ORCHESTER N Der Beilage Widmen Wir Uns Dieses Mal Dem Hochschulsinfonieorchester (HSO)
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BEILAGE 1_2017 Das HSO HOCHSCHUL FOTO: KS SINFONIE ORCHESTER n der Beilage widmen wir uns dieses Mal dem Hochschulsinfonieorchester (HSO). Nach einem histo- rischen Abriss zur Geschichte dieses wichtigen Klangkörpers der HMT kommen HSO-Dirigent Prof. Matthias Foremny, Orchesterinspektorin Dr. Mirjam Gerber und Orchesterwart Karsten Philipp zu IWort und schildern ihre Arbeit am Dirigentenpult, im Orchesterbüro und hinter den Kulissen. Wir blicken zurück auf die traditionellen HSO-Konzerte im November 2016, die jährlich an zwei aufeinanderfolgenden Abenden anlässlich des Todestages von Konservatoriumsgründer Felix Men- delssohn Bartholdy im Gewandhaus und in der HMT stattfinden. Wer es noch nicht wissen sollte: Bislang erschienen vier CDs des HSO. Die letzte Aufnahme wurde im September 2016 veröffentlicht. Wir stellen alle HSO-CDs näher vor. Zum Schluss geben wir einen Ausblick auf geplante Projekte des Orchesters im Jahr 2017 und freuen uns auf viele weitere spannende Projekte, über die das MT-JOURNAL in seinen nächsten Ausgaben berichten wird. KS 1_2017 MT JOURNAL_42 1 BEILAGE DAS HOCHSCHULSINFONIEORCHESTER Von der Felix Mendelssohn Bartholdy „Orchesterschule“ Adolf Brodsky Hans Sitt zum Hochschul- Walther Davisson sinfonieorchester FOTOS: ARCHIV EIN ABRISS ZUR GESCHICHTE DES HSO endelssohns Intention servatoriums herausgegebene Prospekt, man zu dieser Zeit ein Stück für „großes der Bratschist des Brodsky-Quartetts, bei der Gründung des in dessen Disciplinar-Reglement zu le- Konzert“ auf, wurden Musiker außer- Hans Sitt (1850-1922). Seit 1884 lehrte Conservatoriums der sen ist: „Der practische Unterricht um- halb des Konservatoriums „ausgelie- er Violine, Orchester- und Partiturspiel Musik war die Ausbildung fasst: … c) Unterricht in allen … Orche- hen“ oder sogar ein ganzes Orchester und war Leiter des Orchesters sowie hervorragender Orches- sterinstrumenten von Musikern des engagiert. Im Jahre 1883 waren dann der Dirigierübungen. Bereits ein Jahr Mtermusiker. Naturgemäß sollten die Gewandhausorchesters unter Aufsicht für nahezu alle Orchesterinstrumente nach der Übernahme des Orchesters Studierenden während der Ausbildung des Direktoriums gegen ein beson- Lehrer angestellt und somit die nötigen feierte er einen großen Erfolg bei den Gelegenheit haben, im Orchester zu deres, billiges Honorar erteilt“. Weiter Instrumentalschüler am Konservatori- Feierlichkeiten zum 50-jährigen Beste- lernen. Da das Konservatorium aber heißt es: „Um im Orchesterspiele zu um vorhanden, sodass ein komplettes hen des Konservatoriums. Am 10. sukzessive aufgebaut wurde, musste üben, werden befähigte Schüler zur Orchester gegründet werden konnte. März 1893 dirigierte er vor dem Säch- auch die Möglichkeit, ein Orchester aus Teilnahme bei Aufführungen der Ge- In der von Wehnert/Forner/Schiller sischen König Albert und einem hoch- den eigenen Reihen zu besetzen, erst wandhauskonzerte und von Kirchen- herausgegebenen Festschrift 1843-1968. rangigen Publikum die 9. Sinfonie Beet- über die Jahre reifen. Die Wurzeln des musiken veranlaßt werden“ (aus: Dr. Hochschule für Musik Leipzig, gegründet hovens mit dem ausschließlich aus Hochschulsinfonieorchesters gehen bis Emil Kneschke, Das Conservatorium der als Conservatorium der Musik findet Schülerinnen und Schülern bestehen- in die 1880er Jahre zurück. Seit der Musik in Leipzig. Seine Geschichte, seine sich der Begriff „Orchesterschule“ für den Orchester des Konservatoriums. Der Konzertsaal des Gründung des Konservatoriums 1843 Lehrer und Zöglinge. Festgabe zum das damalige Orchester. Dies ist aller- Dazu schreibt der Zeitgenosse Emil gagement allerdings nicht nur von ziert fortgesetzt werden: „Zurzeit steht Das Orchester mit 1887 eingeweihten wurde das Angebot der unterrichteten 25-jährigen Jubiläum am 2. April 1868. dings die einzige Quelle, die diese Be- Kneschke: „Vor nur wenigen Jahren „Würdigkeit“, sondern auch von „Be- unser gesamtes Schülerorchester im Walther Davisson im Konservatorium- Instrumente stetig erweitert. Und von Leipzig 1868, S. 14). zeichnung aufnimmt, sodass anzuneh- noch gab es kein vollständiges Schüler- dürftigkeit“ und „Verwendbarkeit“ ab- Felde, teils im Osten, teils im Westen, alten Konzertsaal, 1925 Gebäudes in der Anfang an sah man für die Schüler Daneben entstand bald nach der men ist, dass es sich um einen nach- Orchester; zum Mindesten mussten hängig gemacht. weshalb wir wieder zu dem früheren, Grassistraße. Er Möglichkeiten vor, sich im Orchester- Gründung ein Streichorchester aus 1. träglich konstruierten Namen handelt. Fachmusiker als Vertreter der Blasins- Neben der Einstudierung von Orche- jetzt zum größten Teile aus Schüle- wurde im Zweiten spiel zu erproben. Zu Michaelis 1843 und 2. Violinen, Violen und Celli unter Der erste Leiter des hochschuleige- trumente mitwirken. Seit diesen weni- sterwerken mussten sich die Mitglieder rinnen bestehenden Streichorchester Weltkrieg zerstört. erschien der vom Direktorium des Con- Zuhilfenahme eines Klaviers. Führte nen Orchesters war der renommierte gen Jahren hat sich unter der Direction des Ensembles jedes Jahr im prakti- zurückzukehren genötigt waren“ (Fest- Geiger Adolf Brodsky (1851-1929), der des Dr. Günter Alles geändert. Nicht schen Orchesterspiel öffentlich bewäh- schrift zum 75-jährigen Bestehen des Kö- das europaweit bekannte Brodsky- allein ein stark besetztes Streichercorps, ren, indem sie die Hauptprüfungen der niglichen Konservatoriums der Musik zu Quartett gründete. Er lehrte von 1883 wie man es nur in grossen Städten und Instrumentalisten und Sänger zu be- Leipzig am 2. April 1918. Leipzig 1918). bis 1891 am Konservatorium Violine hervorragenden Orchestern hat, son- gleiten hatten, eine mit etwa 20 Kon- Angesichts der hohen Verluste im Lau- und Orchesterspiel. Brodsky hat „zu- dern alle Bläser und sonstige Mitwir- zerten im Jahr beachtliche Aufgabe. fe des Krieges war es in den Jahren da- gleich am Conservatorium ein Orche- kende sind Schüler des Instituts; doch Hans Sitt war neben seiner Tätigkeit nach ein schwieriges Unterfangen, so- ster geschaffen, das unter seiner Lei- wahrlich keine schülerhaften Leistun- als Musikpädagoge ein bemerkenswer- wohl die entsprechenden Instrumente tung zu einer wahrhaft bewunderns- gen werden geboten, es sind Leistungen, ter Komponist, dessen Werke für Vio- zu besetzen als auch die Qualität ver- werthen Höhe der Leistungsfähigkeit über die man erstaunen und zugleich line zu Lebzeiten große Anerkennung gangener Tage wiederzugewinnen. Ein emporgestiegen“ (Kneschke 1893). hoch erfreut sein muss“ (Kneschke 1893, fanden, später aber in Vergessenheit Jahr vor seinem Tod 1921 schied Hans Adolf Brodsky wurde stets für seine S. 85/86). Hans Sitt führte das Orche- gerieten. Die 37 Jahre seiner Arbeit in Sitt aus dem Konservatorium aus. Erst Leistungen als Leiter des Orchesters ster mit großem Engagement und er- Leipzig waren eine erfolgreiche Zeit, 1923 übernahm sein Amt der Geiger gerühmt und verschaffte dem jungen reichte eine Klangqualität, die über die in der er eine wesentliche Rolle im Walther Davisson (1885-1973). Er war Klangkörper erste Erfolge, die in der Stadtgrenzen hinaus bekannt wurde. Musikleben der Stadt spielte und die zuvor für den Violinunterricht zustän- Stadt durchaus wahrgenommen wur- Die Musiker wurden nach strengen Geschicke des Konservatoriums zum dig; in der Leitung des Orchesters fand den. 1892 ging er nach New York und Gesichtspunkten ausgewählt und spiel- Guten mitbestimmte. er eine Aufgabe, die ihn zunehmend später nach Manchester, wo er einige ten meist bis zum Examen im Ensem- Während des Ersten Weltkrieges einnahm. Mit großem Erfolg und päda- Jahre arbeitete. Sein Nachfolger war ble. War eine Stelle frei, wurde ein En- konnte die Orchesterarbeit nur redu- gogischer Kompetenz hauchte er dem 2 MT JOURNAL_42 1_2017 1_2017 MT JOURNAL_42 3 BEILAGE DAS HOCHSCHULSINFONIEORCHESTER Von der „Orchesterschule“ Nach der Wiedereröffnung der Hoch- Konzerträume fehlten. Auf dem Pro- zum Hochschul- wandhaus statt. Er erarbeitete mit den schule 1946 wurde die Orchesterarbeit gramm standen in diesen Jahren zahl- sinfonieorchester Studierenden u.a. Werke von Bruckner, unter der Leitung von Heinz Bongartz reiche Konzerte mit Mozart-Sinfonien Ives, Dupré und produzierte die auf- (1894-1978) aufgenommen. Bongartz, und Werke von Glier, Borodin und wändige Oper Eugen Onegin. 2003 bis der bereits 1947 aus dem Amt schied, Chatschaturjan. Aber auch Kompo- 2004 wurde die Leitung des HSO an übernahm später die Leitung der Dresd- nisten der Hochschule fanden bei den Michael Köhler übergeben. Danach über- ner Philharmonie. Neben ihm standen Konzerten Gehör. So wurden u. a. nahm Christian Kluttig erneut die Or- weitere Dirigenten am Pult des Hoch- Werke von Johannes Weyrauch, Wil- chesterarbeit bis zu seiner Emeritie- schulorchesters: Das erste öffentliche helm Weismann, Karl-Heinz Pick und rung 2006. Parallel konnte das HSO Orchesterkonzert nach den Kriegsjah- Siegfried Thiele einstudiert. von der Arbeit mit renommierten Gast- ren fand im Januar 1947 unter der Lei- dirigenten profitieren. Zwischen 2002 tung des damaligen kommissarischen Rolf Reuter (1926-2007) übernahm 1965 und 2004 standen Persönlichkeiten wie Direktors der Hochschule, Heinrich die beiden Arbeitsbereiche Orchester- Kurt Masur, Fabio Luisi, Daniel Har- Die zerstörte Schachtebeck (1886-1965), statt. Und leitung und Dirigierausbildung. Absol- ding und Herbert Blomstedt am Pult Hauptfassade der auch Walther Davisson dirigierte in den venten erinnern sich, dass er neben des Hochschulsinfonieorchesters. Nach Hochschule