Nachhaltigkeitsbericht der Gemeinde Pleidelsheim

Erstellt im Juli 2014

Impressum

HERAUSGEGEBEN VON: UND

Gemeindeverwaltung Pleidelsheim LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen Bürgermeister Ralf Trettner und Naturschutz Baden-Württemberg Marbacher Straße 5 Nachhaltigkeitsbüro 74385 Pleidelsheim Postfach 100163 Tel.: 07144 264-0 76231 Karlsruhe Fax: 07144 264-28 Tel.: 0721/5600-1406 E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Internet:www.pleidelsheim.de www.lubw.baden-wuerttemberg.de

BEARBEITET VON: BILDRECHTE:

Institut für Landschaft und Umwelt Gemeindeverwaltung Pleidelsheim der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen Prof. Dr. Willfried Nobel Dr. Markus Röhl Dr. Franziska Huttenlocher Claudia Fritz M.Eng. Erstellt im Juli 2014 Katharina Sigle M.Eng. Schelmenwasen 4-8 (Pavillon) 72622 Nürtingen Tel.: 07022/404-215 Fax: 07022/404-209 E-Mail: [email protected] Internet: www.hfwu.de/ILU

Der Nachhaltigkeitsbericht ist aufgebaut in Anlehnung an den Leitfaden „N!-Berichte für Kommunen – Leitfaden zur Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten in kleinen und mitt- leren Kommunen“, http://www.lubw.baden- wuerttemberg.de/servlet/is/237305/leifaden _n_berichte_kommunen_2014_03_13.pdf?c Die Gleichstellung von Frau und Mann ist ommand=downloadContent&filename ein wichtiges gesellschaftliches Ziel, das =leifaden_n_berichte_kommunen_2014_03_ auch Gegenstand einer Nachhaltigen 13.pdf, Stand März 2014, Entwicklung ist. Aus Gründen der besse- ren Lesbarkeit wurde in diesem Bericht HERAUSGEGEBEN VON: dennoch nur die männliche Form ver- Ministerium für Umwelt, Klima und wendet. Die weibliche Form ist selbstver- Energiewirtschaft Baden-Württemberg ständlich immer mit eingeschlossen. Geschäftsstelle Nachhaltigkeitsstrategie Kernerplatz 9 70182 Tel.: 0711/126-2660/-2941 E-Mail: [email protected] www.um.baden-wuerttemberg.de

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis ...... 1 Vorwort des Bürgermeisters ...... 3 Gemeindeprofil Pleidelsheim ...... 5 Einleitung ...... 7 Methodik ...... 9 Nachhaltigkeitsindikatoren ...... 9 Integration von kommunalen Projekten mit Bezug zur Nachhaltigkeit ...... 11 Bewertungsansatz ...... 13 Ergebnisse ...... 15 Teil 1: Indikatoren ...... 15 A - Ökologische Tragfähigkeit Ausbau der erneuerbaren Energien (Strom) ...... 16 Umfang des motorisierten Individualverkehrs ...... 17 Sparsamer Flächenverbrauch ...... 18 Stärkung des Naturschutzes ...... 19 B - Wirtschaft und Soziales Bevölkerungsstruktur ...... 20 Bevölkerungsstruktur ...... 21 Verringerung der Arbeitslosigkeit ...... 22 Soziale Gerechtigkeit ...... 23 Schaffung von Arbeitsplätzen ...... 23 Hohes Niveau von Aus- und Weiterbildung ...... 25 Hohes Sicherheitsniveau ...... 26 Gute Ausstattung der Bibliotheken ...... 27 Verbesserung der Lebensumwelt von Kindern und Jugendlichen ...... 28 Bildung und Betreuung ...... 29 Minderung von Armut ...... 30 Bezahlbarer Wohnraum ...... 31

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C - Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Kommunalentwicklung Ausgewogene Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur ...... 32 Gutes kommunales Energiemanagement ...... 33 Lokale Ökonomie ...... 34 Gesunde Struktur des öffentlichen Haushalts ...... 35 Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements ...... 36 Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben ...... 37 Hohes demokratisches Engagement ...... 38 Hohes demokratisches Engagement ...... 39 Ergebnisse ...... 41 Teil 2: Projekte ...... 41 A - Ökologische Tragfähigkeit Aktion „Recyclingboxen im Rathaus“ ...... 42 Bau von Bürgerphotovoltaikanlagen ...... 43 Maßnahmen zur Luftverbesserung ...... 43 Pflanzenkundliche Aufnahme durch privates Engagement ...... 46 Umweltfreundliches Energiekonzept für ein Baugebiet aus den 80er-Jahren mit bürgerschaftlichem Engagement ...... 48 B - Wirtschaft und Soziales Projekt „Gesicht unseres Dorfes“ ...... 50 Ehrenamtliches Engagement ...... 50 Sprachförderung für ausländische Frauen ...... 53 C - Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Kommunalentwicklung Aufstellung von Leitbildern: Zukunftstaugliches Pleidelsheim ...... 54 POEMA-Hilfsprojekte in Brasilien ...... 56 Wie geht es weiter mit dem Nachhaltigkeitsbericht… ...... 59 Quellenverzeichnis ...... 61 Adressen und Ansprechpartner ...... 65

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Vorwort des Bürgermeisters

Verehrte Leserinnen und Leser,

In den vergangenen Monaten wurde im Rahmen des Modellprojekts „Nachhaltigkeitsberichterstattung in kleinen und mittleren Gemeinden“ der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) ein Nachhaltigkeitsbericht für Pleidelsheim erstellt. Das Ergeb- nis dieser Arbeit halten Sie heute in den Händen. Nach 2004 und 2008 ist dies bereits der dritte Nachhaltigkeitsbericht unserer Gemeinde. Das Besondere an diesem Werk ist der Blick von außen auf unsere Kommune, wohingegen die beiden ersten Berichte aus der Bürgerschaft entstanden sind.

Die Nachhaltigkeitsberichte zeigen die Entwicklungen in Pleidelsheim in den Hand- lungsfeldern Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft/Soziales und Partizipation auf. Dabei wird die nachhaltige Entwicklung durch Indikatoren messbar gemacht.

Der Nachhaltigkeitsgedanke durchdringt inzwischen alle Felder kommunalen Handelns in Pleidelsheim. Jedoch kann die Gemeindeverwaltung die Aufgaben hin zu einer nachhaltigen Entwicklung nicht alleine stemmen. Dies kann nur gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, Vereinen, Organisationen, Einrichtungen und anderen kommunalen Akteuren gelingen.

Dass wir hier gemeinsam auf einem guten Weg sind, zeigen die im Bericht näher be- schriebenen Projekte, deren Gemeinsamkeit, nämlich das Engagement ehrenamtlich tätiger Bürgerinnen und Bürger, der Grundstein schlechthin, für diesen Weg ist. Mit Stolz können wir vermelden, dass wir ein Ziel des Leitbilds aus dem Jahre 2003 mitt- lerweile sicher erreicht haben: Seit 2014 ist die Gemeinde im Kernhaushalt schulden- frei.

Bei der Nutzung regenerativer Energie geht die Gemeinde stets mit gutem Beispiel voran. Der aktuelle Kinderhausneubau wird über eine Wärmepumpe mit Heizenergie versorgt, die von einer Solaranlage für die Warmwasserbereitung ergänzt wird. Au- ßerdem befindet sich eine Photovoltaikanlage auf dem Dach.

Der vorliegende Nachhaltigkeitsbericht zeigt uns, wo wir heute stehen. Mit diesem Wissen können wir Entwicklungen in unserer Kommune ablesen und daraus Entschei- dungen im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung ableiten. In vielen Themenfeldern des kommunalen Handelns, wie z.B. Kinderbetreuungseinrichtungen, ist Pleidelsheim gut aufgestellt. In anderen Bereichen, beispielsweise umweltfreundliche Mobilität,

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besteht noch Handlungsbedarf. An anderer Stelle, wie z.B. Luftreinhaltung, ist unser Handlungsspielraum sehr stark eingeschränkt, da wir stark vom Zutun Dritter abhängig sind.

Ziel einer nachhaltigen, zukunftstauglichen Kommunalentwicklung muss es nun sein, Maßnahmen zu entwickeln, um gute Ansätze weiterzuverfolgen und Schwachpunkte zu verbessern. Der Nachhaltigkeitsbericht ist daher neben einer Reihe anderer Bau- steine eine wichtige Grundlage, um Pleidelsheim auch für die Zukunft attraktiv und für nachfolgende Generationen zu gestalten.

Eine anregende und informative Lektüre wünscht Ihnen

Ralf Trettner Bürgermeister

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Gemeindeprofil Pleidelsheim

BUNDESLAND: Baden-Württemberg REGIERUNGSBEZIRK: Stuttgart LANDKREIS: HÖHE: 197m ü. NN FLÄCHE: 10,18 km² EINWOHNER: 6.201 (Stand 2013) BEVÖLKERUNGSDICHTE: 614 Einwohner je km² POSTLEITZAHL: 74385 VORWAHL: 07144 KFZ-KENNZEICHEN: LB ADRESSE DER GEMEINDEVERWALTUNG: Marbacher Straße 5, 74385 Pleidelsheim WEBPRÄSENZ: www.pleidelsheim.de BÜRGERMEISTER: Ralf Trettner (CDU)

Pleidelsheim ist eine Gemeinde, die sich rund 8 Kilometer nördlich von Ludwigsburg und 21 Kilometer nördlich von Stuttgart befindet. Die Gemeinde befindet sich im Naturraum Neckarbecken und wird vom Riedbach durchflossen, der am westlichen Ortsrand in den mündet. In der Umgebung des Neckars sind auf der Gemarkungsfläche auch die Naturschutzgebiete Altneckar und Pleidelsheimer Wiesental zu finden, die vor allem durch Flussauen und Feuchtbio- tope charakterisiert werden können. Die Gemeinde Pleidelsheim kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Durch ar- chäologische Funde wurde festgestellt, dass auf Grund des günstigen Klimas und der fruchtbaren Böden schon in der Steinzeit Menschen im Neckartal gelebt haben. Da König Karl der Große seine Besitztümer exakt verzeichnet haben wollte, wurde Pleidelsheim schon im Jahr 794 zum ersten Mal in einem Besitzverzeichnis des Klosters Lorsch urkundlich erwähnt, damals allerdings noch unter dem Namen „Blidolvesheim“. Aus der Zeit zwischen dem 12. und 16. Jahrhundert sind auch heute noch einige Ge- bäude in der Gemeinde zu besichtigen, wie beispielsweise die Mauritiuskirche, die Zehntscheuer, der Gasthof „Ochsen“ sowie das Alte Rathaus. Heute hat sich Pleidelsheim zu einer modernen Neckargemeinde entwickelt. Auf den insgesamt 1.020 ha Gemeindefläche entfallen mit 559 ha die größte Fläche an die Landwirtschaft, gefolgt von der Forstwirtschaft mit 181 ha. Außerdem gehört zu Plei- delsheim auch noch der 186 ha große Hardtwald, eine Exklave im östlichen Teil des Kreisgebietes. Des Weiteren pflegt die Gemeinde Pleidelsheim eine seit 1994 offiziell beurkundete Städtepartnerschaft mit Fertöszentmiklós in Ungarn.

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Einleitung

Die zunehmenden Folgen des Klimawandels zeigen immer deutlicher Grenzen der industriellen Wirtschaftsweise und damit „Grenzen des Wachstums“. Der unter die- sem Titel veröffentliche Expertenbericht des Club of Rome brachte vor rund 40 Jahren das Thema der Endlichkeit von Ressourcen in die wissenschaftliche Diskussion ein, die sich dann, anderthalb Jahrzehnte später, zunehmend am Leitbild der Nachhaltigkeit orientierte. Nach der 1987 veröffentlichten Definition der Brundtland-Kommission, die von den Vereinten Nationen eingesetzt wurde, besteht Nachhaltigkeit darin, „die Bedürfnisse der Gegenwart zu befriedigen, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre ei- genen Bedürfnisse nicht mehr befriedigen können“. Auf der Konferenz der Vereinten Nationen in Rio de Janeiro über Umwelt und Entwick- lung (UNCED) 1992 haben die Regierungen unter breiter Beteiligung der Zivilgesell- schaft mit der so genannten Agenda 21 ein Aktionsprogramm für das 21. Jahrhundert verabschiedet, das zur Umsetzung einer global nachhaltigen Entwicklung beitragen soll. Kommunen wurden als wichtige Akteure erkannt und wahrgenommen; sie erhiel- ten in der Agenda 21 ein eigenes Kapitel. Als solide Grundlage für Entscheidungen sollten Indikatoren und Kennzahlen auf allen Ebenen entwickelt werden. Damit wurde nachhaltige Entwicklung zu einem weltweit geltenden Leitbild erhoben, das die inter- nationale und nationale Politik ebenso bestimmen soll wie das Handeln in den einzel- nen Städten und Gemeinden. Doch wie kann der sehr allgemeine Begriff der nachhaltigen Entwicklung in ein politik- fähiges Konzept übersetzt werden, und wie kann überprüft werden, ob eine Entwick- lung in einer Kommune nachhaltig, also zukunftsfähig verläuft? Antworten auf diese Fragen können Nachhaltigkeitsberichte liefern. Sie stellen ein gutes Instrument dar, das Kommunen auf dem Weg zu einer nachhaltigen, zukunfts- tauglichen Entwicklung begleitet. Konkret befassen sich Nachhaltigkeitsberichte mit folgenden Fragestellungen: • Wie hat sich die Kommune über den dargestellten Zeitraum entwickelt und wo steht sie heute? • Waren in der Vergangenheit durchgeführte Maßnahmen erfolgreich? • Wie sieht die Entwicklung in der Kommune im Vergleich zur Kreis-, Landes- und Bundesebene aus? • Wo gibt es Handlungsbedarf?

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Darüber hinaus bieten Nachhaltigkeitsberichte die Chance, neue Handlungsfelder zu beziehen und sich wettbewerbs- und zukunftsfähig zu positionieren. Somit können sie sich im interkommunalen Wettbewerb um Bürger und Unternehmen behaupten.

Nachhaltigkeitsberichte setzen sich aus einer Reihe von Kenngrößen, den sogenannten Indikatoren, zusammen, die unterschiedliche Bereiche kommunalen Handelns abbil- den. Mit Hilfe dieser Indikatoren kann nachhaltiges Planen und Handeln innerhalb einer Kommune messbar gemacht werden. Anhand der Darstellung der einzelnen In- dikatoren über einen längeren Zeitraum hinweg, werden Tendenzen und Defizite er- kennbar. Daraus lassen sich ggf. Maßnahmen ableiten und Ziele definieren, die zu einer zukunftsorientierten Entwicklung der Kommune führen.

Neu ist die Integration von kommunalen Projekten in die Nachhaltigkeitsberichterstat- tung. Diese bieten eine gute Möglichkeit, solche Aktivitäten von Kommunen in dem Bericht darzustellen, die nicht oder nur unzureichend über Indikatoren erfasst werden können. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für eine ganzheitliche, kommunale Nachhaltigkeitsberichterstattung, die wiederum den Dialog zwischen den verschiede- nen kommunalen Akteuren fördert.

Viele Städte und Gemeinden nehmen bereits eine wichtige Rolle im Vorantreiben des Nachhaltigkeitsgedankens ein. Sie berücksichtigen bei ihrem Handeln und Planen längst nachhaltige Gesichtspunkte, die sie oftmals aus ihren Nachhaltigkeitsberichten entwickelt haben.

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Methodik

Die Nachhaltigkeitsstrategie Baden-Württemberg hat seit ihrem Beginn 2008 eine Plattform geboten, um Fragen nachhaltiger Entwicklung ressortübergreifend und in Kooperation mit den gesellschaftlichen Akteuren anzugehen. Mit einer Neuausrich- tung der Nachhaltigkeitsstrategie im Jahre 2011 will die Landesregierung Nachhaltig- keit zum zentralen Bestandteil der Landespolitik machen und eine Plattform anbieten, um wichtige Fragen nachhaltiger Entwicklung zu diskutieren und umzusetzen. Als ein zentrales Element steht hier die Messbarkeit der Nachhaltigkeit im Fokus:

Nachhaltigkeit soll durch konkrete, überprüfbare Ziele und Indikatoren aus den Berei- chen Ökologie, Ökonomie, Gesellschaft/ Soziales und Partizipation messbar gemacht werden. Die LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden- Württemberg hat im Jahr 2000 den „Leitfaden Indikatoren im Rahmen einer Lokalen Agenda 21“ für Kommunen herausgegeben. Dieser wurde weiterentwickelt und unter dem Titel „N!-Berichte für Kommunen – Leitfaden zur Erstellung von Nachhaltigkeits- berichten in kleinen und mittleren Kommunen“ im März 2014 veröffentlicht (siehe Impressum).

Dieser Leitfaden gibt eine Methodik vor, wie mit Hilfe von Kenngrößen – sogenannten Indikatoren – Nachhaltigkeit in den Kommunen messbar gemacht werden kann. Dadurch kann eine Trendbeschreibung retrospektiv über einen Zeitraum von 10 Jah- ren erfolgen.

Nachhaltigkeitsindikatoren Die im Leitfaden empfohlenen Indikatoren sind im folgenden Bericht in die drei Berei- che „Ökologische Tragfähigkeit“, „Wirtschaft und Soziales“ sowie „Rahmenbedingun- gen und Faktoren einer nachhaltigen Kommunalentwicklung“ zugeordnet, die in ein- zelne Schwerpunktthemen – auch sogenannte kommunale Handlungsfelder – unter- gliedert sind:

A ÖKOLOGISCHE TRAGFÄHIGKEIT

- Klimaschutz und Energie

- Mobilität

- Ressourcenverbrauch und Biologische Vielfalt

B WIRTSCHAFT UND SOZIALES: GUTES LEBEN IN KOMMUNEN

- Zukunftsfähiges Wirtschaften und Arbeiten

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- Bildung und Ausbildung

- Versorgung und Infrastruktur

- Gesundheit, z.B. Lärmschutz

- Wohnen und Wohnumfeld

- Sicherheit

- Kultur und Freizeit

- Sozialer Zusammenhalt und Chancengerechtigkeit

- Demografischer Wandel, Familien-, Jugend- und Seniorenpolitik

- Integration und Miteinander

C RAHMENBEDINGUNGEN EINER NACHHALTIGEN KOMMUNALENTWICKLUNG

- Globale Verantwortung

- Vorbildfunktion der Kommune und kommunales Nachhaltigkeitsmanagement

- Rahmensetzung für eine nachhaltige Stadtentwicklung

- Nachhaltige Haushaltspolitik

- Bürgerbeteiligung und Bürgerengagement

Der vorliegende Nachhaltigkeitsbericht ist das Ergebnis des Pilotprojekts „Nachhaltig- keitsberichterstattung in kleinen und mittleren Gemeinden“ der Hochschule für Wirt- schaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) – gefördert vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Im Zuge dieses Projekts wurden die Indikatoren des Leitfadens nach folgenden Kriterien untersucht:

• DATENVERFÜGBARKEIT – liegen die Daten regelmäßig vor? Stehen die Daten der Ge- meinde zur Verfügung? Wie groß ist der Rechercheaufwand für die Kommune, um an die Daten zu gelangen?

• RELEVANZ – spielt der Indikator für kleine und mittlere Kommunen eine maßgebliche Rolle?

• AUSSAGEKRAFT – bildet der Indikator aussagekräftig die nachhaltige, kommunale Entwicklung ab?

• BEEINFLUSSBARKEIT – hat die Kommune die Möglichkeit, die Entwicklung des Indika- tors durch eigene politische Entscheidungen zu beeinflussen?

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Bei der Auswahl der Indikatoren für diesen Nachhaltigkeitsbericht wurden daher diese vier Kriterien berücksichtigt.

Integration von kommunalen Projekten mit Bezug zur Nachhaltigkeit

Eine weitere Problematik bestand in der Vergangenheit darin, dass viele Kommunen inzwischen sehr aktiv Nachhaltigkeitsthemen zum Beispiel auch in der Energiewende oder dem Naturschutz angehen, die sich jedoch nur unbefriedigend in den Indikatoren widerspiegeln. Daher fließen in den vorliegenden Nachhaltigkeitsbericht auch kom- munale Einzelprojekte und -initiativen mit ein, so dass eine ganzheitliche und aussage- kräftige kommunale Nachhaltigkeitsberichterstattung möglich ist.

Bei kommunalen Projekten kann es sich z. B. um den Ausbau von erneuerbaren Ener- gien, die Einrichtung eines Jugendparlaments oder faire Beschaffungsrichtlinien inner- halb der Kommune handeln. Es ist darauf zu achten, dass nur sogenannte „Leucht- turmprojekte“ ausgewählt werden. Diese besitzen eine Vorbildfunktion und sind rich- tungsweisend für die Zukunftsfähigkeit einer Kommune. Durch ihre Individualität und ihren Erfolg heben sie sich von anderen Vorhaben ab und animieren somit zu zahlrei- chen Folgeprojekten. Leuchtturmprojekte zeichnen sich folglich als Vorzeigebeispiele für eine Nachhaltige Entwicklung in der Praxis aus und stehen für innovative Fort- schritte innerhalb der Kommune. Die (finanzielle) Größe der Projekte spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

Bei der Auswahl der Leuchtturmprojekte sollte darauf geachtet werden, dass die Nachhaltigkeitsbausteine für eine zukunftsfähige Kommunalentwicklung, Kapitel 3 des Leitfadens „N!-Berichte für Kommunen – Leitfaden zur Erstellung von Nachhaltigkeits- berichten in kleinen und mittleren Kommunen“ (siehe Impressum) berücksichtigt wer- den.

Die Projekte werden analog zu den Indikatoren ebenfalls den oben dargestellten Be- reichen zugeordnet.

Im Rahmen des Pilotprojekts „Nachhaltigkeitsberichterstattung in kleinen und mittle- ren Gemeinden“ wurden mit den Ansprechpartnern aus den Modellkommunen mithil- fe eines Interviewbogens Leuchtturmprojekte abgefragt. Dieser Interviewbogen ba- sierte dabei auf den Nachhaltigkeitsbausteinen im 3. Kapitel des Leitfadens „N!- Berichte für Kommunen – Leitfaden zur Erstellung von Nachhaltigkeitsberichten in kleinen und mittleren Kommunen“ (siehe Impressum).

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Bewertungsansatz

Der hier vorliegende Bericht stellt in erster Linie eine Bestandsaufnahme dar. Daten von 24 Indikatoren wurden rückwirkend auf die letzten 10 Jahre erhoben, ausgewertet und dargestellt. 11 Projekte, die sich dem Thema Nachhaltige Entwicklung von den unterschiedlichsten Seiten her nähern, wurden beschrieben und durch Bilder anschau- lich dargestellt.

Im Falle der Indikatoren sollten in einem nächsten Schritt die Zahlenreihen einer Da- tenanalyse unterzogen werden. Dies ist notwendig, um den Stand der lokalen Nach- haltigkeit bewerten zu können, d.h. zu überprüfen, ob sich ein Indikator im Sinne der Nachhaltigkeit entwickelt.

Gerade dieser so wichtige Schritt der Bewertung ist in den meisten Fällen nicht trivial.

Problemlos ist die Bewertung eines Indikators und seiner Entwicklung über den be- trachteten Zeitraum immer dann, wenn sogenannte Zielwerte für eine nachhaltige Gesellschaft vorliegen, die zu den eigenen Werten in Bezug gesetzt werden können. So hat sich die Bundesregierung in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie im Jahr 2002 z. B. das Ziel gesetzt, den Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsprojekte bis 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu begrenzen. Für Baden-Württemberg leitet sich daraus ein Ziel- wert von 3 Hektar pro Tag ab. Zu diesem Zielwert können die Daten des Indikators „Siedlungs- und Verkehrsfläche in Prozent der Gesamtfläche“ der eigenen Kommune in Beziehung gesetzt und auch bewertet werden. Solche allgemeingültigen Zielwerte liegen jedoch für die Mehrzahl der Indikatoren nicht vor.

Eine weitere Bezugsgröße, die für die Daten der meisten Indikatoren zur Verfügung stehen, sind die Durchschnittswerte des betreffenden Landkreises bzw. des Landes Baden-Württemberg. Allerdings gelingt hier oft – trotz bestehender Vergleichsmög- lichkeit zum Landkreis bzw. Land – eine eindeutige Bewertung der Daten nicht ohne weiteres auf Anhieb. Wie beurteilt man beispielsweise einen Anteil von Frauen im Kommunalparlament, der in der eigenen Kommune bei 23 % liegt, im betreffenden Landkreis durchschnittlich bei knapp 14 %? Ist der Indikator sozusagen im „grünen Bereich“, weil die Kommune besser dasteht als der Landkreis? Oder muss hier die „ro- te Laterne“ vergeben werden, weil das Kommunalparlament weit von einer paritäti- schen Besetzung von Frauen und Männern entfernt ist?

Bei anderen Indikatoren erscheint eine Bewertung noch komplexer, nämlich dann, wenn die Angabe eines bestimmten Zielwertes nicht sinnvoll erscheint, wie beispiels- weise beim Indikator „Kommunale Schulden pro Einwohner“. Es ist zwar Konsens, dass bestehende Schulden die Handlungsspielräume künftiger Generationen einschränken.

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Was aber ist, wenn dringend anstehende Investitionen für die Zukunft, wie z. B. der Bau von Kindertagesstätten, nur mit neuen Krediten zu stemmen sind?

Aufgrund der dargestellten Problematik wurde in dem vorliegenden Bericht keine Be- wertung der Indikatoren vorgenommen. Waren Zielwerte oder Vergleichswerte, wie z. B. Daten des Landkreises oder des Landes Baden-Württemberg, vorhanden, wurden die Daten der Kommune lediglich zu diesen in Bezug gesetzt, ohne eine Wertung zu treffen.

Um jedoch vom ersten Schritt der reinen Bestandsaufnahme der Nachhaltigen Ent- wicklung einen Verbesserungsprozess in Gang zu bringen, ist es notwendig, zum nächsten Schritt, dem Handlungsprogramm zu kommen.

Die dafür erforderlichen Zielwerte können nur von der Kommune selbst aufgestellt werden. Nur sie kann entscheiden, welche Ziele sie für ihre ganz spezifische Nachhalti- ge Entwicklung zukünftig erreichen will, welche Schwerpunkte sie setzen möchte und welche Themen für sie keine vordringliche Priorität haben. Es ist anzustreben, diesen Prozess der Zielfindung unter umfassender Beteiligung der Öffentlichkeit durchzufüh- ren, um einen breiten Konsens in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu erzielen.

Anhand der gesteckten Ziele können dann Maßnahmenkataloge entwickelt werden, die zu einer Zielerreichung führen. Bei einer Neuauflage des Nachhaltigkeitsberichts nach 2 bis 3 Jahren ist dann die Bewertung der Indikatoren durchaus möglich, indem die Daten mit den selbst gesteckten Zielwerten verglichen werden. Dann lässt sich beispielsweise auch überprüfen, ob die getroffenen Maßnahmen geeignet waren, um das Ziel zu erreichen, bzw. ob ggf. gegengesteuert werden sollte.

So wird durch den Nachhaltigkeitsbericht ein Nachhaltigkeitsprozess in Gang gebracht, der sich später auch an der konkreten Umsetzung der gesteckten Maßnahmen und Ziele messen lassen kann.

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Ergebnisse

Teil 1: Indikatoren

A ÖKOLOGISCHE TRAGFÄHIGKEIT

B WIRTSCHAFT UND SOZIALES

C RAHMENBEDINGUNGEN EINER NACHHALTIGEN KOMMUNALENTWICKLUNG

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A Ausbau der erneuerbaren Energien (Strom)

Gesamtleistung der installierten Photovoltaikanlangen in Kilowatt pro Einwohner

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Erfasst wird mit diesem Indikator die Gesamtleistung der in der Kommune installierten Photovoltaikanlagen nach ihrer Leistungsfähigkeit. Zu den wichtigsten Möglichkeiten, den Umbau der Energieversorgung weg von fossi- len und nuklearen Brennstoffen und hin zu erneuerbaren Energien voranzubringen, gehört der Ausbau der Solarenergie. Dies ist eine Form der Energieerzeugung, die de- zentral erfolgen kann und damit auch im lokalen Bereich eine wertvolle Handlungsop- tion darstellt. Sie richtet sich sowohl an Institutionen in der Kommune wie die Kom- munalverwaltung selbst oder an andere öffentliche Einrichtungen wie Wohnungsbau- gesellschaften, Unternehmen, Kirchen oder Gewerkschaften, die ihre Gebäude oder Freiflächen für solartechnische Installationen nutzen können, als auch an private Hausbesitzer.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Derzeit ist der Umbau der Elektrizitätserzeugung im Rahmen der Energiewende eine gewaltige Aufgabe, so dass jeder Beitrag, den erneuerbare Energieträger liefern, posi- tiv zu werten ist. Das Land Baden-Württemberg hat sich zum Ziel gesetzt bis zum Jahr 2050 80 % der Energie aus erneuerbaren Energiequellen zu gewinnen; gleichzeitig sollen 50 % weniger Energie verbraucht werden.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Pleidelsheim macht sich in mehreren Bereichen stark für den Klima- und Umwelt- schutz. So hat sich die Gemeinde der bundesweiten Kampagne SolarLokal angeschlos- sen, um mit Informationen und Öffentlichkeitsarbeit für umweltverträglichen Solar- strom zu werben. Dabei werden die Pleidelsheimer Bürger motiviert, ihren Beitrag für den Klima- und Umweltschutz zu leisten sowie Verantwortung vor Ort zu übernehmen. Viele Bürger haben sich bereits für Solartechnologie entschieden und auf ihren Dä- chern Photovoltaikanlagen oder eine solare Warmwasserbereitung errichtet. Außer- dem nimmt die Gemeinde Pleidelsheim seit dem Jahr 2003 an der Solarbundesliga teil. Die Gesamtleistung der installierten Photovoltaikanlagen in der Gemeinde ist über die Homepage der Solarbundesliga jedoch nur für das aktuelle Jahr 2014 (Stand: 24.06.2014) abrufbar. In diesem Jahr beträgt die Gesamtleistung 0,16 Kilowatt je Ein- wohner. In der Kreiswertung Ludwigsburg belegt Pleidelsheim den 27. Platz, auf Lan- desebene den Platz 273. Gesamtleistung der installierten Photovoltaikanlagen 0,4

0,2 kW/Einwohner 0 2014 Seite 16

Umfang des motorisierten Individualverkehrs A

Zahl der Personenkraftwagen pro 1.000 Einwohner

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Erfasst wird der Bestand der Personenkraftwagen (PKW) pro 1.000 Einwohner (EW), wobei nicht zwischen angemeldeten und vorübergehend stillgelegten Fahrzeugen unterschieden wird. Mopeds und Krafträder bleiben unberücksichtigt. Angemessene umwelt- und sozialverträgliche Verkehrskonzepte bilden in vielen Kom- munen einen Kernpunkt der Anstrengungen im Prozess der nachhaltigen Entwicklung. Je stärker der motorisierte Individualverkehr, umso größer ist die Inanspruchnahme von Flächen, der Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen und die Emission von Ab- gasen sowie die Lärmbelastung. Umso wichtiger sind kontinuierliche Investitionsleis- tungen in öffentliche Verkehrsmittel und -infrastruktur, durch die Fahrradfahrer und Fußgänger gefördert werden.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Ziele müssen regional und lokal angepasst formuliert werden, da sich geografische Gegebenheiten, die örtliche Infrastruktur und nicht zuletzt die Siedlungsdichte erheb- lich unterscheiden. Generell kann jedoch eine Zielhierarchie formuliert werden: Über- flüssige Fahrten sollten weitestgehend vermieden werden. Die restlichen Verkehrsleis- tungen sollten – soweit es geht – auf den öffentlichen Personennahverkehr, auf Fahr- räder und das Laufen verlagert werden. Der dann noch notwendige motorisierte Indi- vidualverkehr sollte technisch optimiert und dort, wo es aus Gründen der Sozialver- träglichkeit notwendig ist, verlangsamt werden.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Im Jahr 2008 wurde eine Änderung der Systematik in der KFZ-Bestandsstatistik des Statistischen Landesamts durchgeführt. Seitdem werden nur noch angemeldete Fahr- zeuge ohne vorübergehende Stilllegungen und Außerbetriebssetzungen in die Berech- nungen einbezogen. Diese Zahlen sind also mit den Vorjahreszahlen nicht direkt ver- gleichbar, weshalb die Darstellung erst ab 2008 erfolgt. Ab dem Jahr 2008 macht sich in Pleidelsheim ein konstant steigender Trend bemerk- bar, so dass der Wert von 567 auf 636 im Jahr 2013 zunimmt. Sowohl der Landkreis Ludwigsburg als auch das Land Baden-Württemberg weisen einen relativ ähnlichen Entwicklungstrend der PKW-Anzahl auf wie Pleidelsheim. Allerdings befinden sich die Werte unterhalb der Werte von Pleidelsheim. Da die Bevölkerungszahlen für Kreis und Land nur bis 2012 zur Verfügung stehen, kann der Indikator für Kreis und Land nur bis 2012 berechnet werden.

PKW 800

600

400

200

0 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Anzahl je 1.000 Einwohner Seite 17 Pleidelsheim Landkreis Ludwigsburg Land Baden-Württemberg

A Sparsamer Flächenverbrauch

Siedlungs- und Verkehrsfläche in Prozent der Gesamtfläche

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Die Siedlungs- und Verkehrsflächen setzen sich zusammen aus Gebäudeflächen und unbebauten Freiflächen, die den Zwecken der Gebäude untergeordnet sind, den Be- triebsflächen (ohne Abbauland), die überwiegend gewerblich oder industriell genutzt werden, den Erholungsflächen – etwa Sportplätze –, den Friedhöfen und den Ver- kehrsflächen.

Da Grund und Boden nur begrenzt verfügbar ist, müssen alle raumbezogenen Planun- gen einschließlich der ihnen zugrunde liegenden Fachplanungen zwei grundsätzliche Aspekte berücksichtigen, und zwar den einer angemessenen Versorgung der Bevölke- rung mit Flächen und Einrichtungen (z. B. Wohnungen, Arbeitsstätten, Infrastruktur- einrichtungen etc.) sowie den Schutz und sorgsamen Umgang mit der Ressource Bo- den.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN In der Bauleitplanung können flächensparende Planungen und Innenentwicklungen umgesetzt werden. Mit der Inanspruchnahme von Flächen für Siedlungs- und Ver- kehrszwecke und der damit einhergehenden teilweisen Bodenversiegelung gehen Böden mit ihren ökologisch wichtigen Funktionen verloren, wie z.B. als Lebensraum für Tiere und Pflanzen oder die Aufnahme von Regenwasser. Ende des Jahres 2012 betrug der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche in Baden-Württemberg 14,3 %. Die Bundesregierung setzte sich in der Nachhaltigkeitsstrategie im Jahre 2002 das Ziel, den Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrsprojekte bis 2020 auf 30 Hektar pro Tag zu begrenzen. Für das Land Baden-Württemberg leitet sich daraus ein Zielwert von 3 Hektar pro Tag ab. 2012 betrug der Flächenverbrauch 6,7 Hektar pro Tag. Langfristig verfolgt Baden-Württemberg das Ziel einer Netto-Null beim Flächenverbrauch.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche von Pleidelsheim ist von rund 22 % im Jahr 2000 auf rund 24 % im Jahr 2012 gestiegen. Im Landkreis Lud- wigsburg lag der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche eben- falls bei rund 22 % in 2000 und bei rund 24 % in 2012. Für Baden-Württemberg betrug der Anteil rund 13 % in 2000 und rund 14 % in 2012. Der Anteil der Siedlungs- und Verkehrsfläche an der Gesamtfläche war somit in Plei- delsheim deutlich höher als im Land Baden-Württemberg, bewegte sich jedoch in etwa auf dem Niveau des Landkreises Ludwigsburg. Siedlungs- und Verkehrsfläche 30

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10 Gesamtfläche in Prozentder 0 2000 2004 2008 2009 2010 2011 2012

Seite 18 Pleidelsheim Landkreis Ludwigsburg Land Baden-Württemberg

Stärkung des Naturschutzes A

Bundeseinheitlich streng geschützte Gebiete des Natur- schutzes in Prozent der Gesamtfläche

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Zu den streng geschützten Naturschutzflächen gehören Naturschutzgebiete, Natur- denkmale, streng geschützte Gebiete von Nationalparks, besonders geschützte Bioto- pe, Kernzonen von Biosphärengebieten und Bannwälder. Diese Flächen müssen als Anteil der Gesamtfläche der Kommune ausgewiesen werden. Bei der Berechnung müssen Überlagerungen herausgerechnet werden.

Um die biologische Vielfalt nachhaltig zu sichern, sind ausreichend große Flächen er- forderlich, auf denen sich die Natur ohne belastende Eingriffe des Menschen entfalten kann: Streng geschützte Gebiete mit „Vorrang für die Natur“. Die Ausweisung von Schutzgebieten gehört deshalb zu den wichtigsten Instrumenten des Naturschutzes.

Zur Diskussion von Zielen Der Anteil der bundeseinheitlich streng geschützten Gebiete des Naturschutzes an der Landesfläche in Baden-Württemberg lag 1990 bei 1,2 % und 2012 bei 2,5 %, damit durchgängig deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Eine Zielsetzung auf Landesebe- ne existiert nicht. Neben der Steigerung des Anteils der Flächen sollte auch auf die Qualität der Natur- schutzflächen geachtet werden. Verbundsysteme erweisen sich als sinnvoller und ar- tenreicher als mehrere kleine Flächen. Ziel sollte es entsprechend sein, Naturschutz- flächen zu verknüpfen. Zudem sollten Neuversiegelungen von Flächen besonders ge- prüft werden, wenn sie in Nachbarschaft zu einer streng geschützten Naturschutzflä- che liegen oder ein solches gar zerschneiden.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Im Jahr 2013 betrug der Anteil der bundeseinheitlich streng geschützten Gebiete des Naturschutzes an der Gesamtfläche der Gemeinde Pleidelsheim rund 7 %. Den größten Teil der streng geschützten Gebiete machen die Waldbiotope mit mehr als 2 % aus. Einen ebenfalls beachtlichen Anteil stellen die § 32-Biotope Offenland (NatSchG), der Schonwald sowie die Naturschutzgebiete mit jeweils rund 1 % dar. Vor allem das Naturschutzgebiet „Altneckar und Pleidelsheimer Wiesental" bietet ei- ner Vielzahl seltener Vogelarten wie z. B. Singschwan, Gänsesänger, Fischadler, klei- nes Sumpfhuhn, Sumpfohreule, Eisvogel und Nachtigall einen Lebensraum. Auch die seltene Wiesenralle und der Seefrosch finden in diesem Naturschutzgebiet eine Ni- sche. Bundeseinheitlich streng geschützte Gebiete des Naturschutzes an der Gesamtfläche der Kommune 10

5 Prozent

0 2013 Seite 19

B Bevölkerungsstruktur

Bevölkerungsentwicklung insgesamt, differenziert nach Erst- und Zweitwohnsitz

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Ausgewiesen wird die fortlaufende Entwicklung der Bevölkerungszahl in der Kommu- ne; zusätzlich kann dazu die jeweils neueste Version der Bevölkerungsvorausberech- nung des Statistischen Landesamts dargestellt werden. In Kommunen, in denen eine eigene Statistik über die Wohnberechtigten geführt wird, kann diese Zahl zusätzlich ausgewiesen werden; damit wird ergänzend die Entwicklung der Zweitwohnsitze ge- zeigt.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Die Zahl der Einwohner einer Kommune ist die wohl wichtigste Referenzgröße für Ver- änderungs- und Planungsprozesse überhaupt. Eine kontinuierlich wachsende Einwoh- nerzahl erfordert eine Ausweitung der Infrastruktur, ab einem gewissen Grad auch einen Zuwachs der Siedlungsflächen; eine schrumpfende Bevölkerung kann auch hier zu Anpassungsnotwendigkeiten führen, die in den neuen Bundesländern unter dem Stichwort „Rückbau“ vielerorts bereits Realität geworden sind. Der Indikator zeigt den Entwicklungstrend der letzten Jahre und gibt – sofern erwünscht – einen Hinweis auf die wahrscheinliche Entwicklung in der nächsten Zeit. Für Kommunen mit einem ho- hen Anteil an Zweitwohnungen ist es zusätzlich von hohem Interesse, die Entwicklung der Zahl der Wohnberechtigten insgesamt mit in die Überlegungen einzubeziehen; denn auch jene, die sich nicht permanent in der betreffenden Kommune aufhalten – etwa Studierende oder Inhaber von Ferienwohnungen – fragen eine spezifische Infra- struktur nach, die die Kommune vorhalten muss

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Im dargestellten Zeitraum ist die Bevölkerungszahl in Pleidelsheim relativ konstant geblieben, jedoch ist seit dem Jahr 2010 ein leichter Rückgang von rund 6.270 auf rund 6.200 im Jahr 2013 zu erkennen. Die meisten Einwohner im Betrachtungszeitraum hatte Pleidelsheim im Jahr 2005 mit rund 6.320. Die Zweitwohnsitze sind in den letzten 10 Jahren leicht angestiegen. Der Höchstwert der Zweitwohnsitze wurde 2008 mit 130 erreicht.

Bevölkerungsentwicklung insgesamt und Anzahl der Zweitwohnsitze 8000 6000 4000 2000 0 Anzahl der Wohnsitze 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Seite 20 Zweitwohnsitz Bevölkerungsentwicklung insgesamt

Bevölkerungsstruktur B

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Ort im Verhältnis zu Berufseinpendlern und -auspendlern

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Nachgewiesen wird (a) die Zahl der Beschäftigten am Ort, davon (b) die Zahl der Ein- pendler im Vergleich zu (c) der Zahl der Auspendler.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Das Stadtplanungskonzept der „Stadt der kurzen Wege“ erfordert auch eine räumliche Nähe von Wohnen und Arbeiten. Würde ein solches Konzept möglichst weitgehend umgesetzt werden, wäre die Zahl der Pendler insgesamt im Verhältnis zur Zahl der Beschäftigten in der Kommune möglichst niedrig. Andererseits wird ein hoher Über- schuss von Einpendlern gegenüber der Zahl der Auspendler oft als Hinweis für die At- traktivität der Kommune als Wirtschaftsstandort gewertet. Eine Interpretation des Indikators hängt daher sehr stark von der jeweiligen kommunalpolitischen Zielsetzung vor Ort ab.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Das Diagramm zeigt in der jeweils ersten Säule die Anzahl der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten am Ort sowie die Berufseinpendler über die Gemeindegrenzen hinweg. Diese erste Säule entspricht der Gesamtzahl an Arbeitsplätzen in Pleidels- heim. Beim Betrachten der ersten Säule fällt auf, dass von 2003 bis 2012 die Zahl der Ar- beitsplätze leicht zunimmt. Dabei steigt sowohl die Anzahl der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten am Wohnort als auch die Zahl der Berufseinpendler über die Gemeindegrenze hinweg Die zweite Säule stellt die Zahl der Berufsauspendler über die Gemeindegrenzen dar. Auch der Verlauf dieser Säule zeigt einen leichten Anstieg an Auspendlern. Im Sinne einer "Stadt der kurzen Wege" ist ein möglichst niedriges Verhältnis zwischen Ein- und Auspendlern zu sozialversicherungspflichtig Beschäftigten erstrebenswert.

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Ort und Berufspendler 5.000 4.000 3.000

Anzahl 2.000 1.000 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Berufsauspendler über die Gemeindegrenzen Seite 21 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort Berufseinpendler über die Gemeindegrenzen

B Verringerung der Arbeitslosigkeit

Anzahl der Arbeitslosen insgesamt und nach Geschlecht

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Da Arbeitslosenquoten von den Arbeitsämtern nur für die Kreisebene berechnet wer- den, können für Städte und Gemeinden nur die absoluten Zahlen der Arbeitslosen ausgewiesen werden. Um geschlechtsspezifische Unterschiede zu ermitteln, sollte – wenn möglich – eine Differenzierung der Arbeitslosenzahlen nach Frauen und Män- nern vorgenommen werden. Steigende Arbeitslosenzahlen verändern die wirtschaftli- chen und sozialen Verhältnisse gravierend, da so die Zahl der Empfänger von Arbeits- losenhilfe und Hilfe zum Lebensunterhalt anwächst.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Seit Mitte der 1970er Jahre stiegen die Arbeitslosenzahlen in Baden-Württemberg zunächst kontinuierlich bis Mitte der 1980er Jahre auf über 200.000 an. Anschließend gingen sie leicht zurück, um sich bis 1997 nahezu zu verdoppeln (rund 378.000 Arbeits- lose). Dieses Niveau blieb mit einigen leichten Schwankungen bis 2005 erhalten, da- nach gingen sie stetig zurück. In den zurückliegenden 13 Jahren ist eine Tendenz zu beobachten, nach der Arbeitslosigkeit in Baden-Württemberg in weit höherem Maße Frauen betrifft: Deren Arbeitslosenquote liegt seither nahezu dauerhaft über der der Männer. Ziel sollte neben der Absenkung der Arbeitslosenquote insgesamt die Ver- meidung von geschlechtsspezifischer Arbeitslosigkeit sein.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Aufgrund der Einführung von SGB II (Hartz-IV-Effekt) im Jahr 2005 ist die Vergleichbar- keit der Zahlen zu den Vorjahren eingeschränkt. Daher wird bei der Beschreibung der Entwicklung nur der Zeitraum ab 2005 betrachtet. Die Anzahl der Arbeitslosen insgesamt verzeichnet in Pleidelsheim in den letzten 10 Jahren einen rückläufigen Trend. Mit Ausnahme von 2009 sind die Arbeitslosenzahlen seit 2005 zurückgegangen. Die Erhöhung der Arbeitslosenzahlen von 2008 auf 2009 ist auf die Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen und kann in fast ganz West- deutschland beobachtet werden. Die Tendenz, die in Baden-Württemberg in den letzten 13 Jahren zu beobachten ist, dass nämlich Frauen in höherem Maße als Männer von Arbeitslosigkeit betroffen sind, ist auch in Pleidelsheim zu beobachten. Mit Ausnahme von 2005 und 2010 waren in Pleidelsheim in den letzten 10 Jahren immer mehr Frauen als Männer arbeitslos.

Arbeitslosenzahlen differenziert nach Frauen und Männern 200

150

100

Anzahl 50

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Seite 22 Frauen Männer insgesamt

Soziale Gerechtigkeit B

Arbeitslose unter 25 Jahren als Anteil der Arbeitslosen insgesamt

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Ausgewiesen wird der Anteil der Arbeitslosen unter 25 Jahren an den Arbeitslosen insgesamt. Bei allen statistischen Daten zu Zeitreihen von Einzelaspekten der Arbeits- losigkeit ist zu beachten, dass die Definitionsmerkmale der Arbeitslosigkeit in der Sta- tistik in den letzten Jahren mehrfach geändert wurden.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Das Bewusstsein, in der Arbeitswelt nicht gebraucht zu werden, ist gerade am Anfang des Berufslebens eine Erfahrung, die die Lebenseinstellung von Menschen besonders negativ belasten kann. Eine Gesellschaft sollte daher alle Anstrengungen unterneh- men, dass jungen Menschen ein derartiger Start in das Berufsleben erspart wird. Eine Reduktion der Arbeitslosenziffern bei Jugendlichen wurde in der Vergangenheit häufig dadurch erreicht, dass zusätzlich Fort- und Weiterbildungsprogramme für diese Ziel- gruppe aufgelegt wurden. Obwohl eine verbesserte Qualifikation Jugendlicher den Einstieg in die Arbeitswelt erheblich erleichtern kann, muss hier dennoch sehr genau darauf geachtet werden, dass Jugendliche in solchen Programmen nicht nur zur Ver- besserung der Statistik „geparkt“ werden.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Durch die Einführung des SGB II (Hartz-IV-Effekt) im Jahr 2005 ist nur eine einge- schränkte Vergleichbarkeit mit den Jahren zuvor gegeben. Deshalb wird hier erst auf die Entwicklung der Daten ab dem Jahr 2005 eingegangen. Der Anteil der Arbeitslosen unter 25 Jahren an den Arbeitslosen insgesamt schwank in Pleidelsheim während des betrachteten Zeitraums. Von 2005 sank der Wert von rund 12 % auf rund 7 % im Jahr 2012. Die niedrigsten Werte wurde im Jahr 2011 mit rund 6 % erreicht, der Höchstwert im Jahr 2007 mit rund 15 %. Der Anteil der Arbeitslosen unter 25 Jahren an den Arbeitslosen insgesamt des Land- kreises Ludwigsburg liegt im Jahr 2005 und ab 2010 über den Werten der Gemeinde Pleidelsheim. Der Landesdurchschnitt liegt unter dem der Gemeinde und übersteigt deren Werte ebenfalls im Jahr 2005 und in den Jahren 2011 und 2012.

Arbeitslose unter 25 Jahren als Anteil der Arbeitslosen insgesamt 30

20

Prozent 10

0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Pleidelsheim Landkreis Ludwigsburg Land Baden-Württemberg Seite 23

B Schaffung von Arbeitsplätzen

Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort in Prozent der Altersgruppe von 18 bis unter 65 Jahren

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind alle Arbeitnehmer, die krankenversiche- rungs- und/oder beitragspflichtig nach dem Arbeitsförderungsgesetz sind oder für die von den Arbeitgebern Beitragsanteile zur gesetzlichen Rentenversicherung zu entrich- ten sind. Die Anzahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wird in Beziehung zur Bevölkerungsgruppe im Alter von 18 bis unter 65 gesetzt. Stichtag für die jeweilige Erhebung ist der 30. Juni. Eine steigende Zahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter bedeutet noch nicht, dass damit auch die Arbeitslosigkeit verhindert werden würde. Auch sind keine Aussa- gen über die Dauer der Beschäftigung und die Qualität des Arbeitsplatzes möglich. Vielmehr kann eine steigende Zahl auch mit einer Zunahme an prekären Arbeitsver- hältnissen verbunden sein.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Seit den 1990er Jahren hat die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg kontinuierlich zugenommen. Verantwortlich hierfür war vor al- lem der Anstieg bei den weiblichen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten. Ziel sollte sein, dass der Anteil sozialversicherungspflichtig Beschäftigter der Altersgruppe von 18 bis unter 65 Jahren bei über 50 % liegt.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Über den gesamten Zeitraum betrachtet ist der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort in der Altersgruppe von 18 bis unter 65 Jahren in Pleidelsheim leicht gestiegen. Im Jahr 2003 lag er bei rund 60 % , im Jahr 2012 bei 63 %. Der allgemein ansteigende Ternd der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in Baden-Württemberg macht sich somit auch in Pleidelsheim bemerkbar. Pleidelsheim hat im gesamten betrachteten Zeitraum einen höheren Anteil an sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten zwischen 18 und 65 Jahren als der Landkreises Ludwigsburg und der Durchschnitt des Landes Baden-Württemberg.

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Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort der Altersgruppe von 18 bis unter 65 Jahren 65

60

55 Prozent 50 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Seite 24 Anteil Pleidelsheim Anteil Landkreis Ludwigsburg Anteil Land Baden-Württemberg

Hohes Niveau von Aus- und Weiterbildung B

Anzahl der Ausbildungsverhältnisse pro 1.000 sozialver- sicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Mit diesem Indikator soll die Zahl der tatsächlich abgeschlossenen Verträge mit Aus- zubildenden wiedergegeben werden. Auszubildende sind Personen, die eine betriebli- che Berufsausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf durchlaufen. Erfasst werden die bei der Industrie- und Handelskammer sowie der Handwerkskammer re- gistrierten Ausbildungsverhältnisse. Durch die ständig steigenden und sich stetig wandelnden Anforderungen auf dem Arbeitsmarkt wird die Bedeutung der beruflichen Qualifikation weiter zunehmen. Ge- rade Jugendliche ohne eine entsprechende schulische und berufliche Ausbildung ha- ben wesentlich größere Schwierigkeiten, sich auf dem Arbeitsmarkt durchzusetzen.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN In Baden-Württemberg ist in den letzten 20 Jahren die Anzahl der Auszubildenden pro 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte von 68 (1990) auf 52 (2012) zurückge- gangen. Ausbildungsverhältnisse sind eine Investition in die Zukunft; sie haben Aus- wirkungen auf die Arbeitslosigkeit, den Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäf- tigten, die Anzahl der Sozialhilfeempfänger, den Wanderungssaldo und die kommuna- len Ausgaben für Kinder- und Jugendarbeit. Daher sind Rückgänge bei den Auszubil- denden immer sehr aufmerksam zu beobachten.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Die Anzahl der Ausbildungsverhältnisse je 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäf- tigte am Ausbildungsort schwankte in Pleidelsheim im dargestellten Zeitraum, ist ins- gesamt jedoch rückläufig. Im Jahr 2002 lag der Wert in Pleidelsheim bei rund 58, bis zum Jahr 2004 war ein Rückgang auf den Tiefstwert im betrachteten Zeitraum von rund 41 im Jahr 2004 zu verzeichnen. In den Folgejahren stieg der Wert auf rund 51 im Jahr 2012. Pleidelsheim lag damit in allen Jahren außer 2011 unter den Werten des Landes Ba- den-Württembergs sowie in allen Jahren – mit Ausnahme von 2002, 2011 und 2012 – unter denen des Landkreises Ludwigsburg.

Ausbildungsverhältnisse am Ausbildungsort 80 60 40 20 Beschäftigte Anzahl je 1.000 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Pleidelsheim Landkreis Ludwigsburg Land Baden-Württemberg Seite 25

B Hohes Sicherheitsniveau

Bekannt gewordene Straftaten pro 1.000 Einwohner

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS), die die Datengrundlage für diesen Indikator liefert, wird seit 1971 nach bundeseinheitlichen, zuletzt zum 1.1.1997 geänderten Richtlinien erstellt. Dabei werden alle von der Polizei bearbeiteten rechtswidrigen Taten einschließlich der mit Strafe bedrohten Versuche registriert, die im Zuständig- keitsbereich der Polizei begangen werden. In der PKS sind jedoch Staatsschutz-, Steu- er- und reine Verkehrsdelikte enthalten. Die Statistik kann durch zahlreiche Faktoren beeinflusst werden (zum Beispiel Veränderungen im Anzeigeverhalten oder der Inten- sität der Verbrechenskontrolle) und gibt naturgemäß keinen Aufschluss über das so genannte Dunkelfeld. Für eine tiefer greifende Analyse kann bei den Straftaten nach Delikten unterschieden werden. Hier kann insbesondere die Summe der Kategorien Straftaten gegen das Leben, Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, Roh- heitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit einerseits und die Kategorie Umweltkriminalität andererseits zusätzlich getrennt werden. Häufig beruhen Straftaten auf sozialen Problemen, die wiederum ihre Ursache in wirt- schaftlichen Veränderungen haben können. Wachsende Armut und negative Entwick- lungen auf dem Arbeitsmarkt sind hier ebenso zu nennen wie mangelnde Zukunftsper- spektiven bei Jugendlichen.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Natürlich sollte das Ziel sein, die Zahl der Straftaten möglichst gering zu halten. Die Angabe eines bestimmten Zielwerts erscheint jedoch, gerade unter Berücksichtigung der genannten Einflussfaktoren auf die Statistik, nicht sinnvoll. Eine erste Orientierung können hier aber die Vergleichszahlen für die Landesebene geben. In Baden- Württemberg lag die Zahl der Straftaten 2012 bei rund 54,3 Straftaten je 1.000 Ein- wohnerinnen und Einwohner (EW).

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Die Anzahl der bekannt gewordenen Straftaten je 1.000 Einwohner in Pleidelsheim nimmt von rund 37 im Jahr 2003 auf rund 33 im Jahr 2012 ab. Im Jahr 2003 wird der Höchstwert des dargestellten Zeitraums erreicht, dieser liegt jedoch noch deutlich unter dem landesweiten Durchschnitt von rund 54 Straftaten (im Jahr 2012) je 1.000 Einwohner.

Bekannt gewordene Straftaten 40

30

20

Einwohner 10 Anzahl je 1.000

0 Seite 26 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Gute Ausstattung der Bibliotheken B

Medienbestand in öffentlich zugänglichen Bibliotheken pro 1.000 Einwohner

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Mit dem Indikator wird der Gesamtbestand der in den nichtwissenschaftlichen öffent- lichen Bibliotheken vorhandenen Medien erfasst, die den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung stehen. Die Gesamtzahl der Medien wird auf die Einwohnerzahl bezo- gen. Unter Medien werden unter anderem Bücher, Zeitungen und Zeitschriften, digita- le Datenträger, Schallplatten und Kassetten verstanden. Kulturelles Angebot ist eng verknüpft mit den Begriffen Bildung und Lebensqualität. Öffentlich zugängliche Bibliotheken sind von besonderer Bedeutung, da sie allen inte- ressierten Personen zur Verfügung stehen und somit gewährleistet wird, dass in die- sem Bereich die private Weiterbildung nicht an Privilegien geknüpft ist.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN

In den letzten Jahren ist ein deutlicher Rückgang bei den öffentlichen Bibliotheken zu verzeichnen: Während es im Jahr 1990 in Baden-Württemberg 832 Bibliotheken mit einem Medienbestand von 12,2 Millionen Einheiten gab, waren es im Jahr 2012 nur noch 801. Trotz rückläufiger Anzahl an Bibliotheken ist der Medienbestand 2012 mit 15,7 Millionen Einheiten erheblich angewachsen, was einem Durchschnittswert von 1.510 Medien je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner (EW) entspricht. Zu berück- sichtigen ist, dass in Teilbereichen – insbesondere bei Zeitungen und Zeitschriften – ein Ablösen durch Bereitstellung von Internetzugängen in Bibliotheken erfolgt.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION In Pleidelsheim gibt es eine Ortsbücherei mit einem Bestand von rund 13.300 Medien (Stand 31.12.2013). Das Angebot reicht von Sachliteratur, Romanen, Büchern im Kin- der- und Jugendbereich, Zeitungen und Zeitschriften über Spiele, Filme und CDs. Seit Juli 2013 ist die Bücherei Mitglied in der OnlineBibliothek-LB, einem Verbund mehre- rer Bibliotheken im Landkreis Ludwigsburg. Außerdem finden jedes Jahr regelmäßige Aktionen, wie z.B. Vorlese-und Bastelstunden und Malkurse für Kinder, sowie Medien- ausstellungen, Vortrags- und Informationsveranstaltungen für Erwachsene in der Bü- cherei statt. Im Jahr 2002 lag der Medienbestand in öffentlichen Bibliotheken je 1.000 Einwohner in Pleidelsheim bei rund 2.240. Nach einem Anstieg auf gut 2.400 im Jahr 2003 fiel der Wert seitdem unter Schwankungen und betrug 2.090 Medieneinheiten im Jahr 2012. Der Medienbestand lag in Pleidelsheim in allen betrachteten Jahren über den Werten des Landes und bis 2007 auch über den Werten des Landkreises.

Medienbestand in öffentlichen Bibliotheken 3.000

2.000

1.000

0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Anzahl je 1.000 Einwohner Pleidelsheim Landkreis Ludwigsburg Land Baden-Württemberg Seite 27

B Verbesserung der Lebensumwelt von Kindern und Jugendlichen

Kommunale Ausgaben für Kinder- und Jugendarbeit in Prozent des kommunalen Haushalts

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Für die Berechnungen können aus dem Einzelplan 4 des Verwaltungshaushalts die Unterabschnitte 45 und 46 herangezogen werden und, soweit sinnvoll, die relevanten Posten aus dem Unterabschnitt 47. Prinzipiell nicht erfasst werden sollten Ausgaben für die Verwaltung und Investitionen. Der Förderung von Kindern und Jugendlichen und die Berücksichtigung ihrer Interes- sen sind wichtige Forderungen im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung. Die kommu- nale Kinder- und Jugendarbeit kann über ihre eigentlichen Aspekte hinaus auf die Ein- bindung dieser Generation in die Kommunalpolitik hinwirken.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Der Etat sollte so bemessen sein, dass die vielfältigen Aufgaben für Kinder und Jugend- liche angemessen wahrgenommen werden können. Eine Kommune sollte der eigenen Verantwortung für die zukünftige Entwicklung der nachwachsenden Generationen Rechnung tragen. Auch das Ziel, soziale Probleme und Spannungen zu vermeiden, gebietet es, diese wichtige Aufgabe angemessen und dauerhaft wahrzunehmen.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Die kommunalen Ausgaben für Kinder- und Jugendarbeit im dargestellten Zeitraum schwanken. Insgesamt ist jedoch ein steigender Trend zu erkennen. Während die Aus- gaben im Jahr 2003 bei rund 17 % (ca. 1,7 Mio. €) lagen, betrugen diese im Jahr 2013 rund 27 % (ca. 4,9 Mio. €). Der starke Anstieg des Wertes von 2012 auf 2013 ist auf den Neubau der Kita Regenbogen zurückzuführen. Insgesamt stellte der Anteil der kommunalen Ausgaben für die Kinder- und Jugendarbeit in Pleidelsheim zwischen 2003 und 2013 durchschnittlich rund 14,3 % des kommunalen Haushalts dar. In der Darstellung sind die Investitionen mit berücksichtigt, bei einer Darstellung der Zahlen ohne die Investitionen dürfte sich kein Anstieg mehr zeigen.

Kommunale Ausgaben für Kinder- und Jugendarbeit 40

30

20

in Prozentdes 10

kommunalenHaushalts 0 Seite 28 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Bildung und Betreuung B

Ganztagesbetreuungsplätze für die Gruppe der 0 bis unter 3, 3 bis unter 6 und 6 bis unter 14-Jährigen bezogen auf die Gesamtzahl der Kinder in dieser Altersgruppe

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Erfasst wird die Summe der zur Verfügung stehenden Ganztagesplätze für die Alters- stufen von 0 bis unter 3, 3 bis unter 6 und 6 bis unter 14-Jährigen. Die Zahl der Ganz- tagesbetreuungsplätze ist nach den oben genannten Altersstufen getrennt auszuwei- sen, d. h. die Anzahl der Ganztagesbetreuungsplätze muss in Relation zur Gesamtzahl der Kinder in der jeweiligen Altersgruppe gesetzt werden.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Ein breites Angebot an Ganztagesbetreuungsplätzen für Kinder bis zum 14. Lebensjahr ist eine wichtige Grundlage für den Erhalt der Erwerbstätigkeit von Eltern. Durch die Förderung familienfreundlicher Arbeitsstrukturen wird die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglicht und die Gleichstellung von Mann und Frau in der Arbeitswelt gefördert. Ein wichtiges Ziel einer modernen und nachhaltigen Gesellschaft sollte da- her ein ausreichendes Angebot an Ganztagesbetreuungsplätzen sein.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Seit dem 01.01.2014 gibt es in der Gemeinde Pleidelsheim Ganztagesbetreuungsplätze für unter 3-Jährige. In der Altersgruppe der 3- bis 6-Jährigen ist die Anzahl der Ganztagesbetreuungsplätze seit 2003 konstant bei 10 Plätzen geblieben. Da die Anzahl der Kinder in dieser Altersgruppe in den letzten 10 Jahren jedoch stetig gesunken ist, erhöht sich die Versorgungsrate dementsprechend. Für die Altergruppe der 6- bis unter 11-Jährigen gibt es in Pleidelsheim seit dem Jahr 2006 konstant 10 Ganztagesbetreuungsplätze. Der leichte Anstieg in der Versorgungsrate ist auch hier auf die sinkende Anzahl von Kindern in dieser Altersgruppe zurückzuführen. Da die Gemeinde Pleidelsheim am Ort nur eine Grundschule hat, gibt es in der Gemeinde kein Angebot für 11-bis 14-jährige. Die Orientierungshilfe des Bundes und der Länder für die Ganztagesversorgung von Kindern im Kindergartenalter und im Grundschulalter geht von einem Bedarf von 20 bis 30 % aus. Dies entspricht allerdings nicht dem Pleidelsheimer Bedarf. Der Bedarf in Pleidelsheim entspricht dem Angebot. Erhöht sich der Bedarf, wird das Angebot inner- halb von zwei Monaten angepasst, sodass keine Betreuungslücken entstehen.

Ganztagesbetreuungsplätze bezogen auf die Gesamtzahl der Kinder in dieser Altersgruppe 5 4 3 2 Prozent 1 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Seite 29 3-6 Jahre 6- unter 11 Jahre

B Minderung von Armut

Zahl der Empfänger von ALG II, Sozialgeld und von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt je 1.000 Einwohner

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Erfasst wird mit diesem Indikator die Zahl der Empfänger von ALG II, Sozialgeld und von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt je 1.000 Einwohner. Immer mehr Menschen sind in den letzten Jahren auf Sozialhilfe angewiesen. Damit verbunden ist eine enorme Belastung für die kommunalen Haushalte. Noch größer und schwerwiegender aber ist die Belastung für die Betroffenen sowohl in finanzieller als auch in psychischer Hinsicht. Der Anteil der finanziell schlechter Gestellten wächst. Die Schere zwischen arm und reich öffnet sich weiter. Diese Entwicklung läuft dem Ziel der Gerechtigkeit bei der Einkommens- und Vermögensverteilung zuwider. Außerdem wird damit die Forderung nach einer gleichmäßigen Verteilung der Arbeit unterlaufen.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Durch die Einführung der Pflegeversicherung am 1. April 1995 hat sich zwar die Zahl der Empfänger von laufender Hilfe zum Lebensunterhalt zunächst erheblich reduziert, doch seitdem steigt sie wiederum kontinuierlich an. Während 2002 von 1.000 Einwoh- nern in Deutschland 33 Personen Sozialhilfe bekamen, waren es bei den unter 18- Jährigen mit 67 je 1.000 Einwohner fast doppelt so viel. Eine steigende Zahl von Sozi- alhilfeempfängern, vor allem von Kindern und Jugendlichen, kann nicht nur die soziale Stabilität gefährden, sondern auch den Handlungsspielraum der Städte und Gemein- den beeinträchtigen. Daneben korreliert die Zahl der Sozialhilfeempfänger häufig mit der Entwicklung und der Dauer von Arbeitslosigkeit: Je länger die Arbeitslosigkeit dau- ert, umso höher ist auch die Wahrscheinlichkeit des Bezugs von Sozialhilfe.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Die Zahl der Empfänger von ALG II, Sozialgeld und sonstiger Unterstützung zum Lebensunterhalt je 1000 Einwohner ist in Pleidelsheim insgesamt rückläufig. Der Anstieg der Empfänger von Leistungen nach dem SGB II im Jahr 2010 ist auf die Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen. Dieser kann in fast ganz Westdeutschland beobachtet werden. Im Jahr 2012 bezogen rund 31 Personen Leistungen nach dem SGB II. Dies ist der niedrigsten Stand des gesamten Beobachtungszeitraums.

Empfänger von ALG II, Sozialgeld und laufender Hilfe zum Lebensunterhalt 50 40 30 20 10 0 Seite 30 Anzahl je 1.000 Einwohner 2007 2008 2009 2010 2011 2012

Bezahlbarer Wohnraum B

Bodenrichtwerte

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Erfasst werden die Bodenrichtwerte in der Kommune. Für diese sollen sowohl der Minimal- als auch der Maximalwert angegeben werden.

Bodenrichtwerte wie auch Mieten sind sehr stark abhängig von der Lage. In gehobe- nen Wohnlagen sind daher sowohl höhere Mieten als auch höhere Bodenrichtwerte anzutreffen. Daher gilt im Allgemeinen die These je höher der Bodenrichtwert, desto höher die Miete.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Ziel ist es, den Bürgern erschwinglichen Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Nut- zung einer Wohnung zu einem angemessenen Preis ist ein wichtiges Menschenrecht. Sie ist nicht nur materielle Basis für Wärme, Schutz und Geborgenheit, sondern unab- dingbare Voraussetzung für Arbeit, Privatleben, Hygiene, für bestimmte Formen der Kommunikation und für soziale Anerkennung. Größe und Belegungsdichte, Qualität, Umfeld und Erschwinglichkeit der Wohnung beeinflussen Lebensstandard und Le- bensqualität in erheblichem Maße.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Die Spannweite der Bodenrichtwerte für Wohn- bzw. Mischgebiete lag im Jahr 2004 in Pleidelsheim bei 112 - 400 €/m². Die obere Grenze blieb von 2004 bis 2012 konstant bei 400 €/m². Die untere Grenze stieg von 112 €/m² im Jahr 2004 bis zum Jahr 2010 auf 130 €/m². Im Jahr 2011 sank die Untergrenze auf 120 €/m². Die Spannweite zwi- schen Höchst- und Tiefstpreis der Bodenrichtwerte im Wohn-/Mischgebiet in Pleidels- heim hat sich im dargestellten Zeitraum somit um 8 €/m² verringert.

Bodenrichtwerte Wohn-/Mischgebiet 500 400 300 200 Euro/m² 100 0 2004 2006 2010 2011 2012 Seite 31 Tiefstpreis Höchstpreis

C Ausgewogene Bevölkerungs- und Siedlungs- struktur

Zahl der Zu- und Fortzüge pro 1.000 Einwohner und Wanderungssaldo

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Erfasst wird die Anzahl der Menschen, die im Bezugsjahr durch Umzug in die Kommu- ne zuziehen oder sie verlassen. Die Differenz dieser beiden Werte ergibt den Wande- rungssaldo. Ein positiver Wanderungssaldo, also mehr Zuzüge als Fortzüge, bedeutet, dass die Region als lebenswert eingestuft wird. Zuzüge, insbesondere von jungen, aktiven Be- völkerungsgruppen, führen oftmals zu einer verbesserten Einnahmesituation einer Gemeinde und können somit kurzfristige Überlastungen kompensieren.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Baden-Württemberg weist, ähnlich wie Bayern, seit vielen Jahren stets einen positiven Wanderungssaldo auf. Sehr hohe Salden können jedoch auch zu Problemen führen wie z.B. zu einer Überlastung des Arbeits- oder Wohnungsmarkts.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Im Diagramm wird der Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner dargestellt. Dieser setzt sich aus der Differenz der Zu- und Fortzüge zusammen. Übersteigen die Zuzüge die Fortzüge, liegt der Wanderungssaldo im positiven Bereich. Im Verlauf des Betrachtungszeitraums treten in Pleidelsheim große Schwankungen auf. Werden die gesamten Zu- und Fortzüge des dargestellten Zeitraums gegenüberge- stellt, ist ein positiver Wanderungssaldo von rund 13 je 1.000 Einwohner zu verzeich- nen. Es sind demnach über diesen Zeitraum hinweg mehr Bürger nach Pleidelsheim gezogen als fortgezogen. Die meisten Fortzüge sind im Jahr 2006 mit einem negativen Wanderungssaldo von 16 zu verzeichnen; die meisten Zuzüge wurden in den Jahren 2004 und 2005 mit einem positiven Wanderungssaldo von 8 erreicht. Der Wanderungssaldo im Landkreis Ludwigsburg und in Baden-Württemberg lag mit Ausnahme der Jahre 2004, 2005, 2007, 2010 und 2011 über dem von Pleidelsheim.

Wanderungssaldo 20 15 10 5 0 -5 -10 -15 -20

Anzahl je 1.000 Einwohner 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Seite 32 Pleidelsheim Landkreis Ludwigsburg Land Baden-Württemberg

Gutes kommunales Energiemanagement C

Energieverbrauch kommunaler Liegenschaften pro Quadratmeter genutzter Fläche in Kilowattstunden

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Der Energiebedarf (Wärme- und Stromverbrauch) lässt sich in Kilowattstunden pro Quadratmeter genutzter Fläche (Bezugsfläche) und Jahr ermitteln. Die über 170.000 kommunalen Liegenschaften in Deutschland haben einen Energieverbrauch von mehr als 37.000 Gigawattstunden pro Jahr. Die Energiekosten stellen mit ca. 2,6 Milliarden Euro den viertgrößten Faktor in kommunalen Haushalten dar. Die Richtlinienreihe des Vereins Deutscher Ingenieure VDI 3807 beschreibt das Verfah- ren zur Bestimmung von Verbrauchskennwerten für Gebäude mit dem Ziel, Einsparpo- tenziale zu ermitteln. Das Verfahren ist anwendbar auf thermische und elektrische Energie sowie Wasser. Die Kennwerte werden aus gemessenen Verbräuchen ermittelt.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Laut VDI-Richtlinie 3807 gelten Verbrauchskennwerte für Gebäude in ihrer Gesamtheit und werden aus gemessenen Verbrauchswerten ermittelt, die dem Einfluss unter- schiedlicher Größen unterliegen (z. B. Baulicher Wärmeschutz, Benutzerverhalten, Nutzungsgrad der Heizungsanlage). Die Richtlinie dient dazu, einheitliche Grundlagen für die Ermittlung und Interpretation von Verbrauchskennzahlen zu schaffen. Die Kennwerte können Energiesparpotenziale aufzeigen.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION In dem Diagramm sind der durchschnittliche Stromverbrauch der kommunalen Liegen- schaften von 2005 bis 2013 sowie der durchschnittliche Wärmeverbrauch von 2005 bis 2012 dargestellt. Der durchschnittliche Stromverbrauch nimmt im dargestellten Zeitraum von 2005 mit rund 13 kWh/m² bis 2013 auf rund 14 kWh/m² geringfügig zu. Der durchschnittliche Wärmeverbrauch schwankt im Betrachtungszeitraum, es ist jedoch ein rückläufiger Trend zu erkennen. Während im Jahr 2005 der Wert bei rund 103 kWh/m² lag, waren es 2012 nur noch rund 97 kWh/m².

Durchschnittliche Energieverbräuche der kommunalen Liegenschaften 120 100 80 60 40 kWh/m² 20 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Strom Wärme Seite 33

C Lokale Ökonomie

Internet-Versorgung: Entwicklung der Übertragungsrate in Mbit/s

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Ermittelt wird die Entwicklung der Übertragungsrate in Mbit/s. Falls es innerhalb der Gemeinde unterschiedliche Übertragungsraten gibt, sollen diese nach den einzelnen Gebieten aufgeschlüsselt dargestellt werden.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Die Versorgung mit Internet ist sowohl für Unternehmen als Wirtschaftsstandort, als auch für Privatpersonen von zunehmender Bedeutung. Insbesondere in ländlichen Regionen ist auch heute oftmals kein schneller Internetzugriff möglich. Entwicklung und Interpretation Nach der ersten Ausbaustufe im Jahr 2007 lag die Internetübertragungsrate im südli- chen Teil Pleidelsheims bei mindestens 2 Mbit/s, jedoch überwiegend bei 8 Mbit/s. Im nördlichen Teil von Pleidelsheim soll die Internetversorgung bis zum Jahr 2014 ausge- baut werden. Die Übertragungsrate soll dann bei mindestens 25 Mbit/s liegen.

Internetversorgung: Übertragungsrate 30 25 20 15

Mbit/s 10 5 0 Süd Nord Seite 34 seit 2007 Ziel 2015?

Gesunde Struktur des öffentlichen Haushalts C

Kommunale Schulden pro Einwohner

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Kommunale Schulden sind alle am Ende eines Jahres bestehenden Schulden bei Kredit- instituten, Versicherungen, Bausparkassen, der Sozialversicherung sowie im Ausland direkt aufgenommene Darlehen. Dazu gehören auch Wertpapierschulden der Gebiets- körperschaften. Schon allein durch Zinszahlungen aufgrund der bestehenden Schulden werden Handlungsspielräume künftiger Generationen belastet. Kommunale Schulden können Auswirkungen auf die Leistungen an Sozialhilfeempfän- ger und Obdachlose, die Bereitstellung von Kinderbetreuungsplätzen und staatliche Aufwendungen haben. Je kleiner eine Kommune ist, umso stärker fallen ungeplante Kosten (beispielsweise Schulsanierungen, Asbestbeseitigungen etc.) ins Gewicht. Im Sinne der nachhaltigen Kommunalentwicklung sollte jede Ausgabe auch nach ökologi- schen und sozialen Standards bewertet werden.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Der Abbau bestehender und die Vermeidung neuer Schulden ist für eine nachhaltige Kommunalpolitik zentral. Die kommunalen Schulden der Kernhaushalte betrugen 2012 in Baden-Württemberg 6,06 Milliarden Euro. In Baden-Württemberg sind zwar die Pro-Kopf-Schulden am Kernhaushalt die niedrigsten im Ländervergleich, allerdings liegt das Bundesland durch hohe Werte der Schulden in den sonstigen öffentlichen Fonds, Einrichtungen und Unternehmen (FEU), die nicht in den Kernhaushalt gerech- net werden, leicht über dem Gesamtdurchschnitt.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION In der Abbildung sind sowohl der Kernhaushalt als auch die Eigenbetriebe der Ge- meinde Pleidelsheim berücksichtigt. Die kommunalen Schulden der Gemeinde Pleidelsheim schwanken in den letzten 10 Jahren, haben insgesamt jedoch leicht zugenommen. Im Jahr 2002 lag die Pro-Kopf- Verschuldung noch bei 1.387 €. Im Jahr 2012 ist sie auf 1.438 € gestiegen. 2006 ist mit 1.785 € die höchste, im Jahr 2008 mit 1.309 € die niedrigste Pro-Kopf-Verschuldung des betrachteten Zeitraums zu verzeichnen. Der kommunale Schuldenstand je Einwohner lag in Pleidelsheim in allen betrachteten Jahren höher als der des Landkreises Ludwigsburg (mit durchschnittlich knapp 600 € pro Person) und der des Landes Baden-Württemberg (mit durchschnittlich rund 900 € pro Person).

Kommunale Schulden 2000

1500

1000

500

Euro je Einwohner 0 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 Seite 35 Pleidelsheim Landkreis Ludwigsburg Land Baden-Württemberg

C Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements

Kommunale Zuschüsse an Vereine und Selbsthilfegruppen je 1.000 Einwohner

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Der Indikator erfasst die kommunalen Zuschüsse an Vereine und Selbsthilfegruppen je 1.000 Einwohner pro Jahr.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Vereine und Selbsthilfegruppen leisten einen wichtigen Beitrag in der Gesellschaft. Sie regen die Bevölkerung zu ehrenamtlichem Engagement an und stärken den Zusam- menhalt in der Gemeinschaft. Durch finanzielle und materielle Unterstützung dieser Einrichtungen leisten Kommunen einen wichtigen Beitrag zur Unterstützung des Eh- renamts und fördert dadurch eine Nachhaltige Entwicklung.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Die kommunalen Zuschüsse an Vereine und Selbsthilfegruppen in Pleidelsheim neh- men im Zeitraum von 2003 bis 2012 mit Ausnahme der Jahre 2010 und 2011 stetig zu. Erst im Jahr 2013 sinkt der Wert wieder. Der Tiefstwert wurde im Jahr 2003 mit 7.308 € je 1.000 Einwohner erreicht, der Höchstwert im Jahr 2012 mit 14.531 € je 1.000 Ein- wohner.

Kommunale Zuschüsse an Vereine und Selbsthilfegruppen 16

12

8

Einwohner 4

Seite 36 in Tausend Euroje 1.000 0 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am C öffentlichen Leben

Anteil von Frauen im Kommunalparlament in Prozent

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Die Zahl der Frauen im Kommunalparlament wird in Bezug gesetzt zur Gesamtzahl der gewählten Mandatsträger. Die Angaben beziehen sich jeweils auf das unmittelbare Ergebnis der Wahlen. Frauen und Männer sollten auf allen politischen Ebenen gleichberechtigt über Zu- kunftsfragen entscheiden, einschließlich Fragen der nachhaltigen Kommunalentwick- lung. Dieser Forderung kann mit einer ausgewogenen Anzahl an Mandaten für Frauen und für Männer in den entsprechenden Gremien am besten entsprochen werden.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Es sollte eine paritätische Besetzung von Frauen und Männern im Kommunalparla- ment angestrebt werden. In Baden-Württemberg lag der Anteil der Frauen im Kom- munalparlament bei den letzten zwei Kommunalwahlen – 2009 und 2004 – bei 22 % bzw. 21 %. Der 14. Landtag hatte mit 23,7 % den niedrigsten Frauenanteil unter den deutschen Landesparlamenten. Im 15., dem 2011 gewählten Landtag sank der Frauen- anteil weiter auf 18,1 %. Das ist insgesamt weit unter dem Frauenanteil im Deutschen Bundestag (2013: 36,3 %).

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Der Gemeinderat von Pleidelsheim wurde im betrachteten Zeitraum in den Jahren 2004 und 2009 gewählt. Im Jahr 2004 waren von 14 Sitzen 6 an Frauen vergeben. Das entspricht einem Prozentsatz von rund 43 %. Dieser Wert liegt deutlich über den Wer- ten des Landkreises Ludwigsburg und des Landes Baden-Württemberg. Bei der darauffolgenden Wahl 2009 waren von den 14 Sitzen 5 an Frauen vergeben, was einem Anteil von rund 36 % entspricht. Damit ist der Anteil der Frauen im Kom- munalparlament gegenüber 2004 rückläufig. Dennoch war in 2009 der Wert in Plei- delsheim höher als im Landkreis Ludwigsburg (rund 27 %) und als in Baden- Württemberg (rund 22 %).

Anteil der Frauen im Kommunalparlament 100

50

Prozent 0 2004 2009 2004 2009 2004 2009 Pleidelsheim Landkreis Ludwigsburg Land Baden- Württemberg Seite 37 Frauen Männer

C Hohes demokratisches Engagement

Wahlbeteiligung bei Wahlen zum Kommunalparlament und bei Bürgermeisterwahlen in Prozent

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Die Wahlbeteiligung ermittelt sich als Prozentsatz der Wahlberechtigten, die sich – mit gültiger oder ungültiger Stimme – an der Wahl beteiligt haben. Generell gilt die Höhe der Wahlbeteiligung als Maß der Demokratie. Eine hohe Wahlbeteiligung legitimiert die demokratisch Gewählten. In Deutschland sind alle Deutschen wahlberechtigt, die am Wahltag das 18. Lebensjahr vollendet haben und seit mindestens drei Monaten im jeweiligen Wahlgebiet ihren Hauptwohnsitz haben. In Baden-Württemberg gilt ein aktives Wahlrecht zur Kommu- nalwahl bereits ab einem vollendeten 16. Lebensjahr. Im Rahmen einer nachhaltigen Kommunalentwicklung interessiert besonders die Beteiligung bei Wahlen auf kommu- naler Ebene.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Kommunalpolitik sollte so interessant sein, dass die breite Mehrheit oder mindestens so viele Wahlberechtigte wie bei den Bundes- und Landtagswahlen sich mit ihrer Stimme beteiligen. Bei der Bundestagswahl 2009 lag die Wahlbeteiligung bei 72,4 % und bei der Landtagswahl 2011 bei 66,3 %. An den Kommunalwahlen beteiligt sich inzwischen meist nur noch jeder Zweite in Baden-Württemberg. Während in den 1990er Jahren noch Durchschnittswerte zwischen 70 % und 80 % erreicht wurden, ist seit den Wahlen im Jahr 1999 ein deutlicher Trend zur 50 %-Marke hin zu erkennen. Die Beteiligung variiert relativ stark zwischen den Kreisen. Interesse und Vertrauen in die Kommunalpolitik und der persönliche Kontakt zu den Kandidaten fördern die Wahlbeteiligung. Außerdem beteiligen sich an Kommunalwahlen insbesondere Men- schen, die sich mit dem Wohnort verbunden fühlen und zum Beispiel in Verbänden und Vereinen engagiert sind.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION Die Wahlbeteiligung bei Kommunalwahlen sank in Pleidelsheim von rund 56 % im Jahr 1999 auf 52 % im Jahr 2004. Im Jahr 2009 stieg sie jedoch wieder auf rund 55 % an. Damit liegt sie im Jahr 2004 in etwa gleich wie die durchschnittliche Wahlbeteiligung des Landkreises Ludwigsburg und des Landes Baden-Württemberg, im Jahr 2009 sogar etwas höher. Die Wahlbeteiligung bei den beiden letzten Bürgermeisterwahlen lag im Jahr 2001 bei rund 49 % und im Jahr 2009 bei rund 54 %.

Wahlbeteiligung bei Wahlen zum Kommunalparlament und bei Bürgermeisterwahlen 60

50 Prozent 40 1999 2001 2004 2009

Seite 38 Pleidelsheim Landkreis Ludwigsburg Land Baden-Württemberg Bürgermeisterwahlen in Pleidelsheim

Hohes demokratisches Engagement C

Anzahl der Bürgerversammlungen (nach Gemeindeordnung)

DEFINITION/BEZUG ZUR NACHHALTIGKEIT Erfasst wird die Anzahl der Bürgerversammlungen nach Gemeindeordnung in der Kommune pro Jahr.

ZUR DISKUSSION VON ZIELEN Bürgerversammlungen sind ein weltweit in unterschiedlichen Ausprägungen stattfin- dendes Instrument des kommunalen Lebens. Ziel ist ein direkter Dialog zwischen Bür- gern und Kommunalverwaltung sowie die gemeinsame Bearbeitung von für das Ge- meinwesen wichtigen Fragestellungen. Bürger haben dabei die Möglichkeit, gezielt Fragen und Wünsche an die Verwaltung zu richten. Im Gegenzug werden diese über wichtige Angelegenheiten von der Verwaltung in Kenntnis gesetzt. Bürgerversamm- lungen können zu unterschiedlichen Themenbereichen abgehalten werden. Sie för- dern die Transparenz öffentlicher Vorhaben, verbessern die Kommunikation und schaffen somit Vertrauen innerhalb der Bevölkerung. Zudem fördern sie die partizipa- tive Beteiligung der Öffentlichkeit und beugen Konflikten vor.

ENTWICKLUNG UND INTERPRETATION In der Gemeinde Pleidelsheim wird alle zwei Jahre eine Bürgerversammlung abgehal- ten.

Bürgerversammlungen nach Gemeindeordnung 1

0,5 Anzahl proJahr 0 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 Seite 39

Seite 40

Ergebnisse

Teil 2: Projekte

A ÖKOLOGISCHE TRAGFÄHIGKEIT

B WIRTSCHAFT UND SOZIALES

C RAHMENBEDINGUNGEN EINER NACHHALTIGEN KOMMUNALENTWICKLUNG

Seite 41

A Aktion „Recyclingboxen im Rathaus“

Ökologische Tragfähigkeit

ZIEL: LAUFZEIT: Durch das Aufstellen von Recyclingboxen für CDs, Kork, Batterien und Die Boxen sind seit 2007 bzw. 2010 im Rathaus Druckerpatronen im Rathaus leistet die Gemeinde einen Beitrag zur Müllvermeidung aufgestellt. sowie zum sparsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen.

PROJEKTBESCHREIBUNG: KONTAKT: Da es in Pleidelsheim keinen Recyclinghof mehr gibt, wurden von der Gemeindever- Weitere Informationen waltung im Rathaus Recyclingboxen aufgestellt. sind beim Rathaus Plei- delsheim unter der Tele- Beschädigte CDs, ausgediente Flaschenkorken und leere Druckerpatronen sind zu fonnummer 07144/264- schade für den Müll. CDs und DVDs z.B. bestehen hauptsächlich aus Polycarbonat. Der 0 oder unter der E-Mail- Adresse rathaus@ Kunststoff lässt sich problemlos aufbereiten und in andere hochwertige Produkte um- pleidelsheim.de zu erhal- wandeln. Alte Flaschenkorken können unter anderem zur Produktion von Dämmgra- ten. nulat verwendet werden. Immer mehr Hersteller von Druckerpatronen bieten Recyc- lingprogramme an, bei denen z.T. 100 % der Patronen wiederverwendet werden. Die Schadstoffe aus den gesammelten Batterien können nur in der getrennten Erfassung keinen Schaden anrichten.

KOOPERATIONSPARTNER:

AVL, Abfallverwertungsgesellschaft im Landkreis Ludwigsburg

Recyclingboxen im Pleidelsheimer Rathaus

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Bau von Bürgerphotovoltaikanlagen A

Ökologische Tragfähigkeit

ZIEL: LAUFZEIT: Die Gemeinde Pleidelsheim unterstützt den Bau von Bürgerphotovoltaikanlagen, Die Photovoltaikanlagen indem sie die Dachflächen öffentlicher Gebäude zur Verfügung stellt. Ziel solcher wurden in den Jahren Anlagen ist die Reduktion des Treibhausgases Kohlendioxid und die ökologische 2002, 2005,2006 und Energiegewinnung in Verbindung mit bürgerschaftlicher Beteiligung. Somit wird den 2011 errichtet. Bürgern von Pleidelsheim die Möglichkeit geboten, sich aktiv im Klimaschutz zu engagieren sowie ihren Teil zur Energiewende beizutragen. Mit dem Bau von KONTAKT: Bürgerphotovoltaikanlagen erhöht die Gemeinde den Anteil erneuerbare Energien am Gesamtstrommix und fördert dadurch eine nachhaltige Entwicklung in der Kommune. Weitere Informationen sind beim Rathaus Plei- PROJEKTBESCHREIBUNG: delsheim unter der Tele- fonnummer 07144/264- In Pleidelsheim gibt es mehrere Bürgerphotovoltaikanlage auf den Dächern 0 oder unter der E-Mail- öffentlicher Gebäude. Adresse rathaus@ pleidelsheim.de zu erhal- Von 2002 bis 2011 wurden insgesamt fünf Bürgerphotovoltaikanlagen auf folgenden ten. Gebäuden errichtet: Friedensschule, Festhalle, Scheuer am Recyclinghof, Feuerwehr und Sporthalle. Das Potential an geeigneten Dachflächen in öffentlicher Hand ist mittlerweile ausgeschöpft. Die Anlagen besitzen eine Gesamtleistung von 160,53 kWp und erzielen eine Jahresstrommenge von rund 143.000 kWh. Dies entspricht einem Jahresstromverbrauch von etwa 40 Vier-Personen-Haushalten. Die Anlagen werden von den Bürgern selbst verwaltet. Die Gemeinde Pleidelsheim erhält regelmäßig Informationen. Um die zukunftsweisende Energieerzeugung in den Mittelpunkt zu rücken und um Öffentlichkeitsarbeit für regenerative Energien zu betreiben, wurde an der Friedenschule eine Anzeige der aktuellen Stromerzeugungsdaten angebracht.

Bürgerphotovoltaikan- lage auf der Scheuer am Recyclinghof

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A Maßnahmen zur Luftverbesserung

Ökologische Tragfähigkeit

ZIEL: LAUFZEIT:

Das LKW-Fahrverbot Pleidelsheim setzt sich für verschiedene Maßnahmen zur Luftverbesserung in der wurde im Dezember Gemeinde ein. Die Maßnahmen tragen zur Verbesserung der Luftqualität und zur 2011 verhängt, ebenso Minderung der Feinstaubbelastung bei. Ziel des Immissionsschutzes ist, Menschen, die Tempo-30-Zonen Tiere und Pflanzen vor schädlichen Luftverunreinigungen zu schützen, damit realisiert. Die Umwelt- zone trat Anfang des Gesundheitsgefahren oder Beeinträchtigungen der Umwelt vermieden werden. Jahres 2013 in ihrer Außerdem wird eine dauerhafte Verbesserung der Luft in den betroffenen Gebieten schärfsten Stufe in Kraft. erreicht, wodurch Pleidelsheim ein gesundes Leben und eine nachhaltige Die Teilumgehungsstra- Kommunalentwicklung fördert. ße kann seit 2007 befah- ren werden. Das Bündnis PROJEKTBESCHREIBUNG: "Pleidelsheim gegen dicke Luft" bestand von Pleidelsheim liegt seit Januar 2013 in der gemeinsamen Umweltzone „Ludwigsburg 2005 bis 2012. und Umgebung“. Diese Zonen werden eingerichtet, wenn die Grenzwerte für

Feinstaub (PM 10) und Stickstoffdioxid (NO2) überschritten werden. Innerhalb der KONTAKT: Umweltzonen muss sichergestellt sein, dass die Grenzwerte eingehalten werden und Weitere Informationen dass die Fahrzeuge mit einer grünen Umweltplakette ausgerüstet sind. sind beim Rathaus Plei- Die Hauptstraße in Pleidelsheim weist mit 17.000 Fahrzeugen täglich ein hohes delsheim unter der Tele- Verkehrsaufkommen auf. Zudem nutzten in der Vergangenheit zunehmend LKWs die fonnummer 07144/264- Straße durch den Ort als Abkürzung, um die LKW-Maut auf der Autobahn A 81 zu 0 oder unter der E-Mail- Adresse rathaus@ umgehen. Die Messstation befindet sich am Alten Rathaus in der Beihinger Straße. pleidelsheim.de zu erhal- Dort wurden im Jahr 2011 an 42 Tagen und an die Grenzwerte der Feinstaubbelastung ten. überschritten bei zulässigen 35 Überschreitungen.

Nach Einführung eines Durchfahrtverbots für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen durch das Regierungspräsidium Stuttgart und die Einrichtung von Tempo-30-Zonen konnten die Feinstaubwerte verringert werden. Im Jahr 2012 wurden die Werte nur noch an 19 Tagen überschritten. Erfreulich ist, dass sich zudem der Mittelwert der Grundfeinstaubbelastung stetig verringert. Tempo-30-Zonen befinden sich in der Marbacher, Beihinger und Mundelsheimer Straße sowie der Hauptstraße.

Es wurde eine Teilumgehungsstraße gebaut, die den von Süden und aus dem Pleidelsheimer Gewerbegebiet kommenden bzw. dorthin fahrenden Verkehr aufnimmt und direkt, parallel zur Autobahn A81 zur Anschlussstelle „Pleidelsheim“ leitet.

Das breite Bündnis „Pleidelsheim gegen dicke Luft“ setzte sich dafür ein, die im Demo des Bündnisses „ Pleidelsheim gegen dicke Luft“

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Rahmen der Lokalen Agenda 21 vom Gemeinderat beschlossenen Leit- und Richtlinien A zu optimieren und die Einhaltung der in der 22. Bundes-Immissionsschutz-Verordnung (BlmSchV) festgeschriebenen Grenzwerte tatsächlich zu erreichen. Der lose Zusammenschluss bestand aus Vertretern der im Gemeinderat vertretenen Parteien und engagierten Bürgern. Das Bündnis setzte sich für eine Umsetzung des Luftreinhalte- und Aktionsplans zur Reduktion von Feinstaub und Schadstoffbelastung ein. Das Bündnis beendete seine Arbeit 2012 nachdem die o.g. Maßnahmen umgesetzt waren und somit ein Großteil der gesteckten Ziele erreicht waren.

KOOPERATIONSPARTNER:

Gemeinde Pleidelsheim, Bündnis "Pleidelsheim gegen dicke Luft"

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A Pflanzenkundliche Aufnahme durch privates Engagement

Ökologische Tragfähigkeit

IEL LAUFZEIT: Z :

Die Flechtenkartierun- Die Flechtenkartierung in Pleidelsheim hat das Ziel, die Luftgüte zu ermitteln und gen auf der Gemarkung festzustellen, ob durchgeführte Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität Erfolg Pleidelsheim wurde in haben. Um das Pflanzeninventar in einem definierten Gebiet wie der Riedbachaue zu den Jahren 2005 und erfassen, wurde eine Kartierung durchgeführt. Pleidelsheim unterstützt durch 2010 durchgeführt. Die Vegetation der Ried- kommunale Ansprechpartner in der Verwaltung Projekte dieser Art und fördert so bachaue wurde in den gleichzeitig das bürgerschaftliches Engagement. Jahren 1996 bis 2007 kartiert. PROJEKTBESCHREIBUNG:

Ein hohes ehrenamtliches Engagement zeigt sich in den pflanzenkundlichen KONTAKT: Aufnahmen, die in Pleidelsheim durchgeführt wurden. Nachfolgend werden die zwei Weitere Informationen Projekte Flechtenkartierung und Kartierung der Riedbachaue genauer vorgestellt. sind bei Frau Annegret Bartenbach von der Flechtenkartierung: Gemeindeverwaltung Die Lokale-Agenda-21-Gruppe hat im Jahr 2005 das Jahresthema Luft gewählt, da sich Pleidelsheim unter der zunehmende Diskussionen über die Pleidelsheimer Luftqualität und Telefonnummer Feinstaubbelastung abgezeichnet haben. In diesem Rahmen erfolgte eine 07144/264-27 oder un- ter der E-Mail-Adresse Flechtenkartierung auf der Gemarkung Pleidelsheim. Anhand dieser Kartierung ist es a.bartenbach@rathaus- möglich langfristig durch Luftschadstoffe verursachte Veränderungen an der pleidelsheim.de zu erhal- Flechtenvegetation zu beobachten. Hierfür eignen sich Flechten besonders gut als ten. Bioindikator. Mit den bei der Kartierung gewonnenen Informationen wurde die Luftgüteklasse in Pleidelsheim gemäß der VDI-Richtlinie 3957 errechnet. Ausschlaggebend waren dabei die Reaktionen der Bioindikatoren auf die mit Schadstoffen verunreinigte Luft. Da Flechten sehr empfindlich gegenüber Luftschadstoffen sind, werden sie seit über 100 Jahren zur Beurteilung der Luftqualität herangezogen. Die Luftqualität wirkt sich auf die menschliche Gesundheit und insbesondere auf Atemwegserkrankungen aus. Zur Beeinträchtigung der Luftqualität tragen Verkehr, Industrie und das Heizen von Räumen bei. Nach der erstmaligen Flechtenkartierung sollte alle fünf Jahre eine weitere Kartierung durchgeführt werden, um Veränderungen in der Luftqualität zu ermitteln. Zum Abschluss der Flechtenkartierung ist es sinnvoll, eine Ursachenanalyse vorzunehmen, um durch konkrete Maßnahmen die Luftqualität zu verbessern.

Mit Hilfe einer Flechtenkartie- rung konnte die Luftgüteklasse in Pleidelsheim nach der VDI- Richtlinie 3957 errechnet wer- den.

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Die Flechtenkartierung in Pleidelsheim wurde ehrenamtlich von engagierten Personen A aus der Bürgerschaft durchgeführt. Der Vorteil der Flechtenkartierung im Vergleich zu chemischen oder physikalischen Messverfahren liegt darin, dass sie Langzeitprozesse und pflanzenschädigende Gesamtwirkungen abbildet.

Die Ergebnisse zeigen für Pleidelsheim eine Luftgüte von 1 (rot) bis 3 (gelb). Dies bedeutet, dass sich die Beeinträchtigung der Luftqualität zwischen sehr hoch und mäßig bewegt. Hohe oder sehr hohe Luftgüte konnte nicht festgestellt werden. Im Jahr 2010 wurde die Kartierung wiederholt um festzustellen, ob aktuelle Maßnahmen wie die Verkehrslenkung und die Umweltplakette für Kraftfahrzeuge zur Verbesserung der Luftqualität beigetragen haben. Dank dem Engagement der Ehrenamtlichen wurde neben den neun Planquadraten aus 2005 zwei weitere im Norden der Gemarkung kartiert. Dort konnte das einzige Gebiet mit hoher Luftgüte festgestellt werden. Sehr niedrige Luftgüte – wie noch 2005 – war nicht mehr anzutreffen. Tendenziell wurde jedoch eine durchweg höhere Anzahl stickstoffanzeigender Flechten kartiert und damit Ergebnisse an anderer Stelle in der Region Stuttgart bestätigt.

Kartierung der Riedbachaue: Der Hobby-Botaniker und Pleidelsheimer Rudolf Zimmermann kartierte ehrenamtlich die Pflanzenwelt der Riedbachaue und dokumentierte die verschiedenen Pflanzen mit Fotografien. Über zehn Jahre lang beobachtet er die Entwicklung der Pflanzenwelt im 1991 durch Renaturierung entstandenen Gebiet. Das Monitoring war ausschlaggebend für die Planung der Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen. Der Öffentlichkeit wurde die besondere Bedeutung des Biotops über die „Pleidelsheimer Nachrichten“, in Ausstellungen und mit einem Film Nahe gebracht. Herr Rudolf Zimmermann wurde 2003 mit dem Umweltpreis des Landkreises Ludwigsburg und der Sparkassen-Stiftung ausgezeichnet.

Im Rahmen der Feier „10 Jahre Lokale Agenda 21 Pleidelsheim“ im November 2007 waren die Flechtenkartierung sowie die Kartierung der Riedbachaue Teil der Ausstellung.

Die Pflanzenwelt der Riedbach- aue wurde von dem pleidels- heimer Hobby-Botaniker Rudolf Zimmermann dokumentiert

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A Umweltfreundliches Energiekonzept für ein Baugebiet aus den 80er-Jahren mit bürgerschaftlichem Engagement

Ökologische Tragfähigkeit

LAUFZEIT: ZIEL:

Das Projekt begann im Die Kommune fördert Energiesparen durch ein umweltfreundliches Energiekonzept Jahr 2011 und wurde im unter Beteiligung der Bürgerschaft. Dabei sollen die Energieeffizienz der Heizsysteme Spätsommer 2012 er- gesteigert sowie klimaschädliche Treibhausgase gesenkt werden. Das Energiekonzept folgreich abgeschlossen wird gemeinsam mit den lokalen Akteuren umgesetzt und birgt sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile. KONTAKT: PROJEKTBESCHREIBUNG:

Weitere Informationen Das Baugebiet Gartenstadt stammt aus den achtziger Jahren. Damals wurde das sind bei Dr. Hans Lander, engagierter Anwohner, Heizen mit Nachtstrom im Bebauungsplan festgeschrieben. Jetzt aber möchte die unter der Telefonnum- Lokale-Agenda-21-Gruppe die überwiegend mit elektrischen Nachtspeicheröfen mer 07144/22299 oder beheizten Häuser auf eine andere Energieform umstellen. Heizen mit Nachstrom ist unter der E-Mail-Adresse ökologisch sehr ungünstig, da dabei sehr viel Primärenergie eingesetzt werden muss. hans.lander@kabelbw .de zu erhalten. Zudem ist es vergleichsweise recht teuer.

Die Agenda-21-Gruppe hat deshalb als Startinitiative die Bewohner des Baugebiets zu einem Anwohnertreffen eingeladen. Einige Anwohner haben sich nach dem ersten Treffen zusammengeschlossen, um gemeinsam mit dem Umweltamt der Gemeinde Pleidelsheim den Wechsel zum energieeffizienten Heizen voranzutreiben. Anfänglich wurde eine Befragung durchgeführt, in der die wichtigsten Daten zu den installierten Heizungen abgefragt wurden. Die für das Wohngebiet infrage kommenden alternativen Heizungssysteme wurden bewertet. Im Rahmen des zweiten Anwohnertreffens wurden dann sowohl die Ergebnisse hierzu vorgestellt als auch die infrage kommenden Alternativen.

Weiterhin wurde zu den Alternativen auch geklärt, welche Konsequenzen zu erwarten sind und mit welchem Aufwand z.B. für den nachträglichen Einbau einer Zentralheizung zu rechnen ist dort, wo bisher mit dezentralen Nachtstromöfen geheizt wurde. Nachdem die Meinungstrends der Anwohner erfragt wurden, konnte das weitere Vorgehen besprochen und ein Zeitplan aufgestellt werden. Die Bürger wurden zusätzlich befragt, ob Interesse besteht, alle Häuser als Sammelprojekt umzurüsten. Dieses birgt Vorteile wie qualitativ hochwertige Heizsysteme, qualifizierte Handwerker

Seite 48 sowie die Möglichkeit Rabatte auszuhandeln. Ergänzend wurde auch die Förderung A der Umrüstmaßnahme durch die KfW für die Anwohner organisiert.

Mehrheitlich haben sich die Anwohner für die Gasbrennwerttechnik als Alternative entschieden. Damit konnte der lokale Gasnetz-Betreiber dazu gewonnen werden, das Gasnetz in die Gartenstadt zu erweitern. Unmittelbar im Anschluss haben dann ein Großteil der Anwohner ihr neues Heizungssystem installieren lassen. Mit Beginn der Heizperiode im Herbst 2012 war das Projekt beendet.

Knapp 2 Jahre nach Projektabschluss lässt sich folgende Bilanz ziehen: das Heizen mittels Gas-Brennwerttechnik stellt sich gegenüber dem Heizen mit Nachstrom als wesentlich energie-effizienter dar. Und ganz wesentlich: die Heizkosten haben sich erheblich reduziert. Insgesamt ein deutlicher Erfolg!

KOOPERATIONSPARTNER:

Süwag Energie AG, LEA (Ludwigsburger Energieagentur), örtliches Handwerk

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B Projekt „Gesicht unseres Dorfes“

Wirtschaft und Soziales

ZIEL:

LAUFZEIT: Ortstypische Gebäude und Strukturen, die das Bild und den Charakter einer Gemeinde Das Projekt fand 2006 prägen, stellen einen wichtigen Gegenpol zu einer immer anonymeren globalisierten und 2007 statt. Welt dar. Die Bewahrung solcher ortsbildprägender und Heimat stiftender Strukturen ist daher für eine Gemeinde sehr wichtig, da sie die Identifikation der Bürger mit ihrer Gemeinde fördert. Das Projekt möchte daher alle Ebenen der Kommune (Verwaltung, KONTAKT: Gemeinderat, Vereine, Bürgerschaft) für das Thema sensibilisieren und somit auch das Weitere Informationen Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb der Gemeinde stärken. sind beim Rathaus Plei- delsheim unter der Tele- PROJEKTBESCHREIBUNG: fonnummer 07144/264- 0 oder unter der E-Mail- Das Projekt „Gesicht unseres Dorfes“ wurde von der Lokalen-Agenda-21-Gruppe ins Adresse rathaus@ Leben gerufen. Im alten Ortskern von Pleidelsheim sind ortstypische, dörfliche pleidelsheim.de zu erhal- ten. Strukturen und Gebäude erhalten geblieben. Damit dies auch in Zukunft so bleibt, möchte das Projekt mit verschiedenen Aktionen in erster Linie ein Bewusstsein für dieses Thema innerhalb der Gemeinde schaffen. So wurde beispielsweise eine Dauerausstellung mit dem Titel „Gesicht unseres Dorfes“ im Alten Rathaus eingerichtet. Sie dokumentiert, wie sich Pleidelsheim im Laufe der Zeit verändert hat. Im Jahr 2006 wurden im Rahmen der jährlich stattfindenden Fahnenausstellung alte Dorfansichten an ihren Originalstandorten gezeigt und so ein direkter Vergleich zwischen früherer und heutiger Ansicht ermöglicht. 2007 fanden unter Leitung eines Architekten und Denkmalpflegers drei Vor-Ort-Begehungen statt, bei denen auf erhal- tenswerte Gebäude und Details in der typischen dörflichen Bebauung Pleidelsheims aufmerksam gemacht wurde.

Vor-Ort-Begehung unter Lei- tung eines Architekten und Denkmalpflegers

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Ehrenamtliches Engagement B

Wirtschaft und Soziales

ZIEL: LAUFZEIT:

Durch starkes ehrenamtliches Engagement beteiligt sich die Bürgerschaft aus Die Nachhaltigkeitsbe- richte wurden 2003 und Pleidelsheim aktiv am Gemeindegeschehen. Dabei steht das Wohl aller Bürger im 2008 erstellt. Das Fah- Vordergrund. Ziel ist es, sich in der Gemeinde sowie für die Menschen in ihr nen-Projekt wurde erst- einzusetzen. Dadurch wird ein gemeinsamer Mehrwert geschaffen, der eine mals im Jahr 2000 nachhaltige Gemeindeentwicklung nach sich zieht. In unabhängigen Verbänden von durchgeführt. Die Job- brücke gibt es seit 2009, Bürgen oder Unternehmen als auch in Zusammenarbeit mit der Gemeindeverwaltung den Verein „Aktiv älter werden ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltige Projekte verschiedenster Art werden“ seit 1993. realisiert.

PROJEKTBESCHREIBUNG: KONTAKT

Das ehrenamtliche Engagement der Bürgerschaft aus Pleidelsheim ist breit gefächert. Weitere Informationen Nachfolgend werden einige für die Gemeinde wichtige Projekte herausgestellt und zum Nachhaltigkeitsbe- näher erläutert. richt sowie zum Fahnen- Projekt sind bei der Ge- Nachhaltigkeitsberichte: meindeverwaltung Plei- delsheim unter der Tele- Im Rahmen des Prozesses der Lokalen Agenda 21 wurden in Pleidelsheim in den Jah- fonnummer 07144/264- ren 2003 und 2008, aufbauend auf einem Leitbild von 2002, zwei Nachhaltigkeitsbe- 0 oder unter der E-Mail- richte erstellt. Sowohl das Leitbild als auch die Nachhaltigkeitsberichte wurden von Adresse rathaus@ ehrenamtlich engagierten Bürgern zusammen mit der Verwaltung der Gemeinde Plei- pleidelsheim.de zu erhal- ten. Ansprechpartner für delsheim erarbeitet. Hierfür wurde das komplexe Thema zunächst in kleine Themen- den Verein Jobbrücke ist blöcke gesplittet, sodass es auch interessierten Laien möglich war, an der Ausarbei- Herr Günther Jungnickl. tung aktiv mitzuwirken und eine Diskussion in breiterem Rahmen stattfinden konnte. Er ist unter der Telefon- Das Miteinander von Bürgern und Verwaltung sowie das hohe ehrenamtliche Engage- nummer 07141/6499282 oder unter der E-Mail- ment Einzelner waren ausschlaggebend für das Gelingen der Erstellung der Nachhal- Adresse info@ tigkeitsberichte. Die Erstellung der Nachhaltigkeitsberichte zeigt auf, in welchen Hand- jobbruecke-freiberg.de lungsfeldern Pleidelsheim künftig noch aktiver werden muss, um das Ziel einer ökolo- zu erreichen. Fragen zum gischen, ökonomischen und sozialen Gemeinde zu erreichen. Verein „Aktiv älter wer- den“ beantwortet Frau Ingrid Schuster unter der Fahnen-Projekt: E-Mail-Adresse aktiva- Das Fahnen-Projekt wurde erstmals im Jahr 2000 von der Lokalen Agenda 21 Pleidels- elterwerden@gsv heim durchgeführt. Zahlreiche Pleidelsheimer Künstlerinnen und Künstler schaffen seit pleidelsheim.de dem jedes Jahr die sogenannten Agenda-Fahnen. Diese Fahnen stehen immer unter einem bestimmten Motto. Themen aus vergangenen Jahren waren beispielsweise Natur- und Tierschutz, Wasser, „Das Gesicht unseres Dorfes“ und „Kinder dieser

Fahnen-Projekt der Lokalen- Agenda-21-Gruppe

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B Welt“. Mit diesen Fahnen wird der Nachhaltigkeitsgedanke mitten in den Ort getragen und dadurch ins Bewusstsein der Bürger gerückt. Die jährlich wechselnden Themen sollen im öffentlichen Raum, an Straßen und Plätzen präsent sein. Insgesamt tragen jährlich 15 bis 25 Fahnen zur Verschönerung des Gemeindebilds bei.

Jobbrücke-Freiberg: Ein weiterer Bereich des ehrenamtlichen Engagements ist die Jobbrücke – Vorberufli- che Jugendförderung e.V., die 2009 von Unternehmern, Freiberuflichen und engagier- ten Bürgern in der Nachbarstadt Freiberg gegründet wurde. Der Verein ist in allen Nachbarkommunen, u.a. in Pleidelsheim, aktiv, die keine weiterführenden Schulen haben und aus denen Schüler die Freiberger Oscar-Paret-Schule besuchen. Ziel dieses gemeinnützigen Vereins ist es, Schulabgängern einen guten Einstieg ins Berufsleben zu ermöglichen. Der Verein fördert Schüler durch ein kostenloses außerschulisches Quali- fizierungsprogramm, um ihre fachliche und soziale Kompetenz zu stärken. Des Weite- ren stellt er Schülern ehrenamtliche Paten beim Übergang von der Schule ins Berufs- leben zur Seite. Außerdem bieten verschiedene Ausbildungsbetriebe in Kooperation mit dem Verein Jobbrücke Ausbildungsplätze für Haupt- und Realschulabgänger Hilfe- stellungen zur Lehrstellensuche an.

„Aktiv älter werden“: Auch der Verein „Aktiv älter werden“ engagiert sich ehrenamtlich im Gemeindeleben von Pleidelsheim unter dem Motto „In der Gemeinschaft Sinnvolles tun“. Einerseits bietet der Verein älteren und alleinstehenden Menschen Möglichkeiten zur sinnvollen und gemeinsamen Freizeitgestaltung, wie beispielsweise Ausflüge, Herstellung von Handarbeitswaren, Vorlesestunden und Musikveranstaltungen, andererseits engagiert sich die Gruppe auch im sozialen Bereich sehr stark. Die Mitglieder wirken zudem bei der Organisation von Gemeindeveranstaltungen wie Kinderferienprogramm oder Umweltprogramm mit. Des Weiteren übernehmen sie in den örtlichen Kindergärten ehrenamtliche Tätigkeiten, wie Spielzeug reparieren oder Vorhänge und Bettbezüge nähen.

KOOPERATIONSPARTNER:

Leitbild- und Nachhaltigkeitsbericht: LUBW - Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe

Fahnen-Projekt der Lokalen- Agenda-21-Gruppe

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Sprachförderung für ausländische Frauen B

Wirtschaft und Soziales

ZIEL: LAUFZEIT:

Die Sprachförderung ausländischer Bürgerinnen Pleidelsheims ist für ihre erfolgreiche Die Sprachförderung Integration gerade für Frauen, die kaum außerhäusliche Kontakte pflegen, von wird seit 2007 angebo- zentraler Bedeutung. Durch das ehrenamtliche Engagement einer ehemaligen Lehrerin ten. aus Pleidelsheim werden Migrantinnen grundlegende Kenntnisse der deutschen Sprache beigebracht. Der Erwerb dieser sprachlichen Schlüsselqualifikation ist für die KONTAKT Migrantinnen eine große Hilfe, um sich vor allem im sozialen wie auch im beruflichen Weitere Informationen Bereich Entwicklungsmöglichkeiten zu erschließen. sind bei Frau Eva Linnes- Märker unter der Tele- PROJEKTBESCHREIBUNG: fonnummer 07141 - 921653 oder unter der Eine ehemalige Grundschullehrerin aus Pleidelsheim gibt seit 2007 ehrenamtlich Kurse E-Mail -Adresse zur Sprachförderung von Migrantinnen. Eingeladen wird zu den Kursen über die [email protected] zu erhalten. Grundschule, direkte Ansprache und Mund zu Mund Werbung. Die Kurse finden an zwei Vormittagen pro Woche mit je drei Schulstunden statt. Der Inhalt orientiert sich sehr stark am Niveau und den Bedürfnissen der Teilnehmerinnen. Die Schulungsunterlagen entsprechen denen, die bei Integrationskursen an Volkshochschulen verwendet werden. Allerdings werden die Frauen wesentlich stärker in alltäglichen Situationen geschult. Dabei wird häufig mit Hilfe von Rollenspielen gelernt, z.B. Es klingelt an der Tür – wie führe ich das Gespräch, Einkaufen gehen und S-Bahn-Fahren. Wichtig ist, dass die Frauen gerne kommen, Freude haben am Lernen und nicht durch vorgegebene Zeit- und Lernpläne Druck erzeugt wird. Die Teilnehmerinnen sollen gestärkt und im Umgang mit ihren deutschen Mitbürgern sicherer werden. Der Erfolg lässt sich u.a. daran festmachen, dass einzelne Migrantinnen mit ursprünglich keinerlei deutschen Sprachkenntnissen nun eine Arbeitsstelle haben, bei der Sprache wichtig ist z.B. in der Pflege von alten Menschen.

Beim diesjährigen Anfängerinnen Kurs gab es mehr Anmeldungen als Teilnehmerinnen (maximal zwölf). Es sind meist mehrere Nationalitäten vertreten. Der Beitrag für eine Unterrichtsstunde beträgt einen Euro.

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C Aufstellung von Leitbildern: Zukunftstaugliches Pleidelsheim

Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Kommunalent- wicklung

ZIEL: LAUFZEIT: Pleidelsheim verspricht sich mit der Aufstellung von Leitbildern, die Der erste Entwurf für ein Zukunftstauglichkeit der Gemeinde zu sichern. Hierbei stehen die Förderung von Leitbild erfolgte im Jahr sozialen Aspekten, der Schutz der Umwelt sowie ein stabiles wirtschaftliches Umfeld 2002. Das fertige Leitbild wurde 2003 veröffent- im Vordergrund. Die Leitbilder zeigen den Weg auf, in welche Richtung sich licht. Pleidelsheim bewegt, um die Grundsätze der Nachhaltigkeit verantwortungsbewusst umzusetzen.

KONTAKT: PROJEKTBESCHREIBUNG:

Weitere Informationen Im Rahmen der Lokalen Agenda 21 wurden Leitbilder für ein zukunftsfähiges sind bei der Gemeinde- Pleidelsheim zu den drei Themen Generationengerechtigkeit, Lebensqualität und verwaltung Pleidelsheim sozialer Zusammenhalt entwickelt. Dadurch wurden die bisher durch die Gemeinde unter der Telefonnum- und ihre Bürger erfolgten Einzelentscheidungen für eine nachhaltige und mer 07144/264-0 oder unter der E-Mail-Adresse zukunftstaugliche Entwicklung von Pleidelsheim zu einem Ganzen zusammengefügt. rathaus@ pleidelsheim.de zu erhal- Das Leitbild Generationengerechtigkeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen des ten. gegenwärtigen Handelns auf die Chancen nachfolgender Generationen. Im finanziellen Bereich wurde hier deshalb der Abbau der Schulden mit dem Ziel der Nullverschuldung der Gemeinde angestrebt, das inzwischen erreicht wurde. Auch der starke Flächenverbrauch der letzten Jahrzehnte soll zurückgefahren werden und Handwerk sowie Gewerbe durch attraktive Rahmenbedingungen im Ort gehalten werden. Darüber hinaus sind erhöhte Investitionen in Bildung für alle Altersgruppen vorgesehen. Regenerative Energien sollen gefördert und dadurch ein Beitrag zu Innovation und Wohlstand geleistet werden. In neuen Bebauungsplänen soll eine umweltverträgliche und ökologische Bauweise vorgeschrieben werden. Die vorhandene öffentliche Bausubstanz und die Eigenwasserversorgung sollen gesichert werden. Durch umwelt- und energiebewusstes Verhalten sollen der Energie- und Wasserverbrauch sowie das Müllaufkommen in der Gemeinde unterdurchschnittlich sein.

Das Leitbild Lebensqualität stellt den Menschen und seine Bedürfnisse nach intakter Umwelt, Gesundheit, persönlicher Entfaltung, befriedigender Arbeit, Einkommen und Wohnung etc. in den Mittelpunkt. Die ärztliche Versorgung in Pleidelsheim soll gewährleistet sein, damit die Gemeinde ein Umfeld bieten kann, in dem die Deckblatt des Nachhaltigkeits- berichtes der Gemeinde Plei- delsheim aus dem Jahr 2004

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Bürgerschaft gesund alt werden kann. Somit verbreitet die Gemeinde in C Zusammenarbeit mit Schulen, Vereinen und Initiativen Informationen, wie das Bewusstsein für eine gesunde Ernährung in Pleidelsheim gesteigert werden kann und fördert somit eine nachhaltige Lebensweise. Der Eintrag von Schadstoffen in Luft und Wasser sowie der Lärm sollen verringert werden. Nur so bleibt die Natur in ihrer Vielfalt und Funktion als Erholungsraum für den Menschen erhalten. Auch die Vermarktung regionaler Produkte und der ökologische Landbau sollen unterstützt werden. Der Fußgänger-, Fahrrad- und Busverkehr soll gefördert und ausgebaut werden. Pleidelsheim wird sich als selbstbewusstes Dorf weiterentwickeln, wobei der traditionelle Ortskern sowie der dörfliche Charakter erhalten bleiben sollen.

Das Leitbild sozialer Zusammenhalt möchte die Balance zwischen individueller Freiheit und sozialer Verantwortung herstellen. Es soll verhindert werden, dass sich die Gesellschaft in Gewinner und Verlierer spaltet. Die Gemeinde möchte eine Perspektive für Familien bieten und hierzu die Einrichtungen für Kinder und Jugendliche weiterentwickeln. Die Nahversorgung mit den Dingen des täglichen Bedarfs soll gewährleistet, ehrenamtliches und bürgerschaftliches Engagement gefördert werden. Menschen aller Altersgruppen und Nationen sollen sich in Pleidelsheim wohlfühlen. Alle Bürger sollen durch ihr tägliches Verhalten zur Realisierung dieser Ziele beitragen.

Der Nachhaltigkeitsbericht aus dem Jahr 2008 stellt zu jedem dieser drei Handlungsfelder einzelne Indikatoren auf, die die Nachhaltigkeitsziele messbar machen. Zu den Indikatoren werden jeweils die Ergebnisse der Messung dargestellt.

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C POEMA-Hilfsprojekte in Brasilien

Rahmenbedingungen einer nachhaltigen Kommunalent- wicklung

ZIEL: LAUFZEIT: Die Gemeinde Pleidelsheim unterstützt POEMA-Hilfsprojekte, um die Pleidelsheim ist seit dem Lebensbedingungen der in der Amazonasregion lebenden Menschen zu verbessern Jahr 2001 für POEMA aktiv. und so zur Erhaltung der Regenwälder beizutragen. Ziel ist es, die Armut zu bekämpfen und den Betroffenen vor Ort einen verantwortungsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen sowie Hilfe zur Selbsthilfe zu ermöglichen. Dabei spielt die Entwicklung KONTAKT: einer fairen, nachhaltigen Welt und die soziale Gerechtigkeit eine wesentliche Rolle.

Weitere Informationen PROJEKTBESCHREIBUNG: sind beim Rathaus Plei- delsheim unter der Tele- Die Lokale Agenda Pleidelsheim unterstützt das POEMA-Projekt "Licht für Anapu". Die fonnummer 07144/264- Abkürzung steht für Pobreza E Meio ambiente na Amazônia und bedeutet Armut und 0 oder unter der E-Mail- Adresse rathaus@ Umwelt in Amazonien. Im Rahmen des Projekts ist die Verteilung von 400 Solarlampen pleidelsheim.de zu erhal- in der Region Anapu vorgesehen. Hierzu werden für Interessierte Bürger in ten. Pleidelsheim eine Infoveranstaltung mit Infoständen und Vorträgen organisiert.

Anapu liegt im Amazonasgebiet und ist ein Regierungsbezirk im Bundesstaat Pará. Viele Dör-fer sind aufgrund ihrer Abgeschiedenheit oder aus anderen Gründen nicht ans Stromnetz angeschlossen. Auch wenn es in einigen Dörfern Dieselmotoren mit Generatoren gibt, sind diese oft defekt, oder die Einwohner haben kein Geld, um Dieselöl zu kaufen. Da es in der Region aufgrund der Nähe zum Äquator bereits um 18 Uhr dunkel wird, ist dann nur noch die Nutzung kleiner und wenig effektiver Petroleumlampen möglich.

Die Familien beteiligen sich mit umgerechnet 12 Euro an den Kosten für die Solarlampe. Brasilien besitzt trotz hoher Sonneneinstrahlung noch keine eigene Solarindustrie, sodass die Lampen aus Deutschland eingeführt werden müssen. Diverse Pleidelsheimer Vereine und Unternehmen spendeten in den letzten Jahren für dieses und weitere Projekte.

Beispielsweise wurde die Errichtung eines Wassertanks zur Einführung einer Trinkwasserversorgung in zwei brasilianischen Gemeinden gefördert. Eine davon ist die Gemeinde Jauari-tuba am Rio Tapajos in Amazonien. Auch hier waren die Lokale- Agenda-Gruppe Pleidelsheim und die Wählervereinigung „Die Gruppe e. V.“ aktiv, um Spenden zu sammeln.

Die Gemeinde Pleidelsheim unterstützt POEMA- Hilfsprojekte, um die Lebens- bedingungen in der Amazonas- region zu verbessern

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Es wurde eine erhöhte Plattform aus Holz und auf dieser ein Wassertank errichtet. Ein C Solarpanel und die solarbetriebene Pumpe wurden installiert, und eine Person in der Gemeinde Jauarituba hat an einem Solarkurs teilgenommen, um kleinere Reparaturen selbst durchführen zu können. Für Reparaturen ist die Gemeinschaft selbst verantwortlich und legt hierzu jeden Monat einen kleinen Betrag zurück. Das Wasser wird als Trinkwasser und zum Kochen genutzt. Das Flusswasser sollte dafür nicht genutzt werden, da es zunehmend verschmutzt ist, insbesondere mit Quecksilber durch Goldgräber und durch Industrieeinleitungen.

POEMA wurde 1992 gegründet. Es handelt sich um ein interdisziplinäres Forschungs- und Handlungsprogramm, das angegliedert an die Bundesuniversität von Pará in Belem ins Leben gerufen wurde. Die Leitung des interdisziplinären Teams übernahm Thomas Mitschein, ein Soziologie-Professor aus Deutschland. Die Projekte umfassen die Bereiche Trinkwasser, Gesundheit, Solarenergie, Naturprodukte und Aufforstung mit Nutzpflanzen zur Sicherung der Ernährung.

Die Gemeinde Pleidelsheim unterstützt u.a. ein POEMA- Hilfsprojekt, bei dem die Vertei- lung von 400 Solarlampen in der Region Anapu vorgesehen ist.

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Wie geht es weiter…

…mit dem Nachhaltigkeitsbericht Der vorliegende Nachhaltigkeitsbericht dient als Ausgangspunkt für das weitere Vor- gehen der Gemeinde Pleidelsheim. Die aktuelle Situation ist anhand von Diagrammen und Projektskizzen anschaulich dargestellt und zeigt, ob die Kommune in den ver- schiedenen Bereichen gut aufgestellt ist oder ob Handlungsbedarf besteht.

Die Erhebung von Indikatoren zeigt allerdings nur dann konkrete Wirkung, wenn die ermittelten Ergebnisse auch in den Prozess der politischen Willensbildung mit einbe- zogen werden. Dies ist dann leicht möglich, wenn für die verschiedenen Bereiche der Nachhaltigen Entwicklung Ziele formuliert werden, denn Ziele geben eine angestrebte Richtung vor: als Qualitätsziele, wenn sie einen bestimmten Zustand definieren, der erreicht werden soll, und als Handlungsziele, wenn damit bestimmte politische Maß- nahmen und Instrumente oder Verhaltensweisen von Bürgerinnen und Bürgern geför- dert werden sollen. Auf diese Weise wird es möglich, kommunales Handeln an Vorga- ben zu orientieren.

Wichtig ist, dass Ziele möglichst quantifiziert werden, damit sie messbar und nach- prüfbar sind und auf diese Weise der Grad der Zielerreichung ermittelt werden kann. Nur so lässt sich die Politik an der Umsetzung der Zielvorgaben orientieren und wir- kungsvolle Maßnahmen durchführen.

Im Prozess der Zielfindung ist es ratsam, die Bürgerschaft mit einzubinden, um einen breiten Konsens in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu erzielen. In einem solchen Prozess kann zunächst ein kommunales Leitbild entworfen werden, das aus einzelnen Leitsätzen besteht und längerfristige Gültigkeit haben sollte. Den Leitsätzen können dann einzelne Nachhaltigkeitsziele zugeordnet werden.

Voraussetzung hierfür ist, dass der Nachhaltigkeitsbericht dem Gemeinderat, der Kommunalverwaltung, der Bürgerschaft und weiteren kommunalen Akteuren vorge- stellt wird, so dass Ergebnisse gemeinsam diskutiert, Anregungen und Vorschläge von allen Seiten eingebracht und Ideen für künftige Projekte ausgearbeitet werden kön- nen.

Dabei kann als Veranstaltung die bewährte Form der Zukunftswerkstätten dienen, die vom Land als „Nachhaltigkeitswerkstätten“ zur Diskussion der erstellten Nachhaltig- keitsberichte gefördert werden. Auf dieser Grundlage können dann Zielsetzungen und Maßnahmen entwickelt werden.

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Mit einer regelmäßigen Neuauflage des Nachhaltigkeitsberichts kann eine Überarbei- tung, gegebenenfalls eine Schärfung oder Neuausrichtung der Ziele und Maßnahmen verbunden werden, möglichst wieder mit Beteiligung der Bürgerschaft. Auf diese Wei- se kann eine Kommune einen stetigen Prozess der Verbesserung auf dem Weg zu ei- ner Nachhaltigen Entwicklung in Gang setzen. Die Zeitspanne bis zum Folgebericht sollte nicht zu groß sein, daher wäre eine regelmäßige, komplette Aktualisierung alle zwei bis drei Jahre ideal.

Im Rahmen des Pilotprojekts der HfWU ist eine Fortschreibung des Berichts in den Jahren 2015/2016 vorgesehen.

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Quellenverzeichnis

LUBW Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz Baden-Württemberg www.lubw.baden-wuerttemberg.de

Indikator:

Stärkung des Naturschutzes Bundeseinheitlich streng geschützte Gebiete des Naturschutzes in Prozent der Gesamtfläche

Statistisches Landesamt Baden-Württemberg www.statistik-bw.de

Indikatoren:

Umfang des motorisierten Individualverkehrs Zahl der Personenkraftwagen pro 1.000 Einwohner

Sparsamer Flächenverbrauch Siedlungs- und Verkehrsfläche in Prozent der Gesamtfläche

Bevölkerungsstruktur Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Ort im Verhältnis zu Berufseinpendlern und -auspendlern

Soziale Gerechtigkeit Arbeitslose unter 25 Jahren als Anteil der Arbeitslosen insgesamt

Schaffung von Arbeitsplätzen Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Wohnort in Prozent der Altersgruppe von 18 bis unter 65 Jahren

Hohes Niveau von Aus- und Weiterbildung Anzahl der Ausbildungsverhältnisse pro 1.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort

Gute Ausstattung der Bibliotheken Medienbestand in öffentlich zugänglichen Bibliotheken pro 1.000 Einwohner

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Verringerung der Arbeitslosigkeit Anzahl der Arbeitslosen insgesamt und nach Geschlecht

Ausgewogene Bevölkerungs- und Siedlungsstruktur Zahl der Zu- und Fortzüge pro 1.000 Einwohner und Wanderungssaldo

Gesunde Struktur des öffentlichen Haushalts Kommunale Schulden pro Einwohner

Hohes demokratisches Engagement Wahlbeteiligung bei Wahlen zum Kommunalparlament in Prozent

Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen am öffentlichen Leben Anteil von Frauen im Kommunalparlament in Prozent

Statistik der Bundesagentur für Arbeit Übergreifende Statistiken, Frankfurt, Februar 2014

http://statistik.arbeitsagentur.de

Indikator:

Minderung von Armut Zahl der Empfänger von ALG II, Sozialgeld und von laufender Hilfe zum Lebensunter- halt je 1.000 Einwohner

Solarbundesliga

www.solarbundesliga.de

Indikator:

Ausbau der erneuerbaren Energien (Strom) Gesamtleistung der installierten Photovoltaikanlangen in Kilowatt pro Einwohner

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Gemeindeverwaltung Pleidelsheim www.pleidelsheim.de

Indikatoren:

Bevölkerungsstruktur Bevölkerungsentwicklung insgesamt, differenziert nach Erst- und Zweitwohnsitz

Hohes Sicherheitsniveau Bekannt gewordene Straftaten pro 1.000 Einwohner

Verbesserung der Lebensumwelt von Kindern und Jugendlichen Kommunale Ausgaben für Kinder- und Jugendarbeit in Prozent des kommunalen Haushalts

Bildung und Betreuung Ganztagesbetreuungsplätze für die Gruppe der 0 bis unter 3, 3 bis unter 6 und 6 bis unter 14-Jährigen bezogen auf die Gesamtzahlt der Kinder in dieser Altersgruppe

Bezahlbarer Wohnraum Bodenrichtwerte

Gutes kommunales Energiemanagement Energieverbrauch kommunaler Liegenschaften pro Quadratmeter genutzter Fläche in Kilowattstunden

Lokale Ökonomie Internetversorgung: Entwicklung der Übertragungsrate in Mbit/s

Unterstützung des ehrenamtlichen Engagements Kommunale Zuschüsse an Vereine und Selbsthilfegruppen je 1.000 Einwohner

Hohes demokratisches Engagement Anzahl der Bürgerversammlungen (nach Gemeindeordnung)

Hohes demokratisches Engagement Wahlbeteiligung bei Bürgermeisterwahlen in Prozent

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Adressen und Ansprechpartner

LUBW Landesanstalt für Umwelt, Forschungsstätte der Evangelischen Messungen und Naturschutz Studiengemeinschaft (FEST) Baden-Württemberg Institut für interdisziplinäre Forschung Nachhaltigkeitsbüro Schmeilweg 5, 69118 Heidelberg Postfach: 100163, 76231 Karlsruhe Tel.: 06221 9122-0, Fax: 06221 167257 Tel.: 0721 5600-1406, E-Mail: E-Mail: nachhaltigkeitsbuero [email protected] @lubw.bwl.de [email protected] Internet: www.lubw.baden-wuerttem [email protected] berg.de Internet: www.fest-heidelberg.de

Ministerium für Umwelt, Klima und Hochschule für Wirtschaft und Um- Energiewirtschaft welt Nürtingen-Geislingen (HfWU) Baden-Württemberg (UM) Institut für Landschaft und Umwelt Geschäftsstelle Schelmenwasen 4-8, 72622 Nürtingen Nachhaltigkeitsstrategie Tel.: 07022 404-215, Fax: -209 Kernerplatz 9, 70182 Stuttgart E-Mail: [email protected] Tel.: 0711 126-2660 /-2941 Internet: www.hfwu.de/ILU E-Mail: nachhaltigkeitsstrategie@um .bwl.de Gemeindeverwaltung Pleidelsheim Internet: Bürgermeister Ralf Trettner www.nachhaltigkeitsstrategie.de Marbacher Straße 5 74385 Pleidelsheim Statistisches Landesamt Tel.: 07144 264-0 Baden-Württemberg (StaLA) Fax: 07144 264-28 Böblinger Str. 68, 70199 Stuttgart E-Mail: [email protected] Tel.: 0711 641-0, Fax: -2440 Internet: www.pleidelsheim.de E-Mail: [email protected] Internet: www.statistik-bw.de

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