LANDENTWICKLUNG UND LÄNDLICHE BODENORDNUNG

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NACHRICHTENBLATT Heft 52 / 2011 Landentwicklung und Ländliche Bodenordnung

Nachrichtenblatt Heft 52 / 2011

1 G. Kohlhaas Unterstützung von Premiumwegen durch die Bodenordnung 86

INHALTSVERZEICHNIS J. Pick Moselprogramm – Auswertung des Gemeinde-Checks 90

P. Frowein Perspektiven zur Weinbergssteillagenfl urbereinigung an Nahe Im Blickpunkt: ...... 4 und Mittelrhein 96

T. Mitschang Einsatz von Web-Technologien in der Flurbereinigungsverwaltung J. Lehnigk-Emden Perspektiven zur Weinbergsfl urbereinigung an der Mosel 101 Rheinland-Pfalz 5 M. Schumann Neuregelungen zur Plangenehmigung und Planfeststellung 104

Fachbeiträge: ...... 12 S. Haas Landespfl ege im HPF 107

C. Stoffels A 63 Kaiserslautern-Ost - Mehlingen K. Krämer Vereinfachtes Flurbereinigungsverfahren 112 Unternehmensfl urbereinigung in der Westpfalz 13 J. Oberhofer Ökonomische Anforderungen eines zukunftsfähigen Weinbaus G. Hausmann Hochwasserrückhaltung Wörth-Jockrim-Flächenmanagement H. Kranich an den Zuschnitt von Zeilenlängen und Zeilenbreiten 119 zum Zwecke des Hochwasserschutzes 22 B. Altmayer Verminderung von PSM-Einträgen in Gewässer der Weinbau- A. Haak Unternehmensfl urbereinigung Kruft 25 gebiete durch angepasste Wegegestaltung und Wasserführung 129

T. Burkhard Unternehmensfl urbereinigung Rengsdorf 28 J. Lorenz Hecken, Alleen und Randbepfl anzungen an Wegen und Gewässern 138

R. Greib Unternehmensfl urbereinigungsverfahren Dreis-Brück/ 32 G. Hausmann Pfälzer Spezialiäten 144

T. Mitschang Vorstellung des Unternehmensfl urbereinigungsverfahrens Polder M. Gerner Einzelbetriebliche Investitionsförderung auf sehr hohem Niveau 161 Bodenheim-Laubenheim 36 A. Bont Flurbereinigungen – Gestern, Heute, Morgen 162 J. Savelkouls Pilotprojekt der Dorfi nnenentwicklung des DLR Ortsgemeinde 39 Statistik: ...... 164 C. Platen Pilotprojekt Berschweiler 46

W. Nick Pilotprojekt Dorffl urbereinigung in Winden 49 Publikation: ...... 173

N. Lux Das Pilotverfahren Wehlen 52 T. Alles Flurbereinigung liefert Flächen für Bau der Bundesstrasse B50neu, weiterer Meilenstein erreicht 174 W. Junk Pilotprojekt Flurbereinigung Geiselberg/ Pfalz 55 Rheinischen Bauernzeitung - Individuelle Konzepte sind gefragt 178 J. Schell Landespfl egerisches Monitoring und Effi zienzsteuerung in Partnerbetrieb Naturschutz Verfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz 58

M. Bühl, Verträglichkeitsprüfung in der Flurbereinigung aufgrund des Personelles: ...... 182 T. Groppe geltenden Bundesnaturschutzrechtes 65 E. Henkes Dr. Ingo Fleck zum Gedenken 183 K. Reitz Unterstützung von Premiumwegen durch die Bodenordnung am Beispiel des touristischen Wegekonzepts der Gemeinden „Rund ums Pulvermaar“ 81 Impressum: ...... 184

2 3 EINSATZ VON WEB- TECHNOLOGIEN IN DER FLUR- BEREINIGUNGSVERWALTUNG RHEINLAND-PFALZ *)

Thomas Mitschang, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück

Das Internet ist mittlerweile fester Bestandteil 1. Notwendigkeit, externe Infomationen und IM BLICKPUNKT unseres Lebens geworden. Mit ein paar Klicks Rahmendaten schnell für die Planungsprozesse kann man mittlerweile im Web zu jedem belie- verfügbar zu machen bigen Thema schnell Informationen erhalten. Als technische Verwaltung ist es selbstredend, dass Im komplexen Gebilde des Flurbereinigungspro- auch für die Flurbereinigungsverwaltung die Web- zesses wird die Notwendigkeit immer größer, Technologie ein wichtiges Thema ist, dem wir uns externe Rahmendaten in die Planung zu integrie- stellen. ren. Als aktuelles und anschauliches Beispiel sei die Fülle an Naturschutzinformationen genannt, Aus dieser Motivation heraus möchte ich die die über das System LANIS zur Verfügung gestellt Frage aufwerfen: „Warum ist der Einsatz von Web- werden und die als planungsrelevante Daten in Technologie in der Flurbereinigungsverwaltung die Planungsprozesse einbezogen werden müssen. sinnvoll?“ Um den Austausch raumbezogener Daten näher In diesem Vortrag soll diese Frage anhand fol- zu untersuchen, lohnt es sich einen Exkurs zum gender drei Gesichtspunkte beantwortet werden: Thema „Geodatendienste“ zu machen. Jeder kennt die Mehrwertdienste, die beispielsweise 1. Notwendigkeit, externe Informationen und Google Maps liefert, um z. B. die optimale Rou- Rahmendaten schnell für die Planungsprozesse te zu einem Tagungsort wie Maria Rosenberg in verfügbar zu machen Waldfi schbach-Burgalben zu fi nden. Der Trend der Web-Nutzer solcher Dienste geht allerdings 2. Effi ziente Möglichkeit, Wissens- und Erfah- heute über solche passiven Anwendungen hinaus. rungsaustausch zu realisieren Die bisherigen sogenannten „WEB 1.0“-Anwen- dungen wiesen die Eigenschaft auf, dass wenige 3. Erwartungshaltung des „Kunden“, sich über Bearbeiter Inhalte und Informationen bereit- Web-Technologien an der Flurbereinigung zu stellen, die von zahlreichen passiven Anwendern beteiligen. genutzt werden. Die Zielrichtung orientiert sich allerdings dahin, dass mehr und mehr „WEB 2.0“- Features Anwendung fi nden. „WEB 2.0“ postuliert eine neue Generation des Webs mit veränderter Nutzung und Wahrnehmung. Die Benutzer erstel- len, bearbeiten und verteilen hier Inhalte selbst,

X) Vortrag im Rahmen der Dienstbesprechung in Waldfi schbach-Burgalben, 02.12.2010

4 Nachrichtenblatt Heft 52 Im Blickpunkt 5 unterstützt durch interaktive Anwendungen. Um die Hintergründe solcher Geodatendienste So kann man auf die Gebiete der aktuell angeord- Beispielsweise können die Benutzer sich auf den genauer zu hinterfragen, ist zuerst der Begriff neten Flurbereinigungsverfahren und die zugehö- Google Seiten selbst mit Hinweisen, Bildern, … „Geodaten“ zu defi nieren. Geodaten sind digitale rigen Metadaten zugreifen. einbringen und diese Informationen für andere Informationen, denen auf der Erdoberfl äche eine zugänglich machen. bestimmte räumliche Lage zugewiesen werden kann. Von besonderer Bedeutung für Geodaten Wie man die Möglichkeiten von Geodaten- sind Metadaten, die die eigentlichen räumlichen diensten in unserer Verwaltung nutzen kann, Daten beschreiben. Geodaten gliedern sich in die sieht man am Beispiel des Internetservices der Geobasisdaten, die in der Regel von den Vermes- Agrarmeteorologie, der diese Features nutzt, um sungsverwaltungen der Länder oder den Kom- Informationen über Wetterdaten und die damit munen bereitgestellt werden und die Geofach- verbundenen Messstationen für Nutzer bereitzu- daten, die aus unterschiedlichen raumbezogenen stellen. Fachdatenbanken stammen. Sie werden in einem Geoinformationssystem geführt, das bei inter- netbasierten Systemen durch einen Geobrowser erschlossen werden kann.

Den rechtlichen Rahmen für den Zugang zu Geo- daten, Geodatendiensten und Metadaten schafft das Geodatenzugangsgesetz (Gesetz über den Zu- gang zu digitalen Geodaten – GeoZG). Dieses Ge- setzt dient dem Aufbau einer nationalen Geoda- teninfrastruktur. Die Basis für die Schaffung einer grenzüberschreitenden Geodateninfrastruktur zur erleichterten Nutzung von Daten in ganz Europa ist die europäische Rahmenrichtlinie INSPIRE (In- frastructure for Spatial Information in Europe).

Aber wie fi ndet der Nutzer den Einstiegspunkt zur Nutzung der Geodatenbestände? Hierzu stehen Geoportale zur Verfügung, die die Vermittlungs- und Verbindungsfunktionen für Geodaten über- nehmen.

Das Geoportal GeoPortal.RP (siehe Abbildung „schematischer Aufbau im GeoPortal.RP“ ent- nommen aus dem Nachrichtenblatt der Vermes- sungs- und Katasterverwaltung Rheinland-Pfalz, Heft 3, 3. Quartal 2005) vermittelt den Zugang zu Geodaten unterschiedlicher Quellen und ermög- licht es diese zu kombinieren. Unter anderem sind auch Geometadaten des Zuständigkeitsbereiches des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Land- wirtschaft und Weinbau verfügbar.

6 Nachrichtenblatt Heft 52 Im Blickpunkt Nachrichtenblatt Heft 52 Im Blickpunkt 7 Der Zugriff auf die bereitgestellten Daten erfolgt 2. Effi ziente Möglichkeit, Wissens- und Erfah- nischen Zentralstelle zur Dokumentation und über WMS- und WFS-Dienste. rungsaustausch zu realisieren zum Austausch von Informationen rund um die Fachanwendungsentwicklungen. So werden Be- Unter OGC (Open Geospatial Consortium) kon- Weiterhin kann der Einsatz von Web-Technologie sprechungsprotokolle, Programmierungsdaten, formem WMS (Web Map Service) versteht man den Wissens- und Erfahrungsaustausch innerhalb Installations-, Update- und Lizensierungshinweise einen Standard. Mit Hilfe dieses Dienstes werden der Flurbereinigungsverwaltung effi zient gestal- sowie allgemeine fachanwendungsbezogene The- Geodaten zu einem Rasterbild gerendert und als ten. men dokumentiert und ausgetauscht. Response an den Clienten zurückgegeben. Alle Nutzer, die OGC verstehen, können auf Daten Als aktuelle Anwendung ist hier „WIKI“ zu nennen. Mit Hilfe des landesweit nutzbaren „DLRWiki“ im WMS-Format zugreifen und verteilt liegende WIKI, dessen Name vom hawaiischen Wort für können sich die Mitarbeiter der DLRs über die Kartendienste in einer Anwendung kombinieren. „schnell“ abgeleitet ist, ist ein Hypertextsystem wichtigsten Fachanwendungen informieren. Die Beispielsweise können die Liegenschaftskarte der für Webseiten, bei dem Inhalte nicht nur lesbar, Hilfethemen beispielsweise zu GRIBS und REDAS Vermessungs- und Katasterverwaltung, die digi- sondern online direkt im Browser änderbar sind. sind komplett in diesem WIKI-System hinterlegt. talen Orthofotos, die aus den Sonderbefl iegungen Das Ziel ist es, Erfahrungen und Wissensschatz für die Flurbereinigungsverfahren stammen und kollaborativ auszudrücken (kollektive Intelligenz). Um das DLRWiki von einem reinen Informations- die Verfahrensumringe der Bodenordnungsverfah- Als bekannteste Anwendung gilt die Online-En- system zu einem Austauschsystem auszuweiten, ren der DLR in einer Karte präsentiert werden. zyklopädie Wikipedia. ist es wünschenswert, dass die DLR-Mitarbeiter sich über die Nutzung des Diskussionsfeldes mit Mit einem Web Feature Service (WFS) wird auf In der Flurbereinigungsverwaltung werden ihren Erfahrungen in das System einbringen. Objekte bzw. Sachdaten (vektorbasiert) zugegrif- momentan zwei WIKI-Anwendungen genutzt. fen. Abhängig von der Implementierung kann ne- Das „TZ-WIKI“ dient den Entwicklern der Tech- Die Mitarbeiter der Flurbereinigungsverwaltung ben dem lesenden Zugriff auch ein schreibender können im Umfeld der Berichtswesenwebanwen- Zugriff ermöglicht werden. dung auf die WMS- bzw. WFS-Dienste zurückgrei- fen. Zukünftig soll es ermöglicht werden, WMS- Die GDI-Architektur, die von der Technischen Zen- Dienste auch in das GRIBS-Umfeld einbinden tralstelle implementiert wurde, erfüllt den OGC- zu können. Als erster erfolgreich durchgeführter Standard mittels durchgängig frei verfügbarer Anwendungsfall wurden im Rahmen des Plan- Software. feststellungsverfahrens des Wege- und Gewäs- serplanes im Vereinfachten Flurbereinigungsver- fahren Polder Ingelheim aus LANIS importierte Daten zu Vogelschutz- und Naturschutzgebieten in GRIBS verwendet, um eine Sonderkarte zur Darstellung der geschützten Bereiche zu erstellen.

Dieses Beispiel zeigt anschaulich, wie WEB- Anwendungen externe Informationen für den Planungsprozess im Flurbereinigungsverfahren schnell verfügbar machen können.

8 Nachrichtenblatt Heft 52 Im Blickpunkt Nachrichtenblatt Heft 52 Im Blickpunkt 9 3. Erwartungshaltung des „Kunden“, sich über 4. Fazit: Web-Technologien an der Flurbereinigung zu beteiligen Der Einsatz von Web-Technologien in der Flurbe- reinigungsverwaltung bringt folgende wesentliche Schließlich ist die Erwartungshaltung unserer Vorteile: Kunden, den Teilnehmern und Bürgern, zu nennen, sich über Web-Technologien an unseren Prozessen ■ Erhöhung der Integrität durch bessere Ein- zu beteiligen. Beispielsweise kommt es im Anhö- bindung externer Daten rungs- und Erläuterungstermin zur Wertermitt- ■ Zeit- und Qualitätsgewinn durch bessere lung immer öfter zur Nachfrage, ob man sich die Wissensaustauschmöglichkeiten Wertermittlungskarte auch im Internet ansehen und herunterladen und die diesbezüglichen Ein- ■ Erhöhung der Bürgerfreundlichkeit wände über das Web vorbringen kann. Hier ergibt sich für die Dienstleistungszentren die Notwen- digkeit, dieser Nachfrage zu entsprechen. Die ein- gerichtete Arbeitsgruppe zum Thema E-Govern- 5. Ausblick: ment hat diesbezüglich schon vieles initiiert, und die DLR haben schon einiges davon umgesetzt. Als Zielsetzung für die zukünftige Weiterentwick- Dass die auf den Internetseiten der DLR bereit- lung des Einsatzes von Web-Technologien in der gestellten Informationen stark nachgefragt sind, Flurbereinigungsverwaltung soll gelten, „alle not- belegen die nachweisbaren Zugriffszahlen auf das wendigen Daten vor Ort verfügbar zu machen“. Landentwicklungsportal und die Seiten der einzel- Diese Zielsetzung ist bewusst offen formuliert nen Bodenordnungsverfahren. und je nach Anforderung an den jeweiligen indi- viduellen Arbeitsschritt ist zu defi nieren, welche Daten notwendig sind, wo sie gebraucht werden (z.B. Dienststelle, TG-Vorstandssitzung, Feld, …) und wie die Verfügbarkeit ausgestaltet werden muss.

In Kürze werden die Teilnehmer die Möglichkeit haben, sich über Newsletter der einzelnen Boden- ordnungsverfahren auf dem Laufenden zu halten. Diese Funktionalität wird die Zugriffszahlen si- cherlich weiter erhöhen und führt zu noch mehr Partizipation der Teilnehmer an den Flurbereini- gungsverfahren.

10 Nachrichtenblatt Heft 52 Im Blickpunkt Nachrichtenblatt Heft 52 Im Blickpunkt 11 A 63 KAISERSLAUTERN-OST - MEHLINGEN

Unternehmensfl urbereinigung in der Westpfalz

Christian Stoffels, DLR Westpfalz

1. Einführung FACHBEITRÄGE Im Zuge des Baus der Autobahn A 63, die als all dieser Verfahren, die zwischen dem Auto- überregionaler Verkehrsweg die Region Saar/Pfalz bahnkreuz Alzey und dem Dreieck Kaiserslautern mit dem Rhein-Main-Gebiet verbindet, wurde bearbeitet wurden, bildet das Unternehmensfl ur- in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von Bo- bereinigungsverfahren A 63 Kaiserslautern-Ost - denordnungsverfahren durchgeführt. In der Reihe Mehlingen nunmehr den Schlusspunkt.

Abb. 1 : Die Autobahn A 63 in Höhe der Anschlussstelle Sembach, Blick in Fahrtrichtung Kaiserslautern

2. Der Lückenschluss

Mit dem Bauabschnitt der A 63 zwischen der An- de Mehlingen mit ihren Ortsteilen Baalborn und schlussstelle Sembach und dem Autobahndreieck Fröhnerhof, ein unmittelbar daran angrenzendes Kaiserslautern bewegte sich die Bundesstraßen- Naturschutz- und Natura 2000-Gebiet, erheb- verwaltung als Trägerin der Maßnahme in einem liche Ausgleichsverpfl ichtungen und die Notwen- großen Spannungsfeld. Die Nähe zur Ortslage digkeit großfl ächiger Ersatz-Aufforstungen sowie der rund 3.900 Einwohner großen Ortsgemein- die Interessen der Landwirtschaft und eines vom

12 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 13 Bau betroffenen Sandsteinbruch-Betriebes mach- galt sowohl für Wirtschaftswege als auch für was- 22.03.2000. Bereits einige Monate zuvor, am 3. Der landespfl egerische Ausgleich ten die Trassenfi ndung nicht einfach. Letztlich serwirtschaftliche Maßnahmen und landespfl ege- 19.11.1999, wurde das Unternehmensfl urbereini- war ein Kompromiss erst unter Zuhilfenahme der rische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. gungsverfahren A 63 Kaiserslautern-Ost - Meh- Die Trasse der Autobahn durchschneidet neben Möglichkeiten der Bodenordnung erreichbar. lingen auf Antrag der Enteignungsbehörde vom großen zusammenhängenden Waldfl ächen auch Umfang, Art, Lage, Länge, Breite, Befestigungsart damaligen Kulturamt Kaiserslautern (jetzt: DLR das ca. 400 ha große Naturschutz- und Natura Einerseits wurde aufgrund massiver Intervention und Anschlüsse der landwirtschaftlichen Bau- Westpfalz) eingeleitet. Die Verfahrensfl äche von 2000-Gebiet „Mehlinger Heide“, einen ehema- der landwirtschaftlichen Berufsvertretung und werke und Wege sowie die damit in Zusammen- fast 1.400 ha umfasst landwirtschaftliche Flächen ligen Truppenübungsplatz. Die Zwergstrauch- der Ortsgemeinde Mehlingen der größte Teil der hang stehenden Entwässerungsmaßnahmen stan- in einer Größenordnung von über 700 ha und da- heide, die sich in diesem Gebiet befi ndet, ist mit erforderlichen Ersatz-Aufforstungen aus dem Ge- den somit unter dem Vorbehalt einer etwaigen rüber hinaus ca. 500 ha Waldfl ächen. Über 1.000 einer Größe von etwa 120 ha das drittgrößte Hei- meindegebiet Mehlingen in andere Gemarkungen anderweitigen Festlegung durch den Wege- und Eigentümer sind am Flurbereinigungsverfahren degebiet Süddeutschlands. verlegt. Andererseits wurde im Planfeststellungs- Gewässerplan des Flurbereinigungsverfahrens. beteiligt. beschluss der Straßenverwaltung festgeschrie- ben, dass, soweit es zur Erreichung der Ziele des Auch die landespfl egerischen Flächen konnten aus Flurbereinigungsverfahrens erforderlich wäre, Zweckmäßigkeitsgründen verlegt oder verändert Maßnahmen aus eben dieser Planfeststellung zugeschnitten werden, sofern das landespfl ege- durch die Feststellung des Plans nach § 41 FlurbG rische Gesamtkonzept hierdurch nicht in Frage verändert bzw. aufgehoben werden könnten. Dies gestellt wurde.

Abb. 4: Informationstafel zum Flurbereinigungs- verfahren

Der für das Unternehmen erforderliche Flächen- bedarf betrug etwa 113 ha, wovon 56 ha für die Abb. 2: Die Autobahntrasse im Erdbau Autobahntrasse selbst und rund 57 ha für die Umsetzung der Ausgleichsmaßnahmen benötigt Abb. 5: Mehlinger Heide So konnte der Bau des Lückenschlusses vor den wurden. Über 30 ha dieser Flächen befanden sich Toren Kaiserslauterns schließlich Anfang 2000 be- bereits im öffentlichen Eigentum (dabei handelte Die Ausgleichsverpfl ichtungen und -maßnahmen gonnen werden. Für das ca. 6,6 km lange Teilstück es sich größtenteils um Waldfl ächen der Bundes- des Unternehmensträgers waren vielfältig. Auf- der A 63 wurden rund 73 Millionen Euro an Bau- bzw. der Landesforstverwaltung), etwa 47 ha grund der Durchschneidung des Schutzgebietes kosten veranschlagt. Die Fertigstellung erfolgte konnte die Straßenverwaltung freihändig erwer- waren die Entbuschung großer Heidefl ächen (Ent- im Jahr 2004. Zur feierlichen Eröffnung und Ver- ben, 35 ha wurden über 112 Verzichtserklärungen fernung u.a. von Birken und Kiefern) sowie die Be- kehrsfreigabe am 15. Oktober 2004 erschien ne- gemäß § 52 FlurbG im Rahmen der Bodenord- weidung ein Bestandteil dieser Maßnahmen. Hin- ben Vertretern des Bundesverkehrsministeriums nung auf den Unternehmensträger übertragen. zu kam die Errichtung eines offenen Schafstalls auch der rheinland-pfälzische Ministerpräsident. Ein Landabzug gemäß § 88 Nr. 4 war somit nicht sowie die Anlage von zwei Rundwegen und eines erforderlich. Erlebnispfades sowie das Aufstellen von Infotafeln Grundlage für den Neubau dieses Autobahnab- zur touristischen Erschließung der Heide. schnittes und der dadurch erforderlichen Fol- gemaßnahmen war der bereits oben erwähnte Planfeststellungsbeschluss des damaligen Landesamtes für Straßen- und Verkehrswesen Rheinland-Pfalz (jetzt: LBM Rheinland-Pfalz) vom

Abb. 3: Der Brückenbau

14 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 15 den Ortslagen herauszuholen und um diese her- umzuführen. Sowohl südlich von Mehlingen als auch nördlich und westlich von Baalborn ist dies – teilweise mit sehr viel Überzeugungsarbeit bei den betroffenen Privateigentümern – schließlich doch in einer für alle Seiten sehr zufriedenstellen- den Art und Weise gelungen. Diese Ortsrandwege setzen sich nämlich fort in Wirtschaftswegen, die die landwirtschaftlichen Flächen unmittelbar erschließen und gleichzeitig auch die beiden Orts- teile Mehlingen und Baalborn miteinander, mit der Mehlinger Heide und dem Nachbarort Enken- Abb. 6: Wanderkarte Mehlinger Heide bach-Alsenborn verbinden. Abb. 10: Karte der Nordic-Walking-Strecken Ab Ende August (nach der Blüte der Heide) bzw. bis etwa Mitte März fi ndet man in der Heide nun eine mittlerweile fast 300 Tiere zählende Herde Abb. 7: Infotafel und Pavillon am Heideweg Auch die Planung und Umsetzung von großen von Heidschnucken, Dorperschafen und Ziegen, Wasserrückhaltebauwerken zum Schutz der die – neben der Heide selbst – mittlerweile zu Ortslage Mehlingen war im Rahmen des Flurbe- einem großen touristischen Anziehungspunkt ge- reinigungsverfahrens möglich. Bereits langjäh- rig vorhandenen, allerdings nur bei Starkregen worden ist. 4. Unterstützung der gemeindlichen Entwicklung wiederholt auftretenden Problemen, die durch die zusätzlichen Wegebaumaßnahmen noch ver- Den größten Teil des landespfl egerischen Aus- Obwohl weder die Ortslage von Mehlingen selbst, schärft wurden, konnte so endlich Einhalt gebo- gleichs des LBM machten aber andere, im Verfah- noch die Ortsteile Baalborn und Fröhnerhof am ten werden. Planung und Bau der erforderlichen rensgebiet der Flurbereinigung liegende Maßnah- Verfahren beteiligt waren, ist es gelungen, die Rückhaltebecken erfolgten mit umfangreicher men aus. Diese nahmen größtenteils landwirt- kurz- und mittelfristige gemeindliche Entwicklung Abb. 8: Ortsrandweg bei Baalborn Kostenbeteiligung der Ortsgemeinde in der Bo- schaftliche Flächen in Anspruch und waren durch der gesamten Ortsgemeinde im Rahmen der Bo- denordnung. die straßenrechtliche Planfeststellung festgelegt denordnung umfangreich zu unterstützen. Dieses gesamte Wirtschaftswegenetz kann somit worden. Durch den bereits erwähnten Vorbehalt neben seiner ursprünglichen Zweckbestimmung gelang es mit der Planfeststellung des Wege- und So wurde bereits frühzeitig bei der Planung des gleichzeitig auch optimal für Naherholung und Gewässerplans im Rahmen der Bodenordnung landwirtschaftlichen Wegenetzes in den Orts- Tourismus genutzt werden. So wurden schon vor aber, diese Maßnahmen in Abstimmung mit den randlagen die von Orts- und Verbandsgemeinde dem Bau dieser Wege örtliche Wanderwege, die Naturschutzbehörden an das geplante neue land- erarbeitete gemeindliche Weiterentwicklung be- unter dem Thema „Rätselhafte Zeitzeichen“ teil- wirtschaftliche Wegenetz anzupassen, ohne sie rücksichtigt. Konkret geplante Baugebiete wurden weise völlig neu von der Verbandsgemeinde aus- damit in ihrer Funktionalität zu beeinträchtigen. dabei ebenso beachtet wie die grundsätzlichen, gearbeitet und angelegt wurden, auf dieses neue Die Maßnahmen wurden dazu teilweise verlegt aber noch nicht unmittelbar in Planungen festge- Wegenetz ebenso abgestimmt, wie die Nordic- oder in ihrer Form verändert. An anderen Stellen haltenen Entwicklungsabsichten. Im Ortsrandbe- Walking-Strecken in und um Mehlingen. wiederum konnten sie durch eigene Ausgleichs- reich konnte zudem im Anschluss an eine landes- maßnahmen der Teilnehmergemeinschaft sinnvoll pfl egerische Ausgleichsmaßnahme eine Fläche ergänzt werden. für das gemeindliche Projekt einer sogenannten Hochzeitsallee, auf der frisch Vermählte „ihren“ Schließlich war es auch möglich, mit dem Flurbe- Baum pfl anzen können, bereitgestellt werden. reinigungsplan eine geeignete Fläche in unmittel- barer Nähe der Mehlinger Heide bereitzustellen, Gleichzeitig war es natürlich auch beabsichtigt auf der der Schäfer mittlerweile einen zusätz- und dringend erforderlich, an verschiedenen lichen geschlossenen Schafstall errichtet hat. Stellen den landwirtschaftlichen Verkehr aus Abb. 11: Planung der Rückhaltebecken

Abb. 9: Karte der Wanderwege „Rätselhafte Zeitzeichen“

16 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 17 rungsanordnung erlassen. Lediglich über einen verbliebenen Widerspruch musste letztlich die Spruchstelle entscheiden. Eine Änderung des Flurbereinigungsplans war aufgrund dessen aber nicht mehr erforderlich, so dass im Jahr 2009 die Grundbuch- und Katasterberichtigung durchge- führt werden konnte.

Im Zuge der Neuordnung war es möglich, in wei- ten Teilen des Verfahrensgebietes mit großen Gewannen und Schlaglängen die Voraussetzungen für eine zukunftsfähige Landwirtschaft zu schaf- fen. Die durch den Autobahnbau entstandenen Durchschneidungsschäden wurden behoben und gleichzeitig ein langfristig funktionsfähiges land- wirtschaftliches Wegenetz geschaffen. Die Wege- Abb. 12: Rückhaltebecken während der Bauphase und nach der Fertigstellung befestigungen wurden dabei insbesondere auch auf die Zuckerrübenabfuhr ausgerichtet.

Aus ihrem eigenen Abfi ndungsanspruch konnten diesbezügliche Abstimmungen mit dem LBM. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusam- der Ortsgemeinde schließlich mit dem Flurberei- Nachdem recht schnell Einvernehmen darüber menhang, dass nach langwierigen und zähen Ver- nigungsplan sogar die für die geplante Erweite- bestand, dass ein durchgehender kombinierter handlungen mit dem seinerzeitigen Eigentümer rung des Sportzentrums Mehlingen erforderlichen Weg sinnvoll wäre, und ebenso zügig eine klare der Randweg entlang des ehemaligen amerika- Flächen zugeteilt werden. Kostenvereinbarung zwischen DLR und LBM ge- nischen Militärfl ugplatzes Sembach freigegeben troffen werden konnte, wurde der Weg im Flurbe- und der dort noch vorhandene Einfriedungszaun reinigungsverfahren gebaut. Abb. 14: Grußworte bei der Eröffnung des Rad- geöffnet werden konnte. Dieser durchgängig weges entlang der L 382 schwer befestigte Weg, der sich in einwandfreiem 5. Weitere Infrastrukturmaßnahmen Zustand befand und auf den folgenden Karten (Abb. 15 und 16) gut zu erkennen ist, konnte so in Neben dem Lückenschluss der Autobahn A 63 das landwirtschaftliche Wegenetz eingebunden erfolgte im Bereich des Flurbereinigungsgebietes werden. auch der Bestandsausbau (mit gleichzeitiger Ver- 6. Die Bodenordnung besserung der Linienführung) der Landesstraße L 382 zwischen Mehlingen und Enkenbach-Alsen- Das Unternehmensfl urbereinigungsverfahren A 63 born. Der Landesbetrieb Mobilität konnte beim Kaiserslautern-Ost - Mehlingen wurde Ende 1999 Grunderwerb unterstützt werden. Die Beauftra- eingeleitet. Bereits vor dem Baubeginn der Au- gung einer Schlussvermessung war entbehrlich, tobahn wurde im Trassenbereich und während da die Vermessung vollständig im Rahmen der der Bauphase dann im übrigen Verfahrensgebiet Bodenordnung durchgeführt werden konnte. die Wertermittlung durchgeführt. Gleichzeitig erfolgten Grundbuchvergleich und Legitimation Die Planung des LBM sah entlang der auszubau- der Beteiligten. Die Planung des neuen Wege- enden L 382 auch den Bau eines Geh- und Rad- netzes in enger Abstimmung mit dem Vorstand weges vor, der teilweise – jedoch nur in kurzen der Teilnehmergemeinschaft konnte Anfang 2005 Abschnitten – als kombinierter Geh-, Rad- und zum Abschluss gebracht werden. 2006 wurde der Wirtschaftsweg ausgebaut werden sollte. Da sei- Plan nach § 41 FlurbG durch die ADD festgestellt. tens des Vorstandes der Teilnehmergemeinschaft Im gleichen Jahr wurde der Planwunschtermin und des DLR die Notwendigkeit gesehen wurde, durchgeführt. Mitte 2007 wurde die vorläufi ge auf der gesamten Länge entlang der Landesstraße Abb. 13: Landesstraße L 382 am Ortsausgang von Besitzeinweisung angeordnet, gleichzeitig konnte einen Wirtschaftsweg anzulegen, erfolgten Mehlingen auch der Flurbereinigungsplan vorgelegt werden. Im Herbst 2008 wurde die vorzeitige Ausfüh- Abb. 15 u. 16: Zusammenlegung von Flächen nördlich der Ortslage Mehlingen

18 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 19 Insgesamt wurden ca. 26,5 km neue Wirtschafts- Die Prüfung, ob es im Flurbereinigungsverfah- Landgerichts Frankenthal (Pfalz) wurde schließlich wege (Baukosten ca. 1,6 Mio. Euro) gebaut und rensgebiet adäquate Erweiterungsfl ächen gab, die ein Vergleich geschlossen. Für weitergehende Rekultivierungsmaßnahmen für ca. 300.000 Euro dem Steinbruchbetrieb als wertgleiche Landabfi n- Informationen zu diesem Thema wird auf den durchgeführt. Von den Ausführungskosten in dung hätten zugeteilt werden können, fi el negativ ausführlichen Artikel in der Zeitschrift „Flächen- Höhe von insgesamt 2,4 Mio. Euro wurden aus. Einen Anspruch auf Entschädigung in Land management und Bodenordnung“(Heft 2/2010) 1,7 Mio. Euro als besondere Deckungsmittel sieht das für das Unternehmen geltende Gesetz verwiesen. vom Unternehmensträger übernommen. (hier: FernStrG) nicht vor. Dementsprechend ent- schied die Enteignungsbehörde gemäß § 89 Abs. Das Verfahren A 63 Kaiserslautern-Ost - Meh- 1 FlurbG auf Antrag des DLR, dass der Steinbruch- lingen war eines der Verfahren, anhand deren in betreiber und -eigentümer im Flurbereinigungs- 8. Resümee den Jahren 2006/2007 die Wirkungsanalyse und Abb. 17: Die beanspruchte Erweiterungsfl äche des verfahren in Geld zu entschädigen sei. -prognose für Bodenordnungsverfahren in Rhein- Steinbruchbetriebes Am Unternehmensfl urbereinigungsverfahren land-Pfalz entwickelt wurde. Schon damals war zu Die Entscheidung über die Höhe der Geldentschä- A 63 Kaiserslautern-Ost - Mehlingen zeigt sich erkennen, dass der Nutzen des Verfahren, soweit digung lag somit bei der Flurbereinigungsbehörde exemplarisch, in welcher Vielzahl von Themen- er monetär zu ermitteln war, deutlich über den (§ 89 Abs. 2 FlurbG). Die Festsetzung erfolgte auf gebieten die Bodenordnung unmittelbar oder entstehenden Kosten liegen würde (Nutzen-Kos- Grundlage der bereits während des Verfahrens bei unterstützend tätig werden kann, um Konfl ikte ten-Faktor > 2,6). der SGD Süd eingeholten Gutachten und weiterer zu beseitigen und möglichst optimale Lösungen gutachterlicher Stellungnahmen durch einen herbeizuführen, auch wenn sie in ihrem Kern rein umfangreichen Einzelbescheid. Darin wurden die rechtlich eigentlich „nur“ der Verteilung des durch Entschädigungsbeträge für die vorübergehende das Unternehmen verursachten Landverlustes auf 7. Die Entschädigung eines Steinbruchbetriebes und die dauerhafte Flächeninanspruchnahme, das einen größeren Kreis von Eigentümern und der in der enteigneten Fläche vorhandene nicht mehr Vermeidung landeskultureller Nachteile dient. Vom Bau der Autobahn A 63 betroffen war auch gewinnungsfähige Gesteinsvorkommen, die sons- ein Teil der Erweiterungsfl äche eines Sandstein- tigen Betriebserschwernisse und den Aufwuchs in Dabei ist bei weitem nicht nur die rein fachliche werkes. Etwa 1,1 ha dieser Vorratsfl äche wurden ihrer Höhe festgesetzt und ausführlich begründet. Arbeit gefragt, vielmehr ist oftmals – aber natür- für den Straßenbau dauerhaft in Anspruch ge- Die Gesamtsumme lag weit unter der Forderung lich nicht immer – der offene und konstruktive nommen. Da keine gütliche Einigung mit dem des Eigentümers und zudem auch noch erheblich Umgang mit den Verhandlungspartnern der Eigentümer und Betreiber des Steinbruches unter dem vom Unternehmensträger ursprünglich Schlüssel zum Erfolg. Auch die sehr intensive Aus- erreicht werden konnte, wurde der Straßenbau- angebotenen pauschalen Entschädigungsbetrag. einandersetzung mit völlig fachfremden Themen lastträger bereits im Jahr 1999 durch die Bezirks- Folglich stellte der Steinbruchbetreiber Antrag auf ist manchmal erforderlich, macht die eigentliche regierung Rheinhessen-Pfalz (jetzt: SGD Süd) als gerichtliche Entscheidung. Im Rahmen der münd- Aufgabe aber umso reizvoller. Enteignungsbehörde in den Besitz der für den Bau lichen Verhandlung vor der Baulandkammer des erforderlichen Flächen eingewiesen. Seitens der SGD Süd wurde in der Folge im Rahmen eines Enteignungsentschädigungsverfahrens versucht, eine einvernehmliche Lösung herbeizuführen. Es wurden als Grundlage für die Ermittlung der gesamten Entschädigungshöhe verschiedene Gut- achten beauftragt. Mehrere pauschale Entschädi- Abb. 18: Der Steinbruch gungsangebote des LBM wurden von der Gegen- seite ausgeschlagen. Da die betroffene Fläche im Bereich des laufenden Flurbereinigungsverfahrens lag, ging das Verfahren schließlich auf das DLR Westpfalz als Flurbereinigungsbehörde über.

20 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 21 Eines davon ist das Unternehmensfl urbereini- gungsverfahren Hochwasserrückhaltung Wörth- HOCHWASSERRÜCKHALTUNG Jockrim. WÖRTH-JOCKRIM – In diesem Verfahren werden für ■ den Rheinhauptdeich (neu) ca. 35 ha ■ einen Trenndeich ca. 8 ha FLÄCHENMANAGEMENT ZUM ■ landespfl. Ausgleichsflächen ca. 25 ha und ■ einen ungesteuerten Bereich ca. 145 ha ZWECKE DES HOCHWASSER- also in der Summe rund 213 ha Land benötigt. Für die Bereitstellung des erforderlichen Landes SCHUTZES war demzufolge eine großzügige Verfahrensab- grenzung erforderlich. Das Verfahren umfasst 1433 ha Land aus fünf Gemeinden. Rund 2.300 Gerd Hausmann, DLR Rheinpfalz Grundstückseigentümer mit fast 7.000 Flurstü- cken sind beteiligt.

Was ist Hochwasser? Die Folge ist, dass die Hochwasserscheitel immer Mit zusätzlichen Projekten, wie z.B. ein neuer Nach Vorliegen der nach § 87 FlurbG erforder- höher wurden und die Welle steiler ansteigt, also lichen Voraussetzungen wurde das Verfahren am Hochwasser ist in erster Linie ein Naturereignis, der Scheitel wesentlich früher erreicht wird. Deich bei Berg direkt an der französischen Grenze werden am Ende gut ein dutzend Flächenmanage- 23.09.2005 angeordnet mit dem Ziel die Wasser- seine Ursachen liegen in außerordentlichen Nie- wirtschaft kurzfristig nach § 36 FlurbG in den Be- derschlägen und starken Schneeschmelzen. Doch In einem Vertragswerk aus dem Jahre 1984 haben mentverfahren für den Hochwasserschutz am Oberrhein durchgeführt worden sein. sitz und die Nutzung der für den Bau des Polders hat der Mensch durch unbedachte Eingriffe in den sich daher die Französische Republik und die benötigten Flächen, die Deichaufstandsfl ächen natürlichen Wasserhaushalt wie die Begradigung Bundesrepublik Deutschland (Rheinland-Pfalz, bereitzustellen, einen Beitrag zur Ausweisung der der Flussläufe und die Versiegelung großer Flä- Baden-Württemberg und Hessen) dazu verpfl ich- Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu leisten und chen, manches dazu beigetragen, die Gefahren zu tet 226 Mill. m³ Rückhaltevolumen zu schaffen, Nutzungsentschädigungen und Prämienverlusten erhöhen. wobei ca. 44 Mill. m³ auf Rheinland-Pfalz ent- zu regeln und für die Landwirtschaft die Vertei- fallen sollten und Hessen sich lediglich fi nanziell lung des Landverlustes auf einen großen Kreis Besonders am Rhein wurde bereits im 19. Jahr- beteiligt. Aktuell sehen die Planungen insgesamt von Betroffenen vorzunehmen, den Ankauf von hundert durch die Begradigungen durch Tulla der 288 Mill. m³ davon in Rheinland-Pfalz: 62 Mill. m³ Flächen zur Senkung des Landabzuges vorzuneh- Grundstein für die heutigen Probleme gelegt. Ent- vor. men und die agrarstrukturellen Schäden durch das scheidender für die heutige Situation war jedoch neue Bauwerk mit den gesamten zur Verfügung der Staustufenbau: Große Flächen, die immer In Rheinland-Pfalz erstreckt sich das Maßnah- stehenden Instrumentarium zu beseitigen. wieder überschwemmt wurden und somit Hoch- menpaket neben der Bereitstellung von Hochwas- wasser zurückhalten konnten (Rückhaltefl ächen), serrückhaltungen durch Deichrückverlegungen Nach der Anordnung des Verfahrens wurden 180 wurden vom Rhein abgeschnitten. und den Bau von Poldern auch auf die Verstärkung Verzichtserklärungen nach § 52 FlurbG aufge- und Ausbau der Rheinhauptdeiche. nommen. So konnten u.a. ca. 50 ha Abfi ndungs- ansprüche für den Unternehmensträger erworben Aufgrund der topographischen Gegebenheiten werden. 4 vorläufi ge Anordnungen nach § 36 abhängig sind ab dem Binger Loch rheinabwärts FlurbG wurden erlassen und die Wertermittlung derartige Anlagen schlichtweg unmöglich. D.h. die durchgeführt. Maßnahmen konzentrieren sich auf den Rheinab- schnitt zwischen französischer Grenze und eben Und genau an der Wertermittlung ist jetzt die Ver- dem Binger Loch. Etwa die Hälfte der Flussstrecke fahrensbearbeitung hängen geblieben. Bei einem liegt dabei im Dienstbezirk des DLR-Rheinpfalz, so großen Verfahren ist es nicht verwunderlich, aber ca. 80% der Maßnahmen.

22 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 23 dass neben der landwirtschaftlichen Nutzung hoch beziffert werden, zu berücksichtigen. Da der auch andere Nutzungen vorkommen. Abbauberechtigte nicht zwanghaft darauf ange- wiesen ist, die Grundstücke zu erwerben, liegen „UNTERNEHMENS- Zwei Firmen bauen im Flurbereinigungsgebiet die vom Berechtigten gebotenen Preise lediglich Kies ab. Kies ist ein so genannter grundeigener in der Höhe des landwirtschaftlichen Nutzwertes Bodenschatz und gehört somit eigentlich dem und damit erheblich niedriger als die Preise, die FLURBEREINIGUNG KRUFT“ Eigentümer des jeweiligen Grundstücks. Haben für reine Kiesabbaufl ächen zu zahlen wären. Kieswerke nur die früher übliche wasserrechtliche Genehmigung in der Tasche, sind sie daher dar- Demzufolge hatten sich bereits mehrere Grund- Astrid Haack, DLR Westerwald-Osteifel auf angewiesen, dass der Grundstückseigentü- stückseigentümer gegen vollzogene Grundab- mer verkaufen will. Dies ist meist eine Frage des tretungen und Mitgewinnungsentscheidungen Die Ortsgemeinde Kruft liegt im Landkreis Mayen- führt durch die Ortslage von Kruft. Statistische Preises und damit Verhandlungssache zwischen gewehrt. Die Klagen scheiterten zunächst beim Koblenz, in der Verbandsgemeinde Pellenz rd. Erhebungen seitens der Straßenbehörde ergaben, Kiesunternehmer und manchmal widerstrebenden Oberlandesgericht Koblenz, aber aus formalen 13 km nordöstlich von Mayen entfernt. dass täglich rd. 14.500 Fahrzeuge, davon rd. 2000 Grundeigentümern. Gründen. Dies wurde dann in Sachen Grundab- LKWs, durch die Ortslage fahren. Der Bau des Teil- tretung durch das Bundesverwaltungsgericht in Die Bundesstraße B 256 ist Hauptverbindungs- stücks der B 256neu soll somit die Ortslage Kruft Mit einer bergrechtlichen Bewilligung für die Ge- Leipzig überprüft. Diese hat aber am 24.06.2010 trasse zwischen dem Raum Mayen und den von dem starken Durchgangsverkehr entlasten. winnung bergfreier Bodenschätze, die nicht dem den Streit um Förderung des „Rheingolds“ offen Räumen Koblenz, Neuwied und Andernach und Eigentümer des Grund und Bodens gehören, ist gelassen und an das Oberverwaltungsgericht für die Unternehmen vieles einfacher. Die Inhaber Koblenz zur weiteren Sachverhaltsklärung zurück- können sich in letzter Konsequenz die Flächen in verwiesen. Und genau zwischen die Mühlsteine einem Grundabtretungs-Verfahren – auch „berg- sind wir mit unserer Wertermittlung geraten. Der rechtliche Enteignung“ genannt – zur Nutzung Versuch dies über Verkehrswertzonen zu lösen, freigeben lassen. Nun kommt aber im Flurbereini- muss als gescheitert angesehen werden. Die Lö- gungsgebiet auch Gold, welches vor Jahrmillionen sung der Frage wird mit Sicherheit nochmals Ge- aus den Alpen angeschwemmt wurde, in kleinsten genstand eines weiteren Vortrags in den nächsten Mengen, d.h. wenige Milligramm pro Tonne Kies, Jahren sein. vor. Und Gold ist aber im Gegensatz zu Kies ein bergfreier Bodenschatz. Genau nach diesem Recht Ein weiteres Problem wird, so steht zu erwarten, baut ein international tätiger Konzern, wenn man die Planung des Wege- und Gewässernetzes sein. diversen Zeitungsberichten glauben darf, mit Mil- Nicht nur, dass dabei die sich ausdehnenden liarden umsätzen und – gewinnen, im gesteuerten Kiesabbaufl ächen berücksichtigt werden müssen, Bereich des Polders ca. 3 - 5 kg Gold und als Ne- vielmehr ist die Rheinniederung auch ein ökolo- benprodukt 400.000 to Kies ab. gisch hoch sensibles Gebiet mit Schutzstadien unterschiedlicher Ausprägung. Dabei steht zu Von der Bewilligung/Zulassung zum Abbau berg- befürchten, dass die Maßnahmen der Bodenord- freier Bodenschätze unberührt bleiben zunächst nung, auch wenn sie sich nur auf die Beseitigung die grundeigenen Bodenschätze wie Quarz, Kies von agrarstrukturellen Schäden aufgrund des Un- und Sand. Sie gehören weiter dem Grundeigen- ternehmens beschränken, der berühmte Tropfen tümer. Allerdings darf der Abbauberechtigte sie sein können, die das Fass zum Überlaufen bringen mitgewinnen, soweit dies zum Abbau der bewil- können. Es hat sich leider im Lauf der letzten Jahre Abb. 1: Verfahrensgebiet mit Trassenplanung ligten Bodenschätze notwendig ist. Der Grund- immer wieder gezeigt, dass die Planfeststellungen eigentümer kann die Herausgabe der mitgewon- Dritter sich ausschließlich mit den ökologischen nenen grundeigenen Bodenschätze verlangen Folgen der eigenen Planung befassen, der Hand- Die ersten Überlegungen zum Bau dieser Umge- Im Zuge dieser Planungen bzw. der Aufstellung oder sich mit dem Abbauberechtigten auf eine lungsspielraum in der aus der Maßnahme resul- hungsstraße gab es bereits in den 60er Jahren, als des Planfeststellungsverfahrens seitens der Stra- Ausgleichszahlung einigen. Dabei sind die Kosten tierenden Bodenordnung immer kleiner wird oder sich Kruft in der Hochphase der Bimsindustrie be- ßenbehörde für den Bau der B 256n traten die für die Gewinnung und eine Förderabgabe, die sogar nicht mehr besteht. fand. 20 Jahre später gab es die ersten Planungen Ortsgemeinde Kruft zusammen mit der Land- verständlicherweise vom Abbauberechtigten sehr bzgl. der Umgehungsstraße, die jedoch erst gegen wirtschaftskammer an das damalige Kulturamt Ende der 90er Jahre konkretisiert wurden. Mayen mit dem Anliegen heran, zur Vermeidung

24 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 25 von Nachteilen durch den Straßenbau ein Flurbe- senen landespfl egerischen Ausgleichs- und Ersatz- Planungsbüro zurück, was dazu führte, dass die reinigungsverfahren nach § 87 FlurbG einzuleiten. maßnahmen als auch die Neugestaltungsmaß- ursprüngliche Planung aus den Grunderwerbsplä- Nachdem die Straßenbehörde der Einleitung eines nahmen des landwirtschaftlichen Wegenetzes nen veraltet war und umfangreiche Änderungen Bodenordnungsverfahrens zunächst ablehnend ausdrücklich unter dem Vorbehalt der Änderung entlang der Trasse notwendig wurden. Die letzten gegenüberstand, erfolgte nach einigen Verhand- durch das fl urbereinigungsrechtliche Planfeststel- Änderungen zur Straßenplanung erhielt das DLR lungs- bzw. Gesprächsterminen im Dezember lungsverfahren nach § 41 FlurbG gestellt (auch im Juli 2010, wobei bereits Ende August die Be- 2001, auf Antrag der Enteignungsbehörde, die Änderungen bezüglich Wirtschaftswegeüberfüh- kanntgabe des Flurbereinigungsplans erfolgte. Anordnung einer Unternehmensfl urbereinigung rungen, deren Standorte und Dimensionierung). nach § 87 FlurbG. Sollten die Maßnahmen nicht im Sinne der vorge- brachten Einwände im Flurbereinigungsverfahren Ziel des Verfahrens war es, dem Straßenbaulast- nach §87 FlurbG umgesetzt werden können, wäre Abb. 3: Bimsabbau in Kruft träger für den Neubau der B256n das benötigte die Durchführung eines ergänzenden Baurechts- Land im erforderlichen Umfang bereit zu stellen verfahrens seitens der Straße notwendig gewor- und gleichzeitig zum Einen den entstehenden den. Der Planfeststellungsbeschluss der Straße Sofern eine Verlegung des Grund- und Bodens Landverlust auf einen größeren Kreis von Eigen- wurde mit Datum vom 19.04.2004 erlassen und durch das DLR erfolgte, wurden die Bimsvorkom- tümern zu verteilen und zum Anderen die durch erlangte zwei Jahre später, aufgrund einer an- men für den Alteigentümer über die Eintragung das Unternehmen entstehenden Nachteile für die hängigen Klage beim OVG, am 26.08.2006 seine einer beschränkt persönlichen Dienstbarkeit im allgemeine Landeskultur zu vermeiden. Rechtskraft. Grundbuch des neuen Eigentümers gesichert. Bei den Flurstücken, die bereits eine dingliche Si- Die Abgrenzung und damit die Größe des Ver- Von der Änderungsbefugnis der Maßnahmen des cherung im Grundbuch eingetragen hatten, wurde fahrensgebietes mit ursprünglich 578 ha (jetzt Planfeststellungsbeschlusses wurde im Wege- und das Recht auf die neuen Flurstücke in der Lage der 684 ha) wurden in Abstimmung mit der Land- Gewässerplan seitens der Flurbereinigungsbehör- Altfl urstücke übertragen, was von allen betrof- wirtschaftskammer so gewählt, dass bei einem de auch Gebrauch gemacht, so wurde z.B. ein Brü- fenen Teilnehmern auch akzeptiert wurde. Flächenbedarf von rd. 26 ha für das Unternehmen ckenbauwerk in der Dimensionierung (von 4,00 m ein Landabzug in Höhe von max. 5% für alle Teil- auf 4,50 m) geändert, ein weiteres Brückenbau- nehmer erreicht wird. Einem höheren Landabzug werk ist ganz entfallen (stattdessen wurden paral- Ergebnisse hätte die Landwirtschaftskammer ausdrücklich lel zur Umgehungsstrasse weitere Wirtschafts- Abb. 2: Spatenstich für die B256n am 07.12.2009 nicht zugestimmt. Die Verfahrensfl äche selbst wege ausgewiesen) und die landespfl egerischen setzt sich zusammen aus rd. 450 ha Acker-, 90 ha Ausgleichsmaßnahmen wurden komplett neu ge- Insgesamt brauchte kein Landabzug für das Un- Wald-, 2 ha Ortslagen- und 75 ha Gewerbefl äche. plant (Art, Ausführung und Lage, in Abstimmung ternehmen erhoben werden, da sämtliche Flächen mit der zuständigen Straßenbehörde). Berücksichtigung der Bimsvorkommen im Ver- für den Bau der Umgehung angekauft werden fahrensgebiet konnten (Grunderwerb in einer Höhe von rd. 755.000€). Im Falle der grundbuchrechtlichen Planfeststellung der Straße Eine weitere Besonderheit der Unternehmensfl ur- Wahrung der Bimsausbeuterechte gibt es bislang Datenaustausch mit der Straßenbehörde bereinigung Kruft ist die Tatsache, dass es im Ver- lediglich einen Widerspruch, der voraussichtlich Das Projekt „Ortsumgehung Kruft - B 256 neu“ fahrensgebiet noch Teilbereiche gibt, in denen die im Zuge des Verhandlungsweges noch ausge- seitens der Straßenbehörde sah u.a. 3,5 km neue Die ersten Planungen für die neuen Flurstücks- Bimsvorkommen noch nicht abgebaut sind. räumt werden kann. Zudem konnten trotz der Straßenfl äche, 5 Brückenbauwerke und 4 An- grenzen an der Umgehungsstraße beruhten auf vorgenannten Besonderheiten des Verfahrens schlussstellen vor, für ein Kostenvolumen von den Grunderwerbsplänen der Straßenverwaltung, Dennoch sollten diese Flurstücke in der Flurberei- folgende Ergebnisse erzielt werden: nigung neu geordnet werden, was dazu führt, dass insgesamt rd. 14 mio. €. die lediglich vom DLR digitalisiert wurden. Eine ■ Größe der Besitzstücke alt/ neu = 0,48ha/ bei einem Eigentumswechsel die Bodenschätze genauere Planung lag bis zum Zeitpunkt der Be- 1,3 ha Im Anhörungstermin zur Planfeststellung der sitzeinweisung (01.09.2009) nicht vor. Auf Anfra- entsprechend zu berücksichtigen sind und mit den Straße im Jahre 2003 wurden rd. 60 Einwände ge des Planungsbüros seitens der Straßenbehörde Bodenschätzen verbunden noch Ausbeuterechte ■ Gewannlängen alt/ neu = 200m/ 500m erhoben, überwiegend gegen die lagemäßige stellte das DLR im Oktober 2009 die Koordinaten bestehen, die gewahrt werden müssen. ■ Zusammenlegungsverhältnis = 3:1 Ausweisung der landespfl egerischen Ausgleichs- für die Abgrenzung der Umgehungsstraße zur Ver- ■ Landabzug nach § 47 FlurbG = 1 % maßnahmen für die B 256n. Zur Ausräumung der fügung und auf dieser Grundlage fand dann auch Dort, wo die Flurstücke für die Umgehungsstraße vorgebrachten Einwände wurden die im Planfest- die spätere Detailplanung der Straße statt. Im in Anspruch genommen werden, erfolgt eine Ent- ■ Kosten = 964.400 € (zw. AK = 714.400€; stellungsbeschluss der Straßenbehörde ausgewie- Januar 2010 erhielt das DLR erstmalig Daten vom schädigungszahlung seitens der Straßenbehörde. BD = 250.000 €).

26 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 27 ■ und Flächen bei denen eine Bauerlaubnis Probleme in der Feldlage durch die neue Trasse der Eigentümern vorlag UNTERNEHMENS- ■ Starke Betroffenheit einzelner Eigentümer ■ DLR überprüft den Antrag unter Beteiligung in den Feldlagen (Verlust der gesamten der LWK FLURBEREINIGUNG RENGSDORF Eigentumsfl ächen) ■ Starke Betroffenheit der 3 landwirtschaft- Ergebnis: lichen Betriebe in Rengsdorf Theodor Burkard, DLR Westerwald-Osteifel ■ Existenzgefährdung (Gutachten) ■ Unternehmensflurbereinigung ist zulässig ■ von 2 landwirtschaftlichen Betrieben ■ Landbedarf für Umgehungsstrasse kann ■ Zerschneidung der Grundstücke (70) aufgebracht werden ■ und des Wegenetzes (53) ■ Landeskulturelle Mängel können beseitigt werden ■ Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft kann verbessert werden ■ Notwendige Maßnahmen der Landentwick- lung können umgesetzt bzw. vorbereitet werden

Zeitliche Entwicklung vor der Flurbereinigung ■ SGD - Nord stellt am 18.11.05 beim DLR Antrag auf Einleitung einer Unternehmens- ■ Planfeststellungsbeschluss Ende 1999, fl urbereinigung nach § 87 Flurbereinigungs- unanfechtbar am 28.04.2000 gesetz ■ Bauentscheidung Bundesregierung Sommer 2005

■ Grundstücksverhandlungen scheitern Baubeginn noch in 2005 ■ Enteignung wird beantragt am Anschluss der Umgehung Oberbieber ■ Anhörungstermin SGD - Nord 19.10.05 ■ Enteignungsverfahren wird ausgesetzt SGD ■ auf bereits erworbenen Flächen (Gemeinde- prüft ob Unternehmensflurbereinigung be- wald) antragt wird

28 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 29 Zeitliche Entwicklung der Flurbereinigung Verfahrensfl äche LN in den Gemarkungen ■ Aufklärungsversammlung 29.6.2006 Jagdwertminderung und Jagdpachtwert- minderung ■ Flurbereinigungsbeschluss 18.9.2006 ■ Durchführung einer PU Rengsdorf 136 ha (Abschluss Juli 2006) Melsbach 2 ha 26 Widersprüche Jagdgenossenschaft Rengsdorf 33.000 € Einmal- Oberbieber 1 ha 4 Widersprüche an die ADD zahlung ■ Infoveranstaltungen im Rahmen einer Hardert 122 ha 3 Widersprüche an OVG Jagdgenossenschaft Melsbach 9.000 € Einmal- ■ Gemeinderatssitzung bzw. gemeinsam mit Bonefeld 178 ha 1 Widerspruch an BVG Urteil am zahlung der LWK Ehlscheid 91 ha 21.10.2009 (Einleitung und Abgrenzung Niederbreitbach 4 ha sind rechtmäßig) Kurtscheid 144 ha ■ Vorstandswahl 11.12.2006 Geplanter weiterer Ablauf 09.01.2006 Gemeinde Ehlscheid Gesamt 678 ha LN ■ Einleitung Wertermittlung (LN) 28.3.2007 12.01.2006 Landwirte mit LWK ■ Vorläufige Anordnung (§ 36 FlurbG) Abhängig vom Baufortschritt, Bauzeitenplan ist 31.01.2006 Gemeinde Rengsdorf 10.1.2008 bereits zwei mal verlängert worden 02.02.2006 Gemeinde Hardert Verfahrenskennzahlen ■ Ermittlung und Auszahlung von Nutzungs- 07.02.2006 Gemeinde Bonefeld ausfallentschädigungen ■ Wegenetzplanung 2011/12 Verfahrensfl äche: 1069 ha 08.02.2006 Gemeinde Kurtscheid ■ Planwunsch 2012/13 20.02.2006 Gemeinde Melsbach LN-Fläche: 678 ha Grundstücke: 5974 ■ Besitzübergang 2014 Eigentümer: 1866 Nutzungsausfallentschädigungen Katasternachweise: 1829 Kurtscheid, um 1930 übrige Gem. Gebietsabgrenzung Betroffen 2 landwirtschaftliche Betriebe Flurstücksgröße: ca. 0,20 ha Auszahlung seit 2007 jährlich nach Inanspruch- Schlaggrößen: ca. 0,88 ha ■ Flächenbedarf für Umgehung ca. 30 ha LN nahme Betrieb 1 ca. 2000 €/Jahr ■ Bei max. 5% Abzug Mindestgröße 600 ha Betrieb 2 ca. 5000 €/Jahr LN

30 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 31 Besonderheiten in Dreis-Brück / Dockweiler fung von Sukzessionsfl ächen, Erhalt / Entwick- lung von Heiden, Wildäsungsfl ächen, Anlage von UNTERNEHMENSFLURBE- Flächenbetroffenheit durch Neubau der Feldgehölzhecken. Ein Teil dieser naturschutz- BAB1 fachlichen Kompensationsfl ächen kann extensiv landwirtschaftlich genutzt werden. REINIGUNGSVERFAHREN Das Flurbereinigungsgebiet wird sowohl vom 2. Bauabschnitt (AS Adenau (L 10) bis AS Die Art und der außergewöhnlich hohe Umfang (B 410)) als auch vom 3. Bauabschnitt (AS Kelberg der naturschutzfachlichen Kompensations- DREIS-BRÜCK/ DOCKWEILER (B 410) bis AS / (B 257)) der BAB 1 maßnahmen werden wesentlich geprägt durch betroffen. Für den 2. Bauabschnitt der A 1 von der europäische und nationale Vorgaben zum Vogel- Rolf Greib, DLR Eifel AS Kelberg (B 410) bis zur nördlichen Verfahrens- schutz (Vogelschutzgebiete), zum Schutz und zur grenze wurde im Februar 2002 vom damaligen Entwicklung von FFH-Gebieten (Natura 2000- Landesbetrieb Straßen und Verkehr Rheinland- Gebiete) und zum Artenschutz. In diesem Gebiet Pfalz das Planfeststellungsverfahren nach § 17 besonders zu berücksichtigende Leitarten sind Autobahn und Flurbereinigung Prüm vom 10.12.2002 nach § 87 des Flurbereini- Abs. 1 FStrG eingeleitet, für den 3. Abschnitt Wildkatze, Schwarzstorch, Haselhuhn. gungsgesetzes (FlurbG) angeordnet. Das Flurbe- steht die Planung seit 1997 unanfechtbar fest. Die Das Flurbereinigungsverfahren Dreis-Brück / reinigungsgebiet umfasst eine Gesamtfl äche von fl ächenmäßige Betroffenheit der Gemarkungen Dockweiler im Landkreis gehört zu 2.277 ha, davon ca. 1.000 ha LN und ca. 1.100 ha Dreis, Brück und Dockweiler durch die Autobahn den vier Bodenordnungsverfahren, die vom DLR FN. einschließlich der naturschutzfachlichen Kom- Eifel für die schnellere Realisierung des Lücken- pensationsmaßnahmen sowie des Zubringers im schlusses der Autobahn A 1 von Daun-Rengen Die Autobahn A 1 ist eine Infrastruktureinrichtung Zuge der B 410 (neu) stellt sich im Einzelnen wie bis an die Landesgrenze nach NRW durchgeführt von europaweiter Bedeutung. Sie stellt die groß- folgt dar: 230 ha landwirtschaftliche Nutzfl äche wurden bzw. werden, um den entstehenden räumige Fernstraßenverbindung von der Ostsee (LN), das sind ca. 23 % der gesamten LN-Flächen, Landverlust auf einen größeren Kreis von Eigen- bis Saarbrücken und von da weiter nach Frank- werden für die Trasse (11 ha) und für landespfl e- tümern zu verteilen, das Land an der benötigten reich dar. Sie ist Bindeglied einer europäischen gerische Kompensationsmaßnahmen (219 ha) in Stelle auszuweisen und die durch diese Infra- Nord-Süd-Achse. Aber auch für die Eifelregion ist Anspruch genommen. Zusätzlich werden ca. 42 % strukturmaßnahme entstehenden Nachteile für die Schaffung der schnellen Nord-Süd-Verbindung der forstwirtschaftlichen Nutzfl äche (FN), näm- die allgemeine Landeskultur zu beseitigen oder durch den Lückenschluss der BAB 1 von zentraler lich 469 ha, davon 40 ha für die Trasse, 429 ha für abzumildern. Bedeutung insbesondere für die gewerbliche Wirt- Landespfl egefl ächen, in Anspruch genommen schaft und für den Tourismus. bzw. mit landespfl egerischen Festsetzungen be- Das Unternehmensfl urbereinigungsverfahren lastet. wurde mit Beschluss des damaligen Kulturamtes Der Flächenbedarf für die naturschutzfachlich als notwendig angesehenen Kompensationsmaß- nahmen ist etwa 12-mal so hoch wie der Flächen- bedarf für die Autobahntrasse selbst.

Abb. 3: Flächenbedarf für die Autobahn A 1: Trasse in Rot dargestellt Maßnahmentypen der naturschutzfachlichen Naturschutzfachliche Kompensationsfl ächen: Kompensation Eigentum in Grün dargestellt, Nutzungsbeschränkungen auf Bei den landespfl egerischen Ausgleichs- und Privateigentum in Grau dargestellt Ersatzmaßnahmen auf LN- Flächen handelt es sich im Wesentlichen um Laubwald-Neuanpfl an- zungen, Extensivierung von Grünland oder Acker, Neuschaffung von Obstwiesen, Erhalt / Neuschaf-

Abb. 1: Autobahn im Bau Abb. 2: Bau eines Kreuzungsbauwerkes Autobahn - Bundesstraße

32 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 33 Flächenaufbringung tionsmaßnahmen verbleibenden Flächen sollten wie dies das Flurbereinigungsgesetz als Voraus- en, größeren und besser geformten Grundstücke durch die Flurbereinigung nach neuzeitlichen setzung für die frühest mögliche Anordnung bereits gebildet waren. Daher war das dringende Die Flächenaufbringung konnte erfolgen, ohne betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten günstig der Unternehmensfl urbereinigung fordert. Der öffentliche und private Interesse gegeben, die dass ein allgemeiner Flächenabzug zulasten der geformt und zu möglichst großen Grundstücken Planfeststellungsbeschluss für das Unternehmen Besitz- und Eigentumsverhältnisse neu zu ordnen Grundstückseigentümer erforderlich wurde. Denn zusammengefasst werden. Die durch die Auto- muss aber spätestens zum Zeitpunkt der Vorlage und dazu das Verfahren entsprechend § 87 Abs. sehr viele Grundstückseigentümer waren bereit, bahn entstehenden Zerschneidungen und Um- des Flurbereinigungsplanes bzw. zum Zeitpunkt 3 Satz 2 FlurbG in der Verfahrensart umzustellen Flächen an den Straßenbaulastträger zu verkau- wege usw. im Wegenetz sollten so entscheidend der vorläufi gen Besitzeinweisung unanfechtbar und nach § 86 Abs. 1 FlurbG weiter zu führen und fen. Dabei wurden generell die fl urbereinigungs- abgemildert oder gänzlich kompensiert werden. geworden oder für vollziehbar erklärt worden sein. danach alsbald die vorläufi ge Besitzeinweisung mäßige Wertermittlung und der in der Flurberei- Für den Straßenbaulastträger ergaben sich durch Diese Voraussetzung war im Jahr 2008 noch nicht nach § 65 FlurbG zu erlassen. Die Umstellung des nigung allgemein übliche Kapitalisierungsfaktor die Flurbereinigung insbesondere Vorteile in der erfüllt, das Jahr, in dem nach dem Stand des Flur- Verfahrens war deshalb die einzig sinnvolle und angehalten. Es konnten nach § 52 FlurbG insge- Flächenbeschaffung sowie eine weitgehende bereinigungsverfahrens die vorläufi ge Besitzein- mögliche Lösung. Sie wurde am 18.09.2008 ange- samt 166 Verzichtserklärungen verkaufswilliger Einsparung von Entschädigungszahlungen für weisung möglich war. Also musste entweder ordnet. Wegen der Einsicht aller Beteiligten in die Grundstückseigentümer zugunsten des Straßen- Durchschneidungsschäden, Umwege u.ä. Diese auf die Unanfechtbarkeit der straßenrechtlichen zwingende Notwendigkeit der Verfahrensumstel- baulastträgers entgegengenommen werden. Die Überlegungen, denen sich die landwirtschaftliche Planfeststellung gewartet oder eine andere Lö- lung wurden keinerlei Einwendungen gegen diese so bereitgestellte Fläche deckte zusammen mit Berufsvertretung und auch der Straßenbaulastträ- sung gefunden werden. Der erforderliche Grund Umstellung vorgetragen. Die Vorläufi ge Besitzein- den freihändigen Ankäufen durch den Straßen- ger anschlossen, führten dazu, dass sich der Stra- und Boden für die im Flurbereinigungsgebiet gele- weisung erfolgte dann zum 01.12.2008. baulastträger den gesamten Flächenbedarf für die ßenbaulastträger grundsätzlich zur Übernahme genen Teile der Autobahn A 1 und der Bundesstra- Infrastrukturmaßnahme „Autobahn“ ab. der notwendigen fl urbereinigungsmäßigen Aus- ße B 410 (neu) einschließlich der Flächen für die führungskosten bereiterklärte. Welche Anlagen dazu gehörenden naturschutzfachlichen Kompen- und Maßnahmen in diesem Sinne als notwendig sationsmaßnahmen war im Jahr 2008 vom Um- Ergebnisse der Flurbereinigung, Schaffung großer anzusehen sind, wurde anschließend bei der Auf- fang der Flächen her durch Landankäufe gedeckt. Bewirtschaftungseinheiten Ausführungskosten stellung des Wege- und Gewässerplanes mit land- Aus der Sicht der Verteilung des Landverlustes auf schaftspfl egerischem Begleitplan mit den zu be- einen größeren Kreis von Eigentümern war daher In der Flurbereinigung Dreis-Brück / Dockweiler Wegen des enormen Flächenbedarfs einerseits teiligenden Trägern öffentlicher Belange und auch eine Weiterführung des Unternehmensfl urbereini- wurde die durchschnittliche Schlaglänge im LN- und der verstreuten Lage der naturschutzfach- mit dem Straßenbaulastträger erörtert und fest- gungsverfahrens Dreis-Brück / Dockweiler nach Bereich von ca. 130 m auf ca. 380 m vergrößert. lichen Kompensationsfl ächen im gesamten Flur- gelegt und schließlich von der ADD und vom LBM § 87 FlurbG nicht mehr unbedingt erforderlich. Die verbleibenden Hauptwirtschaftswege wurden bereinigungsgebiet andererseits sowie wegen der genehmigt. Damit lag auch die Höhe der vom Der Ausbau der Autobahn A 1 im Planungsab- bedarfgerecht ausgebaut. Ein Flächenabzug war durch diesen hohen Flächenbedarf entstehenden Straßenbaulastträger zu übernehmenden Ausfüh- schnitt 3 hatte bereits begonnen. Auch der Aus- nicht erforderlich, denn alle für die Autobahn hohen landeskulturellen Schäden waren der da- rungskosten fest. Die Flurbereinigung wurde somit bau der in der Flurbereinigung Dreis-Brück / und die naturschutzfachlichen Kompensations- malige Landesbetrieb Straßen und Verkehr (heute für die Grundstückseigentümer kostenbeitragsfrei Dockweiler geplanten und genehmigten gemein- maßnahmen gebrauchten Flächen konnten frei- Landesbetrieb Mobilität - LBM -), die Landwirt- durchgeführt. Allerdings muss dabei gesehen wer- schaftlichen Anlagen war bereits zu großen Teilen händig erworben werden. Ein „Wegebeitrag“ nach schaftskammer und die Flurbereinigungsbehörde den, dass für die weiter wirtschaftenden landwirt- erfolgt. Durch den Eigentumserwerb und durch § 47 FlurbG für gemeinschaftliche Anlagen war zu Beginn der Flurbereinigung Dreis-Brück / Dock- schaftlichen Betriebe (ähnliches gilt für die forst- den Ausbau waren die bisherigen Eigentums- und nicht erforderlich (Zweitbereinigung). Die Anzahl weiler einig, dass diese Infrastrukturmaßnahme wirtschaftlichen Betriebe) die verfügbare LN-Flä- Pachtstrukturen so stark verändert, dass es drin- der Flurstücke wurde von 3.019 auf 1.032 redu- auf das gesamte Flurbereinigungsgebiet einwirkt. che nach Realisierung der Infrastrukturmaßnahme gend erforderlich war, alsbald die neuen Grund- ziert. Für die größeren landwirtschaftlichen Be- „Autobahn“ erheblich verringert ist, so dass diese stücke in Besitz zu nehmen und zu bewirtschaf- triebe konnte ein Zusammenlegungsverhältnis der Vom DLR Eifel wurde argumentiert, dass die Betriebe gezwungen sind, anderweitig Bewirt- ten. Für die betroffenen Grundstückseigentümer Eigentumsfl ächen von 8,4 : 1 (HE-Betriebe) bzw. Wirtschaftswege im gesamten Verfahrensgebiet schaftungsfl ächen etwa in anderen Gemarkungen und Bewirtschafter der landwirtschaftlichen und von ca. 13 : 1 (für HE- und einige NE-Betriebe - in ihrer Lage, in der Wegedichte und im Befes- zu kaufen bzw. zu pachten. der forstwirtschaftlichen Flächen hätte es eine ohne bedingte Abfi ndungen -) erreicht werden. tigungszustand grundlegend verbessert werden wesentliche und noch lange Zeit andauernde müssen, um die Nachteile durch die Autobahn wirtschaftliche Erschwernis bedeutet, wenn sie Zur weiteren Verbesserung des Arrondierungs- (zum Teil) auszugleichen und die drei Gemar- auf den Zeitpunkt des Eintritts der Unanfecht- grades und zur weiteren Bildung und Festigung kungen Dreis, Brück und Dockweiler durch in einer Verfahrensumstellung barkeit des Planfeststellungsbeschlusses für den großer Bewirtschaftungseinheiten wurde an das Zweitfl urbereinigung übliche Wegebaumaßnah- Planungsabschnitt 2 „Adenau - Kelberg“ der Au- Flurbereinigungsverfahren noch ein Nutzungs- men und sonstige gemeinschaftliche Anlagen und Eine weitere Besonderheit war die zeitliche Ab- tobahn A 1 hätten warten müssen. Sie wären dann tauschverfahren angeschlossen, in dem nochmals Maßnahmen für die Zukunft „fi t zu machen“. Die wicklung der Flurbereinigung. Denn im Jahre 2002 gezwungen gewesen, weiterhin ihre alten, unwirt- ca. 165 ha Fläche getauscht und langfristig für die nach Inanspruchnahme durch die Autobahntrasse war das Planfeststellungsverfahren für den 2. schaftlich geformten und zersplittert liegenden landwirtschaftlichen Betriebe als arrondierte Be- und durch die naturschutzfachlichen Kompensa- Bauabschnitt der BAB 1 zwar bereits eingeleitet, Grundstücke zu bewirtschaften, obwohl die neu- wirtschaftungsfl ächen gesichert werden konnten.

34 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 35 Am 01.12.2005 wurde das Unternehmensfl urbe- reinigungsverfahren Polder Bodenheim/Lauben- „VORSTELLUNG DES UNTER- heim nach §87 FlurbG angeordnet, um Nachteile für die allgemeine Landeskultur durch die neu geplante Hochwasserschutzmaßnahme zu ver- NEHMENSFLURBEREINIGUNGS- meiden und den Landverlust auf einen größeren Kreis von Eigentümern zu verteilen. Das Verfah- VERFAHRENS POLDER rensgebiet weist eine Größe von 320 ha auf. Da im Verlauf des Bodenordnungsverfahrens aus- ) reichend Flächen für den Unternehmensträger BODENHEIM-LAUBENHEIM“* durch Verzichtserklärungen gemäß §52 FlurbG bereitgestellt werden konnten, mussten die Pri- Thomas Mitschang, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück vateigentümer keinen Landabzug tragen. Gleich- falls werden die Ausführungskosten des Verfah- rens zu 100% vom Unternehmensträger geleistet. Der Polder Bodenheim/Laubenheim soll mit Die einmalige Entschädigung für die Eintragung einem Rückhaltevolumen von ca. 6,7 Mio. m³ im des Flutungsrechts in das Grundbuch wird im Flurbereinigungsplan geregelt. Die Planvorlage Bei einem durchschnittlichen Zusammenlegungs- Flutungsfall dazu beitragen die Rheinunterlieger verhältnis von 3:1 und Schlaglängen von 500 m vor größeren Hochwasserschäden zu schützen. erfolgte am 13.09.2010, momentan werden die verbliebenen Widersprüche verhandelt. bis 700 m (maximal 790 m), konnten zukunfts- Statistisch wird der gesteuerte Polder fünf mal in gerichtete Rahmenbedingungen für die landwirt- hundert Jahren gesteuert gefl utet, wenn der Pegel schaftlichen Betriebe geschaffen werden. Mainz die 7,10 m-Marke übersteigt. Die Rückhalte- Als Hauptproblemstellung des Flurbereinigungs- fl äche beträgt 191 ha, die Deichlänge 4,5 km. verfahrens galt es, die nachteiligen Auswirkungen des Polderbaus auf die Agrarstruktur auszuglei- chen. So musste ein neues Erschließungskonzept erarbeitet werden, das das vorhandene durch den Polderbau zerschnittene Wegenetz ersetzt durch Gemäß den Leitlinien für Landentwicklung und ein neues, welches auf moderne Bewirtschaf- ländliche Bodenordnung des Ministeriums für tungsansprüche ausgerichtet und für die Zucker- Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau rübenabfuhr geeignet ist. In diesem Zusammen- ist es ein wichtiges Ziel der ländlichen Bodenord- hang wurden 3 km neue Wege bituminös befes- nung in Rheinland-Pfalz durch Flächenmanage- tigt und 7,2 km unbefestigte Wege neu angelegt. ment den Hochwasserschutz zu unterstützen. Im Gegenzug wurden 1,6 km befestigte Wege und 3,3 km unbefestigte Wege rekultiviert. Der aktive Hochwasserschutz am Oberrhein zielt auf die Vergrößerung der Rückhaltefl äche durch: Da für die sieben wirtschaftenden Ackerbaube- 1. Deichrückverlegung triebe, 2 Gestüte und 1 Obstbaubetrieb 30 ha Neben den agrarstrukturellen Zielsetzungen wa- Im Unterschied zum Polder Ingelheim, bei dem landwirtschaftliche Nutzfl äche für Bau- und Aus- ren durch das Bodenordnungsverfahren weitere 2. Ausbau der Rheinhauptdeiche versucht wird auf Grund der häufi gen Flutung die gleichsmaßnahmen verloren gingen, war eine Problemstellungen zu lösen. 3. Vergrößerung der Rückhaltefl äche durch Flutungsfl äche möglichst komplett in Landesei- großzügige Zusammenfassung von Bewirtschaf- Polderbau ab. gentum zu überführen, verbleiben beim Polder tungseinheiten notwendig, um die Pachtfl ächen- Die Hauptentwässerungsgräben in der Lauben- Bodenheim/Laubenheim die von einer Flutung verluste durch verbesserte Bewirtschaftungsbe- heimer Gemarkung waren nicht mehr funktions- Das DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück unterstützt betroffenen Grundstücke im Privateigentum. Im dingungen ausgleichen zu können. fähig. Eine Wiederherstellung des ursprünglichen die Wasserwirtschaftsverwaltung bei der Realisie- Falle einer Flutung werden die Bewirtschafter Zustandes war nicht realisierbar, da sich in und an rung dieses Ziels zur Zeit durch die drei Flurberei- der Grundstücke für den entstandenen Schaden den Gräben eine nach Naturschutzrecht zu schüt- nigungsverfahren Worms-Mittlerer Busch, Polder entschädigt und die Grundstücke wieder instand Ingelheim und Polder Bodenheim-Laubenheim. gesetzt.

* Vortrag im Rahmen der Dienstbesprechung in Waldfi schbach-Burgalben, 02.12.2010

36 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 37 zende Vegetation entwickelt hatte. In gemein- Als besondere Problemstellung entpuppten sich Im Zuge der Ausgestaltung des östlichen Berme- Als Fazit bleibt festzuhalten, dass das Unterneh- samen runden Tischen mit dem Unternehmens- im Laufe des Flurbereinigungsverfahrens die be- weges wurde deutlich, welche multifunktionalen mensfl urbereinigungsverfahren Polder Boden- träger (Wasserwirtschaftsverwaltung, vertreten sonderen Belange des Naturschutzes. So wurde Ansprüche heute an ländliche Wege gestellt wer- heim/Laubenheim beispielhaft für die integrale durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion die Sicherung besonders geschützter Arten durch den. Um den Nutzungskonfl ikt zwischen landwirt- Unterstützung des aktiven Hochwasserschutzes in Süd – Regionalstelle Wasserwirtschaft, Abfall- Überführung wertvoller Biotopfl ächen in öffent- schaftlicher Nutzung (Erschließungs- und Wen- Rheinland-Pfalz ist. Am Beispiel dieses Verfahrens wirtschaft und Bodenschutz – Neubaugruppe liches Eigentum erforderlich. Im Falle der Iris Spu- defunktion), touristischer Nutzung (Radwege- kann aufgezeigt werden, dass eine frühzeitige Be- Hochwasserschutz Oberrhein), der Unteren Na- ria (Wiesen-Schwertlilie) musste sogar eine Um- funktion) und Naherholungsfunktion (Reitweg) zu rücksichtigung der kompletten naturschutzfach- turschutzbehörde, dem Vorstand der Teilnehmer- siedlung des Bestandes durchgeführt werden. Die entfl echten, wurde vor den befestigten Bermeweg lichen Auswirkungen (Summation aus Trägermaß- gemeinschaft und dem DLR wurde ein Grabenent- Sicherung des Vorkommens des Blattfußkrebses ein unbefestigter Parallelweg ausgewiesen, der nahmeneingriff und Folgeeingriff im Rahmen der wicklungsprogramm entworfen und abgestimmt. (Chirocephalus diaphanus Prévost) konnte da- Reiter und wendende Landmaschinen vom Rad- Flurbereinigung) notwendig ist, um eine reibungs- Wesentlichster Inhalt dieses Programmes war es, durch erreicht werden, dass die vom Vorkommen und Erschließungsweg trennt. lose Verfahrensabwicklung zu gewährleisten. dass seitlich neben den alten Gräben neue Gräben dieser Rote Liste - Tierart betroffenen Flächen als Bypässe gebaut werden sollten. Im Wege- und ebenfalls ins öffentliche Eigentum überführt wur- Gewässerplan des Flurbereinigungsverfahrens den und die langfristige Verpachtung so geregelt wurde der Grabenentwicklungsplan als Planung wurde, dass die Überlebensbedingungen für die Dritter mit festgestellt und zusammen mit den Population gewahrt bleiben (ackerbauliche Nut- Flurbereinigungsmaßnahmen umgesetzt. Als Kos- zung bei regelmäßig vernässenden Flächen). tenträger fungiert der Unternehmensträger. PILOTPROJEKT DER DORFINNEN- Die langwierigen Abstimmungen mit den nach Naturschutzrecht anerkannten Vereinen im Zuge der Planfeststellung des Wege- und Gewässer- ENTWICKLUNG DES DLR EIFEL planes thematisierten den Artenschutz im Zusam- menhang mit der Summationseffektproblematik. Hier sollte seitens der Flurbereinigungsbehörde ORTSGEMEINDE WALLENBORN bei zukünftigen Unternehmensfl urbereinigungen ein besonderes Augenmerk darauf gelegt werden, dass bereits im Rahmen der Planfeststellung für Stand und Perspektiven die Baumaßnahmen des Unternehmensträgers auch die Summationswirkung der durch das Vor- haben bedingten Flurbereinigungsmaßnahmen Jörg Savelkouls, DLR Eifel Als weitere Aufgabenstellung erwies sich der mit berücksichtigt wird. große Bedarf der beteiligten kommunalen Schließlich spielte auch die Erholungs- und Frei- Gebietskörperschaften (Stadt Mainz, OG Bo- 1. Einleitung 2. Lage im Raum denheim, OG Nackenheim) an Ausgleichs- und zeitfunktion des stadtnahen Flurbereinigungsge- bietes bei der Neu- Ökokontofl ächen. Durch eine ökologisch sinnvolle Nach Gesprächen mit der Verbandsgemeinde Die Gemeinde Wallenborn gehört verwaltungs- strukturierung eine Verortung dieser Ausgleichs- und Ökokonto- Daun und einer anschließenden Ortsbesichtigung mäßig zum Kreis Vulkaneifel und liegt in der Ver- wichtige Rolle. Die fl ächen konnte in Kombination mit den Aus- im Sommer 2009 wurde die Gemeinde Wallen- bandsgemeinde Daun. Zudem befi ndet sich die Linienführung der gleichsfl ächen des Unternehmensträgers und den born als eine von zwei Gemeinden für den oben Gemeinde im Leader-Gebiet der LAG Vulkaneifel. hochfrequentierten fl urbereinigungsbedingten Ausgleichsfl ächen ein genannten Wettbewerb im Dienstbezirk des DLR Wallenborn wird über die B 257 ohne Durch- Veloroute Rhein bzw. vernetztes Biotopverbundsystem geschaffen wer- Eifel vorgeschlagen. Die Entscheidung hat das zu- gangsverkehr erschlossen. Nach Daun sind es ca. des Rheinradweges den, das eine wesentliche naturschutzfachliche ständige Gremium unter Vorsitz des MWVLW für 12 km. Bitburg, Prüm und Wittlich liegen in einem musste neu geplant Aufwertung des Planungsgebietes darstellt. Durch Wallenborn getroffen. Kriterien für diese Entschei- Umkreis von 30-40 km entfernt. Damit kann Wal- werden und ein spe- die Ausweisung 20 m-breiter Gewässerrandstrei- dung sind durch die besondere Ausgangs- und lenborn eigentlich als zentral und gut erreichbar zielles Reitwegekon- fen konnte darüber hinaus ein wichtiger Schritt Problemlage, auf die noch einzugehen ist, be- angesehen werden. Wallenborn ist ein Haufen- zept musste erarbei- zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie gründet. Bei Wallenborn handelt es sich um eine dorf, welches in einer Talsenke errichtet wurde. tet werden. vollzogen werden. Gemeinde, die bisher noch nicht im Arbeitspro- Neben dem alten Ortskern verfügt Wallenborn gramm des DLR Eifel vorgesehen war. über zwei größere Neubaugebiete am Ortskern. Die Gemarkungsfl äche beträgt 832 ha, wovon ca. 2/3 Waldfl ächen sind.

38 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 39 3. Das Alleinstellungsmerkmal von Wallenborn 4. Ausgangs- und Problemlage

Wallenborn hat sei- Aufgrund der vorherigen Aussage und der beson- nen Namen von dem deren Problematik innerhalb des dicht bebauten „Wallenden Born“, Ortskernes beziehen sich die weiteren Betrach- einem Kaltwasser- tungen auf die engere Ortslage. Zur Demographie geysir, der ca. jede ist auszuführen, dass die Gemeinde Wallenborn halbe Stunde zum derzeit rund 470 Einwohner hat. Alarmierend „Ausbruch“ kommt. hierbei ist, dass in den letzten 10 Jahren ein Bevöl- Im Volksmund wird kerungsrückgang von rund 100 Einwohnern statt- der Geysir „Brubbel“ gefunden hat und es im Jahr 2010 in Wallenborn genannt. Dieser keine Geburten gab. Zur Verteilung der Einwohner „Brubbel“ als wich- nach Altersklassen im Ort ist herauszustellen, tiger Magnet für den dass 2/3 der älteren Generation im Ortskern ohne Abb. 3: Kaltwassergeysir lokalen Tourismus Interesse an größeren Veränderungen lebt, wor- „Brubbel“ zieht jährlich rund aus sich weitere Probleme für den Ort ergeben. 60.000 Touristen an. Junge Familien im Ortskern fehlen. Die Touristen kommen im Durchschnitt mit rund 300 Bussen, ca. 15.000 PKWs / Motorräder von Anlässlich dieser Situation des demographischen der B 257 über die Hauptstraße durch den Ort Wandels erklärt sich auch die Gebäudesituation zum „Brubbel“. Weitere nicht motorisierte Gäste im Ort. Im Rahmen der Dorferneuerung wurde ein Abb.1: Bisherige Bauleitplanung / Neubaugebiete im Außenbereich sind auch Radfahrer und Wanderer. Anlässlich ins- Leerstandskataster erstellt. Danach stehen derzeit besondere des motorisierten Verkehrs hat sich die 19 Wohngebäude seit mehreren Jahren leer. Einige Gemeinde mit einem aktuellen Verkehrskonzept davon sind dem Verfall nahe. Hierdurch nimmt beschäftigt. Unter drei möglichen Alternativen hat auch der Wert der Nachbargebäude ab. Hinzu sich die Gemeinde mit einem aktuellen Verkehrs- kommen weitere 8 potenzielle Leerstände und konzept beschäftigt. Unter drei möglichen Alter- 9 leerstehende Ökonomiegebäude in der über- nativen hat sich die Gemeinde mit Unterstützung wiegend eng bebauten Ortslage. Eine besondere durch die Verbandsgemeinde dafür entschieden, Situation und Problematik stellen auch die zahl- ein Besucherzentrum ( mit weiteren Parkplät- reichen Dienstbarkeitswege zur Erschließung der zen, Touristinfostand und Toilettenanlage ) am Gebäude dar. „Brubbel“ selbst zu errichten. Dies bedeutet, dass der Verkehr nach wie vor durch den Ort geführt wird, was nicht im Sinne der Anlieger ist. Dieses Konzept steht nicht im Einklang mit den Überle- gungen der Dorferneuerung und dem Ergebnis des aktuell in Auftrag gegebenen Tourismusprojekt für Wallenborn. Ein Vorstoß des DLR Eifel zur Ände- rung des beschlossenen Konzeptes scheiterte. Die Gemeinde und die Verbandsgemeinde sind aus verschiedenen Gründen nicht bereit, von ihrer ge- troffenen Entscheidung abzurücken. Aufgrund des Konzeptes, welches nun umgesetzt werden soll, besteht für das DLR Eifel kein Handlungsansatz im Hinblick auf ein Flächenmanagement. Aus diesem Grund muss der Bereich des „Brubbels“ aus der weiteren Betrachtung herausgenommen werden. Abb. 4: Leerstände / Grunddienstbarkeitswege

Abb .2: Lage im Raum

40 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 41 Unter anderem bedingt durch den demogra- Chancen für die Dorfi nnenentwicklung sehen wir phischen Wandel, aber auch durch den Gene- in dem engagierten Gemeinderat und den zahl- rationswechsel hat Wallenborn wichtige Infra- reichen Ortsvereinen begründet. Ebenso wichtig struktureinrichtungen, wie Geschäft („Kaufhaus sind engagierte Bürger, die aktiv in Arbeitskreisen Jung“), die Sparkasse und ein Versammlungs- und der Dorferneuerung, die parallel lief und in der Vereinslokal verloren. Daneben gibt es weitere Dorfwerkstatt mitgearbeitet haben. Der „Brubbel“ Infrastruktureinrichtungen, die sowohl für die als Tourismusmagnet stellt eine große Chance für Bürger, als auch für den Tourismus von Bedeutung den Ort dar. Viele andere Gemeinden wären im und deshalb zu erhalten sind. Zu nennen sind ver- Vergleich zu Wallenborn froh, sie hätten eine ver- schiedene Einrichtungen der Gastronomie und des gleichbare, noch vorhandene Infrastruktur. Diese Gastgewerbes, aber auch eine Imkerei, ein Tee- gilt es zu pfl egen. Aufgrund der offensichtlichen und Kräuterhaus sowie Grundschule und Sport- Problematik der Leerstände und der Notwendig- halle. Gerade durch eine Inwertsetzung des Tou- keit zum Abriss mancher Gebäude wird die neue rismus sollten die erst genannten Einrichtungen Richtlinie zur Förderung des Abrisses von Gebäu- eine Wertschöpfung erfahren und so in ihrer Exis- den als weitere Chance für Wallenborn betrachtet tenz erhalten werden und damit an Bedeutung für und deshalb begrüßt. die Gemeinde Wallenborn gewinnen.

Hemmnisse für die Dorfi nnenentwicklung sind unter anderem die Umstände, dass die Gemeinde 5. Bisherige Aktivitäten defi zitär ist und kein eigenes Geld für Investiti- onsmaßnahmen hat. Aufgrund der eng bebauten Seit der Bewerbung von Wallenborn als Pilotpro- Ortslage, verschiedener verfallener Gebäude sind jekt der Dorfi nnenentwicklung und der Informa- in der Ortslage mehrere Gebäuden abzureißen, tion der Gemeinde und der Verbandsgemeinde- um so verschiedene Probleme zu lösen und dort verwaltung über das Ergebnis des Wettbewerbes im Anschluss die Grundstückssituationen zu ver- durch das DLR Eifel mussten im Anschluss noch bessern oder Flächen für kommunale Zwecke be- einige Grundsatzgespräche zu verschiedenen reit zu stellen. In diesen Bereichen wären Grenz- Überlegungen geführt werden. In diesem Rahmen änderungen sinnvoll und notwendig und ein Auf- wurde es auch als sinnvoll erachtet, unter der be- gabengebiet für die Dorffl urbereinigung zu sehen. sonderen Würdigung des Tourismus anlässlich des Problem ist jedoch hierbei die teilweise fehlende „Brubbels“, ein touristisches Konzept erstellen zu Verkaufsbereitschaft der Hauseigentümer oder lassen, was bis Ende November 2010 fertig ge- die Verkaufsbereitschaft zu überhöhten Preisvor- stellt wurde. Auf Wunsch der Gemeinde und der stellungen. Da in den bisherigen Veranstaltungen Verbandsgemeindeverwaltung sollten die Bürger noch nicht alle Bürger des betroffenen Ortskerns sodann in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung angesprochen werden konnten, ist noch nicht in am 24.06.2010 über das Projekt und die weiteren vollem Umfang klar, wie die Bürger zum Konzept Schritte informiert werden. Die Resonanz war der Dorfi nnenentwicklung und der Dorffl urbe- gering. Nur wenige Bürger aus der eigentlichen reinigung stehen; Tendenz jedoch voraussichtlich Ortslage waren zu dem Anlass erschienen. Da gut. Ebenso problematisch ist wie eingangs aus- aber gerade die Bürger angesprochen werden geführt die manifestierte Konzeption der Brubbe- sollten, die von dem Projekt betroffen sind, wurde lerschließung, die als vertanene Chance gesehen entschieden, die Auftaktveranstaltung, dann aber werden muss und den Unmut mancher Bürger als Bürgerversammlung, worauf das DLR Eifel von gegen die Gemeinde spüren lässt. Ingesamt ist Anfang an drängte, mit einem bürgernahen Einla- festzustellen, dass die Sensibilisierungsphase noch dungsmodus zu wiederholen. Die am 21.08.2010 nicht abgeschlossen ist. durchgeführte Bürgerversammlung war mit über 50 betroffenen Bürgern aus dem Ortskern gut

Abb: 5-11: Leerstehende Gebäude

42 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 43 besucht. Die Grundeinstellung zu dem Projekt war denden Flächen neu geordnet werden. Teilweise erwartet, damit diese dann im 2-3 Quartal 2011 danach ebenfalls als gut zu bezeichnen. werden Grenzänderungen und –anpassungen durchgeführt werden kann. Mit der Anordnung und die Aufhebung von Dienstbarkeitswegen für des Dorffl urbereinigungsverfahrens kann dann bei sinnvoll erachtet. Wichtig ist aus Sicht der Ge- positivem Ergebnis der PU im 3/4 Quartal 2011 meinde und der Bürger ebenfalls die Schaffung gerechnet werden. Das nach jetziger Einschätzung 6. Die Dorfwerkstatt von öffentlichen Plätzen für die Kommunikation. ca. 8 ha große Verfahrensgebiet muss dann ggfs. Die Gemeinde erachtet auch die Wertschöpfung in 4 oder mehr Teilbereichen abschnittsweise Die Dorfwerkstatt wurde von dem Planungsbüro durch Inwertsetzung des Tourismus als wichtige und ohne zeitlichen Druck bearbeitet werden, je moderiert, welches ebenfalls die Dorferneue- anzustrebende Aufgabe. nachdem wie die geschilderten Voraussetzungen rung begleitet. Anlässlich dem guten Ergebnis vorliegen. Von daher ist für das DLR Eifel von einer der vorgenannten Bürgerversammlung meldeten längeren Prozessbegleitung auszugehen. sich zahlreiche Bürger für die Dorfwerkstatt. An den beiden Samstagsterminen 18.09.2010 und 8. Weitere Vorgehensweise und Ausblick 30.10.2010 kamen jeweils rund 22 Teilnehmer zusammen, darunter Bürger, Vertreter des Ge- Abb. 12: vorher Die Moderation der Dorferneuerung wird mit 9. Fazit meinderates, und Fachbehörden. Im Rahmen der noch zwei durchzuführenden Arbeitskreissit- Dorfwerkstatt wurde eine Dorfbegehung mit an- zungen bis Ende Januar 2011 abgeschlossen. Ende Bei der Gemeinde Wallenborn handelt es sich schließender Auswertung und Diskussion durch- Januar 2011 ist dann eine weitere Bürgerver- nicht um ein Dorf ohne Menschen, sondern eine geführt. Wünsche der Teilnehmer wurden veror- sammlung in Wallenborn geplant, bei welcher die Ortsmitte ohne junge Familien und zahlreichen tet, Planspiele in 4 Gruppen mit der Fragestel- Ergebnisse der Dorferneuerung, des Tourismus- Problemen. Es ist aber ein Ort mit Charme und lung von Grenzänderungen und anschließender konzeptes sowie der Dorfwerkstatt vorgestellt Potenzialen, der allerdings hohe Herausforde- Vorstellung der Ergebnisse im Gremium wurden werden. Ebenso wird auf den Ablauf der noch rungen an die Bodenordnung stellt. durchgeführt. Abschließend konnte ein Leitbild durchzuführenden „Projektbezogenen Untersu- formuliert werden. Gemäß den Wünschen und chung“ (PU) einzugehen sein. Die Beratung und Ingesamt scheint Wallenborn auf dem Weg zu Vorstellungen der Teilnehmer könnten in allen 4 Beschlussfassung durch den Gemeinderat und einem (noch) schöneren Dorf am „Brubbel“ zu Bereichen der Planspiele durch Grenzänderungen den Antrag zur PU wird dann im Februar 2011 sein. die derzeitige Situation unter bestimmten Vor- aussetzungen verbessert werden. Eine überwie- gende Voraussetzung wäre hierbei der Abriss von Gebäuden, sofern die Eigentümer zu realistischen Preisen verkaufsbereit wären und alle notwen- digen und sinnvollen Abrisse über die neue Richt- Abb. 13: Potenzial für nachher linie zur Förderung des Abrisses gefördert werden könnten. Im Bereich des Planspieles 1 könnte z.B. durch Abriss des alten Schusterhauses samt Ne- bengebäude mittels Flächenmanagement die Vor- 7. Wünsche der Gemeinde und der Bürger aussetzung zur Schaffung einer neuen Anbindung an die Hauptstraße realisiert werden. Hierdurch Die Wünsche der Gemeinde und der Bürger und wäre die Beseitigung des derzeitigen Engpasses damit die Perspektiven sind vielfältig. Sie decken und die überwiegende Aufhebung eines Dienst- ein breites Spektrum der Dorfi nnenentwicklung barkeitsweges möglich. Des weiteren könnte ein ab, bei denen teilweise die Dorffl urbereinigung öffentlicher Platz oder ein zentraler Parkplatz mit Hilfestellung geben kann. Die Wünsche reichen ggfs. an das Ortsbild angepassten Garagen ge- von der Beseitigung der Leerstände, Aufwertung schaffen werden. Zudem wäre eine Vergrößerung der Ortsmitte über ein Dorfgemeinschaftshaus bis und Arrondierung von Hausgrundstücken durch hin zum Dorfl aden. Manche nicht mehr erhaltens- Grenzanpassungen möglich. werte Gebäude sollen abgerissen und die freiwer-

44 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 45 Installation eines eigenen Arbeitskreises für die schaftsgebäuden und die in diesem Zusammen- Bodenordnung, da die Diskussion sich so nicht hang stehende Erschließung und Entstehung eines PILOTPROJEKT BERSCHWEILER ausschließlich um Dorferneuerungsklassiker wie Naherholungsgebietes / Generationenparkes zu „Fassadenrestauration“ und „Dorfplatzgestaltung“ nennen. Die Moderationsphase endete mit einer dreht und die Vorteile einer Bodenordnung direkt gemeinsamen Abschlussveranstaltung, welche als vermittelt werden können. Forum zur Präsentation der Ergebnisse aus den Christoph Platen, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück Arbeitskreisen genutzt wurde und einen Ausblick Die Diskussion in den Arbeitskreisen führte dazu, auf den weiteren Verfahrensablauf bzgl. der Dorf- dass ein Antrag zur Erstellung einer Projektbezo- erneuerung und Dorffl urbereinigung gibt. Das zu bearbeitende Pilotprojekt der Dorffl urbe- Dorfmoderation hervor. In einer gemeinsamen genen Untersuchung Dorf (PUD) gestellt worden reinigung im Dienstbezirk Rheinhessen- Nahe- Auftaktveranstaltung wurde dieser Ablauf kom- ist, welche sich zurzeit in der Aufstellungsphase Welche Perspektive hat nun die Gemeinde Ber- Hunsrück befasst sich mit der Ortsgemeinde muniziert und die Institution „Dorfwerkstatt“ befi ndet. Darüber hinaus ist eine Projektliste schweiler bzgl. der Dorfi nnenentwicklung? Die Berschweiler. Mit 557 Einwohnern und einer Ge- ins Leben gerufen. Entscheidend waren hier das entstanden, welche nach Durchführung einer durch Bodenordnung und Dorferneuerung an- markungsgröße von 664 ha ist Berschweiler die Anstoßen des „Bottom-Up-Prozesses“ und die Machbarkeitsanalyse u.a. Projekte beinhaltet, die gestrebte Erhaltung und Verbesserung der Wohn-, viertgrößte Ortsgemeinde der Verbandsgemeinde Sensibilisierung der Bevölkerung für die aktive zur Umsetzung einer Bodenordnung bedürfen. Als Wirtschafts- und Erholungsfunktion, die umfas- Baumholder. Die Verbandsgemeinde Baumholder Mitarbeit in den Arbeitskreisen. Hierzu beige- Ergebnis der PUD wird somit die Anordnung einer sende Erschließung des Ortskerns, der Ausbau der liegt im Landkreis Birkenfeld, an der Grenze zum tragen hat eine ausführliche „Stärken-Schwä- Dorffl urbereinigung zu erwarten sein. Ebenfalls gemeinschaftlichen Infrastruktur und die Mög- Saarland. chen-Analyse“, welche ein Bewusstsein für die wurde eine Priorisierung der Projekte vorgenom- lichkeit der Innenentwicklung werden die Lebens- Situation in Berschweiler geschaffen hat. Sodann men und eine Zeitschiene zur Umsetzung der qualität in Berschweiler erhöhen. Das die Maß- wurden vier Arbeitskreise gegründet, welche die Projekte erstellt. Die Auswertung der Projektliste nahmen nachhaltig zum Erfolg führen werden, ist folgenden Themenschwerpunkte bearbeiten soll- zeigt, dass neben der Finanzierung eines Projektes auf Grund der Entstehung durch den Bottom-Up- ten: „Innenentwicklung / Flächenmanagement“, oftmals die Klärung der Eigentumsverhältnisse die Prozess zu erwarten. Bleibt die Bevölkerung „Dorfentwicklung / Infrastruktur“, „Dorfgemein- Grundvoraussetzung für die Realisierbarkeit eines Berschweilers engagiert am Ball, so besteht die schaft“ und „Kinder & Jugend“. Wichtig ist die Projektes ist. Als herausragende Projekte sind hier Chance dem demographischen Wandel in Bersch- der mögliche Abriss eines Gebäudes nebst Wirt- weiler von der Schippe zu springen.

Die Besonderheit in diesem Pilotprojekt ist ins- besondere der gemeinsame Startschuss der Dorffl urbereinigung und der Dorferneuerung. Der Prozess der Dorfi nnenentwicklung kann sich so dem Synergieeffekt beider Instrumente optimal bedienen. Die Zusammenarbeit der Vertreter der Dorferneuerung und der Dorffl urbereinigung brachte als erstes einen gemeinsamen Ablauf der

46 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 47 PILOTPROJEKT DORFFLUR- BEREINIGUNG IN WINDEN

Werner Nick, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück

Es ist mittlerweile eine allgemein gültige Fest- ■ qualitative Weiterentwicklung der Orts- stellung, dass die ländlichen Räume mit ihren kerne Dörfern vor neuen Herausforderungen stehen, ■ Minderung des Flächenverbrauchs auf die sie schnell eine Antwort fi nden müssen. In vielen Ortskernen kleiner Dörfer nehmen leer stehende und ungenutzte Wohn- und Wirt- Für den Bereich des Dienstleistungszentrum schaftsgebäude sowie Dorfbrachfl ächen ständig Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel wurde die zu. Demografi scher Wandel und Abwanderung Ortsgemeinde Winden in der Verbandsgemein- führen zu strukturellen Schrumpfungsprozessen de Nassau – Rhein-Lahn-Kreis – als Pilotprojekt und Entwicklungsproblemen, aus denen ein neuer ausgewählt. Winden hat rd. 750 Einwohner und Handlungsbedarf entsteht, der mit dem bishe- zeigt die für Gemeinden dieser Größenordnung rigen Instrumentarium der Dorferneuerung nur typische Siedlungsstruktur mit eng bebautem unzureichend bewältigt werden kann. Ortskern mit den entsprechenden strukturellen Problemen und relativ umfangreichen Neubau- Zugleich wachsen aber auch die Gegensätze auf gebieten aus den 80iger und 90iger Jahren. Ande- lokaler Ebene, nämlich innerhalb der Dörfer zwi- rerseits verfügt Winden über eine intakte Dorfge- schen Neubaugebieten und dem historischen meinschaft, einen aufgeschlossenen Gemeinderat Ortskern. Mit jedem Neubaugebiet geht eine und einen engagierten Ortsbürgermeister. Win- Kommune beträchtliche Folgekosten ein. Teure den ist seit April 2010 anerkannte Schwerpunkt- Infrastruktureinrichtungen für immer weniger gemeinde der Dorferneuerung und hat bereits seit Menschen müssen weiter unterhalten werden. Die einigen Jahren Interesse an einer Bodenordnung Entvölkerung der Ortskerne wird weiter beschleu- in der gesamten Gemarkung bekundet. Ein Baulü- nigt und die Gemeinden verlieren so langfristig an cken- und Leerstandskataster liegt vor. Lebensqualität und Attraktivität. Um dieser Ten- denz entgegenzuwirken, muss die Innenentwick- lung der Ortskerne deutliche Priorität gewinnen. Ein wirksames Flächenmanagement stellt hierzu einen grundlegenden Baustein dar.

Vor diesem Hintergrund wurden landesweit aus den Impulsregionen fünf Pilotprojekte ausge- wählt, in denen eine Dorffl urbereinigung mit fol- genden Zielsetzungen angestrebt wird:

■ Vorrang der Innenentwicklung vor der Au- ßenentwicklung ■ Aufwertung und Neugestaltung des inner - örtlichen Wohnumfeldes Abb. 1: Dorfansicht

48 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 49 Am 06.Mai 2010 wurde eine erste Informations- Probleme ein Flächenmanagement und Boden- veranstaltung über die Möglichkeiten und Ziele ordnungsmaßnahmen erforderlich machen. der Dorfi nnenwicklung und einer möglichen Dorf- Hierzu gehören z.B. der Ankauf und der Abriss von fl urbereinigung durchgeführt. Das Interesse der leerstehender Bausubstanz, die Verbesserung und Einwohner war durchaus gegeben, die Diskussion rechtliche Sicherung der Erschließung, die Neu- wurde jedoch teilweise von aktuellen kommunal- ordnung von Grundstücken um alternative Nut- politischen Themen – wie zum Beispiel die Einfüh- zungen zu ermöglichen oder die Beseitigung von rung von wiederkehrenden Ausbaubeiträgen – bauordnungswidrigen Zuständen. In einer dritten überlagert. Sitzung der Dorfwerkstatt werden die bisher vor- geschlagenen Projekte abschließend diskutiert In Absprache mit der Ortsgemeinde wurden dann und Möglichkeiten zur Realisierung aufgezeigt. 5 Planungsbüros zur Abgabe eines Angebotes für Anschließend ist mit dem Antrag der Ortsge- die Moderation der Dorfwerkstatt aufgefordert. meinde Winden auf Durchführung der PU-Dorf zu Im Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel rechnen. von 4000 € sollten folgende Leistungen erbracht werden:

■ Ergänzende Bestandserhebung (einschließ- lich Ortsbegehungen) ■ Mindestens zwei Sitzungen der Dorfwerk- statt ■ Machbarkeitsanalyse für die in der Dorf- Abb.:4: Ausschnitt aus dem Leerstandskataster werkstatt erarbeiteten Handlungsfelder und Projekte ■ Zusammenfassung und Dokumentation des Moderationsprozesses

Abb. 2: Ortsbegang mit der Dorfwerkstatt Mit der notwendigen Fortschreibung des Dorfer- neuerungskonzeptes und der umfassenden Dorf- moderation sollte auf Wunsch der Ortsgemeinde das gleiche Planungsbüro beauftragt werden. Nach Vorstellung der Konzepte und Honorarange- bote im Ortsgemeinderat konnte der Werkvertrag zur Dorfwerkstatt am 17.09.2010 zwischen dem DLR und der Planungsgemeinschaft Architektur und Stadtplanung Steinberger und Scheu aus Kruft abgeschlossen werden.

Die konstituierende Sitzung der Dorfwerkstatt am 18.10.2010 und der Ortsbegang am 19.11.2010 stießen mit rd. 30 bzw. 20 Teilnehmern auf reges Interesse. Abb.:3: Abriss oder ortsbildprägende Bausubstanz?

Es zeichnet sich ab, dass eine Vielzahl von Maß- nahmen zur Verbesserung der strukturellen

Abb.:5: Vorläufi ger Karte mit vorgeschlagenen Entwicklungsmaßnahmen

50 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 51 Auf einer gemeinsamen Informationsveranstal- In den sechs Wochen zwischen den beiden Veran- tung zum aktuell fertig gestellten Dorferneue- staltungen haben das DLR und das Planungsbüro DAS PILOTVERFAHREN rungskonzept wurde die Dorfwerkstatt vorgestellt gemeinsam eine Machbarkeitsanalyse durchge- und mit einer unverbindlichen Liste das Interesse führt. der Bürger abgefragt. Es folgte eine öffentliche WEHLEN Bekanntmachung zur Dorfwerkstatt, unterstützt durch Aushänge im Dorf sowie die persönliche Ansprache einiger Akteure durch die Ortsvorste- herin. Nina Lux, DLR Mosel

Zeitachse

■ 2004/05 Moderation zur Ortsentwick- lung ■ 2006 Information des Gemeinde- Bei der zweiten Veranstaltung waren 12 Teilneh- rates über Flurbereinigung mer dabei, davon 11 wie im 1.Termin. Nach der ■ 2007 Antrag der Gemeinde auf Er- Präsentation der Hausaufgabenergebnisse fand stellung einer PU eine weitere Ortsbegehung in den Arbeitskreisen Planungsbüro mit Dorferneue- statt, wobei zielgerichtet problematische Stellen rungskonzept beauftragt nochmals in Augenschein genommen wurden. ■ Nov. 2009 Auswahl der Pilotverfahren Zum Abschluss fand in der gesamten Gruppe eine Dorfflurbereinigung Diskussionsrunde zum Thema „Leerstand“ statt. Wehlen ist ein Stadtteil von Bernkastel-Kues und ■ 07.04. 2010 Vorstellung des Dorferneue- liegt an der Mosel. Derzeit hat Wehlen ca. 1.200 rungskonzeptes und Informa- Einwohner und ist damit das größte der fünf tionsveranstaltung zur Dorf- Pilotdörfer. Die enge historische Bebauung im flurbereinigung Ortskern hat sich durch zunehmende Bebauung Seitens des DLR wurden Vorarbeiten zur Dorf- ■ 19.04.2010 Dorferneuerungskonzept im in zweiter und dritter Reihe in den ehemaligen werkstatt geleistet durch den Abschluss eines Stadtrat beschlossen Innenhöfen weiter verdichtet. Vielfach wurde Werkvertrags mit dem bereits ortskundigen Pla- es hierbei versäumt Regelungen für eine öffent- ■ 08.05.2010 1. Dorfwerkstatt nungsbüro, das auch das Dorferneuerungskon- zept aktualisiert hat sowie Rücksprache mit dem lich-rechtliche Zuwegung zu schaffen. Aufgrund ■ 10.06.2010 Machbarkeitsanalyse des herrschenden Urkatasters von 1829 sowie Katasteramt. Es wurde ein erster Kontakt zu dem dem zwischenzeitlich erfolgten Ausbau einiger ■ 26.06.2010 2. Dorfwerkstatt zuständigen Dorferneuerungsbeauftragten herge- Ortsstraßen besteht außerdem ein großer Re- ■ Aug. 2010 Protokolle an alle Teilnehmer stellt um frühzeitig auf eine Zusammenarbeit hin- gulierungsbedarf. Nach dem Ausbau der Umge- zuwirken. Zusätzlich fand ein Vorgespräch mit der ■ Nov. 2010 Aktualisierung der PU Dorf, Ab- hungsstraße im Jahr 2007 wurde der Dorfkern ADD statt, währenddessen die Finanzierungsmög- frage nach § 5 FlurbG vom Durchgangsverkehr entlastet und es boten lichkeiten in dem Pilotprojekt erörtert wurden. sich vollkommen neue Entwicklungsperspektiven. ■ 07.12.2010 Aufklärungsversammlung An der ersten der beiden ganztägigen Dorfwerk- Die Gemeinde hat ihre Chancen frühzeitig erkannt ■ Jan. 2011 Anordnung und durch eine Dorfmoderation sowie die Aktuali- statt-Veranstaltungen haben 14 Akteure (dar- sierung des Dorferneuerungskonzeptes die plane- ■ Frühjahr Vorstandswahl unter die Ortsvorsteherin, der Vorsitzende des rischen Grundlagen für eine Dorffl urbereinigung 2011 Heimatvereins, die Gleichstellungsbeauftragte, einige Gemeinderatsmitglieder) teilgenommen. geschaffen. ■ Behebung technischer Schwierigkeiten bzgl. Nach Bildung von zwei Arbeitskreisen wurden Als Nachbereitung der Termine wurden jeweils die Kataster themenbezogen Dorfrundgänge durchgeführt. Die Protokolle per e-Mail an alle Teilnehmer versandt. sich in der Diskussion ergebenden Fragen wurden Dem Heimatverein, als Hauptakteur vor Ort, als „Hausaufgaben“ verteilt. wurde angeboten, dass das DLR bei bodenord-

52 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 53 Es wurden Inhalte für die PU in Form einer kon- kreten Maßnahmenliste erarbeitet. Es konnten bereits „interne“ Informationen über schwierige Eigentumssituationen im Dorf gesammelt wer- den.

Ausblick

Die Aufklärungsversammlung hat mittlerwei- le stattgefunden. Noch im Januar 2011 soll der Anordnungsbeschluss erlassen werden. Die Vor- standswahl ist für das Frühjahr 2011 geplant.

PILOTPROJEKT FLURBEREINIGUNG nerischen Fragen zu den Sitzungen dazu kommt Auf eine geeignete Lokalität (Ungestörtheit, an- und informiert. Die Ergebnisse der Dorfwerkstatt genehme Atmosphäre) ist unbedingt zu achten. wurden in die PU eingearbeitet und bei der Auf- GEISELBERG / PFALZ klärungsversammlung präsentiert. Hierbei war Die Weiterführung nach der Dorfwerkstatt muss auch der Dorferneuerungsbeauftragte anwesend, vorher durchdacht und mit den Akteuren bespro- so dass auch diesbezügliche Fachfragen direkt chen werden. Eine möglichst baldige Einleitung Willi Junk, DLR Rheinpfalz beantwortet werden konnten. des Verfahrens ist anzustreben.

Geiselberg

Fazit zum Instrument Dorfwerkstatt Fazit – Was wurde erreicht? ■ Geiselberg hat 940 Einwohner

Die Mobilisierung von Akteuren ist problematisch, Zunächst musste das Bewusstsein der Akteure ■ Verbandsgemeinde Waldfischbach- gerade wenn bereits viel Vorarbeit in Form von geschärft werden, was das DLR leisten kann, in Burgalben Moderationen o. ä. geleistet wurde. Bereits erar- Abgrenzung zur Dorfmoderation und Dorferneu- ■ Landkreis Südwestpfalz beitete Ergebnisse müssen unbedingt einbezogen erung. Das DLR sorgt für die Fortführung des Dor- ■ und darauf aufgebaut werden. Das war insbe- ferneuerungskonzeptes in die Umsetzung. Es wur- Holzland im Westen des Naturparks Pfälzer sondere deshalb von Bedeutung, da eine große de ein Problembewusstsein für den innerörtlichen Wald Schnittmenge der Akteure besteht, die auch bei Leerstand geschaffen. Es entstand eine „Leer- ■ Geiselberg über die B 270 und K 31 nur der Dorfmoderation aktiv waren. standsliste“ mit Fotos der Gebäude als Impuls für 19 km südlich von Kaiserslautern eine geplante Leerstandsbörse im Internet. ■ Gemarkungsfläche 633 ha, 400-415 m Die Themensteuerung gestaltete sich anspruchs- ü. NN voll – Gestaltungsfragen dominierten leicht. Eine Es wurden wichtige Kontakte zu den Hauptak- enge Kooperation mit Planungsbüro ist notwen- teuren im Dorf geknüpft, auch im Hinblick auf dig, gerade was die Vorbereitung der Termine eine eventuelle spätere Zusammenarbeit im Vor- anbelangt. stand der Teilnehmergemeinschaft.

54 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 55 Flurbereinigung Kritische Stimmen Aktivitäten Ziele

■ zu leer stehenden Gebäuden im Ort ■ Alternative Energien mit Hager Tehalit PU Urkataster Nahwärmenetz vorhanden ■ zu Neubaugrundstücken, die nicht zur Ver - 1. Ansatz Holzvergasung Modell Güssing fügung gestellt werden, Österreich ■ zum Schwerlastverkehr im Ort, 2. Ansatz Bioenergiedorf e.G. in Zusam- ■ zu schwerfälligem Internetanschluss, menarbeit mit VR Bank ■ zu eingeschränkten Busverbindungen etc. ■ Nahverkehrskonzepte mit Nexus

■ Nachhaltige Waldbewirtschaftung (Forst+DLR) 16.11.2009 Arbeitskreis Harte Standortfak- Ortslage > Umsetzung Ziele Dormoderation 2008 toren ■ Projektumsetzung mit Kindern / Jugend- Umsetzung Abrissförderung für 24.04. Info Obgm Dienstbesprechung Wohnen, Ortsbild, Bauen, Verkehr, Ver- / Ent- lichen aus der Dorfmoderation Leerstände 25.08. Info Gemeinderat sorgung Energie…… Feldlage > Wegenetz ■ Projekt mit Böhme, Bachtler & Partner Verbesserung der Linienführung 2009 (Werkvertrag 4000,-€) K31 „Untersuchung Erwerb/Abriss Leerstände“ 27.01. EW Versammlung 23.11.2009 Arbeitskreis Weiche Standortfak- Naturschutz Landschaftspfl ege „Projekt Einbindung Kinder/Jugendliche im 16.03 u. 30.07 Info Obgm toren Naherholung 25.09. EW Versammlung Dorf“ Kinder/Jugend, Freizeit, Kultur, Tourismus, Wald > Verbesserung der Erschließung Auftakt Dorfmoderation Vereine….. Nutzung der Holzressourcen im ISM Böhme, Bachtler, Partner Privatwald

2010 16.01.2009 Spürnasenaktion mit Kindern bis Gemeinde Entwicklung zum Bioergiedorf 15.03. Aufklärungsversammlung 13 Jahre im Bürgerhaus 31.05. Bürgerbusse, Nexus Institut Wünsche, Visionen > 2 Projekte > Tanz AG, 21.07. LBM, Ausbau K31 Herrichten des Bolzplatzes 02.11. Info mit Forst Privatwald- erschließung 09.11. Vorstandwahl Talk im Treff am 16. Januar 2010 11.11. Info IFAS Bioenergiedorf unabhängiger Treff, bessere Busverbindungen > 2 Projekte Straußbuwe/Mäd. 2010 Jugendclub

Auftakt 25.09.2009 im Bürgerhaus ca 50 Bürger

■ Harte Standortfaktoren (wie Wohnen, Verkehr, Wirtschaft) ■ Weiche Standortfaktoren (wie Kinder, Freizeit, Kultur, Identifikation, Dorfleben)

56 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 57 Warum Monitoring?

LANDESPFLEGERISCHES Die verlässliche Datengrundlage ermöglicht eine fachliche und sachliche Beurteilung der Wir- kungen der Bodenordnung auf Natur und Land- MONITORING UND EFFIZIENZ- schaft (Wirkkontrolle). Die Ergebnisse des parti- ellen Monitorings werden zudem zur Optimierung der Effi zienzsteuerung in der Anlage von Landes- STEUERUNG IN VERFAHREN pfl egemaßnahmen und weiterer Maßnahmen der Bodenordnung herangezogen. So kann ein hoher ökologischer Wirkungsgrad unter möglichst ge- NACH DEM FLURBEREINIGUNGS- ringem Aufwand für landesweit vergleichbare Bo- denordnungsverfahren sichergestellt werden. Abb. 1: Anzahl der Werkverträge im Bereich GESETZ Des Weiteren fordern die gesetzlichen Rahmen- Landespfl ege 2005-2009 bedingungen, dass die Funktionalität des Natur- Erste Erfahrungen und Ausblicke raumes für bestimmte Arten und Lebensgemein- schaften nachweisbar erhalten bleibt.4) Ausschlag- gebend ist dabei die Stabilität der Population bzw. Jennifer Schell, Trier der Lebensräume.

Monitoring bietet hier eine fundierte Grundlage Im Jahr 2005 führte das Land Rheinland-Pfalz als ■ die Dokumentationspflicht nach Nr. 4.1.3 zur Folgenabschätzung in ähnlichen Gebieten und erstes und einziges Bundesland ein Monitoring für der Verwaltungsvorschrift über die För- spart daher den Nachweis für jedes einzelne Ver- die landespfl egerischen Maßnahmen in Boden- derung der Integrierten Ländlichen Entwick- fahren. ordnungsverfahren nach dem Flurbereinigungsge- lung (Stand Oktober 2004; 8605 - 4_031 / setz ein, um 4_054 / 4_731) zu erfüllen.1) Vor diesem Hintergrund sind die fi nanziellen Mittel von insgesamt rund 0,6 Mio. €, die in den ■ einer Verschlechterung der ökologischen Über das notwendige Maß des „Grundlagenmoni- Jahren 2005-2010 für Werkverträge im Bereich Situation durch Bodenordnungsverfahren toring“2) hinausgehend werden seither zusätzlich Landespfl egemonitoring bereitgestellt wurden, nach dem Flurbereinigungsgesetz entgegen- „partielle Monitoring“3) in Auftrag gegeben. Sie sinnvoll und zukunftsorientiert investiert worden. zuwirken, untersuchen die langfristige Wirksamkeit der Die Summe entspricht etwa einem Drittel der ■ möglichst die ökologische Situation durch Landespfl egeanlagen und anderer Maßnahmen Gelder, die in diesem Zeitraum insgesamt im der Bodenordnung und beschränken sich meist Landespfl egebereich für Werkverträge ausgege- Bodenordnungsverfahren nach dem Flurbe- Abb. 2: Mittel Werkverträge 2005-2009 reinigungsgesetz zu verbessern, auf bestimmte Bereiche oder Maßnahmen des ben wurden (knapp 1,5 Mio. €) und etwa einem Verfahrensgebietes bzw. auf spezielle Arten und / 10tel der Werkvertragsmittel insgesamt (rund ■ Beiträge für einen ökologischen Wirkungs- oder Lebensgemeinschaften. 5,5 Mio. €). nachweis der Bodenordnungsverfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz zu liefern und

1) Rundschreiben des Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau vom 18.03.2005 (Az: 8604 - 6_ 416) 4) Für die Bodenordnung bedeutet dies, dass zusätzlich zur Eingriffsregelung und der der für die Erhaltungsziele oder den Schutz- 2) „Grundlagenmonitoring“ meint eine fl ächendeckende Bestandserhebung von Natur und Landschaft zu Beginn der Bodenord- zweck maßgeblichen Bestandteile von NatUmweltverträglichkeitsprüfung nach dem UVPG, nachzuweisen ist, dass keine nung. Diese Erstdokumentation der ökologischen Qualität und einer fundierten Zustandsbeschreibung von Natur und Land- erheblichen Beeinträchtigungen ura 2000-Gebieten eintreten (Verträglichkeitsprüfung nach Natura-2000) und dass die schaft wird seit 2005 in allen Verfahren nach dem Flurbereinigungsgesetz - ausgenommen Verfahren des freiwilligen Land- Vorgaben des besonderen Artenschutzes (Artenschutzprüfung) eingehalten werden. Durch die Föderalismuskommission ist tausches und der Dorffl urbereinigung - durchgeführt und entspricht der Eingriffsregelung des Bundesnaturschutzgesetzes. die Rahmengesetzgebung des Bundes im Bereich Naturschutz in eine konkurrierende Gesetzgebung geändert worden. Das im 3) „Partielles Monitoring“ meint eine wiederholte Untersuchung von ausgewählten Arten und / oder Lebensräumen (verfahrens- März 2010 in Kraft getretene Bundesnaturschutzgesetz hat damit die Reformen im Bereich Artenschutz, Natura 2000- Gebie- spezifi sche Indikatoren) meist in Teilräumen des Verfahrensgebietes zu einem späteren Zeitpunkt in ausgewählten Bodenord- ten und Änderungen der Eingriffsregelung zum Abschluss gebracht. Neu ist auch das Umweltschadensgesetz, nachdem jeder, nungsverfahren. Das partielle Monitoring entspricht einem Monitoring im landespfl egerischen Sinne. Es kann auf dem Grund- der erhebliche nachteilige Auswirkungen auf die Erreichung oder Beibehaltung des günstigen Erhaltungszustandes von Arten lagenmonitoring aufbauen. Teilweise sind aber auch weitergehende Erhebungen notwendig, da es sich häufi g um spezielle Fra- oder natürliche Lebensräume europäischer Schutzgebiete verursacht, dafür belangt werden kann. gestellungen handelt.

58 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 59 Bisherige Erfahrungen Im Nachbarverfahren Zeltingen wurden in der Das Gutachten zeigt zudem, dass vermörtelte Vergangenheit schmal dimensionierte Rohre und Trockenmauern mit zahlreichen ausreichend di- Inzwischen wurden rund 50 Monitorings in 42 Gabionenfenster in die Mauer eingelassen, um mensionierten Löchern in den Fugen, einer mit Verfahren durchgeführt, die teilweise noch nicht den Mauereidechsen einen Ersatzlebensraum für Steinschutt bedeckten Mauerkrone und einzelnen abgeschlossen sind. Etwa die Hälfte dieser Unter- die Spalten in den alten Trockenmauern bzw. im Pfl anzen auf der Mauer die ideale Struktur für suchungen bezieht sich auf Acker-Grünlandver- natürlichen Lebensraum vorkommenden Felsspal- Mauereidechsen bilden. Ebenso notwendig sind fahren; die andere Hälfte auf Weinbergsverfahren. ten zu bieten. Die Untersuchung wies nach, dass ein unbefestigter Streifen zwischen Fahrbahn und Abgedeckt wurden verschiedene Themenbereiche, diese Rohre und Gabionenfenster nicht bzw. kaum Mauer mit lockerem Bewuchs (min. 25 cm breit) wie z.B. Arten- und Biotopschutz, Gewässerent- angenommen werden. In Wehlen selbst hingegen und Steinschutt am Mauerfuß. Treppenaufgänge wicklung, historische Kulturlandschaftselemente, wurden die Rohre größer dimensioniert und mit erhöhen die Strukturvielfalt und wirken daher Agrarwirtschaft (Querterrassierung Weinberg und Schieferplatten ausgelegt. Diese Variante wird von ebenfalls positiv auf das Habitat der Mauerei- Beweidungsgroßprojekt) oder auch Schutzgebie- den Mauereidechsen als Ersatzlebensraum besie- dechsen. tsentwicklungen. delt und kann daher auch in anderen Verfahren angewendet werden. Abb. 6 und 7: Kaum besiedelte Mauerabschnitte Die Auswahl der Verfahren erfolgte 2005 durch im Verfahrensgebiet Wehlen- eine landesweite Arbeitsgemeinschaft Landes- Sonnenuhr pfl ege, bestehend aus Vertretern der Vermessung und der Landespfl ege aus dem Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau (MWVLW), der Aufsichts- und Dienstleistungs- Verwertung / Nutzung der Ergebnisse direktion (ADD) und den Dienstleistungszentren Ländlicher Raum (DLR). In den Folgejahren wurde Die Ergebnisse aus den Monitorings wurden zur sie von der ADD weitergeführt. Optimierung und auch zur Nachsteuerung in den Verfahrensgebieten genutzt, in denen sie beauf- Die Ergebnisse zeigen, dass eine Positiventwick- tragt wurden. Sie haben darüber hinaus Eingang lung in acht Verfahren, darunter vier „Altver- in die Artensteckbriefe gefunden, die dem Landes- fahren“ mit Vergleichsdaten aus den 1990ern Abb. 5: Sehr gut besiedelter Mauerabschnitt im pfl egepersonal als wertvolle Arbeitsgrundlage zur erreicht wurde, während nur drei Verfahren eine Verfahrensgebiet Wehlen-Sonnenuhr Verfügung stehen und erweitert werden sollen. überwiegend negative Entwicklung aufwiesen. Meist gibt es teilweise negative und teilweise Abb. 3: Zu klein dimensionierte Rohre und Gabio- Des Weiteren sind die Untersuchungen und Gut- positive Wirkungen der Bodenordnung auf Natur nenfenster ohne grabbares Material werden Besonders negativ wirken sich hingegen schwer achten im letzten Jahr zentral bei der ADD gesam- und Landschaft. Als Hauptursache bei negativen kaum angenommen befestigte Wege direkt an der Mauer, eine feh- melt, sortiert sowie in einer Datenbank erfasst Entwicklungen sind eine unsachgemäße Pfl ege lende Vegetation und der Einsatz von Pestiziden und ausgewertet worden. Verschiedene Katego- der Kompensationsmaßnahmen, eine zu hohe sowie mangelhafte Sonn-, Versteck- und Eingrab- rien ermöglichen ein leichtes und zielgenaues Fin- Nutzungsintensität und fehlende Vernetzungs- möglichkeiten aus. den der einzelnen Werke in der Übersichtstabelle. strukturen zu nennen. Datenblätter mit Kurzinformationen zu jedem Werk bieten ergänzen diese ersten Informationen und fassen die Ergebnisse zusammen.

Exkurs: Beispiel eines Monitoringverfahrens

Anhand der Populationsentwicklung der Mauerei- dechsen, die im Rahmen des Reptilienmonitoring im Weinbergsverfahren Wehlen-Sonnenuhr und den angrenzenden Bereichen von 2007 bis 2010 untersucht wurde, lässt sich beispielhaft darstel- len, welche neuen, spezifi sch auf die Bodenord- nung ausgerichteten Erkenntnisse, die auf andere Abb. 4: Ausreichend dimensionierte Rohre mit Verfahren übertragbar sind, Monitoringprojekte eingelegten Schieferplatten und grab bringen können. barem Material werden gut angenommen Abb. 6:

60 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 61 Beispiel für ein Datenblatt Durchgeführte Maß- - Entbuschungsmaßnahmen nahme für Natur und - Abtrag des baufälligen, südwestlichen Teilstücks und Sicherung der Landschaft restlichen Bereiche der einsturzgefährdeten Mauer Nr. 600 - Verlängerung des Weges 106 im unteren Abschnitt nach Westen - Verzicht auf weitere Wegebaumaßnahmen, um den Weg 106 für Bacharach Stahleck Schlepper befahrbar zu machen, neu geschoben, aber offensichtlich kaum genutzt, daher Ansiedlung von Pflanzengesellschaften der „Säu- Verfahrensart Vereinfachte Flurbereinigungsverfahren, Weinbergsverfahren me und Raine“ (X23) Verfahrensnummer 61062 - Einrichtung des „Orionsteig“ (Teilstück des „Rhein-Burgen-Wander- Auftraggeber DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück (5), Dienstsitz Simmern weges“ von Bingen nach Koblenz) Auftragnehmender/ Be- Biodata GmbH (Gesellschaft für die Erfassung biologischer Daten und - Wiederbestockung der meisten Hänge nördlich und südlich von Weg 2 arbeitung durch wissenschaftliche Beratung), Mainz, Bearb.: Thomas Breuer Ergebnis/Auswertung Die Auswirkungen der Flurbereinung auf den Fortbestand des Fetthen- Bestandteile Textteil, 2 Karten (Fundorte Fetthennenbläulings 2009, Wuchsorte von der Maßnahme nenbläulings (Scolitantides orion) sind gering, der Fortbestand der Popu- Sedum Maximum und Eiablage von Scolintantides orion) lation ist derzeit gesichert. Anlass1 M (AG 2005 und 2009) Negative Wirkungen Laufzeit 2009 - Wegfall vieler möglicher Trachtpflanzen der Falter wie Potentilla spec. Titel Dokumentation der Auswirkungen der Flurbereinigung auf das Vorkom- durch zu frühes Mähen blütenreicher Säume, z.B. am Weg 106, wo men des Fetthennenbläulings Scolitantides orion im Vereinfachten Flur- auch einige Sedum-Pflanzen betroffen sind bereinigungsverfahren „Bacharach-Stahleck“ in der Lage "Bacharacher - Eingeschränktes Nahrungsangebot (Nektar) für Falter, auch für Scoli- Posten" tantides orion durch Abspritzen der Weinbergssäume Untersuchungsziel - Wirkungen des Flurbereinigungsverfahrens auf Natur und Landschaft - Zurückhaltende Vermarktung des Orionsteiges (dezentes Logo, dezente dokumentieren, insbesonders auf den Fetthennenbläuling (Scolitantides Vermarktung der Weine aus dieser Lage mit dem Begriff „Orion“ auf orion) http://insel-riesling.de). Positive Wirkungen - Erhebung einer Datenbasis als Grundstock für weitere Untersuchungen - Die eingerichteten Ruhebänke, die von den kritischen Bereichen ablen- Untersuchungsbereich Verfahrensgebiet ken, werden gerne genutzt. Untersuchte Arten und/ Fetthennenbläuling (Scolitantides orion) Empfohlene Nachbes- Mit Blick auf die Bestandssicherung des Fetthennenbläulings oder Lebensräume serungen - Jährliche Kontrolle der Hauptfluggebiete des Fetthennenbläulings im Untersuchungsmethode - Halbquantitativ in der Hauptflugzeit des Bläulings einmal am Tag an 25 Hinblick auf Pflegeaktivitäten und Nutzungsintensitäten Tagen zwischen Ende April und Ende Mai 2009 - Weiterhin Ausbringen von Samen der Großen Fetthenne mit Samenma- - Transsektmethode mit Dokumentation der Zahl der beobachteten Falter terial aus dem Gebiet in einem 5 m breiten Streifen entlang jedes Transsektes - Kontakt zu den Bewirtschaftern der Weinberge, der Stadt Bacharach - Sichtbeobachtungen und dem Walderholungsverband in Bingen als Unterhalter des Orion- - Außerdem: Suche nach Wuchsorten der Großen Fetthenne (Sedum ma- steiges ximum, syn. Sedum telephium ssp. Maximum) um an deren Blattunter- - Monitoring des Fetthennenbläulings nach 5 Jahren seiten nach abgelegten Eiern des Fetthennenbläulings zu suchen - Keine Mahd der Sedum-Bestände am Weg 1 bergseits - Lagerung von - Dokumentation der Wuchs- und Fundorte Baumaterialien für die Sanierung am „Posten“ nur auf dem Weg 1 Betroffene Natura 2000 - Europäische Vogelschutzgebiet 5711-401 Mittelrheintal (direkt im - Mähen der Säume und des Orionsteiges im Frühherbst, nach der Haupt- Gebiete inkl. Schutzziel Nordwesten angrenzend) flugzeit der meisten Schmetterlingsarten - FFH-Gebiet 5912-304 Gebiet bei Bacharach-Steeg (etwa 300 m nörd- - Keine Mahd von Sedum-Beständen (Weg 106 oberer Abschnitt). lich und 1000 m westlich) 1 Betroffene geschützte Pauschal geschütze Biootope nach § 28 BNatSchG B: Bestandserfassung und -bewertung G: Gutachten, inklusive Artenschutzgutachten M: Monitoring V: Veträglichkeitsprüfung Arten, Rote-Liste- Felsen, Trockenrasen und Felsgebüsche Mg: Grundlagenmonitoring S: Sonstiges Arten, Naturschutzge- Weitere schutzwürdige Bereiche öB: ökologische Baubetreuung biete, etc. - Verfahrensgebiet liegt im Landschaftsschutzgebietes „Mittelrhein“ - Das Biotop 5912-2031 reicht von den Rheinhängen im Norden bis in die felsigen Bereiche im Zentrum des Untersuchungsgebiets und ist als Naturschutzgebiet vorgeschlagen (LfUG 1996). Ziele der Maßnahme Sicherung Fortbestand des Fetthennenbläulings (Scolitantides orion)

62 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 63 Die nächsten Schritte werden, da zum einen, wie anfangs erwähnt, im Artenschutz und der Verträglichkeitsprüfung nach Derzeit werden die Tabelle und die Datenblätter Natura-2000 die Stabilität der Population bzw. VERTRÄGLICHKEITSPRÜFUNG überarbeitet, so dass sie demnächst im Bericht- Lebensräume nachgewiesen werden muss und wesen eingestellt werden können und den inter- zum anderen, in der Eingriffsregelung seit in Kraft- nen Austausch erleichtern. Gleichzeitig sollen sie treten des neuen Bundesnaturschutzgesetzes im IN DER FLURBEREINIGUNG für externe Interessenten mit der Seite der Land- März letzten Jahres „…vorrangig zu prüfen (ist), entwicklung (ländliche Bodenordnung) verlinkt ob der Ausgleich oder Ersatz auch durch … Be- werden. Damit wird dann dem Umweltinformati- wirtschaftungs- oder Pfl egemaßnahmen, die der AUFGRUND DES GELTEN- onsgesetz Rechnung getragen wird, nach dem alle dauerhaften Aufwertung des Naturhaushalts oder umweltrelevanten Daten öffentlich zugänglich des Landschaftsbildes dienen, erbracht werden sein sollten. kann …“ DEN BUNDESNATURSCHUTZ-

Intern scheint eine Intensivierung des direkten Daher kann es sinnvoll sein neben der bekannten Austauschs des Landespfl egepersonals unterein- Abfolge der Vermeidung von Beeinträchtigungen RECHTES ander sinnvoll, um so erfolgreiche Maßnahmen in (inklusive dem Einhalten bestimmter Ausbau- allen Landesteilen einzuführen und umzusetzen. zeiten), vorgezogener Maßnahmen aus Gründen Vorgesehen ist auch zukünftig bei der Vergabe des Artenschutz und/ oder der Verträglichkeit mit Michaela Bühl, Tobias Groppe, Master-Studenten der Fachhochschule Mainz der Werkverträge das Datenblatt zur Auswertung Natura 2000-Gebieten und der Umsetzung von mitzureichen. So wird eine dauerhafte Aktualisie- Kompensationsmaßnahmen, zukünftig verstärkt rung mit geringem zusätzlichem Arbeitsaufwand die Beteiligten bereits vor dem Planwunschtermin 1. Motivation Ein Instrument, in dem Naturschutzziele in Flur- möglich und es wird garantiert, dass die Verträge über Vertragsnaturschutz und Agrarumweltpro- bereinigungsverfahren geltend gemacht werden, gezielt, mit einer klaren Fragestellung in Bezug gramme zu informieren, zu beraten und dann ent- In der über 150 Jahre andauernden Geschichte ist (neben weiteren Instrumenten wie der Um- zur Bodenordnung, beauftragt und umgesetzt sprechend zuzuteilen. von Bodenordnungsverfahren zur ländlichen Neu- weltverträglichkeitsprüfung und der Eingriffsrege- werden. ordnungen hat sich von den ersten Separationen lung) die Verträglichkeitsprüfung. Dabei werden Auch ist eine verstärkte Kooperation mit dem im 19. Jahrhundert zu heutigen integralen Flurbe- mögliche Auswirkungen eines Projektes oder Umweltministerium denkbar, wie sie bereits im reinigungen ein stetiger Wandel in den Zielvor- Planes in Bezug auf Natura 2000-Schutzgebiete Modellprojekt „Partnerbetrieb Naturschutz“ um- stellungen entwickelt. analysiert. Ausblick gesetzt wird. Während frühere Flurbereinigungen mit der Ziel- Die Verträglichkeitsprüfung stellt ein entschei- Zukünftig wird die Nutzung- und Pfl egeproblema- setzung, landwirtschaftliche Produktionsbedin- dendes Hilfsmittel bei der Verwirklichung des tik inklusive eventuell notwendiger Nachbesse- gungen zu optimieren oder Infrastrukturmaßnah- Integrationsprinzips im Bereich des Naturschutzes rungen in Bodenordnungsverfahren stärker Thema men zu verwirklichen, z.B. durch Begradigungen und letztendlich für die Sicherung einer nachhal- von Flüssen und den Ausbau des ländlichen tigen Entwicklung dar. Wegenetzes meist negative Auswirkungen auf das Landschaftsbild und die biologische Vielfalt hatten, leisten heutige Bodenordnungsverfahren einen erheblichen Beitrag zum Erhalt und Ausbau 2. Allgemeines und Defi nitionen ökologischer Lebensräume.

Aktuelle Flurbereinigungen betrachten übergeord- 2.1 FFH-Richtlinie, Vogelschutzrichtlinie nete Zusammenhänge und Wechselwirkungen in den ökonomischen-, sozialen- , ökologischen- und Die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) der kulturellen Dimension des ländlichen Raumes und Europäischen Gemeinschaft (Richtlinie 92/43/ helfen diese in ihrer Funktionsfähigkeit zu erhal- EWG des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung ten oder neue zu schaffen. der natürlichen Lebensräume sowie der wild le- benden Tiere und Pfl anzen) stellt ausgewiesene

64 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 65 natürliche Lebensräume, Pfl anzen sowie wildle- FFH- und VS-RL stellen auf europäischer Ebene und Objekte nach §§23-30 sind im Netzwerk mit her seitens der Staatengemeinschaft besondere bende Tiere unter Schutz. die rechtliche Grundlage der Natura 2000-Ge- interdependenten Beziehungen zu betrachten. Verantwortung zum Erhalt zukommt. Dies hat biete dar. Nach Art. 6 Abs. 3 der FFH-RL sind nach Artikel 6 FFH-Richtlinie besonders strenge Mit dem Ziele der Integration der Umweltdimen- Prüfungen auf Verträglichkeit mit den für dieses Die Eingriffsregelung erfolgt nach den §§13 - 18. Schutzvorschriften zur Folge. sion werden darin die verschiedenen durchzufüh- Gebiet festgelegten Erhaltungszielen durchzu- § 34 beinhaltet die rechtlichen Vorgaben zur Ver- renden Aufgaben so dargelegt, dass die Natur- führen, wenn Pläne oder Projekte einzeln oder träglichkeitsprüfung als bundesweites Instrument Nach § 32 Abs. 3 BNatSchG sind in der Schutz- schutzinteressen der Gebiete gewahrt bleiben. im Zusammenwirken mit anderen Plänen und zum Schutz von Natura 2000-Gebieten. erklärung prioritäre natürliche Lebensraumtypen Art. 2 der FFH-Richtlinie beschreibt als Ziel, zur Si- Projekten FFH- oder Vogelschutzgebiete erheblich und prioritäre Arten zu benennen, die entspre- cherung der Artenvielfalt durch die Erhaltung der beeinträchtigen können. chend den Erhaltungszielen einem Schutzzweck natürlichen Lebensräume sowie der wildlebenden 2.3. Verträglichkeitsprüfung bedürfen. Tiere und Pfl anzen im europäischen Gebiet der Mitgliedstaaten, für das der Vertrag Geltung hat, 2.2 Natura 2000 Die Verträglichkeitsprüfung umfasst die in Art. beizutragen. 6 Abs.2 und 3 der FFH-Richtlinie beschriebenen 2.5. Erhaltungsziele (Schutzgebiete) Natura 2000 ist die Bezeichnung für ein europä- Prüfungen und bezieht sich sowohl auf FFH- als Besondere Bedeutung für die Verträglichkeits- isches Biotopverbundnetz, das die Europäische auch auf Schutzgebiete nach der Vogelschutz- Die Erhaltungsziele sind von den Naturschutz- prüfung hat der Art. 6 der FFH-Richtlinie, in Union im gesamten Gebiet der Mitgliedsstaaten richtlinie. behörden nach der FFH-Richtlinie für jedes dem die rechtlichen Grundlagen defi niert sind. einrichten will. Schutzgebiet festzulegen. Ihre Defi nition erfolgt Er beschreibt den Rahmen für die Erhaltung und Verträglichkeitsprüfungen werden entweder von im Hinblick auf die in Natura 2000-Gebieten den Schutz von Gebieten und umfasst nach vorn Es enthält Schutzgebiete, die aufgrund der Vor- Plänen (z.B. Flächennutzungsplan, Bebauungsplan vorkommenden natürlichen Arten und LRT sowie gerichtete, präventive und prozedurale Anforde- gaben der FFH- und Vogelschutzrichtlinie ausge- oder Bodenordnungsverfahren) oder Projekten deren Habitate. rungen. wiesen werden. Natura 2000-Gebiete bilden ein (z.B. Bauvorhaben, Wegebauten, Gewässerände- zusammenhängendes europäisches ökologisches rungen, usw.) ausgelöst, wenn sich Auswirkungen Die Erhaltungsziele sind die Summe aller Maß- Das Kapitel „Erhaltung der natürlichen Lebens- Netz von Schutzgebieten zum Erhalt von gefähr- auf ein Natura 2000-Gebiet ergeben können. Die nahmen und Anforderungen, um die Schutzge- räume und der Habitate der Arten“ der FFH- deten Lebensräumen und Arten. Diese Gebiete Verträglichkeitsprüfung wird durch den jeweiligen biete in einem günstigen Erhaltungszustand zu Richtlinie weist Parallelen zu Artikel 3 und 4 der werden von den Mitgliedsstaaten an die EU-Kom- Projekt- oder Vorhabensträger durchgeführt. Dies erhalten oder diesen wiederherzustellen. Generell Vogelschutzrichtlinie auf. Des Weiteren gelten mission gemeldet und Erhaltungssziele benannt. ist z.B. bei der Aufstellung eines Wege- und Ge- gilt der Grundsatz des Verschlechterungsverbots z.B. die Hinweise des Artikels 6 der FFH-Richtlinie Für diese Gebiete sind Bewirtschaftungspläne wässerplans die Flurbereinigungsbehörde oder bei (§33 Abs.1 BNatSchG; vgl. 2.9). Die Feststellung sinngemäß auch für die besonderen Schutzge- aufzustellen. In Deutschland sind ca. 15% der Lan- einem Bebauungsplan die Gemeinde. eines günstigen Erhaltungszustandes kann z.B. biete (SPA, Special Protection Areas), die nach der desfl äche und 41% der Meeresfl äche als Natura anhand von Natura 2000-Datenbögen erfolgen. Vogelschutzrichtlinie ausgewiesen sind. 2000-Gebiet gemeldet (Quelle: Bundesamt für Die Erhaltungsziele sind bei der Beurteilung der Naturschutz, Juli 2009). 2.4. Lebensraumtypen (LRT) Erheblichkeit eines Vorhabens der entscheidende Die Richtlinie über die Erhaltung der wild leben- Bewertungsmaßstab. den Vogelarten (Richtlinie 79/409/EWG) oder Die Gebiete werden nicht nach politischen Gren- Die in Natura 2000-Gebieten im Wesentlichen zu kurz Vogelschutzrichtlinie wurde am 2. April 1979 zen gebildet, sondern nach europaweit neun bio- schützenden Lebensraumtypen (LRT) und Arten Der Erhaltungszustand wird durch Monitoring- vom Rat der Europäischen Gemeinschaft erlassen geographischen Regionen abgegrenzt, von denen sind in den Anhängen I und II der FFH-Richtlinie maßnahmen überprüft und in einem Ampelsys- und 30 Jahre nach ihrem Inkrafttreten kodifi ziert. in Deutschland die atlantische, die kontinentale und dem Anhang I der Vogelschutzrichtlinie auf- tem bewertet. Des Weiteren stellt die zuständige Die kodifi zierte Fassung (Richtlinie 2009/147/EG) und die alpine Region vorkommen. Die Unter- geführt (siehe Anlage 5). Im Anhang I der FFH-RL Naturschutzbehörde Bewirtschaftungspläne ent- vom 30. November 2009 ist am 15. Februar 2010 schutzstellung von Natura 2000-Gebieten erfolgt sind 231 LRT (91 in Deutschland vorkommend) sprechend den Erhaltungszielen und dem Schutz- in Kraft getreten. Sie weist Schutzgebiete für „parzellenscharf“ in sog.Gebietsgrenzen. und mehr als 1000 Tier- und Pfl anzenarten in den zweck auf. bestimmte Vogelarten aus. Die Forderungen für Anhängen II, IV, V (282 in Deutschland vorkom- besondere Schutzgebiete nach der Vogelschutz- mend) aufgeführt. Alle Projekte sind vor Ihrer Zulassung auf die Ver- richtlinie (SPA) sind in Art. 3 der Vogelschutz- 2.3 Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) träglichkeit mit den Erhaltungszielen eines Natura richtlinie wie folgt defi niert: „Die Mitgliedsstaaten Die LRT und Arten werden unterschieden in prio- 2000-Gebietes zu überprüfen. Erhaltungsziele treffen (…) die erforderlichen Maßnahmen, um Das BNatSchG setzt die Europäischen Richtlinien ritäre (in Tabelle mit * gekennzeichnet) und nicht bilden die Basis der Verträglichkeitsprüfung. für alle unter Art. 1 fallenden Vogelarten eine aus- in nationales Recht um. Es bildet z.B. die recht- prioritäre Lebensräume und Arten. Prioritär sind reichende Vielfalt und eine ausreichende Flächen- liche Grundlagen für Naturschutz- (§23) und dabei diejenigen LRT und Arten, die europaweit größe der Lebensräume zu erhalten oder wieder Landschaftsschutzgebiete (§26), Biosphärenre- besonders stark gefährdet sind und denen da- herzustellen.“ servate (§25) oder Biotope (§30). Die Gebiete

66 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 67 2.6. Maßgebliche Bestandteile ■ anlagebedingt ■ Erhebliche Beeinträchtigungen können Gebiete zu gewährleisten. Maßnahmen im Rah- (§34 Abs. 2 BNatSchG) auch aus Vorhaben außerhalb des Gebietes men eines Kohärenzausgleiches müssen schon vor ■ betriebsbedingt erwachsen, z.B. durch Stoffeinträge über dem Beginn des Projektes wirksam sein. Im Rahmen der Ausweisung von Natura 2000- den Luft- oder Wasserpfad, durch Lärm- (siehe Kap. 6, Beispiel Hannoversche Klippen) Gebieten muss ein sog. Schutzzweck vorliegen. einwirkungen, Erschütterungen, Zerstörung Im Einzelfall kommen in Betracht: Dieser resultiert aus der Summe aller unter Schutz wesentlicher, für die Erhaltungsziele subs- In Bodenordnungsverfahren müssen direkte und zu stellenden maßgeblichen Bestandteile. Dies tanziell bedeutsamer Standortfaktoren (z.B. ■ Verbesserungsmaßnahmen innerhalb des indirekte Wirkungen, wie z.B Neugestaltung des sind: Grundwasserabsenkung, Änderung der betroffenen Gebietes, Grundstückszuschnittes oder Neu- bzw. Umbau- landwirtschaftlichen Nutzungsart, Erhö- maßnahmen, auf ihre Erheblichkeit hin unter- ■ Erweiterung eines Gebietes um Flächen am ■ die vorkommenden Lebensraumtypen (LRT) hung der Nutzungsintensität durch Dün- sucht werden (z.B. Wege- und Gewässerbaumaß- Rande oder in seinem räumlichen Zusam- und Arten nach der FFH-Richtlinie gung). nahmen). menhang mit Durchführung entsprechender ■ die vorkommenden Vogelarten nach der ■ Auch an sich geringfügige Beeinträchti- Maßnahmen, Vogelschutzrichtlinie Generell gilt: gungen können in der Summe zu einer er- ■ Aufwertungsmaßnahmen innerhalb anderer heblichen Beeinträchtigung führen. Daher ■ Standortspezifische Gegebenheiten und Natura 2000-Gebiete, ■ Je schutzwürdiger und empfindlicher ein sind auch kumulative Wirkungen, die erst funktionale Beziehungen zwischen den Lebensraum oder eine Art ist, desto eher ist im Zusammenwirken mit anderen Projekten ■ in schwerwiegenden Fällen komplette Neu- Lebensräumen (auch außerhalb der Natura von einer erheblichen Beeinträchtigung aus- oder Plänen erheblich sein können, in die ausweisung eines Gebietes mit Durchfüh- 2000-Gebietsgrenzen) zugehen. (vgl. 2.4 prioritäre Lebensraum Prüfung einzubeziehen. rung der erforderlichen Maßnahmen. typen) ■ Die Feststellung, dass voraussichtlich keine 2.7. Erhebliche Beeinträchtigungen ■ Beeinträchtigungen sind erheblich, wenn erhebliche Beeinträchtigung zu erwarten ist, 2.9. Verschlechterungsverbot ein Natura 2000-Gebiet in seinen für die Er- ist von den jeweiligen Erhaltungszielen im Die Möglichkeit einer erheblichen Beeinträch- haltungsziele maßgeblichen Bestandteilen Einzelfall abhängig. Die einem FFH-Gebiet zugewiesenen Lebens- tigung von Bestandteilen eines Natura 2000- derart verändert wird, dass deren Funkti- raumtypen und Arten unterliegen einem Schutz- Gebietes führt zunächst zur Unzulässigkeit des onen und damit auch die Funktionen des zweck. Die Mitgliedsstaaten der EU sind dazu Projektes. Dieser einzelfallbezogene Bewertungs- Gebietes als Ganzes nur noch deutlich In seltenen Ausnahmefällen können nach §34 verpfl ichtet, eine Verschlechterung, d.h. erheb- schritt stellt die entscheidende Beurteilung im eingeschränkt erfüllt werden. Die Beein- Abs.3 BNatSchG Projekte selbst bei erheblicher liche Beeinträchtigungen des Schutzzweckes zu Rahmen der Verträglichkeitsprüfung dar und ist in trächtigungen müssen sich auf die zu schüt- Beeinträchtigung durchgeführt werden, wenn sie: verhindern. Das Verschlechterungsverbot bezieht der Praxis das zentrale Problem. zenden Lebensräume und Arten mehr als sich allerdings nur auf diejenigen Arten, ihre Habi- unerheblich und nicht nur vorübergehend ■ aus zwingenden Gründen des überwie- tate und Lebensräume, die in einem Schutzgebiet Bewertungskriterien leiten sich aus der Defi nition auswirken. genden öffentlichen Interesses, einschließ- gemeldet sind. des günstigen Erhaltungszustandes und den Erhal- ■ Das Eintreten erheblicher Beeinträchti- lich solcher sozialer oder wirtschaftlicher tungszielen unter dem Grundsatz des Verschlech- Art, notwendig sind und gungen muss hinreichend wahrscheinlich Um den Erhaltungszustand aller in Natura 2000- terungsverbots ab. Schlüsselindikatoren sind u.a. sein. Eine absolute Sicherheit kann vielfach ■ zumutbare Alternativen, den mit dem Pro- Gebieten geschützten Arten und Lebensräume Dauer, Intensität von Störungen, Abstand von den jedoch nicht oder nur mit erheblichem jekt verfolgten Zweck an anderer Stelle nicht zu verschlechtern, werden z.T. eigens Ma- Schutzgebieten, relative Veränderungen, wichtige Untersuchungsaufwand erreicht werden. ohne oder mit geringeren Beeinträchti- nagementpläne (z.B. Managementplan für das chemische Kennwerte (z.B. Wasserqualität) und Bei Unsicherheit ist im Sinne der Vorsorge gungen zu erreichen, nicht gegeben sind. FFH-Gebiet „Feuchtgebiete und Heiden des Ho- der Umfang der durch das Projekt hervorgeru- zugunsten der Belange des Naturschutzes hen Westerwaldes“, Rheinland-Pfalz) angefertigt. fenen Beeinträchtigung (z.B. prozentuale Flächen- und der Landschaftspflege zu beurteilen. verluste) im Hinblick auf die Erhaltungsziele oder ■ 2.8. Kohärenzausgleich den Schutzzweck der in Natura 2000-Gebieten Jede einzelne erhebliche Beeinträchtigung 2.10 Umgebungsschutz maßgeblichen Bestandteile. Dabei bezieht sich die eines für die Erhaltungsziele maßgeblichen Wenn ein Vorhaben im Rahmen eines Flurberei- Prüfung der Erheblichkeit auf verschiedene Wirk- Bestandteils führt zur Unverträglichkeit des nigungsverfahrens trotz erheblicher Beeinträchti- Der Umgebungsschutz ist eine Konsequenz aus faktoren in den Wirkfaktorgruppen (Lambrecht et Projekts. Ein Ermessensspielraum besteht gungen (z.B. nach §34 Abs.3 BNatSchG) zugelas- der Vermeidung erheblicher Beeinträchtigungen al 2004): innerhalb §34 Abs.2 BNatschG nicht. sen werden soll, sind Maßnahmen zur Sicherung in Natura 2000-Gebieten, die ihre Ursache au- ■ Beeinträchtigungen prioritärer Lebensräu- des zusammenhängenden Natura 2000-Netzes ßerhalb des Schutzgebietes haben und z.B. durch ■ baubedingt me und Arten sind regelmäßig erheblich. zu treffen, um die Funktion der biogeographischen Grundwasserabsenkung oder Emissionen negative

68 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 69 Auswirkungen auf deren Standortfaktoren haben. umfassende Ermittlung, Beschreibung und Bewer- Untersagung, wenn landespfl egerische Belange 4. Gliederung / Ablauf einer Verträglichkeits- Projekte, wie z.B. ein Wege- und Gewässerplan im tung der Umweltauswirkungen eines Vorhabens. und Beeinträchtigungen nicht ausgleichbar sind. prüfung Rahmen einer Flurbereinigung müssen auch dann Die Ergebnisse der UVP sollen so früh wie mög- auf ihre Verträglichkeit mit den für angrenzende Während eine Verträglichkeitsprüfung durch Plä- lich Berücksichtigung bei behördlichen Entschei- Der Ablauf der Verträglichkeitsprüfung nach FFH-Gebiete festgelegten Erhaltungszielen über- ne und Projekte, die ein Natura 2000-Gebiet in dungen fi nden, es gibt hier keine eigenständigen § 34 BNatSchG gliedert sich in der ländlichen prüft werden, selbst wenn das Flurbereinigungs- seinen Erhaltungszielen erheblich beeinträchtigen Rechtsfolgen. Bodenordnung in vier Prüfschritte: gebiet keines dieser Schutzgebiete direkt umfasst. können (einzeln oder in Summationswirkung mit anderen Plänen / Projekten) ausgelöst wird, ma- Bezüglich der Alternativenprüfung sieht eine Ver- Prüfschritt 1: Vorprüfung chen Veränderungen der Gestalt oder Nutzung träglichkeitsprüfung die Prüfung zumutbarer Al- von Grundfl ächen, durch die die Leistungsfähig- ternativen vor, die den mit dem Projekt verfolgten Im Rahmen der Vorprüfung sind folgende Fragen 3. Abgrenzung: Verträglichkeitsprüfung <=> Um- keit des Naturhaushalts oder das Landschaftsbild Zweck an anderer Stelle oder mit geringerer Be- zu beantworten: weltverträglichkeitsprüfung <=> Eingriffsregelung erheblich oder nachhaltig beeinträchtigt werden einträchtigung (für das Natura 2000-Gebiet) er- können, die Anwendung der Eingriffsregelung nö- reichen. Die Eingriffsregelung fordert die Prüfung ■ Liegt ein Natura 2000-Gebiet in einem Ver- tig. Die Umweltverträglichkeitsprüfung hingegen von Standort- und Durchführungsalternativen im fahrensgebiet oder in dessen möglichem Mit der Verträglichkeitsprüfung wurde ein neues beschränkt sich auf bestimmte Vorhaben, die in Rahmen des Vermeidungs- und Minimierungs- Einwirkungsbereich? naturschutzrechtliches Instrumentarium geschaf- Anlage 1 zum UVPG aufgeführt sind. Demnach ist gebotes. Die UVP schreibt die Übersicht über die ■ Können die Maßnahmen der Bodenordnung fen, das sich von der Umweltverträglichkeitsprü- für den Bau der gemeinschaftlichen und öffent- wichtigsten, anderweitigen vom Vorhabensträger (z. B. Maßnahmen im Plan nach § 41 FlurbG fung (UVP) und der Eingriffsregelung deutlich lichen Anlagen im Sinne des Flurbereinigungsge- geprüften Alternativen und Angaben der wesent- = Wege- und Gewässerplan) allein oder im unterscheidet. setzes eine allgemeine Vorprüfung des Vorhabens lichen Auswahlgründe unter besonderer Berück- Zusammenwirken mit anderen Projekten durchzuführen. sichtigung der Umweltauswirkungen vor. oder Plänen zu erheblichen Beeinträchti- Alle drei unterscheiden sich aufgrund ihrer gungen des Natura 2000-Gebietes führen? Rechtsgrundlage: während für die Verträglich- Der Prüfungsbezug ist bei der Verträglichkeits- Als Ausgleich können bei der Verträglichkeits- keitsprüfung die FFH-Richtlinie bzw. § 34 prüfung gebietsbezogen, während bei der Ein- prüfung Maßnahmen zur Sicherung des Zusam- Hierzu werden von der Flurbereinigungsbehörde BNatSchG (Bundesnaturschutzgesetz) zu Grunde griffsregelung und der UVP eine projektbezogene menhangs von Natura 2000 dienen, bei der zunächst die entsprechenden Natura 2000- liegen, basiert die Eingriffsregelung auf §§ 13-18 Prüfung vorgenommen wird. Eingriffsregelung ein funktionaler Ausgleich oder Gebiete mit ihren für den Schutz maßgeblichen BNatSchG und die Umweltverträglichkeitsprü- Ersatzmaßnahmen bzw. Zahlung einer Ausgleichs- Bestandteilen und Erhaltungszielen dargestellt, fung auf dem UVP-Gesetz. Die Schutz- und Bewertungsgegenstände der abgabe („Ersatzgeld“ nach neuem BNatSchG). Die ebenso das Bodenordnungsverfahren. Anschlie- Verträglichkeitsprüfung sind Lebensraumtypen UVP sieht die Beschreibung von Ausgleichs- und ßend werden die möglichen Auswirkungen auf Am 1. März 2010 ist das Bundesnaturschutzgesetz und Tier- und Pfl anzenarten nach Maßgabe der Ersatzmaßnahmen analog zur Eingriffsregelung das Natura 2000-Gebiet ermittelt, mit den zu- (BNatSchG) vom 29. Juli 2009 in Kraft getreten. Erhaltungsziele, der Bewertungsmaßstab sind vor. ständigen Naturschutzbehörden erörtert und Das BNatSchG hat im Verhältnis zum jeweiligen dabei die Erhaltungsziele. Bei der Eingriffsregelung gemeinsam über die Erheblichkeit möglicher Landesrecht Anwendungsvorrang. Dies hat zur ist dies hingegen die Leistungsfähigkeit des Natur- Eine Öffentlichkeitsbeteiligung ist bei der Ver- Auswirkungen entschieden. Kann eine erhebliche Folge, dass bezüglich der Eingriffsregelung ab haushaltes insgesamt und des Landschaftsbildes träglichkeitsprüfung nach den Regelungen im Gefährdung nicht ausgeschlossen werden, ist eine dem 1. März grundsätzlich die Vorschriften des und bei der UVP erfolgt eine Beurteilung aller BNatSchG derzeit nicht vorgesehen, bei der Ein- Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. BNatSchG anzuwenden sind, da die Grundsätze Umweltwirkungen auf die Schutzgüter Menschen, griffsregelung basiert sie auf Maßgaben anderer der Eingriffsregelung abschließend im BNatSchG Tiere, Pfl anzen, Boden, Wasser, Klima, Luft, Land- Fachgesetze und bei der UVP ist die Einbeziehung Prüfschritt 2: Verträglichkeitsprüfung geregelt sind. schaft sowie auf Sach- und Kulturgüter. der Öffentlichkeit vorgeschrieben. Im Prüfschritt 2 wird die Frage: „Beeinträchti- Das Ziel der Verträglichkeitsprüfung ist der Schutz Im Hinblick auf Rechtsfolgen ergibt eine Ver- In der Bodenordnung kommt es mehrfach vor, gen die Maßnahmen der Bodenordnung allein des kohärenten Netzes Natura 2000 zur Bewah- träglichkeitsprüfung die Unzulässigkeit eines dass alle drei Instrumente nebeneinander zum (z. B. Maßnahmen im Plan nach § 41 FlurbG) rung der biologischen Vielfalt in der Europäischen Vorhabens bei erheblicher Beeinträchtigung der Tragen kommen. Trotz ihrer bereits beschrie- oder zusammen mit anderen Projekten oder Gemeinschaft, während die Eingriffsregelung Erhaltungsziele für ein Natura 2000-Gebiet, benen erkennbaren Unterschiede weisen sie auch Plänen die Erhaltungsziele für das Natura 2000- auf die Minimierung und den Ausgleich von Be- wobei aber ein Ausnahmeverfahren möglich ist. Überschneidungen auf, die bei der Verfahrensab- Gebiet?“erörtert. einträchtigungen des Naturhaushaltes und des Die Eingriffsregelung fordert die Unterlassung wicklung und der Erarbeitung von Planunterlagen Landschaftsbildes bei Eingriffen zur Sicherung des vermeidbarer Beeinträchtigungen, den Ausgleich berücksichtigt werden sollten, um die Arbeit mög- Status-quo abzielt. Die Umweltverträglichkeits- oder Ersatz (Kompensation) unvermeidbarer lichst effi zient zu gestalten. prüfung wiederum hat als Ziel die frühzeitige und Beeinträchtigungen sowie die Abwägung einer

70 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 71 Die Flurbereinigungsbehörde erstellt die notwen- Prüfschritt 4: Ausnahmeprüfung Bei einer Gefährdung prioritärer Lebensräume digen fachlichen Gutachten über die Einfl üsse der oder Arten werden strengere Voraussetzungen für Maßnahmen auf das Schutzgebiet und legt sie der Grundsätzlich ist ein Plan unzulässig, wenn ein eine Ausnahme zu Grunde gelegt. Ein Vorhaben zuständigen Zulassungsbehörde vor. Natura 2000-Gebiet in seinen für die Erhal- darf in diesem Fall nur genehmigt werden, wenn tungsziele oder Schutzzweck maßgeblichen Be- es durchgeführt werden soll Die Ergebnisse werden mit der zuständigen Zulas- standteilen erheblich beeinträchtigt wird. Nur in sungsbehörde, den Naturschutzbehörden und den bestimmten Fällen ist eine Ausnahme vom Ver- ■ zum Gesundheitsschutz des Menschen anerkannten Naturschutzverbänden abgestimmt. träglichkeitsgrundsatz möglich. ■ zur Abwehr von Gefahren für die öffentliche Wenn sich zeigt, dass das Natura 2000-Gebiet in Sicherheit und wegen seiner maßgeblich seinen für die Erhaltungsziele oder den Schutz- Wenn es keine zumutbare Alternativlösung gibt günstigen Auswirkungen auf die Umwelt zweck maßgeblichen Bestandteilen erheblich und zwingende Gründe des öffentlichen Interes- oder beeinträchtigt wird, ist das Projekt unzulässig (z.B. ses Vorrang vor den Interessen des Naturschutzes Wegebaumaßnahmen mit Beseitigung von Laich- haben, kann der Plan unter Festlegung von not- ■ wegen anderer zwingender Gründe der gewässern des Kammmolchs). In diesem Fall sind wendigen Maßnahmen, die den Schutzzweck überwiegend öffentlichen Interesses (in Naturschutzfachlich bedeutsam ist hier das groß- Alternativen zu prüfen. von Natura 2000 insgesamt sichern, genehmigt diesem Fall ist eine Stellungnahme der EU- fl ächige Vorhandensein von Waldlebensraum- werden. Kommission einzuholen) typen des Anhangs I der FFH-RL sowie die Tatsa- Prüfschritt 3: Alternativenprüfung che, dass diese Laubwaldbestände Lebensraum für Bei der Prüfung von Ausnahmen ist folgender- verschiedene Fledermausarten darstellen, z. B. die Wenn das Projekt aufgrund der Ergebnisse in Prüf- maßen vorzugehen: Bechstein-Fledermaus (Anhang II der FFH-RL). schritt 1 und 2 unzulässig ist, werden im Rahmen 5. Die FFH-Verträglichkeitsprüfung am Beispiel von Prüfschritt 3 mögliche Alternativlösungen ■ Das Fehlen von zumutbaren Alternativen der Bundesautobahn A3 westlich von Würzburg gesucht, die möglichst keine oder geringere muss begründet werden. Beeinträchtigungen des Natura 2000-Gebiets ■ Die zwingenden Gründe des überwiegenden bewirken, z.B. geänderte Trassenwahl / Wegenetz- Die Autobahndirektion Nordbayern plante den öffentlichen Interesses müssen dargelegt planung, Reduzierung des Versiegelungsgrades, Ausbau der Bundesautobahn A3 auf 6 Fahrspuren werden. Bei der Abwägung ist die hohe- Verzicht auf Entwässerungsmaßnahmen im Grün- (bzw. 7 in Steigungsstrecken) zwischen dem Au- europaweite Bedeutung der Natura 2000- land. Falls es eine zumutbare Alternative gibt, ist tobahnkreuz Biebelried östlich Würzburg und Gebiete zu berücksichtigen. diese zwingend zur Realisierung zu wählen. Gibt Aschaffenburg. es keine zumutbare Alternative, ist im nächsten ■ Die Maßnahmen zur Sicherung des Zusam- Schritt zu prüfen, ob die geplanten Maßnahmen menhangs des europäischen Verbundsys- Die A3 durchschneidet auf ca. 5,6 km das im Ausnahmefall genehmigt werden können. tems Natura 2000 müssen aufgezeigt wer- 3.568 ha große FFH-Gebiet „Irtenberger und den. Guttenberger Wald“.

Abb.: Bechsteinfl edermaus

Die Teillebensräume der verschiedenen Fleder- mausarten (Sommer-, Winterquartier, Jagdrevier) werden von der Autobahn durchschnitten (Bar- rierewirkung). Untersuchungen haben gezeigt, dass die Fledermäuse die Autobahn mittels einer bestehenden Unterführung queren, z. T. aber auch durch Überfl ug.

72 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 73 Wichtiger Grundsatz nach Art. 6 Abs. 2 der FFH- Zentrale Fragen bei der FFH-Verträglichkeitsprü- ■ Die Planung sieht darüber hinaus als Aus- Vorhaben nicht auszuschließen sind und in der RL ist das Verschlechterungsverbot für die zu fung im Zusammenhang mit dem Autobahnaus- gleich weitere besondere Maßnahmen zur Folge eine FFH-Verträglichkeitsprüfung (FFH-VP) schützenden natürlichen Lebensräume und Arten bau waren: Schadensbegrenzung vor (z.B. Waldmantel- durchzuführen ist. in den Natura 2000-Gebieten. pflanzung zum Schutz angrenzender Wald- ■ Führt der Ausbau zu Beeinträchtigungen des bestände, unter- und überführende Que- Die FFH-Verträglichkeitsprüfung verlief im darge- FFH-Gebiets und sind diese möglicherweise rungshilfe) stellten Beispiel wie folgt: als erheblich einzustufen? Als abschließendes Prüfergebnis wurde festge- ■ Erhöht sich die vorhandene Barrierewirkung Phase 1: stellt, dass durch die Ausbaumaßnahmen der A3 durch das künftig noch breitere trennende bezüglich des FFH-Gebiets auch unter Berücksich- Verkehrsband? Zunächst waren die Fragen zu klären „Welche tigung der Summationswirkungen mit anderen Auswirkungen hat das Projekt einzeln oder in Zu- Projekten und Plänen keine erheblichen Beein- Unter Berücksichtigung der o. g. Maßnahmen zur sammenwirkung mit anderen Projekten und Plä- trächtigungen zu erwarten sind. Schadensbegrenzung wurde die FFH-Verträglich- nen auf das genannte FFH-Gebiet“? und „Können keit in der vorgenommenen Untersuchung wie diese Auswirkungen erheblich sein?“ Die Phasen 3 (Alternativenprüfung) und 4 (Aus- folgt bewertet: nahmeprüfung) erübrigten sich aufgrund dieses Die Verträglichkeitsabschätzung hatte zum Er- abschließenden Prüfergebnisses. ■ Die bestehende A3 zerschneidet bereits den gebnis, dass erhebliche Beeinträchtigungen nicht Irtenberger und Guttenberger Wald. Eine ausgeschlossen werden können. Daher war die weitere Zerschneidung durch den Ausbau Durchführung einer FFH-Verträglichkeitsprüfung findet nicht statt. erforderlich. ■ Auch zukünftig sind geeignete Lebensräume Phase 2: für die vorkommenden Tierarten vorhanden. ■ Durch den Ausbau entsteht durch Über- Die FFH-Verträglichkeitsuntersuchung für das bauung ein dauerhafter Waldverlust von FFH-Gebiet 6225-302 (Irtenberger und Gutten- 6,9 ha Buchenwaldfläche, was einen nur berger Wald) im Rahmen des 6-streifi gen Aus- geringen Lebensraumverlust von 0,19 % des baus ermittelte zunächst die Auswirkungen des FFH-Gebiets bedeutet. Vorhabens auf das FFH-Gebiet im Hinblick auf ■ die Struktur und die Funktionen des Gebietes und Auch der bauzeitliche Waldverlust von seine Erhaltungsziele. 4,3 ha Buchenwaldfl äche stellt keine er- hebliche Beeinträchtigung dar, da der Ver- Entscheidend für die Prüfung der FFH-Verträglich- lust nur zeitweise besteht und anschlie- keit waren allein die für das Gebiet festgelegten ßend eine Rekultivierung und Anlage von Erhaltungsziele: Wald mit Pufferfunktion erfolgt. ■ Fortpflanzungsstätten von Anhang II-Arten 6. Die FFH-Verträglichkeitsprüfung am Beispiel ■ Erhalt unzerschnittener, störungsarmer, sind nicht erkennbar betroffen. strukturreicher Laubwälder Aussichtsplattform Hannoversche Klippen ■ Eine erhebliche Verschlechterung des Barri- ■ Erhalt typischer Habitatstrukturen (hoher ere-Effekts ist nicht zu erwarten Laubholzanteil, Totholz, Höhlenbäume) ■ Das Begleitgrün an der bestehenden Auto- Im Zuge der Planung einer Aussichtsplattform Das Natura 2000-Gebiet „Hannoversche Klippen“ ■ Erhalt der für die Waldlebensraumtypen bahn ist erheblich vorbelastet und weist und der Wegegestaltung zur Lenkung von Tou- (Natura 2000-Nr.: DE 4322-303) umfasst ca. typischen Artengemeinschaften, Sicherung daher nur eine reduzierte Habitatqualität ristenströmen im FFH- und Naturschutzgebiet 23 ha und befi ndet sich im Wesertal des Dreilän- bestehender Fledermauspopulationen auf. Die künftige Begleitpflanzung wird „Hannoversche Klippen“ ist in einer FFH-Vor- derecks Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und prüfung festgestellt worden, dass erhebliche Hessen. ■ Sicherung von Wanderrouten und Wild - wegen der ausgeprägten Pufferfunktion eher zur Verbesserung beitragen. Beeinträchtigungen der Erhaltungs- und Entwick- wechseln sowie der genetischen Austauschs lungsziele des FFH-Gebietes durch das geplante der Fledermäuse

74 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 75 Im FFH-Gebiet vorkommende Lebensraumtypen ( nach Anlage I FFH-Richtlinie) und deren Im FFH-Gebiet vorkommende Arten (Anlage II FFH-Richtlinie): Erhaltungszielen:

Erhaltungsziele der Arten: Schutz des Hirschkäfervorkommens durch Erhal- tung der alt- und totholzreichen Buchenbestände mit hohem Eichenanteil als Brut-Habitate, vor allem an äußeren undinneren, wärmegetönten Bestandsrändern

Die Beurteilung der Erheblichkeit von Beeinträch- tigungen (vgl. 2.7) erfolgt in Anlehnung an den Leitfaden zur FFH-Verträglichkeitsprüfung im Bundesfernstraßenbau (August 2004). Für jeden Alternativvorschlag werden die im Natura 2000- Gebiet vorkommenden Lebensraumtypen und Arten in den Wirkfaktorgruppen baubedingt, anla- gebedingt und betriebsbedingt in Bezug auf ihren Erhaltungsziele der Lebensraumtypen (LRT): schen Variationsbreite, inklusive ihrer Beeinträchtigungsgrad hin untersucht. Aus dem Vorwälder,Gebüsch- und Staudenfluren mit Beeinträchtigungsgrad ergibt sich die Bewertung Abb. Hirschkäfer (Lucanuscervus) 8230 Silikatfelsen mit ihrer Pioniervegetation: ihrem überregional bedeutsamen hohen der Erheblichkeit. Anteil an Alt- undTotholz insbesondere von ■ Erhaltung der Buntsandsteinfelsen mit ihrer Großhöhlen- und Uraltbäumen als Le- Pioniervegetation und ihrer spezialisierten bensraum für den Schwarzspecht, verschie- Fauna dene Fledermausarten u. a. durch Beibehal- ■ Reduzierung der Trittschäden auf den Fels- ten der natürlichenEntwicklung köpfen ■ Erhaltung und Entwicklung von Vorkommen ■ Sicherung eventueller Wanderfalkenbruten besonders gefährdeter Tier- und Pflanzen- durch Schutz vor Störungen arten ■ Reduzierung des z.T. sehr dichten Wege- 9130 Waldmeister-Buchenwald: netzes ■ Entwicklung der naturfernen Bestände ■ Erhaltung der eichenreichen Buchenwälder durch naturnahe Waldbewirtschaftung zu in ihren verschiedenen Entwicklungsstufen / strukturreichem, altersheterogenen, boden- Altersphasen und ihrer standörtlich typi- ständigen Wald.

76 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 77 Im Rahmen des Projektes wurden die fünf Alter- Exemplarisch werden die Zusammenfassungen Erheblichkeitsprüfung der Alternative E: Die eigentliche Aussichtsplattform stellt hingegen nativen (A-E) der Wegeführungen (siehefolgende der Erheblichkeitsprüfung für die Alternativen A keine erheblichen Beeinträchtigungen der Erhal- Abbildung: Wege- und Alternativenübersicht) zu (mit erhebliche Beeinträchtigungen) und E (ohne tungsziele des FFH-Gebietes dar. der Aussichtsplattform erstellt. Jede dieser Alter- erhebliche Beeinträchtigungen) dargestellt. nativen wurde auf Ihre Erheblichkeit hin unter- Folgende Schadensbegrenzungsmaßnahmen in sucht. Ebenfalls wurde die Wirkung von Schadens- Form von: begrenzungsmaßnahmen innerhalb der einzelnen Alternativen bewertet. ■ einer deutlichen Kennzeichnung der offizi- ellen Wegeführungen, ■ einer Attraktivitätssteigerung durch Opti- mierung der offiziellen Wege und Errichtung eines Walderlebnispfades, ■ einer Information über die geschützten Ge- bietsbestandteile und Arten sowieHinweise auf die Gefahren der entwidmeten Wege- stücke sowie ■ einer zu tolerierenden fortschreitenden Ver- buschung der Stichwege bzw. Abriegelung der einzelnen Klippenzuwegungen vom al- ten Klippenweg aus zu den einzelnen Klip- penköpfen außerhalb der Klippe mit der Aussichtsplattform

werden vorgeschlagen.

7. Schlussbemerkung

Flurbereinigungsverfahren sind grundsätzlich der Verträglichkeitsprüfung nach § 34 BNatSchG zu unterziehen. Lediglich in seltenen Fällen werden Ergebnis: die geplanten Maßnahmen (z.B. Wege- und Ge- wässerplan / § 41 FlurbG) von ihrer Eingriffsin- Nach der Verträglichkeitsprüfung verbleiben die tensität her zu erheblichen Beeinträchtigungen mit den Erhaltungszielen zu vereinbarenden Alter- führen. nativen (B, C, E) zur Wegeführung. Die Varianten A und D hingegen würden zur Einstellung des Projektes wegen erheblicher Beeinträchtigungen führen. Des Weiteren sind landschaftspfl egerische Begleitpläne erarbeitet, sowie ein artenschutz- rechtlicher Fachbeitrag mit „Art-für-Art-Protokol- len“ im Rahmen des Projekts erarbeitet worden.

78 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 79 8. Quellen Begleitplanung im Zuge der Planung einer Aus- sichtsplattform im FFH- und Naturschutzgebiet Bund Deutscher Landschaftsarchitekten : Kleiner „Hannoversche Klippen“ im Rahmen des Projektes UNTERSTÜTZUNG VON Leitfaden zur FFH-Verträglichkeitsprüfung NATURA 2000 – Naturerleben im Kulturland Kreis Höxter Bundesministerium für Verkehr, Bau- und Woh- PREMIUMWEGEN DURCH DIE nungswesen (2004): Leitfaden zur FFH-Verträg- http://www.bfn.de/0316_natura2000.html lichkeitsprüfung im Bundesfernstraßenbau Natura 2000 Überblick Bundesamt für Naturschutz BODENORDNUNG AM BEISPIEL Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) vom 29. Juni 2009 http://www.bmu.de/naturschutz_biologische_ vielfalt/natura_2000/doc/20286.php DES TOURISTISCHEN WEGE- Europäische Kommission: Interpretationsleitfaden Natura 2000 Überblick zum Artikel 6 FFH-Richtlinie NATURA 2000 - GE- Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und BIETSMANAGEMENT, Die Vorgaben des Artikels 6 Reaktorsicherheit KONZEPTS DER GEMEINDEN der Habitat-Richtlinie 92/43/EWG http://www.bfn.de/0316_lr_intro.html ) Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (FFH-RL) der Eu- Die Lebensraumtypen und Arten (Schutzobjekte) „RUND UMS PULVERMAAR “* ropäischen Gemeinschaft (Richtlinie 92/43/EWG der FFH- und Vogelschutzrichtlinie des Rates vom 21. Mai 1992 zur Erhaltung der Broschüre Natura 2000 in Deutschland (Bundes- natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden amt für Naturschutz) Tiere und Pfl anzen) Klaus Reitz, DLR Mosel

LAMBRECHT, H., J. TRAUTNER 2007: Fachinfor- mationssystem und Fachkonventionen zur Be- Diese Form der Naherholung und zur Steigerung stimmung der Erheblichkeit im Rahmen der FFH- der landschaftsbezogenen Erholung hat bei den VP. Endbericht zum Teil Fachkonventionen Kommunen meist großen Anklang gefunden. Die Finanzierung war in einzelnen Projekten über Lickfett, B., D. Rohm: Verträglichkeitsprüfung Bodenordnung möglich. Aber auch kombinierte in der Flurbereinigung aufgrund des geltenden Finanzierungen mit LEADER plus haben vorzeig- Bundesnaturschutzrechtes. In: Landentwicklung bare Erfolge erzielt. und ländliche Bodenordnung. Nachrichtenblatt Heft 50/2009. Ministerium für Wirtschaft, Ver- So entstanden im Dienstbezirk des DLR Mosel kehr, Landwirtschaft und Weinbau - Rheinland- in der Vergangenheit in dem Flurbereinigungs- Pfalz verfahren Rachtig-Ürzig der Gewürzgarten mit Rosen- und Geogarten, in Zeltingen der Obstsor- Steinhoff, J., J. Salomon: Die FFH-Verträglich- tengarten, im Oberen Dhrontal die vielbeachtete keitsprüfung am Beispiel der Bundesautobahn A3 Landzeit-Tour und im Flurbereinigungsverfahren westlich Würzburg.In: Verträglichkeitsprüfung in Die Unterstützung touristischer Aktivitäten im Wehlen der ObstArtweg. Auch das jüngste Projekt Natura 2000-Gebieten, Laufener Spezialbeiträge Rahmen von Bodenordnungsverfahren hat viele eines Themenweges am Kloster Himmerod ist 2/06. Bayerische Akademie für Naturschutz- und Facetten. Neben lokalen Wegen zur Naherholung durch die Bodenordnung unterstützt worden. So Landschaftspfl ege mit starkem Ortsbezug, Konzeption und Her- konnte eine neue Form des Landschaftserlebens stellung von Verbindungswegen zu touristischen in Zusammenarbeit mit dem Kloster und den Ge- UIH Ingenieur- und Planungsbüro Umwelt Ins- Besonderheiten in einer Gemarkung haben in den meinden unter dem Thema Schöpfung bewahren titut Höxter (2010):FFH-Verträglichkeitsstudie, letzten Jahren die Themenwege wesentlich zur realisiert werden. Hier wechseln sich spirituelle Artenschutzrechtlicher Fachbeitrag mit „Art-für- Wahrnehmung der Bodenordnung außerhalb der und ökologische Erlebnispunkte entlang der Art-Protokollen“ und Landschaftspfl egerische landwirtschaftlichen Klientel beigetragen. Route ab.

x) Tagung am 01. - 02. Dezember 2010 im Bildungshaus Maria Rosenberg

80 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 81 Alle Themenwege haben den Ansatz Teil eines sonen im Vollerwerb. Daraus wiederum ergeben Wanderwegesystems (z.B. Fernwanderwege Mo- sich Steuereinnahmen von 1,8 Mio. €. Dabei selerlebnisroute; Hunsrücksteig) zu sein, sie sind schneiden im Ranking für RLP die Tagesgäste mit Ergänzungen der touristischen Angebote und sind den Gästeausgaben in der Eifel / Ahr-Region mit für die Gemeinden wichtige Bestandteile der länd- ca. 19,10 € / Tag eher „schlecht“ ab. Zum Vergleich licher Entwicklung. Dadurch wird diese Entwick- Mosel: 33,50 € / Tag.1) Trotzdem kann aus diesen lung aber auch für die Einheimischen und deren Daten abgeleitet werden, dass eine Zunahme al- Gäste greifbarer und es wird eine Wertschöpfung lein an Tagesgästen eine erhebliche Arbeitsmarkt- in der Region generiert. entwicklung nach sich zieht.

Ein erfolgreicher Fernwanderweg ist der Eifelsteig. Verständlich ist daher, dass die Ortsgemeinden in Er hat in Jahr 2009 einen überdurchschnittlichen der Verbandsgemeinde Daun an dieser touristi- Zuwachs an Touristen erfahren und ist bereits schen Entwicklung partizipieren möchten. jetzt zu einem wichtigen Pfeiler der touristischen ■ die Qualität der Wege und begleitender In- Entwicklung in der Region geworden. Verständlich So nahm das Projekt Regionalentwicklung durch frastruktur einheitlich auf ein hohes Niveau ist daher, dass die Gemeinden in der Peripherie Moderation auf der Regionalkonferenz in Strom- hebt und örtliche Potenziale besser nutzt, auch an diesem Erfolg partizipieren möchten und berg seinen Anfang. Der Bürgermeister einer ■ die landschaftliche Attraktivität entlang der die Region rund ums Pulvermaar als Tourismus- ehemaligen Flurbereinigungsgemeinde entwickel- Wanderwege steigert, region mit in den Fokus der Betrachtung gerückt te die Idee für eine Projektmoderation beim sehen wollen. DLR Mosel anzufragen. Die Tourismusstrategie ■ ein breiteres und zielgruppengerechtes 2015, das Strategiepapier für die Entwicklung Spektrum für den Wandertourismus in der Am Beispiel eines Projektes der Gemeinden rund der ländlichen Räume in Rheinland-Pfalz und Region rund ums Pulvermaar anzieht, ums Pulvermaar wird eine vom DLR Mosel mo- das Entwicklungskonzept Gesundheitstourismus ■ Nutzungskonflikte mit anderen touristi- derierte Chance der Regionalentwicklung durch der VG Daun, Ulmen und Manderscheid sind die schen oder sonstigen Nutzungen (z.B. Land- Moderation im Zusammenhang mit Premium- Grundlagen des Antrages, der im November 2009 wirtschaft) vermeidet oder mindert, wanderwegen vorgestellt. Defi niert ist dabei beim DLR Mosel einging. Die abgeschlossenen Regionalentwicklung als die sozioökonomische Bodenordnungsverfahren in der Region (, ■ die Unterhaltungslasten für das lokale Wan- Abb. 1: Gemeinden im Verbund „rund ums Entwicklung einer Region vorrangig durch die Saxler, Strotzbüsch) und die laufenden Boden- derwegenetz im Verhältnis zum Nutzen hält Pulvermaar“ bzw. im „Altamt “ Nutzung regionseigener (endogener) Potentiale. ordnungsverfahren Immerath, Winkel, Gillenfeld, und Die Unterstützung ist zeitlich befristet und dient ( DLR Eifel) bildeten anfangs die ■ als Muster für die gesamte Verbandsge- dabei der „Hilfe zur Selbsthilfe“. Dabei soll die Kulisse. meinde dient. Entwicklung der Region durch die Entstehung Hauptziel des Projektes ist es, die inhaltliche neuer, regionaler Wertschöpfungsketten voran- In der Auftaktveranstaltung, zu der die Ortsge- Grundlage für die Erstellung einer neuen Rad- Zur Zielerreichung sind verschiedene, die Wege- gebracht werden. Diese regionale Wertschöp- meinde Ellscheid im Dezember 2009 eingeladen und Wanderwegekarte für die Region rund ums planung begleitende Maßnahmen nötig, sowohl fung mit einer deutlichen Steigerung regionaler hat, kamen letztlich 12 Ortsgemeinden zusam- Pulvermaar zu schaffen. im Bereich des Wegenetzes als auch im Bereich Identität ist auf Dauer angelegt und wird dadurch men, die historisch in dem „Altamt Gillenfeld“ der Touristischen Leistungsträger. nachhaltig. Wodurch entsteht diese Wertschöp- verbunden waren. Der Eifelsteig ist in Rheinland- Als Unterziele wurden folgende defi niert: fung im Tourismus? Die Menschen, Gäste, sollen Pfalz der aufsteigende Premiumwanderweg nach Die angestrebten begleitenden Maßnahmen im sich durch die Region von der Region begeistern dem Rheinsteig und steht im Ranking der Besu- Erarbeitung eines zusammenhängenden und ab- Bereich Wegenetz sehen wie folgt aus: lassen. Landschaftsbezogene Erholung ist das cherzahlen schon an 2. Stelle. Etwa auf Höhe der gestimmten touristischen Wegenetzes, das: Pfund, mit dem die Eifel wuchern kann. Dabei 11. Etappe liegt die Region Pulvermaar. Die Route ■ Leitsystem für die Wanderwege auf Basis entsteht Nachhaltigkeit durch Wirtschaftlichkeit. des Premiumwanderweges tangiert diese Region, ■ die lokalen Wanderwege 3. Ordnung homo- des „Wanderleitfadens RLP“ Wirtschaftlichkeit entsteht durch Partnerschaften die Partnerwege und der Fernwanderweg des genisiert und an das überörtliche Wander- ■ Maßnahmenkatalog für infrastrukturelle und Kooperationen. Der Bruttoumsatz in der Ver- Eifelvereins (Karl-Kaufmann-Weg) führen durch wegenetz anbindet, Maßnahmen entlang der Wanderwege bandsgemeinde Daun durch Tourismus beträgt das Gebiet. Diese Wege bilden zusammen mit ■ die Wanderwege der 1. (Eifelsteig) und 2. 82 Mio. Euro / Jahr. Davon verbleiben ca. 40 Mio. dem Eifelsteig das Gerüst für ein lokales Wander- Ordnung (Partnerwege) sowie die Haupt- ■ Maßnahmenkatalog zur Verbesserung des als Einkommen in der Region. Das entspricht wegenetz. wanderwege des Eifelvereins als Grundge- Landschaftsbildes entlang der Wanderwege einem „Einkommensäquivalent“ von 2.090 Per- rüst fördert,

1) Wirtschaftsfaktor Tourismus in der Ferienregion Daun, Prof. Dr. Mathias Feige, dwif-Consulting GmbH, Marienstr. 19/20, 10117 Berlin, 030-7579490, Präsentation 31. August 2010

82 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 83 ■ Betreuungsstandards für Wege und Infra- Zur Projektbegleitung wurden Werkverträge struktur zur Qualitätssicherung an zwei Studentinnen der Universität Trier, FB Angewandte Geografi e, Schwerpunkt: Fremden- ■ Festlegen von Wegewarten verkehrsgeographie vergeben. Einige vereinbarte Leistungen sind beispielhaft beschrieben: Die folgenden begleitenden Maßnahmen sollen für den Bereich Touristische Leistungsträger erar- ■ Dokumentation und Überprüfung der beitet werden: einzelnen Prozessschritte bezüglich der Zielerreichung (touristisches Wegenetz, ■ Kundenorientierung (barrierefrei, familien- Maßnahmenpool) bis Stand 11.10.2010 freundlich usw.) an den Wegen für Nutzer Wichtig ist dabei allen Partnern am Prozess, dass ■ Erarbeitung eines Konzeptes zur Validierung ■ Netzwerk der Unterkunftsanbieter die vorliegenden Qualitätsstandards Grundlage des neuen lokalen Wanderwegenetzes mit der Konzeption sind. ■ „Katalog“ von Leistungen und Anbietern in begleitenden Maßnahmen: Beurteilung der Region Rund ums Pulvermaar der Eignung des begleitenden Maßnahmen- Besonderes Augenmerk wird bei der Konzeption Die Arbeitsphase beginnt mit einer Informati- ■ pools bezüglich der In-Wert-Setzung des Einheitliche Qualitätsstandards auch auf die Bildung von Netzwerken gelegt, die onsveranstaltung für die Ortsgemeinden. Die touristischen Wegenetzes (Handlungsan- diesen Prozess überdauern und als kooperierende Akteure bringen ihr Wissen und ihre vorhandenen satz 47) Konsens für diese Ziele kann nur in einem breit Verbindungen auch weiter an der Regionalent- Strukturen durch Arbeitskreise (AK Wanderwege angelegten partnerschaftlichen Prozess in der wicklung arbeiten. Im Fokus stehen dabei die und AK touristische Leistungsträger) ein. Eine Be- ■ Abstimmung mit dem Auftraggeber Region und mit den Fachbehörden hergestellt Menschen vor Ort, die in dem Projekt lernen, dass standsaufnahme des vorhandenen touristischen ■ Kurzfassung des Abschlussberichtes werden. bürgerschaftliches Engagement nachhaltige Ent- Wegenetzes mit Qualitätsbeschreibungen und der wicklungschancen bewirkt. Neu und als zentrale Angebote von Unterkunftsbetrieben, Gastrono- Nach Auswertung der Bestandserfassung durch So ist die Liste der Partner und Akteure lang: Botschaft wird mit den Akteuren die Neukonzep- mie und touristischen Dienstleistern erbringen die das DLR Mosel und die Studentinnen der Univer- tion des lokalen Wanderwegenetzes nach dem für die Konzeption notwendigen Grundlagen. sität Trier werden die Erkenntnisse in eine Planung Landkreis, Verbandsgemeinde Bottom-up-Prinzip erarbeitet. umgesetzt. Die Abstimmung erfolgte in mehren Bürgerinnen und Bürger Terminen mit den örtlichen Arbeitskreisen und LAG Vulkaneifel In diesem Fall heißt das, dass die Vertreter der den Mitgliedern des Eifelvereins, hier besonders Touristiker einzelnen Gemeinden die Aufgabenstellung aus mit den Wanderwegewarten. Vereine (Eifelverein, Regionale/örtl. Vereine, eigener Initiative erarbeiten und daher über Naturschutz) Entscheidungsgewalt verfügen. Die Lenkung Die Ergebnisse wurden in einer Besprechung mit dieses Prozesses erfolgt durch Moderation, hier Gastronomie, Hotelerie, FeWo-Anbieter den Vertretern der kommunalen Gebietskörper- durch das DLR Mosel. Ein großer Vorteil bei dem schaften diskutiert und die Notwendigkeit der Mitglieder Arbeitskreise Prinzip des „Bottom-up“ ist sicherlich die hohe Anpassung der kommunalen Finanzen erörtert. Partner aus Industrie, Handel und Handwerk Identifi kation und schließlich Akzeptanz der Wichtig ist auch die Abstimmung mit den Forst, Biotopbetreuung Planungsteilnehmer mit den einzelnen Schritten Schnittstellen an den regionalen Grenzen. Dies ist Kreisverwaltung (Wirt.-Förd., UNB u.a.) und dem Endergebnis. Der Eindruck „verplant“ zu besonders aufwändig, da hier 3 Landkreise und 4 werden oder ein fertiges Konzept „übergestülpt“ SGD Nord, Regionalstelle Trier Verbandsgemeinden betroffen sind. zu bekommen, bleibt hierbei aus, so dass grund- sätzlich von einer höheren Motivation ausgegan- Die Workshops in den Gemeinden aktivieren die Alle zum Prozess eingeladen Akteuren, von den Abschließend erfolgt die Beteiligung der Träger gen werden kann. Nach Abschluss des Projektes Menschen vor Ort. Dabei haben wir nicht immer kommunalen Gebietskörperschaften, beson- öffentlicher Belange und Interessenvertreter. soll das Gefühl selber etwas geschaffen zu haben, alle Teilnehmer erreicht. ders die Verbandsgemeinde Daun, bis zu den die verbleiben. Bürgerinnen und Bürger sind von dem Vorhaben Nach Einreichung der Projektbeschreibung an überzeugt und begleiten engagiert die Entwick- die LAG Vulkaneifel durch die Verbandsgemeinde Nach Aussage der Verbandsgemeinde Daun wird lung. Daun endet die Moderation. dieses Vorgehen als Muster für die gemeindeüber- greifende touristische Wegenetzentwicklung für Das Ergebnis ist ein touristisches Wegenetz, wel- alle Ortsgemeinden in der VG Daun angewendet. ches als Einheit für die Region steht und von den Akteuren im Raum selbst entwickelt.

84 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 85 1. Ordnung (Eifelsteig) Bodenordnungsverfahren zu betreiben ist jedoch 2. Premiumwege in unserem Dienstbezirk Und schließlich 2. Ordnung (Partnerwege) m.E. zu kurz gesprungen. Generell brauchen sol- BREVA Wein und 3. Ordnung (7 lokale, gemeindeübergreifende che Vorhaben eine größere Gebietskulisse als die Im Bereich des DLR Westerwald-Osteifel, Abtei- Weg mit einem et- Rundwanderwege) der Bodenordnungsverfahren. lung Landentwicklung Untermosel-Ahr sind fol- was anderen Ansatz. gende Highlights zu nennen: Hier ist der Weg Be- Wollen wir wirklich Regionalentwicklung un- standteil eines Ver- ter Einbeziehung der Akteure vor Ort und einer Der Apolloweg war einer der ersten Premiumwege marktungskonzeptes Fazit Steigerung der Wertschöpfung durch landschafts- an dem wir uns versuchten. Die Verbindung von für höherpreisigen bezogene Erholung, so brauchen wir größere Valwig nach Cochem. Wein. Der Premi- Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die Entwick- „Managementkulissen“. Flurbereinigung ist dann umweg dient somit lung regionaler touristischer Konzepte im Rahmen ein wichtiger Teil dieses Prozesses und dient in der Das Zusammenlegungsverfahren Calmont mit direkt dem Winzer. von Bodenordnungsverfahren unter Beteiligung Regionalentwicklung als Steuerungs- und Umset- dem Calmont-Klettersteig wurde zu einem an- von externen Fachkräften in begrenztem Umfang zungsinstrument. erkannten Leuchtturmprojekt der gesamten Bei jedem Weg möglich ist und die Akzeptanz von Bodenord- Mosel. Mit dem Bau des Klettersteiges durch den änderten sich die nungsverfahren deutlich verbessern kann. So wird Flurbereinigung mit einem bedarfsorien- steilsten Weinberg Europas wurden zehntausende Schwerpunkte. tierten Einsatz zu einem unverzichtbaren Instru- Wanderer angelockt. Alle wollen den Wein aus Begann es beim Regionalentwicklung durch Steigerung der touris- ment der Regionalentwicklung. diesem Berg trinken. Ein totgesagter Weinberg Apolloweg und in tischen Potenziale in den Grenzen von laufenden ist jetzt unter Winzern sehr gefragt. Der Calmont der Calmontregion wurde zu einem Werbeträger für den gesamten mit viel Arbeit, die vom den Mitarbeitern des deutschen Steillagenweinbau. DLR geleistet wurde, so ist festzustellen, dass der „behördliche“ Anteil immer geringer wurde, der örtliche Anteil jedoch immer größer.

In der Eifel lief es ähnlich. Die Kratertour im UNTERSTÜTZUNG VON Verfahren Boos entstand aus einem Schreiben des damaligen VG-Bürgermeisters an Minister Bauckhage. Dieser sagte unsere Unterstützung PREMIUMWEGEN DURCH DIE zu. Anfänglich lag die meiste Arbeit bei den Mit- arbeitern der Landeskulturverwaltung, aber mit ) dem Verlauf der Maßnahmen klinkte sich die BODENORDNUNG* Dorfgemeinschaft intensiv ein. Und mit der Grün- dung des Vereins „Pro Boos“ war unser Kind dann erwachsen. In diesem Verein sitzen auch die Väter und Mütter der Booser Doppelmaartour. Einem Gerd Kohlhaas, DLR Westerwald-Osteifel Traumpfad im Kreis Mayen Koblenz. Hierfür wur- den wir schon nicht mehr gebraucht.

1. WanderWunder Rheinland-Pfalz Nicht nur in Rheinland-Pfalz, Wandern liegt Die Traumpfade Hochbermeler und Monre- bundesweit im Fokus der Touristiker. Fernwan- aler Rittterschlag sind unsere neuesten Kinder. Wandern ist eines der touristischen Top-Themen derwege, Traumpfade, Traumschleifen und vieles Manchmal ist es aber auch schwierig. Für die in RLP. mehr wird geboren. MoselErlebnisRoute wurde in unserem Haus ein durchgehender Wanderweg von der Moselmün- Die Rheinland-Pfalz Touristik macht auf mit den Müssen wir als Flurbereiniger diesem Trend fol- dung bis ans Ende unseres Dienstbezirks, abseits Themen: gen? fragt sich mancher Kollege. Aber ich glaube der Straßen geplant. Als Ergebnis blieb jedoch nur es war anders. Wir folgen nicht einem Trend, in Dann kam „Erlebnis Moselkrampen“ eine Ge- eine Perlenschnur mit Premiumwegen als Perlen ■ WanderWunder weiten Bereichen waren und sind wir Trendsetter. meinschaftsproduktion von DLR/Kulturamt mit aber leider ohne die richtige verbindende Schnur. So auch auf dem Bereich der Premiumwander- der Verbandsgemeinde Cochem und örtlichen ■ Rad Wanderland Der Uhlensteig, ein Weg der Superlative im Rah- wege. Akteuren. ■ Wein Reich

*)Zusammenfassung des Kurzvortrags vom 02. Dezember 2010 im Bildungshaus Maria Rosenberg

86 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 87 men der Moselerlebnisroute scheitete letztendlich örtlichen Akteure an. Es reicht nicht zum richtigen nicht das große Geld mitbringt, nicht verzichten 3.4 Vierte (und vielleicht wichtigste) Voraus- an einigen Winzern. Zeitpunkt vor Ort zu sein. Wichtig ist, dass die will. Und geben wir uns und unseren Mitarbeitern setzung kommunalen Vertreter Vertrauen in die Mitarbei- diese Freiräume, wenn diese sie wollen. Zufrie- Und der Hilferuf an das DLR „Rettet den Ahrsteig“ ter des DLR haben. Dieses Vertrauen, nennen wir dene Mitarbeiter leisten auch sonst mehr. Die „Mannschaft“ muss ein bisschen spinnert sein. musste bisher ungehört verhallen, denn das geht es vielleicht auch hochtrabend Wertschätzung, ist nicht nebenbei, durch die gesamte VG Altenahr Grundvoraussetzung für unsere Arbeit. mit Urkataster und kleinstparzelliertem Privat- 3.3 Voraussetzung 3: wald den Weg rechtlich zu sichern. Voraussetzung hierfür, und dies gerade bei touris- tischen Projekten, ist jedoch auch das Zutrauen in Zur rechten Zeit am rechten Ort. Die Unterstüt- die örtlichen Akteure. Diese sind keine dummen zung von Premium Wanderwegen kann man nicht Eifelbauern oder weinseelige Moselwinzer. Sie erzwingen, man muss halt da sein. Da sein heißt 3. Voraussetzungen für den Erfolg wissen genau was sie wollen und was für ihre Re- nicht unbedingt, dass ein Verfahren eingeleitet ist, gion gut ist. Leider trauen sie es sich nicht immer „da sein“ heißt, dass das DLR von den örtlichen Viele Premiumwege sind mit unserer Unterstüt- dies auch auszusprechen. Akteuren angefragt wird. zung entstanden. Um dies zu erreichen müssen Ein wenig spinnert muss man schon sein will man jedoch bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein. Unabhängig davon, ob wir die Trasse eigentums- Dann zeigt sich, dass es uns als Außenstehenden solche Projekte begleiten. Oder sagen wir es auf Exemplarisch möchte ich vier Voraussetzungen rechtlich gesichert haben, ob wir die Trassen er- manchmal einfacher ist, die geheimen Schätze Neudeutsch „kreativ“. Aber bei aller Kreativität nennen. Damit liege ich voll im Trend, denn sog. kundet haben oder ob wir die Wege sogar in der der Region zu fi nden, aber auch dem Verkehrs- muss auch immer die Realisierbarkeit überprüft 4-Säulen-Modelle sind, genauso wie Premium- Flurbereinigung mit fi nanziert haben in jedem Fall und Verschönerungsverein zu sagen, dass er nicht werden. wege zurzeit sehr beliebt ist es wichtig, den örtlichen Akteuren die Lorbee- mehr in der Kategorie Wanderwege Nr. 1- 37, wie ren zu lassen. Denn neben den Lorbeeren haben sie der Opa bereits durchnummeriert hat, denken Ein Japanisches Sprichwort sagt: diese auch die Unterhaltungslast der kommenden darf. Jahrzehnte. „Eine Vision ohne Handlung ist ein Tagtraum. Handeln ohne Vision ist ein Alptraum.“ Wir, das DLR, steht auf so gut wie keiner Inter- netpräsentation, aber jeder in den Regionen weiß Ähnlich äußerte sich der Zukunftsforscher was wir geleistet haben – und das reicht uns. Dr. Karlheinz Steinmüller im Jahr 2009 auf einem Kongress in Halle. Er sagte:

3.2 Voraussetzung 2: „Deutschland braucht nicht nur Querdenker, sondern mehr Quermacher“ Die Projekte werden von der Dienststellenleitung und den vorgesetzten Behörden mitgetragen. Die Die Industrie hat es erkannt. Geben wir uns Unterstützung von Premiumwanderwegen erfolgt auch Mühe hierzu und dies nicht nur bei in den meisten Verfahren „so nebenher“. Aber Premiumwegen. 3.1 Voraussetzung 1: auch nebenher braucht immer Zeit – und letzt- Die Aussage: „Jetzt wohne ich schon 40 Jahre hier endlich auch etwas Geld. im Dorf, aber heute bin ich an Stellen gewesen, da Die örtlichen Akteure erkennen die Fachkompe- war ich noch nie“ ist Beleg für diese These. tenz der Mitarbeiter des DLR an und die Mitar- Positionieren wir uns im ländlichen Raum als beiter des DLR erkennen die Fachkompetenz der Dienstleister, auf den man, auch wenn er mal

88 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 89 der Gemeinde beant-wortet werden können. Verbandsgemeinden angeboten im Rahmen von Insgesamt wurden 127 Gemeinden über die zu- Bürgermeisterdienstbesprechungen, den Frage- MOSELPROGRAMM – ständigen Verbandsgemeinden angeschrieben bogen den Gemeinden im Einzelnen zu erläutern. verbunden mit einem Anschreiben, welches in Die Rücklaufquote mit Stand 31.10.2010 betrug AUSWERTUNG DES die Problematik einführte. Zusätzlich wurden den 75%, was als hoch zu betrachten ist. GEMEINDE-CHECKS

Johannes Pick, DLR Mosel

Anknüpfend an den Vortrag meines Kollegen Regel immer Fremdlösungen, die spätestens mit Jürgen Lehnigk-Emden vom DLR Westerwald- dem Ausscheiden des DLR aus dem Prozess von Osteifel zu den Perspektiven der Weinbergsfl ur- der Gemeinde nicht mehr konsequent weiterver- bereinigung an der Mosel, möchte ich mich mit folgt werden. einem konkreten Lösungsansatz zur Erreichung einer geordneten weinbaulichen Entwicklung an Der vom DLR Mosel in Zusammenarbeit mit dem der Mosel beschäftigen. Der Arbeitstitel dieses DLR Westerwald-Osteifel gewählte Ansatz basiert Lösungsansatzes heißt „Moselprogramm“ und soll darauf, dass mit Hilfe eines Fragebogens, dem im Folgenden näher beschrieben werden. sogenannten Gemeinde-Check alle Weinbau- gemeinden im Anbaugebiet Mosel, dazu zählen Das Ziel des Moselprogrammes ist die systemati- selbstverständlich auch das Anbaugebiet Ruwer sche Untersuchung der Brachfl ächenproblematik und das Anbaugebiet Saar, um Ihre Einschätzung und die strukturelle Weiterentwicklung der Wein- zur Weinbausituation in ihrer Gemeinde gebeten baufl ächen im Anbaugebiet Mosel. werden.

Bei der Erstellung von projektbezogenen Untersu- Damit sollen zwei Ziele erreicht werden: chungen, bei der Durchführung von WG-Flurbe- reinigungsverfahren und auch bei der Moderation 1. Die Gemeinde ist gezwungen sich mit der ak- im Anbaugebiet Mosel fi el immer wieder auf, dass tuellen Situation zu befassen und sich dazu eine die Probleme der Verbrachung der WeinKultur- Meinung zu bilden (Sensibilisierung). Landschaft offensichtlich von den Gemeinden wahrgenommen werden, es aber in den meisten 2. Die Einschätzung der Gemeinde spiegelt die Fällen an konstruktiven Lösungsvorschlägen der Realität zutreffend wieder, da die Gemeinde die Gemeinden fehlte. In der Regel trat der Effekt ein, weinbautreibenden Betriebe und die Gesamtsi- dass mit der Auftragserteilung an das DLR, sei es tuation in der Regel recht gut kennt ( Ermittlung im Rahmen eines Moderationsauftrages oder im eines Ist-Zustandes). Umfangreiche Datenaus- Rahmen einer projektbezogenen Untersuchung, wertungen aus bereits vorhandenen Statistiken das Problem an das DLR übergeben wurde. Dabei führen nach unserer Auffassung nicht zu einer setzten die Gemeinden voraus, dass das DLR eine anderen Bewertung (Grobanalyse). geeignete Lösung für die Gemeinde fi ndet. In Abbildung 1 ist der Gemeinde-Check abgebil- Nach meiner Erfahrung sind aber Lösungen, die det. Der Fragebogen ist so konzipiert, dass die nicht in der Gemeinde selbst entstehen in der Fragen innerhalb kurzer Zeit von dem Vertreter

90 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 91 In den Abbildungen 2-5 sind die allgemeinen Ein- schätzungen wiedergegeben. Man erkennt, dass ausgehend von einer positiven Grundeinschätzung die Entwicklung des Weinbaus in den nächsten 10 Jahren durchaus als problematisch angesehen wird und dass im Gegensatz dazu jedoch die tou- ristische Attraktivität der WeinKulturLandschaft in den Gemeinden eindeutig erkannt und hoch eingeschätzt wird.

Abb. 2 Der Zustand der baulichen Anlagen (Wege, Mau- ern, Gewässer) richtet sich wahrscheinlich im Wesentlichen nach dem Alter der zurückliegenden oder noch laufenden Weinbergsfl urbereinigungs- verfahren in den jeweiligen Gemeinden.

2) Fragen zu den Weinbaubetrieben und der Flächennutzung:

Abb. 3

Abb. 1: Gemeinde-Check

Abb. 6 Die Befragung unterteilt sich in 3 Blöcke: überwiegend den Bereich des Anbaugebietes in den Kreisen Cochem-Zell, Mayen-Koblenz und in 1. Allgemeine Fragen zur Situation der Gemeinde der Stadt Koblenz (Dienstbezirk des DLR WWO), der Begriff Mittelmosel den Bereich des Anbauge- Abb. 4 2. Fragen zu den Weinbaubetrieben und der bietes im Kreis Bernkastel-Wittlich (Dienstbezirk Flächennutzung des DLR Mosel – Dienstsitz Bernkastel) und der Begriff Obermosel den Bereich des Anbaugebietes 3. Fragen zur Entwicklung der Gemeinde im Kreis Trier-Saarburg (Dienstbezirk des DLR Mo- sel- Dienstsitz Trier). Bei den nachfolgend dargestellten Abbildungen sind immer die Ergebnisse der gesamten Mosel Zur Auswertung im Einzelnen: den Ergebnissen der Terrassenmosel, der Mittel- mosel und der Obermosel gegenübergestellt. 1) Allgemeine Fragen zur Situation der Gemeinde: Abb. 7 Dabei bezeichnet der Begriff Terrassenmosel

Abb. 5

92 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 93 Zu guter Letzt wird in einer deutlichen Anzahl von Gemeinden konkreter Bodenordnungsbedarf gesehen. In diesen Fällen muss noch im Einzelnen untersucht werden, inwieweit der Bodenord- nungsbedarf sich überwiegend auf ein Flächen- management bezieht oder sich auf die Erneuerung mittlerweile nicht mehr intakter gemeinschaftli- cher Anlagen beziehen könnte.

Fasst man das Ergebnis zusammen, so scheinen Abb. 8 Abb. 14 die Gemeinden doch zu einem größeren Teil für die Problemlage sensibilisiert zu sein, was die ent- Abb. 10 scheidende Grundvoraussetzung für die weitere Vorgehensweise ist. In den Abbildungen 6-8 ist das Ergebnis wiederge- geben. Diese könnte wie folgt aussehen: Es ist zu erkennen dass der Rückgang der Wein- Den Verbandsgemeinden wird im weiteren baubetriebe bei ca. 30 % Haupterwerbs- und bis Ablauf die Vorstellung der Auswertung des Ge- zu 45 % bei den Nebenerwerbsbetrieben einge- meinde-Checks im Rahmen von Bürgermeister- schätzt wird. Ein möglicher Aufstockungsbedarf dienstbesprechungen angeboten. Dabei soll auf an Rebfl äche wird durch den prognostizierten besondere Problemstellungen oder Hinweise, Rückgang der Rebfl äche bis 2020 negativ kom- die in einzelnen Fragebögen enthalten waren, pensiert. Das bedeutet, dass seitens der Gemein- besonders eingegangen werden. Das Ziel der den die problematische Entwicklung der Betriebe Abb. 15 Bürgermeisterdienstbesprechungen soll sein, den und auch der Rückgang der Anbaufl äche durchaus weiteren Ablauf mit den kommunalen Vertretern deutlich erkannt wurde (siehe auch Abb. 3). Abb. 11 zu strukturieren. Dabei ist der künftige Moderati- onsaufwand festzulegen und ggf. sind auch schon einzelne Gemeinden als Pilotverfahren in eine 3) Fragen zur Entwicklung der Gemeinde Vorschlagsliste aufzunehmen. In den Abbildungen 9-16 sehen Sie die Einschät- Im Ergebnis soll auf Grund der vorliegenden In- zung der Gemeinden zu ihrer Entwicklung darge- formationen und weiterer Moderation in den stellt: Gemeinden die Aufstellung eines eigenen Mosel- programms als Bestandteil des LEP 2007-2013 ff erreicht werden. Dieses Moselprogramm soll alle künftigen Verfahren aufl isten, die als sogenannte Abb. 16 WG-Zweitfl urbereinigungsverfahren überwie- Abb. 12 gend mittels Flächenmanagement zu einer ge- In der Auswertung ist erkennbar, dass eine Bereit- ordneten Entwicklung (Nutzungsentfl echtung) im schaft zur Bereitstellung von Kompensationsfl ä- Anbaugebiet Mosel beitragen sollen. Dabei han- chen besteht und sogar alternative Nutzungsvor- delt es sich nicht um ein starres Programm, son- schläge gemacht wurden. Ebenfalls wird in den dern das Moselprogramm repräsentiert jedes Jahr Gemeinden die Bedeutung des Landschaftsbildes den aktuellen Stand des Moderationsprozesses. für den Tourismus eindeutig erkannt wird und es Insofern sind auch die Reihenfolge und die Auf- sind zum großen Teil Tourismuskonzepte und Rad- listung der Verfahren durchaus fl exibel und somit Abb. 9 Wanderwegekonzepte vorhanden. veränderbar. Gleichzeitig ist das Moselprogramm

Abb. 13

94 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 95 identisch mit dem Maßnahmenspeicher des Ka- Das DLR übernimmt die Rolle des Initiators, Mo- Am Mittelrhein und an der Nahe prägt der Wein- Außenwirtschaftskapazitäten auf, mit dem Ergeb- pitels 5 Flächenmanagements des Steillagenkon- derators und Koordinators. Hierbei handelt es sich bau das Landschaftsbild in besonderem Maße. nis, dass fast ausschließlich die arbeitsintensiven, zeptes des DLR Mosel. um eine dauerhafte Aufgabe über mehrere Jahre. Während in der Pfalz und in Rheinhessen der Um- steilen Weinbergsfl ächen aufgegeben wurden. fang der bestockten Rebfl ächen nahezu konstant Während an der Nahe oft geschlossene Steilla- Kriterien für Pilotverfahren könnten sein: Im Ergebnis soll ein WG-Bodenordnungspro- geblieben ist, Verzeichnen die Weinbaugebiete gen brach fi elen, waren es am Mittelrhein meist gramm für das Anbaugebiet Mosel entstehen, das mit Steillagen mehr oder weniger starke Rück- nur Einzelparzellen oder Teile von geschlossenen ■ die Bereitschaft der Winzer zur Mitwirkung so genannte „Moselprogramm“, welches jährlich gänge bei den bestockten Rebfl ächen. Nur die Ahr Lagen. Dies ist in den Anteilen der Steillagen an aktualisiert wird. bildet hier eine Ausnahme. Die Verbrachung der den Gesamtrebfl ächen begründet. Die Nahe mit ■ eine günstige Altersstruktur der Betriebe Steil- und Steilstlagen ist im Zusammenhang mit rd. 30 % Steillage und fast keinen Steilstlagenfl ä- ■ die Notwendigkeit von Neuanpflanzungen Mit dem Instrument der Ländlichen Bodenord- dem Tourismus als wichtigen Arbeitgeber im länd- chen kann meist auf geschlossenen mit moderner ■ keine bzw. nur wenige Baumaßnahmen nung nach dem Flurbereinigungsgesetz sind lichen Raum ein besonderes Problem und eine Technik direktzugfähigen Arealen wirtschaften. ausgewählte Projekte durchzuführen. Dabei steht große Herausforderung für die Landentwicklung Am Mittelrhein hingegen liegt der Anteil der ■ Umfassendes Flächenmanagement das Flächenmanagement zur Lösung der Brach- und die ländliche Bodenordnung. Flachlagen bei gerade mal 15 %, so dass schon (Zusammenlegung) fl ächenproblematik eindeutig im Vordergrund. In geringe Unterschiede in der Hängigkeit über Ausnahmefällen sind auch punktuelle Baumaß- Die Weinbaugebiete Mittelrhein und Nahe haben Bewirtschaftung oder Brache entscheiden. So nahmen möglich. eine besondere Betriebsstruktur im Ausbau und entstehen ständig Flickenteppiche, die zusätzliche in der Vermarktung des Weines. So erfolgt der Bewirtschaftungsprobleme mit sich bringen (z.B. Zusammenfassung: Weinausbau am Mittelrhein zu über 80 % in den Wildverbiss, Pfl anzenschutz) und das Landschafts- Betrieben selbst, die in der Regel den Wein auch bild in besonderem Maße negativ beeinfl ussen. Die Sensibilisierungs- und Konzeptionsphase muss direkt über die Flasche vermarkten. An der Nahe In beiden Anbaugebieten ist die Nachfrage nach in der Gemeinde selbst anlaufen. Ein erster Schritt sind es immerhin noch über 40 %, während in den Steillagenweinbergsfl urbereinigungen vorhanden. dazu ist mit dem Gemeinde-Check erfolgt. übrigen Weinanbaugebieten von Rheinland-Pfalz Die Gründe für das Bodenordnungsinteresse sind der Weinausbau in den Betrieben unter einem jedoch nicht gleich gelagert. Drittel liegt.

Weinbergssteillagenfl urbereinigung am Mittelrhein

PERSPEKTIVEN ZUR WEINBERGS Die Erhaltung der Kulturlandschaft am Mittelrhein ist eine politische Pfl ichtaufgabe aufgrund der An- erkennung als UNESCO-Welterbe „Oberes Mittel- STEILLAGENFLURBEREINIGUNG rheintal“. Mit einigen Pilotverfahren (Oberwesel- , -Gutenfels, Bacharach-Burg Stah- leck) konnte bewiesen werden, dass verbrachte AN NAHE UND MITTELRHEIN Flächen mit besonderem Landschaftswert für den Abb. 1: Grafi k aus WeinKulturLandschafts- Weinbau zurück gewonnen werden können. Aller- Programm - Steillagen dings darf nicht unterschlagen werden, dass die Paul Frowein, DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück Bundesbahn ihre Ausgleichsmaßnahmen für ihre umfangreichen Hangsicherungsmaßnahmen mit In den Weinbaugebieten Mittelrhein und Nahe ist ausdrücklicher Zustimmung der Oberen Natur- Das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum der Weinbau fast ausschließlich im Direktzug die Zahl der Haupterwerbsbetriebe auch im Struk- schutzbehörde (SGDN) in die Weinbergsprojekte Rheinhessen-Nahe-Hunsrück ist bekannterweise erfolgt, verzeichnet die Nahe schon einen nicht turwandel relativ stabil geblieben. Der Rückgang gelegt hat und so die kostenintensive Sanierung für die ländliche Entwicklung im größten deut- unerheblichen Teil an Weinbergssteillagen. Am infolge der demographischen Entwicklung und der für den Weinbau erforderlichen Trockenmau- schen Weinanbaugebiet „Rheinhessen“ zuständig. Mittelrhein, dem kleinsten rheinlandpfälzischen des Strukturwandels vollzog sich überwiegend bei ern mitfi nanziert hat. Zudem konnten im touristi- Mit dem Mittelrhein und der Nahe liegen aber Weinanbaugebiet, fi ndet der Weinbau ähnlich wie den Nebenerwerbswinzern. Die frei gewordenen schen Bereich auch Maßnahmen mit Leader-Mit- auch zwei Kleinode des deutschen Weinbaus in an der Ahr fast ausschließlich in Steil- und Steilst- Weinbergsfl ächen nahmen die verbleibenden teln verwirklicht werden. Das Interesse der Bahn dessen Zuständigkeit. Während in Rheinhessen lagen statt. Betriebe in der Regel nur im Rahmen ihrer freien liegt vorrangig in den vom Rhein unmittelbar

96 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 97 einsehbaren Hängen. Für den Weinbau sind aber schließungswege konzentriert werden. Neben der auch die südexponierten rheinnahen Seitentäler Reduzierung der Ausführungskosten wird auch sehr wichtig. Seit der Querterrassierung größerer eine Entlastung bei den Unterhaltungskosten der Bereiche des Oberweseler Oelsbergs sind am Mit- Kommunen für die gemeinschaftlichen Anlagen telrhein, vorrangig auf der hessischen Rheinseite erreicht. Wegen der besonderen Direktvermark- von Assmannshausen bis Lorch, mehrere Flächen tungsschiene muss die Weinbergsfl urbereinigung in direktzugfähigen Querbau umgestaltet worden. am Mittelrhein auch immer die Schaffung und Die Nachfrage nach dieser Bewirtschaftungsmög- Verbesserung der touristischen Infrastruktur be- lichkeit ist abhängig von der vorhandenen Me- rücksichtigen, auch wenn die Finanzierung nicht chanisierung der Außenwirtschaft der ansässigen mit Mitteln der Bodenordnung erfolgen kann. Der Betriebe, so dass die Planierungsarbeiten nicht Weinbau am Mittelrhein ist nach den Vorgaben immer der Hauptkostenfaktor der Bodenord- der UNESCO neben den Burgen und den histo- nung sind. Vielmehr sprengen die erforderlichen rischen Stadtbildern unverzichtbarer Bestandteil Mauersanierungen den Kostenrahmen. Es müs- der Kulturlandschaft. Gelungene Beispiele des sen deshalb zunächst durch Zusammenlegung Landschafts-Ensembles „Stadt-Weinberg-Burg“ attraktive Flächengrößen geschaffen werden und sind die aktuellen Bodenordnungsverfahren Kaub- der Mauerbau auf die Kernlagen und die Haupter- Gutenfels und Bacharach-Stahleck.

Abb. 3: Bacharach-Stahleck: Vergrößerung der Weinbergsfl ächen um die Burg in Kombination mit Sanie- rung der Stadtmauer am Stadtmauerrundweg

Ausblick Mittelrhein: großen betrieblichen Investitionen möglich wäre. Linksrheinisch gelingt es hingegen noch durch Er- Am rheinland-pfälzischen Teil des Mittelrheins zeugergemeinschaften oder durch Kooperationen sind Kulturlandschaftsprojekte als Weinbergssteil- zwischen Vermarktungsbetrieben und Trauben- lagenverfahren fast in allen Weinbaugemeinden produzenten eine Win-Win-Situation zu schaffen, zwischen Bingen und Koblenz bzw. zwischen Kaub die auch Fassweinwinzern auskömmliche Preise und zur Erfüllung der Anforderungen sichern können. an den Welterbestatus erforderlich. Ein Problem ist in diesem Zusammenhang die auf der linken und rechten Rheinseite unterschiedlich begrenzte Weinbergssteillagenfl urbereinigung an der Außenwirtschaftskapazität der Weinbaubetriebe. Nahe Während linksrheinisch noch eine relativ große Anzahl von Haupt- und Nebenerwerbsbetrieben Da die meisten Weinbaubetriebe an der Nahe ma- wirtschaften, hat der Strukturwandel auf der schinell auf den Direktzug eingestellt sind, blie- rechten Rheinseite in vielen Gemeinden schon ben die direktzugfähigen Lagen bestockt und die vollendete Tatsachen geschaffen, so dass eine Steillagen verbrachten fl ächenhaft. Die auf hohe Reaktivierung von Weinbaubetrieben nur mit Weinqualität spezialisierten Weinbaubetriebe Abb. 2: Kaub-Gutenfels: Reaktivierung der Burgweinberge durch Wegerschließung und Mauersanierung

98 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 99 zeigen zwischenzeitlich wachsendes Interesse an Auch an der Nahe ist die Verbesserung der tou- Ausblick: eine gute Vermarktungsstruktur im gehobenen der Reaktivierung der überregional bekannten ristischen Infrastruktur kommunales und betrieb- Qualitätsweinbereich. Die Betriebe versuchen Steillagen. Das Interesse besteht darin, durch liches Ziel, das in dem Leitprojekt Nahewein- Durch die Nähe zum Rhein-Main-Gebiet sowie die verstärkt die qualitativ hochwertigen Steillagen Herstellung der Direktzugfähigkeit z.B. durch straße des Integrierten Ländlichen Entwicklungs- touristische Vermarktung der drei Nahe-Kurstädte zu reaktivieren, was aber nur mit Bodenordnungs- Herausnahme kleinerer Mauern aus den Erstbe- konzeptes „Soonwald-Nahe“ festgelegt wurde. und letztendlich auch der direkten Verbindung maßnahmen möglich erscheint. Die von den reinigungen, Querterrassierung oder Verlängerung zum UNESCO Welterbe „Oberes Mittelrheintal“ zukunftsorientierten Betrieben getragene Wein- der Zeilen mit Ergänzungsplanierungen für neue Dem DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück liegen und zum Flugplatz Hahn hat das relativ kleine bergssteillagenfl urbereinigung der Qualitätssteil- Tafelschnitte die Bewirtschaftungskosten über- mehrere Anträge auf Zweitbodenordnung vor. Weinbaugebiet gutes Direktvermarktungspoten- lagen ist deshalb als eine besonders nachhaltige schaubar zu halten und Weine der hochwertigen Diese Anträge wurden von renommierten Wein- tial. Die Weinbaubetriebe an der Nahe haben öffentliche Investition anzusehen. Lagen dem Markt anzubieten. In den Weinbergs- baubetrieben oder von Kommunen mit einem auf fl urbereinigungen des letzten Jahrhunderts wur- den Weinbau ausgerichteten Tourismuskonzept den die steileren Flächen für die Seilzugtechnik gestellt. Dabei stehen ortsbildprägende Wein- hergerichtet. Der daraus resultierende Mauerbau lagen im Fokus des Interesses. Die Weinberg- verbunden mit einer relativ kurzen Zeilenlänge sprojekte Nussbaum und Wallhausen wecken als lassen eine einfache Umgestaltung auf den mit gelungene Bodenordnungsbeispiele zusätzlich das moderner Technik möglichen Direktzug z. B. durch Interesse. PERSPEKTIVEN ZUR Anlegung eines befahrbaren Vorgewendes ober- halb der talseitigen Mauern meist nicht zu. So ist oft zur Umgestaltung eine zweite Bodenordnung WEINBERGSFLURBEREINIGUNG erforderlich. AN DER MOSEL

Jürgen Lehnigk-Emden, DLR Westerwald-Osteifel

Der Weinbau entlang der Mosel bleibt weiterhin zu negativen Auswirkungen auf den Tourismus einem starken Strukturwandel unterworfen. Die entlang der Mosel, denn nur die intakte und Anzahl der Weinbau treibenden Betriebe ist rück- gepfl egte Weinkulturlandschaft mit ihren regio- läufi g. Dieser Trend wird wegen des ungünstigen nalen Produkten und ihrer besonderen Flora und Altersaufbaus der Betriebsinhaber und in Folge Fauna bestimmt weitestgehend die Attraktivität der zu geringen Anzahl künftiger Betriebsnach- dieser Destination. folger weiter anhalten. Die Betriebsgrößen sowie die Flächen- und Geräteausstattung entsprechen Die Verteilung der brachgefallenen Weinberge in weiten Bereichen nicht den zukünftigen Anfor- gestaltet sich unregelmäßig und zufällig. Wäh- derungen des Wettbewerbs. Hinzu kommt, dass rend in verschiedenen Gemeinden die Brachfl ä- die Einkommenssituation vieler Winzerbetriebe chen schon sehr dominant geworden sind, bleiben unbefriedigend ist. andere Gemeinden hiervon noch weitestgehend verschont. Als eine Folge dieses Prozesses ist an der Mosel eine örtlich unterschiedlich stark ausgeprägte Aufgabe von Weinbergen und anschließendem Brachfallen festzustellen. Insbesondere sind die bewirtschaftungsintensiven Steillagen hiervon betroffen. Diese Entwicklung führt nachhaltig Abb. 4: Wallhausen: Querterrassierung des Johannisberges

100 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 101 Winzerschaft mit einem hohen Anteil von Jung- Wegenetzes sein. Diese Bodenordnungsverfahren winzern haben. Neben den weinbaulichen Ge- können kostengünstig und schnell durchgeführt sichtspunkten sollte die Gemeinde insgesamt werden. In den Weinbaubetrieben sollen Mittel breit aufgestellt sein (Siegergemeinde im Dorf- aus der einzelbetrieblichen Förderung vorrangig wettbewerb, Dorferneuerungskonzept…..). Die eingesetzt werden, um deren weitere betriebliche Pilotgemeinde muss erstbereinigt sein und das Entwicklung, begleitet durch bodenordnerische Potential besitzen, die geplanten Maßnahmen zur Maßnahmen, anzustoßen. Für diese Pilotphase Reaktivierung und Umstrukturierung von Brach- ist mit einer Dauer von 3-4 Jahren zu rechnen. fl ächen zeitnah umsetzen zu können Wegen der Komplexität der Aufgabe ist für den gesamten Prozess eine professionelle Moderation Im Rahmen der Beratungsinitiative des Landes notwendig. sollen die betroffenen Winzer für ihre Betriebe Zukunftsperspektiven entwerfen und hieraus be- Nach Abschluss der Erprobungsphase in den aus- Eine typische Weinbaulandschaft an der Mittelmosel mit kleinen Flächenstrukturen und brachgefallenen triebliche Entwicklungskonzepte ableiten. Hierbei gewählten Gemeinden wird das Steillagenkonzept Weinbergen in Gemengelage bietet die Weinbauberatung des DLR Mosel Hilfe- der Mosel entsprechend fortgeschrieben. Abgelei- stellung an. tet aus den Erfahrungen der Pilotgemeinden soll für das gesamte Anbaugebiet ein Umsetzungskon- Neben den angesprochen Problemen des Struk- guten Ruf der Mosel als eines der dynamischsten In den ausgewählten Gemeinden sollen im bot- zept zur Brachfl ächenthematik nach sachlichen turwandels scheinen auch teilweise wenig ausge- und kreativsten Anbaugebiete Deutschlands noch tom-up Prinzip die zukünftigen Lösungsvorschläge und örtlichen Prioritäten in das Steillagenkonzept prägtes kommunales Interesse und zu wenig aus- weiter auszubauen. diskutiert, Lösungswege erarbeitet und zukünftige aufgenommen werden. geprägtes bürgerschaftliches Engagement diese weinbaulich genutzte Flächen bauleitplanerisch negative Entwicklung zu beschleunigen. Die beiden entlang der Mosel tätigen DLR Mosel im Flächennutzungsplan festlegt werden. Dies Es ist zu erwarten, dass sich aus der Initiative ein und DLR Westerwald-Osteifel bieten zur Lösung setzt eine intensive Bewusstseinbildung der Bür- hoher Bedarf an Zweitfl urbereinigungen ergeben Um die geschilderte komplexe und vielschichtige der Thematik den interessierten Gemeinden und gerschaft zur Weinkulturlandschaft Mosel mit wird. Verfahren mit dieser Zielsetzung werden zu- Situation langfristig zu verbessern, ist ein abge- Weinbaubetrieben eine begleitende Hilfestellung den Aspekten Wein, Kultur, Natur und Tourismus künftig vorrangig zu bedienen sein. Zwangsläufi g stimmtes, gemeinsames Vorgehen der Gemein- an. voraus, um solidarisches und kooperatives Han- wird sich hierdurch auch im Hinblick auf die sich den und der Weinbaubetriebe erforderlich. deln im Dorf zu fördern. abzeichnende rückläufi ge Mittelausstattung eine In einem ersten Schritt erfolgte in 2010 seitens nachrangige Priorität für Erstfl urbereinigung von Die Moselgemeinden müssen dieses Thema als der beiden DLRs eine Befragung der Gemein- Als Ergebnis soll ein abgestimmtes möglichst Weinbergsfl ächen an der Mosel ergeben. wichtige kommunale Aufgabe aufgreifen und Lö- den. Es sollte eingeschätzt werden, wie sich der einvernehmliches Entwicklungskonzept vorliegen, sungen fi nden. Weinbau in der jeweiligen Gemeinde zukünftig das notwendige Maßnahmen in den Weinbergen entwickeln wird. Fragen zu Weinbergsfl ächen als auch in den Betrieben beschreibt und auch Es geht hierbei zum einen um Bewusstseinsbil- und Weinbaubetrieben sowie mit dem Weinbau realistische Finanzierungsmodelle aufzeigt. Sofern dung in der Bürgerschaft. Das Verständnis für den zusammenhängende Planungen und zum Touris- bodenordnerische Instrumente erforderlich sein Erhalt einer intakten Weinkulturlandschaft ist zu mus waren zu beantworten. Über die Ergebnisse sollten, werden die DLRs in den Pilotgemeinden verbessern und mehr solidarisches Handeln für berichtet Johannes Pick. Die Ergebnisse werden zeitnah tätig. die notwendigen Anpassungen einzufordern. Zum Anfang 2011 abschließend ausgewertet und im anderen sind seitens der Gemeinden die plane- Frühjahr 2011 den Gemeinden vorgestellt. Diese Bodenordnungsverfahren, es handelt sich rischen Schritte zur Festlegung und Abgrenzung ausschließlich um Zweitbereinigungen, werden als der zukünftigen Weinbergsfl ächen sowie Vor- Im zweiten Schritt sollen in 2011 etwa 4-5 Ge- Hauptzielsetzung das Flächenmanagement im Zu- schläge zur Nutzung der brachfallenden Flächen meinden ausgewählt werden, in denen eine prak- sammenhang mit der Brachfl ächenthematik zum zu entwickeln. Ohne entsprechende Initiativen tische Vorgehensweise zur Lösung der Brachen- Inhalt haben und nur hierdurch bedingte Investi- der Gemeinden ist die Aufgabe nicht lösbar. problematik entwickelt wird und die Maßnah- tionen (z.B. Querterassierung, Umstrukturierung) Die Weinbau treibenden Betriebe müssen eine menmsetzung pilothaft erprobt wird. und fl ankierende Investitionen (RMS usw.) zum Zukunftsperspektive erkennen können, die sie Inhalt haben. Ergebnis der Bodenordnung sollen motiviert, zur Verbesserung ihrer Wettbewerbs- Die auzwählenden Pilotgemeinden sollten eine möglichst große zusammenhängende Wein- fähigkeit in ihre Betriebe zu investieren und den engagierte, durch Gemeinschaftssinn geprägte bergfl ächen unter Verwendung des bestehenden

102 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 103 den Inhalt der Beihefte (außer Beiheft 6), Muster sichtlichkeit werden die Schutzgebiete in Zukunft zum Planfeststellungsbeschluss sowie verschie- in einer Sonderkarte, die im Beiheft 1 abgelegt NEUREGELUNGEN ZUR dener, ergänzender Regelungen) zu einer einzigen wird, dargestellt. Richtlinie zusammengefasst. Die neue Richtlinie gliedert sich in 5 Teilbereiche: Durch die umfassenden Beispiele zum VdF sind PLANGENEHMIGUNG UND sehr viele Regelungstatbestände abgebildet und Teil A: Allgemeines somit für die Erstellung eine wichtige Unterstüt- Teil B: Inhalt und Aufbau der Bestandteile zung und Erleichterung. PLANFESTSTELLUNG Teil C: Inhalt und Aufbau der Beihefte Teil D: Änderungen des Planes nach § 41 FlurbG Die wesentliche Bedeutung, die dem Erläute- Teil E: Inkrafttreten rungsbericht im Rahmen der Planfeststellung zu zuordnen ist, wurde in der Vergangenheit nicht Martin Schumann, Trier Ein wesentlicher Bestandteil der Regelungen sind ausreichend berücksichtigt. Die diesbezüglichen die verschiedenen Muster, die eine wichtige Hil- Gründe (Begründung der Planung, Dokumentati- 1. Hintergrund und Anlass ■ Richtlinie über den Inhalt der Planfeststel - festellung für die Bearbeitung der Planunterlagen on der Äbwägungsentscheidung, Einführung der lungsunterlagen (Plafe Inhalt) darstellen. Diese Muster sollen den Orientie- TöB usw. in die Planung) sind unter Nr. 4.1. der Mit dem Handbuch zur Planung über die ge- rungsrahmen für die Bearbeitung der jeweiligen Regelung aufgeführt. Die Gliederung wurde ge- meinschaftlichen und öffentlichen Anlagen in der Flurbereinigungsverfahren anbieten. ringfügig überarbeitet und ausführlich erläutert. Flurbereinigung im Jahr 1990 wurden erstmals Die verschiedenen, neu erstellten Muster bieten gut strukturierte Vorgaben für die Bearbeitung 3. Plafe Flurb eine wesentliche Hilfe für die Erstellung des Erläu- der Planfeststellungs- und Plangenehmigungs- 4.1. Allgemeines terungsberichtes an. verfahren erstellt und es wurde der Inhalt und die In der Planfestsstellungsrichtlinie wurde der in Ausgestaltung der entsprechenden Unterlagen der Praxis bewährte Gliederungsrahmen im we- Neben der Neufassung der Muster zur Plangeneh- Erstmalig sind in der Plafe Inhalt Vorgaben zur vorgegeben. Aufgrund verschiedener gesetz- sentlichen beibehalten. Inhaltlich wurden begriff- migung sowie zum Planfeststellungsbeschluss ist Zusammenstellung von Unterlagen für den Be- licher Änderungen (insb. im Naturschutzrecht) lich und rechtliche Anpassungen vorgenommen. das Muster für die hausinterne Vieraugenkontrolle standteil 4 (Planungen Dritter) aufgenommen. sowie der gegenüber der Erstellung im Jahr 1990 Neu eingeführt sind die Regelungen zur Minimie- die wesentlichste Änderung im Bereich der allge- Sofern umfangreiche Fremdmaßnahmen im Rah- inzwischen erheblich veränderten technischen rung des Verfahrensaufwandes (Nr. 1.7.) sowie meinen Regelungen herauszustellen. Die Prüfl iste, men der Flurbereinigung planfestgestellt werden, Rahmenbedingungen machten eine vollständige die Regelungen zur Artenschutzprüfung. Weiter- als Checkliste, wurde umfangreich erweitert und ist die Bescheinigung des Trägers der Maßnahme, Überarbeitung der Regelungen notwendig. Hierzu hin wurde ein Klarstellung eingefügt, dass nach verbessert, um eine qualitative Verbesserung der dass die Unterlagen planfeststellungsreif sind, hatte das MWVLW mit Schreiben vom 12.12.2008 dem Versand der Unterlagen zum Termin nach Planunterlagen zu gewährleisten. beizufügen. eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Diese Arbeitsgrup- § 41 FlurbG zunächst keine Änderungen mehr pe sollte folgende Aufgaben erledigen: an den Bestandteilen des Planes durchgeführt werden dürfen. Des Weiteren wurden Regelungen 4.2. Inhalt und Aufbau der Bestandteile 4.3. Inhalt und Aufbau der Beihefte zur Beteiligung der Öffentlichkeit im Rahmen des UVPG angepasst. Der Grundsatz, dass jeder Regelungsinhalt in nur Die bisherige Untergliederung in fünf Beihefte 2. Neuregelung einem der drei Bestandteile aufzuführen ist (Kar- bleibt bestehen, wobei für das Beiheft Nr. 5 (Mas- te, VdF oder Erläuterungsbericht) wurde explizit sen- und Kostenermittlung) die alten Regelungen Mit Schreiben vom 25.09.2010 wurden die Neure- aufgeführt. beibehalten werden und die Plafe Inhalt deswegen gelungen für die Erstellung des Planes der ge- 4. Plafe Inhalt keine Regelung hierzu enthält. meinschaftlichen und öffentlichen Anlagen nach Die Vorgaben für die Erstellung der Karte, die eine § 41 FlurbG in Kraft gesetzt. Diese Regelungen Mit der Plafe Inhalt wurde ein komplett neues Hilfestellung zur besseren Lesbarkeit und zur ein- Die von der ADD bereits im Jahr 2009 vorläufi g bestehen aus zwei Teilen: Werk über den Inhalt der Planfeststellungsun- deutigen Defi nition der Anlagen sind, orientieren eingeführte neue Gliederung des Beiheftes 1 wur- terlagen geschaffen. In diesem Werk wurden die sich an den Möglichkeiten von GRIBS. Die Kar- de geringfügig ergänzt. Grundlegend überarbeitet ■ Richtlinie für die Aufstellung, Feststellung Überarbeitungen der bisher bestehenden einzel- tenmuster werden noch nachgereicht. Weiterhin wurde der Aufbau des Beiheftes Nr. 3. Diesbzgl. und Genehmigung des Plans über die ge- nen Regelungen (Richtlinien zur Herstellung der sind noch kleinere Anpassungen bei der entspre- wird auf den Artikel von Fr. Haas in diesem Nach- meinschaftlichen und öffentlichen Anlagen Karte, Richtlinien zur Aufstellung des Verzeich- chenden Fachschale von GRIBS durch die Neure- richtenblatt verwiesen. nach § 41 des Flurbereinigungsgesetztes nisses der Festsetzungen, Richtlinien zur Aufstel- gelung erforderlich. Zur Verbesserung der Über- (Planfeststellungsrichtlinie – Plafe Flurb) lung des Erläuterungsberichtes, Richtlinien über

104 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 105 Für das Beiheft Nr. 4 (wasserwirtschaftliches ist es bis zur Fertigstellung der technischen Um- Beiheft) wurde die Mustergliederung ebenfalls setzung erforderlich, mit Übergangslösungen zu überarbeitet. Wichtig ist, dass dieses Beiheft arbeiten. LANDESPFLEGE IM HPF grundsätzlich die notwendigen Kernaussagen zur wasserwirtschaftlichen Bilanz enthalten muss. Sabine Haas, Trier 5. Fazit 4.4. Änderungen des Planes nach § 41 FlurbG Die konsequente Anwendung der Plafe Inhalt 1. Einführung Fragestellungen werden in den Anhang gefügt, Für die Abbildung von Änderungen des Plans nach sowie eine sinnvolle Nutzung der vorgegebenen um zwischen Fachplanung und Gutachten zu § 41 FlurbG in den Unterlagen ist eine überwie- Gliederungen und Muster wird die Erstellung der Zeitnah aufeinander folgende Neuregelungen unterscheiden. Ziel ist ein Beiheft, in dem die gend automatisierte Lösung vorgesehen. Die Planfeststellungs- bzw. Plangenehmigungsunter- im Naturschutzrecht (z. B. Neufassung des Rahmenbedingungen für die Planung, die Zielvor- technische Umsetzung der Regelungen, wie die lagen erleichtern und die Rechtssicherheit unserer BNatSchG, Artenschutzprüfung, Natura 2000- stellungen und die Ergebnisse aus den fachlichen Änderungen des Planes nach § 41 FlurbG darzu- Planungen, damit auch deren zügige Umsetzung, Verträglichkeitsprüfung) erfordern eine gründliche Prüfungen komprimiert nachvollzogen werden stellen sind, ist derzeit in der Bearbeitung. Daher verbessern und steigern. Überarbeitung der Vorgaben für die landespfl e- können. gerische Herangehensweise und Abarbeitung der relevanten Fragestellungen.

Sowohl die Planfeststellungsrichtlinie – Plafe 1. Beschreibung des Verfahrens Flurb- als auch die Richtlinie Inhalt - Plafe Inhalt- sind um entscheidende Passagen zur Landespfl ege 1.1 Verfahrensgebiet (insb. zum Artenschutz) ergänzt worden. Zu den 1.2 Ziele des Flurbereinigungsverfahrens Unterlagen zum Plan (Bestandteile und Beihefte) wurden beispielhaft Muster entworfen, die unter Berücksichtigung der immer komplexer werden- den rechtlichen Anforderungen die Vorausset- 2. Schutzgebiete und –objekte zungen für eine rechtssichere Planung bieten 2.1 Naturschutzrecht 2.1.1 Schutzgebiete und –objekte 2.1.2 Natura 2000 2. Beiheft 3 2.1.3 Gesetzlich geschützte Biotope 2.2 Wasserrecht Das Beiheft 3 erfüllt die Anforderungen eines landschaftspfl egerischen Begleitplanes nach 2.3 Forstrecht § 41 FlurbG bzw. nach § 17 (4) BNatSchG. Es 2.4 Bodenschutz enthält alle landespfl egerischen Erhebungen, Pla- nungen, Verhandlungen, die für die Aufstellung 2.5 Kulturelles Erbe und Prüfung des Planes erforderlich sind.

3. Auswertung vorhandener Planungen und Er- 3. Mustergliederung hebungen

Die Gliederung gewährleistet eine vollständige 3.1 Raumplanerische Vorgaben Abarbeitung der naturschutzfachlichen Fragestel- 3.2 Flächennutzungsplan und Landschafts- lungen auf der Basis des aktuellen Naturschutz- planung rechts. Alle Untersuchungen und gutachterlichen

106 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 107 3.3 Biotopverbund 5.7 Hinweise zur Zuteilung 4. Musterbeihefte visualisierte Darstellung durch Karten und Bilder, tabellarische oder textliche Darstellung) aufge- 3.4 Biotopkartierung 5.8 Ökologische Gesamtbilanz Ergänzend zu der Mustergliederung sind für ein führt. 3.5 Pfl ege- und Entwicklungspläne Acker-Grünlandverfahren, ein Weinbauverfahren 3.6 Landespfl egerische Kompensationsfl ächen, sowie eine Waldfl urbereinigung Musterbeihefte Die Bestandsaufnahme und –bewertung erfolgt erstellt worden. In ihnen sind Möglichkeiten von analog der Richtlinie von 2009.1) Ökokonto, Aktion Blau 6. Ergebnisse der Verträglichkeitsprüfungen unterschiedlichen Darstellungsvarianten (z. B. 3.7 Vertragsnaturschutz 6.1 Umweltverträglichkeitsprüfung 3.8 Planungen aus anderen Bereichen 6.1.1 Allgemein verständliche Zusammenfassung 6.2 Natura 2000 – Verträglichkeitsprüfung 6.3 Artenschutz 4. Landespfl egerische Bestandsaufnahme und -bewertung

4.1 Untersuchungsumfang Anhang 4.2 Arten und Biotope Teil 1: 4.2.1 Biotoptypenkartierung 4.2.2. Pfl anzen- und Tierarten Landespfl egerische Bestandsaufnahme (Karten (alternativ Abbildungen im Text): Biotoptypen, 4.3 Landschaftsbild / Erholung Biotopkartierung, Flächen Vertragsnaturschutz) 4.4 Abiotische Faktoren UVP (Vorprüfung, ggfl s. UVP) Verträglichkeitsprüfung (Vorprüfung, ggfl s. VP) Artenschutzrechtliche Prüfung

5. Landespfl egerische Planung Teil 2: 5.1 Landespfl egerische Zielvorstellungen Auszüge der Planunterlagen (Karte, VdF, Erläute- 5.2 Vermeidung von Beeinträchtigungen rungsbericht, Niederschriften und Vermerke zur Landespfl ege, Karte der Schutzgebiete 5.3 Erforderlichkeit von unvermeidbaren Beein- trächtigungen Abb.1: Erfasste und bewertete Biotoptypen 5.4 Eingriffsbilanzierung und Kompensations- Optional: maßnahmen Artenlisten Massen- und Kostenermittlung 5.5 Erläuterung der landespfl egerischen Anla- Bei der Eingriffsbewältigung werden zunächst die Der funktionale Bezug zwischen den verblei- Detailplanungen, Konzepte gen vermeidbaren Beeinträchtigungen dargestellt und benden Eingriffen wird ihrer Kompensation ge- Gutachten 5.5.1. Gemeinschaftliche Anlagen (Kompensa- die Erforderlichkeit der unvermeidbaren im Einzel- genübergestellt und die qualitative Beurteilung tion) nen begründet. Hier sind wegen der Begründungs- über die Intensität der Eingriffe auf die betrof- 5.5.2. Sonstige gemeinschaftliche Anlagen pfl icht im Naturschutzrecht (§ 15 (1) BNatSchG) fenen Schutzgüter des BNatSchG durchgängig 5.6 Flankierende Maßnahmen in der Regel Bezüge zum Erläuterungsbericht eingehalten. 5.6.1. Flächenerwerb und –pfl ege herzustellen. 5.6.2. Aktion Blau 5.6.3. Vertragsnaturschutz 5.6.4. Landespfl egerische Maßnahmen Dritter 5.6.5. Optional: weitere Maßnahmen

1) Richtlinie über die landespfl egerische Bestandsaufnahme und –Bewertung vom 5. Februar 2009 - 8604-6_410 -

108 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 109 den im Sinne des Umweltschadensgesetzes zu vermeiden.

Abb.2: Eingriffsbilanzierung Abb. 3: Landespfl egerische Anlagen:

Neben der Umweltverträglichkeitsprüfung und Neu aufgenommen sind in den Beiheften 3 die der Prüfung der Verträglichkeit der Planung mit Hinweise für die Zuteilung sowie die inhaltlichen den Zielen von Natura 2000 ist eine eigenständi- Erläuterungen der landespfl egerischen Anlagen ge Artenschutzprüfung durchzuführen. Die Heran- mit Pfl egehinweisen, die über die Informationen gehensweise im Artenschutz ist vergleichbar mit im Verzeichnis der Festsetzungen (VdF) hinaus- den Verträglichkeitsprüfungen über eine Vorprü- gehen. Dies erfüllt insbesondere das Informati- fung und eine Hauptprüfung vorgesehen. Damit onsbedürfnis der im Verfahren beteiligten Prüfbe- ist die gesetzlich vorgeschriebene Berücksichti- hörden (Naturschutzbehörden). Mit Blick auf das gung des Artenschutzrechtes gewährleistet und Umwelthaftungsrecht ist davon auszugehen, dass differenziert dargestellt, welche Anforderungen die Hinweise für die Zuteilung nicht nur intern be- aus dem Artenschutzrecht an die Planung gestellt ratenden Charakter haben werden, sondern ganz werden müssen. wesentlich dazu beitragen können, Haftungsschä-

Jede dieser materiellen Prüfungen endet mit einer abschließenden Wertung hinsichtlich ihres Prü- fungsauftrages.

110 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 111 Die westlich gelegene Verfahrenshälfte ist bei hochwertigen Bodengüten weitgehend ackerbau- VEREINFACHTES FLURBEREINI- lich genutzt (mehr als 300 ha Acker ist in Boden- wertzahlen von 60 bis über 80 eingestuft). Die 1) östliche Hälfte teilt sich auf in Acker und Grün- GUNGSVERFAHREN MIEHLEN land, wobei Ackernutzung überwiegt. Die maxi- male Ost-West-Ausdehnung beträgt ca. 5000 m, die maximale Nord-Süd-Ausdehnung ca. 4000 m. Klemens Krämer, DLR Westerwald-Osteifel Die Hauptziele des Flurbereinigungsverfahrens gehen aus der im Ort aufgestellten Informations- Räumliche Lage In den Nachbargemarkungen und tafel hervor: Hainau laufen derzeit ebenfalls Flurbereinigungs- Die Gemarkung Miehlen liegt im Rhein-Lahn- verfahren, in den anderen Nachbargemeinden Kreis in direkter Nachbarschaft zur Stadt und dem und wurden diese vor Verbandsgemeindesitz Nastätten. wenigen Jahren abgeschlossen. Verfahrensdaten

■ Verfahrensfläche 1315 ha ■ 1023 legitimierte Eigentümer ■ 3072 Altflurstücke ■ 1,44 Mio. € Ausführungskosten Umgehungsstraße Marienfels/ Miehlen L 335

Besondere Bedeutung bei der Bodenordnung wird der geplanten Umgehungsstraße Marienfels/ Miehlen L 335 beigemessen:

Die Ortslage mit über 2200 Einwohnern, das süd- liegende Feriengebiet mit 60 Wochenendhäusern lich gelegene Gewerbegebiet sowie das nördlich sind vom Verfahren ausgeschlossen.

1) Kurzfassung des Vortrags zur Geschäftsbesprechung vom 09.02.2011

112 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 113 Der Trassenverlauf ist grob in rot eingetragen. Für einfach gestalten, da dann nur noch 2 Verhand- Gegenüberstellung am Beispiel der 5 größten tum anzugliedern. Wegen des erst kürzlich vollzo- die insgesamt 4,7 km lange Trasse werden Flä- lungspartner – die jeweils betroffenen Gemeinden Privateigentümer genen Besitzübergangs hat das DLR bisher noch chen von ca. 19 ha sowie landespfl egerische Aus- – zu beteiligen sind und diese haben ihre Abgabe- keine abschließenden Informationen über die gleichsfl ächen von ca. 13 ha benötigt. bereitschaft an den Straßenbaulastträger bereits Bei den folgenden Gegenüberstellungen sind tatsächliche Verpachtungssituation. mehrfach betont. stets ausschließlich Eigentumsfl ächen darge- Die ersten Planungen für die Umgehungsstraße stellt. Selbstverständlich wurde im Rahmen der Bei Berücksichtigung der Pachtfl ächen wird sich reichen bis in die 70er Jahre zurück, wurden aber Möglichkeiten unter Beachtung der wertgleichen das Zusammenlegungsergebnis nochmals deut- bislang nicht umgesetzt. Um die Realisierung der Landabfi ndung versucht, Pachtfl ächen ans Eigen- lich verbessern. dringend notwendigen Umgehungsstraße vor- Flächenankäufe anzutreiben, haben sich die beiden Gemeinden Marienfels und Miehlen bereiterklärt, die notwen- 138 Ord.Nrn. haben ihren gesamten alten Flur- digen Flächen aus eigenen Ansprüchen im Zuge stücksbestand – insgesamt über 147 ha - nach der jeweiligen Flurbereinigungsverfahren in die § 52 FlurbG abgegeben an: Trasse bzw. die landespfl egerischen Ausgleichsbe- reiche legen zu lassen. ■ Landwirte (zur Aufstockung der Betriebe: 104 ha) ■ TG (allgemeine Ankäufe : 30 ha) ■ Gemeinde (für Trasse Umgehungsstraße: 13 ha)

Dabei wurde über die Kasse der TG ein Geldvolu- men von ca. 1.000.000,- € abgewickelt.

Besonderheiten

■ Starke Arrondierung von 6 landwirtschaft- lichen Betrieben bzw. Schaffung einer Aus- siedlungsmöglichkeit ■ Ausweisung von Uferrandstreifen bei 6 Bä- chen (entlang über 15 km Bachläufen wur- de bei der Neumessung eine Fläche von zu- sätzlich 6,5 ha ausgewiesen – das entspricht einer mittleren Verbreiterung von ca. 4,3 m pro lfd. m Gewässer.) ■ Landaustausche mit den Verfahren Marien- fels, Hainau, Berg und Oberbachheim (Größenordnung ca. 25 ha) Im Rahmen der vorläufi gen Besitzeinweisung konnten der Gemeinde Miehlen die rot markier- ■ Ausweisung Radweg Nastätten/ Miehlen ten Trassenfl ächen sowie die grün markierten ■ Ausweisung und Befestigung multifunktio- Ausgleichsfl ächen mit insgesamt 20 ha zugeteilt naler Wegeverbindungen nach Marienfels, werden. Der Landesbetrieb Mobilität wird das Hainau, , Ruppertshofen, Endlichho- Planfeststellungsverfahren im März 2011 ein- fen und Nastätten (tlw. Neuausweisung leiten. Sollte die Planung genehmigt sein, wird bzw. Verbesserung der Wegebefestigungen) sich der anstehende Grunderwerb für den LBM

114 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 115 Im neuen Bestand sind über 41 lfd. km alte Wege in funktionalem Zusammenhang in der Regel pa- Gegenüberstellung alter und neuer Bestand Landwirt B entfallen. Die Schlaglängen konnten damit ins- rallel zur Bewirtschaftungsrichtung ausgewiesen. besondere in den guten Ackerlagen entscheidend In Einzelfällen konnten zusätzlich Maßnahmen vergrößert werden – in Einzelfällen über 800 m. zur Wasserrückhaltung in die Landespfl egefl ächen integriert werden. Die Fläche aus den wegfallenden Wegen wurde in Form von landespfl egerischen Ausgleichsfl ächen

Gegenüberstellung alter und neuer Bestand Landwirt A

Landwirt A verfügt über 2 Hofstellen. Die im Umfeld zersplittert liegenden Altfl ächen konnten arrondiert werden. Im Bereich der nördlich gelegenen Hofstelle sind über 25 ha, beim südlichen Hof über 14 ha Eigentumsfl äche zusammengelegt worden.

116 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 117 Landwirt B plant wegen fehlender Erweiterungs- Stand des Verfahrens/ Ausblick möglichkeiten bei seiner alten Hofstelle in der Ortslage von Miehlen eine Teilaussiedlung des Die vorläufi ge Besitzeinweisung wurde im Jahr ÖKONOMISCHE ANFOR- Betriebes. Im Rahmen eines Standorttermins mit 2010 erlassen – es wird also bereits auf der neuen Behördenvertretern und Versorgungsunterneh- Landzuteilung gewirtschaftet. men konnte ein geeigneter Platz gefunden wer- DERUNGEN EINES ZUKUNFTS- den. Die arrondierten Flächen im Zielbereich mit Im Jahr 2011 ist die Bekanntgabe des Flurbereini- einer Größenordnung von über 30 ha erlauben gungsplanes vorgesehen. nun vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten. FÄHIGEN WEINBAUS AN DEN ZUSCHNITT VON ZEILENLÄNGEN UND ZEILENBREITEN

Dr. Jürgen Oberhofer, Helmut Kranich, DLR Rheinpfalz

Einfl ussfaktoren auf Erziehungsform

118 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 119 Weinbau hat viele Gesichter Weinbau im Wandel

Ausblick: Weinbau im Wandel

Anforderungen Erziehungs- Bewirtschaftungssystem

Unterschiedliche Ziele: Qualität <------> Quantität Hoher Aufwand <------> Niedriger Aufwand Standraum: Stockabstand <------> Zeilenabstand

Sorte x Unterlagenkombination müssen standort- und anlagenbezogen ausgewählt werden

120 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 121 Arbeitszeiteinsparung hat von 1960 bis 1990 Arbeitszeitbedarf in der Traubenproduktion Pfl anzenschutz mit Überzeilentechnik Funktionsweise Klima-Stripper-System 1 das Überleben des Weinbaus gesichert (gut mechanisierte Verfahrenstechnik, Draht- ( 4 Zeilen) rahmenanlage)

Neu: Klima-Stripper-System aus Neuseeland

Interesse der Winzer an Vorschneidernist stark Neu: Klima-Stripper-System aus Neuseeland angestiegen

Funktionsweise Klima-Stripper-System 2

122 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 123 Das Klima-Stripper-System – ein sehr effektives und schonendes Verfahren

Zeilenlängen Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht:

Limitierende Faktoren: Je länger desto besser (bis 300 m) Mindestzeilenlänge 150 m ■ Wechsel der Bodenart Sorteneignung, Terroir, Wasserversorgung, Wüchsigkeit ■ Änderungen der klimatischen Bedingungen Frostgefährdung, Luftaustausch ■ Änderungen der Topographie Bei längeren Zeilen ergeben sich insbesondere Einsparungen durch den Wegfall von Verankerungen. Starke Neigungswechsel, Seitenhang, Diesen Einsparungen stehen jedoch die mit der Zeilenlänge wachsenden Anforderungen an Verankerung Erosion und Material entgegen. Weitere Einsparungen ergeben sich auch bei den maschinellen Pfl egearbeiten durch verringerte Wendezeiten. ■ Arbeitswirtschaft Mechanisierungsgrenzen, z.B. Erntegeräte- behältnisse, Schlauch-/Seilwindenlängen

124 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 125 Zeilenbreite: Aktuell 2,0 - 2,10 m

Zeilenlängen Altbestand Limitierende Faktoren:

■ Sortenoptimale Belichtung und Belüftung Abtrocknung Rebbestand, Sonnenbrand, Austrocknung Boden, Wasserversorgung, 100m 63m Wüchsigkeit ■ negatives Bestandsklima z.B. hoher Luftaustausch in breiten Zeilen 120m 25m 245m reduziert die Wirksamkeit beim Pheromon- einsatz, zu enge Zeilen trocknen schlecht, 51m zu Breite zu sehr aus. 71m ■ Topographie schwieriges Terrain, z.B. Seitenhang, erfor- 75m dert mehr Fahrspielraum ■ Arbeitswirtschaft 40m 60m Zu breite Zeilen lassen sich nicht mehr ef- fektiv in einem Arbeitsgang oder mit Mehr- zeilengeräten bearbeiten, zu enge Zeilen Neustadt-Geinsheim Aufbauabschnitt 1 2003/04 limitieren die Fahrgeschwindigkeit und behindern den Einsatz mancher moderner Gerätschaften.

126 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 127 Verminderung von PSM-Einträ- gen in Gewässer der Weinbau- gebiete durch angepasste Wege- gestaltung und Wasserführung

Zeilen- und Grundstücksbreiten ■ Änderungen der Topographie und Bodenart Dr. Bernd Altmayer, DLR Rheinpfalz beeinträchtigen sowohl die Ertragsleistung Optimale Zeilenbreite unterliegt einem Wandel: als auch die Arbeitswirtschaft (starke Steigungswechsel und qualitätsrele- EU-Wasserrahmenrichtlinie Rolle der Landwirtschaft: 1960: 1,60 m vante Bodenunterschiede sowie Seitenhang 1985: 1,80 m vermeiden) Ziele bis 2015: „Sie (die Landwirtschaft) ist mitverantwortlich 2000: 2,00 m dafür, dass etwa die Hälfte der Grundwasserleiter, 2030: ????? ■ Guter ökologischer und chemischer Zu - über 80 % der Bäche und Flüsse, die Hälfte der Maximale Parzellenzahl stand der Oberflächengewässer Seen und fast alle Küstengewässer Deutschlands Andere Anlageformen in Zukunft denkbar den guten Zustand nicht erreichen, wenn nicht ■ Guter chemischer und mengenmäßiger Aus organisatorischen Gründen max. 30 oder (40) wirksame Minderungsmaßnahmen eingeleitet Zustand des Grundwassers Mehrere optimale Lösungen erforderlich, je Betrieb werden.“ (Umweltbundesamt 2010) daher Mindestgrundstücksbreite 20 m ■ Kostendeckung der Wasserdienstleistungen Betrieb Mindestparzellengröße Daraus folgt Mindestschlaggröße: 4000 qm (3000 qm??) 10 ha 0,33 ha 20 ha 0,66 ha EU-WRRL: Situation in RLP 30 ha 1,00 ha Grundstückszuschnitte 40 ha 1,33 ha 50 ha 1,66 ha Fakten: 60 ha 2,00 ha 70 ha 2,33 ha ■ größere Grundstücke bedeuten weniger Rüst- und Wegeverluste ■ schmäler und länger ist effizienter als breit und kurz

Aber:

■ Zu starke Konzentration erhöht das Risiko (Hagel, Frost, Sturm u.a.) ■ Außerachtlassung des Standortfaktoren kann später nicht kompensiert werden (Sonneneinstrahlung, Frostgefährdung, Luftzirkulation, Windbruch, Erosion)

128 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 129 Eintragspfad Kläranlage

Pfl anzenschutzmittel-Wirkstoffe: vorne rein, hinten raus

Ursachen für Pfl anzenschutzmitteleinträge in Gewässer

Mögliche Eintragswege:

■ Punktquellen: Hofabläufe, Kanalisation, ■ Diffuse Quellen: Abdrift, Abschwemmung, Kläranlagen Drainagen

In den Weinbauregionen haben der Eintrag über Kläranlagen und die Abschwemmung die größte Bedeutung!

130 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 131 Eintragspfad Abschwemmung

Ein Tropfen Spritzbrühe in 10 Millionen Litern Wasser ist noch messbar!

132 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 133 Gegenmaßnahmen

Gegenmaßnahmen: Wegegestaltung

Gegenmaßnahmen: Eintragspfad Abschwem- Gegenmaßnahmen: Randstreifen mung

Kurzfristig durch den Anwender selbst:

■ Sorgfältiges und sachgemäßes Arbeiten vor während und nach der Applikation von Pflanzenschutzmitteln

Mittelfristig durch Gestaltung der Produktions- fl ächen:

■ Begrünte Randstreifen, Erosionsschutz ■ Wegegestaltung (wenn möglich Versicke- rung auf der Fläche) ■ Keine direkte Entwässerung in Fließge- wässer ■ Regenrückhaltebecken, Regenüberlauf- becken

134 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 135 Gegenmaßnahmen: Regenüberlaufbecken

136 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 137 ■ NT 101-106: 20 m Abstand mit abtriftmin - dernden Düsen ■ NT 107-109: zusätzlich 5 m Fläche unbe- handelt lassen ■ Auflagen NT 104-106 sind nur in Gebieten ohne ausreichende „regionale Kleinstruktur“ nach JKI anwendbar. Wenn keine Auflage, dann ist der Einsatz von abtriftmindernden Düsen erforderlich. NT 107-109 entfällt dann ebenfalls.

Keine Schutzbereiche:

Aktuelles Produktionsverfahren in RLP ■ Straßen, Wege, Plätze ist die integrierte Produktion. ■ Saumstrukturen < 3 m Breite Wichtige Bausteine: ■ Bei Anwendung mit tragbaren Geräten ■ Flächen in „kleinstrukturierten“ Regionen ■ Nützlingeschonung nach JKI ■ Berücksichtigung von Schadschwellen ■ Saumstrukturen, die sich auf ehemals land- ■ Einsatz selektiver Pflanzenschutzmittel wirtschaftlich oder gärtnerisch genutzten HECKEN, ALLEEN UND Flächen befinden.

RANDBEPFLANZUNGEN AN Saumstrukturen WEGEN UND GEWÄSSERN Vorteile: ■ Wind- und Sichtschutz ■ Lebensraum für Nützlinge, Wildbienen Konfl iktpotential oder nützlich für den Erwerbsobstbau? (Kleinsäuger) ■ Rückzugs- und Brutraum für Vögel NT Aufl agen Nichtzielorganismen terrestrisch Dr. Jürgen Lorenz, DLR Rheinpfalz Nachteile: Schutzbereiche: Rahmenbedingungen Obstbau ■ Infektionsquelle für Schorf, Krebs, Feuer- ■ Nicht landwirtschaftlich / gärtnerisch ge- brand, Viren nutzte Flächen (Wald, Moor, Naturschutz - Erwerbsobstbau = Produktion von Tafelobst fl ächen) ■ Vermehrungsraum für Blattläuse, Käfer, Wickler („Apfelmade“), Fruchtfl iegen ■ ■ Qualitätsniveau ist sehr hoch Keine Schäden durch Pilzinfektion ■ Saumstrukturen (Hecken, Feldraine, Ge- (Kirschmade) ■ hölzinseln) ■ Einheitlichkeit in Größe und Farbe Keine Schäden durch Insektenfraß ■ Erhöhter Schädlingsdruck in der Obstanlage ■ Abstandsauflagen je nach Abtriftminde- ■ Fehlerfreiheit ■ Keine Verschmutzungen Rückzugsraum für Kleinsäuger und Vögel rungsklasse des Pflanzenschutzgerätes

138 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 139 Beispiel Kirschfruchtfl iege Heidesheim: Zahlreiche Altbestände

Bekämpfungsmöglichkeiten sind einge- schränkt

Fallenfänge

Mainz-Finthen: Intakter Steinobstanbau

140 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 141 Oppenheim isolierte Lage: Versuchsstandort Planungsaspekte aus Sicht des Obstbaus Geeignete Arten:

Reduktion der Schädlingspotentiale durch geeig- ■ hohe biologische Wertigkeit nete Pfl anzenwahl. ■ robust gegenüber Pilzinfektionen Ausschlusssortiment bei der Pfl anzenwahl in Obstregionen: div.Arten der Rosaceae ■ robust gegenüber Schaderregern z.B. Prunus-Arten (P. avium, P. spinosa, P. cerasife- ■ Blühzeitraum außerhalb der Obstblüte ra, P. padus, P. serotina). ■ Malus ssp., Grataegus ssp., Pyrus ssp. (Fruchtschmuck als Nahrung für Vögel und Kleinsäuger)

Stuttgart: Vogelkirschallee an Versuchsstation

142 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 143 Wünschenswerte Arten (unproblematisch) z.B.: Bedachte Pfl anzenwahl bringt mehrheitlich Nut- zen ■ (Corylus avellana) ■ Habitat für Bestäuberinsekten ■ Cornus sanguinea Cornus mas ■ Lebensraum für Nützlinge ■ (Sambucus nigra) Sambucus racemosa ■ Wind- und Sichtschutz ■ Salix caprea mas Salix purpurea ■ Rosa canina Rosa mulitflora ■ Ligustrum vulgare Bei guter Planung können Hecken und Alleen für den Obstbau einen relativ hohen Nutzen ■ Euonymus europaeus bringen. ■ Viburnum opulus Bei schlechter Planung und insbesondere falsch- er Pfl anzenwahl sind sie hingegen ständiges Ärgernis und verursachen erhöhten Pfl anzen- Fazit schutzaufwand in der Kultur.

Unbedachte Pfl anzenwahl bringt kontinuierliche Probleme

■ Dauernde Infektionsherde

PFÄLZER SPEZIALITÄTEN

Besonderheiten der Bodenordnung in der Region

Gerd Hausmann, DLR Rheinpfalz

Die Pfalz

144 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 145 DLR Rheinpfalz Flächennutzung

Standortbedingungen

Acker / Grünland

Klima

Gemäßigtes fast mediterranes Klima.

146 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 147 Schutzgebiete Gewässerrenaturierung und -randstreifen

Infrastruktur Natura 2000 Naturschutzgebiete Biosphärenreservat Pfälzer Wald

Flächenmanagement

B 39 Umgehung Geinsheim Schnellbahntrasse bei Schifferstadt

Dauer- und Sonderkulturen

148 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 149 Hochwasserschutz Naturschutz

König Ludwig II v. Bayern

Weinbergsfl urbereinigung

Beispiel Edesheim

zwischen 1891 und 1913 sechs kleinere Bodenord- nungen(Wegebereinigungen)durch Endentscheid abgeschlossen.

Endentscheid

Schlussfeststellung plus Historie Kostenregelungen Widerspruchsentscheidungen Nachweis des Vorteils 29.05.1886 Bayrisches „Gesetz, die Flurbereini- gung betreffend.“ Edesheim VI und VIIVorteil 20.520,00 Mark Eigenleistung 416,15 Mark

150 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 151 50 Jahre später / Edesheim IV Aufbauplan

70 Jahre später

Zuständigkeit Rechtsgrundlage Grundsätzliches

Zuständig: Aufbaugemeinschaft K.d.ö.R

Gesetzliche Grundlage: Weinbergsaufbaugesetz des Landes Rheinland-Pfalz vom 12. Mai 1953

Drahtrahmenerziehung

152 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 153 Folge: Totalräumung Kosten

Beispiel NW-Diedesfeld

Größe des Verfahrens Rebfl äche 402 ha Ca. 320 ha

NW-Diedesfeld (Gesamt auf der Basis von Diedesfeld VII)

Ausführungskosten ca. 5,7 Mill. € Zuschüsse ca. 3,6 Mill. €

Ertragsausfall Vorteile Abschnittsverfahren

Halbjahresverfahren Verteilung der Kosten über einen langen Zeit- Räumung nach der LeseAusbau im Winter raum Besitzübergang im folgenden Frühjahr Langfristige Vorplanung in den Betrieben Zweijahresverfahren Umtrieb kann auf die Aufbauplanung abgestellt Räumung nach der LeseAusbau im Folgejahr werden Besitzübergang im übernächsten Frühjahr Rebfl ächen wieder im Ertrag vor nächstem Ab- schnitt Sachsen - ca 410 ha Kompensation des Ertragsausfalls auf anderen Hessische Bergstraße - ca 460 ha Flächen Ahr - ca 520 ha Mittelrhein - ca 570 ha

154 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 155 Integrierte Entwicklung Betriebliche Entwicklung Zukunftsgerichteter Wirtschaftswegebau

Wasserwirtschaft; Hochwasserschutz Flächennutzung

Stand der Weinbergsfl urbereinigung

Natur und Landschaft: Landschaftsbild

Erzeuger

Bedarf Tourismus

156 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 157 Vermarktung Anlieferung

Folgen

158 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 159 Anforderungen

Um möglichst viele landwirtschaftliche Zuliefer- EINZELBETRIEBLICHE fahrzeuge von den öffentlichen Straßen auf die neue Trasse zu verlagern, muss eine hohe Akzep- tanz durch die landwirtschaftlichen Betriebe bzw. INVESTITIONSFÖRDERUNG den Fahrern der Transportfahrzeuge für diese Trasse bestehen. AUF SEHR HOHEM NIVEAU

Vorgaben Manfred Gerner, DLR Mosel Aussage der örtlichen landwirtschaftlichen Be- rufsvertretungen Bei der Reform der Agrarverwaltung im Jahr 2003 stattung aufl egen, mit dessen Hilfe Investitionen ging man noch davon aus, dass sich die Anzahl zunächst in die Kellereitechnik unterstützt wur- Akzeptanz dann, wenn: der Verfahren im Bereich der einzelbetrieblichen den. Neuerdings kann aus diesem Programm auch Investitionsförderung in den folgenden Jahren Hilfe für die Errichtung so genannter Weingebäu- ■ die Wegeführung möglichst kurz, d.h. ohne bestenfalls auf gleichem Niveau bewegen würde. de, die unmittelbar der Weinproduktion dienen, Umwege ist, Angesichts des weiter fortschreitenden Struk- in Anspruch genommen werden. Bisher wurden ■ keine übermäßigen Kurven vorhanden sind, turwandels und Vereinfachungen des Verfahrens größere Investitionen auf den Winzerhöfen im wurde sogar ein Sinken des Arbeitsaufkommens Rahmen des Einzelbetrieblichen Förderungspro- ■ auf allen Streckenabschnitten durchgängig für die zuständige Bewilligungsbehörde DLR gramms (EFP) abgewickelt. Daneben existiert Begegnungsverkehr möglich ist Mosel und die Prüfteams, die damals noch allen auch ein Programm für kleine Investitionen in (Überbreite). sechs Dienstleistungszentren zugeordnet waren, Kellereitechnik (Förderung von Investitionen in erwartet. Im Verlauf der aktuellen EU-Förderpe- Weinbaubetrieben – FIW). riode 2007 – 2013 zeigte sich jedoch eine ganz andere Entwicklung als seinerzeit angenommen. Die folgende Übersicht zur einzelbetrieblichen Bodenordnung Gute Rahmenbedingungen für die Landwirte und Investitionsförderung zeigt die Entwicklung bei Weitertransport Winzer sowie eine günstige Zinsentwicklung auf EFP und FIW seit 2007. Die Zahl der Anträge und dem Kapitalmarkt haben schon im Jahr 2008 zu Bewilligungen nimmt zu. Die beanspruchten einer enormen Erhöhung der Anträge und des Mittel insgesamt wie auch die durchschnittlich Investitionsvolumens geführt. bewilligten Zuschüsse je Unternehmen steigen. Die aufgrund des Strukturwandels stark gewach- Seit dem Jahr 2009 kamen aufgrund von Stüt- senen Betriebe investieren teilweise in große und zungsregelungen nach der EU-Weinmarktordnung komplexe Maßnahmen, die auch entsprechende (WMO) erhebliche Fördermittel für den Weinsek- Ressourcen und Mittel binden. Allein in 2010 sind tor in Deutschland hinzu. Rheinland-Pfalz konnte im Rahmen dieser Förderung etwa 100 Mio. € ein neues Förderprogramm für Weinbauunter- investiert worden. nehmen mit einer ansehnlichen fi nanziellen Aus-

1 = Einzelbetriebliches Förderprogramm 2 = Förderung von kleinen Investitionen in Weinbaubetrieben

160 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 161 Dabei sind es vor allem die Winzer sowie Wein Beteiligten allerdings als grenzwertig eingestuft. verkauft worden. Es gibt es aber auch Erbenge- Zeitlich unbegrenzte Erbengemeinschaften brin- vermarktenden Unternehmen aus Rheinhessen Nach den jetzt vorliegenden Einschätzungen ist meinschaften die sich nicht aufl ösen. Im Laufe gen Nachteile für die Miterben, Gemeinwesen und der Pfalz, die in 2009 und 2010 entspre- davon auszugehen, dass die Zahlen von 2010 der Jahre werden diese zu schwer ansprech- und und Wirtschaft. Sie sollten daher, abgestuft nach chende Förderanträge gestellt haben. So kommen im laufenden Jahr übertroffen werden. Die Si- unaufl ösbaren „Erbengemeinschaften von Erben- Sachwert, Dringlichkeit usw, im Erbrecht zeitlich allein etwa 70 % der Antragsteller für FIW aus tuation wird sich in den nächsten Jahren bei gemeinschaften“. Ein nach dem Tode eingesetzter limitiert werden. Wenn innert vorsehenen Fristen diesen beiden Weinbauregionen. Das führte und, vergleichbaren gesamtwirtschaftlichen Rahmen- Erbenvertreter kann ein Erbe nach aussen längere die Erbengemeinschaften selber nicht mehr fähig wie noch zu zeigen ist, wird auch künftig zu er- bedingungen kaum entschärfen, weil nach dem Zeit gut verwalten wenn er die Kompetenzen sind, sich aufzulösen, sollten deren Liegenschaften heblichen Engpässen bei der Arbeitskapazität an vorgegebenen Finanzplafond der EU die WMO- etwas überschreitet. Für Landverkäufe bringt er an die Gemeinde heimfallen. Damit könnten in den Dienstsitzen in Neustadt und Bad Kreuznach Fördermittel noch bis 2013 ansteigen und künftig aber die Unterschriften sämtlicher Miterben nicht den Dörfern die Baugebiete dichter überbaut und führen. Dank der Unterstützung durch die ADD in neben den anderen Fördermaßnahmen der einzel- mehr sicher zusammen. Gross sind die Probleme, die Landschaftszersiedlung gebremst werden. Trier sowie des DLR Rheinhessen-Nahe-Hunsrück betrieblichen Investitionsförderung zur Verfügung wenn dieser Erbenvertreter stirbt. In den Bauzo- und des DLR Westpfalz in Form von personellen stehen werden. Dies wird die Nachfrage in den nen der Dörfer gehören immer wieder ehemalige Wald: Kleinstparzellen, fehlende Erschliessung, Verstärkungen wurde in 2010 immerhin erreicht, Weinbauregionen des Landes nach Förderung für Bauernhäuser und Nebengebäude auf grössern undefi nierbare Eigentümer usw. lähmen die dass die Haushaltsmittel weitgehend abfl ießen Investitionen befl ügeln. Parzellen komplexen Erbengemeinschaften die Initiative des Forstdienstes für bessere Pfl ege konnten. Die Arbeitsbelastung wurde von allen sich nicht auf Gebäudesanierungen, Abbrüche, und zuwachsgerechte Nutzung. Daher sollte Verkäufe usw. einigen können. Im Extremfall zer- die „Zusammenlegung zur gemeinsamen Be- fallen die Bauten und die Parzellen verwildern. wirtschaftung“ (Korporationen mit vererb- und Flurbereinigten erschlossenen Wald von klar handelbaren Anteilscheinen wie Märkerschaften, defi nierten Besitzern können forstliche Betriebs- Hauberggenossenschaften usw.) stark erleichtert gemeinschaften gut parzellenweise umtreiben. werden. Zur fl ächendeckenden Gründung sollten FLURBEREINIGUNGEN – Ueberfordert sind diese aber im kleinstparzellier- 50 % der Fläche bereits genügen und Nichtstim- ten, unerschlossenen Privatwald mit immer kom- mer als Ja- Stimmer zählen. Damit liessen sich plexeren Besitzesverhätnissen. viele Neuzuteilungs- und Vermessungskosten spa- GESTERN, HEUTE, MORGEN ren und die Wegerschliessung in Etappen durch- Die gute alte Flurbereinigung ist überfordert führen. Armin Bont a. Kreisforsting, CH- 8500 Frauenfeld Die Flurbereinigungen haben mit Aussiedlungen, Schlussgedanken Die klassische Flurbereinigung hat Feld und Wald zelle. Der Strassenunterhalt ist langfristig gere- Wegerschliessungen und grossen, wohlgeform- fl ächig mit Wegen erschlossen, die Parzellenzahl gelt. Die Flurbereinigung bringt grosse Vereinfa- ten Parzellen Dauerwerte geschaffen. Als eine Bei den Flurbereinigungen haben Meliorations- stark reduziert, Landwirtschaftsbetriebe ausgesie- chungen für Grundbuch, Gemeindeverwaltungen neue Art „Flurbereinigungsproblem auf Bundes- fachleute, Forstdienste usw. weitsichtige Arbeit delt und in den Dörfern die Baulandausscheidung usw. Es gibt aber noch viele Gemeinden, wo gesetz- oder gar Verfassungs- Ebene“ zeichnen geleistet. Im Laufe der Jahrzehnte zeigen sich bei erleichtert. Nach Jahrzehnten gibt es – nebst dem schlimme Parzellierungen auf eine Art Flurberei- sich heute je länger je mehr schwierige oder gar nicht aufgelösten Erbengemeinschaften die Nach- Normalbesitz- vermehrt komplexe Erbengemein- nigung warten. Aber auch nach den Flurbereini- handlungsunfähige Erbengemeinschaften ab. In teile des veralteten Erbrechtes. „Unaufl ösbare“ schaften, deren Grundbesitz zum Problem für die gungen kommen im Laufe der Zeit neuartige Pro- verschiedenen Ländern Europas sehen die veral- Erbengemeinschaften bringen Nachteile für die einzelnen Miterben und die Oeffentlichkeit wird. bleme, wenn nach dem Tod eines Grundbesitzers teten Erbrechte weder Lebensdauerbegrenzung Miterben selber aber auch für die Anstösser, Ge- Die Revision des veralteten Erbrechtes könnte der dessen Erbengemeinschaft nicht aufgelöst wird noch Aufl ösungszwang für Erbengemeinschaften meinwesen, Volkswirtschaft usw. Die ehrenwerte Flurbereinigung neue Dimensionen eröffnen. und im Lauf der Zeit „Erbengemeinschaften von vor. Bei komplexen Erbengemeinschaften wird Eigentumsgarantie verkommt zur „heiligen Kuh“. Erbengemeinschaften“ entstehen. häufi g deren Vermögen abgewertet (zerfallende Weil Erbschaftsprobleme bei Liegenschaften we- Ziele und Effekt der klassischen Flurbe- Gebäude, zusammenbrechender Wald, verwal- nig Schlagzeilen machen, müssen Fachleute von reinigung in Feld und Wald Mechanisierung, Wirtschaftsumfeld, Be- detes Kulturland usw). Nach aussen werden Ge- der Flurbereinigung, Land- und Forstwirtschaft, völkerungsstruktur meinden, Steuerzahler, Landanstösser, Stockwerk- Raumplanung, Gemeinden, Holzverbraucher usw. Nach der klassischen Flurbereinigung erscheint Miteigentümer, Raumplanung, Volkswirtschaft die schweren Nachteile von „ausgearteten“ Er- vieles Gottgegeben. Das Land ist fl ächig für die Auf grossen, gut erschlossenen Parzellen können usw. beeinträchtigt. Krass ist, wenn im Baugebiet bengemeinschaften aufzeigen und das Anliegen gute Bewirtschaftung erschlossen, Böden wo nö- Land- und Forstwirtschaft dank der Mechani- Objekte von Erbengemeinschaften verlottern und „Erbrechtrevision“ bei möglichst vielen Bundes- tig verbessert, die Parzellenzahl pro Eigentümer sierung pro Arbeitskraft heute viel mehr Fläche am Dorfrand bestes Landwirtschaftsland einge- politikern ganz konkret einbringen. Das Erbrecht reduziert, Nachbarzwiste erledigt, Parzellen mit bewirtschaften als früher. Wenige Grossbauern zont und überbaut wird. hat aber noch weiteren Erneuerungsbedarf. Die Teilungsverbot belegt, Landwirtschaftsbetriebe ersetzen das Heer der Kleinbauern die heute in Bundesparlamentarier und zuständigen Bundes- ausgesiedelt und vergrössert, Pachtland gut Rente oder gestorben sind. Grossbauern sind Ideen für gesetzlichen Handlungsbedarf ministerien stehen somit vor einem Sachproblem nutzbar zugeteilt, in Dorfgebieten Bauzonen aus- selten Grossgrundbesitzer. Sie haben viel Land das es ohne Parteiideologie zu lösen gilt. geschieden usw. Im Wald gibts gut tragfähigen zugepachtet. Die meisten Kleinbetriebe sind par- Erbrecht: Erbengemeinschaften sind eine vorü- Strassen und pro Besitzer eine Wirtschaftspar- zellenweise von einem Erben übernommen oder bergehende aber keine dauerhafte Besitzesform.

162 Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge Nachrichtenblatt Heft 52 Fachbeiträge 163 STATISTIK

164 Nachrichtenblatt Heft 52 Statistik 165 166 Nachrichtenblatt Heft 52 Statistik Nachrichtenblatt Heft 52 Statistik 167 168 Nachrichtenblatt Heft 52 Statistik Nachrichtenblatt Heft 52 Statistik 169 170 Nachrichtenblatt Heft 52 Statistik Nachrichtenblatt Heft 52 Statistik 171 172 Nachrichtenblatt Heft 52 Statistik Nachrichtenblatt Heft 52 Statistik 173 FLURBEREINIGUNG LIEFERT FLÄCHEN FÜR BAU DER BUNDESSTRASSE B50NEU, WEITERER MEILENSTEIN ERREICHT

PUBLIKATION Torben Alles, DLR Mosel

Beim Dienstleistungszentrum ländlicher Raum werden. Vor Kurzem ist nun in beiden Verfahren (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues ist man damit mit dem Anhörungstermin nach §59 Flurberei- beschäftigt das durch den Straßenbau notwen- nigungsgesetz ein weiterer Meilenstein erreicht dige Flächenmanagement zu betreiben und den worden. Der Flurbereinigungsplan wurde den zersplitterten und unwirtschaftlich gewordenen Beteiligten bekanntgegeben und die neue Ein- Grundbesitz nach neuzeitlichen betriebswirt- teilung der Feldfl ur lag zur Einsichtnahme aus. schaftlichen Gesichtspunkten neu einzuteilen. Hierzu wurden jedem Eigentümer Unterlagen Dies geschieht zum einen in dem Verfahren zugestellt. Die Teilnehmer hatten die Möglich- Altrich-Platten-Wengerohr im Westen (Eifelseite) keit sich ihren neuen Bestand anzeigen zu lassen. und in dem Verfahren Longkamp-Kommen im Der Flurbereinigungsplan besteht u.a. aus einem Südosten (Hunsrückseite) der geplanten Hoch- Textteil, dem Nachweis des Neuen- und Alten moselbrücke. Das bodenordnerische Instrument Bestandes, der Wertermittlungskarte, dem Plan dafür ist die Unternehmensfl urbereinigung, mit über die gemeinschaftlichen und öffentlichen An- welcher der entstehende Landverlust auf einen lagen sowie den Pfl ege- und Entwicklungsplänen. größeren Teil von Eigentümer verteilt werden soll. Durch den Flurbereinigungsplan ist die Vorläufi ge Ziel und Zweck der Verfahren sind die Bereitstel- Besitzeinweisung nun rechtlich gesichert. Gegen lung von Land in großem Umfang für die Stra- den Flurbereinigungsplan kann jeder Teilnehmer ßenbaumaßnahme sowie die damit verbundenen Widerspruch erheben. landespfl egerischen Ausgleichs- und Ersatzmaß- nahmen. Außerdem sollen größere Bewirtschaf- Altrich-Platten-Wengerohr (A-P-W) ist mit einer tungseinheiten für die Landwirtschaft gebildet Größe von über 2000 Hektar, einer Anzahl von und auch die kommunale Planung miteinbezogen über 6000 Flurstücken im alten Bestand und ei- werden. ner Anzahl von ebenfalls über 2000 Eigentümern nicht nur das zweitgrößte Verfahren des Landes, Bereits im Herbst letzten Jahres konnten die sondern auch eins der Komplexesten. Hier sind Teilnehmer in ihren neuen Besitz eingewiesen ein biologisch wirtschaftender Betrieb und meh- und seitdem die neuen Flurstücke bewirtschaftet rere Biogasanlagen zu berücksichtigen.

174 Nachrichtenblatt Heft 52 Publikation Nachrichtenblatt Heft 52 Publikation 175 Im Verfahrensgebiet liegt mit der „Dicken Drespe“ spruchnahme der Landwirtschaft auf ein verträg- Das Verfahren Longkamp-Kommen betrifft eine Hier werden vor allem die durch die Widersprü- ein großes Naturschutzgebiet. Anfangs gab es liches Maß weiter zu reduzieren, wurde anfänglich Fläche von fast 1300 Hektar und erstreckt sich che entstehenden Änderungen eingearbeitet. Die noch Weinbaufl ächen, die komplett aufgekauft vom DLR Mosel (damals noch Kulturamt) ein über Teile der Stadt Bernkastel-Kues und den Ge- Widersprüche, die das DLR Mosel nicht abhelfen und stillgelegt worden sind. Sie dienen heute als „Runder Tisch“ mit Vertretern aus Landwirtschaft, meinden Kommen, Longkamp und Monzelfeld. kann, werden an die Spruchstelle für Flurbereini- Ausgleichsfl ächen. Zudem gab es fünf weitere Planung, den Ortsgemeinden und weiteren Be- Betroffen sind etwa 3900 Flurstücke im Alten gung bei der ADD in Trier zur weiteren Entschei- Planfeststellungen der Straßenbauverwaltung, troffenen gebildet. Bestand. Das Verfahren hat ca. 660 Beteiligte. dung abgegeben. u.a. die Ortsumgehung Osann-Platten und die Der Flächenverbrauch für die Planungen von Ge- Ortsumgehung Wengerohr. Ausgleichsfl ächen Von den rund 150 Hektar Ausgleichsfl ächen meinde, Land und Bund liegt bei 130 Hektar. Als Zeitgleich werden in diesem Jahr in beiden Ver- wurden nicht nur für die B50neu, sondern auch konnten rund 25 Hektar in andere Flurbereini- Fremdplanungen waren hier die Ausgleichsfl ächen fahren zahlreiche Ausbaumaßnahmen durch den für das Baugebiet in Altrich, das Industriegebiet gungsgebiete verlegt werden, 47 Hektar konnten für die Bebauungspläne Longkamp und Monzel- Verband der Teilnehmergemeinschaft Rhein- „Wengerohr Süd“ oder den Maare-Mosel-Radweg innerhalb des Flurbereinigungsgebiets so verlegt feld zu berücksichtigen. In dem Verfahren erfolgt land-Pfalz durchgeführt. Dies sind neben den bereit gestellt. werden, dass sie die Bewirtschaftung weniger stö- nicht nur die Flächenausweisung für die B50neu, Wegebaumaßnahmen auch Wegerekultivie- ren und sogar ökologisch wertvoller werden. So sondern auch Flächen für Ausgleichs- und Ersatz- rungen, Bodenauffüllungen oder Erneuerungen Der Flächenverbrauch für alle Maßnahmen liegt wird z.B. der Bieberbach mit einer großfl ächigen maßnahmen für die B50neu, als auch für die L 187 von Durchlässen sein. Die Ausführungskosten für bei ca. 350 Hektar, welche zum größten Teil Auenlandschaft zukünftig aus der intensiven Be- von Longkamp nach Kautenbach und den 3-spu- die Verfahren in Höhe von ca. 3.000.000 Euro über Zustimmung zum Landabfi ndungsverzicht wirtschaftung herausgenommen. rigen Ausbau des Kreuzungsbereiches Morbach- im Verfahren Altrich-Platten-Wengerohr und ca. angekauft werden konnten. Um die Flächeninan- Hinzerath auf der B 327. Auch hier waren Wasser- 1.700.000 Euro im Verfahren Longkamp-Kommen schutzgebiete, Landschaftsschutzgebiete und ein werden durch den Träger der Straßenbaumaßnah- angrenzendes FFH-Gebiet zu berücksichtigen. Im men übernommen. Das Verfahren A-P-W wird zu Flurbereinigungsverfahren Longkamp-Kommen 100% durch die Träger der Straßenbaumaßnah- konnten die für Straßenbau und Ausgleichsmaß- me, d.h. durch die Bundesrepublik Deutschland nahmen benötigten Flächen komplett durch den und das Land Rheinland-Pfalz fi nanziert. Zusätz- Straßenbaulastträger aufgekauft werden, so dass lich werden in diesem Verfahren weitere Ausbau- von den Eigentümern keine weiteren Flächen maßnahmen in Höhe von 300.000 Euro geför- aufgebracht werden mussten und somit kein Flä- dert, die nicht auf Zerschneidungsschäden durch chenabzug entstanden ist. den Neubau der Autobahn zurückzuführen sind, sondern vom Vorstand der Teilnehmergemein- schaft angeregt worden sind. Diese Ausbaumaß- Wie geht es in beiden Verfahren weiter? nahmen unterliegen einer Förderung in Höhe von 75%, so dass nur 25% Eigenkapitel aufzubringen Nach Abarbeitung der Widersprüche durch das sind. Die Förderung von 75% setzt sich wiederum DLR Mosel, wird gegen Ende des Jahres der 1. zusammen aus 50% EU-Mittel, 30 % Bundesmit- Nachtrag zum Flurbereinigungsplan aufgestellt. tel und 20% Landesmittel.

Luftbild „Kreisverkehrsplatz“ zwischen Altrich und Platten mit Anschluss der L53n „Quelle: Landesbetrieb Mobilität Trier / www.hochmoseluebergang.rlp.de“

176 Nachrichtenblatt Heft 52 Publikation Nachrichtenblatt Heft 52 Publikation 177 PARTNERBETRIEB NATURSCHUTZ

178 Nachrichtenblatt Heft 52 Publikation Nachrichtenblatt Heft 52 Publikation 179 180 Nachrichtenblatt Heft 52 Publikation Nachrichtenblatt Heft 52 Publikation 181 DR. INGO FLECK ZUM GEDENKEN

Edgar Henkes

Am 27. April 2010 verstarb nach schwerer Krank- geführt. Hierbei hat er sich maßgeblich für die heit im 81. Lebensjahr der leitende Regierungsdi- Verbesserung der Produktions- und Arbeitsbedin- rektor und ehemalige Vorsteher des Kulturamtes gungen in der Land- und Forstwirtschaft und für Prüm Dr. Ingo Fleck. die Verbesserung der Lebensbedingungen der in der Eifelregion lebenden Menschen eingesetzt. Geboren am 13.07.1929 in St. Ingbert erlernte er Die Unterstützung landwirtschaftlicher Betriebe von 1944 bis 1946 in einem landwirtschaftlichen durch einzelbetriebliche Fördermaßnahmen war Lehrbetrieb die bäuerliche Arbeit von der Pike auf. ihm ein besonderes Anliegen. Die Fortschritte in Nach der Landwirtschaftsprüfung legte Dr. Fleck der Waldfl urbereinigung zur strukturellen Verbes- 1949 das Abitur ab und begann das Studium der serung des Privatwaldes im Dienstbezirk hat er PERSONELLES Landwirtschaft, zunächst in Münster, anschlie- maßgeblich mitgeprägt. ßend in Bonn, das er 1952 mit dem Abschlussexa- men als Diplom-Landwirt abschloss. Von 1952 bis Dr. Ingo Fleck lebte für seinen Beruf und seine 1956 war er Assistent am Institut für Agrarpolitik Familie. Seine Freude an der klassischen Musik hat in Bonn. Während er in dieser Zeit seine Dok- er seinen vier Kindern mitgegeben. So lag es auf torarbeit schrieb, absolvierte er gleichzeitig das der Hand, dass die Feier zu seiner Verabschiedung Studium der Rechtswissenschaften. 1956 trat er in den Ruhestand mit einem von seinen Kindern als Landeskulturreferendar in die Landeskulturver- gestalteten Konzert musikalisch umrahmt wurde. waltung Rheinland-Pfalz ein und war an verschie- In seinem Ruhestand konnte er sich mit mehr Zeit denen Kulturämtern im Einsatz. Nach Bestehen und Muße weiterhin der Musik zuwenden. Aber der großen Staatsprüfung für den höheren Ver- auch sein ehrenamtliches Engagement, insbeson- waltungsdienst im Jahre 1960 kam er erstmals als dere im kirchlichen Bereich, bedarf besonderer Regierungsassessor nach Prüm. Von 1963 bis 1967 Erwähnung. war er anschließend am Kulturamt Trier, von 1967 bis 1971 in leitender Funktion am Kulturamt Ade- Dr. Ingo Fleck leitete das Kulturamt Prüm mit viel nau. 1971 wurde ihm die Leitung des Kulturamtes Umsicht und Einfühlungsvermögen zum Wohle Prüm übertragen. des ländlichen Raumes und seiner Mitarbeite- rinnen und Mitarbeiter. Er war nicht nur ein för- Dr. Fleck hat das Kulturamt Prüm über 23 Jahre dernder, sondern auch ein väterlicher Vorgesetz- bis zu seinem Ausscheiden im Jahre 1994 mit sehr ter, dem neben der Arbeitserledigung auch das gutem Arbeitserfolg, hohem Sachverstand und Wohl seiner Anvertrauten besonders am Herzen großem Organisationstalent sehr erfolgreich ge- lag. leitet. Als „Eckpfeiler der Landeskulturverwaltung“ bezeichnete ihn Regierungspräsident Blankenburg Wir werden ihn als vorbildlichen, hilfsbereiten und bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand. verständnisvollen Dienststellenleiter in guter Erin- Während seiner Amtszeit in Prüm wurden eine nerung behalten. große Zahl von ländlichen Bodenordnungs- und Zusammenlegungsverfahren in den Landkreisen Bitburg-Prüm und Daun (Vulkaneifel) durch-

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Herausgeber: Das Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten des Landes Rheinland - Pfalz, Mainz

Schriftleitung: Ministerialrat Prof. A. Lorig, Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten Kaiser-Friedrich-Straße 5A, 55116 Mainz E-Mail: [email protected]

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