02-03/2010

RELIGIONSUNTERRICHT h e u t e Informationen des Dezernates Schulen und Hochschulen im Bischöflichen Ordinariat Mainz heute U R

Maria Titel: Marc Chagall, Maria-Fenster, St. Stephan/Mainz, © VG Bild-Kunst, Bonn 2010 Titel: Marc Chagall, Maria-Fenster, Christliches Magnificat Marienfeste und ­Menschenbild im Marienlieder Gebete Hinblick auf Maria Literarisches zu Maria in der Maria im NT Maria bildenden Kunst Maria im Islam

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 EDITORIAL 3 Felicitas Janson „Von Maria nie genug“. SCHWERPUNKT Lesehilfen zu Mariendarstellungen 32 Karl Kardinal Lehmann Stundenbuch Maria 38 Das christliche Menschenbild Mainzer Madonnen, Bildkartei 40 im besonderen Hinblick auf Maria, die Mutter Jesu 4 Barbara Huber-Rudolf Peter Wolf Der Satan, die Palme und Gottes Prophet: Maria in den Evangelien Maria nach islamischer Tradition 43 des Neuen Testaments 8 AUS DER PRAXIS Claudia Sticher Eva Reuter Unsere liebe Frau – Maria. unsere prophetische Frau. Eine Unterrichtsreihe mit Stationen Das Magnificat als Bündelung für das 3. Schuljahr 47 alttestamentlicher Verheißung 12 David Hüser Mechtild Bitsch-Molitor Internationale Ministranten-Wallfahrt „Mit Maria preist den Herren“. nach Rom 52 Marias Lied in neuen Tönen 18 Iris Junker Christiane Schäfer Der Lobgesang der Maria. Wunderschön prächtige. Vertonung 74 Kleine Geschichte eines großen Marienliedes 23 PERSONALIA 52 Gertrud Pollak REZENSIONEN 53 „Ich fliehe vor den frommen Bildern – sprach die Mutter Gottes“. Fortbildungsprogramm 2010/11 58 Literarisches zu Maria – AUS DEN ARBEITSSTELLEN drei Gedichte 28 Anschriften 66 Franz Weinert Marienfeste und Gebete 30 Neuanschaffungen 67

Religionsunterrichtheute Schriftleitung: Offizielle Äußerungen des Dezernates Auflage 4.000 Informationen des Dr. Norbert Witsch Schu­len und Hochschulen werden als Religionsunterrichtheute ist eine ­kostenlose heute Dezernates Schulen und ­sol­che gekennzeichnet. Alle übrigen Bei- Informationsschrift des Dezernates Schulen Hochschulen im Redaktion: träge drücken die persönliche Meinung und Hochschulen im Bischöflichen Ordi- U Bischöflichen Ordinariat Hans-Jürgen Veit des Verfassers aus. nariat Mainz. Mainz Georg Radermacher R Zur Mitarbeit sind alle Leser/innen ­herzlich Irene Veith Nachdruck oder Vervielfältigung nur mit eingeladen. 38. Jahrgang (2010) Dr. Andrea Velthaus-Zimny besonderer Genehmigung der Redaktion. Manuskripte, Anregungen oder Veran­stal­ Heft 2/3 September 2010 Ausgenommen sind Fotokopien für den tungshinweise bitte direkt an die ­Redaktion ISSN: 1611-2318 Anschrift der Redaktion: Gebrauch im Unterricht. einsenden (gerne auch per ­E-mail). Dezernat IV Wir danken Herrn Dr. Winfried Wilhelmy, Herausgeber: – Schulen und Hochschulen – Die Redaktion ist immer bemüht, sich mit Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Dezernat IV Bischöfliches Ordinariat Mainz allen Rechteinhabern in Verbindung zu Mainz, für die die Bereitstellung der Bilder. – Schulen und Hochschulen – Postfach 1560 setzen. Die Veröffentlichung von Copyrights Bischöfliches Ordinariat Mainz 55005 Mainz ohne Rücksprache geschieht immer aus Gestaltung: Druck: Postfach 1560 E-mail: [email protected] Versehen, bitte setzen Sie sich in diesem Creative Time Dinges & Frick 55005 Mainz Internet: www.bistummainz.de/ru-heute Fall mit der Redaktion in Verbindung. Mainz Wiesbaden E-mail: schulen.hochschulen@ bistum-mainz.de

2 EDITORIAL

Sehr geehrte, liebe Religionslehrer und Religionslehrerinnen,

„Zuerst kommt Jesus Christus, dann lange nichts, vielleicht nifikat, nimmt seit jeher irgendwann Maria.“ So oder ähnlich werden manche von einen festen Platz in der uns denken, wenn sie gleichsam eine ‚Prioritätenliste’ der Liturgie und auch im für ihre eigene Spiritualität leitenden Orientierungen, künstlerischen Schaffen aber auch der für den Religionsunterricht relevanten The- der Musiker und Dichter men erstellen sollten. Die Zurückhaltung mag vielfältige ein. Diesem Hymnus gel- Gründe haben: Unverständnis für bestimmte Formen der ten deshalb zwei weitere Marienfrömmigkeit, die theologisch begründete Sorge um Beiträge unseres Heftes: das angemessene Gottesbild und den rechten Stellenwert Claudia Sticher erläutert der Mutter Jesu, vielleicht auch auch die ökumenische die kunstvolle Komposition des Magnifikat aus Texten des Rücksichtnahme gegenüber den Glaubensauffassungen Alten Testaments. Wie stark gerade dieses Lied der Maria anderer Konfessionen. Freilich gibt es auch andere Akzente auch im neueren Liedschaffen Berücksichtigung findet, – eine neue Betonung Marias als Frau durch Frauen, neue zeigt Mechthild Bitsch-Molitor an zahlreichen Beispielen. mariologische Ansätze und einfach die schlichte Erfahrung, Die Beschäftigung mit Maria hat darüber hinaus eine große dass der Weg mit ihr im eigenen Leben hilfreich ist. Zahl weiterer Lieder und literarischer Texte hervorgebracht, die hier nur exemplarisch vorgestellt werden können: Objektiv festzuhalten ist, dass Maria zu allen Zeiten gläu- Christiane Schäfer gibt einen Einblick in die bewegte Ge- bige Christen (und manchmal auch andere) zu faszinieren schichte des Marienlieds „Wunderschön prächtige...“ Den vermochte. Als die menschliche Mutter Jesu Christi wird Bereich der Dichtung erschließt Gertrud Pollak anhand sie nicht nur wegen ihrer herausragenden Stellung in der ausgewählter Mariengedichte. Auch die bildende Kunst Heilsgeschichte verehrt, Gläubige sahen und sehen in hat Maria zu vielfältigen Gestaltungen inspiriert. Felicitas ihr auch ein Sinnbild gelungener gläubiger Existenz vor Janson stellt dazu herausragende Beispiele aus unserem Gott. Schon im Neuen Testament und in frühen Gebeten Bistum vor. Ergänzt wird dieser Beitrag durch die Bildkartei der Kirche liegt offen, wie die Begegnung mit ihr Men- in der Mitte des Heftes. Die Gestalt Marias hat nicht nur schen immer wieder in ganz unterschiedlicher Weise zum zu großen künstlerischen Darstellungen herausgefordert, Nachdenken gebracht hat, zum Gebet, zum künstlerischen sondern prägt auch das Kirchenjahr in vielfältiger Weise, Bilden, Texten und Komponieren. Gerade eine nähere Be- wie uns Franz Weinert zeigt. Einen über die unmittelbar schäftigung mit diesen vielfältigen Facetten bietet deshalb jüdisch-christliche Tradition hinausgehenden Zugang zu die Chance, Maria zu begegnen, sie im richtigen Licht zu Maria eröffnet schließlich Barbara Huber-Rudolf, die das entdecken, das Verständnis unserer Glaubensüberlieferung Bild Marias in der islamischen Tradition nachzeichnet. Im zu vertiefen und Anregungen für den eigenen Weg mit praktischen Teil finden sich Beiträge von Eva Reuter und Gott zu bekommen. Iris Junker zum Thema.

Grund genug also, das vorliegende Heft von „RU-heute“ Zusammen mit dem Redaktionsteam wünsche ich Ihnen dem Thema Maria zu widmen, um es aus unterschiedlichen viel Freude beim Lesen, vielleicht auch neue Entdeckungen Perspektiven zu erschließen. Die beiden ersten Beiträge für Ihr eigenes Glaubensverständnis und die Gestaltung eröffnen eine grundsätzliche Sicht auf die Gestalt Marias: Ihres Unterrichts. Ich grüße Sie herzlich Karl Kardinal Lehmann legt dar, wie sich die grundlegenden dogmatischen Wahrheiten über Maria im Sinne einer tiefe- ren Bestimmung des christlichen Menschenbildes auslegen lassen. Peter Wolf führt uns auf die unhintergehbaren Grundlagen aller Aussagen über Maria zurück, indem er Ordinariatsdirektorin nach dem Bild Marias in den Evangelien fragt. Vor allem Dr. Gertrud Pollak der Lobgesang der Maria im Lukasevangelium, das Mag- Dezernentin für Schulen und Hochschulen

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 3 SCHWERPUNKT

Das christliche Menschenbild

In besonderem Hinblick auf Maria, die Mutter Jesu

Von Karl Kardinal Lehmann

I. Mariologie und Menschenbild Wir wollen an eini- Es gibt viele Zugänge zur Person und zur Stellung Marias gen Richtpunkten in der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. Die besonders darstel- ­Mariologie als ein systematischer Traktat der dogmati- len, wie das christ- schen Theologie ist ein relativ spätes Ergebnis theolo- liche Menschenbild gischer Reflexion. Sonst sind die Aussagen über Maria im Hinblick auf zunächst im Kontext des Bekenntnisses zu Jesus Christus, ­Maria eine letzte Bestimmung und besondere Konkreti- zur Herrlichkeit der Gnade Gottes und zur ­Kirche als sierung erfährt. ­Mysterium zu finden. So sind auch die Aussagen über­Maria im „Katechismus der Katholischen Kirche“ an mehreren 1. Transzendenz und Gottesbezug Orten zerstreut, obgleich sie natürlich miteinander in enger Verbindung stehen (vgl. nur die Übersicht im Sachregister: Der Mensch geht nicht auf in dieser Welt und auch nicht KKK 798f). Der deutsche „Katholische Erwachsenenkate- in den Rollen, die er in ihr spielt. Gott hat ihn bei seinem chismus“ hat eine etwas stärker ­systematische Struktur eigenen Namen gerufen und ihn mit einer einzigartigen (vgl. 166–182) und ­entfaltet alle Aussagen über Maria in Würde ausgestattet. Die Würde und die Freiheit des Men- einem Zusammenhang. Lange Zeit hat die ­Mariologie die schen sind darin begründet, dass er Bild und Gleichnis einzelnen dogmatischen Erkenntnisse über die Mutter Got- Gottes in dieser Welt ist. Er darf damit niemals Mittel zum tes relativ indifferent nebeneinander gestellt. Dabei fällt Zweck werden. Er muss aber auch eine Distanz einhalten zu freilich immer schon auf, dass die Marienlehre ein Kris- den ihn umgebenden Dingen dieser Welt, die ihn bei allem tallisationspunkt für zentrale dogmatische Disziplinen ist: Umgang mit ihnen nicht versklaven dürfen. Diese stän- Christologie und Trinitätslehre, Ekklesiologie und Eschato- dige Bewegung im Denken und Wollen über sich hinaus logie, Gnadenlehre und Soteriologie. Diese verschiedenen ist jedoch nicht einfach ein ewiges Transzendieren, ohne Traktate bringen recht unterschiedliche Perspektiven. je an einem Ziel anzukommen. Der Mensch überschreitet Wenn man sie in dieser Divergenz betrachtet, entsteht sich selbst unendlich. Er kann seinen Hunger nur stillen die Gefahr, dass die einzelnen Erkenntnisse voneinander in Gott selbst. Nur Gott gibt dem Menschen auch gegen getrennt werden und durch die Spezialisierung immer alle Fraglichkeit und Brüchigkeit der eigenen Existenz weiter auseinanderstreben. Es ist deshalb verständlich, einen letzten Halt. dass man immer wieder auch gefragt hat, von welchem Grunddatum aus man die einzelnen dogmatischen Wahr- Maria zeigt uns diese Transzendenzbewegung des Men- heiten über Maria ableiten kann. Dieses Streben ist nicht schen und den Gottesbezug in besonders reiner Ausprä- ganz neu. Besonders seit der dogmatischen Entscheidung gung. Bei allen Anfechtungen und Versuchungen fällt die über die Gottesmutterschaft Mariens auf dem Konzil von Hinwendung Mariens zu Gott nie auf sie selbst zurück. Ephesus (431) ist „theotokos“ (Gottesgebärerin) zu einem Sie wirft wirklich mit letztem Vertrauen alles auf Gott. Sie solchen Bestimmungsgrund geworden, aus dem die an- erwartet nur von ihm die Erfüllung ihres Lebens. Darum deren Dogmen abgeleitet ­worden sind. ist sie mit Recht die Magd des Herrn. Es gibt bei ihr auch

4 SCHWERPUNKT

nicht die Enttäuschung, dass die Zuwendung zu Gott hohl Bei Maria gibt es etwas, was in dieser Weise bei uns und leer wird. In diesem Sinne ist sie wirklich auch das ­übrigen Christen nicht so verwirklicht wird: Aufgrund ihrer Urbild des Glaubens. In letzter Ausweglosigkeit glaubt sie Bewahrung vor der Ursünde gibt es einen wunderbaren allein an die Macht Gottes: Er ist ihr Retter. Ineinsfall von Schöpfung und Erlösung. Dies bringt eine neue Dimension ins Spiel. Sie muss jedoch recht verstanden 2. Kreatürlichkeit und Fiat-Bereitschaft­ werden. Das Wunder Gottes besteht darin, dass sein Heil allen Erfolgsregeln der Welt zum Trotz in die Niedrigkeit Geschöpflichkeit ist eine das ganze Wesen des Menschen kommt. Gott verbirgt sich im Kleinen, Vergessenen und im umfassende und durchgreifende Bestimmung. Er schafft Geringgeschätzten. Maria singt darum das Lied der Armen sich nicht selbst. Weder ist er einfach schicksalhaft in diese und Kleinen von der unbesiegbaren Hoffnung.1 Welt geworfen noch ist er ein unsteter Wanderer am Rand des Kosmos. Der Mensch verdankt sein Dasein in dieser 3. Leib-seelische Ganzheit Welt mit allen seinen Gaben ganz und gar Gott allein. Es ist immer ein Wunder, dass Gott etwas schafft und ins Leben Zu den grundlegenden Perspektiven des christlichen ruft. Darum kann der Mensch sich nicht völlig in dem Sinne Menschenbildes gehört die Einheit von Seele und Leib. selbst bestimmen, dass er sich die Gesetze seines Lebens Das Thema ist viel weniger nebensächlich, als es vielleicht vorgibt und keine Bestimmung irgendwelcher Art „von scheint. Abgelehnt wird zunächst ein Dualismus, der zwei außen“ annehmen kann. Vielmehr verlässt er sich auf die sich ausschließende Prinzipien, nämlich des hohen Geistes Führung und Fügung Gottes in seinem Leben. und der niederen Materie, entgegensetzt. Verworfen wird aber auch ein Monismus jedweder Art, der die gesamte Geschöpflichkeit heißt weiter, in einem freundlichen Wirklichkeit auf ein ausschließlich geistiges oder aus- Umgang zu leben mit den Mitkreaturen. Sie sollen zwar schließlich materielles Prinzip zurückführen möchte. Wie durchaus der Welt des Menschen beigesellt und ihm immer man metaphysisch das Leib-Seele-Problem lösen zugewandt werden, aber nicht indem er sie einfach für will, man muss wohl an der Wesensverschiedenheit von sich nützt und unterjocht. Der Mensch, der seine Krea- Leib und Seele festhalten, darf sie aber nicht ihrer Seins- türlichkeit annimmt, übernimmt sich nicht, betrachtet art nach in einen unüberbrückbaren Gegensatz stellen. alles, was ist, geschwisterlich und bekommt auch noch Insofern ist die aristotelisch-thomasische Lösung, die im ein positives Verhältnis zu seinem Bruder Tod. Wenn er Prinzip auch der theologischen Anthropologie entspricht2, sich als arm empfindet, dann weiß er, dass Gott ihm eine heute noch außerordentlich aktuell: die Seele ist das unvergleichliche Fülle schenken kann. ­Prinzip und die Form des Lebens, die dem Leib erst Wirk- lichkeit und Wirken gewährt. Maria ist ein Geschöpf, das sich ganz und gar dem Herrn verdankt. So lässt sie sich von ihm auf ihrem Lebensweg Dies hat zur Konsequenz, dass der menschliche Leib führen, obgleich dieser nach menschlicher Auffassung nicht einfach ein beliebig zu manipulierendes Instrument völlig unverständlich ist und ihr nur Schande bringen des menschlichen Geistes ist. Vielmehr ist das Leibliche kann. Maria weiß in ganz besonderer Weise, dass Gott ­lebendiger Ausdruck und getreuer Spiegel geistiger und besser für sie sorgt als sie selbst. Darum spricht die Magd seelischer Vollzüge. Das menschliche Antlitz, aus dem des Herrn ihr vorbehaltloses „Fiat“: Bei Gott ist kein Ding die Einzigartigkeit und Würde eines Menschen spricht, unmöglich, mir geschehe nach deinem Wort. Dabei bedarf ist dafür ein gutes Beispiel. Auch wenn zwischen Leib diese Bereitschaft Marias, ganz für den Herrn zu leben, und Seele eine Wesensdifferenz waltet, gibt es doch noch einer besonderen Deutung. Die Fiat-Bereitschaft einen tiefen form- und gestaltgebenden, konstitutiven darf nicht mit Passivität verwechselt werden. Indem sich Zusammenhang. Der Leib ist darum das Realsymbol des Maria ganz zu Gott hin öffnet, empfängt sie die Kraft, die menschlichen Geistes. sie trägt und in ungeahnter Weise erfüllt. Maria glaubt an den Gott des Wunders, der aus freier Liebe die Welt ins Man muss dies nun streng im Hinblick auf Maria sehen. Dasein ruft, der bedrängte Menschen aus dem Tode rettet Zwei Heilsgeheimnisse in diesem Leben haben mit der und der den Armen niemals im Stich lässt. leib-seelischen Ganzheit grundlegend zu tun, nämlich die

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 5 jungfräuliche Geburt Jesu aus Maria und die Aufnahme Leib gerettet. Aber damit zeigt Maria in ihrer Vollendung, der Mutter Gottes mit Leib und Seele in den Himmel nach dass der Christ die Materie nicht geringschätzt, sondern ihrem Tod. dass er sie selbst bewahrenswert hält für die ewige Voll- endung durch Gott. Darum liebt der Christ viel inniger Schon die ersten christologischen Reflexionen zeigen, und viel tiefer die Materie als jeder Materialist, der sich dass Jesu Herkunft nicht aus den bisherigen Erklärungs- nur in sie verkrallt. versuchen der Menschen abgeleitet werden kann. Kein Schema und kein gebräuchlicher Hoheitstitel, kein Name Das Neue Testament stützt diese Sicht der Leiblichkeit, vor und keine Würdebezeichnung passen unverändert auf ihn. allem in der Theologie des Leibes beim heiligen Paulus.4 Darum treibt die Frage, woher Jesus kommt, immer wieder Auch der Leib gehört in die Sphäre des Heiles. Dies kann schon die ersten Theologen um. Wenn die Antwort gegeben der Christ in besonderer Weise bei Maria lernen. wird, dass er der einzige Sohn Gottes ist, lässt sich auch seine Zeugung und seine Geburt nicht auf dem üblichen Maria ist darum in besonderer Weise zur Tugend, d.h. zu menschlichen Weg erklären. Er stammt aus Gott selbst. leibseelischer Integration aller Grundkräfte fähig. Aber was Er tritt unmittelbar aus den Tiefen Gottes durch Maria in damit gemeint ist, braucht längst nicht so abstrakt und unsere Welt hinein. Er ist wahrhaftig aus Gott geboren. „blutleer“ gedacht zu werden, wie es oft geschieht. Wer Dies spiegelt sich in Maria dadurch, dass sie ihr Kind ohne alle emotionalen und triebhaften Kräfte, alle körperlichen das Zutun eines Mannes empfängt und ganz offen ist für Bedürfnisse und seelischen Situationen in Harmonie mit das wunderbare Wirken des Geistes in ihr. Die jungfräuliche Geist und Willen lebt, hat eine ganz andere Möglichkeit Geburt ist nicht einfach ein vages, unbestimmtes, mythi- des unmittelbaren Ausdrucks. Hier gibt es keine falsche sches Symbol, das einen rein geistigen Gehalt zum Aus- Zurückhaltung von Gefühlen. Darum ist uns Maria auch so druck bringt, sondern in der leiblichen Dimension ­erweist nahe im Ausdruck ihres Empfindens. Ich denke, dass dies sich, dass Gottes Sohn wirklich aus dem Vater kommt gerade in der tiefen, von der Volksfrömmigkeit geschaf- und nicht menschlich-irdisch erklärt werden kann. Dieses fenen Verehrung der Schmerzensmutter zum Ausdruck Geheimnis darf jedoch nicht in einem reduktionistischen kommt. Sinn bloß biologisch oder physizistisch verstanden werden. Jesus ist zwar wirklich durch eine reine Initiative Gottes 4. Solidarität und Sendung selbst Mensch geworden, aber es wäre völlig falsch, diese Herkunft nur in der empirischen Ebene erklären zu wollen. Das christliche Menschenbild legt größten Wert darauf, Die letzte Wurzel ist bei aller Manifestation im Leiblichen dass der Mensch immer in seinem Gesamtzusammenhang geistlich und liegt in dem grundlegenden Ja Marias zu mit den Mitmenschen und mit der Menschheitsfamilie Gottes Willen und Ratschluss. Der Leib und die Leiblichkeit steht. Er ist kein Robinson, der sein Leben nur für sich Mariens sind darum realsymbolisch die Pforte, durch die führt. Wenn der Mensch Person genannt wird, dann darf hindurch Gottes reinste Zuwendung für die Welt manifest dies nicht nur individuell im Blick auf sein eigenes Selbst wird. Aber Gott erreicht auch wirklich unsere Welt.3 verstanden werden, sondern bedeutet immer schon Kom- munikation mit anderen, Einsatz für sie und Stellvertre- Eine nicht unähnliche Situation ergibt sich in der Voll- tung. Selbstbestimmung erfolgt nie ohne Eintreten für endung Marias. Der Mensch ist auch im Blick auf seine den Nächsten. Alles, was der Christ tut, bedenkt er auch Vollendung nicht einfach aus der Seele oder dem Geist in seinen Auswirkungen auf andere. allein konstituiert. Der Leib wird nicht einfach abgestreift als das letztlich Überflüssige, als purer Schein und als eine Dies darf nicht romantisch verstanden werden, denn absolut vergängliche Hülle. Die wahre Vollendung des ­Solidarität bedeutet auch das Mittragen fremden Leids, Menschen, die Maria durch ihre Nähe als Gottesmutter zu das man sich zu eigen macht. Es geht immer auch um den ihrem Sohn unmittelbar nach ihrem Tod geschenkt wird, Menschen, der am Leid und Schmerz des anderen nicht lässt den Leib nicht einfach außerhalb des Heils. Natürlich verzweifelt, sondern über sich hinauswächst. erfolgt keine Vergötzung des menschlichen Körpers. Nur durch die Umwandlung und Verklärung hindurch wird der

6 SCHWERPUNKT

Maria begreift sich in ihrem Leben von Anfang an als Glied Schönheit ganz eigener Art. Mit Recht nennen wir dies die in der Heilsgeschichte. Es geht nicht um ihr persönliches Anmut. Es mindert nicht ihre Größe, wenn sie am meisten Wohl und Wehe, sondern sie erhält eine Aufgabe in der von Gott her leuchtet, nicht aus sich allein. Sie hat eine Heilsgeschichte. Ja, künftig wird sie ganz und gar von tiefere Menschlichkeit, wenn sie sich ganz ihrem Sohn dieser Aufgabe in der Geschichte des Heils her verstanden widmet. Sie braucht kein „Amt“, da sie das, worauf alles werden. Deswegen kann auch nie allein von ihr die Rede ankommt, aus ihrer eigenen gläubigen Existenz entfaltet. sein. Immer ist sie die Mutter des Sohnes. Sie bekommt Ihre Armut ist ihr Reichtum. ihr Licht nur von ihm her. Wir sind nichts aus uns allein, sondern nur durch die Gaben, die Gott uns geschenkt Dies ist noch wenig entfaltet. Ich glaube jedoch, dass hat. Der Gnadenschein Gottes richtet sich jedoch nur wir dies immer mehr entdecken werden, gerade auch deshalb auf sie, weil sie die Mutter des Sohnes ist. Und die Frauen selbst, wenn wir einmal die Ebenbürtigkeit gerade in dieser indirekten Beleuchtung strahlt sie um von Mann und Frau genügend anerkannt haben. Erst mit so stärker. Das Gute, das sie tut, wird nicht in direktem der Frage nach der Differenz in der Identität beginnt das Anlauf, gleichsam als Leistung, erobert, sondern kommt richtige Denken. unerwartet und indirekt von selbst. Maria hat eine ganz ungewöhnliche Form der Sendung. Sie zeigt viel mehr So verstehe ich den Blick vom christlichen Verständnis des als wir anderen Menschen, dass wir uns nie in direktem Menschen auf Maria. Weil Maria der christliche Mensch ist, Zugriff auf uns selbst verwirklichen, sondern dass wir uns die konkrete Verwirklichung des vollkommenen ­Christen6, erst selbst weggeben müssen, um uns zu finden. Dies ist darum steht sie bei der Suche nach dem christlichen eine besondere marianische Form der Sendung, die nicht Menschenbild immer an den sensiblen und kritischen im aktiven Einsatz z. B. des Missionars, sondern in der Situationen. Überall wo wir christliche Grundperspektiven liebenden Hingabe der Frau besteht. hinsichtlich des Menschen gefährlich interpretieren, steht sie gleichsam als guter Engel. Dennoch wissen wir, dass 5. Mann und Frau wir das christliche Menschenbild nicht einfach mit Maria, der Mutter des Herrn, identifizieren dürfen. Sie bleibt in Den Menschen gibt es immer nur in der Doppelausgabe von allem Mensch, aber sie steht ganz nahe bei Gott. Sie stellt Mann und Frau. Diese Einsicht gehört zum Grundbestand das unverdorbene Konzept des Menschen dar. Die Größe des christlichen Menschenbildes. Erst Mann und Frau Mariens besteht gerade auch darin, dass sie in ihrem bilden zusammen das ganze Menschsein. Es besteht kein grenzenlosen Vertrauen auf Gott keine Angst hat vor der Zweifel, dass Mann und Frau im tiefsten dieselbe Würde Niedrigkeit und Ohnmacht unseres Lebens. und denselben Rang haben. Darum sind Gleichberechti- gung und Gleichwertigkeit Forderungen, die der Christ Anmerkungen in jedem Fall verteidigen muss. Ich bin fest überzeugt, 1 Vgl. K. Lehmann, Vor dem Wunder der Weihnacht, Freiburg i. Br. dass dann, wenn wir einmal unbestreitbar die gleiche 1987 u.ö., 42ff., 47ff. 2 Würde und die gleichen Rechte für die Frau in Kirche und 2 Vgl. dazu Th. Schneider, Die Einheit des Menschen, Münster 1988; ders., Kritische Texte, Ostfildern 2010, 39ff., 57ff., 109ff., 432ff. ­Gesellschaft durchgesetzt haben, wir uns neu fragen, 3 Vgl. biblisch H. Gese, Vom Sinai zum Zion, München 1974, 130-146. ob denn in dieser – dann fraglosen – Gemeinsamkeit 4 Vgl. K. Lehmann, Verherrlicht Gott in eurem Leib! Vergessene nicht auch Unterschiede sind, die gerade die zauberhafte Wahrheiten über den Sinn des menschlichen Leibes und das Heil. Spannung zwischen Frau und Mann ausmachen. Insofern Hirtenwort des Bischofs von Mainz zur österlichen Bußzeit 1994 = wehren wir uns mit Entschiedenheit gegen alle abstrakte K. Lehmann, Frei vor Gott. Glauben in öffentlicher Verantwortung, Gleich­macherei, die das jeweilige Charisma übergeht.5 Freiburg i. Br. 2003, 107-113. 5 Vgl. dazu K. Lehmann, Glauben bezeugen, Gesellschaft gestalten, Maria scheint mir in diese Richtung zu weisen. Sie ist 52-98; ders., Zuversicht aus dem Glauben, Freiburg i. Br. 2006, 51- 62, 63-77. als Mensch gar nicht geprägt von den üblicherweise als 6 Vgl. K. Rahner, Maria Mutter des Herrn, Freiburg 1956, 1ff, 15ff, 28ff männlich gekennzeichneten Verhaltensweisen: Durch- = ders., Sämtliche Werke 9 (Maria, Mutter des Herrn), Freiburg i. Br. setzungskraft, Empfinden für Macht, eigener Ruhm in 2004, 515-568, vgl. auch 475-511. der Geschichte. Maria hat als Frau eine Größe und eine

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 7 SCHWERPUNKT

Maria in den Evangelien des Neuen Testaments

Von Peter Wolf

Jede Zeit hat auf ihre Wei- war Maria“ (Lk 1,27). In der se nach der Frau gefragt, aramäischen Sprache ihrer die Jesus Christus zur Welt Landsleute hieß sie Mirjam2. gebracht hat. Auch zwei- Der Engel Gabriel grüßt tausend Jahre nach diesem sie im Evangelium mit den Ereignis, das eine neue Zeit- Worten: „Sei gegrüßt, du rechnung hervorbrachte, Begnadete, der Herr ist mit sind wir verwiesen auf das dir“ (Lk 1,28). Das Gruß- Zeugnis der Bibel. Einen wort des Engels meint ganz Schritt dahinter zurück zu wie das lateinische „Ave“ machen auf andere Doku- den Gruß im Sinn von „Sei mente jener Zeit, ist aus- ­gegrüßt!“ Gleichzeitig ist es sichtslos, ja unmöglich. Ei- aber auch eine Aufforderung nes ist ganz offensichtlich: und Einladung zur Freude. In Maria, der Mutter Jesu, gilt diesem Sinn findet sich der bereits in der jungen Kirche Zuruf des Engels in mehre- das Interesse der frühen Afrikanisch „Verkündigung“, Holzplastik Burundi Foto: P. Wolf ren Prophetentexten (Zef 3; Christenheit. Hatte Paulus Joel 2; Sach 9). Sie richten in seinen Briefen lediglich an einer Stelle die Mutter des sich an die Tochter Sion. Diese Bedeutung des Engels- Herrn erwähnt und gewissermaßen nur darauf bestanden grußes gilt es mitzuhören. Damit steht Maria vor uns als und Wert gelegt, dass Jesus Christus in der Fülle der Zeit Verkörperung der „Tochter Sion“3, an der Gott diese seine „von einer Frau geboren“ ist (Gal 4,4), widmen ihr die Verheißung jetzt erfüllt. Evangelisten zunehmend Aufmerksamkeit und Interesse. Viele Ausleger machen darauf aufmerksam, dass Maria nicht mit ihrem persönlichen Namen angesprochen wird, Maria im Lukasevangelium (Lk 1,26-1,56;2,1-52) sondern mit einem Wort, das sie als die „Begnadete“4 charakterisiert. Maria ist „voll der Gnade“. Sein Gruß stellt Lukas überliefert und gestaltet Erzählungen von der sie hinein in den Horizont der Verheißungen Gottes an Kindheit Jesu, in denen er auf die Mutter zu sprechen sein Volk. Maria aus Nazaret ist nach dem Zeugnis des kommt. Was uns hier vorliegt, sind keine Berichte oder gar Lukasevangeliums die wahre Tochter Sion. Sie ist von Gott Gesprächsprotokolle. Es sind Zeugnisse über Ereignisse in her gesehen die Begnadete schlechthin. biblischer Sprache1. In der Gestalt des großen Boten Got- Die Gnade, die sie bei Gott gefunden hat, soll als große tes tritt Gott selbst ein in das Leben einer verlobten, aber Folge haben, dass sie die Mutter Jesu wird. Die daran noch nicht verheirateten jungen Frau in Nazaret. Und jetzt anschließenden Worte in der Botschaft des Engels stellen wird erstmals ihr Name genannt: „Der Name der Jungfrau ihr und dem Leser des Evangeliums vor Augen, wer ihr

8 SCHWERPUNKT

Kind Jesus ist. „Er wird groß sein und Sohn des Höchsten Person geht der Stammbaum nicht in der gewohnten genannt werden“ (Lk 1,32). Um die Größe dieses Kindes Weise weiter. Wir lesen also nicht, wie in der Textform vorzustellen, greift der Engel Gottes zurück auf die Weis- eines Stammbaumes zu erwarten: „Josef war der Vater von sagung des Propheten Natan5: In diesem Prophetenwort Jesus“. Den Lesern und Hörern, die sich inzwischen an die hütete Israel die Erwartung des kommenden Messias. immer gleich lautenden Formulierungen gewöhnt haben, Diese Ankündigung des Engels gilt Maria und macht sie verkündet Matthäus eine ganz andere Geschichte aus der zur Mutter des Messias. Zeit nach der Verlobung Josefs mit Maria. „Noch bevor sie Um das Unglaubliche der Verkündigung für Maria glaub- zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind haft zu machen, hatte der Engel Gabriel sie auf Elisabet empfangen hatte – durch das Wirken des Heiligen Geistes“ verwiesen. Auch sie hat ein Kind empfangen, obgleich (Mt 1,18). Die offensichtliche Schwangerschaft beunruhigt sie und Zacharias hoch betagt sind. Maria folgt gemäß Josef. Da geschieht etwas mitten in Josefs Überlegungen, der Erzählung dem Hinweis des Engels und macht sich die zunächst darauf hinausliefen, sich in aller Stille von eilends auf den Weg zu Elisabet im Bergland von Judäa seiner Verlobten zu trennen. Nach jüdischem Recht der (Lk 1,39-45). Die Erzählung hat ihren inneren Höhepunkt damaligen Zeit hätte er sie bloßstellen können. Das hätte offensichtlich in der Aussage: „Gesegnet bist du mehr als Maria das Leben gekostet. Auf Schwangerschaft außerhalb alle anderen Frauen, und gesegnet ist die Frucht deines der Ehe stand nach jüdischem Gesetz Tod durch Steinigung. Leibes. Wer bin ich, dass die Mutter meines Herrn zu mir Josef ist nach dem Zeugnis des Matthäusevangeliums kommt?“ (Lk 1,42). Nach der Überzeugung des Evangelis- innerlich damit beschäftigt, die Konsequenz aus seiner ten wird die Berufung Marias erst durch das Wirken des beunruhigenden Beobachtung zu ziehen. Da vernimmt er Heiligen Geistes erkannt und ausgesprochen. im Traum durch den Engel des Herrn: „Josef, Sohn Davids, In der Begegnung der beiden war zunächst Elisabet zu fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen, Wort gekommen. Darauf antwortet Maria mit einem denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist“ Lobpreis über Gott, ihren Retter. Dieses Magnifikat (Mt 1,20). Für Matthäus hat sich in der Empfängnis und (Lk 1,46-55) ist ein höchst kunstvoll gestaltetes Lied, das Geburt Jesu durch Maria das uralte Wort des Propheten sehr viele Anklänge an alttestamentliche Aussagen zu Jesaja9 erfüllt. Jesus ist der verheißene Immanuel. Maria einer neuen Ganzheit verbindet. Es beginnt mit Zitaten ist die verheißene Jungfrau, die ihn empfängt und gebiert. aus dem Danklied der Hanna, die Gott für die Geburt ihres Kindes Samuel preist6. Wie einst Hanna ist die werdende Maria im Johannesevangelium (Jo 2,1-11; Mutter Maria voll Glück und Jubel, dass Gott auf ihre 19,25-27) „Niedrigkeit“ schaute. Die folgenden Verse sind aus ver- schiedenen Schriften des AT genommen7. Dies liegt ganz Mit der Erzählung von der Hochzeit zu Kana beginnt die auf der Linie, die wir bereits in den Kindheitsgeschichten Offenbarung der Herrlichkeit Jesu Christi, wie der Schluss- beobachtet haben, wenn dort immer wieder die neue satz (Joh 2,11) festhält. Gleich am Anfang aber spricht der Geschichte mit der Empfängnis durch Maria und mit Evangelist von der Gegenwart Marias. Noch bevor von der der Geburt Jesu auf dem Hintergrund früherer biblischer Einladung Jesu und seiner Jünger die Rede ist, heißt es: Erfahrung gesehen und gedeutet ist. „und die Mutter Jesu war dabei“ (Joh 2,1). Sie ist es, die darauf aufmerksam macht, dass der Wein ausgegangen ist. Maria im Matthäusevangelium (Mt 1-2) Mit diesem Hinweis wendet sie sich vertrauensvoll an Je- sus. Er weist sie zurück und verwendet dabei die ­gegenüber Matthäus beginnt sein Evangelium mit einem Stamm- der eigenen Mutter ganz ungewöhnliche ­Anrede „Frau“. baum8 und führt ihn zielstrebig von Abraham über David Den Grund für die Zurückweisung der Mutter finden und die Babylonische Gefangenschaft bis zu „Josef, dem wir in der Aussage Jesu: „Meine Stunde ist noch nicht Mann Marias, von der geboren wurde Jesus, der der Chris- gekommen“(Joh 2,4). Im Kontext des Johannesevangeliums tus genannt wird“ (vgl. Mt 1,1-16). Es ist ein langer Weg, verweist uns die Rede von der „Stunde“10 auf den Willen der mit manchen Namen an Schuld und Sünde erinnert, der und Plan des Vaters, der in seinem Heilsratschluss die Zeit aber durch Gottes Treue doch zum Ziel führt. Der Stamm- und die Stunde festgesetzt hat. Jesus lässt sich in allem baum führt unmittelbar auf Josef zu. Aber gerade an seiner ganz von seinem Vater bestimmen.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 9 Es zeigt sich, dass Maria die Antwort Jesu nicht als brüs- ger: „Frau, siehe, dein Sohn!“ (Joh 19,26). Es ist wiederum kierende Abweisung versteht, sondern umgehend den die gleiche Anrede wie bei der Hochzeit von Kana. Diese Tischdienern den Hinweis gibt: „Was er euch sagt, das „Frau“, deren bisherige Aufgabe es war, „Mutter Jesu“ zu tut!“ (Joh 2,4). Daraufhin ergreift Jesus die Initiative und sein, bekommt eine neue Mutteraufgabe gegenüber dem gibt den Auftrag, die Krüge „Jünger, den Jesus liebte“. mit Wasser zu füllen11. Die Er wird ihr Sohn. Dann Krüge werden zunächst mit wendet sich Jesus dem den Reinigungsvorschriften Jünger zu und verweist ihn der Juden in Verbindung auf seine Mutter: „Siehe, gebracht. Dann aber fällt deine Mutter!“ (Joh 19,27). auf, dass die angegebenen Im Sinne des Evangelisten Maße alles übertreffen, geht es um einen gegensei- was für eine Hochzeit in tigen Auftrag in einer ganz Kana notwendig wäre. Die entscheidenden Stunde auf Dorfhochzeit von Kana wird Zukunft hin. offensichtlich zum Aus- gangspunkt und Anknüp- Maria im fungspunkt für die große Markusevangelium messianische Hochzeit, wie (Mk 3,31-35) sie die Propheten im Bild des Festmahles mit Wein Markus berichtet davon, im Überfluss (vgl. Am 9,13; dass in der Zeit des öf- Joel 2,24; 4,18; Jes 25,69) fentlichen Wirkens Jesu angekündigt haben. Dabei seine Verwandten sich ist der Wein im Überfluss aufmachen, um ihn zu- die Gabe des Messias12. rückzuholen. Es ist eine In den darauf folgenden Situation voller Spannung. Kapiteln des Johannes- ­Jesus zieht seine Zuhörer evangeliums wird kein Wort Afrikanisch „Pfingsten“, Holzplastik Burundi Foto: P. Wolf den Verwandten vor und über Maria gesagt. Erst bei stellt sie ­damit der eigenen der allerletzten Station des öffentlichen Wirkens, in der Verwandtschaft gleich. Indem er auf die Jünger im Kreis Stunde des Kreuzes, spricht der Evangelist noch einmal um sich blickt, erklärt er diese zu seiner Mutter und seinen von ihr. Wie beim Beginn ist auch in dieser letzten Stunde Brüdern. Als innere Begründung für diese Einschätzung seines Wirkens die Mutter Jesu dabei. Jesus sieht sie und nennt Jesus: „Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für bei ihr den „Jünger, den er liebte“ (Joh 19,26). Auch der mich Bruder und Schwester und Mutter“ (Mk 3,35). Immer Jünger wird wie Maria ohne Namen vorgestellt. Eben dieser wieder wurde diese kurze Szene des ­Markusevangeliums Jünger wird im Johannesevangelium fünfmal mit der im- als eine kritische Erinnerung gegenüber Maria verstanden mer gleich lautenden Formulierung genannt: „der Jünger, und gegen spätere Marienverehrung ins Feld geführt. Das den Jesus liebte“13. Der Evangelist Johannes aber hat wohl Unverständnis, dem Jesus begegnet, ist bei Markus durch nicht ohne Absicht den Namen weggelassen und ihn von sein ganzes Evangelium jedoch so stark thematisiert seiner Beziehung und Liebe zu Jesus her charakterisiert. Für und betont, dass die Bibelwissenschaftler vom „Unver- ihn ist es offensichtlich ein konkreter Jünger. Gleichzeitig ständnismotiv“14 des Markusevangeliums sprechen. Das aber schreibt er über ihn so, dass er zum großen Vorbild bedeutet aber, dass wir damit rechnen müssen, Markus aller künftigen Jünger Jesu wird. hat diesen Zug in seiner Darstellung bewusst verstärkt. Für Maria und den Jünger unter dem Kreuz hat Jesus in Matthäus und Lukas ­jedenfalls haben die Erzählung des der Stunde seines Todes ein letztes Wort, einen bleibenden Markus entschärft und das Urteil der Verwandten nicht Auftrag. Zu seiner Mutter sagt er mit Blick auf den Jün- übernommen15. Für Lukas ist in seinem Evangelium ganz

10 SCHWERPUNKT

offensichtlich, dass er die Aussage Jesu: „Meine Mutter Anmerkungen und meine Brüder sind die, die das Wort Gottes hören und danach handeln“ (Lk 8,21) nicht als Aussage gegen Maria 1 Vgl. F. Mußner, Maria, die Mutter Jesu im Neuen Testament, versteht und verstanden wissen will. Sie ist in seinem 73-82; Gerhard Lohfink / Ludwig Weimer, Maria – nicht ohne Evangelium diejenige, die sich bereits in der Verkündi- Israel, Freiburg 2008, 250-260. 2 Herkunft und Bedeutung des Namens Mirjam sind umstritten, im gungsszene ganz auf Gottes Wort einlässt und es bewahrt. AT bekannt ist die Prophetin Mirjam in der Mosesgeschichte Ex Für ihn gehört sie eindeutig zu den ersten Jüngern der 15,20. Jerusalemer Urgemeinde. 3 Dazu vgl. L. Deiss, Maria, Tochter Sion, Mainz 1961; J. Ratzinger, Die Tochter Sion, Einsiedeln 1977; B. Forte, Maria, Mutter und Maria in der Apostelgeschichte (Apg 1,12-14; Schwester des Glaubens, Zürich 1990, S. 68; K-H. Menke, Fleisch 2,1-4) geworden aus Maria, Regensburg 1999, 31f. 4 κεχαριτωμʹενη vgl. dazu Bruno Forte, a.a.O., 67-66. 5 Zur Natan-Weissagung vgl. 2 Sam 7,1-17 und Jes 9,1-7. Am Ende des Lukasevangeliums, unmittelbar vor der 6 Vgl. 1 Sam 2,1-10. Himmelfahrt, wiederholt Jesus sein Versprechen, seinen 7 Zusammenstellung der alttestamentlichen Parallelen siehe bei Jüngern „die Gabe, die der Vater verheißen hat“, herab W. Kirschschläger, Magnifikat. I. Exegese, in: R. Bäumer / L. zu senden. Dann trägt er ihnen auf: „Bleibt in der Stadt, Scheffczyk (Hg.), Marienlexikon, Bd. IV, St. Ottilien 1992, 235. bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet“ (Lk 8 Mt 1,1-17; zur literarischen Gattung des Stammbaums siehe: J. Heuschen / I. Burkard, Art. .Stammbaum, in H. Haag, Bibel- 24,49). Daran knüpft Lukas in seiner Apostelgeschichte Lexikon, Einsiedeln 1968, 1633-1935. an. Er erzählt noch einmal in etwas anderer Weise von der 9 Vgl. Jes 7,14. ­Himmelfahrt des Herrn16 und zeigt dann, wie die Männer 10 Zur Bedeutung der „Stunde“ im Johannesevangelium vgl. und Frauen der ersten Stunde das Wort Jesu ernst neh- R. Schnackenburg, Das Johannesevangelium, Freiburg 1967, men. Sie kehren in die Stadt Jerusalem zurück und gehen 334-335. in das „Obergemach“ (lateinisch: Coenaculum) hinauf, in 11 Joh 2,7. 12 R. Schnackenburg, a.a.O., 341. dem Jesus das Abendmahl mit seinen Jüngern gehalten 13 Joh 13,23; 19,26; 20,2; 21,7; 21,20. 17 18 hatte . Lukas nennt eine ganze Reihe bei ihrem Namen . 14 Zum markinischen Unverständnismotiv siehe K. Kertelge, Sie sind ihm wichtig. Sie sind die Zeugen des öffentlichen ­Markusevangelium, in: LThK3 Bd 6, Freiburg 1997, 1401. Wirkens und der Auferstehung Jesu: Zuerst zählt er elf von 15 Vgl. Mt 12,46-50; Lk 8, 19-21. den „Zwölf“ auf, die Jesus auserwählt hatte, ohne Judas, 16 Vgl. Lk 24,5052 und Apg 1,9-11. der den Meister verraten hat. Der Kreis der jungen Kirche 17 Vgl. Lk 22,7-13. aber ist von Anfang an größer. Lukas weiß von Frauen und 18 Vgl. Apg 1,13. von Brüdern (Verwandten) Jesu, die zur ersten Jerusalemer Gemeinde gehören. Eine von ihnen nennt er mit Namen: “Maria, die Mutter Jesu“. Sie alle verharren dort einmütig im Gebet, so wie der scheidende Herr es ihnen aufgetragen hat. Dann folgt das Pfingstfest. Lukas ist es wichtig, noch einmal zu betonen, dass alle am selben Ort, eben dem Coenaculum, zusammen sind. Sie alle erfahren gemeinsam die Herabkunft des verheißenen Geistes. Dr. Peter Wolf In Bildern, die aus dem Alten Testament vertraut sind, ist Generalrektor des schildert Lukas den Einbruch des Geistes in die junge Schönstatt-Instituts Kirche: „Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, Diözesanpriester. wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder“ (Apg 2,2-3). Dem Autor der ­Apostelgeschichte kommt es darauf an, dass Maria dabei ist und zu den Geistträgern der jungen Kirche gehört.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 11 SCHWERPUNKT

Unsere liebe Frau – unsere prophetische Frau Das Magnifikat als Bündelung alttestamentlicher Verheißung

Von Claudia Sticher

Warum preist die Jungfrau Maria Gott im Magnifikat Jona singt im Bauch des Fisches einen sehr traditionellen für Dinge, die mit dem, was vorher im Lukasevangelium Psalm (Jona 2,3-10), der wenig mit seiner Widersetzlich- erzählt wird, recht wenig zu tun haben? Erzählt wird die keit gegenüber dem göttlichen Auftrag zu tun hat. Das Verkündigung der Geburt Jesu und der Gang ins Gebirge Moselied (Ex 15,1-18) direkt nach dem Durchzug durchs zu Elisabeth. Im Leben der Maria von Nazareth hat doch Rote Meer spricht vom Zug durch die erstarrte Völkerwelt – soweit wir wissen – bis dahin keine Rolle gespielt, dass und bringt so schon die Landnahme subtil zur Sprache; er die Hochmütigen auseinander treibt oder mächtige davon kann zum Zeitpunkt der Erzählung selbst noch keine Könige vom Thron stürzt. Rede sein, die Wüstenwanderung beginnt ja gerade erst. Diese Lieder sind also keinesfalls Zusammenfassungen des Psalmen – Ruhepunkte innerhalb bis dahin Mitgeteilten. ausgedehnter Erzählungen Was aber für alle diese Lieder zutrifft, ist, dass Gott selbst durch die Lieder charakterisiert wird. Mit dem Stichwort Aus dem Alten Testament kennen wir das Phänomen, „Charakterisierung des göttlichen Aktanten“ kommt man dass eine Erzählung durch Psalmen unterbrochen wird, der wirklichen Leistung der eingebetteten Psalmen schon etwa das Lied der Mirjam und des Mose beim Zug durchs viel näher. Ihre Sänger sind alle, ob männlich, ob weiblich, Rote Meer, das Lied der Hanna im ersten Buch Samuel so etwas wie inspirierte Propheten. Ihre Gesänge reißen oder der Psalm, den Jona im Bauch des Fisches singt. Alle neue Horizonte auf. diese eingebetteten Psalmen (Fachbegriff „embedded psalms“) dienen nicht dazu, die Handlung voranzutreiben. Göttliches Geschichtshandeln – Im Gegenteil bilden sie Ruhepunkte der Handlung. Ihre Sinndimensionen des Magnifikat Funktion lässt sich am ehesten mit der eines „chorus“ in einem Broadway-Musical vergleichen, wie ein amerika- Wenn die Charakterisierungsleistung der eingebetteten nischer Psalmenkommentator (Watts) treffend bemerkt, Psalmen recht schwach sein kann und darf, so mildert ein solcher chorus wird im Idealfall zum „show-stopper“. dies eine eventuelle Verwunderung darüber, dass das Vergleicht man diese eingebetteten Psalmen, so wird ­Magnifikat nicht sonderlich viel mit den vorhergehenden ­deutlich, dass sie allesamt nicht dazu dienen, den ­jeweiligen Versen des Lukasevangeliums zu tun hat, deutlich ab. Sänger oder die jeweilige Sängerin zu charakterisieren. Sie Das Magnifikat dient nicht dazu, die Handlung voranzutrei- stehen teilweise sogar in einem gewissen Kontrast zu den ben. Solange man das Magnifikat liest – und gleiches gilt in der vorauslaufenden Erzählung dargebotenen Inhalten. für Benediktus und Gloria – ist die Handlung angehalten1. Das Lied der Hanna im ersten Buch Samuel (1 Sam 2,1-10) Was den Inhalt betrifft, muss man eher von Kontextabstand – das wichtigste Vorbild des Lobgesangs Mariens – etwa als von Kontextbezug sprechen. Das Magnifikat schließt hat keinerlei speziellen Bezug zur Not der kinderlosen Frau inhaltlich weder an die Botschaft Gabriels (Lk 1,28-37) und ihrem Glück, als ihr Samuel geboren wird. noch an die prophetischen Worte der Elisabeth (1,42-45)

12 SCHWERPUNKT

an. Auch die lexematischen Bezüge sind nicht sonderlich densierte Fassung einer solchen hymnischen Aufforderung stark ausgeprägt. mit Begründung. Das Magnifikat erschließt, wie eingebettete Psalmen sonst Genau genommen wird diese Aufforderung zweimal auch, Sinndimensionen, die über das unmittelbar Erzählte durchlaufen: und von den Personen Erlebte hinausragen. Ganz unvermit- I 1,46f: Meine Seele preist … telt allerdings kommt dies nicht, denn Offenbarung durch 1,48a: DENN er hat herabgeschaut auf die Armut seiner Engelswort ist ja vorausgegangen. Die Charakterisierung Magd. der Sängerinnen und Sänger der Lieder in der Kindheits- II 1,48b: Siehe, von nun an werden mich selig preisen geschichte als „inspirierte“ Menschen wird vorbereitet alle Generationen durch die Erzählung selbst. Das Magnifikat entspringt einer 1,49: DENN Großes hat an mir getan der Mächtige, Situation, die ganz und heilig sein Name. gar durchwirkt ist von Heiligem Geist. Etwas verfremdet tritt In den vier Liedern der die zweite Variante als ­Kindheitsgeschichte Bericht auf, nicht mehr drücken sich nicht als Aufforderung im mensch­liche Gefühle strengen Sinne, doch aus, sondern göttliche finden wir das in Hym- Wirklichkeiten. Der Lob- nen dieser Zeit öfter; es gesang gilt dem gött­ ist das gleiche Element. lichen Geschichtshan- Beim zweiten Anlauf deln. wird nicht Gott, sondern Alles hebt ganz indivi- die Sängerin gepriesen. dualistisch an: Maria Aber auch das ist eine preist den Herrn dafür, Weiterführung des zum was er in ihrem eigenen Gotteslob angestimm- Leben getan hat: „Auf ten Hymnus: Indem die Niedrigkeit seiner die Arme, für die Gott Magd hat er geschaut“, Großes getan hat, ­selig er hat „Großes an ihr gepriesen wird, wird getan“. Doch von hier preisend vom Handeln Botticelli, Madonna del Magnificat, 1483-1485 aus weitet sich ihr Blick: Gottes an ihr geredet. „Sein Erbarmen erstreckt sich durch alle Generationen In dieser doppelten Eröffnung des Gedichts ist alles ganz hindurch über alle, die ihn verehren.“ Damit ist der erste auf die Beterin Maria und ihr eigenes Geschick konzen­ Leseschlüssel durch den Text gegeben: Das, was an der triert: Sie ist „niedrig“, die Gottheit blickt auf sie und tut einen Person Maria geschieht, wird gedeutet, indem es für sie Großes. Daraus erwächst ihr und ihrem Gott in aller diese Person Maria in einen umfassenden Rahmen stellt. Zukunft Lobpreis.

Das Magnifikat – Hymnus in der Tradition In sieben Verbalsätzen wird das Stichwort „Erbarmen mit der Psalmen Israels allen Geschlechtern der Gottesverehrer“ ausgeführt2: 1) 51 Sein starker Arm vollbringt gewaltige Taten. Das Magnifikat ist von seiner Gattung her ein klassischer 2) Er macht die Pläne der Stolzen zunichte. Hymnus. Und wie ein guter Hymnus in der Tradition ­Israels 3) 52 Er stürzt die Mächtigen vom Thron. sein muss, so beginnt auch das Magnifikat mit einer 4) Er bringt die Armen/Niedrigen zu Ehren. „hymnischen Aufforderung“ und der sogleich folgenden 5) 53 Er beschenkt mit seinen Gaben die Hungrigen. hymnischen Begründung. 6) Er schickt die Reichen mit leeren Händen fort. „Danket dem Herrn, denn er ist gut“ – das wäre die kon- 7) 54 Er nimmt sich gnädig seines Knechtes Israel an.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 13 Wie gerne in so kunstvoll gestalteten Siebenerreihen steht Maria ordnet das Handeln Gottes an ihr als der armen die zentrale Aussage genau in der Mitte: Er bringt die Magd ein in das seit Abraham geschehende Handeln Gottes Armen zu Ehren, wörtlich sogar: Er hebt sie in die Höhe. an Israel, seinem armen Knecht4. Handelt es sich damit Aus den Niedrigen werden Hohe. immer noch um eher allgemeine Aussagen, nur dieses Am Anfang des Hymnus wird die Niedrigkeit der Magd Mal in der Vergangenheit? – Höchstwahrscheinlich nicht. erwähnt, die also gerade nicht erhöht ist. Das Geschehen an der einen Person Maria wird in das Handeln des Got- Intertextualität – innerbiblische Bezüge tes der Armen eingeordnet. Dieses Handeln ist Umsturz! des Magnifikat Das Magnifikat enthält also in keiner Weise ein Lob der Bescheidenheit oder der Verborgenheitsexistenz. Nein, Das Magnifikat ist eine so genannte „anthologische vielmehr proklamiert es die Botschaft von dem Gott, der Dichtung“, das heißt es benutzt zur Formulierung feste den in dieser Welt zu kurz Gekommenen zu ihrem Recht Elemente aus kanonischen Texten, hier insbesondere aus verhilft und die, die sich zu viel Anteil in und an der Welt den Psalmen und bestimmten Prophetenbüchern. Und setzt angeeignet haben, beiseite schafft. Und das im Diesseits! damit natürlich auch voraus, dass die späteren Benutzer Nichts im Text deutet darauf hin, dass hier an etwas den Psalter und die Propheten ebenfalls im Ohr haben und ­Jenseitiges gedacht wäre3. die Anspielungen und Zitate wieder erkennen. Wir befinden uns in einer hoch entwickelten Zitationskultur. Wollen wir Praktisch alle gängigen Bibelübersetzungen übersetzen das Magnifikat in all seinen Sinndimensionen verstehen, diese sieben Aussagesätze präsentisch: „Sein starker Arm dann braucht es den ausdauernden Blick darauf, was alles vollbringt gewaltige Taten …“ Damit liegt die Auffassung angespielt und angetönt wird. (Die Zusammenschau am als Beschreibung des immerwährenden Tuns Gottes nahe. Ende dieses Beitrags möchte andeuten, aus wie vielen Anders verhält es sich in den Eingangsversen, wo Maria das Texten des Alten Testaments das Magnifikat sich speist.) an ihr Geschehene beschreibt. „Der Mächtige hat Großes vollbracht“, also vergangenheitlich formuliert. Assoziativ liegen die Hauptstationen der Geschichte Israels Von der Zeitform des Griechischen her handelt es nahe. Zwei Bespiele mögen das verdeutlichen: „Er hat mit sich in ­allen Fällen um eine bestimmte Verbform, die seinem Arm machtvolle Taten vollbracht, er hat zerstreut, ­normalerweise zur Feststellung vollendeter Tatsachen die im Herzen voll Hochmut waren; er hat Mächtige vom der Vergangenheit Verwendung findet, in seltenen Fällen Thron gestürzt, und er hat Niedrige erhöht.“ Dieses gött- aber auch einen außer- oder überzeitlichen Gebrauch liche Handeln erfolgte bei der Herausführung Israels aus markieren kann. Die üblichen Auslegungen des Magnifikat Ägypten und der Vernichtung Ägyptens am Schilfmeer. rechnen nun damit, dass zu Anfang des Gebets die übliche „Er hat die Hungernden mit seinen Gaben beschenkt und vergangenheitliche Verwendung vorkommt und später die Reichen leer ausgehen lassen.“ In der Wüste speiste dann die seltenere, die den außer- oder überzeitlichen Gott das Volk Israel mit Manna, dann noch einmal zur Zeit Gebrauch kennt. In einem so wenig umfangreichen Text des Propheten Elija, als die Hungersnot über das Land kam. wie dem Magnifikat ist das nicht unmittelbar nahe liegend, ausgeschlossen allerdings ist es nicht. In Anlehnung an den Propheten Deuterojesaja gebraucht Die Gegenprobe ist lohnend: Wie verändert der Text des Maria am Ende für das Gottesvolk die Bezeichnung „Knecht Magnifikat seine Gesamtaussage, wenn wir die sieben Gottes“. Das erinnert an den Anfang, wo sie sich selbst als Verbalsätze in gleicher Weise und damit vergangenheitlich die Magd Gottes bezeichnet hatte. Damit ist das Wunder, übersetzen? das ihr, der Magd, nun geschieht, nichts anderes als die 51 Sein starker Arm hat gewaltige Taten vollbracht. Aufgipfelung und der Endpunkt all der Wunder, die Gott Er hat die Pläne der Stolzen zunichte gemacht. vorher schon an seinem Knecht, dem Volk Israel, gewirkt 52 Er hat die Mächtigen vom Thron gestürzt. hat. Er hat die Armen/Niedrigen zu Ehren gebracht. 53 Er hat mit seinen Gaben die Hungrigen beschenkt. In Maria versammelt sich gewissermaßen die ganze Er hat die Reichen mit leeren Händen fortgeschickt. ­Geschichte Israels und bringt nun durch Gottes Erbarmen 54 Er hat sich gnädig seines Knechtes Israel angenommen. den Heiland der Welt hervor5.

14 SCHWERPUNKT

Es ist ein Handeln Gottes an seinem armen und gebeugten in die jeder sein eigenes Leben hineingießen kann. Häufig Knecht, endzeitlich präsent in der armen Magd Maria. bleiben sie, was den Zeitaspekt betrifft, ganz unkonkret. Warum endzeitlich? Weil nun sein Name heilig gewor- Anders die Prophetie, in der eine dreifache Zeitstruktur den ist. Wir haben hier eine eindeutige Anspielung auf begegnet: Im Angesicht der Gegenwart erinnert sie Gottes Ez 36,16-38, diejenigen Verse, auf die sich auch die zweite Willen, um eine Wende zum Guten zu erreichen, die sich Vaterunserbitte bezieht, geheiligt werde dein Name. im Kommenden auswirkt. Durch die „Armut“ des Knechtes Israel, nämlich seine Zerstreuung unter die Völker, ist Israels Gott unter den Das Maria von Gott her Widerfahrene ist Prophetie: Völkern seines guten Namens beraubt. Er ist eben nicht gläubige Erinnerung an Gottes Heilshandeln zur Begrün- mehr heilig, sondern entweiht. Wenn er am Ende der dung der Zuversicht, die Schöpfung werde die Wende der Zeiten Israel, trotz dessen Schuld, wieder in seinem Land Not endgültig erleben. Maria ist Sinnbild der von Gott sammelt, dann wird es erhöht sein und dadurch wird sein erlösten Schöpfung. Schon seit Irenäus von Lyon (Ende eigener Name wieder heilig sein. Im Handeln an Maria ist 2. Jahrhundert) wird Maria als die prophetische Gestalt genau dies jetzt eingetreten – und dafür wird der Lobpreis verstanden, die im Namen der Kirche als des neuen Israel ­angestimmt. Diese Israel-Dimension der Armenfrömmig- jubilierte. Wir erkennen hier eine frühe Typisierung der keit des Magnifikat wird oft übersehen. Mariengestalt, die für die weitere Wirkungsgeschichte entscheidend sein sollte und besonders in den Magnifikat- Die arme Magd – Israels heiliger Rest Auslegungen greifbar wird: Einerseits gehört Maria noch ganz dem alttestamentlichen Gottesvolk an und stellt es Das Magnifikat ist eine kunstvolle Komposition, in der in ihrer Person dar – sie ist Israels Heiliger Rest –, ande- prophetische Texte und Psalmen aufgegriffen werden. rerseits ist sie Vertreterin des neuen Israel, und das ist in Die Maria des Magnifikat schöpft aus dem reichen Schatz mittelalterlicher Deutung die Kirche. der Psalmen, um Gott zu preisen. Psalmen sind Gefäße,

46 Da sagte Maria: Meine Seele preist die Größe des 1 Sam 2,1 Hanna betete. Sie sagte: Mein Herz ist voll Herrn, Freude über den Herrn, große Kraft gibt mir der Herr. Weit öffnet sich mein Mund gegen meine Feinde; denn ich freue mich über deine Hilfe.

47 und mein Geist jubelt über Gott, meinen Retter. Hab 3,18 Dennoch will ich jubeln über den Herrn, und mich freuen über Gott, meinen Retter.

48 Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er 1 Sam 1,11 … Herr der Heere, wenn du das Elend ­geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig deiner Magd wirklich ansiehst, … alle Geschlechter. Gen 30,13 sagte Lea: Mir zum Glück! Denn die Frauen werden mich beglückwünschen. So nannte sie ihn Ascher (Glückskind).

49 Denn der Mächtige hat Großes an mir getan, und Dtn 10,21 Er ist dein Lobgesang, er ist dein Gott. Für sein Name ist heilig. dich hat er all das Große und Furchterregende getan, das du mit eigenen Augen gesehen hast. Ps 111,9 Er gewährte seinem Volk Erlösung/und ­bestimmte seinen Bund für ewige Zeiten. Furcht­ gebietend ist sein Name und heilig.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 15 Ez 36,16-38 ... 23 Meinen großen, bei den Völkern entweihten Namen, den ihr mitten unter ihnen ­entweiht habt, werde ich wieder heiligen. Und die Völker - Spruch Gottes, des Herrn – werden erkennen, dass ich der Herr bin, wenn ich mich an euch vor ihren Augen als heilig erweise. ...

50 Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über Ps 103,13.17 Wie ein Vater sich seiner Kinder alle, die ihn fürchten. ­erbarmt, so erbarmt sich der Herr über alle, die ihn fürchten. 17 Doch die Huld des Herrn währt immer und ewig für alle, die ihn fürchten und ehren; sein Heil erfahren noch Kinder und Enkel;

51 Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: Ps 89,11 Rahab hast du durchbohrt und zertreten, Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind; deine Feinde zerstreut mit starkem Arm. Ez 21,31 So spricht Gott, der Herr: Weg mit dem ­Turban, herunter mit der Krone! Nichts soll bleiben, wie es ist. Das Niedrige wird hoch, das Hohe wird niedrig.

52 er stürzt die Mächtigen vom Thron und erhöht die Ps 147,6 Der Herr hilft den Gebeugten auf und Niedrigen. ­erniedrigt die Frevler. Ijob 5,11 um Niedere hoch zu erheben, damit ­Trauernde glücklich werden. Ijob 12,19 Er lässt Priester barfuß gehen, alte ­Geschlechter bringt er zu Fall.

53 Die Hungernden beschenkt er mit seinen Gaben und Ps 107,9 weil er die lechzende Seele gesättigt, die lässt die Reichen leer ausgehen. hungernde Seele mit seinen Gaben erfüllt hat. Ps 34,11 Reiche müssen darben und hungern; wer aber den Herrn sucht, braucht kein Gut zu entbehren.

54 Er nimmt sich seines Knechtes Israel an und denkt Jes 41,8f. Du, mein Knecht Israel, du, Jakob, den ich an sein Erbarmen, erwählte, Nachkomme meines Freundes Abraham: 9 Ich habe dich von den Enden der Erde geholt, aus ihrem äußersten Winkel habe ich dich gerufen. Ich habe zu dir gesagt: Du bist mein Knecht, ich habe dich erwählt und dich nicht verschmäht. Ps 98, 3 Er dachte an seine Huld und an seine Treue zum Hause Israel. Alle Enden der Erde sahen das Heil unsres Gottes.

16 SCHWERPUNKT

55 das er unsern Vätern verheißen hat, Abraham und Micha 7,20 Du wirst Jakob deine Treue beweisen und seinen Nachkommen auf ewig. Abraham deine Huld, wie du unseren Vätern geschworen hast in den Tagen der Vorzeit. 2 Sam 22,51 Seinem König verlieh er große Hilfe, Huld erwies er seinem Gesalbten, David und seinem Stamm auf ewig. Gen 17,7 Ich schließe meinen Bund zwischen mir und dir samt deinen Nachkommen, Generation um Genera- tion, einen ewigen Bund: Dir und deinen Nachkommen werde ich Gott sein.

Literatur Lohfink, Norbert,Lobgesänge der Armen. Studien zum Magnifikat, den Hodajot von Qumran und einigen späten Psalmen (Stuttgarter Bibelstudien 143), Stuttgart 1990, bes. 13-22. Dr. theol. Claudia Sticher, Lohfink, Norbert,Psalmen im Neuen Testament: Die Lieder in der Pastoralreferentin, Kindheitsgeschichte bei Lukas, in: Klaus Seybold/Erich Zenger, Neue ist Persönliche Referentin Wege der Psalmenforschung: Für ­ ­Walter Beyerlin (Herders biblische von Kardinal Lehmann und Studien 1), Freiburg 1994, 105-125. Lehrbeauftragte Ballhorn, Egbert, Mose, der Psalmist. Das Siegeslied am Schilfmeer (Ex für ­Alttestamentliche 15) und seine Kontextbedeutung für das Exodusbuch, in: ders./Georg Exegese. Steins (Hg.), Der Bibelkanon in der Bibelauslegung. Methodenreflexi- onen und Beispielexegesen, Stuttgart u.a. 2007, 130-151.

Anmerkungen 1 Vgl. ausführlich: N. Lohfink, Lieder in der Kindheitsgeschichte. 2 Nach Einheitsübersetzung – abweichend von der liturgischen Fassung. 3 Vgl. N. Lohfink, Lobgesänge der Armen, 16-17. 4 Vgl. ebd., 19. 5 Vgl. ebd., 21.

Anbetung der Könige, Autun, Frankreich Foto: G. Pollak

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 17 SCHWERPUNKT

„Mit Maria preist den Herren“ Marias Lied in neuen Tönen

Von Mechtild Bitsch-Molitor

„Wes das Herz voll ist, des läuft der Mund über“ – diese Wer hätte das vermutet: Das „Tor“ zum Reformierten Volksweisheit könnte auch über den biblischen Cantica Gesangbuch der Schweiz1 bildet mit seiner Nr. 1 ein stehen. Immer wieder äußern sich biblische Gestalten im Magnificat-Lied(Beispiel 1): Laufe der Heilsgeschichte in Liedern. Neben Moses, Mirjam, den Jünglingen im Feuerofen, Hanna, Jona, Rut, u.a. im 2. Das Magnificat als „Psalmenlied“ AT sind es innerhalb des Lk-Evangeliums Zacharias, Simeon und Maria, denen in außergewöhnlicher Situation ein Gesang in den Mund gelegt wird: eine emotional verdichtete Form des Gotteslobs, die selbst- verständlich bis heute fester Bestandteil der Liturgie ist. Das bekannteste Canticum ist das Magni- ficat. Über seinen Platz als „Hochgesang“ – gesungenes Evangelium – im Abendlob der Kirche ist es seit Jahrhunderten auch in Liedformen verbreitet. Es ist auffällig, dass gerade dieses biblische Lied auch im neuesten Liedschaffen immer wieder Berücksichtigung findet. Ein Grund dafür ist sicher die österliche Botschaft mit deutlich sozialkritischem Bezug, die einfach nie veraltet und mit der sich die Menschen deshalb jederzeit identifizieren können. Dies ist auch in der Sprachform angelegt: Maria singt ein „Aufbruchs-Lied“, in dem sie dezidiert „ich“ sagt.

1. Ein konfessionsverbindender Gesang

Könnte man bis hierher denken, es handele sich beim „Singen mit Maria“ um eine katholische Tradition, belehrt uns ein Blick in die Gesang­ Beispiel 1 bücher des deutschsprachigen Raums eines besseren.

18 SCHWERPUNKT

Das Lied steht in der großen reformatorischen Tradition der Psalmenlieder: Die Psalmtexte – und eben auch die der Cantica – werden in bekannte Strophenformen umgedich- tet und auf entsprechende Melodien unterlegt. Dasselbe Lied findet sich im EG2 und im KG3 und wurde auch ins CG4 aufgenommen. Der Text ist in vier 4-zeiligen Strophen verarbeitet; er entstand 19525. Die beigefügte Melodie aus dem Genfer Psalter (ursprünglich zu Ps 8; 1542/1551) bewegt sich im 1. Kirchenton. Typisch für solche Psalmliedmelodien ist ihre Beschränkung auf 2 Notenwerte. Charakteristisch für unsere Melodie ist der ausladende Aufschwung der ersten Zeile.

Für die Verbindung mit der Psalmliedmelodie von Ps 8 spricht einiges: • Sie reicht in deutscher und französich-reformierter Tradition ins 17. Jahrhundert zurück. • Ps 8, 5 „Was ist der Mensch, dass du seiner gedenkst“ Beispiel 2 ist verwandt mit Magnificat Lk 1,48 „Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut“. Speziell für die Tagzeitenliturgie in der Gemeinde entstan- • Psalm 8 mit seinem Schöpfungsbezug als Abendpsalm den in den letzten Jahren die Bände „Morgenlob – Abendlob. und das Magnificat als Hochgesang der Vesper sind Mit der Gemeinde feiern“.9 Im dritten Band10 findet sich das Bestandteile des Abendgebets der Kirche. folgende neue Magnificat-Lied(Beispiel 3, s. nächste Seite). Die Texttreue zum biblischen Original zeigt sich in er- staunlichem Maße: Der Text ist von Silja Walter in sechs 4-zeilige Strophen • Strophe 1 – Lk 1,46b-47 ­gefasst, die Melodie wurde eigens von Heinz Martin Strophe 2 – Lk 1,48a.49.50 ­Lonquich dafür geschaffen. Sie steht in e-moll, moduliert Strophe 3 – Lk 1,52.53 aber zum Ende nach G-Dur. Sie schwingt im Dreiertakt, Strophe 4 – Lk 1,54.55 wirkt etwas innig, erinnert irgendwie an einen „israelischen • Bibeltext – 119 Wörter Volkston“ und schlägt somit eine ganz andere Stimmung Liedtext – 114 Wörter an als die beiden alten Melodien.

Ausschließlich in katholischen Gesangbüchern findet sich 3. Lieder nach dem Magnificat das formal in derselben Tradition stehende Magnificat-Lied „Den Herren will ich loben“: GL6 261, KG 760, Eingestimmt7 1977 entstand in Norwegen durch Svein Ellingsen der ­­­Ori- 560, CG 712 (Beispiel 2). ­­­gi­naltext zum folgenden Lied11 (Beispiel 4a12). Die Melodie wurde von Johan Varen Ugland eigens dazu geschrieben. Die 3 Strophen wurden 1954 von Marie Luise Thurmair Der Dichter nimmt in Strophe 1 erzählend das Magni- gedichtet, 1971 von ihr selbst überarbeitet und einer ficat auf. In der zweiten Strophenhälfte wird es dann Melodie (Kanzonenstrophe) von Melchior Teschner (1613) zitiert. Dieser Teil wird für die 2. und 3. Strophe zu einem unterlegt. Der erste Teil ist durch die aufsteigende Sprung- ­variierenden Refrain, während die Strophenanfänge die Motivik sehr kraftvoll, im Abgesang schwingt die Melodie Gemeinde auffordern, sich dem Gesang anzuschließen linear wieder zum Grundton ab. Anders als bei Bsp. 1 wird und die Freude Mariens zu teilen. die Verknüpfung nicht als ganz so ideal empfunden, eine Die deutsche Übertragung des Textes von 1983 durch inhaltliche oder emotionale Verbindung aus der traditio- ­Jürgen Henkys wurde 1984 mit einer neuen Melodie durch nellen Verwendung ergibt sich hier nicht8. Manfred Schlenker versehen.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 19 Beispiel 3 Beispiel 4a In dieser Fassung (Beispiel 4b) ist das Lied abgedruckt wieder in Vertonungen des Magnificat verarbeitet und im EG Hessen-Nassau Nr. 601, KG 762, RG 2, CG 713. Es ist damit vielen Menschen „im Ohr“. gibt zwei Merkmale der Melodie, die erklären, warum sie schnell beliebt wurde: • „Die Melodie schwingt weit ausladend im 9/4- bzw. 6/4-Takt, hat den Tonumfang einer Dezime und spannt weite Bögen. Wer sie singt, muss sich engagieren und mitreißen lassen, muss etwas spüren von der überwäl- tigenden Erfahrung, die Maria zum Singen veranlasst hat.“13 • Im Refrain-Teil hat der Komponist eine Besonderheit Hier liegt also eine weitere Möglichkeit vor, im Neuen die versteckt: Er zitiert wörtlich den Beginn des 9. Psalmtons. Tradition weiterklingen zu lassen. • Dieser findet in der Tradition des Magnificat in der Außerdem entsteht eine zweite Form des Wechselgesangs: Stundenliturge mehrheitlich Verwendung, wurde immer Lassen sich beim Strophenlied die Strophen abwechselnd

20 SCHWERPUNKT

singen, ist hier eine Aufteilung in Vorsänger (Einzelne, Schola, Chor) und Alle – im „Refrain“ – denkbar.

Auch die beiden folgenden Lieder (Beispiele 5 und 6) ­bedienen sich der Refrain-Form. „Mit dir, Maria, singen wir“14 folgt im Refrain der Intention von Bsp. 4, in das Lob Mariens einzustimmen. Maria wird hier allerdings unmittelbar angesprochen. In den Strophen scheint das Magnificat in einigen – verfremdeten – Zitaten auf (Beispiel 5). Zuletzt ein Beispiel, das in der Evangelisch-methodis- tischen Kirche entstand: „Ein Lied hat die Freude sich ausgedacht“15 (Beispiel 6).

Beispiel 4b (links) Beispiel 5 ( links unten) Beispiel 6 (unten)

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 21 SCHWERPUNKT

Den Text schrieb der Pastor Hartmut Handt 1985, die 4 Gebet- und Gesangbuch der Christkatholischen Schweiz 2003, Nr. ­Melodie kommt aus Dänemark von Nis-Edwin List-Petersen 818. 1986. Das Lied hat einige besondere Merkmale: 5 Vgl. Liedkommentare zu „Hoch hebt den Herrn mein Herz und meine Seele“ und „Wie herrlich gibst du, Herr, dich zu erkennen“ in: • Während der Refrain im 3/4-Takt steht, werden die Ökumenischer Liederkommentar zum Katholischen, Reformierten 4 Strophen im 4/4-Takt gesungen. und Christkatholischen Gesangbuch der Schweiz, Lieferung 1, 2001. • Die Melodieführung des Refrains ist durch Drei- 6 Gotteslob. Katholisches Gebet- und Gesangbuch, 1975. klangsharmonik geprägt, die der Strophen durch 7 Gesangbuch des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Ton­wiederholungen und lineares Voranschreiten der Deutschland 2003. Melodie. 8 Vgl. Werkbuch zum Gotteslob III, 1975, 93f. 9 Alle Angaben unter: www.morgenlob-abendlob.de • Diese Merkmale korrespondieren mit den Aussagen: Der 10 Paul Ringseisen: Morgenlob – Abendlob. Mit der ­Gemeinde feiern. Text des Refrains erinnert an das Lied Mariens, das als Feste und Anlässe im Kirchenjahr, 2004, Nr. 288. Lied der Freude und Hoffnung gekennzeichnet wird. 11 Vgl. Liedkommentar zu „Gottes Lob wandert“, in: Ökumenischer • Die Strophen formulieren die kraftvollen Aussagen des Liederkommentar zum Katholischen, Reformierten und Christ­ Magnificat neu. Rhythmus und Melodik sind im Stil eines katholischen Gesangbuch der Schweiz, Lieferung 2, 2003. „Arbeiter- /Protestlieds“ gehalten. 12 Durch Hohes und Tiefes. Gesangbuch der Evangelischen Studieren­ dengemeinden in Deutschland, hg. v. , Friedrich Kramer und Uwe-Karsten Plisch, München 2008, Nr. 5. In diesem Lied findet sich wieder, was Dietrich Bonhoeffer 13 Aus: Liedkommentar, Melodie (Dorothea Monninger). über das Magnificat formuliert hat: 14 Dieses Lied hat in den offiziellen Gesangbüchern noch keinen Platz Ein hartes, starkes, unerbittliches Lied von stürzenden gefunden. Es wurde zuletzt abgedruckt in: gemeinsam weitergehen. Thronen und gedemütigten Herren dieser Welt, von Gottes Lieder und Gesänge zur Ökumene (2. ÖKT), München 2010, Nr. 83, Gewalt und von der Menschen Ohnmacht16. und: Weil du da bist. Kinder-Gotteslob, hg. von Patrick Dehm u.a., 2008, Nr. 318. 15 Gesangbuch der Evangelisch-methodistischen Kirche 2002, Nr. 598, Anmerkungen und: Mennonitisches Gesangbuch 2004, Nr. 238. 16 Zitiert nach: Günter Mahler, Ein Lied hat die Freude sich ausgedacht, 1 Gesangbuch der Evangelisch-reformierten Kirchen der deutsch- in: Hartmut Handt/Armin Jetter (Hgg.), Voller Freude. Liedandachten sprachigen Schweiz 1998. zu den Sonntagen und Festen des Kirchenjahres und zu besonderen 2 Evangelisches Gesangbuch, hg. von der EKD 1993, Anlässen, München 2004. Nr. 309. 3 Katholisches Gesangbuch. Gesang- und Gebetbuch der deutsch- sprachigen Schweiz 1998, Nr.745.

Regionalkantorin Mechthild Bitsch-Molitor ist Kirchenmusikerin an den ­Ausbildungsstätten für pastorale Berufe im Bistum Mainz.

22 SCHWERPUNKT

Wunderschön prächtige Kleine Geschichte eines großen Marienliedes

Von Christiane Schäfer

Wunderschön prächtige/hohe und mächtige/liebreich holdselige, himmlische Frau ... – mit diesem Eigenschaft auf Eigenschaft türmenden Lobpreis beginnt ein Marien- 1. Wunderschön prächtige, lied, das der Generation, die die Zeit vor dem Gotteslob hohe und mächtige, bewusst erlebt hat, mit großer Sicherheit bekannt ist. Das liebreich holdselige himmlische Frau, Lied hatte einen hohen Rang und wurde gerne gesungen. welcher ich ewiglich Aus dem Gotteslobstammteil ausgeschlossen, aber in 24 kindlich verbinde mich, Diözesananhänge aufgenommen, ist es noch heute sehr ja mich mit Leib und Seel gänzlich vertrau! weit verbreitet, auch wenn seine frühere Beliebtheit in- Gut, Blut und Leben zwischen deutlich verblasst ist. will ich dir geben, alles, ja alles, was immer ich bin, In den einzelnen Diözesananhängen unterscheidet sich geb ich mit Freuden, Maria, dir hin. Wunderschön prächtige nach Text, Melodie und Quellen- angaben in vielfältiger Weise. Wie kommt das? Es gibt 2. Weil du ganz makellos, Kirchenlieder, die haben einen Autor, einen gesicherten hat dich, o schönste Ros, Text und eine mit diesem fest verbundene Melodie. Das der himmlisch Vater sein Tochter genannt. gilt, pauschal vereinfacht, für die große Mehrheit der Ja auch der göttlich Sohn evangelischen Kirchenlieder. Es gibt aber auch andere, in seinem höchsten Thron die haben weder einen Autor noch einen gesicherten sich zu dir als seiner Mutter bekannt. Text noch eine ihnen eindeutig zugeordnete Melodie. Endlich, die Ehren Es sind fließende Gebilde, anonym, wandlungsfähig und noch zu vermehren, schwer greifbar. Zu diesem Typus gehört die größte Zahl hat dir als seiner erwähltesten Braut der katholischen Lieder vor etwa 1770, gehören fast alle der Heilig Geist auch sich selber vertraut. Marienlieder, die noch heute in Gebrauch sind, gehört insbesondere auch Wunderschön prächtige. Die Suche 3. Den ganzen Himmelsbau, nach dem Ursprung dieses Liedes führt gerade nicht zu nach Gott, o große Frau, einem „Autor“, der das „Original“ verfasst hätte, sondern ganz majestätisch und richtig regierst. verliert sich nach rückwärts in einer weit verstreuten Flug- Du bist die Königin, schriftenüberlieferung, deren älteste Belege in die Mitte du bist die Herrscherin des 18. Jahrhunderts datieren. Mit ein wenig Geschick Himmels und Erdens, das Zepter du führst. kann man aus ihnen diejenige Fassung rekonstruieren, von Der Engel Scharen der die lange Erfolgsgeschichte des Liedes ihren Ausgang dein Lob nicht sparen, genommen haben mag: singen, frohlocken mit fröhlichem Schall, dir als der Meisterin huldigen all.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 23 über das Weltganze. Nur ihr will der Sänger dienen, ihrem 4. Die Sonn bekleidet dich, Schutz vertraut er sich an. Wird hier Maria frevelhafter- es unterwirfet sich weise als eine Art Göttin verehrt? Der Eindruck entsteht, zu deinen Füßen der silberne Mon. und doch macht der Text die nötigsten theologischen Kein Unvollkommenheit Unterscheidungen. Schaut man genau hin, so bemerkt mindert dein Herrlichkeit, man, dass sich Gott in den einzelnen Strophen konsequent um dein Haupt machen die Stern eine Kron. als Handelnder zeigt und Maria ihm unterworfen ist. Sie Alles was lebet, wurde von Gott erwählt (Strophe 2), sie regiert nach Gott alles was schwebet, (Strophe 3) und selbst die vierte Strophe, in der Maria als alles was Himmel und Erden grenzt ein, kosmische Gestalt auftritt, ist biblisch fundiert: „Dann muss deiner Majestät untertan sein. erschien ein großes Zeichen am Himmel: eine Frau mit 5. In diesem Jammertal der Sonne bekleidet, der Mond war unter ihren Füßen und seufzen wir allzumal ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“ (Offb 12,1) zu dir, o Jungfrau, in Elend und Not. Der Verfasser des Textes – wahrscheinlich ein Geistlicher Maria, du allein, – war theologisch geschult und er bemühte sich um einen wollst unsre Mutter sein, theologisch vertretbaren Text. Dennoch werden die von wann die Seel scheidet vom Leibe der Tod. ihm verwendeten Bilder in ihrer ganzen Kraft und Großar- Wann wir hinreisen, tigkeit Maria in der Vorstellung der Menschen göttlichen tu uns erweisen Rang verliehen haben. Aber das schadete nicht, es tröstete Gnad und Barmherzigkeit bei deinem Thron, vielmehr. bitt für uns Jesum dein göttlichen Sohn! Die zahlreichen heute noch nachweisbaren Quellen (Flugschriften, handschriftliche Gesangbücher sowie Wunderschön prächtige, Volksliedfassung, um 1750, aus den Quellen Bruderschafts- und Andachtsbücher) belegen die weite des 18. Jahrhunderts rekonstruiert von Christiane Schäfer (Wunder- schön prächtige, Tübingen 2006, 69 f), hier gekürzt und mit kleinen Verbreitung des Liedes im späten 18. und frühen 19. Jahr- Glättungen gottesdienstlich handhabbar gemacht. hundert. Sie sind ein deutlicher Hinweis darauf, wie fest das Lied in der katholischen Volksfrömmigkeit verankert Der Aufbau des Textes ist schlüssig und konsequent. Das war: An berühmten Wallfahrtorten wie Mariazell in der Lied beginnt mit einer Anrede an die himmlische Frau. Ihr Nähe von Wien erklang es ebenso wie in den Andachten verlobt der Sänger sich willig an, ihr verspricht er sich ganz von Bruderschaften und Kongregationen. In die offiziellen und gar. Die folgenden Strophen sind ein sich immer höher kirchlichen Gesangbücher hat es in der hier abgedruckten aufgipfelnder Lobpreis Mariens: Sie erscheint als makellose Form allerdings keinen Eingang gefunden. Die im engeren Schönheit (Strophe 2), als von Gott Auserwählte, ja sogar Sinne kirchliche Wirkung des Liedes setzte erst 1842 ein – als die dem dreieinigen Gott dreifach verbundene Tochter mit der Aufnahme einer von Johannes Kardinal von Geissel des Vaters, Mutter des Sohnes und Braut des Heiligen neugedichteten Fassung in das Katholische Gesangbuch Geistes (Strophe 3). Schließlich ist sie die majestätische für das Bistum Speyer: Regentin des Himmels und der Erde, eine kosmische ­Gestalt, der alles untertan ist (Strophe 4). Hier erreicht 1. Wunderschön prächtige, der Lobpreis Marias seinen Höhepunkt. Wer so viel Macht Hohe und mächtige, und Herrlichkeit auf sich vereint, der kann auch Zuflucht Liebreich holdselige, himmlische Frau, sein. Daher wenden sich in der letzten Strophe diejenigen Der ich mich ewiglich an Maria, die in jeder Hinsicht der Hilfe bedürftig sind. Weihe herzinniglich, Diejenigen nämlich, die sich im Jammertal des Erdenlebens Leib dir und Seele zu eigen vertrau’. befinden – so wie wir alle. „Wir“ beten um Beistand, nicht Gut, Blut und Leben nur in irdischen Nöten und Bedrängnissen, sondern „wir“ Will ich dir geben; rufen Maria an als Geleiterin über die Schwelle des Todes Alles, was immer ich hab’, was ich bin, und als Anwältin beim letzten Gericht. Geb’ ich mit Freuden, Maria, dir hin. Maria erscheint in diesem Text als mächtige Herrscherin

24 SCHWERPUNKT

Die erste, sehr populär gewordene Strophe des Liedes bleibt 2. Schuldlos Geborene, erhalten, für die übrigen greift Geissel tief in die mariolo- Einzigerkorene, gische Schatztruhe. Bild an Bild, Ehrentitel an Ehrentitel Du Gottes Tochter und Mutter und Braut, werden von Vers zu Vers kunstvoll aneinander gereiht, die Die aus der Reinen Schaar reichen Reime häufen sich, Maria wird geradezu über- Reinste wie keine war, schüttet: Schuldlos Geborene, Einzigerkorene, Reinste aus Selber der Herr sich zum Tempel gebaut. der Reinen Schaar, Tempel des Herrn, makellose Lilienrose, Du makellose Krone der Erde, Treubewährete, Hochverklärete, leitender Lilienrose, Stern auf dem Meer... Die Reihe ließe sich fortsetzen. Krone der Erde, der Himmlischen Zier, Herkunft und Deutung jeder einzelnen Wendung genauer Himmel und Erde sie huldigen dir! anzugeben, würde viel Platz brauchen. Aber man versteht

auch ohne ausführliche Erläuterungen, worum es Geissel 3. Du Treubewährete gegangen ist: das Lied der Volksfrömmigkeit wegzuneh- Und Hochverklärete, men und es zu verkirchlichen. Das geschieht durch eine Bist auf dem Meer uns ein leitender Stern; anspruchsvolle Erlösungstheologie, deren Aufgipfelung Du Hocherhobene, nicht auf Marias Macht, sondern auf ihre Schuld- und Strahlenumwobene, Sündelosigkeit zielt, um dann in Strophe 5 die schuldigen Du bist die Nächste am Throne des Herrn. und sündigen Menschen davon wirkungsvoll abzuheben, Dich schuf die Milde die vor dem furchtbaren Richter eine Anwältin dringend Zum Gnadenbilde; nötig haben. Während in der Volksliedfassung jede Art Drum auch, was Himmel und Erde umschließt, von Jammer, Not und Elend vor die mächtige Helferin Mutter der Gnaden, Maria, dich grüßt. gebracht werden können, wird hier ihre Funktion theolo-

gisch verengt auf die Erlösung von der Sünde. Der arme 4. Gottesgebährerin, und bedürftige Mensch, der sich seine Not ja meistens Heilandernährerin, nicht ausgesucht hat, wird hier geduckt und gedemütigt, Mutter an Freuden und Schmerzen so reich; insofern von ihm nichts als ein Sünder bleibt. Welche der Schuldigen Die Geissel-Fassung gerät schon bald in Konkurrenz zu Wär’ dir geduldigen ­einem anderen Text, den Heinrich Bone verfasst und 1847 Mutter an Reinheit und Tugend wohl gleich? in seinem einflussreichen Gesangbuch Cantate veröffent- Du Gottgeweihte, licht hat. Beide Versionen existieren in verschiedenen Hochbenedeite Bistümern nebeneinander, bis schließlich der Jesuit Joseph Mutter und Jungfrau, du schuldlos allein, Mohr beide Texte miteinander kombiniert und so eine wei- Woll’ eine Mutter uns Sündern auch seyn. tere Fassung des Liedes in Umlauf bringt. Diese Prozesse

führen dazu, dass schließlich in den Gesangbüchern der 5. Allzeit Sanftmüthige, ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Elemente der Volkslied- Milde, grundgütige, fassung und der Fassungen von Geissel und Bone in immer Mutter des Heilands voll Gnade und Huld, neuen Mischungen auftauchen. Das Lied war beliebt, Bitt’ für uns sündige aber überall in anderer Gestalt. Das mag ein Grund dafür Menschen, verkündige gewesen sein, warum die Gotteslob-Kommission erst gar Du uns vom Sohne Verzeihung der Schuld. nicht versuchte, eine zentrale Fassung für alle Diözesen Steh’, wenn wir scheiden, zu schaffen oder durchzusetzen. Wahrscheinlich wäre ihr Du uns zur Seiten, das auch nicht gelungen. Der eigentliche Grund für die Sühne den furchtbaren Richter uns du, Nichtaufnahme in den Stammteil des Gotteslob aber war, Führe dem göttlichen Sohne uns zu! dass man das Lied als Zeugnis für eine in Abgötterei aus- geartete Marienverehrung ansah und es deshalb ablehnte. In den 24 Diözesananhängen, in die das Lied dennoch Aufnahme gefunden hat, erscheint Wunderschön präch-

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 25 tige in annähernd fünfzehn verschiedenen Versionen, wenig Widerstand, ist vielmehr oft leicht handzuhaben wobei der neoliberale Zeitgeist der Siebziger Jahre in und lädt Begabte und Unbegabte zum Weiterschreiben unterschiedlicher, meistens poetisch schädigender Weise ein. Sie haben zumeist keinen greifbaren Autor. Sie sind am Werk gewesen ist. Vor allem das in der ersten Strophe Glaubenszeugnisse, keine Originalkunstwerke. Sicher so eindrucksvoll formulierte Hingabeversprechen erfuhr wurden sie einmal von Individuen geschaffen, aber diese zahlreiche Umgestaltungen. So lautet die erste Strophe Individuen betrachteten sich nicht als Copyright-Inhaber, des Liedes im Anhang des Mainzer Gotteslob wie folgt: sondern als Sprachrohre eines Glaubens, der kollektiv war und den Gott ihnen geschenkt hatte. Die In-spiration (wörtlich die Einhauchung des Heiligen Geistes) betrach- Wunderschön prächtige, teten sie als Gottesgabe, nicht als Privateigentum. Aus hohe und mächtige, solchen Gottesgaben bildet sich, wenn sie von anderen liebreich holdselige, himmlische Frau. Gläubigen und von den kirchlich Verantwortlichen ange- Mit dir ich ewiglich nommen werden, der faktische Glaube als Bestandteil einer Kindlich verbinde mich kollektiven Mentalität. Kollektive Mentalitäten verfügen Und Leib und Seele dem Herrn anvertrau. zwar über eine große, in sich ruhende Schwerkraft, sind Lenke, du Treue, aber dennoch, nimmt man die Generationen als Maßstab, immer aufs neue nicht unbeweglich, nicht unveränderlich. Der Glaube wan- unsere Herzen zum Himmel empor, delt sich, das beweist der Fassungswandel der Lieder. Auch wo du erstrahlst in der Seligen Chor. die kirchlichen Autoritäten zeigen sich in hohem Maße abhängig von kulturellen Klimata, denen sie unterworfen sind und die sie nur wenig beeinflussen können. Diesen Der großartige Lobpreis am Beginn der Strophe wird wört- Glaubenswandel, der manchmal Verluste, manchmal lich übernommen. Aber nicht Maria, der über die ersten Gewinne mit sich bringt, zu studieren und zu verstehen drei Verszeilen hinweg in den höchsten Tönen gehuldigt eignen sich Fassungsgeschichte und Fassungsvergleich worden ist, vertraut der Sänger Leib und Seele an, sondern katholischer Kirchenlieder ganz ausgezeichnet. Der dem Herrn, von dem zuvor noch mit keiner Silbe die Rede Überraschungseffekt, dass vermeintlich bekannte Lieder war. Und im letzten Vers wird Maria, die in der Volkslied- ungeahnte Tiefendimensionen haben, lässt sich auch im fassung die mächtige Regentin über Himmel und Erde war, Religionsunterricht didaktisch wirkungsvoll inszenieren. geradezu demokratisiert. Sie erstrahlt jetzt in der Seligen Chor, ist also nur eine von vielen. Beides will so gar nicht Literatur zu dem emphatischen Ton und der grandiosen Eröffnung passen. Man kann förmlich spüren, wie hier der Marien- Schäfer, Christiane, „Wunderschön prächtige“ – Geschichte eines verehrung vergangener Jahrhunderte theologische Zügel Marienliedes (Mainzer Hymnologische Studien 18), Tübingen 2006. angelegt werden sollen. Marienlieder sind, wie man sieht, räumlich variable und zeitlich prozesshafte Gebilde. Sie sind nicht ein für alle Dr. Christiane Schäfer (Speyer und Mainz) Mal fertig wie ein Goethe-Gedicht, an dem in der Regel ist Literaturwissenschaftlerin und niemand herumändern will. Ihre Form leistet meistens ­Forschungskoordinatorin am Gesang- bucharchiv der Johannes Gutenberg- Universität Mainz. Näheres zum Gesangbucharchiv: www.gesangbucharchiv.de.

26 SCHWERPUNKT

Madonna, Marienaltar Dom zu Mainz

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 27 SCHWERPUNKT

„Ich fliehe vor den frommen Bildern – sprach die Mutter Gottes“ (Jan Twardowski)

Literarisches zu Maria – drei Gedichte

Von Gertrud Pollak

Die meisten Kunstschaffenden motivierte persönliche im biblischen Umfeld, in Marienromanen und -legenden, in Verehrung und Liebe zu Maria, wenige auch eine Ausein- Liedern und Gedichten. Ein Gang durch die Jahrhunderte andersetzung aus Unverständnis. Jedenfalls steht fest, dass ließe Halt machen bei großen Dichtern von den Hymnen diese Frau wie keine andere seit dem ersten Jahrtausend in der ersten drei Jahrhunderte, über mittelalterliche Zeug- Musik, Literatur und bildender Kunst vielfältig Thema war nisse oder uns näher Rilke, Novalis, Claudel und viele mehr. und ist. Beispiele dafür gibt es in Hülle und Fülle. Das Inte- resse gebührt ihr in ihrer Rolle als Mutter Jesu und Gestalt Im 20. Jahrhundert wird es stiller um Maria. In Theologen­ des Glaubens, als Partnerin im eigenen religiösen Vollzug, kreisen wird sie vielfach weggelassen, weil der Über- aber auch einfach als imponierende Frauenpersönlichkeit. schwang mancher Verehrer/innen zu mächtig und die Konkurrenz zu Ihrem Sohn zu groß schien; weil engagierte Facetten gibt es viele. Allein in der Literatur lassen sich Katholik/innen sich gegen das allzu süßliche Liedgut im ganz unterschiedliche Spuren verfolgen: Maria als Gestalt Mai wehrten und manche Frauen auf dem Weg zur eigenen

(1) Den Menschen Maria entdecken:

Ich fliehe vor den frommen Bildern Brauen, die vor Ergriffenheit - sprach die Mutter Gottes – unsymmetrisch geraten, vor der papiernen Abstraktion meiner selbst, einen Mund von Ohr zu Ohr, vor den Damen, die wie Schaufensterpuppen und fieberrote Backen zu meinen Portraits Modell sitzen, und kugelrunde Tränen vor der kanonisierten Kosmetik. gleich einer altmodischen Brille mit einer Hand gemalt Kinder sollen meine Schönheit malen, voller erstmaliger Verwunderung. unbewußt mit wunderbarer Hässlichkeit, mit eiligen Farbstiften: Jan Twardowski2

28 SCHWERPUNKT

Selbstfindung die unerreichbare Alibifrau für angeblich berechtigte Männermacht loswerden wollten. Ende der (3) Maria hilft auch heute: 80er Jahre des letzten Jahrhunderts schleicht sich das Thema leise wieder als salonfähig ein. Auf Büchertischen immerwährende hilfe gibt es Spuren in die Ecken, wo Feministisches sich türmt er oder neue biblische Entdeckungen nachzulesen sind über saß dieses jüdische Mädchen, die Frau, die das Lied der Befrei- oft weinend ung singt. Vielgesichtiges, Gegensätzliches, Eintagsfliegen vor dem bild und neue Ansätze für ein frisch erwachtes Interesse „für von der immerwährenden eine neue Liebe zu Maria“1 sind zu finden. hilfe und steckte Als erste Anregung für eine weit vielseitigere Lesereise zum wie ein kind Thema durch die Jahrhunderte beschränke ich mich auf eine kerze drei Gedichte. An ihnen mag beispielhaft deutlich werden, nach der anderen an wie in jenen Jahren der neuen Auseinandersetzung mit der pfarrer Maria Überkommenes hinterfragt wurde und Wertvolles meinte neu entdeckt – Maria mit Lebensrelevanz. man muß ihn lassen ein fall für den psychiater der pfarrer (2) Maria ins Leben befreien: ahnte nicht dass dieses bild dieses verrußte bild Den die einzige hilfe findigen die einzige händlern immerwährende hilfe dein bild entreißen für ihn war als schließlich den harmlosen im zuge der renovierung fabulierern der frühgotischen ins wort fallen basilika aller kitsch von weichen musste kerzenschwarzen auch das bild altären von der immerwährenden hilfe dich ins leben befreien gab es für den mann keine hilfe mehr Karl Mittlinger3 in der kirche – auch nicht im pfarrhaus und da verstarb der mann Anmerkungen an hilflosigkeit an heimatlosigkeit 1 K. Rahner, M. Dirks, Freiburg-Basel-Wien 1984 2 J. Thiele (Hrsg.), Die andere Maria, Freiburg-Basel-Wien 1987,21 wilhelm wilms 3 K. Mittlinger, Du bist eine von uns, Freiburg-Basel-Wien 1987, 36

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 29 SCHWERPUNKT

Marienfeste und Gebete

Von Franz-Rudolf Weinert

Die Kirche feiert im Laufe wichtigsten Marienfesten des Jahres an festgelegten Konstanz und Kontinuität. Tagen das Heilswerk Jesu Christi. Jeden Sonntag be- Heute feiert die Kirche drei geht sie das Gedächtnis Hochfeste, zwei Feste und der Auferstehung, das sie eine Reihe von gebotenen mit seinem heilbringen- und nichtgebotenen Ge- den Leiden zugleich einmal denktagen. jährlich an Ostern feiert. Im weiteren Verlauf des Jahres Das „Hochfest der Gottes- entfaltet sie das zentrale mutter Maria“ am 1. Januar Ostergeheimnis und ge- ist das älteste römische denkt dabei der Heiligen. Mariengedächtnis im un- Mit besonderer Liebe ver- mittelbaren Anschluss an ehrt die Kirche Maria, „die die Feier der Geburt des selige Gottes­gebärerin, die Herrn. Am Oktavtag von durch ein unzerreißbares Weihnachten feiert es die Band mit dem Heilswerk Menschwerdung Gottes ihres Sohnes verbunden ist. noch einmal; jetzt im Blick In ihr bewundert und preist auf den Menschen Maria, sie die erhabendste Frucht die den Erlöser geboren hat. der Erlösung. In ihr schaut Das zweite Hochfest (8. sie wie in einem reinen Bild Dezember) feiert Maria als mit Freuden an, was sie „vorerlösten“ Menschen, ganz zu sein wünscht und als die „Im-maculata Con- Schwangere Maria, Volkskunst Peru Foto: G. Pollak hofft“ (Zweites Vatikani- ceptio“, das „makel-lose, sches Konzil, Konstitution über die heilige Liturgie, Nr. 103). ursprüngliche Konzept Gottes“ vom Menschen, d.h. ohne Sünde. Die Marienfeste entwickelten sich nach den gleichen Prin- Das aus Jerusalem stammende Hochfest „Mariä Aufnahme zipien wie die Glaubenslehre. Grund aller Feiern wie aller in den Himmel“ feiern katholische und orthodoxe Christen Glaubensaussagen ist die Gottesmutterschaft Mariens, wie gemeinsam am 15. August. Dass „Maria nicht von den es auf dem Konzil zu Ephesus (431) verkündet wurde: Ma- Banden des Todes festgehalten werden konnte“, wie es ria, die „Theotokos“, die „Dei genetrix“, die Gottesgebärerin. in einem alten Gebet aus dem fünften Jahrhundert heißt, Die Zahl der Marienfeste war in der Geschichte zwar ist seit ältester Zeit Ausdruck des Glaubens an den „voll­ einem ständigen Wandel unterworfen, zeigt aber bei den erlösten“ Menschen Maria. Ihr Heimgang zu Gott - mit

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Leib und Seele - wie es das Dogma von 1950 noch einmal früher „Mariä Lichtmess“ (2.2.), Verkündigung des Herrn bestätigte, verkündet die ganzheitliche biblische Sicht des (25.3.) und das Gedächtnis der Weihe der Basilika S. Maria Menschen – im Leben und im Tod. Maggiore in Rom (5.8.).

Weitere Marienfeste sind am Zu den Mariengebeten zählt 2. Juli „Mariä Heimsuchung“ (lat. der „Der Engel des Herrn“, der „Visitatio“), und der Geburtstag drei mal am Tag der Mensch- Mariens „Mariä Geburt“ am 8. werdung Gottes gedenkt. Der September (Die Zahl 8 ist dabei „Rosenkranz“ ist ein betrach- kein ­historisches Datum, sondern tendes Gebet, das die einzelnen verweist auf das Neue, das mit Geheimnisse, die im Leben Jesu Maria begann; die 8 ist in christ- Christi enthalten sind, medi- licher Deutung die Symbolzahl tiert: die Menschwerdung, die des Neuanfangs und Maria damit Passion und die Verherrlichung der „Anfang des Heils“). Christi. „Rosenkranz beten ist das Verweilen bei Maria, deren Gebotene Gedenktage sind Lebensinhalt Christus ist“ (Ro- ­„Maria Königin“ (22.8.), das mano Guardini). „Gedächtnis der Schmerzen Ma- riens“ (15. 9.), „Unsere Liebe Frau Die im Volk beliebten „Mai- vom Rosenkranz“ (7.10.) bzw. „in andachten“ sind abschließend Jerusalem“ (21.11.). noch zu nennen. Die typischen Gesänge, Lieder und Gebete, Nichtgebotene Gedenktage sind: das mit Blumen geschmückte „Unsere Liebe Frau von Lourdes“ Marienbild in der Kirche oder zu (11.2), „Unbeflecktes Herz Mariä“ Hause, ergänzen die Liturgie der (Samstag nach dem Herz-Jesu- österlichen Freudenzeit. Hochfest), „Unsere Liebe Frau auf dem Berge Karmel“ (16.7) und Literaturhinweis „Mariä Namen“ (12.9.). Adolf Adam, Maria im ­Kirchenjahr. Feste mit marianischer Dimensi- Information und Meditation, on sind „Darstellung des Herrn“, Leutesdorf 1998 (Johannes Verlag). Afrikanische „Weihnacht“, Kenia Foto: G. Pollak

Dr. Franz-Rudolf Weinert ist Dompfarrer in Mainz und Dozent für Pastoralliturgie im Mainzer Priesterseminar.

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„Von Maria nie genug“1

Lesehilfen zu Mariendarstellungen

Von Felicitas Janson

Angesichts der Fülle der Bilder und Marienfiguren in dem Schoß, der wie ein kleiner Erwachsener wirkt. Bereits Kirchen und Museen scheint es eine unlösbare Aufgabe, in diesem frühen Bild­typus, der bis in das 12. Jahrhundert einen Überblick zu Mariendarstellungen zu geben. Der weite Verbreitung findet, wird deutlich, dass jedes Mari- Erkennungswert für ein Muttergottesbild, eine junge Frau enbild auch als Christusbild verstanden werden muss. Die mit Kind, scheint bei Insidern und Fernstehenden hoch: theologische Frage nach den zwei Naturen Christi wird aber kaum ein Bild lässt mehr Raum für Identifikation zur Herausforderung für den Künstler bzw. Auftraggeber. oder Sehnsucht nach Liebe und Zuwendung als diese Es ist auch eine Funktion der Bilder, das Unvereinbare, Mutter-Kind-Darstellung. Seit dem Konzil von Ephesos die „Gegensätze des Glaubens“ zu vereinen, ja im Bild zu 431 wurde Maria als „Theotokos“, d.h. als Gottesgebäre- verschmelzen. Die thronende Maria ist in das Gebet und die rin, bezeichnet, was als Auszeichnung zu verstehen ist. Es Verehrung, die sich an Christus richten, einbezogen; ihre setzte Maria als nach der unbefleckten Empfängnis von Kleidung, der „Hofstaat“ von Engeln oder Heiligen, Thron der Erbsünde befreite, makellose und immerwährende und Fußschemel weisen sie als Herrscherin aus. Doch sie Jungfrau von den Muttergöttinnen der Antike und des selbst dient als Thron für Christus, das fleischgewordene Orients ab. Die Diskussion der komplexen theologischen Wort. Spätestens seit dem 12. und 13. Jahrhundert führt Streitfragen zu Maria zieht sich durch die Kirchen- und die Marienverehrung, vor allem durch die Zisterzienser Dogmengeschichte bis weit in die Neuzeit. Die Bildtradition und Bettelorden gefördert, zu einer „Vermenschlichung“ entwickelt ihren eigenen Weg und bildet zahlreiche Vari- des Bildmotivs „Maria mit Kind“. Aus dem Christusknaben anten und Kombinationen aus. Diese Einführung versucht wird ein Kleinkind, gut genährt, bewegt und beweglich, so einige Lesehilfen für Marienbilder zu geben und möchte dass es der Marienfigur manchmal aus dem Arm zu gleiten einladen, Bilder und Bildwerke im Religionsunterricht zu scheint (s. Seite 40, Abb. 1). Neigt sich die Gottesmutter betrachten oder zu einer Erkundung in eine Kirche oder liebevoll zum Kind, zieht der Jesusknabe in der Art eines ein Museum aufzubrechen. Kleinkindes am ­Schleier, so wächst die Identifikations- möglichkeit und eröffnet die auch in den mittelalterlichen Vertrautheit und Vielfalt Quellen nachweisbare, sehr konkrete Beziehung der from- men Betrachterin zu Maria als Schutzpatronin und Vorbild. Mittlerweile sind die Figuren der Ausstellung verpackt Die Marienbilder, aus den unterschiedlichen Epochen und und an die Leihgeber zurückgeschickt (siehe z. B. S. 40, Regionen bzw. Ländern stammend, spiegeln das jeweilige Abb. 2), nur wenige Vitrinen im Keller des Rheinischen frauliche Idealbild. Selbst die stilisierende mittelalterliche Landesmuseums Bonn erinnern an die Ausstellung „Schöne Kunst lässt die reiche Bürgerstochter einer städtischen Madonnen am Rhein“. Bis Mai 2010 fand in Bonn eine Gesellschaft, das vornehme Mädchen einer adligen Familie Ausstellung nur zu Mariendarstellungen aus der Zeit des oder die füllig gewordene Matrone einer bäuerlichen Um- späten Mittelalters statt. Die „Macht“ des Bildes scheint gebung im Kultbild lebendig werden. Aber die Idealisierung im Fall Marias ungebrochen und ihr Siegeszug begann 431. selbst, Maria als „überirdische“ Schönheit zu zeigen, wird Die frühen Bilder zeigen die Darstellung der Muttergottes im Mittelalter als ein Zeichen von Auserwähltheit gele- auf einem Thron mit dem scheinbar unnahbaren Sohn auf sen. In Maria sei die Schönheit der Schöpfung unversehrt

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­bewahrt bzw. scheine die reine Schönheit in ihr wieder auf. theologischen Aussagen. Dies ergänzen die zahlreichen Die Quellen für die bildliche Darstellung liegen zum einen Attribute aus der Natur (v.a. Blumen und Tiere), Kleidung in der Kindheitsgeschichte Jesu, vor allem nach Lukas, aber und die Farbsymbolik als Zeichen der Reinheit oder ihrer auch in den Apokryphen (hier ist insbesondere die Kind- königlichen Herkunft. Diese Symbole entstammen häufig heitsgeschichte Marias und ihre unbefleckte Empfängnis den vielfältigen und weitverbreiteten Mariengebeten legendarisch ausgeschmückt erzählt) und Legenden. Hinzu und Liedern und finden in der Volksfrömmigkeit wie dem kommen die Visionsberichte wie zum Beispiel von Birgitta Bekränzen von Marienfiguren ihren Ausdruck. In den Tafel- von Schweden, deren starke Bildlichkeit in Altar- und An- und Altarbildern füllen und schmücken die naturgetreu dachtsbilder übernommen zu sein scheint. Hymnen und dargestellten Pflanzen und Tierbilder die Hintergründe Mariengebete, wie die Lauretanische Litanei, beschreiben oder Rahmenleisten. sinnbildhaft nicht nur ihr Aussehen, ihre Gestalt und auch Das Bild der Jungfrau und Mutter wird um eine kosmische das Wesen Mariens. Marienbilder werden – ganz in der Dimension im Bild der „apokalyptischen Frau“ erweitert, die antiken Tradition – als „stummes Gebet“ verstanden, wobei nach den Worten der Offenbarung “vom Licht der Sonne Hymnentexte auch auf dem Sockel einer Marienfigur als (als Sinnbild für Christus) umgeben, den Mond unter den Inschrift eingeschrieben sind. Als Ausstattung von Kirchen Füßen und mit der Krone von 12 Sternen umgeben“ ist sind Marienbilder vielfach in die Liturgie einbezogen, sei es (Offb 12,1). Maria als Himmelserscheinung – sie kommt bei Prozessionen oder zum persönlichen Gebet. Belehrung, wie eine Königin vom Himmel herab! Aus diesem Motiv Andacht und Kult sind eng miteinander verwoben. entwickelt sich hier der Bildtyp der Maria Immaculata Als „Magd des Herrn“ verkörpert Maria Demut, Gott- (s. Seite 42, Abb. 6), die Schlange der Sünde zertretend ist vertrauen und Dienstbereitschaft, und in ihr finden sich auch sie umkränzt von den Sternen: so ist sie vielfach in alle Tugenden und Fähigkeiten des Christen vereinigt. So der Barockzeit dargestellt oder erscheint in den Kuppeln wird sie zum Vorbild „von der Haushaltsführung bis zum der Kirchen. ­Totenbett“. Als Gottes-Mutter war sie mit dem Vorherwis- sen über Christi Leiden ausgestattet: durch ihr Mit-Leiden Sehen – Lesen – Verstehen bis zum Kreuz wurde sie zur Mutter aller Menschen und zur Mittlerin zwischen Gott und Mensch (lat. Begriff Die teils schwer lesbaren, sehr ausführlichen Beschrei- mediatrix). Diese Beziehung zum Glaubenden drückt sich bungen in Kunstbänden und Kirchenführern dienen in auch darin aus, dass zwischen Maria und Jesuskind eher der Fachliteratur einerseits zur Unterscheidung, stilisti- selten ein direkter Augenkontakt besteht, aber durchaus schen Einordnung und damit auch einer Datierung der zum eigentlichen Gegenüber: dem/der Betenden vor dem Kunstwerke. Detailgenauigkeit und Klassifizierung geht Altar! Ihre Dienstbereitschaft zeigen die über der Brust auf die Methode des vergleichenden Sehens zurück; diese gekreuzten Hände an oder der gesenkte Blick; ihre rechte bildet zum anderen die Grundlage für die Deutung, die Hand liegt auf der Brust oder sie kniet vor dem Kind in am Objekt selbst belegbar sein muss. Damit wird sie auch der Krippe oder ist auf dem Boden sitzend, mitten in einer für den interessierten Betrachter/in nachvollziehbar und Blumenwiese, in das Spiel mit dem kleinen Jesuskind ver- verständlich. So ist Kunstgeschichte spannend, und im tieft. Ihre Auszeichnung als Jungfrau wird spätestens seit Falle einer Kirchenerkundung oder einem Entdeckungsgang dem 14. Jahrhundert am langen, offenen Haar erkennbar, im Museum ist die Beobachtungsphase bzw. das Sammeln das als Zeichen des unverheirateten Mädchens galt. Wie von Detailbeobachtungen ein entscheidender Schritt. oben angedeutet spiegelt ihre idealtypische „Schönheit“ Spielformen wie Beobachtungsübungen, Sehhilfen oder ihre Stellung als unbefleckt (ohne Erbsünde) Empfangene. Gruppenaufgaben (im Sinne von: Ich seh’ etwas, was du Fachleute wie R. Suckale warnen davor, die Marienbilder nicht siehst!) machen Lust auf mehr. mit den Augen des 21. Jahrhunderts zu beurteilen, „denn Was aber unterscheidet nun ein Marienbild vom anderen selbst die gleichermaßen natürliche wie überirdische und wie erkennen wir als Interessierte Hinweise für die Schönheit der Maria folgt einem ausgeklügelten theo- Deutung? Für ein Bildwerk sind natürlich auch der ur- logischen Programm, bei dem der Gedanke der Passion sprüngliche Anbringungsort, die Zusammengehörigkeit Christi als Bestimmung des Erlösers mitschwingt“. Die mit weiteren Figuren oder möglicherweise bereits zerstörte Gesten der Bilder werden zu visuellen Metaphern für die Details von großer Wichtigkeit. Um den interessierten

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 33 Leser nicht zu ermüden, werden hier Stichpunkte einer fälligkeiten durch die Goldfassung schwer am Original Beschreibung im Sinne von „Lesehilfen“ aufgezählt und erkennbar sind. Es handelt sich dabei um ein Kleid mit nur einzelne Details kommentiert: enganliegendem Oberteil, dessen lange, anliegende Ärmel Zur Figur Mariens: Ganzfigurig oder teilweise dargestellt, in andersfarbigen Aufschlägen enden. Der Halsausschnitt vor einem Hintergrund, Körperhaltung, Standmotiv, Kopf- ist mit einem Einstecktuch bedeckt – ein Teil der ange- wendung, Blickrichtung. Maria trägt eine Krone oder einen messenen Kleidung einer Frau in einer Kirche. Das Oberteil Blütenkranz?, offenes Haar oder/und einen Schleier. ist stark tailliert und läuft schößchenartig aus, darunter Kind: Geschätztes Alter, Beweglichkeit, Blickkontakt oder quellen kurze, plustrige Falten aus einem feinen Stoff Körperwendung zur Mutter, „Spielmotive“: Greifen in hervor. Diese Besonderheiten dürften der zeitgenössischen den Schleier, Tragen oder Zerren an einem Gewandzipfel, Mode entsprechen. Die Gottesmutter Maria, als Zeichen Gestik (Segensgestus, kindliche Gestik) oder Greifen nach dienen Krone und Mantel (s.o.), ist gleichzeitig als Frau einem Attribut (meist ein symbolträchtiger Gegenstand). ihrer Zeit dargestellt und verkörpert in diesem Sinne die Das Tragemotiv des Kindes: Eher realitätsgetreu oder im göttliche Erwähltheit als auch ihre menschliche Herkunft Sinne einer Zeigegeste? und Zugehörigkeit. Dieser Aspekt erleichtert ja gerade die Kleidung und Gewandmotive: Meist trägt eine Marien­ Identifizierung mit Maria und ihre Funktion als Vorbild figur ein eng anliegendes Kleid (häufig rot) und einen, im Glauben. in gemalten Werken oft in der sehr kostbaren Farbe Blau Auch zwei schwer erkennbare Details in den Händen ausgeführten Mantel oder Umhang, möglicherweise mit ­Mariens und des Kindes sind sehr naturnah dargestellt Innenfutter aus Pelz, mit Stoffmuster wie ein Brokatstoff, (s. Seite 27). Klein und erst auf den 2. Blick sichtbar hat der besetzt mit Bordüren … Der Mantel fällt vor dem Körper Jesus­knabe in seiner linken, leicht herabhängenden Hand und am Boden in kunstvoll gelegte Falten (s. Seite 41, einen Vogel fest gepackt. Derart eingezwängt, wehrt sich Abb. 4). Die mittelalterliche Skulptur verwendet sog. das Tier, wendet den Kopf und pickt in die Hand des Knaben. Gewandmotive, damit sind Faltenknäuel vor dem Körper, Aber dieser scheint unberührt und greift in die von der am Fuß eines Standbilds, an Säumen oder wegflatternde Mutter angebotenen Trauben, wie um zu naschen. Diese Gewandzipfel gemeint. So bildet sich vor dem Körper eine scheinbar realistische Szene ist symbolisch zu lesen: Das Art Gewandfassade, eine Art absichtsvoll inszeniertes Picken des Vogels in Jesu Hand nimmt das Leiden Christi „Faltentheater“: Wer den Faltenlinien folgt oder einen vorweg, fachkundiger Auskunft nach könnte es sich um Gewandbausch als Hinweis liest, bemerkt, dass die Bild- einen Goldfink handeln, der sich der Legende nach von aussage ästhetisch unterstützt wird oder der/die Betrach-­ Dornen nährt und Jesus später einen Dorn der Dornenkrone ter/in beim Meditieren des ­Bildes geleitet wird. Denn viel- aus der Stirn pickte! Das Motiv ist häufig verwendet, aber fach waren die Figuren relativ klein und in Augenhöhe mit hier in meisterhafter Beiläufigkeit nur für den frommen dem Betenden zur privaten Andacht aufgestellt! Betrachter sichtbar. Der Griff nach der Traube verweist auf die Eucharistie, in der Wein in das Blut Christ gewandelt Beispiel 1 wird – somit weist das Motiv ebenfalls auf das Leiden, das An der Marienfigur im Mainzer Dom (von 1510/20) im neu- Jesus zur Erlösung der Menschen auf sich nimmt. gotischen Marienaltar der Marienkapelle, die auf der Nord- seite gleich östlich an das Marktportal anschließt, lässt sich Beispiel 2 folgendes beobachten (s. Seite 35): Diese ­Marienfigur wird Das gotische Gnadenbild, um 1420 datiert, das sich heute durch ein vor den Leib gehaltenes Faltenmotiv teilweise in der Augustinerkirche befindet (s. Seite 36), stammt verdeckt. Der überaus weite Mantel ist unter dem Arm ursprünglich aus der Liebfrauenkirche, die unmittelbar im Mariens, der das Kind trägt, eingesteckt: dadurch wird Osten vor dem Dom lag. Das Bildwerk hat eine spannende das kostbare Innenfutter und die Edelsteinbordüre an den Überlieferungsgeschichte, denn es wurde bei der Beschie- Säumen sichtbar. Der über die Arme herabfallende Mantel ßung von Mainz 1793 zur Rettung dorthin gebracht und ist so um die Figur gelegt, dass sich durch die Saumlinie unter Bischof Wilhelm E. von Ketteler in das Programm der des goldenen Mantels eine Mandorla, die für Christus von ihm neu konzipierten Andachtsstätte für Maria in der kennzeichnende Aureole des Göttlichen, aufbaut! Kirche des Priesterseminars einbezogen2. Der Faltenbausch verdeckt Marias Kleid, dessen Auf- Die in diesem Fall thronende Gottesmutter wendet sich mit

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sten. Die Nacktheit des Kindes weist auf die menschliche Natur Gottes, zeigt Verletzlichkeit und wird erst im späten 15.Jahrhundert als anstößig empfunden und mit Gewand- zipfeln verdeckt. Das Kind ist in ein seltsames Spiel ver- sunken: als Spielzeug dient erneut der Vogel (sicher keine Taube), der in den Finger des Knaben pickt. Aber hier hält der Knabe den Vogel an den Flügeln, zieht ihn gleicherma- ßen auseinander – ist diese Geste als Hinweis auf das Le- bensende Jesu am Kreuz zu verstehen? Ein Spiel oder eine symbolische Geste? – Es bleibt die Aufgabe der Forschung, hier einen textlichen oder legendarischen ­Ursprung des Motivs auszumachen. Nach meinen Erfahrungen mit Kir- chenerkundungen ­eröffnen die phantasievollen, spontanen Assoziationen der betrachtenden Schüler/innen neue Blickwinkel. Als weitere Kategorien einer Betrachtung wä- ren Fragen nach dem Sitzmotiv der Thronenden anzufügen, mit Schemel, mit Kissen... Der Typus des Gnadenbildes, ein „hauptsächlich an Wallfahrtsorten errichtetes Kultobjekt, das wegen häufiger Erhörung, der vor ihm verrichteten Gebete besonders verehrt wird“3, und – das wäre zu bele- gen – sich in Mainz großer Beliebtheit erfreute, begegnet sehr häufig in Kirchenbauten. Diese hochverehrten Bilder wurden nach einem Brand oder in Notzeiten gerettet und dann in die Ausstattung eines Neubaus integriert.

Beispiel 3 Der Bildtyp der „Immaculata“ wurde oben bereits kurz erwähnt und ist im Falle der sog. „Breidenbach“–Madonna im Kreuzgang des Mainzer Doms in einer speziellen Form überliefert (s. Seite 36). Quasi als Erkennungszeichen dienen die große Mondsichel, in der die Halbfigur Mariens ruht oder aufsteigt; sie ist bekrönt und ihre Figur ist von flackernden Strahlen der Sonne umgeben. Als­Besonderheit darf gelten, dass die Figur in einen Bildrahmen einge- fügt ist, an den unteren Ecken sind Stifterwappen zu sehen. 1484 stiften der gelehrte Domdekan Bernhard von ­Breidenbach und Ritter Philipp von Bicken nach ihrer glücklichen Rückkehr von einer Pilgerreise nach Palästina und Ägypten dieses Marienbild. Diese Art von Stiftungen Beispiel 1: Marienfigur im Dom zu Mainz aus Dankbarkeit über die Errettung (einer der Mitreisenden Blick und Körperneigung dem Jesuskind zu. Sie berührt es kehrte nicht zurück!) und glückliche Rückkehr in einem mit beiden Händen, aber hält sie das Kind wirklich fest? Votivbild waren weit verbreitet. Die Inschrift verbindet ein Die zarte Berührung, der vorsichtige Griff ihrer Rechten Psalmwort (Ps 86,17) mit der schutzbringenden Patronin lässt eher vermuten, dass ein kostbarer Gegenstand auf Maria und lautet4: ihrem Schoß liegt. Sie berührt den Fuß des Kindes nicht „Gib mir ein Zeichen im Guten, damit die es sehen, die direkt, sondern nur mit einem Gewandstück – gleichsam mich hassen und sich schämen, weil du mir geholfen hast eine Parallele zur ehrfürchtigen Berührung des Allerheilig- und mich getröstet hast, Himmelskönigin.“

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 35 Im Inschrifttext selbst ist von der Erscheinung („ein eingesetzt. Diese Themen wären durchaus in einem Diöze- Zeichen“) die Rede, gleichsam ein Hinweis auf den ver- sanmuseum oder einer Kirche mit mehreren Marienfiguren wendeten Bildtyp, der hier als Kultbild in einem Rahmen durchführbar. Möglicherweise liegt hier ein Thema für dargestellt ist. Das Bild ist auf Untersicht gearbeitet, die einen kunstgeschichtlich-theologischen Workshop, um Marienfigur scheint zum Betenden direkt herabzuschauen. Konzepte für Erkundungen zu erarbeiten? Oder wie wäre

Beispiel 2: Gnadenbild in der Augustinerkirche, Mainz Beispiel 3: Sog. „Breidenbach-Modonna“ im Dom zu Mainz Die auffällige Divergenz der Blickrichtungen von Maria und es mit einem Rundgang durch die Kirchen von Worms, Jesuskind weist erneut auf den Bildtyp der Erscheinung Mainz oder am Schulort: eine kleine Auswahl genügt und Christi in der Herrlichkeit des Himmels. folgende Ideen könnten als Anregung dienen!

Ideen „einer Ausstellung“ „Die Krone der Mutter Gottes“ Hierbei wird die Krone als Kopfschmuck und Zeichen der Von der museumspädagogischen Abteilung des Bonner Macht zum Ausgangspunkt. Maria als Königin des Himmels Landesmuseums, deren Leiterin Dr. Heidi Gansohr ich für ist noch an weiteren zeichenhaften Details erkennbar wie die freundlichen Auskünfte und Informationen herzlich der Stofffülle der Gewänder (überaus teuer in der Herstel- danke, wurden anlässlich der Ausstellung nachfolgende lung und nur wenigen vorbehalten), der Verwendung von Workshops angeboten5. Ausgehend von Rundgängen, bei Gold und Edelsteinen u.v.m. Als Kreativangebot, gleichsam denen je nach Thema auf spezielle Details zu achten ist, um die Erinnerung zu festigen: eine Krone basteln! wird die Lust am Beobachten von Kindern geschult und

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„Fürchte dich nicht...“ sagte der Engel zu Maria Literaturhinweise In diesem Angebot geht es um die Darstellung von Engeln, ihr Aussehen und ihre Unterschiedlichkeit. Vor allem in • Suckale, Robert (Hg.), Katalog zur Austellung „Schöne Madonnen am Rhein“ in Bonn 2010, Leipzig 2009. mittelalterlichen Tafelbildern lässt sich viel Material • Schreiner, Klaus, Maria. Jungfrau, Mutter, Herrscherin, München finden. Wie könnte in einer „Handarbeit“ danach mein 1994. ganz persönlicher Schutzengel aussehen? Wie muss er • Ders.: Maria. Leben, Legenden, Symbole, München 2003. sich anfühlen oder wo sollte er aufgestellt werden? Über Dort sind auch einführende Kapitel zum Thema ‚Antijudaismen’ im diese Fragen, die auf einer kleinen Werk-Schau nach dem Mittelalter dargestellt. Klaus Schreiner hat aus dem überwältigen- Kreativangebot erscheinen, gelangen wir zu den Fragen den Reichtum an Legenden, theologischen Deutungen, politischen, der Liturgie, oder der Platzierung von Bildwerken im Raum, sozialen und kulturellen Überlieferungen und Ikonographien diese zur oben angesprochenen Beziehung von Bild und Beter Frauengestalt porträtiert. Wer sich näher mit der Geschichte der Marienverehrung beschäftigen möchte, findet in dem spannend im Kirchenraum. geschriebenen Buch eine schier unerschöpfliche Informationsquelle.

Madonna – Madonnen. Outfit heute – Schönheit damals • Bäumer, Remigius / Scheffczyk, Leo (Hg.), ­Marienlexikon. Gesamt- „Wir untersuchen und vergleichen die schönsten jungen ausgabe, St. Ottilien 1994, Bde. 1-6. Frauen, meisterlich geschaffen.“ – Auf der Ausstellung Das Marienlexikon gibt dem Benutzer nach dem neuesten For- zu den schönen Madonnen war dies der Ausgangspunkt, schungsstand zuverlässige Auskunft über alle Fragen von Mariologie über Schönheitsideale ins Gespräch zu kommen. Aus und Marienvererehrung. Die Stichworte der sechs Bände informieren der Kenntnis von Jugendlichen ist hier der Vergleich zu eingehend über das, was die Kirche über die Person und Stellung Popikonen, zu Inszenierungen in einem Konzert möglich. Mariens im göttlichen Heilsplan verkündet. Vielfältige , verständliche Informationen auch in Artikeln, die auf den ersten Blick kaum mit Es ist sicher keine leichte Aufgabe, den Transfer zwischen Maria zu verbinden werden. Vgl. Artikel wie: Schönheit Marias, Vereh- Madonna, die auf der Bühne in idealer Jugendlichkeit auf- rung Mariens, Eva-Maria, Erdbeere, Kindheit Mariens, apokalyptische tritt, und einem Marienbild herzustellen. Die angebotene Frau, Theotokos, Wallfahrtsorte, Lyrik, Hymnen, Volksfrömmigkeit Kreativaufgabe, ein Tonköpfchen herzustellen und es mit oder einzelne Orte und Künstler. einem geheimnisvollen Lächeln zu belegen – dürfte eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Es steht sowohl • Weitere Hinweise auf Fachliteratur im Internet: www.erzbistum-freiburg.de/html/literatur_und_medien_zum_the- der Schönheitsbegriff von heute als auch die Frage nach ma_maria.html (Stand: 3.9.2010). der Bedeutung von idealtypischer Schönheit zur Diskussion. Suchspiele sind deutlich erleichtert durch das digitale Anmerkungen Fotografieren und die anschl. Auswertung in einzelnen Gruppen. Im Sammeln und Sortieren wird vergleichendes 1 Das Zitat „Von Maria nie genug ...“ stammt von Bernhard von Cluny, Sehen möglich – diese Methodik macht erneut die Vielfalt gest. um 1150, eher volkstümlich vereinfachende Darstellung zur deutlich, die letztlich aber auf die eine Aussage Marias als unbefleckten Empfängnis Mariens, die auch in der Mitte des 12. Jh. Gottes-Mutter zurückführt. Gegenstand theologischer Diskussionen war. Siehe auch: H. Grote, Art. Maria/Marienfrömmigkeit II, in: TRE 22, 119-127, 126 f. 2 Ausführlich dazu: H. Hinkel, Das Attentat auf die Madonna, in: Mainzer Zeitschrift 96/97 (2001/02) 289-297. 3 K. Kolb, Art. Gnadenbild, in: Marienlexikon Bd. 2, 658-662, 658. Dr. Felicitas Janson ist Kunsthistorikerin,­ 4 Nach J. Blänsdorf, Siste viator et lege. Die lateinischen Inschriften Studienleiterin am Erbacher Hof, der Stadt Mainz, Mainz 2009, 102. ­Akademie des Bistums Mainz; Leiterin 5 Diese Angebote galten nur zur Ausstellungszeit! – Weitere sehr der Projektarbeit am Dom zu Mainz, empfehlenswerte Workshops zur Dauerausstellung im Rheinischen (Konzeption, Angebote für Schulklassen­ Landesmuseum Bonn unter: www.rlmb.lvr.de und Gruppen, Kirchenpädagogik), Referentin in der Lehrerfortbildung zu Themen der christlichen Kunst.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 37 SCHWERPUNKT

Stundenbuch Maria

Von Felicitas Janson

Die Miniatur in einem Das Standmotiv auf der Stundenbuch aus der „Wiese“ erinnert an Dar- Mainzer Martinusbiblio- stellungen wie Maria im thek von 1430/40 zeigt Garten oder im Rosenhag eine stehende Maria mit (vor einer ­blühenden Ro- dem Jesuskind auf dem senhecke) oder den Bild- rechten Arm platziert. typus „Paradiesgärtlein“. Maria hält einen ­Apfel Dabei steht das Bild des in der Hand. Diese sehr „hortus conclusus“, des kleine Miniatur von nur verschlossenen Gartens, 8 cm x 11 cm ist im als Sinnbild für Mari- Farb­­­wechsel rot – gold as Jungfräulichkeit. Es gerahmt; den äußeren findet sich eine Über- Rahmen bildet eine auf- lagerung verschiedener fällige, reichhaltige Blu- Bedeutungen, denn auch menbordüre. die Symbolik des Hohen Maria im eigentlichen Liedes (Hld 2,3 u. 2,5; Bildfeld trägt ganz tradi- der lat. Begriff „malum“ tionell das rote Gewand meint alle apfelartigen mit weißen Säumen und Früchte) spielt mit in die ist in den weiten blau- Pflanzensymbolik herein. en Mantel gehüllt. Die Einen entscheidenden zarte, mädchenhafte Hinweis für die Deutung Frau mit sehr langen liefert natürlich der Ap- rotblonden Haaren, nur fel, der durch den bibli- von einem schmalen Reif schen Bezug auf Eva als zurückgehalten, trägt Maria mit Jesuskind und Apfel, Foto: B. Nichtweiß Auslöser für den Verlust das Kind auf dem rech- Stundenbuch Köln 1430/40 des Paradieses, als Frucht ten Arm und hält einen gelb-roten Apfel in ihrer Linken. der Ursünde gedeutet wird. Dennoch ist er ambivalent zu Der Mantel ist vor dem Leib zusammengerafft und lässt deuten. Vermutlich begünstigte das Wortspiel „malum“ den Oberkörper frei, so dass scheinbar ein Bildfeld für das – der Apfel und „malum“ – das Böse, die Deutung als Apfelmotiv entsteht. Das Kind sitzt etwas steif auf dem unheilbringende Frucht. Der Apfel in Marias Hand oder Arm, sein Blick wendet sich nach rechts, die Hände sind des Jesusknaben ist bei Mariendarstellungen häufig als erhoben und mit der linken segnet es den Apfel. Maria ein Zeichen der Gottesminne zu verstehen, abgeleitet steht vor einem Goldgrund auf einer Wiese. Aber nur auf aus der antiken Mythologie, die den Apfel als Sinnbild der rechten Seite blühen die Pflanzen, oder es könnten der Liebe und Fruchtbarkeit sieht. Die Hohelied-Symbolik auch Erdbeeren mit Früchten sein; die linke verschattete zieht den Vergleich zum Bräutigam, der Maria, als Sinnbild Seite, dies setzt sich sogar im Goldgrund und Rahmen fort, der Kirche, Äpfel als Geschenk und Erquickung zukommen zeigt nur Grünpflanzen. lässt. Diese Deutungen finden weitere Auslegungen in

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den Schriften der Kirchenväter. Eine Verknüpfung zum der Genauigkeit der Beobachtung und feinen Darstel- Reichsapfel als Machtsymbol des Königtums liegt nahe, lungsweise den/die Betrachtende/n erfreut haben. In den wobei das Motiv der Kugel als Sinnbild für den gesamten Artikeln zur Blumensymbolik Mariens werden unzählige Kosmos, Himmel und Erde steht. Der Apfel führt direkt zur Blumen aufgezählt, aber neben eindeutigen Zuordnungen Antithese Eva – Maria: So wie Eva den Apfel weiterreichte als Symbole für die Jungfräulichkeit (Lilie) oder die Schön- und als Verursacherin der Sünde gesehen wurde, so reicht heit (Rose), gibt es viele, deren Bedeutung und Aussage Maria den Apfel an Jesus. Ihr Darreichen versinnbildlicht nicht geklärt ist. Der in unserem Fall befragte Botaniker ihr Mitwirken an der Erlösung durch ihre Bereitschaft, sich (Prof. W. Licht, Mainz) identifiziert folgende Pflanzen (ge- dem göttlichen Heilsplan unterzuordnen. Das Jesuskind gen den Uhrzeigersinn von links oben ausgehend): segnet sie im Bild dafür. So ausgedeutet spannt unser Rose, Akelei, Maßliebchen (Gänseblümchen), dazwischen kleines Marienbild einen großen Bogen zum Anfang der Distelpflanzen, Nelke, (unbekannt), rotblühender Gauch- Beziehung zwischen Gott und den Menschen, der sich in heil, Rose, Borretsch (?), erneut Distelpflanzen, nochmals Maria erneuert. ein Gauchheil, dann folgen Erdbeerfrucht, (unbekannt), In den Stundenbüchern, die der fromme Laie zur privaten Erdbeere, Maßliebchen, (unbekannt rot), (unbekannt blau). Andacht benutzte, waren solche kleinen Miniaturen einge- Trotz einer überraschenden Genauigkeit in der Zeichnung streut oder vor die neuen Kapitel gesetzt. Natürlich konnten der Blumen bleiben Lücken. Ein botanischer Name dürfte sich nur wohlhabende, lesefähige Schichten solche Bücher nicht in mittelalterlichen Gebetstexten zu finden sein. Die leisten, aber ein solches Buch wurde zum Lebensbegleiter. sich wandelnden, volkstümlichen Bezeichnungen sind oft Dort stehen neben den offiziellen Gebetstexten, zu de- unbekannt. Aber eine Pflanze sei zum Abschluss dieser nen immer Mariengebete kleinen Deutung noch hervorgehoben: gehören, auch private, Die einzigen Früchte unter den Blumen ganz persönliche Gebete. sind Erdbeeren: einerseits waren sie ein Damit werden die Bilder aus der antiken Dichtung bekanntes ero- tatsächlich zu Meditati- tisches Motiv, andererseits galten sie als onsbildern und sind zur die Speise der Seligen im Paradies. Vor den Freude des Betrachters Zeiten der Kultivierung und Züchtung der geschaffen. Erdbeere war das Auffinden dieser Köst- Selbst die Rahmenleiste, lichkeiten in der Natur ein Geschenk, ohne die auf der rechten Seite Zutun des Menschen gewachsen, klein und deutlich schmaler aus- süß. Der Legende nach führte Maria die gefallen ist (nur schlecht gestorbenen Kinder am Johannistag (Erd- gemessen?), dürfte in der beerzeit!) in das Paradies, um Erdbeeren Vielfalt und Buntheit, in zu pflücken.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 39 Abb. 1: Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz Madonna aus der Fuststraße, Mainz, um 1250, Abb. 2: Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz Appenheimer Pietà, um 1350,

40 SCHWERPUNKT Schutzmantelmadonna, Anfang 16. Jahrhundert, Pfarrkirche St. Martin, Mainz-Finthen Abb. 3: Abb. Maria mit dem Kind, mittelrheinisch, erstes Viertel 15. Jahrhundert, Maria mit dem Kind, mittelrheinisch, erstes Viertel 15. Jahrhundert, barocke Ergänzung, Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz Kopf Abb. 4: Abb.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 41 Abb. 5: Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz Aufnahme Mariens in den Himmel, um 1750/60, Abb. 6: Bischöfliches Dom- und Diözesanmuseum Mainz Beuroner Madonnen, erstes Drittel 20. Jahrhundert,

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Der Satan, die Palme und Gottes Prophet Maria nach islamischer Tradition

Von Barbara Huber-Rudolf

Lassen Sie uns von Maria nach islamischer Tradition mit me, er möge „die Schrift“ bewahren. Die nachstehende ihrem arabisierten Namen Maryam sprechen. So fällt es Charakterisierung des Johannes verwendet Vokabular, das leichter, die Darstellungen der Marienfiguren in Islam und wenig später für den Sohn der Maryam, das ist Isa/Jesus, Christentum vorerst voneinander zu trennen, Vergleiche wiederholt wird: Es ist beiden die Schrift anvertraut, d.h. anfänglich zu meiden und sich während der Informations- das Prophetentum, beide erfüllen die islamischen Pflichten phase der Wertung zu entziehen. Am Ende dieses Beitrags, und sind pietätvoll gegenüber den Eltern. Segen und Heil in der Reflexionsphase, kommen wir auf die christliche liegen auf ihnen beiden, „am Tag, da ich geboren wurde, Position und Positionierung zurück. am Tag, da ich sterbe und am Tag, da ich wieder zum Leben auferweckt werde“ (K 19,15 bzw. 19,33). In diesem Kontext Die Quellen, wie immer in islamischen Fragen der Koran, trifft die Verkündigung an Maryam auf die Erwartung und seine Auslegungen und die Spruchweisheiten, arab. Hadith, Voreinstellung, mit der Geburt des Kindes könne es wohl erzählen die Biographie Maryams von den Schwierigkeiten etwas Besonderes auf sich haben, wenn Gott es so wolle. der Empfängnis Hannas bis zur Geburt Jesu/Isa. Im Koran An die Klage und Erhörung der unfruchtbaren Frau schließt finden sich zwei ausführlichere Passagen, davon eine aus sich die Verkündigung an die Jungfrau an. der mekkanischen Offenbarungsperiode (Sure 19), die zweite aus der medinensischen Zeit (Sure 3). Diese Beob- Das Gelübde der Hanna achtung führt zur Vermutung, die Figur der Maryam könnte „Und gedenke in der Schrift der Maryam! Damals als den Prophetentypos des Mahners in der Nachfolge der sie sich vor ihren Angehörigen an einen östlichen Ort jüdisch-christlichen Prophetentradition, den Muhammad zurückzog!“ (K 19,16) Die Aufforderung richtet sich an in Mekka verkörperte, aber auch des Reformators und das Sprachrohr des Koran, an den Propheten des Islam, Stifters einer genuinen Religionsgemeinschaft, wie er sich an dieser Stelle nun über Maryam zu sprechen. Und zwar in Medina präsentierte, in der je eigentümlichen Weise setzt der Bericht ein, als Maryam schon im Tempel, die beschäftigt haben. Unter den Exegeten und Traditionari- arabischen Quellen sprechen von der „Moschee“, lebt. ern der Spruchweisheiten finden sich auch für unsere Dazu ist es durch einen Schwur ihrer Mutter gekommen. Thematik Wissenschaftler mit juristischem Interesse (z.B. Auch Hanna/Anna war scheinbar unfruchtbar. Eines Tages, Ibn ­Hanbal), Theologen mit dogmatischem Anliegen (wie so die lange Herleitung bei den Kommentatoren, war sie Ghazali und sein Schüler Razi) und Historiker mit apolo- unter einem Baum sitzend von der Fürsorge eines Vogels getischer Absicht (Tabari). für seine Brut so bewegt, dass sie Gott gelobte, ihm das Kind, das ihr eventuell doch noch gegönnt werde, seinem Der Textbefund: Sure 19 bzw. Sure 3 Dienst zu weihen (K 3,35). Das Kapitel beginnt mit der Verzweiflung des Zacharias, ohne Nachkommen sterben zu müssen und der dem Ge- Dieses Versprechen stellt die Kommentatoren vor ein Pro- bet folgenden Zusage Gottes, es werde dem Zacharias blem. Qurtubi, der Andalusier und Zeitgenosse Thomas von ein Sohn geschenkt werden. Darauf folgt unmittelbar die Aquins, behauptet, es entspräche dem jüdischen Recht, ein Anrede an Johannes, das ist der angekündigte Nachkom- Versprechen abzulegen, das eine andere Person betreffe,

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 43 eine Bestimmung, die das islamische Recht nicht über- Nun bringt Hanna also das Mädchen in den Tempel, die nommen habe, ergänzt Razi. Da aber die „Kinder Israels“, Moschee und übergibt es Zacharias, offensichtlich nicht meint dieser weiter, keine Kriegsgefangenen machten, ohne Streit darüber unter den Gottesdienern, die ihre sondern einzig auf die Mitarbeit ihrer Kinder angewiesen Losstäbe warfen, um die Ehre zu zuteilen (K 3,44). Die waren, verzichtete Hanna mit dem Schwur auf diesen Losstäbe bleiben die einzige Anspielung des Koran an die Dienst und die Vorteile dieser Welt (Hadith nach Tabari). „Vermählungserzählung“ des schon erwähnten apokryphen Das ­Protevangelium des Jakobus, das im Osten sicher Jakobusevangeliums. Maryam wächst von Gott behütet eine höhere Wertschätzung erfahren hat als im Westen, und versorgt auf (K 3,37). Zacharias wundert sich, dass bringt auch dieses mariologische Thema zur Sprache und bei Maryam auf geheimnisvolle Weise für Lebensmittel bestätigt das Problembewußtsein. immer gesorgt ist. Die Theologen erkennen darin das für alle Propheten zu bemühende Bestätigungswunder. Das Kind wurde ein Mädchen, das grundsätzlich, so wieder Nichtsdestotrotz und wenngleich Maryam als einzige die muslimischen Kommentatoren, nicht für den Gottes- Frau im Koran namentlich Erwähnung findet, muss sie dienst vorgesehen war. Maryam aber war, wie man im sich dennoch darin fügen, dass Gott nach islamischer Nachhinein weiß, als Mutter des im Islam hoch geachteten Auffassung keine Prophetinnen beruft. Die Wunder, die Propheten Isa bestimmt. So versteht Razi den Koran in dem Er an ihr wirkt, zollen ihrer Erwählung als Mutter des Isa Sinne, dass Gott mit der Geburt eines Sohnes dem Willen Tribut, nicht einer Botschaft. eines Menschen gerecht geworden wäre, mit der Geburt einer Tochter aber Gottes Wille der Menschheit insgesamt Gottes Wort ein weit größeres Geschenk macht. Auch Hanna begreift Die Botschaft, das Wort, wird Maryam zur Welt bringen. das Geschehen und wünscht sich, dass Maryam und deren Am „östlichen Ort“ (Sure 19) verkündet der Engel ­Maryam Nachkommen bei Gott „Zuflucht und Schutz finden vor die Empfängnis. In K 3,45 grüßen die Engel (Pl.) und dem gesteinigten Satan“ (K 3,36). bezeichnen das Wort Gottes als Jesus, Christus/Messias, den Sohn der Maryam. Da in der arabischen Namens- Ohne Hang zur Sünde! gebung der Zusatz „Sohn des…“ üblich ist und hier die Die Anspielung auf den Teufel, der den Menschen in Ver- Besonderheit „Sohn der Maryam“ den Namen der Mutter suchung führt und der deshalb symbolisch im Vollzug der zitiert, akzentuiert der Koran bewusst Maryam und die Riten der Pilgerfahrt bis heute gesteinigt wird, will hier Jungfrauengeburt. Erstaunlich für christliche Ohren wirkt die Aufmerksamkeit auf die Sündenlosigkeit der Maryam das Epithet „masih“, Messias, das wohl über die imitierte lenken. Abu Huraira, einer der Prophetengenossen, die Sprachgewohnheit arabischer Christen eingeflossen ist. Hadithe übermittelten, berichtet: „Es gibt kein Neugebo- Die Versuchung, die Bezeichnung Jesu als „Wort Got- renes, das das Licht dieser Welt erblickt, ohne dass es der tes“ im Sinne des Johannes-Prologs zu verstehen, liegt Satan sticht und keines, das nicht nach dem Stich schreien nahe, erfährt aber keine weiteren Bestätigungen. Der würde. Die einzige Ausnahme sind der Sohn der Maryam Koran intendiert wohl vielmehr, jetzt tatsächlich auf die und seine Mutter.“ Hier schürzt sich für die Kommenta- Wortgewalt des Propheten hin zu weisen. Tabari, dessen toren das nächste Problem. Denn jeder Mensch soll bei apologetisches Anliegen schon erwähnt wurde, erinnert Gott Zuflucht finden vor den Versuchungen des Satans. daran, dass es das Schöpfungswort „sei“ ist, mit dem Gott Aber das Gebet der Hannah in Verbindung mit dem Hadith alles, was er erschafft, ins Leben ruft. In diesem Sinne ist könnte der Versuch sein, an das mariologische Thema das Wort, das ewige Wort Gottes ergangen und der Sohn der Immaculata anzuschließen. In Zusammenfassung der der Maryam, nicht ewig mit Gott, dem Urheber des Wortes, breiten Debatte insbesondere bei Qurtubi ist das Hadith geschaffen worden. (Wir spielen später noch einmal mit als schwach anzusehen und es bleibt nicht mehr aber auch den Vokabeln „geschaffen“ bzw. „gezeugt“.) nicht weniger als der Glaubenssatz des Islam, wonach alle Propheten, gar auch Maryam und sicher Isa durch Gottes 1. Wunder: Jungfrauengeburt Eingriff zwar nicht vor der Versuchung, aber vor der Um- setzung in die Schandtat bewahrt werden. „Maryam, Gott Nun im Folgenden entgegnet der Koran in der Verkündi- hat dich auserwählt und rein gemacht!“ (K 3,42) gungsszene auf den Einwand der Maryam, dass sie noch

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Jungfrau sei: „Es fällt mir leicht, sie steht tatsächlich im Leben dies zu bewerkstelligen. … Es mit allen seinen Widrigkeiten ist eine beschlossene Sache.“ verwurzelt wie die Palme, die (K 19,21) Das erste Bestäti- im kargen Boden der Wüste gungswunder für den Propheten mit ihren Wurzeln nach Wasser Isa ibn Maryam manifestiert gräbt. Und Maryam, für die der sich in der Jungfrauengeburt. eigene Sohn sprechen wird, kann Dieses Wunder nehmen Mus­ mit erhobenem Haupt in die lime so ernst, dass sie die Figur Gesellschaft zurückkehren. Auch des Josef in den christlichen die Palme ragt mit ihrer Krone Weihnachtskrippen zu kritischen über alle anderen Pflanzen der Nachfragen veranlasst. Literari- Oase hinaus. Deshalb symboli- sche Nahrung erhält diese Kritik siert sie in der Kunst, die dem in den Prophetengeschichten Bilderverbot, d.h. der Darstellung Tabaris, die die Unterstellung des Menschen, im engeren Sinne kategorisch zurückweisen, das sogar jedes Geschöpfes, im reli- Kind stamme von jenem Schrei- giösen Kontext, verpflichtet ist, ner Yusuf, der als einziger Zutritt den gläubigen Menschen1. zum Tempel hatte. Wieder daheim erwarten ­­Maryam Maryam wird angesichts ­einer schwere Vorwürfe: „Da hast du möglichen Wirkung ihrer etwas Unerhörtes ­begangen. Schwangerschaft vor der Ehe Schwester ­Aarons! Dein Vater in der Gesellschaft vorerst der war doch kein schlechter Kerl öffentlichen Ächtung entzogen. und deine Mutter keine Hure. Da Ob sie selbst die unmoralische wies sie auf ihn. Sie sagten: Wie Qualität des Geschehens für Die abgebildete Palme erinnert im „Garten der Begegnung“, sollen wir mit einem sprechen, ­Dreieich, einem christlich-muslimischen Frauenprojekt, an die vor Außenstehende in ihrer Un- Gott und den Menschen gerechten Frauen Deborah und Maria der als kleiner Junge noch in schuld erfasst hat, bezweifelt (vergl. www.garten-der-begegnung.eu). der Wiege liegt?“ (K 19, 27b-29) ein Kommentator wie Razi. Der Koran konstatiert: „Und Maryam bleibt trotz der Vorhaltungen stumm, als habe sie zog sich mit ihm an einen fernen Ort zurück. Und die sie ein Fasten mit Schweigegebot gelobt, weil das Kind Wehen veranlassten sie, zum Stamm der Palme zu gehen.“ ihre Verteidigung versprochen hat. Da greifen die Kritiker (K 19,23) Ein weiteres Bestätigungswunder für das Pro- zu einem Trick, indem sie Maryam auch noch die fromme phetentum des Sohnes der Maryam spielt sich jetzt an der ­Familie bis zurück zu Aaron und Moses vor Augen führen Palme ab. Maryam hört eine Stimme, die sie tröstet und ihr und sie als Schwester Aarons bezeichnen. Die Kenntnis an der Palme die Befriedigung ihrer vitalen und rituellen über deren Namen Maryam oder Mirjam (Num 26,59) Bedürfnisse verspricht. Maryam soll die Datteln essen und dürfte dem allgemeinen Erzählgut auf der arabischen Halb- sich an der Quelle laben und reinigen. Schließlich kehrt sie insel zu verdanken sein. Und die Verwandtschaft über die zur Familie, d.h. in die Gesellschaft, zurück. mütterliche Linie mit der Familie des Musa, den der Koran oft erwähnt, könnte eine Erklärung für diese Anrede sein. 2. Wunder: Palmenwunder Die Apologeten und sicher auch die schriftkundigen Juden in Medina aber sahen in der anscheinenden Verwechslung Maryam und die Dattelpalme sind ein vielfach gezeigtes der beiden Frauen gleichen Namens einen Beweis für die Bild der islamischen Miniaturmalerei, aber auch ein Me- schlechte religiöse Bildung Muhammads – eine unsinnige ditationsbild der islamischen Mystik. Maryam weiß um die Beweisführung in der Systematik des traditionellen Islam, Sorgen in dieser Welt, wenn sie essen, trinken und rituell der im Koran nicht die Predigt Muhammads, sondern das gereinigt, d.h. gesellschaftlich akzeptiert sein muss. Und Wort Gottes erkennt.

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3. Wunder: Das Wickelkind verteidigt Wollen wir zusammenfassend Maryam und Maria in den die Mutter Blick nehmen, lassen sich eine Reihe von Parallelen zwi- schen den neutestamentlichen Apokryphen, insbesondere Der Junge in der Wiege spricht tatsächlich und legt Zeug- dem Jakobusevangelium und dem Koran konstatieren. nis ab für sich und seine Mutter. „Er sagte: Ich bin der Andererseits hat der Koran die Daten nicht einfach Diener Gottes. Er hat mir die Schrift gegeben und mich nacherzählt, sondern sie seiner theologischen Konzep­ zu einem Propheten gemacht. Und er hat gemacht, dass tion entsprechend adaptiert und das Bild Mariens in der mir, wo immer ich bin, die Gabe des Segens verliehen ist muslimischen Erzählgemeinschaft neu gezeichnet. Er weist und mir das Gebet zu verrichten und die Almosensteuer demgemäß die „theotokos“-Vorstellung zurück und zu- zu geben anbefohlen, solange ich lebe und dass ich gegen gleich die scheinbar christliche Trinitätsvorstellung von der meine Mutter pietätvoll sein soll.“ (K 19,30-32) Das ist der göttlichen Familie, bestehend aus Gott Vater, der ­Mutter ­Höhepunkt der Perikope und der koranischen Aussage über Gottes Maria und deren Sohn Jesus. Unter Umständen Isa. Darauf steuerte der Abschnitt zu, uns zu verkünden, nimmt hier in der islamischerseits geächteten Trinitätsleh- dass bei allen Wundern, die Gott selbst zur Bestätigung re Maria jenen Platz ein, der entstanden ist, als der Koran Isa ibn Maryams wirkt, dieser sich selbst als einen Pro- Jesus mit dem Geist identifizierte. Naheliegender ist die pheten mit einer eigenen Schrift, die man Evangelium Verwechslung Mariens mit der „ruach“, allerdings verwen- nennen wird, und der islamische Pflichten wie Gebet und det der Koran die arabische Vokabel „ruh“ als Maskulinum. religiöse Pflichtabgabe erfüllen wird, bekennt. Kein Wort deutet darauf hin, dass dieser Sohn die Verehrung als In ihrer Didaktik ist die koranische Homilie über Maryam Gottes Sohn beanspruchen wollte oder verdienen sollte. geschickt angelegt. An drei Orten, im Tempel/Moschee, an Somit hat auch die Erwähnung der Maryam ihren Zweck der Palme und bei ihrer Familie, widerfahren Maryam Wun- erfüllt. Eine Anspielung auf die Flucht nach Ägypten liegt der, die Gott wirkt, um ihren Sohn als einen auserwählten wohl noch in K 23,50 vor: „Und wir machten den Sohn Propheten zu bestätigen. An den drei Orten zeigt sie sich der Maryam und seine Mutter zu einem Zeichen. Und wir stark und demütig, sie folgt der Weisung ihres Herrn und gewährten ihnen Aufnahme auf einem flachen Höhenzug erfüllt ihre Bestimmung als eine vorbildliche Muslima. mit fruchtbarem Grund und Quellwasser.“

Mariologie, Christologie und Trinitätslehre Der Koran erwähnt nur eine Frau mit ihrem Namen: ­Maryam. Und diese meist in der Verbindung zu ihrem Sohn, Sohn der Maryam. So beantwortet die islamische Tradition die sie stark beschäftigende Frage nach dem Dr. Barbara Huber-Rudolf Wesen Jesu. Er ist und bleibt ausschließlich Mensch. „Lam ist Referentin für den interreligiösen yalid wa lam yulad“ aus der Sure 112 ist eindeutig: Nicht Dialog mit Muslimen hat Er gezeugt und nicht ist Er gezeugt worden. Maryam im Bistum Mainz. ist die jungfräuliche Mutter, die ohne der Neigung der Sünde nachzugeben, geboren wurde, aber sie ist nicht die Verwendete Literatur Der Koran. Übersetzung von Rudi Paret, Stuttgart u.a. 1966. Gottesmutter. Maryam verdient als Vorbild des frommen Adil, Amina, Gaben des Lichts. Die wundersamen Geschichten der Menschen Nachahmung, aber sie ist keine heilige Für- Gesandten Gottes, Kandern 1999. sprecherin. Obgleich die Konzilsväter in Nostra Aetate 3 Arnaldez, Roger, Jesus, fils de Marie, prophète de l´Islam, Paris 1980. in der Marienverehrung auf eine Gemeinsamkeit zwischen Hagemann, Ludwig/Pulsfort, Ernst, Maria, die Mutter Jesu in Bibel und Katholiken und Muslimen stoßen, beobachten wir diese Koran, Würzburg 1992. in der islamischen Welt nur an wenigen lokal begrenzten Weidinger, Erich, Die Apokryhen. Verborgene Bücher der Bibel, Aschaf- fenburg 1985. Stellen, wie in der Westtürkei am sog. Haus der Maria. Der strikte Monotheismus muss jedwede Verehrung mit Anmerkung Ausnahme Gottes verbieten. 1 Vgl. den Buchdeckel von Karl-Josef Kuschel, Weihnachten und der Koran, Düsseldorf 2008.

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Maria Eine Unterrichtsreihe mit Stationen für das 3. Schuljahr

Von Eva Reuter

Die Unterrichtsreihe wurde für eine 3. Klasse nach einer • Geburt Jesu (Lk 2,1-7): Lesetext und Puzzle (Weih- Idee von Sandra Rosbach entwickelt1. Es wird vorausge- nachtsdarstellungen aus der Kunst, DIN A4, laminiert). setzt, dass die Schüler/innen Maria im Unterricht noch • Jesus im Tempel (Lk 2, 41-52): Lesetext Lk 2,41-474 mit nicht behandelt haben. Die Schüler/innen sollen die Fragen: Was hätte deine Mutter gesagt? Was könnte unterschiedlichen Facetten der Gottesmutter und ihrer Maria gesagt haben? Was antwortete Jesus vielleicht? Verehrung erforschen und sich einen Zugang eröffnen. Was könnte Maria gedacht haben? Die Fragen sollen schriftlich beantwortet werden. 1. Stunde: Mariendarstellungen • Hochzeit zu Kana (Joh 2,1-11): Lesetext und Bilder- puzzle5. Die Bilder sollen in die richtige Reihenfolge Die Schüler/innen wurden in der vorhergehenden Stun- gebracht werden. de aufgefordert, Darstellungen der Maria mitzubringen • Kreuzigung (Joh 19,25-30): Lesetext „Maria erzählt“ ­(Bilder, Fotos, Ikonen, Statuen …). (M2). Arbeitsauftrag: Schreibe einen Trostbrief an Die mitgebrachten Gegenstände werden auf einem vorbe- ­Maria! reiteten Tisch wie in einer Ausstellung präsentiert. Nach einer (gruppenweisen) „Besichtigung“ werden die Beob- 5. Stunde: Maria, Mutter Jesu achtungen und Eindrücke in einem Gespräch ausgetauscht. und unsere Mutter Dabei werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung besonders beachtet. Diese Stunde bildet den Abschluss des Stationenlernens. An der Tafel wird um das Wort „Maria“ ein Gedankenbild Den Einstieg bildet ein Quiz zu den Themen der Statio- entworfen: Die Schüler/innen äußern sich spontan, tragen nen. Die Schüler/innen präsentieren ihre Ergebnisse und ihr Vorwissen und die Erkenntnisse aus dem vorange­ erläutern die neuen Erkenntnisse. Sie sollen im Austausch gangenen Gespräch zusammen. Das Tafelbild wird ins erkennen, dass das Leben Mariens mit dem Leben Jesu fest Heft übertragen. verbunden ist. Maria hat Jesus begleitet und ihn nie verlas- Zum Abschluss lernen die Schüler/innen das Lied „Frau aus sen, auch wenn Situationen schwierig oder leidvoll waren. dem Volke“ (M1) kennen. Sie ist Vorbild im Glauben, weil sie wie viele Menschen das Handeln ihres Sohnes Jesus nicht immer verstanden 2.-4. Stunde: Maria in der Bibel hat und trotzdem seiner Botschaft geglaubt hat. Sie hat (Stationenlernen) Gott absolut vertraut. Im Lied „Frau aus dem Volke“ wird das ausgedrückt, daher wird es zum Abschluss gesungen. Nach einer kurzen Anknüpfung an die vorangegangene Stunde werden die Stationen aufgebaut, kurz vorgestellt 6. Stunde: Ave Maria und die allgemeinen Regeln geklärt2. Jedes Kind erhält einen Laufzettel und beginnt mit der Arbeit. Stationen sind: Die Schüler/innen sollen das wichtigste Mariengebet • Verkündigung (Lk 1,26-38): Lesetext3 mit Arbeits- kennen lernen. Zu Beginn der Stunde wird es vorgebetet. auftrag: Zeichne einen Comic mit drei Bildern zu der Wer es kennt, betet mit. Der Text wird ausgeteilt und Geschichte. Weiter Seite 51

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 47 M1 Lied „Frau aus dem Volke“

Text: Strophe 1,2,4 Johannes Schreml, Strophe 3 Johannes Ganz, Musik: Johannes Ganz © Rechte bei den Urhebern; Quelle: God für you(th). Das Benediktbeurer Liederbuch, München 2009.

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M2 Maria erzählt von einem traurigen Tag

„Seit Jesus sich mit seinen Freunden auf die Reise gemacht hatte, habe ich meinen Sohn nicht mehr gesehen, immer nur von ihm gehört. Erst kurz vor dem Pascha-Fest habe ich ihn in Jerusalem wieder gesehen. In der Stadt waren viele Menschen. Jesus ritt auf einem Esel in die Stadt und die Menschen jubelten ihm zu, als ob sie einen König begrüßen würden. Ich habe mich gewundert und war gleichzeitig stolz auf meinen Sohn.

In seinem Freundeskreis war allerdings eine eigenartige Stimmung. Judas, einer von ihnen, verhielt sich etwas merkwürdig. Beim Paschamahl ging er früher als alle anderen; keiner wusste warum. Die anderen Freunde erzählten mir, dass Jesus davon sprach, dass Judas nicht mehr sein Freund sein wolle. Mir wurde auch erzählt, dass Jesus nach dem Mahl mit einigen Freunden bedrückt in den Garten Getsemani ging. Wie man mir erzählt hat, kamen dort plötzlich Soldaten und verhafteten Jesus.

Ich habe ihn dann erst wieder von weitem im Gerichtshof bei Pilatus gesehen. Ich war verzweifelt und wusste nicht, wie ich meinem Sohn helfen konnte. Als er zum Tode verurteilt wurde, war es für mich, als ob alles still stehe. Ich konnte es nicht fassen. Er hatte doch gar nichts getan! Er war immer freundlich gewesen und hatte vielen Menschen geholfen. Ich weinte, weil ich meinen Sohn Jesus jetzt verlieren würde.

Sein Weg zum Platz, an dem er gekreuzigt werden sollte, war grauenvoll. Er musste das schwere Kreuz schleppen und fiel unter der Last hin, weil er keine Kraft mehr hatte. Die Soldaten hatten ihn gequält und geschlagen und er war verletzt. Ich lief durch die Menge der Zuschauer und versuchte bei ihm zu bleiben. Einmal konnte ich ihn kurz sehen. Er hat mich angeschaut, aber bevor ich ihn umarmen konnte, trieben ihn die Soldaten weiter. Die Soldaten nagelten ihn dann ans Kreuz und stellten es auf.

Ich stand in der Nähe des Kreuzes mit Johannes, seinem besten Freund. Jesus sah uns beide und sagte zu Johannes, er solle sich um mich kümmern. Zu mir sagte er: „Nimm Johannes zu dir und behandle ihn wie deinen eigenen Sohn.“ Ich war gerührt, dass er sich so um mich sorgte. Als er gestorben war, wollte ich ihn nicht am Kreuz hängen lassen. Zusammen mit einigen wenigen Freunden legte ich ihn in ein Grab. Ich glaube, das war der traurigste Tag in meinem Leben. “

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 49 M3 Arbeitsblatt Schutzpatronin Schutzmantel-Madonna. Der italienische Maler Domenico Ghirlandaio malte dieses Bild vor etwa 500 Jahren in einer Kirche Flor enz an die Wand. Male dich auf den freien Platz unter Marias schützenden Mantel!

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abschnittsweise gelesen. Schwierige Worte und Rede- Die Stunde bildet den inhaltlichen Abschluss der Einheit. wendungen werden im Gespräch geklärt. Die Schüler/ Nach Möglichkeit kann für die nächste Stunde ein Kirch- innen äußern Vermutungen und leiten die Begriffe her. gang mit Marienandacht7 geplant werden. Dort können Die Situation der Entstehung wird erzählt (Anknüpfung an die formulierten Fürbitten der Kinder eingebracht werden. Station „Verkündigung“). Die Schüler/innen schreiben das Alternativ können die Fürbitten mit in die Gemeinde Gebet in besonders schöner Form in ihr (Gebets-)Heft und genommen und dort in eine Marienandacht eingebracht verzieren es. Zum Abschluss der Stunde wird das Gebet oder in ein Fürbittbuch gelegt werden. Die Fürbitten soll- gemeinsam gesprochen. ten auf jeden Fall vertraulich behandelt werden, d.h. kein Kind wird gezwungen, sie vorzulesen. Wichtig ist, dass die 7. Stunde: Maria als Schutzpatronin Bitten gewürdigt und nicht achtlos beiseite gelegt werden.

Einstieg über ein Gedankenbild: „Du stehst an einer Bus- haltestelle ohne Wartehäuschen und es beginnt stark zu regnen. Jemand bietet dir an, unter seinen Schirm zu kom- men. Wie fühlst du dich da?“ Die Schüler/innen erarbeiten im Gespräch, was Schutz bedeuten kann, wohin man sich wenden kann und woher der Begriff „Schirmherr“ kommt. Eva Reuter ist Pastoralassistentin Das Lied „Maria breit den Mantel aus“ wird eingeführt. im Pfarreienverbund Laubenheim/ Dabei werden schwierige Worte und Redewendungen im Weisenau mit Schwerpunkt Gespräch mit den Schüler/innen geklärt. Als Sicherung des Mainz-Laubenheim. Ziels erhalten die Schüler/innen ein Arbeitsblatt (M3) Sie sollen sich unter den Schutzmantel der Madonna malen. Anmerkungen Das Lied „Maria breit den Mantel aus“ wird zum Abschluss 1 Sandra Rosbach, Maria für Grundschulkinder. Unterrichtsentwurf für gesungen. das 3./4. Schuljahr, in: INFO. Informationen für Religionslehrerinnen und Religionslehrer Bistum Limburg, Heft 3/2005. 8. Stunde: Maria als Fürsprecherin 2 Der Zeitaufwand hängt stark davon ab, wie oft die Kinder schon mit Stationen gearbeitet haben. Evtl. sollte eine weitere Unterrichts- Ausgehend von einem Beispiel6 wird erschlossen, dass es stunde für die Stationen eingeplant werden. manchmal helfen kann, „Fürsprecher“ einzuschalten. Die 3 Alle Lesetexte sind zitiert nach: Meine allererste Bibel. Erzählt von Christiane Heinen, Freiburg u.a. 5 Kinder erschließen auf dem Hintergrund der vorangegan- 2001. 4 Das Ende der Geschichte wird weggelassen! Es liegt als „Lösung“ genen Stunden, dass Maria in ihrem Leben auch Fürspre- am Pult und kann dort von den Kindern gelesen werden, nachdem cherin war (Hochzeit zu Kana …). Verschiedene Bräuche sie die Station bearbeitet haben. werden benannt (Opferkerzen, Wallfahrten …). Die Kinder 5 Bildvorlagen aus: Heiner Müller, Bildergeschichten zum Neuen vermuten und erschließen die Verbindung von Anliegen, Testament, Horneburg/Niederelbe 1987. Bitte um Fürsprache und äußerem Zeichen. ­Kinder aus 6 Erzählung einer Situation: Papa ist gerade müde nach Hause ge- kommen. Du willst, dass er jetzt gleich das Fahrrad repariert, damit unterschiedlichen Milieus (auch Diaspora) bringen hier du zu deinem Freund fahren kannst. Du weißt, dass Papa jetzt sehr unterschiedliche Erfahrungen ein. Evtl. kann mit eigentlich seine Ruhe haben will. Was könntest du tun? – Schüler/ Bildern Anschaulichkeit herbeigeführt werden. Danach innen äußeren Ideen, u.a. „Mama bitten, dass sie mit Papa spricht.“ werden die Schüler/innen angeleitet, diese Beobachtungen – Oder ähnliches Beispiel. für sich umzusetzen indem sie überlegen, wo sie in ihrem 7 Möglicher Ablauf: Lied „Frau aus dem Volke“ – Eröffnung mit dem Leben Marias Schutzmantel oder ihre Fürsprache brauchen Kreuzzeichen – Einleitung – Gebet „Gegrüßet seist du Maria“ – Le- sung (z.B. Lk 1,26-32a) – kurze Katechese – Lied „Maria, breit den könnten. Es folgt eine kurze Zeit der Stille. Danach wird Mantel aus“ – Fürbitten – Vater unser – (Schluss-)Gebet – Segen ein vorbereitetes (gestaltetes) Blatt ausgeteilt, auf dem – Lied „Behüte und beschütze uns“ (© ABAKUS Musik Barbara Fietz, die Schüler/innen in Einzelarbeit eine Fürbitte an Maria Greifenstein. Text: Daniela Dicker, Musik: . Veröffent- formulieren dürfen. licht im Rahmen der Kinderfastenaktion von misereor 2008.)

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 51 AUS DER PRAXIS PERSONALIA

Ein eindringliches Erlebnis Internationale Ministranten-­Wallfahrt nach Rom (August 2010)

Von David Hüser

„Benedetto, Benedetto!“, so schallte es über den Peters- Thomas Jacob platz, als der Helikopter mit dem Papst an Bord über dem Neuer Referent im Vatikan seine Runde drehte. Das Treffen mit Papst Benedikt ­Dezernat Schulen und XVI. war der Moment, auf den die 53.000 Ministrantinnen Hochschulen und Ministranten aus verschiedenen Ländern Europas gewartet hatten. Voller Begeisterung erlebten sie, dass Am 1. August 2010 hat Thomas Jacob seine ­Tätigkeit als Referent für die weiterführenden Schulen des Bistums im Bundesland Hessen aufgenommen. Nach seinem Studium der Germanistik und Geschichte in Frank- furt war er unter anderem am staatlich anerkannten Gymnasium Landschulheim am Solling und zuletzt seit 2003 am Ketteler Tageskolleg und Abendgymnasium in Mainz als Lehrer in Vollzeit tätig. Einen besonderen Schwerpunkt legt er auf Schulentwicklung, wobei ihm eine Ausbildung in „Systemisch-lösungsorientierter Supervision und Organisationsberatung (Norddeut- Foto: Privat sches Institut für Kurzzeittherapie Berlin; SG)“ und ein überall Jugendliche den gleichen Dienst im Gottesdienst berufsbegleitendes Studium an der Universität Kaisers- übernehmen – und auch schon vor langer Zeit übernom- lautern zu Gute kommt, das er mit dem Master of Arts men haben: Der Papst erzählte vom Heiligen Tarzisius, der in Schulmanagement abgeschlossen hat. Im Dezernat im 4. Jahrhundert lebte und als Patron der Messdiener Schulen und Hochschulen nimmt Thomas Jacob in seiner verehrt wird. Funktion Aufgaben der Schulaufsicht sowie die Beratung und Unterstützung der hessischen Schulleiterinnen und Aus dem Bistum Mainz nahmen etwa 1500 ­Ju­­gend­liche Schulleiter wahr. an der Internationalen Ministranten-Romwallfahrt teil – Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Dezernates noch einmal 400 mehr als bei der letzten Wallfahrt vor vier freuen sich über die ersten Wochen der Zusammenarbeit Jahren. In zwei Sonderzügen fuhren sie aus verschiedenen und wünschen ihm weiterhin Freude an der Arbeit und Städten des Bistums nach Rom und konnten so schon auf Gottes Segen. der Fahrt viele Kontakte knüpfen. Für Diözesanjugendseel- sorger Markus W. Konrad war es eine gelungene Fahrt nach Rom. „Unser Ziel war es, die Jugendlichen miteinander in Kontakt zu bringen. Denn es ist für sie wichtig, ihren Glauben in großen Gruppen zu erleben. Ich denke, dass wir das geschafft haben.“

52 REZENSIONEN

Prof. A. Biesinger, Rüdiger Kaldewey/ Dr. J. Schmidt Hg. Franz W. Niehl 1 Erarbeitung Michael 2 Christentum kompakt. Boenke Inhalte – Traditionen – SinnVollSinn. Religion Praxis an Berufsschulen. Bd. 5: 368 Seiten, Paperback Religion und Kirche. Kösel-Verlag, München 2010 Zwischen persönlicher Religiosität und kirchlichem Glauben. 96 Seiten, Paperback, Kösel-Verlag, München Das Buch wendet sich an Leser, die „ihr Wissen über 2009. (ab 10 Expl. mit zusätzlicher DVD) Religionen ... vertiefen und erweitern wollen, die sich fragen, welchen Stellenwert und welche Chancen Der Band 5 des sechsbändigen Unterrichtswerkes für die Religionen in einer säkularisierten und globalisierten Berufsschule gliedert sein Thema „Religion und Kirche“ Welt haben, die jene Glaubensvorstellungen, die sie in in sieben Kapitel: 1. Sehnsucht nach Religiösem, 2. Feste ihrer Kindheit und Jugend erworben haben, mit ihrem ­feiern, 3. Christsein motiviert, 4. Berührt werden: Sakra- heutigen Denken ... in Einklang bringen möchten“ (11). mente, 5. Im Be-Reich Gottes – Suche nach Glück und Wer die renommierten Autoren kennt, weiß um ihr Heil, 6. Das Buch (=Bibel), 7. Christen mischen sich ein. ­Talent, solch große Themen kompetent und ­zugleich Jedes Kapitel beginnt mit einem kurzen Eröffnungsdialog „kompakt“ darlegen zu können. Das zeigen die sie- der beiden (schon aus den bisherigen Bänden) bekannten ben Kapitel: 1. Religion, 2. Christentum, 3. Die Jugendlichen Tina und Paul und endet jeweils mit einem ­Bibel, 4. Gott, 5. Jesus Christus, 6. Kirche, 7. Ethik. knappen bilanzierenden „Orientierungswissen“. Da­ Jedes Kapitel erleichtert den Überblick durch eine zwischen entfaltet sich ein buntes, wenn auch bedacht voran­gestellte grafische Gliederung, ergänzt durch ein komponiertes Kaleidoskop von kurzen Info-Texten, Fallge- Stichwort- und Personenregister im Anhang. Eingestreut schichten, Bildern, Grafiken, Tabellen, Zitaten, Liedtexten, sind Bilder, Texte und Lieder, die ein „Gegengewicht zu Fotos, Gebeten, Bibeltexten, Karikaturen und Comics. den gedanklichen Passagen des Buches bilden“ (13). Die Auffallend ist die selbstverständliche Einbeziehung von optische Gestaltung sowie die sprachliche Verständ- Judentum und Islam, als auch ein sich aufgeschlossen lichkeit machen das Werk nicht nur leserfreundlich, und dialogfreudig gebender Katholizismus. Die zahlreichen es vermittelt vor allem ein fundiertes Basiswissen, Fragen, Aufträge und Tipps zu den einzelnen Abschnitten das in dieser Konzentriertheit selten zu finden ist. sind eine nützliche Hilfe für den Unterricht. Die Aktualität der verwendeten Materialien unterstreicht ihrerseits die Das Buch ist zwar weithin textgleich mit der Neuausgabe Attraktivität des Werkes für den RU an Berufsschulen, der von „Grundwissen Religion“ (2009), das als Begleitbuch sicherlich zu den schwierigsten Arbeitsfeldern für dieses für Religionsunterricht und Studium gedacht ist, dennoch Fach gehört. So lohnt es sich wohl, das Buch im Klassensatz finden sich hier ein paar Erweiterungen. Kapitel 1 enthält anzuschaffen, um auch die ergänzenden und vertiefenden einen zusätzlichen Abschnitt über „Christen und Juden“, Inhalte der DVD im Unterricht nutzen zu können. Kapitel 6 weitere Seiten über „Kirchliche Hierarchie und Reiner Jungnitsch demokratische Kultur“ und Kapitel 7 einen eigenen Punkt

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 53 zur „Tugendethik“. Ein paar kurze Literaturhinweise zu denen gelingen, die noch in dieser biblisch-theologischen jedem Thema sind ebenfalls Zugabe. Wer also eine über- Sprach- und Glaubenswelt beheimatet sind. Allzu markig- schaubare Erstauskunft zur Sache wünscht, dem wird hier provokant wird immer wieder die „natürliche Vernunft“ ein herausragender Fundus geboten. attackiert: Die biblische Weltsicht sei „realistischer als Reiner Jungnitsch die aufgeklärte, die die Welt mit ihren Rätseln und ihrem Unheil einfach sich selbst überlässt“ (52). Das mag am Ende theologisch Richtiges meinen, ist aber in der gewählten Thomas Ruster: Ausdrucksweise wenig einladend. 3 Glauben macht den Das begrenzte pädagogische Potential der Darlegungen Unterschied. Das Credo belegt sich in einer ganzen Reihe von irritierenden Formu- 224 Seiten, gebunden lierungen. So heißt es im Abschnitt zur Jungfrauengeburt: Kösel-Verlag, „Gott schenkt da wunderbares Leben, wo die Natur kein München 2010 Leben gibt. Er ist nicht an die Naturgesetze gebunden“ (89); zur Auferstehung lernt der Leser, diese sei „gewis- An Einführungen und Hinführungen zum christlichen sermaßen der Auswärtssieg Gottes gegen den Teufel“ Glauben ist seit vielen Jahren eigentlich kein Mangel. (114), obwohl die Auferstehung Jesu „ein Ereignis in der Die Sache scheint so fremd geworden zu sein, dass sie Welt der Schriften“ sei (115). Auch das Kirchen-Kapitel solch werbender Erklärungen zunehmend bedarf. Auch überrascht mit Sätzen wie „Die Kirche ist das Reich Gottes der bekannte Dortmunder Dogmatiker präsentiert nun auf Erden“ (161), „In der Kirche ist das Reich Gottes in der einen Versuch, das Credo (wieder) plausibel zu machen. Form der Amtlichkeit gegeben“ (162), „Die Amtsträger sind Das Buch richtet sich „an Christinnen und Christen, die die >local agents< des Gottesreiches. Wo sie agieren, da ihres Glaubens wieder gewiss und froh werden wollen“ als gelten die Gesetze der Gottesherrschaft“ (164). Die jeweils auch an „alle, die einfach einmal wissen wollen, was der folgenden Erläuterungen sind teilweise theologisch nicht christliche Glaube besagt, auch wenn sie selbst diesem unumstritten, religionspädagogisch sind sie (gerade für Glauben vielleicht fernstehen“ (10). „Fernstehende“) wenig tauglich. Selbst wo dem Autor Wer bei dieser Ansage nun aber eine leicht verdauliche immer wieder schöne Sätze und verblüffende Beispiele Schrittfolge erwartet, die einen „Fernstehenden“ mit gelingen, darf man die Vermittlungsqualität dieser Credo- seinen Fragen und Zweifeln dort abholt, wo er sich im Auslegung anzweifeln. säkularen Raum befindet, muss gleich nach dem Vorwort Der gewählte Weg über das Verstehen der biblischen heftig umdenken. „Gott existiert. Das ist eine Tatsache“ Weltsicht ist sicherlich nicht der schlechteste, doch (11). Mit diesen zwei kurzen Paukenschlägen wird der ­angesichts von Rusters eigener Erfahrung mit „Christen Rundgang eröffnet. Rusters Vorgehen ist eben nicht das in der Gemeinde“ (!), dass „für viele der christliche Glaube eines behutsamen Abholens des Lesers, sondern eher das völlig unverständlich geworden“ sei (35), bleibt es fraglich, einer radikal-verdeutlichenden Konfrontation, um den ob auf dem hier demonstrierten Weg die angestrebte Unterschied des Glaubens zum Alltagsdenken vorzuführen. Verständlichkeit des Glaubens erreicht werden kann. Darin bleibt er konsequent. Reiner Jungnitsch Glauben bedeutet für ihn vor allem: „das Wirklichkeitsver- ständnis der Bibel übernehmen. Die Welt mit ihren Augen Otto Betz: zu betrachten. In ihre Perspektive hineinwachsen“ (30f). 4 Elementare ­ Symbole – Dem mag ein „Fremdling“ wohl noch zustimmen können, Die Zeichensprache der muss aber zugleich hören, dass es hier um ein „überna- Seele; 220 S., Herder türliches“ Verstehen der Welt geht, das „so gut wie nichts ­Verlag, Freiburg 2009 mit dem gesunden Menschenverstand zu tun“ hat, denn die Bibel habe ihre eigene Art von Vernunft (30). Mit einem Zitat von Paul Tillich: „Man sollte niemals sagen: Ab da wird es wenigstens für den aus der Ferne kommen- „Nur ein Symbol“ – man sollte vielmehr sagen: „Nichts den und verstehenswilligen Leser schwierig. Denn mit der geringeres als ein Symbol.“, beginnt der renommierte „Vernunft des Glaubens“ Schritt zu halten, wird nur noch Symbolforscher Otto Betz sein Buch: Elementare Symbole

54 REZENSIONEN

– Die Zeichensprache der Seele. In seiner Einführung zum Gerade diese vielschichtige Vorgehensweise bei seinen Thema plädiert er dafür, dem Symbol seinen Wert zurück- Ausführungen macht das Buch interessant und lesens- zugeben. Er vertritt die Auffassung, dass es Sachverhalte wert. Dabei wird einem sehr deutlich, wie doch unser gibt, die sich auf direkte und eindeutige Weise gar nicht Denken und Sprechen gerade im Alltag durchsetzt ist von ausdrücken lassen, weshalb wir eine Sprache brauchen, die Symbolen, ohne dass wir uns dessen immer bewusst sind. mehr transportiert als nur einen klar fassbaren Sinn, eine Natürlich ist dieses Buch auch für jeden hilfreich, der nach Sprache, die aufgeladen werden kann mit einer Deutung, der Bedeutung eines konkreten Symbols auf der Suche ist. die erst vom Hörer oder Betrachter wieder umgesetzt und Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, sodass ich innerlich verstanden werden muss. es gerne weiterempfehlen möchte. Betz meint: „Wenn es um subtile Erfahrungen geht, um Marcus Backert tiefe seelische Vorgänge oder um emotionale zwischen- menschliche Geschehnisse, dann sind wir auf symbolische Zeichen und Worte angewiesen, weil wir uns sonst nicht Georg Hilger/ mehr ausdrücken könnten. Vor allem aber der ganze Stephan Leimgruber/ Bereich religiöser Erfahrung und das Glaubensleben sind 5 Hans-Georg Ziebertz. Reli- ohne die Symbolsprache nicht zu denken.“ gionsdidaktik. Ein Leitfaden Er geht davon aus, dass wir Symbole meist sofort „ver- für Studium, Ausbildung stehen“, da wir mit einem Arsenal von geheimen Bildern und Beruf. ausgestattet sind, das sich zu gegebener Zeit zu Wort 640 Seiten, gebunden. Kösel-Verlag, München 2010 meldet. Er spricht davon, dass wir gerade unsere eige- nen Sehnsüchte und Hoffnungen mit den Symbolen der Bald nach seinem ersten Erscheinen (2001) war der Leit- Bildersprache ausdrücken. Er fordert den Leser auf, mehr faden das Standardwerk zur Religionsdidaktik. Für die auf die symbolische Elemente in unserem Alltag zu achten nunmehr 6. Auflage haben die Autoren fast alle Beiträge und diese auch zu entdecken. Was er damit meint, wird grundlegend überarbeitet und auf den aktuellen Stand in seinen abwechslungsreichen und leicht verständlichen der fachwissenschaftlichen Diskussion gebracht. Die ver- und angenehm zu lesenden Ausführungen zu den einzelnen änderte Ausgangslage des Religionsunterricht durch neue Symbolen deutlich. Vorgaben der Länder und der Schülerinnen und Schüler, Zuerst widmet sich der Autor dem Leib und seinen Sinnen wie sie durch Studien beschrieben und belegt werden, und deutet so unter anderem die symbolische Bildspra- hat zu vertiefter Reflexion über seine Bedingungen und che, wenn man „kopflos“ ist oder von der „Herzenmitte“ Möglichkeiten geführt. spricht. Im weiteren Verlauf widmet sich der Autor den Die Gliederung wurde grundsätzlich beibehalten. ­Teilkapitel vier Elementen (Feuer, Wasser, Luft und Erde) und an- erhielten eine neue Untergliederung, neue Abschnitte wur- deren kosmischen Symbolen (Sonne, Mond und Sterne). den ergänzt. So wurde das 3. Kapitel des 1. Teils (Religions- Sehr anschaulich erläutert folgen die „Urbilder der Seele“ didaktik als wissenschaftliche Disziplin) um Abschnitte zu (Weg, Baum, Berg, Quelle usw.) und „die einfachen Dinge“ Elementarisierung, Kindertheologie und das Konzept eines (z.B. Haus, Tür, Bett). Natürlich bringt der Autor auch die performativen Religionsunterrichts erweitert. Die neuen Zahlen- und Farbsymbolik ausführlich zur Sprache. Seine jugendsoziologischen Forschungsergebnisse finden im 4. Ausführungen rundet Betz mit der Symbolik der Formen Kapitel eine noch stärkere Berücksichtigung. (z.B. Kugel, Kreis, Labyrinth, Spirale) und dem Zeichen Wenn die Autoren auch „religiöses Lernen als einen le- des Kreuzes ab. benslangen Lernprozess“ verstehen, so ist doch der Religi- Seine Vorgehensweise, die einzelnen Symbole zu erläutern, onsunterricht der grundlegende Ort – und für ­zunehmend ist immer wieder ähnlich. Ausgehend von empirischen mehr Schülerinnen und Schüler der erste und einzige – Erfahrungen führt der Autor den Leser hin zu Redewen- geworden, sich mit Fragen nach Glauben und Sinnfindung dungen und Beispielen aus der Literatur. Oft bringt er auch auseinander zu setzen. Folglich wurde der vierte Teil des Bezüge zur Mythologie und schließt seine Betrachtung Leitfadens (Religionsunterricht professionell planen und meist mit einer Aussage aus der Bibel oder stellt sonst gestalten) denn auch erheblich erweitert. In diesen Teil eine Beziehung zum Religiösen her. wurden auch die Abschnitte über Projekt- und Freiarbeit

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 55 und handlungsorientiertes Lernen integriert. ­Ergänzt wurde gewertet werden. Die durch Fragebögen und Interviews dieser Teil um die Abschnitte „Exemplarische Lernwege“ ermittelte Wahrnehmung und Bewertung des KRU durch und einen Beitrag zur Professionalisierung von Religions­ die beteiligten Gruppen Schüler, Lehrer und Eltern wird lehrern. Diesem wichtigen Kapitel wäre mehr Platz zu aus der jeweiligen Perspektive gesondert dargestellt und wünschen. Aber ein Leitfaden muss sich im Umfang interpretiert. Eine abschließende rechtliche, theologische ­beschränken. Er kann das Studium spezieller Literatur nicht und religionspädagogische Würdigung aller Ergebnisse ersetzen. Mancher Leser wird wohl einen Beitrag zu den wird durch ein kurzes Kapitel mit Empfehlungen für die verschiedenen Schulformen vermissen. Insgesamt ist den Zukunft des KRU abgerundet. Autoren eine beeindruckende Überarbeitung gelungen, die Das dargelegte umfangreiche statistische Material belegt nicht nur Studierenden einen hervorragenden Überblick die wissenschaftliche Genauigkeit der Studie, führt aber verschafft, sondern auch für die berufserfahrenen Praktiker dazu, dass weite Teile des Buches nur für Spezialisten von eine gewinnbringende und anregende Lektüre darstellt. Interesse sein dürften. Von allgemeinem Interesse sind Georg Radermacher vor allem die Unterrichtsprotokolle und die Abschnitte, in denen die Autoren das Datenmaterial bewerten. Hier wartet das Buch mit einigen überraschenden Erkenntnissen Lothar Kuld, Friedrich auf. So führt der KRU beispielsweise keineswegs zu einer 6 Schweitzer, Werner Tz- Aufweichung der Konfessionalität, wie vielfach befürch- scheetzsch, Joachim Wein- tet wird, sondern ermöglicht vielen Schülern überhaupt hardt Hg. erst, eine eigene konfessionelle Identität zu entwickeln. Im ­Religionsunterricht zu- „Während etwas mehr als die Hälfte der befragten Schüle- sammenarbeiten. Evalua- rinnen und Schüler [einer Grundschulklasse] in der ersten tion des konfessionell-kooperativen Religionsunterrichts Interviewrunde nicht in der Lage sind, sich konfessionell in Baden-Württemberg. 244 Seiten, korrekt zuzuordnen, können sie bei der Abschlussbefragung Verlag W. Kohlhammer problemlos darüber Auskunft geben, ob sie evangelisch oder katholisch sind.“ (S.79) Schülerinnen und Schüler Unter dem Begriff „konfessionelle Kooperation“ starteten hingegen, die in Elternhaus oder Gemeindeleben we- vor gut fünf Jahren die Diözesen Freiburg und Rottenburg- nigstens ein Minimum an Erfahrung mit ihrer Konfession Stuttgart sowie die Evangelischen Landeskirchen in Baden gemacht haben, werden im KRU zu Experten ihrer Kon- und in Württemberg ein Projekt gemeinsam verantwor- fession. Dadurch wird der Religionsunterricht erkennbar teten Religionsunterrichts, bei dem Schülerinnen und schülerzentrierter. Schüler im Klassenverband, also konfessionsübergreifend, Das Buch verschweigt nicht die Problemfelder des KRU. abwechselnd von einer evangelischen und katholischen So kann man in den Unterrichtsprotokollen z.B. von Situ- Lehrkraft unterrichtet werden. Dabei einigten sich die ationen lesen, in denen es die Lehrperson an dem nötigen Kirchen auf klare Richtlinien hinsichtlich der Inhalte Respekt vor der anderen Konfession fehlen lässt, ja sogar und der Rahmenbedingungen eines solchen Unterrichts, in übergriffiger Weise Katechese für die eigene Konfession wie z.B. auf die zeitliche Beschränkung von zwei Jahren betreibt. Gerade die Unterrichtsprotokolle machen, wenn wahlweise in einer Doppeljahrgangsstufe der Primarstufe auch unbeabsichtigt, deutlich, wie wichtig eine fundierte oder der Sekundarstufe I. Von Anfang an war geplant, das theologische Ausbildung für Religionslehrerinnen und Projekt wissenschaftlich begleiten zu lassen. Die Ergeb- Religionslehrer in allen Schulstufen ist. nisse der wissenschaftlichen Auswertung durch namhafte Insgesamt ziehen die Autoren eine positive Bilanz. KRU Religionspädagogen beider Konfessionen liegen nun vor. trifft auf große Zustimmung bei Schülern, Lehrern und Das Buch beginnt mit einer kurzen Darstellung dessen, Eltern. Er wahrt die Konfessionalität und ermöglicht gera- was mit konfessionell-kooperativem Religionsunterricht de deswegen zukunftsweisende Formen der Kooperation. (KRU) intendiert ist, und grenzt ihn so deutlich von kon- Allerdings räumen die Autoren auch ein, dass eine Zukunft, fessionell-übergreifendem oder konfessionsgemischtem in der nicht mehr nur zwei maßgebliche christliche Kon- Unterricht ab. Es folgen auf fast 50 Seiten Protokolle von fessionen Gesellschaft und Schule bestimmen, sondern Unterrichtshospitationen, die im weiteren Verlauf aus- mit dem Islam auch eine weitere Religion, vor ganz neue

56 REZENSIONEN

Herausforderungen hinsichtlich kooperativen Religions- religiös kompetent werden? (13). Wenn der Unterricht unterrichts stellt. In nicht wenigen Städten Deutschlands mehr sein soll als informierende Religionskunde (die nur an ist diese Zukunft bereits Gegenwart. der Oberfläche bleiben kann), dann muss er ein Unterricht Elmar Middendorf „in“ Religion sein und „von Religion aus“ (27). Hans Mendl, der Passauer Religionspädagoge, greift die Diskussion um den performativen Religionsunterricht Hans Mendl. höchst konstruktiv auf und zeigt im Hauptteil des Buches Religion erleben. (87-413), wie dieses Anliegen in 20 „Praxisfeldern“ des 7 Ein Arbeitsbuch für den RU praktizierbar ist. Im ersten Teil (11-86) referiert und ­Religionsunterricht diskutiert er Ansätze und Einwände des Konzeptes. 440 Seiten, Kösel-Verlag, Die 20 Themenfelder gliedert er in vier Bereiche: A) Fremde München 2008 Heimat erkunden (Kirchenräume, Gemeinde als Lernort u.a.), B) Gott und das Leben feiern (Gebet, Meditation, Eine herausfordernde Frage beschäftigt zunehmend die Litur­gie, Naturerfahrung u.a.), C) Konsequenzen des Religionsdidaktik der jüngsten Zeit: „Wie kann objekti- Glaubens erleben (Bibel, Interreligiöse Begegnung, Ethik, ve Religion heute überhaupt noch verständlich werden Menschsein u.a.) und D) Religion mit allen Sinnen entde- angesichts einer Schülergeneration, die mehrheitlich cken (Sprache, Bilder, Musik, Kunst u.a.). dazu keine intensiven Bezüge hat?“ (7). Eine Reihe von Jede der Darlegungen ist parallel angelegt: Nach der Be- fach­didaktischen Ansätzen wurde dazu entwickelt, die nennung von Herausforderung und Problemstellung zeigt unter dem Stichwort „performativer Religionsunterricht“ er die Grenzen eines rein diskursiven Zugangs sowie den die Runde machen. Die veränderte Unterrichtssituation Mehrwert performativen Vorgehens, greift kritische An- verlange eben auch einen veränderten Präsentations­ fragen auf, beschreibt die nötigen Lehrerkompetenzen und modus, es müsse eine stärkere „Erfahrungs-, Subjekt- und mündet in einer Vielzahl unterrichtlicher Konkretionen. Prozessorientierung“ im Unterricht stattfinden (14). Aber Dieses Arbeitsbuch ist sowohl didaktisch informativ als wie viel direkte Erfahrung durch ein inszeniertes Lernen auch im besten Sinne anregend – und daher in viele darf bzw. muss sein, um dem religionspädagogischen Ziel religionspädagogisch tätige Hände zu wünschen. Der und Rahmen zu entsprechen? „Wie muss der Religions­ breite Ideen-Fundus hält für Lehrkräfte aller Schulstufen unterricht gestaltet sein, damit Kinder und Jugendliche inspirierende Perspektiven bereit! Reiner Jungnitsch

RU-heute online Unsere Zeitschrift ist auch auf der Homepage www.bistummainz.de/ru-heute des ­Bistums Mainz (www.bistummainz.de) ­vertreten. Eine Download-Datei ermöglicht es Ihnen, das ­gesamte Heft oder auch Einzelartikel herunter zu laden. Sie können uns auch Ihre Meinungen, Wünsche und ­Anregungen per E-Mail zukommen lassen. [email protected] Ihr Redaktionsteam

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 57 FORTBILDUNG

Religionspädagogische Fortbildungsveranstaltungen 2010 in der Diözese Mainz

Fortbildungskalender „online“ Das aktuelle Fortbildungsprogramm finden sie nun auch auf der Bistumshomepage: www.bistummainz. > Schule > Fortbildungsangebote > Veranstaltungskalender

Diözesanveranstaltungen

Termin Thema Ort Referent/in Leitung

15.11.2010 Lehrertag der Martinusschulen, Mainz Mainz N.N. H.-G. Ottersbach 08:30-16:00 h und der St. Marien-Schule, Alzey Erbacher Hof Neue Wege gehen – den Kindern zuliebe ILF: 02I621001

Vorankündigung: 24.-25.02.2011 Tagung der Referendare 2011 Ockenheim Ulrich Scheicher Kloster Jakobsberg

17.-18.03.2011 Frühjahrstagung AG-Leiter Heppenheim Georg Radermacher Beginn: 14:30 h Haus am Maiberg Dr. Andreas Günter Ende: 13:30 h ILF: IQ: 15 P.

23.-26.03.2011 Heppenheimer Lehrertage Heppenheim N.N. Georg Radermacher Beginn: 14:30 h Haus am Maiberg Pfr. Norbert Eisert Ende: 14:00 h ILF: IQ: 30 P.

Supervision – Fallberatung Kontakt: Tel.:06131-253-235, [email protected]

Kollegiale Fallberatung Mainz Dr. Alois Ewen Dr. Alois Ewen Termine nach Vereinbarung Akkreditiert in Hessen

03.11.2010 Studientag Wiesbaden-Naurod Dr. Alois Ewen Dr. Alois Ewen 09:00-17:00 h Fit im Lehrberuf Wilhelm-Kempf-Haus Georg Radermacher „Gesund bleiben als Lehrer/in“ Für Lehrkräfte an den Kath. Schulen des Bistums Mainz ILF: 02I620601 IQ: 10 P.

Schulpastoral Kontakt: [email protected] 08.10.2010 Fortbildung für Krisenseelsorger/innen Kronberg-Schönberg Monika Dr. Harmjan Dam 09:00-18:00 h Nur für schulische Krisenseelsorger Religionspäd. Zentrum Brinkmann-Kramp Dr. Brigitte Lob ILF: 02I627201 der EKHN Andreas Mann

58 RELIGIONSPÄDAGOGISCHE FORTBILDUNGSVERANSTALTUNGEN

Fortbildungonline

Termin Thema Ort Referent Leitung

04.11.2010 Krisenseelsorge in der Schule Mainz Stefan Brilmayer Dr. Brigitte Lob 16:00-18:00 h Für Schulseelsorger/innen der Dekanate Jugendhaus Don Bosco Wilhelm Gödderz Bingen, Mainz Stadt, Mainz Süd, Rüsselsheim ILF: 02I627301

12.-13.11.2010 Umgang mit Tod und Trauer in der Schule Exerzitienhaus Hofheim Uschi Uschi 15:00-16:00 h Kasper-Friedrichs Kasper-Friedrichs ILF: 02I620401 IQ: 30 P. Pfr. Ernst Widmann Pfr. Ernst Widmann

Nähere Auskünfte u. weitere Angaben (Gebühren und Anmeldeschluss) zu den Angeboten der Schulpastoral erfragen bitte unter der oben genannten Mailadresse, sowie unter: www.bistummainz.de, Schulpastoral, Veranstaltungskalender Schulpastoral.

Jahrestagung der Religionslehrer/innen an Förderschulen

18.-19.11.2010 Lernen an Symbolen Ockenheim FL N. Wolf Georg Radermacher ILF: 02I620801 Kloster Jakobsberg FL A. Layer P. Groß, A. Beusch

Jahrestagung der Religionslehrer/innen an Gymnasien 17.-19.11.2010 Mystik Schmerlenbach Dr. Gotthard Fuchs Elmar Middendorf Beginn: 15:30 h ILF: 02I620701 IQ: 20 P. Bildungshaus Prof. Dr. Katja Böhme Jens Sommer Ende: 14:00 h N.N. Doris Lütyens

Jahrestagung der Religionslehrer/innen an Berufsbildenden Schulen 22.-23.09.2010 Jahrestagung BBS Heppenheim Jürgen Weiler „Gespräch mit dem Zeitgeist“ Haus am Maiberg ILF: 02I627101

Weiterbildungsprojekt „Nachqualifizierung im Fach Katholische Religion“ Nachqualifizierung für Rheinland-Pfalz: 02.-04.11.2010 6. Studienblock Schmerlenbach Norbert Wolf Georg Radermacher Beginn: 10:00 h Bildungshaus Ende: 15:30 h ILF: 02I625301

Religionslehrer/in-sein heute.

08.-09.11.2010 Tagung für Berufseinsteiger Mainz Dr. Brigitte Lob 09:00-19:00 h mit Verleihung der Missio canonica Erbacher Hof Region Nord ILF: 02I625401 IQ: 10 P.

Schulleiterbegegnungstag

16.-17.12.2010 Schulleiterbegegnungstag Schönberg Stefan Brilmayer Doris Gagiannis ILF: 02I620901 Dr. Ch. Meier

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 59 Regionalveranstaltungen der Arbeitsgemeinschaften

Für die Regionalveranstaltungen der Arbeitsgemeinschaften Kommunikation per E-Mail erleichtert die Arbeit in vielen ­erfolgen keine schriftlichen Einladungen. Für alle Veranstal­ ­Bereichen. Auch in der Lehrerfortbildung wollen wir Sie ver- tungen wird um Anmeldung bis spätestens 8 Tage vor Ver­ stärkt per E-Mail informieren und einladen. Deshalb teilen Sie anstaltungsbeginn bei der zuständigen AG-Leitung gebeten. bitte Ihrer AG-Leitung mit, unter welcher E-Mail-Adresse Sie zu Nähere Informationen zu den Veranstaltungen erhalten Sie bei erreichen sind. Falls Sie über keine private Mail-Adresse verfü- Ihrer AG-Leitung. gen, können Sie gerne auch die Mail-Adresse Ihrer Schule Die Veröffentlichung des Programms dient als Vorlage zur angeben, wenn wir Sie so direkt erreichen. Uns erreichen Sie per Beantragung von Dienstbefreiung bei Ihrer Schulleitung gemäß Mail: [email protected] Erlass über den Religionsunterricht vom 1. Juli 1999, Amtsblatt Leistungspunkte sind gemäß der Akkreditierungsverordnung 8/99, S. 695 (Hessen) bzw. Teilnahme an Veranstaltungen für des Instituts für Qualitätsentwicklung angegeben. Wichtig: Lehrerfort- und Weiterbildung und Erwerb von Qualifikationen TeilnehmerInnen aus Rheinland-Pfalz müssen sich aus ver­ vom 16.05.2003, Amtsblatt 12/05, Ziffer 4,5 (RLP). sicherungsrechtl. Gründen auch für Nachmittagsveranstal­ Sie erhalten eine Teilnahmebestätigung für Ihr Portfolio bei Ver­ tungen beim ILF mit der gelben Karte anmelden! anstaltungsende. Fahrtkosten können nicht erstattet werden.

Termin Thema Ort Referent Leitung

Dekanat Alsfeld Leitung: Marcus Backert, Rheinstr. 22, 36341 Lauterbach Tel.: 06641/4137, Fax.: 41 36, [email protected]

22.09.2010 Studientag Alsfeld Dr. Brigitte Lob Marcus Backert 09:00-17:00 h Wenn uns der Tod im Schulalltag Kath. Pfarrzentrum begegnet Christkönig IQ: 10 P.

Dekanate Alzey-Gau-Bickelheim/Bingen Leitung: Herbert Cambeis, Lion-Feuchtwanger-Str. 161, 55129 Mainz Tel.: 06131/507945, [email protected]

14.09.2010 Unterrichtswerkstatt RU Bingen W. Gödderz 28.09.2010 jeweils ab 15:00 Uhr ARP Bingen 26.10.2010 23.11.2010 Kontakt: W. Gödderz 14.12.2010 [email protected]

Dekanat Bergstraße (Ost/West/Mitte) Leitung (kommissarisch) Pfr. Norbert Eisert, Konrad Adenauer Str. 51 64625 Bensheim, Tel.: 06251/73463

Dekanat Darmstadt (mit Dieburg und Rüsselsheim) Gymnasien: Leitung: Martin Buhl, Im Feldwingert 22, 64560 Riedstadt, Tel.: 06158/1370 [email protected] Leitung: Sibylle Heinz, 64839 Münster, [email protected] Primarstufe: Leitung: Annemarie Glinka, Pallaswiesenstr. 8, Tel.: 06150/2125 [email protected] 19.11.2010 Studientag Weiterstadt-Braunshardt Franz Kett Annemarie Glinka 09:30-16:30 h Arbeiten mit Kett-Materialien und Astrid-Lindgren-Schule biblischen Figuren In Kooperation mit den AG`s Seligenstadt, Dreieich, Offenbach und Rodgau IQ: 10 P. Mit Kostenbeteiligung!

60 RELIGIONSPÄDAGOGISCHE FORTBILDUNGSVERANSTALTUNGEN

Fortbildungonline

Termin Thema Ort Referent Leitung 09.11.2010 Unterrichtswerkstatt RU Darmstadt Andrea Beusch Bernd Lülsdorf jeweils von Fortführung des Angebotes an Kath. Bildungszentrum Susanne Hock-Fitz 16:00-17:30 h folgenden Terminen: NR 30 07.12.2010, 11.01.2011, 08.02.2011, 08.03.2011, 12.04.2011, 10.05.2011, 14.06.2011

23.11.2010 Methodische Fallarbeit Darmstadt Andrea Beusch Bernd Lülsdorf jeweils von Kollegiale Fallberatung Kath. Bildungszentrum Susanne Hock-Fitz 16:00-17:30 h Fortführung des Angebotes an NR 30 folgenden Terminen: 15.12.2010, 26.01.2011, 22.02.2011, 22.03.2011, 24.05.2011

Dekanat Dieburg (mit Darmstadt und Rüsselsheim) Leitung: Sibylle Heinz, Mail: [email protected]

Dekanat Dreieich Renate Schwarz-Rössler, Tannenweg 4, 63263 Neu-Isenburg, Tel.: 06102/326995, [email protected] In Kooperation mit der AG Offenbach, s. Veranstaltung OF

Dekanat Erbach Leitung: Franz Bürkle, Viernheimer Weg 7, 64720 Michelstadt, Tel.: 06061/73120 [email protected] Beate Wallerius, Egerländerstr. 17, 64395 Brensbach/Odw, [email protected]

02.11.2010 Studientag Höchst 09:00-16:00 h Umgang mit Sterben, Tod und Trauer Pfarrzentrum Christ König Susanne Fitz Beate Wallerius IQ: 10 P. Franz Bürkle

Dekanat Gießen Leitung: Christoph Weber-Maikler, Goethestr. 8, 35410 Hungen Tel.: 06402-6660, [email protected] Leitung: Klaus Reith, Graudenzer Str. 13, 35305 Grünberg, Tel.: 06401-6956, [email protected] Primarstufe, Leitung: Annette Malkemus, Fröbelstr. 1, 35423 Lich, Tel.: 06404-64899, [email protected] 04.-05.11.2010 Werkkurs Grünstadt-Stangenrod Heidi Hühnergarth Annette Malkemus 17:30-21:00 h Biblische Figuren Grundschule Sonnenberg 06.11.2010 09:00-16:30 h Anmeldeschluss 30. September 2010 IQ: 20 P. 15.02.2011 Studientag Lich Susanne Fitz Annette Malkemus 09:00-16:00 h Tod und Trauer in der Schule St. Paulus Gemeinde ... und plötzlich ist alles ganz anders Anmeldung erwünscht! IQ: 10 P. 24.03.2011 Exkursion 15:00-19:00 h Bibelmuseum Frankfurt Führung vor Ort Annette Malkemus Treffpunkt 15:00 h in Gießen, Parkplatz St. Thomas Morus, Grünbergerstr. 80 Anmeldung erbeten bis Do, 10.03.2011 IQ: 5 P.

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 61 Dekanat Mainz/Mainz-Süd Leitung: Bettina Blümel, Gonsenheimer Str. 24, 55126 Mainz Tel.: 06131-478114, Fax.: 06131-240857, [email protected]

Dekanat Offenbach Stadt und Kreis Leitung Sek. II: Bernhard Diebold, Taunusring 3, 63069 Offenbach Tel.: 069-843551, [email protected] Leitung HS/RS: Barbara Schalk, Kasernenstr. 8, 63065 Offenbach Tel.: 069-816301, [email protected] Leitung GS: Susanne Pfeffer, Heinrich-von-Stephan-Straße 23, 63150 Heusenstamm Tel.: 0177-6835592, [email protected]

Termin Thema Ort Referent Leitung

03.11.2010 Tod, Sterben und was dann? (II.) Offenbach N.N. Susanne Pfeffer 15:00-17:00 h Besichtigung des Krematoriums Barbara Schalk Offenbach IQ: 5 P.

Dekanat Seligenstadt (mit Dreieich, Offenbach und Rodgau) Leitung: Gabriele Gangl, Kölner Str. 21, 63179 Obertshausen Tel.: -Fax.: 06104-71971 [email protected]

20.09.2010 Studientag: Seligenstadt Dr. Barbara Gabriele Gangl 08:30-16:00 h Islam – Konfliktfälle St. Josefshaus Huber-Rudolf des interreligiösen Dialogs Jakobsbergstr. 5 IQ: 10 P.

Dekanat Wetterau-Ost Leitung: Norbert Albert, Am Alten Weiher 3, Büdingen-Rohrbach, Tel.: 06041-509005, Fax.: 06041-963212, [email protected] Leitung: Dr. Anne Zingrosch, Am Pfaffenwald 33, 63654 Büdingen, Tel.: 06042-978901, [email protected]

09.11.2010 Auszeit im Kloster Kloster Engelthal Dr. Anne Zingrosch Dr. Anne Zingrosch 14:30-17:30 h IQ: 5 P. Norbert Albert Norbert Albert

Dekanat Wetterau-West Leitung: Matthias Schäfer, Bachgasse 50, 61169 FB-Ockstadt Tel.: 06031-61828; [email protected]

November 2010 Workshop Bad Nauheim Matthias Schäfer Matthias Schäfer Netzwerk RU – in allen Schulformen Gemeindezentrum IQ: 5 P. Bonifatius www.religionspaedagogik-wetterau.de,

Dekanat Worms Leitung: Kerstin Gradehandt, Raiffeisenstr. 1, 55599 Wonsheim, Tel.: 06703-2480; [email protected] Leitung: Gertrud Sievers, Peter-Bauer-Str. 6, 67549 Worms, Tel.: 06241-7235; [email protected]

62 RELIGIONSPÄDAGOGISCHE FORTBILDUNGSVERANSTALTUNGEN

Fortbildungonline

Berufsbildende Schulen (BBS)

Mainz-Rheinhessen Leitung: Rolf Müller-Calleja, Altenauer Str. 18, 65239 Hochheim, [email protected], Tel.: 06146-2649 Helmut Manstein, Lahnstr. 37, 55296 Harxheim, Tel.: 0177-6278786 [email protected]

Termin Thema Ort Referent Leitung

27.10.2010 AG Veranstaltung Mainz N.N. R.Müller-Calleja 16:00-18:00 h ILF: 02I621101 BBS 2 Helmut Manstein Sophie-Scholl-Schule

13.11.2010 Besinnungstag: Gebet Ockenheim R. Müller-Calleja R. Müller-Calleja 9:30-16:30 h ILF: 02I621201 Kloster Jakobsberg Helmut Manstein Helmut Manstein

Oberhessen Leitung: Otto Lomb, 61191 Rosbach,Tel.: 0603-1039 [email protected] Leitung: Hartmut Göppel, 35396 Gießen, Tel.: 0641-9718752 [email protected] Leitung: Michael Nickel, Tel.: 06403-72829, Fax.: 06403-76291 [email protected]

23.-25.02.2011 Was Orte und Landschaften über Nürnberg Hartmut Göppel Religionen verraten – Caritas-Pirckheimer- Otto Lomp Arbeiten mit Kartenmaterialien im RU Haus

Offenbach Stadt und Kreis Leitung: Stephan Pruchniewicz, Altenheimer Str. 46, 64832 Harpertsheim, Tel.: 06073-724137, [email protected] Michael Schmied, Tel.: 0179-7540223 [email protected]

08.12.2010 Kompetenzorientierter Religionsunterricht Offenbach Prof. DDr. Stephan Pruchniwiecz 15:00-18:00 h an Berufsbildenden Schulen Theresienkinderheim Klaus Kießling Michael Schmied IQ: 5 P.

Darmstadt-Südhessen Leitung: Artur de Haan, Tel.: 06151-424567, [email protected] Reiner Jungnitsch, Tel.: 06071-37735, [email protected] www.reinerjungnitsch.de/html/jahresplanung Die hier genannten Fortbildungen richten sich ausschließlich an ReligionslehrerInnen an BBS. Die Zahl der Teilnehmer ist auf 20 Pers. begrenzt! Die Fortbildungen der AG DA-Südhessen sind mit jeweils 5 Leistungspunkten akkreditiert.

23.11.2010 Sozialethische Probleme Darmstadt Dr. H.-J. Große-Kracht Artur de Haan 18:00-21:00 h IQ: 5 P. Kath. Bildungszentrum Reiner Jungnitsch

14.12.2010 Thema noch offen Darmstadt N.N. Artur de Haan 18:00-21:00 h IQ: 5 P. Kath. Bildungszentrum Reiner Jungnitsch

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 63

Gymnasien

Rheinhessen Leitung: Franz Diehl, Im Herzenacker 63, 55435 Gau-Algesheim, Tel.: 06725-4708, [email protected] Regionaler Fachberater: Elmar Middendorf, Burgunderweg 11, 55296 Gau-Bischofsheim, Tel.: 06135-5813, [email protected]

Termin Thema Ort Referent Leitung

30.09.2010 Der neue Lehrplan SI – Teil II Mainz Elmar Middendorf Elmar Middendorf 09:00-16:00 h Konzeption und Praxistauglichkeit Erbacher Hof Franz Diehl Franz Diehl Studientag für Lehrer/innen der SI ILF: 02I6276 01

Bischöfliches Jugendamt Mainz/Referat Jugend und Schule Bischöfliches Jugendamt, Am Fort Gonsenheim 54, 55122 Mainz Tel.: 06131-253-619, [email protected] Hinweis: Vollständiges Veranstaltungsverzeichnis und Tagungskosten unter www.bdkj-mainz.de

30.09.- Grundkurs Konfliktmanagement Heppenheim Claudia Claudia 02.10. 2010 Konflikte konstruktiv lösen Haus am Maiberg Orthlauf-Blooß Orthlauf-Blooß Beginn: 15:00 h ILF: 01I621401 Ende: 16:00 h

03.11.2010 Grundkurs Konfliktmanagement Mainz Claudia Claudia 09:00-17:00 h Konflikte konstruktiv lösen Jugendbildungsstätte Orthlauf-Blooß Orthlauf-Blooß ILF: 01I621401 Don Bosco

11.-13.11.2010 Gesund in der Schule Hofheim Petra Wörsdörfer Petra Wörsdörfer Beginn: 15:00 h Umgang mit Ressourcen und Exerzitienhaus Claudia Claudia Ende: 16:00 h Belastungen Orthlauf-Blooß Orthlauf-Blooß ILF: 01I621501

27.11.2010 Sexualisierte Gewalt – Mainz Petra Wörsdörfer Petra Wörsdörfer 09:00-17:00 h ein Thema in der Schule? Jugendbildungsstätte ILF: 01I621601 Don Bosco

Angebote anderer Träger

PZ Pädagogisches Zentrum der Bistümer im Land Hessen Wilhelm-Kempf-Haus, 65207 Wiesbaden-Naurod, Telefon: 06127-77285 Anmeldung: www.pz-hessen.de

11.-15.10.2010 Bibliolog Grundkurs Wiesbaden-Naurod Andrea Schwarz Dr. P.-F. Ruelius Beginn: 13:30 h Pädagogisches Zentrum Ende: 13:00 h IQ: 40 P.

25.-29.10.2010 Die eigenen Quellen neu entdecken Wiesbaden-Naurod Michaela Kassis Dr. P.-F. Ruelius Beginn: 14:30 h – individuelle Zugänge Pädagogisches Zentrum Trudbert Ziegler Ende: 13:00 h zur eigenen Spiritualität mit Elementen aus der Exerzitienarbeit – IQ: 40 P.

64 RELIGIONSPÄDAGOGISCHE FORTBILDUNGSVERANSTALTUNGEN

Fortbildungonline

Termin Thema Ort Referent Leitung

01.-03.12.2010 Lernprozesse steuern und begleiten Wiesbaden-Naurod Dr. P.-F. Ruelius Dr. P.-F. Ruelius Beginn: 14:30 h Das m ethodische Repertoire erweitern Pädagogisches Zentrum Ende: 13:00 h mit Anregungen aus dem NLP IQ. 25 P.

09.-10.12.2010 „Gib uns ein Wort“ Wiesbaden-Naurod Peter Cleiß Dr. P.-F. Ruelius Beginn: 14:30 h Das seelsorgliche Beratungsgespräch: Pädagogisches Zentrum Ende: 17:00 h eine schulpastorale Kompetenz Anmeldungen und Informationen unter: www.pz-hessen.de

20.01.-22.01.2011 Gemeinsam unseren Glauben feiern und Wiesbaden-Naurod Dr. Thomas Holzbeck Dr. P.-F. Ruelius Beginn: 14:30 h mit-teilen Pädagogisches Zentrum Pfr. Rolf Haller Ende: 13:00 h Spirituelle Elemente im RU und im Katharina Sauer Schulleben an Förderschulen IQ: 25 P.

ILF Institut für Lehrerfortbildung Mainz Kötherhofstr. 4, 55116 Mainz Tel: 06131-2845-0 Informationen und Anmeldungen: www.ilf.bildung-rp.de Anmeldung: https://tis.bildung-rp.de Faxformular: www.ilf-mainz.de/veranstaltungen

06.10.2010 Werkstatt zum Kurshalbjahr 12.2: Speyer Andreas Britz A. Baum-Resch Ethik Elmar Middendorf ILF: 02I200301 Jochen Ring

02.11.2010 Inhalte des Religionsunterrichts in Trier Lydia Willems A. Baum-Resch fächerverbindenden Projekten Helga Sander ILF: 02I200901 Christoph Hildebrand

08.11.-09.11.2010 Verschiedenartigkeit im Kollegium Neustadt Hubert Ries A. Baum-Resch wertschätzen und nutzen ILF: 02I200401

10.11.2010 Ärgernis Sühneopfer? Koblenz Prof. Dr. A. Baum-Resch Christliche und jüdische Perspektiven Klaus Wengst ILF: 02I200501

15.11.2010 Lieder zum Festkreis Waldfischbach Michael Gorius A. Baum-Resch Advent/Weihnachten ILF: 02I200701

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 65 Anschriften der Arbeitsstellen für Religionspädagogik Stand: September 2010

Zentrale: ARP Mainz 55116 Mainz ARP Gießen Grebenstraße 13 35392 Gießen Telefon: 06131/253 224 Grünberger Straße 82 Fax: 06131/253 226 (ehem. Küsterhaus) E-Mail: Telefon: 0641/7 28 14 [email protected] E-Mail: www.bistum-mainz.de/arp arp.giessen@ Leitung: Hans-Jürgen Veit bistum-mainz.de Telefon: 06131/253-223 Di./Do. 15.00–18.00 Sekretariat: ARP Seligenstadt Gabriele Sternberger 63500 Seligenstadt und Ilona Schönmehl Jakobstraße 5 Telefon: 06131/253-225 (St. Josefshaus) Öffnungszeiten: Telefon: 06182/10 26 Mo.–Fr. 14.30 bis 17.30 E-Mail: arp.seligenstadt@ Zusätzl. Mo. 11.30–14.30 bistum-mainz.de sowie nach Vereinbarung Di. und Do. 14.00–17.00 Außenstellen: ARP Worms ARP Alsfeld 67550 Worms-Herrnsheim 36304 Alsfeld Schulgasse 3 Schäfergasse 4 (Pfarrg. St. Peter) Telefon: 06631/7 17 72 Telefon: 06241/5 48 81 E-Mail: E-Mail: [email protected] arp.worms@ Mi. 14.30–17.30 bistum-mainz.de ARP Darmstadt ARP Dreieich Mo. 15.00–18.00 ARP Bad Nauheim 64283 Darmstadt 63303 Dreieich Do. 15.00–18.00 61231 Bad Nauheim Nieder-Ramstädter- Taunusstraße 47 Karlstraße 35 Straße 30c (Kath. Dekanatszentrum Telefon: 06032/93 13 39 (Kath. Bildungszentrum) St. Johannes) Nutzen Sie unseren BVS E-Mail: Telefon: 06151/291494 Telefon: 06103/86252 eOPAC ARP Mainz und der arp.badnauheim@ E-Mail: E-Mail: arp.dreieich@ jeweiligen Außenstellen zur bistum-mainz.de arp.darmstadt@ bistum-mainz.de Recherche. Sie finden diese Mo. 13.15–16.15 bistum-mainz.de Di., Mi. und Do. 15.00–18.00 unter: Do. 15.00–18.00 Mo.–Fr. 14.00–18.00 www.bistum-mainz.de/arp

Video-Depots der Arbeitsstelle für ­Religionspädagogik Die Arbeitsstelle für Die Bücherei-Teams der ­Religionspädagogik (ARP) drei Büchereien beraten unterhält in Zusammenarbeit Sie gerne über das Medien­ mit den Katholischen angebot in: Öffentlichen Büchereien (KÖB) drei Video-Depots KÖB Erbach KÖB Alzey KÖB Laubach im Bistum Mainz, um geo­ 64711 Erbach 55232 Alzey 35321 Laubach graphische Entfernungen zu Kirchenplatz 9 Gerhard-Hauptmann-Str. 4 verkürzen. Die Ausleihe der Hauptstraße 42 Videos und DVDs ist kosten- Tel. 06062-62566 Tel. 0673-9979724 Tel. 06405-9127-0 los. www.KoebErbach.de www.buechereiarbeit.de/ www.laubach-online.de [email protected] sites/alzey

66 AUS DEN ARBEITSSTELLEN

Neuanschaffungen der Arbeitsstellen für Religionspädagogik (Alsfeld, Bad Nauheim, Darmstadt, Mainz, Seligenstadt, Worms)

teressante Texte, Platz für deine Gedanken, Anstöße zum Literatur 02/2010 Nachdenken und Bilder, die dich diese oftmals unbekannte Welt „Kirche“ neu entdecken lassen. Aus dem Inhalt: Her- Ka 1 Gesamtdarstellung einspaziert, Willkommen, Mit allen Wassern gewaschen? Wer! Wie! Wo! Was! Und wie geht das? Den Himmel Einfach in die Tasten geschrieben durchscheinen lassen, Zum Verwechseln ähnlich, Gib mir Schmid, Hans (Hg.); DKV die richtigen Worte, Die Mitte der Gemein­de, Jesus: Aufs Die 40 E-Mails zu einer Umfrage bei Lehrkräften in der Kreuz gelegt und festgenagelt, Beichten? Wo? Aufbruch Diözese Bamberg geben Zeugnis vom Religionsunterricht in ein neues Leben, Gemeinsam schaffen wir was, Zeugnis im Jahre 2008. Sie dokumentieren in vielfältiger Weise, geben, Weiter tönen, Auf den eigenen Füßen stehen, Das wie heute Religionslehrerinnen und Religionslehrer ihren Feuer in mir, Besiegelt und gesalbt, Raus in die Welt, Sing Unterricht erleben, belegen eine neue religiöse Ansprech- it! Die Handreichung zur Firmvorbereitung gleichen Titels barkeit der Schülerinnen und Schüler und geben Einblick hat folgende Inhalte und orientiert sich am Firmbuch der in die erschwerten Bedingungen des Religionsunterrichts. Jugendlichen: I. A) Als Katechet Jugendliche im Glauben 112 Seiten, Ka 1 begleiten B) Glaubenskommunikation C) Katechese: Von der Kunst des Überbrückens D) Wie ticken die Jugend- Ka 4.3 Firmung lichen E) Heilige Räume: Kirchenraumpädagogik in der Firmkatechese F) Und wie war´s? Katechetisches Handeln Zu Haus bei Gott. reflektieren G) Einführende Hinweise zu den Beweg- Firmbuch für junge Leute Gottesdiensten. II. Praxis zur Vorbereitung auf die Firmung: Ehebrecht-Zumsande, Jens; A) Hereinspaziert usw. Kösel Verlag Firmbuch 111 Seiten, Handreichung zur Firmvorbereitung Die Tür ist offen. Was kannst 174 Seiten; Ka 4.3 du dahinter erleben? Was passiert an Ambo und Altar? Ka 4.4 Liturgie-Gottesdienstgestaltung Wann stehen wir, wann kni- en wir im Gottesdienst? Wer Bußwege und Versöhnungsfeiern. ist dieser Jesus eigentlich? Praxis Gemeindekatechese Was bedeutet Firmung für Arnold, Markus u.a.; dich? Und wie war das noch mit dem Heiligen Geist? Sei Verlag Katholisches Bibelwerk; Rex Verlag willkommen und tritt ein! Der Firmkurs „Zu Haus bei Gott“ Einführung in das Thema Buße und Versöhnung mit einer zeigt dir eine Kirche, wie du sie noch nie gesehen hast. Er reichen Auswahl an Modellen und Bausteinen für die lädt dich ein, die Kirche von außen und innen zu erkunden, Katechesen für Feiern mit Kindern, Jugendlichen und vertraut zu werden mit dem Glauben und dich genau so Familien. Mit einem speziellen Angebot für die Erwach- zu fühlen: Zu Haus bei Gott. Du findest im Firmbuch in- senenbildung im Seniorenalter. Buße und Versöhnung

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 67 sollen uns Christinnen und Religionsbuch für das 2. Schuljahr Christen ein Leben lang be- Halbfas, Hubertus; Patmos Verlag freiend begleiten. Die Kirche Das Buch hat folgenden Inhalt: Leben und lernen in der kann hier auf eine reiche Schule, Schöpfung: Mensch und Tier, Gott: Das Licht der Tradition zurück blicken, Welt, Jesus: Die Menschenfreundlichkeit Gottes, Fest: die heute oft zu sehr nur Geteilte Freude, Gebet: Der geheiligte Tag, Mit der Kirche auf Einzelbeichte fokussiert feiern: Die großen Festzeiten, Religionen: Die Sonne als wird. Das Buch zeigt auf, Gottessymbol, Symbolverständnis: Brot, Sprachverständ- wie die Kirche neben und nis: Metaphern, Bibelverständnis: Gottesdienst in Israel. mit dem Bußsakrament eine 63 Seiten, Ka 5.2 Versöhnungskultur pflegen kann. Im Werkbuch finden Religionsbuch für das 3. Schuljahr sich praktische Kopiervorlagen u. a. ein Plädoyer für eine Halbfas, Hubertus; Patmos Verlag entwicklungsgerechte Bußpraxis, Bausteine für die Kate­ Das Buch hat folgenden Inhalt: Leben und lernen in der chese in der Grundschule, Sieben thematische Modelle von Schule, Schöpfung: Von Außen und Innen gesehen, Gott: Bußwegen und Versöhnungsfeiern für Kinder, Jugendliche Verborgen und offenbar, Jesus: Jüngerschaft und Nach- und Familien. Biografiearbeit mit Senioren zum Thema folge, Fest: Das große Gastmahl, Sakrament: Umkehr und Schuld und Versöhnung. Versöhnung, Sakrament: Das Gastmahl der Liebe, Kirche: 119 Seiten, Ka 4.4 Mit der Kirche gehen, Religionen: Die Mitte der Welt, Das Judentum, Der Islam, Symbolverständnis: Von Außen und Ka 5.1 Vorschulkatechese von Innen sehen, Sprachverständnis: Gleichnisse, Bibel- verständnis: Die Heilige Schrift. Bildungsbereich Medien 93 Seiten, Ka 5.2 Knauf, Helen; Vandenhoeck & Ruprecht Medien sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Religionsbuch für das 4. Schuljahr Auch aus dem Leben unserer Kinder nicht. Angemessene Halbfas, Hubertus; Patmos Verlag und frühzeitige Medienerziehung ist daher extrem wichtig Der Band 4 hat folgenden Inhalt: Leben und lernen in der – aber wie soll und kann sie aussehen? Sollen und müs- Schule, Schöpfung: Mensch und Welt, Gott: Das dunkle sen Kinder vor Medien geschützt werden oder möglichst Licht, Jesus: Der Christus, Fest: Der Tag des Herrn, Gebet: früh den Umgang damit lernen? Das Buch führt in die Das gelebte Leben, Kirche: Mit der Kirche leben, Reli- Diskussionen der Medienpädagogik für Kleinkinder ein, gionen: Judentum, Christentum, Islam, Religionen: Das stellt Daten und Fakten dazu vor und macht pädagogische Welthaus der Sioux, Symbolverständnis: Labyrinth, Berg, Konzepte für Erzieher/Erzieherinnen ganz konkret. Aus dem Baum, Sprachverständnis: Die Legende, Bibelverständnis: Inhalt: Kindheit ist Medienkindheit, Medienpädagogische Politische und religiöse Umwelt. Erziehungs- und Bildungskonzepte, Medienerziehung im 93 Seiten, Ka 5.2 Kindergarten? Der Werkzeugkoffer der Medienerziehung: Die Medienpalette und anderes mehr. Alle Bände sind zugelassen für den katholischen Religions­ 156 Seiten, Ka 5.1 unterricht an Grundschulen im Bistum Mainz.

Ka 5.2 Grundschulkatechese Ka 7.1 5.–1. Schuljahr

Religionsbuch für das 1. Schuljahr Bilder und Symbole aus der Bibel Halbfas, Hubertus; Patmos Verlag in neuen Zusammenhängen sehen und verstehen Das neue Unterrichtswerk für die Grundschule hat für Blumhagen, Doreen; Auer Verlag das 1. Schuljahr folgende Inhalte: Leben lernen in der Die Bibelkunde einmal anders: Bilder und Symbole in den Schule, Im Kirchenjahr, Sehen lernen, Sprachverständnis, Alltag transportieren, das ist die Überschrift zum Buch. Bibelverständnis. 61 Seiten, Ka 5.2 Motivieren sie ihre Schüler zum Stöbern in der Bibel.

68 AUS DEN ARBEITSSTELLEN

Auf über 50 Kopiervorlagen lernen sie zentrale biblische katholische Religion für die Klassen 5/6 ab. Die Themen: Bilder/Symbole kennen und erarbeiten deren Inhalt und Schöpfung, Jesus begegnen, Freundschaft, Das Geheimnis Bedeutung sehr handlungsorientiert. Zu jedem Bildsym- vom Brot. Der Band enthält sieben bis 12 Stationen pro bol finden sie eine kurze Sachanalyse und methodische Themenbereich, insgesamt über 70 Arbeitsblätter, Kopier- Hinweise zur Unterrichtsvorbereitung. Es schließen sich vorlagen und einen umfangreichen Lösungsteil. die Kopiervorlagen mit zahlreichen Fotos, Bibeltexten und 84 Seiten, Ka 7.1 Lösungen an. Behandelte Bilder und Symbole sind Weg, Wasser, Licht, Stein, Tür und Baum. Gleichnisse und Wunderberichte aus der Bibel 93 Seiten, Ka 7.1 in Zusammenhängen sehen und verstehen Sigg, Stephan; Auer Verlag Sternstunden Religion 5/6 Die Schüler zum Stöbern in der Bibel motivieren, das ist Rieß, Wolfgang; Schlereth, Reinhard; Auer-Verlag das Ziel dieses Werkheftes. Auf über 50 Kopiervorlagen Behandelte Themen: Neu anfangen – In der Klasse mitei- lernen sie oftmals besprochene, aber auch eher unbe- nander leben, Sich auf den Weg machen – Abraham und kannte Gleichnisse/Wunderberichte kennen und erarbei- Sara, Jesus von Nazareth – Wer war er wirklich? Feste und ten deren Inhalt und Bedeutung handlungsorientiert. Die Feiern – Das Kirchenjahr, Not hat viele Gesichter – Bei uns Herangehensweise ist immer gleich: Zunächst erkennen und anderswo. Der Band enthält Unterrichtsideen und die Schüler, dass ihnen die Inhalte und Bilder aus bibli- Materialien für Sternstunden im Fach Religion, über 90 schen Gleichnissen/Wunderberichten in der Werbung, in Kopiervorlagen, umfangreiche und vor allem vielfältige Songtexten, generell in ihrem Alltag begegnen und ihr Arbeitsmaterialien für die Klassen 5 und 6. Bedeutungs­gehalt hier ganz bewusst eingesetzt wird. Im 135 Seiten, Ka 7.1 Anschluss daran werden die entsprechenden Bibelstellen genau analysiert und mit den o. g. Beispielen in Verbin- Sternstunden Religion 7/8 dung gebracht. In einem letzten Arbeitsschritt versuchen Rieß, Wolfgang; Schlereth, Reinhard; Auer-Verlag die Schüler, ausgehend von den biblischen Inhalten einen Die Sternstunden Religion bieten besondere Schmankerl Bezug zu ihrem eigenen Leben herzustellen. Hier geht es für ihren Unterricht. Im Prinzip handelt es sich um fertig um Themen wie Gemeinschaft und Verantwortung, Freiheit ausgearbeitete und in der Praxis erprobte Unterrichtsse- und Zwang, ­Gewissen, Konflikte, Wegweiser und Lichtbli- quenzen zu den Kerninhalten des Lehrplans. Behandelte cke, Schuld und Angst. In kurzen fachwissenschaftlichen Themen sind: Sehnsucht nach einer neuen Welt – Jesu Erläuterungen und didaktischen Hinweisen findet man Botschaft vom Reich Gottes, Nachgeben oder sich durch- wertvolle Tipps zur Unterrichtsvorbereitung. Kopiervor- setzen – Mit Konflikten umgehen lernen, Auf der Suche lagen mit zahlreichen Fotos, Bibeltexten und Lösungen nach Orientierung – Die Zehn Gebote, Auszug einer tie­ bieten sich ebenfalls an. Die behandelten Gleichnisse und feren Wirklichkeit – Symbol und Sakramente. Der Band Wunderberichte sind: Haus auf Sand und Fels bauen, Der enthält Unterrichtsideen und Materialien für Sternstunden barmherzige Samariter, Arbeiter im Weinberg, Bittender im Fach Religion, über 90 Kopiervorlagen und vieles andere Freund, Verlorener Sohn, Wundersame Vermehrung von mehr. Geeignet für die Sekundarstufe I, Klasse 7 und 8. Brot und Fisch, Jesus und der Sturm, Heilung des Gelähm- 128 Seiten, Ka 7.1 ten, Heilung eines Blinden. 76 Seiten, Ka 7.1

Katholische Religion an Stationen 5/6 Ka 7.2 11.–13. Schuljahr Schauer, Tina/Wittig, Inge; Auer Verlag Das Übungsmaterial zu den Kernthemen des Lehrplans der Neues Forum Religion. Kirche 5. und 6. Jahrgangsstufe bietet neben Kopiervorlagen die Trutwin, Werner; Patmos Verlag Lernziele zu handlungsorientiertem Arbeiten an Stationen. Das Arbeitsbuch zur Ekklesiologie für den Religionsun- Durch die Vielfalt der Aufgabenstellungen und damit auch terricht in der Sekundarstufe II hat folgende Inhalte: der Lösungswege lernen die Schüler trotz unterschied- Basiswissen: Judentum und Christentum, Einstieg in die lichster Lernvoraussetzungen nachhaltig. Die Inhalte der Thematik, Ein Blick auf die Statistik, Im Spiegel der Kri- einzelnen Stationen decken die Kernthemen der Lehrpläne tik, Der biblische Ursprung, Das Selbstverständnis, Drei

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 69 zentrale Aufgaben, Zeichen für die Welt, Im Horizont der Perspektive, 3. Zu Situationen multikulturell gewordener Moderne, Exemplarisches Christ sein, Kirche und Staat, Ortsgemeinden in Deutschland, 4. Zur ­Lebenssituation Kirche und Kirchen, Hoffnung für die Zukunft. Ein kleines von Menschen mit Migrationshintergrund. B: Katechese Lexikon ekklesiologischer Fachbegriffe und Methoden des in multikultureller Vielfalt. C: Ansätze und Beispiele ge- Lernens schließt das Buch ab. Zugelassen als Lehrbuch für meinsamen katechetischen Lernens, D: Praktische Anre- den Religionsunterricht im Bistum Mainz. gungen für die interkulturelle Katechese, E: Materialien 143 Seiten; Ka 7.2 und Adressen. 270 Seiten, Ka 12 Ka 12 Gemeindekatechese Ka-e Evangelische Katechetik Neue Wege der Katechese Jakobs, Monika; DKV Wirklichkeit. Reihe: Oberstufe Religion Viele Pfarreien und Gemeinden haben in den letzten Veit-Jakobus, Dieterich; Calwer Verlag Jahren neue Wege der Katechese erkundet, haben sich Heft 1 der Oberstufenreihe Religion hat folgende Inhalte: herausfordern lassen, Lösungen erprobt, Neuland betreten. A) Ich und die Welt, B) Wie wirklich ist die Wirklichkeit, C) Das Buch bietet einen umfassenden Überblick über das Weltbilder im Wandel, D) Naturwissenschaft und Theolo- katechetische Wirken in Theorie und Praxis. Der Realität gie, E) Wie forschen die Naturwissenschaften? F) Was ist ins Auge blicken und die Vision nicht aufzugeben, neu Theologie? G) Verantwortung. denken, sich auf Altes besinnen, das ist die Haltung, die 80 Seiten, Ka-e + Lehrerband 104 Seiten, Ka-e dem Buch zu Grunde liegt. Ziel des Buches ist es hier Hilfe Jesus Christus. Reihe: Oberstufe Religion zur Selbsthilfe zu leisten, zum Querdenken zu ermutigen, Anfänge zu setzen, Türen zu öffnen. Aus dem Inhalt: 1. Büttner, Gerhard u.a.; Calwer Verlag Aus dem Inhalt: A) Advent, B) Weihnachten, C) Die Kindheit Grundlegung, 2. Sakramentenkatechese mit Kindern und Jesu, D) Jesu Taufe, E) Der Mann aus Nazareth, F) Was Jugendlichen, 3. Erwachsenes Christentum fördern. Pers- Jesus tat: Ein Wunder, G) Was Jesus sagte: Gleichnisse und pektiven einer neuen Erwachsenenkatechese, 4. Katechese Bergpredigt, H) Tod und Auferstehung, I) Glaube in Worte in der Gemeinde planen, durchführen und evaluieren. fassen, J) Himmelfahrt und Wiederkunft. Die Themen in 232 Seiten, Ka 12 ihrer Abfolge orientieren sich am Kirchenjahr und seinen Interkulturelle Katechese Festen. Scheidler, Monika; Hofrichter, Claudia; 80 Seiten, Ka-e Kiefer, Thomas (Hg.); DKV Gerechtigkeit. Reihe: Oberstufe Religion Multikulturalität gibt es in katholischen Gemeinden und Veit-Jakobus, Dieterich; Calwer Verlag größeren pastoralen Räumen nicht nur im Kontext von Aus dem Inhalt: A) Ist das gerecht? B) Die Gerechtigkeit zu Großstädten. Das Nebeneinander und Miteinander von biblischen Zeiten, C) Gerechtigkeit im Laufe der Kirchen- Katholiken mit und ohne Migrationshintergrund gehört geschichte, D) Ethische Grundmodelle/Gerechtigkeitsvor- längst zum Alltag der pastoralen und katechetischen Praxis stellungen, E) Menschenrechte, F) Gerechtigkeit in unserem in Stadt und Land, im Norden, Süden, Osten und Westen Land, G) Gerechte Globalisierung, H) Gerechtigkeit in Deutschlands. Das Buch antwortet auf die drängende Religionen und Kulturen. Frage, wie sich Katechese in multikulturell gewordenen 80 Seiten, Ka-e Gemeinden interkulturell gestalten lässt. Außerdem liefert es Einblicke in die katechetische Arbeit der Gemeinden ver- Religionen. Reihe: Oberstufe Religion schiedener Muttersprachen in Deutschland. Beispiele in- Herrmann, Hans-Jürgen u.a.; Calwer Verlag terkultureller Katechese aus verschiedenen Bistümern und Das Schülerheft hat folgende Inhalte: A) Religionen auf Anregungen für die katechetische Praxis zeigen, wie man einen Blick, B) Lebensräume – Heilige Orte, C) Religionen – Teilnehmenden verschiedener kultureller Herkunft in der Gemeinschaft – Gesellschaft, D) Opfer – Vergebung – Ethik, Katchese gerecht werden kann. A: Grundlagen Interkultu- E) Schicksal – Leiden – Freiheit, F) Gott – Götter – Kräfte, reller Katechese: 1. Katechese in mulitkulturellem Kontext, G) Menschenbilder, H) Begegnung – Dialog – Wahrheit, I) 2. Multikulturelle Situationen aus biblisch-theologischer Die Wissenschaften. 80 Seiten, Ka-e

70 AUS DEN ARBEITSSTELLEN

Zwischen Glaube und Besessenheit Schmerz zurückgehalten Roser, Matthias; Auer Verlag wurde. Jetzt kann für viele Materialien zum Fundamentalismus in den Weltreligionen der Betroffenen der Hei- ist Thema des Bandes: Er konzentriert sich vorrangig auf lungsprozess weitergehen. protestantischen und islamischen Fundamentalismus. Das sollte auch von der Materialien zu den anderen Religionen werden als Down- Kirche gewürdigt werden, loads angeboten. Die vielfältigen Unterrichtsmaterialien und die Zahl derer unter mit methodisch-didaktischem Kommentar versehen, den Verantwortlichen, die umfassen zahlreiche Quellentexte, kommentierte Inter- das so sehen, wächst. Es netlinks, Rechercheaufträge, Arbeitsblätter, Fragestellun- handelt sich dabei um einen gen, Klausurvorschläge und die Ideen zu Filmen, einem Heilungsprozess auf Opfer- Computerspiel und einem Comic zum Thema. Das Buch seite, der natürlich auch bietet die Möglichkeit zum fächerübergreifenden Unter- positive Auswirkungen auf richt an. Aus dem Inhalt: 1. Einleitende Bemerkungen zum den Heilungsprozess haben Problem des Fanatismus und des Fundamentalismus in kann, der dadurch für die Täter aber auch für die Kirche protestantischem Christentum und zeitgenössigem Islam; selbst ausgelöst wird, wenn sie die Chancen dafür nutzen. 2. Theologisch-religionspädagogische Bemerkungen dazu; Zum Inhalt: Teil 1: Sexuellen Missbrauch in der Kirche 3. Unterrichtsmaterialien u.a. Der protestantische Funda- erkennen und verhindern, Teil 2: Verschwiegene Wunden. mentalismus in den U.S.A., Materialien zum Islamismus: 222 Seiten, Pt 1 u. a. Islam, Islamismus in der Bundesrepublik Deutschland und vieles andere mehr. Th 3.2 Kirche 86 Seiten, Ka-e Einladung ins Christentum. Islam in der Schule Was das Kirchenjahr über Anselm, Helmut; Claudius Verlag den Glauben verrät Die wichtigsten Fakten über Islam in der Schule bietet das Lüke, Ulrich; Kösel Verlag Buch. Der Islam verändert unsere Schulen wie kaum eine Über seine Feste im Jahres- andere gesellschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehn- lauf ist das Christentum in te. Der Autor informiert kompakt über diesen komplexen unserer Gesellschaft prä- Vorgang im Spannungsfeld strittiger nationaler Identitäten, sent. Daher wählt dieses religiöser Wahrheitsansprüche und schulischer Zielsetzung. Buch einen besonderen Zudem zeigt er konkret, wie sich der Umgang mit dem Weg: Es führt über das Islam in der Schule bewusst gestalten lässt. Kirchenjahr in den christ- 205 Seiten, Ka-e lichen Glauben ein. Immer wieder bietet das Jahr mit Pt 1 Praktische Theologie all seinen Festzeiten be- sondere Chancen, sich den Geheimnissen des Glaubens Verschwiegene Wunden nachvollziehbar zu nähern. Aus dem Inhalt: Vor-Wort in Müller, Wunibald; Kösel Verlag Gottes Namen, Advents- und Weihnachtszeit, Fasten- und Das Buch zum sexuellen Missbrauch in der katholischen Osterzeit, Feste im Jahreskreis u.a. Lichtmess, Fronleich- Kirche mit einem Vorwort von Anselm Grün sieht die nam, Erntedank, Allerseelen, Allerheiligen, Baustellen des Krise als Chance für Heilung. So schmerzlich für die Kir- Christlichen: Göttliche Tugenden, Natürlich? Unnatürlich? che die gegenwärtige Situation ist, in der täglich neue Übernatürlich? und vieles andere mehr. Ein Buch für die Opfer sich melden, für die Opfer ist es die Gelegenheit Praxis in Gemeinde und Schule. ihre bisher verschwiegenen Wunden nicht länger zu ver- 219 Seiten, Th 3.2 schweigen. Endlich ist ein Damm gebrochen, hinter dem so viel an seelischer Not, Scham, Hilflosigkeit, Angst und

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 71 Schautag (DVD) Kath. Filmwerk Der 23-minütige Audiovisuelle Medien 02/2010 Kurzspielfilm zeigt mehrere Hand- lungen: Auf ­einer Brücke: Ein Junge Regenbogenengel (DVD) will seine beiden Kath. Filmwerk Freunde von einer Der 7-Minuten- gefährlichen Mut- Kurzspielfilm ­be-­ probe abhalten. In leuchtet die The- einem Keller: Ein Mann stellt sich seinen schmerzlichsten matik von Suizid in Erinnerungen. In einem Auto: Ein Autoverkäufer macht Folge von Jugend- sich, begleitet von einer Frau und deren Tochter, auf den Gewalt. Patricks Weg, eine längst überfällige Begegnung mit einem Mann kleiner Bruder ­Joshi zu suchen. Der Tag, an dem sich ihre Schicksale für immer ist stolz auf ihn. verbinden. Ein meisterlich inszenierter und kunstvoll mon- Denn Patrick hat eine Regenbogenhaut. Zumindest erzählt tierter Kurzspielfilm, dessen Geschichte sich erst vom Ende er das Joshi. Die Wahrheit sieht allerdings anders aus. Der her erschließt. Einsatzmöglichkeit ab Klasse 8, mit blauen Flecken übersäte Schüler ist Opfer von Gewalt Sek. I und II. unter Jugendlichen. Auf Augen- und Bewusstseinshöhe Stichworte: Schuld, Verantwortung, Mutproben eines Vierjährigen wird in „Regenbogenengel“ der Verlust seines großen Bruders geschildert. Erzählt mit den Augen Soft (DVD) eines kleinen Menschen, der noch nicht versteht und Kath. Filmwerk vollkommen ahnungslos ist, soll dem Zuschauer bewusst Der 14-Minuten- werden, wie tragisch das Geschehene ist, welches kindlich Film zeigt: Unab- und wie ein Märchen geschildert wird: Joshi war aufmerk- hängig voneinan- sam, aber einfach zu jung, um zu helfen. Einsatzalter ab der werden ein Va- Jahrgangsstufe Kl. 7. ter und sein Sohn Stichpunkte: Suizid, Jugend und Gewalt, Opfer einer gelang- Außenseiter weilten, gewalttä- tigen Jugendgang, Der Kubist (DVD) die das Viertel un- Kath. Filmwerk, 6 Minuten sicher macht. Als die „Happy Slapper“ vor ihrem Haus Der Kubist ist ein auftauchen, entdeckt der Vater einmal mehr seine Angst Film über einen vor Konfrontation – zum wohl schlechtesten Zeitpunkt. Mann, dem nur Dies führt den Sohn zu einer radikalen Entscheidung. Ein Eckiges gefällt und intensives Drama um Gewalt und Gegengewalt. Ein auf- der alles Runde rüttelnder Film, der zur Diskussion geradezu herausfordert. meidet. Eines Tages Einsatz: Sek. I und Sek. II. trifft er eine Frau Stichworte: Gewalt und Jugend, Familie, und stellt fest, dass Erziehung, Zivilcourage die Form der Liebe rund ist. Ein witziger, vielschichtiger Film über geradlinige Ignoranz und das Erkennen neuer Horizonte. Einsatzmöglichkeit: Primarstufe, Sek. I. Stichworte: Erfahrung, Erkenntnis

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Alles wieder gut (DVD) Sterben bricht es auf: Die Nähe Gottes wird spürbar. Aus Kath. Filmwerk dem Inhalt: Betrachtung des Titelbildes, Gottes Königreich 20-minütiger Kurz- ist nahe, „Wer darf die Krone tragen?“, Das Gänseblüm- spielfilm zum The- chen – eine Anschauung, Das Gleichnis vom Senfkorn, Das ma Häusliche Ge- Gleichnis vom Schatz im Acker, Das Gleichnis vom Sämann walt. Nach einem – Eltern- und Besinnungsabend, Bilder der Bildermappe: heftigen Streit mit Der König und sein Reich, Lied: Der König und sein Reich ihrer Mutter, be- und anderes mehr. schließt die sechs- Stichworte: Reich Gottes, Jesus Christus jährige Clara, zu ih- rem Vater zu gehen. Bis nichts mehr bleibt (DVD) Aber sie schläft im Planet Media Bus ein und landet bei Familie Wagner. Als Julia Wagner Der Film mit einer Laufzeit von ca. 90 Minuten hat die blaue Flecken an Claras Körper entdeckt, ist sie überzeugt, Geschichte eines Scientology-Aussteigers aufgegriffen. handeln zu müssen. Ein sensibler Kurzfilm zum Thema Der Experte Niki Stein hat damit eine erschütternde häusliche Gewalt. Geschichte des verzweifelten Kampfes eines Vaters um Einsatzmöglichkeit ab Kl. 7, Sek. I und Sek. II. seine Tochter aufgezeigt und betreibt ebenso engagiert wie spannend eine überfällige Aufklärung darüber. Zum Was glaubt man, wenn man jüdisch ist? (DVD) Inhalt: Mit Taxifahren will sich Frank über Wasser halten, FWU – Medieninstitut der Länder bis er sein Architekturstudium in der Tasche hat und seiner Aus der Reihe „Willi will´s wissen“ ist die Frage diesmal Frau Gine und ihrer Tochter Sarah endlich das versprochene nach der jüdischen Religion gestellt. Er begibt sich zu- Leben bieten kann. Doch die Abschlussprüfung bereitet nächst zur Synagoge, wo der Rabbi ihn schon erwartet. ihm Sorgen. Dass sein wohlhabender Schwiegervater viel Willi lernt eine Synagoge von innen kennen: Der Rabbiner zu hohe Erwartungen hat, lässt Franks Situation immer zeigt ihm den kostbarsten Schatz der Gemeinde, die mit verzweifelter werden. Als ihm der Familienanwalt zu Hilfe der Hand geschriebene Thorarolle, die in hebräischer Spra- eilt und ihm die Tür zu Scientology öffnet, greift Frank che den Text der fünf Bücher Mose enthält. Nach seinem bereitwillig zu. Auf einmal wird er ernst genommen, er Gespräch auf dem jüdischen Friedhof mit der Vorsitzenden blüht auf. Bald kann Frank auch die skeptische Gine von der jüdischen Gemeinde über die Gräueltaten des Hitlerre- Scientology überzeugen. Nicht nur ihre Kraft und Zeit gimes an den Juden, lernt Willi die jüdischen Speisegesetze opfert das Paar der Organisation. Auch finanziell steigen kennen. Danach trifft er sich mit dem 13-jährigen Kevin sie mit voller Energie ein. Bis Frank erkennt, dass ihm seine und dessen Schwester. Kevin feiert „Bar Mitzwah“, das Tochter mehr und mehr entgleitet. Als er sich zu wehren Fest seines religiösen Erwachsenwerdens. Am Abend des beginnt, wird Frank von Scientology und Gine unter Druck langen Tages mit vielen Erlebnissen ist Willi zur Feier des gesetzt. Er sieht nur noch einen Ausweg: Vor Gericht will Sabbats in einer jüdischen Familie eingeladen. er um seine Tochter kämpfen – komme, was da wolle. Stichworte: Judentum, jüdisches Leben. Stichworte: Scientology, Sekten, Familie

Religionspädagogische Praxis (BM) 35. Jahrgang, Heft 2/2010, Dein Reich komme RPA-Verlag Die Zeit ist erfüllt. Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium. Das ist die kurze Botschaft Jesu bei seinem ersten öffentlichen Auftreten. Gottes Reich, Gottes Königreich, Himmelreich – Wie kann man es fassen? Im Kommen Jesu bricht es an. In seinen heilenden Werken, in der Macht seiner Worte, in seinem Urteil und in seiner Verheißung, in seiner Vergebung, seinem Leben und

RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 73 Der Lobgesang der Maria Vertonung von Iris Junker (1996)

Iris Junker lehrt Querflöte an der Musikschule Basel und leitet den Ökumenischen Singkreis sowie den Stadtposaunenchor Basel

Zur Ausführung

Haltetöne im Sprechrhythmus, Regelung durch die Leiterin

Alle Männerstimmen beginnen bei 1 (alle Frauenstimmen bei 5), fächern sich bis zu 4 auf (Frauenstimmen bis zu 9) und singen den Text auf dem Ton, der ihnen zugeteilt worden ist, bis zum Ende des jeweiligen Verses. Auch die Instrumente beginnen immer zusammen und fächern sich nacheinander auf.

Abkürzungen: F = Frauen; A = Alle; Fl = Flöte; Tr = Trompete; Apos = Altposaune

74 RELIGIONSUNTERRICHTheute 02-03/2010 75 Lukas 1,46-55

Meine Seele preist die Größe des Herrn, und maria und mein Geist jubelt über Gott, meine seele erhebt den herrn ­meinen Retter. Denn auf die Niedrigkeit seiner ich juble zu gott, meinem befreier Magd hat er geschaut. ich: eine unbedeutende frau – Siehe, von nun an preisen mich selig aber glücklich werden mich preisen alle ­Geschlechter. die leute von jetzt an Denn der Mächtige hat Großes an und großes hat gott an mir getan – mir ­getan, sein name ist heilig und sein Name ist heilig. und grenzenlos sein erbarmen Er erbarmt sich von Geschlecht zu zu allen denen es ernst ist mit ihm – Geschlecht er braucht seine macht Über alle die ihn fürchten. um die pläne der machthaber Er vollbringt mit seinem Arm ­fortzufegen ­machtvolle Taten: er stürzt die hohen vom sitz Er zerstreut, die im Herzen voll und hebt die unterdrückten empor ­Hochmut sind; er macht die hungrigen reich Er stürzt die Mächtigen vom Thron und schickt die reichen hungrig weg Und erhöht die Niedrigen. Die Hungernden beschenkt er mit ­seinen Gaben Und lässt die Reichen leer ausgehen. Er nimmt sich seines Knechtes Israel an Und denkt an sein Erbarmen, das er unseren Vätern verheißen hat, Abraham und seinen Nachkommen auf ewig. (Kurt Marti, aus: Werkauswahl in 5 Bänden, Bd. 5: Namenszug mit Mond. Gedichte, Zürich 1996)