Partnerschaft Am Scheideweg: Wie sich die beiden Seite Basel entfremden. 6

Freitag 2. 10. 2015 5. Jahrgang 5.– www.tageswoche.ch TITEL Nr. Gerbergasse 30 4001 Basel 40 T 061 561 61 80

«ICH MUSS NICHT HERUMSCHREIEN»

Urs Fischer Der FCB-Trainer über isch f Druck, und Seite seine laute Stimme. 34 Foto: nils Basel erleben mit dem Pro Innerstadt Geschenkbon Einkaufen, staunen und geniessen

proinnerstadtbasel.ch 3

INHALTPartnerschaft BS–BL Foto:basile bornand

Das Baselbiet muss sparen und will künftig weniger Geld an die Stadt bezahlen. Seite Das gefährdet wichtige Institutionen und belastet das Verhältnis der beiden Basel. 6

Markus Lehmann Foto: kostas maros Andrea Schenker-Wicki Foto: basile bornand

Der CVP-Nationalrat will wieder nach Seite Die neue Rektorin über die Führung Seite Bern. Doch seine Bilanz ist dürftig. 16 der Uni in Zeiten knapper Finanzen. 18

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TagesWoche 40/15 EDITORIAL PORTRÄT 4

Jenseits von Zentrum und Randregionen Gaston Häni von Antonia Brand s steht in traurigem Widerspruch: Da 47 Jahre lang trat Gaston Häni als nimmt das Baselbieter Stimmvolk Mitte Clown Gaston auf. Diese Saison ist er Juni die Regio-Kooperationsinitiative an. mit dem Zirkus Nock auf Abschieds­ Andreas Schwald E tournee. Wir haben ihn in seinem Und dann schnürt die Baselbieter Regierung mit Redaktionsleiter a. i. Wohnwagen besucht. ihren Sparmassnahmen genau solchen Koopera- tionen die Luft ab, die eigentlich gemäss dem s ist eng im Wohnwagen, direkt Weiterlesen, S. 10 hinter dem Zirkus Nock. Aus der Volkswillen vorangetrieben werden sollen. Ferne tönen Dudelsackmusik Partnerschaft kostet, und die zwischen den und dumpfe Paukenschläge. Roli ENoirjean, der mit Häni zusammen seit vie- beiden Basel kostet jedes Jahr mehr. Die Tages- len Jahren das Duo Gaston & Roli bildet, schminkt sich und räumt dann das Feld für Woche hat die Ausgaben der Baselbieter für die Die Kosten der seinen Kollegen. In der Manege erinnern Staatsverträge aufgeschlüsselt: 2009 waren es Staatsverträge, die beiden an Dick und Doof. Abseits der tageswoche.ch/ Scheinwerfer, im Wohnwagen, sind sie ein noch rund 243 Millionen Franken, jetzt sind es +a1upr eingespieltes Team, ein Pärchen beinahe. 402,6 Millionen Franken. Nicht nur die Universi- «Ja», sagt Gaston Häni und lacht. «Das sind wir bestimmt. Wir sind mehr mitein- tät treibt wegen steigender Attraktivität und da- ander verheiratet als mit unseren Partne- mit wachsender Studierendenzahlen die Kosten rinnen.» Dass man sich da auch gewaltig auf die Nerven gehe, sei klar. Doch einan- hoch, auch die Gesundheit trägt ihren Teil bei. der in- und auswendig zu kennen, das kann Doch statt einen gemeinsamen Weg aufzu- als Clownpaar nur von Vorteil sein. Denn nur wer jede Reaktion des Partners voraus- zeigen und eine gesunde Partnerschaft unter sehe, könne eine flüssige Nummer spielen, Beibehaltung der eigenen Identität zu wahren, sagt Häni. kappt die Baselbieter Regierung erst einmal grob Das Prinzip Schadenfreude den Geldfluss. Dass die Stadtbasler da stur auf Gaston Häni befindet sich momentan auf Abschiedstournee. Seit seinem Debüt Kontra schalten, ist klar. Das Klima dieser Part- im Zirkus Knie 1973 hat Häni, Spross einer nerschaft ist kalt. Und es zeigt die Überforde- Zirkusfamilie, sein halbes Leben im Wohn- wagen verbracht. Nun ist nach 47 Jahren rung regionaler Exekutivpolitik, sich aufrichtig Schluss mit dem Tourleben, doch Wehmut mit der Gegenwart einer längst schon verwach- verspürt der 64-Jährige keine. «Es ist halt auch einmal genug, oder?» senen Region auseinanderzusetzen. Weiterlesen, S. 6 Häni ist ein Mann der knappen Antwor- Was diese Region braucht, sind nicht einzel- ten, spricht mit ruhiger Stimme und – ernst. Der Klamauk, der ist für die Manege ne Kantone, die nur im eigenen Gärtchen die ­bestimmt. Wenn er aber einmal lacht, dann ­Geranien hegen. Was diese Region braucht, ist erreicht sein Grinsen die letzte Furche in Zwei Kantone am seinem Gesicht. eine gemeinsame Zukunft, und das schliesst die Scheideweg, Dieses Grinsen zeigt er auf die Frage, Diskussionskultur mit ein. tageswoche.ch/ wie man Menschen am einfachsten zum +7tc2h Lachen bringt. «Mit Schadenfreude. Men- Alt Ständerat René Rhinow (FDP) schreibt in schen lachen am ehesten über andere und der «Basellandschaftlichen Zeitung» richtig, der über Missgeschicke, die unvorhersehbar passieren.» Das Prinzip der Schadenfreu- Begriff «Zentrumsfunktion» habe ausgedient. de funktioniere auch mit Leuten aus dem Diese Region muss sich ihrer Zukunft als Ganzes ­Publikum, die man in die Manege hole. Die sind dann den Spässen der Clowns stellen, jenseits von Zentrum und Randgebieten. ausgeliefert. Eine eigentliche Zukunft hat nicht das Und was, wenn jemand nicht mitmacht? Vor Schreck wie gelähmt ist? Gaston Häni ­Baselbiet allein und auch nicht Basel-Stadt. Eine­ antwortet nicht, sondern streckt mir seinen starke Zukunft gibt es für diese beiden Halb­ Arm entgegen. Etwas verdattert ergreife ich seine Hand und schüttle sie. «Weshalb kantone nur gemeinsam. hast du das jetzt gemacht?», fragt er und tageswoche.ch/+f3jbe × grinst. Weil man jemandem die Hand eben

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Der Klamauk ist für die Manege: Gaston Häni bleibt ernst, wenn er vom Spassmachen erzählt. Foto: hans-jörg walter schüttelt, wenn er sie ausstreckt, antworte der Region ab. Der Basler zum Beispiel hat ler Fasnacht anhöre, dann muss ich schon ich. «Siehst du, so geht das.» einen eigenen Humor, der ist sehr auf sich sagen: Sie sind sehr gesucht, sehr genau In diesem Moment merke ich, wie ich bezogen.» ausstudiert, politisch.» selbst zur Pointe geworden bin. Hole man Er könnte noch viel erzählen, doch die jemanden in die Manege, erklärt Häni, Wie ein altes Ehepaar Arbeit ruft. Plötzlich streckt Roli den Kopf dann arbeite man damit, dass diese Person Manche Sachen aber gelingen immer. in den Wohnwagen: «S isch halbi!» befangen und etwas unsicher sei. Das Man müsse einfach simpel bleiben. Wenn Häni greift zu den Schminksachen und ­könne der Clown für seine Nummer aus- man als Clown mit einem Zirkusensemble setzt sein Gesicht für diesen Abend auf. Je- nützen – aber nicht auf Kosten des Gastes. auftrete, sagt Häni, könne man nicht wie im der Pinselstrich sitzt. Während er sich für Sich über jemanden lustig machen, ohne Theater eine Geschichte über längere Zeit den Auftritt bereit macht, tritt erneut Roli in ihn zu beleidigen, das sei die Kunst. aufbauen. «Bei einer Zirkusnummer musst den Wohnwagen, diesmal in ein rotes Zelt Klar kann eine Show auch einmal in du schon beim Betreten der Manege die von einem Kleid gehüllt. «Kannst du mir die Hose gehen. «Vor der ersten Auffüh- ersten Lacher einheimsen. Sonst klinken ­hinten schnell zumachen, bitte?», fragt er rung einer neuen Nummer bin ich stets sich die Zuschauer aus.» Gaston Häni. Ganz wie ein altes Ehepaar. nervös. Dann weiss ich noch nicht, wie das Wie er Menschen zum Lachen bringen tageswoche.ch/+nckfu × Publikum auf uns anspricht. Und: Was in kann, das weiss Gaston Häni. Aber worüber Zürich und im Aargau funktioniert, muss lacht eigentlich ein Clown? Um in der Regi- Gaston & Roli sind mit dem Zirkus Nock nicht zwingend auch den Basler zum on zu bleiben, spricht er über die Fasnacht. zu sehen, der bis am 11. Oktober auf der ­Lachen bringen. Humor hängt auch von «Wenn ich mir die Schnitzelbänke der Bas- Rosentalanlage gastiert.

TagesWoche 40/15 66 Partnerschaft Vor einem Jahr beschworen Baselbieter und Basel-Städter die «vertiefte Partnerschaft». Heute stehen die Halbkantone vor einer tiefen Sinnkrise. Wie ist es dazu gekommen? ZWEI KANTONE

AM SCHEIDEWEG

TagesWoche 40/15 7 foto: basile bornand foto: basile 8 Von Jeremias Schulthess und Bevölkerung die Initiative zur Fusions­ sitätsvertrag an die Spitalplanung. Die Dominique Spirgi prüfung abgelehnt. Die Alternative sei eine städtische Regierung will erst eine gemein­ vertiefte Partnerschaft, die «weiter gehen same Spitalgruppe beschliessen, «wenn s gibt etwas, das die beiden Basel soll, als die bisherigen Bemühungen», eine Trägerschaft der Universität paritä­ verbindet wie nichts anderes: schrieb die Liestaler Regierung. tisch und mit nachhaltiger Finanzierung verbrannte Tote. Als eine der ers­ Von diesem Vorhaben ist nichts übrig gesichert ist». ten interkantonalen Verein­ geblieben. Im Gegenteil: Zwischen Stadt Ebarungen wurde 1949 der «Vertrag über die und Land tun sich Risse auf. Am deutlichs­ Kulturvertrag: Gespart wird auch bei der Kremation von Leichen» abgeschlossen. ten zeigen sich diese in folgenden Punkten: Kulturförderung. Und zwar heftig. So will Der Vertrag regelt, dass Verstorbene aus die Baselbieter Regierung den Gesamtbe­ dem Baselbiet in der Stadt kremiert werden Universitätsvertrag: Im Zuge von Spar­ trag aus dem Kulturvertrag, über den die können. massnahmen hat die Baselbieter Regie­ kulturellen Zentrumsleistungen in der Heute ist der Vertrag einer von über 90 rung angekündigt, den jährlichen Beitrag Stadt mitfinanziert werden, von heute finanzwirksamen Staatsverträgen, die an die Universität Basel um 25 Millionen knapp 10 auf 5 Millionen Franken halbie­ Stadt und Land verbinden. Darunter sind Franken zu kürzen. Die beiden Regierun­ ren. Für viele der 16 betroffenen Kultur- Verträge, die den freien Eintritt von Basel­ gen müssen deshalb die Beiträge neu ver­ institutionen würde dies das Aus bedeuten. bieter Schulklassen in den Zoo Basel handeln. Sofern sie zu keinem Ergebnis ­gewährleisten oder den gemeinsamen kommen, könnte der Vertrag von Baselland U-Abo: Der Tarifverbund Nordwest­ Forstdienst sicherstellen – alles partner­ gekündigt werden. Das würde dazu führen, schweiz ist eine wesentliche Errungen­ schaftlich gut geregelt. dass die Universität liquidiert und deren schaft der Zusammenarbeit zwischen Stadt Nun kratzen Baselbieter Politiker an Besitztümer aufgeteilt werden – das Ende und Land. Damit wurde das U-Abo möglich dieser Partnerschaft. Berauscht von einer der Universität, wie wir sie kennen. gemacht. Nun stellt die Baselbieter Regie­ euphorischen Protesthaltung attackierte rung das U-Abo in Frage, indem etwa 15 Mil­ der Landrat einen Grundpfeiler der städ­ Spitalplanung: Seit Jahren ringen die bei­ lionen Franken pro Jahr gekürzt werden tisch-ländlichen Zusammenarbeit: den den Halbkantone um eine gemeinsame sollen. Baselbieter müssten so mehr für Universitätsvertrag. Spitalplanung. Die Gesundheitskosten in den öffentlichen Verkehr bezahlen, was die Die Stadt zeigt sich brüskiert. Damit hatte Baselland steigen dramatisch, Abhilfe Kooperation mit Basel-Stadt gefährdet. niemand gerechnet. Noch vor einem Jahr könnte eine gemeinsame Spitalgruppe mit hiess das politische Motto «vertiefte Part­ Basel-Stadt schaffen. Nun knüpft Basel- Lehrplan 21: Hier isoliert sich Baselland, nerschaft». Damals hatte die Baselbieter Stadt die Verhandlungen über den Univer­ indem der neue Lehrplan nur mit Vorbe­

Seit Jahren ringt man um eine gemeinsame Spitalplanung. Nun wird sie mit der Unifinanzierung verknüpft. foto: basile bornand 9 halten umgesetzt werden soll. Der Landrat Zwei Dinge spielten dabei eine entschei- gegleist, die die Halbkantone bis heute ver- will den Unterricht in Sammelfächern dende Rolle: die Wahlen im vergangenen bindet. 1975 kam der Universitätsvertrag (zum Beispiel: «Räume, Zeiten, Gesell- Februar und die Sparmassnahmen der zustande, 1978 der Tarifverbund und 1997 schaften») verhindern. Im Februar 2016 ­Regierung. der Kulturvertrag. «Nach der Ablehnung entscheidet die Baselbieter Stimmbevölke- Am 8. Februar rückten die Regierung der Wiedervereinigung kam die Partner- rung darüber. Mit einem Ja begäbe sich der und der Landrat nach rechts. Und im Juli schaft erst in Schwung, heute geschieht das Landkanton auf eine «Bildungsinsel». In gab die Liestaler Regierung umfassende Gegenteil», sagt Meschberger. Basel-Stadt wird derweil bereits in Sam- Sparmassnahmen bekannt. Der Landkan- melfächern unterrichtet, in Solothurn und ton will bis 2019 insgesamt rund 190 Millio- Der Trend zur Abschottung Aargau ist die Umsetzung noch unklar. nen Franken sparen. Es verwundert nicht, Der Unterschied zwischen 1969 und dass dabei Bruchstellen entstehen, ein der- heute sei die wirtschaftliche Situation, ­sagt Auch der Aargau ist wichtig artiger Streit zwischen Stadt und Land war Klaus Kirchmayr, Initiator der Fusionsprü- Der Landrat ist mehrheitlich beseelt von ­jedoch nicht absehbar. fung. «Damals waren wir in einer Boom- der Überzeugung, dass diese Problem­ Phase, der globale Trend ging hin zu Ver- felder bereinigt werden können. Von Krise In Krisenzeiten werden netzung, Austausch über Grenzen hinweg. oder Isolation ist keine Rede. Der Präsident Heute stagniert die Wirtschaft im B­ aselland, der SVP Baselland, Oskar Kämpfer, sagt, es Mauern hochgezogen. der Trend geht hin zur Abschottung.» seien ganz normale Verhandlungen zwi- So vollzieht sich im Baselbiet, was auch schen zwei Partnern: «Die Kooperation mit Lieber untergehen, als den in der Schweiz, in Europa geschieht: In Kri- Basel-Stadt ist wichtig, aber auch andere senzeiten werden Mauern hochgezogen. Partner wie Solothurn oder Aargau sind für Partner um Hilfe bitten. Die Beteiligten igeln sich ein, statt gemein- uns zentral.» same Lösungen zu finden. Ganz nach der Aus der linken Ratshälfte klingt es Es war vielmehr zu erwarten, dass sich Devise: Lieber alleine, unabhängig unter- ­anders. Dort breitet sich grosses Unbeha- die Halbkantone nach der abgelehnten gehen, als den Partner um Hilfe bitten. gen aus. Die Gefahr einer Entfremdung ­Fusion näherkommen. So war es schon ein- Eine Partnerschaft, die höhere Bildung zwischen den beiden Kantonen sei gross, mal geschehen, als Baselland und Basel- ermöglicht, den Verkehr erleichtert und sagt Regula Meschberger, Co-Präsidentin Stadt 1969 über die Wiedervereinigung unzählige Bereiche vereinfacht, bleibt der SP Baselland. «Dass die beiden Halb- ­abstimmten. Auch damals sagte Baselland ­dabei auf der Strecke. Und am Ende muss kantone auf Distanz gehen – diese Tendenz deutlich Nein, im Nachgang der Abstim- Baselland seine Leichen selbst verbrennen. hat sich in den letzten Monaten verstärkt.» mung wurde jedoch die Partnerschaft auf- tageswoche.ch/+7tc2h ×

Gut, gibts hier noch weitere Trägerkantone: die Fachhochschule Nordwestschweiz. foto: basile bornand 10 Partnerschaft von Dominique Spirgi Ein Vergleich mit Zürich und St. Gallen m 13. Februar 2011 hatten die Stimmbürgerinnen und Stimm- zeigt: Mit dem Kulturvertrag kam das bürger in den Kantonen Basel- land und Appenzell Ausserrho- Baselbiet bisher ganz schön günstig weg. Aden über ähnliche Vorlagen zu befinden. Die Resultate fielen freilich unterschied- lich aus : Während das Appenzell dem Las- tenausgleich zugunsten des Theaters ­ St. Gallen knapp zustimmte, verwarf das Baselbiet mit einem fast ebenso knappen Sparen könnte Mehr eine Erhöhung der Subventionen an das Theater Basel. Für das Appenzell war es der Beginn ­einer ernst zu nehmenden Kulturpartner- schaft. Über 1,5 Millionen Franken fliessen teuer werden aus dem Kleinstkanton an das Theater im nahen Zentrum. Der ungleich grössere Kanton Baselland will nun – vier Jahre nach der Abstimmung – mit der Ankündigung, den Kulturvertrag mit der Stadt zu kündi- gen und die Beiträge von heute knapp zehn Millionen Franken zu halbieren, die Kul- turpartnerschaft zur Marginalie werden lassen.

Keine Bange, noch erhalten auch Landschäftler Tickets fürs Theater Basel. foto: b. bornand Partnerschaftliche Pioniertat Als die beiden Basel 1997 den Vertrag «über die partnerschaftliche Finanzierung von im Kanton Basel-Stadt domizilierten Kulturinstitutionen mit regionalem Ange- bot» abschlossen, war dies eine Pioniertat – eine, die auch im Baselbiet mit Ausnahme der damaligen Schweizer Demokraten von allen Parteien mitgetragen wurde. Andere Kantone schlossen erst Jahre später inter- kantonale Vereinbarungen über den Kul- turlastenausgleich ab.

Konkret gibt es in der deutschsprachi- gen Schweiz zwei solche Vereinbarungen: Die Kantone Zürich und Luzern lassen sich ihre Zentrumsleistungen (namentlich Opernhaus, Schauspielhaus und Tonhalle in Zürich, Theater, Sinfonieorchester und Kultur- und Kongresszentrum in Luzern) seit 2003 über eine Interkantonale Kultur- lastenvereinbarung von den Kantonen Aar- gau, Schwyz, Uri und Zug abgelten. Der Kanton St. Gallen liess sich über eine Vereinbarung gestaffelt seit 2009 für sein Theater Beiträge aus dem Thurgau und den beiden Appenzell sichern.

Diese beiden Vereinbarungen fussen auf entsprechenden Bestimmungen aus der Bundesverfassung (Artikel 48a) und dem Bundesgesetz über den Finanz- und Lastenausgleich (Artikel 11 bis 17). Dem­ gemäss sind für den Lastenausgleich die ­effektive Beanspruchung dieser Leistun- gen, der Umfang der Mitsprache- und Mit- wirkungsrechte sowie damit verbundene erhebliche Standortvorteile und -nachteile zu berücksichtigen. Dabei kann der Bund Kantone zur Beteiligung an solchen Verein- barungen verpflichten. In den Vereinbarungen von St. Gallen und Zürich/Luzern gelten die konkreten Besucherzahlen aus den umliegenden Kantonen als Grundlage für eine Beteili-

TagesWoche 40/15 250 So viel zahlt Baselland an Basel-Stadt in Millionen Franken Entschädigung r ö entliche Aufgaben in Basel-Stadt 200 11 250 gung an den staatlichen Subventionen. So viel zahlt Baselland an Basel-Stadt in Millionen Franken 150 ­Zürich zieht als Standortfaktor 25 Prozent Entschädigung r ö entliche Aufgaben in Basel-Stadt ab, St. Gallen 20 Prozent. 200 Nach dem Zürcher Modell müsste das 100 Baselbiet mit einem Zuschaueranteil von 35 Prozent alleine an das Theater Basel über 150 neun Millionen Franken zahlen, nach dem 50 St. Galler Modell wären es sogar über zehn 100 Millionen – also mehr als die aktuelle Kul­ 0 turvertragspauschale von 9,95 Millionen 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Franken. Und das Dreispartenhaus ist nur 50 Bildung Gesundheit Volkswirtschaft/Umwelt Kultur Sicherheit eine von insgesamt 16 Institutionen, die heute im Kulturvertrag berücksichtigt sind. 0 Mit dem Zürcher Modell 2009 2010 2011 2012 2013 2014 Bildung Gesundheit Volkswirtschaft/Umwelt Kultur Sicherheit müsste das Baselbiet 250 So viel zahlt Baselland an Basel-Stadt in Millionen Franken alleine ans Theater neun Beiträge an gemeinsame Trägerschaft 200 Millionen überweisen. 250 So viel zahlt Baselland an Basel-Stadt in Millionen Franken Die SP-Fraktion im Grossen Rat regt 150 Beiträge an gemeinsame Trägerschaft nun mit einer Interpellation (Martin Lü­ chinger) und einem Anzug (Mustafa Atici) 200 konkret dazu an, eine Übertragung dieser 100 Modellverträge auf die Region Basel zu 150 prüfen. Und sie rennt damit zumindest im 50 Präsidialdepartement offene Türen ein. Der Basler Regierungspräsident Guy 100 ­Morin möchte sich gar nicht auf die Dis­ 0 kussion über einen reduzierten Kultur­ 2009 2010 2011 2012 2013 2014 vertrag einlassen und stattdessen eine 50 Bildung Gesundheit Volkswirtschaft/Umwelt Kultur Sicherheit ­interkantonale Vereinbarung nach Zürcher grafik: daniel Holliger beziehungsweise Luzerner oder St. Galler 0 Muster ernsthaft prüfen. Partnerschaft2009 2010 2011 2012 2013 2014 Nach Auffassung des Leiters der basel­ Bildung Gesundheit Volkswirtschaft/Umwelt Kultur Sicherheit städtischen Kulturabteilung, Philippe ­Bischof, sind diese Verträge auf die Region Von 243 auf 402 Millionen. Das Baselbiet Basel übertragbar. Im Gegensatz zum heu­ tigen Vertrag müsste sich eine solche inter­ überweist immer mehr Geld in die Stadt. kantonale Vereinbarung auf eine kleine Auswahl von Leuchttürmen mit überregio­ naler Ausstrahlung beschränken. Die Kosten der Staatsverträge Gschwind lässt sich Zeit von Yen Duong Finanziell hätte Basel-Stadt damit keine Einbussen zu befürchten – ganz im Gegen­ it den Verträgen zwischen wie das Theater gemeint). Insgesamt flos­ teil: «Grundsätzlich kann man in ­jedem Fall Basel-Stadt und Basel-Land­ sen 2014 also rund 402,6 Millionen in die sagen, dass Baselland gemessen an der schaft liessen sich Dutzende Stadt. Ein Jahr zuvor waren es noch 380,4 ­Anzahl der städtischen Zentrumsleistun­ Bücher füllen. Mehr als 90 Millionen. 2009 sogar nur 243 Millionen. gen und der effektiven Nutzung durch die M­finanzwirksame Vereinbarungen bestehen Dass Baselland immer mehr zahlt, hat un­ Einwohner bisher mit dem Kulturvertrag zwischen den beiden Basel. In ihrer Summe ter anderem mit Mehrausgaben bei der Uni günstig wegkommt», betont ­Bischof. bilden die ganzen Verträge einen kaum zu tun, die vor allem auf eine Zunahme der Die Baselbieter Exekutive hat sich Zeit durchschaubaren Dschungel. Weder Basel- Studierenden zurückzuführen sind. 2007 gelassen, die betroffenen Institutionen zu Stadt noch Baselland führen eine komplet­ bezahlte Baselland erstmals als Trägerkan­ informieren. Ende September, fast drei te Liste der Verträge und der jeweiligen Kos­ ton der Uni Basel 127,5 Millionen Franken, Monate nach dem Halbierungsbeschluss,­ ten. Jeder einzelne Vertrag mit dem Partner­ 2017 werden es 172 Millionen Franken sein. schrieb die Bildungs-, Kultur- und Sportdi­ kanton laufe über die betr­ effenden Auch die Abgeltungen in der ­Gesundheit rektorin Monica Gschwind in einem Brief, Departemente respektive D­ irektionen, steigen. Hier lassen sich die Zahlen vor und dass sich die Regierung der Tragweite ihres heisst es sowohl in Basel als auch aus Liestal. nach 2011 aber nicht vergleichen, da das Beschlusses bewusst sei: «Es ist mir klar, Der Landkanton listet jährlich einzig Krankenversicherungsgesetz geändert und dass dieser Beschluss zu ­erheblicher Ver­ auf, wie viel Geld nach Basel-Stadt fliesst. die Fallpauschale eingeführt wurde. unsicherung bei Ihnen ­geführt hat, daher Wie aus den Zahlen der Finanzdirektion Wie viel Baselland künftig noch zahlen bin ich bestrebt, diese Phase der Unsicher­ hervorgeht, bezahlte Baselland vergange­ wird, wird Gegenstand von harten Ver­ heit möglichst kurz zu halten», schreibt sie nes Jahr für gemeinsame Trägerschaften handlungen zwischen den beiden Regie­ und kündigt an, dass im Dezember 2015 ein rund 188,1 Millionen Franken an den Stadt­ rungen in den nächsten Monaten sein. Zwischenbericht über den Stand der Ver­ kanton. Den grössten Brocken machte Basel-Stadt hat aber bereits angedroht, handlungen mit B­ asel-Stadt geplant sei. ­dabei die Bildung mit 167,7 Millionen aus. dass man erst über eine gemeinsame Spi­ Worüber die beiden Kantone verhandeln, Hinzu kamen 214,5 Millionen Franken Ab­ talgruppe befinden wolle, wenn die Finan­ erwähnt sie nicht. geltungen nach Basel-Stadt (damit sind zierung der Uni längerfristig gesichert sei. tageswoche.ch/+ mrwi1 × Entschädigungen für öffentliche Aufgaben tageswoche.ch/+ a1upr ×

TagesWoche 40/15 12 Partnerschaft was das wirkliche Ziel sein könnte. Es wird sich nicht alles umsetzen lassen. Zurzeit Es ist kompliziert – das sagen Prominente könnte man meinen, dass Baselland dabei ist, sich selber abzuschaffen oder zumin­ zum Verhältnis der beiden Basel. dest darauf hinarbeitet, bedeutungslos zu werden. So weit wird es nicht kommen. Es werden sich einfache Grundsätze der Un­ ternehmensführung durchsetzen. «Vision» und «Mission» sind auch für ein Staats­ «Das Ganze wesen unverzichtbar. In den kommenden Jahren wird sich die Politik darauf besin­ nen, dass eine Vorstellung darüber, wofür Baselland steht und wohin es sich entwi­ ckeln will, notwendig ist; nicht zuletzt, um erinnert an eine den Mitarbeitenden des Kantons wirksame Trotzhaltung» Orientierung zu geben.

Umfrage: Matthias Oppliger

-minu, Kolumnist Die Partnerschaft zwischen den beiden ­Basel ist schon immer auf sehr wackligen Beinen gestanden. Und ziemlich einseitig gelaufen. Nur die Politiker wollten das nie wahrhaben. Und haben darum herumla­ Alain Claude Sulzer, Schriftsteller Peter Schmid, alt Regierungsrat BL viert – aber jetzt, wos ums Geld geht, zeigt Die angekündigte Halbierung der Kultur­ Eine Partnerschaft ist eine herausragende, man das wahre Gesicht. Und die Ernüchte­ subvention kommt mir vor, als ob ein ge­ enge Beziehung. Sie lebt von den Inhalten, rung auf der Basler Seite ist gross. Online schiedener Ehemann, der sich verschuldet der Zuverlässigkeit beider Partner und dem Chienbääse, Chirsibräägelfescht, Bann­ Mehr Statements hat, seiner geschiedenen Ehefrau mitteilt, Vertrauen. Wenn einer der Vertragspartner umgang-Suffete – Kultursuchende, die sich von Prominenten er werde ihr in Zukunft nur noch die Hälfte in finanziellen Schwierigkeiten steckt, von Aesch aus im Tram ins Basler Theater zum Thema finden des vereinbarten Unterhalts überweisen. dann gilt es im direkten, zunächst vertrauli­ aufmachen, werden dann wohl ihre Tickets Sie online, Die Kinder könnten sich ja in Zukunft mit chen Gespräch unter den Vertragspartnern mit dem Pass kaufen und eine kleine städti­ tageswoche.ch/ weniger zufriedengeben oder notfalls bet­ nach Lösungen zu suchen und dabei zu sche Kultursteuer berappen müssen. +xhdqw teln gehen. ­beachten, dass das gegenseitige Vertrauen Ich nehme allerdings an, dass er vor keinen Schaden nimmt. Der Kanton Basel- ­Gericht damit nicht durchkäme und ihm Landschaft missachtet gegenwärtig so die Missbilligung seiner Freunde sicher ziemlich alle Grundsätze einer wirklichen wäre. Man würde ihm vorschlagen, seine Partnerschaft. Das Ganze erinnert mich an Probleme nicht damit zu lösen, indem er eine Trotzhaltung: Wenn wir es schon nicht neue schafft. schaffen, dann scheitern wir wenigstens ­alleine und unabhängig. Die Mehrheit des Landrates und die ­Baselbieter Regierung erwecken gegen­ wärtig den Eindruck, als ob bei der Partner­ schaft zwischen den beiden Basel eine ­inhaltliche Fehlentwicklung vorliegen Fabian Chiquet, Theatermacher würde. Aus Baselland wird zum Beispiel Ich gebe mir Mühe, optimistisch zu blei­ eine Attacke gegen die Geisteswisschaften ben: Längerfristig wird auch Baselland zur an der Uni beider Basel geritten und die Einsicht gelangen, dass es enorm vom An­ ­absurde Idee einer Kleinstuniversität auf gebot der Stadt profitiert und dass diese Baselbieter Boden lanciert. Das erklärende Egotour eine Sackgasse ist. Momentan sind Beni Huggel, ehemaliger Fussballprofi Wort seitens der Baselbieter Regierung dort die falschen Leute am Hebel, aber Die Partnerschaft zwischen den beiden wird schmerzlich vermisst. wenn die erst einmal abgewählt sind, wird ­Basel erachte ich als sehr wichtig. Ich den­ Es besteht der Eindruck, dass zu viele man auch wieder normal miteinander ke, alles, was die beiden Halbkantone Leute im Baselbiet die schwierige finanziel­ ­arbeiten können. trennt, schwächt das Ansehen und den Ein­ le Lage dazu missbrauchen, um gegen un­ Die Baselbieter Regierung ist mit ihren fluss der Region auf nationaler Ebene. geliebte Inhalte anzukämpfen. Das Gefühl, Sparmassnahmen auf dem Holzweg. Halb­ Sparen bei der Bildung finde ich keine dass die Partnerschaft an und für sich zu wegs diplomatisch ausgedrückt: Sie ver­ gute Idee. Denn da müssen wir im interna­ den ungeliebten politischen Inhalten ge­ spielen ihre Sympathien vollends und tionalen Vergleich top sein. Wo der Spar­ hört, ist noch nicht ausgeräumt. steuern auf eine ungesunde, asoziale und hebel angesetzt werden soll, kann ich aber Gegenwärtig nennt Baselland derart obendrein auch noch ziemlich gefährliche nicht abschliessend beurteilen. Bei der Bil­ viele unterschiedliche Einsparungsziele, Gesellschaft zu. dung sicherlich nicht, finde ich. dass paradoxerweise immer unklarer wird, tageswoche.ch/+xhdqw ×

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Eine der ältesten Kooperationen: Im Basler Krematorium auf dem Hörnli werden auch Verstorbene aus dem Baselbiet eingeäschert. foto: basile bornand

TagesWoche 40/15 14 Taxigesetz von Matthias Oppliger Basels Taxifahrer liessen am Mittwoch us Sicht der Basler ­Taxifahrer hat der Fahrdienst Uber wenigstens ihre Taxis stehen. Damit setzten sie sich etwas Gutes: Zum ersten Mal überhaupt ist es gelungen, eine gegen den Fahrdienst Uber zur Wehr. Anennenswerte Anzahl Fahrer für eine poli- tische Demonstration zu mobilisieren. Am Mittwochmittag hat die Gewerkschaft Unia zu einer Protestaktion gerufen. Eine ganze Stunde sollte kein einziger Fahrgast am Bahnhof Basel SBB von einem Taxi mitge- Unia fährt Uber nommen werden. Stattdessen standen rund 50 Taxifahrer mit roten Unia-Käppi, Flaggen und Trans- parenten auf dem Troittoir links vom ­Eingang zum Bahnhof beisammen. Sie an den Karren lauschten den Ansprachen von Gewerk- schaftsfunktionären, Nationalratskandida- tinnen und Kollegen. Sie riefen griffige ­Parolen: «Wir sind Taxi, Uber raus.» Und sie warteten auf die Sandwiches, die ihnen vom Unia-Sekretär Roman Künzler mehr als einmal in Aussicht gestellt wurden. Schliesslich war Mittagszeit. Uber erhöhe den Konkurrenzdruck, rief Bei der Demo wurden auch Unterschriften für ein Uber-Verbot gesammelt. Künzler in sein Megafon. Bereits würden erste Fahrer über Umsatzeinbussen klagen. foto: hans-jörg walter Zwar sei das Problem in Basel noch nicht so gross wie in Zürich, wo der Umsatz der ­Taxis angeblich um 40 Prozent zurückge- gangen sei. Protest sei trotzdem angezeigt. «Uber erfüllt exakt die Funktion eines Taxi- unternehmens, hält sich jedoch nicht an die Regeln», sagt Künzler. «Uber sieht aus wie ein Taxi und erfüllt die Funktion eines Taxis, also ist es ein Taxi.» Roman Künzler, Unia

Zu diesen zählen etwa das Einhalten von Ruhezeiten und das Mitführen eines Fahr- tenschreibers. Die regulären Taxifahrer brauchen ausserdem eine eidgenössische Zulassung und unterliegen regelmässigen medizinischen Untersuchungen. Deshalb lancierte die Unia gleichzeitig mit der Pro- testaktion auch eine Petition mit dem Ziel, Uber in B­ asel verbieten zu lassen. Die Unia kämpft nicht nur gegen Uber. Auch das neue Taxigesetz ist der Gewerk- schaft ein Dorn im Auge. Dieses soll bald ­einer Totalrevision unterzogen werden. Am 15. November kommt die Vorlage dank eines Unia-Referendums vor das Basler Stimmvolk. Die Taxifahrer sehen sich vom neuen Gesetz diskriminiert, weil die Regeln darin für Uber nicht gelten. Sie befürchten -zu dem schlechtere Arbeitsbedingungen. So wollten sie im Gesetz etwa die Anzahl Taxis nach oben begrenzen – eine Forderung, die laut Grossem Rat einen zu starken Eingriff in die Wirtschaftsfreiheit darstellen würde. tageswoche.ch/+ 4z2me ×

TagesWoche 40/15 15 Kommentare nicht verstehen. Wer keinen guten Service Kehrseite interessiert heute keinen mehr: bietet, muss auch nicht damit rechnen, dass 10 Kilometer, 20 Minuten, 19 Franken.­ So reagiert die die Leute davon Gebrauch machen. 20 Prozent davon kassiert Uber (Fr. 3.80). Fr. 10.50 kostet der Betrieb des Fahrzeugs. von Georg: Der Fahrer hat also (brutto/brutto) Fr. 4.70 Community verdient. Gesetzt den Fall, er hat sofort zwei Würden Service und Qualität stimmen, Anschlussfuhren im gleichen Umfang, ver- von Zuum: bräuchte es kein Uber. Ich will einen Chauf- dient der Fahrer (brutto/brutto) Fr. 14.10. feur, der Deutsch spricht und versteht, sich Uber kannibalisiert: Nicht nur die Fahrer, Meine bisherigen Erfahrungen mit Uber in der Stadt auskennt, und ich will ein sau- sonder vor allem die Branche. Ziel: Markt- sind durchaus positiv. Uber-Fahrer sind oft beres Auto, einen Nichtraucherwagen und leader werden und dann die Preise beliebig freundlicher und kundenorientierter als kein Auto, das nach Aschenbec­ her stinkt. festlegen können. Taxifahrer. Mit Uber fährt man den direk- Ich möchte gepflegte Fahrer. ten Weg, GPS sei Dank. Keine Irrfahrten von Dieter Stumpf: und Stadtbesichtigungen wie manchmal von Miss St. Johann: mit dem Taxi. Das alles zu einem bedeutend Wer am Bahnhof immer noch das erstbeste,­ günstigeren Preis. Für mich als Kunde zäh- Statt Uber zu verbieten, sollte man dafür wilde Taxi besteigt, hat nichts begriffen. len diese Argumente. Ich benötige keinen sorgen, dass die bisherigen Taxifahrer mit Heute kann man doch vom Zug aus sich ein Fahrer mit Stadtkenntnisprüfung und so gleich langen Spiessen kämpfen können – 22er-, 33er- oder 44er-Taxi bestellen. Was weiter (Taxiprüfung), sondern einen, der das Taxigesetz also so ändern, dass die kos- ich da erlebe? Ausnahmslos zuvorkom- die direkte Route via GPS fährt. tentreibenden Vorschriften wegfallen. mende, Deutsch sprechende Fahrer, zudem Dann könnte ein echter Wettbewerb entste- saubere Wagen ohne Rauchgestank, falls von Mike L: hen, und man würde sehen, wer auf dem nötig Navi-Einsatz, oft umweltfreundliche Markt besteht. Liebe Taxifahrer, warum Hybrid- oder Elektroautos. Dies ist die Die Abwicklung via Smartphone funktio- werdet Ihr nicht gleich selber Uber-Fahrer? ­Alternative zu den unfreundlichen Wilden niert wunderbar und ist zukunftsorientiert. und zu Uber-Abzockern. Uber ist letztlich Ganz im Gegensatz zu normalen Taxis, bei von Bärbeiss: die Rückkehr ins letzte Jahrhundert: k api- denen ich sehr oft selbst das Navi war und talistischer Darwinismus pur! Da gibt es nicht gerade wie ein Gast behandelt wurde. «Sauber», «freundlich», «bequem», «man keine AHV, keine Pensionskasse und kein Ich kann dieses Gejammer gegen Uber spricht deutsch» und es ist «billig». Die Arbeitsrecht mehr.

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TagesWoche 40/15 16 Faktencheck CVP-Nationalrat Markus Lehmann sagt, er habe im Parlament die ­Hafenförderung durchgebracht. Er sagt auch, er habe auf die Gefahren des Velofahrens aufmerksam gemacht. Ein Faktencheck. Lehmanns «Erfolge» unter der Lupe

Und einen Draht zur Verkehrsministerin hat er auch: Markus Lehmann. foto: kostas maros

TagesWoche 40/15 17 von Renato Beck mit 99 zu 82 Stimmen zugestimmt. Ein Bagger fahren, «alle nicht gefährlichen überraschender Entscheid, und zwar des­ ­Arbeiten dürfen sie jedoch ausführen». arkus Lehmann bangt seit halb, weil die vorberatende Verkehrskom­ Lehmann war da offenbar falsch infor­ seinem «Verdrücker» bei mission die Unterstützung noch mit 19 zu 4 miert, meint der Bundesrat: «Ein generel­ der Abstimmung zum Stimmen hochkant verworfen hatte. Eine les Verbot für Schnupperlehren – wie in ­neuen Finanzausgleich um derartige Kehrtwende geschieht im Berner der Begründung ausgeführt – kann somit Mseine Wiederwahl. Vor vier Jahren schaff­ Ratsbetrieb äusserst selten. aus den Bestimmungen nicht hergeleitet te er es nur dank Listenglück, in den Nati­ Wie hat es Markus Lehmann also ge­ werden.» onalrat einzuziehen. Da kommt dem Bas­ schafft, die Stimmung zu drehen und ler CVP-Politiker eine kleine Erfolgswelle ­diesen für Basel so wichtigen Erfolg ins gerade gelegen. «Einmal mehr war Trockene zu bringen? Markus Lehmann glaubt … ­Markus Lehmann der Zeit voraus», jubel­ Der Basler SP-Kollege im Nationalrat … dass «das Thema Anabolika bei den Ju­ te sein Komitee vor ein paar Tagen und Beat Jans meint: «Wir haben das nicht dank gendlichen sehr bekannt ist, und auch der meinte eine Motion gegen «Velorowdys», Lehmann geschafft, sondern trotz ihm.» Konsum von Anabolika steigt». Lehmanns die nun endlich vom Bund ernst genom­ Der Baselbieter SP-Ständerat Claude Recherchen ergaben, «dass in der Schweiz men werde. ­Janiak hatte bewerkstelligt, die kleine Kam­ immer mehr Hobbysportler anabole Den Vorstössen von Lehmann gemein mer von der Hafenförderung zu überzeu­ ­Steroide und andere leistungsfördernde ist, dass sie oft «exklusiv» in Sonntagszei­ gen, nun sollte Lehmann dasselbe in der Substanzen aus illegalen Quellen zu sich tungen und anderen Blättern erscheinen. Verkehrskommission des Nationalrats nehmen». Mal engagiert sich der Versicherungs­ ­machen. Dort nimmt er als einziger Basler Er verlangt in einem Postulat vom Juni broker gegen Velofahrer, mal gegen den Einsitz. In der Kommission stimmten aber 2015 vom Bundesrat Aufklärung und Vor­ Anabolika-Konsum von Jugendlichen, aber nur die eigenen CVP-Leute dafür, die So­ schläge für eine ausgebautere Prävention. auch für die Region, namentlich für den zialdemokraten und Grünen, die dem Denn: «Zwischen 2007 und 2008 hat sich Basler Hafen. ­Gesetz später zum Durchbruch verhalfen, die Anzahl der beschlagnahmten Mus­ Gemein ist Lehmanns Aktivitäten auch, waren dagegen. kelaufbaupräparate fast verdoppelt.» dass sich ein Blick von aussen darauf lohnt. Explodierender Steroid-Missbrauch? «Die Hafen­förderung Der Bundesrat ist nicht ganz so aufgeregt: «Die vorliegenden Daten widersprechen Markus Lehmann sagt … haben wir nicht dank der Aussage im Postulat Lehmann, wonach … zu seiner Motion «Velorowdys härter sich die Anzahl der beschlagnahmten Mus­ ­bestrafen»: «Mit einer früheren Prävention Lehmann geschafft, kelaufbaupräparate fast verdoppelt habe.» hätten vielleicht einige Unfälle verhindert Der Anstieg zwischen 2013 und 2014 betra­ werden können – nun bin ich aber einfach sondern trotz ihm.» ge nur 8 Prozent. nur froh, dass das Thema langsam Beach­ tung findet, denn auch hier gilt, besser spät Beat Jans, SP-Nationalrat BS als nie.» Markus Lehmann fragt … Sein Komitee fügt an, man nehme zur «Wenn du vor der Kommissionssitzung … ob «rechtliche Möglichkeiten bestehen, Kenntnis, dass sich die Beratungsstelle merkst, dass du keine Mehrheit hast, bittest dass man dem E-Bike ‹grosse› Veloschilder für Unfallverhütung (bfu) dem Thema du deine Kollegen aus anderen Parteien, abgibt, welche auch für Radarkontrollen ­annehme «und damit auf Vorstösse von bei ihren Fraktionen zu lobbyieren», er­ (in Zonen mit Tempo 20 oder 30) genügen». CVP-­Nationalrat Markus Lehmann zu­ klärt Jans. Ein bürgerlicher Ratskollege Der Bundesrat stellt richtig: «Schnelle rückkommt». Lehmanns Komitee macht ­bestätigt dieses Vorgehen und Lehmanns E-Bikes mit einer Tretunterstützung zwi­ glauben, dass eine bfu-Tagung zum «Ver­ Passivität: Er soll nichts dergleichen getan schen 26 und 45 Stundenkilometern sind kehrsdichtestress in Städten und Agglome­ haben, in der Kommission stürzte er dann den Motorfahrrädern gleichgestellt und rationen» eine direkte Konsequenz von brutal ab. tragen auch ein Motorfahrrad-Kontroll­ Lehmanns Vorstössen sei. Nach dem katastrophalen Ergebnis schild. Dieses kann von Geschwindigkeits­ Hat Lehmann die Unfallverhüter end­ setzten Jans und Silvia Schenker für die SP messanlagen erfasst werden.» lich wachgerüttelt? Das sagt die bfu: «Das und die Baselbieter Grüne Maya Graf alle Gibts also schon lange. Für einmal, Thema Verkehrsdichtestress›‹ des diesjäh­ Hebel in Bewegung, ihre Fraktionen von so scheint es, war da die Zeit Markus rigen bfu-Forums war bei der bfu schon der Notwendigkeit der Hafenförderung ­Lehmann einen Tritt voraus. lange vor dem Vorstoss von NR Lehmann zu überzeugen. «Das war gar nicht so kom­ tageswoche.ch/+cmuq0 × auf dem Radar.» pliziert», sagt Jans, man habe nur erklären ANZEIGE Aber Lehmanns Forderung, renitente müssen, weshalb der Hafen so bedeutend Velofahrer härter anzupacken, wird ist, auch56 x für70 mmden ökologischen Waren­ doch sicherlich von der bfu begrüsst? Die transport.2 spaltig bfu sagt dazu: «Die bfu hat keine diesbezüg­ CHF 1.05/mm liche Forderung und stützt auch keine Markus Lehmann fordert … ­derartigen Bestrebungen.» Gesucht per sofort oder … in einer Motion eine Ausnahme im Ar­ CHF 147.00 nach Vereinbarung beitsgesetzabzgl. für 50% Schnupperlehrlinge, Zewo-Rabatt damit Markus Lehmann sagt … diese auch in Betrieben mit gefährlichen Hauswirtschafts-Perle … zur neu beschlossenen staatlichen Förde­ Tätigkeiten schnuppern dürften, was rung des Hafenausbaus: «Das Beispiel der die JugendschutzverordnungErscheinung angeblich (max. 50 %) mit ausgeprägten Schweizerischen Rheinhäfen zeigt, dass untersagt:Fr, 2. «Für Oktober Schnupperlehrlinge 2015 wird Sozialkompetenzen zur es mir auch gelingt, einen Kommissions­ jedoch kein Lehrvertrag abgeschlossen, Unterstützung von Menschen mit minderheitsantrag durchzubringen – dazu das heisst, dass sie z.B. nicht auf einer Bau­ einer psychischen Beeinträchtigung braucht es Kompetenz, Erfahrung im Rats­ stelle oder in einer Schreinerei schnup­ bei der Haushaltführung. betrieb und ein gutes Verhältnis über die pern dürfen.» Die detaillierte Stellenaus- Parteigrenzen hinweg.» Eine sinnvolle Forderung – oder doch schreibung finden Sie unter Am 11. September hat der Nationalrat nicht? So sieht der Bundesrat das Problem: der Hafenförderung gegen den Willen Schnupperlehrlinge dürften zwar nicht www.vsp-bl.ch von Verkehrsdepartement, FDP und SVP an der Kreissäge hantieren oder mit dem

TagesWoche 40/15 18 Interview Andrea Schenker-Wicki Für die neue Uni-Rektorin sind ökonomische Kenntnisse in einer Zeit der unsicheren Finanzierung von grossem Vorteil.

«Eine Universität ist eine Investition in die Zukunft»

von Felix Michel

er Universität Basel stehen Im M­ oment verfolgt sie vor allem das die Zürcherin: Sie misst den Sozial- und ­turbulente Zeiten bevor. Basel- Ziel, die Universität finanziell nachhaltig Geisteswissenschaften bei der Weiter­ land möchte jährlich 25 Millio- ab­zusichern. Dafür bringt sie als Wirt- entwicklung der Gesellschaft eine grosse nen bei der Uni sparen, es meh- schaftsprofessorin das nötige Know-how Bedeutung bei. Dren sich die Stimmen, die eine Änderung mit: «Mein Hintergrund hilft mir, die Ver- Vor rund zwei Wochen haben Sie zum oder Auflösung des Uni-Vertrags fordern. waltung und die Struktur einer Universität ersten Mal die Studentinnen und Die finanzielle Basis steht auf wackligem besser zu verstehen», sagt die Zürcherin Studenten im ersten Semester begrüsst. Fundament. im Interview. Waren Sie nervös? Kein angenehmer Zeitpunkt für And- Die Zukunft der Uni Basel sieht sie in Ich war wirklich ein bisschen nervös. rea Schenker-Wicki, um die Leitung der den Life Sciences, dort ist der Standort­ Von anderen Universitäten kenne ich diese ­Universität Basel zu übernehmen. Seit vorteil aufgrund der ansässigen Industrie Tradition nicht. Ich finde die Begrüssung dem 1. August führt die 55-jährige Ökono- enorm. Aber auch die humanistische Tra- durch den Rektor oder die Rektorin eine min als erste Frau die Bildungsinstitution. dition der Basler Universität unterstreicht sehr schöne Basler Eigenart. So sehen alle

TagesWoche 40/15 19 Andrea ­Schenker-Wicki, 1959 in Zürich geboren, lebt in Zürich. Nach ihrem Abschluss als Lebensmittel- ingenieurin an der ETH wech- selte sie zu den Wirtschafts- wissenschaften. Von 2001 bis 2015 hatte sie die Professur für Betriebswirt- schaftslehre inne und war von 2010 bis 2012 Prorektorin der Rechts- und Wirtschaftswis- senschaften an der Uni Zürich.

«In Basel ­wird die Rektorin in der Öffentlichkeit wahrgenommen und auch erkannt. Das ist für mich neu.» Fotos: basile bornand

TagesWoche 40/15 20 einmal den Rektor respektive die Rektorin und wissen, wer für die Universität verant- wortlich ist. Als Uni-Rektorin stehen Sie quasi im Schaufenster. Ist das eine neue Erfahrung für Sie? Ich bin überrascht, wie stark der Rektor oder die Rektorin in Basel eine öffentliche Person ist. In Zürich ist das aufgrund der Grösse der Universität nicht so. In Basel ­jedoch wird die Rektorin in der Öffentlich- keit wahrgenommen und zum Teil auch erkannt. Das ist für mich neu. Und dann sind Sie auch noch die erste Frau in der Geschichte der Uni Basel … Das ist jetzt etwas ganz Spezielles (lacht). Für mich kommt es eigentlich nicht darauf an, ob Mann oder Frau. Die Kompetenzen müssen stimmen, um eine Organisation gut in die Zukunft zu führen und weiter- zuentwickeln. Kommen Sie denn neben allen Vorträ- gen und Veranstaltungen überhaupt dazu? Am Anfang war und ist es für mich vor allem wichtig zu verstehen, wie diese Universität und ihr Umfeld funktionieren. Ich bin nicht die Person, die denkt, sie müs- se jetzt alles auf den Kopf stellen. Es gibt Dinge an der Uni, die hervorragend laufen. Es gibt aber auch Sachen, die ich anders ma- chen werde als meine Vorgänger. Ich werde aber sicher nichts übers Knie brechen. Was wollen Sie anders machen als Ihr Vorgänger Antonio Loprieno? Etwas, was bis anhin weniger wichtig war, ist die Stärkung der finanziellen Basis und der vermehrte Einbezug beider Trä- gerkantone in den universitären Alltag und in die Standortentwicklung. Obwohl die ­Finanzierung in der heutigen Form infrage gestellt ist, müssen wir dafür sorgen, dass wir die Universität trotz härteren Rahmen- «Mein Hintergrund hilft mir, die Struktur einer Universität ­besser zu verstehen.» bedingungen auf ihrem hohen Niveau ­halten und weiterentwickeln können. Das Die ganze Debatte hat eine gewisse gen, dass Investitionen in Universitäten ist eine Herausforderung. ­Unsicherheit ausgelöst. ein Mehrfaches an Werten schaffen und Das Baselbiet will 25 Millionen jähr- damit einen hohen Return on Investment «Geld in eine Universität lich sparen. Beim jetzigen Uni-Vertrag generieren. Ich weiss, das klingt jetzt sehr müssten beide Partner den Betrag ökonomisch, aber dies ist ein wichtiger zu investieren, ist anpassen. Was bedeutet das für die Aspekt, unter dem man die Finanzierung Universität? einer ­öffentlichen Universität im Zuge eine Ausgabe, die Da gibt es eine klare Antwort: Damit knapper werdender Staatsfinanzen könnte der Universitätsbetrieb in seiner ­betrachten muss. langfristig der ganzen heutigen Form nicht aufrechterhalten Im Moment sieht es aber nicht so aus, ­bleiben. als ob die Bürgerlichen in Baselland Region etwas nützt.» Setzen Stadt und Land einfach andere das verstehen würden. Prioritäten, wenn es um das Thema Als Universität haben wir bisher ganz Eine Herausforderung, die sich durch Bildung geht? bewusst auf eine Kommentierung der die finanziellen Schwierigkeiten in Das würde ich so nicht sagen. Der Kan- ­Ereignisse verzichtet. Wir warten ab, bis Baselland noch akzentuiert hat. Der ton Baselland hat ein strukturelles Defizit, die Trägerkantone sich auf ein Vorgehen Uni-Vertrag steht auf der Kippe. Wie das ist in der Tat ein grosses Problem. Dass geeinigt haben. Erst dann werden wir uns stark belastet Sie das persönlich? die Regierung alle Ausgaben überprüfen dazu äussern. Das belastet mich und ich nehme die muss, ist legitim, und dass die Universität Für die Uni steht viel auf dem Spiel. ­Situation sehr ernst. Ich würde natürlich dazu gehört, ist verständlich. Aber eine Wie wollen Sie die Debatte um den lieber Geld verteilen, wie dies in den letzten Universität bedeutet nicht nur Kosten, son- Uni-Vertrag beeinflussen? Jahren möglich war, und meinen Professo- dern ist eine Investition in die Region und Derzeit wird eine Studie erstellt, die rinnen und Professoren weitere Stellen in die Zukunft. den Einfluss der Universität auf den Wirt- und Infrastruktur bewilligen. Das wird in Was meinen Sie mit Investition? schaftsraum Nordwestschweiz aufzeigen Zukunft leider nicht mehr so einfach der Geld in eine Universität zu investieren, soll. Ich hoffe, dass wir damit heraus- Fall sein. ist eine Ausgabe, die langfristig der gan- arbeiten­ können, wie stark jeder Franken, Wie wirken sich die Querelen mit zen Region etwas nützt. Alle nationalen den man in die Uni investiert, die Wert- Baselland auf die Uni aus? und internationalen Standortstudien zei- schöpfung in der Region steigert.

TagesWoche 40/15 21 Wenn das Baselbiet tatsächlich an der Sozial- und Geisteswissenschaften darin, Hat sich die Rolle des Rektors respek- Uni spart, wäre dann eine stärkere die Entwicklungen in unserer Gesellschaft tive der Rektorin gewandelt? Zusammenarbeit mit privaten Geldge- zu reflektieren und voranzutreiben. Es ist ein Unterschied, ob man der bern eine Option? Wie sollen die Sozial- und Geisteswis- Rektor oder die Rektorin einer Universi- Wenn wir uns weiterentwickeln wollen, senschaften diese Weiterentwicklung tät ist, die mehrheitlich nicht autonom müssten wir natürlich auch alternative leisten? und in die Staatsverwaltung eingeglie- Wege zur Finanzierung finden. Gerade Life Sciences und Medizin stellen Pro- dert ist. Oder ob man Rektorin einer im Bereich Life Sciences ist eine verstärkte dukte und Dienstleistungen für die Gesell- ­Institution ist, die autonom arbeitet und Zusammenarbeit mit privaten Geldgebern schaft her. Damit die Gesellschaft aber auf die im Prinzip alle Geschäfte, die anfal- denkbar. Innovationen vorbereitet ist, braucht es die len, auch selbst verantworten muss. Die Verliert die Universität dadurch nicht Sozial- und Geisteswissenschaften. War- autonome Institution hat mehr mit an wissenschaftlicher Redlichkeit? um benutzen wir zum Beispiel immer noch ­Management zu tun. Viele Prozesse, die Eine Zusammenarbeit mit privaten ein tonnenschweres Auto, um einen Men- früher in der Bildungsverwaltung abge- Geldgebern muss immer transparent schen von 70 Kilogramm von A nach B zu laufen sind, laufen jetzt direkt an der Uni. sein. Von mir aus kann man alle Verträge im befördern? Warum sind wir in unseren In diesem Sinne hat sich die Rolle des Internet offenlegen. Köpfen nicht anders gepolt? Hier setzen Rektors verändert. Sehen Sie im Bereich Life Sciences das für mich die Sozial- und Geisteswissen- grösste Potenzial für die Uni Basel? schaften an: Diese müssen die Reflexion «Ich habe mir eine schöne Ja, aufgrund des Standorts haben für und Kritikfähigkeit der Gesellschaft wei- mich ganz klar die Life Sciences das gröss- terentwickeln, damit neue Errungenschaf- Wohnung in der Nähe des te Potenzial. In diesem Bereich ist die ten in die Gesellschaft einfliessen können. ­Industrie in Basel so dicht wie an keinem Jede Weiterentwicklung hängt davon ab, Marktplatzes ausgesucht. anderen Ort in Europa. Für Fakultäten wie dass Technik, Medizin und die Life Scien- die Medizin oder die Naturwissenschaften ces mit den Sozial- und Geisteswissen- Jetzt muss ich mir noch ist das eine Art Biotop, das perfekte Le- schaften zusammenarbeiten. Ohne diese bensbedingungen bietet. Diese Fakultäten Zusammenarbeit gibt es keine nachhaltige Vorhänge zulegen.» fühlen sich in Basel quasi wie ein Fisch im Entwicklung. Wasser. Das ist ein klarer Standortvorteil. Ihr Vorgänger hat den Mangel an In Ihrem neuen Job sind Sie also interdisziplinärem Schaffen in den Leiterin einer Akademie und Manage- «Eine Zusammenarbeit Geistes- und Sozialwissenschaften rin zugleich. Wie gehen Sie mit dieser bemängelt. Wie sehen Sie das? Doppelbelastung um? mit privaten Geldgebern Ich denke, die interdisziplinäre Zusam- Ich empfinde meine Funktion als Rekto- menarbeit funktioniert bereits in weiten rin eigentlich nicht als Doppelbelastung. muss transparent sein. Teilen, ich bin da nicht so pessimistisch. Dass diese Funktion aber viel Arbeit mit Aber es gibt sicherlich immer noch Verbes- sich bringt, wusste ich schon im Vorfeld. Von mir aus kann man serungspotenzial. Das Arbeiten am Samstag und Sonntag Das Finanzielle liegt Ihnen am Herzen. ­gehört jetzt einfach dazu. Aber wer A sagt, alle Verträge offenlegen.» Das geht auch aus Ihrer Biografie muss eben auch B sagen. hervor. Was bringt Ihnen der wirt- Haben Sie in Basel eigentlich eine Das klingt nach einem Bruch mit schaftswissenschaftliche Hintergrund Wohnung gefunden? der humanistischen Tradition der bei Ihrer Arbeit als Rektorin? Ja, ich habe mir eine schöne Wohnung Universität Basel. Wo sehen Sie die Mein Hintergrund hilft mir, die Verwal- in der Nähe des Marktplatzes ausgesucht, Geistes- und Sozialwissenschaften tung und die Struktur einer Universität eine ganz kleine Wohnung. Ich muss mir in der Zukunft? ­besser zu verstehen. Gerade in einer Zeit jetzt erst noch Vorhänge zulegen – und mö- Das ist kein Bruch, im Gegenteil, die der unsicheren Finanzierung sind diese bliert ist die Wohnung auch noch nicht. ­Sozial- und Geisteswissenschaften sind für Kenntnisse von grossem Vorteil. Auch meiner Familie gefällt es in Basel – sie mich sehr wichtig. Es erstaunt vielleicht, Unirat-Präsident Ulrich Vischer hat haben alle schon angekündigt, dass sie dass diese Aussage von einer Ökonomin Sie mit den Worten «das ist quasi der mich hier besuchen wollen. kommt, aber für mich liegt die Aufgabe der neue CEO der Uni Basel» vorgestellt. tageswoche.ch/+443z3 ×

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TagesWoche 40/15 22 Wohnen In eigener Sache Die Bauarbeiten finden zwar direkt an den bewohnten Häusern statt, dennoch Anbauten im müsse niemand seine Wohnung verlassen, TagesWoche: sagt Architekt Meinrad Morger. Gegen das Projekt sind insgesamt fünf Einsprachen Breite-Quartier eingegangen. «Die meisten kamen von Be- Anzeigen­geschäft wohnern, die Baulärm befürchteten», sagt schaffen neuen Morger. Eine fundamentale Kritik am Pro- ausgegliedert jekt selbst sei aber nicht geäussert worden. Deshalb sei man weiterhin zuversichtlich, von Oscar Olano Wohnraum den versprochenen Baubeginn im Jahr 2018 einhalten zu können. ie «Cover Ad Line AG» in Basel von Matthias Oppliger übernimmt rückwirkend per 1. Grünraum bleibt erhalten D September 2015 den Betriebsteil as Breite-Quartier soll verdichtet Entlang der Gellertstrasse sollen zudem der Anzeigenvermittlung. Kurt Ackermann, werden, um neuen Wohnraum zu sechs zweistöckige Flachbauten durch der bei den Neue Medien Basel AG die Ver- D schaffen. Dazu wollen die Basler dreigeschossige Gebäude ersetzt werden. kaufsleitung hatte, wird neu Geschäftsfüh- Morger Partner Architekten eine bereits Bei der Projektpräsentation im Mai hat es rer bei der «Cover Ad Line AG». bestehende Hochhaussiedlung erweitern. noch geheissen, dass für diese Häuser eine Verwaltungsratspräsident der «Cover Die Basler Regierung hat diesen Dienstag Aufstockung geprüft werde. Von diesem Ad Line AG» ist Hans-Ueli Zürcher. Er sagt: den notwendigen Bebauungsplan für das Plan sei man jedoch wieder abgekommen, «Im Rahmen des Wandels der Medienland- Vorhaben genehmigt, das den Titel «Alban- sagt Morger. schaft hat sich die ‹Cover Ad Line AG› dazu teich-Promenade» trägt. Der Bebauungs- Der neue Bebauungsplan lässt für die entschlossen, gezielter auf Anzeige- und plan ermöglicht den Eigentümern der sechs Bauten einen leicht vergrösserten Onlinevermarktung zu setzen. Wir freuen Siedlung den Bau von 200 zusätzlichen Grundriss zu. «Der Neubau der sechs uns, dass wir mit den kompetenten und er- Wohnungen. Flachbauten ist jedoch ein langfristiges fahrenen Mitarbeitenden der Neue Medien Projekt, da ein Teil der Häuser erst vor Kur- Basel AG die Medienvermarktung erwei- Wenige Einsprachen zem teilsaniert wurde.» tern können.» Über den Kaufpreis wurde Momentan umfasst die Siedlung im Die Siedlung auf dem Areal Albanteich- Stillschweigen vereinbart. ­östlichen Breite-Quartier rund 570 Woh- Promenade, entworfen von Suter + Suter Die «Cover Ad Line AG» ist auf die Ver- nungen, einige Geschäfte und ausserdem Architekten, beurteilt die Regierung in marktung von Werberaum für diverse einen Kindergarten. Die neuen Wohnun- ­ihrer Mitteilung als wichtiges Architektur- ­Medien, speziell Online- und Printwerbung, gen entstehen in Anbauten, welche die vier zeugnis der 1960er-Jahre. Das von Morger sowie auf die Verkaufsabwicklung speziali- bestehenden Hochhäuser ergänzen sollen. vorgelegte Verdichtungskonzept stehe im siert. Die Firma wurde von den ­Inhabern Die Hochhäuser selbst bleiben laut einer Einklang mit dem historisch wertvollen der «The Cover Media AG» gegründet, wel- Regierungsmitteilung vom Dienstag unver- Ensemble. Ausserdem erhalte es auch den che Kunden aus allen Branchen sowie Kre- ändert. Das Projekt ist der Öffentlichkeit bestehenden Grünraum weitgehend. ativ- und Mediaagenturen betreut. bereits im Mai vorgestellt worden. tageswoche.ch/+xl3pq × tageswoche.ch/ +pk318

Gesehen von Tom Künzli

Tom Künzli ist als Illustrator für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften tätig. Der 41-Jährige wohnt in Bern.

TagesWoche 40/15 23 Wirtschaftskammer BL Baselbieter Regierung legt die Geldströme

offen Online Eine detaillierte von Renato Beck Übersicht zu den Zahlungen an ie Stimme des grünliberalen Land- die Wirtschafts- rats Daniel Altermatt erreicht kurz kammer finden D ungewöhnliche Höhen. «Damit Sie online: habe ich nicht gerechnet», sagt er, ange- tageswoche.ch/ sprochen auf eine Regierungsantwort auf +4qzd1 seine Fragen zu den Verstrickungen mit der Baselbieter Wirtschaftskammer. In unerwarteter Ausführlichkeit legt die Regierung die Geldströme offen, die vom Kanton an den KMU-Verband und dessen Umfeld fliessen. Nahezu drei Millionen Franken bezahlte der Kanton 2014 an die Wirtschaftskammer für diverse Leistungen. Alle zwei Jahre kommen nochmals 950 000 Franken für die Ausrichtung der Gewerbe- schau dazu. Die Lage auf dem Migrolareal entspannt sich langsam, aber sicher. Foto: Nils Fisch Vermutungen bestätigt Klybeckquai der Stadt zurück, der neue Vertragspartner Die Auflistung belegt, was die Politszene war von da an die IBS (Immobilien Basel- im Baselbiet schon seit Langem vermutet: Stadt). Im Juni 2014 übergab die IBS die Dass jährlich Millionen an Steuergeldern Scope bricht Verantwortung für das Gelände an Shift vom Kanton an die Wirtschaftskammer Mode, zusammen mit dem Mieter Scope. fliessen. Der Verband sieht sich seit Wo- Doch diese «Zwangsehe», wie Tschan chen Vorwürfen ausgesetzt, die bis zu wo- die Zelte beim die Partnerschaft mit Shift Mode bezeich- möglich kriminellen Vorgängen reichen. net, hat nun ein Ende gefunden. Nicht nur Die Linke vermutet eine zunehmende Ab- Hafen ab der Scope-Sprecher ist erleichtert. Auch hängigkeit der bürgerlichen Regierung von Katja Reichenstein, Sprecherin von Shift der Wirtschaftskammer zum Schaden des von Matthias Oppliger Mode, blickt mit neuer Zuversicht in die Kantons. ­Zukunft. «Wir spüren eine Entlastung, seit SP-Landrat Ruedi Brassel sieht seine s waren erfrischend klare Worte, die sich die Situation mit der Scope und ihrer Vermutungen mit der Offenlegung bestä- Patrick Tschan am Freitagabend in Zeltversion nun definitiv geklärt hat.» Als tigt. Brassel hatte eine schriftliche Anfrage E der Talksendung «061Live» auf Mieter der nach wie vor geplanten Hallen ähnlichen Inhalts nachgereicht, um den ­Telebasel aussprach. Der Mediensprecher sei die Scope jedoch weiterhin willkom- Druck auf die Regierung zu erhöhen, die der amerikanischen Kunstmesse Scope men. Verstrickungen noch vor den Wahlen am­ gab sich zusammen mit dem TagesWoche- 18. Oktober zu deklarieren. Ein paar Tage Redaktor Dominique Spirgi grösste Mühe, Hoffen auf einen Kompromiss nach Ablauf der Dreimonatsfrist erhielt er etwas Klarheit in die verfahrene Situation Nun könne sich Shift Mode mit vollen nun eine Antwort. auf dem Migrolareal am Klybeckquai zu Kräften um das letzte Hindernis kümmern, bringen. den Rekurs der Wohngenossenschaft Kly- Profiteur der Bürokratie Dabei hielt Tschan mit aller Deutlichkeit beck, sagt Reichenstein. Die WG Klybeck «Jetzt zeigt sich, dass die Wirtschafts- fest: «Wir wollten mit der Scope vom Hafen wehrt sich derzeit vor Gericht gegen den kammer eine grosse Profiteurin der von ihr weg.» Die TagesWoche hat vor zwei Wo- Bau dreier Holzhallen. Diese Hallen seien vielgescholtenen Bürokratie ist», sagt Ruedi chen publik gemacht, dass der Zwischen- nötig, damit das Migrolareal auch in den Brassel. Und spielt damit auf die letzte nutzungsverein Shift Mode den lukrativen kälteren Monaten bespielt werden könne. Jahrestagung­ des Verbands an, als von den Mietvertrag mit der Kunstmesse nicht «Wir treffen uns alle zwei Wochen mit den Verantwortlichen auf grosser Bühne regel- ­verlängert hat. Das riesige Scope-Zelt hat Rekurrenten zum Gespräch und können so rechtes Staats-Bashing betrieben wurde. während der bald eineinhalb Jahre so man- hoffentlich einen Kompromiss finden», Brassel verlangt jetzt von der Regierung, che Entwicklung auf der grössten Brache sagt Reichenstein. dass sie die Finanzkontrolle einschaltet, im Kleinhüninger Hafen verunmöglicht, Eine Redimensionierung der Hallen damit diese die Leistungsvereinbarungen weil ein grosser Teil der Fläche dafür frei­ stehe nach reiflichen Prüfungen nicht überprüft. GLP-Kollege Altermatt will in gehalten werden musste. mehr im Raum. «Dies hätte einen grossen dieselbe Richtung vorstossen. Er will die Mehraufwand auch finanzieller Natur zur Regierung zu den Kontrollen befragen: Unglückliche Zwangsehe Folge, würde weitere terminliche Verzöge- «Zwar hat die Regierung die Zahlungen Den Mietvertrag für das Migrolareal hat rungen ergeben und würde die von uns an- ­offengelegt, nicht aber, ob die Gegenleis- die Scope im Jahr 2013 noch mit den gestrebte Querfinanzierung verunmög­ tungen auch erbracht wurden und alles Schweizer Rheinhäfen abgeschlossen. lichen», sagt Reichenstein. korrekt abgelaufen ist.» ­Wenig später ging das Areal in den Besitz tageswoche.ch/+r7ocp × tageswoche.ch/+4qzd1 ×

TagesWoche 40/15 24 Bildstoff 360° tageswoche.ch/360

Madrid Und jetzt? Die versammelte Presse möchte vom ­spanischen Premier Mariano Rajoy wissen, wie es nach dem katalonischen Ja zu einem eigenen ­Regionalparlament weitergeht. Andrea Comas/reuters

Huntington Beach «Everybody’s Gone Surfin’», sangen die Beach Boys, und ­daran hat sich zu- mindest Kalifornien gehalten, wo jähr- lich der Surf City Surf Dog Contest durchgeführt wird. lucy Nicholson/ reuters

Minsk Grubenunfall in Weissrussland, diesmal ist ihm zum Glück nur ein ­Extremläufer zum Opfer gefallen. Vasily Fedosenko/ reuters

TagesWoche 26/15 25

Kunming Farbige Flecken vor den Augen? Das ist entweder schlechte Durch- blutung – oder ein Ausflug in den Schmetter- lingspark. Stringer/reuters

Toronto Rauchzeichen: In den USA ist medizinisches Marihuana schon in der Hälfte aller Bundesstaaten legal, in Kanada macht Aktivist Ray Turmel dafür Stimmung. Mark Blinch/reuters

TagesWoche 40/15  Parteienfinanzierung Die Schweiz regelt die Parteienfi nanzierung nur ungenügend. Das bringt sie gegenüber dem Ausland immer wieder in Erklärungsnot und ge hrdet auch die direkte Demokratie. Die Veränderung muss von innen kommen

Online von Georg Kreis

nsere angeblich so vorbildliche Vertrauensanwalt und Kö erchen an die Drei Kantone haben bereits solche Re- Demokratie hat ein doppeltes SVP gingen («NZZ am Sonntag»). Zudem gelungen einge hrt, wenn auch mit relativ Problem: Erstens die stark sollen, wie in aller Ö entlichkeit weiter weichen Vorgaben: das Tessin (), Genf ungleiche Finanzierung der festgehalten wurde, mehrere Millionen () und Neuenburg (). Im Tessin tageswoche.ch/ UParteien, die berühmten ungleich langen von einem «Komitee  r eine souveräne müssen die Parteien alle Spenden über themen/ «Spiesse». Und zweitens die Geheimhaltung Schweiz» der SVP zugeflossen sein.  Franken melden. Und  r Wahlkan- Georg Kreis der Parteienfi nanzierung. Da sieht man, was mit der gerne verwen- didaten sowie Initiativ- und Referendums- Demokratietheoretisch sollte die politi- deten Vokabel «souverän» gemeint ist: komitees gilt eine Meldepflicht bereits sche Konkurrenz higkeit nicht von den Da soll reichlich vorhandenes Kapital sou-  r Spenden ab  Franken. Sprechen fi nanziellen Mitteln abhängen. Zudem soll- verän das Volk beeinflussen, auf dessen die da gemachten Erfahrungen gegen eine te man mindestens wahrnehmen können, Meinung man sich dann berufen kann. Übernahme in anderen Kantonen und auf wie viel Geld und von wem Geld zur Ver - Justizministerin Simonetta Sommaruga Bundesebene? gung gestellt wird. Und das ist gerade in der versuchte angesichts der Mahnungen des In anderen Kantonen ist der Widerstand Schweiz ausgesprochen nicht der Fall. Europarats in Von-Wattenwyl-Gesprächen gross, der Granit hart. Im Kanton Basel- Die Schweiz ist , also in der Amts- den Parteispitzen beliebt zu machen: ent- Landschaft wurde am . Juni  eine zeit von Bundesrat Blocher, der Anti- weder eine obligatorische O enlegung der Transparenz-Initiative mit , Prozent der korruptions-Konvention des Europarats Rechnung der Parteien oder eine freiwillige Stimmen abgelehnt. Im September  beigetreten. Dabei hat sie allerdings überse- Offenlegung im bestehenden Parteien- fand eine noch weitergehende Initiative im hen, dass diese Konvention auch in der register. Die SPBundesrätin biss aber auf Kanton Aargau immerhin eine Zustim- Parteienfi nanzierung Transparenz verlangt. Granit – nur ihre eigene Partei stimmte zu. mung von , Prozent! Und Basel-Stadt? Die zur Überwachung der Konvention Transparenz-Vorschriften gab es in der Zeit eingesetzte Greco (Groupe d’états contre la Ihre Werbe auftritte kann vor  vorübergehend im Verfassungs- Corruption) war schon mehrfach in der entwurf, wegen der negativen Rück- Schweiz. In ihrem Länderexamen von  die Milizorganisation meldungen wurden sie aber wieder heraus- hat sie Transparenz-Empfehlungen abge- genommen. Und die weiteren Vorstösse in geben,  hat sie gerügt, dass diese noch SVP – auch geistig – gar den Jahren  bis  blieben ebenfalls nicht umgesetzt worden sind. Im Juli  erfolglos. hat sie erneut festgestellt, dass keine Fort- nicht selber geschaffen In die Parteikassen blicken und so die da- schritte gemacht worden sind. Und im hinter stehenden Kräfte identifi zieren kön- August  musste das Bundesamt für haben. nen wir zwar nicht. Aber immerhin feststel- Justiz die unvorteilhafte Notiz auf seine len, wie höchst ungleich der Aufwand ist, Website setzen, die Schweiz hänge gemäss Eine auf kantonaler Ebene durchge hr- der mit Inseraten, Plakaten, Werbefi lmen, zweitem Greco-Zwischenbericht bezüglich te und kürzlich publizierte SRFUmfrage Parteifesten und anderen Strassenaktionen der Parteienfinanzierung weiterhin im konnte zwar nicht Transparenz herstellen, betrieben wird. Wir können Inseratflächen «Nichtkonformitätsverfahren» und müsse aber Überblick scha en. Ihr Ergebnis: «Im ausmessen und so Kosten einschätzen. Wie bis Ende März  erneut Bericht erstatten. Gegensatz zu den Mitte-Links-Parteien viel zusätzlich ausgegeben wird, um bleiben die Finanzen rechts der Mitte öfter die Geister dahinter zu finanzieren, die In Erklärungsnot geheim. Das beginnt bei der CVP, wo gerade PRAgenturen und Wahlkamp üros, das Hinzu kommt das spezielle Problem noch die Hälfte der Sektionen ihr Budget hingegen können wir nicht wissen. Was die der Barspenden. Dabei geht es nicht um kommuniziert hat. Noch weiter hinten liegt SVP an Werbeauftritten hinlegt, kann sie als  Franken. O ensichtlich können grosse die SVP, vor allem aber die FDP.» Milizorganisation – auch geistig – gar nicht Summen undeklariert die Hand wechseln. Was uns weniger bewusst ist: Grosse selber gescha en haben. Das haben mit Die meisten dürften es bereits wieder Differenzen bestehen auch zwischen SVPGeld bezahlte Profi s gemacht. vergessen haben: Im März  wurde Deutschschweiz und Romandie. Die wel- Informationen zu dieser Problematik bekannt, dass im Jahr  mindestens sche Schweiz zeigt sich insgesamt deutlich sind leicht ver gbar, in regelmässig wieder- , Blocher-Millionen, wie man sagt, per transparenter. Warum ist das so? kehrenden Presseberichten und Buchpubli-

TagesWoche / 27

Und woher kommt das Geld für solche Aktionen? Bürgerliche Parteipräsidenten während der Kampagne zur Gripen-Abstimmung. foto: Keystone

kationen. Warum bewirken sie wenig bis ­machen – es hänge in erheblichem Mass unterscheidet sich die Schweiz aber über­ nichts? Da gibt es einmal die Kräfte, die ihre von den politischen Argumenten (dem haupt nicht von anderen Ländern. Man Vorteile aus der jetzigen Situation z­ iehen Geist?) ab. Die ­Wirkung von Geld in Polit­ sollte nicht von elementaren Lösungen und auf keinen Fall eine Änderung wollen. kampagnen ist schwer einzuschätzen. Da ­absehen, nur weil der ganze Komplex zuge­ Dann gibt es die mittlere Kategorie, die sind zwischen Überschätzen und Unter­ gebenermassen kompliziert ist und man ­befürchtet, dass Spendenflüsse, auf die sie schätzen viele ­Abstufungen möglich. Die nicht «alles» regeln kann. Die Finanzierung angewiesen ist, versiegen. Und schliesslich Grösse des Wahlkampfbudgets schlägt sich zum Beispiel einzelner Kandidaten lässt gibt es die vorläufige Minderheit, die aus sicher nicht eins zu eins in Wählerstimmen sich schwer regeln, und dies, obwohl diese Prinzip dagegen ist, aber bei ­einem Spen­ nieder. Sonst müsste die SVP statt ihren 26 sogar leichter zu beeinflussen sind als denrückgang auch wenig verlieren würde, bis 28 Prozent einen Wähleranteil von über ­ganze Parteien. weil sie ohnehin wenig erhält. 50 Prozent ­haben. Im November 2014 beschloss der Bun­ Mehr als ein Reputationsschaden Die Wirkung von Geld desrat, von einer gesetzlichen Regelung der Die Schweiz ist (vielleicht neben Schwe­ Eine weitere Erklärung für den Wider­ Parteienfinanzierung abzusehen – wohl den) das einzige Land in Europa, das die stand liegt in dieser Befürchtung: Würde die ohne die Zustimmung der Justizministerin. Parteienfinanzierung nicht regelt. Verände­ private Parteifinanzierung erschwert, könn­ Er berief sich auf den Sonderfall, die rung in der jetzt noch vorherrschenden te man der nicht gewünschten Parteien­ ­«Eigenheiten des Schweizer Systems». Grundeinstellung kann aber nicht von aus­ finanzierung durch den Staat näher kom­ ­Gemeint ist damit die direkte Demokratie, sen, sie kann nicht von der Greco, sie muss men, wie sie zum Beispiel in Deutschland die es mit sich bringe, dass neben den von innen kommen. Die Kritik von aussen mit grosser Selbstverständlichkeit prakti­ ­Parteien eine Vielzahl weiterer Akteure auf wird einige nur noch trotziger machen, die ziert wird. der politischen Bühne tätig sei. Föderalis­ «souverän» an der für sie vorteilhaften Der Kern des Problems liegt darin, dass mus und kanto­nale Autonomie wie auch Nichttransparenz festhalten wollen. eine vorläufige Mehrheit meint, der Private das politische ­Milizsystem seien ebenfalls Kritik kann aber auch einsichtig ma­ dürfe doch mit seinem Geld machen, was hinderlich. chen. Bei der Einführung des Frauen­ er wolle, und dem Staat stünden da weder Der Finanzbedarf der Parteien sei in der stimmrechts – ebenfalls ein souveränes Vorschriften noch Kontrollen zu. Der Ver­ Schweiz bedeutend kleiner als in anderen Demokratieproblem – war das ähnlich: gleich muss nicht rundum stimmen: Uns Ländern. «Zudem sind das politische Le­ Man klammerte sich ein paar Jahre oder käme auch nicht in den Sinn, dem Staat die ben sowie die Finanzierung der Parteien in Jahrzehnte zu lange an den Sonderfall. Gut Zuständigkeit abzusprechen, Regeln im der Wahrnehmung der Bevölkerung noch tat dies dem Ruf der Schweiz in Europa Strassenverkehr aufzustellen und deren weitgehend S­ ache privaten Engagements nicht. Es war aber mehr als bloss ein Repu­ Einhaltung zu überwachen. und nicht des Staates.» tationsschaden, es war eine Selbstschädi­ Gerade diejenigen, die über finanzielle Manche Teile dieser Argumentation gung auf Kosten der eigenen demokrati­ Mittel verfügen, beschwichtigen gerne, überzeugen nicht. Typisch ist die Berufung schen Kultur. man könne mit Geld doch nicht alles auf die direkte Demokratie. In den Wahlen tageswoche.ch/+vzz8y ×

TagesWoche 40/15 28 Bestattungsanzeigen Basel-Stadt und Region

Allschwil Gärtnerstr. 79, Basel, Primosig, Mario Münchenstein Reinach Dettwiler, Werner, von wurde bestattet. Andrea, von Italien, Fasler, Monika, von Bollhalder, Hans, von Allschwil/BL, Basel/ Cabibbo, Emanuele, 03.08.1947–21.09.2015, Densbüren/AG, Wildhaus-Alt St. BS, Bretzwil/BL, von Basel/BS, Frobenstr. 72, Basel, 30.07.1970–24.09.2015, Johann/SG, 14.06.1929–30.09.2015, 05.01.1935–19.09.2015, Trauerfeier: Montag, Tunnelweg 20, Mün- 07.08.1949–24.09.2015, Herrenweg 44f, All- Gundeldingerrain 10, 05.10., 13.30 Uhr, chenstein, Abdankung Aumattstr. 71, Reinach, schwil, Trauerfeier Basel, wurde bestattet. Friedhof am Hörnli. und Bestattung: Frei- Trauerfeier und und Beisetzung im Cavaliere, Maria, von Schaub-Bättig, Marcel tag, 02.10., 14.00 Uhr, Urnenbeisetzung im engsten Familienkreis. Italien, 16.02.1922– Albert, von Basel/BS, ref. Dorfkirche, Kirch- engsten Familienkreis. Eichenberger-Maurer, 26.09.2015, Farnsbur- 05.01.1928–27.09.2015, gasse 2, Münchenstein Villa-Hiess, Vitale, von Liselotte Lilly, von gerstr. 38, Basel, wurde Rosentalstr. 50, Basel, Dorf. Basel/BS, Bioggio/TI, Basel/BS, Fahrwan- bestattet. Trauerfeier im engs- Steffen-Klug, Margrit, 06.09.1928–26.09.2015, ten Kreis. gen/AG, 30.07.1931– Claus, Patricia Sabine, von Wyssachen/BE, Sonnenweg 7, Rei- 28.09.2015, von Deutschland, Schneider, Ruth, von 17.03.1928–28.09.2015, nach, Trauerfeier: Stegmühleweg 39, 03.02.1970–13.09.2015, Basel/BS, 02.12.1927– Waidsteinstr. 15, Dienstag, 13.10., 14.00 Allschwil, Trauerfeier Rheinsprung 16, Basel, 18.09.2015, Lerchen- Münchenstein, Uhr, Friedhof Fiech- und Beisetzung: wurde bestattet. str. 65, Basel, wurde Abschied im engsten ten, Reinach. Montag, 05.10., bestattet. Familienkreis. Riehen 11.30 Uhr, Besamm- de Velasquez-Keschitz, Margit Maria, von Sprecher-Wenger, Muttenz Berger-Ramseier, lung Kapelle Friedhof Erwin Joseph, von Allschwil. Basel/BS, 05.06.1936– Egli-Polley, Jolanthe Erich, von Basel/BS, 12.09.2015, Mülhauser- Basel/BS, 27.10.1920– Sibylla, von Muttenz/ 14.07.1928–29.09.2015, Arlesheim str. 142, Basel, wurde 25.09.2015, Allmend- BL, Trub/BE, Dörnliweg 13, Riehen, Gmür, Franz Anton, bestattet. str. 40, Basel, 20.08.1923–23.09.2015, Trauerfeier: Dienstag, von Amden/SG, Trauerfeier im engs- Semmättlistr. 6, 06.10., 14.00 Uhr, Dorf- Dreux-Frodl, Peter, ten Kreis. 06.08.1947–26.09.2015, von Basel/BS, Muttenz, Bestattung: kirche Riehen. Bahnhofstr. 18, Arles- 02.07.1926–23.09.2015, Stöcklin-Merlin, Freitag, 02.10., 14.00 Bühler-Jöhr, Adel- heim, Trauerfeier: Auberg 11 , Basel, Blanche, von Basel/ Uhr, Friedhof Mut- heid, von Basel/BS, Freitag, 02.10., wurde bestattet. BS, 19.04.1922– tenz, anschliessend 26.06.1926–21.09.2015, 11.00 Uhr, Kloster- 14.09.2015, Mülhauser- Trauerfeier im Abdan- Gagliardi-Veritiero, Albert Oeri-Str. 7, kirche Dornach. str. 35, Basel, wurde kungsraum auf dem Riehen, wurde Giuseppina, von bestattet. Friedhof Muttenz. Basel Italien, 15.09.1950– bestattet. Albert-Hofer, Otto 25.09.2015, Amerbach- Strebel, Josef, von Fankhauser, Karl Cattin, Nelly Esther, Arthur, von Basel/BS, str. 95, Basel, wurde Aristau/AG, Werner, von Trub/BE, von Riehen/BS, 30.09.1930–22.09.2015, bestattet. 15.10.1929–07.09.2015, 11.03.1951–22.09.2015, 06.02.1928–16.09.2015, Bruderholzweg 21, Wasgenring 151, Basel, Schulstr. 41, Muttenz, Bäumlihofstr. 433, Gerber-Steinberger, Trauerfeier: Mittwoch, wurde bestattet. Basel, wurde bestattet. Anna, von Basel/BS, Riehen, wurde 07.10., 15.30 Uhr, Pratteln bestattet. Ammann-Schöni, 17.06.1926–24.09.2015, Friedhof am Hörnli. Elfriede Herta, von Wasgenring 90, Basel, Buncic-Milobratovic, Naegelen-Eggmann, Herisau/AR, wurde bestattet. Tanner-Engel, Mari- Ana, von Pratteln/BL, Gertrud, von Basel/ etta, von Basel/BS, 11.05.1926–14.09.2015, Germann, Hildegard, 09.02.1937–27.09.2015, BS, Uttwil/TG, Claraplatz 2, Basel, 26.08.1925–23.09.2015, Bahnhofstr. 40, AH 15.05.1934–11.09.2015, von Schaffhausen/SH, Elsässerstr. 34, Basel, Trauerfeier: Freitag, 17.04.1932–20.09.2015, Nägelin, Pratteln, Rüdinstr. 49, Riehen, 02.10., 15.30 Uhr, Urnenbeisetzung: Trauerfeier und Bei- wurde bestattet. Totentanz 10, Basel, Mittwoch, 07.10., Friedhof am Hörnli. wurde bestattet. setzung im Familien- Righetti-Geiger, Heidy 14.40 Uhr, Friedhof am und Freundeskreis. Ammann-Schönbäch- Griggs, Kenneth Hörnli. Emilie, von Riehen/ ler, Julius, von Basel/ Müller, Marcel Robert, BS, 16.11.1926– Charles, von Schwe- Frenkendorf BS, 24.02.1931– den, 25.12.1946– von Giebenach/BL, 30.09.2015, Inzlinger- 28.09.2015, Paracelsus- 24.09.2015, Ellison, Basil Hildrid, 09.01.1950–26.09.2015, str. 230, Riehen, str. 12, Basel, Trauer- Hechtliacker 44, Basel, von Basel/BS, St. Albanstr. 5, Prat- Trauerfeier im engs- feier: Montag, 05.10., wurde bestattet. 23.05.1928–26.09.2015, teln, Abdankung: ten Kreis. 10.30 Uhr, Friedhof Eggstr. 39 (mit Aufent- Montag, 05.10., 14.00 Stauffer-Kuster, Fritz am Hörnli. Halter-Steiner, Paul halt im APH Moos- Uhr, Besammlung Ernst, von Basel/BS, Johann, von Rüti bei Baumgartner-Blind, matt, Reigoldswil) , Friedhof Blözen Büren/BE, 03.04.1931– 02.01.1940–27.09.2015, Frenkendorf, Abdan- Abdankungskapelle. Verena Ursula, von Allmendstr. 40, Basel, 22.09.2015, Bäumlihof- Oensingen/SO, kung: Dienstag, 06.10., Nikolic, Radosav, von str. 414, Riehen, wurde Trauerfeier im engs- 15.00 Uhr, röm.-kath. 20.04.1940–22.09.2015, ten Kreis. Serbien, 08.02.1953– bestattet. Rheinfelderstr. 12, Kirche Dreikönig, 16.09.2015, Rankacker- Hurst-Dilba, Rolf Füllinsdorf. Urnenbei- Vollmer-Huber, Ingrid Basel, wurde bestattet. weg 8, Pratteln, Silvia, von Basel, Friedrich, von Basel/ setzung im engsten Trauerfeier und Bei- Berger, Paul, von BS, 14.11.1929– Familienkreis. 24.02.1943–18.09.2015, Oberlangenegg/BE, setzung im engsten Mühlestiegrain 39, 14.09.2015, In den Hölstein Familienkreis. 28.10.1930–26.09.2015, Ziegelhöfen 6, Basel, Riehen, wurde Berger-Kauer, Marg- Horburgstr. 54, Basel, wurde bestattet. Zysset-Rittershofer, bestattet. Trauerfeier: Dienstag, rit, von Langnau im Hildegard, von Kirch- 06.10., 13.30 Uhr, Inwyler-Torgler, Emmental/BE, dorf/BE, 06.01.1933– Friedhof am Hörnli. Oskar Karl, von 15.06.1945–23.09.2015, 29.09.2015, Luzern/LU, 17.02.1929– Leuenbergstr. 23, Wartenbergstr. 64, Binetti, Andreas 13.09.2015, Sevogel- Diego, von Basel/BS, Hölstein, wurde Pratteln, Abdankung: str. 104, Basel, wurde bestattet. Mittwoch, 07.10., 14.00 Ponte Capriasca/TI, bestattet. 04.09.1957–24.09.2015, Lausen Uhr, Besammlung Friedhof Blözen, Rheinsprung 16, Basel, Isler, Vera, von Basel/ Pitsch, Carl, von Val Abdankungskapelle. Trauerfeier im engs- BS, 28.05.1931– Müstair/GR, ten Kreis. 22.09.2015, Steinentor- 27.10.1923–23.09.2015, berg 18, Basel, wurde APH Mülimatt, Buchs-Högenauer, bestattet. laufend aktualisiert: Sofie, von Basel/BS, Lausen, wurde 05.05.1935–21.09.2015, bestattet. tageswoche.ch/todesanzeigen

TagesWoche 2/15 29 Vania Alleva Viele Bürger haben es begriffen: Die Menschen, die heute zu uns fliehen, helfen morgen, unsere Gesellschaft ­voranzubringen. Wann sagt das auch die «offizielle» Schweiz?

wissen, wie sie sich in der Flüchtlingshilfe engagieren könne. Der Sozialamtsvorste­ her und die Leiterin des Asylwesens wiesen sie ab. Es handle sich bloss um muslimi­ sche Wirtschaftsflüchtlinge, die seien alle mit mehreren Koffern und Handy ange­ kommen. Übrigens sei auch schon vorge­ kommen, dass Flüchtlingshelfer die Tele­ bel, Aynur, Bajram, Elango, Hinok, fon- und Autonummer hätten wechseln Kiflemariam, Nasuf, Nazim, müssen. Sie solle doch gescheiter Schwei­ ­Nazmi, Osman, Sheqir, Soledad, zern helfen. Songül: Sie stammen aus so Es ist sonst nicht meine Art, Angela Mer­ Aunterschiedlichen­ Ländern wie Äthiopien, kel zu zitieren – aber wenn das die Schweiz Chile, Honduras, Kuba, aus dem Kosovo und ist, in der wir leben sollen, dann ist das nicht aus der Türkei. Sie – oder ihre Eltern – wur­ mehr mein Land. den aus ihrer Heimat vertrieben. Von Kriegen, Vania Alleva ist Präsidentin der Gewerk­ Frau Sommaruga: Sorgen Sie dafür, Terror und Militärdiktaturen. Sie haben schaft Unia und Vizepräsidentin des dass die Behörden auf allen Ebenen ihre als Flüchtlinge Aufnahme in der Schweiz ge­ Schweizerischen Gewerkschafts­bundes. asylpolitischen Aufgaben wahrnehmen, funden. Und heute sind sie meine geschätz­ tageswoche.ch/+824mn statt hilfsbereiten Bürgerinnen und Bür­ ten Kolleginnen und Kollegen. Als Unia-­ gern Knüppel zwischen die Beine zu wer­ Mitarbeitende kämpfen sie für die Interessen ­logistische Probleme, die sich aber mit ein fen. Sagen Sie endlich klipp und klar, dass aller Arbeitnehmenden in unserem Land. bisschen politischem gutem Willen lösen unser Land viel mehr Flüchtlinge aufneh­ Vergessen wir nie: Es geht nicht um ano­ lassen. Politikerinnen und Politiker, Staats­ men kann, ohne dass irgendjemandem nyme «Ströme» und «Wellen», wenn von angestellte und Medienschaffende: Hört ­daraus ein Nachteil entsteht! Sagen Sie, «Flüchtlingskatastrophen» die Rede ist. Der endlich auf, so zu tun, als wäre es für Europa dass die Schweiz selbstverständlich hilft, traurige «Body-Count» am Mittelmeer, die ein Problem, ein paar Hunderttausend – wenn Menschen in Not sind. Hören Sie Fotos von überfüllten Flüchtlingsbooten, oder auch ein paar Millionen – Flüchtlinge ­sofort mit den Schengen-Rückführungen von Polizeieinsätzen gegen Menschen­ aufzunehmen! auf. Führen Sie das Botschaftsasyl wieder massen am Stacheldraht – sie schaffen ein Ich bin froh, dass das auch in der Schweiz ein, damit verfolgte und vertriebene Men­ falsches Bild. viele Menschen so sehen. Die Tausende, die schen auf sicheren Wegen in die Schweiz Es geht um Menschen. Die Flüchtlinge sich in den letzten Wochen und Monaten gelangen können. von heute sind unsere Kollegen und Kolle­ spontan bereit erklärt haben, Flüchtlinge Fremdenfeindlichkeit wird man nie ginnen von morgen. Diejenigen, die bleiben, bei sich aufzunehmen, erfüllen mich mit ganz ausrotten können. Aber dass sich die­ werden ihren Teil dazu beitragen, unsere Stolz auf unser Land. Umgekehrt schäme ses Krebsgeschwür in unseren Behörden Gesellschaft­ voranzubringen. Wer sich ich mich dafür, dass die «offizielle» Schweiz ausbreitet, das dürfen wir nie zulassen. × ­abschottet und Millionen für Grenzzäune angesichts der menschlichen Not keine und Abschreckung vergeudet, statt sie für ­klarere Haltung einnimmt und manchmal die Integration der Neuankömmlinge einzu­ selbst Ängste und Vorurteile schürt. setzen, handelt darum nicht nur unmensch­ Die Tochter einer Unia-Kollegin hat mir lich, sondern auch dumm. kürzlich folgende Geschichte erzählt: Menschen sterben in den Fluchtländern ­Anfang September meldete sie sich bei oder auf dem Weg nach Europa. Hier, in der Asyl­behörde ihrer Wohngemeinde in den Aufnahmeländern, gibt es vielleicht einem Zentralschweizer Kanton. Sie wollte

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ERSTUNTERZEICHENDE PERSONENKOMITEE THOMAS GROSSENBACHER Anita LACHENMEIER, Alt-Nationalrätin, Grossrätin Grünes Bündnis, Co-Präs. VCS BS/ BL, Lehrerin – Zoé BEUTLER, Lebensmittel Gemeinschaft BS, Urban Agriculture BS – Aernschd BORN, Autor, Musiker – Kathrin GIOVANNONE, Präs. Strafgericht, Grüne – Jean-Michel HÉRITIER, GL-Mitglied Freiwillige Schulsynode, Primarlehrer – Katja HUGENSCHMIDT, Präs.Ökostadt BS – Liselotte KURTH,e. Rektorin Schulen Bettingen & Riehen – Jost MÜLLER, Geschäftsführer – Urs MÜLLER-WALZ, Grossrat Grünes Bündnis – Rolf VON AARBURG, Grossrat CVP, Oberarzt – Daniel WIENER, VR-Präs. ecos, Kulturmanager – Michael WÜTHRICH, Grossrat Grünes Bündnis, Präs. UVEK, Gymnasiallehrer. Weitere UnterstützerInnen: Marianne HAZENKAMP, Einwohnerrätin Grüne Riehen, Gymnasiallehrerin – Harald FRIEDL, Vizepräs. Grüne BS – Elsbeth MÜHLEMANN, Geschäftsführerin JuAr BS – Thomas MÜHLEMANN, e. Einwohnerrat Grüne Riehen, Kindergartenlehrer – WIR WÄHLEN Eveline ROMMERSKIRCHEN, Grossrätin Grünes Bündnis 2X THOMAS GROSSENBACHER antigrau.ch

TagesWoche 40/15 30 Migration von Nicole Gisler Lampedusa wurde zum Symbol für die as sind doch nur Möwen», ver- suchte Vito zu beruhigen. Sein europäische Flüchtlingspolitik. Doch die Freund hatte ihn vor der abge- machten Zeit geweckt. Er hatte Bewohner sehnen sich nach Normalität. DSchreie gehört. Zu acht sind sie am Vorabend aufs Meer gefahren, um am frühen Morgen zu fischen. Der Motor war ausgeschaltet, nur das ­Gekreische der Möwen und die ans Schiff klatschenden Wellen durchbrachen die Auf der Insel Stille. Warum also die Aufregung, fragte sich Vito. Bis er es erfuhr: «Plötzlich sahen wir all diese Menschen am Horizont, die im Wasser um Hilfe schrien.» Lampedusa, die kleine italienische Mit- der Tragödien telmeer-Insel, nur 130 Kilometer östlich von Tunesien gelegen und somit näher an Afrika als an Europa, rückt im Herbst 2013 wiederholt in den Mittelpunkt der Medien – und damit in den Fokus der Politik. Es geschah am 3. Oktober. Ein Flücht- lingsboot aus Libyen hatte am frühen Mor- gen nahe der Küste Lampedusas eine Pan-

Die Fischer von Lampedusa möchten nur ihre Arbeit machen. Doch oft ziehen sie Menschen statt Fische aus dem Wasser. foto: getty Images

TagesWoche 40/15 31 ne. Ein paar Passagiere zündeten ihre ­T-Shirts an, um so auf das Schiff aufmerk­ sam zu machen. Doch dadurch fing das Boot Feuer. Es kenterte. Viele der rund 545 Flüchtenden aus Somalia und Eritrea ver­ suchten daraufhin, die Küste schwimmend zu erreichen. Die italienische Küstenwache und einheimische Fischer retteten etwa 155 Menschen, über 360 ertranken. Diese Tragödie dürfe sich nicht wieder­ holen, hiess es dann. «Lampedusa muss ein Wendepunkt für die europäische Flücht­ lingspolitik sein», liess sich etwa Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parla­ ments, zitieren. Doch wie reagierte dieses? Lediglich eine Woche nach dem Unglück stimmte das Europäische Parlament dem Grenzkontrollsystem Eurosur (European border surveillance system) zu, mit dem es möglich ist, den gesamten Mittelmeer­ raum mit Satelliten zu überwachen. Es war ein entscheidender Schritt für Europas Grenzregelung, ein Schritt hin zu noch mehr Abschottung. «Die ganze Situation mit diesen vielen Manche finden, Bürgermeisterin Nicolini (l.) schade dem Image ihrer Insel. foto: reuters Menschen im Wasser fühlte sich an wie in einem Film», erzählt Vito, der auf Lam­ völlig falschen Zeitangabe vermerkt: 7.01 Lampedusa und seine Bewohnerinnen und pedusa eine kleine Eisdiele betreibt und in Uhr statt 6.40 Uhr. ­Bewohner stellte sie als Gegenbeispiel dar, seiner Freizeit regelmässig mit Freunden Heute erinnert PortoM an jenen Tag. weil man hier stets andere Menschen will­ fischen geht. Das Museum wird von einem lokalen Kol­ kommen geheissen habe. lektiv namens Askavusa organisiert. An den «Giusi Nicolini und ihre stete Suche Der Schmerz der Helfer Wänden sind Schwimmwesten zu sehen, nach Aufmerksamkeit für Lampedusa als Bis sie sich an jenem Morgen aus der Bibeln und Zahnbürsten. Schuhe baumeln Symbol für die Flüchtlingspolitik Europas! Schockstarre lösen konnten, brauchte es von der Decke. Alles Fundgegenstände von Darunter leidet das Image unserer Insel als einen Moment. Endlich rief jemand die Flüchtlingen. Am Eingang ­befindet sich ein Urlaubsort», sagt Michèle. «Es ist klar, dass Küstenwache um Hilfe, der Rettungsring kleines Magazin mit ­Büchern. Das Kollek­ wir Menschen helfen, wenn es ihnen wurde ausgeworfen, erste Menschen aufs tiv setzt sich intensiv mit dem Thema Mig­ schlecht geht», betont er. Auch sei er stolz Schiff geholt. «Ich dachte, auf unserem ration auseinander und möchte die Ge­ darauf, wie sich die Lampedusani nach Schiff wäre höchstens Platz für 10 bis 15 Per­ schichte von Lampedusa und seinen Be­ dem 3. Oktober und oft auch später verhal­ sonen», sagt Vito. Mit 46 Menschen an wohnern erzählen. ten hätten. Doch irgendwann müsse wieder Bord kamen sie schliesslich im Hafen an. Normalität einkehren. Dort sahen sie Simone, einen Tauch­ Während Simone im «Schon immer gab es hier Einwanderer, lehrer, der mit seiner Gruppe gerade los­ Migration gehört zu Lampedusa», sagt wollte, und schrien um Hilfe. Simone fuhr Meer immer­ mehr Leichen Hobby-Fischer Vito. Doch wie die Behör­ sofort selber los, die Küstenwache, die ihn den jetzt auf die Flüchtlinge reagierten, sei über das gekenterte Boot informierte, hatte entdeckte, füllte sich seine nicht normal. Im Anschluss an die Seenot­ er bereits am Telefon. «Wir hofften zutiefst, rettung und das fragwürdige Protokoll, das dass wir noch mehr Menschen retten könn­ Taucherbrille mit Tränen. er hätte unterschreiben sollen, hat Vito eine ten, und hielten im weiten Meer Ausschau Anklageschrift eingereicht. Darin hielt er nach Überlebenden», sagt Simone. Doch So ist etwa der Film «Lampedusa – Die seine Sicht der Dinge fest. Einen Bescheid schon bald wurde ihm und den anderen Tage der Tragödie» entstanden, der von erhielt er aber nie. Als er nachhakte, hiess Tauchern schmerzlich klar, dass dafür viel Erlebnissen­ verschiedener Lampedusani es bloss: Man habe noch nichts Genaueres zu viel Zeit vergangen war. während jenen Tagen erzählt. Oder das herausgefunden. Dann kam die Wut – auf alles, auch auf «LampedusaInFestival», das seit 2009 jedes die Politik. «Man muss sich das vorstellen», Jahr stattfindet und auch auf Tour geht – «Schaut in diese toten Augen» sagt Simone, «da ertranken Menschen zwei letzten Februar war es in der Schweiz zu Tauchlehrer Simone schwärmt für Lam­ Kilometer vor unserer Küste und offenbar ­Besuch, in der Roten Fabrik in Zürich. pedusa. Sie sei die perfekte Insel für Bade­ wurde nichts dagegen unternommen.» Symbol sein für Europas Flüchtlings­ ferien. Noch mehr wünscht er sich aber, Und während er im Meer tauchte und politik, das ist für viele Lampedusani nicht dass Lampedusa für seine Hilfsbereit­ immer­ mehr Leichen sah, füllte sich seine leicht. Sie fürchten, es könnten Touristen schaft, das Mitgefühl seiner Bewohner und Taucherbrille allmählich mit seinen Trä­ wegbleiben, die Haupteinnahmequelle vie­ deren Geschichten in Erinnerung bleibt. nen. Dieser Schmerz, er sei immer da, wenn ler Inselbewohner. Michèle ist Kellner in «Wir Lampedusani verhalten uns anders als er an jenen Tag zurückdenke. einer Bar an der Via Roma, die Hauptachse die Politiker Europas», sagt er bestimmt. Als Vito und die anderen Fischer erneut der Touristen. Er schimpft. Nicht über die Würde Simone von den Politikern, de­ aufs Meer hinaus wollten, um weitere Men­ Flüchtlinge, sondern über Bürgermeisterin ren Entscheidungen sein tägliches Leben schen zu retten, hielt sie die Küstenwache Giusi Nicolini. mitbestimmen, ein offenes Ohr bekommen, auf. Es sei nicht erlaubt, so viele Personen Seit 2012 ist sie im Amt. International so würde er ihnen sagen: «Kommt mal mit an Bord zu haben. Später sollte Vito für die ­bekannt wurde Nicolini wegen eines offe­ mir mit, wenn ich die nächsten Leichen Küstenwache ein Protokoll zu den Vor­ nen Briefs. Darin hatte sie die europäische bergen gehe. Schaut in diese toten Augen. kommnissen des 3. Oktobers unterschrei­ Einwanderungspolitik angeprangert, die Und sagt mir dann nochmals, dass dies die ben. Er verweigerte aber seine Unterschrift. den Tod vieler Menschen in Kauf nähme, Politik ist, die ihr machen wollt.» Im Protokoll war ihr Hilferuf unter einer um die Migrationsflüsse einzudämmen. tageswoche.ch/+ keubx ×

TagesWoche 40/15 32 Ukraine Vor den geplanten Wahlen in den Regionen Donezk und Luhansk steigt die Spannung. Ein neuer Krieg liegt in der Luft. Der P­ ariser Vierer-Gipfel soll den Minsker Friedensprozess retten. Im Donbass glimmt die Lunte noch

von Ulrich Krökel

in Gespenst geht um in der tisten in der Ostukraine und der Regierung Abmilderung der Strafmassnahmen, die ­Ukraine. Seit Tagen geistert in Kiew endgültig «tot». Der weissrussische der Westen nach der Annexion der Krim die Angst durch das Land, Diktator Alexander Lukaschenko, der beim gegen Russland verhängt hatte, ins Ge- ­Russland könnte sich mit dem Vertragsschluss im Februar Pate gestanden spräch gebracht. EWesten in der ­Syrien-Krise einigen – und hatte, warnte vor den UN: «Das wäre ein Obama versicherte in New York zwar, darüber den schwelenden Krieg in der Schritt auf dem Weg zu einem neuen Welt- eine Aufhebung der Sanktionen könne es Ukraine vergessen. krieg.» Und auch Obama wies Putin im di- nicht ohne Gegenleistung geben: «Andern- Wie real der Spuk ist, zeigte sich am rekten Gespräch darauf hin, wie wenig Zeit falls könnte sich das, was in der Ukraine Montag, als sich Kremlchef Wladimir Putin in der Ukraine bleibe. Die Minsker Verein- passiert ist, in jedem beliebigen Land wie- in New York erstmals seit zwei Jahren mit barung, auf der alle Friedenshoffnungen derholen.» Derzeit scheint es aber Angela Barack Obama traf. Der US-Präsident be- ruhen, läuft nur noch bis zum Jahresende Merkel zu sein, auf die Poroschenko seine harrte zwar darauf, die Ukraine zu themati- (siehe Kasten). grössten Hoffnungen setzt. Die Bundes- sieren. Im Zentrum der Gespräche standen kanzlerin, eine bekennende Putin-Skepti- aber mögliche Strategien im Nahen Osten Der russische Präsident, kerin, habe ihm bei einem Treffen in New und der Kampf gegen den IS-Terror. York in die Hand versprochen, die von den Dem ukrainischen Präsidenten Petro darin sind sich die Separatisten geplanten Wahlen in der Ost­ Poroschenko bleibt in dieser Situation ukraine nicht hinzunehmen, berichtete der nichts anderes übrig, als der Welt wieder meisten Beobachter einig, ukrainische Präsident später. und wieder seine Sicht der Dinge in Erin- nerung zu rufen. «Die Syrien-Frage ändert kommt mit breiter Brust Die Wunden bleiben offen nichts an der Ukraine-Frage», erklärt Poro- Beim Pariser Gipfel dürfte diese Frage schenko geradezu gebetsmühlenartig, nach Paris. zum Lackmustest für die Kompromiss­ so auch vor den Vereinten Nationen, noch bereitschaft der Konfliktparteien werden, bevor Obama und Putin die New Yorker Das ist der dramatische Hintergrund, insbesondere für den Friedenswillen Bühne betraten. vor dem sich am Freitag in Paris das soge- Wladimir Putins. Wird der Kremlchef die Richtig ist: In der osteuropäischen nannte Normandie-Quartett zu neuen Separatisten stoppen, die am 18. Oktober Wirklichkeit glimmt die Lunte am Pulver- ­Ukraine-Gesprächen trifft. Neben Putin und 1. November in den abtrünnigen, von fass Ukraine unvermindert weiter. Schlim- und Poroschenko sitzen Gastgeber Fran- ihnen militärisch kontrollierten Regio- mer noch: Die Explosionsgefahr im çois Hollande und Bundeskanzlerin Ange- nen Donezk und Luhansk wählen lassen ­Donbass steigt wieder. la Merkel mit am Tisch. Der russische Prä- wollen? Und wenn ja: Werden es die sident, darin sind sich die meisten Beob- ­moskautreuen Kämpfer zulassen, dass in Der Westen ist bereit zu Kompromissen achter einig, kommt mit breiter Brust in die «ihren» Gebieten stattdessen am 25. Okto- Wie angespannt die Lage ist, machte französische Hauptstadt. Stefan Meister, ber nach ukrainischem Recht und unter ­Poroschenkos Auftritt in New York deutlich. Russland- und Ukraine-Experte der Deut- OSZE-Beobachtung gewählt wird, wenn «Die Durchführung von Pseudowahlen in schen Gesellschaft für Auswärtige Politik, zeitgleich landesweit Kommunalwahlen den Regionen Donezk und Luhansk würde sagt, im Angesicht des Syrien-Krieges, des stattfinden? den gesamten Minsker Friedensprozess IS-Terrors und der Flüchtlingstragödie sei Letzteres wäre ein Signal dafür, dass ­gefährden. Wir werden alles tun, um solche «die Kompromissbereitschaft im Westen der separatistische Donbass mit Zustim- Abstimmungen zu verhindern», kündigte er derzeit gross, ohne dass sich Putin bewe- mung Putins ein Teil der Ukraine bleiben an. Das Wort «alles» liess sich nur so verste- gen müsste». könnte – anders als die annektierte Krim. hen, dass die ukrainische ­Armee im Ernst- Tatsächlich ist kaum zu übersehen, dass Stefan Meister hält das für unwahrschein- fall die Waffenruhe einseitig beenden wür- die Unterstützung für Poroschenko im lich. «Die Wunden im Osten sind und de, die seit dem 1. September im abtrünni- Westen schwindet. Es war ja nicht nur der ­bleiben offen. Selbst die Eroberung eines gen Donbass gilt und bislang weitgehend deutsche Vize-Kanzler Sigmar Gabriel, der Landkorridors zwischen dem Donbass eingehalten wird. Das aber hiesse erneut: Ende vergangener Woche vorschlug, die und der annektierten Krim durch die Krieg. Russland-Sanktionen auf den Prüfstand ­Separatisten bleibt eine Option», sagt der In diesem Fall wäre das Minsker Abkom- zu stellen. Der französische Präsident Experte. Zugleich sei es «durchaus denk- men zwischen den moskautreuen Separa- ­Hollande hatte bereits vor Wochen eine bar, dass der Westen bei Wahlen im Osten

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Mit breiter Brust: Putin reist aus einer Position der Stärke zu den Verhandlungen. foto: hans-jörg walter bei den demokratischen Standards ein Auge zudrückt.» Minsker Friedensprozess und Normandie-Quartett Ein positives Wahl-Szenario ist auch Als Abkommen von Minsk oder kurz «Minsk II» wird ein Vertrag zwischen der deshalb unwahrscheinlich, weil die Regie- ­Regierung in Kiew und den Separatisten in der Ostukraine vom Februar 2015 rung in Kiew ihrerseits die Minsker Verein- ­bezeichnet, den auch Russland und die OSZE unterzeichnet haben. An den Ver- barungen noch nicht erfüllt hat. Das Ver- handlungen waren Frankreichs Präsident François Hollande und Bundeskanzlerin sprechen, den ostukrainischen Regionen Angela Merkel beteiligt, die zusammen mit Kremlchef Wladimir Putin und dem mehr Autonomie zu gewähren, harrt noch ­ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko das sogenannte Normandie-Quartett immer der Umsetzung. Das Parlament hat bilden. Dort, im Norden Frankreichs, hatten sich die vier im Juni 2014 erstmals zu die nötigen Verfassungsänderungen zwar Ukraine-Gesprächen getroffen. in erster Lesung verabschiedet. Nach ge- «Minsk II» sieht eine Waffenruhe in der Ostukraine, den Abzug schwerer Artille- waltsamen Protesten ultranationalistischer rie, die Einrichtung einer Pufferzone, Kontrollen an der Grenze zu Russland, einen Aktivisten mit drei Toten wurde das weitere Gefangenenaustausch sowie Wahlen und mehr Autonomie in den Gebieten Donezk Verfahren aber auf Dezember verschoben. und Luhansk vor – alles unter OSZE-Beobachtung. Das Abkommen, dessen weniger Putins kühler Kommentar: «Das ist eine detaillierter Vorläufer «Minsk I» vom September 2014 nie eingehalten wurde, läuft Provokation.» bis Ende 2015. Eine Verlängerung ist möglich. tageswoche.ch/+i7jce ×

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TagesWoche 40/15 35 Urs Fischer im Interview Er wurde nicht nur freudig begrüsst, doch mit dem gelungenen Saisonstart hat sich der neue Trainer des FC Basel Vertrauen erarbeitet. Und nimmt sich Zeit für ein ausführliches Gespräch. «Ich bin ein bisschen vorsichtiger als Sie»

von Samuel Waldis und Christoph Kieslich, Fotos Nils Fisch

on der Führungsebene des FC nach dem Ausscheiden frostiger Wenn Sie den Erfolgsdruck von oben Basel fühle er sich nicht unter wurde? nicht sehr stark spüren, können Sie Druck gesetzt, sagt Urs Fischer. Nein. Die Enttäuschung war zwar bei das an die Mannschaft weitergeben? Das kommt ihm zugute, dem ­allen vorhanden. Es entstanden aber keine Man weiss um den Druck als FCB-Trai- VTrainer mit der lauten Stimme, der offensi- Unruhen, es gab keine Polemik. Bei Weitem ner. Wenn einem das ständig vorgehalten ver denkt als Lucien Favre und seinen Spie- nicht. wird, hat es eine ganz andere Wirkung. lern bildhaft vermittelt, was er von ihrem Die Enttäuschung war aber grösser Letztendlich kennen wir alle das Geschäft, Spiel hält. als nach der Niederlage in Bern, Ihrer und die Leute im Club wissen, dass sie dem Urs Fischer, Sie wirken, als stünden Sie einzigen bisher, oder? Trainer nicht täglich mitteilen müssen, was unter Strom. Eine Niederlage ist eine Niederlage, das auf dem Spiel steht. Ja, ich habe einige Termine und sollte ärgert so oder so … Sie geniessen seit Ihrer Ankunft Kredit noch das eine oder andere erledigen. Aber … nur sind die Konsequenzen in der in Basel. jetzt bin ich hier. Meisterschaft weniger dramatisch. Ich möchte nochmals auf dieses Banner Und das an einem Tag, an dem die Eine Niederlage ist immer unschön, zurückkommen … Sonne scheint. Ist das sinnbildlich für ­unabhängig davon, ob es um ein Meister- … auf dem stand: «Fischer, nie einer von Ihre ersten Monate in Basel? schaftsspiel, um die Wurst oder um die uns». Für mich fällt das Fazit positiv aus. Teilnahme an der Champions League geht. Genau. Es wäre verrückt gewesen, hät- ­Offenbar hatte ich meinen 100. Arbeitstag. Wie stark stehen Sie als Trainer des FC ten sie dieses Banner nicht aufgehängt. Das Und bis jetzt dürfen wir zufrieden sein. Wir Basel unter Erfolgsdruck? weiss ich, weil ich auch mal Fan war. sind in der Meisterschaft dabei, im Cup (überlegt) Ich habe nicht den Eindruck, Von wem? und in der Gruppenphase der Europa dass der Verein Druck ausübt. Wenn Sie Vom ZSC. Da habe ich mich auch ge- League. Was sicherlich toll ist, obwohl wir hier arbeiten, haben Sie nicht das Gefühl, nervt bei Spielerwechseln. Das soll doch das Ziel Champions League verpasst haben. dass Sie unter Druck stehen, auch wenn die auch so sein! Dass in Basel nicht jeder ein- Die Mannschaft entwickelt sich und der Erwartungshaltung sicher hoch ist. verstanden war mit meiner Verpflichtung, neu zusammengesetzte Staff hat sich auch ist doch normal. Und ganz egal, ob es jetzt gefunden, die Rädchen greifen ineinander. «Man darf nicht ein Zürcher ist oder nicht: Man wird nie Täuscht der Eindruck oder ist das Aus jede und jeden von einer Entscheidung in der Champions League gegessen? überborden mit dem ­begeistern können. Es ist schon mal gut, Natürlich ist es gegessen. Aber bei ei- ­einen grossen Teil davon zu überzeugen, nem Fazit kommt das wieder zu Vorschein. Verbesserungswillen, dass es nicht der dümmste Entscheid war. Nur: Wir können das nicht mehr ändern. Sie haben von Anfang an erfolgreich Als der FCB das letzte Mal in den sondern muss auch mal Überzeugungsarbeit geleistet. Auch Playoffs gescheitert ist, hat das den wenn man sagen muss, dass eine Trainer den Job gekostet. Warum war zufrieden sein mit dem, gewisse Paulo-Sousa-Müdigkeit es diesmal anders? geherrscht hatte. Da ist zuerst einmal die Art und Weise, was man hat.» Das kann ich nicht beurteilen. Aber alle wie wir das Ziel verpasst haben. Objektiv Menschen, die auf mich zukommen, tun betrachtet war das Ausscheiden unglück- Das klingt erstaunlich. Wie schafft das das auf eine positive Art. lich. Sehr sogar. Vor allem im Hinspiel der Verein? Der Urzürcher spielt überhaupt keine ­haben wir ein besseres Resultat verpasst. Mit der Art und Weise, wie mit den Men- Rolle mehr. Ich denke aber auch, dass die Reaktion der schen umgegangen wird. Ich fahre am Dass gewisse Vorurteile vorhanden wa- Mannschaft gut war. Wir werden immer Morgen positiv zur Arbeit und am Abend ren, ist menschlich. Es liegt an mir, die Leu- wieder Ziele nicht erreichen. Dass einst ein ebenso positiv nach Hause. Auch wenn wir te von meiner Art, Trainer zu sein, zu über- Trainer auch deswegen gehen musste, ist mal verlieren, denn das gehört nun mal zeugen und mir Respekt zu erarbeiten. Teil des Geschäfts. Aber darüber mache ich dazu. Nie gibt man mir das Gefühl, dass bei Dass mir das bei allen gelingt, glaube ich mir keine Gedanken, die gelten alleine mei- ein, zwei Niederlagen der Baum brennen nicht. Aber ich muss es versuchen wollen. ner Aufgabe. würde. Die Leute hier haben genug Erfah- Für einige bleibe ich immer der Urzürcher. Sie hatten auch nicht das Gefühl, dass rung und entsprechend wirkt sich das auf Deswegen bin ich ihnen nicht böse, das ge- die Beziehung zur Führungsetage die Angestellten aus. hört einfach zu meinem Leben.

TagesWoche 40/15 36 Wie Niederlagen auch zum Sport abläufe, die immer wieder trainiert werden Marco nie vergessen, sondern in 20 Jahren gehören. Unser Eindruck im Stade de müssen. Damit die Spieler in die richtigen so über ihn reden, wie man heute über Karl Suisse nach dem Spiel war, dass dieses Positionen laufen, muss man üben, üben Odermatt und Köbi Kuhn spricht. Verges- 3:4 kein Rückschlag war für Ihr Team. und üben. Und wenn man nicht zum Üben sen und Ersetzen sind aber zwei Paar Schu- Die zwei Unentschieden gegen Tel Aviv kommt, dann muss sich die Mannschaft an- he. Denn der Fussball geht weiter, der FCB waren trotz guter Leistungen eine gefühlte hand von Videos, Einzelgesprächen und wird auch in Zukunft Titel gewinnen. Niederlage. In Bern haben wir uns vier Rie- Aussagen des Trainers weiterentwickeln. Und er bleibt dem Verein ja erhalten. sen-Böcke geleistet, das sind zu viele. Zum Wann haben Sie denn zum nächsten Was kann Marco Streller in die Techni- Teil kann man mit Niederlagen leichter Mal alle Spieler zur Verfügung? sche Kommission einbringen? umgehen als mit gefühlten Niederlagen Bald ist wieder Nationalmannschafts- Ich würde es nicht verstehen, wenn man wie derjenigen in Israel. pause. Und wie es jetzt aussieht, sind es jemanden mit seinem Werdegang und sei- Im Gegensatz zu dieser Partie agierte diesmal mehr als 14 Spieler, die zu den Aus- nen Verdiensten nicht einbinden würde. Tomas Vaclik in Florenz und gegen YB wahlen fahren – so, wie die Aufgebote mo- Von ihm kann der Verein profitieren. unglücklich. In der letzten Saison sind mentan eintreffen. Soweit ich das mitbe- Zu einem ganz anderen Thema: Über ihm diese Fehler nicht unterlaufen. komme, ist das diesmal sehr interessant Lucien Favre haben Sie einmal gesagt, Was ist los mit ihm? (schmunzelt). Das ist super, ich gönne das dass er Sie als Trainer beeinflusst hat. Ich muss eines sagen: Tomas hatte bis meinen Jungs, sie verdienen das. Aber wir Wirkt sein Rücktritt in Mönchenglad- dahin auch den einen oder anderen Big- stehen mit einem Torhüter da und wahr- bach nicht wie eine Kapitulation? Save, die uns Punkte gerettet haben. Der scheinlich etwa acht, neun Feldspielern. Ich war U21-Trainer beim FCZ und er Torhüter ist aber der, der mit Fehlern zu- Haben Sie eigentlich etwas verändert Chefcoach der ersten Mannschaft. Deshalb weilen Gegentore zulässt. Die Feldspieler in Ihrer Arbeit, seit Sie beim FCB sind? waren wir uns sehr nahe, und daher rührt können sich jeweils gegenseitig korrigie- Ich habe eine laute Stimme. Das hilft auch die Prägung durch Lucien. Vor allem, ren. Was Tomas meines Erachtens fehlt, ist manchmal auf dem Platz, kann einem aber was die Arbeit auf dem Platz betrifft, und Beschäftigung. Und wenn ein Schuss aufs auch im Weg stehen. In Thun hatte ich zu- auch, was die Prinzipien des Spiels anbe- Tor kommt, dann kommt er so, dass er ihn weilen das Gefühl, dass die Mannschaft ge- langt. Wobei: Er hat das etwas defensivere einfach nicht halten kann. Was will er beim wisse Dinge hätte schneller umsetzen müs- Denken als ich. 3:1 von Lugano machen? Er hat während sen. Und wenn ich dann laut werde, kann Ist das so? 90 Minuten keine Aufgaben und auf einmal das ­erschreckend wirken. In der Tonlage Das würde ich schon sagen. Ich bin steht einer alleine vor dem Tor. Es ist ent- habe ich dazugelernt. Wenn ich mit etwas schon auch überrascht gewesen von die- scheidend, dass ein Torhüter etwas zu tun nicht einverstanden bin, akzeptiere ich in- sem Rücktritt. Eigentlich hat er Rücken­ hat und mit Paraden ins Spiel findet. Klar, zwischen, dass es manchmal mehr Zeit deckung des Vereins gehabt. Auch nach Missverständnisse wie in Florenz kann es braucht. Dann setze ich nicht gleich meine fünf Niederlagen in der Meisterschaft – immer geben. Aber danach, wie viele Para- Stimme ein. Der Trainer muss nicht herum- und in der Champions League zu verlieren, den hatte er denn bis zum Schluss? schreien, wenn es nichts zum Herum- das darf mal passieren. Es kommt zwar auf Viele waren es jedenfalls nicht. schreien gibt. die Art und Weise an, wie man verliert. Aber Wenn Sie auf zwei kommen, dann waren der Verein hat in höchsten Tönen von Luci- Sie schon sehr fündig. Und das auswärts «Vorurteile sind en Favre gesprochen und schien bereit, mit bei der Fiorentina! Da sieht man, dass die ihm durch eine Phase zu gehen, in der es Mannschaft vor ihm wirklich einen sehr menschlich. Es liegt an mir, nicht so gut läuft. guten Job macht. Wenn wir aber Fehler be- Das macht seine Demission ja so gehen, werden diese gnadenlos bestraft. die Leute von meiner Art, ungewöhnlich. Und daran müssen wir arbeiten. Wenn er erkennt, als Trainer die Jungs Abgesehen davon: Hat sich das Team Trainer zu sein, nicht mehr zu erreichen – und das meint er nach Ihren Wünschen entwickelt? letztlich damit, wenn er sagt, keine Lösun- Verbesserungspotenzial gibt es immer. zu überzeugen.» gen mehr zu finden –, dann zeugt das von Man muss aus meiner Sicht vorsichtig sein, einer grossen Qualität. Man kann über den dass man nicht überbordet mit dem Ver- Mussten Sie in Basel schon mal aus der Zeitpunkt seines Rücktritts diskutieren. Ich besserungswillen, sondern auch einfach Haut fahren? finde es nach so wenigen Spielen zu früh, er mal zufrieden sein mit dem, was man hat. Nein. Aus der Haut fahren nicht. Ich hätte sich noch etwas mehr Zeit geben dür- In der Vorwärtsbewegung müssen wir noch musste vielleicht ein, zweimal die Stimme fen. Aber er steht auf dem Platz, er spürt die mehr den Weg in Richtung Strafraum su- erheben. In der Pause beim 3:1-Sieg gegen Mannschaft, er ist in der Kabine. Anderer- chen und noch konsequenter abschliessen. Lugano, da war die Mannschaft vielleicht seits war er über vier Jahre Trainer in Glad- Und auch das Verhalten in der Defensive zum ersten Mal ein wenig überrascht, dass bach – und man nützt sich einfach auch ab. muss nach wie vor trainiert werden. Aber ich auch noch ein anderes Gesicht habe. Warum ist das eigentlich so? Es gibt dafür braucht man die Möglichkeiten dazu. Unser Spiel war phlegmatisch, pomadig, Beispiele von langjährigen Trainer- Und die fehlt uns oft. Am Dienstag haben aber das gibt es eben. Um die Jungs zu epochen bei einem Club – auch wenn wir erstmals wieder mit allen acht Verteidi- ­wecken, bin ich dann ein klein wenig lauter die statistische Halbwertszeit von gern trainiert. Stellen Sie sich das vor, das geworden. Da hat die Mannschaft gemerkt, Trainern um die 18 Monate liegt … war letztes Mal in der Vorbereitung der Fall! jetzt ist der Trainer ein bisschen sauer. … eben, das ist relativ zackig. Christian Ihnen fehlt die Zeit zum Trainieren, Herr Fischer, in der FCB-Kabine haben Gross war zehn Jahre beim FCB, Alex Fer- weil die Regeneration zu wichtig ist. Sie Marco Streller knapp verpasst. guson noch viel länger bei Manchester Uni- Ja, wie soll ich trainieren, wenn die Spie- Nach seinem Rücktritt sprach man von ted. Es gibt Arsène Wenger bei Arsenal und ler wegen der Regeneration nicht auf dem einer mächtigen Zäsur. Ist es für Sie Guy Roux, der 40 Jahre bei Auxerre war, in Platz stehen? Wir brauchen spielbezogene erstaunlich, dass davon bereits keine der gab es in Übungen. Das kostet Kraft, und wenn es Rede mehr ist? Bremen und Volker Finke in Freiburg, die Kraft kostet, ist es kontraproduktiv für die Jeder Spieler, das muss man sehen, ist weit über zehn Jahre beim selben Club ge- Regeneration. hat neulich im ersetzbar. Aber Marco Streller mit seiner wesen sind. Wenn wir den gesamten Fuss- Training selber gesagt: «Es fehlt die Zeit, Art, mit seiner Vergangenheit als Basler, ballzirkus anschauen, reden wir hier von Automatismen für die Laufwege einzu- was er geleistet hat, das kann man nicht von wenigen Ausnahmen. üben.» So kommt es vor, dass die Spieler heute auf morgen ersetzen. Mit positiven Haben Sie in Ihrer Trainerzeit auch von Zuspielen überrascht werden. Das sind Resultaten rückt eine solche Figur in den schon einmal etwas von Abnützungs- eben diese Automatismen, Bewegungs­ Hintergrund. Aus meiner Sicht wird man erscheinungen gespürt?

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Fischer kann mit der Basler Erwartungshaltung umgehen: «Ich habe nicht den Eindruck, dass der Verein Druck ausübt.»

Nein, aber das hängt auch mit den Pha- … so oft verliert der FCB gemeinhin ja ­gewesen. Es zeigt allerdings auch: Die sen zusammen, die man durchlebt. In gar nicht in einer Saison, als dass er Young Boys gewinnen, obwohl sie nicht ­Zürich fing es erfolgreich an, dann kamen den gegenwärtigen Vorsprung noch den besten Match gemacht haben. Solche schwierigere Zeiten, in denen man dünn- verspielen könnte. Spiele haben sie vor fünf, sechs Runden häutiger wird. Das ist zwangsläufig so, weil Also ich bin ein bisschen vorsichtiger, noch verloren. Das zeugt von einer gewis- wir Trainer zwar damit umgehen können ist das okay? sen Dynamik, die entstehen kann. Aber wir müssten, aber eben auch nur Menschen Selbstverständlich. müssen nicht auf YB schauen, sondern un- sind. Und wer hat es schon gerne, von über- Also sehr viel vorsichtiger als Sie. Von seren Job machen. Wenn man zu viel nach all her angegriffen zu werden? So etwas Spiel zu Spiel zu schauen – damit bin ich hinten blickt, schaut man nicht mehr nach muss man auch erst einmal kennenlernen. bisher sehr gut gefahren, in Zürich und vorne. Und dann läuft man gegen einen Anschliessend habe ich beim FC Thun wie- auch in Thun. Egal, wie positiv es gelaufen Pfosten. der nur positive Erfahrungen gemacht. ist, habe ich immer versucht, auf das nächs- Arbeiten Sie oft mit solchen Bildern? Und bei Lucien ist es ja ähnlich gewesen: te Spiel zu fokussieren. Alles andere kommt, Es muss der Moment dafür sein. Ein erst eine sehr positive Phase und dann so wie es kommt. Ich weiss, was mein Auftrag Beispiel: Inter Mailand hat gegen Florenz ein Saisonstart. Vielleicht hat ihm das mehr ist in Basel: am Ende der Saison auf dem gespielt und 1:4 verloren. Inter spielte dabei zugesetzt, als man vermutet hat, gerade Barfüsserplatz zu stehen und den Pokal den das gleiche System wie wir. Am Mittwoch wenn man weiss, wie akribisch er ist, wie Fans zu präsentieren. An dem schaffe ich, haben wir 20 Minuten dieses Spiels ge- verbissen auch. Vielleicht erklärt das ein aber ich lasse mich nicht blenden von sechs schaut. Inter lag durch einen Fehler auch Stück weit, warum es zu diesem Schritt ge- oder neun Punkten Vorsprung auf unsere schnell im Rückstand, nach 24 Minuten kommen ist. Es ist schade. Wirklich schade. ersten Verfolger. Absolut nicht. stand es 3:0 für Florenz. Wir lagen nach vier Bei Thun ist Ihr Nachfolger Ciriaco Was sagt der Sieg von YB gegen den Minuten auch im Rückstand gegen den Sforza entlassen worden und ebenfalls FCB aus? Rechnen Sie damit, dass die Ersten der Serie A – und wir drehten das nach wenigen Runden nicht mehr Berner unter dem neuen Trainer noch Spiel. Das ist ein Bild, das die Mannschaft Trainer. Überrascht Sie das? gefährlich werden können? mit auf den Weg bekommt. Damit sagen wir Das ist in dieser noch jungen Saison be- In erster Linie liegt es an uns, dass sie ihnen: Jungs, ihr habt einen ganz starken reits der vierte Trainerwechsel. Natürlich nicht näher kommen. Wie in Bern gearbei- Job gemacht. tut es mir sehr leid für meinen Trainerkolle- tet wird und welchen Einfluss Adi Hütter Am Sonntag reisen Sie zum x-ten Mal gen und den Club. Es zeigt einmal mehr, hat, kann ich aus der Distanz nicht beant- als gegnerischer Trainer nach Zürich. wie schnell es im Fussball gehen kann. worten. Aber ich glaube schon, dass man zu Hat das als FCB-Trainer doch noch Sie hingegen können sich eher schon spüren bekommen hat, dass der neue Trai- mal eine andere Note? mal langsam auf den ersten Meister- ner einen frischen Wind reingebracht hat. Es ist sicher besonders. Aber ich habe titel Ihrer Karriere freuen … Aber wenn ich das nächste Spiel nach dem mich als gegnerischer Trainer auch schon (Fischer bläst Luft zwischen den Zäh- Sieg gegen uns anschaue, dann konnten sie daran gewöhnt, im Letzigrund zu spielen. nen aus, lehnt sich weit in seinem Sessel nicht die gleiche Leistung abrufen. Ein Und am Schluss will ich einfach gewinnen. ­zurück und verdreht die Augen.) Punkt für Thun wäre mehr als verdient tageswoche.ch/+ e8drq ×

TagesWoche 40/15 38 Generation Y ruf ich dich mal an?» Entsetzt blickte ich ihn an. «Tut mir leid, aber ich kann nicht», Wie verliebt man sich heutzutage? stammelte ich. Dann fuhr ich, so schnell es ging, davon.

Die Antwort ist: leider immer schwerer. Was war passiert? Über die Liebe im digitalen Zeitalter. Man hatte auf offener Strasse Interesse an mir bekundet. Unter freiem Himmel, von Mensch zu Mensch. Es war zu viel für mich. Mit so viel Direktheit kann ich nicht umgehen. Wie viele meiner Generation bin ich ein Opfer des digitalen Zeitalters (und Lebe lieber werde auch nicht müde, ihm für all meine Persönlichkeitsstörungen die Schuld in die Schuhe zu schieben): Du möchtest mich kennenlernen? Dafür gibt es den digitalen Raum. Facebook, Whatsapp, SMS, E-Mail, ohne Liebe Snapchat. Klar, die Suche nach der Liebe hat immer Hochkonjunktur. Aber einen Fremden auf der Strasse ansprechen und auf einen Kaffee einladen? Da nimmt doch von Naomi Gregoris jeder gleich Reissaus. Auch wenn es für die Anmacher alter or ein paar Wochen stand ich vor und wollte fragen, ob du vielleicht einen Schule unter uns eine traurige Botschaft unserem Haus und kramte in Kaffee mit mir trinken willst?» sein mag: Social-Media-Kanäle, Apps und meiner Handtasche nach dem Der Mann sah ganz sympathisch aus. andere digitale Werkzeuge sind die Kupp- Schlüssel für mein Fahrrad. Dunkle Haare, herziges Lachen. Ich konn- ler der Generation Y. Neue Bekanntschaf- V«Hey», sagte plötzlich jemand hinter mir. te trotzdem nicht. «Ich muss leider sofort ten schliessen sich heute selten in schumm- Ich schreckte auf und drehte mich um. «Ich los.» Eilig schloss ich mein Schloss auf. rigen Bars, an Partys oder am Kassenband hab dich schon ein paar Mal gesehen «Gibst du mir deine Nummer, und dann der Migros. (Gibt es Menschen, die sich am

Das war einmal: Wer traditionell hofiert, ist nicht mehr kompatibel mit den heutigen Methoden des Kennenlernens. foto: getty images

TagesWoche 40/15 39 FLASH Kassenband der Migros kennengelernt ha- Person aber nicht bezeichnen. Beziehung? ben? Ich hoffe es.) Neue Bekanntschaften Nein, danke. Heiraten? Auf gar keinen Fall, werden am Bildschirm geschlossen. viel zu kompliziert. Was aber bedeutet das für unsere Mög- Es fällt uns schwer, uns auf andere zu KULTUR lichkeiten, jemanden kennenzulernen? konzentrieren, wobei gerade das die Basis Culturescapes Und wie ernst kann es überhaupt werden? einer Beziehung ausmachen würde. Natür- Man ist umso aufrichtiger, je direkter man lich gibt es auch eine Gegenbewegung, jemanden anspricht. Im Internet hingegen ­Paare, die sich über das «Wir» definieren kann man sich eine Identität zusammen- und gerne möglichst früh und traditionell schustern, die nicht viel mit der Realität zu heiraten. Das ist grundsätzlich schön, nur tun haben muss. Was bedeutet das für die beschleicht einen ein seltsames Gefühl, späteren analogen Stunden zu zweit? Ist wenn eben diese Paare dann ihr gemeinsa- Authentizität möglich, wenn schon das mes Leben auf Facebook zelebrieren müss- Kennenlernen nicht der Real Deal war? ten. Schaut nur, wie toll wirs haben! Kennenlernen ist immer ein Risiko, eins, Der Schriftsteller Sven Hillenkamp das man früher eingehen musste: Wer der sieht das Problem in der grenzenlosen Person von Interesse nicht klarmachte, Freiheit, die wir heutzutage erfahren: In dass sie von Interesse ist, der ging leer aus. «Das Ende der Liebe. Gefühle im Zeitalter Heute sind die Regeln aufgehoben, Zwei- unendlicher Freiheit» schreibt er: «Die samkeit läuft nicht mehr nach dem Schema Freiheit, jemanden zu küssen, ist tatsäch- «Kissing in a Tree – Love – Marriage – Baby lich der Zwang, jemanden zu küssen. Die Carriage» ab, wie das berühmte amerikani- Menschen, die ihre Freiheit nutzen, müs- Zum Ende sche Kinderlied einst frohlockte. Es bleibt sen sie nutzen.» Er beschreibt den parado- oft beim «Kissing in a Tree», bei der Annä- xen Druck, den uns unsere Freiheit auf­ herung, bevor es dann bereits wieder zack- erlegt: Wenn wir schon in der Multiopti- der Welt zack Richtung Trennung geht. onsgesellschaft leben, dann fühlen wir uns Das ist nicht unbedingt ein Problem, auch dazu verpflichtet, ihr zu entsprechen, Am diesjährigen Culturescapes Festival schliesslich ist der nächstmögliche Partner sie sinnvoll zu nutzen. Weil wir gelernt bringt Island uns Baslern Land, Leute und nur einen Klick entfernt. Dating-Apps wie ­haben, dass alles einen Nutzen haben muss. Kultur der Insel näher. Zwei Monate lang Tinder sorgen dafür, dass wir dabei mög- Auch die Liebe. werden Filme, Lesungen, Theaterstücke, lichst wenig tun oder einstecken müssen. Ausstellungen und Konzerte rund ums The- Die Anmache geschieht bequem vom Sofa Wie im echten Leben ma Island angeboten. Auf dem Programm oder der Badewanne aus, ohne jegliche Die Liebe aber hat weder einen direkten stehen unter anderem Björk, GusGus, der Korb-Gefahr. Das Prinzip ist einfach: App Nutzen, noch können wir sie kontrollieren. Schriftsteller Jon Gnarr und die Komponis- runterladen, Profilfoto raufladen, Finger- Sie ist wie ein ungezogenes Kind, das sein tin Anna Thorvaldsdottir. Lassen Sie sich kuppe aufsetzen und Wischbewegungen je- eigenes Spiel spielt, sagte die israelische auf ein Abenteuer ein, wagen Sie einen kul- weils nach rechts (hot) oder links (not) voll- Soziologin Eva Illouz vor ein paar Monaten turellen Ausflug ans Ende der Welt. Genau- ziehen. Sobald sich zwei gegenseitig nach in der Sendung «Sternstunde Philosophie». ere Infos zum Programm und den Standor- rechts gewischt haben, kommt eine Mittei- Diesen Kontrollverlust gehen wir ungern ten sind im Internet zu finden. × lung («It’s a Match!») und eine Chatfunkti- ein. Sogar im Falle einer Trennung wird on geht auf. versucht, ihr mit Scheidungspartys und Culturescapes Festival, «Conscious Uncoupling» einen Namen zu 2. Oktober bis 11. Dezember 2015. Gut genug? Dann rein in geben, sie dingfest und kontrollierbar zu · culturescapes.ch machen. den Warenkorb! Nein? Hat die loyale, kompromissbereite, ein- deutige Liebe da überhaupt noch eine «Untragbar» Zeit für das Zewa-Prinzip: Chance? Vielleicht müssen wir andersrum denken: Ist es an der Zeit, die Kassenband- ein Wisch und alles ist weg. Liebe zu den Akten zu legen und umzuden- Tanzen, bis der ken? Für eine Liebe, die unserem Lebens- Partnersuche läuft bei Tinder nach der stil entspricht, schnelllebig und vielfältig Online-Shopping-Methode ab: Gut ge- ist? Die hübsche Mami-Antwort «Das muss Stöckel raucht nug? Dann rein in den Warenkorb! Nein? jeder für sich selbst herausfinden», sie gilt Zeit für das Zewa-Prinzip: ein Wisch und hier nicht, denn je mehr moderne Techno- Zwölf Jahre gibt es sie nun schon, die Ho- alles ist weg. Ein Kennenlernen per Cas- logien jungen Menschen weismachen, mobar im Hirscheneck. Jeden Sonntag- ting, das zwar nur besteht, wer ein beste- dass «Liebe» auch mit weniger Aufwand abend öffnet die «Untragbar» ihre Tore und chendes Profilfoto hat, aber auch jeder und schnellerer Befriedigung geht, desto lädt im Keller des Hirschenecks zum Tanz. ­gewinnt, weil die sichtbare Ablehnung mehr wird sich auch unser Beziehungs­ Zum Jubiläum steht DJ High Heels on nicht vorhanden ist. Einen Korb kriegt verhalten ändern. Wie sagt es die Tinder-­ Speed hinter den Plattentellern und sorgt man nie, weil man nicht mitbekommt, wer Werbung so schön: «It’s like real life. But für tanzbare Beats. × einen alles abserviert. better.» Wir wollen alle Möglichkeiten und Die Frage ist also, wie wir damit umge- Restaurant Hirscheneck, «Untragbar», ­keine Ablehnung, viele Likes, aber keine hen. Wer die klassische erfüllende Liebe 4. Oktober 2015, ab 21 Uhr. Verbindlichkeit. Da passen Tinder und Co. sucht, ist nicht mehr länger kompatibel mit · hirscheneck.ch gut. Aber: Je einfacher die Suche nach der den heutigen Möglichkeiten des Kennen- Liebe, desto schwieriger wird es für uns, sie lernens. Vielleicht müsste sich ein dynami- zu finden. In meinem Umkreis wird das sches Tech-Startup dieses Problems mal Wort «Beziehung», wenn überhaupt, nur annehmen. Oder vielleicht sollten wir eben zögerlich gebraucht. Man hat keine Lust, doch öfters mit Absichten einkaufen gehen. sich festzulegen. Die meisten haben ir- Mit dem Velo davonfahren ist auf jeden Fall gendjemanden, den sie öfters sehen, als keine Lösung. Das weiss ich jetzt. Freund oder Freundin würden sie diese tageswoche.ch/+xnhf1 ×

TagesWoche 40/15 Bachlettenstrasse Gleich ist er weg: Ein Abschiedsspaziergang durch die ­Bachlettenstrasse of Fame mit Matthyas Jenny. Mit Jenny um den Block

von Naomi Gregoris

ls vergangene Woche die neue meine Frage hin, ob die zwei Männer auch Je näher wir zum Zoo kommen, desto Kulturpreisträgerin Fabia Zindel öfters bei ihm im Laden waren, nickt er herrschaftlicher werden die Häuser. «Hier bekannt gegeben wurde, tauchte nur. Dann laufen wir weiter, in die andere irgendwo wohnte Arturo Ermini, der Kunst­ kurze Zeit später auf Facebook Richtung. Beim Delikatessenladen auf der maler. Aber den kennst du wahrscheinlich Aein Kommentar auf: «Schon wieder geht ­anderen Seite der Buchhandlung linsen wir nicht. Den kennt heute auch niemand der Kulturpreis Basel-Stadt an die Bachlet­ durchs Schaufenster. Die Frau hinter der mehr.» Jenny schaut wieder an mir vorbei. tenstrasse – diesmal an Fabia Zindel. 2013 Theke winkt. «Hier kaufe ich Gemüse, aber «Er hat ein Bild von mir als Kind gemalt, als ging er an Alain Claude Sulzer, 2012 an nichts anderes, nein, nein, nur Gemüse.» ich fünf Jahre alt war, für meine Mutter. Ich Fritz Hauser und 2011 an Matthyas Jenny. Andere Esswaren seien tabu – schwere kann es dir nachher zeigen.» Das Bild brin­ Sozusagen eine ‹Kulturpreisstrasse › …» ­Diabetes. ge er nächste Woche mit dem Auto zu seiner Verfasser war Matthyas Jenny, stadtbe­ Während wir weiter die Strasse hinun­ Tochter Zoe nach Wien. Also von Basel erst­ kannter Buchhändler, Literaturförderer terlaufen, erzählt Jenny von Meret Oppen­ mal nach Wien. Und was kommt danach? – und Bücherberg-Hotelier. Wir wussten: heim, mit der er in Carona zusammen­ «Danach bin ich weg.» Er schweigt kurz und Er hat recht. An der Bachlettenstrasse gelebt hat. «Wenn du die persönlich kennst, zeigt dann auf den grossen Eingang auf der muss was dran sein. Und weiter: Matthyas dann sind die ganz normal, weisst du. Dann anderen Strassenseite. «Hier ist der Zoo, Jenny wird bald die Stadt verlassen. Weg stehen sie in der Küche und tun alles, was aber der ist ja nicht so interessant.» vom Laden, von Basel, vom verhassten normale Menschen auch tun.» Ich erinne­ Klüngel. Die Zeit war also reif für einen re mich an eine Geschichte, die mir ein Coiffeure und Kreative letzten Spaziergang mit dem Mann. Die ­betrunkener Berliner Galerist einmal an Wir sind am Ende der Bachlettenstrasse Anfrage dazu beantwortete Jenny innert der Art Basel erzählt hat – Meret Oppen­ angekommen, irgendjemand ist in das Minuten: «Das ist okay, komm doch ein­ heim, wie sie im ersten Stock ihres Hauses Strassenschild gefahren, was der Fotograf fach vorbei.» mit der Pistole in der Hand hinter den sehr witzig findet und Jenny bittet, sich ­Gardinen wartete und auf jeden zu schies­ ­darauf abzustützen. Dieser lacht und stützt Normale Menschen sen drohte, der unten reinkommen wollte. sich springend auf das Schild, die bereits Matthyas Jenny beschränkt sich auf Ich beschliesse, die Geschichte für mich zu fünfte Zigarette im Mundwinkel. Wie sieb­ das Nötigste, nicht nur bei dieser Anfrage. behalten. zig sieht er nicht aus, denke ich und frage Als wir am nächsten Tag in seinem Laden ihn nach der Bachlettenstrasse, und was aufkreuzen, kommt er langsam aus der «Ab hier fängt die sie so besonders macht. «Es ist nur eine kleinen Wohnung hinter der Ladentheke Strasse», antwortet er und zündet sich eine gelaufen. Warmer Händedruck. «Das ist Nobody-Zone an, die weitere Zigarette an, «und irgendwo muss Frau Probst, sie wird den Laden überneh­ man ja wohnen.» men.» Er zeigt auf die freundlich lächelnde No-Name-Zone. Das war Recht hat er, und doch gibt es in Frau auf der anderen Seite der Theke. dieser Strasse auch Menschen, die «Wollen wir los?» jetzt etwas gemein.» eine roman­tischere Erklärung für den Wir stehen vor dem Eingang des Ladens Charme der Bachlettenstrasse haben. Rolf und erklären ihm unser Konzept. Er nickt «Da hinten hat Fabia Zindel ihr Atelier, d’Aujourd’hui, ein Archäologe, der seit langsam, schaut aber an uns vorbei. Ein und hier wohnt Bernard Senn, vom SRF, seiner Kindheit im oberen Teil der Bach­ Teil von ihm hat sich schon verabschiedet, den kennst du vielleicht. Und da hinten lettenstrasse wohnt, meint zwar auch, denke ich und lasse mir meine Zigarette wohnt Michèle Binswanger, die kommt dass die hohe Dichte an Kulturschaffen­ von ihm anzünden. Matthyas Jenny hat manchmal auch vorbei. Und ab hier» – wir den einem schönen Zufall geschuldet ist, zwei identische rosa Feuerzeuge, aber nur sind an einer Gabelung angekommen und die Strasse aber doch einen einzigartigen eines funktioniert. Jenny zeigt die Strasse hinunter – «ab hier Reiz habe. Ihre Südexposition und der «Hier wohnt also Fritz Hauser», fange fängt die Nobody-Zone an. Die No-Name- Blick von den oberen Stockwerken der ich an, gehe zum Haus auf der linken Seite Zone.» Er kichert. «Nein, das war jetzt etwas Häuser auf den Gempen und in den Jura der Buchhandlung, und Jenny nickt. «Ge­ gemein. Ich kann manchmal ein bisschen sei inspirierend – und wer einmal hin­ nau, Alain Claude Sulzer hat auch mal hier gemein sein. Aber nicht zu dir, das ist was gezogen sei, der verlasse die Bachletten­ gewohnt, aber der ist jetzt ausgezogen.» Auf anderes.» Dann läuft er weiter. strasse so schnell nicht wieder.

TagesWoche 40/15 41 Ausser Matthyas Jenny. Der erzählt mittlerweile von der Augenärztin Erika Sutter, die lange Zeit in der Strasse ge- wohnt hat und bis ganz kurz vor ihrem Tod noch regelmässig zu ihm in den Laden kam — mit 95 Jahren. «Gegen Ende hat sie vermehrt Religiöses gekauft, Göttliches, was man halt so kauft in dem Alter.» Für ihn sei das nichts. «Me läbt, me stirbt, und fertig.» Gestorben seien sowieso ganz viele hier in der Strasse, fast alle. Er schweigt wieder. Mir fällt auf, dass er seine zahlreichen ­angezündeten Zigaretten nicht raucht, son- dern nur abbrennen lässt. Gleich sind wir wieder beim Laden. Viele Friseure gebe es hier, ruft Jenny plötzlich. «In dieser Strasse sind vier Coiffeure, sie haben die Kulturpreisträger überrundet!» Er lacht. Sein Coiffeur habe auch mal seinen Laden in der Bachletten- strasse gehabt, jetzt sei er aber woanders. Alle sechs Monate komme er im Laden vorbei und schneide ihm die Haare, im Tausch gegen ein Buch von den Peanuts. Das sei praktisch: «In der Edition kommt jedes halbe Jahr ein neues Exemplar raus.» «Wenn ich hier weg bin, bin ich nur noch mit dem Auto unterwegs, da ist genug Platz.» Wir gehen an einem Schönheitssalon («Ist dieser Hund da drin echt? Ah ja.») und am Delikatessenladen vorbei, und als wir wieder vor der Buchhandlung stehen, lädt uns Jenny in die kleine Küche hinten im Laden ein. Sie ist vollgestellt mit Büchern, Schachteln und Papierbergen – vor Kur- zem sei hier noch Hansjörg Schneider ­gesessen und habe Bücher signiert, sagt er, räumt ein paar schmutzige Teller zur Seite und macht uns einen Kaffee. Dann erzählt er uns von seiner Liebe zu Raststätten («Wenn ich hier weg bin, bin ich nur noch mit dem Auto unterwegs, da ist genug Platz, da kann man bequem drin wohnen. Habe ich früher auch immer so gemacht.»), von seinem Unmut gegen- über Buchhändlern («Buchhändler kön- nen nichts. Nur jammern.») und von den An fäng­ en beim Basler Lyrikpreis («Da hiess es zwar ‹Anonymer Gönner›, aber die 3000 Franken Preisgeld habe damals ich gestellt. Das kann ich ja jetzt sagen. Jetzt ist es ja eh vorbei.»). Zum Schluss zeigt er uns noch das Ermini-Bild. Ich zeige auf das Kinderbuch in den Händen des kleinen Jungen. «Schon da ein leidenschaftlicher Leser», sage ich. Jenny lacht. «Das war zur Ruhestellung», sagt er und ich überlege mir, ihn zu fragen, ob das heute auch noch zutreffe. Aber Matthyas Jenny läuft bereits zur Küche hinaus. Ich schaue den Fotografen an. Es ist Zeit zu ­gehen, auch für uns. «Es ist nur eine Strasse, und irgendwo muss man ja wohnen.» foto: nils FiscH tageswoche.ch/+xm2wu ×

TagesWoche 40/15 BASEL CAPITOL • EVEREST [12/10 J] • LENINGRAD 42 SA/SO: 10.10 D COWBOYS Kinoprogramm Steinenvorstadt 36 kitag.com GO AMERICA [12/10 J] • MAZE RUNNER – Finn/d/f • ALLES STEHT KOPF [6/4 J] DIE AUSERWÄHLTEN SA: 22.30 15.00/18.00 E/d/f IN DER BRANDWÜSTE • TAKE CARE OF YOUR SCARF, [14/12 J] TATJANA [12/10 J] Basel und Region • THE INTERN – D Finn/d/f MAN LERNT NIE AUS [8/6 J] 12.45 SO: 13.30 15.00/18.00/21.00 E/d/f • MAZE RUNNER – • LA CHASSE DIE AUSERWÄHLTEN IN DER AUX PAPILLONS [6 J] 2. bis 8. Oktober • FACK JU GÖHTE 2 [12/10 J] F/d 21.00 D BRANDWÜSTE – 3D [14/12 J] SO: 15.15 FR/SO/DI: 15.30/21.00— • LA VIE DE BOHÈME [12/10 J] KULT.KINO ATELIER SA/MO/MI: 18.15—SA: 23.45 E/d/f SO: 17.30 F/d FR/SO/DI: 18.15—FR: 23.45— • BLAUE BERGE ODER Theaterstr. 7 kultkino.ch SA/SO: 10.00— ANZEIGEN D EINE UNWAHRSCHEINLICHE • HOW TO CHANGE SA/MO/MI: 15.30/21.00 GESCHICHTE THE WORLD [12/10 J] • THE VISIT [14/12 J] SO: 20.00 Georg/d FR-SO: 12.00 Ov/d 12.50/15.00—FR/SO/DI: 17.10— • CALAMARI UNION [16/14 J] SA/SO: 10.45—SA: 19.15— Finn/d/f • PURA VIDA – QUER D MO: 18.30 DURCH ECUADOR [16/14 J] MO/MI: 21.20 • ET LA LUMIÈRE FUT [12/10 J] 12.10 Ov/d FR/SO-MI: 19.15— Ov/d FR/SO/DI: 21.20— MO: 21.00 • THE WOLFPACK [16/14 J] SA/MO/MI: 17.10 E/d/f • THE MATCH FR/SA/MO-MI: 12.15 E/d/f FACTORY GIRL [12/10 J] • DIE DEMOKRATIE • FACK JU GÖHTE 2 [12/10 J] MI: 18.30 Finn/d/f IST LOS! [8/6 J] 13.00/15.30— Dialekt/d FR/SO-MI: 18.00/20.30— 12.30 FR/SA: 23.10—SA/SO: 10.30— STUDIO CENTRAL • 10 MILLIARDEN – WIE SA: 17.45/20.30 D Gerbergasse 16 kitag.com WERDEN WIR ALLE SATT? [0/0 J] • REGRESSION [16/14 J] • EVEREST [12/10 J] D 13.20/15.45/18.10/20.30— 14.00/20.30 E/d/f FR/MO-MI: 12.45 FR/SA: 22.50—SA/SO: 11.00 D • OOOPS! FR/SO/DI: 15.30/20.15— • STRAIGHT OUTTA E/d/f COMPTON [14/12 J] DIE ARCHE IST WEG ... [0/0 J] SA/MO/MI: 17.50 E/d/f D 17.00 13.45 • OOOPS! DIE ARCHE • DER STAAT GEGEN IST WEG ... – 3D [0/0 J] FRICK MONTI FRITZ BAUER [12/10 J] D D 13.30 14.00/16.15/18.30/20.45 • MISSION: IMPOSSIBLE – Kaistenbergstr. 5 fricks-monti.ch • THE FAREWELL PARTY [8/6 J] Hebr/d ROGUE NATION [12/10 J] • ALLES STEHT KOPF – 3D 14.00/18.15 FR: 15.00—FR/SO-DI: 17.45— [6/4 J] • THE SECOND MOTHER MI: 17.15 D FR-MO/MI: 15.00/20.15 D [16/14 J] Port/d/f • SOUTHPAW [14/12 J] • FACK JU GÖHTE 2 [12/10 J] 14.15/18.00 FR/SA: 22.30 D SA: 17.30 D • 45 YEARS [16/14 J] • STRAIGHT OUTTA • MINIONS – 3D [6/4 J] FR/SA/MO-MI: 15.00/17.00/ COMPTON [14/12 J] SO: 17.30 D 19.00/21.00— D E/d/f FR/SA: 23.10 SO: 12.30/18.15/20.15 • HITMAN: AGENT 47 [14/12 J] LIESTAL ORIS • ICH UND KAMINSKI [12/10 J] D D FR/SA: 23.50 Kanonengasse 15 oris-liestal.ch 15.30/20.30 • MINIONS – 3D [6/4 J] •FE LI [12/10 J] D • MAZE RUNNER – E/d SA-MI: 12.45 15.45/20.15 • Opera – Metropolitan Opera DIE AUSERWÄHLTEN IN DER • DIOR AND I [6/4 J] BRANDWÜSTE – 3D [14/12 J] New York: D 16.45 E/F/d LE TROUVÈRE [0/0 J] FR: 20.45—SA: 18.30—SO: 20.30 • EL BOTÓN DE NÁCAR [16/14 J] SA: 18.55 E • MAZE RUNNER – 18.45—SO: 12.15 Sp/d DIE AUSERWÄHLTEN • DER MARSIANER – IN DER BRANDWÜSTE [14/12 J] •MY A [10/8 J] RETTET MARK WATNEY – 3D D 20.30 E/d MI: 20.00 D DI/MI: 20.45 • ALLES STEHT KOPF – 3D KULT.KINO CAMERA [6/4 J] PATHÉ PLAZA D Rebgasse 1 kultkino.ch SA/SO/MI: 13.30 Steinentorstr. 8 pathe.ch • ALLES STEHT KOPF [6/4 J] •UTH YO [14/12 J] • ALLES STEHT KOPF – 3D SA: 20.45—DI/MI: 18.30 D 15.30/18.00/20.30 E/d/f [6/4 J] • FACK JU GÖHTE 2 [12/10 J] • LA ISLA MINIMA [16/14 J] 13.45/16.00/18.15/20.30— SA/SO/MI: 16.00 D 16.45 Sp/d/f FR/SA: 22.45 D • PURA VIDA – QUER DURCH • GIOVANNI SEGANTINI – ECUADOR [16/14 J] MAGIE DES LICHTS [8/6 J] REX SO: 11.00 Sp/d MOVIE & DINE D PATHE KÜCHLIN | SAMSTAG, 7. NOVEMBER 2015 19.00 Steinenvorstadt 29 kitag.com • Opera – Royal Opera House: | • TAXI TEHERAN [8/6 J] DIE HOCHZEIT DES FIGARO 1. FILMSTART: 17.15 UHR (Edf) 2. FILMSTART: 20.30 UHR (D) 20.45 Ov/d/f • EVEREST – 3D [12/10 J] Ov/d 14.00—FR-MO: 20.00 E/d/f MO: 19.30 ÖFFNUNG CINE DELUXE 30 MIN. VOR FILMSTART • AMNESIA [16/14 J] • KÜHE, KÄSE UND SO: 13.15 E/d • ALLES STEHT KOPF – 3D DREI KINDER [0/0 J] [6/4 J] D • WILD WOMEN – D DI: 14.15 GENTLE BEASTS [6/4 J] 14.30 GOLDEN AGE NACHMITTAGSKINO Ov/d/f FR-SO/DI/MI: 17.30/20.30— SO: 13.30 MO: 17.00 E/d/f MIT KAFFEE UND KUCHEN • UNE JEUNESSE ALLEMANDE [16/14 J] • MAZE RUNNER – SPUTNIK D/F/f/d DIE AUSERWÄHLTEN IN DER SO: 15.00 BRANDWÜSTE – 3D [14/12 J] Poststr. 2 palazzo.ch E/d/f NEUES KINO 17.00 • EL BOTÓN DE NÁCAR [16/14 J] • KITAG CINEMAS Opera Live: FR/SA: 18.00 Sp/d/f Klybeckstr. 247 neueskinobasel.ch LE NOZZE DI FIGARO [4/4 J] • BOYCHOIR [10/8 J] • SMETTO QUANDO MO: 19.45 I/d FR-MO: 20.15—DI/MI: 18.00 E/d VOGLIO [12/10 J] • KITAG CINEMAS • DIE DEMOKRATIE FR: 21.00 I/d Männerabend: IST LOS! [8/6 J] SICARIO [16/14 J] SO: 11.00 Dialekt/d/f PATHÉ KÜCHLIN DI: 20.00 E/d/f IN ANWESENHEIT DES Steinenvorstadt 55 pathe.ch • KITAG CINEMAS Movie Night: REGISSEURS THE MARTIAN – 3D • GIOVANNI SEGANTINI – • THE INTERN – MI: 20.00 E/d/f MAGIE DES LICHTS [8/6 J] MAN LERNT NIE AUS [8/6 J] SO: 13.30 D #SPECTRE 007. COM 12.30/15.10—FR/SO-MI: 20.20— STADTKINO COMING SOON D • ICH UND KAMINSKI [12/10 J] IMAX® is a registered trademark of IMAX Corporation SA: 23.10—MO/MI: 17.45 D FR/SO/DI: 17.45— Klostergasse 5 stadtkinobasel.ch SO: 15.30 FR/SO-DI: 20.30—FR: 23.10— • LES FAVORIS • DER STAAT GEGEN TICKETS: CHF 89.– PRO PERSON E/d/f FRITZ BAUER [12/10 J] SA/SO: 10.00—SA: 21.20 DE LA LUNE [12/10 J] D SO/MO: 18.00—DI/MI: 20.15 Der Preis beinhaltet ein mehrgängiges Flying Dinner, Cüpli, Rot- und Weisswein, Bier, • ALLES STEHT KOPF – 3D FR: 16.15—SA: 17.30—MI: 21.00 Mineral, Kaffee à discretion und Filmbesuch. [6/4 J] F/d D SISSACH PALACE Tickets sind an der Kinokasse und online erhältlich. Anzahl Plätze limitiert. FR: 12.45—SA/SO: 10.30 • DRIFTING CLOUDS [12/10 J] FR/SO/DI: 17.50—SA/SO: 11.15— FR: 18.30 Finn/d/f Felsenstrasse 3a palacesissach.ch SA/MO/MI: 15.30/20.15 E/d/f • ES WAR EINMAL PATHE KÜCHLIN pathe.ch/basel CATERING BY: • WEGEN DACHSANIERUNG • ALLES STEHT KOPF [6/4 J] EINE SINGDROSSEL BLEIBT DAS KINO SA-MI: 15.00 D FR: 21.00 Georg/d GESCHLOSSEN • EVEREST – 3D [12/10 J] • ARIEL [16/14 J] 12.45—FR/SO/DI: 15.30/20.45— SA: 15.15 Finn/d/f SA/MO/MI: 18.10—SA: 23.20 D • THE MAN WITHOUT A PAST FR/SO/DI: 18.10—FR: 23.20— SA: 20.00 Finn/d/f SA/MO/MI: 15.30/20.45 E/d/f

TagesWoche 40/15 43

Impressum

TagesWoche Chefredaktion/ Yen Duong, Bildredaktion Leitung Werbemarkt 5. Jahrgang, Nr. 40; Geschäftsleitung Naomi Gregoris, Nils Fisch Kurt Ackermann verbreitete Auflage: Andreas Schwald (ad interim) Jonas Grieder Korrektorat Werbemarkt 10 800 Exemplare (prov. Wemf- Digitalstratege (Multimedia-Redaktor), Yves Binet, Balint Csontos, Cornelia Breij, beglaubigt, weitere Infos: Thom Nagy Christoph Kieslich, Chiara Paganetti, Hana Spada, tageswoche.ch/+sbaj6), Creative Director Marc Krebs, Irene Schubiger, Tel. 061 561 61 50 Gerbergasse 30, Hans-Jörg Walter Felix Michel, Martin Stohler,­ Unterstützen Sie unsere Arbeit 4001 Basel Redaktion Hannes Nüsseler (Produzent), Dominique Thommen mit einem Jahresbeitrag Herausgeber Karen N. Gerig Matthias Oppliger, Lesermarkt Supporter: 60 Franken pro Jahr Neue Medien Basel AG (Leiterin Redaktion), Jeremias Schulthess,­ Tobias Gees Enthusiast: 160 Franken pro Jahr Redaktion Amir Mustedanagić Dominique Spirgi, Abodienst Gönner: 500 Franken pro Jahr Tel. 061 561 61 80, (Leiter Newsdesk), Samuel Waldis Tel. 061 561 61 61, Mehr dazu: tageswoche.ch/join [email protected] Reto Aschwanden Redaktionsassistenz [email protected] (Leiter Produk­tion), Béatrice Frefel Verlag Druck Die TagesWoche erscheint Renato Beck, Layout/Grafik Olivia Andrighetto, Zehnder Druck AG, Wil täglich online und jeweils am Antonia Brand (Praktikantin), Petra Geissmann, Tel. 061 561 61 50, Designkonzept und Schrift Freitag als Wochenzeitung. Tino Bruni (Produzent), Daniel Holliger [email protected] Ludovic Balland, Basel 44 erledigen muss: telefonieren, SMS schrei- ben, Snake spielen – es war sogar stabil ­genug, um Bierflaschen zu öffnen – im ­Internet kursieren Beweisvideos. Ein Telefon wie geschaffen für Teenager, unzerstörbar und mit einer schier endlosen Akkulaufzeit. Damals gab es die Ausrede «Ich konnte nicht telefonieren, mein Akku war leer!» nicht. Nein, das Nokia 3310 hatte nicht einfach plötzlich «keine Batterie mehr». Das Nokia 3310 warnte einen ­vorsorglich, dass bald der Saft ausgehen würde, um dann noch mindestens einen Tag weiterzulaufen.

Tribal- und Flammenmuster Das monochrome Display, die dünnen, blechern scheppernden Klingeltöne und die spartanisch gehaltenen Funktionen würden heute wohl niemanden mehr dazu bringen, sich so ein Gerät zu kaufen. Trotz- dem brechen die Liebesbekundungen für das Handy aus der Steinzeit des Mobil- funks auch nach 15 Jahren nicht ab. Als «Das grossartigste Mobiltelefon aller Zei- ten» betitelt Techradar.com das Handy. Auch der «Guardian LV» findet noch heute Telefonieren, simsen – und sogar Bierflaschen lassen sich damit öffnen. Foto: getty images lobende Worte für das Nokia 3310, bezeich- net es als «unzerstörbar cool». Kultwerk #200 Das Nokia 3310 war aber nicht einfach ein Gebrauchsgegenstand, es war auch ein wichtiges Accessoire, Teil der jugendlichen Vor 15 Jahren kam das Nokia 3310 Identität. Um es der eigenen Persönlichkeit anzupassen, gab es verschiedene Covers: auf den Markt, von dessen Robustheit Tribal- und Flammenmuster, chinesische Zeichen, sogar mit Hologramm-Hüllen ­Nostalgiker noch heute schwärmen. konnte man seine Individualität zum Aus- druck bringen. Doch die Liebe zum Detail ging noch ­tiefer. Man konnte seinem Nokia auch mit herunterladbaren Bildschirmschonern, Grussbotschaften und Klingeltönen den Ein Handy für letzten Schliff geben. Der Klingelton kom- munizierte den Mitmenschen, mit was für ­einer Person man es zu tun hatte: War man ein Konformist (der bloss die gespeicherten Melodien verwendete), jemand, der den die Apokalypse ­aktuellen Charttrends hinterherrannte, oder ein Grufti, der den traurigsten Portishead- Song selbst einprogrammiert hatte? Damit lockt man heute niemanden von Antonia Brand mehr aus dem Dschungelcamp, doch da- mals war das alles unglaublich aufregend, martphones sind zum festen Be- dafür Tasten. Schönstes Beispiel dafür: das weil neu. Genauso neu, wie die ersten Fälle standteil unseres Alltags geworden, Nokia 3310. Im Herbst 2000 ging dessen von Verschuldungen, die auftraten, als so dass es schwer fällt, sich ein Leben erstes Modell über den Ladentisch. Im Lau- die Leute es mit dem Bildschirmschoner- ohne sie vorzustellen. Bereits be- fe der Jahre ist es immer mehr glorifiziert, Runterladen übertrieben. Sschäftigen sich Psychologen mit der Nomo- zum Mythos, ja, zum Kultwerk geworden. phobia, der Angst, telefonisch nicht erreich- 15 Jahre mögen in unserer Erinnerung Der Griff zur Kettensäge bar zu sein. Das iPhone hat es sogar zu einem nicht viel sein, doch verhält es sich mit den Und eben, es war robust. Für ein Smart- nach ihm benannten Syndrom g­ eschafft: Handy- wie mit den Hundejahren: Die phone kommt es einem Todesurteil gleich, «iPhone Separation Anxiety» bezeichnet die Technik altert viel schneller als wir selber! wenn das Gerät auf den Boden fällt. Pas- Angst, vom iPhone getrennt zu sein. Beim Modell 3310 handelt es sich zwar nicht siert das mit einem Nokia, muss man sich Wie war das eigentlich, als es noch keine um das erste massentaugliche Handy von eher Sorgen um den Boden machen. Smartphones gab? «Wie haben die Leute Nokia, noch nicht einmal um das erfolg- Eine Vielzahl von Leuten auf YouTube damals überlebt?», mag man sich fragen. reichste. Aber anders als seine Brüder hat haben es sich zum Ziel gesetzt, das Handy Wer weckte mich am Morgen, sagte mir, das Nokia 3310 einen unerreichten Kultsta- vor laufender Kamera auf seine Belastbar- wann mein Tram fährt? Damals, im Jahr tus unter den Mobiltelefonen erreicht. keit hin zu testen. So lerne ich: Ist man wild 2000, las ich im Tram die Zeitung und nicht Was macht das Blocktelefon zum Klassi- entschlossen, dem Leben seines Nokias ein eine App, man hörte Discman. ker? Ganz einfach: Das Nokia 3310 war Mo- Ende zu setzen, muss man schon zur Ket- Es war das Zeitalter, als Mobiltelefone biltelefonkultur in Reinform. Man konnte tensäge greifen. Aber wer will das schon? noch keine Internetverbindungen hatten, damit alles tun, was man mit einem Handy tageswoche.ch/+h61rz ×

TagesWoche 40/15 45 Wochenendlich in Trogir Die Herbstferien stehen an und ein Ort, der sich besonders anbietet, ist Trogir. Die kroatische Küstenstadt liegt nahe beim Flughafen Split und verzaubert mit ihrem Charme. Trogir muss man nicht kennen, aber besuchen von Alexander Marzahn

ie von Trogir gehört zu haben, ist Die verwinkelte Altstadt zählt seit 1997 Erkunden keine Schande. Nie hinzufahren zum Weltkulturerbe der Unesco. Ein dicker Vom Glockenturm der St.-Laurentius- aber ein Versäumnis. Dabei hat runder Wehrturm und eine Festung am Kathedrale hat man einen herrlichen es uns nur aus Bequemlichkeit ­südwestlichen Ende der Insel zeugen von Blick über die roten Dächer der Nin die kroatische Küstenstadt verschlagen: alter Stärke. Das kleine Fort wird heute auch ­Altstadt. Der Ort liegt näher am Flughafen Split als die für Folklore-Konzerte genutzt: Nach den dalmatische Hauptstadt selber­ , man steht kriegerischen 1990er-Jahren wird in Trogir Ergreifen in 20 Minuten am Check-in. Doch für die wieder getanzt. Nicht nur getanzt. Das antike Relief des Gottes Kairos im ­bezaubernde, ganz vom Wasser umgebene Benediktinerkloster ist fast 2500 Jahre Altstadt ist kein Weg zu lang. Seefahrer-Romantik alt. Die fehlende Haarlocke am Trogir ist Split im Hosentaschenformat. Da man den Altstadtkern in ein, zwei ­Hinterkopf steht für das Bonmot «eine Der venezianische Löwe grüsst auch hier Stunden erkundet und umrundet hat (im Gelegenheit beim Schopf packen». von vielen Giebeln, doch die Gassen sind Hochsommer braucht man wegen der Men- etwas enger, und die Riva, die Flanier- und schenmassen etwas länger), bleibt genug Erwerben Restaurantmeile am Ufer, wurde nicht für Zeit, an der Seepromenade bei einem Glas Krostule ist ein traditionelles Gebäck. viel Geld kaputtgestylt wie jene von Split. Prosec (ein dalmatischer Dessertwein) den Der Teig wird in Streifen geschnitten, Die romanisch-gotische Altstadt gilt Blick übers Meer schweifen zu lassen. Viel- zu einem lockeren Knoten gebunden nicht umsonst als die am besten erhaltene leicht bleibt er an einem der am Kai vertäu- und frittiert. von Osteuropa, und spätestens auf dem ten Segelschiffe hängen: Vor allem deutsche Platz ­Johannes Paul II. wähnt man sich in ei- Anbieter stechen von hier aus in See, wäh- Erleben ner toskanischen Civitas: Kathedrale, Log- rend der (preiswertere) Lokalmatador Kata- Im versteckten Innenhof der Konoba gia, Rathaus, Uhrenturm und Adelspaläste rina Lines von Split aus die bezaubernde In- Trs schmeckt die Dorade besonders ­bilden das perfekte Renaissance-Ensemble. selwelt erkundet: Von der Mittelalter- zur gut – ganz zu schweigen von der Dass dieses 1963 als Kulisse für den Western- Seefahrer-Romantik sind es in Trogir nur ­Schokoladentorte. (Adresse: Matije film «Winnetou 3» herhalten musste, ist ein ein paar Schritte. Gupca 14). Treppenwitz der Filmgeschichte. tageswoche.ch/+2u8x6 ×

Wie in einer toskanischen Civitas: Platz Johannes Paul II. Festung und Hafenpromenade.

TagesWoche 38/15 zeugt, das dem Leser vor allem eine «topo­ 46 graphische Beschreibung unseres merk­ lich veränderten Helvetiens» bietet. Neben seinem Amt als Pfarrer war Lutz ein äusserst fruchtbarer Publizist. Insbesondere Geschichte und Landes­ kunde hatten es ihm angetan. Dabei ver­ engte sich sein Blickwinkel nach dem Ende der Helvetik nicht. Vielmehr hielt er an einer gesamtschweizerischen Perspek­ tive fest. Dafür sprechen Buchtitel wie «Nekrologe denkwürdiger Schweizer aus dem 18. Jahrhundert, nach alphabetischer Ordnung bearbeitet für Freunde vaterlän­ discher Kultur und Geschichte» (1812) oder auch sein 1822 erschienenes Geogra­ phisch-Statistisches Handlexikon der Schweiz. 1833 war Lutz der einzige Basler Pfarrer, der einen Amtseid auf die ­Revoluzzerregierung

in Liestal leistete. Daneben gab Pfarrer Lutz auch zahlreiche Schriften mit Bezug zu Basel in den Druck, etwa eine «Geschichte des Ursprungs und der Entwicklung der kirchlichen Reform­ ation zu Basel» (1814) oder eine «Kurze ­Beschreibung der Stadt und des Kantons Landeskunde und Geschichte waren die grossen Leidenschaften von Pfarrer Lutz. Basel – ein Handbuch für Fremde und Ein­ heimische» (1811). Zeitmaschine Nach der Kantonstrennung von 1833 mussten die Pfarrherren im Baselbiet ei­ nen Amtseid auf die Revoluzzerregierung Markus Lutz setzte auf die Bildung in Liestal leisten. Lutz war der einzige, der schliesslich bereit war, den geforderten der Staatsbürger – erst recht nach der Amtseid abzulegen. Die übrigen verliessen den neuen Kanton.

Trennung der beiden Basel. Fremdlinge im eigenen Hause Wie sehr Baselland Lutz am Herzen lag, macht seine «Kurze Beschreibung des Kantons Basel. Zum Gebrauch der Basel- Landschaftlichen Bewohner und ihrer Pfarrer mit ­Jugend» deutlich, die er 1834 in Liestal dru­ cken liess. Mit dem «kleinen geogra­ phisch-statisch-topographisch-histori­ schen Lehrbuch» hoffte Lutz nicht zuletzt das Bildungsniveau zu heben. Denn er war Weitblick der Ansicht, es sei davon auszugehen, «dass es beides Erw­ achsene sowohl als Minderjährige in unserem Lande geben von Martin Stohler dürfte, denen es schwer fallen könnte, ­bestimmte Nachricht vom Lande Basel zu er Basler Markus Lutz war von weibels Emanuel Lutz und seiner Frau geben, und die also noch Fremdlinge im 1798 bis zu seinem Tod im Jahr Anna Maria Hey geboren wurde, von den ­eigenen Hause sind». 1835 Pfarrer von Läufelfingen, Ideen der Französischen Revolution be­ Typisch für Lutz war, dass er sich in einem Dorf im oberen Basel­ geistern lassen. So begrüsste er auch das seinen Ausführungen nicht auf Liestal Dbiet. Als Mitglied der Basler Staatskirche Ende des Ancien Régime in Basel und in der und die Baselbieter Dörfer beschränkte. war er bis zur Kantonstrennung von 1833 Schweiz. Dass die Landschäftler Umstürz­ Auch punkto der Stadt Basel vermittelt wie alle Pfarrherren auf der Landschaft ler beim Sturm auf die Farnsburg vom das Büchlein zahlreiche Informationen. nicht nur seiner Kirchgemeinde, sondern 20. und 21. Januar 1798 über den ­Weinkeller Lutz war bei aller Liebe zum neuen auch der städtischen Obrigkeit verpflich­ des Landvogtes herfielen, konnte er aller­ Heimatkanton klar, dass Stadt und Land tet, was ihm nicht immer leichtgefallen dings ganz und gar nicht billigen. eine lange gemeinsame Geschichte hat­ sein dürfte. Auch für die Helvetik hegte Lutz Sympa­ ten. Auch dieses Wissen wollte er weiter­ In jungen Jahren hatte sich Lutz, der 1772 thien, wie sein 1798 erschienenes «Hand­ geben. als Sohn des Schuhmachers und Gerichts­ büchelgen der helvetischen Repulik» be­ tageswoche.ch/+vz4q8 ×

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