Finnisch-Ugrische Forschungen
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:-A: liiiliiiiliül;! HANDBOUND AT THE L'MVERSITY OF TORONTO PRESS '7 FINNISCH-UGRISCHE yo^. FORSCHUNGEN ZEITSCHRIFT FÜR FINNISCH-UGRISCHE SPRACH- UND VÖLKSKUNDE UNTER MITWIRKUNG VON FACHGENOSSEN HERAUSGEGEBEN VON E. N. SETÄLÄ KAARLE KROHN YRJÖ WICHMANN SIEBENTER BAND 1907 "^" HELSINGFORS LEIPZIG RRD. DER ZEITSCHRIFT OTTO HARRASSOWITZ '/ V < \ { JUL2 6 1965 ) 994()S4 1 HELSINGFORS DKTCKEREl DEK FINNISCHEN LITTERATUR-GESELLSCHAFT 1907 — 1909 Inhalt des VlI. bandes. Seite Kaxxisto Artturi. Über zwei ostjakische benennun- gen des baren in wogulischen . 185 18^ Krohx Kaarle. Der gefangene unhold 129 184 Melich Johann. Dem andenken Nikolaus Revai's . i 12 Paasonen H. Zur frage von der Urverwandtschaft der finnisch-ugrischen und indoeuropäischen sprachen 13 — 31 Ramstedt G. J. Etymologisches. Fi. talkkuna — russ. TOJOKHO mong. = f ab/V = afgh. tcilynn . 53 — 55 Setälä E. N. Kullervo—Hamlet. Ein sagenvergleichen- der versuch. III. Die finnischen Kullervolieder. IV. Über die personennamen der Kullervolieder: Kalevanpoika, Kalevipoeg 188 — 264 SiRELlus U. T. Über die primitiven Wohnungen der finnischen und ob-ugrischen Völker 55 — 128 Die zelte mit spitzem dach bei den permischen Völkern ^5 --63 Die zelte mit spitzem dach bei den Wolga-stämmen 63 — 67 Die zelte mit spitzem dach bei den Ostseefinnen 67 — 77 Vergleichender überblick über die zeltbauten mit spitzem dach 77—128 W ICHMAXX Yrjö. Zum Stufenwechsel im ungarischen. 31 — 53 1- kk - k 3^ — 39 2- PP ^ P 39—49 3- P — V 49—53 DEM ANDENKEN Nikolaus I^EVArs. Am 1. april 1907 » sind es hundert jähre gewesen, dass Nikolaus Revai starb. Während dieser hundert jähre hat sein rühm sich immer mehr verbreitet, sein name einen immer bes- seren klang gewonnen. Franz Kazincz\' nannte ihn „den grossen" und mehr als einer seiner bestrebungen hat er zum sieg verholfen. Die begeisterung des führers der Sprachneuerung ergriff auch den treuen jünger, Franz Toidy. Toldy schrieb stets mit grosser hingebung über Revai. In seinem wirken ge- wann er den beharrlichen agitator lieb, der sich bis zu seinem letzten atemzug in Worten und taten um die gründung einer ungarischen gelehrten gesellschaft bemühte, in seiner „Elabora- tior Grammatica Hungarica" bewunderte er den grossen syste- matiker und staunte in seinen „Antiquitates" den gründlichen kenner und den genialen Interpreten der alten ungarischen spräche an. Diese liebe, diese bewunderung und Verehrung spricht aus allen Schriften Toldy's, in denen von Revai die rede ist. Wir begegnen ihnen auch in seinem lehrbuch „A ma- gyar nemzeti irodalom törtenete" (= Geschichte der ungari- 1 Revai wurde nach einigen am 24. febr. 1750, nach andern am 24. febr. 1752 in Szent-Miklös, komitat Torontäl, geboren. Das datum seines todes ist der i. april 1807 (in Pallas Lexikon fälschlich der 11. aprilj. Melich. 2 J. sehen nationalliteratur) und nach ihm in all den werken, die studiert haben. aus Toldy's werken die ungarische literatur Nach Toldy muss bei den einzelnen sprachen der abfassung der spräche einer grammatik „eine gründliche durchforschung vorangehen, von deren quellen, den denkmälern, sich ausser Revai keiner träumen Hess .... [Revai] erkannte, dass es nicht ist die im munde des Volkes aufhabe der Sprachwissenschaft aufzunehmen und verdorbenen formen wahllos oder willkürlich lebendigen gesetze zu ermitteln, zu sanktionieren, sondern die geordnet und nach denen die spräche ihren stoff gebildet, der gesetze auch die verändert hat, und durch restaurierung Auf diesem wege wurde reinheit der spräche v/iederherzustellen. Sprachwissenschaft bei uns Revai der begründer der historischen das ausländ, und zugleich ein Vorgänger auf diesem gebiete für ungarischen Wissen- welches, mit diesem grossen schritt der Jahrzehnt später nach Re- schaft nicht bekannt, jene erst ein — vai's tode — schuf." diese unbedingte anerken- Es ist, als ob die neueren forscher nung von hundert jähren für zu masslos angesehen hätten und nach dem tode des als ob sie sie nicht dem zweiten säkulum Moses Ru- mannes als erbe lassen wollten. Moritz Szilasi und Würdigung, die sich binyi haben geäussert, dass jene zeilen die Revai fortgepflanzt nach Toldy in der ungarischen literatur über begrün- haben, auf einem Irrtum beruhen. Revai sei nicht der der histori- der dei historischen Sprachwissenschaft, die theorie schen grammatik sei nicht Revai's werk, an Revai's theorie sei nur das das wesentliche, dass die alte spräche besser sei als auffassung, die moderne. Revai fehle die sprachgeschichtliche bei den und was uns originell erscheine, das alles könne man deutschen romantikern und auch in Adelung's sprachwissen- schaftlichen arbeiten finden. So haben wir nach der bedingungslosen anerkennung die vergötterten unerbittliche aburteilung, so sehen wir den einst herabgezogen. Wir stimmen weder der einen noch der anderen ansieht übertrieben ist bei, denn wir glauben, dass die eine ebenso wie die andere. Um ein richtiges bild zu zeichnen, müssen wir Revai betrachten, wie er sich um die Verfeinerung, um die ausbildung der spräche bemüht und wie er, sprachwissen- Nikolaus Revai. schaftliche werke schreibend, sprachwissenschaftliche meinun- gen, Prinzipien erörtert und bei seinen erörterungen solche Prin- zipien anwendet. Revai ist nän-Jich nicht bloss Sprachforscher, sondern auch Sprachbildner, ja wir können fast sagen, er ist darum Sprach- forscher, um in dingen der Sprachpflege einen um so grös- seren, um so nachdrücklicheren einfluss ausüben zu können. Die ungarische literatur hatte nämlich im letzten viertel des 18. Jahrhunderts einen kräftigen aufschwung zu verzeich- nen. Dichter, schriftsteiler und gelehrte befleissigten sich die ideen und fortschritte des abendlands dem ungarischen publi- kum in ungarischer spräche zu verdolmetschen. Es gab je- doch weder eine einheitliche Schriftsprache noch eine einheitliche Orthographie. Der eine schrieb so, der andere so. Besonders fühlbar war der gegensatz zwischen den Schriftstellern aus Sie- benbürgen und aus dem eigentlichen Ungarn. Jene z. b. war- fen diesen vor, dass sie die objektive konjugation nicht richtig zu gebrauchen wüssten, dass sie die ik-konjugation nicht rich"- tig anwendeten. Diese Streitpunkte wurden in den damaligen grammatiken, sprachwissenschaftlichen werken und sonstigen literarischen erzeugnissen ausführlich behandelt. Wir finden diese fragen bei Damd Szabö v. Baröt. Franz Rosexbacher, Stefan Szent-Pali, Anton Böjthi, Franz Verseghy und anderen. Die wichtigeren Streitpunkte waren a) die verben auf ik, b) die objektive konjugation. c) die angäbe des plurals des besitzers bei dem gegenständ des besitzes (z. b. a szegenyek häz« 'das haus der armen' oder a szegenyek häzoÄ'). d) der gebrauch der passiven form des Zeitwortes (z. b. fogadtnfoff szolga statt fogadoff szolga 'gemieteter dienert \öltetett törtenet statt köl- töft törtenet 'erdichtete geschichte' usw.), e) ob vor den mit beginnenden j endungen j oder y zu schreiben ist (z. b. cso- da]ja oder csodälya, folyjon oder folylyon, atyja oder atytya usw.), f) kleinere fragen: ob das wort grof 'graf dem ei- gennamen vor- oder nachzustellen ist, ob szakacs/*o' 'köchin' oder szakacs/if' zu schreiben ist usw. Sehr schwer war es zu entscheiden, wer in diesen Streit- fragen recht hatte. Es gab für die Schriftsteller keine autorität, auf deren wort sie gehört, deren rat sie befolgt hätten. Man- che meinten, dass eine wissenschaftliche ungarische gramma- Melich. 4 J. darstellendes kri- tik oder ein „das innere vvesen der spraciie tisches lexikon" aller not ein ende machen könne. Andere dagegen dachten sich, dass eine zu gründende ungarische ge- lehrte gesellschaft die sache in die hand nehmen und in Ordnung bringen müsste. Auch Revai teilte alle diese bestrebungen. Viel bemühte er sich um die gründung einer ungarischen ge- lehrten gesellschaft, viel manuskript hinterliess er zu einem ety- mologischen Wörterbuch, er plante eine sprachwissenschaftliche Zeitschrift und schrieb seine grammatik der ungarischen spräche, von der auch zwei bände unter dem titel „Elaboratior Gram- matica Hungarica" 1803 (zum zweiten mal 1806) erschienen. Der dritte band blieb manuskript. Dieses manuskript hat die Ungarische Akademie der Wissenschaften jetzt zur erinnerung an Revai's tod herausgegeben, Sigmund Si'monyi besorgte es zum druck. In den bestrebungen also war Re\^ai mit seinen Zeitgenos- sen einig, was ihn aber bei seinen bestrebungen leitete, was für ihn eine untrügliche fackel war, das ist die alte ungaiische spräche. Revai hat geäussert, dass in grammatikalischen, auf die Sprachpflege bezüglichen fragen die alte spräche den aus- schlag gebe, ihren regelmässigen Sprachgebrauch müssten wir befolgen. Die „con.suetudo" der alten spräche, der „communis linguae usus" der alten spräche sei besser als der der moder- nen. Habe doch .schon X'arro gesagt, „consuetudo loquendi in motu est: itaque seiet fieri ex meliore deterior". Die autorität also, die Revai den Zeitgenossen als befol- genswertes beispiel hinstellte, ist die alte ungarische spräche. Sie müsse nachgeahmt, sie studiert werden. Diese liebe zur alten spräche hat Revai nicht von aus- ländischen Schriftstellern gelernt. Das ungartum in der mitte des 18. Jahrhunderts hatte vollauf die erfahrung machen können, dass von dem ungartum nur die Vergangenheit wertvoll war. Es kann auch nachgewiesen werden, dass es seit 1750 nichts ungewöhnliches in der ungarischen literatur war sich an das altungartum zu wenden, das altungartum als vorbild hinzu- stellen. In dem 1750 erschienenen lateinisch-ungarisch-slowa- kischen „Universae Phraseologiae Latinae Corpus" von Franz