Gelterfingen BE

Autor(en): Aerni, Klaus / Tuor, Robert

Objekttyp: Article

Zeitschrift: Geographica Helvetica : schweizerische Zeitschrift für Geographie = Swiss journal of geography = revue suisse de géographie = rivista svizzera di geografia

Band (Jahr): 32 (1977)

Heft 2

PDF erstellt am: 03.10.2021

Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-54689

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http://www.e-periodica.ch Gelterfingen BE Klaus Aerni / Robert Tuor

Die Gemeinde Gelterfingen wurde als Typgemeinde M mit folgenden Merkmalen ins KLW-Programm ^ 1974: aufgenommen (gallusser/buchmann, 49-70): iük rrM&J. Lage in der Talzone, vorwiegend landwirtschaftliche Erwerbsstruktur (1960: I 58%, II 27%, III 15%; & 1970: 43/30/27%), Mischsiedlung (Code 212). Als » Nebenmerkmale wurden bestimmt: Gemeinde mit «r^ im Bahnanschluß (Station ), jedoch ohne Autobahnanschluß m »ni' i\< und ohne Fremdenverkehr. m

«»^ «*• 1. Lage und Gliederung

Die Gemeinde liegt im Gürbetal, 13 km SSE von (Figur 2). Sie gliedert sich (Figuren 1 und 5) in die Alluvialebene des heute meliorierten Gürbetales, die mit Moränen des würmeiszeitlichen Aaregletschers bedeckte wellige Plateaufläche des Belpberges und *m die steilere Zwischenzone der Molasse (Helvetien), die sich in eine flachere, teilweise verrutschte Hangfußzone Steilhang

#,'A M% m r Fig. 2 Lage von Gelterfingen Ausschnitt Dufourkarte Blatt 12, Erstausgabe 1860, Maßstab 1 :100 000

¦^(p^Hofc (offenes Ackerland sowie Kunst- und Ackerfutterbau; planungs-atlas 1970: Karte 2). Der Futterbau (Christen, 1973: 42ff) ist relativ am stärksten in der steilen Hangfußzone vertreten, wo sich auch der größte Teil der als Naturwiesen genutzten Obstgärten befindet. Im Bereich des Plateaus auf dem ist der Anteil des Futterbaues zugunsten des 1 Fig. Gelterfingen Ackerbaues (Getreide und Hackbau) geringer, zudem Flugbild aus WSW (Foto Glauser 15.3.1977) enthält er in der Übergangszone zwischen Steilhang und Plateau mehrere Weideflächen. In der Talebene 2. Die Flur

2.1. Die Flurnutzung (Figuren 5 und 3) PD Dr. K. Aerni, Geogr. Institut der Universität Bern, Hallerstraße 12, 3012 Bern Der heutigen Nutzung nach gehört Gelterfingen zum Dr. R. Tuor, Aktion Bauernhausforschung im Kt. Bern, Typ der Gemeinden mit vorherrschendem Ackerbau Gutenbergstraße 33, 3011 Bern

63 ist der Futterbau relativ am geringsten vertreten. Hier 2.2. Die Gliederung des Grundbesitzes (PROBST. 1974) konzentriert sich aber in wenigen großen Parzellen Aus Tabelle 1 lassen sich folgende Schlüsse ziehen: der Anbau von Mais, Ausdruck der heute mechanisierten Die Gesamtfläche ist zu 17/20 im Besitz von Landwirten. Landwirtschaft. Je rund einen weiteren Zwanzigstel besitzen In der relativen Verteilung der Ackerfläche (Christen, nichtlandwirtschaftliche natürliche Personen (in der Regel 1973: 23 ff) dominiert erwartungsgemäß die Talebene Pendler aus dem II. und III. Erwerbssektor), die gegenüber Plateau und Hangfuß. Im Getreidebau nehmen Öffentlichkeit sowie eine auswärtige AG für Landesprodukte. der Winterweizen rund 2/3, Gerste >/6 und Sommerweizen, Roggen und Futtergetreidemischel rund In Figur 4 ist ausschnittweise die Streuung der '/6 der Fläche ein. Hackfrüchte (Kartoffeln, Zuckerrüben, verschiedenen Besitzerkategorien von der Talebene zum Runkelrüben) werden in allen drei Physiotopen Plateau von Eggenhom dargestellt. Es wird darin angebaut. Dabei werden die schwereren Böden bevorzugt, ersichtlich, daß das Plateau von vollberuflichen so daß ihr Anbau relativ am stärksten auf den Landwirten bewirtschaftet wird, wogegen die Parzellen der Moräneböden des Plateaus vertreten ist. Die rund 8 ha nichtlandwirtschaftlichen natürlichen Personen vor Feldgemüse (vorwiegend Kabis für die Produktion von allem in der Hangfußzone und teilweise in der Sauerkraut) werden ausschließlich in der Talebene, auf Talebene liegen. Hier liegt auch die Großparzelle der eher leichten Böden, angebaut. auswärtigen AG, zu 4/5 mit Mais angebaut. Über die historische Entwicklung, soweit statistische Wird der Anteil der verschiedenen Besitzerkategorien Angaben vorliegen, orientiert Figur 6. Der Anteil des in den drei Flächenkategorien Hausparzellen, Kulturland Waldes ist seit 1912 konstant geblieben. Der Ackerbau und Wald untersucht, so zeigt sich einzig bei hat den Stand von 1885 erst wiederum in der den Hausparzellen eine deutliche Abweichung zur Zeit des Mehranbaues während des Zweiten Besitzesstruktur der Gesamtfläche. Der Anteil der Weltkrieges erreicht. Er ist seither wiederum abgesunken, Landwirtschaftsgruppe beträgt hier nur noch 12/2u. Die wobei die Feldaufnahme von 1972 1973) (Christen, natürlichen Personen der andern Erwerbszweige gegenüber 1969 etwas erhöhte Werte aufweist. verfügen in der Regel nur über einen Hausplatz, so daß Unbefriedigend bleibt bei der historischen Darstellung des ihr Anteil hier 7/20 beträgt. Der letzte Zwanzigstel ist Anbaues, daß sich die Werte der Arealstatistik im Besitz der Gemeinde. Ebenso klein ist der Waldanteil (gemeindebezogen) und der Anbaustatistik (bezogen auf der Gemeinde. Da sie praktisch über kein die Summe der Wirtschaftsflächen der innerhalb der eigenes offenes Kulturland verfügt, sind die Möglichkeiten Gemeinde liegenden Betriebe, also inklusive Über- einer aktiven Bodenpolitik der Öffentlichkeit märcherparzellen in den Nachbargemeinden) nicht gering, was auf gewisse Planungsprobleme hinweist. völlig decken. Damit bleibt die landwirtschaftlich unproduktive Fläche eine Art Pufferzone, deren 2.3. Formalstruktur der Flur Entwicklung nicht genau zu verfolgen ist. Die sich in diesem Grenzbereich zeigenden Wandlungen lassen Aus dem in den Figuren 3 und 4 ausgewählten sich nur befriedigend durch periodisch wiederholte Querstreifen von der Talebene über den Hang zum flächendeckende Kartierungen erfassen. Plateau lassen sich einige Hinweise auf die Formalstruktur Die heutige Anbaustruktur der Gemeinde Gelterfingen der Flur gewinnen. Auf dem Plateau finden wir und deren Entwicklung seit 1885 muß hier knapp arrondierte Höfe. Die Parzellen der einzelnen Hufen durch einen Rückblick auf die Zeit vor der Gürbekor- sind durch die Anbauparzellen untergliedert, deren korrektion (1855-1911) ergänzt werden (LEUENBERGER, Grenzen durch Flurwegnetz und morphologische 1935 und egger, 1958). In Figur 2 sind die Verhältnisse Feinformen unsystematisch bestimmt sind und jährlich um die Mitte des 19. Jahrhunderts erkennbar. wechseln. Die Talebene war versumpft. Sie konnte als Allmend In der Hangfußzone weisen die Höfe mehrere Parzellen bloß zur Gewinnung von Streue und als Schafweide auf, die sich in Gemenglage befinden und einer genutzt werden. Am Hangfuß dagegen befanden sich großflächigen Blockflur entsprechen. in überschwemmungssicherer Lage die Siedlungen Die Talebene schließlich entspricht formal einer und die Ackerflächen. modernen landwirtschaftlichen Kulturfläche mit geome-

64 Tabelle 1: Gliederung des Grundbesitzes in Gelterfingen nach Besitzergruppen und Steuerdomizil 1974 (PROBST 1974)

Anteile in Prozent an übrige A. Besitzergruppen Hausparzellen Kulturland Wald Flächen Gesamtfläche Kolonne 1 2 3 4 5 6 7 8 9 1. Vollberufliche Landwirte 45% (13) 70,7% (113) 73,2 (14,7) 68,6% (11,5) 2. Nebenberufliche Landwirte 3,9 43 (0,7) 2 3,7 (0,5) 3. Landwirtschaftliche Rentner und Erbengemeinschaften 9,3 (0,1) 13 (1,7) 8,9 (3,3) 11,5 (2) 4. Nicht-landwirtschaftliche Rentner und Erbengemeinschaften 2,1 03 0,6 0,4 5. Natürliche Personen im sekundären Wirtschaftssektor tätig 14,3 (1,2) 23 (0,4) U (1,1) 2,2 (0,5) 6. Juristische Personen des sekundären Wirtschaftssektors 7. Natürliche Personen im tertiären Wirtschaftssektor tätig 21,1 (0,6) 2,8 (0,7) 6,3 (3,9) 3,9 (1,4) 8. Juristische Personen des tertiären Wirtschaftssektors 5 2,6 4,2 9. Eidgenossenschaft, Kantone 0,6 10. Einwohnergemeinden 43 0,1 4,7 2,1 11. Übrige Gemeinden sowie Korpo¬ rationen und Stiftungen öffentlichen und privaten Rechts _ 1,5 0,5 2,8 Total in % 100% 100% 100% 100% Total in Fläche 7 ha 253 h£i 77 ha 12 ha 349 h£i

B. Steuerdomizil Aus obenstehendem Tabellenteil A wie folgt ableitbar: Steuerdomizil in Gelterfingen und im Kanton Bern: Kolonnen 1,3,5,7 und 8. Steuerdomizil außerhalb von Gelterfingen, aber im Kanton Bern: Kolonnen 2,4,6 und 9. Es wohnen keine Grundbesitzer in andern Kantonen oder im Ausland.

trischer Ordnung des Wegnetzes und der Parzellen. Schon vor 1364 gehörte Gelterfingen zum Kirchspiel Die intensive Landwirtschaft (Feldgemüse) führt zu Kirchdorf, während dem Gericht Gelterfingen auch einer starken Aufteilung der Eigentümerparzellen in noch Mühledorf, , Jaberg, Vorder und Hinter schmale Nutzungsparzellen. Klapf, Rütti, Hub sowie zwei Häuser von zuzurechnen sind (Landgerichtsbücher 3). Seit dem 18. Jahrhundert wird das Gericht auch Vennergericht 3. Die Siedlung Mühledorf genannt. Wie den Akten über einen Nutzungsstreit zwischen den Dorfgenossen von Gelterfingen 3.1. Die Gemeinde und den Besitzern von Eggenhorn und Schlatt Die heutige politische Gemeinde ist weder aus einem zu entnehmen ist (Landgerichtsbücher 4), entspricht Kirchspiel noch aus einem Gerichtsbezirk entstanden. die politische Gemeinde ebenfalls nicht der bäuer-

65 3 1972 1:10000 Fig. Gelterfingen BE, IHi^iJ Ausschnitt aus der Nutzflächenkartierung von U.CHRISTEN (1972) Arbeltsgrundlage: Parzellarplan 1 : 5000 ?;-?> Reproduziert mit Bewilligung der Eidgenössischen Vermessungsdirektion vom 29.3.1977 m m .:,;:• mms I.Getreide m m Weizen

¦ - Gerste, Hafer 3tt>?;>:¦: 8 8 &S-¦•:¦:. i^.' •v« Roggen IS&i smSitä» Svrt ^ wm Mischel von Brotgetreiden 'mIMIiM&ifä H m ""h (Roggen und Weizen) mm Mischel mm?/-: ä ¦ *%?. von Futtergetreiden ^1 ti¦HR »s? Ä> ,::'' (Gerste und Hafer) »fö fig*8" 2. Futter m? ?VW: _<«> Kunstwiese, Kunstfutteranbau ^i-1.':.' :üü;r »5 3Ä w :3?H W S3 ftS Dauerweide ffilS Sa;; sftjj=03. -n.?: 9 Mähweide N£? V3, o

Naturwiese (Unternutzung Obstkultur)

I 3. Hackfrüchte

Kartoffeln

Runkelrüben

i|||pi§l Zuckerrüben Gelt # £ # 4. Obst, Beeren und Gemüse

gjgjjggg Feldgemüse

5. Weitere Kulturen

Raps K i'"%!;!ii «yA;i"<«,<«WM Garten, Gärtnerei

«*' 6. Wald SS »M[?»S Wad EBOsagas

Baumhecke (min. 50 m lang)

7. Weitere Nutzungen s^ Autofriedhof

66 55 Fig. 4 Gelterfingen BE, 1974 5Bmi ¦loooo s&'-SA Ausschnitt aus der Grundbesitzkartierung m von M. PROBST (1974) tu V i Arbeitsgrundlage: Parzellarplan 1 : 5000 lNum Reproduziert mit Bewilligung der Eidgenössischen m ¥ Vermessungsdirektion vom 29. 3.1977 wmm£=i;7 ^—- t% 1. Berufliche und «ss* juristische Stellung «a;->> des Grundbesitzers

¦ -. >

¦ W-2 s mm Vollberufliche Landwirte W;fv:Ä im 1'; ;:;:¦¦: mm'<::> 3\: Nebenberufliche Landwirte fö'f ¦¦« rÄ'<-j&J I rö ,SÄ» 53 ?-?. I siMIm ,«,m II m <©-—-~ Landwirtschaftlicher Rentner :>;* US und Erbengemeinschaften ¦HHHI ¦ÄT'fr'' X J.~-S~> S-:-¦-: v lil: e# s Nicht-landwirtschaftliche Rentner und 3,Vj Erbengemeinschaften SS; ü

fS&Ü &2itfB Natürliche Personen im sekundären ;-.?. Wirtschaftszweig tätig Saft ,.v;;.>t> FS'^ ü Juristische Personen des sekundären •SM: ws Wirtschaftssektors » üs Natürliche Personen im tertiären I Wirtschaftssektor tätig -* Juristische Personen des tertiären Wirtschaftssektors

Kanton (Kantonsstraße Belp-Kirchdorf)

/+ t Einwohnergemeinde (ohne Wege) Gelterf 1 * # Burgergemeinde Gelterfingen. Einwohnergemeinde Bern, Burgergemeinde Bern, Flurgenossenschaft Thurnen, Flurgenossenschaft * -Belp (ohne Flurwege)

2. Steuerdomizil des Grundbesitzers (ohne Positionen 9,10 und 11 der Grundbesitzer)

in der Testgemeinde

Im gleichen Kanton SS

£X:

67 Fig. 5 Bodennutzung von Gelterfingen Quelle: CHRISTEN 1973 generalisiert nach Talebene, Hangfußzone, Steilhang und Plateau

BELPBERG

/L /"/. ' fiw* Eggenhorn GURBETAL ik'fOy/// / yS**"» ^-^^^Sää. ^\Schlaft^ Im Berg^^^ \\Chrebseren\ Hofmatt Chram^^M)(yj^ ^v Gelterfingen ^uw \ -' „Stutz * \\\ \. Ho uenen^______---'^ Allmid \ \.

TALEBENE HANGFUSS STEILPLATEAU I.Kulturland HANG Ganze Gemeinde ha % Futterbau Wiesen- u. Kunstfutterbau 56 70 151 60 Weiden ooo 60% 80% 70% Unternutzung Obstbau 10 13 5 Mais 4 - - 5 2 Ackerbau Getreide 29 14 21 57 23 Hackbau 5 5 8 16 6 > 40% 20% 30% Feldgemüse 6 8 3 J Garten 1 - 3 1

Zwischentotal 100% 100% 100% 100% absolute Fläche 120 ha 79 ha 54 ha 253 ha

2. Wald 77 ha 77 ha

3. Landwirtschaftlich unproduktiv 6 ha 10 ha 1ha 3 ha 20 ha

Gesamtfläche der Gemeinde Gelterfingen 350 ha

68 Fig. 6 Gelterfingen Gliederung des Gemeindeareals 1885-1972 ha fSS S5 c;; sss fcs Quellen: 8BH 8S&& «WS ^-: Kulturland: miL». b: w/V SC mseste Landwirtschaftlicher S8S KBV&:S "<¦ Wald - '«"'. S¥ »5 Produktionskataster 300 »IS» et Gelterfingen M?£ti»iW 1942 HM £» i.V. m*a 2sas - ESTA Statistische Quellenhefte Ktrs» *>«£&¦'^ÜLiCj, Sä der Schweiz: Q 31 (1929), Q 72 (1943), Q 134 (1939,1941,1942), Q 217 landwirtschaftlich (1943,1947), Q 307 (1955), unproduktiv Q 404 (1965), Q 450 (1969) UM - Feldaufnahme CHRISTEN m m 1972 $SPP 200 *ts; »s°s°s» Wald: °PPPI< ESTA Arealstatistik 1912, 1923/24,1952 (Q 246), 1972 (Q 488) Futterbau Ms.°g°s°gogg

SöSösög SögoSogogSgogög °o°ö°ö°

SPP& ¦°"g°g°g°g°g°g: 100- •SS«

Gemüse Hackbau offenes ¦ Ackerland Getreide J 1 1 1 ^ 1885 1900 1920 1940 1960

liehen Nutzungsgemeinde. In diesem Prozeß von 1763 freie Hof Eggenhorn eine Fläche von 100 .lucharten wurde verhindert, daß den erwähnten Außenhöfen, zu 31250 Schuh. Das sind rund 26,9 Hektaren. Es basierend auf einem falschen Urbarauszug, die gleiche handelt sich in diesem Fall also nicht um eine sekundäre Rechtsame in Holz und Feld, Wuhr und Weide wie den Taunersiedlung am Rande des Gemeindegebietes, Dorfgenossen zugesprochen wurde. Nach zeitgenössischen sondern um einen selbständigen Flurteil, was Quellen (plan 2) umfaßte der zehnt¬ durch die Lage auf dem Plateau des Belpbergs noch

69 >£ LAUBE

NEBENSTUBE ....:¦:.'(.* STUBE STUBE

il ^1 ippjjyj^; KÜCHE ¦fJ

KUCHENSTUBE ROSS- Fig. 7 Gelterfingen, Bauernhaus von 1643/44, erbaut von ROSS- TENN STALL Zimmermeister ULI LEMAN (Foto Tuor 21. 3.1977, Aufnahme aus S). Das Haus ist in Fig. 1 in der rechten unteren Bildhälfte unmittelbar rechts der Straßenkreuzung zu erkennen

TENN unterstrichen wird. Es scheint uns aus diesem Grund keineswegs abwegig, die territoriale Entwicklung der Gemeinde mit der Herrschaft ehemaligen Kramburg JAUCHEGRUBE 9 LAGER in Verbindung zu bringen, obwohl dafür keine quellenmäßigen Belege vorhanden sind.

3.2. Die Siedlungen KUHSTALL 1929 Das Dorf Gellerfingen umfaßte 1789 neun Höfe (REGio- nenbuch). Das Wachstum bis heute ist gering, hingegen hat sich das stark Noch Dorfbild gewandelt. um KÄLBER 1800 konzentrierten sich die Hofstätten entlang des Hangfußes. In der Folge aber finden wir eine FUTTERTENN Verlagerung auf die Moos-Ebene, entlang der Straße nach Kirchdorf. Ein gewisses Wachstum brachte auch die Allmendaufteilung im Jahr 1821 (RM Nr. 55: 401), t^^^F^mmvp^mm wobei die Ackerflur von Gelterfingen erheblich vergrößert wurde (vergleiche Tabelle zu Fig. 5). der Weiler Ein zweites Siedlungsschwergewicht scheint Fig. 8 Gelterfingen, Bauernhaus von 1643/44 (Grundriß) Kramburg gewesen zu sein, zählen wir doch noch 1789 fünf Höfe. Während Gelterfingen auf der Grenze zwischen der alten Ackerflur und dem Weidegebiet im Moos, gleichzeitig aber an der Straße von Belp nach Gerzensee angelegt wurde, liegt der Weiler Kramburg Jahren auch nicht weiterentwickelt. Verschiedene Höfe oben am Hang, zwischen dem Wald und der sind verschwunden, an ihrer Stelle sind einige Ferienhäuser Ackerflur. Möglicherweise suchte man mit dieser Siedlung entstanden. am Fuße der Burg eine Schutzanlage zu Die Einzelhöfe auf dem Belpberg (Eggenhorn, Schlaft, realisieren. Der Weiler hat sich deshalb in den letzten 200 Berg) dürften vermutlich früher direkt zur Kramburg

70 gehört haben. Eggenhorn weist heute vier arrondierte Der Wohnteil bestand ursprünglich nur aus der Rauchküche Betriebseinheiten auf. Diese Aufteilung hat erst im und den beiden Stuben. Aus dem 18. Jahrhundert 18. Jahrhundert stattgefunden. stammt wahrscheinlich der Anbau einer Kammer, Über den Ursprung und die Entwicklung der alten während im 19. Jahrhundert eine Küchenstube Einzelhöfe außerhalb der Weiler Gelterfingen und eingebaut wurde. Nicht alltäglich ist die Anlage der beiden Kramburg wissen wir wenig. Die Höfe in der Hofmatt Keller, deren Eingänge auf der Giebelseite sind schon 1732 nachgewiesen (plan seftigen 3). Eine nebeneinander liegen. Normalerweise finden wir die Wüstung in der Chrebseren geht auf das 19. Jahrhundert Kellerzugänge auf der Traufseite oder an den Hausecken zurück. Die drei Höfe am Stutz und jener in der Giebelseite. Unter der Küche ist nachträglich noch der Hauenen (Houenen) werden auch im Regionenbuch ein Keller angefügt worden. Aus der beschriebenen erwähnt. Etwas ungewohnt sind die Siedlungsanteile Anlage darf nicht ohne weiteres auf ein Doppelhaus und die Grenzen an der Heiteren. Das Regionenbuch geschlossen werden, denn viele der größeren Bauernhäuser verzeichnet hier eine Nagelschmitte und zwei weitere verfügen über zwei Keller. Häuser auf dem Boden der Gemeinde Gelterfingen. Eine zeitweilige Belegung durch mehrere Parteien Sehr früh sind schon eine Mühle und eine Gerbe scheint uns aber ohne weiteres möglich, um so mehr nachzuweisen, allerdings außerhalb der Gemeinde- als verschiedene Quellen auf die große Zahl Armen- march von Gelterfingen. Wir halten diesen Weiler für genössiger in der Gemeinde hinweisen(LANDGERiCHTS- eine alte Gewerbesiedlung, deren weitere Entwicklung BÜCHER4, 1710). durch die ungünstige Grenzziehung beeinträchtigt Vom alten Wirtschaftsteil sind einzig der Roßstall (allerdings wurde. An der Heitere treffen die vier Gemeinden baulich erneuert) und das Roßtenn erhalten Belp, Belpberg, Toffen und Gelterfingen zusammen. geblieben. Die Anlage des quer zum Tenn verlaufenden Roßtenns ist unseres Wissens im Mittelland sonst nicht mehr nachzuweisen. Der Stallteil dieses Hauses 3.3. Haus und Hof wurde im 19. Jahrhundert ganz erneuert. In den letzten Veränderungen der Betriebsstruktur ziehen meistens Jahren hat man auch die Einfahrt entfernt und auch bauliche Veränderungen nach sich. So etwa hat durch ein Gebläse ersetzt. Der ehemalige Garbenstock die Aufhebung des Flurzwanges um 1760 im Berner wird heute als zusätzliche Heubühne genutzt. Mittelland allgemein zu einer Intensivierung der Der Qualität und Machart von Dachhaut und Dachgerüst Milch-Graswirtschaft und damit zu einer Aufstockung kommt bei der Erhaltung eines Baues oft des Viehbestandes geführt. Neue und größere Ställe ausschlaggebende Bedeutung zu. Der liegende Stuhl und wurden benötigt. In der Gemeinde Gelterfingen das Hochstuddach sind die beiden traditionellen haben zusätzlich auch die Allmendteilung von 1821 und Dachkonstruktionen im Amt Seftigen. In unserem Haus die Meliorationen in den Jahren 1850-1911 die finden wir eine Kombination der beiden Veränderung der traditionellen Betriebsstrukturen beeinflußt. Konstruktionsformen. Auf jedem Joch des liegenden Stuhls Aus diesem Grund stammt der heute in der steht ein Ständer, der die First trägt. Diese Firstsäulen Gemeinde nachgewiesene Baubestand fast ausnahmslos sind mit einer Beifirst so untereinander verbunden, aus dem 19. und 20. Jahrhundert. Dabei haben wie wir es von den Hochstudkonstruktionen her kennen. Riegelbau und Rundgiebel den traditionellen Bei einer Analyse des Baubestandes gilt es immer Ständerbau und den Halbwalm fast vollständig verdrängt zu beachten, daß zwischen dem Bauernhaus mit seiner (vgl. die Karten Wandkonstruktion, Dachformen und baulichen Entwicklung und der Entwicklung der Dachbedeckung, Gebäudenutzung sowie Gebäudemutation Wirtschaftsformen wohl viele Abhängigkeiten, nach Aerni in gallusser/buchmann, 1974: keineswegs aber Zwangsläufigkeiten bestehen. Auch lassen 670- sich nicht alle Beobachtungen ohne weiteres Eines der wenigen Gebäude, das infolge fortlaufender erklären. So ist beispielsweise heute unklar, aus Anpassung an die jeweiligen Bedürfnisse bis heute welchem Grund die drei Herren Anton Wurstemberger überlebt hat, ist das von Zimmermeister uli leman, (1608-1656), Hans Rudolf Stürler (1579-1636) und 1643/44 erbaute Bauernhaus unmittelbar südlich vom Daniel von Werdt (1611-1658) in der Inschrift des Restaurant Linde (Figuren 7 und 8). oben beschriebenen Hauses erwähnt wurden:

71 IUNCKER LANDVOGT VON NEWS [= Nyon] UND HER HANS als eine raum-zeitliche Erscheinung verstanden RUDOLF HER ZU BELP UND HER DANIEL VON WERT HER werden, dessen heutige Dynamik die Zukunft der Landschaft ZU KILTORF DISE DREI HEREN HABEN FIL HOLZ [und] VE entscheidend beeinflußt. rat [= Viehware gegeben] 1643. Wenn wir dieses Rätsel lösen können wissen wir sicher mehr über die Literatur Geschichte von Gelterfingen!

/. Quellen aus dem Staatsarchiv Bern (ungedruckt) 4. Zusammenfassung landgerichtsbücher 3. Landgerichtsbücher Seftigen Die heutige Gemeinde Gelterfingen setzt sich aus Band 3, besonders die Gerichtssatzungen von 1614, verschiedenartigen Bestandteilen zusammen. Der Zehntloskauf 1710. älteste Kern dürfte die Ruine Kramburg mit dem landgerichtsbücher 4. Landgerichtsbücher Seftigen benachbarten Weiler sein, die beide in Schutzlage Band 4, besonders Nutzungsstreit zwischen Egghorn errichtet wurden. Der weitere Ausbau des Kulturlandes und Gelterfigen 1763. fand in zwei Richtungen hin statt. Einerseits entstanden plan seftigen 2. Plan AA IV Seftigen (KKK 273), Plan auf dem Plateau des Belpberges arrondierte über das Zehndfreye Eggehorn Guth..., 1770. Einzelhöfe, andererseits entwickelte sich unteren Ende am plan seftigen 3. Plan AA IV Seftigen (KKK 280), des Hangfußes, im Übergang damals noch zur Plan der Zehend-pflichtigen Güther in der Hoffmatt versumpften Talebene, eine Wachstumszone, in der neben an dem Belpberg gelegen, dismahlen Herrn Delose dem Weiler Gelterfingen mehrere Einzelhöfe mit gehörig..., 1732. Blockflur in Gemengelage entstanden. Die Gunstlage 1789. dieser neuen Höfe mit Erweiterungsmöglichkeiten regionenbuch. Ryhnersches Regionenbuch RM Nr. 55. Ratsmanuale Band 55. gegen- die Ebene zu wurde durch die Anlage der rechtsseitigen Gürbetalstraße Belp-Kirchdorf 2. Übrige Quellen und Darstellungen verstärkt. Mit der 1821 erfolgten Teilung der Allmend und den beck.p. und rutsch, r., 1949: Geologischer Atlas der allmählich einsetzenden Meliorationsarbeiten in der Schhweiz, Atlasblatt 21, mit Erläuterungen 1958 Gürbeebene konnte zusätzliches Kulturland gewonnen Christen, u., 1973: Die Landnutzung in Gelterfingen. werden. Die Intensivierung der Landwirtschaft Manuskript, Geogr. Institut Universität Bern seit dem letzten Jahrhundert führte zu einer Ausdehnung dufourkarte Blatt 12,1860 des Ackerbaues in der Talebene, während die egger, H., 1958: Die Gürbe und ihr Tal, Berner frühere Ackerzone des Hangfußes sich zunehmend Heimatbücher 70/71, Haupt Bern in Wiesen verwandelte. Diese der Umstrukturierung esta, Eidgenössisches Statistisches Amt, Statistische Wirtschaftsweise blieb nicht ohne Folgen auf den Quellenhefte der Schweiz Baubestand, der fortlaufend den neuen Bedürfnissen gallusser, w. und buchmann, w., 1974: Der angepaßt wurde. Kulturlandschaftswandel in der Schweiz als geographisches Das Nebeneinander großflächiger Maisparzellen und Forschungsprogramm. Geographica Helvetica 1974, kleiner Parzellen mit Feldgemüse in der Talebene, S. 49-70 der Rückgang der Bauernbetriebe allgemein sowie das Einschichten von Ferienhäusern im Bereich des Weilers landwirtschaftlicher produktionskataster Gelterfingen, 1942 Kramburg zeigen, daß durch eine zunehmende Spezialisierung der einzelnen Betriebe der Wandel in leuenberger.w., 1935: Das Gürbetal, eine der Kulturlandschaft andauert. Diesen Wandel landeskundliche Studie. Jb. der Geogr. Ges. von Bern Bd. 31 kontinuierlich zu verfolgen und die sich daraus ergebenden planungsatlas 1970: Planungsatlas Kanton Bern, Konsequenzen den Beteiligten bewußt zu machen, 2. Lieferung, Wirtschaft I, hrsg. vom Kantonalen ist neben der historisch-genetischen Aufarbeitung der Planungsamt Bern Entwicklung eine der wichtigsten Aufgaben der probst, m., 1974: Grundbesitzkartierung von Gelterfingen. Geographie. In diesem Sinn muß der Landschaftswandel Manuskript, Geogr. Institut Universität Bern

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