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Mobilmachung Der Musen. Ästhetische Oppositionen Zwischen Friedrich Schiller Und August Wilhelm Schlegel

Mobilmachung Der Musen. Ästhetische Oppositionen Zwischen Friedrich Schiller Und August Wilhelm Schlegel

NIKOLAS IMMER

Mobilmachung der Musen. Ästhetische Oppositionen zwischen und

Im Jahr 1820 erscheint eine Satire, die mit dem Titel Der deutsche Parnass überschrieben ist und die angeblich der Dichterecht Ehrendeutsch verfasst hat.1 Hinter diesem eigenwilligen Pseudonym verbirgt sich der schon zu Lebzei- ten vergessene Breslauer Lehrer Adolph Wilhelm Schneider,2 der in seiner Sati- re zahlreiche Dichterinnen und Dichter des 18. und frühen 19. Jahrhunderts auftreten lässt. In diesem Text bemühen sich und die ›Deut- schen Dichterwäldler‹, zu denen insbesondere , Friedrich de la Motte Fouqué und Ludwig Uhland zählen, den ›deutschen Parnass‹ zu erstei- gen.3 Nachdem Fouqué lauthals verkündet hat: »Nichts geht über die Roman- tik!«, skandieren die übrigen ›Dichterwäldler‹ ebenfalls: »Romantik! Roman- tik! / Nichts geht über die Romantik!«4 Als sie gegen Ende des Stücks am Par- nass ankommen, erwartet sie bereits Schiller, der darüber entscheidet, ob sie dort eingelassen werden oder nicht. Da er sie nicht erkennt, erklärt ihm Fried- rich Schlegel: »Ihr kennt uns längst, wir sind Romantiker; / Und weil man un- ten uns nicht für Dichter hält, / Verließen wir die arge Menschenwelt, / Und kamen, uns den Kranz zu holen, her.«5 Schiller seinerseits scheint unter Amne- sie zu leiden, da er daraufhin unbeholfen fragt: »Was ist denn das, Roman- tik?«6 Da Friedrich Schlegels knappe Antwort noch zu vage bleibt, setzt Fouqué erläuternd hinzu: »›Romantik ist nicht bloße Poesie; / Romantik ist poetische Poesie!!‹«7 Auch wenn diese Auskunft tautologisch anmuten mag, zitiert Fou- qué mit der Wendung »poetische Poesie« einen Begriff aus dem 100. Lyceums- Fragment, in dem der romantische »Gedanke der Steigerung und Potenzie- 30

rung« aufscheint.8 Schiller jedenfalls ist davon so begeistert, dass er sich von dem alten Parnass abwendet und die Romantiker sofort dabei unterstützen will, einen neuen Parnass für diese avantgardistische Poesie zu errichten.9 Auch wenn Schneiders Satire von der zeitgenössischen Literaturkritik weit- gehend negativ und von erwartungsgemäß spöttisch beurteilt wird,10 vermerkt der namentlich nicht bekannte Rezensent der Münchner all- gemeinen Literatur-Zeitung immerhin, dass ihm »Schiller’s Entscheidung über die Romantik […] am beßten gefallen« habe.11 Der Grund dürfte vor allem in der Abwegigkeit des Gedankenspiels liegen, dass sich Schiller jemals für die ästhetischen Ideen der Romantik hätte engagieren wollen. Positiv gewendet heißt das aber auch, dass bei Schneider zumindest die Vorstellung einer pro- duktiven Kooperation zwischen Schiller und den Romantikern aufscheint. Doch im Hinblick auf Friedrich Schlegel war das Verhältnis »von beharrlicher Abnei- gung auf Seiten Schillers geprägt«.12 Etwas günstiger sieht es dagegen bei Fried- richs älterem Bruder August Wilhelm Schlegel aus, dem Schiller phasenweise deutlich wohlwollender begegnet ist.13 Dass aber auch diese Beziehung nicht frei von Spannungen war und schließlich zu der titelgebenden ›Mobilmachung der Musen‹ führte, soll im Folgenden in drei Abschnitten dargelegt werden.

I. Literaturkritisches Vorspiel oder: »kein Hund aus der Pfennigsschenke«

Die Annäherung von Schiller und August Wilhelm Schlegel steht zunächst un- ter keinem guten Vorzeichen. Bereits in seiner vernichtenden Rezension der zweiten Ausgabe von Gottfried August Bürgers Gedichten (1789) kommt Schil- ler nicht nur auf dessen Sonette, sondern auch auf Bürgers »vortrefflichen Freund, Schlegel«, zu sprechen.14 Diese Charakterisierung, die von Schiller durchaus ironisch gemeint sein könnte, lässt sich direkt auf eine Formulierung Bürgers aus der Vorrede zu seinen Gedichten zurückführen.15 Dort heißt es:

Soviel aber darf ich behaupten, daß mein junger vortrefflicher Freund, August Wil- helm Schlegel, dessen großem poetischen Talent, Geschmack und Kritik, mit man- nigfaltigen Kenntnissen verbunden, schon sehr frühe die gehörige Richtung gaben, […] ohne Anstoß Sonnette verfertigt hat, die das eigensinnigste Ohr des Kenners be- friedigen müssen.16

Zunächst erscheint es einigermaßen erstaunlich, dass Bürger einen noch unbe- kannten, erst 22jährigen Dichter ausgerechnet in der programmatischen Vor- rede zu seiner eigenen Lyriksammlung derart vollmundig lobt. Bürger selbst war zu dieser Zeit längst ein weithin bekannter Dichter – die erste Ausgabe 31

seiner Gedichte, die auch die populäre Ballade Lenore (1774) enthielt, war schon 1778 erschienen. Seit 1784 arbeitete er als Privatdozent an der Göttinger Universität, hielt Vorlesungen über Ästhetik, Stilistik, deutsche Sprache und Philosophie und wurde dort 1789 zum außerordentlichen Professor ernannt.17 Einer seiner Studenten war der junge August Wilhelm Schlegel, für den Bürger gleichsam die Verbindung der »Sphären der Akademie und der Dichtung« re- präsentierte.18 Aus dieser Begegnung entwickelt sich schon bald eine enge Freundschaft,19 wie etwa der älteste erhaltene Brief Schlegels an Bürger aus dem Herbst 1789 belegt: »Wenn Sie heute nichts beßres wissen, so kommen Sie doch gegen Abend zu mir und trinken Thee bey mir; Sie sind so lange nicht bey mir gewesen.«20 Ob Bürger dieser Aufforderung nachgekommen ist, lässt sich nicht mehr nachweisen. Dafür aber ist gewiss, dass Bürger 1789 die bereits genannte zweite Ausgabe seiner Gedichte veröffentlicht, die das zitierte Lob August Wilhelm Schlegels enthält – sowie dessen Sonett Das Lieblichste und auch Bürgers Widmungssonett An August Wilhelm Schlegel.21 Der darin als »[j]unger Aar« bezeichnete Adept revanchiert sich daraufhin mit einer loben- den Anzeige der Gedichte, mit einem eigenen Widmungssonett und mit der ausführlichen Besprechung Ueber Bürgers hohes Lied, die er im Frühjahr 1790 im Neuen Deutschen Museum publiziert.22 Diese Besprechung ist deshalb von besonderem Interesse, weil sie einen »Subtext für die in Schillers Rezension Über Bürgers Gedichte elaborierte Programmatik« darstellt.23 Diese ebenso berühmte wie berüchtigte Rezension, die nicht ganz zu Unrecht als ›klassischer Rufmord‹ bezeichnet worden ist,24 verfasst Schiller im Dezember 1790 und lässt sie einen Monat später anonym in der Allgemeinen Literatur-Zeitung drucken. Tatsächlich unterscheiden sich Schlegels und Schillers Einschätzung von Bürgers Lyrik insbesondere in einer zentralen Hinsicht: nämlich darin, wie stark der Dichter selbst Anteil am dargestellten Geschehen nehmen solle. Zu- nächst schreibt Schlegel mit Bezug auf Bürgers petrarkistisches Hochzeitslied Das hohe Lied von der Einzigen, dem er sich in seiner Rezension ausführlich widmet:25 »Bürger leistete als Mann, was er als Jüngling für Ruhm nicht hätte leisten können. Diesmal aber dichtete er nicht für Ruhm. Er wolte der Leiden- schaft, die sein Leben erfüllt hatte, ein Denkmal sezen. Da schuf er das hohe Lied.«26 Bürger habe folglich mit dem Hochzeitslied zum Ausdruck gebracht, »was sein Geist in den Augenblicken seiner vollsten überschwenglichsten Exis- tenz war«.27 Schiller seinerseits stellt knapp ein Jahr später in seiner Bürger- Rezension fest, dass sich über Das hohe Lied von der Einzigen bereits »[a]ndre Kunstrichter […] ausführlicher« geäußert hätten.28 Im Anschluss an diese indi- rekte Schlegel-Referenz verleiht er seiner Verwunderung Ausdruck, 32

wie es möglich war, zu übersehen, daß ersich die Begeisterung des Dichters nicht sel- ten in die Grenzen des Wahnsinns verliert, daß sein Feuer oft Furie wird, daß eben deswegen die Gemütsstimmung, mit der man dies Lied aus der Hand legt, durchaus nicht die wohltätige harmonische Stimmung ist, in welche wir uns von dem Dichter versetzt sehen wollen.29

Beachtenswert an dieser Aussage ist vor allem die normative Schlusswendung: »in welche wir uns von dem Dichter versetzt sehen wollen.« Schiller vertieft damit seine kurz zuvor ausgeführte Forderung, dass sich der Dichter »ja in Acht [nehmen solle], mitten im Schmerz den Schmerz zu besingen.«30 Viel- mehr möge er aus »der sanftern und fernenden Erinnerung […] dichten […]; aber ja niemals unter der gegenwärtigen Herrschaft des Affekts, den er uns schön versinnlichen soll.«31 Oder, um es noch einmal theoretisch abstrakt zu formulieren: »Das Idealschöne wird schlechterdings nur durch eine Freiheit des Geistes, durch eine Selbsttätigkeit möglich, welche die Übermacht der Lei- denschaft aufhebt.«32 Es zeigt sich, dass die ästhetische Opposition von Schle- gel und Schiller darin besteht, das Verhältnis des Künstlers zu seinem Kunst- werk vollkommen gegensätzlich zu bewerten: Während Schlegel die emotionale Nähe favorisiert, fordert Schiller die affektive Distanz. Angemerkt sei, dass schon Horaz diese Frage in seiner Ars Poetica aufgeworfen und ›im Sinne Schlegels‹ beantwortet hatte. Denn im Hinblick auf die Beziehung von Dichter und Leser heißt es dort: »Willst du, daß ich weine, so traure erst einmal selbst.«33 Nach Schillers harscher Rezension ist es allerdings erst einmal Bürger, der Trauer verspürt und daraufhin am 6. April 1791 eine Vorläufige Antikritik in der Allgemeinen Literatur-Zeitung veröffentlicht, auf die Schiller sogleich mit einer Verteidigung des Rezensenten reagiert.34 Schlegel, der den Fortgang der öffentlichen Auseinandersetzung aus der Ferne beobachtet, schreibt zwei Mo- nate später an Bürger: »Über Schillers Replik, die ich noch in Deutschland gelesen, habʼ ich mich nicht wenig geärgert. Sie ist in einem dummen Tone geschrieben. […] lieber Bürger, so laßt mich Euch offenherzig bekennen, daß ich es eigentlich Eurer Würde entgegen halte, nochmahls gradezu gegen Schil- ler zu schreiben.«35 Vielmehr empfiehlt er ihm, sich mit einer »vortreffliche[n] aesthetische[n] Abhandlung« gegenüber Schiller zu behaupten.36 Als diese aber ausbleibt, schreibt Schlegel gegen Ende des Jahres 1791: »Ist Ihre Streitsache mit Schiller bey seiner Antwort auf Ihre Erklärung stehen geblieben? Ich wünscht es nicht. Habt Ihr einmahl A gesagt, so müßt Ihr auch B sagen. Schiller war kein Hund aus der Pfennigsschenke, so daß es Euch wohl anstand ihm zu antworten.«37 Da es Bürger weiterhin unterlässt, ›auch B zu sagen‹, ist es 33

Schlegel, der nach Bürgers Tod im Jahr 1794 dessen Verteidigung übernimmt. Schon in seinem ersten Brief, den Schlegel am 4. Juni 1795 an Schiller richtet, macht er im Rückblick auf dessen Bürger-Kritik kenntlich, dass Schiller mit seiner Autorität »vielleicht manchen Lesern diesen Dichter verleidet« habe.38 Schiller seinerseits reagiert auf diesen höflich vorgetragenen Vorwurf mit kei- ner Silbe, so dass Schlegel in seinem Artikel Ueber Bürgers Werke von 1801 nochmals auf die persönliche Wirkung dieser Rezension hinweist.39 Mit Bezug- nahme auf Bürgers ausgeprägten Kleinmut heißt es dort: »Eine Kritik, die ihn noch in den letzten Jahren traf, war eben nicht gemacht, selbigen zu heben: sie drohte seinem Ruhme einen gefährlichen Stoß, ohne daß er in seinem Innern einen rechten Gegenhalt wider sie gefunden hätte.«40 Als Schlegel diesen Arti- kel schließlich 27 Jahre später für den Neudruck in seinen Kritischen Schriften überarbeitet, wird er in einer Anmerkung weitaus deutlicher: »Schillers Recen- sion war meines Erachtens eine nach den Gesetzen der litterarischen Moral nicht wohl zu rechtfertigende Handlung. Wie kam gerade Schiller dazu, über einige in Bürgers Gedichten stehen gebliebene gesunde Derbheiten wie ein Rhadamanthus zu Gericht z[u] sitzen?«41 Schlegels Hinweis auf die ›literari- sche Moral‹ spielt auch in der Phase ihrer direkten Annäherung eine zentrale Rolle.

II. Polemisches Widerspiel oder: »Schonung« für die »nervenschwache Frau«

Neben den deutlichen Divergenzen im Hinblick auf die Beurteilung Bürgers muss allerdings auch festgehalten werden, wie sehr sich Schlegel und Schiller um 1790 einander annähern. Davon zeugen zunächst Schlegels Rezensionen von Schillers Zeitschrift Thalia sowie seine in formaler Hinsicht kritische, im ganzen aber wohlwollende Besprechung von Schillers philosophischem Gedicht Die Künstler, in der es resümierend heißt: »Dieser sich versteckende Tiefsinn, der dem Leser allen Genuß des Denkens giebt, ohne ihn die Anstrengung dabei ahnden zu lassen, ist überhaupt ein Charakter der Schillerschen Werke.«42 Schiller versucht ein Jahr später, Schlegel zur Mitarbeit an seiner Thalia zu bewegen. Dazu wendet er sich an Schlegels Jugendfreund Georg August Wil- helm von Pape, der Schlegel am 13. Oktober 1791 schreibt:

Ich finde ein Vergnügen darin mein lieber Schlegel Ihnen zu sagen dass ich im Carlsbade den Hofrath Schiller gesehen habe der mit besonderer Achtung von Ihnen gesprochen hat und mir dabei den Auftrag gegeben hat Sie in seinem Nahmen zu er- suchen als Mitarbeiter zu Zeiten Theil an seinem Journal zu nehmen […].43

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Doch trotz Papes Versicherung, dass Schlegel keine »Bitterkeit« wegen Schil- lers Bürger-Rezension empfinden solle,44 kommt die geplante Zusammenarbeit nicht zustande. Dass Schiller und August Wilhelm Schlegel gegen Mitte der 1790er Jahre in ein produktives Arbeitsverhältnis treten können, haben sie nicht nur einem »der eigensten Sonderlinge [zu verdanken], die je unter Gottes Himmel her- umgewandelt sind«, sondern auch »eine[m] der großherzigsten, tiefsinnigsten, einfältigsten, [und] ächtesten Menschen«.45 Mit dieser Charakterisierung leitet Schlegel 1791 seinen Artikel Ueber des Dante Alighieri göttliche Comödie ein, mit dem er der deutschen Dante-Rezeption zum »Durchbruch« verhilft.46 Drei Jahre später schreibt Christian Gottfried Körner, der in Dresden als Friedrich Schlegels »Mentor« fungiert,47 an seinen Freund Schiller: »Neuerlich habe ich etwas gesehen, was mir sehr gut für die Horen zupassend scheint. [Friedrich] Schlegel zeigte mir ein Fragment von seines Bruders […] Arbeit über den Dan- te.«48 Schon im Januar 1795 wird das Manuskript an Schiller weitergeleitet, der es sogleich im dritten Stück der Horen abdrucken lässt.49 Daraufhin eröffnet August Wilhelm Schlegel mit seinem Brief an Schiller vom 4. Juni 1795 die gemeinsame Korrespondenz und teilt dem Adressaten mit:

Meine Versuche können nirgends vortheilhafter noch in einer gewählteren Gesell- schaft erscheinen als in den Horen, die ich bey meiner Entfernung von der Teut- schen Litteratur und unsrer gänzlichen Absonderung von Teutschland während eini- ger Monate noch nicht gesehen habe […].50

August Wilhelm Schlegel an Friedrich Schiller, 4. Juni 1795, Ausschnitt (http://august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/834) 35

Dieser Satz, den Schlegel in Amsterdam niederschreibt, ist in seiner Ambiva- lenz aufschlussreich: Er enthält nicht nur eine explizite Demutsgeste, die über die Epitheta »vorteilhafter« und »gewählteren« zum Ausdruck kommt, – son- dern auch eine Lüge. Denn Friedrich Schlegel hatte bereits am 20. Mai an sei- nen Bruder geschrieben: »In dem Briefe an Schiller dächte ich bliebst Du bey dem Allgemeinen, da Ihr doch schwerlich recht zusammen paßt. […] Willst du etwas lügen, so beklage, daß Du die Horen noch nicht haben könntest.«51 Au- gust Wilhelm Schlegel folgt dieser Empfehlung und beginnt die Korrespondenz mit Schiller im Zeichen der Unwahrheit. Angesichts dieser mangelnden Aufrichtigkeit stellt sich natürlich die Frage, wie ernst die Höflichkeitsbekundungen zu nehmen sind, mit denen Schlegel oftmals seine Briefe einleitet. Zumindest seine konstruktive Mitwirkung an Schillers Publikationsprojekten belegt, dass seine brieflich artikulierten Wert- schätzungen mehr als nur leere Worthülsen sind. Am deutlichsten wird das vielleicht zu Beginn des Briefes vom 9. November 1795:

Ich kann Ihnen nicht genug sagen, mein gütiger und verehrungswürdiger Freund, welch eine wohlthätige Aufmunterung jeder Ihrer Briefe für mich ist. Sie erwecken mir immer die angenehmsten Hoffnungen des Gelingens, und verscheuchen das Mistrauen in meine eignen Kräfte, was mich sonst ziemlich oft heimsucht.52

Die Briefe, die Schlegel und Schiller miteinander wechseln, besitzen offenkun- dig auch die Funktion, das schriftstellerische Selbstvertrauen Schlegels zu stär- ken. Darüber hinaus sind sie ein Zeugnis der funktionalen Beziehung, die sich zwischen beiden Korrespondenzpartnern in den Jahren 1795 und 1796 heraus- bildet. Auf der einen Seite geht es Schiller darum, in Schlegel einen konstant produktiven Mitarbeiter sowohl für seine Horen als auch für seinen Musenal- manach zu gewinnen. Und tatsächlich sind es nicht gerade wenige Beiträge, die Schlegel 1795 und 1796 allein in den Horen veröffentlicht: seine Übersetzung Dante’s Hölle, die Briefe über Poesie, Silbenmaaß und Sprache, die Scenen aus Romeo und Julie von Shakespeare, sein Aufsatz Etwas über William Shake- speare bey Gelegenheit Wilhelm Meisters und die Szenen aus Shakespeare. Der Sturm.53 Um den fleißigen Textproduzenten an sich zu binden, bemüht sich Schiller um ein vertrauensvolles Kommunikationsverhältnis: So macht er Schlegel beispielsweise zum Mitwisser seiner persönlichen Geringschätzung des »Voßischen Almanach[s]« und betont sogleich: »Doch das sey unter uns gesagt!«54 Auf der anderen Seite profitiert Schlegel von der Unterstützung Schillers, als er versucht, sich in Jena als Publizist zu etablieren. So verhilft ihm Schiller zur Mitarbeit an der Allgemeinen Literatur-Zeitung, für die Schlegel in 36

den Folgejahren »über 300 Rezensionen« verfasst.55 Zu diesen Kritiken zählt bemerkenswerterweise auch eine Besprechung der Horen, um die Schiller ei- gens gebeten hatte.56 Dass sich eine solche ›Gefälligkeitsrezension‹ allerdings kaum mit den später von Schlegel angemahnten »Gesetzen der litterarischen Moral« verträgt, scheint keinen der beiden Schriftsteller sonderlich zu interes- sieren.57 Doch auch in dieser Phase ihrer konstruktiven Zusammenarbeit tritt eine inhaltliche Opposition zwischen Schiller und Schlegel zutage, die weniger äs- thetischer, als vielmehr anthropologischer Natur ist. Das zeigt sich in den be- reits genannten Briefen über Poesie, Silbenmaaß und Sprache, die die eigentli- che »Basis« von Schlegels »Jenaer Poetologie« bilden.58 In diesen Briefen, die ein anonymer Verfasser an seine fiktive Adressatin Amelie richtet, steht die grundsätzliche Frage im Mittelpunkt, welchen Ursprung das für die lyrische Dichtung konstitutive »Silbenmaaß« habe. Anders gesagt: »wie verfiel der freye Sohn der Natur darauf, dem Ungestüm seiner Phantasie und seiner Gefühle selbst irgend einen Zügel anzulegen?«59 Schlegel beantwortet diese Frage, in- dem er darlegt, dass dieser »freye Sohn der Natur« einst begonnen habe, ein »Zeitmaaß« zu entwickeln.60 In Anlehnung an Materialisten wie La Mettrie behauptet Schlegel weiter, dass sich dieser Prozess rein physiologisch vollzogen habe – kurzum: »Unser Körper ist ein belebtes Uhrwerk.«61 Schiller wiederum ist mit dieser Deutung nicht einverstanden und schlägt dagegen vor: »Meine Idee wäre also diese, daß man in Erklärung so früher und so allgemein und gleichförmigeintretender Phænomene, auf den ganzen Menschen, also den moralischen wie den physischen, Rücksicht nehmen sollte.«62 Das heißt, dass Schiller das Bewusstsein der Zeitlichkeit, das die Voraussetzung für die metri- sche Taktung bildet, nicht nur auf körperliche »Bedürfniße«, sondern auch auf geistige »Foderungen« zurückführt.63 Schlegel seinerseits bekundet, dass die- ser Wink Schillers »nicht unfruchtbar gewesen« sei, und lässt seinen anony- men Briefschreiber im vierten und letzten der Briefe deduzieren:64

Da folglich das Bedürfniß, welches den Menschen allgemein auf Erfindung des Zeit- maaßes geleitet hat, unter allen mit ähnlichen Sinnen versehenen Geschöpfen von ihm allein gefühlt wird, so kann es nicht bloß körperlich seyn, sondern muß aus der ihm eigenthümlichen geistigen Beschaffenheit herrühren.65

Es ist bemerkenswert, wie umstandslos Schlegel dazu bereit ist, auf Schillers inhaltlichen Einwand zu reagieren. Diese Veränderung der Argumentation wird auch in einer Rezension der Horen thematisiert, in der es überdies heißt, dass der Ausdruck des vierten Briefs »nicht [mehr] so fröhlich« wie der des dritten 37

sei.66 Der Verfasser dieser Rezension ist niemand anderes als Friedrich Schle- gel, der fast alle Stücke der Horen, die 1796 erscheinen, in Johann Friedrich Reichardts Zeitschrift Deutschland anonym bespricht. Während Schillers Kor- respondenz mit August Wilhelm Schlegel fast vollständig versiegt, publiziert Friedrich Schlegel seine kritischen Kommentare von September 1796 bis April 1797 in insgesamt vier Stücken von Reichardts Deutschland.67 Schon nach dem ersten Teil, in dem sich Schlegel unter anderem gegen Goethes Übertragung von Benvenuto Cellinis Autobiografie wendet, schreibt Schiller an den vertrau- ten Freund: »Sie müssen doch das neue Stück vom Journal Deutschland lesen. Das Insekt hat das Stechen wieder nicht lassen können. Wirklich, wir sollten es noch zu Tode hetzen, sonst ist keine Ruhe vor ihm.«68 Schillers erstaunlich drastischer Ausfall richtet sich gegen Reichardt, den er noch für den Verfasser der Horen-Rezension hält.69 Genau zu dieser Zeit erscheint allerdings auch der Musenalmanach auf das Jahr 1797, der ein berüchtigtes ›Insektenvernich- tungsmittel‹ enthält: Schillers und Goethes Xenien. Im Hinblick auf die Ent- stehung und Wirkung dieser satirischen Epigramme schreibt Caroline Schlegel an Luise Gotter: »Er [Goethe] ist mit einer Fliegenklappe umhergegangen, und wo es zuklappte, da wurde ein Epigramm. Schiller hat ihm treulich geholfen, sein Gewehr giebt keine so drollige Beute von sich, aber ist giftiger.«70 Als zunehmend ›giftiger‹ erweisen sich nun auch die Rezensionen Friedrich Schlegels, der im letzten Teil seiner Horen-Besprechung vor allem Caroline von Wolzogens Roman Agnes von Lilien kritisiert. Schiller wendet sich daraufhin am 16. Mai 1797 an Goethe und schreibt: »Es wird doch zu arg mit diesem Herrn Friderich Schlegel.«71 Knapp einen halben Monat später notiert Goethe in seinem Tagebuch: »Abends bey Schiller, war die Sache mit Schlegel in Bewe- gung.«72 Offenbar kommt diese »Sache« im gemeinsamen Gespräch so sehr in »Bewegung«, dass sich Schiller entschließt, bereits am Folgetag alle weitere Zusammenarbeit mit August Wilhelm Schlegel abzubrechen:

Und um Sie, einmal für allemal, von einem Verhältniß frey zu machen, das für eine offene Denkungsart und eine zarte Gesinnung nothwendig lästig seyn muß, so lassen Sie mich überhaupt eine Verbindung abbrechen, die unter so bewandten Umständen gar zu sonderbar ist, und mein Vertrauen zu oft schon compromittierte.73

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Friedrich Schiller an August Wilhelm Schlegel, 31. Mai 1797, Ausschnitte (http://august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/857)

Da dieser Schritt für August Wilhelm Schlegel einigermaßen überraschend er- folgt, erklärt Schiller im Folgebrief, dass er sich nur wegen des Verhaltens von Friedrich Schlegel dazu entschieden habe, das gemeinsame Arbeitsverhältnis einzustellen.74 40 Jahre später, als August Wilhelm Schlegel damit beschäftigt ist, eine Druckausgabe seines Briefwechsels mit Schiller vorzubereiten, wird er die Verantwortung für diesen bleibenden Bruch einseitig Schiller anlasten. Gleichzeitig wird er der Rolle Goethes in dieser Auseinandersetzung gedenken und süffisant festhalten, dass dessen »sorgsame Schonung für Schiller […] der eines zärtlichen Ehemanns für seine nervenschwache Frau glich«.75

III. Literaturhistorisches Nachspiel oder: »die alte sich brüstende Unnatur«

In der Rückschau auf die Phase seiner Entzweiung mit Schiller verwendet Schlegel nicht nur das Bild der ›nervenschwachen Frau‹, sondern behauptet auch, dass er zu dieser Zeit folgende Abmachung mit seinem Bruder getroffen hätte: »daß, in Rücksicht auf das frühere Verhältniß, keiner von uns auch nur Eine Zeile gegen Schiller solle drucken lassen.«76 Mit Blick auf seine eigene Person setzt Schlegel hinzu: »Ich hielt es ebenso: erst nachdem durch seinen [Schillers] Briefwechsel mit Goethe der unversöhnliche Haß ans Licht getreten 39

war, […] achtete ich mich entbunden von jeder Rücksicht.«77 Doch derart rück- sichtsvoll, wie es August Wilhelm Schlegel beschreibt, verhält er sich keines- wegs gegenüber Schiller. Vielmehr belegen einige seiner Vorlesungen, dass er den Namen des Gegners entweder gezielt verschweigt oder bewusst kritisiert. Zunächst ist auf Schlegels Vorlesungen über philosophische Kunstlehre hin- zuweisen, die er in den Jahren 1798 und 1799 an der Universität Jena hält, die erst 1911 erstmals publiziert werden.78 Während er sich im ersten Teil mit der Bestimmung der Künste befasst, widmet er sich im zweiten Teil der Theorie des Schönen von der Antike bis in die Gegenwart. Allein dieser Aufriss verdeutlicht, dass es in diesem Kontext geradezu unmöglich ist, Schiller nicht zu erwähnen. Tatsächlich taucht dessen Namen in den gesamten Vorlesungen genau viermal auf, allerdings jedes Mal an einer marginalen Stelle.79 Gleichzeitig wird Schil- lers Name aber ausdrücklich nicht genannt, wenn Schlegel im Rahmen seiner Bestimmung des Schönen zwei antagonistische Kräfte beschreibt, die in ihrer Konzeption recht deutlich an Schillers Stoff- und Formtrieb erinnern.80 Somit lässt sich mit Susanne Holmes festhalten: »Schlegel nimmt interessanterweise keinen expliziten Bezug auf die ästhetischen Theorien Schillers, obwohl er in seinen Vorlesungen starke Anleihen bei ihm macht.«81 Festzuhalten ist jedoch auch, dass Schlegel seine Jenaer Vorlesungen eben- so wie die Vorlesungen, die er von 1801 bis 1804 in Berlin hält, nicht drucken lässt. Unter dem Titel Ueber Litteratur, Kunst und Geist des Zeitalters er- scheint jedoch 1803 ein überarbeiteter Auszug aus diesen Berliner Vorlesungen – und zwar in der von seinem Bruder herausgegebenen Zeitschrift Europa.82 Am Ende der darin abgedruckten vierten Vorlesung geht Schlegel auf die Entwick- lung der modernen Dichtung ein und stellt zunächst äußerst kritisch fest:

Was die Poesie betrifft, so habe ich schon öfter geäussert, daß ich das meiste, was die Deutschen in der letzten Periode verehrt haben, für durchaus null halte. Ich sehe wenigstens nicht, wie sich auf die wielandische mattherzige Schlaffheit und manie- rirte Nachahmerei sollte weiter fortbauen, oder was sich aus der Dürftigkeit eines Ramler, Kleist, aus der faden Süßlichkeit eines Geßner, oder, um Neuere zu nennen, aus der pretiösen geistlosen Künstelei eines Matthisson sollte entwickeln lassen.83

Während Klopstock und Bürger etwas positiver gesehen werden, wird Goethe in den Rang erhoben, »der Wiederhersteller der Poesie in Deutschland« gewe- sen zu sein.84 Schiller dagegen wird mit keiner Silbe erwähnt, was erneut als Gestus des bewussten Verschweigens gewertet werden kann. Gleichzeitig er- klärt Schlegel aber auch: »Was seit Goethe’n in der Poesie geschehen, ist zum Theil noch zu neu, um es historisch beurtheilen zu können, theils steht es mir 40

persönlich zu nahe.«85 Doch fünf Jahre später scheint Schlegel diese persönli- che Nähe kein Kopfzerbrechen mehr zu bereiten. 1808 hält er in Wien seine einflussreichen Vorlesungen Ueber dramatische Kunst und Litteratur, die er 1809 bis 1811 publiziert und an deren Ende er seine ästhetische Opposition gegenüber dem Dramatiker Schiller deutlich zum Ausdruck bringt. Über den wiederholten Vergleich mit den dramatischen Werken Shakespeares werden nahezu alle Stücke Schillers als künstlerisch unausgereift eingestuft.86 Während Schlegel im Don Karlos »die alte sich brüstende Unnatur« wahrnimmt, attes- tiert er Schiller sogar, mit der Braut von Messina die Grenzen der romanti- schen Poesie gesprengt zu haben: »Die romantische Poesie sucht zwar das Ent- fernteste zu verschmelzen, allein geradezu unverträgliche Dinge kann sie nicht in sich aufnehmen.«87 Schlegels literaturhistorische Einschätzungen legen na- he, dass er selbst sechs Jahre nach Schillers Tod die alte Gegnerschaft nicht überwunden zu haben scheint. Und als der Briefwechsel zwischen Goethe und Schiller 1828/29 gedruckt wird, schreibt Schlegel an :

Oft habe ich gelacht, oft großes Erbarmen mit beiden gehabt, besonders aber mit dem kranken Uhu Schiller. Daß er nicht bloß auf Friedrich, sondern auch auf mich einen so unversöhnlichen Haß geworfen hatte, war mir doch einigermaßen neu. Mir ist es recht lieb, er ist nun vogelfrei für mich, da mir bisher die Rücksicht auf ein ehemaliges Verhältniß immer noch Zwang anthat.88

August Wilhelm Schlegel an Ludwig Tieck, 15. Januar 1830, Ausschnitt (http://august-wilhelm-schlegel.de/briefedigital/briefid/939) 41

Diese ›Vogelfreiheit‹ nutzt Schlegel letztlich auch dazu, um im Musenalma- nach auf das Jahr 1832 einige Litterarische Scherze unterzubringen, die viel- fach auf Schiller und seinen Nachruhm gemünzt sind. Dabei erinnert er sogar an seinen drei Jahre zuvor verstorbenen Bruder, indem er die alte Rivalität zwischen ihm und Schiller noch einmal thematisiert:

An Schiller. Unwissend darfst du Friedrich Schlegel schelten? Wie? meynst du selber für gelehrt zu gelten? Du warst verblendet, daß es Gott erbarm’! Der Bettler Irus schilt den Krösus arm.89

Mit dem letzten Vers bezieht sich Schlegel auf eine Elegie aus Ovids Tristia, in der es heißt: »Fortuna [gibt], wem sie will, und nimmt es auch wieder: und ein Irus ist plötzlich, wer eben noch Crösus war«.90 Während bei Ovid der reiche König Krösus dem armen Bettler Irus gegenübergestellt wird, um die Wechsel- haftigkeit des Glücks zu veranschaulichen, rekurriert Schlegel auf die antiken Figuren, um auf ein vermeintliches Missverhältnis hinzuweisen: Nicht Schiller sei ein Gelehrter gewesen, sondern Friedrich Schlegel, der aus diesem Grund keinesfalls von Schiller hätte angegriffen werden dürfen. Als 14 Jahre später der zweite Band von August Wilhelm Schlegels Sämmtli- chen Werken (1846) erscheint, enthält dieser auch die Rubrik »Scherzhafte Gedichte«, in der das Gedicht An Schiller erneut abgedruckt ist.91 Der Rezen- sent Johannes Minckwitz, der bald darauf als Nachlassverwalter August von Platens in Erscheinung treten wird, lehnt es jedoch entschieden ab, wie Schle- gel den einstigen Kontrahenten nachträglich lächerlich zu machen versucht:

[Der] Referent [findet es] nicht zu entschuldigen, daß er an mehreren Männern, die wir zu den ersten der Nation rechnen, einige unbedeutende Schwächen geißelt, wäh- rend ihre Verdienste so hoch stehen, daß man wünschen muß, niemand möge solche Geister antasten. Vor allem erinnern wir an die Epigramme gegen Schiller und Goe- the; sie wegen einiger Kleinigkeiten zu verspotten, heißt die Ehrfurcht gegen die Na- tion, welche auf sie mit unendlichem Stolz hinblickt, verletzen. Es wird sie zwar nie- mand für Götter halten […]; aber etliche nichtssagende Schwächen herauszusuchen und hitzige Epigramme gegen sie zu schleudern, wie Schlegel gethan […], verräth ei- gene Schwäche des Charakters und sieht wie kleinliche Verkleinerung aus.92

In der Folge geht Minckwitz direkt auf das Gedicht An Schiller ein und nimmt August Wilhelm Schlegel noch insoweit in Schutz, als er ihm zugesteht, dass es wohl »aus brüderlicher Liebe entsprungen« sei.93 Doch im Anschluss daran 42

weist er das »Unwahre« von Schlegels Behauptung zurück und bekräftigt seine Position, indem er sich auf eine Reaktion August von Platen beruft:

Als Graf Platen aus Italien zurückgekommen, in einem der aufgespeicherten Musen- almanache unter Schlegel’s übrigen Epigrammen auch obiges auf Schiller fand, stampfte er unwillig mit dem Fuße, erzürnt über die ungerechten Ausfälle, und rief in Bezug auf die Vergleichung mit Irus und Krösus: »Das ist nicht wahr! Schiller hat zehnmal mehr gewußt« (als Friedrich Schlegel)!94

Anmerkungen

1 Vgl. Dichterecht Ehrendeutsch [= Adolph Wilhelm Schneider], Der deutsche Parnass, Meißen 1820. 2 Vgl. Fr.[iedrich] Rassmann, Kurzgefaßtes Lexicon deutscher pseudonymer Schriftsteller von der ältern bis auf die jüngste Zeit aus allen Fächern der Wissenschaften. Mit einer Vorrede über die Sitte der literarischen Verkappung von J.[ohann] W.[ilhelm] S.[igismund] Lindner, Leipzig 1830, S. 49. 3 Vgl. Justinus Kerner, Friedrich Baron de la Motte Fouqué, Ludwig Uhland u. a., Deutscher Dichterwald, Tübingen 1813. 4 Ehrendeutsch (Anm. 1), S. 24. 5 Ebd., S. 81. 6 Ebd. 7 Ebd. 8 Fragmente der Frühromantik, 2 Bde., hrsg. von Friedrich Strack und Martina Eicheldinger, Berlin, Boston 2011, Bd. 2, S. 35. Das Fragment lautet: »Die Poesie des einen heißt die philoso- phische; die des andern die philologische; die des dritten die rhetorische, u.s.w. Welches ist denn nun die poetische Poesie?« (Ebd., Bd. 1, S. 17). 9 Vgl. Ehrendeutsch (Anm. 1), S. 81f. 10 Anonyme Rezension von Ehrendeutsch (Anm. 1), in: Allgemeine Literatur-Zeitung, Mai 1820, Nr. 124, Sp. 127f. Vgl. Heinrich Heine, »Die Romantik [1820]«, in: ders., Historisch-kritische Gesamtausgabe der Werke, 16 Bde., in Verbindung mit dem Heinrich Heine-Institut hrsg. von Manfred Windfuhr im Auftrag der Landeshauptstadt Düsseldorf, Hamburg 1973-97, Bd. 10, S. 194-196, hier: S. 194. Vgl. ebd., Bd. 10, S. 503. 11 Anonyme Rezension von Ehrendeutsch (Anm. 1), in: Münchener allgemeine Literatur-Zeitung, 18. Juli 1820, Nr. 57, S. 451-453, hier: S. 453. 12 Dorit Messlin, Artikel »Klassizismus und Weimarer Klassik: Winckelmann, Schiller, Goethe«, in: Friedrich Schlegel Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, hrsg. von Johannes Endres, Stutt- gart 2017, S. 40-44, hier: S. 40. 13 Zu August Wilhelm Schlegel sind im Jubiläumsjahr 2017 zwei neue Monografien sowie ein Ausstellungskatalog erschienen. Vgl. Roger Paulin, August Wilhelm Schlegel. Biografie, Auto- risierte Übersetzung aus dem Englischen von Philipp Multhaupt, Paderborn 2017 [zuerst unter dem Titel The Life of August Wilhelm Schlegel. Cosmopolitan of Art and Poetry, Cambridge 43

(UK) 2016]; Jochen Strobel, August Wilhelm Schlegel. Romantiker und Kosmopolit, Darm- stadt 2017; Aufbruch ins romantische Universum – August Wilhelm Schlegel, hrsg. von Clau- dia Bamberg und Cornelia Ilbrig, Göttingen 2017. Vgl. zu diesen Publikationen auch meine 2018 in den Informationsmitteln für Bibliotheken veröffentlichten Rezensionen (http://infor- mationsmittel-fuer-bibliotheken.de/showfile.php?id=8795; http://informationsmittel-fuer- bibliotheken.de/showfile.php?id=8861; http://informationsmittel-fuer-bibliotheken.de/show- file.php?id=8892). 14 Schillers Werke, Nationalausgabe (fortan: NA), begr. von Julius Petersen […], hrsg. von Norbert Oellers [u. a.], Weimar 1943ff. Hier: NA 22, 257. Nachweise, die der Nationalausgabe entnommen sind, werden im Folgenden mit der Band- und Seitenzahl ausgewiesen. 15 Vgl. NA 22, 416. 16 Gottfried August Bürger, Gedichte, 2 Bde., Göttingen 1789, Bd. 1, S. 26. 17 Vgl. Helmut Scherer, Lange schon in manchem Sturm und Drange. Gottfried August Bürger, der Dichter des Münchhausen. Eine Biographie, Berlin 1995, S. 230-243. 18 Paulin (Anm. 13), S. 38. 19 Vgl. Helmut Scherer, »Die soziale Herkunft des Dichters Gottfried August Bürger«, in: G. A. Bürger und J. W. L. Gleim, hrsg. von Hans-Joachim Kertscher, Tübingen 1996, S. 97-136, hier: S. 100f. 20 Briefe von und an Gottfried August Bürger. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte seiner Zeit. Aus dem Nachlasse Bürger’s und anderen, meist handschriftlichen Quellen, 4 Bde., hrsg. von Adolf Strodtmann, Berlin 1874, Bd. 3, S. 245. 21 Vgl. Bürger (Anm. 16), Bd. 1, S. 27, 262. 22 Vgl. August Wilhelm Schlegel, Rezension von Bürger (Anm. 16), in: Göttingische Anzeigen von gelehrten Sachen, 9. Juli 1789, 109. Stück, S. 1089-1092; Ders., »An Bürger«, in: Göttinger Musenalmanach (1790), S. 111; Ders., »Ueber Bürgers hohes Lied«, in: Neues Deutsches Mu- seum, hrsg. von Heinrich Christian Boie, Bd. 2, Stück 2, S. 205-214; Stück 3, S. 306-348. 23 York-Gothart Mix, »›Sein Ruhm ist eine natürliche Tochter des Scandals.‹ A. W. Schlegels Positionierung im literarischen Feld um 1800 (Bürger, Schiller, Voß)«, in: Der Europäer Au- gust Wilhelm Schlegel. Romantischer Kulturtransfer – romantische Wissenswelten, hrsg. von York-Gothart Mix und Jochen Strobel, Berlin 2010, S. 45-56, hier: S. 49. 24 Vgl. Klaus Damert, Rufmord klassisch: Gottfried August Bürger. Volksdichter und radikaler Demokrat, Münster 2012. Zum Gehalt von Schillers Rezension vgl. Nikolas Immer, »Bearg- wöhnte Bruchstücke. Schillers Profilierung idealistischer Dichtung«, in: »Ein Aggregat von Bruchstücken«. Fragment und Fragmentarismus im Werk Friedrich Schillers, hrsg. von Jörg Robert unter Mitarbeit von Marisa Irawan, Würzburg 2013, S. 145-159. 25 Vgl. Bürger (Anm. 16), Bd. 1, S. 213-234. Zum Gehalt dieses Gedichts vgl. Thomas Borgstedt, Topik des Sonetts. Gattungstheorie und Gattungsgeschichte, Tübingen 2009, S. 418f. 26 Schlegel (Anm. 22), »Ueber Bürgers hohes Lied«, S. 345. Zu dieser Passage vgl. schon Mix (Anm. 23), S. 49. 27 Schlegel (Anm. 22), »Ueber Bürgers hohes Lied«, S. 345. 28 NA 22, 256. 29 Ebd. 30 Ebd. 31 Ebd. 32 Ebd. 33 Quintus Horatius Flaccus, Ars poetica / Die Dichtkunst, Lateinisch – Deutsch, übersetzt und mit einem Nachwort hrsg. von Eckart Schäfer, 1998, S. 11, v. 102f. 44

34 Vgl. NA 22, 417-421, 259-264. 35 Schlegel an Bürger, 11.6.1791; (Anm. 20), Bd. 3, S. 124. 36 Ebd. 37 Schlegel an Bürger, 19.11.1791; (Anm. 20), Bd. 3, S. 138. 38 Schlegel an Schiller, 4.6.1795; NA 35, 216. 39 Vgl. auch Friedrich Schiller – August Wilhelm Schlegel. Der Briefwechsel, hrsg. von Norbert Oellers, Köln 2005, S. 143f. 40 August Wilhelm Schlegel, »Ueber Bürgers Werke«, in: Ders. und Friedrich Schlegel, Charakte- ristiken und Kritiken, 2 Bde., Königsberg 1801, Bd. 2, S. 3-96, hier: S. 7. 41 August Wilhelm Schlegel, »Bürger. 1800«, in: August Wilhelm von Schlegel’s sämmtliche Werke (fortan: SW), 16 Bde., hrsg. von Eduard Böcking, Leipzig 1846-1848, Bd. 8, S. 64-139, hier: S. 71, Anm. ***. 42 [August Wilhelm Schlegel,] »Über die Künstler, ein Gedicht von Schiller«, in: Akademie der schönen Redekünste, hrsg. von G. A. Bürger, Bd. 1, 1791, Stück 2, S. 127-179, hier: S. 160 [= SW 8, 3-23]. Zu Schlegels vorangehenden Rezensionen von Schillers Thalia vgl. SW 10, 30-36. 43 Georg August Wilhelm von Pape an Schlegel, 13.10.1791; NA 34 II, 186. Vgl. schon Friedrich Schlegels Brief vom 26.8.1791 an August Wilhelm Schlegel; NA 34 II, 187. Vgl. auch Oellers (Anm. 39), S. 138. 44 Vgl. Georg August Wilhelm von Pape an Schlegel, 13.10.1791; NA 34 II, 186. 45 August Wilhelm Schlegel, »Ueber des Dante Alighieri göttliche Comödie«, in: Akademie der schönen Redekünste, hrsg. von G. A. Bürger, Bd. 1, 1791, Stück 3, S. 239-292 hier: S. 239 [= SW 3, 199]. 46 Eva Hölter, »Der Dichter der Hölle und des Exils«. Historische und systematische Profile der deutschsprachigen Dante-Rezeption, Würzburg 2002, S. 48. 47 Ulrich Breuer, Artikel »Lebensstationen«, in: Endres (Anm. 12), S. 2-32, hier: S. 5. 48 Körner an Schiller, 12.12.1794; NA 35, 108f. 49 Vgl. August Wilhelm Schlegel, »Dante’s Hölle [Teil 1]«, in: Die Horen 1 (1795), Stück 3, S. 22- 69 [= SW 3, 230-275]. 50 Schlegel an Schiller, 4.6.1795; NA 35, 215. 51 Friedrich Schlegel an August Wilhelm Schlegel, 20.5.1795, Kritische Friedrich-Schlegel-Aus- gabe [fortan: KFSA], hrsg. von Ernst Behler u. a., Paderborn u. a. 1958ff., Bd. 23, S. 232f. Vgl. Oellers (Anm. 39), S. 140. 52 Schlegel an Schiller, 9.11.1795; NA 36 I, 11. 53 Vgl. August Wilhelm Schlegel, »Dante’s Hölle«, in: Die Horen Bd. 1 (1795), 3. Stück, S. 22-69; Bd. 2 (1795), 4. Stück, S. 1-13; Bd. 3, (1795), 7. Stück, S. 31-49; Bd. 3 (1795), 8. Stück, S. 35-74; Ders., »Briefe über Poesie, Silbenmaaß und Sprache«, in: Die Horen 4. Bd. (1795), 11. Stück, S. 77-103; 5. Bd. (1796), 1. Stück, S. 54-74; 5. Bd. (1796), 2. Stück, S. 56-73; Ders., »Scenen aus Romeo und Julie von Shakespeare«, in: Die Horen 5. Bd. (1796), 3. Stück, S. 92-104; Ders., »Etwas über William Shakespeare bey Gelegenheit Wilhelm Meisters«, in: Die Horen 6. Bd. (1796), 4. Stück, S. 57-112; Ders., »Szenen aus Shakespeare. Der Sturm«, in: Die Horen 6. Bd. (1796), 6. Stück, S. 61-82. 54 Schiller an Schlegel, 29.10.1795; NA 28, 89. 55 NA 28, 433. Vgl. Oellers (Anm. 39), S. 155. 56 Vgl. Schiller an Schlegel, 29.10.1795; NA 28, 88; [August Wilhelm Schlegel], Rezension »Die Horen 1795, Stück 1-10«, in: Allgemeine Literatur-Zeitung (4. Januar 1796), Nr. 4, Sp. 25-32; (5. Januar 1796), Nr. 5, Sp. 33-38; (6. Januar 1796), Nr. 6, S. 41-47. [= SW 10, 59-90]. 45

57 Vgl. Anm. 41 und Günter Oesterle, »Friedrich Schiller und die Brüder Schlegel«, in: Mo- natshefte 97 (2005), Nr. 3, S. 461-467, hier: S. 464. 58 Susanne Holmes, Synthesis der Vielheit. Die Begründung der Gattungstheorie bei August Wilhelm Schlegel, Paderborn 2006, S. 59. 59 Schlegel »Briefe über Poesie, Silbenmaaß und Sprache« (Anm. 53), S. 103 (Brief 2) [= SW 3, 122]. 60 Ebd., S. 65 (Brief 3) [= SW 3, 132]. 61 Ebd., S. 67 (Brief 3) [= SW 3, 133]. Vgl. Holmes (Anm. 58), S. 76f. 62 Schiller an Schlegel, 10.12.1795; NA 28, 128. 63 Ebd. 64 Schlegel an Schiller, 19.1.1796; NA 36 I, 87. 65 Schlegel (Anm. 53), S. 60 (Brief 4) [= SW 3, 143]. 66 [Friedrich Schlegel], Rezension »Die Horen 1796, Stück 2-12«, in: Deutschland 3 (1796), Stück 7, S. 74-97; 3 (1796), Stück 8, S. 217-221; 4 (1797), Stück 10, S. 67-70; 4 (1797), Stück 12, S. 350- 361, hier: S. 78 [= KFSA 2, 11]. 67 Parallel dazu veröffentlicht Friedrich Schlegel zwei Rezensionen von Schillers Musenalmanach für das Jahr 1796 und 1797 in Johann Friedrich Reichardts Zeitschrift Deutschland. Vgl. aus- führlicher Günter Oesterle, »Schiller und die Romantik. Eine kontroverse Konstellation zwi- schen klassizistischer Sympoesie und romantischer Symbolpoetik«, in: Friedrich Schiller und der Weg in die Moderne, hrsg. von Walter Hinderer in Verbindung mit Alexander von Bor- mann u. a. Würzburg 2006, S. 401-420, hier: S. 412-417. 68 Schiller an Goethe, 16.-17.10.1796; NA 28, 311. 69 Schillers Vermutung beruht auf dem Umstand, dass Reichardt den Jahrgang 1795 der Horen besprochen hatte. Vgl. Oscar Fambach, Schiller und sein Kreis in der Kritik ihrer Zeit, Berlin 1957, S. 225-252. 70 Caroline Schlegel an Luise Gotter, 4.9.1796 ; zit. nach ebd., S. 343. 71 Schiller an Goethe, 16.5.1797; NA 29, 78. 72 Eintrag vom 30. Mai 1797; Johann Wolfgang Goethe, Tagebücher. Historisch-kritische Ausga- be, im Auftrag der Stiftung Weimarer Klassik hrsg. von Jochen Golz unter Mitarbeit von Wolf- gang Albrecht, Andreas Döhler und Edith Zehm, Bd. II/1: 1790–1800. Text, hrsg. von Edith Zehm, Stuttgart, Weimar 2000, S. 115. Vgl. Breuer (Anm. 47), S. 8. 73 Schiller an Schlegel, 31.5.1797; NA 29, 80. 74 Vgl. Schiller an Schlegel, 1.6.1797; NA 29, 81. 75 Zitiert nach Oellers (Anm. 39), S. 195; zur Haltung Goethes in diesem Konflikt vgl. ebd., S. 197. 76 Ebd., S. 195. 77 Ebd. 78 Vgl. Aug.[ust] Wilhelm Schlegel, Vorlesungen über Philosophische Kunstlehre, mit erläutern- den Bemerkungen von Karl Christian Friedrich Krause, hrsg. von Aug.[ust] Wünsche, Leipzig 1911. 79 Vgl. Holmes (Anm. 58), S. 141, Anm. 120. 80 Vgl. ebd., S. 141. 81 Ebd. 82 Vgl. A.[ugust] W.[ilhelm] Schlegel, »Ueber Litteratur, Kunst und Geist des Zeitalters«, in: Eu- ropa. Eine Zeitschrift, hrsg. von Friedrich Schlegel, 2. Bd., Frankfurt a. M. 1803, Heft 1, S. 3-95. 83 Ebd., S. 93. 84 Ebd., S. 94. 85 Ebd., S. 95. 46

86 Vgl. August Wilhelm Schlegel, Ueber dramatische Kunst und Litteratur. Vorlesungen, Zwey Theile, Heidelberg 1809-11, Bd. 2/2, S. 406-411 [= SW 6, 419-422]. 87 Ebd., S. 407, 412 [= SW 6, 420, 423]. 88 Schlegel an Ludwig Tieck, 15.1.1830; August Wilhelm Schlegel, Kritische Schriften und Briefe, 7 Bde., hrsg. von Edgar Lohner, Stuttgart 1962-74, Bd. 7, S. 186 (hier in modernisierter Schreib- weise). 89 A.[ugust] W.[ilhelm] Schlegel, »Litterarische Scherze«, in: Musenalmanach für das Jahr 1832, hrsg. von Amadeus Wendt, Leipzig [1831], S. 315-333, hier: S. 321 [= SW 2, 206]. 90 P.[ublius] Ovidius Naso, Klaggesänge in fünf Büchern, übersetzt von Nikolaus Gottfried Eich- hoff, Frankfurt a. M. 1803, S. 116. 91 Vgl. SW 2, 206. 92 Johannes Minckwitz, »Rez. ›August von Schlegel’s sämmtliche Werke. Herausgegeben von Eduard Böcking. Erster und zweiter Band. Leipzig 1846‹«, in: Jahrbücher für wissenschaftli- che Kritik (Dezember 1846), Nr. 101-105, Sp. 801-840, hier: Sp. 816. Minckwitz verweist dabei auf die »S. 204 u. f.« (ebd.) der rezensierten Schlegel-Ausgabe, auf denen sich auch das Gedicht An Schiller findet. 93 Ebd., Sp. 817. 94 Ebd.