Gewässerqualität Im Thurgau
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Amt für Umwelt Gewässerqualität im Thurgau 13 Unsere Fliessgewässer Diese zweite einer Serie von fünf Broschüren zum Thema Wasser informiert über den Zustand der ca. 1600 km Bäche und Flüsse, die durch den Kanton Thurgau fliessen. Zu einem Fliessgewässer gehören nicht nur das darin flies- sende Wasser, sondern auch das Bachbett, der Uferbereich und die darin le- bende Tier- und Pflanzengesellschaft. Bachforelle Wer Fliessgewässer beurteilen will, muss neben servorkommen und spielen somit eine wichtige der chemischen Qualität auch die Beschaffenheit Rolle für unsere Trinkwasserreserven. Sie sind der Gewässersohle und der Ufer sowie die Viel- Lebensraum für viele Pflanzen und Tiere. Sie falt der Tier- und Pflanzenwelt im und am Was- verbinden gleichartige Landschaftsteile mitei- ser berücksichtigen. nander und dienen so dem Erhalt der Artenviel- Unsere Fliessgewässer erfüllen die unterschied- falt an Land und im Wasser. lichsten Aufgaben. Sie nehmen das gereinigte Unsere Fliessgewässer sind beliebter Erholungs- Abwasser der Kläranlagen auf. Durch ihre Selbst- und Freizeitraum für die Bevölkerung und die reinigungskraft wird das Abwasser weiter ge- grösseren unter ihnen dienen auch als Trans- reinigt, bis es eine für den Bach verträgliche portwege. Gute Fliessgewässer leiten Hochwas- Qualität aufweist. Sie speisen unsere Grundwas- ser ab, verlangsamen die Fliessgeschwindigkeit und halten grobes Schwemmmaterial zurück. Damit reduzieren sie das Zerstörungspotenzial eines Hochwassers wesentlich. Eine gute Was- serqualität in einem naturnahen Gewässerraum ist Voraussetzung, dass unsere Fliessgewässer dies alles zu leisten vermögen. Steinfliegenlarve 2 Gewässerqualität – eine immerwährende Aufgabe Vor fünf Jahrzehnten war es üblich, die Abwässer ungereinigt oder nur mit einfachen mechanischen Methoden gereinigt in unsere Gewässer einzuleiten. Die Folgen waren unübersehbar! Es kam vor, dass Bäche und Flüsse durch Abwasser rot, gelb oder auch braun verfärbt waren. den. Unter Umständen gelangen sie sogar auf `ÀiÌiÊ7i}]ÊØLiÀÊiÌiÀÜ>ÃÃiÀiÌÕ}i]ÊÊ unsere Gewässer. Siedlungsdruck und intensive Bodennutzung führten in den vergangenen Jahrzehnten zu einem hohen Verbauungsgrad unserer fliessenden Gewässer. Damit wurde der Lebensraum der von Fliessgewässern abhängigen Tier- und Pflanzen- arten eingeschränkt, die Selbstreinigungskraft der kanalisierten Gewässer ging zurück, d.h. die ökologische Funktion der Gewässer konnte nicht mehr vollumfänglich erfüllt werden. Zudem ha- ben begradigte und monotone Gewässer nicht die }iV iÊ À Õ}ÃÜÀÕ}Ê>ÕvÊÕÃÊiÃV i°Ê Toter Fisch, vor Jahrzehnten ein gewohntes Bild Ziel der Gewässerschutzgesetzgebung ist nicht Weiher und Seen drohten wegen akuten Sauer- nur, eine gute Wasserqualität unserer Gewässer stoffmangels «um zu kippen». Schlammablage- zu sichern, sondern auch die Gewässer mit der rungen, Gestank und starke Schaumbildung Strukturvielfalt zu erhalten, zu schützen und wo «ÀB}ÌiÊ`iÊ7>ÃÃiÀµÕ>ÌBÌÆÊÃV ÃÌiÀLiÊÜ>ÀiÊ nötig wieder herzustellen, um deren natürliche fast an der Tagesordnung. Auch die anderen im Funktionen zu gewährleisten. Dies ist notwendig Wasser lebenden Tiere (z.B. Steinfliegenlarven) für unsere Trinkwasserreserven, für den Erhalt litten unter diesem Zustand - oder verschwan- `iÀÊÀÌiÛiv>ÌÊÕ`ÊvØÀÊ`iÊ-V iÀ iÌÊÛÀÊ >- den völlig. turgefahren. ÌÊ`iÊ >ÕÊÛÊBÀ>>}i]Ê`iÊ iÊÕÃ- baustandart der Siedlungsentwässerung und der Ökologisierung der Landwirtschaft hat sich die Wasserqualität unserer Gewässer deutlich ver- LiÃÃiÀÌ°Ê -iÌÊ i}Ê `iÀÊ V Ìâ}iÀ> ÀiÊ ÃÌÊ `iÊ i>ÃÌÕ}Ê `ÕÀV Ê B ÀÃÌvviÊ * ë À]Ê -ÌV- stoffverbindungen) und organisch abbaubare Stoffe deutlich vermindert worden. /ÀÌâ`iÊLiLÌÊV ÊÛiÊâÕÊÌÕ°ÊÊ`iÊÛiÀ- gangenen Jahrzehnten hat der Verbrauch an i>iÊÛÊÀÕ`Ê£ÊÊ/iÊ£Îä®Ê >ÕvÊ ØLiÀÊ {ääÊ iÊ /iÊ âÕ}ii°Ê 7iÌÜiÌÊÜiÀ`iÊ iÕÌiÊÀÕ`Ê£ää¼äääÊÛiÀÃV i- PSM Pflanzenschutzmittel dene Chemikalien industriell für verschiedenste *À`ÕÌiÊ i}iÃiÌâÌÊ Õ`Ê i`iÃÊ > ÀÊ ÜiÀ`iÊ iÃÊ mehr. Viele dieser Stoffe können in Kläranla- gen nicht oder nur unvollständig abgebaut wer- 3 Fliessgewässer als Lebensraum Pro Kilometer Fliessgewässer gibt es rund 4 künstliche Abstürze von mehr ALSCM(ÚHE WOVONEINERHÚHERALSCMIST$AZUKOMMENEINBISZWEI Bachdurchlässe, ein unnatürlicher Abschnitt von 190 m Länge sowie eine Ein- dolung von 170 m Länge. eingedohlt stark beinträchtigt natürlich / naturnah wenig beinträchtigt naturfremd / künstlich (1642 km) (272 km) (230 km) (487 km) (565 km) (88 km) 34% 5% 14% 30% 100% 17% Bewertung der Fliessstrecke 6Ê`iÊÃ}iÃ>ÌÊÀÕ`Ê£ÈääÊÊ BV iÊÕ`Ê unter der Erde und erfüllen keinerlei Funkti- ØÃÃiÊÊ>ÌÊ/ ÕÀ}>ÕÊÜiÃiÊÈ{¯ÊiiÊ onen mehr. natürlichen, naturnahen oder wenig beeinträch- >âÕÊ iÊ V>°Ê ÎÎääÊ >ÌØÀV iÊ Õ`Ê ÈnääÊ tigten Lebensraum auf. ØÃÌV iÊ LÃÌØÀâi]Ê ÃÜiÊ ÓÎääÊ iÜBÃÃiÀ- £¯Ê}iÌiÊ>ÃÊÃÌ>ÀÊLiiÌÀBV Ì}Ì]Ê>ÌÕÀvÀi`Ê durchlässe. Unter diesen Verhältnissen ist die `iÀÊ ØÃÌV Ê Õ`Ê £Ç¯Ê Ã`Ê i}i`Ì]Ê `° °Ê Vernetzung von Lebensräumen entlang eines }>âiÊÓÇäÊÊÕÃiÀiÃÊiÜBÃÃiÀiÌâiÃÊi}iÊ Fliessgewässers nicht gewährleistet. 4 Kieselalgenuntersuchung im Thurgau Als ideale Ergänzung zu den chemischen Unter- suchungen werden seit 1998 ausgewählte Fliess- gewässer auf ihre Kieselalgenzusammensetzung hin untersucht. Kieselalgen sind mikroskopisch kleine Pflanzen, welche die Steine der Bachsohle bewachsen. Ihre Artenzusammensetzung wird stark von der Wasserqualität beeinflusst. Eine Veränderung der Wasserqualität führt zu einer Verschiebung der Artenzusammensetzung der Kieselalgen. Diesen Umstand macht man sich bei der Beurteilung der Fliessgewässer zu Nutze. Während die chemischen Proben Auskunft über Kieselalge den aktuellen Zustand der fliessenden Wasser- «Gomphonema acuminatum welle geben, charakterisiert eine Kieselalgen- Ehrensberg» probe den Zustand der Wasserqualiät der ver- Vergröserungsfaktor gangenen 4 bis 6 Wochen. über 1000 Resultate aller zwischen 1998 und 2006 untersuchten Kieselalgenproben Von den insgesamt 294 Proben die zwischen grundbelastung, sind beispielsweise in trockenen 1998 und 2006 ausgezählt wurden, haben rund Sommern die Fliessgewässer höher belastet, 80%Wagen-Inhalt: das gesetzliche Qualitätsziel erfüllt (blauer da aufgrund der tieferen Abflussmengen eine und27t grüner => 27‘000kgBereich). Getrübt Zucker wird dieses Resul- schlechtere Verdünnung herrscht. Selbst kleine tat von der Tatsache, dass rund 45% aller Pro- Witterungsschwankungen, wie sie von Jahr zu ben im Grenzbereich zwischen Grün und Gelb, Jahr natürlicherweise auftreten, können somit das heisst, an der Klassierungsgrenze gut/mäs- eine deutliche Veränderung der Wasserqualität sig liegen. Bei gleichbleibender Belastung, durch auslösen. gereinigtes Abwasser oder durch eine Hinter- 9 Die Wasserqualität unserer Bäche und Flüsse Insgesamt wurden auf dem gesamten Kantonsgebiet 121 Stellen auf ihre chemische Wasserqualität hin untersucht. Lediglich bei 38 Stellen wurden die Qualitätsziele aller relevanten Parameter (organische Inhaltsstoffe, Phosphor- und Stickstoffverbindungen) erfüllt. An 44 Stellen wurden bei einem, resp. zwei Parametern die Qualitätsziele nicht erreicht. Diese Stellen weisen nur noch eine befriedigende bis gute Wasserqualität auf. Die Wasserqualität der restlichen 39 Stellen muss als mässig bis unbefriedigend beurteilt werden. Der hohe Ausbaustandard der Siedlungsent- z.B. das Abwasser eines Gewerbebetriebes oder wässerung und der ARA, das 1986 eingeführte auch häusliches Abwasser), sind es heute neben Phosphatverbot für Waschmittel sowie die Öko- den Einleitungen von gereinigtem Abwasser aus logisierung der Landwirtschaft haben dazu ge- Kläranlagen vor allem diffuse Hintergrundbe- führt, dass sich die Wasserqualität bezüglich der lastungen. Darunter versteht man kleine, häu- i>ÃÌÕ}ÊÌÊ B ÀÃÌvviÊ* ë À]Ê-ÌVÃÌvv®Ê w}Ê V ÌÊ }i>ÕÊ >ÃiÀL>ÀiÊ +ÕiiÊ ÜiÊ i- und organisch abbaubaren Stoffen deutlich ver- teorwasserleitungen aus dem Siedlungsgebiet, bessert hat. Drainageleitungen aus der Landwirtschaft, Bei rund einem Drittel der untersuchten Fliess- Hochwasserentlastungen oder Strassenentwässe- gewässer sind die gesetzlich vorgeschriebenen rungen. Aus diesen gelangen unterschiedlichste Qualitätsziele nicht erfüllt. Waren es früher «Cocktails» aus verschiedenen Schadstoffen in bekannte, lokalisierbare Belastungsquellen (wie die Gewässer. Einleitung Drainagen 5 Einzugsgebiet Murg Untersuchung 2000 gel. org. Ortho- Gesamt- Gewässer Gemeinde Ammonium Nitrit Nitrat Kohlenstoff phosphat phosphor Dorfbach Ettenhausen Aadorf Lützelmurg Aadorf Zufluss vom Chiemberg Aadorf Zufluss von Bruggli Aadorf Zufluss von Krillberg Aadorf Hartenauerbach Affeltrangen Lauche Affeltrangen Rütibach Affeltrangen Zufluss vom Märwiler Ried Affeltrangen Zufluss von Steinacker Affeltrangen Zufluss von Wissentöbeli Affeltrangen Zufluss von Wolfikon Affeltrangen Itaslerkanal Bichelsee-Balterswil Sattelegibach Bichelsee-Balterswil Seebach Bichelsee-Balterswil Soorbach Bichelsee-Balterswil Aubach Fischingen Aumühlebach Fischingen Flohbach Fischingen Littenheiderkanal Fischingen Murg Fischingen Tanneggerbach Fischingen Bach im Altholz Frauenfeld Försterhausbach Frauenfeld Mülitobelbach Frauenfeld Murg Frauenfeld Stadtbach Frauenfeld Tüschertobelbach Frauenfeld Kaabach Lommis Lauche Lommis Zufluss von Müliwis Lommis Lauche Matzingen Lützelmurg Matzingen Murg Matzingen Tuenbach Matzingen Chräbsbach Münchwilen Feutschenbach Münchwilen Murg Münchwilen Trungerbach Münchwilen Weierbach Sirnach Hörnligraben Stettfurt Bach von Alp Wängi Chräbsbach Wängi Eichlibach Wängi Hexentobelbach Wängi Murg Wängi Tüelbach Wängi 6 Einzugsgebiet Bodensee Untersuchung 2006 gel. org. Ortho- Gesamt- Gewässer Gemeinde