Duvenseebachniederung Und Ritzerauer Hofsee

Duvenseebachniederung Und Ritzerauer Hofsee

Managementplan für das Europäische Vogelschutzgebiet DE-2328-491 „Waldgebiete in Lauenburg“ Teilbereich Duvenseebachniederung sowie Schutz- und Entwicklungskonzept für das Naturschutzgebiet „Ritzerauer Hofsee und Duvenseebachniederung“ 2 Der Managementplan wurde in enger Zusammenarbeit mit Vertretern der Eigentümer, dem betreuenden Verein und der Unteren Naturschutzbehörde des Kreises Herzogtum Lauen- burg durch das LLUR, Abt. Naturschutz und Forst im Auftrag des Ministeriums für Energie- wende, Landwirtschaft, Umwelt, Naturschutz und Digitalisierung (MELUND) erarbeitet und wird bei Bedarf fortgeschrieben. Als Maßnahmenplan aufgestellt (§ 27 Abs. 1 LNatSchG i. V. mit § 1 Nr. 9 NatSchZVO) Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung des Landes Schleswig-Holstein Mercatorstraße 3 Postfach 7151 24106 Kiel 24171 Kiel Kiel, den 06.02.2021 gez. Hans-Joachim Kaiser Titelbild: Niederung des regelmäßig unterhaltenen Duvenseebaches mit Blick auf die be- gleitenden Waldflächen der Stadtforst Lübeck (Foto: Martina Kairies 2008) 2 Inhaltsverzeichnis 0. VORBEMERKUNG 3 1. GRUNDLAGEN 4 1.1. RECHTLICHE UND FACHLICHE GRUNDLAGEN 4 1.2. VERBINDLICHKEIT 5 2. GEBIETSCHARAKTERISTIK 5 2.1. GEBIETSBESCHREIBUNG 5 2.1.1. GEOLOGIE, BODENVERHÄLTNISSE 6 2.1.2. GEWÄSSERSYSTEM 7 2.1.3. VEGETATION 13 2.1.4. VOGELARTEN 19 2.1.5. WEITERE TIERARTENVORKOMMEN 21 2.2. EINFLÜSSE UND NUTZUNGEN 21 2.3. EIGENTUMSVERHÄLTNISS 25 2.4. REGIONALES UMFELD 26 2.5. SCHUTZSTATUS UND BESTEHENDE PLANUNGEN 26 3. ERHALTUNGSGEGENSTAND 27 3.1. VOGELARTEN NACH ANHANG I UND ART. 4 (2) VOGELSCHUTZ-RICHTLINIE 27 3.2. WEITERE ARTEN UND BIOTOPE 27 4. ERHALTUNGSZIELE 29 4.1. ERHALTUNGS- UND GGF. WIEDERHERSTELLUNGSZIELE 29 4.2. SONSTIGE ERHALTUNGS- UND ENTWICKLUNGSZIELE AUS ANDEREN RECHTSGRÜNDEN 30 5. ANALYSE UND BEWERTUNG 30 6. MAßNAHMENKATALOG 40 6.1. BISHER DURCHGEFÜHRTE MAßNAHMEN 40 6.2. NOTWENDIGE ERHALTUNGS- UND GGF. WIEDERHERSTELLUNGSMAßNAHMEN 42 6.3. WEITERGEHENDE ENTWICKLUNGSMAßNAHMEN 44 6.4. SONSTIGE PFLEGE- UND ENTWICKLUNGSMAßNAHMEN 46 6.5. SCHUTZINSTRUMENTE, UMSETZUNGSSTRATEGIEN 47 6.6. VERANTWORTLICHKEITEN 47 6.7. KOSTEN UND FINANZIERUNG 48 6.8. ÖFFENTLICHKEITSBETEILIGUNG 48 7. ERFOLGSKONTROLLE UND MONITORING DER MAßNAHMEN 49 8. ANHANG 49 3 0. Vorbemerkung Die Mitgliedstaaten der Europäischen Union sind über die Auswahl und Meldung von Natura 2000-Gebieten hinaus gem. Art. 6 der FFH-Richtlinie und Art. 2 und 3 Vogel- schutz-Richtlinie verpflichtet, die notwendigen Erhaltungsmaßnahmen festzulegen, um in den besonderen Schutzgebieten des Netzes Natura 2000 eine Verschlechterung der natürlichen Lebensräume und Habitate der Arten zu vermeiden. Dieser Verpflichtung kommt das Land Schleswig-Holstein im Rahmen der föderalen Zuständigkeiten mit die- sem Managementplan nach. Der Plan erfüllt auch den Zweck, Klarheit über die Möglichkeiten und Grenzen der Nut- zung von Natura 2000-Gebieten zu schaffen. Er ist daher nicht statisch, sondern kann in Abhängigkeit von der Entwicklung des Gebietes bzw. der jeweiligen Schutzobjekte fort- geschrieben werden. Der Betrachtungsraum für diesen Plan umfasst den im Vogelschutzgebiet „Waldgebiete in Lauenburg“ liegenden Bereich des Naturschutzgebietes „Ritzerauer Hofsee und Du- venssebachniederung“ (81 ha, die Duvenseebach-Niederung), sowie den südlich an- grenzenden Hofsee und einige Umgebungsflächen in einer Gesamtgröße von 132 ha. Für die im Eigentum der Stadt Lübeck befindlichen Teilflächen Manau und Abendrade am Nordrand des NSG liegt bereits ein Managementplan im Zusammenhang mit den angrenzenden Waldflächen im Vogelschutzgebiet vor: (Link: Managementplan für den Teilbereich der Stadtforst Lübeck) Für den Bereich des Naturschutzgebietes werden, im Hinblick auf dort nicht dargestellte sonstige Schutzziele, die dortigen Aussagen in diesem Plan teilweise um geeignete Maßnahmen ergänzt, andere nachrichtlich übernommen. 4 Abbildung 1: Übersicht über das Schutzgebietssystem Natura 2000 im Raum Nusse, Kreis Herzogtum Lauenburg 1. Grundlagen 1.1. Rechtliche und fachliche Grundlagen Das Gebiet „Waldgebiete in Lauenburg“ (Code-Nr: DE-2328-491) wurde der Euro- päischen Kommission im Jahr 2004 als Vogelschutzgebiet benannt und unterliegt dem gesetzlichen Verschlechterungsverbot des § 33 Abs. 1 BNatSchG i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG. Die nationalen gesetzlichen Grundlagen ergeben sich aus § 32 Abs. 5 BNatSchG in Verbindung mit § 27 Abs. 1 LNatSchG in der zum Zeitpunkt der Aufstellung des Pla- nes jeweils gültigen Fassung. Folgende fachliche Grundlagen liegen der Erstellung des Managementplanes zu Grunde Standarddatenbogen in der Fassung vom Mai 2019 Gebietsabgrenzung in den Maßstäben 1:25.000 und 1:5.000 Gebietsspezifische Erhaltungsziele (Amtsbl. Sch.-H. 2006, S. 761) gem. Anlage 1a NSG-VO vom 30.6.2004 gem. Anlage 1b Biotopkartierung von 2018 gem. Anlage 3 Monitoringberichte SPA Waldgebiete in Lauenburg DE 2328-491, 2003, 2009, 2017 5 1.2. Verbindlichkeit Dieser Plan ist nach intensiver, möglichst einvernehmlicher Abstimmung mit den Flächeneigentümern/innen und den örtlichen Akteuren aufgestellt worden. Neben notwendigen Erhaltungs- und ggf. Wiederherstellungsmaßnahmen werden hierbei auch weitergehende Maßnahmen zu einer wünschenswerten Entwicklung des Ge- bietes dargestellt. Hinzu kommen sog. sonstige Maßnahmen, die insbesondere zur Sicherung der Schutzziele aus der NSG-Verordnung dienen sollen. Die Ausführungen des Managementplanes dienen u. a. dazu, die Grenzen der Ge- bietsnutzung (Ge- und Verbote), die durch das Verschlechterungsverbot (§ 33 Abs. 1 BNatSchG, i. V. mit § 24 Abs. 1 LNatSchG) in Verbindung mit den gebietsspezifi- schen Erhaltungszielen rechtverbindlich definiert sind, praxisorientiert und allgemein verständlich zu konkretisieren (siehe Ziffer 6.2). In diesem Sinne ist der Managementplan in erster Linie eine verbindliche Hand- lungsleitlinie für Behörden und eine fachliche Information für die Planung von beson- deren Vorhaben, der für die einzelnen Grundeigentümer/-innen keine rechtliche Ver- pflichtung zur Umsetzung der dargestellten Maßnahmen entfaltet. Da der Plan in en- ger Kooperation und weitgehendem Einvernehmen mit den Beteiligten vor Ort er- stellt wurde, kann der Plan oder können einzelne Maßnahmen durch schriftliche Zu- stimmung der betroffenen Eigentümer und Eigentümerinnen oder einer vertraglichen Vereinbarung mit diesen als verbindlich erklärt werden. Darüber hinaus bieten sich freiwillige Vereinbarungen an, um die im Plan ggf. für einen größeren Suchraum dargestellten Maßnahmen flächenscharf mit den Beteiligten zu konkretisieren. Die Darstellung von Maßnahmen im Managementplan ersetzt nicht ggf. rechtlich er- forderliche Genehmigungen, z.B. nach Naturschutz-, Wasserrecht oder Lan- deswaldgesetz. Die Ge- und Verbote der NSG-Verordnung „Ritzerauer Hofsee und Duvenseebach- Niederung“ haben Bestand und sind gegenüber jedermann verbindlich. Bei der Umsetzung der Maßnahmen sollen verschiedene Instrumente wie Vertrags- naturschutz, Flächenkauf, langfristige Pacht und die Durchführung von konkreten Biotopmaßnahmen zur Anwendung kommen. Sollte in Ausnahmefällen kein Einvernehmen bei notwendigen Erhaltungs- oder Wiederherstellungsmaßnahmen (siehe Ziffer 6.2) erzielt werden können, ist das Land Schleswig-Holstein verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu deren Umsetzung zu ergreifen. Hierbei können die Eigentümer oder sonstige Nutzungsberechtigte von Grundstücken verpflichtet werden, die Maßnahmendurchführung durch die Natur- schutzbehörde zu dulden (§ 65 BNatSchG i. V. mit § 48 LNatSchG). 2. Gebietscharakteristik 2.1. Gebietsbeschreibung Die Niederung des Duvenseebaches (in der DTK und dem AWGV-SH als Steinau bezeichnet) mit dem Ritzerauer Hofsee als Endpunkt liegt im Stormarner Endmorä- nengebiet des Ostholsteinischen Hügellandes (entspricht der Naturräumlichen Haupteinheit D 23: Schleswig-Holsteinisches Hügelland gem. FFH-Richtlinie) und gehört damit zur „kontinentalen biogeografischen Region“. Das Gebiet bildet dabei einen wesentlichen Teil des Biotopverbundsystems zwi- schen dem ehemaligen Duvensee und dem Stecknitz-Delvenau-Tal über die 6 Steinau. Hier dokumentiert eine Kette von bestehenden Schutzgebieten und weite- ren naturschutzfachlich bedeutsamen Flächen als Teil des kohärenten Netzes Na- tura 2000 auch die historischen Landschafts- und Besiedelungsgrenze des Limes Saxoniae in Schleswig-Holstein. Seit 1937 gehört der seit dem Mittelalter als Lübecker Exklave verwaltete Raum zum Kreis Herzogtum Lauenburg. Teilflächen des Schutzgebietes liegen in den Ge- meinden Duvensee, Ritzerau und Nusse. Als Naturschutzgebiet ausgewiesen ist ein insgesamt 132 ha großer Bereich der Niederung mit angrenzenden Talrändern, davon wurde der Nordteil (ohne den ei- gentlichen Hofsee und seine Umgebungsflächen) mit 81 ha als EU-Vogelschutzge- biet gemeldet. 2.1.1. Geologie, Bodenverhältnisse Die eiszeitliche Entstehungsgeschichte des Gebietes ist in der Landschaft durch seine markante, ausgeprägte Talsituation zwischen relativ ebenen Grundmoränen- flächen auch heute gut ablesbar. Der ursprüngliche Talraum beginnt in Bergrade, verläuft zwischen den Waldgebie- ten Manau und Abendrade nach Süden zur Steinau. Vermutlich ist die morphologische Ausformung der Niederungen während der Verei- sung durch unter Eisbedeckung fließendem Schmelzwasser entstanden, wobei in den Mulden des Ritzerauer Hofsees und des Ritzerauer Sees (Nusser Sees) zu- nächst während der Abtauphase Toteis zurückblieb und später sich Stauwasser an- sammelte. Teilweise sind diese als Tunneltäler zu bezeichnenden Rinnentäler des Gewässersystems

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