Fritz Engbarth Von der Ludwigsbahn zum Integralen Taktfahrplan

160 Jahre Eisenbahnverkehr in der Pfalz

Teil 2

Hrsg.: Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Süd Ein Land spart Zeit – Neue Mobilität mit dem Rheinland-Pfalz-Takt Ein Land spart Zeit – Neue Mobilität mit dem Rheinland-Pfalz-Takt

Ein Land spart Zeit – Neue Mobilität mit dem Rheinland-Pfalz-Takt

Nach vielen Streckenstilllegungen Wir erinnern uns: Ab Mitte der 1970er Jahre erreichte die Stilllegungswelle auch in startete 1994 in der Pfalz ein neues Rheinland-Pfalz einen Höhepunkt. An den verlassenen Bahnsteigen ehemaliger Bahnzeitalter. Statt der Verab- Schnellzugstrecken wie Germersheim – Landau oder Monsheim – Langmeil wuchs schiedung des letzten Zuges wurde das Unkraut. Die landesweite Netzdichte erreichte 1990 einen Wert von lediglich mit der Linie Grünstadt – Eisenberg 0,069 km/qkm Fläche – grobmaschiger war Als Start in die neue Epoche kann der Einsatz der VT 628 gewertet werden. Bei einer Vorstellungsfahrt im Jahr 1987 traf er auf das Streckennetz nur noch in Schleswig- seinen Vorgänger, den ebenso robusten Schienenbus. erstmals abseits eines Verdichtungs- Holstein. Vereinbarung aufgenommen. Obwohl im schäftsführers des VRN, Werner Schreiner – raumes der Personenzugverkehr auf Mit der „Vereinbarung zwischen dem Land Norden des Landes die Eifelquerbahn noch mit dem Bau des Haltepunktes Neustadt- Rheinland-Pfalz und der Deutschen Bundes- im Januar 1991 den Personenverkehr verlor, Böbig der Schülerverkehr von der Straße auf einer zuvor stillgelegten Strecke bahn über die zukünftige Gestaltung des stellte die Vereinbarung einen wichtigen die Schiene verlagert. Im Jahre 1991 machte Öffentlichen Personennahverkehrs“ vom Schritt zur Erhaltung des Schienenverkehrs diese Bahnstrecke dann nochmals von sich wieder eingeführt. Fortan machte 9. Juni 1986 griff das Land nach dem Vorbild im ländlichen Raum dar. Mehrere Strecken, Reden, als der seit 1975 eingestellte Sonn- anderer Bundesländer erstmals aktiv in die wie die Queichtal- und die Lautertalbahn tagsverkehr zwischen Neustadt und Bad rheinland-pfälzische Eisenbahn- Nahverkehrspolitik ein. Die DB sicherte auf konnten letztlich vor der Stilllegung gerettet Dürkheim, später bis Grünstadt auf Initiative einem Grundnetz von 1 281 Kilometern die werden. der Kreisverwaltung Bad Dürkheim wieder politik mit dem Markenartikel Bedienung im SPNV (Schienenpersonen- eingeführt wurde. Finanziert wurde dieser nahverkehr) bis zum Jahre 1995 zu, bei Erste Ansätze für einen konzeptionellen Neu- Verkehr durch den Landkreis sowie die an Rheinland-Pfalz-Takt und der weiteren 325 Kilometern sollten vertiefende beginn konnten aber schon seit 1978 mit dem der Strecke gelegenen Kommunen. Untersuchungen zeigen, wie durch Ange- Nahverkehrsmodell „Mittlere Weinstraße” Reaktivierung von Eisenbahn- botsverbesserungen der SPNV langfristig beobachtet werden, im Rahmen dessen erst- Ab 1989 konkretisierten sich die Bemühungen, zu erhalten sei. Bei drei Strecken stimmte mals Busse und Züge entlang einer Regional- Neigetechnikzüge im rheinland-pfälzischen strecken Schlagzeilen. das Land einer Stilllegung zu, weitere drei strecke (Neustadt – Bad Dürkheim) aufein- Regionalverkehr einzusetzen, mit unter- Strecken wie zum Beispiel die Glantalbahn ander abgestimmt und der bisher parallele schiedlichen Fahrzeugtechniken wurden wurden wegen der zwischenzeitlich erteil- Busverkehr anders geführt wurde. Zuvor Testfahrten durchgeführt. Die DB bildete in ten Stilllegungsgenehmigung durch den wurde schon – ebenfalls auf Initiative des da- Darmstadt eine Projektgruppe „Nahverkehr Bundesverkehrsminister nicht mehr in die maligen Gymnasiallehrers und heutigen Ge- neu“: Nach Schweizer Vorbild sollte geprüft

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werden, ob im süddeutschen Nahverkehr Kauf eines Karlsruher Stadtbahnwagens ein „Integraler Taktfahrplan“ (ITF) möglich und eine Vielzahl kleinerer baulicher Maß- ist. Mit finanzieller Unterstützung u.a. nahmen gefördert. Mit einzubeziehen ist durch die Bundesländer Rheinland-Pfalz, die Finanzierung von 17, damals neuen Baden-Württemberg und Bayern erhielt das Triebwagen der Baureihe 628.4. Mit der Züricher Büro SMA den Planungsauftrag, Stationierung von insgesamt 35 Fahrzeugen mit den konzeptionellen Arbeiten am beim Betriebswerk Kaiserslautern konnte Rheinland-Pfalz-Takt zu starten. Für den gleichzeitig dessen Bestand abgesichert Teilbereich der Westpfalz hatte die dortige werden. Herauszuheben ist die Reaktivie- Planungsgemeinschaft schon 1990 ein rung der Strecke Eisenberg – Grünstadt ÖPNV-Rahmenkonzept vorgelegt, welches in der Pfalz. Obwohl ein Gutachten von sich nahe an die Kriterien eines ITF an- der Reaktivierung abriet, ließ sich die lehnte. Für den Untersuchungsteilraum Landesregierung von den Argumenten Nach 18 Jahren Stilllegung fahren seit 1994 wieder täglich Personenzüge zwischen Grünstadt und Eisenberg. Rheinland-Pfalz legte SMA die Ergebnisse örtlicher Kommunalpolitiker überzeugen: im Frühjahr 1993 vor: sie entwickelten für Am 26. Mai 1994 wurde die Strecke feierlich Konzept des Rheinland-Pfalz-Taktes insge- einigen Strecken im Westen und Norden die DB ein Konzept, wie mit optimiertem eröffnet. samt in Frage gestellt worden. des Landes das Angebot etwas verdichtet. Ressourceneinsatz Fahrpläne verdichtet Auf Betreiben des Landkreises Südliche und Strecken durch Direktzüge oder attrak- Alle Investitionen in den Oberbau wurden Die weitere Einführung des Taktes erfolgt(e) Weinstraße konnte zudem nach kurzer tive Anschlussverbindungen so miteinan- durch die Gebietskörperschaften und die in mehreren Schritten. Im Mai 1995 wurde Vorlaufzeit im September 1995 die Strecke der verknüpft werden können, dass nach Landkreise, die – zunächst provisorische – im Zuge der erweiterten Vorstufe der ITF Winden – Bad Bergzabern wieder in Betrieb Schweizer Vorbild ein landesweit vertaktetes Wiederherstellung der Bahnsteiganlagen auf alle linksrheinischen SPNV-Linien des genommen. SPNV-System entsteht. So konnten Anfang durch die betroffenen Kommunen finan- Verkehrsverbundes Rhein-Neckar ausgedehnt Dezember 1993 das Land und die DB den ziert. In den Folgejahren wurden die und die Strecke Grünstadt – Monsheim Zum Fahrplanjahr 1996/97 wurden die Vertrag über die Einführung der Vorstufe Bahnhöfe und Haltepunkte sukzessive auf reaktiviert. Gleichzeitig ging der schon für landesweit 22,10 Mio. Zugkilometer auf des Rheinland-Pfalz-Taktes zum Fahrplan- den Standard des Rheinland-Pfalz-Takts den Gesamtverkehr stillgelegte Abschnitt 28,76 gesteigert. Mit einer Angebotsaus- wechsel im Mai 1994 unterschreiben. gebracht. Das Engagement zahlte sich Eisenberg – Ramsen wieder in Betrieb, wo- weitung um etwa 30% setzte sich Rheinland- rasch aus: Schon ein Jahr nach der Reakti- bei die Standzeiten der Triebwagen in Eisen- Pfalz an die Spitze der Flächenländer. Die Vorstufe des vierung nutzten im Vergleich zum früheren berg zur kostengünstigen Bedienung der Auch beim Vergleich der Zugkilometer Rheinland-Pfalz-Taktes Busverkehr 124% mehr Fahrgäste das kleinen Nachbargemeinde ausgenutzt wer- im Nahverkehr pro Einwohner war das Land Kernelement der Vorstufe war die Aus- ÖPNV-Angebot. Die Befürworter der Bahn- den konnten. Mit dem Ausbau und der Ver- zumindest in der Spitzengruppe: Der Wert weitung des SPNV in den Früh- und Abend- reaktivierungen vor allem in der Politik legung des Haltepunktes Neustadt-Böbig von 7,42 wurde lediglich von Bayern über- stunden bei minutengenauer Vertaktung und in den Verwaltungen gingen damals wurde die Anbindung des dortigen Schul- troffen, der Bundesdurchschnitt lag bei 6,44. in stündlichen bzw. halbstündlichen Inter- ein hohes Risiko ein. Bei einem Scheitern zentrums an den ÖPNV und die Verknüp- Doch weitere Verbesserungen waren schon vallen auf ausgewählten Strecken in der dieser Streckenwiederbelebung wären fung der Hauptstrecke Kaiserslautern – beschlossen: Im September 1997 startete Vorderpfalz und in Rheinhessen. Ihre bundesweit viele Reaktivierungskonzepte Mannheim mit der Zweiglinie Neustadt/W – die durch Wörth und mit der Einführung wurde durch Zuschüsse für den in der Schublade verschwunden und das Grünstadt verbessert. Außerdem wurde auf Schienenstrecke Winden – Wissembourg

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Bahnhof Grünstadt gestern und heute: das Bild oben zeigt den Bahnhof im Zustand der frühen 90er Jahre. Bei der Wieder- einführung des Sonntagsverkehrs zwischen Bad Dürkheim und Grünstadt fuhren Sonderzüge, darunter eine Diesellok vom Typ V 60 mit den Wagen des Kuckucksbähnel. Das Foto unten zeigt den Umweltbahnhof nach der Fertigstellung im Jahr 2004: Nun kann man bequem auf dem gleichen Bahnsteig vom Bus in den Zug und umgekehrt umsteigen (Aufnahmen: Michael Heilmann). Auch die Strecke Grünstadt – Monsheim war lange stillgelegt. Heute verknüpft sie das Rheinhessennetz mit den Bahnlinien an der Weinstraße.

wurde am 1.3.1997 die erste grenzüber- Nahverkehrs. Zwei Zweckverbände tragen schreitende Bahnverbindung zwischen der seit 1996 die Verantwortung für die Nah- Pfalz und dem Elsass wieder reaktiviert. verkehrsangebote auf der Schiene – Mitglie- der sind mit je einer Stimme die Landkreise

Mit neuen klimatisierten Doppelstockwagen wurde ab 1996 der pfälzische Nahverkehr modernisiert. Auf der organisatorischen Ebene stellte und kreisfreien Städte sowie das Land. Der Zu Beginn mussten aber alte Elloks aushelfen, weil nicht genügend moderne Maschinen zur Verfügung standen das Land über das Nahverkehrsgesetz die Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (Aufnahme in Ludwigshafen Hochbahnsteig). Weichen für eine echte Regionalisierung des Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV-Süd) nahm

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Weil die DB den Interregio abschaffte, entstanden Angebotslücken auf der Ludwigsbahn. Deshalb bestellt der Zweckverband schnelle Regionalexpresszüge als Ersatz. Sie wurden zu Anfang sogar mit rot lackierten Interregio-Wagen und einer Intercity- Lok bespannt (Aufnahme in Einsiedlerhof-Vogelweh).

Neigetechnikzügen ein attraktives Regionalexpress- zugnetz zu schaffen. In Bay- ern fuhr ab 1992 der VT 610 mit italienischer Pendeltech- nik. Aus Kostengründen setzten die und der Hersteller Adtranz für künftige Neigetechnik- züge auf eine neue Technik, die aus dem Panzerbau ab- geleitet wurde. Zunächst Seit 1997 fahren die Stadtbahnen durch Wörth – zehn Jahre später steht die fuhren die VT 611 ab Sep- Erweiterung des Netzes in Richtung Germersheim vor der Tür. Bei der damaligen tember 1996 auf der Nahe- Eröffnung waren alle in Feierlaune (Aufnahme: AVG). strecke Saarbrücken – Bad seinen Sitz im Kaiserslauterer Hauptbahn- Kreuznach – Frankfurt, ein Jahr später auch hof und gestaltet den regionalen Bahnver- zwischen Kaiserslautern und Karlsruhe. Im kehr für die Pfalz und Rheinhessen. Praxisbetrieb entpuppte sich dieses Fahr- zeug leider als untauglich. Es war der Flop durch nicht ausreifte Technik: deutschen Industrie nicht gelungen, eine Der Neigezug VT 611 dem „echten Pendolino“ ebenbürtige Schon Ende der 1980er Jahre gab es erste Technologie zu entwickeln. Auf manchen Überlegungen, in Rheinland-Pfalz mit Strecken sank die Nachfrage – trotz eines

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außerordentlichen Engagements vor allem geworden. Eine tragende Säule bilden der Eisenbahner im Betriebshof Kaisers- die attraktiven Tarife, der in den ver- lautern – vorübergehend um 10%. Nach gangenen Jahren schrittweise aufge- mehreren Außerbetriebnahmen, Aufent- bauten Verkehrsverbünde in der Pfalz, halten beim Hersteller (sogenannte „Roll- insbesondere die des Verkehrsverbundes kuren“) und anderweitigen Rettungsver- Rhein-Neckar sowie die Tarifangebote der suchen wurden die 611 zunächst durch deutschen Bahn. Das schon legendäre die neueren 612 ersetzt. Wochenendticket wurde bald durch ein Freizeit- und Shopping-Ticket für Wochen- Am Vormittag des 21. Juni 2003 verlies tage ergänzt, heute heißt es schlicht mit 611 003 der letzte der vormaligen Rheinland-Pfalz-Ticket. Pannenzüge die Pfalz, um fortan von Ulm aus ein- gesetzt zu werden. Auch Bis zur Einführung der S-Bahn fuhren ehemalige Reichsbahnloks mit modernen Doppelstockwagen auf der Ludwigsbahn. der Nachfolgetyp 612 erfüllte nicht alle Wünsche der Bahn und ihrer Kun- den. Heute fahren beide Fahrzeugtypen zwar weit- gehend störungsfrei, ein bogenschneller Einsatz der VT 612 in der Pfalz wird wegen anhaltender techni- scher Probleme voraus- sichtlich erst wieder ab Dezember 2008 möglich sein.

Die Runderneuerung des Bahnverkehrs Allein durch die dichteren Fahrpläne wäre der Rheinland-Pfalz-Takt (Motto: „Jede Stunde jeder Beides ist Geschichte: Der 611 ist aus der Pfalz verschwunden und die Formsignale in Neustadt wurden in der Nacht vom 15. auf den 16. Mai 1999 durch modernste Elektronik ersetzt. Nur das markante Reiterstellwerk Bahnhof an allen Tagen der Schon bald nach Einführung des Rheinland-Pfalz-Taktes wurde ein Netz steht noch – funktionslos. Woche“) kaum so erfolgreich attraktiver Wochenendausflugszüge geschaffen.

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befahren. Hinzu kommt die Strecke Enkenbach – Kaiserslautern, die offiziell nie stillgelegt war und zur Verkürzung der Fahrzeit zwischen der Westpfalz und Bingen wieder (ohne Zwischenhalte) planmäßig genutzt wird. Bestandteil des Netzes sind auch drei Der Elsaß-Express verbindet Mainz mit der Weinstraße und Wissembourg. Im Jahr 2000 fuhr kurzzeitig die Lok 218 418 Kilometer Neubaustrecke in Sonderlackierung durch die Pfalz und wurde prompt von den Lokführern „bunte Kuh“ genannt. im Stadtgebiet von Wörth Die Untersuchung von sma aus dem Jahr 2004 zeigte: Sowohl zur Anbindung an das Karls- an Wochentagen wie auch am Wochenende steigen deutlich mehr Menschen als 1993 in den Rheinland-Pfalz-Takt ein. ruher Stadtbahnnetz und die Unter konzeptioneller Federführung der Neu- und Wiedererrichtung Zweckverbände, der Kommunen und des von neun Haltepunkten an Landes startete zudem die Modernisierung bestehenden Strecken. Des der Bahnhöfe und Stationen. Der weitest- Weiteren wurde ein bundes- gehende Planungsansatz waren die soge- weit einmaliges Netz von nannten Umweltbahnhöfe. Aus zahlreichen Ausflugszügen eingerichtet, Bewerbungen wurden neben Bullay und das Verdichtungsräume mit Niederlahnstein im Norden Monsheim touristisch interessanten und Grünstadt im Süden als Modellprojekte Regionen umsteigefrei ver- ausgewählt. Ziel war es, verkehrsplanerische bindet. Positiver Neben- Elemente mit ökologischen Kriterien effekt dieser Züge ist, neben zusammenzufügen. der Gewinnung von neuen Bahnkunden, der Erhalt vom Ergänzt wurden die verbesserten Angebote Abriss bedrohter Infrastruk- durch eine massive Werbekampagne. In turen, allen voran die Kurve noch nie erreichtem Maße wurden Bürger östlich von Hochspeyer zur mit Flyern und Postwurfsendungen über die Nach dem Erfolg der Re- samtlänge von 62 Kilome- Direktführung der beiden neuen Angebote auf der Schiene informiert aktivierung nach Eisenberg tern reaktiviert, weitere drei Wochenendzüge zwischen – selbst mit witzigen Werbespots in den folgten bald neue Strecken: Strecken mit einer Gesamt- der Südpfalz und Koblenz.

Auf der Zellertal fahren seit einigen Jahren Ausflugszüge. Kinos wurde der Grundstein für den hohen Allein in der Pfalz wurden länge von 44 Kilometern Sie kommt auch dem Kalk- An den Resten des Überführungsbauwerkes der Strecke nach Bekanntheitsgrad des Rheinland-Pfalz-Taktes fünf Strecken bzw. Strecken- werden planmäßig im zug zwischen der Hunsrück- Alzey erreicht ein Triebwagen der Eurobahn den Bahnhof Marnheim. gelegt. abschnitte mit einer Ge- Wochenendausflugsverkehr bahn und der BASF zugute

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und sollte nach Planungen der Bundesbahn wer den geringsten Zuschuss für die Be- sind. Das Ergebnis war schon längst nicht mehr existieren. dienung der Linien benötigt. Vorgegeben eindeutig: Die Angebots- waren Mindestanforderungen an die Fahr- ausweitung betrug 67 %, Konkurrenz belebt das Geschäft zeuge wie zum Beispiel barrierefreie Ein- die Zahl der Reisenden stieg Die ersten Schritte zur Angebotsverbes- stiege und natürlich der Fahrplan auf Basis um 97 %. Beim Vergleich serung wurden alleine mit der Deutschen des Rheinland-Pfalz-Taktes. Die Verbindung der einzelnen Strecken fällt Bahn AG, sowie, im Fall der Stadtbahn Wörth, Pirmasens – Bingen über Kaiserslautern ge- auf, dass die Bahnlinien in mit der Karlsruher Albtalbahn umgesetzt. wann die Deutsche Bahn. Die Strecke nach der Pfalz einen überpropor- Andere Anbieter gab es zu Beginn der Regio- Kusel wird seit 2000 von der Transregio be- tionalen Reisendenanstieg nalisierung nicht. Um günstigere Preise und dient, eine teilweise kommunale Bahn, die zu verzeichnen hatten – ein bessere Angebote zu erhalten, schrieb der heute mittelbar im Besitz der Stadt Düssel- Trend, der sich bis zum Zweckverband Süd Ende der 90er Jahre die dorf und zweier französischer Unternehmen heutigen Tage, insbesondere Vor allem durch die Einführung stündlicher Regionalexpresszüge haben sich die Fahrgastzahlen ersten Strecken europaweit aus: Den Zu- ist – darunter dem staatlichen Betreiber der durch die S-Bahn Rhein- zwischen Neustadt/W und Karlsruhe mehr als verdoppelt. schlag für die Alsenzbahn und die Strecken Pariser Metro. Für die Reaktivierung der Neckar fortgesetzt hat. nach Kusel bzw. Pirmasens sollte erhalten, Strecke Alzey – Kirchheimbolanden stand von Anfang an die private Eurobahn – heute Herausragendes Beispiel ruhe, die durch die Ein- gerechtes Angebot im Ver- Rhenus Veniro – zur Verfügung. Als die Bahn ist auch die Schienenstrecke führung des stündlichen gleich zur parallelen Auto- AG diese Linie loswerden wollte, griff die Neustadt – Landau – Karls- Regional-Express ein markt- bahn erhalten hat. damalige Bahngesellschaft Waldhof zu. Mit dem Kauf der Strecke sicherte sie zunächst die Güterzugbedienung, ab 1999 fuhren auch Personenzüge. Die Schotterzüge sind heute Geschichte, aber der Personenverkehr ist auch hier eine kleine Erfolgsstory.

Bilanz nach 10 Jahren: Fast doppelt soviel Fahrgäste wie zuvor. Mitte der 1990er Jahre wurde erwartet, dass bei einer Ausweitung des Angebotes um 82 % der Fahrgastzuwachs 66 % betragen werde. Anlässlich des 10-jährigen Jubiläums des Rheinland-Pfalz Taktes im Jahre 2004 prüfte der Schweizer Gutachter SMA im Auf- Am Haltepunkt Altenbamberg an der Alsenzbahn hat sich trag des Zweckverbandes Schienenpersonen- in den letzten Jahren nicht viel verändert. Nur der Zug ist seit Mai 2000 klimatisiert und hat ein Niederflurteil zum nahverkehr Rheinland-Pfalz Süd, ob die Prog- bequemen Einsteigen. nosen zur Fahrgaststeigerung eingetroffen Ein moderner Talent-Triebwagen auf der Alsenzbahn unterhalb der Altenbaumburg.

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Abgelöst – Das Ende der V 100 in der Pfalz

Seit Mai 2000 gibt es in der Pfalz Jahrelang ersetzten die V 100 in der Pfalz andere Baureihen. Vornehmlich Dampfloks. keine planmäßigen Einsätze der Zunächst machten sie die P 8 und 86er ar- beitslos, danach die verbliebenen Dampfloks markanten Dieselloks vom der Baureihen 023 und 050-053. In den acht- ziger Jahren übernahmen sie die Leistungen Typ V 100 mehr. Die Ablösung der Speichertriebwagen 515 oder auch der Schienenbusse. Über 30 Jahre lang waren sie 212 176 war im Rübenherbst 1987 morgens bei Mörlheim unterwegs. der Dampfloks wurde selbst auf jeder, wirklich jeder Bahnstrecke der Pfalz zu finden. Ob auf der traditionsreichen und Secundärbahnen wie der Bachbahn am Schalter stand: „Tja, die 082 fährt im abgelöst. Alsenzbahn, der nicht minder geschichts- nach Reichenbach. Vom Rangierdienst über Hunsrück, die 085 steht in der Werkstatt trächtigen Maximiliansbahn oder auf den „Unterwegszug“ (aktueller Titel: Cargo- mit Kühlwasserverlust, aber die 113 können ehemaligen pfälzisch/bayerischen Vizinal- Bedienung), Nahverkehrszug, Regional- wir auf den Unterwegszug ins Lautertal bahn bis hin zum ausgewachsenen : schicken“. Nach Abgabe einiger wendezug- Die V 100 zog und schob alles. Bei schweren fähiger 212 nach Wuppertal blieben 1986 Zügen oder steilen Strecken eben im Doppel- noch drei V 100 in der klassischen roten pack. Ob Rüben zur Zuckerfabrik, Schotter Diesellokfarbe übrig: 211 082 und 085 sowie aus Rammelsbach und Bedesbach oder die 212 113. Die Restlichen trugen den wenig Militärzüge zum Flugplatz Ramstein: Kein attraktiven blauweißen Lack. Anschluss war vor ihr sicher. Selbst vor den Opelzug zwischen Einsiedlerhof und Dieses Trio blieb dem Einsatzplan selten Rüsselheim spannten sie die Lauterer treu. Und nicht immer waren schlechte Lokleiter gelegentlich – planmäßig eine Bremsen oder Kühlwasserverlust die Ur- Aufgabe der kräftigeren 218. Die V 100 war sache. Gab es besondere Leistungen zu eine robuste Mehrzwecklok – und beim fahren, wunderte sich mancher Lokführer Personal beliebt. schon ein wenig, warum er morgens in Lauterecken ohne plausiblen Grund die Lok Doch nicht nur dort. Es dauerte nicht tauschen sollte. Gewissermaßen Stamm- lange, da wussten die Disponenten genau, leistungen waren natürlich die Schotterzüge warum da schon wieder ein übermüdeter auf der Kuseler Strecke. Vor allem bis zur Am 24. April 1987 war 212 113 vom Bw Kaiserslautern im Glantal bei Godelhausen unterwegs. Eisenbahnfreund morgens um halb sechs Umstellung auf den signalisierten Zugleit-

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211 085 verlies im Februar 1988 den neuen Fehrbachertunnel kurz vor Pirmasens. Rechts danaben das schon etwas Im Sommer 1990 wurde die Lok für den abendlichen Güterzug planmäßig einem 628 vorgespannt, um eine Leerfahrt zu zugewachsene Portal des alten Fehrbachertunnels. sparen. Die Aufnahme entstand an der Einfahrt zum Güterbahnhof Pirmasens, der längst nicht mehr existiert.

betrieb 1989 hatte der Abschnitt Altenglan – Millenniumsjahr nicht besonders en vogue dau, wo 1962 insgesamt 15 Loks direkt ab Landauer 211, so die neue Bezeichnung Glan-Münchweiler als Teilstück der Glantal- sein, aber die antiquierte Dampfheizung Werk eintrafen. Zum Bw Ludwigshafen der Loks mit dem 1100 PS Motor. Heraus- bahn den Flair vergangener Zeiten: Zwei- machte eben schneller warm – und damit kamen ebenfalls werksneu mehrere V 100, ragend war der Einsatz vor den Eilzügen gleisig, Telegraphenleitungen, Formsignale weniger Krach. die später auch nach Landau sowie nach Mainz – Zweibrücken durch das Glantal: Die und idyllisch gelegene Schrankenposten. Kaiserslautern und Mainz versetzt wurden. umsteigefreien Verbindungen von Mainz in Nostalgie pur. Nun müssen wir auf die mollige Wärme In Landau waren zeitweise 35 Loks dieser den 144 Kilometer entfernten westlichen verzichten, aber nicht nur auf sie. Mit dem Baureihe zu betreuen. Zipfel der Pfalz hielten sich fast 15 Jahre Und da war im Januar 2000 noch der An- markanten Vorbauten repräsentierte die bis Mai 1978 und wurden als Wendezug mit wohner in Kusel, der sich an den laufenden V 100 eben die Eisenbahn von früher. Fast Das Bw Kaiserslautern erhielt im Februar Zweibrücker Personal und Mainzer 212 ge- Motoren der 218 störte. Um im Winter die immer pünktlich und bei Schäden konnte 1965 seine ersten V 100. Zunächst kamen fahren. 212: Das war die ab 1968 übliche Reisenden nicht in eiskalte Silberlinge jagen der Lokführer notfalls etwas richten. Mit sieben Loks aus Ludwigshafen, im Mai 1966 Bezeichnung der Loks mit einem 1 350 PS zu müssen, sollte die Lok vor der Abfahrt die Schraubenschlüssel und großem Hammer folgten elf weitere. Doch schon Ende Mai starken Motor. Wagen heizen – logischerweise mit laufen- kommt man heute auch bei noch so talen- 1967 gab die Werkstatt die Maschinen nach dem Motor. Und weil er sich sogar polizei- tierten Sprintern oder Shuttles nicht weiter. Mainz und Landau ab. Die Lok- und Perso- Mit dem Abzug der Dampfloks kehrten liche Unterstützung gegen diese ungebühr- naldisponenten hatten hingegen weiter mit die V 100 in das Bw Kaiserslautern zurück. liche Störung der pfälzischen Nachtruhe Der Einsatz in der Pfalz ihr zu tun. Pirmasens und Bingerbrück über Ein erster Laufplan für fünf Loks, gültig holte, kam eben fortan die gute alte V 100 Alle verbliebenen pfälzischen Bw beheimate- die Alsenzbahn, Sobernheim über die Glan- ab 12. Januar 1975, brachte die 211 vor Güter- sprichwörtlich zum Zuge. Das mochte im ten V 100. Den Anfang machte das Bw Lan- talbahn, Kusel und Reichenbach wurden von und Personenzügen u.a. nach Kusel,

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der Haardt. Sie bespannten regionale so nicht mehr. Nach fast genau 20 Jahren gekaufte Maschinen vor Arbeitszügen oder Güterzüge (sogenannte Übergabezüge) auf gab das Bw Kaiserslautern zum 1. Januar Gütertransporten zum Einsatz. Aber vor den Strecken rund um Landau sowie 1995 seine letzten V 100 an das Bw Saar- Silberlingen im Lauter- und Alsenztal, einen Schülerzüge im Bereich Neustadt/W. brücken ab. Für immer. Wendezug durch die Weinberge in der Vor- Außerdem zogen sie Personen- und derpfalz schiebend, mit zwei Kohle- oder Güterzüge auf der Hauptbahn zwischen Ab und zu fährt auch heute noch eine vollbeladenen Rübenwagen pfeifend über Schifferstadt und Wörth. Nicht vergessen Bundesbahn-V 100 in der Pfalz. Zwar hat die verrostete Anschlussgleise rumpelnd, diese sind die Rübenzüge im Herbst nach Bahn AG nun auch in anderen Betriebswer- Zeiten sind vorbei. Wegen des Zugunglücks am Heiligenbergtunnel Grünstadt und zur Zuckerfabrik Neuoff- ken diese Loks abgestellt, so dass außer- am 28. Juni 1988, bei dem eine Frau starb, mussten alle stein. Saarbrücker 212 wurden in der Pfalz planmäßige Ausflüge Saarbrücker Loks zum Und die Zeiten, in denen man mit dem Züge über Enkenbach umgeleitet werden. Mit einem nach Paris am Haken fuhr 212 282 durch den zunächst nicht eingesetzt, dafür gab es die Rangierbahnhof Einsiedlerhof seit Dezember Lokleiter einzelne Lokeinsätze ausknobeln Bahnhof Eselsfürth. Lauterer Loks. Ab Sommerfahrplan 1994 2004 ebenfalls Geschichte sind. Doch konnte, sowieso. fuhren sie erstmals mit Wendezügen durch mitunter kommen von privaten Bahnen Pirmasens und auf die Alsenzbahn. Sogar die Südpfalz und von da an gerieten die an- einen planmäßigen gemeinsamen Einsatz gestammten Einsatzgebiete durcheinander. mit einer Dampflok vor einem Güterzug Karlsruher Maschinen fuhren plötzlich nach Lauterecken gab es noch. Nach und bis Saarbrücken, für die Güterzüge im nach wurde der Bestand beim Bw Kaisers- Hunsrück gab Kaiserslautern Loks lautern – das mittlerweile zum Mutter-Bw nach Darmstadt ab. für die Diesellokunterhaltung in der Direkti- on Saarbrücken erhoben war – auf knapp Im September 1994 trat der letzte eigene 40 Maschinen erweitert. Im Gegenzug ga- 212-Plan beim Bw Kaiserslautern in Kraft: ben die Bw Simmern im Hunsrück und Insgesamt nur noch drei Loks wurden für St. Wendel im Nahetal die V 100-Wartung Güterzüge nach Pirmasens, Lauterecken auf. 1988 – das Bw Landau hatte seine letz- und Rockenhausen benötigt und machten ten V 100 schon nach Karlsruhe abgegeben, sich vor Regionalbahnen nach Kusel nütz- gab es wegen des bevorstehenden Einsatz lich. Möglich wurde dies vor allem durch der neuen Triebwagen der Baureihe 628 ein den Einsatz der neuen 628 auf nun allen regelrechtes Umbeheimatungskarussel. Die Personenverkehrsstrecken der Pfalz. Außer- 211 verschwanden aus Kaiserslautern, dafür dem wurden einzelne Züge fortan mit der schickten Karlsruhe und Giessen Ersatz in größeren 218 bespannt, im Rangierdienst Form der stärkeren 212. kamen verstärkt V 60 und V 90 zum Ein- satz. Nicht zu vergessen, der Rückzug von Letzte Einsätze DB Cargo aus der Flächenbedienung. Die Die Karlsruher 212 bedienten neben dem 212 wurden kaum noch gebraucht – und An einem nebligen Oktobertag im Jahr 1988 erreichte eine Kaiserslauterer V 100 Rehweiler im Glantal. nordbadischen Raum die Strecken östlich altrote Loks gab es 1994 in der Pfalz sowie-

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S-Bahn Rhein-Neckar – Residenzstädten Bruchsal und Karlsruhe. strecken nach Germersheim und Homburg/ Ungebrochen ist ihre Beliebtheit: Obwohl Saar. Dort haben sich seit Dezember 2006 Die Erfolgsstory wird fortgesetzt das Angebot in Rheinland-Pfalz gegenüber innerhalb weniger Monate bereits 19 bzw. den vorher geltenden Fahrplänen nur un- 23% mehr Menschen für die Bahn ent- wesentlich erweitert wurde, stiegen die schieden. Umgerechnet bringen allein Sechs Millionen Zugkilometer pro Jahr Erfolgszahlen. Die S-Bahn ist zum Vorzeige- Fahrgastzahlen auf den S-Bahnlinien nach diese beiden Erweiterungen 350 bzw. auf 290 Bahnkilometern, 40 moderne produkt im Rheinland-Pfalz-Takt und in der Kaiserslautern und Speyer seit Dezember 1 000 Kunden mehr – pro Tag. S-Bahntriebwagen, 77 moderne Stationen, Metropolregion Rhein-Neckar avanciert. 2003 um mehr als 35% - ein Erfolg, der im ca. 98% Pünktlichkeit und täglich Wesentlichen in der hohen Pünktlichkeit, Die Geschichte des, in seiner Vorbereitungs- 75 000 Fahrgäste – so würden vielleicht Seit dem 14. Dezember 2003 verbindet die den modernen Fahrzeugen und Bahnhöfen zeit amtlich als „Nahschnellverkehr Rhein- Statistiker die S-Bahn Rhein-Neckar be- S-Bahn Rhein-Neckar den Verdichtungsraum sowie den attraktiven Tarifen des Verkehrs- Neckar“ bezeichneten Konzepts reicht bis in schreiben. Doch das neue Nahverkehrs- Ludwigshafen/Mannheim/Heidelberg mit verbundes Rhein-Neckar begründet sein die frühen 70er Jahre zurück. Der siebt- produkt zwischen Saarland und dem nord- der Vorder- und Westpfalz, dem Neckartal dürfte. Fortgesetzt hat sich dieser Trend größte Ballungs- und Verdichtungsraum in östlichen Baden bietet mehr als nackte und Osterburken sowie den früheren auch entlang der jüngsten Erweiterungs- Deutschland war viele Jahre der einzige ohne S-Bahn-System. Erste konkrete Schritte für die S-Bahn Rhein-Neckar wurden schon 1978 mit einer Regionalverkehrsuntersu- chung eingeleitet. Wegen der geringeren Investitionskosten gaben die Gutachter einer auf dem vorhandenen Streckennetz der DB, unter Einbeziehung der Teilstrecke Heidelberg – Neckargemünd, den Vorzug. 1980 und 1983 wurden entspre- chende Zielbestimmungen in die Landesent- wicklungspläne der Länder Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg aufgenommen. Doch dem verheißungsvollen Auftakt drohte ein jähes Ende, als der damalige Bundesver- kehrsminister Dollinger mit seinen „Leit- linien zur Konsolidierung der Deutschen Bundesbahn vom 23. November 1983“,

Die Grafik macht es deutlich: Obwohl schon der Rheinland-Pfalz-Takt ab 1994 fast zur Verdoppelung der Nachfrage auf der Ludwigsbahn führte, stieg durch die Einführung der S-Bahn die Zahl der Reisenden nochmals an.

82 83 S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt

mit verschiedensten Vor- schlägen das Projekt über die Jahre voranbrachte. Seit der Gründung der Tarifge- meinschaft Rhein-Neckar im Jahre 1973 war so die ver- kehrliche und tarifliche Inte- gration des ÖPNV mit Bussen und Bahnen im Rhein-Neckar- Raum weitgehend parallel vorangetrieben. Als offiziel- Kurz vor Neustadt fahren die S-Bahnen unterhalb der Wolfsburg vorbei. ler Start für den S-Bahnbau gilt die Grundsteinlegung für die zweite Rheinbrücke Mannheim/Ludwigshafen am 15. November 1997. Sie ist, gemeinsam mit dem benachbarten neuen Halte- punkt Ludwigshafen Mitte, das bauliche Kernstück des Projektes. Der Bau- und unter anderem mit dem Verzicht auf neue Region besser für den SPNV erschlossen Finanzierungsvertrag für S-Bahn-Projekte, die Schulden der Bundes- werden. Im August 1987 gab sie die Nutzen- den Infrastrukturausbau auf bahn reduzieren wollte. Angesichts der Kosten-Untersuchung für eine „Regional- beiden Seiten des Rheins Zweifel des Bundesverkehrsministeriums an bahn Rhein-Neckar“ in Auftrag – inklusive wurde erst im Jahr zuvor Die Grafik zeigt, dass mit der Einführung der S-Bahn die der „S-Bahn-Würdigkeit“ der Rhein-Neckar- der Neckartalstrecke bis Eberbach. Dabei unterzeichnet. Fahrgastzahlen auf der Ludwigsbahn nochmals deutlich Region sah die Anfang 1983 in Auftrag ge- wurde ein Stundentakt mit Verdichtung zum angestiegen sind. gebene betriebliche Feinuntersuchung durch Halbstundentakt in der Hauptverkehrszeit Nachdem in der Westpfalz die Universität Hannover lediglich eine Linie berechnet. ab 1998 erste gute Erfahrun- treten: Zum einen handelte Rheinland-Pfalz, Baden- zwischen Neustadt/W bzw. Speyer und gen mit der europaweiten es sich damals um das Württemberg und Hessen Wiesloch-Walldorf über Heidelberg vor. Die Zur treibenden Kraft für die Umsetzung der Vergabe von Schienenver- größte kontinentaleuro- abgestimmt werden. DB veröffentlichte im Mai 1987 das Konzept S-Bahn-Planungen wuchs indes der im De- kehrsleistungen gesammelt päische Vergabeverfahren, der „City-Bahn Rhein-Neckar“: Mit zwei zember 1989 gegründete und drei Landes- werden konnten, wurde zum anderen mussten die Das ausgeschriebene Ästen von Neustadt/W bzw. Speyer nach grenzen überschreitende Verkehrsverbund mit der Ausschreibung der Verdingungsunterlagen Streckennetz umfasste die Wiesloch-Walldorf bzw. von Lampertheim an Rhein-Neckar VRN mit seinem damaligen S-Bahn Rhein-Neckar zwischen den Aufgabenträ- Linie von Kaiserslautern der Riedbahn bis nach Waghäusel sollte die Geschäftsführer Dr. Wolfgang Wagner, der bundesweit Neuland be- gern in den Bundesländern über Heidelberg nach

84 85 S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt

S-Bahn durchfährt Frankenstein. Der Haltepunkt Frankenstein wurde barrierefrei umgebaut, das frühere Empfangsgebäude wartet hingegen auf den Fortgang der Sanierungsarbeiten.

Mosbach und Osterburken (Linie S 1, den neuen S-Bahnfahrzeugen konnte ein schaft Transregio/Connex, ihren Einspruch das die positiven volkswirtschaftlichen Nut- Ab-schnitt Neustadt – Mosbach S 2). Die barrierefreier Ein- und Ausstieg ermöglicht zurückzog, wurde im Dezember 2001 der zen der Verlängerungen bestätigte. Hinzu S 4 verband zunächst Speyer, seit Dezember werden. Dies hat insbesondere dazu geführt, Zuschlag erteilt. Nun konnten die Betriebs- kam noch der badische Abschnitt über 2006 auch Germersheim mit Mannheim, dass viele Fahrgäste mittlerweile ihr Fahrrad vorbereitungen beginnen. DB Regio und ihre Mosbach hinaus nach Osterburken, der Heidelberg und Bruchsal. Als S 3 werden oder Kinderwagen im großen Mehrzweckab- Schwestergesellschaft Station & Service ohne direkte Bundeszuschüsse realisiert heute die von Germersheim über Mannheim teil mitführen. Um die Zahl der Sitzplätze an hatten nur noch rund 700 Tage Zeit, die wurde. Neben dem Ausbau der bestehenden und Bruchsal hinaus bis nach Karlsruhe die Nachfrage anzupassen, werden, vor S-Bahn auf die Gleise zu setzen. Stationen wurden mehrere neue Halte- fahrenden Züge bezeichnet. Im Berufs- allem in Neustadt, Mannheim und Heidel- punkte eingerichtet: In der Pfalz, wie schon und Schülerverkehr wird bedarfsorientiert berg sowie gelegentlich in Schifferstadt, Dies war an sich schon eine Herausfor- erwähnt, Ludwigshafen-Mitte, Speyer Nord/ gefahren, ab ca. 8 Uhr ist der Fahrplan ver- zusätzliche Triebwagen an- und abgehängt derung. Zur Herkulesaufgabe wurde das West und die neue Station Weidenthal. Sie taktet. Grundlage der Ausschreibung war der („Stärken und Schwächen“). Oder beide Projekt, als nach einem Besuch des damali- ersetzte den fern der Ortsmitte gelegenen Einsatz der 140 km/h schnellen ET 425.2 mit Triebwagen werden getrennt und fahren gen Bundesverkehrsministers Bodewig der früheren Bahnhof, wodurch die Wege zur je 2 Mehrzweckräumen, einem behinderten- jeweils alleine zum Beispiel weiter nach S-Bahnbaustelle in Limburgerhof die S-Bahn erheblich verkürzt wurden. Auch an freundlichen, geschlossenen Vakuum- Neustadt und Germersheim („Flügeln“). Entscheidung fiel, die vier S-Bahn Ergän- der Strecke ins Neckartal und weiter nach Toilettensystem sowie 2 Fahrausweisauto- zungsstrecken Neustadt - Kaiserslautern, Osterburken wurden insgesamt vier neue maten. Außerdem verfügen die Triebwagen Als Gewinner dieser Ausschreibung ging die Bruchsal – Karlsruhe, Speyer – Germersheim Haltepunkte errichtet. Die vier Stationen über eine sowohl akustische wie auch op- DB Regio AG hervor, die das wirtschaftlich- und Eberbach – Mosbach zeitgleich mit den Ludwigshafen-Mundenheim und -Rheingön- tische Haltestellenansage. Durch die Kom- ste Angebot abgegeben hatte. Als der am schon beschlossenen Stammstrecken fertig heim sowie Mannheim-Rangierbahnhof und bination der 76 cm hohen Bahnsteige mit Ende einzige Mitbewerber, die Bietergemein- zu stellen. Grundlage war ein Gutachten, -Seckenheim wurden zunächst als Provi-

86 87 S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt

der Werkstatt betrugen etwa 16 Mio. €.

Auf Basis des VRN-Konzeptes „Rhein-Neckar-Takt 2010“ wurde in den vergangenen Jahren die zweite Ausbau- stufe der S-Bahn Rhein- Neckar zusammen mit dem Bundesverkehrsministerium sowie den betroffenen Bun- desländern festgelegt. Diese Nach Voranmeldung und einer geringen Gebühr kann die Ludwigshafener S-Bahn- umfasst in Rheinland-Pfalz Werkstatt besichtigt werden. Ausbaumaßnahmen an den Strecken Kaiserslautern – sorien (mit Bretterbahn- der Fahrzeuge haben die Homburg (Stationsausbau), steig) hergestellt, unter an- drei Länder mit einem Ge- Mainz – Worms – Ludwigs derem weil der Umfang der samtbetrag von umgerech- hafen – Mannheim (Stations- noch anstehenden Aus- net ca. 30 Mio. € aus ausbau), Bruchsal – Germers- baumaßnahmen an den Nahverkehrszuweisungen heim (Stationsausbau und Strecken Schifferstadt – des Bundes gefördert. Die Elektrifizierung) sowie die Ludwigshafen und Heidel- S-Bahn-Werkstatt befindet Elektrifizierung der Südein- berg – Mannheim noch sich in Ludwigshafen, für fahrt zum BASF-Werksge- nicht feststand. Zumindest deren Errichtung gab es lände. für die Modernisierung der eine weitere Finanzspritze beiden Ludwigshafener Vor- der Länder von knapp Fast abgeschlossen werden ortstationen sollen Ende 2,3 Mio. €. Seit Mai 2007 konnten mittlerweile die 2007 die Bagger anrollen. werden für Gruppen aus Baumaßnahmen an der dem Rhein-Neckar-Raum Verlängerung der S-Bahn Insgesamt kostete die S-Bahn gegen eine geringe Gebühr Rhein-Neckar von Kaisers- Rhein-Neckar einschließlich sogar Führungen durch lautern nach Homburg. des Um- und Neubaus von das Werk Ludwigshafen an- Es ist besonders dem Haltepunkten und der Ver- geboten – ein weiterer großen Engagement des längerungen nach Germers- Mosaikstein zur Kunden- Verkehrskoordinators der heim und Homburg bislang bindung. Die gesamten WM 2006, dem ehemali- rund 480 Mio. €. Den Kauf Neu- und Umbaukosten gen Abteilungsleiter im

88 89 S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt

rheinland-pfälzischen Verkehrsministerium, DB Regio Südwest. Im Landkreis Kaisers- Herrn Dr. Karl-Geert Kuchenbecker zu ver- lautern wird so ein angenäherter Halb- danken, dass schon seit Dezember 2006 stundentakt angeboten. Zwischen Landstuhl die Züge der S 1 nahezu stündlich von und Kaiserslautern fahren außerdem die Kaiserslautern nach Homburg verlängert Züge von und nach Kusel, die derzeit von werden. Der noch ausstehende S-Bahn ge- Trans Regio betrieben werden. Dass die, mit rechte Umbau der Stationen Kaiserlautern- 204 Kilometer längste S-Bahnlinie Deutsch- Kennelgarten und Vogelweh startete am lands nicht verspätungsanfällig ist, liegt an 10. September 2007. Weil die heutige Station ausreichenden Fahrzeitreserven und plan- Vogelweh ab voraussichtlich 2012 wegen des mäßigen Standzeiten an den größeren Ausbaus der Bahnstrecke Saarbrücken – Knotenbahnhöfen im Linienverlauf. Kaiserslautern (Ertüchtigung für Geschwin- digkeiten bis zu 200 km/h) vollständig neu Weil sich die Region Rhein-Neckar als errichtet werden muss, wird zunächst nur ländergrenzenübergreifende Gemeinschaft ein Provisorium realisiert. Die künftige versteht, ist die Koordination des gesamten Der preisgekönte neue Haltepunkt Ludwigshafen Mitte kostete 18 Mio. € und beseitigte den seit 1969 erkennbaren Mangel, S-Bahn-Station nahe dem Opelwerk wird S-Bahn-Ausbaus beim Verkehrsverbund dass der neue (Haupt-)Bahnhof zu weit von der Stadtmitte entfernt liegt. zwei Außenbahnsteige und eine Unter- Rhein-Neckar angesiedelt. Dessen Ge- führung erhalten. schäftsführer Werner Schreiner war bis Juni 2005 Verbandsdirektor des Zweckver- Die Solidarfinanzierung aller im Westpfalz bandes SPNV Rheinland-Pfalz Süd (ZSPNV) Verkehrsverbund (seit 1. Juni 2006 integriert und sorgt seit vielen Jahren dafür, dass in den Verkehrsverbund Rhein-Neckar) zu- Rheinland-Pfalz-Takt und Drei-Löwen-Takt sammengeschlossenen Landkreise und gemeinsam mit dem Nahverkehr in Süd- kreisfreien Städte war die zweite wesentliche hessen weiter zusammenwachsen. Beim Voraussetzung des schnellen Baubeginns. pfälzischen ZSPNV nimmt inzwischen der So ist es konsequent, dass der Vorsteher des stellvertretende Verbandsdirektor Michael Zweckverbandes Rheinland-Pfalz Süd, der Heilmann diese Aufgabe wahr. Kuseler Landrat Dr. Winfried Hirschberger, die Reaktivierung der Strecke Homburg – Als Ergebnis dieser erfolgreichen grenz- Zweibrücken im Rahmen einer erneuten überschreitenden Kooperation werden Verlängerung der S 1 immer wieder ins Spiel auch in Nordbaden und Südhessen umfang- bringt. Heute fahren zwischen Kaiserslautern reiche Ausbaumaßnahmen verwirklicht. und Homburg die S-Bahnen von DB Regio, Beschlossen sind der Ausbau der Strecken Region Rhein-Neckar im Wechsel mit den Heidelberg – Meckesheim/Aglasterhausen – aus dem Saarland durchgebundenen Regio- Sinsheim – Eppingen (Stationsausbau, Der markante gläserne Steg in Neustadt hat das Gesicht des Bahnhofs deutlich verändert (vgl. Bild auf Seite 104). nalbahnen bzw. Regionalexpresszügen von Elektrifizierung und Verknüpfung mit der

90 91 S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt S-Bahn Rhein-Neckar – Die Erfolgsstory wird fortgesetzt

Stadtbahn Heilbronn Nord), Mannheim – Biblis (Stationsausbau) und Mannheim – Darmstadt (-Frankfurt), (Stationsaus- bau). Außerdem wird die hochbelastete Strecke zwischen Mannheim und Heidelberg mehrgleisig ausgebaut. Am Weitesten vorangeschritten sind im S-Bahnen und Regionalbahnen bilden westlich von Kaiserslautern gemeinsam einen angenäherten Halbstundentakt. Das Foto zeigt eine den S-Bahnen ähnliche Jahre 2007 die Vorbereitun- Regionalbahn in Hauptstuhl. gen für die Integration der sogenannten Elsenz- und Germersheim nach Wörth Spätestens nach Auslaufen Schwarzbachtalbahn in die integriert. Die Nutzen- der derzeitigen Länder- S-Bahn Rhein-Neckar zum Kosten-Untersuchung ergab, Verkehrsverträge mit der DB Jahresfahrplanwechsel im dass die Ausdehnung des Regio im Jahre 2015 sollen Dezember 2009. vorhandenen Stadtbahn- alle S-Bahnabschnitte in systems wirtschaftlicher als Betrieb genommen sein. Für Ende 2010 ist vorgese- die südliche Erweiterung der Der Dezember 2015 ist dann hen, dass die S-Bahnstrecke S-Bahn Rhein-Neckar ist. Bis auch der Zeitpunkt der Be- Germersheim – Bruchsal zum Jahr 2010 soll die Stadt- triebsaufnahme nach der betriebsbereit ist. Über diese bahn in Betrieb gehen, im zweiten, europaweiten landesgrenzüberschreitende Frühsommer 2007 wurden S-Bahn- Ausschreibung. Es Verbindung sollen auch eini- wichtige Beschlüsse zur ist also nicht ausgeschlos- ge Stadtbahnzüge der AVG Finanzierung gefasst. So sen, dass künftig die roten fahren. Als Nebeneffekt kön- werden die Gebietskörper- S-Bahnzüge der Deutschen nen die Regionalexpresszü- schaften erstmals, allerdings Bahn von Fahrzeugen an- ge zwischen Mainz, Speyer nur vorübergehend, für die derer Anbieter abgelöst und Karlsruhe auf elektri- laufenden Kosten des Be- werden. schen Betrieb umgestellt triebs mitbezahlen. Unab- werden. Nicht in die S-Bahn hängig davon sollen ab dem

Eine deutliche optische Aufwertung erfuhr der Haltepunkt Einsiedlerhof: Das Ende der 70er Jahre aufgestellte hässliche Rhein-Neckar, sondern in Zeitpunkt der Elektrifizierung typische Bundesbahneinheitsbetonhäuschen als Abschluss eines Treppenaufgangs (das damals eine charakteristische, das Karlsruher Stadtbahn- der BASF-Strecke elektrische aber baufällige alte Holzkonstruktion mit Flügeltüren ersetzte) wurde endlich durch eine schlanke, leichtfüßige Konstruktion ersetzt – das ganze Bahnhofsareal wurde mit Fahrradboxen und den Wartehäuschen aus Stahl- und Glas ansprechend system wird die zweigleisige S-Bahnzüge in/aus der BASF gestaltet (s/w-Bild: André Sinn). Hauptbahn südlich von bis nach Wörth rollen.

92 93 Die Fußballbahn – mit dem Zug zur WM 2006 Die Fußballbahn – mit dem Zug zur WM 2006

Die Fußballbahn – WM-Organisationskomitees besonders gut. Mit Green Goal sollte die ganze WM klima- mit dem Zug zur WM 2006 neutral durchgeführt werden – und der Verkehr war eine von vier tragenden Säulen.

Ball und Bahn gehören in Kaiserslautern seit Betzenberg Hauptbahnhof Die Umsetzung war vorbildlich – alle Be- Mit der WM 2006 fanden teiligten, angefangen von den Aufgabenträ- langer Zeit zusammen. Schon in den 1970er Bahn und Ball wieder zu- gern über die verschiedenen Gesellschaften sammen. Kaiserslautern der Bahn AG bis hin zu den beiden ebenfalls Jahren kamen die Fans am frühen Samstag- nahm als kleinste WM-Stadt beteiligten Bahngesellschaften Trans Regio teil an der größten Party auf und Pfalzbahn, verstanden sich als Team, nachmittag mit der Bahn an. Geduldig Deutschlands Gleisen. Im „und die Gewinner sind die Fußballfans, die Fritz-Walter-Stadion wurden mit der Bahn anreisen“, so der Wortlaut standen sie vor dem dauerprovisorischen fünf Spiele ausgetragen. einer gemeinsamen Erklärung. Alles war auf die WM aus- Kartenschalter am Gleis 1. In dem ansonsten gerichtet. Mit Bundesmitteln Sonderverkehr bis tief in die Nacht wurden der Bahnhof, der Bundesweit hat die Deutsche Bahn über spartanisch eingerichteten Aufenthaltsraum Vorplatz und das weitere 300 Sonderzüge im Fernverkehr eingesetzt, Mit einem stilisierten Ball als welcome desk empfing die Umfeld herausgeputzt und hinzukamen, nach Angaben der Deutschen Bahn die Fußballfans im Kaiserslauterer Hauptbahnhof für Reisende versorgten Verkäufer die Bahn- die Vereinigung der beiden Bahn, rund 10 000 zusätzliche Regional- Verkehrsverbünde Rhein- züge. Sie wurden von den Aufgabenträgern überall. Die wenigsten hatten Karten für die fahrer mit Eintrittskarten ‘fer de Betze’: Also Neckar und Westpfalz voll- bestellt und bezahlt. Die Auslastung der Spiele. zogen. Fast wäre sogar noch Züge auf den Hauptachsen lag bei durch- für die, bisweilen legendären Spiele gegen die S-Bahn nach Homburg schnittlich 90%, die DB spricht von zwölf Auf allen Strecken rund um Kaiserslautern fertig geworden. Der Grund Prozent zusätzlichen Bahnkunden im Fern- wurden bis tief in die Nacht Sonderzüge Bayern München und andere Bundesliga- für die traditionell gute Nut- und Nahverkehr. angeboten und noch während der WM kurz- zung der Züge bei Fußball- fristig weitere Züge eingesetzt. Zwölf zusätz- mannschaften. Die Spiele mit Rehagel, spielen im Stadion des 1. FCK Mit diesen nackten Zahlen ist nüchtern liche Fernzüge verbanden die Barbarossa- ist vom Bahnhof aus unüber- ausgedrückt, was in den Zügen und auf den stadt mit dem Ruhrgebiet, München und Pirrung und Hellström waren Kult. sehbar und bedarf in der Bahnhöfen in der Pfalz los war. Vor allem Hannover. Letzte Fahrmöglichkeiten in alle Pfalz eigentlich keiner Erklä- die S-Bahnen waren zum Bersten voll. Die Richtungen gab es frühestens (!) um 1.45 rung: Der Betzenberg ist nur Reisenden fuhren zum public viewing, zur Uhr. Doch beim Spiel USA – Italien reichte wenige Fußminuten entfernt, WM-Meile in der Eisenbahnstraße und zu selbst das nicht mehr aus. Mitten in der hier waren die Bedingungen den Konzerten auf dem Lauterer Stiftsplatz Nacht schickte DB Regio Südwest zwei Ent- für die Umsetzung der – schon der Bahnhofsvorplatz wurde zur lastungszüge auf die Strecke, die in keinem Green Goal Strategie des verlängerten WM-Meile – bunte Farben Fahrplan enthalten und auch nicht bestellt

94 95 Die Fußballbahn – mit dem Zug zur WM 2006 Die Fußballbahn – mit dem Zug zur WM 2006

beiden Privatbahnen gaben ebenfalls ihr Insgesamt nutzten alleine an den fünf Bestes: Die Pfalzbahn lieh sich kurzerhand Kaiserslauterer Spieltagen 130 000 Fans die einen kompletten Zug mit Lok und Wagen, Zugangebote. Spitzenreiter waren die bei- weil der Schienenbus von Worms über die den Spiele mit italienischer Beteiligung und Zellertalbahn aus allen Nähten zu Platzen je 30 000 Bahnfahrern – die nach Spielende drohte. Und fuhr auf eigene Kosten die innerhalb weniger Stunden pünktlich nach Frankenthaler Fußballfans nach Hause – Hause gebracht wurden. Die Prognosen der Zug wurde nachts um 2 Uhr in Mons- gingen von (nur) rund 85 000 Menschen heim geteilt und bediente so auch die aus, die an den Kaiserslauterer Spieltagen nördliche Vorderpfalz. in die Stadt und ins Stadion kommen.

Beim Spiel Australien – Japan am 12. Juni 2006 überströmten die Fans die Stadt und feierten schon auf dem Weg zum Stadion.

waren. Die organisatorischen Weichen für Gute Noten für die Eisenbahnen flexibles Eingreifen waren zuvor gestellt: Für die DB Regio Südwest hob Regionalchef Die Anweisungen der WM-Leitstelle vor Ort Udo Wagner hervor, dass der DB-interne in Kaiserslautern hatten Vorrang vor der Qualitätsbereich das von allen Seiten als Transportleitung – eine weise (Vor)Entschei- schwierig eingestufte Samstagsspiel dung. Doch die Bahn AG musste auch an- zwischen Italien und den USA überprüfte: derweitig einspringen: Weil die Gepäckauf- „Alle Beteiligten bekamen hervorragende bewahrung der Stadt nicht funktionierte, Noten für Sauberkeit und Sicherheit, unab- kamen die Stadionbesucher beim USA-Spiel hängig davon, zu welcher Konzerntochter noch mal zurück zum Bahnhof – dort wur- sie gehören“. den kurzfristig die nötigen Kapazitäten be- reit gestellt. Ein DB-interner Qualitätsbericht Hervorgehoben wurde die Präzision der kam deshalb nicht umhin, Kaiserslautern Betriebsabwicklung auch unter Sicherheits- durchweg sehr gute Noten auszustellen. Das aspekten. Sogar die Reisendeninformation kam nicht von ungefähr: Selbst die Ansagen am Bahnhof wurde mit 97,2 Punkten (von im „FIFA-WM-Bahnhof Kaiserslautern“ wur- 100 möglichen) bewertet, die Informatio- den, angepasst an die einzelnen Spiele, zu- nen in den Zügen bei Unregelmäßigkeiten sätzlich in den jeweiligen Amtssprachen bekamen die für ein solches Großereignis Pfälzisches Bier am frühen Morgen: Die australischen Fußballfans feierten gerne und viel. durchgeführt. Also auch auf Japanisch. bemerkenswert gute Schulnote ‘2’. Die

96 97 Die Fußballbahn – mit dem Zug zur WM 2006 Draisinen- / Museumsbahnen / Radwege

Nennenswerte Pannen gab es nicht, auch Der FCK dagegen muss dieses Ziel erst Draisinen- / Museumsbahnen / wenn die örtliche Presse Kleinigkeiten wieder erreichen. Die besten Fans der monierte. Der reguläre Bahnbetrieb lief beiden Bundesligen drücken ihrem ‘Betze’ Radwege parallel dazu fast störungsfrei. Alles was alle Daumen – und machen auch weiterhin, Räder hatte, wurde auf die Strecke geschickt, wie in den 1970er Jahren, an den Spieltagen Werkstattaufenthalte, so weit es möglich die Eisenbahn zur Fußballbahn. Nicht immer können Bahnstrecken reaktiviert werden. war, verschoben. Die Verkehrsunternehmen meisterten diese Ausnahmesituation erst- Anstatt sie abzureissen, lassen sie sich mit pfiffigen Ideen klassig. erhalten. Vielleicht können sie ja von kommenden

Generationen wieder genutzt werden!

Paradebeispiel ist das Kuckucksbähnel zwischen Lambrecht und Elmstein. Der letzte Schienenbus der Bundesbahn fuhr schon am 29. Mai 1960, die letzten Güterwagen wurden von einer Kleinlok am 30. Juni 1976 abgeholt. Weil der Abbau der Strecke drohte, übernahmen sie die Enthu- siasten des Neustädter Eisenbahnmuseums und starteten am 2. Juni 1984 ihren Muse- umszugbetrieb. Anfangs galt noch das Dampflokverbot auf Bundesbahngleisen. Also musste eine Museumsdiesellok der Baureihe V 36 die Züge bis nach Frankeneck ziehen. Dort endlich begann das Schnauben und Stampfen der kleinen dreiachsigen Tenderlok vom Typ T3. Weil der Museums- betrieb ein so großer Erfolg ist, haben die Kuckucksbähnler sogar eine Dampflok „erfunden“. Die Speyerbach ist der erfolg-

Der Kuckuck macht Dampf! Vor dem alten Pfalzbahn- Lokschuppen des Neustadter Eisenbahnmuseums DGEG Wo sonst als in Kaiserslautern sind Fußball und Bahn so eng miteinander verbunden? Der Talent-Triebwagen 643 006 fährt wird gerade die Speyerbach für die sonntäglichen Fahrten nicht erst seit der WM 2006 mit einer Unterschrift und dem Photo des 54er WM-Gewinners Horst Eckel durch die Pfalz. ins Elmsteiner Tal vorbereitet.

98 99 Draisinen- / Museumsbahnen / Radwege Draisinen- / Museumsbahnen / Radwege

reiche Umbau einer Industriedampflok deute, aber das dafür nötige Geld konnte aus dem Jahr 1904. Seit 1984 haben fast niemand aufbringen. Doch statt dem Abriss 620 000 Fahrgäste die Nostalgiezüge im der traditionsreichen, insgesamt 40 Kilome- Speyerbachtal benutzt. Die öffentlichen ter langen Strecke entwickelten Studierende Zuschüsse halten sich in engem Rahmen: der Universität Kaiserslautern das Projekt 930 000 € wurden vom Land und den der Draisinenbahn. Mit dem Kuseler Landrat Kommunen investiert, die DGEG und der Dr. Winfried Hirschberger fand sich schnell Fördervein Kuckucksbähnel steuerten, außer ein starker Verbündeter, der die Umsetzung vieler tausender unbezahlter Arbeitsstun- des Projektes mit den Schienenfahrrädern den, 185 000 € an Eigenmitteln für die letztlich vorantrieb und durchsetzte. So ist Sanierungs- und laufenden Unterhaltungs- die Glantalbahn zur einer äußerst erfolg- kosten bei. Außerdem haben sich Museum reichen Touristenattraktion mit Anziehungs- und Kuckucksbähnel beim Plandampf im kraft weit über die Pfalz und das Nahetal Jahr 2005 unentbehrlich gezeigt: Sie waren hinaus geworden. Die reizvolle Landschaft, der logistische Dreh- und Angelpunkt für die vielen Sehenswürdigkeiten (z.B. in Auf der strategischen Strecke zwischen Bad Münster und die Einsätze bzw. Wartung der großen Meisenheim und der Disibodenberg bei Odernheim als frühere Verlängerung des Mythos Glantalbahn fuhren 1961 die letzten Schienenbusse, eine Sonderfahrt lies Schnellzugdampfloks. Die Diesellok gibt Odernheim) und die neu entstandene Anfang der 90er Jahre die Erinnerung aufleben. Heute ist es zwar immer noch – aber mittlerweile Gastronomie entlang der Strecke (z.B. das zumindest ein Teil der Strecke ein wunderschöner Radweg – selbst die Kilometersteine stehen noch (Aufnahmen jeweils fahren die Museumszüge natürlich auch ab Brauhaus im Bahnhof Lauterecken) verlei- westlich von Ebernburg). Neustadt mit Dampf (Informationen unter hen der Schienentour per Muskelkraft viele http://www.eisenbahnmuseum-neustadt.de). Höhepunkte. Gleichzeitig bleibt die Glantal- bestehen und könnte in ferner Zukunft auch fernt, der Abriss der benachbarten Strecke bahn rechtlich gesehen als Eisenbahnstrecke wieder für den planmäßigen Zugbetrieb ge- zur Zuckerfabrik Neuoffstein dürfte nach der Mit Muskelkraft nutzt werden. (Informationen und Buchung geplanten Verlagerung des verbliebenen zum Disibodenberg unter: http://www.draisinentour.de). Güterverkehrs zumindest diskutiert werden. Eine andere Methode zur Bezüglich der ehemaligen „Bachbahn“ von Erhaltung einer Bahnlinie Die Draisinenbahn im Glantal stand Pate bei Lampertsmühle-Otterbach nach Weilerbach hat sich zwischen dem west- weiteren ähnlichen Projekten. So wird nun und dem stillgelegten Streckenabschnitt pfälzischen Altenglan und auch ein Abschnitt der früheren Bahnstrecke Enkenbach – Eiswoog der Eistalbahn besteht Staudernheim im Nahetal Germersheim – Landau für Fahrraddraisinen seitens der Anliegergemeinden die Absicht, etabliert. Ein Gutachten genutzt (http://www.suedpfalzdraisine.de). auf der jeweiligen Gleistrasse einen Radweg zeigte zwar auf, dass die einzurichten. Beispiele für Radwege auf Reaktivierung der Glan- Derzeit gesichert ist die Trasse bei dem früheren Bahnlinien sind der Glan-Bliesweg talbahn zumindest nördlich Reststück der Schienenstrecke Homburg – oder der westliche Teil der Bachbahn in der von Lauterecken-Grumbach Zweibrücken und der ehemaligen Bahn- westpfälzischen Verbandgemeinde Weiler- sinnvoll sei und einen volks- Eigentlich schiebt man die Draisine nicht zurück..... Im Bahnhof Lauterecken strecke Landau – Herxheim. Der Schienen- bach als Teil eines abwechslungsreichen, im schönen Glantal kann man Pause machen, selbst gebrautes Bier trinken und wirtschaftlichen Nutzen be- (am besten nach Vorbestellung), sogar Draisinen ausleihen. weg von Grünstadt zum Drahtzug soll ent- attraktiven Radwegenetzes.

100 101 Mit dem Aniliner über die Ludwigsbahn Mit dem Aniliner über die Ludwigsbahn

Mit dem Aniliner über die Ludwigsbahn die Bremsen sind in Ord- werds dunkel, wem mer raus gung ist erreicht, mit einer nung. Nun meldet Reiner fahrt, werds hell. Holla dihia, raschen Linksdrehung des Leitsbach den Zug beim holla diho ……“. Heute sind Fahrschalters gehen die Fahrdienstleiter fahrbereit. die 1 349 Meter aus Sicher- Motoren in den Leerlauf. Prompt wechseln die Lam- heitsgründen beleuchtet und „Nächster Halt Hochspeyer, Es ist 5.30 Uhr und ein bereitet er die Fahrt vor. planunterlagen bereit und pen des Ausfahrsignals draußen zeigen sich nur zag- Ausstieg in Fahrtrichtung kühler Augustmorgen. Am Fahrzeug- und Kraftstoffkon- lädt den elektronischen von rot auf grün-gelb. Nach haft erste Spuren der Däm- rechts“. Auch diese Durch- Kaiserslauterer Hauptbahn- trolle sowie die Abschaltung Buchfahrplan EbuLa auf den dem Abfahrtspfiff – die Uhr merung. Das Ende der Stei- sage für die noch wenigen hof wummert es kräftig. An des Fremdladegerätes hat er Bordcomputer. Ein paar sprang Sekunden zuvor auf Gleis fünf steht die Regional- noch im Betriebshof erle- ziemlich junge Frauen fra- 5.51 Uhr – dreht er den Fahr- bahn 18971 nach Ludwigsha- digt. Der Strom war nötig, gen ihn am Bahnsteig, ob schalter langsam im Uhrzei- fen – fünf Wagen und eine um die Lok auf 40 Grad zu das der Zug nach Lambrecht gersinn. Was wie ein großes Diesellok der Baureihe 218. halten. Ist der Motor kälter, sei. Sie kommen aus der Lenkrad aussieht, ist gewis- Genauer gesagt: 218 219 lässt er sich nur schwer nahgelegenen Disco und sermaßen das Gaspedal. vom DB-Standort Karlsruhe. starten. Dann rangiert er die gehören in den Ferien zum Denn Lenken muss man bei Lok vor die Wagen. Vor dem Stammpublikum im „Ani- der Eisenbahn nicht. Doch Lokführer Reiner Leitsbach Ankuppeln musste noch das liner“. Also dem Personen- eine große Verantwortung ist schon seit zwei Stunden Kabel des Vorheizgerätes zug, der direkt ins Werks- tragen die Lokführer auch auf den Beinen. Seit dem abgezogen werden. Nun legt gelände der BASF fährt. so. Dienstbeginn um 4.24 Uhr der Lokführer seine Fahr- Auf dem Nebengleis hält gerade der Intercity nach Nach dem Kontrollblick aus Frankfurt – der in Lambrecht dem Fenster beschleunigt natürlich durchfährt. Die die 35 Jahre alte Lok den Zug Discoqueens haben sich mühelos aus dem Kaisers- also den richtigen Zug aus- lauterer Hauptbahnhof in gesucht und steigen laut- die Dunkelheit. Nach weni- stark ein. Nach der Abfahrt gen Minuten sind nicht nur des IC wird die 218 wieder 120 km/h Spitze, sondern gestartet: Das für sie typi- auch der Heiligenbergtunnel sche Jaulen beim Anlassen erreicht. Verkehrte Welt: In kommt von der Öldruck- der Grundschule im Stadt- pumpe, es folgt das teil Einsiedlerhof lernte uns Brummen des 2 500 PS die Lehrerin in schönstem Der Führerstand der Diesellok 218 hat nur wenig gemeinsam mit dem „Cockpit“ starken Dieselmotors. Um Pfälzisch: „Zwische Hoch- eines ICE: Auffällig sind das große Handrad für die Geschwindigkeit und die 5.45 Uhr übergibt der Zug- speyer un Lautre, do steht e Feierabend! Eine 218 des Standortes Karlsruhe hatte im Juni 2006 den abendlichen drei Hebel für das Führerbremsventil sowie die Zusatz- und hydrodynamische Aniliner am Haken und fuhr im Neustadter Tal Kaiserslautern entgegen. Bremse. führer den Bremszettel, Tunnell, wem mer rinn fahrt,

102 103 Mit dem Aniliner über die Ludwigsbahn Mit dem Aniliner über die Ludwigsbahn

Reisenden macht der Triebfahrzeugführer Nachkriegszeit ab. Sie haben noch – das tagen rund 180 Pendler ein. Früher fuhren stadt abgeben. Weil zuvor, am 10. November mit Routine, er ist seit 27 Jahren mit den schrille Kreischen der Bremsen verrät es – noch mehr Arbeiter mit dem Zug zur BASF. 1998, schon alle Rangierloks der Werkstatt Bedieneinrichtungen verschiedenster Klotzbremsen. Dafür sind aber die Polster Die Züge bestanden aus vielen dreiachsigen Saarbrücken zugeschlagen wurden, sind in Lokomotiven vertraut. weicher als in der S-Bahn. Und 218 219 grünen Umbauwagen, gezogen von einer Kaiserslautern seit Juni 2004 ausschließlich bullert mit sattem tiefem Ton durch die 216. Weil deren Dampfheizung im Winter Dieseltriebwagen beheimatet. Die jüngeren In Hochspeyer und den folgenden drei nächsten elf Tunnel Neustadt entgegen. nicht ausreichte, hing am Zugschluss sogar Lokführer kennen sie nicht mehr, die mit der Stationen steigen nur wenige Leute ein – Ein Güterzug mit einer ungewohnten Lok ein Heizwagen. Die nur 1 900 PS starken 218 bespannten schweren Schnellzüge durch es sind noch Sommerferien. Beim Brem- kommt entgegen: Es ist eine sogenannte 216 wurden dann ab 1973 von der deutlich das Alsenz- und Nahetal. Für die Truppen- sen hält sich ein Reisender auf dem Bahn- Prima des französischen DB-Railion-Konkur- stärkeren und auch 20 km/h schnelleren 218 züge in Doppeltraktion durch den Hunsrück steig die Ohren zu. Die Regionalbahnwagen renten Veolia, die erst seit kurzem durch die abgelöst. Für die Berufspendlerzüge waren oder annähernd 2 000-Tonnen Schotterzüge am Haken der Lok wurden aus alten Silber- Pfalz nach Frankreich fahren. dann bis ins Jahr 2004 die Loks der Bw Kai- aus dem Glantal wurde im Motorraum per lingen umgebaut. Diese klassischen Nah- serslautern und Karlsruhe zuständig. Das Hand in den Langsamgang umgeschaltet – verkehrswagen lösten ab den 1960er Jahren Ab Lambrecht wird der Zug voller – bis pfälzische Betriebswerk musste damals alle dann hatten die jeweils 80 Tonnen schwe- die Vorkriegswagen und Umbauwagen der Ludwigshafen steigen an normalen Arbeits- seine 218 an die Werke in Trier und Darm- ren Loks noch mehr Kraft. Bis 2010 will das

Im Jahr 1987 hatte der Aniliner noch acht Wagen. Mit 218 375 vom Bw Kaiserslautern stand er abfahrbereit auf Gleis 1 Zwei der drei grünen Dieselloks der BASF-Werksbahn zogen im Mai 2007 bei Ludwigshafen-Mundenheim einen Containerzug in Neustadt/W. nach Germersheim.

104 105 Mit dem Aniliner über die Ludwigsbahn Mit dem Aniliner über die Ludwigsbahn

VU Rhein-Neckar der DB Regio AG auf den Als alle Beschäftigten ausgestiegen sind, Typ 218 verzichten und die verbleibenden kann Reiner Leitsbach seine 218 wieder Dieselzüge auf neuere Triebwagen umstel- beschleunigen. Mit der im Werksgelände len. Zumindest vorübergehend. Die Planun- zulässigen Höchstgeschwindigkeit von gen für die Elektrifizierung der Werksdurch- 40 km/h fährt die rote Regionalbahn gegen fahrt sind in vollem Gange. In einigen Jahren 7 Uhr 30 als Leerzug über die nördliche Zu- werden elektrische Triebwagen eingesetzt fahrt aus dem Gelände heraus. Bis zum und die BASF-Züge in das S-Bahn-Netz Containerbahnhof hängt der Fahrdraht integriert sein. schon, täglich verlassen 25 Güterzüge der Bahn-Tochter Railion oder deren privater Doch noch fährt die 218 ins BASF-Gelände. Mitbewerber in Richtung Oggersheim, Vom Ludwigshafener Hauptbahnhof aus der Einmündung in die Hauptstrecke führt ein 600 Meter langer Stadttunnel direkt Ludwigshafen – Mainz. zur Chemiefabrik. An deren drei Haltepunk- ten befinden sich Kontrollstationen, damit Mit 25% ist die BASF-Werksbahn übrigens keine Betriebsfremden in das Gelände ein- an der Güterzuggesellschaft Rail4Chem dringen können. Rund 50 Pendler steigen an beteiligt, die der DB vor allem im lukrativen den einzelnen Stationen aus. Es ist kurz Ganzzugverkehr Marktanteile abgejagt hat Pause am Standort Ludwigshafen: Gleich drei Loks vom Typ 218 warten auf die Einsätze nach sieben Uhr und sie streben eilig an ihre und selbstverständlich auch Züge von und im Berufsverkehr von und zur BASF. Arbeitsplätze. Im Werk selbst ein Gewirr an nach Ludwigshafen BASF fährt. Zunächst Leitungen, Rohren und – Gleisen. Einen fährt der Zug an Edigheim, später an einer Containerbahnhof gibt es, an dessen Be- Gruppe Kanada-Gänsen vorbei. Insgesamt Die 218 muss aber noch auf das zugewie- Sie bringt ihn zurück nach Kaiserslautern. treibergesellschaft die BASF beteiligt ist. 16 Kilometer Werksdurchfahrt liegen hinter sene Gleis neben der Tankstelle, dafür ist Sofern der Kollege Lokleiter ihn nicht Die, Servicecenter Schienenverkehr genann- uns. Links und rechts der Bahn Wiesen und eine Zickzackfahrt nötig. Beim Gang durch außerplanmäßig braucht, ist danach te werkseigene Eisenbahn beschäftigt etwa Felder – auch das ist Ludwigshafen. den Maschinenraum der Lok zum zweiten Feierabend. direkt etwa 120 Menschen. Einschließlich Führerstand kommt man sofort ins Schwit- der angemieteten gibt es rund 3 500 Güter- Im Hauptbahnhof der Chemie-Stadt steigt zen: Im Sommer sind 50 Grad normal – Und wenn die 218 in ein paar Jahren wagen. 15 Rangierloks und sieben Zweiwege- der Zugführer aus und die 218 wird mit den eine Sauna braucht man da nicht. Reiner Feierabend haben, wird wieder ein Stück alte Unimogs stehen für den werksinternen fünf Wagen in die Abstellgruppe vor der Leitsbach stellt den Motor ab und dreht mit Eisenbahn verschwunden sein. Loks mit Verkehr auf dem insgesamt 220 Kilometer S-Bahn-Werkstatt rangiert. Kaum ist ab- schwungvollen Bewegungen die Handbrem- großen Bremshebeln und einem Fahrschal- umfassenden Gleisnetz zur Verfügung. gekuppelt, beginnen Reinigungskräfte mit se fest. Nach dem Eintrag ins Übergabebuch ter mit dem Durchmesser eines Lastwagen- Außerdem fahren drei frühere Reichsbahn der Säuberung des Zuges. Denn am Nach- und einem letzten Kontrollgang um die Lok lenkrades werden dann nur noch im V 100 die Kalkzüge aus dem Hunsrück, mittag will die Bahn AG den Anilinern einen herum, geht er gegen 8 Uhr 30 zur S-Bahn. Museum zu bewundern sein. Containerzüge nach Germersheim und ordentlich geputzten Wagen zur Fahrt ins weitere Zubringerfahrten nach Mannheim Wochenende bieten. Diesen Zug fährt ein und Darmstadt-Kranichstein. Kollege vom Standort Ludwigshafen.

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Die pfälzischen Eisenbahnen heute

In den nun 13 Jahren Heute, im September 2007, prägen die roten Triebwagen und nur noch wenige Rheinland-Pfalz-Takt lokbespannte Züge der DB Regio den Nah- verkehr in der Pfalz. Auf elektrifizierten hat sich das Bild der Bahn Strecken fahren die S-Bahntriebwagen 425.2 oder deren fast baugleiche Regionalbahn- grundlegend gewandelt. Mit den version. Entlang der Weinstraße bietet seit nun 20 Jahren der VT 628 fast unverfälsch- damals neuen Dieseltriebwagen tes Bundesbahnflair. Die Regionalexpress- züge hingegen werden mit den 160 km/h VT 628 und modernisierten schnellen VT 612 gefahren – deren Neige- technik ist auch nach knapp zehn Betriebs- Nahverkehrswagen, den früheren jahren noch nicht überall zugelassen. Nur mit Ausflugszügen an den Wochenenden Silberlingen fing alles an. Die und einzelnen BASF-Zügen ist die Baureihe 218 unterwegs. Zwischen Kaiserslautern und Nahverkehrsfarben der Bahn Kusel fahren – bis Dezember 2008 – die silbernen Regio Shuttle der trans regio. Weil waren mintgrün-weiß, die DB die Ausschreibung des Westpfalz- netzes gewonnen hat – sie gab das wirt- die Intercity waren rot-weiß schaftlichste Gesamtangebot ab – wird sie mit ebenso modernen Fahrzeugen auf diese und der Interregio blau-weiß. Strecke zurückkehren. Zwischen der nord- pfälzischen Kreisstadt Kirchheimbolanden und Alzey fahren die beiden gelben Trieb- wagen der Rhenus Veniro. Im Süden des Landes bedient die Karlsruher Albtalbahn die Stadtbahnverbindung nach Wörth – und bald auch nach Germersheim. Nicht ver- gessen und unverzichtbar ist letztlich die Rhein-Haardtbahn: Die elektrische Schmal-

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Der Rheinland-Pfalz-Takt ist bunter geworden: Drei verschiedene Fahrzeugtypen abgestellt im Bahnhof Kaiserslautern. Eine Stadtbahn der AVG fährt in Wörth an zwei Güterzugloks privater Eisenbahnen vorbei. In der Mitte der von den Jugendlichen sogenannte „Mixery“-Zug der Trans Regio. Sein X in der Mitte hat aber nichts mit dem bekannten Mix-Getränk einer Brauerei zu tun, sondern stammt aus dem früheren Einsatz als sogenannter ICx der privaten Veolia-Gesellschaft.

spurbahn fährt von Bad Dürkheim durch die weiteres, die zuverlässigen früheren Speyer lassen sich deren meist bunten Loks Einsatz: 32 Bombardier-Talente der Baureihe Dörfer der Rheinebene in die Mitte der Lud- klassischen Schnellzugloks vom Typ 110 hingegen häufiger beobachten. Für DB– 643 fahren derzeit vor allem im Alsenztal wigshafener und Mannheimer Innenstadt. Verwendung. Sie haben noch ein Handrad Railion fahren vor allem die neuen Mehr- sowie auf den Strecken von Pirmasens nach So könnte sie getrost als Mutter der moder- und beim Anfahren klackt das Schaltwerk. frequenzloks der Baureihe 185 zwischen Kaiserslautern bzw. Zweibrücken. Außerhalb nen Stadtbahnprojekte gelten. Mannheim, Saarbrücken und Metz. Außer- der Pfalz sind sie noch auf der Nahestrecke Im Güterverkehr bekommt die DB-Tochter dem die Schwestern der 110, die zum Teil 50 im Einsatz. Die 45 Einheiten vom Typ 628 Im Fernverkehr der Deutschen Bahn fährt Railion zunehmend Konkurrenz durch Jahre alten Güterzugloks vom Typ 140. werden im Lautertal und in Rheinhessen nun seit 1974 die Mehrzweckloks vom Typ private Anbieter. Diese haben einerseits Ferner sind die Baureihen 145, 151 und 152 benötigt. Die dabei doppelt motorisierten, 181 für das deutsche und französische hochmoderne, aber auch antiquierte, mit einzelnen Leistungen zu beobachten. aber ansonsten baugleichen Einheiten Stromsystem durch die Pfalz. Sie ist seit ehemalige Bundesbahnloks im Einsatz. Das Insgesamt nahm in den letzten Jahren der (Baureihe 629) fahren auf der Strecke Alzey – Inbetriebnahme der Schnellbahn nach Paris in Frankenthal ansässige Unternehmen Anteil der Schiene am gesamten Güterver- Mainz. Außerdem sind die 628, gemeinsam und dem grenzüberschreitenden Einsatz der Pfalzbahn nutzt sogar gelegentlich eine kehrsaufkommen leicht zu. mit den Schwesterfahrzeugen aus Ludwigs- ICE-Züge weitgehend entbehrlich. Einige sechsachsige, 3 000 kW starke frühere hafen, für Regionalbahnzüge entlang der lokbespannte Intercityzüge werden auch mit Reichsbahnlok aus dem Jahr 1941. Auf der Das einstige Mutter-Betriebswerk für Weinstraße, auf den nicht elektrifizierten den Baureihen 101 und 120 bespannt. Im Ludwigsbahn in Richtung Homburg fahren Dieselloks in Kaiserslautern hat im Septem- Strecken in der Rheinebene sowie im schnellen Regionalverkehr finden, bis auf planmäßig nur wenige Private, Richtung ber 2007 insgesamt 113 Fahrzeuge im Queichtal derzeit noch unentbehrlich.

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Letztlich betreut Kaiserslau- Express-Linie Karlsruhe – wagens 612 471. Er war vom sinnvoll, aber nicht umsetzbar ist, sorgen Weil die Deutsche Bahn AG sich leider aus tern noch 36 der, für bogen- Germersheim – Mainz zum 24. Januar bis 07. Juli 2005 Regio-Buslinien für vertaktete Angebote. der Mitfinanzierung der Stationen verab- schnellen Einsatz ausgerü- Einsatz, darüber hinaus vor in der Pfalz stationiert und schiedet hat, müssen die kommunalen steten Regionalexpresszüge allem im Nahetal für die dürfte auf den Strecken Doch die Runderneuerung der pfälzischen Gebietskörperschaften einspringen. Unter- vom Typ 612. Sie kommen in Verbindung Frankfurt/M – abseits des ICE öfter für Eisenbahnen geht weiter. Durch die hohen stützung erhalten sie aus dem Landeshaus- der Pfalz hauptsächlich Saarbrücken. Eine Episode ungläubiges Staunen Investitionen der DB AG in elektronische halt. Damit ist sichergestellt, dass in den zwischen Karlsruhe und blieb dabei der Einsatz des gesorgt haben. Stellwerke zur Verbesserung und Rationali- kommenden Jahren auch weitere Stationen Neustadt sowie auf der in IC-Farben lackierten Trieb- sierung der Leit- und Sicherungstechnik modernisiert und barrierefrei werden. Außer- Erfolgsmodell Rheinland- werden in absehbarer Zeit alle mechanisch dem wurde am 19. November 2003 die neun Pfalz-Takt gesteuerten Signalanlagen ersetzt. Aller- Kilometer lange und rund 140 Mio. € teure Der Rheinland-Pfalz-Takt ist dings ist es schwierig, den Umfang der Umfahrung von Schifferstadt in Betrieb ge- auch nach 13 Jahren unbe- künftig notwendigen Gleisanlagen vor allem nommen. Sie wird vor allem von Güter- und stritten ein Erfolgsmodell. in den Bahnhöfen richtig einzuschätzen. Fernverkehrszügen genutzt und stellt den Die Aufbauphase ist weit- gehend abgeschlossen. Trotz enger gewordener finanzieller Spielräume (erinnert sei an die jüngste Kürzung der Nahverkehrs- mittel des Bundes) fahren heute mehr Züge denn je, sowohl in der Pfalz wie in ganz Rheinland-Pfalz. Die Verbesserung der Takt- und Tarifangebote, die Reaktivie- rung von Strecken sowie die Modernisierung der Fahr- zeuge und vieler Stationen führten zu einer Verdopp- lung der Fahrgastzahlen. Allein im ersten Halbjahr 2007 stieg die Zahl der Fahrgäste, bezogen auf das ganze Land, um mehr als Auch das ist eine Eisenbahn: Die Rhein-Haardtbahn von Bad Dürkheim fünf Prozent. Dort wo eine Im November 2003 wurde die Neubaustrecke bei Schifferstadt in Betrieb genommen. nach Mannheim fährt aber als Straßenbahn mitten durch Ludwigshafen. Streckenreaktivierung Sie wird von Fern- und Güterzügen benutzt.

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ersten Neubau einer klassischen Eisenbahn- Talenten der Firma Bombardier (Baureihe strecke in der Pfalz seit rund 65 Jahren dar. 643) verdrängt.

Auch bei den Fahrzeugen im Nahverkehr Am Beispiel dieser Ausschreibung kann man geht die Modernisierungswelle weiter. Der aufzeigen, welche Verbesserungen noch Zweckverband Schienenpersonennahverkehr möglich sind. Enthalten waren alle Regional- Rheinland-Pfalz Süd mit Verbandsdirektor bahnleistungen in der West- und Südpfalz Christian Siemer an der Spitze will mit den mit Ausnahme der Ludwigsbahn, auch die kommenden europaweiten Ausschreibungen Regional-Express-Linie Neustadt – Karlsruhe dafür sorgen, dass ab dem Fahrplanwechsel war außen vor. Dank des, gegenüber dem im Dezember 2014 (fast) nur noch klimati- heute eingesetzten VT 628 größeren Be- sierte Fahrzeuge eingesetzt werden. Selbst schleunigungsvermögens können weitere der Triebwagentyp 628, der ab 1987 als zusätzliche Haltepunkte eingerichtet Regionalbahntriebwagen die Renaissance werden, ohne dass Anschlüsse in den der Schiene mit verkörperte, soll dann nur Knotenbahnhöfen verloren gehen. Einen Ein DB-Triebwagen verlässt den Bahnhof Lauterbourg im Elsaß: Dort stehen die letzten Formsignale der früheren Reichseisenbahnen Elsaß-Lothringen. noch mit fünf runderneuerten Exemplaren verbesserten Kundenzugang können so vertreten sein. Der Siemens/DUEWAG- Kaiserslautern-Hohenecken, Zweibrücken- Triebwagen wird, beispielsweise als Folge Rosengarten, Contwig-Stambach, auf der der Ausschreibung des West- und Südpfalz- Queichtalbahn z.B. Rodalben-Neuhof, netzes, schon Ende 2008 bzw. Ende 2010 Hauenstein-Mitte, Rinnthal-Sarnstall und von der neueren Siemensentwicklung Annweiler Ost, bzw. in der Relation Neu- Desiro (Typ 642) und den schon bekannten stadt – Karlsruhe Neustadt-Süd, Kandel-

Mit den Regio-Linien werden auch abseits der Schienen vertaktete Busfahrpläne angeboten. Albino wurden die weißen Neigetechnik-Züge der Baureihe 612 genannt. In Sachsen sollten sie Intercity-Züge ersetzten, in der Pfalz musste 612 471 wegen Fahrzeugmangel aushelfen (Aufnahme in Lingenfeld).

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Gleich zwei Lokomotiven der modernen Baureihe 185 ziehen einen Autozug durch Frankenstein. In der Nacht vom 26. auf 27. Oktober 2002 war auch am Rangierbahnhof Einsiedlerhof die Zeit der Formsignale vorbei. Heute werden die Signale und Weichen von Karlsruhe aus gesteuert.

Kohle für die Saar: Heute fährt die Bahn Importkohle aus Polen. Vor allem die Loks von SBB-Cargo sind in der Pfalz häufiger zu sehen. Bei Ludwigshafen-Rheingönheim übernahm am 20. April 2007 die schweizer Ellok 481 003 einen Kesselwagenzug.

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West und Wörth-Mozart- straße erhalten. Durch diese neuen Verkehrsstationen wird es möglich, heute noch bahnparallel geführte Buslinien in Zubringerver- kehre für Orte abseits der Schiene umzuwandeln. Der Rheinland-Pfalz-Takt kann so noch weiter in die Fläche hinein getragen werden.

Ziel: Zukunftsperspektive für 2015 Kernaufgaben der nächsten Jahre sind die Sicherung des Angebotsumfanges des Rheinland-Pfalz-Taktes und Vor allem entlang des Rheins fahren zahlreiche private Güterzüge. dessen Netz- und Breiten- wirkung. Ziel ist die Erarbei- tung einer Zukunftsperspek- tive Rheinland-Pfalz-Takt 2015. Deren Umsetzung soll mit weiteren Wettbewerbs- verfahren abgesichert werden. Durch die so zu gewinnenden neuen finanziellen Spielräume können noch bessere Angebote geschaffen und zum anderen durch moder- ne Fahrzeuge die Kundenzu- friedenheit gesteigert Jede Stunde verlässt ein Neigetechnikzug der Baureihe 612 den Bahnhof Landau werden. Parallel hierzu in Richtung Karlsruhe.

werden bis zur Betriebsauf- Die Bahnreform macht es möglich: Eine französische Güterzuglok fährt für die BASF bis nach Ludwigshafen nahme der Netze die (Aufnahme bei Lingenfeld).

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Ab Dezember 2008 alltäglich: Ein Talent im nächtlichen Bahnhof Lauterecken-Grumbach. Nachschub für den französischen Automarkt: Eine von Vossloh gebaute SNCF-Lok verlies im Oktober 2006 den Bahnhof Wörth in Richtung Strasbourg.

Modernisierungsarbeiten an den Bahnhöfen fahren. Zunächst wird von Montag bis und Stationen forciert, um von Anfang an Freitag ein weitgehender Halbstundentakt, ein möglichst kundengerechtes Angebot zur an Samstagen, Sonn- und Feiertagen ein Verfügung zu stellen. Bereits heute sind Stundentakt angeboten. Eine der beiden ca. 44,3 Prozent aller Zugleistungen im halbstündigen Stadtbahnen wird dann als Bereich des Zweckverbandes Schienen- „Eilzug“ verkehren, also zwischen Germers- personennahverkehr Rheinland-Pfalz Süd heim und Wörth nur die heute bestehenden europaweit ausgeschrieben worden. Bahnhöfe sowie in der Innenstadt von Karlsruhe die wichtigsten Stationen be- Die Umsetzung der zweiten Stufe der dienen. Die halbstündlich hierzu versetzte S-Bahn Rhein-Neckar sowie die Planungen Stadtbahn hält im Gegenzug zusätzlich zur Stadtbahnverlängerung von Karlsruhe neben den bestehenden Stationen an allen bis nach Germersheim laufen auf Hoch- neuen Haltepunkten zwischen Wörth und touren. Letztere soll im Dezember 2010 in Germersheim. Betrieb gehen. Dann sollen moderne Stadt- bahntriebwagen auf der zu elektrifizierenden, In der Vorbereitung befindet sich derzeit

zweigleisigen Strecke Wörth – Germersheim das Vergabeverfahren „Rheinhessen- Der Wochenendausflugszug von Koblenz nach Wissembourg erreichte am 06. Mai 2007 den Bahnhof Winden.

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Weinstraßenetz”. Es umfasst alle nicht Bensheim sowie Weinheim und Fürth/Odw. elektrifizierten Regionalbahnstrecken in sein. Gemeinsam mit dem Zweckverband Rheinhessen, an der Nahe und entlang der Nord, dem Saarland und den weiteren Weinstraße bis nach Neustadt/W. Ebenfalls angrenzenden Partnern in Baden-Württem- enthalten und damit in Zusammenarbeit mit berg und Hessen steht das Netz der dem Verkehrsverbund Rhein-Neckar, werden Regional-Express-Züge vor einer Ausschrei- die Regionalbahnen zwischen Worms und bung. Die Betriebsaufnahmen sind in beiden Fällen für den Jahresfahr- planwechsel Ende 2014 vorgesehen. Durch Schlie- ßen von Angebotslücken, moderne Fahrzeuge und neue Haltepunkte sollen für

den ÖPNV zusätzliche Die Kreisstadt Kirchheimbolanden hat seit 1999 wieder Bahnanschluss: Die Eurobahn pendelt im Stundentakt nach Alzey und Kunden gewonnen werden. zurück (Aufnahme: Michael Lange). Darüber hinaus ist die Ausschreibung der ersten und zweiten Stufe der S-Bahn Rhein-Neckar mit Betriebsaufnahme zum Fahrplanwechsel 2015 vorzubereiten. Auf der Wunschliste des Zweckver- bandes steht in diesem Zusammenhang die direkte Anbindung von Zweibrücken an die S-Bahn in Homburg.

Grenzüberschreitende Zugverbindungen Pfalz – Elsaß Trotz aller Verbesserungen in den letzten Jahren, ist ein Nur noch ein gutes Jahr werden die Regio Shuttle der Trans Regio nach Kusel Ziel bisher nur punktuell er- fahren, dann übernimmt wieder DB Regio den Regionalverkehr. Im Sommer 2000 reicht worden: die Schaffung waren die silbernen Triebwagen noch ganz frisch und bei Obermohr unterwegs. attraktiver Zugverbindungen Im Lautertal werden die Talente den robusten 628 ablösen. Im Jahr 2005 war ein 643 in Wolfstein im Sonderzugeinsatz.

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Hier fährt bald die Stadtbahn: Im Bahnhof Bellheim halten nur bis Ende 2010 die Regionalbahntriebwagen vom Typ 628.

Bald ein alltäglicher Anblick in Kaiserslautern: Mit dem Gewinn der Ausschreibung des Westpfalznetzes bringt DB Regio neue Fahrzeuge in die Pfalz. Ab Dezember 2008 werden insgesamt 17 Desiro vom Typ 642 zwischen Bingen Hbf , Kaiserslautern und Pirmasens sowie auf der Schwarzbach- und Queichtalbahn eingesetzt. Für die beiden letztgenannten wird die Motorisierung dieser Triebwagen von 2 x 275 kw auf 2 x 360 kw erhöht. Diese spurtstärkeren Fahrzeuge ermöglichen zusätzliche Halte.

Seit 10. Juni 2007 planmäßig: Mehrsystem-ICE auf der Ludwigsbahn (Aufnahme in Kaiserslautern: Bruno Raab).

124 125 Die pfälzischen Eisenbahnen heute Quellenangaben – Imprsessum

Über die Entwicklung und die Geschichte Strasbourg, Ludwigshafen 2005 zwischen der Pfalz und dem Elsaß. Ein- finanziellen Aufwand, um Fahrzeuge auf die des pfälzischen Eisenbahnnetzes sind zahl- Wolfgang Löckel, Auf Dienstreise, Freiburg ziges durchgehendes Angebot ist heute Schiene zu bringen, die für die deutschen reiche Aufsätze und Bücher geschrieben 2007 (im Erscheinen) der an Wochenenden und Feiertagen ver- und französischen Zugsicherungssysteme worden, ohne deren Hilfe das vorliegende Albert Mühl, Die Pfalzbahn, Stuttgart 1992 kehrende Ausflugszug von Neustadt über geeignet sind. Mitten im vereinten Europa Büchlein nicht möglich gewesen wäre. Neben Helmut Röth, Auf Schienen zwischen Wissembourg, Hagenau nach Strasbourg. ist die Herstellung umsteigefreier Zugver- den Periodika wie Eisenbahn-Kurier (Ausga- Odenwald und Pfalz - Fotografien 1955-1976, Was zu Beginn der Eisenbahn in der Pfalz bindungen zwischen der Pfalz und dem ben 1978 bis heute), Eisenbahn-Kurier spezial Ludwigshafen 2006 selbstverständlich war, erfordert heute auf- Elsass somit zu einer echten Herausforde- (DB vor 25 Jahren, Ausgaben über die Jahre Heinz Sturm, Die pfälzischen Eisenbahnen, grund der technischen Auseinanderentwick- rung geworden, die es in der Zukunft zu von 1959 bis 1980) und Lok-Magazin (Jahr- 1967 – Neuauflage, Ludwigshafen 2005 lung der nationalen Eisenbahnen einen nicht meistern gilt. gänge 1975 bis 1982), den Kursbüchern und Verkehrsverbund Rhein-Neckar, an einem unerheblichen zulassungstechnischen und Fahrplanveröffentlichungen aus der Frühzeit Strang, Ludwigshafen 2004 der pfälzischen Eisenbahnen bis heute, Buch- Hansjürgen Wenzel, Die Südwestdeutschen und Bildfahrplänen sowie Fahrzeugumlauf- Eisenbahnen in der französischen Zone plänen der Deutschen Bundesbahn aus den (SWDE), Freiburg 1976 1970- und 1980er Jahren, mehreren aktuel- len wie früheren pfälzischen Tageszeitungen Impressum sowie den zahlreichen Aufsätzen von Werner Von der Ludwigsbahn zum Integralen Schreiner in verschiedenen Chroniken und Taktfahrplan - 160 Jahre Eisenbahnverkehr Jahrbüchern wurden folgende Bücher und in der Pfalz Broschüren ausgewertet: Fritz Engbarth (www.bahnland-pfalz.com) Bahnsozialwerk: 75 Jahre AW Kaiserslautern, für den Zweckverband Schienenpersonen- Kaiserslautern, 1995 nahverkehr Rheinland-Pfalz Süd (Hrsg.) Deutsche Bundesbahn Ausbesserungswerk (www.zspnv-sued.de) in Kaiserslautern Kaiserslautern, Die Bahn in Kaiserslautern, Sofern nicht anders gekennzeichnet, Kaiserslautern 1985 stammen alle Aufnahmen einschließlich Deutsche Bundesbahn, Die Bahn in Titel und Rücktitel vom Autor Rheinland-Pfalz, Saarbrücken 1987 Layout: typomeyer in Bad Bergzabern Vera Deißner/Saskia Wiese, Bitte einsteigen Druck: Bastian-Druck Föhren – aus 150 Jahren Eisenbahn in Rheinland- Pfalz, Mainz 1997 Verkaufspreis 5,– € Hans-Joachim Emich/Rolf Becker, Die Eisen- bahnen an Glan und Lauter, Waldmohr 1996 Nachdruck und Vervielfältigung, auch Fritz Engbarth, Die Bachbahn von Lamperts- in Auszügen nicht gestattet. Das Werk mühle-Otterbach nach Reichenbach (Pfalz), einschließlich aller seiner Teile ist urheber-

Derzeit können nur die französischen Baleine (Wal) vom Typ X 73900 sowohl auf französischen wie auf deutschen Strecken Weilerbach 1997 rechtlich geschützt. fahren. In Winden/Pfalz waren im Juli 2007 gleich zwei der schicken Triebwagen als Regionalexpress Neustadt/W – Strasbourg Michael Heilmann/Werner Schreiner, unterwegs. 150 Jahre Maximiliansbahn Neustadt/W – Kaiserslautern im September 2007

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Mit der Ludwigsbahn zwischen Ludwigshafen und Bexbach bzw. Schifferstadt und Speyer wur- den in den Jahren zwischen 1847 und 1849 die ersten pfälzischen Eisenbahnlinien in Betrieb genommen. Es folgte eine euphorischen Aufbauphase, die freilich eng verknüpft mit Enttäu- schungen und Fehleinschätzungen war. Ab den 1930er Jahren folgte der Kampf um Marktantei- le. Schon damals wurden erste Strecken stillgelegt, andere gerade noch fertig gestellt. Mit den Folgen des Zweiten Weltkrieges sank die Bedeutung der Bahn weiter. Die aufkommende Moto- risierung, verbunden mit immer komplexeren Mobilitätsbedürfnissen der Bevölkerung, machte den schwächer belasteten Strecken den Garaus. Erst zu Ende der 1980er Jahre zeichnete sich eine Trendwende ab. Das langsam wachsende Umweltbewusstsein und neue Ideen für die Schiene fanden zueinander und führten zu wegweisenden politischen Konzepten wie der Bahnreform, der Regionalisierung und dem Rheinland-Pfalz-Takt. Dieses Büchlein soll einen Überblick über den Eisenbahnverkehr in der Pfalz verschaffen und erhebt natürlich keinen Anspruch auf Voll- ständigkeit. Es will Sie dazu einladen, die Pfalz mit den Zügen des Rheinland-Pfalz-Taktes zu entdecken. Steigen Sie ein – es lohnt sich!