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29. November 2013 Nr. 756 LiebfrauenBrief www.liebfrauen.net 48 Liebfrauenbrief Nr. 741 48 INHALT „UND NUN KONNTE WIEDER LIEBEN/ WAS ERST AUSEINANDER FIEL 3 „EIN ORT, DEN GOTT SELBER SICH GESCHAFFEN HAT“ 8 Liebe ORTSAUSSCHUSS FÜR LIEBFRAUEN 10 STARKE, VOLLE, TIEFE WOCHE DES HEILS11 Mitchristen, JESUS SETZT DAS HERZ IN FLAMMEN 12 EIN LICHT FÜR ST. ANTONIUS 13 Liebfrauen ist ein Ort, an dem es viel Bestän- MITARBEITERFEST - RÜCKBLICK 14 diges gibt, aber auch viel Veränderung. So CHÖRE AUS LIEBFRAUEN IN PRAG 16 auch jetzt wieder. Am Franziskusfest durften VON DER FREUDE DES TEILENS 18 wir erfreulicherweise zwei Ordensschwestern UMZUG AN ST. MARTIN 19 aus der Gemeinschaft „Königin der Apostel“, ZUM WUNDERBAREN TEAM Sr. Nita und Sr. Gretta, begrüßen, die jetzt das GEWORDEN 20 Leben in Liebfrauen mitgestalten. WALLFAHRT DER LITURGISCHEN Ich selbst verabschiede mich mit diesem Lieb- MITARBEITER 22 frauenbrief von Ihnen. Nach dreijähriger „WERDET BOTSCHAFTER FÜR Tätigkeit in Liebfrauen kommt zu Beginn des RUMÄNIEN 24 neuen Jahres eine neue Aufgabe auf mich zu. LIEBFRAUEN BEI FACEBOOK 26 Mein Nachfolger wird ein Alt-Bekannter sein: BETEN PER APP 27 P. Christophorus wird meine bisherige Aufga- NEUE SCHWESTERN AN LIEBFRAUEN 28 be in Liebfrauen übernehmen. ADIEU FRANKFURT ..... 30 Kommen und Gehen, Ankunft und Abschied: PERSONELLE VERÄNDERUNGEN 32 nichts Neues in Liebfrauen. Darüber und über NOTENSCHLÜSSEL 34 vieles andere, was mit dem Leben in Liebfrau- MUSIK IN LIEBFRAUEN 36 en zu tun hat, können Sie in diesem Liebfrau- BILDUNGSWERK LIEBFRAUEN 38 enbrief wieder lesen. INFORMATIONEN & Ihnen allen wünsche ich eine besinnliche und VERANSTALTUNGEN 39 möglichst stressfreie Adventszeit, frohe und SEELSORGE 45 gesegnete Weihnachtstage und für das neue KALENDER 46 Jahr 2014 Gottes Nähe und Segen an jedem Tag! TITELBILD: LUMINALE 2012 Foto: P. Harald Weber IMPRESSUM Herausgeber Katholisches Pfarramt Liebfrauen, Frankfurt Namentlich gekennzeichnete Artikel entsprechen nicht Telefon 069-297296-0; Fax 069-297296-20 unbedingt der Meinung der Redaktion. Artikel können E-Mail [email protected] redaktionell überarbeitet werden. Redaktionsanschrift Redaktion Liebfrauenbrief, Nächste Ausgabe Freitag, 17. Januar 2014 Schärfengäßchen 3, D-60311 Frankfurt am Main Redaktionsschluss Montag, 19. Dezember 2013 Redaktion P. Norbert Schlenker (v.i.S.d.R.), Br. Paulus Ter- witte, Hannelore Wenzel, Sr. Gretta Rosario, P. Christopho- Sie können das Leben und die vielen Tätigkeiten rus Goedereis, Karen Semmler, Annekatrin Warnke (Korr.), an Liebfrauen durch eine Spende unterstützen: Beate Emde (Korr.) Konto 140 008 761, Nassauische Sparkasse Layout & Satz Karen Semmler Frankfurt, BLZ 510 500 15. Auflage 2000 Für jede Spende stellen wir Ihnen auf Anfrage Druck Gemeindebrief Druckerei, Groß Oesingen eine steuerlich absetzbare Spendenquittung aus. 2 Liebfrauenbrief Nr. 756 IMPULS „Und nun konnte wieder lieben / Was erst auseinander fiel.“ Eine Annäherung an Weihnachten mit J.W. v. Goethe So viel Volk war selten! 2012 bekam im Rah- men der Frankfurter Luminale auch die Lieb- frauenkirche Besuch von Lichtfarben aller Art. Abend für Abend strömten Menschen- massen in die Kirche. Ein andächtiges Staunen bei den einen, ein erstauntes Raunen bei ande- ren. In der Mehrzahl in Sachen Kirche eher Ungeübte bevölkerten unsere Kirche. Was hat sie bewogen, sich vom Lichterspiel in der Kir- che anziehen zu lassen? Ach, was ist die Nacht der Ferne Für ein Abgrund, für ein Schmerz! Darauf müssten die Besucherinnen und Besu- cher am besten selber antworten. Ohne dem einzelnen zu nahe treten zu wollen: Ich glaube, viele wollten etwas wiederentdecken. Ein katholischer Investment-Banker beschrieb es dieser Tage in einem anderen Zusammenhang so: Ich gehe zum Gottesdienst wegen der Mystik. Er fügte hinzu: Und nicht wegen der Musik. Dem Theater. Gehe ich diesen Worten nach, entdecke ich in den Besuchern der Lichtnacht 2012 Sehnsucht nach etwas, von dem in tiefer Vergangenheit Br. Harald bei ihnen schon einmal, sofern sie christlich aufwuchsen, die Rede war: Sehnsucht nach dem Himmel. Nach einer Größe, die sich nicht Durch leidvolle Erfahrungen oder durch sol- groß gegen andere macht, nach einer Größe, che von Gleichgültigkeit ist dieses Sehn- die mit und für andere groß ist und groß suchtslernen bei vielen verödet. Und wenn macht. Nach einer Einheit des Himmels und nicht verödet, dann umgelenkt worden, weg der Erde, nach einem Frieden, in dem Erfül- von der Kirche und hin an andre Stätten der lung des Lebens Wahrheit wird. Stillung von Durst nach dem Ewigen. 3 IMPULS Und er sprach das Wort: ,Es werde!' als er „in die Wirklichkeiten brach“ - und sich Da erklang ein schmerzlich Ach! sozusagen trennte von sich selber. Worauf es Als das All mit Machtgebärde mir hier ankommt: Hier wird in Worten ausge- In die Wirklichkeiten brach. drückt, worunter nicht wenige leiden: Die Aufkündigung der Einheit. Das Gefühl, dass In der Nacht der Luminale 2012 hat mich das wir in uns selber gespalten sind. Dass wir lie- Staunen der Vielen beeindruckt. Es war eine ben können wie Gott. Und doch hassen. Dass Einheit unter denen spürbar, die dem Licht wir aufbauen können wie Gott. Und doch zer- zuschauten, die Musik und die Worte auf sich stören. Dass wir „Frieden“ können wie Gott. wirken ließen. J. W. v. Goethe will ich dazu Und doch Unfrieden befördern. Dass wir leben zitieren, sein Gedicht „Wiederfinden“. Darin können wie Gott. Und doch sterben müssen. geht er auf den Trennungsschmerz von seiner Mit einem Wort: Dass wir nicht eins sind mit Geliebten ein. Er bettet diesen Schmerz ein in unserer göttlichen Herkunft. Obwohl wir den Schmerz Gottes, als er die Welt erschuf, ahnen, dass wir genau dazu geschaffen sind. Br. Harald 4 Liebfrauenbrief Nr. 756 IMPULS WIEDERFINDEN Stumm war alles, still und öde, Ist es möglich! Stern der Sterne, Einsam Gott zum erstenmal! Drück' ich wieder dich ans Herz! Da erschuf er Morgenröte, Ach, was ist die Nacht der Ferne Die erbarmte sich der Qual; Für ein Abgrund, für ein Schmerz! Sie entwickelte dem Trüben Ja, du bist es! meiner Freuden Ein erklingend Farbenspiel, Süßer, lieber Widerpart; Und nun konnte wieder lieben Eingedenk vergang’ner Leiden, Was erst auseinander fiel. Schaudr' ich vor der Gegenwart. Und mit eiligem Bestreben Als die Welt im tiefsten Grunde Sucht sich, was sich angehört, Lag an Gottes ew'ger Brust, Und zu ungemeßnem Leben Ordnet' er die erste Stunde Ist Gefühl und Blick gekehrt. Mit erhab’ner Schöpfungslust, Sei's Ergreifen, sei es Raffen, Und er sprach das Wort: ,Es werde!' Wenn es nur sich faßt und hält! Da erklang ein schmerzlich Ach! Allah braucht nicht mehr zu schaffen, Als das All mit Machtgebärde Wir erschaffen seine Welt. In die Wirklichkeiten brach. So, mit morgenroten Flügeln, Auf tat sich das Licht! So trennte Riß es mich an deinen Mund, Scheu sich Finsternis von ihm, Und die Nacht mit tausend Siegeln Und sogleich die Elemente Kräftigt sternenhell den Bund. Scheidend auseinander flieh’n. Beide sind wir auf der Erde Rasch, in wilden, wüsten Träumen Musterhaft in Freud' und Qual, Jedes nach der Weite rang, Und ein zweites Wort: Es werde! Starr, in ungemeß’nen Räumen, Trennt uns nicht zum zweitenmal. Ohne Sehnsucht, ohne Klang. (Goethes Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bdn. Hg. von Erich Trunz. Hamburg 1948-1964. 7. Aufl. 1965; S. 83f) 5 IMPULS Das Gedicht entstand am 24. September 1815 weil darin etwas vom Lichtspiel Gottes ver- in Heidelberg. Tags zuvor war eine Familie kündet wird, das sich zur Straße, zur Stadt, zu Willemer Goethe nach Heidelberg nachge- den Vorbeiziehenden hin ereignet. reist, für ihn völlig überraschend. Er hatte bis zum 17. September einen Monat auf der Ger- Es geht an Weihnachten nicht um ein Kind, bermühle bei Frankfurt mit ihnen verbracht. um ein privates Ereignis: Christen begehen Von einem Wiedersehen war nicht die Rede das Fest der wiederlangten Einheit. Das Fest gewesen. Tochter Marianne Willemer hatte der Initiative Gottes, der mit seinem Licht die das Wohlgefallen des Geheimrats gefunden. ganze Welt erfüllen will. Er füllt das Wesen des Menschen, das uns ausmacht, mit seiner Die erste und die letzte Strophe des Gedichts Gegenwart. Er sucht die Einheit mit denen, die spricht von der Verbindung, die er spürt. Darin sich von ihm getrennt haben: „Durch Jesus ist auch vom Schmerz der Trennung die Rede, Christus schaffst du den Menschen neu und der in ihm noch lebendig ist. Zugleich lebt das schenkst ihm ewige Ehre. Denn einen wunder- Gedicht von der Sehnsucht und unbändigen baren Tausch hast du vollzogen: dein göttli- Freude, mit der Geliebten wieder vereint zu ches Wort wurde ein sterblicher Mensch, und sein. Die Gewalt dieses Gefühls von Schmerz wir sterbliche Menschen empfangen in Chri- über Trennung und Freude über die wiederge- stus dein göttliches Leben“ (Kirchengebet an fundene Einheit weitet er aufs Kosmische hin. Weihnachten). Er spricht von der Einsamkeit Gottes nach der Erschaffung der Welt, vom Chaos der Schöp- So, mit morgenroten Flügeln, fung und von der Lust Gottes, dieses Chaos zu Riß es mich an deinen Mund, ordnen – im Lichtspiel der Morgenröte. Und die Nacht mit tausend Siegeln Kräftigt sternenhell den Bund. Sie entwickelte dem Trüben Ein erklingend Farbenspiel, Die Menschen, die vom Licht angezogen zur Und nun konnte wieder lieben Luminalewoche strömten, verdienen unsere Was erst auseinander fiel. Wertschätzung. Eine ähnliche, wie sie J.W. v. Goethe und vielen anderen Dichterinnen und Das „erklingende Farbenspiel“ sagt mir neu Dichtern gebührt. Es ist nicht unsere Aufgabe, etwas vom Engelgesang. Mir wird die Wucht Menschen zu beurteilen. Wir sind eher froh, bewusst, mit der sich der letzte buchstäbliche wenn wir das Licht von Gott in unseren Mit- Einfall Gottes in seine Schöpfung bis hinein in menschen erkennen. Wir werden als Christen die Krippe vollzieht. Gottes Schrei nach um so glaubwürdiger, wenn wir in der Sehn- Gemeinschaft und seine Sehnsucht, uns Men- sucht und im Ringen unserer Zeit- und Vor- schen wiederzufinden – in einer fremden Spra- zeitgenossinnen und -genossen auf neue Art che in einem Gedicht mit Worten, die ich nicht ausgedrückt sehen, was wir glauben.