Managementplan für das Europäische Vogelschutzgebiet DE-2328-491 „Waldgebiete in “ Teilbereich Duvenseebachniederung sowie Schutz- und Entwicklungskonzept für das Naturschutzgebiet „Ritzerauer Hofsee und Duvenseebachniederung“

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Der Managementplan wurde in enger Zusammenarbeit mit Vertretern der Eigentümer, dem betreuenden Verein und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Herzogtum Lauen- burg durch das LLUR, Abt. Naturschutz und Forst im Auftrag des Ministeriums für Energie- wende, Landwirtschaft, Umwelt, Naturschutz und Digitalisierung (MELUND) erarbeitet und wird bei Bedarf fortgeschrieben.

Als Maßnahmenplan aufgestellt (§ 27 Abs. 1 LNatSchG i. V. mit § 1 Nr. 9 NatSchZVO)

Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstraße 3 Postfach 7151 24106 Kiel 24171 Kiel

Kiel, den 06.02.2021 gez. Hans-Joachim Kaiser

Titelbild: Niederung des regelmäßig unterhaltenen Duvenseebaches mit Blick auf die be- gleitenden Waldflächen der Stadtforst Lübeck (Foto: Martina Kairies 2008)

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Inhaltsverzeichnis

0. VORBEMERKUNG 3

1. GRUNDLAGEN 4 1.1. RECHTLICHE UND FACHLICHE GRUNDLAGEN 4 1.2. VERBINDLICHKEIT 5

2. GEBIETSCHARAKTERISTIK 5 2.1. GEBIETSBESCHREIBUNG 5 2.1.1. GEOLOGIE, BODENVERHÄLTNISSE 6 2.1.2. GEWÄSSERSYSTEM 7 2.1.3. VEGETATION 13 2.1.4. VOGELARTEN 19 2.1.5. WEITERE TIERARTENVORKOMMEN 21 2.2. EINFLÜSSE UND NUTZUNGEN 21 2.3. EIGENTUMSVERHÄLTNISS 25 2.4. REGIONALES UMFELD 26 2.5. SCHUTZSTATUS UND BESTEHENDE PLANUNGEN 26

3. ERHALTUNGSGEGENSTAND 27 3.1. VOGELARTEN NACH ANHANG I UND ART. 4 (2) VOGELSCHUTZ-RICHTLINIE 27 3.2. WEITERE ARTEN UND BIOTOPE 27

4. ERHALTUNGSZIELE 29 4.1. ERHALTUNGS- UND GGF. WIEDERHERSTELLUNGSZIELE 29 4.2. SONSTIGE ERHALTUNGS- UND ENTWICKLUNGSZIELE AUS ANDEREN RECHTSGRÜNDEN 30

5. ANALYSE UND BEWERTUNG 30

6. MAßNAHMENKATALOG 40 6.1. BISHER DURCHGEFÜHRTE MAßNAHMEN 40 6.2. NOTWENDIGE ERHALTUNGS- UND GGF. WIEDERHERSTELLUNGSMAßNAHMEN 42 6.3. WEITERGEHENDE ENTWICKLUNGSMAßNAHMEN 44 6.4. SONSTIGE PFLEGE- UND ENTWICKLUNGSMAßNAHMEN 46 6.5. SCHUTZINSTRUMENTE, UMSETZUNGSSTRATEGIEN 47 6.6. VERANTWORTLICHKEITEN 47 6.7. KOSTEN UND FINANZIERUNG 48 6.8. ÖFFENTLICHKEITSBETEILIGUNG 48

7. ERFOLGSKONTROLLE UND MONITORING DER MAßNAHMEN 49

8. ANHANG 49

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0. Vorbemerkung Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind über die Auswahl und Meldung von Natura 2000-Gebieten hinaus gem. Art. 6 der FFH-Richtlinie und Art. 2 und 3 Vogel- schutz-Richtlinie verpflichtet, die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen festzulegen, um in den besonderen Schutzgebieten des Netzes Natura 2000 eine Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und Habitate der Arten zu vermeiden. Dieser Verpflichtung kommt das Land Schleswig-Holstein im Rahmen der föderalen Zuständigkeiten mit die- sem Managementplan nach. Der Plan erfüllt auch den Zweck, Klarheit über die Möglichkeiten und Grenzen der Nut- zung von Natura 2000-Gebieten zu schaffen. Er ist daher nicht statisch, sondern kann in Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes bzw. der jeweiligen Schutzobjekte fort- geschrieben werden. Der Betrachtungsraum für diesen Plan umfasst den im Vogelschutzgebiet „Waldgebiete in Lauenburg“ liegenden Bereich des Naturschutzgebietes „Ritzerauer Hofsee und Du- venssebachniederung“ (81 ha, die Duvenseebach-Niederung), sowie den südlich an- grenzenden Hofsee und einige Umgebungsflächen in einer Gesamtgröße von 132 ha. Für die im Eigentum der Stadt Lübeck befindlichen Teilflächen Manau und Abendrade am Nordrand des NSG liegt bereits ein Managementplan im Zusammenhang mit den angrenzenden Waldflächen im Vogelschutzgebiet vor: (Link: Managementplan für den Teilbereich der Stadtforst Lübeck) Für den Bereich des Naturschutzgebietes werden, im Hinblick auf dort nicht dargestellte sonstige Schutzziele, die dortigen Aussagen in diesem Plan teilweise um geeignete Maßnahmen ergänzt, andere nachrichtlich übernommen.

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Abbildung 1: Übersicht über das Schutzgebietssystem Natura 2000 im Raum , Kreis

1. Grundlagen

1.1. Rechtliche und fachliche Grundlagen Das Gebiet „Waldgebiete in Lauenburg“ (Code-Nr: DE-2328-491) wurde der Euro- päischen Kommission im Jahr 2004 als Vogelschutzgebiet benannt und unterliegt dem gesetzlichen Verschlechterungsverbot des § 33 Abs. 1 BNatSchG i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG. Die nationalen gesetzlichen Grundlagen ergeben sich aus § 32 Abs. 5 BNatSchG in Verbindung mit § 27 Abs. 1 LNatSchG in der zum Zeitpunkt der Aufstellung des Pla- nes jeweils gültigen Fassung. Folgende fachliche Grundlagen liegen der Erstellung des Managementplanes zu Grunde  Standarddatenbogen in der Fassung vom Mai 2019  Gebietsabgrenzung in den Maßstäben 1:25.000 und 1:5.000  Gebietsspezifische Erhaltungsziele (Amtsbl. Sch.-H. 2006, S. 761) gem. Anlage 1a  NSG-VO vom 30.6.2004 gem. Anlage 1b  Biotopkartierung von 2018 gem. Anlage 3  Monitoringberichte SPA Waldgebiete in Lauenburg DE 2328-491, 2003, 2009, 2017

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1.2. Verbindlichkeit Dieser Plan ist nach intensiver, möglichst einvernehmlicher Abstimmung mit den Flächeneigentümern/innen und den örtlichen Akteuren aufgestellt worden. Neben notwendigen Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsmaßnahmen werden hierbei auch weitergehende Maßnahmen zu einer wünschenswerten Entwicklung des Ge- bietes dargestellt. Hinzu kommen sog. sonstige Maßnahmen, die insbesondere zur Sicherung der Schutzziele aus der NSG-Verordnung dienen sollen. Die Ausführungen des Managementplanes dienen u. a. dazu, die Grenzen der Ge- bietsnutzung (Ge- und Verbote), die durch das Verschlechterungsverbot (§ 33 Abs. 1 BNatSchG, i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG) in Verbindung mit den gebietsspezifi- schen Erhaltungszielen rechtverbindlich definiert sind, praxisorientiert und allgemein verständlich zu konkretisieren (siehe Ziffer 6.2). In diesem Sinne ist der Managementplan in erster Linie eine verbindliche Hand- lungsleitlinie für Behörden und eine fachliche Information für die Planung von beson- deren Vorhaben, der für die einzelnen Grundeigentümer/-innen keine rechtliche Ver- pflichtung zur Umsetzung der dargestellten Maßnahmen entfaltet. Da der Plan in en- ger Kooperation und weitgehendem Einvernehmen mit den Beteiligten vor Ort er- stellt wurde, kann der Plan oder können einzelne Maßnahmen durch schriftliche Zu- stimmung der betroffenen Eigentümer und Eigentümerinnen oder einer vertraglichen Vereinbarung mit diesen als verbindlich erklärt werden. Darüber hinaus bieten sich freiwillige Vereinbarungen an, um die im Plan ggf. für einen größeren Suchraum dargestellten Maßnahmen flächenscharf mit den Beteiligten zu konkretisieren. Die Darstellung von Maßnahmen im Managementplan ersetzt nicht ggf. rechtlich er- forderliche Genehmigungen, z.B. nach Naturschutz-, Wasserrecht oder Lan- deswaldgesetz. Die Ge- und Verbote der NSG-Verordnung „Ritzerauer Hofsee und Duvenseebach- Niederung“ haben Bestand und sind gegenüber jedermann verbindlich. Bei der Umsetzung der Maßnahmen sollen verschiedene Instrumente wie Vertrags- naturschutz, Flächenkauf, langfristige Pacht und die Durchführung von konkreten Biotopmaßnahmen zur Anwendung kommen. Sollte in Ausnahmefällen kein Einvernehmen bei notwendigen Erhaltungs- oder Wiederherstellungsmaßnahmen (siehe Ziffer 6.2) erzielt werden können, ist das Land Schleswig-Holstein verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu deren Umsetzung zu ergreifen. Hierbei können die Eigentümer oder sonstige Nutzungsberechtigte von Grundstücken verpflichtet werden, die Maßnahmendurchführung durch die Natur- schutzbehörde zu dulden (§ 65 BNatSchG i. V. mit § 48 LNatSchG).

2. Gebietscharakteristik

2.1. Gebietsbeschreibung Die Niederung des Duvenseebaches (in der DTK und dem AWGV-SH als Steinau bezeichnet) mit dem Ritzerauer Hofsee als Endpunkt liegt im Stormarner Endmorä- nengebiet des Ostholsteinischen Hügellandes (entspricht der Naturräumlichen Haupteinheit D 23: Schleswig-Holsteinisches Hügelland gem. FFH-Richtlinie) und gehört damit zur „kontinentalen biogeografischen Region“. Das Gebiet bildet dabei einen wesentlichen Teil des Biotopverbundsystems zwi- schen dem ehemaligen und dem Stecknitz-Delvenau-Tal über die

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Steinau. Hier dokumentiert eine Kette von bestehenden Schutzgebieten und weite- ren naturschutzfachlich bedeutsamen Flächen als Teil des kohärenten Netzes Na- tura 2000 auch die historischen Landschafts- und Besiedelungsgrenze des Limes Saxoniae in Schleswig-Holstein. Seit 1937 gehört der seit dem Mittelalter als Lübecker Exklave verwaltete Raum zum Kreis Herzogtum Lauenburg. Teilflächen des Schutzgebietes liegen in den Ge- meinden Duvensee, und Nusse. Als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist ein insgesamt 132 ha großer Bereich der Niederung mit angrenzenden Talrändern, davon wurde der Nordteil (ohne den ei- gentlichen Hofsee und seine Umgebungsflächen) mit 81 ha als EU-Vogelschutzge- biet gemeldet.

2.1.1. Geologie, Bodenverhältnisse Die eiszeitliche Entstehungsgeschichte des Gebietes ist in der Landschaft durch seine markante, ausgeprägte Talsituation zwischen relativ ebenen Grundmoränen- flächen auch heute gut ablesbar. Der ursprüngliche Talraum beginnt in Bergrade, verläuft zwischen den Waldgebie- ten Manau und Abendrade nach Süden zur Steinau. Vermutlich ist die morphologische Ausformung der Niederungen während der Verei- sung durch unter Eisbedeckung fließendem Schmelzwasser entstanden, wobei in den Mulden des Ritzerauer Hofsees und des Ritzerauer Sees (Nusser Sees) zu- nächst während der Abtauphase Toteis zurückblieb und später sich Stauwasser an- sammelte. Teilweise sind diese als Tunneltäler zu bezeichnenden Rinnentäler des Gewässersystems von Duvenseebach, Mühlenbach und Steinau nachfolgend durch freie Schmelzwasserverfüllungen während Abtauphasen des Eises überprägt wor- den (Rücker 2008). Eine Gletscherrandlage aus der Weichseleiszeit wird heute südlich der Steinau ver- mutet (Geologische Übersichtskarte im Landwirtschafts- und Umweltatlas Link: Geo- logische Übersichtskarte). Das Gebiet setzt sich oberflächennah aus Moränenmaterial (Geschiebemergel), Schmelzwassersanden, Torfen und Kalkmudden zusammen: Im Senkensystem lagerten sich Kalkmudden ab, darüber bildeten sich im Laufe der Nacheiszeit Niedermoortorfe. Es entstanden die Moorniederungen, deren Boden- struktur heute aber infolge der landwirtschaftlichen Nutzungen und damit verbunde- nen Entwässerungen durch Zersetzungs- und Sackungsprozesse stark verändert wurden. Diese organischen Böden reichen von ca. 2,4 m Tiefe bis an die Gelände- oberfläche, wobei sie im oberen Abschnitt ca. 1 m stark zersetzt sind (Rücker 2008). Ein Grund dafür sind stark schwankende Gebietswasserstände mit Hochwasserer- eignissen vorwiegend im Winterhalbjahr (Überflutungen) und Absinken der Wasser- stände teilweise bis 1m unter Flur im Sommerhalbjahr, die zur Moorzehrung und Mi- neralisierung führen. Heute ragen einzelne mineralische Rücken aus den vermoorten Niederungsberei- chen und verlandeten Seeufern heraus. Besonders ausgeprägt sind die besiedelten „Inseln“ des Hofes Ritzerau und der Gänseburg, bezeichnenderweise mit mittelalter- lichen Siedlungsstellen (Turmhügelburgen). Gliedernde Elemente als Sonderstand-

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orte der Duvenseebach-Niederung bilden auch die flacheren Kuppen in der Talauf- weitung östlich des Bachlaufes, so dass auch innerhalb des Gebietes teilweise kleinflächig wechselnde Standortverhältnisse vorliegen.

Abbildung 2: Bodenprofile der Duvenseebachniederung zeigen bis zu 2,5 m starke Niedermoorbildun- gen über Kalkmudde im Untergrund (Quelle: Auszug Poster Entwicklungspotentiale der Duvensee- bachniederung, Teilprojekt Vegetationskunde I; Ökologiezentrum der CAU Kiel; Link: Torfprofile der Niederung, Niedermoorentwicklung Abfrage 10.3.2020

2.1.2. Gewässersystem Das Gewässersystem des Duvenseebaches (bzw. Steinau gem. DAV-SH) liegt an der Wasserscheide zwischen Elbe und Ostsee. Durch die massive Umgestaltung des Einzugsgebietes unter Überwindung eiszeitli- cher Höhenrücken hat sich das Wasserregime und die Niederungsstruktur gegen- über der ursprünglichen Situation grundlegend verändert. Die Vahrendorfsche Karte (1770) zeigt den nacheiszeitlich entstandenen aus Nie- dermoor geprägten Talraum mit zentralem Entwässerungsgraben. Es ist davon aus- zugehen, dass es sich aus naturschutzfachlicher Sicht um ein typisches Durchströ- mungsmoor ohne eindeutigen Gewässerverlauf handelte; hierfür sprechen auch die vorliegenden Bodenuntersuchungen. Im Zuge von flächenhaften Entwässerungsmaßnahmen wurde dann 1850 der nord- westlich liegende Duvensee vollständig abgelassen. Dafür wurde der Duvenseeka- nal als kurze Verbindung zwischen den Talräumen gebaut, so dass das gesamte Wasser des Einzugsgebietes oberhalb des Duvensees seitdem durch den zentralen Graben der Niederung, den heutigen Duvenseebach fließt. (Funck 1963) Der ehemalige natürliche Abfluss des Lüchower Baches bzw. des Duvenseebe- ckens nach Süden in den Ritzerauer Mühlenbach verlor seine Bedeutung und heute entwässert dieser nur noch das Einzugsgebiet unterhalb des Duvenseeer Walls. Beide Gewässer sowie die Wohldbek (aus dem Hevenbruch) bilden unterhalb des Ritzerauer Hofsees die Steinau, die ursprünglich bei Hammer in die Stecknitz und von dort nach Norden in das Lübecker Becken und die Ostsee floss. Seit dem Bau

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des mittelalterlichen Wasserscheidenkanals, mit der Verbindung zwischen Steinau und Delvenau bei Alt-Mölln, besteht ein Anschluss an die Elbe – seit 1900 über den Elbe-Lübeck-Kanal. Das heutige Einzugsgebiet des Duvenseebaches beträgt an der Einmündung in den Hofsee 43,2 km² und umfasst die südlich des Endmoränenzuges um das Lübecker Becken angrenzenden vorwiegend ackerbaulich genutzten Bereiche zwischen , , Lüchow und Duvensee, einschließlich des Duvenseebeckens, und des Teichbaches bei Bergrade.

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Abbildung 3: Vermoorte Niederungsbereiche, Gewässersysteme und Geländemorphologie

Der Duvenseebach ist aus den Veränderungen als begradigtes, bis 2 m eingetieftes und in weiten Bereichen mit (sich mittlerweile auflösendem) Uferverbau gestaltetes Gewässer hervorgegangen. Nach Lehners und Wittorf (Gutachten 2011) erfolgte die letzte großen Ausbaumaß- nahme 1975. Der Durchlass im Norden (L 199) liegt lt. Gutachten bei 32,76m NN, die Sohlhöhe unter der Zufahrt zum Gut Ritzerau bei 30,80m NN. Bei Hochwasserereignissen wird insbesondere der breitere Talraumabschnitt nörd- lich des Hofes Ritzerau zeitweise länger überflutet.

Abbildung 4: Überflutungsbereich bei beidseitiger Krautung und vollem Abwasserquerschnitt bei mittle- rem Hochwasser (Lehners und Wittorf (2011) Szenario 1; Ausgangssituation 2011 ohne Maßnahmen

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Rücker (2008) weist auf das Fehlen von Grundwasseraustritten am Hangbereich zur Niederung hin, damit wären die Gebietswasserstände allein vom oberirdischen Zu- lauf des Duvenseebaches und kleineren randlichen Zuflüssen z.B. aus der Manau abhängig. Der Ritzerauer Hofsee bildet den Abschluss der unteren Duvenseebachniederung und befindet sich auch aufgrund anthropogener Beschleunigung gleichsam im End- stadium der in der Nacheiszeit einsetzenden Verlandungsprozesse.

Abbildung 5: Der Ritzerauer Hofsee, die Fließgewässer Mühlenbach und Steinau sowie der Duvensee- bach-Graben im 18. Jahrhundert (Auszug aus der Vahrendorfsche Karte von 1770 © LVermGeoSH)

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Abbildung 6: Luftaufnahme des Ritzerauer Hofsees 1955 (Auszug © LVermGeo SH) Durch Ausbau der oberen Steinau 1926 wurde der Wasserstand des Sees um 60 bis 70 cm abgesenkt. Die Wasser- fläche betrug danach noch ca. 7 ha. Angaben des Naturschutzbeirates zufolge hat die in den 1970iger Jahren erfolgte Ausbaggerung der Rinne durch den Hofsee den Seewasserspiegel erneut um 20 bis 40 cm abgesenkt; nach Muuß (1973) lag der Seewasserstand vorher bei 31,30m.

Heute wird der Seewasserstand von einer Sohlschwelle am Auslauf bei NN 31,11 m gehalten (Lehners und Wittorf 2011). Der See ist bei einer Tiefe von 0,5 bis 1 m zwi- schen 3 und 4 ha groß. Der See ist hypertroph, am Seegrund wurde eine dicke Faulschlammschicht festge- stellt, so dass mit kritischen Sauerstoffverhältnissen zu rechnen ist (LLUR 2000). Aktuellere Angaben hierzu liegen nicht vor. Durch den Umbau des Duvenseesystems bedingt, ist das oberirdische Einzugsge- biet des Hofsees mit ca. 28,9 km² im Verhältnis zur Seefläche sehr groß, so dass es zu steilen Wasserstandsanstiegen bei starken Regenfällen kommt.

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Abbildung 7: Schwankungsbreite der Wasserstände zwischen 1974 und 2000 (LANU 2000)

Starke Schwankungen weist der Wasserspiegel auch im Jahresverlauf auf. Sie be- tragen im Mittel bis zu 80 cm (zwischen 32,20 und 31,25 müNN). Noch extremer stellen sich die Wasserstandsschwankungen im Bereich der Steinau (Pegel unter- halb der Nusser Brücke) dar. Die unmittelbaren Auswirkungen der Niederschläge auf die Gebietswasserabfüsse dokumentieren die aktuellen Untersuchungen aus der hydrologischen Bestandsauf- nahme des Duvenseebeckens 2019 für den oberen Duvenseebach/Duvenseekanal.

Abbildung 8: Starke Schwankungen des oberen Duvenseebachabflusses unterhalb des Duvensee- Schöpfwerkes als Reaktion auf größere Niederschlagsmengen im Einzugsgebiet (Datensammler D001 der Untersuchungen im Rahmen des hydrologischen Gutachtens für den Duvenseebereich)

Die Wasserstandsganglinien der Steinau nach Zusammenfluss aller Teilgewässer des Systems zeigen eine vergleichbar große Schwankungsbreite und damit die ak- tuell nur geringen Abflussverzögerungen innerhalb des Niederungssystemes.

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Abbildung 9: Vergleichbare Wasserstandsganglinien am Pegel Steinau unterhalb des Ritzerauer Hof- sees

2.1.3. Vegetation Das Gebiet wird im Wesentlichen geprägt von Grünlandgesellschaften unterschiedli- cher Trophie- und Nässestufen im Übergang zu Sümpfen, Röhrichten, Brüchen und Bruchwäldchen sowie offenen Wasserflächen des zentralen Flachsees. Sie werden im Talraum durch Fließgewässer mit zumeist ausgebautem Grabenprofil verbunden. Über dem Talniveau liegend, begleiten randlich auf Mineralboden den weitgehend offenen Talzug etwas artenreichere Grünlandgesellschaften, ausgeprägte Stauden- fluren im Wechsel mit Gebüschen, Knicks und im Nordteil die Waldgebieten Manau und Abendrade mit ihren standorttypischen Waldgesellschaften und Vernässungs- bereichen in den flachen Senken.

Abbildung 10: Niederungsbereich mit Ausbildung von Großseggenriedern und Röhrichten am Nordrand des Gebietes

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Abbildung 11: Ehemalige Ackerfläche im Hangbereich nördlich der Manau, mit alten Saumgehölzen

Nach der Untersuchung der Biotoptypen, gesetzlich geschützten Biotope und Le- bensraumtypen nach FFH-Richtlinie im Rahmen der landesweiten Biotopkartierung 2018 lassen sich die verschiedenen Teilräume aktuell wie folgt beschreiben (teil- weise ergänzt): Die von breiten Verlandungszonen umgebene Seefläche wird im Sommer von Was- serlinsen und etwas Teichrose bedeckt und geht je nach Wasserstandsverhältnis- sen zügig in Rohrkolben-, Rohrglanzgrasröhrichte, bzw. Schilfbestände mit Seggen- riedern aus u.a. Sumpfsegge über. Hierin eingelagert sind Weidengebüsche aus vorwiegend Grauweide. Daneben kommen als typische Arten dieser Gesellschaften u.a. Johannisbeere, Wasseramp- fer, Wasserminze und Bitterschaumkraut vor. Umgeben ist dieser Bereich zum stär- ker mineralisch geprägten Rand hin von einem schmalen Erlenbruchwaldsaum. Schleiergesellschaften aus Bittersüßem Nachtschatten, Zaunwinde und Brennnes- selseide verstärken den Eindruck undurchdringlicher, kaum betretbarerer Wildnis. Die zum Zeitpunkt der ersten landesweiten Biotopkartierung noch festgestellten grö- ßeren Anteile artenreicher Sumpfdotterblumenwiesen im östlichen Talabschnitt mit Wiesenschaumkraut, Sumpflabkraut, Waldengelwurz, Kuckuckslichtnelke, Schlank- segge, Sumpfsegge und Sumpfvergissmeinicht sind heute im Wesentlichen auf die tieferliegenden Bereiche der Niederung am „Bachknick“ nördlich des Ritzerauer Ho- fes beschränkt. Streckenweise kommen auch Froschlöffel, Bachbunge, Wassereh- renpreis, wegen zeitweiser Überstauung mit Übergängen zu Flutrasen mit Fuchs- schwanz, Gänsefingerkraut, Großem Schwaden, aber auch mit Zeigern bewegten Grundwassers wie der Waldsimse u.a. vor. Aufgrund teilweiser Nutzungsaufgabe nehmen auch hier in größeren Bereichen Röhrichte und von nassen Staudenfluren geprägte Sukzessionsflächen zu, die in ei- nen kleinen Bruchwaldbestand übergehen. Er liegt südlich eines künstlich gegrabe- nen Kleingewässers (ehemaliger Fischteich) mit einer Decke aus Schwimmendem Laichkraut, umgeben von einer nach Wasserstandsanhebung nach und nach ausfal- lenden Umpflanzung nichtheimischer Baumarten (Hybridpappel).

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Abbildung 12: Dauerhaftere Vernässungsbereiche im zentralen Talraumabschnitt nach Grabenver- schluss, Entwicklung naturnäherer Pflanzengesellschaften

Abbildung 13: Verlandungsbereiche im eingestauten Senkenabschnitt am Südrand der Manau

Ein vergleichsweise artenreicherer Nassgrünlandbestand findet sich südwestlich des Hofsees. Wiesensegge, Blasensegge, Sumpflabkraut, Sumpfplatterbse, Flam- mender Hahnenfuß, Kuckuckslichtnelke, Frauenmantel und Wiesenschaumkraut so- wie Sumpfdotterblume wurden 2018 dort kartiert Das Niederungsgrünland auf der Ritzerauer Seite wird von artenarmem Nassgrün- land mit Fuchsschwanz, Wolligem Honiggras und einigen Großseggenbereichen eingenommen, die in vernässten oder zeitweilig überfluteten Senken in Flutrasenbe- stände aus Rohrglanzgras, Kriechendem Hahnenfuß und Wiesen-Schaumkraut übergehen.

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Im schmaleren, nördlichen Talabschnitt nehmen Arten der Schilfröhrichte, Hoch- staudenrieder mit Mädesüß, Blutweiderich, Kohldistel, Sumpfkratzdistel und Was- serdost sowie der Großseggenbestände (Sumpfsegge, Schlanksegge) mit einwan- dernden Gehölzen aus Zitterpappel, Schlehen und Weidengebüschen zu. Die auf den randlichen Hangbereichen zum Niedermoor liegenden Grünlandflächen werden teilweise bereits als arten- und strukturreiches Dauergrünland eingestuft. Kartiert wurden 2018 gemähte Glatthaferwiesen mit u.a. Wiesenfuchsschwanz, Ruchgras, Rotem Straußgras, Wiesen-Platterbse, Wolligem Honiggras, Wiesensau- erampfer, die dem Lebensraumtyp LRT 6510 (Flachlandmähwiesen) zugeordnet wurden. Kennzeichnende Pflanzengesellschaft der beiden den Talraum im Norden flankie- renden Waldgebiete ist der Perlgras- (Waldmeister)-Buchenwald (LRT 9130) mit den namengebenden Arten der Bodenflora wie Weißes Buschwindröschen, Wald- meister), Einblütiges Perlgras und Dorniger Wurmfarn. Er geht an Aushagerungs- stellen der Hangkanten des Rinnentales in Flattergras- bzw. Schlängelschmielen- Buchenwald (Hainsimsen-Buchenwälder, LRT 9110) mit z.B. Schattenblümchen, Vielblütiger Weißwurz und geringen Stechpalmenanteilen über. Neben der Rotbu- che kommen auch Bergahorn, bestandsprägend am nördlichen Steilhangabschnitt, Hainbuche, Stieleiche, aber auch Esche und in tieferen Lagen Roterle vor. Teilweise ist noch Europäische Lärche eingestreut. Eine Besonderheit des Gebietes stellen die nach fast 30 Jahren ungestörter Ent- wicklung der angrenzenden Niederungsbereiche in einigen Abschnitten flächig aus- gebildeten breiten Waldmantelgebüsche aus Himbeere, vor allem aber aus breiten Zitterpappel- und Schlehen-Gebüschen, auch mit mächtigen Weidengebüschen dar. In den Randbereichen zu Niederungen und nassen Senken gesellt sich Esche, aber auch stellenweise Erle hinzu. Aronstab, Waldprimel, Helmkraut, Waldsimse, Gegen- ständiges Milzkraut, Dünnährige Segge (hier an ihrem natürlichem Standort),und Schwarze Johannisbeere finden sich in staunassen Bereichen in den Senken des Ostteiles.

Abbildung 14: Breite Gebüschsäume entlang der Hangkanten und Knicks

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Abbildung 15: Langjährig ungenutzte alt- und totholzreiche Waldbestände am Westrand der Manau

In der Manau ist ein vergleichsweise nährstoffarmes Großseggenried mit kleinerem Waldweiher in einer natürlichen Geländesenke mit z.B. Sumpfschwertlilie und Schnabelsegge, Waldsimse, Wechselständigem Milzkraut und untergetauchter Wasserlinse ausgebildet. Weitere Kleingewässer weisen charakteristische Arten wie Froschbiss, Zyperngrassegge, Dreifurchenlinse und Verlandungszonen mit Kamm- farn und Sumpfsegge auf. Schilf und Rohr-Glanzgras in Verbindung mit einigen Hochstauden finden sich auch am Rand des größeren Weihers, der durch Überstauung einer ehemaligen Grün- landfläche am Südrand der Manau entstanden ist. Weitere Kleingewässer wurden am Rande bzw. im Niederungsbereich im Rahmen von biotopgestaltenden Maßnahmen angelegt. Insbesondere die in den letzten Jah- ren entstandenen Gewässer auf Moränenstandorten zeigen noch deutlichen Pio- niercharakter.

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Abbildung 16: Eingetiefter Gewässerverlauf am Nordrand des Gebietes zur Überwindung der eiszeitli- chen Moränenschwelle

Abbildung 17: Ehemaliger Uferverbau im Niederungsbereich

Der Duvenseebach/Steinau verläuft mit Ausnahme des Einschnittes südlich der Kreisstraße Duvensee-Kühsen ohne Gehölzsaum offen in der Niederung, strecken- weise begleitet von schmalen Röhrichtstreifen, Hochstaudenfluren mit Blutweide- rich, Gilbweiderich und Mädesüß. Er ist 2018 wegen des Vorkommens flutender Ve- getation aus u.a. Wasserpest und Flutendem Igelkolben streckenweise als Bach- Lebensraumtyp 3260 nach FFH-Richtlinie eingestuft worden. Ab der Zufahrt zum Hof Ritzerau geht der Bachcharakter in nahezu stehendes Wasser mit größeren Be- ständen der Teichrose über.

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Im Südwesten bildet der Mühlenbach (ehemals Hauptabfluss des Duvensees) bis zu seinem Zufluss in die Steinau, unterhalb des Seeausflusses, die Grenze des Hof- see-Röhrichte mit vergleichsweise oberflächennahen höheren Wasserständen auf- grund des Anstaus der Steinau im Bereich der Straßenbrücke.

2.1.4. Vogelarten Die neuere Entwicklung des Gebietes ist insbesondere hinsichtlich der Leitarten des Naturschutzes gut dokumentiert. Im Rahmen des für alle Vogelschutzgebiete regel- mäßig durchgeführten Gebietsmonitorings liegen mittlerweile mehrere Durchgänge mit zunehmendem Erfassungsumfang vor (Erhebung weiterer landesweit bedeutsa- mer Arten in den Kartierungen 2009 und 2017). Sie bestätigen die älteren Angaben und spiegeln auch landesweite Trends deutlich wider. Hierzu gehört die Ausbreitung des Blaukehlchens, Verschiebungen bei der Vertei- lung von Braunkehlchen zu Schwarzkehlchen, Vergrößerung der Mittelspechtpopu- lation, Rückgänge beim Zwergschnäpper und der Sperbergrasmücke am Verbrei- tungsrand, eine weitere Zunahme der Kranichvorkommen (mindestens 2 Paare, 2020 ggf. ein drittes am Nordrand der Manau?). Im Hinblick auf Großvogelvorkommen ist das Gebiet vor allem im Zusammenhang mit den umgebenden, teilweise großflächigeren Wäldern zu sehen. Horststandorte für Rotmilan, Seeadler, Wespenbussard und Schwarzmilan (2009 Balzflug) finden sich innerhalb bzw. am Rande der verschiedenen Teilgebiete des Vogelschutzgebietes. So brütete der Seeadlers 2003-2007 im Waldgebiet Manau, seither außerhalb. Für 2014 liegt sogar die Sichtung eines übersommernden Schreiadlers vor (Ma- nagementplan Teilbereich Ritzerau; MELUND 2017). Eine grundlegende Wasserstandsabsenkung und damit intensivierte Nutzungen in Verbindung mit Entwicklung eutropher Vegetationsgemeinschaften hatte seit Mitte des 20. Jahrhunderts zu einer deutlichen Veränderung der im Gebiet vorkommen- den Vogelgilden der Offenlandschaft geführt. Noch bis 1970 brüteten im Bereich des Hofsees mehrere Trauerseeschwalben- Paare, sowie Rohrdommel, vier Rohrweihen-Paare und Drosselrohrsänger (TH. Neumann, WWF mündl.). Zum Zeitpunkt der Recherchen im Rahmen des NSG-Schutzwürdigkeitsgutachtens im Jahr 2000 lagen weitere Beobachtungen lokaler Kenner vor, die insbesondere im Rahmen der Gebietsbetreuung fortgeführt wurden: Vorherige Brutvorkommen von Beutelmeise, Rohrweihe, Rohr- und Schlagschwirl konnten damals nicht bestätigt werden. Hingegen kamen Sprosser, Teich- und Sumpfrohrsänger und Rohrammer im Seebereich als Brutvögel auch 2000 vor. In der Niederung brüteten 1999 u.a. Braunkehlchen (3 Paare), Neuntöter, Feldschwirl und Nachtigall. Als Nahrungsgäste wurden u.a. Graureiher, Mäusebussard, Rotmi- lan, Weißstorch und Wachtelkönig (ein Rufer im Sommer 2000) benannt. Für die Waldbereiche der Manau waren seinerzeit bereits u. a. Vorkommen von Mit- telspecht, für den Weiher am Südrand ein Kranichpaar, 2 Paare Zwergtaucher so- wie ein Grauganspaar bestätigt worden (TH. Neumann, WWF mündl.). Diese Arten konnten im aktuellen Gebietsmonitoring 2017 trotz teilweise ungünstiger Witterungs- bedingungen weitgehend bestätigt werden.

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Abbildung 18: Ergebnisse des EU-Vogelschutzgebietsmonitorings für das Teilgebiet Duvenseebach (B. Koop 2017)

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2.1.5. Weitere Tierartenvorkommen Erst seit wenigen Jahren ist das Vorkommen der Haselmaus in Brombeergebü- schen am Nordrand-Hang (WinArt-Eintrag 2017) bekannt. Nachweise von Fledermäusen gibt es derzeit nur aus der Umgebung des Schutzge- bietes, eine Raumnutzung innerhalb ist zumindest als Jagdrevier anzunehmen. Zu den Arten gehören Abendsegler, Wasserfledermaus, Rauhautfledermaus Zwergfle- dermaus, Zweifarbfledermaus und Breitflügelfledermaus (WinArt Eintrag 2008). Die meisten Arten profitieren vermutlich auch vom Vorkommen der Gewässer in Verbin- dung mit den gut ausgeprägten strukturreichen Übergängen zwischen Wald und Of- fenlandschaft. Der Raum ist sicherlich auch Teil des Wandergebietes für Fischotter des Steinau- Systems bis zum Stecknitz-Delvenau-Tal im Osten, obwohl keine aktuellen Nach- weise vorliegen. Seit längerem nachgewiesen werden neben häufigeren Amphibienarten auch Vor- kommen von Laubfrosch und Moorfrosch, die als Arten des Anhangs IV der FFH- Richtlinie besonders beobachtet werden. Die bestätigten Libellenvorkommen entsprechen der zu erwartenden Ausstattung in nährstoffreicheren Landschaften. Neben Arten der Verlandungsbereiche mit ausge- dehnten Wasserpflanzenbeständen wie die Falkenlibelle und das Kleine Gra- natauge profitieren aktuell auch Arten der Pionierstadien von durchgeführten Maß- nahmen wie der Schaffung neuer Gewässer u.a. die Kleine Pechlibelle. Als charak- teristische Art der Fließgewässer ist bislang nur die Gebänderte Prachtlibelle im Ge- biet nachgewiesen, die auch geringen Fließgeschwindigkeiten und Besonnung des Gewässers toleriert. Auch die kartierten beiden Heuschreckenarten Sumpfschrecke und Gemeiner Gras- hüpfer gehören zu den Zeigern nährstoffreicherer Bestände (WinArt SH).

2.2. Einflüsse und Nutzungen Das Gebiet unterliegt seit etwa 2000 zunehmend geringeren Nutzungen. Durch den Aufkauf landwirtschaftlicher Nutzflächen (Acker und Grünland) und mit Auslaufen bisheriger Pachtverträge sowie den Bewirtschaftungsumstellungen auf Flächen des Hofes Ritzerau konnte der Einfluss von Düngung und Pestizideinsatz im Gebiet selbst nahezu eingestellt werden. Die Niederungsbereiche vor allem west- lich des Baches sind in das dortige Betriebskonzept integriert. Durch die Bewirt- schaftung der randlichen Ackerflächen im Rahmen des ökologischen Landbaus ist zu erwarten, dass sich auch die Belastung aus randlichen Nährstoffeinträgen und Pestizideinträgen deutlich reduziert hat. Für die verbliebenen privaten Grünlandflächen innerhalb des NSG ist nach Verord- nung der Einsatz von Pestiziden nicht zugelassen und Düngemittel dürfen nur au- ßerhalb eines 5 m Streifens entlang der Bäche ausgebracht werden. Das für Naturschutzzwecke gesicherte Grünland wird in Form von ab Juni genutzten Mähwiesen bzw. als sommerliche Viehweiden, teilweise nach vorangegangener Mulchmahd genutzt: Die Flächen der Stiftung Naturschutz werden als Gallowayweide mit einer GV pro Hektar im Grundsatz von Mai bis ca. Oktober verpachtet (die Beweidung wird aktuell noch zur Verringerung des Biomassenaufwuches der ehemaligen Ackerfläche in

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den Winter ausgedehnt, solange das Futter reicht). Verpachtet ist auch die Wiesen- mahd ab 1.7. mit 10 m Randstreifen entlang der Grabenränder sowie die Mahd der beiden einzelnen südlichen Flächen, letztere an die ehemaligen Eigentümer. Auf den westlich des Baches liegenden Niederungsflächen erfolgt zumeist ein Mulchschnitt mit Markierung und Aussparung von gutachterlich festgestellten Brut- plätzen sowie eine anschließende Beweidung durch Limousin-Jungrinder. Möglich ist dies nur bei geeigneten Wasserständen, da den Tieren bei Hochwasser nur ein kleiner Rückzugsbereich auf mineralischem Rücken nördlich des Hofes zur Verfü- gung steht. Der nördliche Abschnitt von der Forst-Brücke bis zur L 199 wird aktuell von Pferden beweidet. Aufgrund der Lage des Schutzgebietes am Unterlauf des Einzugsgebietes wirken sich alle Nutzungen im Oberlauf weiterhin auf Gebietszustand und Entwicklungs- möglichkeiten, insbesondere im Hinblick auf die Gewässerdynamik und Wasserqua- lität aus. Das NSG liegt in einem weitgehend von offenen landwirtschaftlich genutzten Flä- chen geprägten Raum. Sie sind gekennzeichnet durch eher kleinteilige, meist acker- baulich geprägte bäuerliche Nutzungen heutiger konventioneller Landwirtschaft. Entwässerungssysteme dieser Flächen einschließlich der Duvenseer Niederung und des Priestermoores sowie angrenzender Siedlungen werden in den Niederungsbe- reich eingeleitet, bringen entsprechende Nährstofffrachten mit und begrenzen nach derzeitigem Ausbauzustand die Regenerationsmöglichkeit in der Duvenseebachnie- derung, da die Entwässerungsverhältnisse in den Oberläufen nicht gestört werden dürfen: Im Verbandsgebiet des Gewässerunterhaltungsverbandes Steinau-Nusse gehören die Gewässer „Steinau/Nusse“ bzw. Duvenseebach (Gew. 1 von ca. Station 6+600 bis ca. 10+196, DESH_utr_10) und das Gewässer „Ritzerauer Mühlenbach“ (Gew. 1.26, von Station 0+000 bis ca. 0+261, DESH_utr_09) sowie das Gewässer „Alte Ritzerau“ (Gew. 1.26.18 von Station 0+000 bis ca. 0+126) zum Gebiet. Für die Gewässer 1, 1.2, 1.21 liegt ein Gewässerpflegeplan (aktuelle Laufzeit bis 31.12.2021) vor. Seit der NSG-Ausweisung wird nach Abstimmung der Beteiligten grundsätzlich eine abschnittsweise wechselnde einseitige Mahd von Böschung und Sohle entlang des Duvenseebaches durch den Gewässerunterhaltungsverband durchgeführt. Nach Möglichkeit ist dabei für die Lagerung der Räumgutes die nicht dem gesetzlichen Biotopschutz unterliegende Seite zu nutzen, bzw. Teilflächen mit geringerer Empfindlichkeit. Durch entsprechende Einzelanordnungen besteht außer- dem die Möglichkeit einer Reaktion auf besondere Hochwasserereignissen wie z.B. 2010. Nach Angaben der Gemeinde Nusse kommt es auch bei (zeitweise) höheren Was- serständen in der Wohldbek und dem Mühlenbach zu Auswirkungen auf angren- zende Flächen. Der Ritzerauer Mühlenbach wie auch die alte Ritzerau mit Ihrem ge- ringen Gefälle können bei reduzierter Unterhaltung von Ihrer Einmündung in die Steinau-Nusse erheblich zurückstauen und zu Überflutungen auf Flächen außerhalb des Naturschutzgebietes führen. Es erfolgt im NSG eine beidseitige Unterhaltung der beiden Gewässer, einschließlich Sohlkrautung (GLV 2020 Link: Gewässerpfle- geplan_Duvenseebach).

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Die Waldflächen der Stadtforsten Lübeck werden nach den im Folgenden und in Ka- pitel 5 näher beschriebenen besonderen Regeln forstlich bewirtschaftet, wobei im NSG-Bereich der Manau nur noch ein Umbau des Nadelholzes bzw. die Entnahme starker wirtschaftlich hochwertiger Eichen erfolgen soll (MELUND 2017): Die forstwirtschaftliche Nutzung im Gebiet hatte jedoch deutliche Auswirkungen auf die Naturnähe und Zusammensetzung der Waldbestände. Bewirtschaftungsbedingt ist der Trauben- und Stieleichenanteil sowie der Anteil von Wildkirsche und Hainbu- che in den Waldflächen erhöht. Innerhalb des NSG liegen betriebsseitig als Nichtwirtschaftswald festgesetzte Teil- bereiche, in denen einzelne Wertholzstämme und nichtstandortheimische Baumar- ten bis zu einer Einschlagsmenge von 10fm/ha im Jahrzehnt genutzt werden. Für den Altbuchen und -eichenbestand am Nordostrand (46e1) sieht die Forsteinrich- tung bereits weitgehende Sukzession bis zur Zerfallsphase (bei Einzelentnahme von Werteichen) vor. Das Bewirtschaftungskonzept der Hansestadt Lübeck basiert auf unbewirtschafteten Referenzflächen, wie etwa der Hevenbruch, die Grundlage für die Nutzflächen dar- stellen. Für die Qualitätskriterien Holzvorrat und Totholzmenge sowie Biotopbäume sollen langfristig etwa 80% der Quote vergleichbarer Referenzflächen erreicht wer- den (Sturm et. Al. 2012). In jüngeren Beständen sollen die forstlichen Eingriffe auf ein Minimum reduziert werden (sog. „Prozessschutz-Waldbau“). Eine Nutzung er- folgt nach Zielstärke, bei Verzicht auf Schirmhiebe, mit dem Ziel der Nachahmung kleinflächig wirksamer Störungen im Rahmen der Nutzung. Rückegassen haben ei- nen Abstand von mind. 40 m, angestrebt werden 55 m. Die Waldflächen der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein werden nicht forstlich bewirtschaftet. Eine fischereiliche Nutzung findet im Gebiet nicht mehr statt, ehemalige Fischteiche wurden mittlerweile für Naturschutzzwecke erworben. Im Gebiet findet eine jagdliche Nutzung statt. In den beiden Eigenjagdbezirken des Hofes Ritzerau und Ritzerau-Forst der Hanse- stadt Lübeck (Einzelansitz und Bewegungsjagd) ist eine Jagd auf Schalenwild, aber gem. NSG-VO nicht vor dem 1.7. eines jeden Jahres zulässig und die Jagd auf Wasserwild nicht gestattet. Für den verpachteten gemeinschaftlichen Jagdbezirk östlich des Baches bestehen keine speziellen Auflagen aus der NSG-VO. Für alle Bereich des NSG gilt seit 25.2.2018 bis auf Weiteres zur Eindämmung der Schweinepest ein Erlass, der die Duldung der Wildschweinjagd abweichend von den NSG-Verordnungsinhalten ohne zeitliche Befristung vorsieht. Artenschutzrecht- liche Belange (z.B. Ungestörtheit von Fortpflanzungsstätten der streng geschützten Arten und europäischen Vogelarten) und der gesetzliche Biotopschutz haben aber weiterhin Gültigkeit. Das Gebiet hat nur eine geringe Bedeutung für die Feierabenderholung der örtlichen Bevölkerung. Es ist durch Wege kaum erschlossen. Nur im Nordteil und am Hof Rit- zerau kann das Gebiet gequert werden. Alle anderen, zumeist landwirtschaftlichen Wege verlaufen am Außenrand des Gebietes. Am Nordrand und am Südostrand wird das NSG von zwei Straßen des überörtlichen Verkehrs begrenzt.

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Siedlungsflächen einschließlich Gartenanlagen liegen außerhalb des NSG/Vogel- schutzgebietes. Für den Betrieb des Hofes Ritzerau fand seit 2001 im Auftrag des Eigentümers durch die Christian-Albrecht-Universität Kiel eine wissenschaftliche Begleitung der Auswirkungen des ökologischen Landbaus mit umfangreichen Untersuchungen u.a. der Artenvorkommen, Veränderungen bei Böden und Wasserhaushalt statt. Das Projekt steht vor dem Abschluss, fortgesetzt wurden einige Untersuchungen z.B. zu den Vogelvorkommen.

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2.3. Eigentumsverhältnisse

Abbildung 19: Übersicht über die Eigentumsverhältnisse im NSG, Stand 2019

Die Flächen innerhalb des Naturschutzgebietes befinden sich zu überwiegenden Anteilen in öffentlichem Eigentum (Stiftung Naturschutz, Stadtforst Lübeck, Gemein- den Nusse und Duvensee), bzw. stehen durch vertragliche Regelungen für Zwecke des Naturschutzes im Rahmen angepasster Nutzungen zur Verfügung (beschränkt persönliche Dienstbarkeit für Teilflächen des ehem. Stadtgutes Lübeck). Am Südrand liegen zwei private Grünlandflächen.

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2.4. Regionales Umfeld Die geschichtliche Entwicklung des Raumes lässt sich auch heute noch in der Struk- tur der umgebenden Landschaft ablesen: Während den Westteil eine weitgehend offene Gutslandschaft, als Folge der historischen Eigentumsverhältnisse als Stadt- gut Lübeck (seit dem 15. Jahrhundert) charakterisiert, weisen die östlich der Niede- rung liegenden zumeist ackerbaulich genutzten Flächen noch bäuerlich kleinteilige, knickreichere Verkoppelungsstrukturen auf, die aber bereits in Flurbereinigungsver- fahren der 1950iger Jahre ausgedünnt wurden. Dauergrünland ist in diesem Raum zumeist auf die Moorniederungen, Rinnensys- teme der Bachtäler und Randflächen von Ritzerauer See (Nusser See) und Ritze- rauer Hofsee begrenzt. Nur wenige kleinere Waldgebiete, zumeist in öffentlichem Eigentum (Stadtwald Lübeck bzw. Kreisforsten Lauenburg) grenzen im Norden an. Sie stellen sich bereits im 18. Jahrhundert kleiner und deutlich zerschnittener dar, als beispielsweise der im Südwesten liegende Waldkomplex von Hevenbruch und Koberger Forst. Der Raum ist zwar weitgehend und großflächig von land- und forstwirtschaftlichen Nutzung geprägt, verfügt aber durch seine zusammenhängenden Niederungsstruk- turen über ein zumindest in weiten Teilen intaktes bzw. regenerierbares Biotopver- bundsystem. Im Rahmen von Eigenbindungen der Stadtforst Lübeck, Fächenankäufen u.a. von Kreis und Stiftung Naturschutz und durch weitere bereits umgesetzte Naturschutz- maßnahmen konnte eine Extensivierung vieler Niederungsflächen auch außerhalb des engeren Betrachtungsgebiets z.B. im Bereich des Hevenbruches mit den Schaarsackwiesen, dem Niederungsbereich des Großen Steinbruches, dem Duven- seer Moor und dem Priestermoor umgesetzt bzw. geplant werden. Zu weiteren wichtigen, bereits geschützten Trittsteinen, die als Teillebensraum auch für Arten der Duvenseebachniederung dienen, gehören das Koberger und Linauer Moor, so- wie der Raum Pantener Moorweiher und das Hellmoor. Auch die Wald- und Offenlandflächen außerhalb des Schutzgebietes und der Sied- lungen werden nur in einem relativ geringen Maße zur Feierabenderholung im Be- reich der ausgebauten Feldwege und der Waldwege genutzt. Die bauliche Entwicklung der um das Gebiet liegenden Gemeinden vollzieht sich vorwiegend entlang der Straßenverbindungen außerhalb der Niederungssysteme. Die Gemeinde Nusse weist einige Versorgungseinrichtungen auf (Schulen, Ge- schäfte, Ärzte), hat wie die anderen Gemeinden aber ihr ländliches Gepräge mit teil- weise gut erhaltenen landschaftscharakteristischen Bauten weitgehend erhalten können.

2.5. Schutzstatus und bestehende Planungen Das Gebiet wurde im Juni 2004 in einer Größe von 132 ha als Naturschutzgebiet ausgewiesen, davon gehören 81 ha zum EU-Vogelschutzgebiet. Der Ritzerauer Hofsee wurde aufgrund seiner starken, vermutlich irreversiblen Veränderungen nicht in das Vogelschutzgebiet mit einbezogen. Die aktuell erhobenen Vorkommen gesetzlich geschützter Biotope zeigt die entspre- chende Karte (Anlage 3). Neben den großflächigen Röhrichten und randlichen Bruchwäldern, sowie den Wasserflächen des Hofseebeckens gehören auch seg- gen- und binsenreiche Nasswiesen, arten- und strukturreiches Dauergrünland,

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Kleingewässer, Sümpfe, Sumpfwälder und Knicks zu den zu erhaltenen Beständen, die von der Biotopkartierung 2018 erfasst wurden. Das Gebiet gehört zum Schwerpunktbereich Nr. 97 der landesweiten Biotopver- bundplanung „Nusser See und Ritzerauer Hofsee, Duvenseebach-Niederung“ in Verbindung mit der Hauptverbundachse zwischen Duvenseer Wall und der Steinau bis zum Stecknitz-Delvenau-Tal.

3. Erhaltungsgegenstand Die Angaben zu Ziffer 3.1. entstammen dem Standarddatenbogen (SDB) mit Stand 05/2019. In Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes können sich diese Angaben ändern. Die SDB werden regelmäßig an den aktuellen Zustand angepasst und der Euro- päischen Kommission zur Information übermittelt. Für das gesamte Vogelschutzgebiet wurden im Rahmen des Monitorings (2017) fol- gende Arten nachgewiesen, Daten in Klammern geben den aktuell 2017 nachgewiese- nen Bestand im Teilgebiet an, die Bewertungen gelten für das Gesamtgebiet.

3.1. Vogelarten nach Anhang I und Art. 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie Tabelle 1: Vorkommen und Erhaltungsgrad für das Gesamtgebiet: 1) A: hervorragender Erhaltungs- grad; B: guter Erhaltungsgrad; C: durchschnittlicher bis schlechter Erhaltungsgrad

Taxon Name Populations- Erhaltungs- größe grad 1) AVE Crex crex (Wachtelkönig) 1 (1) B AVE Dendrocopus medius (Mittelspecht) 156 (2) A AVE Grus grus (Kranich) 37 (2) A AVE Lanius collurio (Neuntöter) 13 (2) B AVE Milvus migrans (Schwarzmilan) 1 (Umgebung) B AVE Saxicola rubetra (Braunkehlchen) 2 (1) - AVE Circus aeruginosus (Rohrweihe) 1 B

3.2. Weitere Arten und Biotope Ergebnisse von Untersuchungen im Rahmen des EGV-Gebietsmonitorings, der ak- tuellen Biotopkartierung und der regelmäßig erstellten Betreuungsberichte, sowie weitere Angaben aus WinArt (LLUR 2020) lassen sich dem Bearbeitungsgebiet di- rekt zuordnen und werden im Folgenden auszugsweise wiedergegeben: Tabelle 2: weitere Arten- und Biotopvorkommen mit Schutzstatus und Angaben zur Roten Liste Schles- wig-Holstein (RL-SH, Versionen bis 6/2020)

Artname/Bezeichnung Biotop Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung Nachtigall Schlagschwirl Vorkommen aktuell au- ßerhalb, aber Eignung Wachtel RL 3

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Artname/Bezeichnung Biotop Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung Kiebitz RL 3 Kuckuck Feldlerche RL 3 Rohrschwirl Schilfrohrsänger Drosselrohrsänger RL 1 Blaukehlchen Sprosser Schwarzkehlchen Trauerschnäpper RL 3 Baumpieper Kolkrabe Wiesenschafstelze Hohltaube Sumpfdotterblume RL V Kuckuckslichtnelke Wiesenschaumkraut Schild-Ehrenpreis RL 3 Erdbeerfingerkraut RL 3 Erdkröte Schillerfalter Laubfrosch RL 3 Moorfrosch Teichmolch Wasserfrosch Sumpfschrecke Gemeiner Grashüpfer Gebänderte Prachtlibelle - Große Königslibelle RL 3 Kleine Pechlibelle RL 3 Große Pechlibelle Kleines Granatauge RL G Falkenlibelle

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Artname/Bezeichnung Biotop Schutzstatus/ Bemerkung Gefährdung Haselmaus RL 2, FFH IV Wasserfledermaus FFH IV Naturnahe Bereiche fließender und § 30 BNatSchG stehender Binnengewässer sowie FFH 3150, 3260 teil- Kleingewässer weise Sümpfe, Röhrichte, Großseggenrieder § 30 BNatSchG Seggen und binsenreiche Nasswiesen § 30 BNatSchG Bruch- und Sumpfwälder § 30 BNatSchG Arten- und strukturreiches Dauergrün- § 30 BNatSchG land i.V.m. § 21 LNatSchG FFH 6510 teilw. Staudenfluren an Binnengewässern § 30 BNatSchG und Waldrändern i.V.m. § 21 LNatSchG FFH 6430 teilw. Knicks § 30 BNatSchG i.V.m. § 21 LNatSchG

4. Erhaltungsziele

4.1. Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsziele Die im Amtsblatt für Schleswig-Holstein veröffentlichten Erhaltungs- und Wiederher- stellungsziele für das Gebiet DE-2328-491 ergeben sich aus Anlage 1 und sind Be- standteil dieses Planes. Aus den Erhaltungszielen für das Gesamtgebiet gelten für das Teilgebiet: „Ritze- rauer Hofsee und Duvenseebachniederung“ die differenzierten Teilziele sowie die Ziele für folgende Arten. Im Grundsatz ist das Gebiet zumindest als Teillebensraum für viele der im Gesamt- gebiet benannten Arten geeignet. Tabelle 3: Vogelarten gem. Anhang 1 und Art 4 (2) Vogelschutz-Richtlinie

Code Bezeichnung

A229 Eisvogel A030 Schwarzstorch A238 Mittelspecht A236 Schwarzspecht A320 Zwergschnäpper A639 Kranich

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Code Bezeichnung

A075 Seeadler A338 Neuntöter A074 Rotmilan A072 Wespenbussard A081 Rohrweihe

4.2. Sonstige Erhaltungs- und Entwicklungsziele aus anderen Rechtsgründen Der Schutzzweck gem. NSG-VO besteht in der Sicherung der Verbundfunktion des Rinnentales mit seinen Lebensgemeinschaften und als Teillebensraum für Kranich und Rotmilan, der Gewässer insgesamt als Lebensraum und der natürlichen Ent- wicklung des Hofsees. Die Lebensgemeinschaften der Gewässer, des Waldes und Grünlandes sowie der jeweiligen Übergangszonen sind ebenso wie das durch Grün- landnutzung geprägten Landschaftsbild zu erhalten und natürliche Abschnitte der Gewässer im Hinblick auf den Naturhaushalt und als Lebensstätten zu entwickeln. Als Maßnahmen aus den Verpflichtungen der Wasserrahmenrichtlinie werden in der entsprechenden Datenbank die Rücknahme des Gewässerausbaus sowie Maßnah- men zur Habitatverbesserung über Initialmaßnahmen, Zulassung der eigendynami- schen Entwicklung, sowie die Verbesserung der Gewässerstruktur über gruppen- und abschnittsweise Gehölzpflanzung geplant. Die Maßnahmen sollen der Ufer- und Auenentwicklung dienen und zur Habitatverbesserung im Uferbereich beitragen. Vorgesehen ist auch eine Extensivierung der Auennutzung. Abgeschlossen ist da- nach die Änderung bzw. Reduzierung der Gewässerunterhaltung. (AWGV, Abfrage 20.2.2020). Weitergehende, konkrete Planungen zur Umsetzung von Zielen der Wasserrahme- richtlinie liegen für das Gebiet derzeit nicht vor. Maßnahmen, die im Einvernehmen mit den Naturschutzbehörden erfolgen, sind unter Beachtung des Minimierungsge- botes und unter Berücksichtigung der Erhaltungsziele des Vogelschutzgebietes und der sonstigen Ziele des Managementplanes möglich. Zu beachten ist dabei insbe- sondere auch die besondere Empfindlichkeit der Böden im Talraum (Niedermoor) gemäß der guten fachlichen Praxis zum Bodenschutz und anhand des Leitfadens des LLUR zum Bodenschutz bei Gewässerrenaturierungsmaßnahmen (LLUR 2017), da insbesondere die Naturschutzvorrangflächen (Ankaufsflächen, Aus- gleichsflächen) für die Entwicklung geschützter Biotope vorgesehen sind. Der Ostteil des Flurstückes 10/2 am Nordrand des NSG ist von der Gemeinde Du- vensee als Ausgleichsfläche mit dem Ziel der Grünlanderhaltung (u.a. Mahd ab 15.7. ohne Düngung und Pflanzenschutzmitteleinsatz) eingesetzt worden. Ebenso sind am Nordrand der seit 2016 aufgesetzte Knick im Abstand von 2m zum benachbarten Acker und das neue Kleingewässer auf Flurstück 49 Flur 3 der Stif- tung Naturschutz im Rahmen der Ökokonto-Regelungen dauerhaft zu erhalten.

5. Analyse und Bewertung Im Gegensatz zu den übrigen Flächen des weitgehend aus Wäldern bestehenden Vo- gelschutzgebietes bietet das NSG vorrangig extensiv genutzte offene Lebensraumtypen

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und weist insoweit eine deutlich andere Zusammensetzung der dort lebenden Vogelgil- den auf. Einige Artengruppen haben daher in Bezug zum gesamten Vogelschutzgebiet hier ihre einzigen Vorkommen. In Verbindung mit dem Schutzziel der NSG-Verordnung, die neben den Vogelarten den Biotopverbund des Rinnensystems mit den charakteristischen, teilweise gewässerge- prägten Offenlandlebensräumen im Kontakt zu begleitenden Waldflächen in den Mittel- punkt stellt, ergeben sich entsprechende Rahmenbedingungen für die weitere Gebiets- entwicklung: Das Gebiet ist für mehrere Arten der Bewohner strukturreicher Offenlandflächen und Röhrichte einziger Fundort innerhalb des Vogelschutzgebietes. Ihr Schutz kann in der heutigen Normallandschaft oft nicht mehr ausreichend gesichert werden und sie sind da- mit von besonderer Bedeutung im Rahmen der hierfür geltenden Erhaltungsziele. Hierzu zählen etwa Braunkehlchen und Wachtelkönig mit ihren komplexen Ansprüchen an stö- rungsfreie Teillebensräume. Einige der zumindest gelegentlich vorkommenden Arten sind dabei derzeit auf be- stimmte Regionen des Landes begrenzt, woraus sich eine besondere Verantwortung ab- leiten lässt (Rohrschwirl, Schlagschwirl, Sprosser, Nachtigall). Eine weitere hohe Bedeutung hat das Gebiet aufgrund der teilweise jahrzehntelangen- freien Entwicklung breiter Schwarzdorn-, Rosen-, Brombeer- und Zitterpappel-Gebüsche und Säume entlang der rinnenbegleitenden Waldflächen und Talhangkanten ohne stan- dardisierte Knickpflege. Sie sind Lebensraum von u.a. Nachtigall, aber auch der aktuell neu nachgewiesenen Haselmäuse im Gebiet und entsprechend zu erhalten. In Verbindung mit der Entwicklung blütenreicher Staudenfluren, artenreichen Dauergrün- landes und gelegentlicher Pionierstandorte bilden sie wesentliche Habitatelemente für Insektenarten und Insektenfresser dieser Landschaften. Hierzu gehören auch die Fle- dermäuse. Auch für Neuntöter stellt daher das strukturreiche Schutzgebiet einen Schwerpunkt in- nerhalb des Vogelschutzgebietes dar, dies wohl auch in Verbindung mit der insektenför- dernden Ackerbewirtschaftung durch Kleegrasuntersaaten des Hofes Ritzerau (Koop 2018). Dagegen schätzt Koop (2018) die Nahrungs-Bedingungen (Kleinsäuger) für das Vor- kommen der Rohrweihe (knapp außerhalb des Vogelschutzgebietes) zum Untersu- chungszeitpunkt als ungünstig ein. Die Situation der Großvogelarten wie Kranich insgesamt hängt von der Störungsarmut des Gesamtraumes ab, insoweit profitiert das Gebiet von der Ruhe und Unerschlossen- heit, auch der allerdings sehr kleinflächigen Wälder mit den eingelagerten Senken. Es bietet aber insbesondere bei geeigneter Flächenentwicklung als Nahrungsgrundlage in Verbindung mit ausreichenden Gebietswasserständen zumindest Teillebensräume u.a. für Rotmilan und Seeadler mit ihren wechselnden Neststandorten in anderen Bereichen des Vogelschutzgebietes. Die in der Tendenz positive Vegetationsentwicklung des Gebietes hat sich im Rahmen der aktuellen Biotopkartierung 2018 bei Berücksichtigung methodischer Unterschiede weitgehend bestätigt. Im Rahmen der Ersterfassung wurden allerdings die Niederungs- bereiche des Hofsees aufgrund der zumindest zeitweisen Überflutung noch zum LRT eutropher See hinzugerechnet (Planungsbüro Bretschneider-Mordhorst 2008). Durch Ankauf konnten die zum Zeitpunkt der NSG-Ausweisung noch ackerbaulich ge- nutzten Flächen am Nord- und Ostrand in Grünland umgewandelt, ehemals intensiver

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genutztes Grünland vernässt und extensiviert werden. Auch die Vernässung älterer, zum Zeitpunkt der Schutzgebietsausweisung bereits bestehender Brachen lässt sich in der Veränderung der Artenzusammensetzung bereits teilweise erkennen. In einigen Ab- schnitten haben die Großseggenrieder deutlich zugenommen und bereits die vorherigen jungen, von Nährstoffzeigern dominierten Stadien abgelöst. Aufgrund der mineralisierungsbedingten Nährstoffverhältnisse in der Niederung und im Oberlauf der Zuflüsse sowie der nutzungsbedingt noch gut versorgten reicheren Mineral- böden der Hänge ist der Anteil seltener und gefährdeter Pflanzenarten und Biotoptypen aber weiterhin eher durchschnittlich ausgeprägt. Eine weitergehende positive Entwicklung des Grünlandes und der damit eng verbunde- nen Staudenfluren, Nasswiesen und Flutrasen ist aufgrund der Mitte des 20. Jahrhun- derts eingeleiteten Entwässerung und Mineralisierung sicher nicht kurzfristig erreichbar. Wirksame Maßnahmen zum Entzug der Biomasse (als Ersatz traditioneller Nutzungen) sind auf vernässten Standorten dabei nur in längeren Trockenphasen bzw. in relativ en- gen Zeitfenstern möglich. Sie sollten genutzt werden, auch wenn eine Entwicklung klas- sischer Pflanzengesellschaften nach z.B. Einschätzung von Schrautzer (CAU-Projekt) nicht zu erwarten ist und sie bereits aufgrund heute veränderter Nutzungsbedingungen so nicht wieder herstellbar sind (erhöhte Ansprüche der Tierrassen an die Futterqualität, verstärkter Großmaschineneinsatz). Als Lebensraum charakteristischer Pflanzenarten, Pilzgemeinschaften und als Nah- rungsgrundlage von Tierarten kommt einer entsprechenden artenreicheren Ausprägung eine hohe Bedeutung zu. Artenarme Dominanzbestände, wie sie auch in ungedüngten Flächen durch regelmäßiges Mulchen ohne Nachbeweidung oder zu geringe Bewei- dungsintensität entstehen, sollten daher vermieden werden. Zumindest in den nächsten Jahren ist weiterhin eine ggf. auch zweimalige Mahd einiger Flächen zur Verringerung des Biomassenaufwuchses erforderlich, um Dominanzbestände zu verringern. Das Problem eines immer noch hohen Nährstoffniveaus mit der Folge hoher Biomas- senproduktion der Flächen bei gleichzeitigem Bedürfnis vieler Tierarten nach zeitweise niedriger Vegetationsdecke, überständigen Strukturen, ausreichenden Ruhephasen und regelmäßig vorhandenen Blütenhorizonten kann nur im Rahmen eines heterogenen Nut- zungssystems gelöst werden. In Abhängigkeit von der weiteren Vegetationsentwicklung und der Gebietswasserstände lassen sich ggf. die Nutzungsintervalle in Teilflächen mit- telfristig verlängern (Reduzierung auf einmalige Mahd, jahresweise ohne Nutzung usf.). Da nahezu die gesamte Niederung einschließlich der mineralischen Randflächen im Ostteil in eine naturschutzgerechte Flächenpflege einbezogen werden kann (Nutzung ohne Düngung und Pestizideinsatz auf den für Naturschutzzwecke gesicherten Flä- chen), können auch unterschiedliche betriebliche Rahmenbedingungen berücksichtigt werden. Die Entwicklung der randlichen mineralischen Flächen zur artenreichem Dauergrünland ist eingeleitet. Insgesamt ist aber eine weitere Ausmagerung bzw. regelmäßige Entfer- nung der Biomasse insbesondere auf den angekauften ehemaligen Ackerstandorten durch eine angemessene regelmäßige Mahd (ab Mitte Juni/Anfang Juli) mit Mahdgutab- fuhr bzw. eine Beweidung mit geeigneten Extensiv-Arten (ohne Zufütterung, ab Mai, so- lange Futter auf der Fläche steht) fortzusetzen. In den von zeitweisen Überschwemmungen bzw. hohen Grundwasserständen gepräg- ten Niedermoorflächen sind flexibel für die jeweiligen jährlichen Witterungsbedingungen einsetzbare Maßnahmen zur Grünlanderhaltung entscheidend.

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Empfohlen werden folgende Rahmenbedingungen bei Mahd: • Vermeidung vollständiger und gleichzeitiger Mahd aller Grünlandflächen im Ge- samtgebiet, • Mahd von innen nach außen, • Möglichst Verwendung von Balkenmähern, keine Frontmäher insbesondere im Wachtelkönig-Kernbereich (s. Kartenanlage 5), • Ein Mahdfenster im Gesamtgebiet zwischen 1. Juli und Ende September, dabei sollen mehrere 6-10 m breite, ein- bis dreijährigen Vegetationsbestände für Überwinterungsstadien etwa entlang der ehemaligen Grabenränder, der Gewäs- ser- und Gebüschränder oder in nassen Jahren auch weiterer Flächen stehen bleiben und dann in den Folgejahren anschließend vollständig entnommen wer- den. Ziel ist die Entnahme der entstandenen Biomasse zur Förderung konkur- renzschwacherer Blütenpflanzengemeinschaften und Vermeidung artenarmer Landröhrichte bei gleichzeitiger Erhaltung von ausreichend breiten nutzbaren Strukturen für Insekten und Jungvögel. • Zur Sicherung der Bruten von Wachtelkönig und Braunkehlchen sollte die Mahd von Teilflächen als sommerlicher Rückzugsraum nach derzeitiger Kenntnis nicht vor dem 15. 8. im Kernbereich des Vorkommens (s. Kartenanlage 5) erfolgen. • Um aber die Entwicklung artenarmer Dominanzbestände (Landröhrichte) und den Aufwand der Flächenbewirtschafter zu verringern, sollte bei früheren Mahdterminen, d.h. ab dem 1.7. vorher eine Prüfung der aktuellen Brutsituation für die beiden Arten erfolgen (z.B. durch den betreuenden Verein oder andere ornithologisch versierte Personen) und die entsprechenden Bereiche ausgespart bleiben. • Eine bestandserhaltende Bewirtschaftung der privaten Grünlandflächen entspre- chend bestehender Auflagen aus der NSG-VO, da sich weitergehende Auflagen auf bereitgestellte bzw. mit öffentlichen Mitteln angekaufte Naturschutzvorrang- flächen konzentrieren lassen, ohne die Schutzziele zu gefährden. Empfohlen werden folgende Rahmenbedingungen bei Beweidung: • Der Einsatz von Rindern in der Niedermoorbeweidung ermöglicht zwar hetero- genere Flächenstrukturen (Tritt, Kot, überständige Vegetation) über einen länger gestreckten Nutzungsverlauf und ist daher für die Vorkommen der Zielarten des Vogelschutzgebietes im Grundsatz günstig, hängt aber von der Zugänglichkeit der Fläche (Gebietswasserstände), der Futterverwertbarkeit (Artenzusammen- setzung) und der eingesetzten Tierrasse ab. Die im Bereich des Hofes Ritzerau aktuell eingesetzte Limousin-Rinder benötigen nach Auskunft des Bewirtschaf- ters daher eine Mulchmahd vor einer nachfolgenden Beweidungsaufnahme, wo- bei das Vorhandensein von Brutvögeln bzw. vermuteten Bruten (wie z.B. Wach- telkönig) entsprechend beobachtet und berücksichtigt wird. Da in diesem Ab- schnitt des NSG mineralische Ausweichflächen weitgehend fehlen, ist die Be- weidung besonders witterungsabhängig. Ziel ist aber auch dort, die Flächen je nach Witterungsverlauf mit unterschiedlicher, aber deutlich reduzierter Biomasse in den Winter gehen zu lassen. Günstiger für die Entwicklung artenreicheren Grünlandes wäre allerding eine Mahd mit Abfuhr des Mahdgutes mit anschlie- ßender Beweidung. • Dagegen ist die Beweidung des größeren Blocks südlich der Manau (Stiftung Naturschutz) aufgrund der größeren Mineralbodenanteile in der Niederung und

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der einbezogenen ehemaligen Ackerfläche über längere Zeiträume und damit mit geringeren Tierzahlen möglich, solange auf der Fläche Futter zur Verfügung steht. • Auch die dauerhafte Erhaltung der Pioniereigenschaften artenreicher Kleinge- wässer als Lebensraum der meisten Amphibienarten (frühe Erwärmung, Verrin- gerung der Verlandungsprozesse) kann durch die Einbeziehung in Weideflächen gesichert werden. In Verbindung mit den im Gebiet vorhandenen älteren, reifen Gewässern im Wald und in den Sukzessionsflächen stehen weitere geeignete Teillebensräume auch für Arten der älteren Stadien zur Verfügung. • eine bestandserhaltende Bewirtschaftung der privaten Grünlandflächen entspre- chend bestehender Auflagen aus der NSG-VO (Anlage 1b) , da sich weiterge- hende Auflagen auf bereitgestellte bzw. mit öffentlichen Mitteln angekaufte Na- turschutzvorrangflächen konzentrieren lassen, ohne die Schutzziele zu gefähr- den Im Zuge der nächsten Monitoringerhebung des Vogelschutzgebietes (spätestens 2023) bzw. den Folgezeiträumen wird, allerdings in Abhängigkeit der jeweiligen Jahresbedingungen, ein Bewertung der Wirksamkeit der durchgeführten Maßnah- men erfolgen und der entwickelte Kompromissvorschlag hinsichtlich der Nut- zungszeitpunkte, falls notwendig, modifiziert.

Abbildung 20: Mahdflächen mit zu erhaltenden und zu fördernden Strukturen wie Altbäume und ehemalige Grabenränder im zentralen Abschnitt des Schutzgebietes; am Hang im Vordergrund Entwicklung zu arten- reichem Dauergrünland

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Abbildung 21: Bestehendes älteres Kleingewässer im zentralen Talabschnitt

Eine langfristig naturnahe Entwicklung des Talraumes, einschließlich des Niedermoores wird entscheidend von der Regeneration des vom Ausbauzustand des Duvenseeba- ches/Steinau und des Mühlenbachunterlaufes abhängigen Wasserhaushaltes bestimmt, wobei diesem Ziel aufgrund der umgebenden Siedlungen und Flächennutzungen im Oberlauf Grenzen gesetzt sind. Aufgrund der Unklarheit über mögliche Handlungsspielräume (insbesondere der 100jäh- rigen Hochwasser HQ 100 bei verringerter Unterhaltung) ist eine Anhebung/Renaturie- rung des ausgebauten Fließgewässers bislang nicht erfolgt. Weitere hydraulische Unter- suchungen im Oberlauf (Teichbach-Niederung) sind erforderlich, um Rückwirkungen auf die dortige Nutzungsfähigkeit auszuschließen bzw. Maßnahmen auch außerhalb des NSG zur Regeneration des Gesamtsystems in Teilen vornehmen zu können. Zu prüfen wäre ein stufenweises Vorgehen wie es das vorliegende Gutachten (Lehners und Wittorf, 2011) diskutiert und nach nunmehr erfolgtem Erwerb von weiteren Flächen im Talraum auch umsetzbar erscheinen lässt (Sohlanhebung, Aufgabe der Gewässerun- terhaltung, Fortführung der eingeleiteten Abflachung der unterhaltungsbeding entstande- nen begleitenden Wälle, lokale Sohlanhebung um 50 cm im Bereich der Zufahrt Hof Rit- zerau, die sich nur innerhalb des NSG durch einen 2 km Rückstau auswirkt). Um allerdings langfristig die Nährstoffbelastung der Fließgewässer und damit der Über- flutungsbereiche zu vermindern, ist auch u.a. eine Niedermoorregeneration im Talraum und im Einzugsgebiet erforderlich. Eine stärkere Retention im Oberlauf (vergl. Hydrologi- sches Gutachten zum Duvensee 2019) könnte zu einem insgesamt ausgeglicheneren Wasserhaushalt und genügend Volumen für länger andauernde höhere Winterwasser- stände beitragen, da geringere Hochwasserspitzen entstehen. Grundsätzlich dienen derartige Maßnahmen auch der Verbesserung der Moorsituation des Landes wie im Moorschutzprogramm (hierzu u.a. LLUR 2015), oder zur Anpas- sungsstrategie in Niederungen an den Klimawandel (Arbeitsgruppe Niederungen 2050, 2014) dargestellt. Neben der eher langfristig möglichen Verbesserung der Wasser- und Bodenqualität ist kurzfristig auch an eine Verbesserung der Habitatbedingungen für Fließgewässerarten

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wie z.B. Libellen und Eisvögel zu denken. Ziel wäre die Förderung von entsprechenden Strukturen zur abschnittsweisen Beschattung über teilweise Gehölzentwicklung, auch als Sitzwarten, verringerter Trübung, unterschiedlicher Tiefenbereiche usf., die bislang trotz der vereinbarten einseitigen Gewässerunterhaltung nahezu vollständig fehlen. Um die naturschutzfachlich erwünschte Ausuferung des Gewässers zu fördern, ist dabei auch auf die Vermeidung erneuter Wallbildung durch das unterhaltungsbedingt anfal- lende Mahdgut zu achten. Ggf. sind noch vorhandene entsprechende Strukturen an wei- tere Gewässerabschnitten zu öffnen. Zu prüfen wäre auch, ob noch Auswirkungen vorhandener ehemaliger Entwässerungs- gräben z.B. im Waldgebiet Manau auf die Stillgewässer und Senken auch im Übergang zur Offenlandschaft bestehen. Die meisten ehemaligen Gräben im Niedermoor sind nur noch als Strukturen zu erken- nen, mit vermutlich nur noch oberflächennaher Wirksamkeit bei Überschwemmungser- eignissen. Wieweit bei weitgehender Verlandung des Grabensystems eine Flächenpflege zur Of- fenhaltung möglich sein wird, ist derzeit kaum einzuschätzen, insbesondere dann, wenn sich zusätzlich regelmäßiger höhere Wasserstände im Fließgewässer insgesamt einstel- len. Ein stärkerer Einstau im Bereich des Hofsees z.B. durch die Wiederherstellung der Was- serstandsverhältnisse vor der letzten Absenkung 1973 mit dem Ziel der Vergrößerung des Wasserkörpers und Verringerung der Verlandungsgeschwindigkeit erscheint dage- gen als schwer realisierbar. Zu berücksichtigen sind dabei insbesondere mögliche Aus- wirkungen auf die (allerdings bereits vor der Absenkung) bestehenden randlichen Sied- lungsflächen. Auch geeignete Voraussetzungen für eine Seesanierung liegen derzeit nicht vor, da die zur beschleunigten Verlandung führenden Prozesse im Einzugsgebiet (Niedermoormine- ralisierung, Entwässerung) insbesondere des Duvensee-Beckens weitergehen (Mord- horst-Bretschneider 2019). Die naturschutzfachliche Funktion dieser Verlandungszonen ist mit ungestörten Röhrichten, Sümpfen und Bruchwaldsäumen als geschützte Biotope und als Lebensräume charakteristischer Arten wie Kranich, Blaukehlchen und Rohr- weihe bei relativ konstanten Wasserstandsverhältnissen durch die bestehende Über- laufeinrichtung gesichert.

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Abbildung 22: Detaillierte Höhenverhältnisse im Übergangsbereich zwischen Niedermoorkörper, minerali- schen Talhangkanten und „Inseln“ im Abschnitt zwischen Bergrade und Ritzerau (Höhenscan 2005-2007)

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Abbildung 23: Einseitige Gewässerunterhaltung, randliche Röhrichtentwicklung; rechts die Beweidungs- und (außerhalb des NSG liegenden) Ackerflächen des Hofes Ritzerau

Abbildung 24: Jüngere Buchenbestände am Nordwestrand (Abendrade), LRT 9130

Vergleichsweise stabil stellen sich auch die Bestände der Waldflächen und Waldgewäs- ser dar. Derzeit ist davon auszugehen, dass im Bereich der Hansestadt Lübeck, des Hofes Rit- zerau und der Stiftung Naturschutz auf die Ruhebedürftigkeit auch entsprechend der ge- setzlichen Vorgaben nach § 28b LNatSchG (Horstschutz) während der Brut-, Aufzucht- und Mauserphase (u.a. von Rotmilan, Kranich, Schwarzspecht, Habicht, Zwergtaucher, Rohrweihe, Schellente) Rücksicht genommen wird. Die Untersuchungen im Rahmen der Berichtspflichten gem. VR-Richtlinie haben hier im Gegensatz zu anderen Teilgebieten keine Hinweise zur Gefährdung z.B. durch Hochsitze in der Nähe von Brutplätzen mit

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damit verbundenen Störungen durch regelmäßige Beschickung der Einrichtungen erge- ben. Die Flächen weisen weiterhin ein hohes Potential für weitere Arten auf, sofern die bishe- rige Störungsarmut auch in Verbindung der Sicherung von Teillebensräumen im Offen- land (Nahrungshabitate) gesichert bleibt. Dem bestehenden Zusammenhang mit benachbarten Wäldern, Mooren und Niede- rungslandschaften, die z.T. ebenfalls als Schutzgebiete gesichert sind, kommt eine hohe Bedeutung zur Sicherung der Bestände des NSG aufgrund der Kleinflächigkeit u.a. der Wälder des Teilgebietes zu. Wechselnde Teillebensräume oder Brutstandorte, ausrei- chend große Jagdgebiete und Ersatzlebensräume bei jahresweise wechselnden Was- serstandsverhältnissen sind zu erhalten, sie bieten weiterhin Potential auch für Arten der benachbarten Teilgebiete wie Schwarzstorch, Weißstorch, Wespenbussard, Waldwas- serläufer. Vorkommen der reinen Waldarten sind nach derzeitiger Kenntnis aufgrund der speziel- len Eigenbindung des Forstbetriebes der Hansestadt Lübeck als gesichert zu betrach- ten, sofern nicht überregionale Veränderungen am Verbreitungsrand wie beim Zwerg- schnäpper vorliegen. Die durch Kartierung belegte Zunahme der Mittelspechtvorkommen ist landesweit zu be- obachten, wird aber sicherlich durch die Erhaltung entsprechender Alt- und Habitat- bäume im Rahmen der Bewirtschaftungsregeln unterstützt. Bislang fehlen für das Teil- gebiet Duvenseebach weiterhin Hinweise auf das Vorkommen von Schwarzspechten, die als Habitatgestalter in Altbäumen z.B. für Vogel und Käferarten von besonderer Be- deutung sind. Im Hinblick auf die Kleinflächigkeit der Bestände und der auch landschaft- lich herausragenden Situation der Manau sollte geprüft werden, ob der Anteil nicht nur der verbliebenen Altbuchen sondern auch der restlichen Eichen in diesem Abschnitt nicht dauerhaft erhalten bleiben kann. Das Bewirtschaftungskonzept der Stadtforst Lübeck (Sturm et.al. 2012) umfasst u.a.: • Keine Kahlschläge • Kein aktives Anlegen von Monokulturen • Keine Ansiedlung von nicht-heimischen Baumarten • Kein Einsatz von Insektiziden, Rodentiziden und sonstigen Pflanzenschutzmit- teln • Keine Verwendung von Mineraldünger, Gülle, Klärschlamm • Keine Bearbeitung oder Verdichtung des Mineralbodens außerhalb der markier- ten Rückegassen • Kein Harvestereinsatz in der Pflege, Durchforstung und Zielstärkennutzung • Kein flächiges Abräumen, Verbrennen von Biomasse • Keine Eingriffe in den Bodenwasserhaushalt, insbesondere die Entwässerung von Feuchtgebieten • Störende Arbeiten während ökologisch sensibler Jahreszeiten werden vermie- den. Der Holzeinschlag findet in der laubfreien Winterzeit zwischen dem 15.11. und dem 15.03. statt (in nadelholzdominierten Bestanden in Ausnahmefällen vom 15.8. bis zum 15.3.) • Kein Füttern von Wildtieren

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• Keine Aufforstung von Sturm und Kalamitätsflächen, Wiederbewaldung über Sukzession Nach derzeitiger Kenntnis und Angaben der Betreuer sind derzeit auch keine größeren Beeinträchtigungen im Hinblick auf mögliche Störungen im Rahmen sonstiger Nutzun- gen erkennbar. Bei jagdlichen Maßnahmen ist darauf zu achten, dass die besonderen Strukturelemente des Gebietes wie Gehölzbestände, Uferzonen, Röhrichte nicht durch jagdliche Einrich- tungen beschädigt werden, da sie Teillebensräume von besonderer Bedeutung für emp- findliche Arten darstellen. Die aus Naturschutzmaßnahmen entstehende eingeschränkte Erreichbarkeit von Teilflächen dient unmittelbar den Zielen des Schutzgebietes und der Erhaltung störungsempfindlicher Arten, auch zur generell einzuhaltenden Sicherung der gesetzlichen Vorgaben nach § 28b LNatSchG (Horstschutz). Darüber hinaus handelt es sich zumindest teilweise um gesetzlich geschützte Biotope. Unter Berücksichtigung der Kleinflächigkeit und des Vorkommens störungsempfindlicher Arten sollte daher auch keine zusätzliche Erschließung des Gebietes für Erholungssu- chende erfolgen. Weiterer Lenkungsbedarf besteht aktuell nach derzeitiger Kenntnis nicht.

6. Maßnahmenkatalog Die Ausführungen zu den Ziffern 6.2. bis 6.4. werden durch die Karte (Anlage 5) bzw. die Maßnahmenblätter konkretisiert.

Aus systematischen Gründen werden alle Maßnahmen im südlichen Teil des Na- turschutzgebietes d.h. um den Bereich des Hofsees zu den sonstigen Maßnahmen (Zif. 6.4.) gerechnet, da sie nicht im EU-Vogelschutzgebiet liegen. Gleichwohl un- terstützen sie die Schutzziele des Vogelschutzgebietes unmittelbar. Umgekehrt werden die genannten notwendigen und weitergehenden Maßnahmen nicht nur die Habitatbedingungen für die hier zu bewertenden Vogelarten, sondern gleichzeitig auch die sonstigen Arten- und Biotopvorkommen und damit die Schutzziele des Naturschutzgebietes direkt fördern.

6.1. Bisher durchgeführte Maßnahmen Die Stadtforst Lübeck hat seit längerer Zeit bereits eine Reihe von Regelungen zur Beruhigung des Gebietes und Entwicklung der Lebensräume auf ihren Eigentums- flächen festgelegt. Dazu gehört die Entnahme standortfremder Baumarten im Rah- men der Nutzung und der Verzicht auf Unterhaltungsmaßnahmen im Wald seit 1992. Zur Förderung der Naturverjüngung ist der Rehwildabschuss wegen starker Beeinflussung durch Wildverbiss erhöht worden (MELUND 2017). Bereits vor der Ausweisung des NSG wurde der ehemalige Grünlandbereich in der Manau im Rahmen des Kranichschutzes überstaut. Im Rahmen der Aktivitäten zur Gebietssicherung und Entwicklung erfolgten, parallel zum Eigentümerwechsel des ehemaligen Stadtgutes Ritzerau, Flächenankäufe und der Tausch von Privatflächen zugunsten der Stiftung Naturschutz die durch Einbe- ziehung in das Flurbereinigungsverfahrens Pirschbachtal möglich wurden.

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Dabei konnten Ackerflächen in Grünland umgewandelt, Grünland extensiviert wer- den. 2003 wurden erste Maßnahmen zur Verringerung der Entwässerung durch Auf- hebung von Drainagen, Entrohrung und den Einstau von Gräben im Talraum durch das STUA Itzehoe durchgeführt. 2012 hat die UNB auf der Grundlage eines mit allen Beteiligten abgestimmten und in der Örtlichkeit vorgestellten hydraulischen Gutachtens (2011) dann als erste Maß- nahme am eigentlichen Fließgewässer die räumungsbedingten Uferwälle an vier Stellen (+9,000, +8,300, +8,200, +8,000) auf jeweils ca. 20 m Breite abflachen las- sen, um weitere Überflutungsräume im mittleren Talraum wieder herzustellen. Weitere Flächenankäufe der Stiftung Naturschutz im Rahmen der Bereitstellung als Ökokontoflächen führten zu biotopgestaltenden Maßnahmen (Knick am nördlichen Außenrand zur Abschirmung nutzungsbedingter Einträge aus randlicher Ackernut- zung) und Anlage weiterer Kleingewässer in Senkenbereichen. Flächenankäufe aus Naturschutzmitteln im Oberlauf des Duvenseebaches dienen der Retentionsverbesserung und Niedermoorregeneration (Duvensee) und der Ent- wicklung geeigneter Pufferzonen (Teichbach). Um die Gebietsentwicklung zu begleiten und vor Ort das Verständnis für das Schutzgebiet zu fördern wurde 2006 der Naturschutzverein Natur Plus e.V. mit der Betreuung des Gebietes beauftragt und 2007 Informationstafeln sowie ein entspre- chendes Faltblatt im Rahmen des landesweiten Besucherinformationssystems ent- wickelt. Letzteres ist auch als digitales Dokument erhältlich (Link: BIS-Faltblatt NSG Ritzerauer Hofsee und Duvenseebach).

Abbildung 25: Verlandete natürliche Geländesenke der Moränen-flächen nach langjähriger Ackernut- zung; Graseinsaat nach Ankauf

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Abbildung 26: Herstellung des Kleingewässers durch Nachprofilieren der Senke 2017 (Foto: B. Struwe- Juhl, Stiftung Naturschutz SH)

6.2. Notwendige Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsmaßnahmen Die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen dienen der Konkretisierung des so ge- nannten Verschlechterungsverbotes (§ 33 Abs. 1 BNatSchG, i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG), das verbindlich einzuhalten ist. Bei Abweichungen hiervon ist i. d. R. eine Verträglichkeitsprüfung durchzuführen. Aufgeführt sind hier nur Maßnahmen innerhalb des EU-Vogelschutzgebietes. 1. Maßnahmen zur Offenhaltung des Grünlandes, von Flutrasen und der Nasswie- sen sowie gebüschreichen Säume und sonstiger Übergangszonen durch Mahd und/oder Beweidung als Lebensraum von Offenlandarten (wie Neuntöter, Braun- kehlchen und Wachtelkönig) und Teillebensraum von z.B. Großvögeln (wie Kra- nich, Rotmilan, Schwarzmilan, Schwarzstorch, Rohrweihe, aber auch Sperber- grasmücke, Nachtigall) ohne Düngung und Pestizideinsatz: 1.1 Fortführung der bereits vereinbarten aktuellen relativ späten Nutzungsfristen in den Niederungsbereichen (erste Mahd ab 1.Juli, bzw. bei Viehauftrieb ab Mai bis zur Entfernung der überwiegenden Biomasse). In allen größeren Nutzungskomplexen sind mehrere 6-10m breite Saum- strukturen, Altgrasbestände und Staudensäume über den Jahreszyklus hin- aus zu erhalten: möglichst jährlich wechselnd bis zu mehrjähriger Standzeit (max. 3 Jahre), um insbesondere ausreichende Nahrungshabitate für Vogel- arten wie Braunkehlchen sowie Nahrungs- und Überwinterungs-Lebens- räume für Insekten zu erhalten. Sinnvoll sind unterschiedliche Nutzungszeiten und –intensitäten bei großen Flächenkomplexen, um jederzeit zusätzliche Strukturen (z.B. Ansitzwarten, Blütenhorizonte, Rückzugsbereiche für Wachtelkönig) zu erhalten; in den Niederungsflächen sind Nutzungszeitpunkte allerdings abhängig von den

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sich einstellenden Wasserständen, insgesamt ist der Anteil von Zäunungen zur Vermeidung von Verletzungen möglichst gering zu halten. Im Bereich der übrigen mineralischen Randflächen, u.a. der Einzelflächen im Südteil, ist die Entwicklung zu artenreichem Dauergrünland durch mindes- tens eine, nicht zu späte Mahd (ab ca. Mitte Juni) mit Abfuhr des Mahdgutes fortzusetzen, dadurch kann die Konkurrenzfähigkeit der Gräser und die Bil- dung artenarmer Dominanzbestände vermindert werden. Sofern ein Mulchen bei betrieblicher Notwendigkeit, d.h. in Abhängigkeit von den zur Verfügung stehenden Tierrassen auf vernässten Flächen in der Nie- derung z.B. zur Verringerung von ungeeigneten Dominanzbeständen erfor- derlich ist, sollte diese bei großen zusammenhängenden Flächenkomplexen gestaffelt möglichst in mindestens zwei Abschnitten erfolgen; zu bevorzugen ist statt des Mulchens eine Mahd mit Mahdgutabfuhr zumindest in trockenen Jahren. In Abhängigkeit von Flächenwasserständen ist auch das jahresweise Aus- setzen der Maßnahmen zumindest in tiefer liegenden Teilbereichen denkbar. 1.2 In den Bereichen mit langjährigen Wachtelkönig- bzw. Braunkehlchen-Vor- kommen sollten der Kernbereich bei Mahd vor dem 15.8. auf das Vorkom- men von Brutplätzen der Arten geprüft und dann entsprechend ausgespart werden. 1.3 Erhaltung von besonnten, insektenreichen Kleingewässern der Pioniersta- dien als Nahrungsgrundlage für entsprechende Vogelarten wie Braunkehl- chen, Wachtelkönig und Kiebitz durch Einbindung in die Flächenbeweidung 1.4 Abbau nicht benötigter Zaune unter Erhaltung von Zaunpfählen als Sitzwar- ten 1.5 Knicks und alte, breite Gebüsche sind zu erhalten und bei Verjüngungsmaß- nahmen auf die Erhaltungsziele für Arten strukturreicher Landschaften abzu- stimmen, dies kann auch eine Abweichung von „normaler Knickpflege“ (kür- zere Abschnitte pflegen, Erhaltung von höheren Altbaumanteilen, Erhaltung der Gebüschsäume außerhalb des Knickwalles bzw. des Hangknicks) be- deuten, um ausreichende Strukturen als Lebensraum für Nachtigall, Spros- ser u.a. zu erhalten sowie Förderung und Erhaltung von sonstigen Gehölz- und Saumstrukturen insbesondere im Bereich der Talhangkanten, sowie von Eichenüberhältern und sonstigen Altbäumen in der freien Landschaft ohne Nutzung bis zum natürlichen Zusammenbrechen und Vergehen 2. Maßnahmen in und am Gewässersystem zur Erhaltung ausreichender Gebiets- wasserstände für Arten der temporären Überstauungsflächen, Niedermoore und Verlandungszonen sowie zur Förderung der Strukturvielfalt der Gewässer als Lebensraum für u.a. Eisvogel, Schilfrohrsänger, Blaukehlchen, Seeadler, Wald- wasserläufer, Schlagschwirl: 2.1 Ungestörte Entwicklung älterer Stillgewässer einschließlich der Verlandungs- prozesse bis zu Übergangsmoorbildung in Waldsenken und Erhaltung unge- störter Röhrichtzonen in Verbindung mit Bruchwäldern und Sümpfen (ohne Nutzung) 2.2 Überprüfung und ggf. Verschluss von ehemaligen Entwässerungsgräben aus der Manau Richtung Bachniederung, da mittlerweile alle Umgebungsflächen für Naturschutzzwecke zur Verfügung stehen; Zielart u.a. Kranich

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2.3 Erhaltung der regelmäßigen Überschwemmungen bei Starkregenereignissen und Winterhochwässern und insgesamt Sicherung zumindest zeitweise ho- her Grundwasserstände im Niedermoor, dabei Fortführung der vereinbarten Beschränkung auf einseitige Unterhaltungsmaßnahmen, solange weiterge- hende Maßnahmen nicht möglich sind. Im Rahmen der Gewässerunterhal- tungsmaßnahmen ist darauf zu achten, dass die bestehenden Ausuferungs- stellen nicht erneut verfüllt werden (Auftragsvergabe GUV entsprechend ausschreiben); ggf. weitere Öffnungsstellen ermitteln; Erhaltung ungestörter Röhrichtzonen sowie Gehölz-/Strukturentwicklung am Duvenseebach (Eisvo- gel, Schwarzkehlchen) zulassen. 3. Maßnahmen in den mineralischen Waldflächen zur Sicherung der Brutvogelbe- stände über die Entwicklung von Wald-Lebensraumtypen und begleitender Bio- tope: 3.1 Weitgehend ungestörte Entwicklung der Hangwaldfläche und angrenzender Teilflächen der Stiftung Naturschutz am Nordostrand (Wald-, und Struk- turentwicklung) 3.2 Ungestörte Erhaltung der Nichtwirtschaftswaldbereiche und der von habi- tatreichen Buchen geprägten Teilfläche der Stadtforst Lübeck zwischen dem Waldweiher und der Niederung in der Manau, Nutzung nur wirtschaftlich hochwertiger Alteichen gem. Abstimmung im Rahmen des NSG-Verfahrens (s. auch weitergehende Maßnahmen) 3.3 Fortführung der angepassten forstwirtschaftlichen Maßnahmen im Rahmen des Bewirtschaftungskonzeptes der Stadtforst Lübeck (Sturm et.al. 2012) auch in den angrenzenden Flächen gem. Managementplan für das Vogel- schutz-Teilgebiet Stadtforst (MELUND 2017) u.a.: Störende Arbeiten während ökologisch sensibler Jahreszeiten vermeiden, Holzeinschlag in der laubfreien Winterzeit zwischen dem 15.11. und dem 15.3. und Fortführung der Lärchenentnahme zur Entwicklung standorttypi- scher Buchenwälder.

6.3. Weitergehende Entwicklungsmaßnahmen Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die über das Verschlechterungsverbot hin- ausgehen und einer Verbesserung des Zustandes der in den Erhaltungszielen ge- nannten Arten dienen. Sie werden auf freiwilliger Basis durchgeführt.

1.1 Prüfung von Maßnahmen zur Gewässer- und Niedermoorregeneration über eine Sohlanhebung und Verringerung/Aufgabe der Gewässerunterhaltung; ggf. bis zur Aufgabe eines fest definierten Gewässerbettes in der zentralen Niederung und am Hofsee unter Berücksichtigung der zu gewährleistenden Wasserabnahme gem. Wasserrecht.

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Abbildung 27: Mögliches maximales Einstau-Szenario bei Aufgabe der Gewässerunterhaltung (Szena- rio 2, Lehners und Wittorf 2011)

Hierzu sind mehrere Zwischenstufen denkbar, je nach Ergebnis der hydraulischen Untersuchungen. Je nach Gebietswasserständen im Bezug zur Geländestruktur (möglichst keine Niedermoorzehrung mehr) ist eine Anpassung der Beweidungsfor- men und Mahdzeitpunkte an höhere Gebietswasserstände und ggf. der Einsatz an- derer Tierrassen bzw. eine veränderte Maschinenausstattung erforderlich; alternativ ist in Teilbereichen keine Offenhaltung unter vertretbaren Bedingungen mehr mög- lich. Es werden sich, ggf. auch übergangsweise, Röhrichte, Sümpfe und Bruchwäl- der einstellen, die als Teillebensraum von Arten wie Rohrweihe, Braunkehlchen und Wachtelkönig geeignet sind. 1.2 Erforderlich für weitergehende Maßnahmen am Duvenseebach ist eine Un- tersuchung möglicher Auswirkungen auf die oberhalb der L 199 liegenden Gewässerabschnitte insbesondere im Bereich der Teichbachniederung als Ergänzung zum bestehenden Gutachten von 2011

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Abbildung 28: Ausgewählte landwirtschaftliche Nutzungsmöglichkeiten auf Moorböden in Abhängigkeit vom mittleren Wasserstand (Grafik aus: TEEB DE 2014; S. 39, verändert)

2. Erhaltung aller Alteichen im Bereich der Nichtwirtschaftswaldflächen und Tal- hangrändern des NSG zur Erhöhung des Altholzanteiles als besonderes Schutz- gut für altbaumbewohnende Arten. (z.B. Mittelspecht, Schwarzspecht, Trauer- schnäpper, Hohltaube). 3. Zur längerfristigen Erhaltung der strukturreichen Gebüsche, Großsegenrieder und Hochstaudenfluren in den engeren Talraumabschnitten wäre eine gelegent- liche Störung durch Mahd, Entkusselung, gelegentliche Beweidung unter Be- rücksichtigung der besonderen Standortverhältnisse ggf. aus besonderen Arten- schutzgründen zur Erhaltung der Nahrungsgrundlagen für insektenfressende Vogelarten wie Braunkehlchen, Neuntöter und Sperbergrasmücke zu prüfen.

6.4. Sonstige Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen Hierbei handelt es sich um Maßnahmen, die zur Erhaltung oder Verbesserung von Schutzgütern durchgeführt werden sollen und nicht in den Erhaltungszielen des Na- tura 2000-Gebietes/Vogelschutzgebietes aufgeführt (z. B. gesetzlich geschützte Bio- tope, gefährdete Arten), aber dennoch für das betrachtete Gebiet naturschutzfach- lich von Bedeutung sind und den Natura 2000-Zielen nicht zuwiderlaufen, sondern zumeist ergänzen. Sofern es sich um Maßnahmen handelt, für die eine gesetzliche Verpflichtung besteht (z. B. gesetzlicher Biotopschutz) wird hierauf verwiesen. Aufgeführt sind hier daher vorwiegend Maßnahmen außerhalb des EU-Vogelschutz- gebietes.

1. Ungestörte Entwicklung der tiefliegenden, verlandeten ehemaligen Seebe- reiche und noch vorhandenen offenen Wasserflächen, soweit durch Siche- rung ausreichender Gebietswasserstände möglich. Zu prüfen wären ggf. auch Möglichkeiten zur Wiederherstellung ehemaliger Wasserstände am Hofsee und eine Verringerung der Gewässerunterhaltung/Strukturverbes- serung am oberhalb des Sees liegenden Abschnitt des Duvenseeba- ches/der Steinau, der hier bereits Stillgewässercharakter aufweist, sowie am Mühlenbach. 2. Erhaltung der angrenzenden Pufferzonen (Nordwestrand des Seebeckens) zu intensiver genutzten Ackerflächen durch Mahd oder nur gelegentliche Pflegemaßnahmen bzw. ungestörte Entwicklung

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3. Regelmäßige Mahd mit Mahdgutentnahme und ggf. Beweidung, ohne Dün- gung und Pestizideinsatz, als Maßnahmen zur Erhaltung und weiteren Ent- wicklung artenreicher Nasswiesen, auch in der Umgebung vorhandener Bestände und ggf. weitere Maßnahmen wie Mahdgutübertragung bei ge- eigneten Standortverhältnissen im Gesamtgebiet. 4. Im Bereich sonstiger privater Grünlandflächen sowie der Kirchen- und Ge- meindeflächen (s. Karte S. 22): Nutzung zur Offenhaltung wie bisher zur dauerhaften Erhaltung der geschützten Biotope; gemäß der geltenden NSG-Verordnung ohne Düngung der Gewässerrandstreifen bzw. gemäß den Auflagen im Rahmen von bestehenden Ökokonten. Zur weitergehenden Entwicklung von blütenreicheren Grünlandgesellschaf- ten wäre eine Verringerung der derzeitigen Nutzungsintensität insbeson- dere in den höherliegenden Abschnitten z.B. im Rahmen des Vertragsna- turschutzes oder weiterer Ökokonten naturschutzfachlich wünschenswert (keine Düngung, kein Pestizideinsatz auf der Gesamtfläche, Anpassung vor Tierzahlen). 5. Förderung und Erhaltung von Gehölz- und Saumstrukturen im Bereich der Gewässer und Talhangkanten, sowie von Eichenüberhältern und sonstigen Altbäumen in der freien Landschaft

6.5. Schutzinstrumente, Umsetzungsstrategien Die bestehende Verordnung über das Naturschutzgebiet enthält wesentliche grund- legende Bestimmungen zum Grundschutz des Gebietes, die mit den vorliegenden Teil-Managementplänen konkretisiert werden. Im Rahmen der Eigenbindung der Stadtforsten Lübeck, der Verpflichtungen der Stif- tung Naturschutz und weiterer rechtlicher Bindungen (Grundbucheintragung, Öko- kontoverpflichtungen) weiterer Flächeneigentümer werden geeignete Pflegemaß- nahmen zumeist im Rahmen der Verpachtungen festgelegt. Darüber hinaus erfor- derliche Maßnahmen können von Eigentümern bzw. der Unteren Naturschutzbe- hörde umgesetzt werden. Hierzu wird die Fortführung der bereits langjährig praktizierten, bedarfsorientierten Zusammenkünfte von Flächeneigentümern, UNB Kreis Herzogtum Lauenburg, dem LLUR, dem betreuenden Verein (Natur Plus ) und nach Bedarf weiteren Akt- euren wie der Unteren Wasserbehörde, des Gewässerunterhaltungsverbandes empfohlen.

6.6. Verantwortlichkeiten Gem. NSG-Verordnung kann weiterhin eine Bewirtschaftung der Flächen nach Maß- gabe der Empfehlungen der oberen Naturschutzbehörde erfolgen. Die Umsetzung übernimmt im Bereich des Stadtwaldes der Forstbetrieb bzw. für den Bereich des Hofes Ritzerau der Verwalter des Betriebes. Die Flächen der Stif- tung Naturschutz werden an geeignete Betriebe verpachtet. Für die Umsetzung des Managementplanes bzw. den Maßnahmen im Rahmen von Schutz-, Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen im Rahmen der NSG-Verordnung ist die Untere Naturschutzbehörde zuständig. Sie soll Eigentümern und sonstigen Nutzungsberechtigten die Möglichkeit der Durchführung geben.

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6.7. Kosten und Finanzierung Für die Umsetzung von Maßnahmen in Natura 2000 Gebieten und Gebieten mit ent- sprechender Bedeutung für die Umsetzung der WRRL kann eine Finanzierung im Rahmen der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel durch das Land Schleswig- Holstein erfolgen. Die jeweils aktuellen Förderrichtlinien sowie eine inhaltliche Zusammenfassung sind im Internet unter dem Landesportal für Naturschutzmaßnahmen unter Link: Förderpro- gramme Naturschutz, für Maßnahmen der WRRL unter Link: Förderprogramme Fließgewässer dar- gestellt. Für Naturschutzmaßnahmen wesentliche Förderrichtlinien bestehen für:  Maßnahmen der Flächensicherung (Flächenkauf und langfristiger Pacht)  Biotopgestaltende Maßnahmen  Artenschutzmaßnahmen  Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen (S+E) Als Antragsteller und Zuwendungsempfänger kommen grundsätzlich Körperschaften des öffentlichen Rechts (Gemeinden etc.), Stiftungen (öffentlich-rechtl. und privat- rechtl.) und gemeinnützig anerkannte Vereine und Verbände in Frage. Bei Arten- schutzmaßnahmen grundsätzlich und bei Biotopgestalteten Maßnahmen sind in be- gründeten Ausnahmefällen auch Anträge sonstiger natürlicher und juristischer Per- sonen des privaten Rechts möglich. Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen werden vorrangig über die zuständige untere Naturschutzbehörde beantragt. Darüber hinaus können auch zwischen dem Flächeneigentümer und dem Land SH freiwillige Vereinbarungen mit entsprechenden Endschädigungszahlungen abge- schlossen werden. Weitere Agrar-, Wald-, Umwelt- und Strukturprogramme des ELER sowie eine forst- liche Förderung gem. GAK sind ggf. einsetzbar. Weitergehende und sonstige Maßnahmen können grundsätzlich auch als Aus- gleichs- oder Ersatzmaßnahmen oder über Ausgleichsgelder umgesetzt werden, ferner ist eine Umsetzung von Maßnahmen über die Anlage von Ökokonten mög- lich. Eine Finanzierung über Spenden, Stiftungen und ehrenamtliches Engagement ist ebenfalls nicht ausgeschlossen. Die Kosten für die Umsetzung des Managementplans können nicht konkretisiert werden, da insbesondere die Realisierbarkeit von Aktivitäten zur Verbesserung der Gewässersituation und damit ggf. verbundene weitere Maßnahmen derzeit nicht ab- schätzbar sind.

6.8. Öffentlichkeitsbeteiligung Aufgrund des durch die naturschutzrechtlichen Rahmenbedingungen (NSG-Verord- nungen) vorgegebene vergleichsweise engen Handlungsspielraumes und die be- reits langjährig stattfinden Maßnahmen zur Umsetzung der Schutzgebietsziele ist das Verfahren zur Planaufstellung auf zwei Schritte konzentriert worden. Nach den im Rahmen der Vorbereitung erfolgten Informationsgesprächen mit der unteren Naturschutzbehörde, den Eigentümern der größten Flächenanteile und dem

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betreuenden Naturschutzverein, wurde der Planentwurf als Grundlage für weitere Vorschläge allen Eigentümern, den Gemeinden sowie den regionalen Naturschutz- und Gewässerakteuren zugesandt und zusätzlich über eine Beteiligung im Internet zur Diskussion gestellt. Pandemiebedingt wurde auf eine öffentliche Veranstaltung verzichtet.

7. Erfolgskontrolle und Monitoring der Maßnahmen Die Vogelschutzrichtlinie sieht in Art. 12 vor, dass die Mitgliedstaaten der Kommission alle sechs Jahre einen Bericht über die gemäß der Vogelschutzrichtlinie getroffenen Maßnahmen und deren wichtigsten Auswirkungen übermitteln. Dieser Bericht enthält In- formationen über den Zustand und die Tendenzen der europäischen Vogelarten sowie die Bedrohungen und Belastungen denen sie ausgesetzt sind. Daher werden in den Eu- ropäischen Vogelschutzgebieten im 6-Jahres-Rhythmus ausgewählte Brutvogelarten er- fasst. Der nächste Erfassungszeitraum für alle Vogelschutzgebiete läuft von 2021-2023. Im Rahmen seiner Betreuungstätigkeit werden vom Naturschutzverein Panten e.V. jähr- lich Berichte zur Situation des Gebietes und Artenvorkommen erstellt, die eine Grund- lage für die Entwicklung konkreter Maßnahmen im Rahmen der gemeinsamen Arbeits- gruppe darstellen.

8. Anhang Anlage 1a: Gebietsspezifische Erhaltungsziele Anlage 1b: Naturschutzgebietsverordnung Anlage 2: Ergebnisse des EU-Vogelschutzgebietsmonitorings für das Teilgebiet Duvenseebach 2003 und 2009 Anlage 3: Karte mit Ergebnissen der Biotopkartierung 2018 mit Nachträgen 2020, Relief Anlage 4: Karte der Lebensraumtypen und geschützten Biotope Anlage 5: Maßnahmenkarte M 1: 5.500 Anlage 6: Maßnahmenblätter

Literatur: Arbeitsgruppe Niederungen 2050 (2014): Grundlagen für die Ableitung von Anpassungs- strategien in Niederungsgebieten an den Klimawandel Abschlussbericht Link: Ab- schlussbericht Anpassungsstrategien für Niederungsgebiete SH ARCHÄOLOGISCHES LANDESAMT (2000): Denkmalbeschreibungen des Bereiches Ritzerau, unveröff. Stellungnahme, Schleswig. FUNCK, H. (1963): Die Entwässerung des Duvensees. Kommissionsverlag Werner, Mölln. KOOP, B. (2017) Monitoring in schleswig-holsteinischen EU-Vogelschutzgebieten; SPA Waldgebiete in Lauenburg, DE 2328-491 3. Erfassung 2017; Gutachten im Auftrag des MELUND, Kiel. LEHNERS U. WITTORF (2011): Hydraulisches Gutachten zu Maßnahmen und resultie- renden Überschwemmungsszenarien im Bereich der Duvenseebachniederung/ NSG Rit- zerauer Hofsee. Gutachten im Auftrag des Kreises Herzogtum Lauenburg, Lübeck

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LANU (2000): Zur Schutzwürdigkeit des Gebietes „Duvenseebach und Ritzerauer Hof- see“ Kreis Herzogtum Lauenburg im Sinne der § 17 LNatSchG; unveröff. Gutachten im Auftrag des MELUR, Flintbek. LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT (1999): Schutzgebiets- und Biotopverbund- system Schleswig-Holstein, regionale Ebene; Beitrag zum Landschaftsrahmenplan, Pla- nungsraum I, Teilbereich Kreis Herzogtum Lauenburg, Flintbek. LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT (2000): Projekt Duvenseebach, Ritzerauer Hofsee, fachliche Stellungnahme zur Geologie (unveröff.); Flintbek. LANDESAMT FÜR NATUR UND UMWELT (2000): Projekt Duvenseebach, Ritzerauer Hofsee, fachliche Grundlagen Gewässer, unveröff. Untersuchungen, Flintbek. LANDGESELLSCHAFT SCHLESWIG-HOLSTEIN (1997): Entwicklungskonzept „Hof Rit- zerau“; unveröff. Gutachten, Kiel. LLUR (2015): Moore in Schleswig-Holstein Link: LLUR-Broschüre Moore in Schleswig- Holstein LLUR (2017): Leitfaden Bodenschutz bei Gewässerrenaturierungsmaßnahmen; Flintbek. Link: LLUR-Broschüre Bodenschutz MEHL, U., J. BELLER, et.al. (1986): Auswertung der Biotopkartierung Schleswig-Hol- steins, Kreis Herzogtum Lauenburg; Herausg.: Landesamt für Naturschutz und Land- schaftspflege, Kiel. MINISTERIUM FÜR ENERGIEWENDE, LANDWIRTSCHAFT, UMWELT UND DIGITA- LISIERUNG DES LANDES SCHLESWIG-HOLSTEIN (2017): Managementplan für das Vogelschutzgebiet DE 2328-491 Waldgebiete in Lauenburg, Teilgebiet Ritzerau. Link: Managementplan Teilgebiet Stadtforst Lübeck MUUß, U., M. PETERSEN u. D. KÖNIG (1973): Die Binnengewässer Schleswig-Hol- steins; Karl Wachholz-Verlag Neumünster. NORDWESTDEUTSCHER VERBAND FÜR ALTERTUMSFORSCHUNG, Hrsg. (1983): Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland, Kreis Herzogtum Lauenburg; Stuttgart. NATUR PLUS E.V. PANTEN Betreuungsberichte 2007-2020 PLANUNGSBÜRO MORDHORST-BRETSCHNEIDER (2019): Bodenkundlich-Hydrologi- sches Gutachten für das (geplante Naturschutzgebiet)„Duvenseer Moor“, Vorläufiger Endbericht RÜCKER, K. (2008): zeitlich hoch aufgelöste Untersuchung der Nährstoffretention in ei- nem Fließgewässer-Niedermoor-Komplex; Dissertation Ökologiezentrum der CAU Kiel. STAATLICHES UMWELTAMT ITZEHOE (2000): Erfassung der Flächennutzung und Ei- gentumsverhältnisse im Bereich Ritzerau, Nusse; unveröff. Gutachten; Itzehoe. STADTFORSTAMT LÜBECK (1994): Forsteinrichtung und Waldbiotopkartierung der Hansestadt Lübeck; unveröffentl. Planungsunterlagen, Lübeck. STRUWE-JUHL, B. (2003): Erfassung der Brutbestände der im Anhang I der EU-Vogel- schutzrichtlinie und der Roten Liste der Vögel Schleswig-Holsteins aufgeführten Vogel- arten im SPA Waldgebiete in Lauenburg (Nr. 2328-491) Teilgebiete Sirksfelder Zuschlag und Ritzerauer Zuschlag. Gutachten im Auftrag des MUNF. Kiel.

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STRUWE-JUHL, B. U. B. KOOP (2009): Erfassung der Brutbestände der im Anhang I der EU-Vogelschutzrichtlinie und der Roten Liste der Vögel Schleswig-Holsteins aufge- führten Vogelarten im SPA Waldgebiete in Lauenburg (Nr. 2328-491) Teilgebiete Sirks- felder Zuschlag und Ritzerauer Zuschlag. Gutachten im Auftrag des LLUR, Flintbek. STURM ET.AL. (2012) Naturkundliche und betriebliche Grundlagen und Vorgaben für die Entwicklung und Bewirtschaftung des Stadtwaldes Lübeck, Unveröff. Zitiert in Ma- nagementplan 2017 WÜSTEMANN, HENRY et.al. (2014): Naturkapital Deutschland – TEEB DE (2014): Na- turkapital und Klimapolitik – Synergien und Konflikte. Kurzbericht für Entscheidungsträ- ger. Technische Universität Berlin, Helmholtzzentrum für Umweltforschung – UFZ, Leipzig

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Anlage 1a:

Erhaltungsziele für das Vogelschutzgebiet DE-2328-491 „Waldgebiete in Lauenburg“

Stand: August 2006

1. Erhaltungsgegenstand

Das Gebiet ist für die Erhaltung folgender Vogelarten und ihrer Lebensräume a) von besonderer Bedeutung: (fett: Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtli- nie; B: Brutvögel)

 Eisvogel (Alcedo atthis) (B)  Schwarzstorch (Ciconia nigra) (B)  Mittelspecht (Dendrocopos medius) (B)  Schwarzspecht (Dryocopus martius) (B)  Zwergschnäpper (Ficedula parva) (B)  Kranich (Grus grus) (B)  Seeadler (Haliaeetus albicilla) (B)  Neuntöter (Lanius collurio) (B)  Rotmilan (Milvus milvus) (B)  Wespenbussard (Pernis apivorus) (B)  Waldwasserläufer (Tringa ochropus) (B) b) von Bedeutung: (B: Brutvögel)

 Rohrweihe (Circus aeruginosus) (B)  Schlagschwirl (Locustella fluviatilis) (B)

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2. Erhaltungsziele

2.1 Übergreifende Ziele

In dem aus fünf Teilflächen bestehenden, ornithologisch bedeutsamen Waldkomplex steht die Erhaltung der Lebensräume und einer daran angepassten, vielfältigen und stabilen Brutvogelgemeinschaft im Vordergrund. Zum Schutz der Großvögel ist das Gebiet, insbesondere im Umfeld der Bruthabitate von vertikalen Fremdstrukturen, wie Windkraftanlagen und Hochspannungsleitungen freizuhalten.

2.2 Ziele für Vogelarten:

Erhaltung eines günstigen Erhaltungszustandes der unter 1. genannten Arten und ih- rer Lebensräume. Hierzu sind insbesondere folgende Aspekte zu berücksichtigen:

Arten der Laub-, Misch-, und Bruchwälder wie Schwarzstorch, Mittelspecht, Schwarzspecht, Zwergschnäpper, Kranich, Seeadler, Rotmilan, Wespenbus- sard und Waldwasserläufer Erhaltung  großräumiger, störungsarmer Laub- und Mischwälder unterschiedlicher Altersstu- fen als geeignete Brutgebiete,  vorhandener Horste und geeigneter Horstbäume, insbesondere starkastige alte Eichen und Buchen (u.a. Schwarzstorch, Seeadler, Wespenbussard) und der Höhlenbäume (u.a. Schwarzspecht),  möglichst störungsfreier Bereiche im Horst- oder Brutplatzumfeld zwischen dem 15.02. und 31.08. und bestehender Habitatstrukturen im direkten Horst- oder Brutplatzumfeld,  eines - bezogen auf das Gesamtgebiet - ausreichend hohen Anteils zusammen- hängender, über 80jähriger Laubwaldbestände mit einem ausreichenden Anteil an Alteichen, sonstigen rauhborkigen Bäumen wie z.B. Uralt-Buchen und stehen- dem Totholz mit BHD über 35 cm,  von Bruthabitaten wie Bruchwälder, Sümpfe, Moore und Waldweiher mit ausrei- chend hohen Wasserständen (Kranich)  von fischreichen Binnengewässern und vogelreichen Feuchtgebieten und exten- siv genutztem Grünland als geeignete Nahrungshabitate im Umfeld bzw. der wei- teren Umgebung der Brutplätze,  der strukturreichen, offenen von extensiven Nutzungen geprägten Kulturland- schaft als Nahrungsgebiete wie Grünland, Hecken, Gräben (u.a. Rotmilan),

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 von alten, lichten Waldbeständen mit Lichtungen, Waldwiesen und strukturrei- chem Offenland wie Grünland, Brachen, Rainen etc. in der Umgebung für den Wespenbussard,  von großen, möglichst wenig fragmentierten Bruch- und Auwäldern mit hohem Alt- und Totholzanteil sowie baumbestandenen Mooren inklusive der darin vor- handenen stehenden und fließenden Gewässer,  von durch Wirtschaftswegen nicht oder nur in geringem Umfang durchschnittenen Laubaltholzbeständen (Schwarzstorch),  von sauberen, strukturreichen und störungsarmen Nahrungsgewässern wie z.B. Waldteichen, langsam fließenden Bächen, Altwässern, Sümpfen etc. sowie exten- siv bewirtschaftetem Grünland in Waldnähe für den Schwarzstorch,  der weitgehend natürlichen Dynamik von Fließgewässern, von Waldgewässern und eines naturnahen Wasserregimes, insbes. ausreichend hoher Wasserstände in den Brutgebieten,  geeigneter Rastgebiete wie z.B. Stillgewässer, Schlammflächen, Torfstiche u.a. für den Waldwasserläufer,  von Ameisenlebensräumen, insbesondere lichten Waldstrukturen, Lichtungen, Schneisen als wesentliche Nahrungshabitate für den Schwarzspecht,  von insbes. stehendem Totholz und Baumstubben als Nahrungsrequisiten.

Arten der Waldränder, Lichtungen, Feldgehölze und Knicks wie Neuntöter Erhaltung  von halboffenen, strukturreichen Landschaften mit natürlichen Waldsäumen, Knicks, Gehölzen und Einzelbüschen, insbesondere Dornenbüschen, als wichtige Strukturelemente (Ansitz- und Brutmöglichkeiten), von extensiv genutztem Grün- land und einer artenreichen Krautflora in Feldrainen, insbes. für den Neuntöter,

Arten der Seen, (Fisch-) Teiche, Kleingewässer und Bäche wie Eisvogel (im Be- reich von Bächen) Erhaltung  der naturnahen Fließgewässersysteme und der natürlichen, dynamischen Pro- zesse der Fließgewässer mit Überschwemmungszonen, Prallhängen, Flussbett- verlagerungen etc.,  von Strukturen, die geeignete Brutmöglichkeiten bieten (z.B. Steilwände, Ab- bruchkanten, Wurzelteller umgestürzter Bäume), in Wäldern auch in größerer Entfernung vom Gewässer,  störungsarmer Fließgewässerabschnitte mit Brutvorkommen insbesondere wäh- rend der Zeit der Jungenaufzucht zwischen dem 01.5.-31.08.,

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 der Wasserqualität,  von Sekundärlebensräumen wie z.B. Baggerseen und gewässernahen Kies- und Sandgruben mit vorhandenen Steilwänden,  grundwassergespeister, auch in Kältewintern meist eisfrei bleibender Gewässer.

Arten der (Land-) Röhrichte, der Weidengebüsche und Hochstauden wie der Rohrweihe und Schlagschwirl Erhaltung  von naturnahen Bruthabitaten wie Röhrichten und Verlandungszonen in Niede- rungen sowie an Teichen und Seen,  von Verlandungszonen, Kleingewässern, extensiv genutztem Feuchtgrünland u.ä. als Nahrungsgebiete in der Umgebung der Brutplätze,  feuchter Erlenbruchwälder und Weidengebüsche in Niederungen und Gewässer- randbereichen,  von dichten Hochstaudenfluren als wichtigstem Habitatmerkmal,  eines ausreichenden Flächenanteils an nach dem 31.07. gemähten Flächen,  natürlicher oder naturnaher Wasserstände.

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Anlage 1b (© juris GmbH aktuelle NSG-Verordnung)

Landesverordnung über das Naturschutzgebiet „Ritzerauer Hofsee und Duvenseebachniederung" Vom 30. Juni 2004 Stand: letzte berücksichtigte Änderung: Zuständigkeiten und Ressortbezeichnungen ersetzt (LVO v. 12.10.2005, GVOBl. S. 487)

GS Schl.-H. II, Gl. Nr. 791-4-211

Aufgrund des § 17 Abs. 1 in Verbindung mit § 16 Abs. 2 des Landesnaturschutzgesetzes und des § 38 des Landesjagdgesetzes verordnet das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft:

§ 1 Erklärung zum Naturschutzgebiet und zum Europäischen Vogelschutzgebiet (1) Der Ritzerauer Hofsee sowie die Niederungen des Duvenseebaches, des Mühlenbaches und des Peperlandgrabens, auf dem Gebiet der Gemeinden Nusse, Ritzerau und Duvensee, Kreis Herzogtum Lauenburg, werden zum Naturschutzgebiet erklärt. (2) Das Naturschutzgebiet wird mit der Bezeichnung „Ritzerauer Hofsee und Duvenseebachniede- rung" unter Nummer 191 in das im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume ge- führte Verzeichnis der Naturschutzgebiete eingetragen. (3) Das Naturschutzgebiet erfüllt in Teilen die Kriterien im Sinne des Artikels 4 Abs. 1 und 2 der Richt- linie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 über die Erhaltung der wildlebenden Vogelarten (ABl. EG Nr. L 103 S. 1), zuletzt geändert durch die Richtlinie 97/49/EG vom 29. Juli 1997 (ABl. EG Nr. L 223 S. 9) und wird für diese Teile zum Europäischen Vogelschutzgebiet erklärt.

§ 2 Geltungsbereich (1) Das Naturschutzgebiet ist rund 132 ha groß und umfasst Flächen in den Gemarkungsteilen Dammkaaben, Auf dem Damm, Manau, Riedwiesen, Fuchskoppel, Riedteich, Neuer Teich, Neue Teichwiese, Teich, Stubbenwiese, Stummwiesn Seekampswiese, Ritzerauer Hof-See, Glockwiese, Kohlenhof und Gänsewiese. (2) Das Europäische Vogelschutzgebiet ist ca. 81 ha groß und umfasst die Flächen der Duvensee- bachniederung mit den angrenzenden Wäldern. (3) In der dieser Verordnung als Anlage beigefügten Übersichtskarte im Maßstab 1:25.000 ist die Grenze des Naturschutzgebietes als schwarze Linie dargestellt und das Europäische Vogelschutzge- biet Grau unterlegt. (4) Die Grenze des Naturschutzgebietes ist in der Abgrenzungskarte im Maßstab 1:5.000 rot eingetra- gen. Sie verläuft auf der dem Gebiet zugewandten Seite der roten Linie. Das Europäische Vogel- schutzgebiet ist in der Abgrenzungskarte in Grau eingetragen. Die Ausfertigung der Karte ist im Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, 24106 Kiel, verwahrt. Die Karte ist Bestandteil dieser Verordnung. Weitere Karten sind 1. bei der Landrätin oder dem Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg - Untere Naturschutzbehörde -, 23909 , 2. bei der Amtsvorsteherin oder dem Amtsvorsteher des Amtes Nusse, 23896 Nusse, niedergelegt. Die Karten können bei diesen Behörden während der Dienststunden eingesehen wer- den. § 3 Schutzzweck (1) Das Naturschutzgebiet dient der Sicherung, dem Schutz und der Erhaltung der Duvenseebachnie- derung einschließlich der Talhänge sowie der Sicherung, dem Schutz und der natürlichen Entwicklung des Ritzerauer Hofsees im Naturraum des Stormarner Endmoränengebietes als Lebensraum einer charakteristischen, teilweise gefährdeten Pflanzen- und Tierwelt. (2) Schutzzweck ist es, die Natur in diesem Gebiet in ihrer Gesamtheit dauerhaft zu erhalten.

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Insbesondere gilt es, 1. das geomorphologisch ausgeprägte Rinnensystem als Teil des landesweiten Biotopverbundsys- tems und des europäischen Netzes Natura 2000, insbesondere auch als Lebensraum für den Rotmilan und Kranich (Arten nach Anhang I der Richtlinie 79/409/EWG ), 2. die Lebensgemeinschaften der Pflanzen und der Tiere in den Gewässer-, Wald und Grünlandkom- plexen einschließlich der jeweiligen Obergangszonen und 3. das durch eine überwiegende Grünlandnutzung geprägte, unverbaute Landschaftsbild mit seiner besonderen Eigenart und Schönheit zu erhalten und zu schützen sowie 4. die Gewässer als besondere Bestandteile des Naturhaushaltes mit zum Teil natürlichen Abschnit- ten als Lebensraum und Lebensstätte für die daran gebundenen Pflanzen- und Tierarten zu schützen und zu entwickeln. (3) Soweit es zum Schutz dieses Gebietes und seiner Bestandteile, insbesondere zur Erhaltung oder Entwicklung gefährdeter Pflanzen- und Tierarten und ihrer Lebensräume erforderlich ist, sind entspre- chende Schutz- und Entwicklungsmaßnahmen durchzuführen.

§ 4 Verbote (1) In dem Naturschutzgebiet sind alle Handlungen verboten, die zu einer Zerstörung, Beschädigung oder Veränderung des Naturschutzgebietes oder seiner Bestandteile oder zu einer erheblichen oder nachhaltigen Störung führen können. Insbesondere ist es verboten, 1. Bodenbestandteile abzubauen, Aufschüttungen, Auf- oder Abspülungen oder Abgrabungen vorzunehmen; 2. Sprengungen oder Bohrungen vorzunehmen; 3. Straßen, Wege, Plätze jeder Art oder sonstige Verkehrsflächen anzulegen oder wesentlich zu än- dern; 4. Leitungen jeder Art zu verlegen, Masten, Einfriedigungen oder Einzäunungen zu errichten oder be- stehende Einrichtungen oder Anlagen dieser Art wesentlich zu ändern; 5. bauliche Anlagen, auch wenn sie keiner Genehmigung nach der Landesbauordnung bedürfen, zu errichten oder wesentlich zu ändern; 6. Gewässer im Sinne des § 31 des Wasserhaushaltsgesetzes auszubauen oder Maßnahmen durchzuführen, die den Wasserstand oder den Wasserabfluss oder die Fließgeschwindigkeit erheblich verändern, oder Stoffe einzubringen, einzuleiten, zu entnehmen oder andere Maßnahmen vorzunehmen, die geeignet sind, die physikalische, chemische oder biologische Beschaffenheit der Gewässer nachteilig zu verändern; 7. Anlagen zur Entwässerung eines Grundstückes zu errichten oder die bestehende Grundstücksent- wässerung zu verändern; 8. Stoffe organischer oder anorganischer Zusammensetzung aufzubringen, zu lagern oder in den Un- tergrund einzubringen; 9. Bild- oder Schrifttafeln anzubringen, soweit es sich nicht um Tafeln zur Kennzeichnung des Natur- schutzgebietes sowie Hinweis- und Warntafeln aufgrund anderer Rechtsvorschriften handelt; 10. Erstaufforstungen vorzunehmen; 11. die Lebensräume der Pflanzen und der Tiere zu beseitigen oder nachteilig zu verändern, insbesondere durch chemische Stoffe oder mechanische Maßnahmen; 12. Pflanzen, Pflanzenteile oder sonstige Bestandteile des Naturschutzgebietes zu entnehmen oder Pflanzen einzubringen; 13. wildlebenden Tieren nachzustellen, sie durch Lärm oder anderweitig zu beunruhigen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder Tiere auszusetzen oder anzusiedeln; 14. gentechnisch veränderte Organismen einzubringen; 15. Flugmodelle, Modellflugkörper mit Eigenantrieb, Frei- und Fesselballone, Drachen aufsteigen oder landen zu lassen oder mit Luftsportgeräten zu starten oder zu landen; 16. die Gewässer mit Wasserfahrzeugen jeder Art zu befahren; 17. in den Gewässern zu baden oder mit Tauchgeräten zu tauchen oder auf den Gewässern Schiffs- modelle fahren zu lassen; 18. Zelte oder Wohnwagen aufzustellen, Gegenstände jeder Art zu lagern, Feuer zu machen oder Hunde nicht angeleint mitzuführen; 19. das Naturschutzgebiet außerhalb der Wege zu betreten oder im Naturschutzgebiet

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außerhalb der dafür bestimmten Wege zu reiten oder zu fahren.

(2) Beschränkungen, Verbote und Gebote anderer Rechtsvorschriften bleiben unberührt.

§ 5 Zulässige Handlungen (1) Unberührt von den Verboten des § 4 bleiben

1. die auf den Schutzzweck ausgerichtete Bodennutzung auf den für Zwecke des Naturschutzes be- reitgestellten Flächen des Gutes Ritzerau und den für Zwecke des Naturschutzes erworbenen Flä- chen nach Maßgabe der Empfehlungen des Landesamtes für Natur und Umwelt als obere Natur- schutzbehörde; 2. die ordnungsgemäße landwirtschaftliche Bodennutzung im Sinne des § 7 Abs. 3 des Landesnatur- schutzgesetzes der übrigen, bei Inkrafttreten dieser Verordnung als a) Acker genutzten, in der Übersichtskarte und in der Abgrenzungskarte kariert dargestellten Flächen in der bisherigen Art und in dem bisherigen Umfang mit folgenden Einschränkungen: nicht zulässig ist es, einen 5 m breiten Randstreifen entlang des Duvenseebaches zu düngen oder mit Pflanzenschutzmitteln zu behandeln, b) Grünland genutzten Flächen mit folgenden Einschränkungen: nicht zulässig ist es, die Flächen mehr als bisher zu entwässern, in Ackerland umzuwandeln oder Pflanzenschutzmittel auf diesen Flächen auszubringen und einen 5 m breiten Randstreifen entlang des Duvenseebaches, des Mühlenbaches und des Peperlandgrabens zu düngen; 3. die den Schutzzweck berücksichtigende, naturnahe forstwirtschaftliche Bodennutzung mit standortheimischen Gehölzen im Sinne des § 7 Abs. 3 des Landesnaturschutzgesetzes der übrigen, bei Inkrafttreten dieser Verordnung als Wald genutzten Flächen unter Beachtung des § 15 a des Landesnaturschutzgesetzes; 4. die ordnungsgemäße Ausübung des Jagdrechtes im Sinne des § 1 des Bundesjagdgesetzes mit folgenden Einschränkungen: nicht zulässig ist es, a) in den Eigenjagdbezirken Ritzerauer Hof und Ritzerau-Forst die Jagd auf Schalenwild vor dem 1. Juli eines jeden Jahres und die Jagd auf Wasserwild auszuüben, b) geschlossene Hochsitze zu errichten und c) Fütterungseinrichtungen zu errichten oder zu betreiben, Wildäsungsflächen oder Wildäcker anzule- gen oder zu betreiben und Brutkästen für Enten aufzustellen; 5. die ordnungsgemäße fischereiwirtschaftliche Nutzung im Sinne des § 7 Abs. 3 des Landesnaturschutzgesetzes der bei Inkrafttreten dieser Verordnung rechtmäßig angelegten Fisch- teiche in der bisherigen Art und in dem bisherigen Umfang; 6. der Betrieb und die Unterhaltung von Rohrleitungen und Einlaufbauwerken an den Gewässern oder offenen Gräben zur ordnungsgemäßen Einleitung von Niederschlagswasser oder Abwasser aus genehmigten Anlagen; 7. die erforderliche Unterhaltung der Gewässer, die der Vorflut dienen, a) auf der Grundlage eines von der Wasserbehörde im Einvernehmen mit der unteren Naturschutzbe- hörde zu genehmigenden Gewässerpflegeplanes, in dem Art, Umfang und Zeitpunkt der Unterhal- tungsmaßnahme anzugeben sind oder b) aufgrund einer Anordnung oder Verordnung nach § 38 Abs. 4 des Landeswassergesetzes; 8. die erforderlichen Maßnahmen zur Erhaltung und Sicherung der Straßen, Wege, Plätze oder sonstiger Verkehrsflächen unter Beachtung des § 12 Abs. 1 des Landesnatur- schutzgesetzes mit folgender Einschränkung: nicht zulässig ist die Verwendung von wassergefährdenden, auswasch- oder auslaugbaren Materia- lien; 9. der Betrieb und die Unterhaltung gewässerkundlicher Messanlagen nach § 107 Abs. 2 des Lan- deswassergesetzes sowie die hierfür erforderlichen Forschungs- und Vermessungsarbeiten; 10. das Betreten oder Befahren a) der jeweiligen Grundstücke einschließlich der Gewässer durch die Grundstücksbesitzer oder deren Beauftragte zur Wahrnehmung berechtigter Interessen;

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b) des Naturschutzgebietes durch Personen, die von den zuständigen Behörden dazu ermächtigt wor- den sind; 11. Untersuchungen und Maßnahmen a) zum Schutz oder zur Entwicklung des Naturschutzgebietes, die die untere Naturschutzbehörde durchführt oder durchführen lässt; b) zur Durchführung des Projektes „Forschungsarbeiten zum ökologischen Landbau auf Gut Ritzerau" der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel bis zum 31. Dezember 2015; bei Maßnahmen im Bereich der Kulturdenkmale ist § 16 Abs. 9 des Landesnaturschutzgesetzes zu beachten. (2) Soweit eine der in Absatz 1 aufgeführten Maßnahmen im Einzelfall mit einem Eingriff in Natur und Landschaft verbunden ist, sind die Bestimmungen des Abschnittes III des Landesnaturschutzgesetzes zu beachten. (3) Die untere Naturschutzbehörde trifft bei Gefährdung des Schutzzweckes nach pflichtgemäßem Er- messen die erforderlichen Maßnahmen.

§ 6 Ausnahmen und Befreiungen (1) Auf Antrag kann die untere Naturschutzbehörde nach Maßgabe der Bestimmungen des § 54 Abs. 1 Satz 2 des Landesnaturschutzgesetzes Ausnahmen zulassen für 1. Bohrungen und Sondierungen im Rahmen a) der amtlichen geowissenschaftlichen Landesaufnahme und b) von geophysikalischen Messungen, 2. die erforderlichen Maßnahmen zur Gefährdungsabschätzung und Untersuchung nach dem Bundes- bodenschutzgesetz sowie die erforderlichen Maßnahmen zur Sanierung der festgestellten schädlichen Bodenveränderungen oder Altlasten auf der Grundlage des Bundesbodenschutzgesetzes und des Landesbodenschutzgesetzes, 3. die Inanspruchnahme von Flächen für die Ablagerung von Bodenbestandteilen im Rahmen der Ge- wässerunterhaltung nach § 38 des Landeswassergesetzes, 4. die Entnahme von Pflanzen oder Pflanzenteilen wildlebender, nicht besonders geschützter Arten oder von sonstigen Bestandteilen des Naturschutzgebietes und 5. das Nachstellen wildlebender, nicht dem Jagdrecht unterliegender und nicht besonders geschützter Tierarten sowie das Fangen oder Töten dieser Tierarten. Eine Ausnahme ist nicht erforderlich für die Bekämpfung des Bisams nach § 69 Abs. 2 Nr. 3 des Lan- deswassergesetzes im Bereich von Dämmen. (2) Die untere Naturschutzbehörde kann im Einzelfall Ausnahmen von den Verboten des § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 5 und den einschränkenden Regelungen des § 5 Abs. 1 Nr. 4 Buchst. b zulassen, wenn hierdurch der Schutzzweck nicht beeinträchtigt wird. (3) Die untere Naturschutzbehörde kann von den Verboten des § 4 Abs. 1 nach Maßgabe der Bestim- mungen des § 54 Abs. 2 des Landesnaturschutzgesetzes Befreiungen gewähren. Bei der Gewährung von Befreiungen von den Verboten des § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 11 bis 13 sind die besonderen artenschutz- und jagdrechtlichen Bestimmungen zu beachten.

§ 7 Ordnungswidrigkeiten (1) Ordnungswidrig nach § 57 Abs. 1 Nr. 1 des Landesnaturschutzgesetzes handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig entgegen 1. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 1 Bodenbestandteile abbaut, Aufschüttungen, Auf- oder Abspülungen oder Abgrabungen vornimmt; 2. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 2 Sprengungen oder Bohrungen vornimmt; 3. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 3 Straßen, Wege, Plätze jeder Art oder sonstige Verkehrsflächen anlegt oder wesentlich ändert; 4. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 4 Leitungen jeder Art verlegt, Masten, Einfriedigungen oder Einzäunungen er- richtet oder bestehende Einrichtungen oder Anlagen dieser Art wesentlich ändert; 5. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 5 bauliche Anlagen, auch wenn sie keiner Genehmigung nach der Landes- bauordnung bedürfen, errichtet oder wesentlich ändert; 6. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 6 Gewässer im Sinne des § 31 des Wasserhaushaltsgesetzes ausbaut oder Maßnahmen durchführt, die den Wasserstand oder den Wasserabfluss oder die Fließgeschwindigkeit

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erheblich verändern, oder Stoffe einbringt, einleitet, entnimmt oder andere Maßnahmen vornimmt, die geeignet sind, die physikalische, chemische oder biologische Beschaffenheit der Gewässer nachteilig zu verändern; 7. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 7 Anlagen zur Entwässerung eines Grundstückes errichtet oder die beste- hende Grundstücksentwässerung verändert; 8. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 8 Stoffe organischer oder anorganischer Zusammensetzung aufbringt, lagert oder in den Untergrund einbringt; 9. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 9 Bild- oder Schrifttafeln anbringt; 10. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 10 Erstaufforstungen vornimmt; 11. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 11 die Lebensräume der Pflanzen und der Tiere beseitigt oder nachteilig ver- ändert, insbesondere durch chemische Stoffe oder mechanische Maßnahmen; 12. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 12 Pflanzen, Pflanzenteile oder sonstige Bestandteile des Naturschutzgebie- tes entnimmt oder Pflanzen einbringt; 13. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 13 wildlebenden Tieren nachstellt, sie durch Lärm oder anderweitig beunru- higt, sie fängt, verletzt oder tötet oder Tiere aussetzt oder ansiedelt; 14. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 14 gentechnisch veränderte Organismen einbringt; 15. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 15 Flugmodelle, Modellflugkörper mit Eigenantrieb, Frei- und Fesselballone, Drachen aufsteigen oder landen lässt oder mit Luftsportgeräten startet oder landet; 16. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 16 die Gewässer mit Wasserfahrzeugen jeder Art befährt; 17. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 17 in den Gewässern badet oder mit Tauchgeräten taucht oder auf den Ge- wässern Schiffsmodelle fahren lässt; 18. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 18 Zelte oder Wohnwagen aufstellt, Gegenstände jeder Art lagert, Feuer macht oder Hunde nicht angeleint mitführt; 19. § 4 Abs. 1 Satz 2 Nr. 19 das Naturschutzgebiet außerhalb der Wege betritt oder im Naturschutz- gebiet außerhalb der dafür bestimmten Wege reitet oder fährt. (2) Ordnungswidrig nach § § 57 Abs. 1 Nr. 1 des Landesnaturschutzgesetzes handelt auch, wer vor- sätzlich ohne Genehmigung der unteren Naturschutzbehörde eine Handlung nach § 6 Abs. 1 Nr. 1 bis 5 vornimmt. (3) Ordnungswidrig nach § 37 Abs. 1 Nr. 26 des Landesjagdgesetzes handelt, wer bei der Jagdaus- übung vorsätzlich oder fahrlässig entgegen § 4 Abs. 1 Nr. 13 wildlebenden Tieren nachstellt, sie durch Lärm oder mutwillig anderweitig beunruhigt, sie fängt, verletzt oder tötet oder Tiere aussetzt oder an- siedelt.

§ 8 Inkrafttreten Diese Verordnung tritt am Tage nach ihrer Verkündung in Kraft. Die vorstehende Verordnung wird hiermit ausgefertigt und ist zu verkünden. Kiel, 30. Juni 2004 Klaus Müller Minister für Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft

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Anlage 2 Ergebnisse des EU-Vogelschutzgebietsmonitorings für das Teilgebiet Duvenseebach 2003 und 2009 Abbildung 29: Kartierungsergebnisse B. Struwe-Juhl 2003; Hinweis: Erfassung ausschließlich von Arten gem. Artikel 4 der EGV-Richtlinie

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Abbildung 30: B. Struwe-Juhl & B. Koop 2009