Jahresbericht 2016 2016 Was wir tun Wofür wir einstehen Wer wir sind Jahresbericht

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Vorwort

Ralf Fücks Foto: Julia Baier Barbara Unmüßig Foto: Bettina Keller

2016 war kein gutes Jahr für die Demokratie. Der Eines unsere zentralen Anliegen ist die soziale und Austritt Großbritanniens aus der EU, die Wahl Do- ökologische Transformation von Wirtschaft und Ge- nald Trumps zum US-Präsidenten, die Entwick- sellschaft. Dabei verknüpfen wir technische Inno- lung der Türkei zu einem autoritären Führerstaat, vation mit politischer Regulierung und individueller die massive Einschränkung zivilgesellschaftlicher Verantwortung. Soziale Teilhabe und ökologische Handlungsmöglichkeiten in zahlreichen Staaten – all Nachhaltigkeit sind untrennbar mit der Demokra- diese Ereignisse sind Ausdruck eines heftigen antili- tiefrage verbunden. Mit Studien, Politikvorschlägen beralen Rückschrittes. Der geht einher mit einer tief- und Diskussionsforen tragen wir dazu bei, das Be- greifenden Verschiebung der internationalen Kräfte- wusstsein von der Notwendigkeit und Möglichkeit verhältnisse. Die aufsteigenden Mächte – allen voran dieser großen Transformation zu schärfen. Ein gro- China – fordern ihre Mitsprache ein. Weltweit wer- ßer Erfolg des vergangenen Jahres war das Jugend- den multilaterale Zusammenarbeit und die universel- buch «Iss was?! Tiere, Fleisch & ich». Besonders

le Geltung der Menschenrechte herausgefordert. Die stolz sind wir auf seine Nominierung für den Deut- Vorwort alte Weltordnung ist dahin, eine neue gibt es noch schen Jugendliteraturpreis 2017 in der Kategorie nicht. Sachbuch. Als politische Stiftung werden wir mehr ge- Ohne unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter braucht denn je. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie unsere Partnerinnen und Partner im In- und zu fördern, gehört zu unserem Kernauftrag. Ange- Ausland wäre unsere Arbeit nicht möglich. Ihnen sichts der immer enger werdenden Handlungsspiel- gilt unser Dank und unsere Wertschätzung für ihren räume für zivilgesellschaftliche Initiativen bedeutet verantwortungsvollen Einsatz, den sie an vielen Or- das, auch alternative Wege zu suchen, um unsere ten der Welt unter schwierigen Rahmenbedingungen Partnerinnen und Partner bei ihrer Arbeit zu unter- leisten. Ein herzliches Dankeschön geht auch an die stützen. Eine weitere wichtige Aufgabe der Stiftung vielen Menschen, die sich ehrenamtlich in den Gre- ist es, internationale Entwicklungen für die deutsche mien der Stiftung engagieren. Wir freuen uns auf den Öffentlichkeit aufzubereiten und Hintergründe zu weiteren gemeinsamen Weg. liefern. Europa erlebt raue Zeiten. Der anwachsende Na- tionalismus stellt sich gegen das Projekt einer poli- Berlin, im April 2017 tischen Union. Eine gemeinsame Flüchtlingspolitik scheint in weite Ferne gerückt, die latente schwe- lende Eurokrise spaltet Europa in Schuldner und Gläubiger. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Süden und die damit verbundene Perspektivlosigkeit einer ganzen Generation sind eine schwere Hypothek. Un- Ralf Fücks Barbara Unmüßig sere Vision ist ein Europa, das soziale Teilhabe und Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung ökologische Modernisierung verknüpft und Perspek- tiven für die jüngere Generation öffnet. Wir wollen ein Europa, das die gemeinsame Handlungsfähigkeit stärkt und Raum für Verschiedenheit lässt. Erfreuli- cherweise ist im letzten Jahr das politische Interesse bei vielen gewachsen, auch die Bereitschaft, sich dem antieuropäischen Trend entgegenzustemmen. 2

Auf einen Blick

4 Demokratie und Menschenrechte 40 Kunst und Kultur stärken Wir fördern Kunst und Kultur als Ausdrucksform ge- sellschaftlicher Selbstverständigung. Wir ­konzipieren Derzeit nehmen Repressionen gegen die Zivilgesell- und veranstalten Literaturtage, Filmreihen und ­Musik- schaft weltweit zu. Die Arbeit von Nichtregierungs- und Kulturfestivals. 2016 ging es bei unseren organisationen wird erschwert, die Pressefreiheit ein- «Deutsch-Israelischen Literaturtagen» um Fluchter- geschränkt und Regierungskritiker/innen verhaftet. fahrungen und das Ankommen in der neuen Heimat. Wir waren 2016 an der Erarbeitung der Civic Charter Beim DExZA-Festival gaben Künstler/innen aus Ber- beteiligt. Sie soll Aktivist/innen weltweit dabei helfen, lin und dem südafrikanischen Johannesburg Einblick für ihre Rechte und Handlungsspielräume einzutre- in die Poesie- und Musikszenen beider Städte. Auf den ten. Unsere Partner/innen in jenen Ländern, in denen Arabischen Filmtagen gab es Dokumentar-, Kurz- und Demokratie und Menschenrechte massiv unter Druck Spielfilme über starke Frauen aus dem arabischen geraten, versuchen wir – soweit möglich – in ihrem En- Raum zu sehen. gagement zu unterstützen, z.B. bei der Schaffung von alternativen Medienkanälen. 42 Heinrich-Böll-Haus Langenbroich 12 Herausforderungen Europas bewältigen In vielen Ländern sind Künstlerinnen und ­Künstler durch ihren Einsatz für die Freiheit Repressionen ausge- Die Europäische Union befindet sich in einer Zerreiß- setzt. Mit unserem Stipendienprogramm im Heinrich- probe. Vor allem der zunehmende Rechtspopulismus in Böll-Haus Langenbroich bieten wir Künstlerinnen und vielen Ländern könnte ihr Ende bedeuten. Wir stehen Künstlern die Möglichkeit, für einige Zeit ungestört zum europäischen Projekt! Wir haben uns 2016 mit den und finanziell abgesichert zu arbeiten. Im Jahr 2016 Gründen für das Erstarken der Rechtspopulisten aus- hatten wir Schriftsteller/innen und Journalist/innen einandergesetzt, die Anforderungen an eine europäi- aus Syrien, Afghanistan, dem Jemen und Bangladesch sche Asyl- und Flüchtlingspolitik debattiert (z. B. auf

Auf einen Blick zu Gast. Sie alle mussten ihre Heimat verlassen und der internationalen Konferenz «Grenzerfahrungen»)­ leben in Deutschland im Exil. und Strategien der europäischen Außen- und Sicher­ heitspolitik in den Blick genommen (Außenpolitische Jahrestagung). 43 Studienwerk Rückenwind für junge Talente! 2016 haben wir insge- 28 Die große Transformation gestalten samt 927 Studierende und 215 Promovierende geför- dert, davon 61 Prozent Frauen. 196 Stipendien haben Wir wollen den Übergang in eine nachhaltige Form des wir neu vergeben. Wir wollen die Potenziale junger Wirtschaftens beschleunigen. Dafür erarbeiten wir Menschen fördern und sie bei ihrer persönlichen und Reformalternativen zu unterschiedlichen Themen wie beruflichen Entwicklung unterstützen. Zur Weiterbil- Energie, Mobilität, Stadtentwicklung oder Ressour- dung konnten unsere Stipendiatinnen und Stipendia- cen- und Agrarpolitik. 2016 haben wir u.a. zivilgesell- ten aus einer Vielzahl an Veranstaltungen auswählen. schaftliche Initiativen dabei unterstützt, für Klimage- Die Themen reichten von Überwachung in der digitalen rechtigkeit vor Gericht ziehen zu können. Wir haben Gesellschaft über Planspiele gegen Rechtspopulismus uns um eine verstärkte innereuropäische Kooperation in Europa bis hin zu Artenschutz und zur Rückkehr in Energiefragen bemüht und uns mit der Zukunft des der Wölfe. Fliegens beschäftigt. Ein großer publizistischer Er- folg war unser Jugendbuch «Iss was?! Tiere, Fleisch und ich», das für den Jugendliteraturpreis 2017 nomi-­ niert ist. 3

46 Gunda-Werner-Institut für Feminismus 49 Preisverleihungen und Geschlechterdemokratie Die Heinrich-Böll-Stiftung vergibt auch Preise! Im Ob (queer)feministisch oder männerpolitisch – das Jahr 2016 waren dies der Friedensfilmpreis an Ma- Gunda-Werner-Institut (GWI) ist der Ort der Analysen her Abi Samra für seinen Dokumentarfilm «Makh- und Strategien. Wie eine geschlechtergerechte Gesell- doumin» über die Ausbeutung ausländischer Hausan- schaft aussehen kann und welche politischen Instru- gestellten im Libanon. Der Anne-Klein-Frauenpreis mente uns dorthin bringen, wird u.a. in dem Blog «Was ging an Dr. Gisela Burckhardt für ihr langjähriges En- ist der StreitWert» debattiert. Die Tagung «Gegner*in- gagement für die sozialen und politischen Rechte von nenaufklärung» beschäftigte sich mit den antifeminis- Frauen. Mit ihrer Organisation Femnet unterstützt tischen, geschlechtskonservativen und rassistischen sie besonders Frauen in Südasien bei ihrem Kampf um Kreisen, die seit Jahren gegen Gleichstellungspolitik gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen in der und emanzipative Geschlechterbewegungen­ mobilma- Textilindustrie. chen. Auch «Hate Speach», der Hass, der sich im In- ternet entlädt, war Thema einer Veranstaltung. 50 Prominente Gäste

47 GreenCampus – Politik erfolgreich Über das Jahr hinweg hatten wir eine große Reihe in- teressanter internationaler Persönlichkeiten zu Gast, machen darunter u.a. den syrischen Philosophen Sadiq Al-Azm, Unter dem Dach von GreenCampus vereinen sich die die Trägerin des alternativen Nobelpreises, Svetlana Weiterbildungsangebote der Heinrich-Böll-Stiftung Gannushkina, die israelische Schriftstellerin Dorit Ra- und ihrer Landesstiftungen im Bereich Politikmanage- binyan und Gado, einen der berühmtesten Cartoonis- ment. Ziel ist es, ehrenamtlich Aktiven und Profis das ten Afrikas. Rüstzeug für eine erfolgreiche politische Arbeit zu ver- mitteln. Im Jahr 2016 war das Thema «Vorurteile und

Rassismus-Sensibilisierung in der Flüchtlingsarbeit» 52 Stiftungsmanagement Auf einen Blick ein besonderer Schwerpunkt. Seit 2008 hat Green- Wir finanzieren uns fast ausschließlich aus öffentli- Campus eine externe Testierung (LQW – Lernorien- chen Mitteln. Im Jahr 2016 standen uns rund 62 Mil- tierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung). lionen Euro zur Verfügung. Etwa die Hälfte wurde für Projekte der internationalen Zusammenarbeit ver- wendet. Wir investieren aber auch in Fortbildungen für 48 Archiv Grünes Gedächtnis die Belegschaft und in die organisatorische Weiterent- Das Archiv dient der historischen Überlieferung der wicklung unserer Stiftung. Seit 2016 zeichnet uns das Partei Bündnis 90/Die Grünen und sammelt Quellen Zertifikat «berufundfamilie» als familienfreundliche zur Geschichte der Neuen Sozialen Bewegungen. 2016 Arbeitgeberin aus. hat sich das Archiv an diversen Veranstaltungen zur Zeitgeschichte, insbesondere zur Umweltgeschichte, beteiligt. Eine große Konferenz in Breslau widmete sich dem Dissidenten und Schriftsteller Jürgen Fuchs, der in den Gründungsjahren der Kölner Heinrich-Böll- Stiftung auch als ehrenamtlicher Vorstand tätig war. 4 Demokratie und Menschenrechte stärken und Demokratie

Moskau, Februar 2016: Gedenkmarsch an den ein Jahr zuvor ermordeten Oppositionellen Boris Nemzow Foto: picture alliance/NurPhoto Demokratie undMenschenrechte stärken Gruppen sowie die Arbeit von und Jour Journalistinnen kratie nichtkratie ausgehöhlt oder zerbricht. wird gar ­ Selbstverständlichkeit. keine ist Demokratie Demokratie und Demokratisierung weltweit zu unter weltweit zu Demokratisierung und Demokratie können. Deshalb unterstützen wir zivilgesellschaftliche zivilgesellschaftliche wir unterstützen Deshalb können. Eine freiheitliche politische muss Kultur sich entwickeln Inter*-Menschen weltweit voranzubringen. (LSBTI) Rechte von Trans* Bisexuellen, Schwulen, Lesben, und zum Beispielzum Gesetzesinitiativen Schutz daran, zum der internationalen Bildungsarbeit; Ausgangs- und Angel und Bildungsarbeit; Ausgangs- ­internationalen muss erkämpft,mitLeben und gefüllt erneuert werden. innen und Partnern auch daran, Konflikte zu auchbewältigen Konflikteinnen und Partnern daran, Partner Medien. und arbeiten unseren Wir mit nalisten arbeitenmit unseren und Partnern Partnerinnen wir nen Bürger, und öffentliche organisieren Debatten, wir punkt sind dabeipunkt die universellen Menschenrechte: Wir unterstützen die politische Einmischung der Bürgerin und Streit zivile in lenken Bahnen zu die – damit Demo die vonund Beteiligung für Minderheiten. Zusammen streiten gleicheund wir für Rechte der Geschlechter stützen und zu fördern ist ein Kernanliegen unserer Kernanliegen fördern ein zu und ist stützen 5 Demokratie Demokratie - - - - - ­

Demokratie und Menschenrechte stärken 6

Zivilgesellschaft unter Druck Eine starke Zivilgesellschaft ist unersetzlich. Sie kann politische Prozesse (mit-) gestalten, Teilhabe organisieren, Korruption und Menschenrechtsverletzungen aufdecken, den sozialen Ausgleich fördern und staatliche Rechenschaft einfor- dern. Sie ist auch ein Stein im Schuh derjenigen, die es mit Menschenrechten und Demokratie nicht so ernst nehmen und die ihre Macht in Politik und Wirtschaft nicht infrage gestellt wissen wollen. Derzeit nehmen Repressionen gegenüber der Zivilgesellschaft weltweit zu, selbst in vermeintlich demokratisch gefestigten oder etablierten Ländern. Die Handlungsräume werden eingeengt (Shrinking Spaces) – durch bürokratische Hürden, rechtliche Einschränkungen, Kriminalisierung, Dif- famierung und auch physische Gewalt.

UN-Sonderberichterstatter Maina Kiai mahnt, das Recht auf Ver- sammlungsfreiheit zu nutzen, sonst bestehe Gefahr, es zu verlieren.

Wir unterstützen die Civic Charter Die Civic Charter, die Charta für politische Teilha- Podiumsdiskussion «Es wird eng: Handlungsspiel- be, ruft Regierungen in aller Welt dazu auf, sich an räume für Zivilgesellschaft zwischen Anspruch und Demokratie und Menschenrechte stärken und Demokratie geltendes Völkerrecht zu halten und grundlegende Wirklichkeit» im Oktober 2016 war Maina Kiai, der Rechte wie Meinungs-, Versammlungs- und Organi- UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Ver- sationsfreiheit zu garantieren und zu schützen. Die sammlungs- und Vereinigungsfreiheit. Er mahnte: Charta wurde von zivilgesellschaftlichen Akteur/in- «Die Zivilgesellschaft muss sich ihrer selbst wieder nen aus unterschiedlichen Kontinenten und Ländern bewusster werden. Wir sollten jeden Tag auf die sowie renommierten internationalen Organisationen Straße gehen – auch, wenn es gerade gar nichts Kon- gemeinsam erarbeitet. Wir haben diesen Prozess kretes gibt, gegen das man protestieren muss. Wenn unterstützt und begleitet. 2016 wurde sie in Berlin wir diesen Raum nicht nutzen, werden wir ihn ver- und an anderen Orten weltweit vorgestellt. Über 200 lieren.» Laut bleiben, zusammenhalten, nicht auf- zivilgesellschaftliche Organisationen und über 800 geben – dieses Podium sendete ein klares Signal für Personen haben die Civic Charter bereits unterzeich- eine Zivilgesellschaft, die sich stärker denn je be- net. Sie soll Organisationen und Aktivist/innen auf haupten muss. der ganzen Welt dabei unterstützen, für ihre Rechte Über unsere Arbeit zur Förderung von Demokra- und Handlungsspielräume einzutreten. tie weltweit informiert die 2016 erschienene Publi- Bei Fachtagungen und Diskussionen hatten wir kation «Für Demokratie». Sie gibt einen Einblick in im vergangenen Jahr zahlreiche internationale Ak- die damit verbundenen Herausforderungen und Mög- tivist/innen in Berlin zu Gast. Sie berichteten über lichkeiten. Fallbeispiele und Analysen machen das die Einschränkungen ihrer Arbeit und deren Aus- Engagement anschaulich. wirkungen auf ihr Leben. Prominenter Gast bei der

Link Webdossier Publikation: «Für Demokratie» www.civiccharter.org www.boell.de/de/ www.boell.de/de/2016/03/ dossier-shrinking-spaces 17/fuer-demokratie?dimen- sion1=ds_demokratieheft 6 7

Was können unsere internationalen Büros tun? Beispiele aus der Türkei, Israel, Russland, Thailand und Bosnien-Herzegowina Als politische Stiftung mit starker Verankerung in den Zivilgesellschaften unserer Partnerländer erleben wir hautnah mit, wie demokratische Grundrechte massiv verletzt oder politische Arbeit nahezu unmöglich gemacht wird. Unsere Büros und unsere Partner/innen vor Ort arbeiten bisweilen unter schwierigen Bedingungen und können doch so einiges bewirken. Hier einige Beispiele:

Istanbul rungskritische Organisationen, insbesondere solche, Opposition aus der Garage die zu Menschenrechten und Besatzung arbeiten. Seit dem vereitelten Putschversuch vom Sommer Rechte Gruppen, die sich oft über Privatspenden fi- 2016 vergeht fast kein Tag ohne eine Meldung über nanzieren, sind nicht betroffen. Die deutschen politi- festgenommene Journalist/innen. Zwar gibt es noch schen Stiftungen, allen voran unser Büro in Tel Aviv, kleinere oppositionelle Medien, die sich tapfer be- haben sich in einer gemeinsamen Stellungnahme und haupten, das Fernsehen wird jedoch weitgehend von öffentlichen Briefen an Mitglieder der Knesset und regierungstreuen Sendern dominiert. Doch dort, wo der Regierung schon vor der Verabschiedung des es keiner vermuten würde, inmitten eines Indust- neuen Gesetzes klar dagegen positioniert. Nicht zu- riegebiets in Istanbul, schlägt eines der Herzen der letzt der internationale Druck, gerade auch von deut- neuen oppositionellen Medien: Medyascope. Der scher Seite, hat zu einer Abschwächung des Gesetzes­- ehemals angesehene Journalist Ruşen Çakır, der entwurfes geführt. Dennoch dürfte das Gesetz erst auf Drängen der Regierung bei CNN Türk entlassen der Anfang einer Reihe weiterer Maßnahmen und wurde, hat dort einen Garagensender aufgebaut und Kampagnen sein, um die Spielräume für kritische sendet nun täglich politische Talkshows über das In- NGOs weiter einzuschränken und das politische Kli- ternet. Mithilfe der Livestreaming-App Periscope, ma zu verschärfen. Das NGO-Gesetz war u. a. auch die insbesondere von jungen Leuten in der Türkei Thema der «Jerusalemer Gespräche» unseres Büros genutzt wird, diskutieren Çakır und sein Team jeden in Tel Aviv sowie einer Berliner Veranstaltung mit Abend mit Gästen über aktuelle politische Themen. Abgeordneten der linken Meretz-Partei. Es geht aber auch um Sport und Kultur. Und in die Garage kommen nicht nur prominente Oppositionelle, Büro Moskau auch einer der Mitbegründer der AKP – inzwischen

Unterstützung der engagierten Jugend Menschenrechte stärken und Demokratie bei Erdogan in Ungnade gefallen – war schon da. Das Besondere ist die Streitkultur in den Sendungen – es Das sogenannte Agentengesetz, das NGOs mit aus- wird hart diskutiert, aber immer sachlich und fair. ländischer Finanzierung und «politischer Tätigkeit» Täglich schalten rund hunderttausend Menschen ein, als «ausländische Agenten» diskreditiert, ist im Jahr die mehr wollen als die staatlich verbreitete Wahr- 2016 noch verschärft worden. Der Begriff der «po- heit. Unser Büro in der Türkei unterstützt das Me- litischen Tätigkeit» war zuvor kaum definiert. Die dyascope-Team, indem es gemeinsam Programme unklare Eingrenzung stieß auf die Kritik vieler zi- zu Themen wie Menschenrechten oder Außenpolitik vilgesellschaftlicher Aktivist/innen. Doch die lange realisiert. Demnächst gibt es Medyascope übrigens geforderte Definition, die Präsident Putin 2016 als auch auf Englisch! Gesetzesänderung in Kraft treten ließ, verbesserte die Lage der NGOs keineswegs. Nach der neuen Defi- nition ist jede öffentliche Aktivität in Bereichen wie Büro Tel Aviv Staatsaufbau, Gesetzeseinhaltung, Verteidigungs- Lobbyarbeit für die Rechte der Zivilgesellschaft fähigkeit, Außenpolitik oder sozialökonomische Die seit 2015 amtierende rechtsnationale Regierung Entwicklung einer politischen Tätigkeit gleichge- Israels hat im Juli 2016 ein Gesetz verabschiedet, setzt – gleich ob es sich um eine Demonstration, eine das Nichtregierungsorganisationen (NGO), die zu öffentliche Diskussion, eine Wahlbeobachtung, die mehr als 50 Prozent ihrer Mittel von ausländischen Veröffentlichung einer Meinungsumfrage oder ein Institutionen erhalten, zur Offenlegung verpflichtet sozialpolitisches Theaterstück handelt. Umso erfreu- und bei Verstoß mit hohen Bußgeldern belegt. Ver- licher ist, dass es weiterhin eine lebendige Zivilgesell- treter/innen dieser NGOs müssen außerdem bei Be- schaft in Russland gibt. suchen im Parlament spezielle Plaketten tragen. Das Unser Büro in Moskau unterstützt langjährige Gesetz fiel zwar milder aus als ursprünglich geplant, Partner, die alle mittlerweile zu «Agenten» erklärt dennoch ist es ein politischer Angriff auf linke regie- wurden, und auch neue Aktive, die sich fern der 8

Büro Thailand NGO-Gesetzgebung in losen Vereinigungen enga- Meinungsfreiheit in Südostasien fördern gieren. Sie suchen nach weniger bearbeiteten The- men und neuen Formaten, sei es in der Stadtpolitik In Kambodscha, Laos, auf den Philippinen, in Thai- oder in Kunstprojekten. Die Zahl junger Menschen, land und Vietnam garantieren die jeweiligen Ver- die die Gesellschaft aktiv verändern wollen, scheint fassungen zwar ausdrücklich das Recht der Bürger/ nicht rückläufig zu sein. Im November 2016 haben innen auf Meinungsfreiheit und Beteiligung, staat- wir einige von ihnen nach Berlin zur Konferenz «Rus- liche Zensur und Einschüchterung sind jedoch all- sische Alternativen» eingeladen, die in Koopera- gegenwärtig. Zu diesem Ergebnis kamen die Autor/ tion mit der Deutschen Gesellschaft für Osteuropa- innen einer bereits 2014 veröffentlichten Studie zum kunde (DGO) stattfand. Die jungen Aktiven suchen Stand der Meinungs- und Informationsfreiheit in- sich nicht unbedingt die großen politischen Themen nerhalb des Verbandes Südostasiatischer Nationen für ihr Engagement aus – auch als Reaktion auf die (ASEAN). Aufgrund der nationalstaatlichen Rest- damit verbundenen Risiken. Sie tun sich vielmehr riktionen rieten die Autor/innen der Studie interna- zu Blogger-Plattformen zusammen, wo es an freier tionalen Organisationen dazu, ihren Fokus verstärkt Presse mangelt, oder gründen sozial orientierte auf die Förderung regionaler Vernetzung von Akti- Start-up-Unternehmen wie z. B. eine Honigproduk- vist/innen zu legen, die sich für politische Beteiligung tion in einem Ural-Dörfchen, die mit dem erwirt- und Meinungsfreiheit einsetzen. Unser Büro in Süd- schafteten Geld gleich einen neuen Spielplatz und die ostasien entwickelte daraufhin zusammen mit der Renovierung eines Dorfkulturhauses finanziert. Das thailändischen Foundation for Community Educatio- Internet dient dabei als Kommunikationsplattform nal Media (FCEM) ein Austauschprogramm für Aka- und zweite Heimat. «Wir denken kurzfristig und demiker/innen, Aktivist/innen und Künstler/innen handeln schnell und qualitativ», resümierte eine der aus der gesamten Region zu Fragen bürgerschaftli- Teilnehmerinnen der Veranstaltung. «Wenn man uns chen Engagements und politischer Beteiligung. 2016 schließt, machen wir etwas Neues auf.» fanden erste Veranstaltungen statt, u. a. das Queer- Film-Fest in Hanoi mit Filmschaffenden aus Viet- nam, Thailand und Myanmar sowie diverse Seminare und Diskussionsrunden innerhalb der Projektserie «Open Day» in Jerusalem – «Skylines with Flying People 3». Hier waren Künst- Ein EU-Projekt für benachteiligte ler/innen und Akademiker/innen aus dem gesamten ASEAN-Raum beteiligt, um sich zu regionalpolitisch Kinder und Frauen stellt sich vor wichtigen Themen wie der Lage ethnischer Minder- heiten, der Berichterstattung über Protestbewegun- Für 750 Kinder aus Ostjerusalem war der 19. Okto­ gen in den Medien und der Rolle von Frauen im regio- ber 2016 ein ganz besonderer Tag. Unser Büro in nalen Kulturbetrieb auszutauschen. Ramallah hatte zu einem «Open Day» eingeladen, Demokratie und Menschenrechte stärken und Demokratie um ein EU-finanziertes Projekt für benachteiligte Büro Sarajevo palästinensische Kinder und Frauen vorzustellen. Handlungsspielräume erweitern Auf die Kinder wartete ein vielseitiges Programm mit Clowns und Spielen. Die Frauen konnten un- Auch die instabilen Gesellschaften des West-Balkan terdessen ihre Handarbeiten ausstellen und selbst- bleiben vom weltweiten Trend der Shrinking Spaces gemachte Speisen und Kuchen verkaufen. nicht verschont. Einen guten Überblick über die ak- Das Projekt unterstützt Frauen und Kinder, die tuelle Lage gibt die Publikation «Shrinking Spaces in der Altstadt und in den besonders marginali- in the Western Balkans» unseres Büros in Sarajevo. sierten Vierteln des besetzten Ostjerusalem leben. Autor/innen aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, Unter der Leitung der Stiftung haben sich fünf pa- Kroatien, Mazedonien und Serbien berichten über lästinensische und internationale Partner zusam- Fälle von Einschüchterung, Diskriminierung und mengefunden: War Child Holland und Right to Play Kriminalisierung von zivilgesellschaftlichen Akteur/ (Kanada) setzen sich für die Rechte von Kindern ein, innen und Journalist/innen. Sie zeigen auf, wie kom- sie bauen z. B. behindertengerechte Kinderspiel- plex die Mechanismen der Druckausübung und Ein- plätze. Das Arab Center for Agriculture Develop- schüchterung sind, und auch wie man sich dagegen ment unterstützt Frauen, die kleine Firmen gründen wehren kann, zum Beispiel durch die Schaffung al- oder Geschäfte aufmachen wollen. Die Organisation ternativer Medienkanäle. Um die Handlungsspiel- Sawa hilft Frauen und Kindern, die Opfer von Ge- räume für zivile Akteur/innen zu erweitern, doku- walt werden. Sie unterhält eine telefonische Hotline mentiert die Broschüre etliche Basisdokumente und veranstaltet Workshops. ArtLab schließlich ist internationaler Vereinbarungen wie etwa der Verein- ein palästinensisch-italienisches Künstlerkollek- ten Nationen, auf die sich NGOs und Aktivist/innen tiv, das Schüler/innen in Fotografie und Film aus- in ihrer Auseinandersetzung mit repressiven Kräften bildet – und schon drei Jugendliche damit in Lohn berufen können. und Brot bringen konnte. 8 9

Aufarbeitung der Vergangenheit Wenn eine Diktatur endet oder ein Konflikt beigelegt wird, wird der Weg frei, um die Überlebenden zu hören, Opfer zu entschädigen und die Täter zur Verantwor- tung zu ziehen. Diese Prozesse der «Wahrheitsfindung» sind Erinnerungsarbeit, damit die Menschen eines Landes ein gemeinsames Verständnis der Geschichte entwickeln können. Das ist schwierig, wenn Ressentiments weiterbestehen, der Konflikt noch schwelt und Täter und Opfer miteinander leben müssen. Wir unter- stützen deshalb Bemühungen, sich über die Vergangenheit zu verständigen, Er- innerungskonflikte anzugehen und die Dokumentation der Verbrechen mit dem Einsatz für Menschenrechte zu verbinden. Hier zwei Beispiele:

Aus Mufakkira Qanuniya Nr. 7: Die öffentlichen Anhörungen der Wahrheitskommission in Tunesien. Ein Comic von Othman Selmi.

Kambodscha Tunesien Frauen bei den Roten Khmer Aufarbeitung der Diktatur Ein Viertel der Bevölkerung Kambodschas wurde un- Trotz heftiger öffentlicher Kontroversen finden in ter den Roten Khmer von 1975 – 1979 umgebracht. Tunesien seit dem 17. November 2016 öffentliche Auch Frauen haben für die Roten Khmer gearbei- Anhörungen vor der Kommission für Wahrheit und tet und waren an Verbrechen beteiligt. Ihre Gründe Würde (L’Instance Vérité & Dignité – IVD) statt. waren unterschiedlich. Einige hofften in Zeiten von Zahlreiche Opfer der Diktatur Ben Alis sagten ebenso Hungersnot auf Essen. Andere waren dem Aufruf des aus wie andere, die seit der Unabhängigkeit Tunesi- Königs gefolgt, der mit den Roten Khmer den Dikta- ens unter Menschenrechtsverletzungen, aber auch Menschenrechte stärken und Demokratie tor Lon Nol vertreiben wollte. Wieder andere haben Nepotismus und Korruption gelitten haben. Insge- sich beteiligt, weil Familienmitglieder bei den Roten samt hat die IVD über 60000 Fälle angehört und Khmer waren. Gemäß der Ideologie der Roten Khmer dokumentiert. waren Frauen gleichberechtigt. Dennoch spielten Die öffentlichen Anhörungen werden im Fern- traditionelle Muster weiterhin eine Rolle. So wurden sehen übertragen. Sie stellen einen Meilenstein in Frauen in den Küchen oder in den wenigen Kranken- dem Umgang mit den Verbrechen der Diktatur dar. stationen eingesetzt. Gleichzeitig waren sie auch in Video-Aufzeichnungen der öffentlichen Anhörun- Kampfeinheiten oder in den Gefängnissen und Folter- gen sind in voller Länge über die Website der IVD zu- zentren dabei. Bis heute ist die Aufarbeitung der Ver- gänglich. Zeitgleich hat das tunesische Juristennetz- gangenheit ein politisch heikles Thema. 2016 begann werk Mufakkira Qanuniya Tunis (Agenda Legale) unsere Partnerorganisation Kdei Karuna ein Projekt seine gleichnamige Vierteljahreszeitschrift vorge- mit Frauen, die für die Roten Khmer arbeiteten. Zwei stellt. Die Zeitschrift ist ein Ableger des libanesi- der Frauen waren Köchinnen, zwei weitere Leiterin- schen Vorbilds Legal Agenda. Sie veröffentlicht mit nen von bewaffneten Fraueneinheiten. Einige der Unterstützung unseres Büros in Tunis kritische Bei- Frauen weisen Symptome einer posttraumatischen träge zu Korruptionsbekämpfung, der Aufarbeitung Belastungsstörung auf. Sie wurden zwangsverheira- der Vergangenheit und Unabhängigkeit der Justiz. tet oder hatten unter den Roten Khmer Familienan- gehörige verloren. Diese Frauen waren nicht nur Tä- terinnen. Unser Büro in Kambodscha unterstützt die Aufarbeitung von Frauengeschichte, weil sich hier zeigt, dass ein simples Opfer-Täterinnen-Denken his- torisch falsch ist. Und weil Geschichtsschreibung in Kambodscha noch immer männerdominiert ist. 10

Frauen- und LSBTI-Rechte stärken Zu einer gelebten Demokratie gehört auch, dass niemand wegen seiner sexuellen Orientierung und Identität verfolgt wird. Doch in vielen Gesellschaften geschieht genau das. Zusammen mit unseren Partnerorganisationen arbeiten wir daran, dass sich das ändert. Unser wichtigstes Ziel ist es, Frauenrechte zu stärken und Geset- zesinitiativen zum Schutz der Menschenrechte von Lesben, Schwulen, Bisexuel- len, Trans* und Inter*-Menschen (LSBTI) weltweit voranzubringen.

Türkei: Graffi tis gegen Frühverheiratungen in Beyoglu, einem Stadt- teil von Istanbul. Foto: Abdullah Coskun / picture alliance / AA

Türkei: Mit Lockenwicklern gegen Hochzeit denkbar ist. Seitdem hängen große Schil- Frühverheiratung! der gegen Frühverheiratung in den Frisörsalons. Nun In der Türkei ist die Verheiratung von Minderjähri- wollen sich die Frauen neue Verbündete suchen: die gen nichts Ungewöhnliches. Es liegen keine genauen traditionellen Kapellen, die auf jeder Hochzeit auf- Zahlen vor, aber NGOs gehen von mehreren Zehntau- treten. Sie sollen nur noch für Paare über 18 spielen. send Fällen pro Jahr aus. Zwar liegt das gesetzliche Heiratsalter bei 18 Jahren, aber mit 17 Jahren ist – Kambodscha: First Step – Hilfe ähnlich wie in Deutschland – eine Heirat mit Zustim- für Opfer sexueller Gewalt Demokratie und Menschenrechte stärken und Demokratie mung der Eltern möglich, und mit 16, wenn auch ein In Kambodscha haben sich Waisenhäuser als gute Gericht es gestattet. Allerdings werden viele frühe Einnahmequelle entwickelt. Oft werden Touristen Ehen informell bei Imamen geschlossen, auch wenn dorthin geführt, um von ihnen Spenden zu kassieren. dies seit langem illegal ist. Die offi zielle staatliche Dabei sind die Kinder dort keineswegs Waisen, son- Registrierung erfolgt dann bei Volljährigkeit. Die dern Teil eines Geschäfts. In vielen dieser sogenann- Frauenkooperative Yaka-Koop hat mit Unterstüt- ten Waisenhäuser ist sexuelle Gewalt an der Tages- zung unseres Büros in Istanbul im südosttürkischen ordnung. Sie geht nicht nur von der Hausleitung oder Van eine Kampagne gegen Frühverheiratung initiiert. den Angestellten aus, sondern auch von den Besu- Sozialarbeiterinnen gehen an Schulen oder direkt zu chern, die unkontrolliert Zugang zu den Kindern be- den Familien. Sie informieren die Eltern über die ge- kommen. Sexuelle Übergriffe gibt es häufi g auch in setzlichen Folgen einer Heirat und helfen ihnen, Sti- Massagesalons und es gibt Meldungen über sexuelle pendien oder anderweitige Unterstützung für die Bil- Gewalt von Seiten der Polizei und Sicherheitskräfte. dung ihrer Mädchen zu bekommen, damit diese in der Die Dunkelziffer ist immens, weil diese Verbrechen Schule bleiben können. Denn oft werden Mädchen in der Regel nicht zur Anzeige gebracht werden. Un- aus Armut in eine Heirat gezwungen. Über 4000 sere Partnerorganisation First Step betreut Jungen Mädchen wurden in den letzten Jahren erreicht, in und adoleszente Männer, die Opfer sexueller Gewalt vielen Fällen zogen die Eltern die Heiratspläne zu- wurden, klärt über dieses Thema auf und hilft dabei, rück. Inzwischen hat Yaka-Koop auch Kontakte zu Traumata aufzuarbeiten und patriarchale Denk- und Dorfvorstehern, Imamen, Brautmodegeschäften Verhaltensmuster zu überwinden. Die Organisation und Ärzten aufgebaut. Zuletzt machte sie Schlag- veröffentlicht Berichte und Studien über sexuelle Ge- zeilen, als sie allen Frisören im Großraum Van das walt und betreibt Lobbyarbeit bei der Regierung. Versprechen abnahmen, keine Bräute mehr unter 18 Jahren für die aufwändige Haar- und Make-up-Be- handlung zu akzeptieren, ohne die keine türkische 10 11

Indien: Mehr soziale Teilhabe für Transgender Thailand: Genderreportagen – Kritische In der indischen Gesellschaft haben traditionell auch Analysen in einem schwierigen Umfeld sexuelle Minderheiten ihren Platz, insbesondere In Thailand sorgen restriktive Mediengesetze und Transgender-Gruppen wie die Hijras und die Jogap- die Einschränkung digitaler Kommunikationsrech- pas. Dennoch sind sie im Alltag vielfältigen Diskri- te dafür, dass politisch relevante Genderthemen zu- minierungen ausgesetzt und leben auch ökonomisch nehmend tabuisiert werden. Journalist/innen wer- meist am Rande der Gesellschaft, als Bettlerinnen den spürbar verunsichert, die Selbstzensur nimmt oder Sexarbeiterinnen. Ein Urteil des Obersten Ge- zu. Unser Büro in Bangkok arbeitet mit kritischen richtshofs von 2014, das Transgender als «drittes und unabhängigen Online-Medien wie Isaan Record, Geschlecht» anerkennt, erlaubt es heute, speziell iLaw und vor allem Prachatai zusammen, die unter für Transgender einen besseren Zugang zu staat- anderem auch genderpolitische Beiträge von regio- lichen Dienstleistungen – etwa im Gesundheitsbe- naler Bedeutung veröffentlichen. Die Artikel erschei- reich – einzufordern. Um bestmögliche Teilhabe zu nen sowohl in Thai als auch in englischer Sprache. Im erreichen, dokumentieren die Solidarity Foundati- Jahr 2016 ging es um Themen wie die sexuelle Selbst- on in Bangalore und weitere Organisationen in fünf bestimmung von Frauen mit Behinderungen, sexuel- Bundesstaaten mit Unterstützung unseres Büros in le Übergriffe gegen Transgender-Strafgefangene in Indien die Lebenssituation der Betroffenen und iden- Männergefängnissen, Menschenrechtsverletzungen tifizieren ihre Bedürfnisse. Öffentlichkeitswirksame gegen weibliche Strafgefangene oder die Lebensbe- Aktionen sollen darüber hinaus helfen, Vorurteile ge- dingungen thailändischer Arbeitsmigrantinnen in der gen Transgender abzubauen. Ein Höhepunkt im Jahr Region. 2016 waren zwei Konzerte in Bangalore und Mum- bai: Jogappa-Musikerinnen traten gemeinsam mit Russland: Gender zum Sehen und Hören dem bekannten Carnatic-Vokalisten T.M. Krishna Zwischen Januar und Juni 2016 entstand in Moskau auf und boten dem begeisterten Publikum eine Fusi- der Gender-Online-Kurs, eine Folge von Filmclips on indischer Volksmusik und südindischer Klassik. mit Minivorlesungen führender russischer Expertin- nen, Wissenschaftlerinnen, Praktikerinnen und So- Konferenz in Berlin: LSBTI-Rechte und Religion ziologinnen auf dem Gebiet der Geschlechtergleich- Diskriminierung aufgrund sexueller Orientierung heit und der Rechte und Pflichten von Männern und wird gerne mit religiösen Argumenten gerechtfer- Frauen. Jede der Referentinnen widmete sich einem tigt. Unsere internationale Konferenz «To queer to aktuellen Thema wie dem «Feminismus in Russland believe» im Oktober 2016 in Berlin – eine Koopera- und der Welt», der «Familienpolitik» oder den «Rol- tion mit der türkischen LSBTI-Bewegung KAOS GL – lenbildern, Problemen und Stereotypen der Männer brachte Aktivist/innen aus verschiedenen Ländern und Frauen im Nordkaukasus». Die Grundsatzfrage und zugleich Vertreter/innen der drei großen abra- «Was ist eigentlich Gender?» fand genauso ihre Ant- hamitischen Religionen zusammen, um über die Ver- worten wie die Frage nach der sexuellen Identität, einbarkeit von Religion und Homosexualität zu dis- nach der Männlichkeit oder der Gewalt (Wie ist sie kutieren. Dabei ging es nicht nur um die Frage, mit zu erkennen und wie zu bekämpfen?). Die Auftritte Menschenrechte stärken und Demokratie welchen Widerständen und Widersprüchen sich re- der Referentinnen sind zu kleinen Einheiten von fünf ligiöse LSBTIs auseinandersetzen müssen, sondern bis acht Minuten zusammenmontiert und mit Illus- auch, was sie mit religiösen Akteuren verbindet. Ge- trationen und Zeichentrick versetzt worden. Zwi- rade im aufkeimenden rechtsnationalistischen Klima schen April und Juni erschienen die Gender-Film- in vielen Ländern sahen Aktivist/innen die Gefahr, chen auf der Webseite unseres Moskauer Partners LSBTI-Diskriminierung religiösen Menschen und be- colta.ru, wo sie bereits in den ersten zwei Monaten sonders Muslim/innen zuzuschreiben. Dabei mach- zwischen 10000 und 40000 Mal angeschaut wurden. ten angereiste Imame aus Frankreich oder Südafrika Viele Zuschauer wünschten sich eine zweite Staffel klar, dass es auch innermuslimisch schon lange eine als Fortsetzung. Seit Mitte Dezember steht der Gen- Diskussion zu diesem Thema gebe. Die Idee, es gebe der-Online-Kurs auf der Webseite unseres Moskauer nur eine Wahrheit, nur «einen Islam», sei überholt. Büros. Aufgabe sei es nun, um Vielfalt zu werben. Eine Mei- nung, die auch bei jüdischen und christlichen Akti- vist/innen auf Beifall stieß: Anstatt einen religiösen Vers gegen den anderen auszuspielen, müsse es dar- um gehen, was die jeweilige Religion im Kern über die Idee von Partnerschaftlichkeit und Zusammenleben aussagt.

Konzert in Indien Gender-Online-Kurs www.youtube.com/watch?- www.ru.boell.org/ru/gender- v=b25TA9Aq9aM&t=429s dlya-chaynikov-videolekcii 12 Herausforderungen Europas bewältigen

Danzig, März 2017: Demonstrant/innen unterstützen die Wiederwahl Donald Tusks zum Präsidenten des Europarates. Er erhielt 27 Stimmen der EU- Staats- und Regierungschefs, nur die polnische Regierung stimmte gegen ihn. Foto: picture alliance / NurPhoto 12 13

Herausforderungen Europas bewältigen Die Europäische Union erlebt eine schwere Zeit: Sie droht auseinanderzubrechen, die gemeinsame Währung wird zur Belastungsprobe, es gibt keine Einigkeit in der Außenpolitik und im Umgang mit den vielen Geflüchte- ten und Migranten. Sie geht zentrale Herausforderungen nicht beherzt an und verschärft damit ihre Legitimati- onskrise. In vielen Mitgliedsstaaten propagieren Rechts- wie Linkspopulist/innen einfache Lösungen. Sie wollen einen Austritt aus der EU und verlangen die Schließung der Grenzen. Damit erhalten sie in der verunsicherten Bevölkerung viel Zuspruch – in Deutschland, Frankreich,­ Polen, Ungarn und vielen weiteren Ländern. Sechzig Jahre nach der Unterzeichnung der Römischen ­Verträge muss Europa wieder zusammenrücken, die Krise als Chance nutzen und sein Modell der liberalen Demokra-

tie verteidigen. Schließlich hat die EU als gemeinsames Herausforderungen Europas bewältigen Projekt ihren Mitgliedern Wohlstand, Freiheit und Frie- den gebracht. Dies alles steht auf dem Spiel. Wir engagie- ren uns weiterhin mit unseren Partnerinnen und Part- nern für die EU. 14

Flucht und Migration Weltweit sind mehr als 60 Millionen Menschen auf der Flucht. Eine wachsende Zahl, geflohen aus den Krisengebieten in Syrien, dem Irak und Nordafrika, sucht auch Schutz in Europa. Die europäische Politik ist in Fragen zu Flucht und Asyl tief gespalten. Es besteht große Uneinigkeit darüber, wie mit den Schutzsuchen- den umzugehen ist. Auch die Frage einer fairen Verteilung der Flüchtenden unter den Mitgliedsländern ist strittig. Der Mangel an europäischem Konsens und Ko- ordination gefährdet nicht nur das Schengen-Regime offener innereuropäischer Grenzen – er bringt die gesamte EU an den Rand einer Zerreißprobe und verstärkt die Tendenzen zur Renationalisierung europäischer Politik.

Moria (Lesbos), Griechenland: Noch immer sitzen Tausende Gefl üchtete im Erstaufnahme- lager auf Lesbos fest, das einem Internierungslager gleicht. Foto: Erik Marquardt Herausforderungen Europas bewältigen

Internationale Konferenz in Berlin: Grenzerfahrungen – Asyl- und Flüchtlings- politik in Europa Die Ursachen und langfristigen Folgen der Flücht- neben kooperationsbereiten Staaten auch Städte, lingsproblematik können auf nationaler Ebene kaum Organisationen der Zivilgesellschaft und Unterneh- gelöst werden, darin sind sich Europas Regierun- men umfassen könnte. Beim als notwendig erachte- gen einig, so unterschiedlich ihre Haltungen in der ten Lastenausgleich auf europäischer Ebene wurden Flüchtlingspolitik sonst auch sind. Über die zentra- Strafzahlungen für unwillige Staaten weitgehend ab- len Fragen einer europäischen Asyl- und Migrati- gelehnt. Stattdessen gab es Vorschläge für eine stär- onspolitik haben wir auf unserer europapolitischen kere Betonung positiver fi nanzieller Anreize, um auf- Jahrestagung im Mai 2016 in Berlin debattiert. nahmewillige Kommunen direkt zu unterstützen und Schnell wurde offenkundig, dass weitreichende Ge- die einheimische Bevölkerung davon zu überzeugen, meinschaftslösungen wie eine solidarische Umver- gefl üchtete Menschen nicht nur als eine Belastung zu teilung von Flüchtlingen angesichts der politischen sehen. Die Skepsis war dennoch groß, ob sich diese Realitäten aussichtslos sind. Neue europapolitische Ideen, die im Kleinen durchaus erprobt sind, auch im Impulse erhofften sich viele stattdessen von einer bis- politisch anspruchsvolleren europäischen Rahmen lang kaum defi nierten «Koalition der Willigen», die umsetzen lassen können.

Webdossier Webdossier «Grenzerfahrungen» «Flucht und Migration» www.boell.de/de/dossier- www.boell.de/de/dossier- grenzerfahrung-asyl-und- fl ucht-asyl?dimension1= fl uechtlingspolitik-europa ds_fl ucht 14 15

Internationale Tagung in Berlin: Büro Prag: Ausstellung Das Recht auf legale Wege «Die Angst vor dem Unbekannten» Sowohl die Europäische Union als auch die USA Unser Prager Büro unterstützte in der Kunsthalle schotten sich gegenüber Geflüchteten immer weiter Bratislava das umfangreiche Rahmenprogramm zur ab. Sie verlagern ihre Außengrenzen in Drittländer Ausstellung «The Fear of the Unknown» (Die Angst und versuchen so, die Verantwortung abzugeben. An vor dem Unbekannten), kuratiert von Lenka Kuku- den Grenzen Europas und der USA haben sich zivil- rová. Künstler/innen aus der Slowakei, Tschechien, gesellschaftliche Netzwerke zur solidarischen Un- Polen, Rumänien, Österreich und Deutschland set- terstützung von Menschen auf der Flucht gegründet. zen sich darin mit den Erfahrungen von geflüchteten Neben praktischer Soforthilfe geht es den Helfenden Menschen auseinander, reflektieren aber auch, wie auch darum, dass die Staaten sich ihrer politischen, Politik und Gesellschaft in Europa auf die sogenann- völkerrechtlichen und moralischen Verantwortung te Flüchtlingskrise reagieren. Das Begleitprogramm stellen. Auf einer Berliner Tagung im Oktober 2016 umfasste neben Podiumsdiskussionen und Führun- stellten Aktivist/innen ihre Arbeit vor und diskutier- gen auch Workshops für Schulklassen und Studieren- ten die Möglichkeiten der Zusammenarbeit. Zu Gast de sowie Lehrertrainings. Vor dem Hintergrund der war u. a. der Mexikaner Fray Tomás González Castil- aufgeladenen Debatte zur EU-Flüchtlings- und Asyl- lo, der nahe der guatemaltekischen Grenze eine Her- politik war die Ausstellung ein wichtiger Ort für einen berge für Migrant/innen betreibt. Diese finden dort offenen und differenzierten Dialog zum Thema. Schutz vor Polizeigewalt, drohender Abschiebung und den Angriffen von Kriminellen. Kriminelle Kar- Büro Washington: telle wie die Zetas entführen Migrant/innen, fordern «Welcoming Communities Exchange» Lösegeld, zwingen Frauen zur Prostitution oder nut- Ein Austauschprogramm unseres Büros in Washing- zen sie als Drogenkuriere. In Europa ist die Situati- ton für integrationspolitisch Aktive soll helfen, eine on nicht ganz so dramatisch, doch auch hier nutzen effektive «Willkommensinfrastruktur» für Migrant/ kriminelle Netzwerke die Situation von Flüchtlingen innen und Flüchtlinge aufzubauen und die Kommu- und Migrant/innen aus. Der italienische Aktivist nikation mit der Bevölkerung zu verbessern. 2016 ­Gianfranco Crua von Carovane Migranti berichtete reiste eine Gruppe aus Deutschland zu einem natio- von sklavenähnlicher Arbeit in der Landwirtschaft, nalen Integrationsgipfel nach Atlanta und besuchte insbesondere der Tomatenindustrie. Menschen, de- ihre Pendants in St. Louis (Bissouri), Boise (Idaho), nen ihre Pässe abgenommen wurden, werden dort Clarkston (Georgia), Columbus und Dayton (Ohio). unter extremen Bedingungen zur Arbeit gezwungen. Die deutschen Gäste waren sehr beeindruckt von der Förderung der beruflichen und wirtschaftlichen Un- Büro Warschau: abhängigkeit von Geflüchteten. Auch davon, dass sie Konferenz zu Flucht und Migration in Europa ermuntert werden, ihr kulturelles Erbe zu pflegen, Auf einer Konferenz unseres Warschauer Büros im während sie gleichzeitig «neue Amerikaner» werden. April 2016 in Posen ging es um die Konsequenzen der Beim Gegenbesuch in Deutschland wirkte besonders Herausforderungen Europas bewältigen sogenannten Flüchtlingskrise für Deutschland und nachdrücklich der Besuch von Pirna und Altenberg, die Europäische Union. Die deutschen Gäste berich- wo sich mutige Bürgermeister und Freiwillige trotz teten am Beispiel von Brandenburg und Berlin über massiver Anfeindungen tatkräftig für geflüchtete die Rahmenbedingungen und die organisatorischen Menschen engagieren. Auf einem Symposium in Ber- Herausforderungen bei der Integration von Geflüch- lin zum Abschluss des Austausches präsentierten die teten. Die Debatte mit polnischen Vertreter/innen teilnehmenden Gemeinden einen lokalen «Aktions- staatlicher Institutionen, der Wissenschaft und plan Integration» und gründeten ein Alumni-Netz- Aktivist/innen verlief spannend und kontrovers, sie werk, um auch künftig in Verbindung zu bleiben. ließ aber auch ein gewisses Maß an Misstrauen ge- genüber dem deutschen Herangehen an europäische Lösungen erkennen. Dem wollen wir künftig mit wei- «Ich bin der Meinung, daß man teren sachlichen Debatten begegnen. Unser Büro in Menschenleben retten soll, Warschau hat zudem die Ausstellung «Exilium» von wo man sie retten kann.» Marta Bogdańska unterstützt, die in den Libanon geflüchtete Syrer/innen porträtiert. Ab 2017 wird Heinrich Böll, aus: die Ausstellung mit Workshops für Schüler/innen Auch einen Zuhälter retten, 1981 verbunden, die von Personen mit Migrationserfah- rung geleitet werden.

Webdossier «Wie schaffen die das?» www.boell.de/de/dossier-fluecht- lingspolitik-der-bundeslaen- der?dimension1=ds_flucht 16

Rechtspopulistische Bewegungen Die gesellschaftliche Stimmungslage in Deutschland und anderen Ländern ist ge- reizt. Viele Menschen sind tief verunsichert. Die Auswirkungen von ökonomischer Globalisierung und weltweiter Migration, die digitale Revolution, die Auflösung der traditionellen Geschlechterrollen und die Angst vor einem Souveränitätsver- lust der Nationalstaaten verursachen großes Unbehagen. Die Rechtspopulisten versprechen Sicherheit durch Abschottung. Sie fordern den autoritären Staat als Schutzmacht der kleinen Leute und verkaufen einfache Antworten auf kompli- zierte Probleme. Und sie appellieren an Gefühle wie Angst, Wut, Stolz.

Studie: «Die enthemmte Mitte – Autoritäre und Miteinander e.V., muss neue, andere Politikvorschlä- rechtsextreme Einstellung in Deutschland» ge entwickeln und muss kommunizieren, wie gesell- Klassisch rechtsextreme Einstellungen haben sich in schaftlicher Zusammenhalt organisiert werden kann. Deutschland in den vergangenen Jahren kaum ver- Um Ideen für eine menschenrechtsorientierte demo- ändert, so die Ergebnisse der «Mitte»-Studie 2016. kratische Kultur zu entwickeln, hatte der Stiftungs- Gleichzeitig wächst die Abwertung von Asylbewer- verbund der Heinrich-Böll-Stiftungen bereits 2015 ber/innen, Muslimen und Sinti und Roma. Aus der die Fachkommission «Ideologien der Ungleichwer- sozioökonomischen Lage allein lassen sich die Ab- tigkeit» eingesetzt. Ihre Ergebnisse liegen nun vor. wertung sozial schwacher Gruppen und die Unzu- friedenheit mit demokratischen Institutionen nicht Netzwerk: Europäische Strategien erklären. Offensichtlich sind mehrere Faktoren maß- gegen Rechtsextremismus geblich: das Gefühl sozialer Entwertung, rassisti- In einem gemeinsamen Projekt mit der Amadeu An- sche Ressentiments, postdemokratische Ohnmacht tonio Stiftung unterstützen wir Nichtregierungsor- und Nichtrepräsentation. «Mitte»-Studien werden ganisationen aus Ost-, Mittel- und Südeuropa, die seit 2002 alle zwei Jahre von einer Arbeitsgruppe gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit um Elmar Brähler und Oliver Decker, beide von der und Diskriminierung kämpfen, sich zu vernetzen. Im Universität Leipzig, durchgeführt. Sie sind Lang- Jahr 2016 luden wir Aktivitist/innen aus der Tsche- zeitbeobachtungen für die politische Diskussion und chischen Republik sowie der Slowakei nach Ber- Herausforderungen Europas bewältigen Bildungsarbeit, die autoritäre und rechtsextreme lin und Dresden ein. Der Umgang mit geflüchteten Einstellungen im Zeitverlauf abbilden. Die aktuel- Menschen und Beispiele gelingender Integration auf le «Mitte»-Studie entstand in Kooperation mit der kommunaler Ebene bildeten die Schwerpunkte die- Heinrich-Böll-Stiftung und der Heinrich-Böll-Stif- ser Reise. Die Treffen mit deutschen Kooperations- tung Sachsen, der Rosa-Luxemburg-Stiftung und der partner/innen sind stets ein integraler Bestandteil Otto Brenner Stiftung. des Programms.

Tagung in Dresden: Schön deutsch? Prag: Internationale Konferenz Auf der Tagung «Schön deutsch?» des Bundesver- zu Populismus in Europa bandes Mobile Beratung und des Stiftungsverbundes «Die Demokratie lebte lange Zeit von einem diffusen der Heinrich-Böll-Stiftungen im April 2016 in Dres- Legitimitätsgefühl», so Prof. Dr. Heinz Bude auf ei- den ging es um die Frage, wie Rassismus und Rechts- ner internationalen Populismus-Konferenz im Mai populismus in der zivilgesellschaftlichen Arbeit be- 2016. «Es gab viel zu kritisieren, aber am Ende sag- gegnet werden kann. Angesichts des hohen Maßes an ten die Leute: Im Prinzip ist schon alles in Ordnung. gesellschaftlicher Entsolidarisierung ist nicht davon Jetzt sagen das immer weniger Menschen. Das ist auszugehen, dass die Bruchlinien in der Gesellschaft schon eine Situation, die einen Resonanzraum für dadurch gekittet werden können, dass zeitweise we- Populismus schafft.» Wissenschaftler/innen aus niger Flüchtlinge kommen. Wer die Reichweite rech- über 20 Ländern erörterten in Prag Wesensmerk- ter Narrative blockieren will, so David Begrich von male populistischer Bewegungen und Parteien und

Link zur «Mitte»-Studie Kommissionsbericht www.boell.de/de/2016/ www.boell.de/de/2016/04/ 06/15/die-enthemmte- 15/ideologien-der-ungleich- mitte-studie-leipzig wertigkeit 16 17

«Auf der Suche nach der grünen Erzählung» III: Was ist die grüne Idee von Teilhabe und Gerechtigkeit?

Cem Özdemir plädiert für eine schnelle Einglie- derung der Zugewanderten in den Arbeitsmarkt.

Gerechtigkeit ist ein Begriff , auf den sich alle politi- wanderungsministerium, schaff en. Verpfl ichtende schen Strömungen beziehen. Die dritt e Ausgabe un- Integrationsangebote seien aufgrund von mangeln- seres Kongresses «Auf der Suche nach der grünen den Mitt eln zu wenig vorhanden. Erzählung» im März 2016 in Berlin stellte die Frage Beim Abschlusspodium zu grünem Wachstum nach seiner spezifi sch «grünen» Auslegung und legte und Postwachstum wies der Ökonom und Präsident den Schwerpunkt auf das Prinzip der Teilhabe. Zu der DIW Berlin, Marcel Fratzscher, darauf hin, dass Beginn sprachen der Bundesvorsitzende von Bünd- in der Marktwirtschaft immer ein gewisses Maß an nis 90/Die Grünen, Cem Özdemir, und die Islamwis- Ungleichheit herrsche, dass aber zu große Chancen- senschaft lerin Lamya Kaddor über die grüne Teilha- ungleichheiten beim Einkommen, Vermögen und beidee in der Einwanderungsgesellschaft . Özdemir sozialer Mobilität weniger Wachstum für die Wirt- betonte die Bedeutung einer schnellen Einbindung schaft und weniger Wohlstand bedeuten würden. Zugewanderter in den Arbeitsmarkt, Kaddor wies Stift ungsvorstand Ralf Fücks sah in der Entkopp- auf Widersprüchlichkeiten im Umgang mit Zuge- lung des wirtschaft lichen Wachstums vom Natur- wanderten hin und nannte als Beispiel den Begriff verbrauch die Kernthese der grünen industriellen «Migrationshintergrund», der selbst für deutsche Revolution. Dem «Klima der Angst», das zuvor dis- Staatsbürger/innen der dritt en Generation verwen- kutiert wurde, begegnete er mit Realutopien: «Man det werde. Deutschland müsse endlich seinen Sta- braucht schon große Erzählungen», allerdings keine tus als Einwanderungsgesellschaft anerkennen und «geschlossene Ideologie, sondern Leitlinien von ge- entsprechende Strukturen, zum Beispiel ein Ein- sellschaft licher Zukunft und Veränderung.» Herausforderungen Europas bewältigen

untersuchten die Ursachen für deren Erstarken in der neurechten Bewegungen in Frankreich, Ungarn, einzelnen europäischen Ländern und Regionen. Auch Deutschland und Russland. Deren Ziele seien so sim- die Präsidentschaftswahlen in Österreich, die Bre- pel wie drastisch: ethnische Homogenität statt Di- xit-Kampagne sowie das von der ungarischen Regie- versität; völkische Mythen von Blut und Heimaterde rung initiierte Referendum über die EU-Flüchtlings- statt Aufklärung; und statt Westbindung das Bünd- quoten wurden kommentiert. Die Konferenz fand in nis mit Putins Russland. Zusammenarbeit unseres Prager Büros mit der Sozi- Bei der Sommerakademie im September ging alwissenschaftlichen Fakultät der Karls-Universität es u. a. um die Frage, ob ein inklusives Verständnis und dem Goethe-Institut Prag statt. von Heimat Halt bieten könne in einer Welt, die ge- prägt ist von Unsicherheit, Wandel und stetiger Be- Grüne Akademie: schleunigung. Inklusive Heimat defi niert sich nach Analyse der neurechten Bewegungen Stiftungsvorstand Ralf Fücks über freiwillige Bin- Die Erfolge der Rechtspopulisten in Deutschland dungen und politisches Engagement. Dieses Heimat- und Europa beschäftigten auch die Grüne Akade- verständnis komme ohne den exklusiven Bezug auf mie der Heinrich-Böll-Stiftung. In der Vortragsreihe Topoi wie «Volk» und «Nation» aus, es zielt nicht auf «Auf der Höhe – Diagnosen zur Zeit» analysierte Rückzug und Abwehr, sondern auf die Zugehörigkeit der Publizist Micha Brumlik im April die Ideologie zur Bürgergesellschaft.

Blog Link zu Böll.Thema Webdossier «Rassismus Videomitschnitte der http://reconnecting-eu- www.boell.de/de/2016/09/ und Rechtspopulismus» «Grünen Erzählung» rope.boellblog.org/ 29/boellthema-22016-die- https://goo.gl/klVgjE www.boell.de grosse-verunsicherung 18

Digitalisierung Eine Welt digitaler Techniken verändert die Kommunikationsbeziehungen, die so- zialen Beziehungen und damit auch die sozialen Verhältnisse in der Gesellschaft auf fundamentale Weise. Wir stehen erst an der Schwelle des Verstehens dieser komplexen und alle Lebensbereiche verändernden Revolution. Die technischen Möglichkeiten, die unser Leben auch erleichtern und schöner machen, werden in großer Geschwindigkeit erweitert, immer neue Schwellen des Mach- und Denk- baren werden permanent überschritten.

Der Journalist Wolf Lotter fordert dazu auf, die digitale Transformation als große Chance zu begreifen.

Dialog in Berlin: netz:regeln 2016 – Tagung in Berlin: Update im Betriebssystem – Digitale Transformationen. Digitalisierung und Nachhaltigkeit Potenziale des neuen Maschinenzeitalters Unsere Tagung «Update im Betriebssystem» im Ok- Die digitale Transformation bringt neben vielen Risi - tober 2016 in Berlin beschäftigte sich mit den Aus- ken auch klare Gewinne: einen individuellen Zu- wirkungen der Digitalisierung auf die Arbeits- und Herausforderungen Europas bewältigen gang zu weltweitem Wissen und Bildungsangebo- Wirtschaftswelt. Nach Einschätzung des Technolo- ten, die Teilhabe an globalen Wirtschaftsströmen gieanalysten und Autors Ulrich Sendler werden Ar- und die Möglichkeit, über Länder- und Sprachgren- beitsprozesse durch die zunehmende Vernetzung von zen hinweg zu kommunizieren. Bei unserem 7. digi- Geräten, Sensoren etc. via IP-Netz künftig kosten- talpolitischen Dialog in Kooperation mit der Bitkom günstiger und schneller ablaufen als die herkömm- (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekom- liche Industriearbeit. Der Rechtswissenschaftler munikation und Neue Medien e.V.) ging es um Digi- Prof. Wolfgang Däubler prognostizierte, dass in talisierung in den Bereichen Mobilität, Gesundheit, Zukunft die menschliche Arbeit vor allem für krea- Logistik und Finanzwirtschaft. Wolf Lotter vom tive und kommunikative Prozesse gebraucht wer- Wirtschaftsmagazin brand eins forderte u. a. dazu de, wofür wichtige Voraussetzungen Freiheit und auf, die digitale Transformation als große Chance zu Sicherheit seien. Er forderte daher eine Anpassung begreifen und alle Kräfte darauf zu verwenden, dass der arbeitsrechtlichen Bedingungen. Christiane möglichst viele Menschen über die Fähigkeiten und Benner, zweite Vorsitzende der IG Metall, stellte Kenntnisse verfügen, ein selbstbestimmtes, selb- klar, dass soziale Tätigkeiten nicht «robotisierbar» ständiges Leben zu führen. Kurzum: eine ökonomi- seien. Sie plädierte dafür, dass Arbeit durch intelli- sche und technische Bildungsoffensive, deren Ziel es gente Zeitpolitik besser verteilt werden müsse. Fle- ist, das kritische Denken und Analysieren zu schär- xibilität könne auch mit gut organisierter, rechtlich fen, um sich unter komplexen Bedingungen besser geregelter Leiharbeit gestaltet werden. Benner wei- zurechtzufi nden. ter: «Gesetzliche Grundlagen sind nötig, um tarifl i-

böll.brief «Grüne Ordnungspolitik» #2 www.boell.de/de/2016/10/21/boellbrief- gruene-ordnungspolitik-2-die-chancen- von-industrie-40 18 19

Fachgespräch über «Hate Speech» (v.l.n.r.): Helga Hansen, Jasna Strick und Anne Wizorek Foto: SeeSaw Agency / Yehuda Swed (CC BY SA)

che Möglichkeiten zu gestalten. Arbeit 4.0 braucht liches Rechtsmittel wäre. Nachdem die staatliche Sozialstaat 4.0!». Die Tagung fand in Zusammenar- Seite jahrelang fast nichts gegen digitale Gewalt ge- beit mit GewerkschaftsGrün und UnternehmensGrün gen Frauen unternommen hat, ist es an der Zeit, neue statt. Rechtsmittel zu fordern. Das GWI hat im Rahmen eines Fachgespräches die Möglichkeiten dazu ausge- Transatlantischer Austausch über digitale lotet. Dabei zeigte sich, wie wichtig es ist, dass die Kommunikation in Zeiten des Rechtspopulismus Betroffenen durch Verbandsklagen Unterstützung Politischer Populismus fordert unsere Demokrati- bekommen. Verbände könnten ihnen bei einem Pro- en heraus. In der heißen Phase des US-Wahlkampfs zess beistehen oder sie ganz vertreten. tauschten sich die Teilnehmenden eines Dialogpro- gramms unseres Washingtoner Büros über die Frage Berlin: Die digitale Müllabfuhr aus, wie digitale Kommunikationsmittel am effek- Täglich werden Millionen Bilder in die sozialen Netz- tivsten eingesetzt werden können, um populistischer werke geladen, die wir nie zu Gesicht bekommen. Bil- Rhetorik entgegenzutreten. Eine Delegation von der von Gewalt und Pornografi e, aber auch solche, Bündnis 90/Die Grünen traf sich in New York unter die die sozialen Netzwerke schlicht als «unangemes- anderem mit dem Progressive Coders Network, des- sen» einstufen. Gesichtet und aussortiert werden die

sen Diskussionsforum auf der Reddit-Plattform zu Fotos und Videos u. a. von Billiglöhner/innen auf den Herausforderungen Europas bewältigen einer digitalen Bewegung für Bernie Sanders führte. Philippinen. In unserer Veranstaltung «Die digitale In Washington diskutierte die Delegation unter ande- Müllabfuhr» am 26. April 2016 verfolgte Theaterre- rem mit «Emilys List» zur Frage, wie gendersensible gisseur Moritz Riesewieck in einer Lecture-Perfor- digitale Kommunikation effektiv gestaltet und sexis- mance die Spur der digitalen Putzkolonnen bis auf tische Online-Angriffe abgewehrt werden können. In die Philippinen. Im anschließenden Gespräch disku- der Analyse des Erfolgs von Donald Trump und seiner tierte er mir Prof. Sarah T. Roberts, University of populistischen Widerläufer in Europa werden derar- California, und Geraldine de Bastion, Vorsitzende tige transatlantische Austausche auch in den kom- der Digitalen Gesellschaft e. V., über die Arbeitsbe- menden Jahren von großer Bedeutung sein. dingungen der «Content Moderators» und das von den sozialen Netzwerken «kuratierte Internet». In- Fachgespräch in Berlin zu sogenannter Hate Speech folge unserer Veranstaltung, unserer Session bei der In den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twit- re:publica und vieler Medienberichte nahm Staats- ter gehört Hass mittlerweile für manche zum guten sekretär Gerd Billen, Bundesministerium für Justiz Ton. Das Gunda-Werner-Institut (GWI) der Hein- und Verbraucherschutz und Leiter der Task-Force rich-Böll-Stiftung beschäftigt sich seit längerer Zeit «Umgang mit rechtswidrigen Hassbotschaften im In- mit sogenannter Hate Speech und den Möglichkeiten, ternet», in einem Fernsehinterview des NDR Stellung gegen diese vorzugehen. Zuletzt ging es um die Frage, und verlangte von Facebook mehr Anstrengungen ob eine Verbandsklage für Frauenverbände ein mög- bei der Löschung rechtswidriger Inhalte.

Lecture Performance «Digitale Müllabfuhr» www.youtube.com/ watch?v=9sQyS7LnqJU 20

Die Landesstiftungen der Heinrich-Böll-Stiftung Die 16 Landesstiftungen im Verbund der Heinrich-Böll-Stiftung sind selbständige Vereine, sie arbeiten aber untereinander und mit der Bundesstiftung eng zusam- men. Mit ihrer Bildungsarbeit wollen sie die politische Urteilskraft der Bürge- rinnen und Bürger schärfen, zu bürgerschaftlichem Engagement anregen und die Möglichkeiten zur Teilhabe am politischen Leben verbessern. Die Landesstiftun- gen organisieren selbst oder in Kooperation mit Projektpartner/innen Veranstal- tungen unterschiedlichster Art – von klassischer politischer Bildungsarbeit (Semi- nare, Tagungen etc.) bis hin zu Performances und Ausstellungen. Hier eine kleine Auswahl an Projekten aus dem Jahr 2016:

Demokratiedialog war ein großer Erfolg, über 1200 Menschen von 16 bis 85 Jahren wollten mehr über die politische Idee Baden-Württemberg: Aktualität und Erneuerung – der Anarchie erfahren. Vorgestellt wurden diver- Ein Update der Parteien in Zeiten des Populismus se Projekte gemeinschaftlichen Arbeitens – vom Politische Parteien sind zentrale Institutionen ­einer Münchner Kartoffelkombinat bis zum «Parko Nar- Demokratie. Wenn sie ihrer Funktion auch in Zu- varinou» in Athen, einem zum öffentlichen Park kunft gerecht werden wollen, müssen sie sich erneu- umfunktionierten Parkplatz. Die anschließenden ern. Denn eine starke Demokratie braucht starke Diskussionen mit den Regisseuren zeigten, dass es demokratische Parteien – das gilt in besonderem eine große Bereitschaft gibt, sich für derartige Pro- Maße angesichts der populistischen Herausforde- jekte auch selbst zu engagieren. Insofern: ein echtes rung. Bei einem «Demokratiedialog» im Oktober in Mutmachprojekt! Stuttgart diskutierten rund 150 Teilnehmende über den Auftrag, die Herausforderungen und die Zukunft

Die LandesstiftungenDie der politischen Parteien. Mit dabei waren u. a. Minis- terpräsident , die Soziologin Mitmachworkshop Jasmin Siri, die Europaabgeordnete , der Politikwissenschaftler Ulrich Eith und die Vorsit- Berlin: Restlos glücklich? Was wir gegen zende der Grünen-Fraktion im Bayerischen Landtag, Lebensmittelverschwendung alles tun können . Der Demokratiedialog fand in Ko- Jedes Jahr landen in Deutschland mehr als 10 Milli- operation mit der Petra-Kelly-Stiftung Bayern und onen Tonnen genießbare Lebensmittel auf dem Müll. dem Heinrich-Böll-Stiftungsverbund statt. Diese enorme Verschwendung belastet den globalen Ressourcenverbrauch, schadet der Umwelt und be- günstigt den Klimawandel. Das Bildungswerk Ber- lin der Heinrich-Böll-Stiftung hat gemeinsam mit Filmtour den Kooperationspartnern Prinzessinnengarten und Restlos glücklich e.V. einen interaktiven Mitmach- Bayern: Projekt A – Eine Reise zu workshop konzipiert, bei dem sich Theorielernen mit anarchistischen Projekten in Europa praktischer Feldforschung, Nahrungsmittelsamm- Die Petra-Kelly-Stiftung organisierte zusammen lung und gemeinsamem Kochen und Essen verbindet. mit den beiden Regisseuren Marcel Seehuber und Die Teilnehmenden entwickeln ein Verständnis da- Moritz Springer eine Bayern-Tour des Dokumentar- für, wie sie mit ihrem Nahrungsmittelkauf- und Ver- films «Projekt A». Der mit dem Publikumspreis des brauchsverhalten direkten Einfluss nehmen können, Filmfestes München ausgezeichnete Film war in elf und sie erfahren mehr über die Haltbarkeit und La- Städten zu sehen, darunter auch und gerade in Or- gerung von Lebensmitteln. Denn: Wenn wir weniger ten abseits der Metropolen (z. B. Trostberg, Dorfen, verschwenden, schonen wir Menschenleben, Wasser, Aschaffenburg, Burghausen, Landshut). Die Tour Erde und Klima.

Dokumentation Filmtour www.boell-bw.de www.projekta-film.net/de 20 21

Tanzprojekt Ausstellung

Brandenburg: Dancing to Connect Refugees Hamburg: Wer braucht Feminismus? Die Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg führte im «Wer braucht Feminismus?», so die Frage einer Aus- Oktober 2016 zusammen mit der Battery Dance stellung, die von der Landesstiftung Niedersach- Company aus New York das Tanzprojekt «Dancing sen in Kooperation mit dem Gunda-Werner-Institut to Connect Refugees» durch. Fünf Gruppen mit je- und einigen Landesstiftungen entwickelt wurde und weils 20 Jugendlichen, von denen bis zu 50 Prozent seit 2014 in verschiedenen Bundesländern zu sehen Flüchtlinge waren, erarbeiteten in fünf Tagen eine war. 2016 auch in Hamburg, und dort an einem be- Performance zu den Themen Flucht, Ankommen sonderen Ort: dem stadtweit bekannten Einkaufs- und Integration. Sprachbarrieren, sei es zwischen zentrum Mercado. Dort wurden die Menschen quasi den New Yorker Künstler/innen und den Jugendli- unvermittelt während ihres Einkaufs auf das Thema chen oder den Jugendlichen untereinander, konnten gestoßen. Täglich gab es die Möglichkeit, mit dem leicht überwunden werden, denn die gemeinsame Organisationsteam der Ausstellung während einer Sprache war der Tanz. Die Zusammenarbeit schaff- «Sprechstunde» ins Gespräch zu kommen. Neben te Vertrauen und Respekt untereinander. Die Perfor- der Ausstellung fanden eine Reihe von Veranstaltun- mance wurde mit großem Erfolg in Brandenburg an gen statt: Es ging u. a. um die Themen Feminismus der Havel und in Magdeburg aufgeführt. Das ameri- in der Arbeitswelt, Sexismus im Alltag und Solidari- kanisch-deutsche Projekt wird durch das ERP-Pro- tät mit geflüchteten Frauen. Bei der Veranstaltung gramm des Wirtschaftsministeriums gefördert und «Feminismus heute: Was brauchen und was wollen im Jahr 2017 fortgesetzt. wir?» diskutierte vor allem eine jüngere Generation von Feministinnen über einen zeitgemäßen Feminis- mus. Was sie verband, war ein intersektionaler Blick auf Feminismus, der Aspekte von u. a. Klasse, Ethnie Debatte und Gender verknüpft.

Bremen: Religion und Politik auf Achill Island in Irland In den 1990er Jahren schien es, als würde sich die Diskussionsreihe moderne Trennung von Religion und Politik im Zuge der Globalisierung und ihrer ökonomischen, poli- Hessen: Europa in Bewegung tischen und kulturellen Verflechtungen weltweit Die EU steht vor einer Bewährungsprobe existenziel-

durchsetzen. Aber die Globalisierung brachte zu- len Ausmaßes. Die Auseinandersetzungen um Grie- LandesstiftungenDie gleich den Siegeszug des neoliberalen Kapitalismus, chenland und die europäische Austeritätspolitik, die der Gemeinschaft, Gesellschaft und soziale Verant- Entscheidung für einen Brexit in Großbritannien und wortlichkeit dem Eigeninteresse opferte – Religi- das zähe Ringen um eine gemeinsame europäische on gewann infolgedessen wieder an Bedeutung. Die Flüchtlingspolitik zeigen, wie groß die Differenzen Heinrich-Böll-Stiftung Bremen hat sich auf der iri- innerhalb der EU sind. In den einzelnen Mitglied- schen Insel Achill Island mit dem Thema Religion be- staaten finden teilweise tiefgreifende Umbrüche schäftigt. Die Insel verbindet die Stiftung mit ihrem statt, die deren politische Parteiensysteme und Ge- Namensgeber, denn sie war für Heinrich Böll eine sellschaften erheblich verändern. Die Reihe «Europa zweite Heimat. Dort schrieb er u. a. die «Ansichten in Bewegung» der Heinrich-Böll-Stiftung Hessen be- eines Clowns» – seine Auseinandersetzung mit der leuchtet die Umbruchprozesse in einzelnen europäi- Katholischen Kirche. Zugleich gehört die Insel zu ei- schen Ländern und fragt besonders nach den Kräf- nem Land, das bis in die 1990er Jahre hinein einen ten, die demokratische Reformen in ihren jeweiligen gewaltsamen Religionskonflikt kannte. Als Ideen- Ländern tragen und Renationalisierungstendenzen geber für die Debatte waren eingeladen: Claus Leg- entgegentreten können. Die ersten Veranstaltungen gewie, Antonia Grunenberg, Hermann Rasche und 2016 richteten ihren Blick nach Spanien, Frankreich, Manfred Berg. Polen, Großbritannien und Ungarn.

Dokumentation Link [email protected] www.boell-hessen.de/reihe/ europa-in-bewegung 22

Diskussion und Markt der Möglichkeiten Workshopreihe

Mecklenburg-Vorpommern: Welcome to Rostock! Nordrhein-Westfalen: Politische Die Veranstaltung «Welcome to Rostock!» im Fe- Bildung für und mit Geflüchteten bruar 2016 thematisierte die Flüchtlingspolitik Selbstbestimmung und gesellschaftliche Teilhabe für in Rostock und mobilisierte für gesellschaftliches alle Menschen gehören seit jeher zum Leitbild der Engagement. Der Syrer Eyad Alabsi, der seit zwei Heinrich-Böll-Stiftung Nordrhein-Westfalen. Mit Jahren in Rostock lebt, Vertreter/innen der Han- der hohen Zahl an Geflüchteten und der Herausfor- sestadt, einer Gemeinschaftsunterkunft und der derung ihrer Integration in die deutsche Gesellschaft Initiative «Rostock hilft» diskutierten, inwiefern stellt sich für die Stiftung als Anbieterin politischer Flüchtlingshilfe durch ehrenamtliches Engagement Bildungsarbeit die Frage: Welche Angebote benöti- abgedeckt werden kann, wo die Grenzen des ehren- gen wir jetzt, und was muss politische Bildung leis- und hauptamtlichen Engagements liegen und wel- ten, um zu einem eigenständigen, demokratischen che Art von Unterstützung zivilgesellschaftliches Engagement von Menschen mit Fluchterfahrung in Engagement in der Arbeit mit Geflüchteten braucht. Gesellschaft und Politik anzuregen? Im Gespräch Auf einem Markt der Möglichkeiten präsentierten mit Geflüchteten und ihren Unterstützer/innen ent- sich zahlreiche Initiativen – vom Deutsch-Crash- wickelte die Stiftung in fünf Workshops Konzepte für kurs über Lernpatenschaften zum Upcycling-Ate- politische Bildung rund um das Thema Flucht. Die lier und Kultur-Tandem. Die Heinrich-Böll-Stiftung Ergebnisse wurden unter anderem auf dem Landes- Mecklenburg-Vorpommern veröffentlichte zudem forum der DVPB zum Thema «Politische Bildung im die Broschüre «Fakten zu Flucht & Asyl in Mecklen- Kontext von Migration» vorgestellt. Die für 2017 zu burg-Vorpommern» sowie die Initiativenübersicht diesem Thema angedachten Projekte orientieren sich «Rostock miteinander». an den gewonnenen Erkenntnissen und berücksichti- gen vor allem die Besonderheiten der Zielgruppe.

Veranstaltungsreihe Diskussionsreihe Niedersachsen: Klimaschutz, Postwachstum, Landwirtschaft und Mobilität Rheinland-Pfalz: Was wurde … aus Anlässlich des UN-Klimagipfels in Paris beschäf- dem sozialen Wohnungsbau? tigte sich die Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen In der Reihe «Was wurde aus …» greift die Hein-

Die LandesstiftungenDie zum Auftakt einer neuen Veranstaltungsreihe im rich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz in Vergessen- Dezember 2016 mit den Folgen des Klimawandels. heit geratene Themen auf. Im September 2016 ging Prof. Dr. Schellnhuber, Direktor des Potsdam-Ins- es um bezahlbaren Wohnraum. Der wird in urbanen tituts für Klimafolgenforschung, warnte in seinem Gegenden immer knapper, und das nicht nur in Groß- Vortrag eindringlich vor den Folgen der Erderwär- städten wie Hamburg oder Berlin. Wohnraum ist ein mung. Über einen möglichen Beitrag Niedersach- zentraler Aspekt aller sozialen Fragen: von der Un- sens zum Klimaschutz diskutierten im Anschluss terstützung Alleinerziehender bis zum altersgerech- Umweltminister Stefan Wenzel, die Geschäftsführe- ten Wohnen und der Unterbringung von Geflüchte- rin der Klima-Allianz Christiane Averbeck, der Ge- ten. Und dabei geht es nicht nur um das «Dach über schäftsführer der Stadtwerke Stade Christoph Born dem Kopf», sondern um soziale Teilhabe. Es braucht und Dr. Matthias Miersch, MdB und umweltpoliti- Konzepte, um den Wohnraum in Städten zugänglich scher Sprecher der SPD. Gefordert wurde u. a. eine und bezahlbar zu machen. Dr. Björn Egner, Politik- Landwirtschaftswende im Agrarland Nummer eins, wissenschaftler an der TU Darmstadt, und Oliver d. h. eine Senkung der Fleischproduktion sowie eine Bördner, Leitstelle Wohnen der Stadt Mainz, disku- fleischärmere Ernährung. Am Ende stand der Appell, tierten unter anderem darüber, wie energetische Sa- dass Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft JETZT nierung fair gestaltet werden kann, wie Integration handeln müssen, um schlimmste Klimafolgen zu ver- gelingen kann, auch wenn Mietpreise eine Mischung hindern. Die Reihe wird mit den Themen «Postwachs- von Milieus verhindern, und wie in Universitätsstäd- tum» in Lüneburg, «Landwirtschaft» in Osnabrück ten die Studierenden bezahlbar wohnen können, ohne und «Mobilität» in Braunschweig fortgesetzt. In ei- ­andere schwache Gruppen aus dem Stadtbild zu ner abschließenden Konferenz werden die Themen drängen. zusammengeführt.

Link www.slu-boell.de 22 23

Lesungen Hasszuschriften vorgelesen. Mit bunten Herzen und akustischer Begleitung zeigte sich das Publikum im Saarland: Böll & Hofstätter Saal solidarisch und setzte dem Hass Lachen und Seit sieben Jahren präsentiert die Heinrich-Böll-Stif- Liebe entgegen. Zum Ende des Slams folgte eine kur- tung Saar mit dem Buchhändler Ludwig Hofstätter ze Gesprächsrunde unter den Gästen, bei der der Um- zeitgenössische Literatur. Zwei Träger des deut- gang mit Hassnachrichten und Strategien zur Bewäl- schen Buchpreises waren 2016 in Saarbrücken zu tigung besprochen wurden. Gast. Frank Witzel las aus seinem Roman «Die Er- findung der Roten Armee Fraktion durch einen ma- nisch-depressiven Teenager im Sommer 1969» und Guntram Vesper aus seiner Chronik «Frohburg». Im Aktionswoche September kam Judith Hermann nach Saarbrücken. Sie las vor ausverkauftem Haus aus ihrem neuen Er- Schleswig-Holstein: Die atomaren Katastrophen zählband «Lettipark». Harvard-Professor Sven Be- mahnen zum verantwortlichen Handeln weltweit ckert diskutierte mit dem Publikum die Thesen seiner Die Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein hat preisgekrönten Untersuchung «King Cotton. Eine sich mit einem umfangreichen Informations- und Geschichte des globalen Kapitalismus». Die Veran- Diskussionsangebot an der europäischen Aktionswo- staltungen wurden im Kulturmagazin des saarländi- che «Für eine Zukunft nach Tschernobyl und Fukush­ schen Rundfunks gesendet. ima» vom 23. bis 29. April 2016 beteiligt. An fünf Schulen schilderten Schüler/innen und Liquidator/ innen aus der Ukraine, Belarus und Japan sowie der Leiter eines Strahlenmessinstituts in Minsk die Le- Wanderausstellung benssituationen in ihren Ländern nach dem GAU und diskutierten mit den Schüler/innen. Daneben gab Sachsen: «Ich bin kein Etikett!» es Vorträge zu Energiethemen, Informationsmate- Die Wanderausstellung «Ich bin kein Etikett!» von rial und Filme zu regenerativen Energieformen und Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen zwei Ausstellungen zu den Gefahren der Atomener- beschäftigt sich mit Vorurteilen und ihren Konse- gie. Die Reihe mit über 20 Veranstaltungen, die auf quenzen. Es geht um Themen wie Antisemitismus, großes Medieninteresse gestoßen ist, stand unter der Rassismus, Ableism (Ablehnung von Menschen mit Schirmherrschaft des schleswig-holsteinischen Um- Behinderung), Homophobie, Islam-Hass und Antiro- weltministers . maismus. In der Ausstellung verdeutlichen persön-

liche Statements von Betroffenen: Menschen sind LandesstiftungenDie keine Etiketten. Negative Zuschreibungen verlet- zen, grenzen aus und verhindern Chancengleichheit. Studie Über eine Medienstation ergänzen Videoclips die präsentierten Inhalte. Die Ausstellung will informie- Thüringen: Bildung für nachhaltige Entwicklung ren, zum Perspektivenwechsel einladen und dazu an- Die außerschulische Umweltbildung/Bildung für regen, eigene «Etikettierungen» zu überdenken. Sie nachhaltige Entwicklung (BNE) gehört für grüne po- kann kostenfrei ausgeliehen werden, eine Unterstüt- litische Stiftungen und Bildungsträger zum «Kern- zung eines Begleitprogramms ist möglich. geschäft». Im Auftrag der Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen untersuchte Mandy-Singer Brodowski vom Wuppertal Institut am Beispiel Thüringens die Geschichte der außerschulischen Umweltbildung / Hate Slam BNE und leitete Empfehlungen ab, wie diese in Thü- ringen künftig gestärkt werden kann. So empfiehlt Sachsen-Anhalt: Mit Herz gegen Hetze die Studie, die Förderung der außerschulischen BNE Viele Journalistinnen, Bloggerinnen und Slammerin- neu und partizipativ zu gestalten. Gleichzeitig sollte nen, die sich mit Sexismus und Rassismus beschäf- sie mit der Umsetzung der landesweiten Nachhaltig- tigen, sind unglaublich hasserfüllten Kommentaren keitspolitik und den Sustainable Development Go- und Angriffen ausgesetzt. Diese Hassreden sind ag- als (SDG) verknüpft werden, aber offen bleiben für gressiv, beleidigend und oft bedrohlich. Sie haben kritische Themen, die nicht in der Nachhaltigkeits- das Ziel, Frauen zum Schweigen zu bringen. Drei Au- strategie oder den SDGs erwähnt werden (z. B. Bil- torinnen und Slam-Poetinnen, Ninia LaGrande, Hen- dungsangebote zu Degrowth). Zudem soll die Rolle gameh Yaghoobifarah und Nhi Le, haben zum Hate der Hochschulen als Impulsgeber für BNE gestärkt Slam im Dezember 2016 in Halle eine Auswahl ihrer werden.

Link Aufzeichnung Publikation www.weiterdenken.de www.youtube.com/ https://goo.gl/ib5Tq7 watch?v=53Mb7S39qu8 24

Europa und die Außen- und Sicherheitspolitik Außen- und Sicherheitspolitik ist wieder zu einem zentralen Thema der europä- ischen Politik geworden. Gewalttätige Konflikte in der Nachbarschaft Europas, der anhaltende Migrationsdruck, die Machtallüren Russlands sowie ein gewalt- bereiter Extremismus sind die aktuellen Herausforderungen für die Europäische Union und ihre Partner. Zudem schrumpft die Bedeutung der EU auf weltpoliti- scher Bühne. Das verstärkt die Gefahr, dass Europa selbst zum Spielball geopoli- tischer Interessen wird.

Wolfgang Ischinger (Vorsitzender der Münchner Dr. Angela Stent (Georgetown University, Sicherheits konferenz) Washington, D.C.)

Berlin: Außenpolitische Jahrestagung – heit in Europa nicht organisieren lassen; im Hinblick Europa in einer friedlosen Welt auf die Gültigkeit der Helsinki-Prinzipien der OSZE An den Grenzen Europas ist ein neuer Krisenbogen könne es allerdings keine Kompromisse geben, so das entstanden – vor allem die Konfrontation mit Russ- mehrheitliche Fazit der Diskussion. land, der Krieg in Syrien und die vielen Gefl üchteten Deutlich wurde auch, dass sich Europa außen- fordern die Europäische Union heraus. Ein geein- und sicherheitspolitisch nicht einfach von den der- tes Vorgehen scheint in weite Ferne gerückt. Vie- zeitigen Problemlagen in Nahost und Nordafrika le EU-Mitgliedstaaten beharren auf dem Primat abschotten kann. Neben einer deutlichen Verbesse- ihrer nationalen Sicherheitsinteressen. Auf unse- rung der humanitären Hilfe und dem Kampf gegen Herausforderungen Europas bewältigen rer 17. Außenpolitischen Jahrestagung diskutier- den Dschihadismus müsse Europa verstärkt Rechts- ten internationale Fachleute wie der Vorsitzende staatlichkeit, gute Regierungsführung sowie wirt- der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang schaftliches Wachstum in der Region fördern, so Ischinger, die Russlandexpertin Angela Stent von Omid Nouripour, außenpolitischer Sprecher der grü- der Georgetown University, der Direktor von Carne- nen Bundestagsfraktion. Nur so könnten politisch gie India, C. Raja Mohan, oder der russische Wirt- legitimierte Institutionen entstehen und damit ein schaftswissenschaftler Evgeny Gontmakher, mit wel- Mangel beseitigt werden, der als Hauptursache der chen Strategien die EU diesen Herausforderungen chronischen Instabilität in der Region gilt. begegnen sollte. Recht schnell stellte sich zumindest eine normative Zielsetzung heraus: Die EU müsse Genshagen: Konferenz zur Verbesserung der eine Außenpolitik vertreten, die sich gleichermaßen deutsch-französischen Zusammenarbeit an internationalen Normen, westlichen Werten und in Nordafrika europäischen Interessen orientiert. Als größte Be- Demokratisierung, Kampf gegen Terrorismus, «Flücht- währungsprobe wurde die aktuelle Konfrontation lingskrise» – die europäische Außen- und Entwick- mit Russland ausgemacht. Mit der Forderung nach lungspolitik steht nach den Umbrüchen von 2011 Anerkennung russischer Einfl usssphären im postso- vor neuen Aufgaben im Maghreb. Bislang fehlt es wjetischen Raum stelle Moskau nicht nur die Sou- an einer langfristigen, umfassenden Strategie. Auf veränität einzelner Staaten infrage, sondern die einer Fachkonferenz in Kooperation mit dem Deut- Grundlagen der europäischen Sicherheitsordnung schen Institut für Entwicklungspolitik (DIE) und der insgesamt. Aber ohne Russland werde sich Sicher- Stiftung Genshagen brachten wir im Juni eine kleine

Publikation «Europa und Konferenzbericht die neue Weltordnung» https://goo.gl/Kr20DF https://goo.gl/nDE4IX 24 25

Gruppe von Entscheidungsträger/innen und Expert/ subventionen, transparente Ausschreibung staat- innen aus Deutschland, Frankreich und Nordafrika licher Aufträge, Polizeireform und vieles mehr. Zu zusammen, um gemeinsam nach Wegen für eine bes- verdanken sei dies vor allem engagierten Reformer/ sere Zusammenarbeit zu suchen. Dabei wurde deut- innen in den Ministerien und der wachsamen Zivilge- lich, dass in Tunesien, Libyen, Algerien und Marokko sellschaft im Zusammenspiel mit den Bedingungen, viele europäische Projekte unkoordiniert nebenein- die vonseiten der EU und des IWF an die Hilfe für anderher bestehen und Akteure parallel oder sogar die Ukraine geknüpft wurden. Hinsichtlich des Kon- konträr agieren, wodurch sehr viel Geld, Zeit und flikts im Donbass und der Umsetzung der Minsker Energie verlorengehen. Hinzu kommt, dass die deut- Vereinbarungen zeigten die deutschen Diplomaten sche und französische Nordafrikapolitik zu oft auf Zweckoptimismus. Menschenrechtsaktivist/innen kurzfristige Resultate angelegt ist und somit häufig wie Oleksandra Matviichuk waren hingegen über- Symptome statt Ursachen angeht. Grenzsicherung zeugt, dass sich ohne politischen Willen in Moskau statt Fluchtursachenbekämpfung ist hier nur eines für eine Verbesserung der Sicherheits- und Men- von vielen Beispielen. Aus nordafrikanischer Pers- schenrechtslage im Donbass eine Debatte über eine pektive kam die Kritik, dass bilaterale Beziehungen politische Lösung mit Lokalwahlen erübrige. nicht auf Augenhöhe geführt würden und so die Be- dürfnisse der Menschen vor Ort zu wenig wahrge- Büro Warschau: Die Welt erklären in zwei Tagen nommen werden. In der europäischen Außenpolitik Die Veranstaltung «World in Focus. Warsaw inter- müsse ein radikales Umdenken stattfinden, so das national gathering» unseres Büros in Warschau Ergebnis der Fachkonferenz. Die politischen Ansätze vermittelte an zwei Tagen über 500 interessierten in Nordafrika müssen enger verzahnt und aufeinan- Bürger/innen Wissen über aktuelle Herausforderun- der abgestimmt werden. Ansonsten fördern Frank- gen der internationalen Politik. In zahlreichen Pa- reich und Deutschland das, was sie eigentlich verhin- neldiskussionen mit hochrangigen Expert/innen aus dern wollen: Instabilität und Unsicherheit. 15 Ländern ging es um Themen wie die Zukunft des Westens, die Folgen der US-Präsidentschaftswah- Berlin: 11. Grünes Russland-Forum len für Europa, die russische Propaganda im Westen Das alljährliche «Grüne Russland-Forum» für libera- oder Islamismus und multikulturelle Gesellschaf- le Fachleute und Mandatsträger/innen aus dem grü- ten in Europa. Für Lehrer/innen wurden Workshops nen bzw. grünnahen Spektrum fand im September zu Migration und Multikulturalität an den Schulen 2016 in Berlin statt. Während bei früheren Treffen angeboten. Mittels einer «lebendigen Bibliothek» das europäische Friedensprojekt stets als positiver konnten die Bürger/innen mit in Polen wohnhaften Referenzrahmen diente, war diesmal die Spreng- Flüchtlingen und Migrant/innen in direkten Kontakt kraft der antieuropäischen, antiliberalen und isola- kommen. In der Fotoausstellung «Exilium» von Mar- tionistischen Kräfte auf dem gesamten Kontinent ta Bogdańska waren Porträts von in den Libanon ge- allzu deutlich. Doch das Heraufbeschwören einer flüchteten Syrer/innen zu sehen. Kalten-Kriegs-Situation schürt nur Ängste. Auf dem Herausforderungen Europas bewältigen Treffen bestand Einigkeit darin, dass Werte wie ge- Berlin: Transatlantischer Austausch meinsame Verantwortung attraktiv bleiben müssen, Der ungewöhnliche Verlauf der US-Vorwahlen, die auch wenn das europäische Sicherheitsmodell auf- multiplen Krisen der EU, weltweite Fluchtbewe- grund der russischen Kriegshandlungen in der Ukrai- gungen und die kaum absehbaren Auswirkungen der ne und Syrien derzeit auf dem Prüfstand steht. Digitalisierung in allen Lebensbereichen stellen auf beiden Seiten des Atlantiks zentrale Herausforde- Kiewer Gespräche: Neu gegen alt – rungen der nächsten Jahre dar. Auf unserer Fach- Die Ukraine im Wandel konferenz «Zukunft Transatlantica» im Juli 2016 in Im Juni 2016 war die Jahreskonferenz der «Kiewer Berlin brachten wir junge Stimmen aus den USA und Gespräche» erneut zu Gast in der Heinrich-Böll-Stif- Europa mit anerkannten Fachleuten und Politiker/ tung. In diesem Forum diskutieren ukrainische und innen zusammen. Ziel war es, neue Wege für trans­ deutsche Akteur/innen der demokratischen Zivilge- atlantische Kooperationen in den Bereichen Migra- sellschaft über die gesellschaftlichen Entwicklun- tion, Demokratie, Business Innovation, Ökologie und gen der Ukraine und ihr Verhältnis zu Europa. 2016 Sicherheitspolitik auszuloten. Mit dabei waren u. a.: waren u. a. der ukrainische Abgeordnete Serhij Audrey Singer, Urban Institute, Washington, D.C., Leschchenko und der Politologe Yevhen Hlibovytskyy Rahul Sagar, Princeton University (Singapur), Wen- in Berlin. Während die beiden die aktuelle Regierung dy R. Anderson, Center for a New American Security, noch überwiegend auf der Seite der «alten» korrup- Washington, D.C., Fyodor Lukyanov, Russia in Glo- ten Kräfte sahen, stellte der Chef der Unterstüt- bal Affairs, Russia. zungsgruppe für die Ukraine bei der Europäischen Im Jahr 2016 fortgeführt haben wir unsere be- Kommission, Peter Wagner, der ukrainischen Regie- liebten «Transatlantic Breakfasts» in Berlin. Gäste rung auch gute Noten aus: wirtschaftliche Stabili- aus den USA sprechen zu Themen, die für das trans­ sierung, Abschaffung korruptionsanfälliger Energie­- atlantische Verhältnis wichtig sind. Helga Flores 26

Ein Mitglied der Syria Civil Defence bei der Präsentation des Netfl ix-Films «Die Weißhelme» Foto: Janine Escher Photography

Trejo von Latino-Outreach der Hillary-Clinton-Kam- Berlin: Diskussion über Folter und pagne berichtete zum Beispiel von der Stimmung un- sexualisierte Gewalt in Syrien ter den Minderheiten im US-Wahlkampf, der Politik- Folter und sexualisierte Gewalt vor allem gegen wissenschaftler Prof. J. D. Bindenagel sprach über Frauen und minderjährige Jugendliche gehören zum die Hinterlassenschaften der Sicherheitspolitik des Alltag in syrischen Gefängnissen. Welche Rolle die- Präsidenten Obama, Prof. Peter Skerry vom Boston se Menschenrechtsverletzungen bei den Friedens- College stellte seine provokanten Thesen zur Migrati- verhandlungen in Genf spielen, darüber diskutierten onspolitik in den USA vor, und kurz vor den US-Wah- Aktivist/innen, Jurist/innen und Vertreter/innen des len analysierte Bruce Stokes vom Pew Research Auswärtigen Amts auf einer Podiumsdiskussion des Center die Wählerumfragen und ließ die Ergebnisse Gunda-Werner-Instituts im Juli 2016 in Berlin. Mit von Jürgen Trittin kommentieren. Ein ganz besonde- dabei war die Juristin Joumana Seif, die an den Gen- res Frühstück gab es am Morgen nach der US-Prä- fer Friedensgesprächen teilgenommen hatte. Sie äu- sidentschaftswahl. Alle vier Jahr richten wir dieses ßerte sich kritisch: «Wir sollen der Versöhnung mit Event anlässlich der US-Wahlen aus. Dieses Mal hat- dem Kriegsverbrecher Bashar al Assad zustimmen. ten wir mehr als 500 Besucher/innen. Eine Videozu- Wie aber ist Versöhnung möglich, wenn es keiner- schaltung unserer Büroleiter in Washington (Bastian lei Rechtssicherheit gibt? Wie sieht Frieden ohne Hermisson) und Brüssel (Klaus Linsenmeier) bot den Recht aus?» Der Menschenrechtsanwalt Mazen Dar- Herausforderungen Europas bewältigen Teilnehmenden erste Stimmungsberichte. wish plädierte dafür, dass Europa und damit auch Deutschland ihre außenpolitische Werteorientierung Berlin: Gespräch mit dem syrischen auch im Kontext von Syrien deutlicher äußern. Der Philosophen Sadiq Al-Azm Vertreter des Auswärtigen Amtes konnte in dieser Im April 2016 hatten wir zusammen mit dem Cen- Hinsicht kein Defi zit erkennen und versicherte, dass tre Marc Bloch die Gelegenheit, einen der letzten Deutschland sich im Rahmen der Möglichkeiten aus- öffentlichen Auftritte des großen syrischen Philo- reichend für den Frieden in Syrien engagiere. sophen Sadiq Al-Azm auszurichten. Sadiq Al-Azm verstarb im Dezember 2016 nach kurzer schwerer «Die Weißhelme» – die mutigen Helfer in Syrien Krankheit. Im Gespräch mit dem Schriftsteller und Die Syria Civil Defence, eine Gruppe von etwa 3000 Orientalisten Navid Kermani analysierte er aus syri- Freiwilligen, Frauen und Männern, retten unabhän- scher Innensicht den Konfl ikt, seine Folgen und die gig von religiöser oder politischer Zugehörigkeit internationalen Dynamiken. Dabei sah er noch immer Menschen aus zerstörten Häusern, oft unter Gefahr Möglichkeiten, den Konfl ikt aus dem Innern heraus ihres eigenen Lebens. Sie helfen auch beim Wieder- zu lösen. Doch machten Sadiq Al-Azm und Navid aufbau der öffentlichen Infrastruktur und klären Kermani auch deutlich, dass der Syrienkrieg nicht die Bevölkerung über Sicherheitsmaßnahmen bei nur die Bevölkerungen vor Ort angehe. Auch für Eu- Luftangriffen auf. Und sie werden nicht müde, ein ropa sei es eine dringende Aufgabe, zu einem Ende Ende der Kampfhandlungen in ihrem Land zu for- des Konfl ikts in seiner unmittelbaren Nachbarschaft dern. Die Mitglieder der Gruppe sind als «Die Weiß- beizutragen. helme» bekannt geworden. Für ihren herausragen- den Mut und ihr humanitäres Engagement wurden sie 2016 mit dem Alternativen Nobelpreis ausge- zeichnet. Wenige Tage vor der Preisverleihung waren Mitglieder der Gruppe bei uns zu Gast. 26 27

Neuer Anlauf zur atomaren Abrüstung Bisher ist es den UN-Konferenzen zur Überprüfung des Atomwaffensperrvertrages nicht gelungen, die nukleare Abrüstung voranzubringen. Immer mehr atomwaf- fenfreie Staaten und Aktivist/innen versuchen nun, der Abrüstungsdebatte über völkerrechtliche Ansätze und über das Argument der humanitären Auswirkungen von Atomwaffen neuen Schwung zu verleihen. Und tatsächlich kommt wieder Be- wegung in die Verhandlungen.

Mobilisierung für ein weltweites Verbot von Atomwaffen Einen großen Anteil an der wiederbelebten Abrüs- tungsdebatte hat die junge zivilgesellschaftliche Or- ganisation ICAN (International Campaign to Abolish Nuclear Weapons). Sie bringt die nukleare Bedro- hung wieder ins öffentliche Bewusstsein und mobi- lisiert für ein weltweites Verbot von Atomwaffen. Die ICAN-Campaigner/innen haben auch in großem Maß dazu beigetragen, dass am 27. März 2017 in New York die Verhandlungen zum völkerrechtlichen Verbot von Atomwaffen beginnen – ein historisches Momentum im Prozess der Nuklearpolitik. In zwei Runden wollen die Vereinten Nationen bis zum 7. Juli 2017 einen Vertrag zur internationalen Ächtung ver- 15 Jahre FriEnt – der Direktor der britischen Friedens - organisation Conciliation Resources, Jonathan Cohen, handeln. Damit wird eine Lücke im Völkerrecht ge- erläuterte im September 2016 in Berlin die Prioritäten, schlossen: Atomwaffen sind die einzigen Massenver- die eine neue Agenda für Frieden setzen müsse. nichtungswaffen, die noch nicht verboten sind. Die UN setzt damit einen politischen Kontrapunkt zu den jüngsten Ankündigungen Russlands und der USA, 15 Jahre FriEnt nuklear aufzurüsten. Seit 2014 fördern wir ICAN Deutschland, den Vertrauensvolle staatlich-zivilgesellschaft liche Zu- deutschen Zweig der Organisation, sowohl fi nanzi- sammenarbeit an den Schnitt stellen von Frieden ell als auch strategisch, z. B. indem wir Kontakte zu und Entwicklung – dafür steht die Arbeitsgemein- Herausforderungen Europas bewältigen Partner/innen der Stiftung oder zum Deutschen Bun- schaft FriEnt seit nunmehr 15 Jahren. Von staatli- destag herstellen. chen Organisationen, kirchlichen Hilfswerken, zi- vilgesellschaft lichen Netzwerken und politischen Nachwuchskräfte für die nukleare Stift ungen gegründet, ist FriEnt eine einzigartige Rüstungskontrolle Vernetzungs- und Lernpartnerschaft. Die Hein- Die Abrüstungsdebatte wird seit Jahrzehnten vor- rich-Böll-Stift ung ist seit 2007 Mitglied. Das Jahr nehmlich von denselben Männern in Ost und West 2016 hat vor Augen geführt, dass Friedensförderung bestimmt. Mit unserem Projekt «N.EX.T. | Nuc- wichtiger ist denn je. Krisen, Gewalt, Armut und lear Expert Talks» in Kooperation mit dem Institut Perspektivlosigkeit, Unsicherheit, Korruption und für Friedensforschung und Sicherheitspolitik Ham- Staatszerfall prägen viele Länder. Millionen Men- burg (IFSH) wollen wir Nachwuchskräfte aufbau- schen befi nden sich auf der Flucht, Menschenrechte en. Eine 15-köpfi ge Projektgruppe mit Mitgliedern werden verletzt. Das stellt entwicklungs- und frie- u. a. aus Russland, der Ukraine, Rumänien, den USA, denspolitische Akteure vor Herausforderungen. Als Großbritannien, Ungarn und Deutschland hat sich Brücke zwischen Staat und Zivilgesellschaft , Politik im November 2016 erstmals in Berlin getroffen, um und Praxis bietet FriEnt ein Forum für das Nach- Konzepte zur Überwindung des Stillstands in der denken über friedenspolitische Strategien. Im Kern nuklearen Abrüstung und Rüstungskontrolle vorzu- geht es um die Frage, wie entwicklungs- und frie- stellen und zu diskutieren. Die jungen Akademiker/ denspolitisches Engagement in einer zunehmend innen standen dabei im Austausch mit etablierten komplexeren und multipolaren Welt weiterhin kon- Expert/innen. Die Ergebnisse werden in Koopera- struktive Beiträge leisten kann. tion mit dem renommierten «Bulletin of the Atomic Scientists» als Perspektivbericht veröffentlicht. Website Keynote Dazu sind Vorstellungen für 2017 zwischen Berlin, www.frient.de www.frient.de/2016/a- Brüssel, Washington und Moskau geplant. new-agenda-for-peace/ 28 Die großeDie Transformation gestalten

Ende Gelände – Großaktion zivilen Ungehorsams im Lausitzer Braunkohlerevier für den Klimaschutz Foto: Jannis Große/Flickr.com (CC BY-NC 2.0, http://bit.ly/2p5BC0B) 28 29

Die große Transformation gestalten Wir wollen den Übergang in eine kohlenstoff arme und ressourceneffi ziente Ökonomie beschleunigen. Denn das ist die Herausforderung unserer Zeit: Armut und Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und gleichzeitig den Kli- mawandel. Deshalb setzen wir uns für eine grüne Ener- gierevolution, eine umweltfreundliche Landwirtschaft und eine nachhaltige Stadtentwicklung ein. Deutsch- land versucht das bereits und geht seit einiger Zeit den Weg einer grünen Transformation der Wirtschaft . Die Energiewende zeigt, wie der Ausstieg aus fossilen Ener- gieträgern in einer erfolgreichen Exportnation gelingen und darüber hinaus Arbeitsplätze schaff en kann. Doch das allein reicht nicht. Auch andere Wirtschaft sbereiche wie Verkehr, Wohnen, Chemie oder Maschinenbau stehen am Beginn eines Umbaus. Wir unterstützen die soziale und ökologische Trans- großeDie Transformation gestalten formation überall – zu Hause in Deutschland und auch an unseren internationalen Standorten. Wir streiten für eine drastische Senkung des Ressourcenverbrauchs, für einsehbare Verträge in der Rohstoffi ndustrie und für Rechenschaft spfl ichten der großen Bergbaukonzerne. Wir suchen nach Wegen, die Nutzung natürlicher Res- sourcen so zu gestalten, dass die ökologischen Grenzen unserer Welt respektiert und gleichzeitig die Menschen- rechte und Demokratie gestärkt werden. 30

Klimakrise, Energiewende, grüne Mobilität Schwere Unwetter, Dürren, das Abschmelzen der Gletscher – der Klimawandel drängt zum Handeln. Kaum eine Regierung kann sich dieser Einsicht noch verwei- gern. Auch die Wirtschaft beginnt sich zu bewegen. Dennoch greifen die Selbstver- pflichtungen zu kurz, die für den Klimagipfel in Paris (COP 21) formuliert wurden. Die Weltwirtschaft ist nach wie vor fossil ausgerichtet, auch wenn erneuerbare Energien derzeit enorme Wachstumsraten erleben. Der Ausstieg aus der Kohle, der fossilen Energiequelle Nr. 1, ist eine vordringliche Aufgabe.

UN-Klimakonferenz in Marrakesch: UNFCCC-«Familienfoto», organisiert von Greenpeace Foto: Takver/Flickr (CC BY-SA 2.0, http://bit.ly/2p0TfDk) Die großeDie Transformation gestalten

Der Klimagipfel in Marrakesch: liegen sollte. Für die internationale Zivilgesellschaft Internationale Klimadiplomatie war vor allem eine Frage wichtig: Inwiefern gelingt Vom 7. bis zum 18. November 2016 fand in Marra- es, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass die kesch die 22. UN-Klimakonferenz (COP) statt. Im hart erkämpften Formulierungen zu Menschenrech- Wesentlichen ging es dort um die Interpretation der ten, Geschlechtergerechtigkeit, gerechten Gesell- Vereinbarungen von Paris (COP 21) und das Aus- schaftsumbrüchen und anderen wichtigen Prinzipi- buchstabieren des «Paris rule book» – also einer Art en aus der Präambel des Paris-Abkommens in den Bedienungsanleitung für die Umsetzung der ver- einzelnen Umsetzungsschritten und -instrumenten schiedenen Beschlüsse. Zum Beispiel wurde darüber verankert werden können? Und welche Staaten sind diskutiert, wie die Länder ihre jeweiligen nationalen willens, diese Agenda zu verfechten? Offenbar noch Anstrengungen zum Klimaschutz, zur Klimafi nan- zu wenige. So ging es in Marrakesch in Sachen Men- zierung, zur Anpassung etc. an das UN-Klimasekre- schenrechte nur in winzigen Schritten vorwärts. tariat melden sollen und inwiefern sie für eine man- Wir haben den Gipfel mit einer 48-köpfi gen Dele- gelnde Umsetzung zur Rechenschaft gezogen werden gation aus Mitarbeiter/innen und Partner/innen aus können. Bei diesem Thema wurde hart und emotional 14 Ländern kritisch begleitet. Besondere Aufmerk- verhandelt. Viele Länder argumentieren, dass die samkeit widmeten wir den ausschließlich technolo- Elemente der nationalen Klimapläne freiwillig seien giefixierten scheinbaren Lösungen für das Klima- und folglich die Berichterstattung über deren Fort- problem und der Klimafi nanzierung. Diese Themen schritte ebenfalls dem Gutdünken der Länder unter- haben wir in zahlreichen Veranstaltungen gemein-

Webdossier der Klimakonferenz www.boell.de/de/dossier-zum- klimagipfel-cop-22-marrakesch 30 31

sam mit unseren Büros in Rabat, Washington, D.C., dell von unternehmensinternen Rückstellungen zur Brüssel, Belgrad und Kiew in Marrakesch auf die Wieder­nutzbarmachung von Braunkohlentagebauen Agenda gesetzt. Kurz vor der COP 22 erschien das risiko­reich ist und Gefahr läuft, das Verursacherprin- Heft «Kurswechsel 1,5°» zusammen mit dem BUND zip auszuhebeln. Bundes- und Landesregierungen und Misereor auf Deutsch und Englisch. Darin zeigen könnten sofort mittel- und langfristige Maßnah- wir die Risiken auf, die in den vermeintlichen, oft zi- men ergreifen, damit Folge- und Langzeitschäden tierten Lösungen des Klimaproblems liegen, und stel- von den Betreibern wie Vattenfall/EPH, RWE und len diese nachhaltigen und gerechten Alternativen Mibrag nicht auf die Gemeinschaft abgewälzt wer- gegenüber. den. Eine Zusammenfassung der Studie erschien im Oktober 2016 als böll.brief in der Reihe «Grüne Klimawandel vor Gericht: Juristische Ordnungspolitik». Verfahren gewinnen an Bedeutung Weltweit werden immer mehr Klagen wegen Klima- Gestresst und gespalten: Die Lage schäden eingereicht. In einem 2016 in Zusammen- der Atomindustrie weltweit arbeit mit dem Climate Justice Programme (CJP) Der «World Nuclear Industry Status Report veröffentlichten Bericht haben wir die steigende (WNISR)» liefert seit 2007 jährlich einen fundierten Zahl der angestrengten Klimawandelrechtsfälle do­ Lagebericht zur Atomkraft. Der Bericht wird von ei- kumentiert. Mit Blick auf die Zahl der potenziellen nem Autorenteam koordiniert, von dem Energie- und Kläger/innen und den Zeitrahmen könnten Klimapro- Atomexperten Mycle Schneider verfasst und von zesse andere Klagewellen, z. B. gegen die Tabak- oder der Heinrich-Böll-Stiftung kofinanziert. Im Novem- Asbestindustrie, bald in den Schatten stellen. Bei ber 2016 wurde er auf einer Podiumsdiskussion der einem Expertentreffen, das wir gemeinsam mit un- Stiftung erstmalig in Deutschland vorgestellt. ­Mycle serem Büro in Bangkok und dem Climate Justice Schneider referierte zentrale Erkenntnisse, eine da- Programme im Juni 2016 in Thailand veranstaltet von ist: Mit Atomkraft lässt sich kaum noch Geld haben, tauschten sich Jurist/innen, NGO-Campa- verdienen. Gegenüber anderen Energiequellen wie igner/innen und Fachleute aus 20 Ländern (vor al- Sonne und Wind ist Atomkraft wenig konkurrenzfä- lem aus der ASEAN-Region) untereinander aus und hig. Die grüne Europaabgeordnete Rebecca Harms, brachten neue rechtliche Initiativen für Klimage- die Klima-Expertin Claudia Kemfert und Christian rechtigkeit in der Region auf den Weg. Ein ähnliches Meyer zu Schwabedissen, ehemals Areva, kommen- Treffen planen wir für 2017 in Afrika. Eine Konferenz tierten den Bericht. Die Kontroverse reichte von der mit Klimaexpert/innen und Anwält/innen aus Singa- ingenieurwissenschaftlichen Begeisterung für Kern- pur, den Philippinen, Thailand, Malaysia und Indo- spaltung bis hin zur totalen Ablehnung, auch auf- nesien im Oktober 2016 in Jakarta führte bereits zu grund des militärisch-nuklearen Komplexes. Vereinbarungen darüber, wie unser Büro in Thailand regionale Klimainitiativen unterstützen kann. Zum Mehr Effizienz in Energiefragen durch Beispiel wird es die Möglichkeit juristischer Ver- grenzüberschreitende Kooperation großeDie Transformation gestalten fahren gegen Verursacher von Luftverschmutzung Bis 2030 will die EU-Kommission den Anteil an er- durch Brandrodung in Indonesien sondieren. neuerbaren Energien am Bruttoendenergiever- brauch auf 27 Prozent erhöhen. Eine verbesserte Zu- Folgeschäden des Braunkohlenbergbaus sammenarbeit auf europäischer Ebene könnte dieses in Deutschland: Wer zahlt? Ziel erreichbar machen oder sogar noch übertreffen. Langfristige Gewässernachsorge, Bergschäden, Unser Brüsseler Büro will den Austausch erneuer- der Verlust biologischer Vielfalt und der Klimawan- barer Energien zwischen Regionen in Europa und del sind Folgen des Braunkohlenbergbaus, für de- weltweit durch ein neu gegründetes Netzwerk beför- ren Kosten die Gesellschaft bereits heute zum Teil dern. In Brüssel fanden 2016 bereits verschiedene aufkommt. Zur Wiedernutzbarmachung der bean- Veranstaltungen statt, bei denen sich Entscheider/ spruchten Flächen sind die Tagebaubetreiber hinge- innen über Beispiele von Zusammenarbeit in euro- gen per Gesetz ausdrücklich verpflichtet. Allerdings päischen Grenzregionen informieren konnten. Das ist fraglich, ob die unternehmensinternen Rückstel- Büro in Brüssel organisierte auch eine Studienreise lungen sicherstellen, dass die Kosten tatsächlich von in die Nordseeregion: Die Teilnehmenden aus acht den Verursachern getragen werden. In Kooperati- europäischen Ländern lernten nachhaltige Städ- on mit der Klima-Allianz, dem BUND und der Rosa- teplanung in Dänemark kennen, informierten sich Luxemburg-Stiftung haben wir die sogenannte Rück- über den Austausch erneuerbarer Energien unter stellungsstudie beim FÖS und IASS beauftragt. Die den Gemeinden Emmen (NL) und Haaren (D), be- Studie erklärt, inwiefern das Finanzierungsmo- suchten Offshore-Windparkprojekte in der Nordsee

Bericht «Climate Justice» böll.brief «Am Ende Studie «European Power www.boell.de/de/ ohne Kohle?» Market Integration» node/291493 https://goo.gl/zw8bsH https://goo.gl/IpdwWd 32

und Nachbarschaftsprojekte im belgischen Gent. Die «Grundkurs Energiewirtschaft für Frauen» in Berlin Reise motivierte und inspirierte die Teilnehmenden, In Berlin haben wir 2016 zweimal einen «Grundkurs auch in ihren Heimatregionen europäische Projekte Energiewirtschaft für Frauen» angeboten. Das zwei- ins Leben zu rufen. tägige Seminar war beide Mal innerhalb von zwei Ein weiteres Besucherprogramm, organisiert Tagen restlos ausgebucht. Es richtete sich speziell von unseren Büros in Brüssel und Tunis, brachte an Mitarbeiterinnen von Verbänden und Nichtregie- Entscheidungsträger/innen aus der Europäischen rungsorganisationen – also an Frauen, die sich gut Union, führende Energiefachleute aus Nordafrika mit energiepolitischen Fragen und Strategien aus- und Nahost (MENA-Region), Klimaaktivist/innen kennen, aber noch Fortbildungsbedarf zu Fragen und Privatleute in Brüssel zusammen. Bei diesem haben wie: Warum steigen die Strompreise, wenn Treffen ging es hauptsächlich darum, wie verbesserte doch mehr Strom aus erneuerbaren Energien auf den regulatorische Mittel Investitionsanreize schaffen Markt kommt? Was wird wie an der Strombörse ge- können und wie die Energiewende partizipativer wer- handelt? Wer regelt die Netze, und wie teuer ist die den kann, d. h. wie Regulatoren, Übertragungsnetz- Infrastruktur? Welche Flexibilitätsoptionen gibt es betreiber, Versorger erneuerbarer Energien, zivil- im Stromsektor? gesellschaftliche Organisationen und Bürger/innen miteinbezogen werden können. Frauen als Akteurinnen des Wandels Eine von unserem Warschauer Büro in Auftrag in polnischen Bergbauregionen gegebene Studie stellt heraus, wie durch regionale Unser Büro in Warschau setzt in Kooperation mit Zusammenarbeit lokale Potenziale vervielfacht wer- dem Collegium Civitas auf die tragende Rolle der den können. Ein deutsch-polnisches Konsortium un- Frauen bei der sozialökonomischen Transformation tersuchte die Bedeutung einer stärkeren Integration Polens. Mit einem mehrjährig angelegten Projekt der Strommärkte in der Ostseeregion für die Wett- soll das Bewusstseins für nachhaltige Entwicklung bewerbsfähigkeit des polnischen Strommarkts so- vor allem bei Frauen in der Kohleregion Oberschle- wie die Konsequenzen für die europäische, deutsche sien gefördert werden; die regionale Vernetzung und und polnische Energiepolitik. Sowohl beim Ausbau Strategiefähigkeit von Aktivistinnen wird weiter aus- der Übertragungsnetze als auch bei der Förderung gebaut. Im Rahmen des Projekts werden auch die so- erneuerbarer Energien oder der Kapazitätsmecha- zialen Hintergründe und persönlichen Beweggründe nismen würde eine regionale Harmonisierung we- von bürgerschaftlich aktiven Frauen untersucht. Die sentlich zur Effizienz und stärkeren Wettbewerbsfä- Erkenntnisse fließen später in Bildungsmaterialien higkeit der einzelnen Märkte beitragen. und Publikationen ein sowie in die Konzeption von Veranstaltungen, die das lokale bürgerschaftliche Studie zu «Energiearmut» in Griechenland Potenzial von Frauen für nachhaltige Entwicklung Immer mehr private Haushalte in Griechenland sind freisetzen und in andere Regionen übertragbar ma- ohne Stromversorgung, weil sie ihre Rechnung nicht chen sollen. Die großeDie Transformation gestalten bezahlen können. Eine Studie unseres Büros in Grie- chenland zeigt auf, wie energie- und sozialpolitische Die Zukunft des Fliegens Zielsetzungen besser koordiniert werden können. Rund 3,3 Milliarden Flugreisen werden derzeit pro Energetische Sanierung und Energiewende müssen Jahr unternommen. In 20 Jahren wird sich diese gerade den wachsenden ärmeren Teil der Menschen Zahl – ebenso wie die Anzahl der Flugzeuge – ver- in Griechenland finanziell entlasten; viele Maßnah- doppelt haben. Vor allem die gesunkenen Flugpreise­ men laufen eher auf das Gegenteil hinaus. Deshalb und das Anwachsen der Mittelschichten weltweit lohnt der Blick auf europäische Vorzeigemodelle wie tragen dazu bei. Fliegen ist ein Motor der Globali- Dezentralisierung und Mieterstromprojekte, die das sierung und ein wichtiger Teil der Lebenswelt vieler Soziale mit dem klimapolitisch Notwendigen verbin- Menschen geworden. Anhänger von Bündnis 90/Die den können. Die Studie macht Vorschläge an die Re- Grünen fliegen besonders viel – und das mit schlech- gierungsebene zur Bekämpfung der Energiearmut, tem Gewissen. Sie verkörpern geradezu den Konflikt sie informiert Kommunen und Energieunternehmen um das Fliegen: Freiheit und Globalisierung gehen über mögliche Geschäftsmodelle, sie skizziert An- einher mit steigendem Ressourcenverbrauch und der reize für Mieter und Vermieter zur Steigerung der vermehrten Emission von Klimagasen. Für uns ein Energieeffizienz in Wohnungen und Häusern und sie Anlass, zusammen mit Vertreter/innen der Flugzeug­- zeigt Wege zur kostengünstigen Nutzung kooperativ industrie, der Politik und Nichtregierungsorgani- erzeugter erneuerbarer Energien auf. sationen nach Wegen für nachhaltigeres Fliegen zu suchen. Bei zahlreichen Fachgesprächen ging es um technologische Aspekte, wie die Produktion alterna-

Publikation «Oben – Ihr Flugbegleiter» www.boell.de/oben 32 33

Grüne Mobilitätskonferenz in Berlin: Wie smart und grün ist die Mobilität in der Stadt? Illustration: Roland Brückner, bitteschoen.tv

tiver Treibstoffe, die Möglichkeiten und Grenzen der wicklung des öffentlichen Nahverkehrs. Mit den 150 Gewichtsreduktion der Flugzeuge, Chancen der Di- meist jüngeren Teilnehmenden wurden die Ideen auf gitalisierung im Flugzeugbau, modernste Turbinen- Praxistauglichkeit geprüft und weiterentwickelt, da- technik, elektrisches Fliegen und anderes mehr, aber nach von politischen Entscheider/innen und Verbän- auch um wirtschafts- und gesellschaftspolitische devertreter/innen bewertet. Inzwischen hat die Re- Fragen. Bei den Gesprächen zeigte sich die große Lü- gierung Berlins gewechselt, und viele Vorschläge aus cke zwischen dem selbstauferlegten Reduktionsziel der Veranstaltung werden nun umgesetzt, zum Bei-

der Industrie und den bisher realisierten CO2-Ein- spiel das neue Radverkehrsgesetz und der CO2-freie sparungen. Neben neuer Technik werden auch politi- Lastenverkehr. sche Lösungen dringend gebraucht: Zum Beispiel ein «Single European Sky», d. h. ein einheitliches euro- Böll.Talks: Immer in Bewegung? päisches Flugmanagement, weniger regionale Flug- Inspiriert von US-amerikanischen TED.Talks haben häfen in Deutschland, mehr gut ausgebaute Strecken wir die Vortragsreihe «Immer in Bewegung?» mit großeDie Transformation gestalten für schnelle Zugverbindungen und ein wirksames In- dem neuen Format Böll.Talk in Szene gesetzt. Mo-

strument zur CO2-Reduktion des Flugverkehrs auf bilität gilt als Inbegriff von Freiheit. Da Mobilität globaler Ebene. Ein Fazit der Fachgesprächsreihe, meist per Auto, Schiff und Flugzeug realisiert wird, das die Uneinigkeiten der Partner und vor allem die entsteht durch Massenmobilität ein riesiges ökologi- immensen Herausforderungen gerade in diesem Feld sches Problem. Die «Talks» fragen kritisch nach und der Mobilität deutlich werden lässt, ist in unserer Pu- suchen nach Lösungen für dieses Dilemma: Welche blikation «Oben» nachzulesen. Alternativen gibt es, Mobilität zu vermeiden und um- weltfreundlicher zu machen? Wie gelingt Vermei- Grüne Mobilität für Berlin dung und Verlagerung von Verkehr? Inwiefern hilft Stau auf der A 100 stadteinwärts, Abgasschwaden, Digitalisierung? Böll.Talk heißt, dass die Vortragen- keine Parkplätze – Stress pur. Auf einer Konferenz den freistehend Geschichten erzählen, die persönlich im Juni haben wir am Beispiel Berlins ergründet, wie und anekdotisch sein dürfen. Böll.Talks werden mit

der Umbau in Richtung CO2-freie Mobilität gelingen mehreren Kameras aufgezeichnet und nachträglich könnte. Verkehrs- und andere Bürgerinitiativen aus untertitelt. So entstehen barrierefreie Videos, die Berlin stellten ihre Ideen zu folgenden Themen vor: über Facebook, Soundcloud und unsere Mediathek Neuaufteilung des Straßenraums, integrierte Mobi- verbreitet werden. litätsdienste mit eFahrzeugen, Alternativen für den Wirtschaftsverkehr, Steuerung der Pendlerverkehre, zukunftsweisende Radverkehrspolitik und die Ent-

Webdossier «Grüne Mobilität» https://goo.gl/EC3LeC 34

Ressourcenpolitik Rohstoffreichtum führt nicht automatisch zum Abbau von Armut. Im Gegenteil: In vielen rohstoffreichen Ländern konzentriert sich die wirtschaftliche Macht in den Händen weniger. Die Umwelt wird zerstört, und die soziale Ungleichheit nimmt zu. Es braucht daher Transparenz und Verantwortung im Rohstoffsektor und ein Bewusstsein in der Bevölkerung hinsichtlich der Gefahren und Folgen der Roh- stoffausbeutung. Höchst problematisch ist auch die industrielle Landwirtschaft. Vor allem die Massentierhaltung hat erhebliche Auswirkungen auf Klima und Umwelt. Naturschutz wird ökonomischen Interessen untergeordnet, immer mehr Ökosysteme werden zerstört, und Arten gehen für immer verloren.

Südafrika: Masiko Somi und seine Frau Magumede verklagen die Berg- bauindustrie auf Entschädigung für die Erkrankung an Silikose. Foto: Thom Pierce

Chile: #SECOS – Kampagne zur Community Protocols zur Stärkung der Rechte Rückeroberung des Wassers als Gemeingut lokaler Gemeinschaften beim Rohstoffabbau Eine zunehmende Zahl von Gemeinden in Chile kann Viele Länder in Afrika und anderen Regionen des glo- nur noch über Tankwagen mit Trinkwasser versorgt balen Südens sehen den Bergbau als eine der weni- Die großeDie Transformation gestalten werden. Mit der Kampagne #SECOS will unsere gen Chancen, ihre Wirtschaft anzukurbeln. Trotz der Partnerorganisation Modatima die privatisierten Arbeitsplätze, die Bergbauunternehmen anzubieten Wasserrechte für die Allgemeinheit zurückerobern. haben, tragen sie jedoch nur selten zu einer Verbes- Ein gutes Dutzend der prominentesten Film- und serung der Lebensbedingungen in den betroffenen Fernsehschauspieler/innen Chiles unterstützt sie Gemeinschaften bei. Stattdessen sehen diese sich mit dabei. Für den Kurzfi lm «Secos» stellte der renom- Umsiedlungen, Umweltverschmutzungen sowie der mierte Fotograf Tomás Munita die Nutzungsrechte Gefährdung ihrer Lebensgrundlage konfrontiert. Am für eine Serie von Fotografi en chilenischer (Wüsten) Verhandlungstisch werden sie kaum als legitime Par- Landschaften und ausgetrockneter Flussläufe zur tei wahrgenommen, meist bestimmen die Regierung Verfügung. Der Film zeigt in einer beklemmenden und die Unternehmen den Ton. «Community Proto- Ästhetik die Verletzungen des Grundrechts auf Was- cols» sollen dies ändern. Unser Projektpartner Na- ser durch die Avocado-Exportindustrie. Die Schau- tural Justice hat drei Jahre lang Gemeinschaften in spieler/innen klagen in Form eines antiken Chors die Argentinien, Indien, Kenia und Simbabwe darin un- perverse Logik des privatisierten Wassermarktes terstützt, bei geplanten Bergbau- oder Infrastruk- und die skandalöse Tatenlosigkeit des chilenischen turprojekten ihre Wertvorstellungen, wünschens- Staates an. Ergänzt wird der Film durch Interviews werte Vorgehensweisen und Prioritäten in solchen mit betroffenen Kleinbauern und -bäuerinnen. Der Protokollen festzuhalten. Die Protokolle legen Rech- Film feierte im Dezember 2016 in Santiago de Chile te und Verantwortlichkeiten im Gewohnheitsrecht seine Premiere. sowie im staatlichen und internationalen Recht als Grundlage für das Engagement externer Akteure

Community Protocol Tool Box http://za.boell.org/2016/05/10/ community-protocols-toolbox 34 35

wie Regierungen, Unternehmen oder die Zivilgesell- Entscheidungsstrukturen der Gemeinde vertreten schaft fest. Wenn auch nicht überall gleichermaßen zu sein. Mit der Studie wendeten wir uns auch an die von Erfolg gekrönt, so hat das Projekt doch gezeigt, zahlreichen Nichtregierungsorganisationen, die in dass, wenn Betroffene ihre Stimmen gemeinschaft- Mexiko zum Thema Bergbau und Extraktivismus ar- lich und strukturiert zum Ausdruck bringen, es für beiten. In Workshops haben wir Möglichkeiten und andere schwieriger wird, diese einfach zu ignorieren. Methoden erarbeitet, wie das Genderthema auch bei Unsere «Community Protocol Tool Box» ist ein Kom- ihnen auf die Agenda gesetzt werden kann. Die Initi- pendium von Handreichungen, das es Gemeinschaf- ative soll 2017 fortgesetzt werden. ten ermöglicht, ihre eigenen Community Protocols zu erstellen. Mexiko: Wir brauchen die Vielfalt – Biodiversitätskonferenz in Cancún Südafrika: Der Preis des Goldes – Die Konvention zum Schutz der biologischen Vielfalt Sammelklage gegen die Bergbauindustrie (CBD) ist ein Versuch, biologische Vielfalt zu erhal- Die südafrikanische Goldbergbauindustrie steht der- ten, sie nachhaltig zu nutzen und einen gerechten zeit vor Gericht. In einer historischen Sammelklage Vorteilsausgleich aus der Nutzung genetischer Res- verlangen 56 Kläger/innen – Bergleute und Witwen sourcen zu erzielen. Im Dezember 2016 fand in Can- verstorbener Bergleute – eine angemessene Ent- cún, Mexiko, die 13. Vertragsstaatenkonferenz der schädigung für die Erkrankung an Silikose, auch CBD statt. Einer der größten Zankäpfel der Konfe- «Staublunge» genannt. Es ist eine tödliche Krankheit, renz war die Synthetische Biologie. Diese extreme die durch das Tragen von Schutzmasken vermeidbar Form der Gentechnik ist in ihren potenziellen Risi- wäre. Die Kläger/innen repräsentieren Hundert- kofolgen nicht ausreichend erforscht und könnte alle tausende erkrankter Arbeiter in einer Industrie, die drei Ziele der Konvention untergraben. Streitpunkt über ein Jahrhundert lang das Recht auf Gesund- war zudem das «Geoengineering», d.h. der Eingriff heit vernachlässigt und ihre Arbeiter bei Krankheit in geochemische oder biogeochemische Kreisläufe kaum entschädigt hat. Last und Kosten der medizi- der Erde. Wir haben die Konferenz mit einem kleinen nischen Versorgung haben die Unternehmen den oh- Team im Vorfeld und vor Ort begleitet. Zum Beispiel nehin verarmten Familien und insbesondere deren haben wir einen Capacity Building- und Strategie- Frauen aufgebürdet. Hier setzt die Arbeit unseres workshop zum Thema «Synthetische Biologie» für Projektpartners Sonke Gender Justice an. Als zuge- Delegationen aus Entwicklungsländern und zivilge- lassener «Freund des Gerichts» (Amicus Curiae) will sellschaftliche Organisationen angeboten, um de- Sonke sicherstellen, dass Entschädigungszahlungen ren Verhandlungspositionen gegenüber den Indust- auf Witwen und deren Familien übertragen werden. rieländern mit mächtiger Biotechnologie-Lobby zu Ein Rechtsaspekt, der die Bergbauindustrie jetzt stärken. Die Verhandlungen selbst haben wir in en- vor die oberste Rekursinstanz des Landes gebracht ger Zusammenarbeit mit der Civil Society Working hat. Hierbei geht es Sonke nicht nur um individuel- Group on Synthetic Biology begleitet. Darüber hin- le Rechtshilfe für einzelne Betroffene. Sonke will aus haben wir diverse deutsch-, spanisch- und eng- großeDie Transformation gestalten die öffentliche Aufmerksamkeit auf die verborgene lischsprachige Publikationen zu den Themen Synthe- Seite der Silikose-Pandemie lenken und für einen ge- tische Biologie, Geoengineering und Neue Ökonomie sellschaftlichen Wandel werben. Mit einer breitan- der Natur veröffentlicht. gelegten Medienkampagne, Fotoausstellungen und Demonstrationen macht Sonke deutlich, dass der an Südafrika: Wem gehört der Rooibusch? der Börse notierte Preis des Goldes, das bei uns für Rooibusch-Tee («Roter Busch-Tee») ist auf der gan- Wohlstand und Schönheit steht, von Tausenden von zen Welt wegen seines guten Geschmacks und seiner Frauen im südlichen Afrika mit einem Leben in Ver- antioxidanten Wirkung beliebt. Kaum jemand weiß, zweiflung und Armut bezahlt wird. dass die Zedernbergregion in Südafrika der einzige Landstrich ist, wo der Rooibusch wächst. Sein An- Mexiko: Mehr Mitspracherecht für bau ist historisch eng mit den indigenen Khoi- und Frauen bei Bergbauprojekten San-Gemeinschaften verbunden, die die Pflanze In Mexiko hat sich die Gemeinde Capulalpam erfolg- seit Jahrhunderten wegen ihrer vielfältigen Anwen- reich gegen die Wiedereröffnung des Bergwerks vor dungsmöglichkeiten schätzen. In den vergangenen Ort gewehrt. Eine von unserem Büro in Mexiko ge- Jahrzehnten hat sich eine millionenschwere Teein- förderte Studie hat die Erfahrungen dieser Gemein- dustrie entwickelt, an der kleine Produzenten (da- de dokumentiert. Wir wollen vor allem für Frauen runter viele Khoi und San) jedoch nur geringfügig die Möglichkeiten verbessern, in den nach indigenem Anteil haben. Mit Unterstützung unserer Partneror- Gewohnheitsrecht organisierten Verwaltungs- und ganisation Natural­ Justice verhandelt der ­Nationale

Böll.Thema: Webdossier «UN-Bio- Webdossier «Synthe- Video «Biologische Vielfalt» diversitätskonferenz» tische Biologie» https://goo.gl/niWFVM https://goo.gl/siGL9E https://goo.gl/5Cm1F2 https://goo.gl/JfBdd9 36

Khoi-San-Rat derzeit mit der Rooibuschindustrie sozialen Gesichtspunkten zu meistern. Mit Tim Ja- Vertragsvereinbarungen für einen Vorteilsausgleich ckson, Autor von «Wohlstand ohne Wachstum», und aus. Hierbei appelliert der Rat nicht nur an das gute , Autor von «Machtwirtschaft – nein Gewissen der Industrie, sondern stützt sich auch ­danke!», diskutierten die Autor/innen über Wirt- auf bestehende Gesetzgebungen, die Inhabern von schaftsmodelle, die die Grenzen des Planeten res- traditionellem Wissen eine Kompensation für die pektieren und eine lebenswerte Zukunft für alle Men- Kommerzialisierung durch Dritte zusprechen. Die schen bieten. Verhandlungen verlaufen bisher recht zäh und ihr Ausgang ist noch ungewiss. Dennoch ist die Tatsache, Berlin: Landwirtschaft anders – dass alle Interessensgruppen gemeinsam an einem Unsere Grüne Woche Tisch sitzen, ein erster wichtiger Schritt in die rich- In Berlin treffen sich jedes Jahr Anfang Januar die tige Richtung. Vertreter/innen der Agrarindustrie auf der «Inter- nationalen Grünen Woche», der weltgrößten Agrar- Webdossier: Neue Ökonomie der Natur messe. Für uns ein Anlass, einen kritischen Blick auf Über die Inwertsetzung von Natur wird weltweit kon- die Landwirtschaft von heute zu werfen. In unserer trovers diskutiert. Die Debatte erhitzt die Gemüter, Veranstaltungsreihe «Landwirtschaft anders – unse- weil es eben um mehr geht als nur um Umweltschutz. re Grüne Woche» diskutierten wir über Alternativen Es geht um die Frage, wie wir in Zukunft leben wollen, in der globalen Agrarpolitik und informierten über wie wir die begrenzten Ressourcen miteinander tei- agrarpolitische Hintergründe, zum Beispiel über die len und was das «gute» Leben überhaupt ist. Seit vie- Lage der Milchbauern in Deutschland. Der aktuelle len Jahren arbeiten wir zu diesem Thema, veröffent- Milchpreis ist so niedrig, dass Landwirte nicht ein- lichen Beiträge und organisieren Veranstaltungen. mal mehr ihre Produktionskosten decken können und 2016 ging ein multimediales Webdossier auf Deutsch immer mehr Betriebe aufgeben. und Englisch online, das kritische Perspektiven und In weiteren Diskussionsrunden ging es um nach- Analysen bietet. Es beschreibt, was sich hinter dem haltige Tierhaltung und die Zukunft der Fleischpro- Konzept der «Grünen Ökonomie» verbirgt und war- duktion. Wie auch in den vergangenen Jahren öff- um der Ansatz gerade in den letzten Jahren auf brei- neten wir am Tag der großen Demonstration «Wir tes Interesse in Wirtschaft und Politik trifft. Das haben es satt» unser Haus und luden mehrere Tau- Dossier nennt zentrale Akteure und Institutionen, die send Menschen ein, sich bei unserem Suppn’ Talk den Diskurs prägen, und beleuchtet Widersprüche aufzuwärmen und weiter zu diskutieren. und fragwürdige Annahmen. Publikation: «Iss was?! Tiere, Fleisch und ich» Buchvorstellung: Inside the Green Economy – Immer mehr Menschen – auch Kinder und Jugend- Welches Wirtschaftsmodell brauchen wir? liche – wollen wissen, wie die Tiere auf ihrem Tel- Die «Grüne Ökonomie» will ein neues Leitbild für den ler gelebt haben, wie sie geschlachtet und gefüttert Die großeDie Transformation gestalten Ausweg aus den ökologischen und sozialen Krisen wurden. Auf der Verpackung im Supermarkt steht sein. Sie verspricht die Versöhnung von Ökonomie so etwas nicht. Wir haben daher im März 2016 das und Ökologie und sie bedient die Erwartung, unser Jugendbuch «Iss was?! Tiere, Fleisch und ich» ver- hohes Wohlstandsniveau halten zu können. Doch die öffentlicht. Es präsentiert verständlich und an- Grüne Ökonomie ist Hoffnung und Streitfall zugleich: schaulich die wichtigsten Informationen zum Thema Denn die Suche nach Wirtschafts- und Gesellschafts- Fleisch und zeigt, dass persönliche Entscheidungen modellen, die einerseits die Grenzen des Planeten oft eine große Tragweite haben. Gestaltet von der respektieren und andererseits Gerechtigkeit und Kinderbuchillustratorin Gesine Grotrian führt das eine lebenswerte Zukunft für alle Menschen bedeu- Buch entlang von einfachen Fragen sachlich und visu- ten, muss weit über die vorliegenden Konzepte der ell reizvoll vor Augen, wie unser Konsum von Fleisch Grünen Ökonomie hinausgehen. Im September 2016 mit Umwelt, Gesundheit, Klima, den Tieren und Ge- stellten Barbara Unmüßig, Lili Fuhr und Thomas rechtigkeit und Hunger zusammenhängt. Inzwischen Fatheuer ihr Buch «Inside the Green Economy – Pro- wurde es für den Jugendliteraturpreis 2017 nomi- mises and Pitfalls», eine aktualisierte Ausgabe ihres niert. Das Buch und die einzelnen Grafiken sind auch bereits 2015 erschienenen Titels «Kritik der Grü- als Unterrichtsmaterial gut geeignet. nen Ökonomie» vor. Das Buch unterzieht die Grüne Ökonomie einer kritischen Prüfung, testet ihre Ver- sprechen, erörtert ihre Möglichkeiten, beschreibt die Konsequenzen, nennt ihre blinden Flecke – und skizziert einen Weg, um globale Krisen auch unter

Webdossier «Neue Webdossier «Kritik der Dossiers und Fleischatlanten Publikation Ökonomie der Natur» Grünen Ökonomie» www.boell.de/fleischatlas www.boell.de/isswas https://goo.gl/z5UCr4 https://goo.gl/QkCmGp 36 37

Stadtplanung und nachhaltige Entwicklung Städte sind der Ernstfall für nachhaltige Entwicklung: wirtschaftlich, sozial und ökologisch. Mit ihrer räumlichen Verdichtung, ihrer kulturellen Vielfalt, ihrem innovativen Potenzial und ihrer lebendigen politischen Öffentlichkeit bergen sie alle Voraussetzungen für eine bessere Zukunft. Aber auch Krisen und Konflikte können in Großstädten kulminieren. Sie können beides sein: eine menschliche Hölle und ein Ort des sozialen Aufstiegs, der individuellen Freiheit und der poli- tischen Partizipation.

Bau einer Schnellbustrasse für die Anbindung an den internationalen Flughafen in Rio. Foto: Tânia Rego – AgBr (CC BR BY 3.0, http://bit.ly/2pbNejx)

Konferenz: Co-producing sustainable cities? gemeinsam mit WPS Prague den Comic «How to De- Habitat III sign a Fair-Shared City?» heraus, der die komplexe Bis 2050 könnten zwei Drittel der Menschen in Städ- Problematik aus Sicht unterschiedlicher Zielgrup- ten wohnen – diese globale Urbanisierung nachhal- pen beleuchtet. Der Comic zeigt Alltagssituationen, tig zu gestalten, ist eine enorme Herausforderung, in denen Menschen auf Hindernisse stoßen, die durch bietet aber auch große Chancen für eine lebenswer- eine genderblinde Stadtplanung bedingt sind, und te Zukunft. Im Oktober 2016 fand in Quito, Ecuador, schlägt zugleich Lösungen vor, die durch einen diffe- die UN-Konferenz Habitat III («Third United Na- renzierten Blick und mit einfachen Maßnahmen die tions Conference on Housing and Sustainable Urban Lebensqualität in Städten und Gemeinden erhöhen Development») statt, die sich mit den Herausforde- können. rungen der Urbanisierung beschäftigte. Wir haben die Konferenz zum Anlass genommen, auf einer ei- Olympische Spiele in Rio – genen Konferenz «Co-producing sustainable cities?» Die Kehrseite der Medaille großeDie Transformation gestalten über die Bedingungen für eine nachhaltige Stadtent- Die Bilanz der letzten Fußball-WM in Brasilien war wicklung nachzudenken. Auf den Panels zu Woh- ernüchternd: Mindestens 8,5 Mrd. Euro hatte das nungspolitik, Abfallwirtschaft und Mobilität disku- Sportgroßereignis das Land gekostet, doch der po- tierten Vertreter/innen von Lokalregierungen und sitive volkswirtschaftliche Wachstumsimpuls blieb zivilgesellschaftlichen Gruppen aus Indien, Brasilien, aus. Stattdessen: immense öffentliche Ausgaben Südafrika und einigen europäischen Staaten mit 150 für Baumaßnahmen, hohe Gewinne für die FIFA und Teilnehmenden über ihre jeweiligen Ansätze einer so- (multi-)nationale Baukonzerne, Räumungen und Po- zialen und ökologischen Stadtentwicklung. lizeigewalt. Mit den Olympischen Sommerspielen 2016 hatte Brasilien die Chance, aus den Fehlern Studienreise: Gendersensible Stadtplanung der WM zu lernen und zu zeigen, dass ein Sportgroß- In Kooperation mit dem Netzwerk WPS Prague (Wo- ereignis auch positive Impulse für die Allgemeinheit men Public Space Prague) organisierte unser Prager geben kann. Doch Olympia hat das fortgesetzt, was Büro eine dreitägige Studienreise nach Wien zum mit der WM begann. Die Stadt Rio de Janeiro wurde Thema «Gendersensible Stadtplanung». Die 20 Teil- zum Spielfeld politischer und (privat-)wirtschaftli- nehmenden aus Tschechien, der Slowakei, Ungarn cher Interessen. Politik und Bagger haben erneut so- und der Ukraine informierten sich über Projekte gen- zial schwache Bevölkerungsgruppen verdrängt. dersensibler Stadtplanung, wie sie in der Stadt Wien Wir haben anlässlich der Olympischen Spiele ein seit über 20 Jahren umgesetzt werden. Inspiriert umfangreiches Webdossier zusammengestellt. In durch die Reise gab das Prager Büro im Anschluss drei Sprachen (Deutsch, Portugiesisch und Englisch)

Video Podcast Böll.Fokus Comic «How to Design Essay «Kehrseite https://goo.gl/B4fl 34 https://goo.gl/svemPN a Fair Shared City?» der Medaille» https://goo.gl/Cgt6QP https://goo.gl/jH7cTQ 38

Nigeria: Chief Edwin Ogar der Ekuri-Gemeinschaft. Bald soll der Regenwald einer Autobahn weichen. Blog:http://supercrossriver.blogspot.com.ng/

bieten wir Artikel, Videos und Infografi ken zu The- Gegengipfel anlässlich der Tagung des UNESCO- men wie Kosten, Sicherheit, Vertreibungen, Nach- Weltkulturerbekomitees in Istanbul haltigkeit und der Rolle von Frauen im Spitzensport. Ob die antike syrische Stadt Palmyra oder die Bud- Unser Büroleiter in Rio, Dawid Bartelt, veröffent- dhastatuen im afghanischen Bamiyan – immer lichte den Essay «Die Kehrseite der Medaille» – eine häufiger werden Kulturdenkmäler zum Ziel in be- detaillierte Analyse der Auswirkungen der WM und waffneten Konfl ikten. Sowohl im Irak- als auch im der Olympischen Spiele. Er zeigt darin, wie sehr sich Syrienkrieg haben bewaffnete Gruppen Antiquitäten Sportgroßereignisse mittlerweile als Geschäftsmo- ins Ausland geschafft, um militärische Operationen dell etabliert haben – auf Kosten der sozial Schwa- und Anschläge zu fi nanzieren. Der Schutz von Kunst- chen und der Menschenrechte. und Kulturdenkmälern – schon lange Aufgabe der UNESCO – gehört seit der Verabschiedung der Sus- Widerstand gegen eine geplante Autobahn tainable Development Goals im Jahr 2015 zu den durch den Regenwald im Osten Nigerias Zielen, die sich die Weltgemeinschaft für die Schaf- Im Osten Nigerias möchte der Gouverneur eine fung einer lebenswerten Zukunft gesetzt hat. Für 6-spurige Autobahn durch den Regenwald bauen. die Türkei, ein Land, in dem sich antike Stätten rö- Dazu hatte er im Januar 2016 einen Landstreifen von mischer, byzantinischer, seldschukischer, osmani- 20 km Breite konfi sziert, vom Atlantischen Ozean scher und Überreste einiger der frühesten Zivilisa- mehr als 250 km ins Landesinnere hinein. Viele der tionen der Welt aneinanderreihen, stellt dieses Ziel angrenzenden Gemeinden sahen das «Entwicklungs- eine besondere Herausforderung dar. Der Schutz projekt» anfangs positiv, weil sie Straßenbau mit dieses Kulturerbes kollidiert nicht nur häufig mit wirtschaftlichem Aufschwung gleichsetzten. Nach dem neoliberalen Wachstumskurs der türkischen vielen dörflichen Debatten hingegen wurde vielen Wirtschaftspolitik, in den kurdischen Gebieten ge- klar, dass die Autobahn ihre Lebensgrundlage raubt. raten Weltkulturerbestätten auch in die Schussli- Die großeDie Transformation gestalten Mehr als 180 Gemeinden und fast 25 Prozent des nie von PKK und türkischen Sicherheitskräften. So Bundeslandes sollen für die Autobahn geopfert wer- wurden Teile der antiken Altstadt von Diyabakir in den – ein Biodiversitäts-GAU in einem Bundesland, heftigen Kämpfen zerstört. Die Regierung planierte wo hunderte von einzigartigen Pfl anzen und Tieren den Rest und plant jetzt die Errichtung einer Touris- vorkommen. Unser Büro in Nigeria hat Umweltak- tenattraktion – Anwohner/innen fürchten eine Art tivist/innen und Medien bei ihrer Aufklärungsarbeit antikes Disneyland. Doch in den offi ziellen Berich- über die Folgen des Projekts unterstützt. Gleichzei- ten, die die türkische Regierung bei der 40. Sitzung tig hat es auch der Landesregierung seine Expertise des UNESCO-Weltkulturerbekomitees im Juli 2016 zu dezentraler Energieversorgung mit Erneuerbaren in Istanbul präsentierte, fand sich davon fast kein und dem wirtschaftlichen und sozialen Nutzen von Wort. Unser Büro in Istanbul organisierte mit türki- Biodiversitätsschutz angeboten. Die Infografiken, schen Partnern und World Heritage Watch einen zi- Fact Sheets, Dokumentarfi lme und Landkarten des vilgesellschaftlichen Gegengipfel und verfasste einen Büros wurden von internationalen Medien genauso Schattenbericht zur Lage des Weltkulturerbes in der verwendet wie von lokalen Aktivist/innen, die teil- Türkei, der der UNESCO übergeben wurde. Die Kon- weise wegen ihres Engagements bedroht wurden. ferenzvorträge und das Schlussdokument können in Ein Jahr später, im Januar 2017, verschmälerte die englischer Sprache bei World Heritage Watch herun- Regierung den konfi szierten Landstreifen von 20 km tergeladen werden. auf 100 Meter Breite. Dennoch warnen einige NGOs und Gemeinden weiterhin vor den verheerenden Aus- wirkungen des Schnittes durch den jahrhunderteal- ten Urwald.

Webdossier «Olympi- World Heritage sche Spiele in Rio» Watch-Bericht https://goo.gl/Zmt3iy https://goo.gl/jcSt9D 38 39

Globale und alternative Wirtschaftsgovernance Ökonomisch ist die Welt eng zusammen gewachsen. Doch die Erträge aus Produk- tion, Handel und Dienstleistungen fließen zum größten Teil in eine Richtung, weil es zu wenige international gültige und faire Abkommen gibt. Auch bei bilateralen Absprachen dominiert meist das Recht des Stärkeren. Wir brauchen also mehr in- ternationale Kooperation, Regeln für die Finanzmärkte und eine gerechte und öko- logisch verträgliche Investitions- und Handelspolitik. Die G20 und die BRICS als ein Teil von ihr sind die bestehenden Säulen globaler Governance. Das kann nicht genügen. Aktuell konzentriert sich aber unsere Arbeit auf die Analyse der Politik dieser Vereinigungen mit einem besonderen Blick auf deren Investitionspolitik in unseren Partnerländern.

G20 im Fokus: Unser Infoportal zur deutschen geförderten «Civil-BRICS»-Forums, das in Delhi vor Gipfelpräsidentschaft in Hamburg dem Treffen der Regierungschefs stattfand. Ver- Im Dezember 2016 hat Deutschland die G20-Präsi- schiedene Partner der Stiftung waren auch beim dentschaft von China übernommen, und im Juli 2017 «People’s BRICS»-Forum vertreten, einer Gegenver- wird in Hamburg das Gipfeltreffen der Staatschefs anstaltung in Goa, auf der sich vor allem Organisa- stattfinden. Darauf haben wir uns auf unterschiedli- tionen trafen, die den von den BRICS-Staaten ver- che Weise vorbereitet. Mit internationalen Partner/ folgten expansiven Wachstumsstrategien kritisch innen-Netzwerken formulierten wir Kritik an der Po- gegenüberstehen. litik der G20 und erarbeiteten Forderungen, die in den Arbeitsprozess bis zum Gipfel einfließen. Weil Infrastrukturprojekte in ASEAN – Transparenz die G20 und ihre Politik in der Öffentlichkeit kaum und nachhaltige Investitionen bekannt sind, haben wir ein Infoportal erstellt, das Unser Büro in Thailand kooperiert bereits seit mehre- alle wichtigen Fragen beantwortet. Es bietet mit ren Jahren mit Inclusive Development International über 80 Infografiken und vergleichenden Karten, (IDI), einer Organisation, die ökonomische Trends Informationsblättern zur Arbeitsweise der G20 und und Finanztransaktionen analysiert, die für Investi- Themenanalysen einführende und vertiefende Infor- tionen im Infrastruktursektor der ASEAN-Staaten mationen zur G20. Einsteiger/innen finden hier ge- maßgeblich sind. Im Hinblick auf die hohen Investi- nauso wie Profis Antworten auf die Fragen, wer die tionen Chinas erstellten wir in Kooperation mit IDI G20 ist und was sie tut. Auch Lehrer/innen und Jour- zwei Grundlagenstudien zur Rolle Chinas als einfluss­ nalist/innen finden hier für ihre Arbeit einen reichen reichstem Investor in der Region. Der erste Bericht großeDie Transformation gestalten Schatz an Daten und Fakten. informiert über die Entwicklungsbanken, Fonds und politischen Initiativen, mit deren Hilfe China seine Unter Beobachtung: Der BRICS-Gipfel in Indien Infrastrukturprojekte umsetzt. Die zweite Studie Im Oktober 2016 fand der alljährliche BRICS-Gip- enthält Informationen zu den Sozial- und Umwelt- fel im indischen Goa statt. Auch wenn mehrere der standards, an die die chinesischen Investitionen fünf größten Schwellenländer der Welt, die sich un- gebunden sind. Wichtige Passagen aus den Berich- ter dem Acronym BRICS zusammengefunden haben, ten übersetzten wir in regionale Sprachen wie Thai, derzeit schwere wirtschaftliche Probleme haben, ­Khmer, Vietnamesisch und Burmesisch und stellten so tut doch dies den Erwartungen an BRICS kaum sie lokalen Aktivist/innen zur Verfügung. Nach An- Abbruch – gerade in Indien. BRICS hat inzwischen fragen von Graswurzelgruppen aus der ASEAN-Re- eine eigene Entwicklungsbank, die New Develop- gion erstellten wir zudem 22 Investitionsanalysen zu ment Bank (NDB), aufgebaut. Unsere Büros in den ökologisch und sozial nachträglichen Projekten, auf BRICS-Staaten und ihre Partner beobachten seit- deren Basis die betroffenen Kommunen Rechtsmittel her den NDB-Entstehungsprozess, vor allem im Hin- und Kampagnen vorbereiten können. Zusätzlich un- blick auf die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstan- terstützt eine interaktive Website die Aktivist/innen dards. Hier sollte die NDB die besten Praktiken der und Anwält/innen bei der Planung von Kampagnen, Entwicklungsfinanzierung aufgreifen und möglichst Maßnahmen und Klagen. ausweiten. Unser Büro in Indien unterstützte 2016 das Voluntary Action Network of India (VANI) bei der Vernetzung von zivilgesellschaftlichen Organi- sationen im Umfeld des von der indischen Regierung

Infoportal www.boell.de/G20 40

Kunst und Kultur Auch Kunst kann eine Form der politischen Bildung sein: Sie schärft die Wahr- nehmung, trainiert die Intuition und inspiriert zu kreativer Einmischung. Der Na- mensgeber der Stiftung, Heinrich Böll, war ein Künstler und öffentlicher Intel- lektueller, dessen Werk und Wirken wir zu seinem hundertsten Geburtstag ein Jahr lang würdigen. Gültig bleibt, was er schon vor vielen Jahren schrieb: «Einmi- schung ist die einzige Möglichkeit, realistisch zu bleiben.»

Berlin: Deutsch-Israelische Literaturtage Performance und Konzert auf der Beletage der Hein- Anfang November 2016 fanden die 10. Deutsch-Isra­- rich-Böll-Stiftung wurden südafrikanische Gedichte elischen Literaturtage statt, kuratiert und orga- zu deutschen Rap-Lyrics vorgetragen, deutsche Spo- nisiert von der Heinrich-Böll-Stiftung und dem ken-Word-Verse flossen in südafrikanische Poesie ­Goethe-Institut. Unter dem Titel «Im Neuland» ­lasen und Hip-Hop. Aus Johannesburg waren Lwaziluban- Schriftsteller/innen aus Israel, Deutschland und Ös- zi Mthembu (Singer-Songwriter), Afurakan (Spoken terreich Auszüge aus ihren Romanen und sprachen Word, Hip-Hop), Charl Pierre Naude (Autor) und über Flucht und Migration, insbesondere über das Vuyelwa Maluleke (Dichterin) mit dabei, aus Berlin Ankommen und das neue Leben in der «fremden Hei- kamen Amewu (Hip-Hop), Mara Genschel (Autorin), mat». Bei der Eröffnung in den ausverkauften Kam- Dalibor Marković (Spoken Word) und El Congo Allen merspielen des Deutschen Theaters antwortete Da- (Trompete/Percussion). niel Kehlmann auf die Frage nach der Einmischung von Schriftstellern in tagespolitische Angelegen- Beirut: Jogging – ein Stück von Hanane Hajj Ali heiten: «Es gibt keine Pflicht, sich als Schriftsteller «Jogging», so der Titel eines Theaterstücks der re- mit irgendetwas auseinanderzusetzen. Es gibt keine nommierten libanesischen Schauspielerin Hanane Verpflichtung für Schriftsteller, nur die, so gut wie Hajj Ali, das 2016 in Beirut mit viel Erfolg aufge- möglich zu schreiben.» Die Kraft der Kunst bestehe führt wurde. Die Handlung: Bei ihrem täglichen Lauf vielmehr darin, aus der Kunst heraus den Dialog über durch Beirut sinniert Hanane über ihre Hassliebe zu die Welt anzuregen. «Literatur», so der israelische der Stadt. Dabei kommt sie auf die antike Gestalt Autor Etgar Keret, «stärkt den stärksten Muskel im Medea, die das, was sie am meisten liebte (ihre Kin- Kunst und Kultur und Kunst Menschen: die Empathie.» der), aus Hass (auf ihren Mann) getötet hat. Kann eine Mutter ihre Kinder töten?, fragt sie sich und Berlin: [Digitale] Bühnen des Extremismus schlüpft in drei verschiedene Rollen: sich selbst, kon- Am 8. Mai 2016 fand unsere Konferenz «Theater frontiert mit einer Krebsdiagnose bei ihrem sieben- und Netz» in Zusammenarbeit mit dem Kritikblog jährigen Sohn; Yvonne – eine Christin in den Bergen, www.nachtkritik.de zum vierten Mal statt. Mit gro- die ihre Töchter vergiftet hat, damit diese nicht das ßem Zuspruch des Fachpublikums aus Theater- und gleiche Schicksal zu durchleiden hätten wie sie. Und Netzwelt forschte die Tagung zu Radikalisierungs- Zohra, deren drei Söhne als Märtyrer im Libanon phänomenen in der digitalen und analogen Welt. und in Syrien starben. Ein unglaubliches Ein-Frau- Zur Eröffnung lieferten sich der Regisseur Nicolas Stück, das viele Tabus im Libanon verletzt und kont- Stemann und der Grünen-Politiker Jürgen Trittin roverse, überwiegend aber sehr positive Reaktionen ein Streitgespräch über Methodik und Inhalt politi- hervorgebracht hat. Es hat eine Debatte angestoßen scher Theaterarbeit heute. Ein zweiter Programm- über religiöse Überzeugungen und Weltanschauun- höhepunkt waren die «#Cyberräuber». Die Teilneh- gen und inwieweit diese auf Leben und Tod mit per- mer/innen konnten sich auf eine virtuelle Reise in sönlichen Schicksalen verknüpft sein dürfen. Unser die Welten von Schillers Räubern begeben und da- Büro in Beirut hat die Produktion finanziell unter- bei in die Handlung eingreifen. Das von der Stiftung stützt und kofinanziert derzeit die Tour des Stückes ­geförderte Projekt ist 2017 zu den Schillertagen in durch den Libanon. Mannheim und zum Kunstfest Weimar eingeladen. Berlin: Arabische Filmwoche «Yallah» Berlin: DExZA-Musikfestival Frauen in der arabischen Welt werden in westlichen Lyrik, performative Poesie und Hip-Hop aus Johan- Medien häufig als schwach und unterdrückt darge- nesburg und Berlin waren auf dem DExZA-Festival stellt. In der Realität sind sie trotz schwieriger Um- in Berlin zu hören. Die Texte und Sounds, geschrie- stände oft sehr stark: Sie managen ihre Familien ben und komponiert im Rahmen eines literarisch-mu- und sichern nicht selten allein deren Überleben, sie sikalischen Austauschprojekts, gaben Einblicke in engagieren sich politisch und sozial, wehren sich ge- die Poesie-, Spoken-Word- und Musikszenen beider gen traditionelle Rollenbilder oder kämpfen für mehr Städte. Bei der Eröffnungsveranstaltung mit Lesung, Demokratie. Junge, meist säkulare Frauen rebellie- 40 41

DExZA-Festival in Berlin mit Künstler/innen aus Südafrika und Berlin

Die Singer/Songwriterin Die Poetin Vuyelwa Maluleke (Mitte) Lwazilubanzi Mthembu und Gäste Foto: Olad Aden CC

ren gegen gesellschaftliche Zwänge und fordern ihre So entstand ein mitreißendes filmisches Porträt Rechte und Freiheiten ein. Auch bei religiösen oder einer Protestbewegung. Anlässlich der Berlinale konservativen Frauen gibt es eine neue Generati- 2016 veranstalteten wir ein Mittagsgespräch und Kunst und Kultur und Kunst on, die selbstbewusst für mehr Teilhabe am gesell- sprachen mit Rama Thiaw und einem der Mitbegrün- schaftlichen und politischen Leben eintritt. Während der von «Y’en a marre» über das Erfolgsrezept der unserer Arabischen Filmtage im November 2016 in Jugendbewegung und wie diese sich im Laufe der Zeit Berlin präsentierten wir Dokumentar-, Kurz- und verändert hat. Spielfi lme bekannter wie junger Filmemacherinnen aus Marokko, Tunesien, Ägypten, Palästina, Jor- Moskau: «NOW. Wie ist die Gegenwart danien, dem Libanon, dem Jemen und Saudi-Arabi- konstruiert» – Festival en. Sie zeigen auf vielfältige Weise die starken und In Russland sind die Freiräume für offene Diskussio- mutigen Frauen in der arabischen Welt – in Filmen, nen über gesellschaftliche und politische Themen er- die berühren und zum Nachdenken anregen. heblich zusammengeschrumpft. Aber gerade junge Russ/innen suchen nach Antworten auf die drängen- Berlin: «Y’en a marre» – den Fragen im Lande und global – und das nicht nur Jugendprotest in Senegal im Internet. Das bewies auch das Festival «NOW» Als der senegalesische Präsident Abdoulaye Wade im Anfang November in Moskau. Mehr als 3000 Men- Jahr 2011 erneut kandidieren wollte, machten ihm schen besuchten den dreitägigen Gedanken- und Dis- die Bürger/innen einen Strich durch die Rechnung. kussionsmarathon im Foyersaal des zeitgenössischen «Y’en a marre» (Wir haben es satt) entwickelte sich Kunstmuseums Garage im Gorki-Park. Tausende von einem Protest gegen Stromausfälle zur Mobili- verfolgten ihn live im Internet. Mit diesem Festival sierungsparole gegen die unrechtmäßige Amtsver- versuchten unser Moskauer Büro und sein Partner längerung. Innerhalb eines Jahres schaffte es diese colta.ru, mögliche Antworten auf Fragen zu fi nden Jugendbewegung, die Bevölkerung zu einer Vielzahl wie: Warum sind nationale und religiöse Identität von Protestaktionen zu mobilisieren. Von Beginn so wichtig geworden? Wie beeinflussen die neuen an nutzten die vier Gründungsmitglieder von «Y’en Kommunikationsmittel und Arbeitsformen unser Be- a marre», alles Musiker, ihre Kontakte zu anderen wusstsein? Was erwartet uns morgen? Vorlesungen Rappern. Diese bauten in Dakar, aber auch in vielen wechselten sich ab mit Filmvorführungen und Podi- kleinen Städten lokale Gruppen auf. Die senegalesi- umsdiskussionen. Mit dabei waren auch internati- sche Filmemacherin Rama Thiaw stieß schon früh onal bekannte Intellektuelle wie Karen Armstrong, zum Gründerzirkel und dokumentierte die Ereignisse. Guy Standing, Franco Berardi und Daniel Miller. 42

Heinrich-Böll-Haus Langenbroich Mit unserem Stipendienprogramm im Heinrich-Böll-Haus Langenbroich e.V. ermöglichen wir Künstler/innen, für einige Monate ungestört, ohne finanzielle Sorgen, frei von Verfolgung und Zensur kreativ zu arbeiten. Mitgetragen wird der Verein von der Stadt Düren und dem Land Nordrhein-Westfalen. Seit 2012 sind vor allem syrische Künstler/innen mit ihren Familien im Heinrich-Böll-Haus zu Gast. Ihre Heimat wurde größtenteils zerstört, die meisten konnten nicht zurück- kehren. Auch unsere Gäste aus dem Jemen, dem Irak und Bangladesch leben in Deutschland im Exil.

Stipendiaten im Heinrich-Böll-Haus (v.l.n.r.): Omar Al Jaffal, Taqi Akhlaqi, Raed Wahesh und Ahmed Katlish

Unsere Gäste 2016

Sura Alloush (Syrien), geb. 1980, arbeitet als freie Noor Kanj (Syrien), geb. 1990, studierte Informatik Schriftstellerin, Journalistin und Literaturüberset- und Wirtschaftswissenschaften in Syrien. Sie hat für zerin für internationale Zeitschriften und Webseiten, verschiedene arabische Zeitschriften geschrieben. unter anderem auch für die in Deutschland auf Ara- Ihre Lyrik wurde im arabischsprachigen Sammel- Heinrich-Böll-Haus Langenbroich Heinrich-Böll-Haus bisch erscheinende Flüchtlingszeitschrift Abwab. In band «Neue Syrische Dichtung» veröffentlicht. Syrien veröffentlichte sie zwei Poesiebände. Mahmudul Haque Munshi (Bangladesch), geb. 1987, Colette Bahna (Syrien), geb. 1961, arbeitet als freie arbeitet als Blogger und Online-Aktivist. Er initiierte Schriftstellerin, Journalistin und Drehbuchautorin. die Bewegung «Shahbag», die für ein Verbot religiös In Syrien wurde sie mit bedeutenden Literaturprei- bestimmter politischer Parteien eintritt. Er fordert sen ausgezeichnet. Ihre Sammlungen mit Kurzge- die Rückkehr zu einem säkularen Bangladesch und schichten sind in diverse Sprachen übersetzt worden. setzt sich für die Rechte von Minderheiten und der Bahna ist Jury-Mitglied des Nile Festivals für Do- indigenen Bevölkerung ein. Fünf seiner Mitblogger kumentarfi lme und des Adoni Festivals für syrische wurden von islamistischen Fanatikern auf offener TV-Dramen. Straße brutal ermordet.

Galal Alahmadi (Jemen), geb. 1987 in Saudi-Arabien, Sayed Mohammad Taqi Akhlaqi (Afghanistan), geb. arbeitet als Schriftsteller, Journalist und Redakteur 1986, arbeitet als Schriftsteller und Journalist. Er bei verschiedenen arabischen Zeitschriften. Er ist ei- schreibt für eine talibankritische Tageszeitung. Sein ner der bekannten jungen Dichter Jemens und wurde «Afghanisches Tagebuch» für den NDR, Interviews bereits mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Yeme- und Publikationen sowie die Aufführung seiner Thea- ni president's prize for poetry 2011 und dem Abdula- terstücke machten ihn auch in Deutschland bekannt. ziz al-Maqalih's prize for poetry 2014.

Hinweis Lesetipp Sie können das Heinrich- Mit Ihrer Hilfe können wir «Weg sein – hier sein», Texte aus Deutschland, Böll-Haus Langenbroich Schriftsteller/innen und Anthologie, Secession Verlag für Literatur, durch die Übernahme einer Künstler/innen zu uns einladen. Zürich, 2016. Mit Beiträgen von syrischen Patenschaft unterstützen. I Ulrike Cichon E [email protected] Gästen aus dem Heinrich-Böll-Haus. 42 43

Studienwerk – Rückenwind für junge Talente Wir fördern Studierende und Promovierende aller Fachrichtungen aus dem In- und Ausland. Neben einem Stipendium fördern wir auch « ideell », d. h. wir bieten in- dividuelle Beratung und Qualifizierung, regen zur politischen Debatte an und un- terstützen unsere Stipendiatinnen und Stipendiaten darin, sich selbst zu organi- sieren und zu vernetzen. Unser Anliegen ist es, Talente zu entdecken, Potenziale zu fördern und die per- sönliche, politische und berufliche Entwicklung unserer Stipendiatinnen und Sti- pendiaten zu begleiten. So wollen wir zukünftige Multiplikatorinnen und Multi- plikatoren gewinnen, die unsere Überzeugungen teilen und sich weltweit für die Ziele der Stiftung einsetzen: für mehr Demokratie, Solidarität, ökologisches Han- deln, nachhaltige Politik und Menschenrechte. Wir kombinieren in unserer Nachwuchsförderung den Leistungsgedanken mit Chancengerechtigkeit. Neben sehr guten Schul- bzw. Studienleistungen, die im Auswahlverfahren im biografischen Kontext bewertet werden, erwarten wir von unseren Stipendiatinnen und Stipendiaten, dass sie Verantwortung für das Gemeinwesen übernehmen, sich gesellschaftlich engagieren und sich für Politik interessieren. Studienwerk

Teilnehmende am Eröffnungsseminar «Ansichten einer Stiftung» im April 2016

Wer wird gefördert? Unter 1760 Bewerber/innen wählte das Studienwerk Über Mittel des Auswärtigen Amtes konnten 88 in- 196 Stipendiat/innen in einem dreistufi gen Verfah- ternationale Stipendiat/innen gefördert werden, da- ren neu aus. Insgesamt förderten wir im vergange- von 22 Promovierende. Unsere regionalen Förder- nen Jahr 1142 Personen, davon 927 Studierende schwerpunkte sind Mittel- und Osteuropa, die und 215 Promovierende. 61 % der Geförderten sind Gemeinschaft unabhängiger Staaten (GUS) und die Frauen. Insgesamt 16 % studieren an Fachhochschu- MENA-Region (hier vor allem Ägypten, Libanon, len, an Kunst- oder Musikhochschulen. Wir förder- Marokko, Tunesien und Syrien). 31 % unserer inter- ten 228 Studierende in den MINT-Fächern, davon nationalen Stipendiat/innen kamen aus dem Ausland 116 Frauen und 112 Männer sowie 48 Promovie- (außerhalb der EU), davon die meisten aus Russ- rende in den MINT-Fächern, davon 26 Frauen und land (14), gefolgt von Syrien (9), Ukraine (6) und 22 Männer. Ägypten (5). Mit Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung konnten 1054 Stipendiat/innen un- Beratung – Qualifi zierung – Vernetzung terstützt werden, davon 193 Promovierende. Von Mit unserem Veranstaltungsprogramm regen wir diesen Studien- und Promotionsstipendiat/innen zur politische Debatte an, vermitteln Schlüsselkom- haben 286 (27 %) eine Migrationsgeschichte, und petenzen, befähigen zum interdisziplinären Dialog, 452 (43 %) kommen aus einem nichtakademischen bereiten auf den Beruf vor und befördern das gesell- Elternhaus. schaftliche Engagement unserer Stipendiat/innen. 44

Vor allem wollen wir ihre Selbstorganisation und ihr Hier ging es u. a. um Undercover-Journalismus und selbständiges Denken und Handeln fördern. Die Pro- um die Vereinbarkeit von ethisch begründetem Jour- gramme der stipendiatischen Arbeitsgruppen und nalismus mit wirtschaftlichem Druck. der lokalen Initiativen, die Adhoc-Treffen u. a. zeigen, Zu den Veranstaltungen, die Themen und Fra- wie kreativ, vielfältig interessiert und fachlich kom- gestellungen aus den Nachhaltigkeitswissenschaf- petent unsere Stipendiat/innen sind. ten und Methoden aus dem Ansatz von «Bildung für Zu unserer ideellen Förderung gehören auch die nachhaltige Entwicklung» aufnehmen, gehörten z. B. Beratung zur Studienplanung oder Berufsorientie- Planspiele zu »Kampf gegen Rechtspopulismus in rung sowie Angebote zur Vernetzung. Dazu trägt ins- Europa», ein Seminar über «Menschenrechte lokal besondere unser Mentoring-Programm «Grün ver- und global. Das Recht auf Wasser im Kontext von Ar- netzt» bei: Mentor/innen beraten Studierende und mut und Ungleichheit» oder ein Seminar zum Aufbau Promovierende in der Abschlussphase sowie Alumni von Green Offices an Hochschulen. Eine neu konzi- darin, sich persönlich und beruflich weiterzuentwi- pierte Veranstaltung beschäftigte sich mit «Jägern, ckeln und klarer ihre Ziele anzugehen. Mentor/innen Wölfen und der Politik». Hier ging es um die Auswir- sind vor allem Alumni, aber auch Mitarbeiter/innen kungen von Artenschutz auf die Landes- und Kom- der Heinrich-Böll-Stiftung und andere Personen aus munalpolitik. Ein Höhepunkt des Seminars war die dem Umfeld der Stiftung. von Theo Grüntjens geführte Exkursion ins «Wolfs- gebiet» und das Aufspüren von Wolfsspuren. Eigenverantwortlich organisierte Arbeitsgruppen Auch bewährte, jährlich wiederkehrende Veran- von Stipendiat/innen 2016: staltungen fanden statt – darunter die Einführungs- seminare für neu in die Förderung aufgenommene ▸ AG Digitaler Wandel (neu) Stipendiat/innen, das Promovierendenforum so- ▸ AG Energie (neu) wie die einwöchige Sommerakademie «Campus» in ▸ AG Flucht und Asyl (neu) Bad Bevensen, diesmal zu den aktuellen politischen Entwicklungen in Europa mit Terroranschlägen, ▸ AG Forschen Verantworten «Flüchtlingskrise», Brexit u. a. Der Campus bietet AG Gender und Feminismus ▸ Stipendiat/innen die Möglichkeit, eine Woche lang ▸ AG Theorie – Gesellschaft – Politik selbstorganisiert oder mit externen Referent/innen ▸ AG Wilder Osten an verschiedenen Themen zu arbeiten. Zum Auftakt ▸ AG Wirtschaftspolitik sprach Klaus Linsenmeier, Leiter unseres Büros in Brüssel, mit den Stipendiat/innen über die Bedeu- Studienwerk Schwerpunkte im Veranstaltungsprogramm 2016 tung und Zukunft Europas. Literarischer Höhepunkt Das Veranstaltungsprogramm wird für und mit un- war die Lesung der Schriftstellerin und ehemaligen seren Stipendiat/innen entwickelt und umgesetzt. Stipendiatin Shida Bazyar, die aus ihrem 2016 er- Besonders nachgefragt waren das Seminar «Über- schienenen Roman «Nachts ist es leise in Teheran» wachung in der digitalen Gesellschaft», ein Empo- las. werment-Workshop «Finding your voice» und ein Das Netzwerk der Stipendiat/innen wird durch Debatten-Coaching in englischer Sprache. Derzeit den Aus- bzw. Aufbau von Hochschulgruppen, den beschäftigt viele Stipendiat/innen die Flüchtlings- Lokalen Initiativen, an den Hochschulstandorten politik. Sie war auch Thema des «Alumni-Salons», sukzessive weiter gestärkt. Unsere Stipendiat/innen dem jährlichen Zusammentreffen der Ehemaligen sind dort wichtige Botschafter/innen unserer För- mit über 150 Teilnehmenden. Der inhaltliche Bogen derphilosophie und Multiplikator/innen für die Werte reichte von Fluchtursachen und der Lebenssituation und Ziele der Stiftung. Zu den vielfältigen Aktivi- von Geflüchteten über Engagement, Integration und täten der Lokalen Initiativen zählen beispielsweise Teilhabe bis hin zu Zukunftsszenarien für eine euro- eine Podiumsdiskussion zum Thema «Angst vor dem päische Flüchtlings- und Einwanderungspolitik. Nachbarn – Was hat sich seit der Kölner Silvester- Die meisten Veranstaltungen stehen allen Sti- nacht verändert? Eine Kontroverse um Medien und pendiat/innen offen, da wir die Begegnung und das Gesellschaft», organisiert von der Lokalen Initiative gemeinsame Lernen in heterogen besetzten Lern- Köln und mit mehr als 180 Teilnehmenden, der Be- gruppen ermöglichen wollen. Wir haben aber auch such des Deutschen Freimaurermuseums oder ein ge- zielgruppenspezifische Veranstaltungen: Im Rah- meinsamer Moscheebesuch. Auch im europäischen men einer Studienreise nach Weimar setzten sich Ausland gründen sich Lokale Initiativen: Am Schu- internationale Stipendiat/innen mit unterschiedli- macher College in Dartington, South Devon, trafen chen Facetten der deutschen Geschichte auseinander. sich Stipendiat/innen aus verschiedenen britischen Studienanfänger/innen konnten das Seminar «Wie Hochschulen, um die Transition Town-Bewegung und starte ich erfolgreich ins Studium?» besuchen. Auch ihre Projekte, Erfolge und Grenzen am Beispiel der für Nachwuchsjournalist/innen im Stipendienpro- Stadt Totnes kennenzulernen. gramm «Medienvielfalt, anders» gab es eigene Ver- anstaltungen, z. B. zum Erwerb von journalistischem Handwerkszeug oder zur «Journalistischen Ethik». 44 45

Foto: privat Foto: Fraunhofer ISE

Çiğdem İpek wurde von 2004 bis 2006 als Studen- Anna Heimsath war sowohl Studien- als auch Promo- tin der Sozialwissenschaften an der Humboldt-Uni- tionsstipendiatin. Sie studierte Produktionstechnik versität zu Berlin gefördert. Sie ist Referentin im in Bremen, wo sie in Physik zum Thema «Verlustme- Arbeitsstab der Beauftragten der Bundesregierung chanismen von Spiegeln für solarthermische Kollek- für Migration, Flüchtlinge und Integration/Bundes- toren» promovierte. Seit 2006 ist sie wissenschaft- kanzleramt. Zuvor hat sie u. a. beim Beauftragten liche Mitarbeiterin am Fraunhofer ISE, wo sie zu des Senats von Berlin für Integration und Migration solarthermischen Kraftwerken forscht. Seit 2016 gearbeitet. Ihre Schwerpunkte sind Vielfalt und Par- leitet sie die Gruppe Konzentrierende Kollektoren tizipation in der Schule und Ausbildung, Migration, und Optiken am Fraunhofer ISE. Außerdem enga- Zugehörigkeit und Identität in der Einwanderungs- giert sie sich für interkulturelle Bildung als Vorstand gesellschaft. Freiberufl ich ist sie als Autorin, Refe- im Verein VorOrt e.V. und für demokratische Schulen rentin und Moderatorin zu diesen Themen tätig. in der European Democratic Education Community.

Thematische Schwerpunkte Studienwerk in der Promotionsförderung

Forschungscluster zur Transformationsforschung: ▸ Schwerpunkt Nachhaltigkeitsforschung, alle Fächer

▸ Mehrere Partner: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie; Mercator Research Insti- tute on Global Commons und Climate Change; das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik; Foto: Fritz Schumann das Deutsche Institut für Wirtschaft s forschung

▸ Ziel: Umsetzung eigener Veranstaltungsideen, Jan Philipp Albrecht war von 2005 bis 2008 Studi- interdisziplinärer Dialog; Transfer Wissenschaft - enstipendiat und ist seit 2009 Mitglied der grünen Öff entlichkeit; Forschen in gesellschaft licher Europafraktion im Europäischen Parlament. Er ist Verantwortung; wissenschaft liche Politik - stellvertretender Vorsitzender des Innen- und Jus- beratung tizausschusses, innen- und rechtspolitischer Spre- cher der Fraktion und Mitglied der Delegation des Schwerpunkt Grüne Geschichte: Europäischen Parlaments zum Staat Israel. Seine Schwerpunkte sind Datenschutz, Digitalisierung, ▸ Promotionsstipendien zur Geschichte, poli- Strafrecht und Rechtsextremismus. Seit 2010 lehrt tischen Konstitution und Orientierung der er Europäisches IT-Recht an der Universität Wien. Grünen Jan Philipp Albrecht ist Mitglied in der Mitglieder- ▸ alle Fächer (Schwerpunkt Zeitgeschichte und versammlung der Heinrich-Böll-Stiftung. Politik- und Sozialwissenschaft en)

Aktuelle Ausschreibungen www.boell.de 46

Gunda-Werner-Institut Das Gunda-Werner-Institut (GWI) in der Heinrich-Böll-Stiftung zeigt als feminis- tischer Leuchtturm: Feminismen sind Teil der grünen Bewegung und haben hier einen festen Platz. Es bietet Diskussionsraum für unterschiedliche Orientierungen und Ansätze – von den Theorien und Praxen weltweiter feministischer Frauen- bewegungen über geschlechterdemokratische und genderpolitische Konzepte, die eher auf Veränderung in gesellschaftlichen Organisationen zielen und männerpo- litische Ansätze mit einbeziehen. Das GWI sucht nach Antworten auf die nach wie vor ungelösten Fragen der Geschlechtergerechtigkeit.

Sebastian Scheele auf der Tagung «Gegner*innenaufklärung»

Informationen und Analysen zu Antifeminismus Reproduktive Rechte werden oft nach Ressorts ge- Islamfeindlichkeit, Homophobie und die Ablehnung trennt diskutiert. Wie können Bündnisse zwischen von vermeintlicher «Gender-Ideologie» verbinden frauen-, behinderten- und queer-politischen Positi- Gunda-Werner-Institut rechtspopulistische Parteien sowie nationalkon- onen aussehen? Das Fachgespräch bildete den Auf- servative und fundamentalistische Gruppierungen. takt für weitere Beratungen ab 2017, für die bereits Antifeministische, geschlechtskonservative und Expertisen in Auftrag gegeben wurden. rassistische Kreise mobilisieren zum Teil seit Jah- ren gegen Gleichstellungspolitik und emanzipative Männlich, fremd – gefährlich? Geschlechterbewegungen. Die Tagung «Gegner*in- Die Ereignisse der Kölner Silvesternacht waren ein nenaufklärung» im Mai 2016 warf einen Blick auf Thema, das das GWI bis zum Ende des Jahres be- diese Akteur/innen, ihre Netzwerke und ihren gesell- schäftigte. Zweimal lud es zu «StreitWert – Politik schaftlichen Einfl uss. Sie bot rund 230 Teilnehmen- im Dialog». Im März hieß es: «Männlich, fremd – ge- den Gelegenheit, sich über Strategien im Umgang fährlich? Die Legende vom schwarzhaarigen Mann mit Antifeminismen auszutauschen. Der Hass der als Täter»; im November bildete eine GWI-Studie «Gegner*innen» entlädt sich auch im Internet. Im zu den TV-Nachrichten in ARD und ZDF in der Sil- Schwerpunkt «Feministische Netzpolitik» legt das vesternacht die Grundlage für die Feststellung: GWI einen Fokus auf Hate Speech (siehe Seite 19). «Lessons (Un)learned». Köln machte deutlich: Ras- sistische Strukturen wirken auch in der Mitte der Reproduktive Rechte stärken Gesellschaft. Das vom GWI bearbeitete Thema Nach der Bundestagswahl 2017 wird es voraussicht- «Rassismus und Männlichkeiten» wurde im Septem- lich ein neues Fortpfl anzungsmedizingesetz geben. ber mit einer Tagung vertieft, die von einem großen Marktliberale Gesetzesentwürfe liegen schon fertig Veranstaltungsbündnis getragen wurde. in den Schubladen. Im Mai lud das GWI zum Fachge- spräch mit der Frage: Was sind queer-feministische Forderungen an ein Reproduktionsmedizingesetz?

Online-Dokumentation Webdossier https://goo.gl/Bjwjkh www.gwi-boell.de/de/ babys-machen 46 47

GreenCampus Unter dem Dach von GreenCampus vereinen wir seit zehn Jahren die vielseitigen Weiterbildungsformate der Heinrich-Böll-Stiftung und ihrer Landesstiftungen im Bereich Politikmanagement. Mit GreenCampus bieten wir Qualifizierung und Or- ganisationsberatung für politische Organisationen und für Gestalter/innen – von ehrenamtlich Aktiven bis hin zu Profis. Dazu gehört auch die Verantwortung des internen Weiterbildungsprogramms der Stiftung. So leisten wir einen Beitrag zum Auf- und Ausbau von Kompetenzen für die erfolgreiche politische Arbeit und wir- kungsvolle gesellschaftliche Partizipation.

Tupoka Ogette, Empowerment-Expertin und Trainerin bei GreenCampus

Ein besonderer Schwerpunkt unseres Programms einzuhören. Was rassistische Sprache und Handlun- 2017 war das Thema «Vorurteile und Rassis- gen betrifft, ist Wissen Macht: Je mehr ich um ras- mus-Sensibilisierung in der Flüchtlingsarbeit». sistische Strukturen weiß und je mehr Perspektiven Was es damit auf sich hat, beantwortet GreenCam- ich mir dazu anhöre oder anlese, desto informierter pus-Trainerin Tupoka Ogette: werde ich. GreenCampus Woher kommen überhaupt Vorurteile und Wie geht man mit Unsicherheiten am besten um? Stereotypen, und welche Bedeutung haben sie? Unsicherheiten sind Teil von Veränderungen. Ich per- Vorurteile haben wir alle ständig. Sie «helfen» unse- sönlich freue mich immer, wenn Menschen in diesem rem Gehirn, Zeit zu sparen und mehr Platz und Raum Kontext unsicher sind, und ermutige Teilnehmende in für andere Vorgänge zu schaffen. Das Problem bei den Workshops auch, sich dieses Gefühl anzueignen Vorurteilen ist: Wir schließen von einer oder mehre- bzw. sich nicht so sehr erschrecken zu lassen von dem ren Personen einer bestimmten Gruppe auf alle Per- Gefühl der Unsicherheit. Gesellschaftliche Zustände sonen dieser Gruppe und von der ganzen Gruppe dann und Konstrukte, die seit vielen Jahrhunderten exis- wieder auf die eine Person. Das ist immer falsch. tieren und in denen ich mein Leben lang sozialisiert Dessen sollten wir uns bewusst sein. wurde, lassen sich nicht über Nacht demontieren. Das braucht Zeit – und Aushandlungsprozesse, die Wie kann man erkennen, inwiefern wiederum mit Gefühlen wie Angst, Sorge, Wut oder man selbst Vorurteile hat? Unsicherheit einhergehen. Daher mein Appell: Mut Ich glaube, dass wir eigentlich ziemlich genau wis- zur Unsicherheit! sen, wann wir Vorurteile haben und dass wir welche haben. Wir haben aber gelernt, dass Vorurteile et- «Eine sehr interessante, bewegende, was Schlechtes sind. Dementsprechend tun wir oft so, lehrreiche, persönliche, kreative, alltags- als hätten wir keine, bzw. haben Angst, uns unseren taugliche, praktische und unterhaltsame eigenen Vorurteilen zu stellen. Und dies wiederum Fortbildung, die mir noch lange im verhindert den so wichtigen Dialog darüber, wo sie Gedächtnis bleiben wird und aus der herkommen, wie sie Menschen schaden und wie wir ich sehr viel mitnehmen kann.» sie abbauen können. Der erste Schritt wäre also für Rückmeldung einer Teilnehmerin mich, tief Luft zu holen und einmal mutig in mich hin-

Programm Lesetipp Das gesamte Programm und aktuelle Angebote «exit RACISM. Rassismuskritisch unter: www.greencampus.de denken lernen» von Tupoka Ogette, T 030 / 285 34-144 erschienen 2017 im Unrast Verlag 48

Archiv Grünes Gedächtnis Das Archiv Grünes Gedächtnis dient der historischen Überlieferung der Partei Bündnis 90/Die Grünen und sammelt die Quellen zur Geschichte der Neuen So- zialen Bewegungen. Es ist das Gedächtnis der Partei und zugleich der Ort, an dem Transparenz hergestellt wird. Die im Archiv gesammelten Unterlagen werden un- ter Berücksichtigung der notwendigen Schutzregeln der interessierten Öffentlich- keit und der wissenschaftlichen Forschung zur Verfügung gestellt.

Beiträge zur Umweltgeschichte den und Landtagsfraktionen der Bündnisgrünen Das Archiv war im Jahr 2016 an diversen Veranstal- erhalten. In diesem Zusammenhang, und das unter- tungen zur Zeitgeschichte beteiligt, hauptsächlich scheidet 2016 von früheren Jahren, wurden erstmals

Archiv Grünes Gedächtnis Grünes Archiv im Bereich Umweltgeschichte. Es lieferte eigene digitale Archive in größerem Umfang systematisch Beiträge über die Geschichte der Grünen im Rahmen an das Archiv übergeben. Bei der Erschließung der des Berlin-Brandenburgischen Colloquiums für Um- Archivalien haben, wie in früheren Jahren, Studie- weltgeschichte und kooperierte mit Berliner Hoch- rende der Fachhochschule Potsdam die Mitarbeiter/ schulen. Dadurch konnte zum Beispiel der US-ame- innen des Archivs sehr unterstützt, sei es in Form rikanische Umwelthistoriker John R. McNeill in die von Praktika oder durch Erschließungsübungen der Stiftung eingeladen werden, wo er über die globale Fachhochschule. Davon haben so unterschiedliche Umweltgeschichte referierte. Höhepunkte aber wa- Archivalien wie die Presseerklärungen des Bundes- ren die Jürgen-Fuchs-Konferenz Anfang November vorstands, Sachakten der Grünen zur Friedensbewe- in Breslau und im Dezember die internationale Kon- gung, Akten von Landesgeschäftsstellen sowie nicht ferenz über die Folgen der Reaktorkatastrophe von zuletzt die der Dokumentationsstelle Guatemala aus Tschernobyl für die praktische Umweltpolitik. den 1980er und 1990er Jahren profi tiert.

Erwerbungen, Erschließung und Nutzung Beständeübersicht Basis für jegliche Nutzung des Archivs sind der Er- Die Übersicht über die Archivbestände im Archivpor- werb, die Bewertung und Erschließung der Archi- tal Europa wächst kontinuierlich. Dafür werden re- valien. Diese Kernaufgaben des Archivs bleiben für gelmäßig neue Beschreibungen zu den Personen und Außenstehende eher unsichtbar. Die umfangreichste Institutionen sowie zu den Archivunterlagen ins Netz Erwerbung des Jahres 2016 war eine Nachlieferung gestellt. Einige Archivbestände bestehen ausschließ- der grünen Fraktion im Europäischen Parlament. lich aus archivierten Internetseiten, beanspruchen Weitere Archivalien hat das Archiv von der Bundes- im Magazin deshalb keinen Raum. Solche Bestände partei, der Bundestagsfraktion, den Landesverbän- werden durch das neue Archivportal erst sichtbar.

Archivportal Archivjahrbuch 2016 www.archivesportal- https://goo.gl/lZNsCw europe.net/de/ 48 49

Preisverleihungen Die Heinrich-Böll-Stiftung vergibt verschiedene Preise und beteiligt sich als Part- nerin an weiteren Ehrungen. Die wichtigsten Preise sind der Friedensfilmpreis, der Anne-Klein-Frauenpreis, der Hannah-Arendt-Preis sowie alle zwei Jahre der Petra-Kelly-Preis. Die beiden letztgenannten Preise wurden 2016 nicht vergeben.

Dr. Gisela Burckhardt, Kämpferin für Maher Abi Samra, Filmemacher aus Frauenrechte in der globalen Textilindustrie dem Libanon Preisverleihungen

Anne-Klein-Frauenpreis: Dr. Gisela Burckhardt Friedensfi lmpreis: Maher Abi Samra Der Anne-Klein-Frauenpreis 2016 ging an Dr. Gisela Der 31. Friedensfi lmpreis der Internationalen Film- Burckhardt für ihr langjähriges Engagement für die festspiele in Berlin ging an den Dokumentarfilm sozialen und politischen Rechte von Frauen. Mit ih- «Makhdoumin» von Maher Abi Samra. Im Libanon rer Organisation FEMNET unterstützt sie besonders kommen auf vier Millionen Einwohner/innen rund Frauen in Südasien bei ihrem Kampf um gerechte 200000 ausländische Hausangestellte. Der Film Löhne und faire Arbeitsbedingungen in der Textil- öffnet die Türen zu einer Agentur, die im Libanon industrie. Dabei hat Dr. Gisela Burckhardt die Kon- Dienstmädchen aus dem Ausland an Privathaushalte zerne und die politisch Verantwortlichen ebenso im vermittelt, und zeigt, wie Menschen als Ware gehan- Blick wie die Verbraucher/innen. Denn die billigen delt werden. «Gute» Hausangestellte, das macht der Blusen, Hosen und Shirts haben ihren Preis. Hinter Film gleich am Anfang klar, sollen ihre Arbeit still dem schönen Style verbirgt sich das hässliche Ge- und gehorsam verrichten. Nicht nur der Pass und die wand der Ausbeutung: Millionen Textilarbeiterinnen persönliche Freiheit werden den Frauen aus Asien müssen unter menschenunwürdigen Bedingungen und Afrika genommen, ihnen wird im wahrsten Sinne schuften. Tausende haben ihr Leben dabei verloren – des Wortes das Recht auf ein Dasein, auf eine eigene etwa bei dem Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes Existenz abgesprochen. Maher Abi Samra schärft in Bangladesch im April 2013 oder dem Brand der auf subtile Weise den Blick für ein System der Ent- pakistanischen Fabrik Ali Enterprises 2012. So be- rechtung, in dem Frauen rund um die Uhr folgsam schämend die Zustände in den Textilfabriken sind, und unsichtbar ihren Dienst verrichten müssen. Der so herausragend ist Gisela Burckhardts Engage- Friedensfi lmpreis ist mit 5.000 Euro und einer Plas- ment für die Änderung der Verhältnisse. Der An- tik des Künstlers Otmar Alt dotiert. ne-Klein-Frauenpreis wurde zum 5. Mal vergeben und ist mit 10.000 Euro dotiert. 50

Prominente Gäste aus aller Welt

Foto: Adriana Vichi / Assoziation A Foto: dpa Luiz Ruffato – er ist nicht nur einer der interessantes- Sadiq Al-Azm – der vielfach ausgezeichnete Philosoph ten zeitgenössischen Schriftsteller Brasiliens, sondern lehrte in Damaskus und Beirut, in Princeton und in Ber- auch ein guter Beobachter mit einem Blick für soziale lin. Seine Bücher, die er auf Arabisch und Englisch ver- Verwerfungen. In seinem Buch «Ich war in Lissabon und öffentlichte, sind in den meisten arabischen Ländern dachte an dich» beschreibt er zum Beispiel den tägli- verboten. Bei einer Diskussion im April tauschte er sich chen Überlebenskampf eines mittellosen Migranten in mit dem deutsch-iranischen Schriftsteller, Essayisten Lissabon. Im Gespräch «Brasilianische Einsichten» mit und Orientalisten Navid Kermani und der Politikwis- dem Literaturkritiker und Herausgeber Michael Kegler senschaftlerin Basma Kodmani, Mitglied der Verhand- im Februar nahm er eine kritische Bestandsaufnahme lungsdelegation der syrischen Opposition in Genf, über zur Lage seines Landes vor, das eine der schwersten Kri- den Konfl ikt in Syrien, seine Folgen und die internatio- sen der Nachdiktaturzeit durchlebt. nalen Dynamiken aus. Al-Azm, der vier Jahre im deut- schen Exil verbrachte, ist im Dezember 2016 in Berlin verstorben. Prominente Gäste Welt aus aller

Foto: Stephan Röhl Foto: Stephan Röhl Gado – ist der berühmteste Cartoonist Afrikas. Er ver- Henri Tiphagne – der Anwalt und Gründer der indischen öffentlicht in verschiedenen Zeitungen weltweit, unter Nichtregierungsorganisation People’s Watch verteidigt anderem in der Washington Times, dem Standard und seit fast vier Jahrzehnten Aktivist/innen vor Gericht. der Japan Times. Mit richtigem Namen heißt er Godfrey Für seinen Kampf für ein gerechteres Indien hat er 2016 Mwampembwa und ist auf die Auswirkungen sozialer, den Menschenrechtspreis von Amnesty International politischer und kultureller Konfl ikte auf das Individuum bekommen. Bei uns berichtete er im April auf der Ver- spezialisiert. Politisch vereinnahmen lässt er sich aller- anstaltung «Zivilgesellschaft in Gefahr» über Hand- dings nie. Bei uns war er im Mai zu Gast bei der Diskus- lungsräume für Engagement am Beispiel Indiens. sion «LOL – Laugh Out Loud!» über die Macht und Ohn- macht politischer Satire in Afrika.

Siyanda Mohutsiwa – ist Autorin und Bloggerin aus Botswana, bekannt unter dem Namen Siyanda-Panda. Mit ihrem Hashtag #IfAfricaWasABar hat die 23-Jäh- rige gezeigt, wie man in nur 140 Zeichen durch Satire begeistern und schlagartig internationale Aufmerksam- keit erlangen kann. Mit ihren Tweets regt sie einen in- terafrikanischen Diskurs an und bringt verschiedenste Menschen miteinander in Dialog. Auch sie war zu Gast bei der Diskussion «LOL – Laugh Out Loud!». Foto: Stephan Röhl 50 51

Foto: Stephan Röhl Foto: Stephan Röhl

Marta Sánchez – ist die Organisatorin der Karawane der Dorit Rabinyan – ist eine israelische Schriftstellerin. Ihr mittelamerikanischen Mütter. Bereits seit 17 Jahren Roman «Wir sehen uns am Meer» über eine unerfüllte überqueren Mütter aus Nicaragua, Guatemala, Hon- Liebe zwischen einer Jüdin und einem Palästinenser ge- duras und El Salvador von Guatemala aus die Grenze hört zu den meistgelesenen Büchern Israels, als Schul- nach Mexiko. Sie wollen auf ihre verschwundenen Söh- lektüre ist er dort allerdings verboten. Rabinyan war bei ne und Töchter aufmerksam machen und ziehen einen uns zu Gast bei den 10. Deutsch-israelischen Literatur- Teil der Route von Migrant/innen entlang – in der Hoff- tagen, wo es vor allem um israelische und deutsche Er- nung, vielleicht eine Spur von ihnen zu fi nden. Marta fahrungen im Umgang mit Einwanderung ging. Sánchez war im Oktober zu Gast auf der Tagung «Das Recht auf legale Wege».

Svetlana Gannushkina – ist Trägerin des Alternativen Nobelpreises. Als Vorsitzende der Flüchtlingshilfsor- ganisation Bürgerunterstützung und des Netzwerks Migration und Recht engagiert sich Gannushkina für Menschenrechte in Russland. Unter anderem ist sie auch bei Memorial und in der Tschetschenienhilfe tä- tig. Die Petition «Putin muss gehen» unterschrieb sie 2010 und wurde mehrfach für den Friedensnobelpreis nominiert. 2016 stand sie für die regierungskritische Partei Jabloko auf der Regionalliste Tschetschenien für die Duma. Ebenfalls 2016 erhielt sie den alternativen Nobelpreis und war zu Gast bei der Sommerschule der Prominente Gäste Welt aus aller

Foto: Stephan Röhl Heinrich-Böll-Stiftung Russland.

Foto: Stephan Röhl Foto: Stephan Röhl

David Usupaschwili – ist Präsident des georgischen Parla - Christina Thürmer-Rohr – im November 2016 ist die ments. Bereits 1994 engagierte er sich zivilgesellschaft- Feministin, Publizistin und Musikerin 80 Jahre alt lich, indem er die Vereinigung junger Rechtsanwälte geworden. Sie gehört zu den Pionierinnen für Frau- Georgiens mitbegründete. Auch an der Rosenrevolution en- und Geschlechterforschung an deutschsprachigen 2003 wirkte er mit. Nachdem er sich 2011 der Partei Hochschulen. Wie kaum jemand sonst trieb sie die fe- Georgischer Traum angeschlossen hatte, wurde er 2012 ministischen Debatten voran. Wir feierten mit der ein- zum georgischen Parlamentspräsidenten gewählt. An- fl ussreichsten Feministin im deutschsprachigen Raum gesichts der Parlamentswahlen in Georgien im Herbst Geburtstag und haben Weggefährt/innen und andere 2016 hielt er im Juni bei uns einen Vortrag über die ak- Feminist/innen eingeladen, ihre Lieblingspassagen aus tuelle innen- und außenpolitische Situation in Georgien. dem Werk von Thürmer-Rohr vorzulesen. 52

Stiftungsmanagement

Dr. Livia Cotta, Geschäftsführerin der Heinrich- Böll-Stiftung Foto: hbs

Organisationsstruktur Familienfreundliche Stiftung Die Mitgliederversammlung hat im November 2016 2016 haben wir das Zertifikat «berufundfamilie» er- ein neues Vorstandsteam der Heinrich-Böll-Stiftung halten. Dieses Zertifikat wird durch das Bundesmi- gewählt. Barbara Unmüßig wurde für eine weite- nisterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend re Amtszeit bestätigt und Dr. Ellen Ueberschär neu sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds in den Vorstand gewählt. Ralf Fücks trat nach über gefördert und von zahlreichen Behörden bzw. Mi- 20 Jahren Tätigkeit für die Stiftung nicht mehr zur nisterien angestrebt und geführt. Die Auditierungs- Wahl an. Er wird gemeinsam mit Barbara Unmüßig stelle zeichnet damit familienbewusst orientierte und Dr. Livia Cotta die Geschicke der Stiftung noch Arbeitgeber/innen aus. Ein Prädikat, das nun auch Stiftungsmanagement bis 30. Juni 2017 leiten. Danach übernimmt Dr. Ellen die Heinrich-Böll-Stiftung offiziell schmückt. Nach Ueberschär sein Vorstandsamt. unserer Definition ist «Familie überall dort gegeben, In der Tarifpolitik gab es 2016 erfreuliche Nach- wo insbesondere für Partnerinnen und Partner, für richten für unsere Auslandsmitarbeiter/innen: Die Kinder oder Verwandte Verantwortung (Erziehung, Stiftung ist dem Manteltarifvertrag der politischen Beziehung und Pflege) getragen wird». In einem Stiftungen für Auslandsmitarbeiter/innen beigetre- partizipativen Prozess mit Stiftungsleitung, Inter- ten und wird künftig bei den Verhandlungen der Ta- essenvertretungen und Mitarbeiter/innen haben wir rifparteien mit am Tisch sitzen. uns für die nächsten drei Jahre erste Ziele gesetzt: So sollen u. a. die Führungskompetenzen hinsichtlich Zusammenarbeit im Stiftungsverbund Vereinbarkeitsfragen gestärkt werden, bei Beschäf- Für die Arbeit der 16 Landesstiftungen setzten wir tigten mit häufigen Dienstreisen wollen wir die Not- wie in den Vorjahren 20 Prozent der zur Verfügung wendigkeit der Aktivitäten fortlaufend reflektieren, stehenden Globalmittel ein. Ein in der Landesstif- und Mitarbeiter/innen mit pflegebedürftigen Ange- tung Sachsen 2016 eingerichtetes Kompetenzzen- hörigen erhalten Informationen über zuständige ex- trum für Rechtspopulismus und Ideologien der Un- terne Stellen zur Beratung bzw. Leistung. gleichwertigkeit wird mit finanziellen Beiträgen des Die Auditorin stellte uns ein sehr gutes Zeugnis Stiftungsverbunds unterstützt. Die Kolleginnen und aus: Vereinbarkeitsthemen waren bei uns schon vor Kollegen in Dresden werden in den kommenden Jah- der Auditierung so weit, als hätten wir bereits ein ren für den gesamten Verbund zu diesem Thema be- oder zwei Auditierungszyklen hinter uns. Wir sind ratend zur Verfügung stehen. stolz auf den guten Verlauf und das positive Ergeb- Zudem haben wir 2016 das Heinrich-Böll-Jahr nis dieses partizipativen Prozesses, der unser fami- 2017 vorbereitet. Anlässlich des 100. Geburtstages lienbewusstes Engagement nun noch besser sichtbar unseres Namensgebers wird es zahlreiche Veranstal- werden lässt. tungen, Projekte und eine Wanderausstellung geben. 52 53

Die Heinrich-Böll-Stiftung in der Schumannstraße 8 in Berlin. Foto: Jan Bitter

Die Organe des Vereins Die Mitgliederversammlung ist das oberste Be- Für die Ausführung der laufenden Verwaltung des schlussfassungsorgan der Stiftung. Sie setzt sich zu- Vereins ist die Geschäftsführerin verantwortlich. sammen aus 49 Personen, davon je vier Personen aus Sie gewährleistet die Einhaltung der rechtlichen Be- der Bundespartei und der Bundestagsfraktion Bünd- stimmungen und stellt die notwendigen Werkzeu- nis 90/Die Grünen, 16 Personen aus den Landesstif- ge, Daten und Ressourcen für alle administrativen Stiftungsmanagement tungen (eine Person je Landesstiftung) und 25 wei- Entscheidungen zur Verfügung. Sie führt auch die tere Personen aus dem Kreis der Freundinnen und Unternehmensdienste. Freunde der Heinrich-Böll-Stiftung, von denen eine Der Aufsichtsrat hat die Aufsicht über die Tätig- Person dem Europäischen Parlament oder der Euro- keit des Vorstandes inne. Er besteht aus neun Per- päischen Grünen Partei angehört. Die Wahlperiode sonen (die Mitgliederversammlung wählt aus ihren für die Mitgliedschaft beträgt vier Jahre. Reihen sieben, die hauptamtlichen Mitarbeiter/innen Der Vorstand ist hauptamtlich tätig und umfasst zwei Personen), die für die Dauer von vier Jahren ge- aktuell zwei Personen. Jedes Vorstandsmitglied wählt werden. wird für die Dauer von fünf Jahren gewählt. Das Vor- schlagsrecht steht dem Aufsichtsrat zu. Mitglieder der Mitgliederversammlung können Vorschläge für TuWas-Stiftung die vom Aufsichtsrat zu erstellende Liste einreichen. Der Vorstand verantwortet die strategische Ausrich- Die TuWas-Stiftung für Gemeinsinn wurde 2013 tung der Stiftung. Er beschließt über die Gesamtziele, mit großem ehrenamtlichem Engagement der Freun­- Strategien, Visionen, übergreifenden Programme dinnen und Freunde gegründet. In den letzten bei- und Projekte sowie die Positionierung der Stiftung in den Jahren förderte sie die mexikanische Frauenor- der Öffentlichkeit und die Kommunikationsstrategie. ganisation Mesa de Mujeres und finanzierte Zelte für jesidische Geflüchtete in der Türkei. Im Jahr 2016 förderte TuWas die Organisation Women Now For Development mit rund 25.000 €, um syrische Sozialarbeiterinnen zu qualifizieren für die Trauma- therapie mit vertriebenen Frauen und Kindern. Ge- meinsam können wir noch mehr bewirken, dafür benötigt TuWas weitere Zustiftungen und Spenden!

Mehr unter www.tuwasstiftung.de und im beiliegenden Infoflyer. 54

Finanzielle Rahmenbedingungen der Stiftungsarbeit Transparenz Die Heinrich-Böll-Stiftung ist als gemeinnütziger Ver­- Es ist uns besonders wichtig, über die Verwendung ein beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg regis- der uns zur Verfügung stehenden Mittel transparent triert. Ihre Arbeit finanziert sich zum überwiegen- zu informieren. Wir gehen daher über die gesetzlich den Teil aus öffentlichen Zuwendungen. Der zentrale vorgeschriebenen Berichtspflichten hinaus. So ha- Baustein unserer Finanzierung sind die sog. Global- ben wir uns der Initiative Transparente Zivilgesell- mittel, die der Bundestag im Haushalt des Bundesmi- schaft angeschlossen und zur Einhaltung eines Ver- nisteriums des Innern für die Arbeit politischer Stif- haltenskodexes zur Verhinderung von Korruption tungen zur Verfügung stellt. Über die Verwendung verpflichtet. Zudem erstellen wir freiwillig einen fi- der Globalmittel kann die Stiftung zur Erfüllung ih- nanziellen Jahresbericht in Anlehnung an die Vorga- rer satzungsgemäßen Aufgaben weitgehend frei ent- ben des Handelsgesetzbuches, den wir von einer un- scheiden. Mit ihnen werden zum Beispiel ­Seminare, abhängigen Wirtschaftsprüfgesellschaft bestätigen Tagungen und Kolloquien durchgeführt oder For- lassen. schungsvorhaben finanziert etc. Globalmittel sind für die Stiftung von besonderer Bedeutung, weil mit Finanzieller Jahresbericht ihnen auch allgemeine Verwaltungskosten finanziert Bei der hier veröffentlichten Übersicht der jährlichen werden können – wie etwa Personalkosten oder der Einnahmen und Ausgaben der Stiftung handelt es Betrieb unserer Gebäude. Zusätzlich erhält die Stif- sich um vorläufige Zahlen, von denen sich die end- tung Projektmittel, die nur für den jeweils vereinbar- gültigen aber nur geringfügig unterscheiden werden. ten Zweck verausgabt werden dürfen (z. B. für die Der endgültige Bericht mit Bilanz und Gewinn- und Auslandsarbeit oder die Studien- und Promotions- Verlustrechnung kann erst erstellt werden, nachdem förderung). Die Projektmittel werden durch Verwal- die Jahresabschlüsse unserer Büros im Ausland er- tungskostenzuschüsse (VKZ) ergänzt, die ähnlich stellt und von lokalen Wirtschaftsprüfgesellschaf- wie Globalmittel eingesetzt werden können. ten geprüft worden sind. Er wird voraussichtlich im Neben den öffentlichen Mitteln hat die Heinrich- September 2017 auf unserer Webseite veröffentlicht Böll-Stiftung auch Einnahmen aus Mitgliedsbeiträ- werden. gen, Spenden und dem wirtschaftlichen Geschäfts- www.boell.de/de/stiftung-leitbild-ini- betrieb der Weiterbildungsakademie Green Campus. tiative-transparente-zivilgesellschaft

Sonstige Investitionen Sonstige Einnahmen 0,46% 0,59% 0,28% 0,16% Drittmittel Globalmittel/Verwal- Sachkosten 4,82% Stiftungsmanagement tungskostenzuschüsse 7,21% Politische Bildung Inland 32,92% 26,73% Personal- kosten

Einnahmen Ausgaben 62.221.188 Euro 59.262.265 Euro

66,21% 15,43% 45,19% Projektmittel Bundesregierung Stipendiat/ innen Internationale und EU Tätigkeit

Einnahmen 2016 Ausgaben 2016 Die Einnahmen der Stiftung aus öffentlichen För- Mehr als zwei Drittel der Ausgaben der Stiftung (ca. dermitteln betrugen 2016 insgesamt 62,2 Millio- 40,20 Millionen Euro) flossen 2016 in die inhaltliche nen Euro. Das entspricht einem Anstieg von ca. 8,4 Arbeit und die Studien- und Promotionsförderung. Prozent, der insbesondere auf zusätzliche Mittel für Dieser Anteil wächst auf über 80 Prozent, wenn die die internationale Arbeit zurückzuführen ist. Erfreu- Personalkosten der inhaltlich arbeitenden Mitarbei- lich ist insbesondere die Entwicklung der Drittmit- ter/innen der Stiftung berücksichtigt werden. Die tel – hier konnten die Einnahmen im Vergleich zum verwaltungsbezogenen Sachausgaben wuchsen im Vorjahr verdreifacht werden. Hintergrund ist die ge- Jahr 2016 zwar moderat um 3,4 Prozent, blieben zielte Unterstützung unserer Arbeit in den Bereichen aber im Verhältnis zu den Gesamtausgaben auf glei- Geschlechterdemokratie und Klimawandel. chem Niveau. Die Ausgaben für Investitionen gingen erwartungsgemäß deutlich zurück, nachdem im Vor- jahr die Kosten durch mehrere größere IT-Projekte deutlich über dem Durchschnitt lagen. 54 55

Vorläufige Einnahmen-Ausgaben-Rechnung 2016 * Berichtsjahr vom 1. Januar bis 31. Dezember 2016 (Stand: 14.03.2017)

2016 2015

Einnahmen Globalmittelhaushalt** 20.483.833 19.580.877

Projektmittel

Internationale Zusammenarbeit 32.029.262 27.988.656 BMZ 24.988.546 21.945.151

AA 5.061.614 4.880.151

EU 1.979.102 1.163.353

Studienwerk 9.166.004 9.319.828 BMBF 8.482.433 8.954.136

AA 683.571 738.377

Drittmittel 367.113 111.788

Sonstiges 174.976 3.005

Summe der Einnahmen 62.221.188 57.376.839

Fachausgaben aus Globalmitteln 1.787.831 1.652.627

Weiterleitungen an die Landesstiftungen 2.482.664 2.460.813

Projektmittelausgaben

Internationale Zusammenarbeit 25.039.003 22.785.678

Studienwerk 9.141.658 9.643.535 Stiftungsmanagement EU 1.588.698 913.021

Drittmittel 160.808 22.980

Personalausgaben 15.839.600 14.022.341

Sachausgaben 2.857.916 2.762.857

Investitionen 271.018 645.739

Sonstiges 93.066 16.725

Summe der Ausgaben 59.262.265 54.926.316

Jahresergebnis 2.958.923 2.450.523

Vereinseinnahmen 96.760 100.640

Vereinsausgaben 54.246 75.704

Vereinsergebnis 42.514 24.935

* alle Angaben in Euro ** einschließlich des Mittelübertrages aus dem Vorjahr BMZ: Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung AA: Auswärtiges Amt BMBF: Bundesministerium für Bildung und Forschung 56

Themenreferate Themenreferate Internationale Zusammenarbeit 2016 4,56% 4,74% Afrika Afrika Die Projektmittel für die Internationale Zusam- Europa 14,71% Europa 15,51% menarbeit betrugen im Berichtsjahr etwas mehr 31,32% 30,27% als 31 Millionen Euro. Grafisch dargestellt wer- Asien Asien 17,52% 15,26% den hier die durch die Abteilung Internationale Zusammen­arbeit (IZ) bewirtschafteten Mittel. 2013 2014 Im Jahr 2016 wurden insgesamt ca. 23,4 Mil- lionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Ent- wicklung (BMZ) für entwicklungswichtige Vor- 17,32% 14,58% 20,63% 13,58% MENA Lateinamerika MENA Lateinamerika haben weltweit eingesetzt, für Klimaschutzmaß- nahmen in Entwicklungsländern ca. 945.000 Euro. Themenreferate Themenreferate Weitere Mittel der Sonderinitiative «Trans- 6,14% 4,52% Afrika Afrika formationspartnerschaften» in Höhe von ca. 14,02% Europa 12,96% Europa 340.000 Euro gingen nach Marokko und Tunesien 32,52% 33,02% sowie ca. 190.000 Euro im Rahmen der Sonder­ Asien Asien 16,27% 15,73% initiative «Eine Welt ohne Hunger» nach Kenia. Die Stiftung erhielt wie bereits ein Jahr zuvor 2015 2016 vom Auswärtigen Amt (AA) ca. 4,5 Millionen Euro. Zusätzlich wurden der Stiftung AA-Son- dermittel für Tunesien und Marokko von insge- samt ca. 540.000 Euro gewährt. 19,94% 12,18% 20,55% 12,16% MENA Lateinamerika MENA Lateinamerika Darüber hinaus wurden EU-Mittel in Höhe von ca. 1,5 Mio. Euro für Projekte in Nahost und Nordafrika (MENA-Region), für überregionale Projekte im Rahmen von Eco Fair Trade und in Südafrika sowie im Kaukasus eingesetzt.

Demokratie, Kultur, 7,43% Gesellschaftspolitik/ Internationale Politische Bildung Inland 2016 Beteiligung in der Zusammenarbeit digitalen Gesellschaft Für die politische Bildungsarbeit im Inland hat Stiftungsmanagement die Heinrich-Böll-Stiftung im Jahr 2016 insge- 35,07% 16,25% samt 1.787.831,38 Euro aus Globalmitteln und Institute Drittmitteln verausgabt. Diese Gelder flossen in (Archiv GG, Grüne

Ausgaben Akademie, Green die Projektarbeit (Veranstaltungen, Publikati- 1.787.831 Euro Campus, GWI) onen, Dossiers). Die prozentuale Verteilung der Mittel auf die Themen ist aus der Grafik ersicht-

9,94% lich. Außerdem werden Fachmittel für Projekte * Alle Angaben der Weiterbildungsakademie GreenCampus und in Euro Publikationen / der Grünen Akademie sowie für die Herausgabe Öffentlichkeits- arbeit von Büchern verausgabt. Zudem leitete die Stif- 13,52% tung im Jahr 2016 rund 2,477 Mio. Euro für die Nachhaltigkeit, Kommunales, 17,79% Bildung, Soziales, regionale politische Bildungsarbeit an die Lan- Ökonomie/Szenarien für eine Migration/Antworten auf ökologische Wende den demografischen Wandel desstiftungen weiter.

Stipendien und Projektmittel des Studienwerks Studierende nach Mittelgebern 2016 Promovierende AA Das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung er- 66 Promovierende 215 BMBF hält Zuwendungen aus dem Bundesministerium

193 für Bildung und Forschung (BMBF) und aus dem Auswärtigen Amt (AA). Im Jahr 2016 konnten Personen Personen insgesamt 1142 Stipendiatinnen und Stipendi- 1142 1142 22 aten gefördert werden, davon 927 Studierende Promovierende AA und 215 Promovierende. 196 deutsche und inter- nationale Studierende und Promovierende konn- 927 861 ten 2016 neu in die Förderung aufgenommen Studierende Studierende werden. BMBF 56 57

1,4 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Betriebsrat 3,00 Vorstand (VS)/ Heinrich-Böll-Stiftung Geschäfts­führung (GF) Internationale Zum 31.12.2016 beschäftigte die Heinrich-Böll- Zusammenarbeit 24,92 VS/GF zugeordnete Stiftung 256 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Da- Organisationseinheiten von waren 71 Prozent Frauen. In unseren internati- 54,47 20,56 onalen Büros werden die 35 entsendeten Mitarbei- Kommunikation ter/innen von ca. 245 Ortskräften unterstützt. Die Summe Stiftung bietet ihren Mitarbeitenden vielgestaltige, 186,20 Vollzeitstellen* zeitgemäße und spannende Arbeitsfelder: in der po- litischen Bildungsarbeit im In- und Ausland, in der * Aggregierte Studienförderung und in den Unternehmensdiensten. Vollzeitstellen 16,38 Die Vielfalt unserer Mitarbeitenden, sei es in Bezug 31.12.2016 Finanzen 5,95 auf Ausbildung, Berufs- und Lebenserfahrung, Alter, 6,8 Personal Geschlecht, ethnische Herkunft oder sexuelle Orien- Archiv Grünes Gedächtnis 12,45 tierung, gehört zu den Stärken unserer Stiftung. So 17,55 IT/Technische Dienste haben beispielsweise 12 Prozent unserer Mitarbei- Studienwerk 22,72 tenden im Inland einen Migrationshintergrund. Politische Bildung Inland

Beruf und Familie Personal Teilzeit/Vollzeit 2016 (in absoluten Zahlen) In der Heinrich-Böll-Stiftung ist die Vereinbarkeit Beschäftigte am 31.12.2016 von Beruf und Familie selbstverständlicher Bestand- teil der Personalpolitik, sei es zur Wahrnehmung von Pflegezeiten oder für die Aufgaben als Eltern – seit Absolut in Prozent 2016 bescheinigt durch das Zertifikat «berufund- familie». Über oft flexible Gestaltungsmöglichkei- VZ- und TZ-Beschäftigte 219 100% ten in der Arbeitszeit werden individuelle Lösungen möglich. Teilzeitbeschäftigung und/oder Freistellung 126 58% (beispielsweise Elternzeit) bieten für einen Groß- Vollzeitbeschäftigte (VZ) teil der Belegschaft einen Weg, Familie und Beruf besser zu vereinbaren. Auf ca. 60 Telearbeitsplät- Teilzeitbeschäftigte (TZ) 93 42% gesamt zen kann einmal wöchentlich auch von zu Hause aus

gearbeitet werden. Und es gibt die Möglichkeit von Stiftungsmanagement davon studentische 18 19% Beurlaubungen. Wir bieten Maßnahmen der Ge- TZ-Beschäftigte sundheitsförderung im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements und der Prävention sowie davon TZ mit mehr als 50% 65 70% der vollen Arbeitszeit sehr gut ausgestattete Arbeitsplätze. Soweit dies mit den betrieblichen Belangen vereinbar ist, berück- davon TZ bis 50 % der 10 11% sichtigt die Stiftung bezüglich der Vereinbarkeit die vollen Arbeitszeit individuellen Interessen von Mitarbeiter/innen.

Lebensphasenorientierte Personalentwicklung Die Personalentwicklung der Heinrich-Böll-Stiftung Teilnehmende gesamt Teilnehmendentage orientiert sich am strategischen Bedarf der Stiftung; 2016* 2016** die Fähigkeiten und Bedürfnissen der Mitarbeiter/in- Rechtliches und 95 130 nen werden – wo immer möglich – bei der Planung Verwaltung berücksichtigt. Maßnahmen und Instrumente der Organisation 141 81 Personalentwicklung dienen der Auswahl, der Quali­ fizierung und der Weiterentwicklung von Mitarbei- IT-Kenntnisse 187 280 ter/innen und Führungskräften, ihrer Förderung

und dem Erhalt ihrer Beschäftigungsfähigkeit. Mit- Gender & Diversity 130 87 hilfe einer lebensphasenorientierten Personalent- wicklung werden Arbeitsumstände, beispielsweise Kommunikation 32 32 Arbeitszeit­umfänge, möglichst so gestaltet, dass die Individuelle 153 72 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Potenziale in Weiterbildungen jeder Lebensphase angemessen abrufen und Beruf Weiterbildungen gesamt 738 682 und Familie miteinander vereinbaren können.

* Anzahl der Teilnehmenden an allen Weiterbildungen ** Anzahl der Teilnehmenden x Weiterbildungstage (Mehrtägige Seminare werden mit eintägigen und kürzeren verrechnet.) 58

Gremien (Stand 31. Dezember 2016)

Mitgliederversammlung Mitglieder Grüne Akademie Auswahlkommission Studienwerk Jan Phillip Albrecht - MdEP Prof. Dr. Gabriele Abels PD. Dr. Thomas Schramme Prof. Dr. Gabriele Abels Carlos Becker Tarek Al-Wazir - MdL Dr. Christine Schwarz Prof. Dr. Viola Balz Martin Berger Stephan Schilling Hartmut Bäumer Prof. Dr. Mechthild Bereswill Dr. Simone Schwanitz Prof. Dr. Hans Peter Benedikt Anne Bonfert Dr. Thomas Biebricher Dr. Kirsten Selbmann-Lobbedy Dr. Florian Bernstorff Reinhard Bütikofer - MdEP Marianne Birthler Prof. Dr. Sandra Seubert Prof. Dr. Andrea Blunck Dr. Gülay Caglar Prof. Dr. Ingolfur Blühdorn Peter Siller Dr. Manuela Böhm Prof. Dr. Claudia Dalbert - MdL Prof. Dr. Angelo Bolaffi PD Dr. Rudolf Speth Paula Bradish Katja Dörner - MdB Prof. Dr. Christina von Braun Prof. Dr. Tine Stein Prof. Dr. André Brodocz - MdL Prof. Dr. Claudia von Braunmühl Prof. Dr. Richard Stöss Prof. Dr. Holger Buck Leonore Gewessler Prof. Dr. Hubertus Buchstein Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn Prof. Dr. Stephan Bundschuh Prof. Dr. Heinz Bude Rena Tangens Dr. Sebastian Büttner Kübra Gümüşay Reinhard Bütikofer - MdEP Dr. Thorsten Thiel Dr. Frieder Dittmar Dr. Robert Habeck - MdL Prof. Dr. Thomas Christaller Stefan Tidow Anne Dudeck Britta Haßelmann - MdB Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Daxner Dr. Ellen Ueberschär Sandra Dümer Joachim Heinlein Prof. Dr. Simone Dietz Prof. Dr. Berthold Vogel Prof. Dr. phil. Christine Eifler Dr. Dietrich Herrmann Dr. Thea Dückert Sybille Volkholz Dr. Ellen Euler Anna Heyer-Stuffer Dr. Petra Eggers Prof. Dr. Christiane Voss Maria Exner Michaele Hustedt Christoph Dr. Egle Mathias Wagner - MdL Prof. Dr. Anke Fesenfeld Lamya Kaddor Rainer Emschermann Prof. Dr. Gabriele Wilde Prof. Dr. Juliane Filser Anetta Kahane Jan Engelmann Prof. em. Helmut Wiesenthal Dr. Michaela Geiger Michael Kellner – Polit. Bundesge- Anke Erdmann - MdL Prof. Dr. Joachim Gessinger schäftsführer B‘90/Grüne Stephan Ertner Prof. Dr. Gerd Grözinger Ulrich Khuon Prof. Dr. Adalbert Evers Fachbeirat Europa/Transatlantik Dr. Katrin Grüber Leo Klotz PD Dr. Rainer Forst Dr. Eltje Aderhold Fabian Hamák Elisabeth Krausbeck Georgia Franzius Prof. Dr. Julia Hauser Lotte Leicht Ralf Fücks Dr. Annegret Bendiek Prof. Dr. Jan Christoph Heemann-Minx Chris Ludwig Anna Katharina Gebbers Olaf Böhnke Prof. Dr. Julius Heinicke Christoph Meertens - MdB Agnieszka Brugger Dr. Manja Hußner Uta Meier-Gräwe Prof. Dr. Brigitte Geißel Reinhard Bütikofer – MdEP Prof. Dr. Omar Kamil Daniel Mittler Karsten Gerlof Rainer Emschermann Dr. Nele Nicole Kampa Alexander Müller Prof. Dr. Arnim von Gleich Kai-Olaf Lang Trudel Karcher Mona Neubaur Adrienne Goehler Tobias Münchmeyer Prof. Dr. Claudia Kraft Katrin Rönicke Cristina Gómez Barrio Tim Krause Krista Sager Prof. Dr. Stefan Gosepath Dr. Martin Rocholl Prof. Dr. Regina Kreide Dirk Scheelje Prof. Dr. Sigrid Graumann Rüdiger Rossig Prof. Dr. Margitta Kunert-Zier Norbert Schellberg Prof. Dr. L. Horst Grimme Dr. Dr. Ilka Lennertz Heike Schiller Melanie Haas Dr. Daniela Schwarzer Dr. Britta Leusing Gertrud Schmidt Robert Habeck - Minister Jan Seifert Prof. Dr. Andreas Lob-Hüdepohl Ute Schmidt Rebecca Harms - MdEP Rainder Steenblock Helmuth Lohan Dr. Frithjof Schmidt - MdB Dr. Dietrich Herrmann Dr. Sylke Tempel Dr. Alexandra Lübcke Dr. Imme Scholz Dr. Paula Marie Hildebrandt Viola von Cramon PD Dr. Sandra Maß Ulrich Schreiber Imma Hillerich Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel Gremien Elisabeth Weber Prof. Dr. Tine Stein Dr. Jeanette Hofmann Dr. Anna Veronika Wendland Prof. Dr. Birgit Meyer Malti Taneja Prof. Dr.Rahel Jaeggi Dr. Benno Nietzel Stefan Tidow - Staatssekretär Pico Jordan Prof. Dr. Gertrud Oelerich Prof. Dr. Sabine Toppe Dr. Arne Jungjohann Fachbeirat Nord-Süd Dr. Ipek Ölcüm Dr. - MdB PD Dr. Otto Kallscheuer Dr. Muriel Asseburg Dr. Aranka Podhora Michael Wedell Petra Kirberger Dr. Achim Brunnengräber Vera Rabelt Prof. Dr. Michael Zürn Dipl. -iur, Prof. Dr. Bertram Lomfeld Prof. Dr. Hans-Jürgen Burchardt PD Dr. Isabel Richter Sibylle Knapp Pegah Edalatian Prof. Dr. Wolfgang Riedel Stipendiatische Vertreter/innen Michael Knoll Prof. Dr. Ulf Engel Prof. Dr. Thomas Rixen Dr. Regina Kreide Prof. Dr. Mieke Roscher und Stellvertreter/innen Thilo Hoppe Prof. Dr. Georg Krücken Sebastian Kasack Dr. Renate Ruhne Solveig Selzer Prof. Dr. Rainer Kuhlen Prof. Dr. Sabine Ruß-Sattar Alaa Alhamwi Prof. Dr. Bernd Ladwig Ska Keller Dr. Bianca Schemel Till Gierlich (Stellv.) Dr. Birgit Laubach Dr. Michael Krempin Dr. Jens Schneider Bilal Rana (Stellv.) PD Dr. Susanne Lanwerd Lotte Leicht Jörg Schreiber Adriana Lettrari Melanie Müller Prof. Dr. Joachim Schulze PD Dr. Reinhard Loske Dr. Christine Schwarz Aufsichtsrat Dr. Roger Peltzer Dr. Linda-Marie Ludwig Dirk Scheelje Dr. Rajinder Singh Ute Brümmer Dr. Willfried Maier Dr. Imme Scholz Steffen Stadler Christa Goetsch Nicole Maisch - MdB Dr. Anja Senz Prof. Dr. Grit Straßenberger Britta Haßelmann – MdB Christoph Meertens Judith Strohm Michael Kellner Dr. Ole Meinefeld Achim Toennes Christoph Meertens Prof. Dr. Christoph Menke Fachbeirat Studienwerk Prof. Dr. Sabine Toppe Alexander Müller Dr. Jan C. Minx Prof. Dr. Gabriele Abels Nina Turani Ingrid Spiller Prof. Dr. Christoph Möllers PD Dr. Stefan Böschen Prof. Dr. Hans-Jürgen von Wensierski Prof. Dr. Tine Stein Dr. des. Melanie Müller Stephan Ertner Andreas Wagner Malti Taneja Dr. Michael Münter Kai Gehring, MdB Prof. Dr. Gerald Warnecke Dr. Carsten Neßhöver Prof. Dr. Kristina Giesel Dr. René Wildangel Dr. Gero Neugebauer Frauenrat Andrea Hoops Juniorprof. Dr. Christian Neuhäuser Prof. Dr. Peer Pasternack Dr. Sigrid Arnade Dr. Ralph Obermauer Prof. Dr. Manuel Pietzonka Kattrin Bauer Prof. Dr. Eva Plonske Birgit Dederichs-Bain Dr. Arnd Pollmann Simone Probst Mechtild M. Jansen Dr. Andreas Poltermann Prof. Dr. Marco Rieckmann Nina Katzemich Prof. Dr. Ulrich K. Preuß Krista Sager Stefanie Lohaus Prof. Dr. Lothar Probst Dr. Ruth Seidl, MdL Prof. Dr. Cäcilia Rentmeister Prof. Dr. Dr. Franz J. Radermacher Dr. Anja Thiem Cornelia Sperling Prof.Dr. Juliane Rebentisch Judith Strohm Dieter Rulff Dr. Thomas Rixen Krista Sager - MdB Koordinationsgremium Prof. Dr. Thomas Saretzki des Freundeskreises - MdB Elisabeth Kiderlen Prof. Dr. Birgit Sauer Dr. Julius Heinicke Joscha Schmierer 59

Vertrauensdozentinnen und Vertrauensdozenten

Aachen Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Martina Roß-Nickoll Heidelberg Pädagogische Hochschule Heidelberg, Prof. Dr. Havva Engin; Ruprecht-Karls- Bamberg Otto-Friedrich-Universität Bamberg, Prof. Dr. Thomas Rixen; Otto-Friedrich- Universität Heidelberg, Dr. Hüseyin Aguicenoglu; Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Universität Bamberg, Prof. Dr. Astrid Schütz Dr. Anna Elisabeth Growe; Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Prof. Dr. Christiane Bayreuth Universität Bayreuth, Prof. Dr. Erdmute Alber; Universität Bayreuth, Prof. Dr. Schwieren; Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Dr. Steffen Sigmund Stefan Peiffer Hildesheim Universität Hildesheim, Prof. Dr. Ursula Bredel; Universität Hildesheim, Prof. Berlin Akademie der Künste, Dr. Angela Lammert; Alice Salomon Hochschule, Prof. Dr. Dr. Michael Corsten; Universität Hildesheim, Prof. Dr. Johannes Salim Ismaiel-Wendt Sabine Toppe; Höxter Hochschule Ostwestfalen-Lippe, Prof. Dr. Klaus Maas Beuth Hochschule für Technik, Prof. Dr. Anne König; Freie Universität Berlin, Dr. Achim Ilmenau Technische Universität Ilmenau, Prof. Dr. Johann Reger Brunnengräber; Freie Universität Berlin, Prof. Dr. Hansjörg Dilger; Freie Universität Berlin, Iserlohn Business and Information Technology School gGmbH, Prof. Dr. Thomas Meuser Prof. Dr. Barbara Fritz; Freie Universität Berlin, Prof. Dr. Cilja Harders; Freie Universität Jena Ernst-Abbe-Hochschule Jena, Prof. Dr. Wolfgang Behlert; Ernst-Abbe-Hochschule Berlin, Prof. Dr. Bernd Ladwig; Freie Universität Berlin, Dr. Eva Sternfeld; Freie Universität Jena, Prof. Dr. Thomas Sauer; Friedrich-Schiller-Universität Jena, PD Dr. Stephan Lorenz Berlin, Prof. Dr Britta Tietjen; Hertie School of Governance, Prof. Dr. Jan Christoph Kaiserslautern Technische Universität Kaiserslautern, Prof. Dr. Michael Hassemer Heemann-Minx; Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft Prof. Dr. Markus Karlsruhe Karlsruher Institut für Technologie, Dr. Stefan Böschen; Karlsruher Institut für Ziener; Hochschule für Technik und Wirtschaft, Prof. Dr. Rosemarie Morana; Hochschule für Technologie, Prof. Dr. Norbert Willenbacher Wirtschaft und Recht, Prof. Dr. Heike Wiesner; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Kassel Universität Kassel, Dr. Manuela Böhm; Universität Kassel, Dr. Franziska Müller; Beate Binder; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Claudia Bruns; Humboldt-Universität Universität Kassel, Prof. Dr. Christoph Scherrer zu Berlin, Dr. Marc Buggeln; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Marcelo Caruso; Kiel Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Prof. Dr. Menusch Khadjavi; Christian- Humboldt-Universität zu Berlin, Dr. Marianne Kriszio; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Albrechts-Universität zu Kiel, Prof. Dr. Uta Klein Dr. Beate Meffert; Humboldt-Universität zu Berlin, Prof. Dr. Christoph Schneider; Institut Kleve Hochschule Rhein-Waal, Prof. Dr. Helmut Prior für Zeitgeschichte, Dr. Susanne Heim; k.A., Prof. Dr. Rainer Kuhlen; Siegmund-Freud-Institut, Köln Universität zu Köln, Prof. Dr. Boris Braun Dr. Angelika Ebrecht-Laermann; Technische Universität Berlin, Dr. Nina Langen; Technische Konstanz Universität Konstanz, Prof. Dr. Marius Busemeyer; Universität Konstanz, Dr. Universität Berlin Dr. Aranka Podhora; Universität der Künste Berlin, Prof. Dr. Judith Oliver Trevisiol Siegmund; Universität der Künste, Mg. Elzbieta Sternlicht Landau Universität Koblenz-Landau, Dr. Florian Bernstorff; Universität Koblenz-Landau, Bielefeld Fachhochschule Bielefeld, Prof. Dr. Cornelia Giebeler; Universität Bielefeld, Dr. Heide Gieseke Benno Nietzel; Universität Bielefeld, Dr. Heinz-Peter Preußer Leipzig Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Prof. Dr. Gabriele Hooffacker; Birkenfeld Fachhochschule Trier, Prof. Dr. Peter Heck; Fachhochschule Trier, Prof. Dr. Stefan Umweltforschungszentrum, Dr. Florian Koch; Universität Leipzig, Prof. Dr. Felix Ekardt; Naumann Universität Leipzig, Prof. Dr. Omar Kamil; Universität Leipzig, Prof. Dr. Ilse Nagelschmidt Bochum Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe, Prof. Dr. Sigrid Ludwigsburg Evangelische Hochschule Ludwigsburg, Prof. Bettina Heinrich Graumann; Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Viktoria Däschlein-Geßner; Ruhr-Universität Lüneburg Leuphana Universität Lüneburg, Prof. Dr. Dawid Govinda Friedrich; Leuphana Bochum, Prof. Dr. Heike Kahlert; Ruhr-Universität Bochum, Prof. Dr. Lieselotte Steinbrügge Universität Lüneburg, Prof. Dr. Maria-Eleonora Karsten; Leuphana Universität Lüneburg, Bonn Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE), Dr. Isabel Schäfer; Rheinische Prof. Dr. Peter Pez Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Prof. Dr. Andreas Pangritz Magdeburg Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Thorsten Unger; Otto-von- Brandenburg Fachhochschule Brandenburg, Prof. Dr. Uwe Höft Guericke-Universität Magdeburg, Prof. Dr. Gerald Warnecke Braunschweig Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Prof. Dr. Wolfgang Jonas; Mainz Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Prof. Peter Kiefer; Johannes Gutenberg- Hochschule für Bildende Künste Braunschweig, Prof. Dr. Rolf Nohr; Technische Universität Universität Mainz, Prof. Dr. Wolfgang Riedel Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Prof. Dr. Petra Mischnick; Technische Universität Mannheim Universität Mannheim, Prof. Dr. Angela Keppler Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig, Prof. Dr. Bettina Wahrig Marburg Philipps-Universität Marburg, Prof. Dr. Susanne Maurer Bremen Universität Bremen, Prof. Dr. Karin Gottschall; Universität Bremen, Dr. Sabine Markt Indersdorf Ludwig-Maximilians-Universität, Prof. Dr. Helga Bilden Horn; Universität Bremen, Prof. Dr. Michi Knecht; Universität Bremen, Prof. Dr. Frank München Hochschule für angewandte Wissenschaften, Prof. Dr. Constance Engelfried; Nullmeier; Universität Bremen, Prof. Dr. Konstanze Plett, LL.M.; Universität Bremen, Prof. Katholische Stiftungsfachhochschule München, Prof. Dr. Markus Babo; Ludwig-Maximilians- Dr. Maike Vollstedt Universität München, Prof. Dr. Reinhard Markowetz; Ludwig-Maximilians-Universität, Chemnitz Technische Universität Chemnitz, Prof. Dr. Cecile Sandten Prof. Dr. Kerstin Pinther; Ludwig-Maximilians-Universität, Dr. Dr. Momme von Sydow; Cottbus HAW Fachhochschule Coburg, Prof. Dr. Julius Heinicke Ludwig-Maximilians-Universität, Dr. Verina Wild; Technische Universität München, Prof. Dr. Dortmund Technische Universität Dortmund, Prof. Dr. Sigrid Metz-Göckel Mariacarla Gadebusch Bondio Dresden Evangelische Hochschule für Soziale Arbeit Dresden, Prof. Dr. Marlies Fröse; Münster Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Prof. Doris Fuchs; Westfälische Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Uta Berger; Technische Universität Dresden, Prof. Wilhelms-Universität Münster, Dr. Harry Mönig; Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Dr. Anja Besand; Technische Universität Dresden, Prof. Dr. Johannes Rohbeck; Technische Prof. Dr. Gabriele Wilde Universität Dresden, Prof. Dr. Gerd Schwerhoff Neubiberg Universität der Bundeswehr München, Prof. Dr. Franz Kohout Düsseldorf Hans-Böckler-Stiftung, Dr. Michaela Kuhnhenne; Heinrich-Heine-Universität, Neubrandenburg Hochschule Neubrandenburg, Prof. Dr. Claudia Steckelberg Düsseldorf Prof. Dr. Simone Dietz; Kunstakademie Düsseldorf, Prof. Dr. Ludger Schwarte Offenburg Hochschule für Technik, Wirtschaft und Medien Offenburg, Prof. Dr. Anke Eberswalde Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Prof. Dr. Hans Peter Weidlich Benedikt; Eberswalde Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde, Prof. Dr. Pierre Oldenburg Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Prof. Dr. Paul Mecheril; Carl von Ibisch Ossietzky Universität Oldenburg, Prof. Dr. Bernd Siebenhüner; Carl von Ossietzky Universität Erfurt Universität Erfurt, Prof. Dr. André Brodocz; Universität Erfurt, Prof. Dr. Jamal Malik Oldenburg, Prof. Dr. Silke Wenk Erlangen Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Kristina Giesel; Osnabrück Hochschule Osnabrück, Prof. Dr. Ursula Eva Wiese; Universität Osnabrück, Dr. Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Prof. Dr. Andrea Pagni; Friedrich- Jens Schneider; Universität Osnabrück, Prof. Dr. Helen Schwenken Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, Dr. Gerd Sebald Passau Universität Passau, Prof. Dr. Christian Thies Essen Universität Duisburg-Essen, Prof. Dr. Anne Schlüter Potsdam Universität Potsdam, Prof. Dr. Joachim Gessinger; Universität Potsdam, Dr. Ines

Esslingen Hochschule Esslingen, Prof. Dr. Birgit Meyer Sonder; Universität Potsdam, PD Dr. Gert Zöller Vertrauensdozenten und Vertrauensdozentinnen Flensburg Universität Flensburg, Prof. Dr. Gerd Grözinger; Universität Flensburg, Dr. Regensburg Hochschule für angewandte Wissenschaften Regensburg, Maike Berndt-Zürner Christine Thon Reutlingen Hochschule Reutlingen, Anna Goeddeke; Hochschule Reutlingen, Dr. Karin Frankfurt/M. Fachhochschule Frankfurt am Main, Prof. Dr. Margrit Brückner; Fritz Bauer Widmayer Institut, Apl. Prof. Dr. Werner Konitzer; Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Rostock Universität Rostock, Dr. Gudrun Heinrich; Universität Rostock, Prof. Dr. Hans- Main, Prof. Dr. Ursula Apitzsch; Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Jürgen von Wensierski Prof. Dr. Helma Lutz; Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Saarbrücken Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Prof. Dr. Holger Buck; Julio Mendívil; Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Christoph Hochschule für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Prof. Dr. Klaus Kraimer; Hochschule Menke; Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Prof. Dr. Susanne Schröter für Technik und Wirtschaft des Saarlandes, Prof. Dr. Ulrike Zöller Frankfurt/O. Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Prof. Dr. Timm Beichelt Stendal Hochschule Magdeburg-Stendal, Prof. Dr. Maureen Maisha Auma Freiburg im Breisgau Albert-Ludwigs-Universität Prof. Dr. Elisabeth Cheauré; Albert- Stuttgart Universität Stuttgart, PD Dr. Ralph O. Schill Ludwigs-Universität Dr. Sylvia Kruse; Albert-Ludwigs-Universität PD. Dr. Lena Partzsch; Trier Universität Trier, Prof. Dr. Antje Bruns; Universität Trier, Prof. Dr. Michael Schönhuth; Albert-Ludwigs-Universität Prof. Dr. Britta Schinzel; Fraunhofer Institut für Solare Universität Trier, Dr. Rita Voltmer Energiesysteme Dr. Jan Christoph Goldschmidt; Hochschule für Kunst, Design und Populäre Tübingen Eberhard-Karls-Universität Tübingen, Prof. Dr. Gabriele Abels Musik Prof. Karin Jobst; k.A. Prof. Dr. Michael Kochen; k.A. Prof. Dr. Carla Rosendahl Vechta Universität Vechta, Dr. Lucia Licher; Universität Vechta, Prof. Dr. Marco Rieckmann Friedrichshafen Zeppelin University, Dr. Nadine Meidert Wiesbaden Hochschule RheinMain, Prof. Dr. Oja Eleonore Ploil Fulda Hochschule Fulda, Prof. Dr. Susanne Dern Witten Universität Witten/Herdecke, Prof. Dr. Martin Schnell Gelsenkirchen Westfälische Hochschule, Prof. Dr. Friedrich Kerka Wolfenbüttel Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften, Prof. Dr. Ludger Gießen Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Dr. Jörn Ahrens; Justus-Liebig-Universität Kolhoff Gießen, Prof. Dr. Encarnacion Gutierrez Rodriguez; Justus-Liebig-Universität Gießen, Prof. Wuppertal Bergische Universität Wuppertal, Prof. Dr. Rita Casale; Bergische Universität Dr. Regina Kreide Wuppertal, Prof. Dr. Hans. J. Lietzmann; Bergische Universität Wuppertal, Prof. Dr. Gertrud Göttingen Georg-August-Universität Göttingen, Prof. Dr. med. Nicolai Miosge Oelerich; Kirchliche Hochschule Wuppertal, Dr. Michaela Geiger Greifswald Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Prof. Dr. Susanne Stoll-Kleemann Würzburg Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Dr. Thomas Kestler Halle (Saale) Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, Prof. Frithjof Meinel; Martin- Zweibrücken Fachhochschule Kaiserslautern, Prof. Hendrik Speck Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Thomas Bremer; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Isabell Hensen; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Dr. Christiane Lähnemann; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Werner Nell; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Prof. Dr. Pia Schmid Ausland Hamburg HafenCity Universität Hamburg, Prof. Dr. Ingrid Breckner; HafenCity Universität Hamburg, Prof. Dr. Gesa Ziemer; Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg, Bern Universität Bern, Dr. Renate Ruhne Prof. Dr. Louis Henri Seukwa; Hochschule für Bildende Künste Hamburg, Prof. Dr. Friedrich Linz Johannes Kepler Universität Linz, Dr. Waltraud Ernst; Kunstuniversität Linz, Prof. Dr. von Borries; Universität Hamburg, Prof. Dr. Andrea Blunck; Universität Hamburg, Prof. Dr. Angela Koch Sina Farzin; Universität Hamburg, Dr. Nina Feltz; Universität Hamburg, Prof. Dr. Kai-Uwe Luzern Universität Luzern, Prof. Dr. Martin Hartmann Schnapp; Universität Hamburg, Prof. Dr. Anke Strüver; Universität Hamburg, Prof. Dr. Oxford University of Oxford, Dr. Wolfgang Zumdick Wolfram Weiße Utrecht Universiteit Utrecht, Dr. Christoph Baumgartner Hannover Büro für kulturelle Unvernunft, Susanne Eser; Fachhochschule Hannover, Prof. Wien FHWien der WKW, Prof. Dr. Markus Scholz; Universität für Bodenkultur, Prof. Dr. Dr. Manuel Pietzonka; Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Prof. Dr. Christine Karsten Schulz Hatzky; Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover, Prof. Dr. Brigitte Reinwald 60

Adressen Stand: April 2017

Heinrich-Böll-Stiftung Archiv Grünes Gedächtnis Schumannstraße 8 Eldenaer Straße 35 10117 Berlin 10247 Berlin T 030-28 53 40 F 030-28 53 41 09 T 030-285 34-260 F 030-285 34-52 60 E [email protected] W www.boell.de E [email protected]

Die Landesstiftungen der Heinrich-Böll-Stiftung

Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg Stiftung Leben und Umwelt Kernerstr. 43. 70182 Stuttgart Heinrich-Böll-Stiftung Niedersachsen T 0711-26 33 94 10 F 0711-26 33 94 19 Warmbuchenstraße 17, 30159 Hannover E [email protected] W www.boell-bw.de T 0511-301 85 70 F 0511-301 85 714 E [email protected] W www.slu-boell.de Petra-Kelly-Stiftung Bayern Reichenbachstraße 3a, 80469 Munchen Heinrich-Böll-Stiftung Nordrhein-Westfalen T 089-24 22 67 30 F 089-24 22 67 47 Graf-Adolf-Straße 100, 40210 Düsseldorf E [email protected] T 0211-93 65 08 0 F 0211-93 65 0825 W www.petrakellystiftung.de E [email protected] W www.boell-nrw.de

Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung Rheinland-Pfalz Sebastianstr. 21, 10179 Berlin Walpodenstr. 10, 55116 Mainz T 030-308 779 480 F 030-308 779 487 T 06131-90 52 60 F 06131-90 52 69

Adressen E [email protected] E [email protected] W www.boell-rlp.de W www.bildungswerk-boell.de Heinrich-Böll-Stiftung Saar Heinrich-Böll-Stiftung Brandenburg Talstraße 56, 66119 Saarbrucken Dortustraße 52, 14467 Potsdam T 0681-58 35 60 F 0681-58 35 36 T 0331-200 57 80 F 0331-200 57820 E [email protected] W www.boell-saar.de E [email protected] Weiterdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen W www.boell-brandenburg.de Kraftwerk Mitte 32/ Trafohalle, 01067 Dresden Heinrich-Böll-Stiftung Bremen T 0351-85 075 100 F 0351-85 075 109 Plantage 13, 28215 Bremen E [email protected] W www.weiterdenken.de T 0421-35 23 68 F 0421-35 23 89 Heinrich-Böll-Stiftung Leipzig E [email protected] W www.boell-bremen.de Hedwigstraße 20, 04315 Leipzig Umdenken – Heinrich-Böll-Stiftung Hamburg T 0341-223 717 86 Kurze Straße 1, 20355 Hamburg E [email protected] T 040-389 52 70 F 040-380 93 62 Heinrich-Böll-Stiftung Sachsen-Anhalt E [email protected] Leipziger Straße 36, 06108 Halle (Saale) W www.umdenken-boell.de T 0345-202 39 27 F 0345-202 39 28 Heinrich-Böll-Stiftung Hessen E [email protected] Niddastraße 64, 60329 Frankfurt am Main W www.boell-sachsen-anhalt.de T 069-23 10 90 F 069-23 06 74 Heinrich-Böll-Stiftung Schleswig-Holstein E [email protected] W www.hbs-hessen.de Heiligendammer Straße 15, 24106 Kiel Heinrich-Böll-Stiftung Mecklenburg-Vorpommern T 0431-906 61 30 F 0431-906 61 34 Friedrichstraße 23, 18057 Rostock E [email protected] W www.boell-sh.de T 0381-492 21 84 F 0381-492 21 56 Heinrich-Böll-Stiftung Thüringen E [email protected] W www.boell-mv.de Trommsdorffstraße 5, 99084 Erfurt T 0361-555 32 57 F 0361-555 32 53 E [email protected] W www.boell-thueringen.de 60 61

Auslandsbüros der Heinrich-Böll-Stiftung Europa und Nordamerika

Frankreich Türkei Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung 80 Quai Jemmapes Inönü Caddesi, Hacı Hanım Sok 10/12+4 75010 Paris, Frankreich Gumuˇssuyu 34439, Istanbul, Türkei T +33-667-65-76 76 T +90-212-249 15 54 F +90-212-245 04 30 E [email protected] E [email protected] W www.tr.boell.org

Bosnien und Herzegowina Ukraine Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung, Wolodymyrska Str. 18/2, Cˇekalusˇa 42, 71000 Sarajevo Office 3, 01034 Kiev, Ukraine Bosnien und Herzegowina T +38 044 279 98 58 F +38 044 270 52 78 T +387-33-260 450 F +387-33-260 460 E [email protected] W www.ua.boell.org E [email protected] W www.ba.boell.org Griechenland Region Europäische Union Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung, Rue d‘Arlon 15, Aristotelous Str. 3, 54624 Thessaloniki 1050 Bruxelles, Belgien T +30 2310 282829 F +30 2310 282832 T +32-2-743 41 00 F +32-2-743 41 09 E [email protected] W www.gr.boell.org E [email protected] W www.eu.boell.org

Region Mittel-Osteuropa (Prag) Asien Heinrich-Böll-Stiftung Afghanistan Opatovická 28, 110 00 Praha 1, Tschechien

Heinrich-Böll-Stiftung Adressen T +420-251 81 41 73 F +420-251 81 41 74 T +93-700-295972 E [email protected] W www.cz.boell.org E [email protected] W www.af.boell.org Region Mittel-Osteuropa (Warschau) China Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung ul. Žurawia 45, 00-680 Warszawa, Polen 8, Xinzhong Xijie, Gongti Beilu T +48-22-594 23-33 F +48-22-594 23-37 Asia Hotel, Office Building No.309, 100027 Beijing, China E [email protected] W www.pl.boell.org T +86-10-66 15 46 15 F +86-10-66 15 46 15-102 Region Nordamerika E [email protected] W www.cn.boell.org Heinrich-Böll-Stiftung, 1432 K Street, NW Indien Suite 500, Washington, DC 20005, USA Heinrich-Böll-Stiftung T +1-202-462 75 12 F +1-202-462 52 30 C – 20, 1st Floor, Qutub Institutional Area, E [email protected] W www.us.boell.org New Delhi 110016, Indien Russland T +91-11-2685 4405 F +91-11-26 96 28 40 Heinrich-Böll-Stiftung, Grusinskij Pereulok 3-231, E [email protected] W www.in.boell.org 123056 Moskau, Russland Kambodscha T +7-499-254 14 53 F +7-495-935 80 14 Heinrich-Böll-Stiftung, #8, Street 476 E [email protected] W www.ru.boell.org Sangkat Toul Tompoung I, Khan Chamkar Mon Region Südlicher Kaukasus Phnom Penh, Kambodscha Heinrich-Böll-Stiftung T +855 23 210 535 F +855 23 216 482 38, Zovreti st., 0160 Tbilisi, Georgien E [email protected] W www.kh.boell.org T +995-32-238 04 67 F +995-32-291 28 97 Myanmar E [email protected] W www.ge.boell.org Heinrich-Böll-Stiftung Region Südosteuropa No. 45/A, Kan Lane 3 Heinrich-Böll-Stiftung Kan Road, Kamayut Township Kralja Milana 6/1, 11000 Belgrad, Serbien Yangon, Myanmar T +381-11/3067 646 F +381-11/6303 282 T +95-9-3168 5846 E [email protected] E [email protected] W www.rs.boell.org W www.mm.boell.org 62

Region Pakistan Tunesien Heinrich-Böll-Stiftung, House# 5, Street# 90, Heinrich-Böll-Stiftung G-6/3, Embassy Road, Islamabad 5, Rue Jamel Abdennasser, 1000 Tunis, Tunesien T +92-51-2271545 F +92-51-2271548 T +216 71 322 345 F +216 71 322 346 E [email protected] W www.pk.boell.org E [email protected] W www.tn.boell.org

Region Südostasien Marokko Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung 75 Sukhumvit 53 Klongton Neua, Wattana 17, Rue Tiddas, Hassan, 10010 Rabat, Marokko Bangkok 10110,Thailand T +212-537 20 20 93 F +212-537 20 20 92 T +66-2-6625960-2 F +66-2-6627576 E [email protected] W www.ma.boell.org E [email protected] W www.th.boell.org Lateinamerika Afrika Brasilien Nigeria Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung, 3rd Floor, Rukayyat Plaza Rua da Glória 190, ap. 701 93, Obafemi Awolowo Way, Jabi District, Abuja 20241-180 Rio de Janeiro, Gloria, Brasilien T +234-809-99 051 76 T +55-21-32 21 99 00 F +55-21-32 21 99 22 E [email protected] W www.ng.boell.org E [email protected] W www.br.boell.org

Region Ostafrika/Horn von Afrika Region Cono Sur Heinrich-Böll-Stiftung, Forest Road Heinrich-Böll-Stiftung P.O. Box 10799-00100, GPO Nairobi, Kenia Avenida Francisco Bilbao 882, Providencia T +254-20-26 80 745 F +254-20-374 91 32 752-0063 Santiago de Chile, Chile E [email protected] W www.ke.boell.org T +56-2-2584 01 72 F +56-2-2584 01 72-101 E [email protected] W www.cl.boell.org Region Südliches Afrika Heinrich-Böll-Stiftung Region Zentralamerika/Mexiko/Karibik (Mexiko-Stadt) 8th Floor Vunani Chambers, 33 Church Street, Heinrich-Böll-Stiftung Cape Town 8000, Südafrika Calle José Alvarado 12

Adressen T +27-21-461 62 66 F +27-21-424 40 86 Colonia Roma Norte, Delegación Cuauhtémoc, E [email protected] W www.za.boell.org CP 06760, México D.F., Mexiko T +52-55-52 64 15 14 F +52-55-52 64 28 94 Nahost und Nordafrika E [email protected] W www.mx.boell.org

Afghanistan Region Zentralamerika/Mexiko/Karibik (San Salvador) Heinrich-Böll-Stiftung Heinrich-Böll-Stiftung T +93-700-295972 Residencial Zanzibar E [email protected] W www.af.boell.org Pasaje A-Oriente No. 24, San Salvador, El Salvador T +503-22 74 68 12 F +503-22 74 69 32 Israel E [email protected] W www.mx.boell.org Heinrich-Böll-Stiftung 1 Har Sinai St. 2nd floor, Tel Aviv 65816, Israel Kolumbien T +972-3-516 77 34 F +972-3-516 76 89 Heinrich-Böll-Stiftung E [email protected] W www.il.boell.org Calle 37 No 15-40 Bogotá, Kolumbien Region Arabischer Naher Osten T +57-1-371 91 11 Heinrich-Böll-Stiftung, Tal az-Zaatar St. 6 E [email protected] P.O. Box 2018 Ramallah, Palästina T +972-2-296 11 21 F +972-2-296 11 22 E [email protected] W www.ps.boell.org

Region Mittlerer Osten Heinrich-Böll-Stiftung Achrafieh, St. Nicolas’ Garden, Selim Boustros Street Jbeili Building, 4th Floor P. O. Box 175 510, Mar Mikhael, Beirut, Libanon T +961-1216073 F +961-1216037 E [email protected] W www.lb.boell.org 62 63

Fördern und spenden Viele Menschen unterstützen uns mit ihrem ehrenamtlichen Engagement als Re- ferent/innen, als Vertrauensdozent/innen oder als Mitglied eines Beratungsgre- miums. Sie helfen uns, unsere Ziele zu verwirklichen und unsere Bildungs- und Projektarbeit im In- und Ausland weiterzuentwickeln. Und sie unterstützen uns durch ihre Mitgliedschaft im Freundeskreis, durch Spenden, Zustiftungen, Paten- schaften oder langfristige Partnerschaften. Für dieses große Engagement und Ver- trauen bedanken wir uns herzlich!

So können auch Sie die Heinrich-Böll-Stiftung unterstützen:

Mit Ihrer Mitgliedschaft im Freundeskreis Und was haben Sie davon? Als Mitglied zahlen Sie einen Jahresbeitrag von 92 Wann immer möglich, werden die geförderten Pro- Euro, ermäßigt 46 Euro und Schüler/Studierende jekte für Sie erlebbar gemacht – mit Einladungen zu 25 Euro. Mit Ihren Beiträgen fördern wir unbürokra- Vernissagen, Aufführungen von Theater und Film, tisch und schnell dort, wo es die Heinrich-Böll-Stif- Lesungen oder Gesprächen. Sie erhalten den «Info- tung selbst meist aus rechtlichen Gründen nicht kann. Brief» mit aktuellen Informationen über Aktivitä- Zum Beispiel unterstützen wir kleinere Kunst- und ten der Stiftung und des Freundeskreises, zudem Kulturprojekte, für die auch geringe Summen eine Einladungen zu besonderen Veranstaltungen. Und große Hilfe sind. In Zusammenarbeit mit dem Hein- Sie haben die Möglichkeit, jährlich an einer politi- rich-Böll-Haus in Langenbroich und unseren Aus- schen Begegnungsreise teilzunehmen. Zur Jahres- landsbüros konnten wir schon vielen politisch ver- versammlung stehen regelmäßig Vorstand oder Ge- folgten Künstler/innen eine Zuflucht ermöglichen schäftsführung der Stiftung zum Austausch bereit. (siehe Seite 42). Über die Vergabe der Mittel ent- Zudem organisieren wir verschiedene Veranstaltun- scheidet das ehrenamtliche Koordinationsteam, das gen unter aktiver Beteiligung unserer Mitglieder – von den Mitgliedern gewählt wird. Hier stehen im sei es als Ideengeber/in, als Moderator/in oder Ge- Freundinnen und Freunde und Freundinnen Herbst 2017 Neuwahlen an. sprächsteilnehmer/in. Wir freuen uns auch auf Ihre Expertise!

Beitrittserklärung: Absender/in Postkarte bitte mit 45 c Name: freimachen Vorname: Institution/ Organisation: l dienstlich l privat Anschrift Straße: Heinrich-Böll-Stiftung PLZ / Ort: E-Mail: Freundinnen und Freunde Schumannstraße 8 Telefon / Fax: 10117 Berlin Ihre Angaben werden gemäß dem Bundesdatenschutzgesetz streng vertraulich behandelt.

l Bitte schicken Sie mir Informationen über die Heinrich-Böll-Stiftung zu.

Datum / Unterschrift:

Bitte auch die andere Seite ausfüllen! 64

Elisabeth Kiderlen und Julius Heinicke, Koordina tions- Ulrike Cichon, Koordinatorin des Freundes- gremium des Freundeskreises kreises Foto: Conny Fischer

Werden Sie Mitglied im Freundeskreis! Die Freundinnen und Freunde der Heinrich-Böll-Stif- Ansprechpartnerin für Freundinnen und tung unterstützen die Werte und Ziele der Stiftung. Freunde, Spender/innen und Sponsor/innen: Wir laden Sie herzlich ein, Teil unserer grünen Ideen- werkstatt und unseres internationalen Netzwerkes Ulrike Cichon zu werden – ob als Privatperson, als Institution oder T 030 - 285 34 - 112 F 030 - 285 34 - 5112 als Unternehmen. Als Freund oder Freundin tragen E [email protected] Sie dazu bei, Qualität und Selbständigkeit der Hein- W www.boell.de/freundeskreis rich-Böll-Stiftung langfristig zu sichern. Eine breite Palette an Veranstaltungen mit und für die Freun- Spenden-/Beitragskonto: dinnen und Freunde bietet Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen, politische Konzepte und Bank für Sozialwirtschaft Entwicklungen zu diskutieren und die Stiftungsar- BIC BF SW DE 33 BER beit näher kennenzulernen. Mindestens einmal im IBAN DE11 1002 0500 0003 0767 02 Jahr verreisen die Freundinnen und Freunde. Im Jahr Gläubiger-ID im SEPA-Lastschriftverfahren: 2016 führte die Reise von Prag über Brünn und Bra- DE 17 ZZZ 00 00 03 60 794 tislava bis nach Budapest. Informieren Sie sich über unser Programm: Ihr Mitgliedsbeitrag ist steuerlich absetzbar und Ihre Mitgliedschaft jederzeit kündbar. Freundinnen und Freunde und Freundinnen W www.boell.de/freundeskreis

Beitrittserklärung Zahlungsweise Ich unterstütze die Ziele der Heinrich-Böll-Stiftung und erkläre meinen Beitritt zu den Freundinnen und Freunden der Heinrich-Böll-Stiftung als (bitte ankreuzen): l SEPA*-Lastschriftmandat Ich ermächtige die Heinrich-Böll-Stiftung (hbs), Gläubiger-ID Mitglied DE17ZZZ00000360794, Zahlungen von meinem Konto mittels Last- schrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von mit dem Regelbeitrag von 92 € im Jahr l der hbs auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. l mit dem ermäßigten Jahresbeitrag für Geringverdienende von 46 € Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem l mit dem Jahresbeitrag von 150 € Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. l mit dem Jahresbeitrag von 300 € Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen. l mit dem Jahresbeitrag von € Kontoinhaber/in (falls abweichend): l mit dem Jahresbeitrag von 25 € für Schülerinnen und Schüler, Kreditinstitut: Studierende, Erwerbslose und – auf Antrag – Menschen im Ruhestand BIC: llll ll ll lll IBAN: llll llll llll llll llll ll Institutionelles Mitglied (Unternehmen und Organisationen) l mit einem Jahresbeitrag von 184 € Die Mandatsreferenz wird mir durch die hbs separat mitgeteilt. mit einem Beitrag für Basisinitiativen von 92 € l Datum , Ort und Unterschrift: Ich werde nicht Mitglied, aber ich unterstütze die Heinrich-Böll-Stiftung mit einer einmaligen Spende von € l Ich überweise meinen Beitrag selbst auf das Konto der Heinrich-Böll-Stiftung, IBAN DE11 1002 0500 0003 0767 02.

Bitte auch die andere Seite ausfüllen! Organisationsplan der Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Stand: 30. April 2017 Schumannstraße 8, 10117 Berlin T 030-285 34-0 F 030-285 34-109 W www.boell.de E [email protected], [email protected], [email protected] Kontakt: [email protected]

Mitgliederversammlung 49 Mitglieder

Aufsichtsrat 9 Mitglieder

Vorstand Geschäftsführung Gremien und Fachbeiräte

Ellen Ueberschär (ab 1. 7. 2017) Barbara Unmüßig Dr. Livia Cotta Freundinnen und Freunde Ralf Fücks (bis 30. 6. 2017) Lara Wodtke Eva-Maria Betz Frauenrat Carmen Herzog Sekretariat: Kathrin Klaua Sekretariat: Martin Berteit/ Sekretariat: Tanja Gunkel Christine Zimmermann Fachbeirat Studienwerk Verena Duentsch Fachbeirat Nord-Süd Freundinnen und Freunde Fachbeirat Europa/Transatlantik Ulrike Cichon Gemeinschaftsaufgaben Interne Revision Rebecca Wagner Geschlechterdemokratie Interkulturelles Management/ Organisationsentwicklung und Henning von Bargen Diversity Wissensmanagement Mekonnen Mesghena Dr. Kristina Heße

Internationale Zusammenarbeit Politische Bildung Inland Studienwerk Unternehmensdienste

Kommunikation Haushalt und Finanzen

Leitung: Steffen Heizmann Leitung: Peter Siller Leitung: Dr. Ulla Siebert Leitung: Annette Maennel Leitung: Patrick Berg Sandra Jackson Petra Stegemann Iris Längert Natalie Kraneiß Florian Remmers Benjamin Glück Kathrin Hohmann-Mehring ­

Internationale Politik Regionalreferat Asien Regionalreferat Lateinamerika Programmteam I Grüne Akademie Studienförderung Presse Haushalt und Bilanzierung Dr. Heike Löschmann Leitung: Katrin Altmeyer Leitung: Ingrid Spiller (Schwerpunkt: Soziale Teilhabe) Zeitdiagnose und Diskursanalyse Christine Dietz Michael Alvarez Kalverkamp Alexander Baasner Joanna Barelkowska Jost Pachaly, Zia Moballegh Petra Tapia Bildung und Wissenschaft Ole Meinefeld Anja Schleich Vera Lorenz Ellen Deuse Simone Zühr Ella Soesanto Ines Thomssen Philipp Antony Stephan Depping Kerstin Simonis Online-Redaktion/Internet Frank Schulz Fabian Heppe Valentina Rojas Loa David Handwerker Gabriele Tellenbach Munkhzul Togmid Internationale Umweltpolitik Politik- und Parteienforschung Lukas Fischer Lilia Fuhr Julia Behrens Julia Ziesche Sozialpolitik Elsbeth Zylla Peggy Marquardt, Mirja Brücker Ünay Özkan Thorsten Volberg Sebastian Bukow Birgit Kahlau Nisveta Seho Linda Schneider Buro Mexiko-Stadt: Dorothee Schulte-Basta Jana Heyde Sebastian Dörfler Björn Ecklundt, Kristin Funke, Büro Yangon: Mirco Kreibich Dr. Dawid Bartelt Tmnit Zere Malgorzata Lewandowska Quincy Birch Archiv Grünes Gedächtnis Christian Polzin Lektorat Katja Hamel Janine Korduan, Annette Kraus Buro Bangkok: Manfred Hornung Büro Bogotá: Migration und Diversity Bernd Rheinberg Leitung: Dr. Christoph Becker- Jana Schickel Operative Finanzbuchhaltung Internationale Agrarpolitik Büro Islamabad (zuständig auch Florian Huber Mekonnen Mesghena Schaum Angelika Steinborn Susanne Dittrich Dr. Christine Chemnitz Anke Bremer Michaela Krethe für Afghanistan): Marion Müller Buro Rio de Janeiro: Julia Bresgott Promotionsförderung Layout/Marketing Sonja Kundler Sarah Schwahn Jutta Rickmann Buro Neu Delhi: Annette von Schönfeld Robert Camp Sevilay Karaduman Elke Paul, Lisa Kreutzer (Website Migration Valerian Rautenberg Außen- und Sicherheitspolitik Dr. Axel Harneit-Sievers Büro Santiago de Chile: Anne Vechtel Wilma Weber Aygen Schruoffeneger Hans-Jörg Wilhelm Gregor Enste «Heimatkunde») Steffi Rönnefarth (Besuchsgruppen) Büro Phnom Penh: Ali Al-Nasani Dr. Ingrid Wehr Auswahlverfahren/Alumni Evelyn Jaeschke Stephanie Mendes Candido Programmteam II Eva Sander Regionalreferat EU/Nordame- Dr. Janina Bach Adressverwaltung Angelika Weiland Büro Peking: Christina Sadeler (Schwerpunkt: Ökologische Wende) Steffi Grimm Internationale Geschlechter­ rika Christina Schmitz Sabine König Silke Richter politik /LSBTI Regionalreferat Dorothea Küttner Leitung: Dr. Sergey Lagodinsky Ökologie und Nachhaltigkeit Finanzen Ani Matevosyan Richtlinien Jana Prosinger Ost- und Sudosteuropa Anastasia Surkov Dr. Christine Pütz Dr. Stefanie Groll Liette Thill Tagungsbüro Dr. Gerd Frickenhelm Leitung: Walter Kaufmann Demokratieförderung Rebecca Bertram Rita Hoppe Heinrich Böll Leben und Eva Klakl Robert Sperfeld Claudia Rolf Ewa Peteja Wirtschaft und Finanzen Werk (Köln) Julia Reiter, Tini Leonhardt Ulrike Seidel Gudrun Fischer Nina Locher Ute Brümmer Dr. Jochen Schubert Sabine König, Soumicha El Homri, Nina Happe Claudia Rothe Monika Steins Markus Schäfer Anna von Tschammer, Regionalreferat Afrika Petra Zimmermann Sabine Hämmerling Kommunalpolitik und Haus Langenbroich Antonia Götte Leitung: Kirsten Maas-Albert Katja Giebel Stadtentwicklung Sigrun Reckhaus Claudia Simons, Beate Adolf, Ulla Niehaus Büro Brüssel: Klaus Linsenmeier Sabine Drewes Nicola Egelhof, Maria Kind Büro Istanbul: Kristian Brakel Gunda-Werner-Institut IT/Technische Dienste Personal Buro Belgrad: Solveig Bartusch Büro Dakar: Usha Ziegelmayer Nenad Sebek Büro Paris: Jens Althoff Andrea Meinecke Leitung: Henning von Bargen und ­ Leitung: Bert Bloss Leitung: Petra Nibbe Buro Kapstadt: Layla Al-Zubaidi Buro Moskau: Johannes Voswinkel Büro Prag: Eva van de Rakt Programmteam III Dr. Ines Kappert Martina Kulla (-170) Buro Nairobi: Ulf Terlinden Büro Kiew: Sergej Sumlenny Büro Thessaloniki: Olga Drossou (Schwerpunkt: Demokratie Francesca Schmidt IT Systeme Zentral Personalbetreuung Buro Abuja: Christine K und Digitale Gesellschaft) Buro Tbilisi: Nino Lejava Büro Warschau: Irene Hahn-Fuhr Christiane Bornstedt Dietmar Grabbert Marzena Matuschak Demokratie Regionalreferat Nahost Buro Sarajevo: Marion Kraske Büro Washington: Zoha Aghamehdi Gabriele Holländer Angela Hahn und Nordafrika Dr. Anne Ulrich Linh Ngo Sascha Loos Bastian Hermisson Eike Botta-Venhorst Leitung: Dr. Antonie Nord IT Systeme Global Swetlana Kuzjaev Steuerung und Evaluierung Kulturpolitik und Neue Medien Jan-Bauke Baumann Christopher Golze Nadine Arendt Leitung: Julia Scherf Christian Römer Birgit Arnhold Ursula Plötze Friederike Schmidt Christiane Dilger Karin Lenski Weiterbildungsakademie Sandra Nenninger Dietmar Weber Niko Pewesin Kirsten Dagane Christine Weiß GreenCampus Murat Pekün Leitung: Christian Neuner- Technische Dienste Buro Tel Aviv: Kerstin Müller Gesellschaftspolitik Ruth Kleefisch Michael Stognienko Duttenhofer Annett Kretschmann Büro Ramallah: Dr. Bettina Marx Liliya Hontar Mamadou Lamine Hane Zeitgeschichte Wolfgang Pohl Buro Tunis: Joachim Paul Barbara Assheuer Thomas Engelhardt Renate Eisape Marianne Zepp Paulina Berndt Rabea Remke Buro Rabat: Ina Bogusz Annika Magnussen Simon Oehlers Dr. Dorothea Rischewski Grit Leutzsch Maria Pajonk Büro Beirut: Dr. Bente Scheller Margarete Tanzmann Barbara Heit­kämper Organisationsplan der Heinrich-Böll-Stiftung e.V., Stand: 30. April 2017 Schumannstraße 8, 10117 Berlin T 030-285 34-0 F 030-285 34-109 W www.boell.de E [email protected], [email protected], [email protected] Kontakt: [email protected]

Mitgliederversammlung 49 Mitglieder

Aufsichtsrat 9 Mitglieder

Vorstand Geschäftsführung Gremien und Fachbeiräte

Ellen Ueberschär (ab 1. 7. 2017) Barbara Unmüßig Dr. Livia Cotta Freundinnen und Freunde Ralf Fücks (bis 30. 6. 2017) Lara Wodtke Eva-Maria Betz Frauenrat Carmen Herzog Sekretariat: Kathrin Klaua Sekretariat: Martin Berteit/ Sekretariat: Tanja Gunkel Christine Zimmermann Fachbeirat Studienwerk Verena Duentsch Fachbeirat Nord-Süd Freundinnen und Freunde Fachbeirat Europa/Transatlantik Ulrike Cichon Gemeinschaftsaufgaben Interne Revision Rebecca Wagner Geschlechterdemokratie Interkulturelles Management/ Organisationsentwicklung und Henning von Bargen Diversity Wissensmanagement Mekonnen Mesghena Dr. Kristina Heße

Internationale Zusammenarbeit Politische Bildung Inland Studienwerk Unternehmensdienste

Kommunikation Haushalt und Finanzen

Leitung: Steffen Heizmann Leitung: Peter Siller Leitung: Dr. Ulla Siebert Leitung: Annette Maennel Leitung: Patrick Berg Sandra Jackson Petra Stegemann Iris Längert Natalie Kraneiß Florian Remmers Benjamin Glück Kathrin Hohmann-Mehring ­

Internationale Politik Regionalreferat Asien Regionalreferat Lateinamerika Programmteam I Grüne Akademie Studienförderung Presse Haushalt und Bilanzierung Dr. Heike Löschmann Leitung: Katrin Altmeyer Leitung: Ingrid Spiller (Schwerpunkt: Soziale Teilhabe) Zeitdiagnose und Diskursanalyse Christine Dietz Michael Alvarez Kalverkamp Alexander Baasner Joanna Barelkowska Jost Pachaly, Zia Moballegh Petra Tapia Bildung und Wissenschaft Ole Meinefeld Anja Schleich Vera Lorenz Ellen Deuse Simone Zühr Ella Soesanto Ines Thomssen Philipp Antony Stephan Depping Kerstin Simonis Online-Redaktion/Internet Frank Schulz Fabian Heppe Valentina Rojas Loa David Handwerker Gabriele Tellenbach Munkhzul Togmid Internationale Umweltpolitik Politik- und Parteienforschung Lukas Fischer Lilia Fuhr Julia Behrens Julia Ziesche Sozialpolitik Elsbeth Zylla Peggy Marquardt, Mirja Brücker Ünay Özkan Thorsten Volberg Sebastian Bukow Birgit Kahlau Nisveta Seho Linda Schneider Buro Mexiko-Stadt: Dorothee Schulte-Basta Jana Heyde Sebastian Dörfler Björn Ecklundt, Kristin Funke, Büro Yangon: Mirco Kreibich Dr. Dawid Bartelt Tmnit Zere Malgorzata Lewandowska Quincy Birch Archiv Grünes Gedächtnis Christian Polzin Lektorat Katja Hamel Janine Korduan, Annette Kraus Buro Bangkok: Manfred Hornung Büro Bogotá: Migration und Diversity Bernd Rheinberg Leitung: Dr. Christoph Becker- Jana Schickel Operative Finanzbuchhaltung Internationale Agrarpolitik Büro Islamabad (zuständig auch Florian Huber Mekonnen Mesghena Schaum Angelika Steinborn Susanne Dittrich Dr. Christine Chemnitz Anke Bremer Michaela Krethe für Afghanistan): Marion Müller Buro Rio de Janeiro: Julia Bresgott Promotionsförderung Layout/Marketing Sonja Kundler Sarah Schwahn Jutta Rickmann Buro Neu Delhi: Annette von Schönfeld Robert Camp Sevilay Karaduman Elke Paul, Lisa Kreutzer (Website Migration Valerian Rautenberg Außen- und Sicherheitspolitik Dr. Axel Harneit-Sievers Büro Santiago de Chile: Anne Vechtel Wilma Weber Aygen Schruoffeneger Hans-Jörg Wilhelm Gregor Enste «Heimatkunde») Steffi Rönnefarth (Besuchsgruppen) Büro Phnom Penh: Ali Al-Nasani Dr. Ingrid Wehr Auswahlverfahren/Alumni Evelyn Jaeschke Stephanie Mendes Candido Programmteam II Eva Sander Regionalreferat EU/Nordame- Dr. Janina Bach Adressverwaltung Angelika Weiland Büro Peking: Christina Sadeler (Schwerpunkt: Ökologische Wende) Steffi Grimm Internationale Geschlechter­ rika Christina Schmitz Sabine König Silke Richter politik /LSBTI Regionalreferat Dorothea Küttner Leitung: Dr. Sergey Lagodinsky Ökologie und Nachhaltigkeit Finanzen Ani Matevosyan Richtlinien Jana Prosinger Ost- und Sudosteuropa Anastasia Surkov Dr. Christine Pütz Dr. Stefanie Groll Liette Thill Tagungsbüro Dr. Gerd Frickenhelm Leitung: Walter Kaufmann Demokratieförderung Rebecca Bertram Rita Hoppe Heinrich Böll Leben und Eva Klakl Robert Sperfeld Claudia Rolf Ewa Peteja Wirtschaft und Finanzen Werk (Köln) Julia Reiter, Tini Leonhardt Ulrike Seidel Gudrun Fischer Nina Locher Ute Brümmer Dr. Jochen Schubert Sabine König, Soumicha El Homri, Nina Happe Claudia Rothe Monika Steins Markus Schäfer Anna von Tschammer, Regionalreferat Afrika Petra Zimmermann Sabine Hämmerling Kommunalpolitik und Haus Langenbroich Antonia Götte Leitung: Kirsten Maas-Albert Katja Giebel Stadtentwicklung Sigrun Reckhaus Claudia Simons, Beate Adolf, Ulla Niehaus Büro Brüssel: Klaus Linsenmeier Sabine Drewes Nicola Egelhof, Maria Kind Büro Istanbul: Kristian Brakel Gunda-Werner-Institut IT/Technische Dienste Personal Buro Belgrad: Solveig Bartusch Büro Dakar: Usha Ziegelmayer Nenad Sebek Büro Paris: Jens Althoff Andrea Meinecke Leitung: Henning von Bargen und ­ Leitung: Bert Bloss Leitung: Petra Nibbe Buro Kapstadt: Layla Al-Zubaidi Buro Moskau: Johannes Voswinkel Büro Prag: Eva van de Rakt Programmteam III Dr. Ines Kappert Martina Kulla (-170) Buro Nairobi: Ulf Terlinden Büro Kiew: Sergej Sumlenny Büro Thessaloniki: Olga Drossou (Schwerpunkt: Demokratie Francesca Schmidt IT Systeme Zentral Personalbetreuung Buro Abuja: Christine K und Digitale Gesellschaft) Buro Tbilisi: Nino Lejava Büro Warschau: Irene Hahn-Fuhr Christiane Bornstedt Dietmar Grabbert Marzena Matuschak Demokratie Regionalreferat Nahost Buro Sarajevo: Marion Kraske Büro Washington: Zoha Aghamehdi Gabriele Holländer Angela Hahn und Nordafrika Dr. Anne Ulrich Linh Ngo Sascha Loos Bastian Hermisson Eike Botta-Venhorst Leitung: Dr. Antonie Nord IT Systeme Global Swetlana Kuzjaev Steuerung und Evaluierung Kulturpolitik und Neue Medien Jan-Bauke Baumann Christopher Golze Nadine Arendt Leitung: Julia Scherf Christian Römer Birgit Arnhold Ursula Plötze Friederike Schmidt Christiane Dilger Karin Lenski Weiterbildungsakademie Sandra Nenninger Dietmar Weber Niko Pewesin Kirsten Dagane Christine Weiß GreenCampus Murat Pekün Leitung: Christian Neuner- Technische Dienste Buro Tel Aviv: Kerstin Müller Gesellschaftspolitik Ruth Kleefisch Michael Stognienko Duttenhofer Annett Kretschmann Büro Ramallah: Dr. Bettina Marx Liliya Hontar Mamadou Lamine Hane Zeitgeschichte Wolfgang Pohl Buro Tunis: Joachim Paul Barbara Assheuer Thomas Engelhardt Renate Eisape Marianne Zepp Paulina Berndt Rabea Remke Buro Rabat: Ina Bogusz Annika Magnussen Simon Oehlers Dr. Dorothea Rischewski Grit Leutzsch Maria Pajonk Büro Beirut: Dr. Bente Scheller Margarete Tanzmann Barbara Heit­kämper Die Heinrich-Böll-Stiftung mit Sitz in Berlin- Mitte, ge- sellschaftlicher Selbstverständigung. Im Jahr 2016 ver- genüber dem Deutschen Theater, ist eine politische Stiftung gab das Studienwerk der Heinrich-Böll-Stiftung 196 Stipen- und steht der Partei Bündnis 90/ Die Grünen nahe. Die Stif- dien an Studierende und Promovenden neu. Die Mitglie- tung versteht sich als Agentur für grüne Ideen und Projekte, derversammlung, bestehend aus 49 Personen, ist das oberste als reformpolitische Zukunftswerkstatt und internationales Beschlussfassungsorgan und wählt u. a. den Vorstand. Netzwerk mit Partnerprojekten in rund 60 Ländern. Sie koo- Den hauptamtlichen Vorstand bilden Ralf Fücks und Barbara periert mit 16 Landesstiftungen in allen Bundesländern. Unmüßig. Ab 1. Juli 2017 übernimmt Dr. Ellen Ueberschär Heinrich Bölls Ermutigung zur zivilgesellschaftlichen Einmi- das Vorstandsamt von Ralf Fücks. Die Geschäftsführung hat schung in die Politik ist Vorbild für die Arbeit der Stiftung. Dr. Livia Cotta inne. Die Satzung sieht für die Organe Ihre vorrangige Aufgabe ist die politische Bildung im In- und der Stiftung und die hauptamtlichen Stellen eine Quotierung Ausland zur Förderung der demokratischen Willensbildung, für Frauen sowie für Migrantinnen und Migranten vor. des gesellschaftspolitischen Engagements und der Völkerver- Zur Zeit unterhält die Stiftung Auslandsbüros in Belgien, in ständigung. Dabei orientiert sie sich an den politischen Grund- Frankreich, Polen, Tschechien, der Türkei, Griechenland, werten Ökologie, Demokratie, Solidarität und Gewaltfreiheit. Russland, Georgien, Ukraine, Bosnien, Serbien, Israel, Liba- Ein besonderes Anliegen ist ihr die Verwirklichung non, dem Arabischen Nahen Osten, Tunesien, Marokko, Kenia, einer demokratischen Einwanderungsgesellschaft sowie einer Nigeria, Süd afrika, Thailand, Myanmar, Kambodscha, Pakis- Geschlechterdemokratie als eines von Abhängigkeit und tan, Indien, Afghanistan, China, Brasilien, Kolumbien, Chile, Dominanz freien Verhältnisses der Geschlechter. Darü- Mexiko, El Salvador und in den USA. Im Jahr 2016 ber hinaus fördert die Stiftung Kunst und Kultur als Element standen der Stiftung circa 62 Millionen Euro aus öffentlichen ihrer politischen Bildungsarbeit und als Ausdrucksform ge- Mitteln zur Verfügung.

Matiiseto Nong (Witwe von Samuel Leponesa)

In Südafrika unterstützen wir zusammen mit unserem Projektpartner Sonke Gender Justice eine Sammelklage gegen die Goldbergbauindustrie. 56 Kläger/innen – Berg- Heinrich-Böll-Stiftung e.V. leute und Witwen – verlangen eine angemessene Entschä- Die grüne politische Stiftung Schumannstr. 8, 10117 Berlin digung für die Erkrankung an Silikose, auch «Staublunge» genannt. Es ist eine tödliche Krankheit, die durch Schutz- T 030–28 53 40 F 030–28 53 41 09 masken vermeidbar wäre (siehe Seite 35). E [email protected] W www.boell.de Foto: Thom Pierce