Dorfblatt Oktober 2017
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Stadler Dorfblatt Ausgabe 5 / 2017 Oktober 2017 erscheint 6 Mal jährlich Sonntagschule im Windlacher Schulhaus Bis zum Bezug des Zentralschulhauses im Jahr 1952 hatte Windlach seine eigene Schule. Ein besonderer Anlass war über Jahre hinweg die Sonntag- schulweihnachtsfeier im grossen Schulzimmer. Bevor der Kindergarten Windlach das grosszügige Rauman- gebot nutzte, hatten immer wieder Mittelstufenklassen im Kindergarten im Windlacher Schulhaus Windlacher Schulhaus Unterschlupf gefunden. Windlacher Schulhaus, erbaut 1865 (Teil einer Postkarte) Das ehemalige Schulhaus Windlach ist wieder belebt – ein Rückblick und eine Momentaufnahme Ein Schulhaus und seine Geschichte Schulklasse auf der alten Treppe vor dem Windlacher Schulhaus, 1930 EDITORIAL Gut fünf Generationen sind im Windlacher Schul- haus, welches 1865 „für alle Zeiten“ gebaut worden war, ein und ausgegangen. Viele Einwohnerinnen und Einwohner erinnern sich wohl noch an Zeiten in diesem Gebäude: Da gab es grosse Klassen, welche auf der alten Treppe sitzend ernst in die Kamera guckten (vgl. Foto auf der Rück- seite). Und es gab Sonntage, an denen man mehr oder weniger andächtig den Erzählungen der Sonn- tagschullehrerinnen folgte und auf die legendären Weihnachtsfeiern mit viel Volk und dem Harmoni- umspiel von Jakob Bosshard hinfieberte. Und später verbrachten viele Mädchen und Knaben glückliche Gesprächsrunde, v.l.n.r.: Richi Kälin, Sarina Engelhard, Kindergartentage in dem grossen Zimmer mit den Julia Holzer, Franziska Meier, Stefan Beereuter, Ruth Beereuter Garderobe Esstisch in der Stube Säulen. Nach dem Erweiterungsbau des Zentralschulhauses, in dem neu die beiden Kindergärten untergebracht sind, hatte die Primarschule keinen Bedarf mehr für das Windlacher Schulhaus. Die Freude war gross, als der einheimische Stefan Beereuter mit seiner Frau Ruth das Haus kaufte und bekannt wurde, dass ein „Chinderhuus Windlach“ eingerichtet werden soll. Am 26. August war es dann so weit: Es fand ein Tag der offenen Tür statt, und am 4. September nahm das „Chinderhuus“ den Betrieb auf. Nach einem Treffen mit dem Vermieterehepaar Bee- reuter, der Betriebsleiterin Julia Holzer, den Kinder- betreuerinnen Franziska Meier und Sarina Engel- Leiterteam v.l.n.r.: Julia Holzer (Betriebsleiterin), Sarina Engelhard hard verfasste Richi Kälin einen Bericht (vgl. S.1-3), (Fachfrau Betreuung Kinder), Franziska Meier (Fachfrau Betreuung Kinder), Franziska Beyer (Fachfrau Betreuung Kinder), zwei Chin- Im behutsam renovierten und zweckmässig einge- derhuus-Gäste und Chinderhuus-Hund Bahlim Nasszellenbereich alter Holzkochherd in der neuen Küche richteten Haus kann nun weiterleben, was vor über 140 Jahren seinen Anfang genommen hat: Kinder dürfen spielen, basteln, lernen, allerlei Erfahrungen machen, und sie erhalten Zuwendung und professi- onelle Betreuung. Was könnte einem in die Jahre gekommenen Gebäu- de Besseres widerfahren! Verena Wydler Kuschel- und Büechliecke Kachelofen in der Stube Ruhebereich für die Leiterinnen Bei der Renovation des Hauses wurde auf eine ausgewoge- ne Balance zwischen alt und neu geachtet. Erhaltenswer- te Elemente wurden sanft sa- niert und in das neue Konzept Der Besitzer Stefan Beereuter mit zwei integriert. Die Räume sind seiner drei Töchtern zweckmässig und ansprechend eingerichtet – man fühlt sich rundherum wohl in diesem „neuen, alten Haus“. Büro Leitartikel 1 Neues Leben in alten Mauern – «Chinderhuus Windlach» Seit Anfang September 2017 gibt es auch im ehemaligen Schulhaus von Windlach, dank innovativer und so- zial eingestellter Privatpersonen, ein Angebot für die familienexterne Be- treuung von Kindern ab dem Alter von drei Monaten bis zum Eintritt in die Primarschule. Viele Einwohner- innen und Einwohner aus Windlach freuen sich, dass wieder Leben in die alten Mauern zurückgekehrt ist. Rückblick Bevor wir uns mit dem «Chinderhuus» befassen, werfen wir einen Blick zurück in die Vergangenheit dieses stattlichen Gebäudes. Windlacher Schulklasse 1906, Lehrer A. Hug Erstellt worden ist es in den Jahren Weiterhin ein Haus für Kinder 1865/66 durch die Gemeinde Wind- Ruth und Stefan Beereuter-Müller, Eigentümer des unmittelbar an die Liegenschaft lach auf Drängen der Bezirksschulple- angrenzenden Bauernhofes, haben vom Verkauf erfahren, und der Gedanke an die ge Dielsdorf, herrschte doch im alten, Zukunft des altehrwürdigen Schulhauses hat sie nicht mehr losgelassen. «Wir haben 1824 erstellten Schulhäuschen, bereits uns gewünscht, dass das Gebäude auch weiterhin einen öffentlichen Zweck erfüllen seit längerer Zeit akuter Platzmangel. und der Bevölkerung allenfalls in einem sozialen Bereich zur Verfügung stehen könn- Die grosse Schulstube im Erdgeschoss te», so Stefan Beereuter. Das Ehepaar hat deshalb mit der Primarschulplege und und die Wohnung für den Schulmeis- dem Schulleiter Kontakt aufgenommen. ter im 1. Stock würden nun, davon war man im Dorf überzeugt, für ewi- Verschieben wir nun den Schauplatz für kurze Zeit nach Bülach. Dort arbeitet Julia ge Zeiten ausreichen. Bis zu 80 Kinder Holzer als Teamleiterin der Stadtkrippe. Sie hat bereits seit einiger Zeit den Wunsch, von der 1. bis zur 8. Klasse wurden in eine eigene Kindertagesstätte aufzubauen und die Kinder zusammen mit einem diesem Schulhaus unterrichtet, wie ein kompetenten und einfühlsamen Team zu betreuen. «Kinder brauchen Gemeinschaf- Bild aus dem Jahr 1906 belegt (vgl. ten, in denen sie sich geborgen fühlen, Aufgaben, an denen sie wachsen und Vor- Foto rechts oben). bilder an denen sie sich orientieren können». Diesem Grundsatz von Prof. Dr. G. Hüther fühlt sich Julia Holzer verplichtet. Erste Bemühungen, für ihr Vorhaben, einen Diese «Ewigkeit» dauerte jedoch nur geeigneten Standort zu inden, sind jedoch ergebnislos verlaufen. bis zum Bau des neuen Zentralschul- hauses im Jahr 1952 und der damit verbundenen Zusammenlegung der dezentralen Primarschulen in Raat, Stadel und Windlach. Die Schulstube diente fortan als Kindergarten, und im Obergeschoss wohnte nicht mehr der Schulmeister, sondern die Familie von Heinrich Schmid «em Sattler-Heiri», dessen Ehefrau gleichzeitig als Abwar- tin tätig war. Die Erweiterung des Primarschulhauses und die damit verbundene Integrati- on der beiden externen Kindergärten hat im Sommer 2016 auch diese jahr- zehntelange Nutzung beendet. Mit ungewissen Folgen für das Schulhaus Windlach, hat doch die Primarschul- plege entschieden, das Gebäude zum Verkauf auszuschreiben, um mit dem Erlös die Kosten des Schulhauserweite- rungbaus etwas abzufedern. Windlacher Sonntagschulweihnacht 2 Leitartikel Glückliche Zusammenhänge Die Rolle der Vermittlerin zwischen dem Anliegen der Familie Beereuter und dem Wunsch von Julia Holzer gebührt Franziska Meier. Sie hat bis vor einigen Jahren in unserem Dorf gewohnt und auch nach dem Wegzug mit ihrer Familie als Fachfrau Be- treuung Kinder im Team von Julia Holzer gearbeitet. Beim Be- such der Schwiegereltern in Windlach hat sie vom Anliegen der Familie Beereuter erfahren, umgehend Julia Holzer informiert und den Kontakt nach Windlach hergestellt. «Es hät sofort g’funket», erzählen uns die Familie Beereuter und Julia Holzer. «Ich habe mich bereits bei der ersten Besichtigung in das gros- se Haus mit dem Spielplatz und der naturnahen Umgebung verliebt», bekennt Julia Holzer. Das Gebäude mit den vielen Räumen und grossen Fenstern sowie dessen Lage am Weg aus dem Unterland in Richtung Flughafen und Stadt Zürich machen Leitungsteam von l.n.r.: Sarina Engelhard die Liegenschaft zu einem idealen Platz für die familienergän- mit einem ersten Gast, Betriebsleiterin Julia Holzer, zende Betreuung von Kindern. Franziska Meier mit Hund Bahlim, Als Ergebnis vieler Gespräche und unter Beizug von Fachleuten, so die Beteiligten, hat man sich darauf geeinigt, dass die Familie Beereuter die Liegenschaft von der Schulgemeinde erwerben, sanft renovieren und entsprechend den Bestimmungen für den Betrieb einer Kindertagesstätte anpassen wird. Die Gemeindeversammlung der Primarschulgemeinde vom 9. Juni 2016 hat in der Folge den Verkauf an Stefan und Ruth Bee- reuter praktisch einstimmig genehmigt. Julia Holzer ihrerseits mietet nun die umgebaute Liegenschaft und betreibt darin mit ihrem Team, zu dem auch Franziska Meier gehört, das «Chin- derhuus Windlach». Ideale Liegenschaft und motiviertes Team Um eine Kindertagesstätte erfolgreich führen zu können, braucht es gemäss Julia Holzer eine geeignete Liegenschaft mit Räumen, die auf die zu betreuenden Kinder abgestimmt sind. Ein kompetentes und motiviertes Team sowie ein entsprechen- des Konzept mit klaren Aussagen und Hinweisen für die Eltern sind aber ebenso wichtig. Säuglinge haben andere Bedürfnisse als ältere Kinder, und alle erhalten im «Chinderhuus» eine Be- treuung und Unterstützung, welche auf sie abgestimmt sind. Pädagogisches Konzept Ein ausführliches Eltern-Dossier gibt Einblick in die Philoso- phie des „Chinderhuus Windlach“. Das Team arbeitet nach den neusten pädagogischen Erkenntnissen des kindlichen Lernens, Fühlens und Denkens, in den Bereichen der Naturpä- dagogik und dem Aufbau der Beziehungskompetenzen nach Jesper Juul und Gerald Hüther. Das „Chinderhuus Windlach“ vermittelt keine religiösen Werte und steht allen Kindern offen, unabhängig von deren sozialer, religiöser und kultureller Herkunft. Leitartikel 3 Erfolgreicher Start Zusammen mit Julia Holzer kommen auch einige Fachkräfte aus ihrem Bülacher Team nach Windlach, und ihnen allen ist ein familiäres Klima sehr wichtig. Die Mahlzeiten für die Kin- der werden in der eigenen Küche immer frisch zubereitet, und neben dem grosszügigen Spielplatz