Jahresbericht 2016 2016 Was Wir Tun Wofür Wir Einstehen Wer Wir Sind Jahresbericht

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Jahresbericht 2016 2016 Was Wir Tun Wofür Wir Einstehen Wer Wir Sind Jahresbericht Jahresbericht 2016 Jahresbericht 2016 Wer wir sind Wofür wir einstehen Was wir tun 1 Vorwort Ralf Fücks Foto: Julia Baier Barbara Unmüßig Foto: Bettina Keller 2016 war kein gutes Jahr für die Demokratie. Der Eines unsere zentralen Anliegen ist die soziale und Austritt Großbritanniens aus der EU, die Wahl Do- ökologische Transformation von Wirtschaft und Ge- nald Trumps zum US-Präsidenten, die Entwick- sellschaft. Dabei verknüpfen wir technische Inno- lung der Türkei zu einem autoritären Führerstaat, vation mit politischer Regulierung und individueller die massive Einschränkung zivilgesellschaftlicher Verantwortung. Soziale Teilhabe und ökologische Handlungsmöglichkeiten in zahlreichen Staaten – all Nachhaltigkeit sind untrennbar mit der Demokra- diese Ereignisse sind Ausdruck eines heftigen antili- tiefrage verbunden. Mit Studien, Politikvorschlägen beralen Rückschrittes. Der geht einher mit einer tief- und Diskussionsforen tragen wir dazu bei, das Be- greifenden Verschiebung der internationalen Kräfte- wusstsein von der Notwendigkeit und Möglichkeit verhältnisse. Die aufsteigenden Mächte – allen voran dieser großen Transformation zu schärfen. Ein gro- China – fordern ihre Mitsprache ein. Weltweit wer- ßer Erfolg des vergangenen Jahres war das Jugend- den multilaterale Zusammenarbeit und die universel- buch «Iss was?! Tiere, Fleisch & ich». Besonders le Geltung der Menschenrechte herausgefordert. Die stolz sind wir auf seine Nominierung für den Deut- Vorwort alte Weltordnung ist dahin, eine neue gibt es noch schen Jugendliteraturpreis 2017 in der Kategorie nicht. Sachbuch. Als politische Stiftung werden wir mehr ge- Ohne unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter braucht denn je. Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sowie unsere Partnerinnen und Partner im In- und zu fördern, gehört zu unserem Kernauftrag. Ange- Ausland wäre unsere Arbeit nicht möglich. Ihnen sichts der immer enger werdenden Handlungsspiel- gilt unser Dank und unsere Wertschätzung für ihren räume für zivilgesellschaftliche Initiativen bedeutet verantwortungsvollen Einsatz, den sie an vielen Or- das, auch alternative Wege zu suchen, um unsere ten der Welt unter schwierigen Rahmenbedingungen Partnerinnen und Partner bei ihrer Arbeit zu unter- leisten. Ein herzliches Dankeschön geht auch an die stützen. Eine weitere wichtige Aufgabe der Stiftung vielen Menschen, die sich ehrenamtlich in den Gre- ist es, internationale Entwicklungen für die deutsche mien der Stiftung engagieren. Wir freuen uns auf den Öffentlichkeit aufzubereiten und Hintergründe zu weiteren gemeinsamen Weg. liefern. Europa erlebt raue Zeiten. Der anwachsende Na- tionalismus stellt sich gegen das Projekt einer poli- Berlin, im April 2017 tischen Union. Eine gemeinsame Flüchtlingspolitik scheint in weite Ferne gerückt, die latente schwe- lende Eurokrise spaltet Europa in Schuldner und Gläubiger. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Süden und die damit verbundene Perspektivlosigkeit einer ganzen Generation sind eine schwere Hypothek. Un- Ralf Fücks Barbara Unmüßig sere Vision ist ein Europa, das soziale Teilhabe und Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung ökologische Modernisierung verknüpft und Perspek- tiven für die jüngere Generation öffnet. Wir wollen ein Europa, das die gemeinsame Handlungsfähigkeit stärkt und Raum für Verschiedenheit lässt. Erfreuli- cherweise ist im letzten Jahr das politische Interesse bei vielen gewachsen, auch die Bereitschaft, sich dem antieuropäischen Trend entgegenzustemmen. 2 Auf einen Blick 4 Demokratie und Menschenrechte 40 Kunst und Kultur stärken Wir fördern Kunst und Kultur als Ausdrucksform ge- sellschaftlicher Selbstverständigung. Wir konzipieren Derzeit nehmen Repressionen gegen die Zivilgesell- und veranstalten Literaturtage, Filmreihen und Musik- schaft weltweit zu. Die Arbeit von Nichtregierungs- und Kulturfestivals. 2016 ging es bei unseren organisationen wird erschwert, die Pressefreiheit ein- «Deutsch-Israelischen Literaturtagen» um Fluchter- geschränkt und Regierungskritiker/innen verhaftet. fahrungen und das Ankommen in der neuen Heimat. Wir waren 2016 an der Erarbeitung der Civic Charter Beim DExZA-Festival gaben Künstler/innen aus Ber- beteiligt. Sie soll Aktivist/innen weltweit dabei helfen, lin und dem südafrikanischen Johannesburg Einblick für ihre Rechte und Handlungsspielräume einzutre- in die Poesie- und Musikszenen beider Städte. Auf den ten. Unsere Partner/innen in jenen Ländern, in denen Arabischen Filmtagen gab es Dokumentar-, Kurz- und Demokratie und Menschenrechte massiv unter Druck Spielfilme über starke Frauen aus dem arabischen geraten, versuchen wir – soweit möglich – in ihrem En- Raum zu sehen. gagement zu unterstützen, z.B. bei der Schaffung von alternativen Medienkanälen. 42 Heinrich-Böll-Haus Langenbroich 12 Herausforderungen Europas bewältigen In vielen Ländern sind Künstlerinnen und Künstler durch ihren Einsatz für die Freiheit Repressionen ausge- Die Europäische Union befindet sich in einer Zerreiß- setzt. Mit unserem Stipendienprogramm im Heinrich- probe. Vor allem der zunehmende Rechtspopulismus in Böll-Haus Langenbroich bieten wir Künstlerinnen und vielen Ländern könnte ihr Ende bedeuten. Wir stehen Künstlern die Möglichkeit, für einige Zeit ungestört zum europäischen Projekt! Wir haben uns 2016 mit den und finanziell abgesichert zu arbeiten. Im Jahr 2016 Gründen für das Erstarken der Rechtspopulisten aus- hatten wir Schriftsteller/innen und Journalist/innen einandergesetzt, die Anforderungen an eine europäi- aus Syrien, Afghanistan, dem Jemen und Bangladesch sche Asyl- und Flüchtlingspolitik debattiert (z. B. auf Auf einen Blick zu Gast. Sie alle mussten ihre Heimat verlassen und der internationalen Konferenz «Grenzerfahrungen») leben in Deutschland im Exil. und Strategien der europäischen Außen- und Sicher- heitspolitik in den Blick genommen (Außenpolitische Jahrestagung). 43 Studienwerk Rückenwind für junge Talente! 2016 haben wir insge- 28 Die große Transformation gestalten samt 927 Studierende und 215 Promovierende geför- dert, davon 61 Prozent Frauen. 196 Stipendien haben Wir wollen den Übergang in eine nachhaltige Form des wir neu vergeben. Wir wollen die Potenziale junger Wirtschaftens beschleunigen. Dafür erarbeiten wir Menschen fördern und sie bei ihrer persönlichen und Reformalternativen zu unterschiedlichen Themen wie beruflichen Entwicklung unterstützen. Zur Weiterbil- Energie, Mobilität, Stadtentwicklung oder Ressour- dung konnten unsere Stipendiatinnen und Stipendia- cen- und Agrarpolitik. 2016 haben wir u.a. zivilgesell- ten aus einer Vielzahl an Veranstaltungen auswählen. schaftliche Initiativen dabei unterstützt, für Klimage- Die Themen reichten von Überwachung in der digitalen rechtigkeit vor Gericht ziehen zu können. Wir haben Gesellschaft über Planspiele gegen Rechtspopulismus uns um eine verstärkte innereuropäische Kooperation in Europa bis hin zu Artenschutz und zur Rückkehr in Energiefragen bemüht und uns mit der Zukunft des der Wölfe. Fliegens beschäftigt. Ein großer publizistischer Er- folg war unser Jugendbuch «Iss was?! Tiere, Fleisch und ich», das für den Jugendliteraturpreis 2017 nomi- niert ist. 3 46 Gunda-Werner-Institut für Feminismus 49 Preisverleihungen und Geschlechterdemokratie Die Heinrich-Böll-Stiftung vergibt auch Preise! Im Ob (queer)feministisch oder männerpolitisch – das Jahr 2016 waren dies der Friedensfilmpreis an Ma- Gunda-Werner-Institut (GWI) ist der Ort der Analysen her Abi Samra für seinen Dokumentarfilm «Makh- und Strategien. Wie eine geschlechtergerechte Gesell- doumin» über die Ausbeutung ausländischer Hausan- schaft aussehen kann und welche politischen Instru- gestellten im Libanon. Der Anne-Klein-Frauenpreis mente uns dorthin bringen, wird u.a. in dem Blog «Was ging an Dr. Gisela Burckhardt für ihr langjähriges En- ist der StreitWert» debattiert. Die Tagung «Gegner*in- gagement für die sozialen und politischen Rechte von nenaufklärung» beschäftigte sich mit den antifeminis- Frauen. Mit ihrer Organisation Femnet unterstützt tischen, geschlechtskonservativen und rassistischen sie besonders Frauen in Südasien bei ihrem Kampf um Kreisen, die seit Jahren gegen Gleichstellungspolitik gerechte Löhne und faire Arbeitsbedingungen in der und emanzipative Geschlechterbewegungen mobilma- Textilindustrie. chen. Auch «Hate Speach», der Hass, der sich im In- ternet entlädt, war Thema einer Veranstaltung. 50 Prominente Gäste 47 GreenCampus – Politik erfolgreich Über das Jahr hinweg hatten wir eine große Reihe in- teressanter internationaler Persönlichkeiten zu Gast, machen darunter u.a. den syrischen Philosophen Sadiq Al-Azm, Unter dem Dach von GreenCampus vereinen sich die die Trägerin des alternativen Nobelpreises, Svetlana Weiterbildungsangebote der Heinrich-Böll-Stiftung Gannushkina, die israelische Schriftstellerin Dorit Ra- und ihrer Landesstiftungen im Bereich Politikmanage- binyan und Gado, einen der berühmtesten Cartoonis- ment. Ziel ist es, ehrenamtlich Aktiven und Profis das ten Afrikas. Rüstzeug für eine erfolgreiche politische Arbeit zu ver- mitteln. Im Jahr 2016 war das Thema «Vorurteile und Rassismus-Sensibilisierung in der Flüchtlingsarbeit» 52 Stiftungsmanagement Auf einen Blick ein besonderer Schwerpunkt. Seit 2008 hat Green- Wir finanzieren uns fast ausschließlich aus öffentli- Campus eine externe Testierung (LQW – Lernorien- chen Mitteln. Im Jahr 2016 standen uns rund 62 Mil- tierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung). lionen Euro zur Verfügung. Etwa die Hälfte wurde für Projekte der internationalen Zusammenarbeit ver- wendet. Wir investieren aber auch in Fortbildungen
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