menge an Schwebealgen sowie die Sauer- turabhängig. Zum Beispiel laufen bei höhe- stoffsättigung über Grund von Bedeutung. ren Temperaturen Stoffumsetzungspro- Wichtig ist auch der Zeitpunkt der Probe- zesse rascher ab, sodass Nährstoffe nahme, damit die Zirkulationsphasen im schneller wieder zur Verfügung stehen. Frühjahr und Herbst und die Schichtungs- Das kann dazu beitragen, dass Algen wie- phasen am Beginn und am Ende des Som- derholt Nährstoffe aufnehmen und Bio- mers erfasst werden. masse produzieren. Als Primärproduzen- ten erzeugen sie mit Hilfe des Blattgrüns Wenn das Wasser in der kalten Jahreszeit (Chlorophyll) aus Sonnenlicht, Wasser und von oben bis unten rund vier Grad Celsius Kohlendioxid (Photosynthese) Glucose und hat, zirkuliert das Tiefenwasser nach oben, Sauerstoff und legen damit Nährstoffe in Bi- wohingegen während der warmen Jahres- omasse fest. Je mehr Nährstoffe zur Verfü- zeit die Temperatur zur Tiefe hin abnimmt, gung stehen, umso größer das Algen- und eine thermische Schichtung den Was- wachstum. Die Menge der Schwebealgen seraustausch unterbindet. Im Sommer er- beeinflusst die Transparenz des Wassers. wärmt sich das Oberflächenwasser auf Daher liefert vice versa die Trübung des über 20 Grad Celsius, ideal zum Baden, und das Tiefenwasser tiefer Seen bleibt mit vier Grad Celsius kalt. Bei seichten Seen

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Wassers einen Hinweis auf die Algen- schen Zustände“ anhand des Phytoplank- menge (ein Maß für die Trübung ist die tons für den Wörthersee, Millstätter See, Sichttiefe). Ossiacher See, Klopeiner See, Weißen- see, und Faaker See er- Entsprechend ihrer Entwicklungsphasen hoben. sterben die Algen, sinken zu Boden und werden unter Sauerstoffverbrauch von Mik- Trotz der hinreichend guten Wasserqualität roorganismen zersetzt. So kann es am sind die Kärntner Seen verschiedensten Ende des Sommers in nährstoffreichen Belastungen ausgesetzt. Besonders die Seen zu einem Sauerstoffschwund im Ufer müssen einem enormen Nutzungs- grundnahen Wasserkörper kommen. druck standhalten. Alle vom Land Kärnten untersuchten Seen Nach dem Fernhalten der häuslichen phos- werden jährlich aufgrund ihres Nährstoffni- phathaltigen Abwässer kommen heute in veaus respektive der Trophie klassifiziert. erster Linie die agrarwirtschaftlich genutz- Im Wesentlichen bezieht sich die 5-stufige ten Flächen im Einzugsgebiet der Seen als Klassifizierung auf die Konzentration des Belastungsquellen in Frage. Über ober- Pflanzennährstoffs Phosphor, der die Ent- flächliche Abschwemmungen, Zuflüsse o- wicklung der Schwebealgen maßgeblich der Grundwasserströme gelangen Dünge- beeinflusst. Die Messwerte des Epilim- und Pflanzenschutzmittel in die Seen. nions, der oberflächlichen Wasserschicht Das Land Kärnten unternimmt viel, um den von null bis maximal sechs Meter Tiefe, do- guten Zustand der Seen zu erhalten oder kumentieren die Qualität des zum Baden zu erreichen. Insbesondere wurden am Os- genutzten Bereiches. siacher See kostenintensive Maßnahmen Sieben Kärntner Seen werden zudem ge- zur Verringerung der Nährstoffbelastung mäß den Vorgaben der Gewässerzustand- aus dem landwirtschaftlich genutzten süberwachungsverordnung (GZÜV) an- Bleistätter Moor gesetzt. Daher ist es umso hand der Qualitätselemente Phytoplankton wichtiger auf die fach- und sachgerechte und der allgemein physikalisch-chemi- Anwendung bzw. auf die Einhaltung ge- schen Parameter im Auftrag des Bundes setzlicher Vorgaben bei der Verwendung bewertet. Jährlich werden die „ökologi- und Ausbringung von Dünge- und Giftstof- fen bzw. Pflanzenschutzmittel zu achten.

Trophie-Einstufung 2019

Tab. 1: Anzahl Kärntner Seen je Trophieklasse. Anzahl Seen Trophieklasse 2019 5 oligotroph 23 schwach mesotroph 9 mesotroph 3 schwach mesotroph 3 eutroph

Die Trophie-Einstufung basiert im Wesent- Tiefenwasser. Das Ergebnis wird in Anleh- lichen auf dem Nährstoffparameter Ge- nung an die ÖNORM 6231 in fünf Trophie- samt-Phosphor, dem Algen-Biovolumen klassen präsentiert (Tab. 1). und der Chlorophyll-a-Konzentration der Im Untersuchungsjahr 2019 wiesen 28 der oberen Wasserschicht (Epilimnion: 43 untersuchten Kärntner Seen eine aus- 0 – 6 m) sowie der Sauerstoffsättigung gezeichnete Wasserqualität auf (Tab. 2). über Grund, der Schwefelwasserstoffbil- Als nährstoffarme Gewässer wurden sie dung und der Ammoniumanreicherung im den beiden Trophieklassen oligotroph oder schwach mesotroph zugeteilt. Dazu zählen

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die großen und tiefen Seen des Landes, Wörthersee, der Ossiacher See, der Keut- aber auch etliche kleine oder künstlich ent- schacher See, der Klopeiner See, der Pres- standene Gewässer. segger See, der Feldsee und der . Damit besaßen wieder alle großen Seen Oligotroph bzw. sehr nährstoffarm waren des Landes eine hervorragende Wasser- im Jahr 2019 fünf Seen: wie immer der Faa- qualität. ker See, der Millstätter See und der Wei- ßensee sowie seit 2017 auch der Turracher Im mittigen, mesotrophen, mäßig nährstoff- See. Mit dem St. Johanner Badesee lag reichen Bereich befanden sich neun Seen. 2019 nur ein Vertreter der kleinen Seen in Mesotrophe Seen mit Phosphor-Konzent- dieser Klasse. rationen zwischen 15 µg/l und 30 µg/l kön- nen in den Sommermonaten auch von ei- Schwach mesotroph bzw. nährstoffarm wa- ner starken Algenentwicklung betroffen ren insgesamt 23 Seen, darunter der sein.

Tab. 2: Trophie-Einstufung der Kärntner Seen im Jahr 2019. ausgezeichnete Wasserqualität gute Wasserqualität genügende Wasserqualität

Oligotroph Schwach mesotroph Mesotroph Schwach eutroph Eutroph

Faaker See Flatschacher See (+) Hörzendorfer See Millstätter See Badesee Kirschentheuer Goggausee Leonharder See (-) Pirkdorfer Badeteich (-) St. Johanner Badesee Feldsee Moosburger Mühlteich (+) Ferlacher Badeteich (-) Saisser See Weißensee Forstsee St. Andräer Badesee (+) Greifenburger Badesee St. Urban See (+) Gösselsdorfer See Trattnigteich (+) Keutschacher See Klopeiner See Zmulner See Kraiger See (+) Lavamünder Badesee (+) Längsee Linsendorfer Badesee Magdalenensee (-) Ossiacher See Pischeldorfer Badeteich Pressegger See (+) Turnersee Wernberger Badesee Wörthersee Veränderung im Vergleich zu 2018: (+) in Richtung Oligotrophie, (-) in Richtung Eutrophie.

In die nährstoffreichen Klassen schwach Niederschlag, der hauptsächlich im Feb- eutroph und eutroph wurden je drei Seen ruar und November fiel. Überdurchschnitt- eingestuft. Zu den eutrophen Seen Hörzen- lich hoch waren auch die Hitzetage (min- dorfer See und Maltschacher See gesellte destens 30 °C). Die Sommermonate Juli sich 2019 der Pirkdorfer Badeteich. Flat- und August waren sehr heiß und sehr tro- schacher See, Leonharder See und Moos- cken. Das Wetter, vor allem Niederschlag burger Mühlteich waren schwach eutroph. und Temperatur sowie die Nutzung der Ein- zugsgebiete spielen für stehende Gewäs- In Kärnten war 2019 das wärmste Jahr seit ser eine bedeutende Rolle. Seen reagieren Beginn der Aufzeichnungen. Auch gab es vorwiegend mit der Produktion von Schwe- im Vergleich zum langjährigen Mittel mehr

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bealgen und Wasserpflanzen auf Verände- verbessert. Der Flatschacher See und der rungen. Starkregenereignisse können in Moosburger Mühlteich wurden von eutroph Seen, die von landwirtschaftlichen Flächen nach schwach eutroph gestuft. Der St. umgeben sind, zu erhöhten Nähr- bzw. Andräer Badesee, der St. Urban See und Schadstoffeinträgen führen. Aber auch der Trattnigteich kamen von schwach eu- lange Hitzeperioden vermögen den inter- troph nach mesotroph. Der Kraiger See, nen Nährstoffkreislauf anzukurbeln und die der Sonnegger See und der Lavamünder Algenproduktion zu steuern. Badesee gingen von mesotroph nach schwach mesotroph. Diese teils witterungsbedingten Einflüsse werden an Seen mit großem Wasservolu- Vier Seen wurden um eine Nährstoffklasse men kaum wahrgenommen, während höher eingestuft. Mit dem Ferlacher Bade- seichte Seen rasch reagieren. Deswegen teich und dem Magdalenensee wurden erfahren kleine Seen häufiger eine wech- zwei Seen, die bisher oligotroph waren, mit selnde Trophie-Einstufung als große Seen. schwach mesotroph bewertet. Der Leon- harder See kam von der mesotrophen in Insgesamt haben im Vergleich zu 2018 die schwach eutrophe Nährstoffklasse und zwölf Seen eine andere Bewertung erhal- von der schwach eutrophen in die eutrophe ten. Acht Seen haben sich aufgrund gerin- Klasse wechselte der Pirkdorfer Badeteich. gerer Gesamt-Phosphor-Konzentrationen

Tab. 3: Trophie-Einstufung der Kärntner Seen im 3-Jahresvergleich 2017-2019. 2017 2018 2019 2017 2018 2019 Aichwaldsee sm sm sm Afritzer See sm (-) m m Faaker See o o o Badesee Kirschentheuer sm Feldsee sm sm sm Ferlacher Badeteich o o sm Forstsee (-) sm sm sm Flatschacher See se (-) e (+) se Goggausee m (+) m m Gösselsdorfer See m (+) sm sm Greifenburger Badesee (-) sm sm sm Klopeiner See o (-) sm sm Hafnersee m m m Kraiger See sm (-) m (+) sm Hörzendorfer See (-) e e e Lavamünder Badesee sm (-) m (+) sm Keutschacher See (-) sm sm sm Leonharder See se (+) m (-) se Längsee sm sm sm Magdalenensee (-) sm (+) o (-) sm Linsendorfer Badesee (-) sm sm sm Maltschacher See (-) se (-) e e Millstätter See o o o Moosburger Mühlteich (--) e e (+) se Ossiacher See sm sm sm Pirkdorfer Badeteich (-) se se (-) e Pischeldorfer Badeteich (-) sm sm sm Pressegger See o (-) sm sm Rauschelesee sm sm sm Saisser See m Silbersee (-) sm sm sm Sonnegger See (-) m m (+) sm St. Johanner Badesee o o o St. Andräer Badesee m (-) se (+) m Turnersee sm sm sm St. Urban See (-) se se (+) m Turracher See (+) o o o Trattnigteich (-) se se (+) m Vassacher See (-) m m m (-) = abgestuft, (+) = aufgestuft Weißensee o o o oligotroph o Wernberger Badesee sm sm sm schwach mesotroph sm Wörthersee sm sm sm mesotroph m Zmulner See m m m schwach eutroph se eutroph e

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In der Tab. 3 ist die Trophie-Einstufung der allgemein physikalisch-chemischen Para- untersuchten Kärntner Seen im 3-jährigen meter bestimmt. Hierbei ist zu beachten, Vergleichszeitraum von 2017 bis 2019 dar- dass die Bewertungen der Wasserpflanzen gestellt. Es werden die Seen mit gleichblei- und Fische für einen längeren Zeitraum gül- bender Beurteilung gegenüber jenen mit tig sind und diese nicht, wie etwa der Zu- wechselnder Beurteilung angezeigt. stand des Phytoplanktons, jährlich erhoben werden. 24 Seen blieben in diesem Zeitraum hin- sichtlich ihrer trophischen Klassifizierung Phytoplankton unverändert, 19 Seen zeigten einen wech- Die verwendeten Kenngrößen zur Bestim- selnden Status an. Der Kirschentheuer Ba- mung des ökologischen Zustandes Phyto- desee und der Saisser See wurden 2017 plankton (Algen) sind die Jahresmittel von und 2018 nicht untersucht, sind aber den- Algenbiovolumen und Chlorophyll-a-Kon- noch im 3-Jahresvergleich angeführt. Der zentration sowie der Brettum-Index des Flatschacher See, der Lavamünder Bade- Epilimnions (0 - 6 m). Die Gesamtbewer- see, der Leonharder See, der Magdalenen- tung der ökologischen Zustandsklasse er- see und der St. Andräer Badesee erhielten folgt auf Basis des 3-Jahresmittels der nor- in jedem der drei Jahre eine andere Bewer- mierten Gesamt-EQR-Werte. tung. In Tab. 4 sind die normierten EQR-Werte (Ecological Quality Ratio) und der ökologi- Ökologischer Zustand sche Zustand des Qualitätselementes Phy- Die ökologische Zustandsbewertung erfolgt toplankton für das Jahr 2019 sowie das 3- anhand der Abweichung einer Lebensge- Jahres-Mittel (2017 - 2019) angegeben. meinschaft vom festgelegten Referenzzu- 2019 wies der Faaker See weiter sehr ge- stand, also einem Zustand bei Abwesenheit ringe Biovolumina (0,15 mm³/l) und Chloro- störender Einflüsse im betreffenden Ge- phyll-a-Konzentrationen unter der Bestim- wässer. mungsgrenze von 1 µg/l auf. Der Brettum- Der ökologische Zustand eines stehenden Index betrug 4,69. Alle drei Kenngrößen Gewässers wird vollständigerweise durch ergaben einen normierten EQR-Wert von die biologischen Qualitätskomponenten Al- 1,00, sowohl für das Einzeljahr 2019 als gen (Phytoplankton), Wasserpflanzen auch im 3-Jahresmittel (2017 - 2019) und (Makrophyten) und Fische sowie durch die entsprachen der „sehr guten“ Zustands- klasse.

Tab. 4: Ökologischer Zustand – Phytoplankton; 2019 und 3-Jahresmittel 2017-2019. See Ökologischer Zustand Phytoplankton Einzeljahr 2019 3-Jahresmittel (2017-2019) Gesamt-nEQR Bewertung Gesamt-nEQR Bewertung Faaker See 1,00 Sehr gut 1,00 Sehr gut Keutschacher See 0,96 Sehr gut 0,92 Sehr gut Klopeiner See 0,89 Sehr gut 0,82 Sehr gut Millstätter See 0,91 Sehr gut 0,84 Sehr gut Ossiacher See 0,51 Mäßig 0,59 Mäßig Weißensee 0,88 Sehr gut 0,92 Sehr gut Wörthersee 0,61 Gut 0,64 Gut

Der ökologische Zustand des Keutscha- mit 0,96 in dieser Zustandsklasse. Ebenso cher Sees war anhand des Phytoplanktons waren die nEQR aller Kenngrößen entspre- im 3-Jahresmittel (2017 - 2019) mit einem chend der geringen Abweichung zu den normierten Gesamt-EQR-Wert von 0,92 Referenzwerten „sehr gut“. Das mittlere wie in den vergangenen Jahren „Sehr gut“. Phytoplankton-Biovolumen war mit 0,69 Auch der normierte Gesamt-EQR-Wert für mm³/l nur geringfügig höher als der Refe- das Untersuchungsjahr 2019 befand sich renzwert. Unter den Referenzwerten lagen

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die mittlere Chlorophyll-a-Konzentration men und Brettum-Index lagen mit den nor- (2,73 μg/l) und der Brettum-Index (3,98). mierten EQR-Werten 0,83 und 0,85 ebenso im „sehr guten“ Bereich. Der Klopeiner See befand sich im Untersu- chungsjahr 2019 hinsichtlich des Qualitäts- Der ökologische Zustand des Wörthersees elementes Phytoplankton mit einem nor- war anhand des Phytoplanktons im 3-Jah- mierten Gesamt-EQR von 0,89 im „sehr gu- resmittel (2017 - 2019) mit einem normier- ten“ ökologischen Zustand. Das 3-Jahres- ten Gesamt-EQR-Wert von 0,64 „gut“. mittel (2017 - 2019) zeigte bei einem nor- Auch die normierte Gesamt-EQR für das mierten Gesamt-EQR von 0,82 unverän- Untersuchungsjahr 2019 befand sich mit dert die Zugehörigkeit zur „sehr guten“ Zu- 0,61 in dieser Zustandsklasse. 2019 betrug standsklasse an. Der nEQR-Wert für die die mittlere Chlorophyll-a-Konzentration Einzelkomponente „Biovolumen“ (0,75) lag 7,23 μg/l und das mittlere Biovolumen wie im Vorjahr im „guten Bereich“, während 1,25 mm³/l. Die normierten EQR beider die beiden nEQR-Werte für den Brettum-In- Kenngrößen fielen entsprechend der Ab- dex (0,94) und für die Chlorophyll-a-Kon- weichung von den Referenzwerten in die zentration (0,92) im Jahr 2019 den „sehr „mäßige“ Zustandsklasse. Der Brettum-In- guten“ Zustand beschrieben. dex war mit 3,80 und einem normierten EQR-Wert von 0,71 „gut“. 2019 wurden für die Komponenten Chloro- phyll-a und Brettum-Index die normierten Allgemein physikalisch-chemische Pa- EQR-Werte 0,96 bzw. 0,95 errechnet, die rameter den „sehr guten“ Zustand des Millstätter Die verwendeten Kenngrößen zur Bestim- Sees wiedergaben. Die normierte EQR von mung des ökologischen Zustandes hin- 0,80 für das Biovolumen lag knapp an der sichtlich der allgemein physikalisch-chemi- Klassengrenze zum „guten“ Bereich. Für schen Parameter sind die Sichttiefe, die das Einzeljahr 2019 ergab sich der nor- Temperatur- und Sauerstoffbedingungen in mierte Gesamt-EQR-Wert von 0,91 und für der Tiefe, der Salzgehalt, der Versaue- das 3-Jahresmittel (2017 - 2019) von 0,84. rungszustand und die Nährstoffverhält- Der ökologische Zustand des Ossiacher nisse im See (Tab. 5). Sees war anhand des Phytoplanktons im 3- Die Bewertung des „sehr guten“ Zustands Jahresmittel (2017 - 2019) mit einem nor- erfolgt typabhängig auf Basis der Sichttiefe mierten Gesamt-EQR-Wert von 0,59 wie- und des Gesamt-Phosphor-Gehaltes im der „mäßig“. Auch der normierte Gesamt- Mixolimnion. Die Chlorophyll-a-Konzentra- EQR-Wert für das Jahr 2019 befand sich tion im Epilimnion (0 - 6 m) geht gemäß mit 0,51 in der „mäßigen“ Zustandsklasse. Qualitätszielverordnung Oberflächenge- 2018 war mit einem Gesamt-nEQR von wässer nicht mehr in die Bewertung der All- 0,64 sowie mit dem 3-Jahresmittel von 0,60 gemein physikalisch chemischen Parame- ein „gut“ erreicht worden. 2019 betrug die ter ein. Die Klassengrenzen „sehr mittlere Chlorophyll-a-Konzentration gut“ / „gut“ sind als Grenzwerte zu verste- 5,55 μg/l, das Biovolumen 1,47 mm³/l und hen. Temperatur und Sauerstoffsättigung der Brettum-Index 3,07. Entsprechend der im Hypolimnion, Chlorid-Konzentration und Abweichung von den Referenzwerten ent- pH-Wert werden typabhängig nur zur Be- sprachen die normierten EQR-Werte aller wertung des „guten“ Zustandes herangezo- Kenngrößen der „mäßigen“ Zustands- gen (Bandbreite „sehr gut“ und „gut“ muss klasse. eingehalten sein). Bei meromiktischen Der ökologische Zustand des Weißensees Seen wird der Parameter Sauerstoffsättig- entsprach im Einzeljahr 2019 (EQR gesamt ung im Hypolimnion in der Auswertung 0,88) und auch im 3-Jahresmittel nicht berücksichtigt. (2017 - 2019) mit der normierten Gesamt- Die Ergebnisse der allgemein physikalisch- EQR von 0,92 der „sehr guten“ Zustands- chemischen Parameter werden in der Tab. klasse. Für die Kenngröße Chlorophyll-a 5 als 3-Jahresmittel von 2017 bis 2019 dar- errechnete sich 2019 ein normierter EQR- gestellt. Wert von 1,00, die Komponenten Biovolu-

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Tab. 5: Ökologischer Zustand - Allgemein physikalisch-chemische Parameter; 3-Jahresmittel 2017-2019. Allgemein physikalisch-chemische Parameter - 3-Jahresmittel 2017-2019

Hypolimnion Mixolimnion Mixolimnion Hypolimnion Mixolimnion Sichttiefe See Temperatur Chlorid-Konz. pH Wert O2-sättigung P-ges. EQR-Wert (4-6°C) (< 150 mg/l) (7,5-9) (>70% / >30%) EQR-Wert innerhalb innerhalb innerhalb innerhalb Sehr gut Gut Faaker See Bandbreite Bandbreite Bandbreite Bandbreite 0,68 0,73 innerhalb innerhalb innerhalb innerhalb Gut Gut Keutschacher See Bandbreite Bandbreite Bandbreite Bandbreite 0,65 0,75 innerhalb innerhalb innerhalb nicht Gut Sehr gut Klopeiner See Bandbreite Bandbreite Bandbreite bewertet 0,48 1,03 innerhalb innerhalb innerhalb nicht Sehr gut sehr gut Millstätter See Bandbreite Bandbreite Bandbreite bewertet 0,78 0,99 innerhalb innerhalb innerhalb außerhalb Mäßig Gut Ossiacher See Bandbreite Bandbreite Bandbreite Bandbreite 0,36 0,54 innerhalb innerhalb innerhalb nicht Sehr gut Sehr gut Weißensee Bandbreite Bandbreite Bandbreite bewertet 0,68 1,00 innerhalb innerhalb innerhalb nicht Mäßig Gut Wörthersee Bandbreite Bandbreite Bandbreite bewertet 0,40 0,57

Faaker See: Hinsichtlich der allgemein phy- weiterhin den „guten“ Zustand, für das Ein- sikalisch-chemischen Parameter lagen hy- zeljahr 2019 ergab sich hinsichtlich dieser polimnische Temperatur und Sauerstoffsät- Bewertungskomponente ein „mäßig“. tigung (20 - 29 m) Chlorid- und pH-Werte In Bezug auf die physikalisch-chemische innerhalb der Bandbreite für den „sehr gu- Bewertung (3-Jahresmittel 2017 - 2019) ten“ und „guten“ Zustand. Die Komponente des Millstätter Sees lagen die Ergebnisse Gesamt-Phosphor-Konzentration (volums- für Temperatur, Chlorid-Konzentration und gewichteter Jahresmittelwert im Mixolim- pH-Wert (0 - 70 m) innerhalb der Band- nion: 0 - 29 m) entsprach dem „sehr guten“ breite für den „sehr guten“ und „guten“ Zu- Zustand. Die mittlere Sichttiefe lag auf- stand. In Hinblick auf den Parameter Ge- grund von mineralischen Trübstoffen (Kalk- samt-Phosphor (0 - 70 m) und die Sicht- partikel) unterhalb des Grenzwertes für den tiefe wurde die „sehr gute“ Zustandsklasse „sehr guten“ Zustand, war dabei jedoch ermittelt. nicht durch Algenentwicklung vermindert. Hinsichtlich der physikalisch-chemischen Keutschacher See: Die Ergebnisse der Qualitätsparameter des Ossiacher Sees la- physikalisch-chemischen Qualitätsparame- gen die Ergebnisse für die hypolimnische ter entsprachen für den Gesamt-Phosphor (25 - 46 m) Temperatur und den pH-Wert im Mixolimnion (0 - 15 m) und die Sichttiefe im Mixolimnion (0 - 46 m) innerhalb und für der „guten“ Zustandsklasse. Die Tempera- die hypolimnische Sauerstoffsättigung au- tur und die Sauerstoffsättigung im Hypolim- ßerhalb der Bandbreite für den „sehr guten“ nion (12 - 15 m), die Chlorid-Konzentration und „guten“ Zustand. Die Kenngröße Ge- und pH-Wert im Mixolimnion lagen inner- samt-Phosphor im Mixolimnion gab den halb der „sehr guten“ und „guten“ Band- „mäßigen“ Zustand wieder. Die Auswer- breite. tung der Sichttiefe entsprach dem „guten“ Klopeiner See: Die Ergebnisse für die hy- Zustandsbereich. polimnische Temperatur (15 - 20 m), die Die Ergebnisse der chemisch-physikali- Chlorid-Konzentration und den pH-Wert schen Bewertung bezüglich des Weißen- des Mixolimnions (0 - 20 m) lagen inner- sees befanden sich für die hypolimnische halb der Bandbreite für den „sehr guten“ Temperatur (30 - 60 m), die Chlorid-Kon- und „guten“ Zustand. Unverändert zeigte zentration und den pH-Wert des Mixolim- die Qualitätskomponente Sichttiefe den nions (0 - 60 m) innerhalb der Bandbreite „sehr guten“ Bereich an. Der Parameter für den „sehr guten“ und „guten“ Zustand. Gesamt-Phosphor (0 - 20 m) beschrieb Auch die Qualitätskomponenten Gesamt-

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Phosphor (0 - 60 m) und Sichttiefe wurden Makrophyten und Fische mit „sehr guter“ Zustandsklasse bewertet. In Tab. 6 sind, sofern vorhanden, die Er- gebnisse der biologischen Qualitätsele- Hinsichtlich der physikalisch-chemischen mente Makrophyten und Fische angeführt. Qualitätsparameter lagen die Ergebnisse im Wörthersee für die hypolimnische Tem- Im Auftrag des Landes Kärnten wurden die peratur (35 - 50 m), die Chlorid-Konzentra- Erhebungen und Bewertungen für Wasser- tion und den pH-Wert im Mixolimnion pflanzen bzw. Makrophyten vom Büro Sys- (0 - 50 m) innerhalb der Bandbreite für den tema Bio- und Management Consulting „sehr guten“ und „guten“ Zustand. Die GmbH und für Fische vom Bundesamt für Kenngröße Gesamt-Phosphor im Mixolim- Wasserwirtschaft, Institut für Gewäs- nion entsprach der „mäßigen“ Stufe, die serökologie, Fischereibiologie und Seen- Sichttiefe dem „guten“ Zustand. kunde durchgeführt.

Tab. 6: Ökologischer Zustand - Makrophyten und Fische. See Makrophyten Fische Jahr Bewertung Jahr Bewertung Faaker See 2003 Gut 2003 Gut Keutschacher See 2017 Gut 2017 Sehr gut Klopeiner See 2017 Gut 2016 Gut

Millstätter See 2007 Gut 2007 Gut Ossiacher See 2009 Unbefriedigend 2014 Gut Weißensee 2004 Sehr gut Wörthersee 2007 Gut 2004 Gut Pressegger See 2013 Sehr gut Längsee 2013 Sehr gut

Untersuchungsumfang des Weißensees, im Vorteich des Flatscha- cher Sees, am Moosburger Mitterteich so- Die Wasserproben werden unter Berück- wie am Koralmstausee. In den beiden Ab- sichtigung der Temperatur bedingten Mi- setzbecken des Bleistätter Moores fanden schungs- und Schichtungsphasen der je sechs Kontrollen statt. Seen entnommen. Das Kärntner Institut für Seenforschung hat Im Jahr 2019 überprüfte das Land Kärnten insgesamt 143 Seengütekontrollen durch- (Abteilung 8 Umwelt, Energie und Natur- geführt und 740 Wasserproben für die che- schutz) die Wasserqualität von insgesamt mische Analyse entnommen. Des Weiteren 43 Kärntner Seen. wurden für die Analyse des Algenbiovolu- Je vier Gütekontrollen wurden am Wörther- mens 276, für die qualitative Analyse der see, Millstätter See, Ossiacher See, Wei- Algenarten 139 und für die Zooplank- ßensee, Klopeiner See, Faaker See und tonanalyse eine Wasserprobe entnommen. Keutschacher See – alle Seen größer als 331 Proben wurden für die Messung des 50 Hektar – sowie am Afritzer See, Feld- Chlorophyll-a gezogen. see, Längsee, Pressegger See und Rau- Tab. 7: Anzahl 2019 entnommener Proben. schelesee durchgeführt. Am Goggausee Probenart Anzahl gab es insgesamt fünf Kontrollen, eine zu- chemisch-physik. Wasseranalyse 740 sätzlich im Jänner unter Eis. An 30 weiteren quantitative Phytoplanktonanalyse 276 Seen fanden je zwei Wassergütekontrollen qualitative Phytoplanktonanalyse 139 statt, einmal zu Beginn und einmal am Chlorophyll-a Analyse 331 Ende der sommerlichen Schichtungs- Zooplanktonanalyse 1 phase. Über das Routineprogramm hinaus- Summe Proben 1.487 gehend gab es Untersuchungen im Ostbe- Die entnommenen Wasserproben wurden cken des Ossiacher Sees, im Westbecken im Umweltlabor der Abteilung 5 Gesundheit

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und Pflege des Landes Kärnten auf maxi- infolge von Starkregenereignissen beein- mal 48 Messwerte hin analysiert und von trächtigen daher ebenso die Transparenz Mitarbeitern des Kärntner Institutes für des Wassers. Schwebealgen können dem Seenforschung auf ihre Plausibilität ge- Wasser so viel Kohlendioxid entziehen, prüft. dass feinste Kalkpartikel ausfallen. Die tür- kisblaue Farbe einiger Seen ist auf den In Summe lagen 1.487 Proben vor (Tab. 7). Prozess der biogenen Entkalkung zurück- Während der Probenahme wurden aus je- zuführen. der Tiefenstufe Vorortwerte wie Wasser- temperatur, Sauerstoff, pH-Wert und elekt- 2019 waren der Weißensee mit einer maxi- rische Leitfähigkeit registriert. Darüber hin- malen Sichttiefe von 10,2 Meter und der aus wurden im Protokoll auch Angaben zur Klopeiner See mit 8,9 Meter, gefolgt vom Färbung, Trübung oder Geruch der Was- Millstätter See mit 8,5 Meter die klarsten serproben gemacht sowie das Wetter oder Seen des Landes. Der Keutschacher See das Auftreten von Oberflächenfilmen ver- mit 7,6 Meter Sichttiefe lag an vierter Stelle merkt. gefolgt vom Turracher See mit sieben Me- ter (Abb. 2). Sichttiefen unter zwei Meter Sichttiefe wurden an einigen kleineren Seen gemes- Die Sichttiefe (Abb. 1) wird mittels einer sen, deren Trübungen überwiegend auf ho- kreisrunden „Secchi-Scheibe“ erhoben. Sie hen Nährstoff-Konzentrationen beruhten. liefert einen ersten Hinweis auf die Algen- Gesamt-Phosphor-Konzentration menge bzw. auf die Nährstoffbelastung ei- nes Sees. Um den Einfluss des Pflanzennährstoffs Phosphor auf die Transparenz des Was- Zur Ermittlung der Sichttiefe wird die sers aufzuzeigen, wird in Abb. 2 für alle 43 „Secchi-Scheibe“ soweit ins Wasser ver- untersuchten Seen die Gesamt-Phosphor- senkt, bis diese gerade nicht mehr sichtbar Konzentration der Sichttiefe gegenüberge- ist. Der gemessene Wert wird mit 2,5 multi- stellt. Auf der unteren Achse sind die mitt- pliziert und gibt dann annäherungsweise leren Gesamt-Phosphor-Konzentrationen die euphotische Zone an bzw. jene Tiefe, in des Epilimnions (0 – 6 m) ansteigend von der ausreichend Licht für die Photosyn- oligotroph (< 10 µg/l) bis eutroph (> 40 µg/l) these vordringt. aufgetragen. Auf der oberen Achse sind die maximal gemessenen Sichttiefen ange- zeigt. Es wird ersichtlich, dass Seen mit ge- ringen Gesamt-Phosphor-Konzentrationen durchwegs hohe Sichttiefenwerte zeigen. Das Wasser der Seen mit Gesamt-Phos- phor-Konzentrationen größer als 15 µg/l (meso- bis eutroph) ist deutlich trüber und die Sichttiefen sind entsprechend geringer. Bei den schwach mesotrophen Seen mit Gesamt-Phosphor-Konzentrationen zwi- schen 10 µg/l und 15 µg/l, weisen die Sicht- tiefen von rund zwei bis neun Meter eine

Abb. 1: Sichttiefenmessung mit Secchi-Scheibe. große Streuung auf. An dieser Stelle sei da- rauf hingewiesen, dass in der Grafik neben Die Sichttiefe als Maß für die Transparenz den tiefen auch die seichten Seen darge- des Wassers wird aber auch durch im Was- stellt sind. Nährstoffarme, seichte Seen mit ser schwebende mineralische Teilchen ge- geringer Menge an Schwebealgen erschei- trübt. Einschwemmungen aus dem Umland nen stärker getrübt als tiefe Seen mit ähnli- cher Nährstoffsituation und Algenmenge.

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Abb. 2: Gesamt-Phosphor-Konzentration (µg/l) und Sichttiefen (m) aller untersuchten Seen 2019.

Phytoplankton-Biovolumen nur Nährstoffe, sondern auch Schadstoffe, die in der Landwirtschaft zum Schutz von In der Abb. 3 sind jene Seen dargestellt, für Kulturpflanzen Anwendung finden, gelan- die 2019 ein Algen-Biovolumen analysiert gen auf diese Weise in die Gewässer. wurde. Geordnet sind die Seen nach an- steigendem Phytoplankton-Biovolumen mit Ein weiterer Nährstoffeintrag, der nicht entsprechender Gesamt-Phosphor-Kon- mehr zu vernachlässigen ist, wird in den zentration und Sichttiefe. von Sportfischern zum Anfüttern verwende- ten Lockfuttermitteln gesehen. Ihr Phos- Die Konzentration an Gesamt-Phosphor phor und Stickstoffanteil ist sehr hoch. Fut- bestimmt im Wesentlichen die Algen- ter, das nicht gefressen wird, wird unter menge. Durch Starkregenereignisse kön- Sauerstoffverbrauch von Mikroorganismen nen große Nährstoffeinträge aus dem Um- zersetzt. Als Folge kann besonders an klei- land in ein Gewässer erfolgen. Ein Nähr- nen Seen schon frühzeitig ein völliger Sau- stoffeintrag in ein tiefes Gewässer gelangt erstoffschwund über Grund beobachtet meist rasch in tiefere Wasserschichten. Da- werden, der typischerweise erst gegen mit haben sie für die Algenentwicklung im Ende des Sommers zu erwarten wäre. Zu- Epilimnion kaum eine Bedeutung. In einem dem ist zu erwähnen, dass kleine Seen seichten See aber verbleiben die Nähr- empfindlich auch gegenüber der klimatisch stoffe in der lichtdurchfluteten und damit in bedingten Erwärmung des Seewassers der photosynthetisch aktiven Zone, was zur sind. Bei höheren Temperaturen laufen Folge hat, dass die Algen sich vermehren. mikrobielle Stoffumsetzungen rascher ab Deswegen reagieren seichte Seen rascher und so stehen die Nährstoffe während des auf Nährstoffeinträge aus dem Umland als Sommers in größerem Ausmaß zur Verfü- tiefe Seen und das erklärt auch, warum gung (interner Nährstoffkreislauf). seichte Seen eher von einem zum anderen Jahr unterschiedlich bewertet werden. An Gewässern mit gleichzeitiger Badenut- Häufig sind davon kleine Badeseen betrof- zung wird daher aus gewässerökologischer fen, die von landwirtschaftlich intensiv ge- Sicht dringend geraten, auf das Anfüttern nutzten Flächen umgeben sind. Aber nicht von Fischen zu verzichten.

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Abb. 3: Phytoplankton-Biovolumen (mm³/l), Gesamt-Phosphor-Konzentration (µg/l) im Epilimnion (0–max.6m) und Sichttiefen (m) 2019.

Klima Erhöht sich die Wassertemperatur, nimmt auch die Löslichkeit des Sauerstoffes im Unter den Begriff Klima versteht der Fach- Wasser ab. Gleichzeitig beschleunigen mann das Wetter, das über einen Zeitraum wärmere Temperaturen den Stoffwechsel von mindestens 30 Jahren an einem Ort im der Lebewesen im See und der Sauerstoff- Durchschnitt regelmäßig wiederkehrt. bedarf wird erhöht. Zudem wird von Mikro- Die globalen Durchschnittstemperaturen organismen, die organisches Material ab- sind seit dem Beginn der Industrialisierung bauen, der Sauerstoff im Tiefenwasser auf- Mitte des 18. Jahrhunderts in relativ kurzer gezehrt. Der Lebensraum für Fische und Zeit sehr stark angestiegen. Beschleunigt wirbellose Tiere wird zusehends einge- wird dieser Prozess durch die anthropogen schränkt, aber auch die Zusammensetzung bedingte, immer höher werdende Freiset- der Mikroorganismen verschiebt sich von zung von Treibhausgasen in die Atmo- aeroben zu anaeroben Arten. sphäre. Kärnten Klima 2019 Die Temperaturerhöhung der Luft hat zur Das Jahr 2019 war in Kärnten mit einer Mit- Folge, dass auch die Wassertemperaturen teltemperatur von 7,6 °C das wärmste der in unseren Seen sukzessive ansteigen und Messgeschichte, nahezu gleichauf mit den den ökologischen Zustand der Gewässer Jahren 2014 und 2018. Mit einer durch- beeinflussen. So setzt, bedingt durch die schnittlichen Niederschlagsmenge von wärmeren Wintertemperaturen des Was- 1.330 mm fiel, verglichen mit dem Mittel sers, die sommerliche Schichtung bereits 1961 - 1990, um 207 mm mehr Nieder- früher ein als in den vergangenen Jahr- schlag. Trotz der großen Niederschlags- zehnten. Erkennbar wird dies heute schon mengen gab es mit 1.755 Stunden um 131 an der Abnahme der Eisbedeckung an un- Stunden mehr direkten Sonnenschein als seren Seen, bezogen auf Eisdicke und die im vieljährigen Mittel (Abb. 4). Lesen Sie Dauer. mehr im „Klimarückblick Kärnten 2019“

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Abb. 4: Räumliche Verteilung der Jahresmittelwerte von Lufttemperatur, Niederschlagssumme und Sonnenscheindauer, angegeben als Absolutwerte (links) und als Abweichungen zum jeweiligen Mittelwert in der Referenzperiode 1961-1990 (rechts).

Hydrologie An den großen Badeseen (Faaker See, Klopeiner See, Millstätter See, Ossiacher Die Wassertemperatur erwärmt oder kühlt See, Weißensee und Wörthersee) werden sich entsprechend der Lufttemperatur ab. vom Hydrographischen Dienst der Abtei- Die Monatsmittel der Lufttemperaturen im lung 12 Wasserwirtschaft (Unterabteilung Jahre 2019 waren im Vergleich zu den Hydrographie) Pegelstationen betrieben, langjährigen Mittelwerten von 1961 bis die Wasserstand und Wassertemperatur im 1990 deutlich wärmer. Über dem langjähri- Uferbereich aufzeichnen. Im Folgenden gen Durchschnitt lag der Februar mit sind die Wassertemperaturen und Seespie- 3,9 °C, der März mit 3,1 °C, der Juni mit gelmessungen als mittleres, minimales und 5,4 °C und der August mit 3 °C. Kälter war maximales Tagesmittel von 1980 bis 2010 nur der Mai, der sich mit 1,6 °C deutlich un- mit den Tagesmitteln des Jahres 2019 dar- ter dem langjährigen Durchschnitt hielt. gestellt. Die Wassertemperatur wird im Zuge der Wassertemperatur Probenahme meist an der tiefsten Stelle Die Abb. 5 zeigt die Oberflächentemperatu- des Sees oder an einigen seichten Seen ren der Sommermonate aller untersuchten vom Steg aus gemessen. Kärntner Seen im Zeitraum von 1996 bis

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2019, die während der Probenahme ge- Das Mai/Juni-Mittel 2019 war entsprechend messen wurden. Dargestellt sind die maxi- dem kalten Mai mit 17,6 Grad Celsius deut- malen Sommertemperaturen sowie die Mit- lich kühler als in den Jahren 2018 (19,2 °C) telwerte für den Frühsommer (Mai/Juni) und 2017 (19,7 °C). Das August/Septem- und den Spätsommer (August/September). ber-Mittel hingegen betrug 22,7 Grad Cel- Selbstverständlich können im Laufe der sius, mehr als vier Grad wärmer als 2018. Sommermonate höhere Temperaturen ge- Mit 26,7 Grad Celsius war auch die maxi- messen werden, die aber von uns nicht er- mal gemessene Wassertemperatur um 0,3 fasst werden. Grad wärmer als im Vorjahr (Abb. 5). Dr. Wolfgang Honsig-Erlenburg übermit- telte uns dankenswerter Weise Tempera- turmessungen vom Längsee, die ebenfalls in die Auswertung einflossen.

Abb. 5: Durchschnittliche Oberflächentemperaur aller untersuchten Seen von 1996-2019.

Die Abb. 6 und Abb. 7 zeigen die Oberflä- November blieben die Wassertemperatu- chentemperaturen der sechs Kärntner ren insbesondere am Wörthersee und Faa- Seen, an deren Ufer automatische Pegel- ker See überdurchschnittlich warm. schreiber installiert sind. Als langjährige Wasserstand Vergleichszeiträume werden je nach See Der etwas zu trockene Jänner spiegelte unterschiedliche Zeitspannen verwendet, sich in niedrigen Seewasserständen wider. die den Abbildungen zu entnehmen sind. Mit Ausnahme des Millstätter Sees lagen Entsprechend dem überdurchschnittlich die Wasserstände im Tagesmittel alle unter heißen Jahr 2019 lagen die Wassertempe- den langjährigen Tagesmittelwerten. An- raturen an den Oberflächen nahezu das fang Februar sorgte ein ausgiebiger Nie- ganze Jahr deutlich über den langjährigen derschlag an nahezu allen Seen für einen Tagesmittelwerten. So zeigten alle beo- Anstieg der Wasserstände. Beim Faaker bachteten Seen Ende Juni eine außeror- See, Millstätter See und Weißensee über- dentliche Erwärmung bis über das langjäh- trafen die Tagesmittel die langjährigen Ma- rige Maximum hinaus. Beispielsweise ximalwerte (Abb. 8 und Abb. 9). Ein zweites wurde am Wörthersee ein maximales Ta- extremes Niederschlagsereignis bescherte gesmittel von 26,9 Grad Celsius ermittelt. der November. Am Faaker See gab es Ebenso war allen Seen gemein, dass sie Hochwasser mit Überschwemmungen und entsprechend dem kühlen und verregneten der Wasserstand überragte das Maximum Mai Wassertemperaturen aufwiesen, die der langjährigen Tagesmittelwerte um deutlich unter den langjährigen Tagesmit- mehr als 15 cm. Am Weißensee waren es telwerten lagen. Trotz der Niederschläge im sogar 30 cm über den langjährigen Maxi- malwerten (2001 – 2019).

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Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 12 Wasserwirtschaft - Hydrographie Abb. 6: Mittleres, minimales und maximales Tagesmittel (---) der Wassertemperaturen von 1981 bis 2010 und Tagesmittel von 2019 (rote Linie); von oben: Faaker See, Millstätter See, Weißensee.

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Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 12 Wasserwirtschaft - Hydrographie Abb. 7: Mittleres, minimales und maximales Tagesmittel (---) der Wassertemperaturen von 1981 bis 2010 und Tagesmittel von 2018 (rote Linie); von oben: Klopeiner See, Ossiacher See, Wörthersee.

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Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 12 Wasserwirtschaft - Hydrographie Abb. 8: Mittleres, minimales und maximales Tagesmittel (---) der Wasserstände von 1980 bis 2019 und Tagesmittel von 2019 (dunkelblau); von oben: Faaker See, Millstätter See, Weißensee.

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Amt der Kärntner Landesregierung, Abteilung 12 Wasserwirtschaft - Hydrographie Abb. 9: Mittleres, minimales und maximales Tagesmittel (---) der Wasserstände von 1980 bis 2010 und Tagesmittel von 2019 (dunkelblau); von oben: Klopeiner See, Ossiacher See, Wörthersee.

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Maßnahmen terwasserpflanzen soweit kontrolliert wer- den, dass ein Badebetrieb ungestört ablau- Makrophyten-Management fen kann. Eine nachhaltige Schädigung des Wasserpflanzen tragen wesentlich zum Pflanzenbestandes sollte vermieden wer- ökologischen Gleichgewicht von Seen bei. den. Entsprechende Kontrollen haben aber Die Nährstoffkonzentration eines Gewäs- gezeigt, dass Wasserpflanzen zu großzü- sers wirkt sich auf das Pflanzenwachstum, gig entfernt wurden, was sich in einigen die Artenzusammensetzung, die Bestands- Fällen nachhaltig negativ auf die Wasser- dichte und Ausbreitung der Wasservegeta- qualität ausgewirkt hat. tion (Makrophyten) aus. Zum Schutz der Unterwasserpflanzen ist Wasserpflanzen besitzen wichtige, oft un- seit 2017 eine naturschutzrechtliche Aus- beachtete Funktionen. Sie dienen als Sub- nahmebewilligung entsprechend den Be- strat für Aufwuchsorganismen und stimmungen des Kärntner Naturschutzge- Fischnährtiere, spenden Schatten und bie- setzes 2002 (i.d.g.F.) erforderlich. Besteht ten aufgrund ihrer räumlichen Struktur zahl- ein üppiger und hinderlicher Wasserpflan- reichen Fischen und Wassertieren Unter- zenbestand, haben Seegrundstücksbesit- schlupf. Besonders die Unterwasser- und zer, Tourismusbetriebe, Gemeinden und Schwimmblattvegetation von Flachwasser- Strandbadbetreiber die Möglichkeit, bei der zonen ist für viele Fischarten als Laichplatz zuständigen Bezirksverwaltungsbehörde und Kinderstube von großer Bedeutung. einen entsprechenden Antrag zum Mähen Passenderweise heißen die Potamogeton- von Unterwasserpflanzen zu stellen. Mit Arten auch „Laichkräuter“. Ein großer Teil der Ausnahmegenehmigung wird festge- des Sauerstoffs in stehenden Gewässern legt, unter welchen Bedingungen die Unter- stammt von den Wasserpflanzen. Das Feh- wasserpflanzen zu schneiden sind. Beach- len oder Vorhandensein von aquatischer tet werden muss, dass kleinflächige Areale Vegetation hat direkte und indirekte Auswir- vorzugsweise händisch zu mähen sind. kungen auf Sichttiefe, Sauerstoffgehalt, Al- Zum Mähen von großen Flächen wird vom genbildung, und Nahrungsnetze, um nur ei- Land Kärnten ein Mähboot zur Verfügung nige zu nennen. Als Konkurrent um den es- gestellt. Generell gilt, dass eine Reduzie- sentiellen Pflanzennährstoff können Mak- rung der Wasserpflanzen nur in dem Aus- rophyten das Wachstum von Algen erheb- maß erfolgen darf, als es für Badezwecke lich beeinflussen und somit zur Transpa- unbedingt erforderlich ist. renz eines Sees beitragen. In der Badesaison 2019 wurden mit dem Wasserpflanzenbestände stellen wertvolle Mähboot des Landes Kärnten wie 2018 nur Lebensräume mit zum Teil geschützten an zwei Gewässern mit stark verkrauteten und gefährdeten Pflanzen- und Tierarten Stellen Wasserpflanzen bis in maximal dar. Daher ist das Ausreißen und Abmähen sechs Meter Wassertiefe geschnitten, wo- von Wasserpflanzen an Kärntner Seen bei das Mähgut am Ufer gesammelt und grundsätzlich untersagt. nach rund 24 Stunden entsorgt wurde. Das Mähgut wird zuerst am Ufer abgelagert, da- Mitunter wird aber ein dichter Unterwasser- mit Wassertiere wie beispielsweise die Lar- pflanzenbestand von vielen Badegästen ven der Libellen aus dem Schnittgut ins als störend empfunden. Sie erschweren Wasser kriechen können. bzw. beeinträchtigen den Seezugang bis zum Erreichen der Schwimmtiefe, das An- Die Abb. 10 zeigt die jährlichen Betriebs- geln oder sie verfangen sich in Schiffs- stunden des Mähbootes ab dem Jahr 2003. schrauben. Das Mähboot war in diesem Zeitraum zwi- schen minimal 17 und maximal 232 Stun- Um Nutzungskonflikten vorzubeugen, den im Jahr, also insgesamt mit rund 1.957 wurde in der Vergangenheit an vereinzelten Stunden im Einsatz. Die Verringerung der sehr pflanzenreichen Seen des Landes das Einsatzzeiten des Mähbootes an den Mähen der Unterwasservegetation im Be- Kärntner Seen kann einerseits auf das dau- reich der Seezugänge zum Zwecke des Ba- erhafte Fernbleiben von Wasserpflanzen in dens auf kurzem Wege gestattet. Durch ge- den Badebereichen oder andererseits auf zieltes Mähen sollten die Bestände der Un- die gesetzten Maßnahmen zum Schutz der

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Unterwasserpflanzen zurückgeführt wer- im Vergleich zu den Jahren 2017 bis 2019 den. Der Zeitraum des Mähbooteinsatzes angeführt. und die Betriebsstunden sind in der Tab. 8

Abb. 10: Betriebsstunden des Mähbootes ab 2003.

Tab. 8: Betriebsstunden des Mähbootes im Vergleich von 2016 bis 2018. See 2019 2018 2017 Zeitraum Betriebs- Zeitraum Betriebs- Zeitraum Betriebs- stunden stunden stunden Afritzer See 27.-28.Jun 13,5 Schlossteich Dornbach 17. Okt 6 19. Jun 7 Rauschelesee 8. Mai 6 11.-14. Jun 6,5 Pressegger See 23.-25. Sep 11 9.-13.Jul 27 7.-12. Jun 22,5 Schlossteich Keutschach 1. Dez 5 St. Urban See 29.-30. Mai 12,5 Betriebsstunden gesamt: 17 39,5 60,5

Bleistätter Moor – Ossiacher See hatte sich der Wasserspiegel in den Be- Um die Stoffeinträge der Tiebel in den Os- cken dem Seewasserstand angepasst. Die siacher See zu vermindern, wurden die Ab- Tiebeldammöffnungen wurden im Novem- setzbecken links- und rechtseitig der Tiebel ber 2017 errichtet. Während sie im Aus- im Bleistätter Moor errichtet und im Novem- strömbereich der Absetzbecken geöffnet ber 2018 fertiggestellt. Andere mit dem Pro- blieben, wurden die Tiebeldammöffnungen jekt verbundene Ziele waren die weitere Si- an den Einleitstellen nahe der Landes- cherung der landwirtschaftlichen Nutzung straße L50 mit großen Steinen verschlos- von Moorflächen durch Errichtung eines sen, sodass die Becken ab diesem Zeit- neuen Pumpenhauses, die Verbesserung punkt je nach Wasserstand der Tiebel ge- des Hochwasserschutzes sowie die Schaf- ringfügig durchströmt wurden. Mit der Räu- fung von wertvollen Lebensräumen. mung der Einströmöffnung und der Errich- tung des Tiebelquerdammes floss ab dem Gleich nach dem Abstellen der alten Pum- 20. November 2018 die Tiebel zur Gänze pen am 1. März 2017 begann ein engma- durch die Absetzbecken. schiges Untersuchungsprogramm an meh- reren Messstellen in der Tiebel und in den Vom insgesamt 600 Hektar umfassenden Absetzbecken Nord und Süd. Auch im Os- Bleistätter Moor werden seit Errichtung der siacher See fanden regelmäßig Untersu- Absetzbecken nach wie vor 155 Hektar Pol- chungen statt. Bis etwa Mitte Juli 2017 derflächen (zuvor 220 Hektar) künstlich mit- tels Drainagen entwässert. Das jetzt noch

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anfallende Drainagewasser wird vom sehr nährstoffreich und sauerstoffarm. Eine neuen Pumpenhaus, gelegen an der Lan- Verbesserung der Sauerstoffsituation trat desstraße L50, in die Tiebel gepumpt. mit der herbstlichen Abkühlung und der da- Dadurch werden auch künftig mit dem Drai- mit verbundenen Wasserzirkulation ein. nagewasser große Mengen an Phosphor Ebenso war ein Rückgang des Nährstoffes und Stickstoff verfrachtet. Durch die Ab- Phosphor im Herbst zu beobachten. Da- setzbecken werden nun der Nähr- und be- raufhin wurde der Errichtung der Ein- und sonders der Schwebstoffeintrag in den Os- Ausströmöffnungen an den Tiebeldämmen siacher See herabgesetzt. Wie rasch der mit der Auflage, die Einlauföffnung wieder Ossiacher See auf diese Veränderungen zu verschließen, zugestimmt. 2018 kam es reagiert, wird vom Kärntner Institut für trotz Verschluss der Einlauföffnungen zu ei- Seenforschung (Abt. 8 Umwelt, Energie ner geringfügigen Durchströmung der Ab- und Naturschutz) beobachtet. setzbecken, was zur Verringerung der Nährstoffparameter insbesondere des Ge- Aus gewässerökologischer Sicht war eine samt-Phosphors beigetrug (Abb. 11). Im Reduzierung der Nährstoff-Konzentratio- November 2018 waren die Voraussetzun- nen in den Absetzbecken abzuwarten, ehe gen in Bezug auf die Wasserqualität der die Tiebel zur Gänze über die Absetzbe- Absetzbecken günstig, sodass die Maß- cken umgeleitet wurde. Aus diesem Grund nahmen zur gänzlichen Einleitung der Tie- sind von der Errichtung der Becken bis zum bel in die Absetzbecken vorgenommen Anschluss der Tiebel rund zwei Jahre ver- wurden. Seit 20. November 2018 teilt sich gangen. die Tiebel nahe der Landesstraße L50 und Zu Beginn der Beobachtung im Frühjahr durchfließt die beiden Absetzbecken im 2017 war das Wasser in den Becken be- Bleistätter Moor. sonders während der warmen Jahreszeit

Abb. 11: Vergleich der Gesamt-Phosphor-Konzentration (µg/l) und Sauerstoffsättigung (%) im Absetzbecken Süd und Nord.

Wesentlich für die Fertigstellung der bauli- der Nährstoffkonzentrationen im Ossiacher chen Maßnahmen im Sanierungsprojekt See führt. Dazu wurden 2018 die Jahres- Ossiacher See – Bleistätter Moor war, dass mittelwerte der Tiebel inklusive der Pump- die Anbindung der Absetzbecken an die wässer mit denen der Absetzbecken vergli- Tiebel zu keiner nennenswerten Erhöhung chen (Tab. 9).

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Tab. 9: Vergleich ausgesuchter Parameter von welche sich bei genauerer Betrachtung als Tiebel inkl. Pumpwässer und Absetztbecken. natürliche Erscheinungen an Stillgewäs- 2018 MW MW Parameter Tiebel Becken sern herausstellten. Im jahreszeitlichen Kreislauf und je nach der jeweiligen Wetter- Gesamt-Phosphor [mg/l] 0,102 0,063 Phosphat-Phosphor [mg/l] 0,039 0,005 situation kommt es in Gewässern immer Ammonium-Stickstoff [mg/l] 0,495 0,070 wieder zu Prozessen (Nährstoffumvertei- Nitrat-Stickstoff [mg/l] 0,921 0,526 lungen), die letztendlich für diese „Beson- Abfiltrierbare Stoffe [mg/l] 20,246 14,895 deren Ereignisse“ verantwortlich sind. TOC [mg/l] 4,599 3,765 BSB5 [mg/l] 0,995 3,238 Mitte Februar beobachtete eine Spazier- Die Ergebnisse veranschaulichen, dass im gängerin eine blutrote Färbung der Gewäs- Jahr 2018 die mittleren Konzentrationen an seroberfläche im Uferbereich des Wörther- Gesamt-Phosphor, Phosphat-Phosphor, sees und entnahm eine Probe zur Analyse. Nitrat-, Ammonium-Stickstoff, Abfiltrierbare Die mikroskopische Analyse des stark rot Stoffe und Gesamtorganischer Kohlenstoff gefärbten Wassers zeigte ein massenhaf- (TOC) in den Absetzbecken deutlich gerin- tes Vorkommen von Planktothrix rube- ger waren als die für diesen Zeitraum er- scens, der sogenannten Burgunderblut- rechneten Konzentrationen der Tiebel. Ein- alge, die saisonal zu einer Rotfärbung des zig beim Parameter BSB5, biochemischer Wassers, mitunter auch des Eises führen Sauerstoffbedarf, war es umgekehrt. Hier- kann. bei ist anzumerken, dass der BSB5 eines stehenden Gewässers im Regelfall höher ist als in Fließgewässern. Im Jahr 2019, in dem die Tiebel bereits gänzlich über die Absetzbecken floss, war es wichtig festzustellen, ob durch die Be- cken eine Rückhaltefunktion von Nähr- und Schwebstoffen gegeben ist. Dazu wurden die Werte der Tiebel vor den Absetzbecken inklusive der Pumpwässer mit denen der Tiebel nach den Absetzbecken bzw. vor der Mündung in den Ossiacher See verglichen Abb. 12: Planktothrix rubescens (Foto: KIS). (Tab. 10). Dieses Phänomen tritt sehr häufig in der Tab. 10: Vergleich Tiebel inkl. Pumpwässer vor und kühleren Jahreszeit, besonders nach Eis- nach den Absetztbecken. und Schneeschmelze im Wörthersee auf 2019 Tiebel Tiebel und wird von Beobachtern leicht als „Ver- vor nach Parameter Becken Becken unreinigung“ interpretiert. Gesamt-Phosphor [mg/l] 0,066 0,048 Anfang März war am Längsee ein Oberflä- Phosphat-Phosphor [mg/l] 0,035 0,005 chenfilm zu beobachten. Die analysierte Ammonium-Stickstoff [mg/l] 0,332 0,077 Nitrat-Stickstoff [mg/l] 0,807 0,698 Probe bestand hauptsächlich aus Plank- Abfiltrierbare Stoffe [mg/l] 8,611 16,1 tothrix rubescens, derselben fädigen Blau- TOC [mg/l] 3,413 3,309 algenart, die auch im Februar am Wörther- BSB5 [mg/l] 1,659 1,954 see beobachtet wurde. Nach dem Schmel- Bei den Parametern Gesamt-Phosphor, zen der Eisdecke wurde mit einsetzender Phosphat-Phosphor, Ammonium- und Nit- tiefgreifender Durchmischung des Sees un- rat-Stickstoff und beim TOC waren die ter anderem dieses rötlich gefärbte Werte der Tiebel vor den Becken deutlich Cyanobakterium an die Oberfläche ver- höher als danach. Nur bei den abfiltrierba- frachtet. Die Probe war durch die Tätigkeit ren Stoffen war es umgekehrt. Hier war der von saprophytischen Pilzen, die organische Wert vor der Mündung in den Ossiacher Substanz abbauen, bereits weißlich ge- See doppelt so hoch. färbt. Besondere Ereignisse Im Jahr 2019 wurden an den Kärntner Seen wieder einige Besonderheiten gesichtet,

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Ende Oktober war am Klopeiner See ein dunkler, ölhaltiger Film an der Gewässer- oberfläche aufgetreten. In der gezogenen Probe wurden mit Häufigkeitsstufe 4 von 5 spiralartig gewundene Fäden von Blaual- gen (Cyanophyceae) der Gattung Anaba- ena nachgewiesen. Weitere Cyanobakte- rien-Arten wie Microcystis flos-aquae und Woronichinia naegeliana kamen in wesent- lich geringeren Mengen vor („selten“). Zwischen den Blaualgenfäden traten regel- mäßig (Häufigkeit 3 – 4) die auffallend Abb. 13: Von saprophytischen Pilze zersetzte orangebraunen Kolonien der Trauben- Plankthotrix rubescens (Foto: KIS). Grünalge Botryococcus braunii auf. Diese Mitte Juni waren, ebenfalls am Längsee, Grünalgen-Art kommt im Plankton von eher großflächig und wolkenförmig schwarze nährstoffärmeren Gewässern vor. Die jun- Punkte im Seewasser zu sehen. Diese wur- gen Zellen dieser Alge sind vorerst grün ge- den durch ein Massenauftreten des pur- färbt. Mit der Zeit bilden sie neben Stärke purn bis violett gefärbten Trompetentier- auch ein rötliches Öl, wodurch sich die Zel- chens, Stentor amethystinus, hervorgeru- len gelbbraun bis orangerot verfärben. fen. Diese Ölkugeln können fast die ganze Zelle ausfüllen und auch reichlich in den Gallert- Dieser heterotriche Ciliat (Wimpertierchen) trichtern vorkommen. Infolge ihres hohen wird bis zu 0,5 Millimeter groß und ist daher Ölgehaltes steigen die Kolonien zur Was- bereits mit freiem Auge als Pünktchen er- seroberfläche auf und können hier zu Was- kennbar. Trompetentierchen sind ur- serblüten führen. sprünglich festsitzend und haften mit einem Fuß-Organell auf verschiedenen Substra- Die Öltröpfchen werden schließlich ausge- ten in Süßgewässern. Bei Massenvorkom- schieden und abgebaut. Das vermehrte men lösen sie sich ab und kontrahieren sich Vorkommen dieser Algenart könnte für den zu kleinen Kugeln, die dann planktisch le- im Klopeiner See beobachteten, ölartigen ben. Sie ernähren sich von Bakterien sowie Oberflächenfilm verantwortlich gewesen anderen kleinen Einzellern, Ciliaten und sein. Flagellaten, die mit Hilfe des Wimpernkran- zes zur Mundöffnung (Cytostom) transpor- tiert werden. Die rötliche Färbung wird durch pellikuläre Granula verursacht. Die grünlichen Kugeln im Inneren sind Algen, mit denen der Ciliat in Symbiose lebt. Mas- sen von Stentor amethystinus treten gele- gentlich im Frühjahr und Frühsommer in stehenden Gewässern auf, wenn die Nähr- stoff-Konzentrationen leicht erhöht sind.

Abb. 15: Anabaena lemmermannii Foto (KIS).

Abb. 14: Stentor amethystinus (Foto KIS).

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Tabellenverzeichnis Tab. 1: Anzahl Kärntner Seen je Trophieklasse...... 4 Tab. 2: Trophie-Einstufung der Kärntner Seen im Jahr 2019...... 5 Tab. 3: Trophie-Einstufung der Kärntner Seen im 3-Jahresvergleich 2017-2019...... 6 Tab. 4: Ökologischer Zustand – Phytoplankton; 2019 und 3-Jahresmittel 2017-2019...... 7 Tab. 5: Ökologischer Zustand - Allgemein physikalisch-chemische Parameter; 3-Jahresmittel 2017-2019...... 9 Tab. 6: Ökologischer Zustand - Makrophyten und Fische...... 10 Tab. 7: Anzahl 2019 entnommener Proben...... 10 Tab. 8: Betriebsstunden des Mähbootes im Vergleich von 2016 bis 2018...... 21 Tab. 9: Vergleich ausgesuchter Parameter von Tiebel inkl. Pumpwässer und Absetztbecken...... 23 Tab. 10: Vergleich Tiebel inkl. Pumpwässer vor und nach den Absetztbecken...... 23

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Sichttiefenmessung mit Secchi-Scheibe...... 11 Abb. 2: Gesamt-Phosphor-Konzentration (µg/l) und Sichttiefen (m) aller untersuchten Seen 2019...... 12 Abb. 3: Phytoplankton-Biovolumen (mm³/l), Gesamt-Phosphor-Konzentration (µg/l) im Epilimnion (0–max.6m) und Sichttiefen (m) 2019...... 13 Abb. 4: Räumliche Verteilung der Jahresmittelwerte von Lufttemperatur, Niederschlagssumme und Sonnenscheindauer, angegeben als Absolutwerte (links) und als Abweichungen zum jeweiligen Mittelwert in der Referenzperiode 1961-1990 (rechts)...... 14 Abb. 5: Durchschnittliche Oberflächentemperaur aller untersuchten Seen von 1996-2019. ..15 Abb. 6: Mittleres, minimales und maximales Tagesmittel (---) der Wassertemperaturen von 1981 bis 2010 und Tagesmittel von 2019 (rote Linie); von oben: Faaker See, Millstätter See, Weißensee...... 16 Abb. 7: Mittleres, minimales und maximales Tagesmittel (---) der Wassertemperaturen von 1981 bis 2010 und Tagesmittel von 2018 (rote Linie); von oben: Klopeiner See, Ossiacher See, Wörthersee...... 17 Abb. 8: Mittleres, minimales und maximales Tagesmittel (---) der Wasserstände von 1980 bis 2019 und Tagesmittel von 2019 (dunkelblau); von oben: Faaker See, Millstätter See, Weißensee...... 18 Abb. 9: Mittleres, minimales und maximales Tagesmittel (---) der Wasserstände von 1980 bis 2010 und Tagesmittel von 2019 (dunkelblau); von oben: Klopeiner See, Ossiacher See, Wörthersee...... 19 Abb. 10: Betriebsstunden des Mähbootes ab 2003...... 21 Abb. 11: Vergleich der Gesamt-Phosphor-Konzentration (µg/l) und Sauerstoffsättigung (%) im Absetzbecken Süd und Nord...... 22 Abb. 12: Planktothrix rubescens (Foto: KIS)...... 23 Abb. 13: Von saprophytischen Pilze zersetzte Plankthotrix rubescens (Foto: KIS)...... 24 Abb. 14: Stentor amethystinus (Foto KIS)...... 24 Abb. 15: Anabaena lemmermannii Foto (KIS)...... 24

Herausgeber: Amt der Kärntner Landesregierung Abt. 8 – Umwelt, Energie und Naturschutz UAbt. Geologie und Gewässermonitoring KIS – Kärntner Institut für Seenforschung Kirchengasse 43, A-9020 Klagenfurt am Wörthersee

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