Foto: Sebastian Hannak Sebastian Foto: Naxos, auf Ariadne 2019 AUSGABE 6

ZWEITE SPIELZEIT HALFTE

WIRKLICHKEIT ERFINDEN 18/19 Gemeinsam mit den Autor*innen und dem künstlerischen Lei- ARIADNE AUF NAXOS 4 tungsteam der Produktion hat sich die Künstlerische Leitung der Oper von Richard Strauss Ab 22. Februar Oper Halle dazu entschieden, die ursprünglich für den 26.4.2019 angekündigte Uraufführung der Oper Im Stein von Brigitta Munten- OPER ALS BEFREIUNG 6 dorf nach dem gleichnamigen Roman von Clemens Meyer auf die Die Regisseure Paul-Georg Dittrich und Lionel Somé im Dialog Spielzeit 2020 / 21 zu verschieben, um allen Beteiligten mehr Zeit für die Vollendung des Werkes und seiner Bühnenrealisierung zu geben. HIERONYMUS B. 8 Hierfür nehmen wir eine festliche Operngala ins Programm auf, Tanzabend von Nanine Linning die mit u. a. Kammersängerin Romelia Lichtenstein, Gerd Vogel, Ab 16. März Liudmilla Lokaichuk sowie dem fulminanten Sopranisten Samuel Mariño Gesangskunst der Extraklasse bieten wird. Darüber hinaus ALLE PRODUKTIONEN, TERMINE, 12 PREISE, KARTEN spielen wir aufgrund der großen Nachfrage zusätzliche Vorstellungen der Dreigroschenoper und unseres jung und alt verzaubernden Musi- cals Annie mit dem Kinder- und Jugendchor. L’AFRICAINE 16 Auch die Raumbühne BABYLON wird ihre apokalyptischen Pfor- Nach der Grand opéra von Giacomo Meyerbeer Ab 24. März ten in dieser Spielzeit noch zweimal öffnen und mit Messa da Requiem, L’Africaine, Nackt über Berlin und dem Balletspektakel #BIZARR die verwunschene MusikTheaterStadt aus unterschied- JULIUS CÄSAR IN ÄGYPTEN 18 Oper von Georg Friedrich Händel lichsten Perspektiven erlebbar machen. Mit der neu ins Leben geru- Ab 31. Mai fenen Choreografischen Werkstatt in der Raumbühne haben Sie die Möglichkeit ab dem 28. Juni acht Tänzer*innen des Ballett Rossa „DIE ÖKONOMISCHE ZENSUR IST SCHÄRFER 20 erstmals als junge Choreograf*innen kennenzulernen. ALS DIE IDEOLOGISCHE.“ Anlässlich des Geburtstages von Georg Friedrich Händel im Interview mit Regisseur und Bühnenbildner Helmut Brade über ihre kommende Händelinszenierung Julius Cäsar in Ägypten, ihre Arbeitsweise Februar sowie bei den diesjährigen Händefestspielen zeigen wir und ihre Erfahrungen mit der Oper von Zeiten der DDR bis heute. mit Berenice, Regina d’Egitto zum letzten Mal die Eröffnungspro- duktion der vorhergehenden Saison, deren bravouröser Cast unter der Leitung von Jörg Halubek wieder ein Fest der Musik Händels CHOREOGRAFISCHE 22 verspricht. WERKSTATT Und selbstverständlich spielen wir weiterhin mit der Operette Tänzer*innen des Ballett Rossa choreografieren Die Großherzogin von Gerolstein vor der Kulisse des halleschen Ab 28. Juni Stadthauses und dem Doppelabend Bastien und Bastienne / Eine Florentinische Tragödie des momentan bei den Bayreuther Festspie- len inszenierenden Regisseurs Tobias Kratzer unsere Neuproduktio- nen der ersten Spielzeithälfte. Des Weiteren freuen wir uns, dass unsere Produktion Die Nachti- Liebes Publikum, gall des Zaren zu den „Internationalen Gluck Festspielen 2019“ in Nürnberg eingeladen wurde, wo sie am 5. Juli zu sehen sein wird. wir freuen uns, Ihnen auf den folgenden Seiten unser Programm der Diese Zeitung stellt Ihnen die Neuproduktionen der zweiten kommenden Monate zu präsentieren, das mit zahlreichen Premieren Spielzeithälfte vor und bietet eine Übersicht aller Wiederaufnahmen und einem reichen Repertoire vom Barock bis zur Moderne die Oper und des Repertoires. In zwei Gesprächen lernen Sie die Regisseure als lebendige und gegenwärtige Kunstform zelebriert. Mit „Wirklich- Paul-Georg Dittrich und Lionel Poutaire Somé sowie das Regieteam keit erfinden“ haben wir der zweiten Spielzeithälfte eine Überschrift von Julius Cäsar – Peter Konwitschny, Helmut Brade und Bettina gegeben, die sich auf unterschiedlichste Weise in den Neuproduktio- Bartz – näher kennen und erfahren Aufschlussreiches über ihre nen spiegeln wird: Die Inszenierungen, Stoffe und Themen eint die künstlerischen Anschauungen. imaginative Kraft künstlerischer Entwürfe und Bilder, die über die Realität der möglichen und bekannten Welt hinausgehen. Wir wünschen Ihnen eine gute Lektüre und eine erlebnisreiche Auftakt hierzu ist am 22. Februar Richard Strauss’ Meisterwerk zweite Spielzeithälfte. Ariadne auf Naxos, das Paul-Georg Dittrich, ein Shootingstar der Ihr FLORIAN LUTZ, VEIT GÜSSOW und jüngeren Regie-Generation, als bildgewaltiges Spiel über die Mög- MICHAEL V. ZUR MÜHLEN lichkeiten und Bedingungen von Kunst inszeniert. Den grandiosen und überbordenden Bilderrätseln von Hieronymus Bosch widmet sich im März die Tanzproduktion Hieronymus B. der gefeierten niederländischen Choreografin Nanine Linning, die das getanzte Tri- ptychon mit den Tänzer*innen des Ballett Rossa neu einstudieren wird. Zuvor war die Produktion am Theater Heidelberg zu sehen und wurde von Publikum und Kritik einhellig bejubelt. Ebenfalls im März hat mit Piir a Sièn (Reinigung) der dritte Teil des afrikanisch- europäischen Epos nach Giacomo Meyerbeers L’Africaine Premiere und findet schließlich mitNisab Lièfo (Verwandlung) im Juni seinen vorläufigen Höhepunkt. Für diesen Zielpunkt wird der Komponist Richard van Schoor aus den Elementen der vorhergehenden Teile ein hybrides Werk als eine Synthese aus Meyerbeer’scher Musik und zeitgenössischer Klangsprache erschaffen. In der kommenden Spiel- zeit wird der letzte Teil der hallenser Africaine-Tetralogie am Theater Lübeck gezeigt. Besonders freuen wir uns, dass für die diesjährige Eröffnungs­ inszenierung der Händelfestspiele Julius Cäsar in Ägypten Peter Konwitschny als Regisseur an die Oper Halle zurückkehrt. Seine bahnbrechenden Händel-Inszenierungen strahlten in den 80er- Jahren bis weit über Halle national wie international aus und hatten großen Anteil an der Wiederentdeckung von Händels Werk für das Musiktheater. Gemeinsam mit dem in Halle bestens bekann-­ ten Helmut Brade als Ausstatter und unter der musikalischen Leitung des Alte-Musik-Experten Michael Hofstetter, wird Peter Konwitschny den Cäsar in einer neuen deutschen Übersetzung in Szene setzen. 2 Weitere Termine 4. Bild: Archiv gemeinsam mit dem Opernchor gemeinsam mitdemOpernchor Klassiker desOpernrepertoires aus dengoldenenZeitendes Premiere: 26.April Es spieltdieStaatskapelle halleschen Opernhauses halleschen Opernhauses und demBallettRossa unter derLeitungvon Michael Wendeberg. Musiktheaters. Samuel Mariño Die Starsdes präsentieren /19. Mai /19. Gerd Vogel Luidmila Lokiachuk Kammersängerin RomeliaLichtenstein der Zauberin Circe entkommen ist, wendet das Blatt. Ariadne und Bacchus, zwei verklärte Opfer außerordentlichen Liebeskummers vereinen sich in höchster Lust – und lediglich einen letzten Kommen- tar darf Zerbinetta den Liebenden noch zurufen: „Kommt der neue Gott gegangen, hingegeben sind wir stumm.“ So sehr die freie Kunst ihren autonomen Status in Ariadne auf Naxos trotz aller Gattungsverschmelzungen noch behauptet, so real ARI sind auch die Bedrohungsszenarien gegenüber der Kunst, die Strauss und Hofmannsthal entwerfen, erst recht in Zeiten von Orchesterfu- sionen und Spartenschließungen, aber auch neuen ideologisch moti- vierten Zugriffen. Paul-Georg Dittrich inszeniert Oper und Vorspiel als Albtraum nebst Endspiel über die Freiheit der Kunst. Wo ist ADNE eigentlich noch Raum für die freie Entfaltung der Kunst, wenn ihren Finanziers das abschließende Feuerwerk das eigentliche Spektakel ist? Und auf welche Weisen ist die ästhetische Praxis ganz realpoli- tisch bedroht? An diesen Reigen schließt sich die Oper als psycholo- gisches Traumtheater an. Ariadne auf Naxos ist hier ein konsequen- tes menschliches Prinzip, Kunst trifft Rausch. AUF Paul-Georg Dittrich ist ein „Shootingstar der Opernregie“ (Die Deutsche Bühne). Im Fokus seiner Arbeiten steht neben dem poeti- schen Erzählen und der phantasievollen Einbeziehung von audio- visuellen Medien immer auch die künstlerische Suche nach einer zeitgenössischen Symbiose zwischen Musik- und Sprechtheater. 2016 und 2017 wurde er für den deutschen Theaterpreis DER FAUST NAXOS nominiert. Ariadne auf Naxos ist seine erste Arbeit an der OPER HALLE. Oper in einem Aufzug Kornelius Paede nebst Ab 22. Februar 2019 einem Vorspiel MICHAEL WENDEBERG Musikalische Leitung von PAUL-GEORG DITTRICH Regie und Videokonzeption SEBASTIAN HANNAK Bühne Hugo von Hofmannsthal ANNA RUDOLPH Kostüm KAI WIDO MEYER Videodesign KORNELIUS PAEDE Dramaturgie Musik ALI AYKAR / TRISTAN STEEG Der Haushofmeister von GERD VOGEL Ein Musiklehrer SVITLANA SLYVIA Der Komponist Richard Strauss JEAN NOËL BRIEND Der Tenor / Bacchus MARTIN GERKE Ein Offizier / Harlekin MATTHIAS KOZIOROWSKI Ein Tanzmeister / Brighella RAINER STOSS Ein Perückenmacher Eine antike Heldin, verlassen und bereit zu sterben, findet in einem KI-HYUN PARK Ein Lakai / Truffaldin jungen Gott neues Liebesglück verkörpert. Hochdramatisch ist ihre LIUDMILA LOKAICHUK Zerbinetta große Schlussapotheose – doch all dies macht nur die Hälfte der ANKE BERNDT Primadonna / Ariadne Ariadne auf Naxos aus und wird im dazugehörigen Vorspiel glänzend ROBERT SELLIER Scaramuccio durch den Kakao gezogen. Oder doch nicht? Richard Strauss’ und LINDA VAN COPPENHAGEN Najade Hugo von Hofmannsthals „Oper in einem Aufzuge nebst einem Vor- YULIA SOKOLIK Dryade spiel“ ist ein widersprüchliches Werk, in dem ernste Oper und heitere SOL HER Echo Commedia dell’arte eine abenteuerliche Liaison eingehen. Die Handlung ist schnell erzählt: Im Haus eines steinreichen Mannes soll Weitere Vorstellungen: 2. / 17. März, 10. / 21. April, 10. Mai 2019 eine Oper über die auf der Insel Naxos von ihrem Geliebten Theseus schmählich verlassene Königstochter Ariadne uraufgeführt werden. Der Gastgeber hat zur Premiere geladen und zusätzlich zur Urauf- führung noch ein heiteres Zwischenspiel einer wandernden Comme- dia-dell’arte-Truppe gebucht. Schon darüber sind der Komponist, sein Musiklehrer und die Primadonna wenig begeistert, doch es kommt noch schlimmer. Während sich die beiden Ensembles auf die Aufführungen vorbereiten, verfügt der Gastgeber, dass beide Werke nun gleichzeitig aufzuführen seien – „Und zwar so, dass die ganze Vorstellung deswegen auch nicht einen Moment länger dauert. Denn für Punkt neun Uhr ist ein Feuerwerk im Garten anbefohlen.“ Die ernste und die komische Kunst sind also in Ariadne auf Naxos gleich- sam vom Sachzwang bedroht und ihre scheinbar unantastbaren Eigengesetzlichkeiten kaum der Rede wert. Wer zahlt, schafft an – und so müssen sich die verführerische Zerbinetta und ihre Liebhaber aus der Stegreifkomödie in die mythologische Opernhandlung inte- grieren. Das Überraschende: Es gelingt ihnen keineswegs, die Oper ernsthaft zu unterwandern, so wie das turbulente Vorspiel dem geneigten Opernpublikum noch glauben machen will. Die von The- seus sitzengelassene Ariadne kann weder von Zerbinetta noch von ihren vier Begleitern aufgemuntert werden und die seriöse Oper bleibt von ihnen nahezu ungestört. Erst die Ankunft des jungen Bacchus, der selbst aus einer traumatischen Liebschaft mit 4 5

Bild: Sebastian Hannak Oper als Befreiung Die Regisseure Paul-Georg Dittrich und Lionel Poutaire Somé im Dialog mit Kornelius Paede, Dramaturg an der Oper Halle.

KORNELIUS PAEDE An der Oper Halle inszenieren momen- tan zwei sehr unterschiedliche Regisseurspersönlichkeiten: Der aus Burkina Faso stammende Lionel Poutiaire Somé erarbeitet momentan eine vierteilige szenische Übermalung von Meyerbeers L’Africaine und Paul-Georg Dittrich, geboren in Königs Wusterhau- sen, widmet sich Richard Strauss’ Ariadne auf Naxos. Was treibt euch beide eigentlich zur Oper? PAUL-GEORG DITTRICH Dadurch, dass ich aus einer Musiker- familie komme, wollte ich als Kind mit Oper gar nichts zu tun haben. Das war ein Wegrennen vor der Familie, vor der eigenen Biographie – und eigentlich auch fehlender Glaube an dieses Medium und die- sen besonderen Gestus der Darstellung. Unterhaltungsmusik, Pop- musik war mir emotional viel zugänglicher. Aber dann hat mich meine Biographie eingeholt, auch weil ich im Sprechtheater das Gefühl hatte, es gibt kaum Widerstände, man kann eigentlich alles Lionel Poutaire Somé, Foto privat machen, und dadurch wird es auch schnell beliebig. Die Leidenschaft zur Oper, die gleichzeitig auch eine Aversion ist – das ist eine Rei- PGD Widerstand ist bei Ariadne auf Naxos ein guter Begriff, bung, die mich persönlich sehr interessiert. weil das Stück musikalisch wie inhaltlich sehr sperrig daherkommt. LIONEL POUTIAIRE SOMÉ Ich komme eigentlich überhaupt Aber das war für mich auch Anreiz: Dass dieses Korsett vielleicht nicht vom Theater. Viele Afrikaner wachsen mit Musik auf, mit gerade spannend sein könnte. Außerdem steht die für mich persön- einem Rhythmus, das ist Teil des alltäglichen Lebens. Deine Mutter lich sehr berührende Frage über den beiden Hauptfiguren: Wo kann trägt dich bei der Arbeit auf dem Arm und singt dabei. Bei der Erzie- Kunst überhaupt noch leben? Es geht um einen Komponisten bei der hung afrikanischer Kinder spielen Märchen eine große Rolle. Jede Uraufführung seines Werkes, dem Steine in den Weg gelegt werden. Nacht haben mir meine Mutter oder mein Vater ein Märchen erzählt. Es geht um die individuelle Form des Ausdruckes. Oder wie Lionel Ich bin aus der Stadt, aber in den Dörfern versammelt sich die Com- sagt: Ich möchte genau so, auf meine Art, meine Geschichte erzählen. munity um den Baum und die Ältesten erzählen Märchen. Das ist Wo führt das hin, wenn das nicht mehr gewollt ist? Und dann die auch immer ein Spiel, man nimmt Rollen ein. Mit Inszenierung bin zweite Sache, das Thema des Todes – da kann die Geschichte nur ich also aufgewachsen. Musik hatte für mich dann etwas mit politi- noch in einer Art wachkomatösen Zustand erlebt werden. Da ver- schem Engagement zu tun. Ich bin 1982 geboren, 1983 ist die Revolu- schwindet der Komponist in seiner eigenen Narration, erlebt alles tion in Burkina Faso ausgebrochen, das politische System war insta- nur noch im Traum. Außerdem interessiert mich die Frage, wie sehr bil, irgendwann hat die Globalisierung Einzug gehalten. In diesem bleibt man sich seinen Wurzeln treu, woher man kommt, was man ideologischen Hin und Her hat sich meine Generation wiedergefun- will – oder wie sehr muss man sich einer sehr großen Maschinerie, den und Hiphop als Ausdrucksmittel entdeckt. L‘Africaine ist meine einer Gesellschaft, Politik und Geschmäckern anpassen. Ist das gut, erste Operninszenierung überhaupt. Aber eigentlich ist das, was ich ist das modern, muss man mit dem Hype gehen? In dem Stück steckt gerade inszeniere, keine Oper, ich weiß auch gar nicht, ob es einen ein sehr wahrer und zeitloser Kern. Begriff dafür gibt. KP Steine in den Weg legt in der Ariadne vor allem der Haus- KP Hat Hiphop vielleicht sogar etwas mit Oper zu tun? hofmeister dem Komponisten. In deiner Inszenierung wird er nicht PGD Für mich eigentlich relativ wenig. Aber das, was ich am Hip- von einer Person, sondern von mehreren gespielt. Wieso? hop neben dem Sprachwitz und der Intelligenz beim Reimen immer PGD Im Stück ist der Haushofmeister der verlängerte Arm des fand – selbst wenn ich’s nie selbst gemacht habe und auch nie machen nicht auftretenden reichen Geldgebers. Heute gibt es zumindest in würde (lacht) – ist das Geschichtenerzählen, das Storytelling, eben Deutschland diesen einen Endgegner nicht, um das in Gaming-Spra- das Märchenerzählen. In der Oper ist das Erzählerische im Gesang che zu sagen. Es geht um Geschmacksrichtungen, die die Kunst nicht per se drin. Aber was mich total interessieren würde, Lionel, beeinflussen. Und so war für mich naheliegend, dass man wie in der wenn du von der Musik in deiner Kultur erzählst, da müsste so ein Antike einen Chor daraus macht, das aufsplittet in fünf Personen, die Betrieb wie die Oper doch eigentlich total befremdlich sein, oder? einerseits wie ein Hydra-Wesen aus unterschiedlichen Ecken spre- LPS Total! Ich habe das westliche Theater ja eigentlich mit chen können und das alles dann noch albtraumhafter machen. Ande- Schlingensief kennengelernt. Ich war im Filmstudium und habe von rerseits steht das auch stellvertretend für Gesellschaft und Politik, für einem weißen verrückten deutschen Schauspieler und Regisseur Theaterabonnenten, für unterschiedlichste Gruppierungen unserer gehört, der auf der Suche nach einem Ort für ein Projekt namens heutigen Gesellschaft, die den Kunstbetrieb, den Kunstprozess Operndorf war. Ich war damals auf der Suche nach einem Thema für beeinflussen. einen Dokumentarfilm. So haben wir uns kennengelernt. Er hat ein KP Ich will mal eine ganz unbedarfte Frage stellen. Lionel, was bisschen von seinem Projekt erzählt, sehr charismatisch, sehr energe- ist eigentlich Dodo-Oper? tisch, aber ich war total skeptisch. Excuse the term, a white guy LPS (lacht) Ganz viele Dinge in unserer Übermalung sind ein- comes and promises this and that, and when it’s done he gets what he fach erfunden. Das ist das Konzept Fake-News. Ein bisschen Wahr- needs, goes back and it’s over. Ich war sehr skeptisch und das hat ihn heit, verknüpft mit einer großen Lüge. In diesem Stück geht es um schockiert. Bei uns sagen die Leute normalerweise nicht, was sie den- einen Kampf zweier Kulturen. Wir behaupten einfach, Oper kommt ken, und ich hab’s ihm ins Gesicht gesagt. Für seine Inszenierung von aus Afrika. Das basiert schon auch auf Recherchen. Die Griechen Via Intolleranza II bin ich dann nach Deutschland gekommen. So haben viel von den Ägyptern übernommen – und wir sagen Ägypten kam ich zur europäischen Inszenierungsweise, mit Schlingensief. Ich ist Schwarzafrika – und diesen Kampf stellen wir dar. war total verwirrt, im Positiven. KP Ich habe den Begriff nämlich kaum finden können – der PGD Dabei hast du mitgemacht? Das hab ich auf Kampnagel taucht bei euch das erste Mal auf und zieht jetzt im Internet gesehen. Sehr stark! seine Kreise … KP Wenn ich das richtig verstehe, arbeitet ihr euch gern an LPS Dodo oder auch Carnaval Dodo existiert natürlich Widerständen ab, z. B. in euren aktuellen Inszenierungen? als Performance, als Märchendarstellung, und alle Elemente 6 vielleicht gut, aber noch nicht ausgefeilt – ich gebe sie dir, wie findest du das? Es ist eigentlich wie Fußballtraining für mich. Wir spielen Fußball und im besten Fall gehen wir zur Premiere raus und spielen ein Match – gemeinsam, und jeder weiß, was er zu tun hat und tut das auch gerne. Klar hast du mal einen Kreuzbandriss oder es klappt ein- fach nicht oder man wird vorher rausgeworfen als Trainer – wie auch immer. Das ist für mich eine Art Spielanordnung, bei der man einen kollektiven Vorgang versucht, selbst wenn ich der Regisseur bin. LPS Ich hab zwar nicht so viele Erfahrungen mit Theaterinsze- nierungen, aber auch in meiner Erfahrung sind wir alle Kollabora- teure, wie bei deinem Fußballbild. Das ist für mich das Beste, wenn ich das Gefühl habe, Ideen entwickeln sich gemeinsam. PGD Ja, und ich glaube, dass es viel damit zu tun hat, für alle Beteiligten einschließlich dem Regisseur einen angstfreien Raum zu schaffen. Wenn wir alle mal ehrlich sind, hat doch jeder vor jedem Angst. Ich kenne auch niemanden bei den Konzeptionsprobe. Und auch die Solisten haben Angst: Versteh ich den? Mag der mich? Wie geht der mit mir um? Und natürlich – die machen sich alle nackt, mal mehr, mal weniger. Und wenn man sich einfach mal sagt: Hey, ich weiß es nicht, du weißt es auch nicht, aber komm, lass uns kommuni- zieren, lass uns zusammen suchen. Das wäre für mich auch eine Vision für das Verständnis von Probe. KP Scheitern als Chance, da sind wir auch wieder bei Schlingen- sief. Steckt dahinter eine Vision für politisches Theater? PGD Ich würde sagen, es geht gar nicht um politisches Theater, es geht eher um das Berührtwerden. Wenn du berührst, sind die Zuschauer*innen auch zugänglich nachzudenken. Manchmal ist poli- Paul-Georg Dittrich, Foto Kai Wido Meyer tisches Theater zu plakativ, zu intellektuell. Da braucht der Zuschauer dann eine IKEA-Anleitung zum Verstehen. Ich hab eine der Oper – Musik, Gesang, Tanz, Choreografie, gesprochener Text, kleine Antipathie gegen den Begriff. Egal, was ich auf der Bühne Handlung – existieren auch im Dodo. Eine Frage war dabei auch, mit zeige – eigentlich ist der Gestus immer etwas Politisches. Nur wie? was ich Oper in Afrika vergleichen kann. Für mich ist das Oper – KP Die Dekolonialisierung der Oper – das ist aber doch eindeu- unsere Oper in Afrika. Thomas Goerge hat darüber geforscht – und tig ein politisches Ziel? daher kommt unsere Idee, beide Ästhetiken zu vermischen. Es ist LPS Das machen wir, um den Finger in eine Wunde zu legen. also auch nicht total falsch. Wir wollen mit diesem Projekt alle diese Opernprinzipien infrage KP Lionel, Du inszenierst aktuell eine Oper, deren Handlung stellen. Warum können wir nicht eine neue Form der Oper schaffen? auf die historischen Ursprünge des Kolonialismus verweist. Inwie- Wie Paul-Georg vorhin gesagt hat – wieso muss Oper unbedingt fern ist diese Beschäftigung für dich eine persönliche? genau so sein? Wer sagt das? Für uns ist Oper auch etwas Privilegier- LPS Mein Bezug gerade zu den Themen Kolonialismus und tes. Für uns ist diese Oper eine Möglichkeit, um anzuklopfen und Postkolonialismus ist sehr eng. Das betrifft mich heute existenziell zu sagen: The world is changing and you have to follow. Natürlich als Afrikaner, als schwarzer Mensch im Westen. Für mich ist es eine können wir nicht die Meinung von jedem ändern. Aber wenn sich existenzielle Notwendigkeit zu ergründen, wie das alles eigentlich das Publikum Fragen stellt, ist schon viel gewonnen. angefangen hat, der Punkt an dem wir heute stehen. Ich bin als PGD Genau, es geht darum, Fragen zu stellen, nicht darum, schwarzer Mensch außerhalb von Afrika eigentlich nicht akzeptiert Lösungen aufzuzeigen. Das finde ich unglaublich vermessen. Dann und muss mich immer wieder beweisen. Ich muss beweisen, dass ich wird es für mich nicht nur elitär, sondern auch versnobbt. Es geht mich integrieren kann usw. Für mich war in der Beschäftigung mit darum, mit Fragen einen Diskurs zu öffnen. Das könnte dann später der Africaine aber auch interessant, dass Oper als europäische Kultur zu etwas führen. Das ist wie mit dem, was ihr in Halle macht. Ihr wer- schlechthin nur Geschichten aus europäischer Sicht erzählt. Wir sind det Spuren hinterlassen, an diesen Spuren kommt man nicht vorbei. jetzt beim zweiten Block in der Übermalung der Oper, und da wird Und das ist gut, weil es anecken heißt. Aber ich hab noch eine andere es natürlich knistern. Die Oper wehrt sich – und die Performer*innen Frage: Lionel, wenn du so viel mit Thomas Goerge arbeitest. Warst wollen trotzdem Raum in dieser ganzen Maschinerie finden. Im drit- du auch an der Berliner Staatsoper bei Die Blinden / Die Verwand- ten Block verschmelzen diese Ebenen dann so langsam, im vierten lung dabei? soll eine Fusion stattfinden. LPS Ja, ich habe das Livevideo gemacht und performt. PGD Ich hoffe, dass wir an einem Punkt sind, an dem Begriffe PGD Der Komponist war mein Vater. wie Regietheater auch mal positiver konnotiert werden. Ich finde LPS Daher kenne ich deinen Nachnamen, ich kenne deinen übrigens durchaus, man sollte die Musik anfassen dürfen, natürlich Papa und wir haben mit seiner Komposition gearbeitet. im Geiste des Komponisten. Wenn man eine Handlung in die PGD Er war sehr, sehr happy über den Abend! Moderne verlängert, sollte man auch zusammen mit einem Dirigen- LPS Kader, der in L’Africaine den Isidor spielt, war auch dabei! ten die Musik verändern können. Deswegen interessiert es mich Das war eigentlich unser erstes gemeinsames Projekt in Deutsch- auch so, was du erzählst, wie am Schluss ein neues, hybrides Werk land. Grüße an den Papa! entsteht. Auch bei Komponisten waren Stücke oft Befreiungsversu- che aus ihrer jeweiligen Generation. Deswegen kann man sie als Steinbrüche sehen. Klar, man haut da rein, aber es geht nicht ums Kaputtmachen, sondern Ummodulieren und Transformation. Das ist mir also sehr nah, leider Gottes passiert es aber sehr selten. Große Koryphäen wie Schlingensief durften sich das erlauben. Ich kann mich echt noch sehr gut an Via Intolleranza II auf Kampnagel erin- nern. So etwas sollte es häufiger geben und ich glaube, wir können damit auch andere Zuschauer erreichen. KP Ihr hadert also beide mit der großen alten Dame Oper, auch als Institution. Spiegelt sich das auch in euren Arbeitsformen wieder? PGD Mein Versuch ist: Der Regisseur ist nicht mehr der Allwis- sende. Ich hab auch nicht Ahnung von Allem. Kann ich auch gar nicht, wie soll ich das auch können? Mich interessiert es, mit Menschen in Kontakt zu treten, sie zu fragen: Was interes- 7 siert dich? Was siehst du darin? Ich hab eine Idee, die ist ein Ritt durch Hölle und Paradies, ein choreografisches Triptychon, das die Dualismen zwischen Leben und Tod, Liebe und Hass, Lust und Laster in einem überzeitlichen Bogen ausleuchtet. Mit ihren interdisziplinären Tanzabenden, die bildende Kunst, Design und Mode sowie Wissenschaft und Technik integrieren, hat sich Nanine Linning als europaweit gefragte Choreografin einen Namen gemacht. Der Neuen Züricher Zeitung sagte sie dazu in einem Interview: „Der HIERO Tanz ist das Gerüst meiner Inszenierungen. Aber ich will mich als Choreografin nicht auf die getanzte Bewegung beschränken, sondern andere Künste und Wissensgebiete Teil meiner Stücke werden lassen. Nur so kann ich meinem Publikum ein sinnliches Erlebnis ermögli- chen, das über die klassische Tanzaufführung hinausgeht.“ Dabei geht NY es Nanine Linning nicht allein um das ästhetische Erlebnis ihrer intermedialen Choreografien: „Als Choreografin nutze ich die Bewe- gung, um mich in den politischen Dialog einzumischen. Es gibt nichts politischeres als den menschlichen Körper! Denn wenn man einen Körper auf eine Bühne stellt, geht es immer um Freiheit, um Ausge- liefertsein, um Respekt.“ MUS Mit Hieronymus B. ist nun erstmals ein Tanzabend von Nanine Linning in Mitteldeutschland zu erleben. Premiere feierte das cho- reografische Triptychon bereits 2015 am Theater Heidelberg, wo Lin- ning bis zum Sommer 2018 erfolgreich die Tanzsparte leitete und zahlreiche Uraufführungen mit ihrer Company erarbeitete. Mit den Tänzer*innen des Ballett Rossa hat sie diesen Abend nun für Halle B. adaptiert und neu einstudiert. Für die Zuschauer*innen wird sich mit Tanzabend den Pforten des Opernhauses gleichsam Linnings choreografisches Triptychon öffnen. In den ersten beiden Teilen – sozusagen dem lin- von ken und rechten Innenflügeln des Gemäldes – erleben die Zuschau- enden Videokunst über Hieronymus Bosch sowie eine choreografi- Nanine Linning sche Installation direkt auf der Opernbühne. Dafür hat das Künstler- duo Les Deux Garçons sieben Kabinette geschaffen, die von Boschs Werken inspiriert sind; u. a. ein übergroßes Ohr, eine höllische Harfe oder einen riesigen, freischwebenden Schlüssel. Die Objekte werden von den Tänzer*innen bespielt und betanzt, während sich die Die Umbruchszeit vom späten Mittelalter zur frühen Renaissance Zuschauer*innen gleich einem mittelalterlichen Jahrmarktsspektakel lässt sich als Welt des Spektakels charakterisieren. Die medialen frei darin bewegen können. Die Company begegnet einem dabei in Erzählungen von Dies- und Jenseits vermittelten sich vor allem über phantastischen Kostümen als Dämonen, Fabelwesen und Narren. das Hören und Sehen, Fühlen und Erleben. Lesen, geschweige denn Der dritte Teil – das Hauptbild des Triptychons – ist eine intensive Bücher, waren nur den gebildeten Eliten des Klerus’ und der Höfe und ausdrucksstarke Choreografie verlorener Seelen zwischen Las- vorbehalten. Die Schriftsprache war ohnehin Latein – das sollte sich terhaftigkeit und Erlösung. Nanine Linning bezieht sich auf die von erst mit Luthers Bibelübersetzung ins Deutsche 1534 ändern. So war Bosch thematisierten sieben Todsünden: Hochmut, Geiz, Wollust, es eine Welt aus Bildern, Ritualen und erzählten Geschichten, die Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit. In ihrer zeitgenössischen Tanzspra- sich den mittelalterlichen Zuschauer*innen eröffnete; sei es auf den che findet sie eine direkte physische Verbindung von mittelalterli- Marktplätzen im leiblichen Spiel der Possenreißer und Bänkelsänger chen Ikonen ins Hier und Jetzt, heutige Menschen mit ihren Sehn- oder in den mystischen Prozessionen der katholischen Kirche. Vor süchten und Ängsten in ihrer Hoffnung auf Erlösung zeigend. Die allem in den Bildwelten der Malerei zeigten sich die religiösen und Staatskapelle Halle spielt Werke von Händel, Dowland und Purcell. weltlichen Mythen als überbordende und gewaltige Inszenierungen. Außerdem ist ein Auftragswerk des zeitgenössischen Komponisten Im Besonderen den Altarbildern der Kirchen wohnt ein ganz eigener Michiel Jansen zu hören, das diesen spannungsgeladenen Zeiten- spektakulärer Schauwert inne: Verschlossen zeigen die Außenflügel sprung vollendet. der Triptychen meist unscheinbare Motive. Zu hohen Feiertagen Philipp Amelungsen werden die Flügel aber geöffnet und eine Motivfülle und Farben- pracht kommt geheimnisgleich zum Vorschein. Ein Meister dieser bildgewaltigen Verzauberung war der nieder- Ab 16. März 2019 ländische Maler Hieronymus Bosch, der von ca. 1450 bis 1516 lebte. Jedoch waren seine Altarbilder nicht in Kirchen, sondern aller Wahr- MICHAEL WENDEBERG Musikalische Leitung scheinlichkeit nach in den Herrenhäusern reicher Mäzene zu sehen. NANINE LINNING Konzept und Choreografie Die Wirkung seiner fantastischen wie grotesken Werke fasziniert bis LES DEUX GARÇONS Ausstattung und Skulpturen heute. Das Triptychon Der Garten der Lüste zeigt auf den Außenflü- MICHIEL JANSEN Auftragskomposition geln, in Grautönen gehalten, die Welt im göttlichen Schöpfungsakt. LOES SCHAKENBOS Lichtdesign Die Innenflügel offenbaren dann jenseitige Sphären des Garten Edens über das Paradies bis in die Hölle. Was es dort zu sehen gibt, ist schier unglaublich: In der Unterwelt verleibt sich ein vogelköpfi-YULIA SOKOLIK Mezzosopran ges Ungeheuer einen Menschen lebendig ein, während ein Schwein DOMINIK BREUER Stimme im katholischen Ordensgewand zärtlich an einem Ohrläppchen Mit dem BALLETT ROSSA und der STAATSKAPELLE HALLE knabbert. Im Paradies liegt währenddessen eine Gruppe Nackter im schönsten Müßiggang Erdbeeren schmausend im satten Grün. Um Weitere Vorstellungen: 5. / 20. April, 11. / 30. Mai, 9. Juni 2019 sie herum merkwürdige Chimären zwischen Tier und Mensch; Land- schaften aus verknoteten Körpern und surrealen Symbolen. Im Tanz- Eine Produktion des Theaters und Orchesters Heidelberg abend des Ballett Rossa steht der Körper als grotesker Leib zwischen (UA 18.01.2015) in Koproduktion mit der Stiftung Verzerrung, Transformation und Lust so ausdrucksstark im Zentrum Jheronimus Bosch 500. Herstellung der Ausstattung in den wie in den Bildern Hieronymus Boschs. In seinen Werken existieren Werkstätten des Theaters und Orchesters Heidelberg. Höllenqualen und himmlische Verzückung nebeneinander. Seine komplexen Tableaus lassen sicher geglaubte Gegensätze wie schön und hässlich, eigen und fremd oder tugend- und sündhaft erodieren. Die Choreografin Nanine Linning ist ebenfalls Niederländerin und greift die sinnlichen Spektakel der Bildwelten Boschs auf und wid- Am 5. April ist Stadtwerke-Tag im Opernhaus. met ihnen einen außergewöhnlichen Tanzabend. Hieronymus B. ist 8 9 Foto: Kalle Kuikkaniemi „Annie rockt die Oper Halle.“ saalereporter.de

Foto: Falk Wenzel

Annie, Musical von Charles Strouse

„Mit dieser Eröffnungspremiere hat die Oper Halle einen grandiosen Festspielstart hingelegt!“ NMZ

Foto: Anna Kolata Berenice, Regina d’Egitto, Oper von Georg Friedrich Händel „Grandiose Neuauflage der Raumbühne: Verdis Requiem wird zu einem Trip in eine Zukunft nach der Katastrophe.“ Concerti

Foto: Falk Wenzel

Messa da Requiem, Inszenierte Messe von Giuseppe Verdi

„Das ist großes Kino menschlicher Leidenschaften auf der Opernbühne.“ MDR Kultur

Foto: Falk Wenzel Bastien und Bastienne / Eine Florentinische Tragödie, Singspiel von W.A. Mozart / Oper in einem Akt von Alexander Zemlinsky WEITER IM PREMIEREN PROGRAMM ARIADNE AUF FESTLICHE DIE GROSS- BASTIEN UND NAXOS OPERNGALA HERZOGIN BASTIENNE / Oper von Richard Strauss GLANZ UND ELEND DER VON EINE FLORENTI- ML: Michael Wendeberg KURTISANEN R: Paul-Georg Dittrich ML: Michael Wendeberg GEROLSTEIN NISCHE Operette von Jacques Offenbach Premiere: 22. Feb. 2019 R: Matthias Hüstebeck ML: Kay Stromberg TRAGODIE Vorstellungen: 2. / 17. März, Premiere: 26. April 2019 Doppelabend: Singspiel in einem R: Annegret Hahn 10. / 21. April, 10. Mai 2019 Vorstellungen: 4. / 19. Mai Akt von Wolfgang Amadeus Romelia Lichtenstein wirbelt als Mozart und Oper in einem Aufzug aufgeräumte Großherzogin von Alexander Zemlinsky HIERONYMUS JULIUS CÄSAR den verstaubten Beamtenapparat Ab 16 Jahre B. IN AGYPTEN durcheinander und verstrickt ML: Christopher Sprenger / Tanzabend von Nanine Linning Oper von Georg Friedrich Händel sich in waghalsige Liebes­ Michael Wendeberg mit dem Ballett Rossa und der ML: Michael Hofstetter abenteuer mit dem einfachen R: Tobias Kratzer Staatskapelle Halle R: Peter Konwitschny Soldaten Fritz. Diese meister- Diese beiden ungewöhnlichen ML: Michael Wendeberg Premiere: 31. Mai 2019 hafte Offenbachiade ist eine Werke in einem Doppelabend CH: Nanine Linning Vorstellungen: 2. / 6. / bissige Satire auf staubige Büro- zu verbinden, ist ein Wunsch­ Premiere: 16. März 2019 10. Juni 2019 kratie, elitärer Seilschaften und projekt des Regisseurs Tobias Vorstellungen: 5. / 20. April, populistische Politik. Kratzer, der derzeit von Berlin 11. / 30. Mai, 9. Juni 2019 Vorstellungen: 23. Februar, bis Bayreuth als einer der CHOREO- 9. März, 17. April, 12. Mai 2019 bemerkenswertesten deutschen L’AFRICAINE GRAFISCHE Opernregisseure Aufsehen Nach der Grand opéra von WERKSTATT erregt. Die außergewöhnlichen Giacomo Meyerbeer Tänzer*innen des Ballett Rossa BERENICE, Liebesbeziehungen bei Mozart Libretto von Eugène Scribe choreografieren REGINA und Zemlinsky schreibt das ML: Michael Wendeberg/ Premiere: 28. Juni 2019 D’EGITTO Team ins Heute fort. Peter Schedding Vorstellungen: 30. Juni, Oper in drei Akten von Vorstellungen: 8. März, R: Lionel Somé 2. / 3. / 4. Juli 2019 Georg Friedrich Händel 7. April, 22. Mai 2019 Premiere Teil III: 24. März, In italienischer Sprache mit Vorstellung: 29. März 2019 deutschen Übertiteln Premiere Teil IV: 21. Juni, ML: Jörg Halubek DIE Vorstellungen: 29. Juni, 7. Juli 2019 R: Jochen Biganzoli KAMELIEN- Politik und Liebe geraten in DAME einen Strudel, in dem sich Ballett von Ralf Rossa beide Sphären durchdringen Frei nach Alexandre Dumas d. J. und in absurden Verlaufs­- CH: Ralf Rossa formen auf melodramatische Die Geschichte der Edel­pro­ RAUM Weise gegenseitig beein­- stituierten Marguerite Gautier, flussen. Jochen Biganzoli geschrieben von Alexandre interpretiert Händels Dumas d. J., fasziniert und Oper aus dem Jahr 1737 als begeistert seit ihrer Entstehung. BUHNE medialen Problemfall und In zarten Pas de deux und nimmt die Politiken des Privaten ausdrucksstarken Gruppen­ beim Wort. bildern erweckt das Ballett BABYLON Vorstellungen: 24. Feb., Rossa Faszination und 5. / 8. Juni 2019 voyeu­ristische Lust an MESSA DA NACKT ÜBER Lebensent­würfen außerhalb REQUIEM BERLIN (UA) bürgerlicher Rechtschaffenheit. Inszenierte Messe von Schauspiel nach dem Roman DIE DREI- Vorstellungen: 13. / 22. Apr., Giuseppe Verdi von Axel Ranisch GROSCHEN- 3. / 18. / 24. Mai 2019 ML: Christopher Sprenger R: Henriette Hörnigk OPER R: Florian Lutz Vorstellungen: 26. / 28. März, von Bertolt Brecht, Musik von Vorstellungen: 22. / 30. März, 19. / 26. Juni, 1. Juli 2019 Kurt Weill DIE NACH- 22. / 27. Juni, 5. Juli 2019 Mehrspartenproduktion des TIGALL neuen theaters, der Oper und DES ZAREN #BIZARR CHOREO- der Staatskapelle Halle OPER HALLE auf Gastspiel Ballettspektakel von ML: Michael Wendeberg / Inszenierte Lesung mit Arien der Michal Sedláček GRAFISCHE Kay Stromberg Barockzeit Vorstellungen: 23. / 27. / 31. WERKSTATT R: Henriette Hörnigk Text von Christine Wunnicke Tänzer*innen des Ballett Rossa März, 15. / 16. / 23. Juni, Das 1928 zum ersten Mal aufge- ML: Katrin Wittrisch choreografieren 6. Juli 2019 führte Bühnen­uni­versum mit all R: Veit Güssow Premiere: 28. Juni 2019 seinen Bettlern, Gaunern, Huren Die Produktion wurde zu den Vorstellungen: 30. Juni, und Ehrenmännern im liebes­- „Internationalen Gluck Festspie- L’AFRICAINE 2. / 3. / 4. Juli 2019 ge­schichtlich aufgeladenen und len 2019“ in Nürnberg eingeladen. Nach der Grand opéra von schließlich doch grandios Sie ist am 5.7.2019 um 20:00 Giacomo Meyerbeer geschichteten Konflikt entfaltet in der Tafelhalle Nürnberg ML: Michael Wendeberg / sich in nach wie vor aktuellen zu sehen. Peter Schedding Texten – und großartiger Musik. R: Lionel Somé Vorstellungen: 3. / 15. März Vorstellungen: 1 14. / 18. April 2019 Teil III: 24. / 29. März, Teil IV: 21. / 29. Juni, 7. Juli 2019 2 inspiriert durch den Spielplan der Oper Halle unternimmt KARTEN & WEITER IM FUR KINDER GOETHE- Frieder Reininghaus bei Brot PROGRAMM & FAMILIEN THEATER und Wein unterhaltsame und PREISE kenntnisreiche Streifzüge durch BAD LAUCH die Musikgeschichte. ANGEBOTE für Schüler*innen, MAX UND Am 28. Feb. 2019 um 20 Uhr zu Studierende, Auszubildende MORITZ STADT Richard Strauss’ Ariadne auf und Freiwilligendienstleistende Tanzstück von Kindern für Das Goethe-Theater in Bad Naxos unter 30 Jahre: Kinder nach Wilhelm Busch Lauchstädt ist der einzige original 50 % auf alle Ab 4 Jahren erhaltene Theaterbau, in dem ERMÄSSIGUNG Karten im Vorverkauf* CH: Kerstin Teska Johann Wolfgang Goethe gewirkt LAST AGITATION Tickets Die weltberühmten Streiche hat. 1802 wurde das Theater nach MINUTE IN DIE OPER UND REVOLTE sind zum Preis von 8 € ab aus Buschs Lausbuben­ seinen genauen Vorgaben gebaut. Über Kunst lässt sich streiten! 30 Minuten vor Vorstellungs­ geschichten treffen in dieser Die Oper Halle ist im aktuellen Bei dieser Veranstaltungsreihe beginn an der Abendkasse der Produktion des Ballettstudios Spielplan des historischen Hauses laden wir zu bestimmten Oper Halle erhältlich, solange auf Gioacino Rossinis Musik. mit zwei Opernproduktionen­ Inszenierungen Experten aus der Vorrat reicht.* Vorstellungen: 24. / 25. Feb., vertreten, die diesen besonderen anderen Disziplinen und

14. / 15. April, 12. / 13. Mai, Ort mit dem Flair einer vergan- Akteure des öffentlichen Lebens DAS JUNGE OPERN-ABO Das Opern-Abo gilt für eine 16. / 17. Juni 2019 genen Epoche zum einzigartigen aus Halle und Umgebung ein. Spielzeit und berechtigt zum Festival-Erlebnis werden lassen. Auch das Auditorium ist auf­ Besuch von fünf frei wählbaren gefordert, sich aktiv zu beteiligen! ANNIE Abo-Vorstellungen* der Oper Musical von Charles Strouse Termine: 24. März zu L’Africaine Halle zum Preis von insgesamt in einer Mehrspartenproduktion DER 30. März zu Messa da Requiem 35 €. Dieses Abo endet nach Buch von Thomas Meehan FREISCHÜTZ Romantische Oper von Ablauf der Spielzeit, ohne dass Songtexte von Martin Charnin Carl Maria von Weber es einer Kündigung bedarf. Wei- Neue deutsche Fassung von HAUS ­ Libretto von Johann Friedrich Kind tere Details auf unserer Website. Jürgen Hartmann BESUCHE ML: Michael Wendeberg Werden Sie Gastgeber! *Ausgenommen sind Sonder- ML: Peter Schedding R: Christian Schuller Wenn Sie uns einladen, kom- und Fremd­­veranstaltungen, R: Peter Dehler Vorstellungen: 5. Mai, 23. Juni, men Intendant Florian Lutz Kindervorstellungen, Silvester, Annie ist unser Familienmusical 6. Juli 2019 und ein anderes Ensemble­ Neujahr und ausverkaufte mit Herz; gesellschaftlicher mitglied zu Ihnen nach Hause Vorstellungen. Kälte und Gier wird die Hoff- und erzählen über Stücke nung auf Wärme und Geborgen- DIE HOCHZEIT und Inszenierungen, Zukunfts­ heit entgegengestellt. DES FIGARO visionen und Arbeitsalltag. ANGEBOTE Schauspieler*innen des neuen Opera buffa von Laden Sie dazu mindestens MUSIKTHEATER- theaters und die jungen 10 Freunde, Nachbarn oder Darsteller*innen des Kinder- Libretto von Lorenzo da Ponte PADAGOGIK Bekannte ein. Für Schulen, Kitas, Uni­ und Jugendchores der OPER in deutscher Übersetzung Anmeldung bei: ann-kathrin. versitäten, sonstige Gruppen HALLE zeigen, dass auch jen- ML: Kay Stromberg [email protected] und Familien seits tradierter Familienbilder R: Michael McCaffery Workshops zu Oper und Ballett, Glück zu finden ist. Vorstellungen: 28. April, Einführungen, Projekttage, Vorstellungen: 1. / 10./ 11. März, 18. / 26. Mai 2019 WARM-UP Führungen, Werkstattauffüh­ Treffen Sie das Ballett Rossa 6. / 16. / 17. April, rungen in Schulen etc. Sie haben Lust auf eine tänzeri- 21. / 25. / 28. Mai, 7. Juni 2019 Kontakt, Termine und sche Begegnung mit dem Ballett Informationen: REIHEN & Rossa? In unserem WarmUp [email protected] PETER UND EXTRAS erhalten Sie exklusiven Einblick in die Arbeit der Company. THEATER- UND KONZERTKASSE DER WOLF Große Ulrichstr. 51, Tanzstück von Kindern für Am 2. Juli 2019 um 18:30 06108 Halle (Saale) MUSIKALISCH- Montag bis Samstag 10.00 —18.30 Uhr Kinder nach Sergej Prokofjiew Ab 18.30 Uhr nur Karten­verkauf für die Abendkasse. Tel. 0345 - 5110 777, Ab 4 Jahren KULINARISCHE Fax. 0345 - 5110 781 GEFÜHLE SIND [email protected] ML: Ingo Martin Stadtmüller VORTRAGS- Abendkasse vor Ort öffnet eine Stunde vor Beginn der CH: Kerstin Teska / REIHE IM VON HAUS AUS Vorstellung. KARTENKAUF IM INTERNET Helmut Neumann REBELLEN Erwerben Sie Ihre Theater- und Konzertkarten ohne weitere OPERNCAFÉ Gebühren auch unter Das berühmte musikalische MUSIKTHEATER ALS www.buehnen-halle.de. Mit Opern-Fachmann Mit der Funktion »Ticket Direkt« drucken sie sich ihre Karten Märchen Prokofjiews wird KATALYSATOR UND Bequem bis 2 Stunden vor der Vorstellung an Ihrem Frieder Reininghaus launig Drucker zu Hause aus und sparen auch noch die Versand- den Kindern in dieser zauber- durch die Musikgeschichte REFLEXIONSAGENTUR gebühr von 3,– Euro. (Bitte beachten Sie die AGB, Punkt haften Produktion über den FÜR GESELLSCHAFTLICHE 4,7 print@home) Salonkultur des 19. Jahrhunderts WEITERE VORVERKAUFSSTELLEN Tanz neu erzählt. ENTWICKLUNGS- Ticket Galerie Stadtcenter Rolltreppe von und mit dem bekannten Tel. 0345 - 688 868 88 Vorstellungen: 27. März 2019, Opernkritiker Frieder Reining- PROZESSE MZ-Service-Center Markt Tagung des Forschungsinstituts Tel. 0345 - 565 560 9.30 / 11 Uhr haus, sowie Kapellmeistern, Sowie alle weiteren MZ-Service-Center für Musiktheater Thurnau der im südlichen Sachsen-Anhalt Korrepetitor*innen und Ensem-­ Hotline-Tel. 0345 - 202 9771 Universität Bayreuth in Koopera- TiM-Ticket im Galeria Kaufhof Markt blemitgliedern der Oper Halle. Tel. 0345 - 565 50 50 PAPAGENO tion mit der Oper Halle In gemütlicher Atmosphäre und IMPRESSUM SPIELT AUF DER 5.– 7. Juli 2019, Operncafé Herausgeber: Theater, Oper und Orchester GmbH Halle, Universitätsring 24, 06108 Halle (Saale) Geschäftsführer: Stefan Rosinski ZAUBERFLOTE Intendant der Oper Halle: Florian Lutz Mitmachoper für Kinder Redaktion: Philipp Amelungsen, Dr. Veit Güssow, Kornelius Paede, Michael v. zur Mühlen ab 4 Jahren Mitarbeit: Hannah Mey, Tillmann Osici Mit Beiträgen von: Philipp Amelungsen, Bettina Bartz, Vorstellungen: 7. / 14. / 20. März, Dr. Veit Güssow, Kornelius Paede, Michael v. zur Mühlen Gestaltung: Grafik FM / Katharina Fiedler, 27. Juni 2019 Maria Magdalena Meyer Bildbearbeitung: Josephine Tischer Redaktionsschluss: 08.02.2019 Änderung vorbehalten. Fotos und Bilder: Sebastian Hannak, Sindy Michler, Falk Wenzel Die Zeitung erscheint am 16. Februar 2019 als Beilage in der Mitteldeutschen Zeitung. Auflage: 48.000 Exemplare 18/19 ZWEITE Druck: MZ Druckereigesellschaft mbH, Fiete-Schulze-Str. 3, 06116 Halle (Saale) Sämtliche personenbezogenen Bezeichnungen, die in dieser Publikation im Maskulin verwendet werden, sind geschlechtsneutral zu verstehen. SPIELZEITHALFTE © 2019 Oper Halle, Künstler*innen und Autor*innen. „Ralf Rossa hat an diesem Abend alles richtig gemacht.“ hallespektrum.de Foto: Anna Kolata

Die Kameliendame, Ballett von Ralf Rossa

„Fabelhaft inszeniert von Annegret Hahn.“ Mitteldeutsche Zeitung

Foto: Falk Wenzel Die Großherzogin von Gerolstein, Operette von Jacques Offenbach „Maßgeschneidert für die Raumbühne!“ Mitteldeutsche Zeitung

Foto: Anna Kolata

#BIZARR, Ballettspektakel von Michal Sedláˇcek

„Dieser Abend setzt voll auf Theater und ein Ensemble, das es eben drauf hat.“ Mitteldeutsche Zeitung

Foto: Falk Wenzel Die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht und Kurt Weill Opernhandlung, symbolisch afrikanischen Boden betreten und den Blick Afrikas auf Europa thematisieren. Das Regieteam legt ihrer Arbeit an L’Africaine die Überzeugung zu Grunde, dass eine Entko- lonialisierung des Geistes für den europäischen Kontinent ebenso dringend ansteht, wie für den afrikanischen. Auch im Alltagsleben, in der Politik und im Selbstverständnis vieler Menschen aus afrikani- schen Ländern spiele der hierarchische Bezug auf Europa weiterhin L’ eine einflussreiche Rolle. Für den vierten und letzten Schritt im Juni, den vorläufigen Ziel- und Höhepunkt der Reise, wird aus den Inter- ventionen der Schritte I–III und der Musik Meyerbeers durch den Komponisten Richard van Schoor ein hybrides Werk zusammenge- schmolzen. Für den aus Südafrika stammenden und während der AFRI Apartheid aufgewachsenen van Schoor ist Kolonialismus ein gleich- sam persönliches Thema wie rotes Tuch. Im Umgang mit der koloni- alen Vergangenheit erlebte er einen gönnerhaften Gestus statt einer echten, auf Ausgleich und Gerechtigkeit zielenden Aufarbeitung der Gewalt. Die eigene Geschichte würde vereinfacht erinnert, so dass man eigentlich von Verdrängung sprechen müsse. CAINE Die Musik von Meyerbeer, so van Schoor im Zuge der Konzept- entwicklung für sein Kompositionsprojekt, habe etwas Pauschales und Gefälliges an sich und eigne sich deshalb besonders gut zu einer Nach der Grand opéra sogenannten Verwandlung dieses Stoffes. Die musikalische Form seiner Komposition versucht einen Gegenentwurf: „Ich arbeite zu von diesen Zweck mit ‚Soundscapes‘. Aufnahmen, die an den Alltag erin- nern, Klänge, die uns daran erinnern sollen, dass es bei dem Koloni- Giacomo Meyerbeer alismus nicht nur um Bodenschätze oder Eigentum geht, sondern vielmehr um Menschen. Menschen werden verkauft, ihre Ideale, See- len, ihre Kultur. Verwandlung finde ich ein großartiges Wort. Es steht Libretto von Eugène Scribe, Thomas Goerge und Lionel Somé für Hoffnung und Kraft. Dabei ist es nicht meine Absicht, das Werk In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln von Meyerbeer entgleisen zu lassen, sondern vielmehr, es herauszu- In der Raumbühne BABYLON fordern. Verwandlung bedeutet auch Vergebung und Versöhnung.“ Gefördert im Fonds Doppelpass der Michael v. zur Mühlen Ab 24. März 2019

MICHAEL WENDEBERG/PETER SCHEDDING Musikalische Leitung RICHARD VAN SCHOOR Musikal. Arrangements / Komposition ABDOUL KADER TRAORÉ Sound Design L’Africaine von Giacomo Meyerbeer erzählt von den Versuchen des LIONEL POUTIAIRE SOMÉ Inszenierung und Video Seefahrers Vasco da Gama, das Kap der Guten Hoffnung zu umse- THOMAS GOERGE/LIONEL POUTIAIRE SOMÉ Textbuch geln. Ebenso typisch wie der überbordende Einsatz von beeindru- SEBASTIAN HANNAK Raumbühne BABYLON ckenden musikalischen und szenischen Mitteln ist es für die Grand DANIEL ANGERMAYR Ausstattung opéra, diese Mittel auf eine Geschichte der europäischen Expansion MARKUS FISCHER Choreinstudierung zu verwenden. Dem Publikum in den heimischen Opernhäusern wird MICHAEL V. ZUR MÜHLEN Projektkoordination ausufernd und voller (erfundener) exotischer Details vom Leben in LEONORE LEONARDY Produktionsleitung der Fremde berichtet. Von den heldenhaften Abenteuern der Erobe- PHILIPP AMELUNGSEN Dramaturgie rung und von den schönen Prinzessinnen, die sich allerdings früher oder später in der Sklavenhaltung wiederfinden. Die Oper des MATTHIAS KOZIOROWSKI Vasco da Gama 19. Jahrhunderts bezog aus diesen Stoffen ihren Faszinationswert. KS ROMELIA LICHTENSTEIN Sélica Doch wie hört sich die Geschichte heute an? Seit Beginn dieser LIUDMILA LOKAICHUK Inès Spielzeit widmet sich die OPER HALLE in Kooperation mit dem DANIEL BLUMENSCHEIN Don Pédro afrikanisch-europäischen Kollektiv angermayr / goerge / somé / traoré / ROBERT SELLIER Don Alvar vanschoor und dem Theater Lübeck anhand Meyerbeers Epos einer KI-HYUN PARK Don Diégo vielleicht ebenso abenteuerlichen Aufgabe wie es die Umsegelung GERD VOGEL Nélusko des Kaps der Guten Hoffnung historisch gewesen sein mag: Der MICHAEL ZEHE Großinquisitor / Brahmane Neuerzählung afrikanisch-europäischer Geschichte mitsamt ihren LIONEL POUTAIRE SOMÉ Sie Sankoumine (Schamane) historischen Wunden und blinden Flecken. ABDOUL KADER TRAORÉ Isidor Voun (Colonel) Hierfür begibt man sich in teils schlecht kartografiertes Gebiet ROSINA KALEAB Yeri Kuon (Managerin) und so manche historische Dämonen und Wiedergänger erschweren KARMELA SHAKO Oho Theobire (Ärztin) die Expedition ins Herz der postkolonialen Finsternis. Mit Teil I SERGE FOUHA Bonaventure Mounkar (Geologe) Fotouona Djami Yélé (Auseinandersetzung mit den Ahnen) und PEGGY KLEMM/CHRISTINA MATTAJ Anna Teil II Boo a San Pkaminé (Versöhnung) liegen bereits zwei Schritte KRISTIAN GIESECKE/ANDREAS GUHLMANN d’Huisser / der „afrikanischen Tetralogie“ hinter uns, bei der sich wie bei jeder Priester guten Serie jederzeit ein erstmaliges Einsteigen ebenso wie ein fort- SEBASTIAN BYZDRA Erster Matrose gesetztes Schauen lohnt. Ließ der erste Teil im September 2018 noch MAIK GRUCHENBERG/TILL VOSS Zweiter Matrose Meyerbeers Oper nahezu vollständig erklingen und als Fiktion einer HWA YOUNG CHUN Admiral Rekonstruktion historisierender Aufführungspraxis auf kreisender Drehscheibe wiedererstehen, so rückte man im zweiten Teil im CHOR und EXTRACHOR DER OPER HALLE Januar 2019 dem Stoff des Opernwerks vehementer zu Leibe. Sezie- STAATSKAPELLE HALLE rend griffen fünf afrikanische Performer*innen in die Handlung der Oper ein, nahmen Teilstücke heraus, beobachteten, kommentierten, Vorstellungen: ergänzten und veränderten das Material, wo dieses als Zeugnis L’AFRICAINE III: PIIR A SIÈN (Reinigung) 1 für blinde Flecken der Europäer hinsichtlich ihrer Geschichte 24. / 29. März 2019 auf dem afrikanischen Kontinent identifiziert wurde. Der dritte L’AFRICAINE IV: NISALB LIÈFO (Verwandlung) Schritt Piir a sièn (Reinigung) am 24. und 29. März wird, analog der 21. / 29. Juni, 7. Juli 2019 6 7 1

Foto: Falk Wenzel Inszenierung verfehlt ihre Wirkung nicht und es funkt gewaltig zwis- chen den beiden. Doch mit der Liebe kommt auch der Liebeskum- mer, denn der Gegner schläft nicht … Mit dem Rücken zur Wand ers- cheint Ptolemäus ein Mordanschlag auf Cäsar als das letzte Mittel. Cäsar springt auf der Flucht in den Nil und gilt als ertrunken. Sein ungewisses Schicksal und ihre eigene Schutzlosigkeit inspiriert Cleopatra zu zwei wunderschön klagenden Koloratur-Arien: Pian- JULIUS gerò la sorte mia („Ich werde mein Schicksal beweinen“) und „Se pietà di me non senti“ („Wenn du kein Mitleid mit mir hast“). Händels Meisterschaft für traurige Töne hört man aber auch in den Arien von Cornelia, der schönen Witwe des ermordeten Pompe- jus und in dem berühmten Duett Son nata a lagrimar („Ich bin zum CASAR Weinen geboren“). Während Cornelia von Ptolemäus in sein Serail gesperrt wird, sieht sich ihr minderjähriger Sohn Sextus vom Geist seines ermordeten Vaters Pompejus ständig zu blutiger Rache angespornt. Gehorsam versteckt der Knabe sich unter dem Bett sei- ner Mutter, um seinen ägyptischen Widersacher im Moment der Wehrlosigkeit zu erschlagen … IN AGY Bravourös drückt Händels Musik die Gefühle der Protagonisten aus, die oft rasant wie bei einer Achterbahnfahrt wechseln. Interes- santer Weise hat die Oper gleichzeitig einen Blick für die archaische Komik der Machtspiele und nimmt die eigenen Heroen auch satiri- sch aufs Korn. Etwa wenn Cäsar und Ptolemäus sich beim Staatsban- kett gegenseitig belauern oder wenn Cleopatra ihrem Bruder rät, PTEN sich lieber in seinem Harem zu beschäftigen als in der Weltpolitik mit­- Oper in drei Akten mischen zu wollen. Es kommt halt häufig darauf an, ob man gerade die Panoramaseite oder den Politikteil einer Zeitung aufschlägt. von Die Verflechtungen von Heldentum und Banalität ergeben ein aktions-­ reiches Theaterspektakel, das vom Regieteam genussvoll ausgekostet Georg Friedrich Händel wird. Eben­so wie Regisseur Peter Konwitschny ist auch der Musika- lische Leiter Michael Hofstetter in Halle bestens bekannt. Der Diri- Libretto von Nicola Francesco Haym nach gent hat sich als Händel- und Gluck-Spezialist auf verschiedenen Giacomo Francesco Bussani Festivals bereits einen Namen gemacht. Um die Dramatik und auch In deutscher Sprache in einer neuen Textfassung von Werner Hintze den Humor für ein großes Publikum aufzuschließen, hat sich das Ins- Es spielt das Händelfestspielorchester der Staatskapelle Halle zenierungsteam entschlossen, die tragikomische Oper in deutscher auf historischen Instrumenten Sprache aufzuführen. Peter Konwitschny verbindet mit dem Bühnen- und Kostümbild- Große Weltpolitik verknüpft mit erotischen Spielchen war schon ner Helmut Brade sowie mit dem Übersetzer Werner Hintze und immer der ideale Opernstoff. Kein Wunder, dass dem Komponisten der Dramaturgin Bettina Bartz eine langjährige, oft preisgekrönte Georg Friedrich Händel mit seiner Adaption der antiken Liebesge- Zusammenarbeit. 2018 wurde Konwitschny von einem Kritikergre- schichte zwischen dem römischen Kaiser und der ägyptischen Pha- mium der Fachzeitschrift Opernwelt zum sechsten Mal in seiner raonin ein genialer Coup gelungen ist. Natürlich bekümmert sich die Laufbahn zum „Regisseur des Jahres“ gewählt. 1724 in London uraufgeführte Oper nicht besonders akkurat um Seine Inszenierungen in Bad Lauchstädt und Halle waren in den historische Fakten – schließlich konnten sich noch nicht einmal die 80er Jahren bahnbrechend. , und Tamerlan er­- zeitgenössischen römischen Geschichtsschreiber darauf einigen, ob reichten schnell Kultstatus und internationales Lob. Nun kehrt er Cäsar und Cleopatra nun einen gemeinsamen Sohn hatten oder nicht. erstmals wieder an die OPER HALLE zurück, den Ausgangspunkt Aber unterhaltsam und spannend ist die berühmte Lovestory allemal, seiner internationalen Karriere. Dirigent, Regisseur und Bühnenbild- und staunen kann man auch, wie sehr der alte Stoff noch heute als ner sind als Meister ihres Faches dafür prädestiniert, die vielschichti- brisanter Politthriller erscheint. gen Figuren auszuleuchten und dem Publikum diese schrägen Typen Es beginnt mit einer Nacht-und-Nebel-Aktion: Gajus Julius Cäsar in all ihrer archaischen Sinnlichkeit und modernen Frechheit, in landet an der Nilmündung nahe der Stadt Alexandria, weil er sich ihrem wahnwitzigen Egoismus und ihrer schier grenzenlosen mit seinem abtrünnigen Feldherrn Gnaeus Pompeius, genannt der Leidensfähigkeit nahe zu bringen. „Große Pompejus“, wieder versöhnen will. Cäsar kommt zu spät, denn Bettina Bartz und Veit Güssow Ägyptens ehrgeiziger Jung-Pharao Ptolemäus hat dem römischen General voreilig den Kopf abschlagen lassen, um beim römischen ERÖFFNUNG DER HÄNDEL-FESTSPIELE 2019 Kaiser zu punkten. Doch dabei hat sich der ägyptische Nachwuchsty- rann verkalkuliert, denn Cäsar ist keine Salome und ein abgeschla- Ab 31. Mai 2019 gener Kopf auf silberner Schüssel gefällt ihm überhaupt nicht. Pech für Ptolemäus, aber für einen Regionalmachthaber ist es auch nicht MICHAEL HOFSTETTER Musikalische Leitung immer leicht zu erahnen, was der römischen Weltmacht gerade PETER KONWITSCHNY Inszenierung genehm ist. Und so sieht es schlecht aus für Ptolomäus’ Ehrgeiz, alle- HELMUT BRADE Ausstattung iniger Statthalter der Provinz Ägypten zu werden und den Thron MARKUS FISCHER Choreinstudierung nicht länger mit seiner Schwester zu teilen. BETTINA BARTZ/VEIT GÜSSOW Dramaturgie Regionalmächte neigen zu politischer Instabilität und familiären Machtverstrickungen. Auch Ptolomäus’ Schwester und ägyptische GRGA PEROŠ Julius Cäsar Mitkönigin Cleopatra will die momentane Aufmerksamkeit der VANESSA WALDHART Cleopatra römischen Ordnungsmacht nutzen, um den internen Führungskampf SVITLANA SLYVIA Cornelia für sich zu entscheiden. Allerdings wählt sie eine Taktik, die verstärkt JAKE ARDITTI Kopf des Pompejus (Partie des Sesto) auf ihre individuelle Überzeugungskraft setzt: Sie beschließt, Cäsar MICHAEL ZEHE Ptolemäus durch vollen Einsatz ihrer weiblichen Reize auf ihre Seite zu ziehen. KI-HYUN PARK Achillas Das Vorgehen ist riskant, schließlich kann sie schwerlich wissen, ROBERT SELLIER Curio ob der Plan auch in der Praxis funktioniert. So schleicht sie sich inkognito in das römische Lager, um sich Cäsar unter dem Namen STATISTERIE DER OPER HALLE Lydia vorzustellen und zunächst unerkannt ihre Wirkung auf ihn CHOR DER OPER HALLE 1 zu testen. Bei Händel hat die ägyptische Herrscherin nicht nur ein HÄNDELFESTSPIELORCHESTER HALLE hübsches Näschen, sondern auch eine eigene kleine Theaterbühne, auf der sie Cäsar mit koloraturreichem Sirenengesang verführt. Die Weitere Vorstellungen: 2. / 6. / 10. Juni 2019 8 9 1

Fotos: Cheolhee Park Prof. Hofmann(Rektor Dieter der Prof. Helmut Brade (li) imGespräch mit Die eine fiktiveInszenierung vonJulius Cäsar. KommunikationsdesignPlakate für entwarfen und KatharinaKöhler. Studierende des Workshop geleitetvonProf. erem. HelmutBrade Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle: BURG istKooperationspartner der BURG OPER HALLE.

).

Musik untersucht wurde. Und zwar nicht nach altem Gelehrtenstil: Tonika-Dominante etc., sondern der Gestus der Komposition wurde „Die ökonomi-­ erforscht, der auch für Brecht, Eisler und Dessau das Wichtigste war. Da wurden die jungen Leute hellhörig. Sie bemerkten, dass die Aus- sage der Werke sich nicht in den Libretti erschöpfte, sondern ihre tie- fen menschlichen und politischen Dimensionen erst durch die Musik sche Zensur ist erhielt. Und dass diese Dimensionen keineswegs perdu waren, son- dern nach wie vor aktuell, sofern man sie in der musikalischen und szenischen Interpretation sprechend machte. Händel ist einfach dia- lektisch und man muss ihn nicht aktuell machen, denn der ist einfach schärfer als die aktuell – und die Musik ist wunderbar. B/G Wurde und wird dabei in die Struktur der Stücke eingegriffen? B Bisweilen hat man Kürzungen gemacht, denn die Opern sind sehr lang und ein heutiges Publikum sitzt ungern so lange im Thea- ideologische.“ ter. Man findet eineinhalb Stunden gerade noch erträglich, aber vier Stunden sind zu viel. Da sind zwei bis drei Stunden ein vernünftiger Interview mit Regisseur Peter Konwitschny Kompromiss. Aber die Stücke wurden von Peter Konwitschny immer ernst genommen. Zugegebenermaßen war seine Sicht auf das Werk und Bühnenbildner Helmut Brade über ihre oft sehr anders, als man das bis dahin gewohnt war. Aber ich kenne kommende Händelinszenierung Julius Cäsar in keinen einzigen Fall, wo es sich um von außen kommende Ideen gehandelt hat. Die Aufführungsideen sind immer aus den Stücken Ägypten, ihre Arbeitsweise und ihre Erfahrungen heraus entwickelt worden. mit der Oper von Zeiten der DDR bis heute. B/G Der damals neue „Hallesche Händelstil“ wollte dem Rampen- singen früherer Zeiten durch besonders körperliche Aktion begeg- Die Fragen stellen die Dramaturgin Bettina Bartz (die seit 1985 an nen. Das machte den Sängern und Sängerinnen großen Spaß, und vielen Konwitschny-Inszenierungen mitgearbeitet hat) und Drama- man zeigte sich in der Kantine die blauen Flecken wie errungene turg Veit Güssow (Leitungsmitglied der Oper Halle). Ehrenzeichen. Was sagt das über die Spielweise? BARTZ/GÜSSOW In den achtziger Jahren haben Sie mit dem K Das sagt besonders etwas über das Engagement und die Bühnenbildner Helmut Brade und dem Dirigenten Christian Kluttig Freude am Spiel aus. Theater spielen heißt nicht denken, es heißt eine ganze Serie von Händelopern in Halle produziert. Ihre Heran- auch nicht singen, sondern in erster Linie spielen, und das heißt wie- gehensweise war damals neu, inwiefern? derum: mit dem Körper dem, was man denkt, was man will, hofft, KONWITSCHNY Meine Händelserie begann 1984 in Bad begehrt, befürchtet, Ausdruck geben. Deshalb ist singen, aber dabei Lauchstädt mit Floridante. Das Bühnenbild und die Kostüme schuf sich so gut wie nicht bewegen, kein Theater, und ebenso wenig Oper. eine junge Berlinerin, Kathrin Mentzel. Mein Kontakt zu Helmut Denn Oper findet nun mal auf der Bühne statt, und da gelten die Brade begann auf Grund dieser Inszenierung. Zur Frage, inwiefern Gesetze des Theaters. Dass sich die Sänger ihre blauen Flecken zeig- das damals neu war: Da mir die „alte Art“ nicht bekannt war, kann ten und sich nicht etwa beim Personalrat über die Zumutungen des ich nur über unsere Art des Herangehens berichten. Neu war sicher, Regisseurs beschwerten, zeigt überdies die gute Laune, die eine sol- dass wir von Händel keine Ahnung hatten. Es war mein erstes Hän- che körperliche Arbeit macht, und die Abschaffung von Selbstherr- delangebot. Wir dachten, wir müssten alles Mögliche erfinden, die lichkeit und verlogenem Pathos. Handlung aufpeppen usw., um das Publikum nicht zu langweilen. B/G In ihrer kommenden Julius Cäsar-Inszenierung erreichen Indem wir dann aber in die Werke eindrangen, wurden wir in unse- die Römer Ägypten mit einem U-Boot. Da wird es vielleicht rem Vorurteil irritiert. Neu an unserer Haltung waren also unsere Zuschauer geben, die meinen, dass diese Idee nicht aus dem Stück Naivität und unser Staunen. Und eines war sicher auch wichtig: dass entwickelt worden sein kann … wir keine Angst hatten, die Figuren als unsere Nachbarn zu begreifen K Das ist nicht der Unterschied, um den es geht. Der Unter- und die Geschichten, als passierten sie heute. schied sitzt viel tiefer. Also wenn zum Beispiel eine Galeere käme BRADE Händel als Dramatiker zu begreifen und nicht konzer- mit lauter lustigen Typen, dann hätte man das Stück nicht verstan- tant, das war die Aufgabe. Es bedeutete eine produktive Auseinan- den. Das sind nämlich keine lustigen Typen, das sind alles Besatzer. dersetzung mit der historischen Form der Barockoper. Es war keine Ob die mit einer Galeere oder einem U-Boot kommen, das ist nicht museale Nachbildung, eher eine liebevolle Aneignung. Man muss die Hauptfrage. Wenn die Römer mit einer Galeere kommen, ist das wissen, an welcher Stelle der Operngeschichte Händel steht, und es einfach ein bisschen langweiliger. Im Museum muss man Dinge so wird nur spannend, wenn man sich mit der Form auseinandersetzt. zeigen, wie sie waren und ohne Interpretation, das ist dort das Wich- Aber auch der Inhalt wurde früher anders verstanden. Geschichtli- tigste. Im Theater ist das nicht so. Im Theater geht es darum, dass che Kenntnisse waren im 18. Jahrhundert verbreiteter als heute. Zeitgenossen – ein paar sind auf der Bühne, ein paar im Zuschauer- Wenn die Stoffe aus der Antike oder aus dem Mythos genommen raum – miteinander reden. Und als Material dient ein Stücktext. Das wurden, konnte Händel davon ausgehen, dass seine Zuschauer wuss- ist etwas komplett anderes als im Museum. Und wenn ich ein U-Boot ten, wer Cleopatra oder Caesar waren. Das kann man inzwischen zeige mit Julius Cäsar, dann wird der Zuschauer gezwungen, sich nicht mehr voraussetzen. Aber umso interessanter werden dann die mehr mit dem Gesehenen auseinanderzusetzen, sich selbst mehr zwischenmenschlichen Verhältnisse der Figuren untereinander. Kommentare zu denken. Außerdem hängt das auch mit Humor zusammen. Das sind alles Dinge, die im Museum richtig falsch sind. „Händel ist einfach dialektisch und man muss Und die Anschauung, dass im Theater alles so sein müsse wie zur Uraufführung, das ist eben eine museale Anschauung, an die wir uns ihn nicht aktuell machen, denn der ist einfach nicht anpassen können. Das geht gar nicht. aktuell – und die Musik ist wunderbar.“ B/G Herr Konwitschny, wenn Sie im Ansatz Ihre Ideen aus den Stücken heraus entwickeln, spielt es dann eine Rolle, ob Sie Musik- B/G Der Berliner Professor für Musiktheater, Gerd Rienäcker, theater in der DDR inszenierten oder in der heutigen BRD? hat in Seminaren an der Humboldt-Universität zahlreiche Händel- K Ja und Nein. Theater muss ja auch immer konkret für die opern analysiert. Die Student*innen sind oft in Halle gewesen und Zuschauer sein. Das ist beispielsweise im Kabarett am deutlichsten einer von ihnen, Werner Hintze, hat dann sogar als Dramaturg am sichtbar, das aber kleiner dimensioniert ist als Theater. Meine Arbei- Theater angefangen. Warum haben sich junge Leute damals für den ten, z. B. Der Freischütz, Gräfin Mariza oder auch die Händelinsze- alten Händel interessiert? nierungen hatten damals allesamt keine Abbilder der DDR nötig. K Weil Gerd Rienäcker, der für neue Lesarten alter Musik und Etwa dass jetzt eins zu eins Volkspolizisten zu sehen gewesen für lebendige Aneignung der Tradition stand – von den Studenten als wären. Und die Figur Floridante aus der gleichnamigen Oper Geheimtipp verehrt, von manchem Kollegen für verrückt gehalten –, wurde auch nicht in ein DDR-Gefängnis gesperrt. Die Aktua- Händels Opern zu einem zentralen Lehrgegenstand erklärte. Nach- lität ergab sich eher aus Details, aus menschlichen Verhaltens- 2 dem nahezu alle seine Studenten meine gerade in Altenburg heraus- weisen. Die Dimension der Werke von Händel, Verdi, Mozart gekommene Freischütz-Inszenierung gesehen hatten, lud er mich zu ist allemal größer als die der DDR und Westdeutschland. Sie einem Händelseminar ein, bei dem insbesondere die Händelsche gilt inzwischen global. 0 �Die Zensur war früher ideologisch, heute ist sie ökonomisch.“

B/G Haben sich nach Ihrer Einschätzung die Zuschauer und deren Akzeptanz für ästhetische Bandbreiten seit der Wende verändert? K Das Publikum als Ganzes hat sich durch die Wende ver- schlechtert. Früher waren die Eintrittspreise viel niedriger, und es gingen Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten in die Oper. Ich denke, dass die materiell ärmeren Zuschauer zu DDR-Zeiten häufig ein essentielleres Interesse an der Oper hatten. Das Interesse von reichen Leuten ist häufig nicht, was auf der Bühne gezeigt wird, sondern wie sie sich selber zeigen. Dazu gibt es auch Statistiken. Und ärmere Menschen können sich heute einen Opernbesuch kaum leis- ten. Die Ökonomisierung der Kultur führt dazu, dass Studenten und andere Gruppen mit ermäßigtem Eintritt weniger gelten als reiche Vollzahler und ganze Bevölkerungsschichten gar keinen Zugang zur Oper haben. Meine inhaltliche Arbeit, also was ich für das Theater gewichtig finde, das lehnen viele reiche Menschen eher ab. Die wol- len schöne Stimmen und eine schön designte Bühne, aber keinen kri- tischen Inhalt. So gut wie alle Komponisten – allen voran Verdi und Wagner – sind aufseiten der Opfer. Wenn man diese Wahrheit der Geschichten zeigt, spüren das natürlich die Reichen, und das wollen Peter Konwitschny, sie nicht sehen. Eine andere Seite dieser Entwicklung seit der Wende Foto: privat ist, dass dadurch die Zensur gewachsen ist: Die Zensur war früher ideologisch, heute ist sie ökonomisch. Die ökonomische Zensur ist eintragen, was sie auch taten. Mit dieser Stimmungsmache und schärfer und unwiderruflicher als die ideologische. Hetze wurden innovative Leitungsfiguren, z. B. Christian Kluttig und B/G Halle gilt ja als der Ort Ihres internationalen Durchbruchs. Andreas Baumann, die meine Arbeit schätzten und förderten, ver- Sie haben jetzt fast 30 Jahre nicht mehr in Halle inszeniert. Ist es für trieben. Und damit auch ich, obwohl ich als Gastregisseur gar nicht Sie nach der langen Zeit etwas Besonderes, wieder an dieses Opern- auf dieser Liste stand. Das war so „die neue Freiheit“. haus zurückzukehren? B/G Ein Buch von Frank Kämpfer über Ihre Arbeit trägt den K Dazu bin ich nicht sentimental genug. Ich spüre das jetzt nicht Titel Sehnsucht nach unentfremdeter Produktion. Das kommt aus der direkt am Herzschlag. Aber es ist schon etwas Besonderes, nach Marxschen Terminologie und hat einen utopischen Gehalt. Sahen Sie 30 Jahren zurückzukehren an einen Ort, den man gut kannte und wo selbst es damals als sinnvoll an, einen Unterschied zu machen zwi- aus den Ecken und Ritzen die Bilder und Situationen der Vergan- schen „entfremdeter“ und „unentfremdeter“ Arbeit, und wie sehen genheit auftauchen. Ich freue mich vor allen Dingen, dass jetzt eine Sie das heute? Leitung da ist, die keine Freunde der toten Oper sind, sondern junge B Unentfremdete Produktion betrifft die Inhalte selbst, dass das Menschen – oder auf jeden Fall jüngere als ich –, die versuchen aus- Bühnengeschehen geerdet ist in der Wirklichkeit, wie die Idee zuloten, was denn mit der Oper möglich ist! Dass ich jetzt von denen damals, Lohengrin in der Schulklasse spielen zu lassen. einen Händel angeboten bekommen habe, das ist einfach geil. Denn Und es betrifft auch den Spaß an der Arbeit, den alle haben. Am die vier wichtigsten Inszenierungen, die ich hier gemacht habe, waren besten gefällt mir, wenn ich erlebe, wie dieser Spaß entsteht. Zu Opern von Händel. Und ja, das stimmt, dass diese Inszenierungen zu Beginn der Arbeit am Lohengrin [an der Staatsoper Hamburg] meinem Ruhm beigetragen haben – wobei ich da sofort an Brechts sagten uns die Chorherren, dass sie nicht in kurzen Hosen spielen Wendung „Abstieg der Weigel in den Ruhm“ denken muss … wollten. Sie brachten auch Atteste, dass ihre Knie immer bedeckt Wunderschön ist natürlich auch, dass die Leute, die einen immer sein müssten. Aber später, als sie dann auf den Proben wieder das runterdrücken wollten, langsam die Schwächeren wurden und ich Gefühl aus der eigenen Schulzeit erlebten, spielten diese Bedenken das, was ich zu bieten habe, zeigen konnte. Ulf Keyn, der damals keine Rolle mehr, und sie hatten Spaß auf den Proben. Das war nicht Intendant war, hatte mich geschützt vor den Händel-Lemuren, die nur in Hamburg so, sondern auch an den andern Opernhäusern wie gemeint hatten: „So geht das überhaupt nicht!“. Barcelona und Leipzig. B/G Herr Konwitschny, wie kam es denn dazu, dass sie nach B/G Aber betrifft es nicht auch die Arbeitsweise? 1990 erstmal nicht mehr in Halle gearbeitet haben? B Natürlich. Wir machen immer Einführungen, nicht nur für die K Dass ich so lange nicht in Halle inszeniert habe, hat mit der Sänger, sondern auch für alle anderen Beteiligten, für die Handwer- Wende zu tun. Da gab es damals einen Sänger im Ensemble, der an ker in den Werkstätten, für Orchestermusiker usw., damit alle die der Pforte einen Zettel anbrachte. Da standen die Namen der leiten- Chance haben, es als ihre eigene Produktion anzusehen. Dazu muss den Mitarbeiter des Theaters drauf und dahinter zwei Spalten mit man sehr gut vorbereitet sein und wirklich wissen, was man will, + und –. Die Sänger, Techniker usw. sollten nun ihr Plus und Minus denn schließlich soll es ja Hand und Fuß haben. Es gibt bei Peter Konwitschny diese sehr langen Vorbereitungszeiten, und da hält sich der Regisseur dann auch dran, was man da gemeinsam in langen Sitzungen gefunden hat. All diese Vorarbeiten sind im besten Falle dazu da, dass die Inszenierung die Musik „begründen“ kann. Mit Peter Konwitschny suchen wir immer nach einer szenischen Lösung, die erklärt, warum die Musik so und nicht anders ist. K Worum es ging, begriff ich erst durch Kämpfers Buchtitel. Die Anwendung der Marxschen Entfremdungstheorie auch auf das The- ater erklärt auf einfache Weise, warum es schlechtes und gutes The- ater gibt und worin der Unterschied besteht. Schlechtes Theater ent- steht, wenn es um Geld, Prestige und Ruhm geht, um edle Kostüme und Tönchen, gutes, wenn es um die Sache geht: Um das, was ein Mensch, der Autor, seinen Mitmenschen sagen will. So, wie einen Beruf auszuüben einem Menschen eine existentielle Erfüllung ver- 2 schafft, was von einem Job nicht gesagt werden kann.

1 Helmut Brade, Foto: Igor Fürnberg CHOR C.O.N.T.R.A.S.T.S. von Dalier Burchanow (Tadschikistan) Zwischen Aktion und Reaktion zeigt Dalier menschliche Hand­ EO lungen als intensive, humorvolle und kraftvolle Interaktionen zu Musik von Nils Frahm, Max Richter und dem US-amerikanischen Komponisten Zack Hemsey.

Woran denkst du, während du tanzt? Wenn die Schritte sehr kompliziert sind, dann konzentriere ich mich GRAFI mehr auf die technischen als die künstlerischen Aspekte. Im besten Fall ist es aber eine Verbindung aus beidem, sodass ich wirklich in den Charakter eintauchen kann, den ich darstelle. Was ist die größte Herausforderung beim Choreografieren? SCHE Die perfekte Musik zu finden. WERK

IN MOTUS STATT von Laura Busquets Garro (Spanien) Oft gibt es klare Vorstellungen davon, was als weiblich und was als männlich gilt. Auch in der Tanzwelt existieren tradierte Formen von Tänzer*innen Geschlechtsrollenbildern. Als gäbe es keine Grautöne, werden Tän- zer und Tänzerinnen auf der Bühne eindeutig an die binäre des Geschlechterordnung angebunden. Laura leuchtet in ihrem Tanz- stück den Raum dazwischen (oder doch darüber hinaus?) aus und Ballett Rossa geht auf die Suche nach alternativen Perspektiven.

choreografieren Was kannst du durch Tanz besser ausdrücken als mit Worten? Die Art und Weise wie Bewegungen eigentlich aussehen sollten, ihre Energie und ihre Bedeutung. In der Raumbühne BABYLON Woran denkst du, während du tanzt? Ich denke an das, was die Bewegung mit mir anstellt und genieße den Moment des Tanzes, was für mich weniger mit Denken, als vielmehr mit Fühlen zu tun hat. Das Ballett Rossa feiert 2019 sein zwanzigstes Jubiläum und hat in dieser Zeit mehr als 40 abendfüllende Ballettabende in über 1000 Vorstellungen auf die Bühne gebracht. Ballettdirektor Ralf Rossa hat als feinfühliger Geschichtenerzähler menschlicher Zustände stil- prägend einzigartige Choreografien für Halle kreiert. Die neunzehn Tänzerinnen und Tänzer aus zehn unterschiedlichen Nationen sind dabei das Herz der künstlerischen Arbeit. Sie begeistern mit physi- scher Ausdruckskraft, technischer Perfektion und Leidenschaft für den Tanz. Ihre stilistische Vielfalt reicht vom klassischen Ballett, über zeitgenössischen Tanz bis hin zu Hiphop und Breakdance. KOPFKINO In der Choreografischen Werkstatt haben Sie die Möglichkeit, die von Paloma Figueroa (Schweiz) Tänzer*innen des Ballett Rossa als junge Choreograf*innen kennen- „Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten?“, heißt es in einem zulernen. Acht Ensemblemitglieder erproben in der Raumbühne bekannten Lied. Doch was für Abgründe lauern im eigenen Kopf? BABYLON eigene künstlerische Positionen und werden diese Welchen Einfluss haben unsere Tagträume und Fantasien auf unser gemeinsam mit ihren Kolleg*innen präsentieren. Dabei setzen sie Handeln und die Wirklichkeit? Und lauert hinter einem Lachen sich ganz individuell zu Tanz und Ballett ins Verhältnis und zeigen nicht oft die pure Verzweiflung? Paloma geht in ihrer tänzerischen wie vielfältig die erzählerische Kraft des menschlichen Körpers in Arbeit mit drei Kolleg*innen auf Spurensuche in unser Innerstes. Bewegung ist. Die thematischen Zugriffe reichen dabei vom histori- schen Ereignis, über aktuelle gesellschaftliche Debatten bis hin zu Woran denkst du während du tanzt? inneren Seelenlandschaften. Wenn ich unsicher bin, an die Choreografie. Wenn ich sicher bin, an nichts. Choreografieren bedeutet für mich … Eine neue Erfahrung. Ab 28. Juni 2019 2 Weitere Vorstellungen: 30. Juni, 2. / 3. / 4. Juli 2019 2 die Musikdes Tschechen Karel Husa, dermit duellen Verwerfungen des Prager Frühlings. Inspiriert dazu hat ihn befragt inseinerChoreografie diepolitischenundindivi von Alessandro Giovine(Italien) Choreografie. letzte Phase–wiedasUnfassbare annehmen–verhandelt sieinihrer nen, Zorn, Verhandeln, Depression und schließlich Akzeptanz. Die Richters alsauchvondenfünfPhasendes Trauerns inspiriert: Leug- Emma wurde fürihre Choreografie sowohlvonderMusikMax von EmmaLouiseHarrington(Australien) heit“ definiert. Störungen bzw. wieGesellschaftNormalitätoder„geistigeGesund und Essen. Für meineChoreografie interessieren michpsychische Berlin undseinequeere Kultur inspirieren mich, aberauchReisen Was inspiriertdich? sind fürmichvielnuancierterundpersönlicher. Oft kannichEmotionenbesserzeigendurch Tanz, dennBewegungen Was kannstdudurch Tanz besserausdrückenalsmitWorten? „krank“ und„gesund“ verhandeln. feiner Ironie lotetEnnoaus, wiewirdieGrenzen zwischenpsychisch die sprichwörtlicherote Couch?MittänzerischerLeichtigkeit und Wann istschräg, merkwürdig odereinbisschen„gaga“ einFall für von EnnoKleinehanding(Deutschland) ein Traum vonmir, seitichzwölfJahre altwar. Ich durftemeineLieblingspartieinJirˇí Kyliáns Was wardeinglücklichsterMomentalsTänzer? kum immergelesenundinterpretiert werden müssen. chener Sprache. Tanz istkomplex, weildieBewegungenvomPubli Durch Tanz kannmanalleserzählen, oft sogarbesseralsmitgespro Was kannstdudurch Tanz besserausdrückenalsmitWorten? Preis fürMusikerhielt. ligen Ereignisse musikalischverarbeitet hatunddafürdenPulitzer- 3 2 STEPS OF ACCEPTANCE MAD HOUSE PRG 68 PRG 68 eine Form inderRealität zugeben. Allem, wasduvorhergedanklich visualisierthast, tatsächlich Was istdiegrößte Herausforderung beimChoreografieren? emotional inseiner Ausdruckskraft, dasisteinegroße Stärke. davon, obdieBetrachtenden dieselbeSprache sprechen. Erist unheimlichen Eindruckmachen. Tanz istdabeinichtabhängig Die Kraft atmender, lebendiger Bewegung kann einen Was kannstdudurch Tanz besserausdrückenalsmitWorten? Prague 1968 Petit Mort diedama tanzen– - - - - -

Was wardeinglücklichsterMomentals Tänzer? und Unabhängigkeit. zeigt Johan MenschenimSpannungsverhältnisvon Abhängigkeit In den minimalistischen Klangwelten des Komponisten Philip Glass von JohanPlaitano(Frankreich) (IN)DEPENDANCE kum vermittelt. gem zuverdichten und, dasssichmeineIntentionauchandasPubli- Etwas zu kreieren, das ich selbst mag, die Ideen zu etwas Lebendi Choreografieren bedeutetfürmich… dem ganzenKörper. Eigentlich alles, nurvielsubtilerundmiteinemreicheren Vokabular: Was kannstdudurch Tanz besserausdrückenalsmitWorten? nem feinfühligenQuartett das, wasunsinnerlichbewegt, nachaußen. teten Begegnungen, dieunserLebenverändern. Florent kehrt insei ders intensive Verbindungen. Oftmalssindesgerade dieunerwar Unsere Beziehungensindkomplexe, manchmalfragile oderbeson von Florent Operto(Frankreich) einen Zugangdazufinden? Stil etwasEigenes? Was willichausdrücken undwird dasPublikum Etwas „Neues“ schaffen unddierichtigenSchritte finden?Hatmein Der Prozess selbstistherausfordernd: Werde ichInspiration finden? Was istdiegrößte Herausforderung beimChoreografieren? und auchdasmachtmichglücklich. zudem tolleKolleg*innen undFreund*innen, einegute Atmosphäre können, dennesistschwereinengutenJob zufinden. Hierhabeich Es istüberhaupteinGlück, alsprofessioneller Tänzer arbeitenzu NEAR LIGHT NEAR LIGHT

- ­ - Fotos: Sindy Michler - BABYLON BUHNE RAUM Tänzer*innen desBallettRossa choreografieren CHOREOGRAFISCHE CHOREOGRAFISCHE Schauspiel nachdemRomanvonAxel Ranisch

L NACKT ÜBER BERLIN (UA) DAMESSA REQUIEM Inszenierte MessevonGiuseppeVerdi #BIZARR (UA) Ballettspektaktel vonMichalSedláček Nach derGrandopéra vonGiacomoMeyerbeer WERKSTATT ’ AFRICAINE

22.3. –

15.6. – wieder vom und 31.3.19 7.7.19

31.03.2019 gültig.EineBarauszahlung istnichtmöglich. Gutschein istausschließlich vom biszum 15.02.2019 werden. kann nureinGutschein eingelöst Dieser Ticketkauf Pro Person und der OperHalleinSpielzeit2018/19. füreineVorstellungTicket Ihrer Wahl ausdem Repertoire Sonderveranstaltungen. * Ausgenommen Premierenvorstellungen, Gastspiele und kombiniert werden. Dieser Gutschein kann nicht mit anderen Rabattaktionen Konzertkasse erhaltenSieeinmalig Bei Vorlage diesesGutscheinsanunserer Theater- und TICKET* NACHSTES RABATT 20 % OPERN- AUF IHR

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Messa da Requiem, Foto: Sebastian Hannak