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Year: 2020

Aktuelle Ereignisse in der Schweizer Medienarena

Udris, Linards

Abstract: Die Schweizer Medienarena ist in einer schwierigen Transformationsphase. Für viele Schweizer Medienhäuser hat sich der Trend der lange anhaltenden Ressourcenschwäche, die auch mit dem Aufstieg der globalen Tech-Intermediäre zusammenhängt, zusätzlich durch die aktuelle Corona-Pandemie und die damit verbundenen Werbeverluste verstärkt. Im Zuge dieser Entwicklungen ordnet sich das Verhältnis zwischen den Akteuren im Schweizer Medienmarkt neu. Die Medienjahre 2019 und 2020 stehen im Ze- ichen vermehrter Kooperation, aber auch neuer Konkurrenzsituationen. Zudem werden medienpolitische Diskussionen befeuert. Die Medienpolitik und (neue) Finanzierungs- und Fördermodelle werden immer stärker daran gemessen, ob und inwieweit sie dieser digitalen Transformation gerecht werden und dem Journalismus zum Überleben helfen.

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Originally published at: Udris, Linards (2020). Aktuelle Ereignisse in der Schweizer Medienarena. In: Forschungszentrum Öf- fentlichkeit und Gesellschaft (fög). Qualität der Medien. Schweiz – Suisse – Svizzera. Jahrbuch 2020. : Schwabe, 115-119. Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft Qualität der Medien 20Jahrbuch 2020

Schwabe Verlag fög – Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft / Universität Zürich 115 VIII. Aktuelle Ereignisse in der Schweizer Medienarena

Linards Udris

VIII.1 Einleitung immer stärker daran gemessen, ob und inwieweit sie dieser digitalen Transformation gerecht werden und ie Schweizer Medienarena ist in einer schwieri- dem Journalismus zum Überleben helfen. Diese Dgen Transformationsphase. Für viele Schweizer Trends werden in diesem Kapitel auf der Grundlage Medienhäuser hat sich der Trend der lange anhalten- von konkreten aktuellen Ereignissen diskutiert. den Ressourcenschwäche, die auch mit dem Aufstieg der globalen Tech-Intermediäre zusammenhängt, zu- sätzlich durch die aktuelle Corona-Pandemie und die VIII.2 Konkurrenz und Kooperation damit verbundenen Werbeverluste verstärkt. Im im Wandel Zuge dieser Entwicklungen ordnet sich das Verhält- nis zwischen den Akteuren im Schweizer Medien- ie Schweizer Medienhäuser reagieren unter- markt neu. Die Medienjahre 2019 und 2020 stehen im Dschiedlich auf die strukturelle Krise im Journa- Zeichen vermehrter Kooperation, aber auch neuer lismus. In einigen Bereichen und Phasen verschärft Konkurrenzsituationen. Zudem werden medienpoli- sich der Konkurrenzkampf zwischen ihnen. In wieder tische Diskussionen befeuert. Die Medienpolitik und anderen Bereichen und Phasen kooperieren sie (neue) Finanzierungs- und Fördermodelle werden vermehrt. Laut einer Befragung des Bundesamtes

September 2019 Dezember 2019 Januar 2020 Februar 2020

Neuer Hauptsitz Projekt zum Ringier zurück beim Lancierung TV von Google in Zürich «internationalen Genf» Verband Schweizer Medien

April 2020 Mai 2020 Juni 2020 Juli 2020

Vorschlag des Bundesrates Soforthilfe für die Medien Ankündigung Stellenabbau CH Media und nicht SRG zur Medienförderung bei der NZZ SSR erwirbt Sportrechte 116 VIII. Aktuelle Ereignisse in der Schweizer Medienarena

für Kommunikation (BAKOM) bei Mitgliedern der verkaufte auch die Swisscom im Februar 2020 ihre Schweizer Medienbranche geht die Mehrheit sogar Anteile an Ringier. So konnte der Streit zwischen davon aus, dass Kooperationen in den nächsten Ringier und dem Verband Schweizer Medien bei- Jahren zunehmen werden (BAKOM, 2020). Offenbar gelegt werden. Auch Ringier beteiligt sich an der Di- setzt sich immer mehr die Einsicht durch, dass grosse gital-Allianz. Teile der aktuellen Probleme durch den Aufstieg der Eine zunehmende Konkurrenz gibt es aber im globalen Tech-Intermediäre entstanden sind, die im Rundfunkmarkt. Dieser wird zunehmend unüber- Publikums- und Werbemarkt dominieren und die sichtlich und umkämpft. Dem Trend der Audiovisua- sich in der Schweiz auch vermehrt physisch Präsenz lisierung folgend, investieren Schweizer Medien- verschaffen: Google mit einem grösseren Hauptsitz in häuser, die ursprünglich aus dem Printbereich Zürich (September 2019), an dem unter anderem an kommen, immer mehr in die Produktion von Videos. der Videoplattform YouTube gearbeitet wird, und Dies trifft besonders auf die beiden reichweiten- Facebook mit der Wahl von Genf als Hauptsitz für die starken Marken 20minuten.ch und blick.ch zu, die im Digital währung Facebook Libra (Sommer 2019) und Vergleich zu anderen Medienmarken eher eine un- dem Ausbau der Büros in Zürich für die Arbeit an terdurchschnittliche Medienqualität anbieten. Dies Virtual-Reality-Projekten (Herbst 2019). ist vermutlich kein Zufall: Die professionelle Produk- Ein erstes Beispiel für mehr Kooperation ist, tion von Videos ist teuer, weshalb kleinere Anbieter dass die Schweizer Medienhäuser im Herbst 2019 wie die Online-Start-ups oder Heidi. eine Login-Allianz bzw. Digital-Allianz lanciert ha- keine Videoformate (mehr) anbieten und nur res- ben. Seitdem werden Nutzerinnen und Nutzer der sourcenstärkere Anbieter in Videos investieren. Das Newssites aufgefordert, sich persönlich mit einem beste Beispiel ist Blick TV von Ringier, das im Fe- Login zu registrieren. Damit können die Medien- bruar 2020 lanciert wird und neben einem Live-Feed häuser das Nutzerverhalten besser auswerten und einzelne Videobeiträge produziert, die dann auf Daten gewinnen, die sich auch eher für die Vermark- blick.ch eingebettet werden. Auch die Newssite der tung in der Werbewirtschaft eignen. Aktuell ist für Pendlerzeitung 20 Minuten wird laut Medienmit- Nutzerinnen und Nutzer das Registrieren freiwillig; teilung der TX Group vom Dezember 2019 ab 2020 ab 2021 – wegen der Corona-Pandemie mehrere Mo- verstärkt auf das Prinzip «Video first» setzen und nate später als geplant – soll das Registrieren Pflicht mehr Bewegtbilder produzieren. Im Rundfunkmarkt werden. An der Digital-Allianz beteiligen sich nicht mischt 20 Minuten aber auch immer mehr dadurch nur private Medienhäuser, sondern auch die SRG mit, dass es in die Vermarktungsstrategie von Gold- SSR. Diese wird die Aufforderung zum Registrieren bach innerhalb der TX Group eingebunden ist, das ab Herbst 2020 einführen, wenn sie eine neue, einen klaren Fokus auf die Vermarktung von Rund- Sprachregionen übergreifende Digitalplattform vor- funkmedien hat. In einer Broschüre von 20 Minuten stellt. Allerdings wird bei den Digitalangeboten der Advertising AG auf der Website von Goldbach zum SRG SSR auch in Zukunft das Registrieren freiwillig Beispiel werden Werbemöglichkeiten in Autokinos bleiben. aufgezeigt, die im Sommer 2020 stattfinden. Laut Ein zweites Beispiel ist die Rückkehr von Broschüre wird die «Eventserie […] in der ganzen Ringier als Mitglied in den Verband Schweizer Me- Schweiz von 20 Minuten begleitet und intensiv pro- dien im Januar 2020, der unter anderem die grössten motet.» (20 Minuten Advertising AG, 2020). Dies ist privaten Medienhäuser umfasst. Ringier war 2015 im zugleich ein Beispiel für die wachsenden Heraus- Streit ausgetreten, weil sie zusammen mit der SRG forderungen, die Grenzen zwischen klassischer Wer- SSR und Swisscom die Werbevermarktungsfirma bung, «sponsored content» und einer unabhängigen Admeira gegründet hatte. Private Medienhäuser hat- redaktionellen Berichterstattung einzuhalten. Dis- ten vorgeworfen, dass die öffentlich finanzierte SRG kussionen um (vermeintliche) Schleichwerbung ent- SSR und die (teil)staatliche Swisscom durch diesen zünden sich beispielsweise im Juli 2020 nach einem Datenpool Vorteile zulasten der privaten Konkur- Interview von Tennisstar Roger Federer auf SRF und renz erhielten. Nachdem die SRG SSR ihre Beteili- um «native advertising» zum Beispiel im September gung an Admeira 2018 wieder zurückgegeben hatte, 2019 bei der TX Group bzw. Tamedia, als mehr als 117 VIII. Aktuelle Ereignisse in der Schweizer Medienarena

100 Medienschaffende einen Protestbrief an Ver- Unterhaltungssenders 3+ im Oktober 2020 seine leger Pietro schicken. Strategie bestärkt, in der Deutschschweiz ein reich- Eine zunehmend wichtige Rolle im Rundfunk- weitenstarkes Netzwerk im Fernsehbereich aufzu- markt spielt 20 Minuten auch deshalb, weil die TX bauen. Exemplarisch zeigt sich dies im Juli 2020, als Group im November 2019 das konzessionierte Pri- bekannt gegeben wird, dass die SRG SSR ab 2021 vatradio Radio 105 übernimmt und als 20 Minuten keine Livespiele der UEFA Champions League mehr Radio konzipiert. Dies ist bemerkenswert, weil das übertragen wird. Stattdessen werden die bezahl- offenbar eine Strategieänderung ist. Denn 2011 hatte pflichtigen Spiele von Teleclub und die frei emp- Tamedia alle seine privaten Radio- und Fernsehsta- fangbaren Spiele neu von CH Media über die Sender tionen verkauft. Der Neueinstieg in den Rundfunk- 3+ und TV24 sowie über Teleclub Zoom ausgestrahlt. markt über die Marke 20 Minuten ist als Zeichen zu sehen, dass crossmediale Strategien wieder an Be- deutung gewinnen. Crossmediale Strategien sind VIII.3 Ressourcen im Journalismus auch bei CH Media klar ersichtlich, das sein Angebot und Medienförderung an Radio- und Fernsehsendern laufend umbaut, diese um Digitalkanäle ergänzt und zu trimedialen An- ie Ressourcenlage im Journalismus verändert geboten bündelt. So startet im März 2020 in der Dsich wegen des digitalen Strukturwandels lang- Zentralschweiz das gebündelte Angebot Pilatus fristig und wegen der Corona-Pandemie auch kurz- Today , an dem der Privatfernsehsender Tele 1 und fristig. Tendenziell stehen dem Journalismus immer das Privatradio Radio Pilatus beteiligt sind. weniger Ressourcen zur Verfügung (vgl. Kapitel XII). Der Kampf um die knapper werdenden Res- Dies zeigt sich an den Ankündigungen, dass Kurz- sourcen im Werbe- und im Publikumsmarkt zeigt arbeit eingeführt wird und Stellen abgebaut werden, sich weiter an den Diskussionen um das zeitversetz- Produktionsabläufe zentralisiert werden müssen te Fernsehen (Replay-TV) und um Sportübertragun- oder dass ganze Titel eingestellt werden (vgl. auch gen. Mit dem Angebot von Replay-TV schränken die Albrecht et al., 2020 und Bühler & Moser, 2020). Kabelnetzbetreiber wie UPC, Sunrise und Swisscom Dazu gibt es mehrere Beispiele: Im März und April und die aufstrebenden Weiterverbreiter wie Zattoo 2020 geben die grösseren Medienhäuser SRG SSR, (seit 2019 mehrheitlich im Besitz der TX Group) und TX Group, CH Media, NZZ Mediengruppe und Ringier Wilmaa (im Juni 2020 von Sunrise gekauft) die bekannt, dass sie wegen der Corona-Pandemie Kurz- Werbeeinnahmen sowohl von öffentlichen als auch arbeit einführen. Das heisst, dass der Staat vorläufig von privaten Rundfunkproduzenten ein. Nach lan- einen Teil der Lohnkosten übernimmt. Im Juni 2020 gem Streit einigen sich die Beteiligten im Juni 2020 kündigt die NZZ Mediengruppe, die mit der NZZ und darauf, dass Werbung im Replay-TV nicht automa- der NZZ am Sonntag Medientitel von überdurch- tisch übersprungen werden darf. Noch nicht definitiv schnittlicher Qualität im Portfolio besitzt, eine Stra- gelöst ist allerdings das Problem, wie lange die tegieschärfung an, die unter anderem eine Kosten- Sendungen der Rundfunkproduzenten im Replay-TV reduktion von rund 10% und auch einen Stellenabbau gespeichert werden dürfen. Hier akzeptiert die SRG in den Redaktionen vorsieht. Im Mai 2020 gibt auch SSR die jüngste Branchenlösung nicht, die eine Ar- das Onlineportal nau.ch bekannt, rund ein Fünftel chivierung von 14 Tagen vorsieht. der Stellen in der Redaktion zu streichen. Im Bereich des Sports treten die Kabelnetz- Zentralisierungstendenzen, die der Kosten- betreiber UPC und Swisscom mit eigenen Angeboten reduktion dienen, zeigen sich neben den zuneh- wie UPC MySports und Teleclub Zoom in Konkurrenz, menden Mantelredaktionen bei privaten Medien vor allem zur SRG SSR. Sie sind nicht nur Konkur- (vgl. Kapitel XIII.3), durch die früher eigenständige renten, weil sie eigene Sendungen ausstrahlen, son- Redaktionen schrumpfen, auch bei der SRG SSR. dern weil sie die zunehmend teuren Sportrechte in Der öffentliche Rundfunk zentralisiert weitere Teile den publikumsattraktiven Sportarten Fussball und der Produktion in Zürich (auf Kosten von ) und Eishockey erwerben. Dazu kommt die neue Konkur- in Lausanne (auf Kosten von Genf). Im Dezember renz von CH Media, das mit dem Kauf des Schweizer 2019 zum Beispiel genehmigt der Verwaltungsrat der 118 VIII. Aktuelle Ereignisse in der Schweizer Medienarena

SRG SSR den Kredit für den Bau eines neuen Produk- Nachrichtenagentur. In den ersten Diskussionen und tionszentrums auf dem Gelände der EPFL, das die (Vor-)Entscheidungen im Parlament im Sommer früheren Standorte von RTS in der Suisse romande 2020 stösst die indirekte Presseförderung auf mehr ersetzen soll. Zustimmung, die Förderung von Online-Angeboten Schliesslich verschwinden sogar ganze Medien- auf mehr Kritik. titel. In erster Linie fällt hier Micro auf, das im Mai Dieser neue Vorschlag des Bundesrates ist als 2020 sein Ende ankündigt. Es war 2018 als Reaktion relativ pragmatische, rascher umsetzbare Massnah- auf das Ende der Printausgabe von Le Matin ins me zu interpretieren, nachdem ein grösseres Geset- Leben gerufen worden. Auch CNN Money Switzer- zesvorhaben, ein Bundesgesetz für elektronische land, 2018 gegründet, wird im August 2020 ein- Medien, in den Vorjahren auf grosse Kritik gestossen gestellt. Diese negativen Entwicklungen sind trotz war. Der neue Vorschlag tangiert die bestehende gegenläufiger positiver Beispiele (z.B. Aufbau von Rundfunkregulierung nicht und geht auch nicht auf Redaktionen bei der Republik oder bei Heidi.News; Fördermodelle im lokalen Raum oder für bestimmte Vergrösserung von Videoteams bei Ringier oder Themen ein. Beides wird in den nächsten Jahren aber 20 Minuten; Plan von watson.ch, einen Ableger in an Dringlichkeit zunehmen. der Suisse romande zu gründen) ein klares Indiz Bei der Rundfunkregulierung zeigen beispiels- für die schwierige Ressourcenlage. weise die crossmedialen Restrukturierungen bei CH Angesichts der schwierigen Ressourcenlage Media und der Verzicht auf die Konzessionsverlänge- nimmt die Zustimmung für medienpolitische Mass- rung im Oktober 2019 (Grossenbacher, 2019), dass nahmen, die eine grössere öffentliche Förderung des die Förderung von Einzelmedien (z.B. Tele 1) zuneh- Journalismus vorsehen, zu. Im Mai 2020 beschliesst mend problematisch wird und Leistungsvorgaben der Bundesrat eine Soforthilfe in Höhe von rund nur mehr schwer zu überprüfen sind. Das crossmedi- 57 Millionen Franken. Diese Soforthilfe ist bemer- ale Angebot besteht zunehmend aus einem Bündel kenswert, denn sie wird an eine Vielzahl von Medien an früher getrennten Medien, die einerseits rechtlich ausgeschüttet und ist – anders als selektive Medien- reguliert und öffentlich mitfinanziert werden (z.B. förderungsmodelle (Puppis & Bürdel, 2020) – kaum Tele 1), und Medien, die rein privat finanziert sind an strukturelle Vorgaben geknüpft. Geld erhalten (z.B. Radio Pilatus). Dass mehrere (nicht gebühren- beispielsweise sowohl Medien von hoher als auch finanzierte) Privatradios im November 2019 freiwil- tieferer Qualität, sowohl reichweitenschwache als lig ihre Konzession zurückgeben, ist bemerkenswert, auch reichweitenstarke Medien, sowohl defizitäre denn in früheren Runden waren die Konzessionen Medienorganisationen als auch Medienhäuser, die sehr begehrt und umkämpft gewesen. Im Bereich des vor der Corona-Pandemie noch einen Reingewinn Privatradios ist also eine weitere Deregulierung zu auswiesen (und eine Dividende ausschütteten), und beobachten. sowohl Rundfunkmedien mit klaren Leistungsvor- Medienförderung findet auch im lokalen Raum gaben (z.B. Konzessionen) wie zum Beispiel Radio und für bestimmte Themen statt, gerade in der Lac als auch Medien ohne solche Vorgaben wie zum Suisse romande. Im Dezember 2019 entscheiden sich Beispiel TeleZüri. , der Kanton Genf und die Stadt Genf für die Während die kurzfristige Soforthilfe Medien in gemeinsame Finanzierung von Journalismus, der das allen Gattungen unterstützt, versucht die langfristi- «internationale Genf» thematisiert. Dieses Projekt ge Medienförderung zunehmend auf eine Unterstüt- wird von der Organisation Geneva Solutions mit zung für Digitalkanäle und eine im Gegensatz zur engen Beziehungen zum Start-up Heidi.News durch- Soforthilfe selektivere Förderung zu setzen. Im geführt. Auch die öffentlich finanzierte RTS wird April 2020 stellt der Bundesrat seine Botschaft zur unabhängig davon ab 2020 dem «internationalen Medienförderung vor. Diese beinhaltet neben dem Genf» zusammen mit TV5Monde, Swissinfo und der Ausbau der indirekten Presseförderung eine Förde- Universität Genf diesem Thema mit Projekten mehr rung von rein digitalen Angeboten, die überwiegend Beachtung schenken. Im Januar 2020 gibt der Kan- leserfinanziert sein müssen, eine Förderung von IT- ton Waadt bekannt, in den nächsten fünf Jahren rund Infrastruktur und eine Förderung einer Schweizer 6 Millionen Franken zur Unterstützung des Journa- 119 VIII. Aktuelle Ereignisse in der Schweizer Medienarena

lismus auszugeben. Erstens sollen mehr öffentliche Anzeigen in lokalen Medien geschaltet werden, zweitens sollen Westschweizer Angebote in einem gebündelten Angebot jungen Menschen zur Ver- fügung gestellt werden, die dieses Angebot kosten- reduziert nutzen dürfen. Auch als Teil von Medien- förderung lässt sich die Initiative for Media Innovation verstehen, an der mehrere Westschweizer Medien (z.B. ESH Médias) und Universitäten und Fachhoch- schulen (z.B. HES-SO Valais-Wallis) mitwirken und an der sich auch das BAKOM beteiligt. Seit Oktober 2019 versuchen verschiedene Projekte, Ansätze zur Qualitätssicherung oder zur Medienkompetenz zu entwickeln. Neben der stärker öffentlichen Medien- förderung lassen sich in der Suisse romande aber auch Ansätze von stiftungsbasierten Fördermodellen beobachten. Heidi.News wird zu 5% von der Stiftung Aventinus unterstützt, die laut Meldungen von rts.ch und NZZ im Mai 2020 bzw. September 2020 grosses Interesse habe, Ringier die qualitätsstarke und tra- ditionsreiche Abonnementszeitung Le Temps abzu- kaufen.

Literatur

20 Minuten Advertising AG (2020). Allianz Drive In Cinema. Abgerufen unter https://cdn.goldbach.com/bankai/uploads/allianz-drive-in-cinema- goldbach-2020-2.pdf

Albrecht, P., Blülle, E., & Hamilton-Irvine, B. (3.4.2020). Das tödliche Corona-Paradox in der Medienindustrie. Republik. Abgerufen unter https:// www.republik.ch/2020/04/03/das-toedliche-corona-paradox-in-der-medien- industrie

BAKOM (2020). Medienperspektivbericht. Einschätzungen zu künftigen Entwicklungen in der Medienlandschaft Schweiz. Biel.

Bühler, D., & Moser, C. (2020). Chronologie der Schweizer Medienkonzen- tration. Republik. Abgerufen unter https://www.republik.ch/2020/08/25/ chronologie-der-schweizer-medienkonzentration

Grossenbacher, R. (21.12.2019). Die Vielfalt der Programme nimmt ab, die Meinungsmacht der SRG nimmt zu: Eine Standortbestimmung der Schweizer Radiolandschaft. Neue Zürcher Zeitung, 9.

Puppis, M., & Bürdel, E. (2020). Ländervergleich Onlinemedienförderung. Bericht zuhanden des Bundesamts für Kommunikation. Fribourg, Université de Fribourg.