MT-Journal Nr. 26 Beilage
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BEILAGE VON DER „ORCHESTERSCHULE “ ZUM HOCHSCHUL - SINFONIEORCHESTER EiN Abriss zur GEschichtE erst über die Jahre reifen. Die Wur- Walther zeln des Hochschulsinfonieorchesters Davisson mit dEs HSO gehen bis in die 1880er Jahre zurück. dem Orchester Seit der Gründung des Konservatori- im alten endelssohns Intention bei ums 1843 wurde das Angebot der un- Konzertsaal der Gründung des CON - terrichteten Instrumente stetig erwei- in der Grassi- BEILAGE M SERVATORIU M S DER MUSIK tert. Und von Anfang an sah man für straße, 1925 war die Ausbildung hervorragender die Schüler Möglichkeiten vor, sich im Orchestermusiker. Naturgemäß sollten Orchesterspiel zu erproben. Zu Mi- die Studierenden während der Ausbil- chaelis 1843 erschien der vom Direk- dung Gelegenheit haben, im Orchester torium des CONSERVATORIU M S heraus- zu lernen. Da das Konservatorium aber gegebene „Prospekt“, in dessen „Dis- sukzessive aufgebaut wurde, musste ciplinar-Reglement“ zu lesen ist: auch die Möglichkeit, ein Orchester „Der practische Unterricht um- aus den eigenen Reihen zu besetzen, fasst: … c) Unterricht in allen … Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 1 BEILAGE Ahnengalerie Orchesterinstrumenten von Musi- komplettes Orchester gegründet wer- in der Stadt durchaus wahrgenommen des HSO: kern des Gewandhausorchesters den konnte. wurden. 1892 ging er nach New York unter Aufsicht des Direktoriums In der von Wehnert/Forner/Schiller und später nach Manchester, wo er ei- Gründer gegen ein besonderes, billiges Ho- herausgegebenen Festschrift „1843- nige Jahre arbeitete. Sein Nachfolger des Konser- norar erteilt“. 1968. Hochschule für Musik Leipzig, war der Bratschist des Brodsky-Quar- vatoriums gegründet als Conservatorium der tetts, Hans Sitt (1850–1922). Seit 1884 Felix Men- Weiter heißt es: Musik“ findet sich der Begriff „Orche- lehrte er Violine, Orchester- und Parti- delssohn „Um im Orchesterspiele zu üben, sterschule“ für das damalige Orchester. turspiel und war Leiter des Orchesters Bartholdy werden befähigte Schüler zur Teil- Dies ist allerdings die einzige Quelle, sowie der Dirigierübungen. Bereits ein nahme bei Aufführungen der Ge- die diese Bezeichnung aufnimmt, so- Jahr nach der Übernahme des Orche- Adolf wandhauskonzerte und von Kirchen- dass anzunehmen ist, dass es sich um sters feierte er einen großen Erfolg bei Brodsky musiken veranlaßt werden“ (aus: einen nachträglich konstruierten Na- den Feierlichkeiten zum 50-jährigen leitete das Dr. Emil Kneschke, Das Conservato- men handelt. Bestehen des Konservatoriums. Am Orchester rium der Musik in Leipzig. Seine Ge- Der erste Leiter des hochschuleige- 10. März 1893 dirigierte er vor dem bis 1892 schichte, seine Lehrer und Zöglinge. nen Orchesters war der renommierte Sächsischen König Albert und einem Festgabe zum 25jährigen Jubiläum am Geiger Adolf Brodsky (1851–1929), hochrangigen Publikum die 9. Sinfonie Brodskys 2. April 1868. Leipzig 1868, S. 14). der das europaweit bekannte BRODS - Beethovens mit dem ausschließlich aus Nachfolger KY -QUARTETT gründete. Er lehrte von Schülerinnen und Schülern bestehen- Hans Sitt Daneben entstand bald nach der 1883 bis 1891 am Konservatorium Vio- den Orchester des Konservatoriums. (v.l.n.r.) Gründung ein Streichorchester aus 1. line und Orchesterspiel. Brodsky hat Dazu schreibt der Zeitgenosse Emil und 2. Violinen, Violen und Celli unter „zugleich am Conservatorium ein Kneschke: Zuhilfenahme eines Klaviers. Führte Orchester geschaffen, das unter „Vor nur wenigen Jahren noch gab man zu dieser Zeit ein Stück für seiner Leitung zu einer wahrhaft es kein vollständiges Schüler-Or- „großes Konzert“ auf, wurden Musi- bewundernswerthen Höhe der Lei- chester; zum Mindesten mussten ker außerhalb des Konservatoriums stungsfähigkeit emporgestiegen“ Fachmusiker als Vertreter der Blas- „ausgeliehen“ oder sogar ein ganzes (Kneschke 1893). instrumente mitwirken. Seit diesen Orchester engagiert. Im Jahre 1883 wenigen Jahren hat sich unter der waren dann für nahezu alle Orchester- dolf Brodsky wurde stets für sei- Direction des Dr. Günter Alles ge- instrumente Lehrer angestellt und so- Ane Leistungen als Leiter des Or- ändert. Nicht allein ein stark be- mit die nötigen Instrumentalschüler am chesters gerühmt und verschaffte dem setztes Streichercorps, wie man es Konservatorium vorhanden, sodass ein jungen Klangkörper erste Erfolge, die nur in grossen Städten und hervor- 2 MT-JOURNAL No 26 Januar 2009 VON DER „ORCHESTERSCHULE“ ZUM HSO ragenden Orchestern hat, sondern ter Komponist, dessen Werke für Vio- gewinnen. Ein Jahr vor seinem Tod Der alte alle Bläser und sonstige Mitwir- line zu Lebzeiten große Anerkennung 1921 schied Hans Sitt aus dem Kon- Konzertsaal kende sind Schüler des Instituts; fanden, später aber in Vergessenheit servatorium aus. Erst 1923 übernahm im HMT- doch wahrlich keine schülerhaften gerieten. Die 37 Jahre seiner Arbeit in sein Amt der Geiger Walther Davisson Gebäude Leistungen werden geboten, es sind Leipzig waren eine erfolgreiche Zeit, (1885–1973). Er war zuvor für den Grassistraße Leistungen, über die man erstau- in der er eine wesentliche Rolle im Violinenunterricht zuständig; in der 8, im Zweiten nen und zugleich hoch erfreut sein Musikleben der Stadt spielte und die Leitung des Orchesters fand er eine Weltkrieg muss.“ (Kneschke 1993, S. 85/86). Geschicke des Konservatoriums zum Aufgabe, die ihn zunehmend einnahm. 1944 zerstört Guten mitbestimmte. Mit großem Erfolg und pädagogischer Hans Sitt führte das Orchester mit Kompetenz hauchte er dem Ensemble großem Engagement und erreichte ährend des Ersten Weltkrieges den musikalischen Glanz ein, der in eine Klangqualität, die über die Stadt- Wkonnte die Orchesterarbeit nur Folge des Krieges verlorengegangen grenzen hinaus bekannt wurde. reduziert fortgesetzt werden: war. Nun konnte das Orchester wieder Die Musiker wurden nach strengen „Zurzeit steht unser gesamtes Schü- mit Ruhm und Reputation musizieren. Gesichtspunkten ausgewählt und spiel- lerorchester im Felde, teils im Os- Die beachtlichen Erfolge der 1920er ten meist bis zum Examen im Ensem- ten, teils im Westen, weshalb wir Jahre unter seiner Leitung wirkten ble. War eine Stelle frei, wurde ein wieder zu dem früheren, jetzt zum noch weit in die 1930er Jahre hinein; Engagement allerdings nicht nur von größten Teile aus Schülerinnen be- selbst nachdem der Zweite Weltkrieg „Würdigkeit“, sondern auch von „Be- stehenden Streichorchester zurück- ausgebrochen war, wurde das hohe dürftigkeit“ und „Verwendbarkeit“ ab- zukehren genötigt waren.“ (Fest- künstlerische Niveau gehalten. Nach hängig gemacht. schrift zum 75-jährigen Bestehen des den ersten Jahren des Krieges und den Neben der Einstudierung von Or- Königlichen Konservatoriums der Mu- zunehmenden Verlusten im Orchester chesterwerken mussten sich die Mit- sik zu Leipzig am 2. April 1918. Leip- musste aber auch Davisson das Orche- glieder des Ensembles jedes Jahr im zig 1918). ster verkleinern, bis später die Ensem- praktischen Orchesterspiel öffentlich blearbeit vollständig ruhte. Wie lange bewähren, indem sie die Hauptprüfun- Angesichts der hohen Verluste im er genau als Orchesterleiter während gen der Instrumentalisten und Sänger zu Laufe des Krieges war es in den Jah- des Krieges tätig war, kann nicht ge- begleiten hatten, eine mit etwa 20 Kon- ren danach ein schwieriges Unterfan- nau festgestellt werden, es ist lediglich zerten im Jahr beachtliche Aufgabe. gen, sowohl die entsprechenden In- von einer „zwanzig jährigen Arbeit mit Hans Sitt war neben seiner Tätigkeit strumente zu besetzen als auch die den jungen Musikern“ die Rede. Zur als Musikpädagoge ein bemerkenswer- Qualität vergangener Tage wiederzu- Person Davisson ist schließlich zu be- Januar 2009 No 26 MT-JOURNAL 3 BEILAGE Das HSO merken, dass er von 1932 bis 1942 Di- hoven-Sinfonien, Klavierkonzerte von Borodin und Chatschaturjan. Aber auch unter Prof. rektor des Konservatoriums war, das Brahms und Tschaikowski sowie Werke Komponisten der Hochschule fanden Christian sich ab 1941 „Staatliche Hochschule von Mendelssohn. Mit Egon Bölsche bei den Konzerten Gehör. So wurden Kluttig im für Musik“ nannte. (1907–1970) folgte 1948 eine länger u. a. Werke von Johannes Weyrauch, Gewandhaus zusammenhängende, sechsjährige Or- Wilhelm Weismann, Carl Heinz Pick zu Leipzig, ach der Wiedereröffnung der chesterarbeit. Bölsche war vor seinem und Siegfried Thiele einstudiert. November NHochschule 1946 wurde die Or- Amt als Orchesterleiter der Hochschu- 2001 chesterarbeit unter der Leitung von le Kapellmeister an den Theatern Köln m Jahr 1965 übernahm Rolf Reuter Heinz Bongartz (1894–1978) aufge- und Magdeburg sowie erster Kapell- I(1926–2007) die beiden Arbeitsbe- nommen. Bongartz, meister am Opernhaus Königsberg ge- reiche Orchesterleitung und Dirigier- der bereits 1947 aus wesen. Die Festschrift von 1968 er- ausbildung. Absolventen erinnern sich, dem Amt schied, wähnt hernach Franz Jung (1899– dass er neben seiner fachlichen Kompe- übernahm später 1978), der von 1954 bis zu seiner tenz vor allem die für den Orchester- die Leitung der Emeritierung 1965 sowohl die Diri- apparat unabdingbare Disziplin in die Dresdner Philhar- gierklasse als auch das Orchester be- Arbeit mit dem HSO einbrachte bzw. monie. Neben ihm treute. Er sorgte für eine sie von den Studie- standen weitere Di- kontinuierliche Aufbauar- renden verlangte. In rigenten am Pult beit im Orchester und ei- Reuters Zeit fielen des Hochschulor- nen fundierten Unterricht jährlich zwölf Or- chesters: Das erste im Fach Dirigieren. Jähr- chesterengagements Heinz öffentliche Orchesterkonzert nach den lich bis zu vier