2000-Watt-Gemeinde

Pilotgemeinde Tobel-Tägerschen

Schlussbericht Phase I Oktober 2012

Gemeinde Tobel-Tägerschen Hauptstrasse 22, CH-9555 Tobel Tel +41 58 346 01 00 www.Tobel-Taegerschen.ch [email protected]

Der Primär-Energieverbrauch in Tobel-Tägerschen lag 2010 bei rund 6500 Watt Dauerleistung pro Person. Ein global verträglicher Energiebedarf liegt bei 2000 Watt pro Person. Die 2000-Watt-Gemeinde ist die Vision einer nachhaltigen Zukunft.

Ziele der 2000-Watt-Gemeinde Der heutige Primärenergieverbrauch von 6‘500 Watt Dauerleistung pro Person ist auf den globalen Durchschnitt von 2‘000 Watt pro Person abzusenken.

Die CO2-Emissionen sind von heute ca. 10 Tonnen jährlich pro Person auf den globalen Wert von 1 Tonne CO2 zu reduzieren.

Primärenergie ist Energie in ihrer Rohform, bevor sie transportiert oder umgeformt wird (Rohöl, Erdgas, Kohle, Uran, Holz, Wasserkraft, Solarstrahlung, Wind).

Endenergie ist die Energie, die von Endverbrauchern aus Energieträgern (Heizöl, Erdgas, Benzin, Diesel, Elektrizität, Brennholz etc.) bezogen wird. Die Verbraucher können den folgenden Gruppen zugeordnet werden: „Haushalte“, „Industrie, Gewerbe & Dienstleistungen“ und „Verkehr“.

Treibhausgase sind neben dem Kohlendioxyd (CO2) auch Methan, Stickoxyde und FCKW. Sie werden vereinheitlicht in CO2-Äquivalente umgerechnet.

Watt (W) ist die Einheit für eine energetische Leistung. Ein Geschirrspüler z.B. verbraucht bei einer Leistung von 1 kW (1 Kilowatt = 1‘000 Watt) in einer Stunde 1 kWh (1 Kilowattstunde) Strom (elektrische Energie).

Autor Reiner Bodmer, Coach 2000-Watt-Gemeinden Energie- und Umweltberatung Seeweg 3, 8280 Kreuzlingen, Tel +41 71 688 54 44

Mitwirkende Arbeitsgruppe 2kWG der Gemeinde Tobel-Tägerschen Erstelldatum Oktober 2012

Version | Datum 9. November 2012 Dateiname Schlussbericht 2kWG Tobel-Tägerschen Phase I Titelbild Der Weg in die Zukunft Zitiervorschlag Tobel-Tägerschen 2kWG

Auftraggeber Gemeinde Tobel-Tägerschen

Unterstützt durch EFT Verein Energiefachleute Thurgau DIV Abteilung Energie Kanton Thurgau

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Inhaltsverzeichnis 1 Zusammenfassung 2 2 Einleitung 5 3 Ausgangslage 7 3.1 Allgemein 7 3.2 Grundlagen 8 3.3 Aufteilungsarten Energieverbräuche 8 4 Projektorganisation 10 4.1 Arbeitsgruppe 2000-Watt-Gemeinde 10 4.2 Zeit- und Ablaufplan Pilotprojekt 10 4.3 Fazit 12 5 Analyse und Erhebung der Energieverbräuche 13 5.1 Energieverbrauch Schweiz 13 5.2 Methodik und Berechnungstool 13 5.3 Abweichungen der Methodik 14 5.4 Bilanzierung Primärenergie 14 5.5 Befragungen 15 5.6 Wärme 15 5.7 Strom 16 5.8 Mobilität 17 5.9 Bilanzlücke Graue Energie (Import Ausland) 17 5.10 Primärenergieanteile 18 6 Standortbestimmung, Absenkziele 19 7 Massnahmenkatalog 20 7.1 Hinweise und Vorbemerkungen 20 7.2 Massnahmen und Auswirkungen 20 7.3 Spezielle Massnahmen 22 8 Erfolgskontrolle und Ausblick 23 Anhang A Mitglieder der Arbeitsgruppe 24 Anhang B Zeitplan der ersten Phase 25 Anhang C Massnahmenblätter 26 Anhang D Problematik Primärfaktoren 44 Anhang E Handlungsfelder und Handlungsbeispiele 45 Anhang F Ausblick längerfristige Massnahmen 48

Seite 1 1 Zusammenfassung

Der Gemeinderat der politischen Gemeinde Tobel-Tägerschen hat Ende 2010 beschlossen, sich auf den Weg der 2000-Watt-Gesellschaft zu begeben und einen zukunftsgerechten Umgang mit der Energie anzustreben. Damit kann sich Tobel-Tägerschen als 2000-Watt- Gemeinde bezeichnen.

Das Projekt 2000-Watt-Gemeinde ist auf dem Bilanzierungskonzept der 2000-Watt- Fachstelle1) aufgebaut. Die Gemeinde Tobel-Tägerschen ist als Landgemeinde eingestuft, im Vergleich zu Agglomerationsgemeinden oder grossen Städten.

Wichtigste Ergebnisse Dauerleistung und CO2

Dauerleistung Watt/Person CO2/Person (Tonnen/Jahr) Schweiz Durchschnitt 6300 10.7 Tobel-Tägerschen 6500 8.7

Vergleich der Energiekennzahlen Schweiz mit den Werten für Tobel-Tägerschen in den Jahren 2010 und 2011 sowie die Zielwerte für den Absenkpfad bis 2100

Der im Vergleich zum Landesdurchschnitt höhere Verbrauch kann vor allem mit der ländlichen Siedlungsstruktur (kleinere Gebäude, viel Individualverkehr) erklärt werden.

In dieser Darstellung ist die Bereinigung „Güter + Dienstleistungen Ausland“ nicht enthalten.

Die Veränderungen zwischen 2010 und 2011 werden vor allem durch die Änderung des Strommixes von 80 % Atomstrom und 20 % Wasserstrom zu 100 % Wasserstrom verursacht.

1) Träger der 2000-Watt-Fachstelle sind Novatlantis - Nachhaltigkeit im ETH Bereich - und EnergieSchweiz für Gemeinden

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Beschlüsse des Gemeinderates am 6. September 2012

Im Auftrag des Gemeinderates hat eine Arbeitsgruppe das Pilotprojekt 2000-Watt-Gemeinde bearbeitet. Begleitet wurde sie vom Coach Reiner Bodmer. Am 3. September 2012 sind die Erkenntnisse aus der Arbeit und die Vorschläge zum weiteren Vorgehen in einer Schlusssitzung dem Gemeinderat übergeben worden. Dieser hat seinerseits am 6. September 2012 entschieden, den Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft weiter zu verfolgen. Dazu hat er die Massnahmen diskutiert und zu den einzelnen Massnahmen wie folgt entschieden.

Zu jeder Massnahme wurde ein Übersichtsblatt erstellt, siehe Anhang C.

Die Zusammenfassung zu den einzelnen Massnahmen und vor allem die ausführlichen Beschreibungen dazu zeigen auf, dass sich die Gemeinde Tobel-Tägerschen bereits bei zahlreichen Punkten auf dem richtigen Weg befindet. Die weiteren Beschlüsse des Gemeinderates, entweder am 6.9.2012 gefasst oder in Auftrag gegeben, bestätigen die Erkenntnis. Das Pilotprojekt 2000-Watt-Gemeinden konnte mit Gesamtkosten von Fr. 45‘291.85 abgeschlossen werden. Davon entfallen Fr. 15‘291.85 zu Lasten Gemeinderechnung. Der

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Gemeinderat nimmt die Arbeit der Arbeitsgruppe und deren Resultate zur Kenntnis und dankt allen herzlich für die Bereitschaft an dem Projekt mitzuarbeiten. Die Arbeitsgruppe Pilotprojekt 2000-Watt-Gemeinden kann damit aufgelöst werden. Die weiteren Schritte liegen in der Kompetenz des Gemeinderates.

Erwartete Einsparungen für die Zielerreichung

Für die Einsparungen zur Erreichung des Zielwertes für 2020 (Ziel 1) werden die vom Gemeinderat beschlossenen Massnahmen zugrunde gelegt. Die Abschätzung für jede Massnahme ergab gesamthaft für die einzelnen Bereiche die folgenden Werte:

 Allgemein 6 Massnahmen Einsparung 920 W / 0.34 t CO2

 Wohnen 1 Massnahme Einsparung 0 W / 0 t CO2

 Mobilität 2 Massnahmen Einsparung 100 W / 0.15 t CO2

 Ernährung und Konsum 1 Massnahme Einsparung 150 W / 0.20 t CO2

 Infrastruktur 5 Massnahmen Einsparung 1405 W / 0.02 t CO2

 Industrie und Gewerbe 1 Massnahme Einsparung 50 W / 0.10 t CO2

Summe der Einsparungen 2625 W / 0.81 t CO2

Für die Einsparungen bei den Massnahmen „Allgemein“ wurde angenommen, dass bis zum Jahre 2020 die Informationskampagnen, die neuen Weichenstellungen zur Gemeinde- entwicklung und der Einbezug der Schulen wesentliche Veränderungen im Bewusstsein der Bevölkerung bewirken werden und dass dadurch auch Verhaltensveränderungen in Richtung eines umweltgerechteren Umganges mit der Energie resultieren wird. Diese Abschätzungen beruhen auf Annahmen, welche auch optimistischer oder pessimistischer getroffen werden könnten. Die grosse Einsparung bei den Infrastrukturmassnahmen resultiert auf der Änderung des Strommixes von Tobel-Tägerschen (Umstieg von Atomstrom auf Strom aus Wasserkraft). Der Vergleich der zu erwartenden Energieeinsparungen mit dem Absenkpfad zeigt, dass Tobel- Tägerschen bei einer konsequenten Umsetzung der beschlossenen Massnahmen und einem entsprechenden Verhalten der privaten Entscheidungsträger das für das Jahr 2020 gesetzte Ziel erreichen kann. Die Einsparungen bei den CO2-Emissionen genügen jedoch nicht um das gesetzte Ziel zu erreichen. Dazu müssten noch zusätzliche Massnahmen zum Umstieg auf CO2- freie Energien im Bereich Raumwärme und Transport ergriffen werden.

Bei der Abschätzung der Einsparungen wurden die durch die neue Energiepolitik zu erwartenden kantonalen und eidgenössischen Massnahmen nicht berücksichtigt. Falls die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann, so sind entsprechende zusätzliche Einsparungen zu erwarten.

Zur Erreichung der Ziele des Absenkpfades sind alle an der Wohlfahrt in Tobel-Tägerschen Beteiligten gefordert: Verwaltung, Bevölkerung, Gewerbe, Schulen usw.

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2 Einleitung

Die 2000-Watt-Gesellschaft hat das Ziel, die weltweiten Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Dies geschieht durch einen effizienteren Energieeinsatz und die global gerechte Verteilung der Energie. Mit dem 2000-Watt-Pfad liegt in der Schweiz ein ambitiöser, aber machbarer Weg vor uns.

Auf Basis aller drei Nachhaltigkeitsaspekte setzt der Absenkpfad der 2000-Watt-Gesellschaft bis ins Jahr 2100 folgende Ziele: 1. Primärenergiebedarf auf 2000 Watt Dauerleistung pro Person reduzieren

2. Treibhausgas-Ausstoss auf 1 Tonne CO2eq pro Person reduzieren 3. Globale Gerechtigkeit beim Energieverbrauch

Die drei Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft basieren auf der Nachhaltigkeitsstrategie der ETH Zürich. Diese skizziert den Weg, wie wir unseren Energiebedarf effizient und ohne Komforteinbussen senken können. Dabei sollen Grundbedürfnisse gedeckt und die Entwicklung nicht gehemmt werden.

Die jetzige Herausforderung ist die Verbreitung der Vision in der Bevölkerung und die kommunale Umsetzung. Aus diesem Grund entschloss sich der Verein Energiefachleute Thurgau (EFT) in Zusammenarbeit mit dem Kanton Thurgau 3 Pilotgemeinden auszuwählen, welche sich auf den Pfad der 2000-Watt-Gesellschaft begeben wollen.

Dabei soll eine Absenkung des Energiebedarfs um mehr als den Faktor 3 und die CO2- Reduktion um mehr als den Faktor 9 erreicht werden. Die für die Zielerreichung der Energiepolitik notwendigen Massnahmen sollen zusätzlich die regionale Wertschöpfung steigern und mithelfen, den Kanton Thurgau als nachhaltigen Wirtschaftsstandort zu etablieren.

Die 2000-Watt-Gesellschaft beantwortet Fragen nach einer weltweit zukunftsfähigen und nachhaltigen Energieversorgung und Energienutzung. Dass unser Energieverbrauch und die aktuelle Energieversorgung weder nachhaltig noch zukunftsfähig sind, veranschaulichen die folgenden Probleme:  Endlichkeit der nicht erneuerbaren Energien, „Peak Oil“  Einseitige Abhängigkeit von fossilen Energieträgern, Umweltbelastung und Klimaerwärmung  Grosse Differenzen im Energieverbrauch und der Beanspruchung endlicher Energieträger weltweit  Risiken und Endlagerprobleme bei der Atomenergie

Das globale Ziel 2000 Watt Dauerleistung pro Person mit einem Anteil von höchstens 500 Watt fossiler Energie, ermöglicht die Vermeidung der Klimaerwärmung von über 2°C und eine weltweit solidarische Gleichberechtigung auf eine angemessene Entwicklung auch in Drittweltländern. Das Ziel wird mit Effizienzsteigerung im ganzen Energiebereich und mit der vorwiegenden Nutzung erneuerbarer Energien angestrebt.

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Energieverbrauch der Schweiz von 1900 bis heute und Absenkpfad bis 2150 gemäss der Zielsetzung des Komitee 2000-Watt-Gesellschaft.

Auf dieses Ziel ist die Energiepolitik des Bundes, der Kantone und verschiedener Städte ausgerichtet. Auch der Kanton Thurgau hat sich die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft als langfristiges Ziel gesetzt. Die 2000-Watt-Gesellschaft dient als Grundlage einer zukunftsfähigen und nachhaltigen Energiepolitik.

Gemeinde Tobel-Tägerschen – 2000-Watt-Gemeinde

Der Gemeinderat der politischen Gemeinde Tobel-Tägerschen hat Ende 2010 beschlossen, sich auf den Weg der 2000-Watt-Gesellschaft zu begeben und einen zukunftsgerechten Umgang mit der Energie anzustreben. Damit kann sich Tobel-Tägerschen als 2000-Watt- Gemeinde bezeichnen.

Die Aufgabe für das Projekt der 2000-Watt-Gemeinde umfasst:  Einsetzung einer Arbeitsgruppe 2000-Watt-Gemeinde  Erhebung und Analyse der Energieverbräuche  Prüfung von Massnahmen, Potentialabschätzung für Energieeffizienz- massnahmen und Einsatz erneuerbarer Energie  Zielpfad (Ziel 1 2020; Ziel 2 2035, Ziel 3 2050)  Konkreter Massnahmenplan für das Ziel 1 (2020)  Beschluss des Gemeinderates die ausgewählten Massnahmen zur 2000-Watt- Gemeinde umzusetzen, respektive als behördenverbindliche Instrumente einzusetzen.

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3 Ausgangslage

3.1 Allgemein Die politische Gemeinde Tobel-Tägerschen ist 1999 aus dem Zusammenschluss der beiden Ortsgemeinden Tobel und Tägerschen entstanden. Die Gemeinde gehört zum Bezirk Münchwilen und liegt zwischen den grösseren Gemeinden Frauenfeld, und (SG). Tobel-Tägerschen ist der interkantonalen Region Wil zugeteilt. Die Höhenlage ist zwischen 500 und 700 m über Meer.

Die Gemeinde liegt an der Bahnlinie Weinfelden  Wil mit den beiden Bahnhöfen Tobel/ und Tägerschen. Die Primarschulgemeinde ist in die politische Gemeinde Tobel-Tägerschen eingegliedert. Die selbständige Sekundarschulgemeinde ist eine öffentliche Körperschaft und umfasst mehrere Gemeindegebiete wie z.B. , Braunau, Tobel- Tägerschen, Affeltrangen, Märwil, etc.

Tobel-Tägerschen hat nur wenige Einkaufsmöglichkeiten. Für grössere Besorgungen und Dienstleistungen benutzen die Einwohner die Angebote der grösseren umliegenden Gemeinden.

Die Gemeinde hat nur wenige kulturelle Institutionen mit überregionaler Ausstrahlung. Jedoch bieten viele Vereine attraktive Möglichkeiten für die Freizeitgestaltung und fördern den kommunalen Zusammenhalt.

Tobel-Tägerschen besitzt kein eigentliches Zentrum, räumlich sind deutlich zwei Siedlungen Tobel und Tägerschen erkennbar. Beide Siedlungen weisen eher lockere Besiedlungs- strukturen mit leichten Konzentrationen längs der Hauptstrasse auf. Die Hauptstrasse hat ein hohes Verkehrsaufkommen von ca. 7‘000 Fahrzeugen pro Tag. Es gibt in Tobel-Tägerschen neben den lokal arbeitenden Personen viele Zu- und Wegpendler.

Tobel-Tägerschen in Zahlen:  Einwohner: 1‘380  Beschäftigte: ca. 600  Haushaltungen: ca. 700  Fläche: 709 ha  Siedlungsflächen: 81 ha (11.5 %), davon bereits überbaut: 80 %  Bevölkerungsdichte: 1.9 Einw. pro ha Gemeindefläche, 17 Einw./ha Siedlungsfläche

Der strukturelle Vergleich zu den anderen Pilotgemeinden zeigt, dass Tobel-Tägerschen ein Vertreter für die Thurgauer Landgemeinden ist, geprägt durch einen relativ hohen Landwirtschaftsanteil und viele Beschäftige im 2. und 3. Wirtschaftssektor.

Strukturangaben Amriswil Hohentannen Tobel-Tägerschen Einwohner 12`315 618 1`379 Bevölkerungsdichte 32 8.6 17 (EW pro ha Siedlungsfläche) Beschäftigte/EW 0.43 0.3 0.43 1. Sektor: Landwirtschaft 4 % 56 % 9 % 2. Sektor: Ind. und Gewerbe 38 % 24 % 41 % 3. Sektor: Dienstleistungen 58 % 20 % 50 % Tabelle: Strukturvergleich Thurgauer Pilotgemeinden 7

3.2 Grundlagen

Energie a) leitungsgebundene Energieträger  selbständiges Elektrizitätswerk mit Strombezügen vom EKT  Gasversorgung durch die Technischen Betriebe Wil  noch keine Nah- oder Fernwärmeverbünde in Betrieb b) weitere lokal genutzte Energieträger  Heizöl  Brennholz (Spälte, Schnitzel, Pellets etc.)  einige Solaranlagen für Wärme- oder Stromproduktion  (noch) wenige Wärmepumpenanlagen

Verkehr Das Angebot an öffentlichem Verkehr wird wie folgt bereitgestellt:  Thurbo-Linie Weinfelden  Wil mit Anschlüssen in Weinfelden an die SBB- Linie Thurtal und an die Thurbo-Linie nach Kreuzlingen - Konstanz sowie in Wil an die SBB-Linien St. Gallen – Winterthur – Zürich und Wil - Toggenburg  Postautokurs vom Bahnhof Tobel/Affeltrangen nach Frauenfeld

Verkehrsanbindung MIV:  10 - 15 Minuten bis zum Autobahnanschluss Münchwilen (A1)  20 - 25 Minuten bis zum Autobahnzubringer bei Bonau (A7)

3.3 Aufteilungsarten Energieverbräuche

Gegenwärtig werden verschiedene Aufteilungsarten zur Darstellung des Energieverbrauchs verwendet. In der folgenden Tabelle sind drei mögliche Aufteilungsarten abgebildet.

Nr. Einteilung Bemerkung Aufteilung 1  Wohnen  Dient der Information über die (leichter Leben)  Mobilität Handlungsspielräume der Endkonsumenten.  Ernährung  Darstellungsart zur guten visuellen  Konsum Darstellung und Sensibilisierung der  Infrastruktur Bevölkerung. (siehe folgende Grafik) Aufteilung 2  Haushalte  Basis Gesamtenergiebilanz

 Industrie + DL  Mit dieser Möglichkeit können die  Verkehr Pilotgemeinden verglichen werden Aufteilung 3  Wärme  Basis messbare Energieverbräuche (in Anlehnung an:  Strom innerhalb der Gemeindegrenzen „Energiestädte Weg zur  Wird angewendet für die Definition 2000-Watt-Gesellschaft“)  Treibstoff der Massnahmen und Wirkung.

 Darstellung erfolgt für Energie, CO2 und Anteil Erneuerbar. Aufteilungsarten Energieverbräuche

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In der folgenden Übersicht sind die sechs Bereiche abgebildet, welche beim Pilotprojekt Tobel-Tägerschen für die Energieerhebung und die Massnahmen zur Anwendung kommen. Die Aufteilung in die fünf Handlungsfelder entspricht der Methodologie der 2000-Watt- Gesellschaft. Siehe dazu auch die Zusammenstellungen im Anhang E.

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4 Projektorganisation

4.1 Arbeitsgruppe 2000-Watt-Gemeinde Für die Vorbereitungen zum Entscheid und der Umsetzung des Weges zur 2000-Watt- Gemeinde wurde die Bevölkerung von Tobel-Tägerschen eingeladen sich zu beteiligen. Nach einer Informationsveranstaltung am 6. Juli 2011 haben rund 20 Personen ihr Interesse an einer Mitarbeit gemeldet. Die Arbeitsgruppe hat sich dann am 29. August zu einer ersten Sitzung getroffen. Bis zur Übergabe der vorgeschlagenen Massnahmen an den Gemeinderat hat sich die Arbeitsgruppe an neun Abenden intensiv mit der Vision der 2000-Watt- Gesellschaft auseinandergesetzt. Die Grösse der Arbeitsgruppe von knapp zwanzig Personen ermöglichte es, dass die Massnahmen in mehreren zusätzlichen Arbeitstreffen durch drei Untergruppen („Gebäude/Wohnen“, „Industrie und Gewerbe inklusive Landwirtschaft“ sowie Restgruppe „Mobilität/Ernährung/Konsum/Infrastruktur“) bearbeitet wurden. Als Ergebnis konnten dem Gemeinderat am 3. September 16 spezifische für die Gemeinde Tobel- Tägerschen ausgearbeitete Massnahmen vorgeschlagen und zum Entscheid übergeben werden. Die einzelnen Massnahmen sind im Anhang zusammengestellt. Die Arbeitsgruppe wurde vom Gemeinderat Remo Konzett geleitet. Fachliche Unterstützung wurden durch Giuseppe Fent (Architekt und Solarplaner), Christian Speich (Naturwissenschaftler, Journalist) und Andreas Koch (Geschäftsführer KEEST) geleistet. Im Weiteren wurde der Gemeinde vom Verein der Energiefachleute Thurgau (EFT) Reiner Bodmer als Coach und Energieberater zur Verfügung gestellt. Die Mitglieder der Arbeitsgruppe sind im Anhang A aufgeführt.

Die Mitglieder der Arbeitsgruppe besuchten am 29. Oktober 2011 ein Passivhaus in Lanzenneunform. Am 31. März 2012 fand eine Exkursion nach Vorarlberg zu zwei Energiedörfern statt. Dabei wurden auch intensive Gespräche zwischen den Vertretern der drei Pilotgemeinden geführt.

Nach Abschluss der Pilotphase wurde die Arbeitsgruppe am 3. September 2012 aufgelöst und am 6. September 2012 durch den Gemeinderat durch eine stetige Gemeindekommission abgelöst. Mit der neuen Organisationsform erhält die Thematik einen entsprechenden Stellenwert in der Gemeinde und bildet die Grundlage für eine langfristige und erfolgreiche Arbeit.

4.2 Zeit- und Ablaufplan Pilotprojekt Die einzelnen Sitzungen und Anlässe der ersten Phase der 2000-Watt-Gemeinde sind im Terminkalender (siehe Anhang B) zusammengestellt.

Das Pilotprojekt (Phase I) gliederte sich in die folgenden Arbeitsschritte:

Schritt 1: Einstiegsphase (Start August 2011)  Konstitution der Arbeitsgruppe  Einführung der Arbeitsgruppe in die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft und das Projekt der Pilotgemeinden  Grundlagen zur Thematik Energie- und Umweltsituation  Ermittlung des persönlichen Energieverbrauchs mit Eco-Rechner  Zielsetzung und Ablaufplanung für das Projekt der 2000-Watt-Gemeinde 10

Schritt 2: Erhebung der Energieverbräuche (Okt. 2011 bis März. 2012)  Analyse und Erhebung der Energieverbräuche in einzelnen Bereichen mit Auswertung und Dokumentation  Detailerhebungen und Auslotung der Handlungsbereiche  Ermittlung der Dauerleistung für Tobel-Tägerschen

Schritt 3: Massnahmenplanung (Jan. – Juli 2012)  Steuerungsmöglichkeiten und Handlungsspielraum  Erarbeitung Massnahmenkatalog  Definition, Umsetzung, Verbindlichkeit für Einzelmassnahmen  Erstellung von Massnahmenblättern

Schritt 4: Übergabe und Beschlussfassung im Gemeinderat (September 2012)  Definitiver Massnahmenplan als Empfehlung an den Gemeinderat  Beschluss des Gemeinderates zur Weiterführung des 2000-Watt-Projektes  Schlussbericht und Abschluss der ersten Phase

Ausblick auf die zweite Phase  Start der stetigen Gemeindekommission  Veranstaltung mit grosser Bevölkerungsbeteiligung?  Umsetzung und Realisierung der Massnahmen sowie Monitoring

Die Aufgabenteilung zwischen dem Coach und der Gemeinde (Arbeitsgruppe und Gemeinderat) wurde folgendermassen festgelegt:

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4.3 Fazit

Die Zielsetzung einer breit gefächerten Arbeitsgruppe von ca. 15-20 Personen wurde erreicht. Jedoch waren die Bereiche Schule und Haushalte nicht oder kaum vertreten. Für die künftige Mitarbeit der Bevölkerung wäre eine Ausweitung sehr wünschenswert. Insbesondere Vertreter der jungen Generation (16-25 Jahre) und weitere Frauen wären sehr willkommen.

Die Arbeitsgruppe hat sich intensiv mit dem Thema der 2000-Watt-Gesellschaft auseinandergesetzt und für die Gemeinde Tobel-Tägerschen passende Massnahmen zum Start in Richtung dieser anspruchsvollen Zielsetzung erarbeitet.

Die erste Pilotphase der Gemeinde Tobel-Tägerschen auf dem Weg zu einer 2000-Watt- Gemeinde war sehr intensiv und erfolgreich. Bei der Arbeitsgruppe gab es einige Enttäuschungen, aber gesamthaft überwiegen die positiven Aspekte. Aus der Sicht des Coach ergaben sich die folgen guten Ergebnisse:  gute Arbeitsatmosphäre in der Gruppe  ausgewogener und sinnvoller Massnahmenkatalog zu Handen des Gemeinderates  die ausgewählten Massnahmen erlauben bei einer konsequenten Umsetzung das Ziel

für das Jahr 2020 im Energiebereich (nicht jedoch bei den CO2-Emissionen) zu erreichen

Der Arbeitsaufwand des Coachs war aus verschiedenen Gründen deutlich höher als angenommen:  intensive Einstiegsphase  zusätzliche Sitzungen durch die Beteiligung an den Treffen der Untergruppen  Protokollierung der Sitzungen  hoher Anpassungsaufwand der Erfassung und Bilanzierung der Energieverbräuche, da dazu bisher kaum Erfahrungen vorhanden waren

Das Projekt einer 2000-Watt-Gemeinde ist für eine relativ kleine Gemeinde wie Tobel- Tägerschen (oder auch Hohentannen) sehr anspruchsvoll. Einerseits steht nicht eine relativ grosse Gemeinde- oder Stadtverwaltung zur Mitarbeit zur Verfügung, andrerseits sind auch die Kosten aus einem relativ kleinen Budget zu finanzieren. Diese Unterschiede zeigen sich deutlich, wenn die beiden Gemeinden Hohentannen und Tobel-Tägerschen mit der Stadt Amriswil verglichen werden oder noch deutlicher wenn wir an die Möglichkeiten der Stadt Zürich zur Vorbereitung des Weges zur 2000-Watt-Gesellschaft betrachten. Unter diesem Blickwinkel ist es sehr erstaunlich und erfreulich was während der letzten zwei Jahre in Tobel-Tägerschen geleistet und erreicht wurde!

Sehr erfreulich und zielgerichtet war der frühe Austausch zwischen der Arbeitsgruppe und dem Gemeinderat durch einen intensiven Workshop! Ebenfalls sehr positiv war die schnelle Behandlung des Themas „2000-Watt-Gemeinde“ im Gemeinderat nach der Übergabe der Massnahmen von der Arbeitsgruppe an den Gemeinderat. Die gefällten Entscheidungen zur Weiterführung des Projektes in Richtung eines zukunftsfähigen Umganges mit der Energie und die beschlossenen Massnahmen werden die Gemeinde Tobel-Tägerschen weiterhin als erfolgreiche Pilotgemeinde kennzeichnen!

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5 Analyse und Erhebung der Energieverbräuche

5.1 Energieverbrauch Schweiz

Aufteilung der Energie Haushalte

Sonstige Gebäude 15% und Wohnungen

Mehrfamilienhäuser 24% Heime Bahn/Post Priv. Büros Öff. Bauten Zweifamilienhäuser 6% Diverse je 1% Spitäler 2% Läden 3% Einfamilienhäuser 18% Hotel+Rest. 4% Industrie 10% Verwaltungen 4% Werkstätten Schulen 4% 5% (Gewerbe) HaushalteHaushalte (63%) 63% DienstleistungDienstleistung (22%) 22% GewerbeGewerbe/Industrie - Industrie (15%) 15%

Aufteilung Wärme Gebäudepark

Rund zwei Drittel der gesamten Schweizer Wärmeenergie fliesst in die Haushalte. Zusammen mit der Wärme für die Bereitstellung des Warmwassers beträgt der Anteil am Energieverbrauch der Haushalte 83%. Somit bildet der Bereich Wärme bei den Haushalten nach wie vor das grösste Einsparpotential.

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5.2 Methodik und Berechnungstool Für das Pilotprojekt wurde ein eigenes Berechnungs-Tool erstellt, da es im Jahr 2010 noch keine „etablierte“ Rechenmethode gab. Die Bilanzierung richtet sich stark nach den Grundlagen für ein Umsetzungskonzept der 2000- Watt-Gesellschaft am Beispiel der Stadt Zürich (2009). Als Referenzwerte sind die schweizerischen Energieverbräuche (Energieflussdiagramm) auf die Bereiche „Haushalte“ „Verkehr“ und „Industrie/Gewerbe/Dienstleistung“ aufgeteilt. Die Erhebung und Analyse erfolgte grundsätzlich für alle Energieträger nach normierten Standards (Bilanzierungskonzept 2000-Watt-Fachstelle), die sich auch an SIA-Normen anlehnen (380/1; 2024, Energieeffizienzpfad). Die Daten sind so aufbereitet, dass sie für ein standardisiertes Bilanzierungskonzept weiter verwendet werden können. Die Daten beruhen auf einer Datenbasis von vorhandenen oder zu diesem Zweck erstellten Erhebungen oder beruhen auf Abschätzungen. Die Erhebungen der Energieverbräuche basiert auf den Grössen der handelbaren Endenergie (einheitlich in MWh/a) und wurden für die Bilanzierung der 2000-Watt-Geselslchaft in Primärenergie umgerechnet.

5.3 Abweichungen der Methodik In folgenden Punkten gab es beim Thurgauer Tool Abweichungen zum mittlerweile bestehenden Berechnungsverfahren der 2000-Watt Fachstelle: 1. Keine Bilanzierung der „nicht handelbaren“ Energien wie thermische Solarenergie, Erdregister, gebäudeintegrierte PV-Anlagen. Insbesondere die thermische und elektrische Solarenergie können zu ungünstigen Situationen führen (Anhang A). 2. Zusätzliche Bilanzierung der grauen Primärenergie und CO2 für Güter/ Dienstleistung, welche aus dem Ausland importiert werden = „Importausgleich“. 3. Zusätzliche Bilanzierung der grauen Primärenergie und CO2 für Güter/ Dienstleistung, welche aus der Schweiz in die Gemeinde importiert werden „Regionalausgleich“.

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Zu 1.: Im April 2012 wurde die Nichtbilanzierung mit Vertretern der 2000-Watt-Fachstelle besprochen.  Ergebnis: die Bilanzierung wird um die „nicht handelbaren“ Energien erweitert. zu 2.: Im Juni 2012 wurde im Rahmen einer Fachtagung über die Bilanzierung des Importausgleichs und deren schwierige Kommunikation gegenüber der Öffentlichkeit diskutiert.  Ergebnis: bis auf Weiteres wird auf eine Bilanzierung der Grauen Energie verzichtet. zu 3.: Der Regionalausgleich wird über den neuen Ansatz des prozentualen Absenkpfades (Reduktionsfaktor 3) vorgenommen. In Abhängigkeit vom Ausgangswert des Primärenergie- verbrauchs wird der individuelle Zielwert festgelegt.

5.4 Bilanzierung Primärenergie Für die Bilanzierung der 2000-Watt-Gesellschaft werden die Primärenergieverbräuche verwendet. Das bedeutet, zusätzlich zu der konsumierten Endenergie (Strom, Diesel, Holzschnitzel, etc.) werden die Energieaufwendungen für die Umwandlungsprozesse vom Rohstoff (Primärenergie) zur Endenergie mit einbezogen. Die verschieden aufwändigen Umwandlungsprozesse der Primärenergieträger (Uran, Erdöl, Sonne etc.) werden durch normierte Faktoren beschrieben. In der folgenden Abbildung ist der Unterschied erkennbar, ob 1 kWh Strom (Endenergie) aus dem Primärenergieträger Uran, Sonne oder Wasser produziert wird.

Schema Umwandlung Primärenergie zu Endenergie

5.5 Befragungen Im Rahmen der Energieanalyse wurde eine Befragung der Bevölkerung von Tobel-Tägerschen mit einem Fragebogen durchgeführt. Es beteiligten sich jedoch nur wenige Haushalte an der 15

Umfrage. Damit ist die Befragung als Analyseinstrument nicht genügend repräsentativ und wurde für die Analyse des Energieverbrauchs nicht weiter verwendet. Eine bei den Industrie- und Gewerbebetrieben durchgeführte Umfrage war ebenfalls nicht erfolgreich. Die geringe Beteiligung erlaubt keine Benutzung der Daten für die Energiestatistik.

5.6 Wärme Der Energiebedarf für die Raumwärme und die Warmwasseraufbereitung wurde folgendermassen erhoben:  Die Untergruppe Wohnen/Gebäude erfasste mit einem grossen Arbeitsaufwand sämtliche Gebäude von Tobel-Tägerschen und ermittelte deren Energiebedarf für die Raumwärme. Grundlagen dazu waren Daten der Gebäudestatistik, Daten der Gebäudeversicherung (Volumen), Daten des Kaminfegers (Kesselleistung) sowie zusätzliche Erhebungen der Mitglieder der Untergruppe.  Aufteilung in Heizöl, Erdgas und Holz gemäss der Zusammenstellung der Feuerungen des Kaminfegers  Heizöl, Abschätzung anhand der Ergebnisse der Untergruppe Wohnen/Gebäude  Erdgas/Gas, eingesetzt gemäss den Angaben der Technische Betriebe Wil  Holz, abgeschätzt aufgrund der Statistik der Holzfeuerungen

Aufteilung Die Wärmeenergie wurde hälftig aufgeteilt auf:  Wohnen  Dienstleistungen ,Industrie & Gewerbe inkl. Landwirtschaft

Als nicht erneuerbare Energie gelten:  Heizöl  Erdgas/Gas  Strom für den Antrieb der Wärmepumpen

Als erneuerbare Energie gelten folgende Energieträger:  Holz (Scheiter, Schnitzel, Pellets)  Solarenergie thermisch  Wärmepumpen, Anteil Umgebungswärme / Erdwärme

Kontrolle und Plausibilisierung: Der für die Gemeinde Tobel-Tägerschen abgeschätzte Energieverbrauch für Raumwärme und Warmwasserbereitung wurde mit anderen Gemeinden und verschiedenen statistischen Werten verglichen und leicht angepasst. Grundsätzlich ist zu vermuten, dass der Energieverbrauch sämtlicher Gebäude geringer ist als der Schätzwert für die Gemeinde. Dies lässt sich mit vielen unbeheizten und teilbeheizten Gebäuden sowie den oft zu grossen Kesselleistungen erklären.

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5.7 Strom Die Gesamtmenge des Stromverbrauchs wird von den gemeindeeigenen Technischen Werken eingekauft und an die Verbraucher verteilt. Betreffend Stromverbrauch stehen somit präzise Zahlen zur Verfügung. Wie bei der Wärme wurde die Unterteilung auf die Verbrauchergruppen empirisch vorgenommen; je hälftig auf:  Wohnen  Dienstleistungen ,Industrie & Gewerbe inkl. Landwirtschaft

Der Strommix der gelieferten elektrischen Energie war bis Ende 2010 80 % Atomstrom und 20 % Strom aus Wasserkraft. Bei der Produktion von Strom in einem thermischen Kraftwerk (Atomkraftwerk, Kohle-, Öl- oder Gaskraftwerk) fallen zwei Drittel Abwärme an, welche ungenutzt abgeführt werden müssen (zum Beispiel mit einem Kühlturm). Dadurch ist die Primärenergieverbrauch bei dieser Stromproduktion rund vier Mal grösser im Vergleich zur verkauften Strommenge. Der Strom aus Wasserkraft hat nur einen geringen Mehrbedarf (22 %) auf der Primärenergiestufe.

Beim Strom gilt es zu beachten, dass der Schweizer Verbrauchermix einen hohen Anteil an Primärenergie, einen hohen Importanteil, einen nur geringen Anteil an erneuerbarer Energie (15 %) und damit einen hohen Anteil nicht erneuerbarer Energie (85 %) aufweist.

5.8 Mobilität Für die Erhebung und die Analyse der Energieverbräuche in der Mobilität stehen folgende Zahlen gemäss Auswertung des Strassenverkehrsamtes zur Verfügung:  Bestand Motorfahrzeuge in der Gemeinde (mit Unterteilung auf Motorfahrzeugarten): 1386 Fahrzeuge  Durchschnittlicher Energieverbrauch Mobilität in der Schweiz pro Person: 1750 W  Siedlungsfaktor Tobel-Tägerschen als „ländliche Gemeinde“: 105 %  Primär-Energieverbrauch Schweiz Strasse: 1340 W  Flugverkehr: 260 W  Schienen-, Fern- und Güterverkehr: 140 W

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Aufteilung Brenn- und Treibstoffe

5.9 Bilanzlücke Graue Energie (Import Ausland)

Graue Primär-Energie und CO2–Emissionen für Güter und Dienstleistungen (Ausland) als „Ausgleich“, sind in den Berechnungen nicht mitgeführt worden. Diese Graue Energie und die entsprechenden Treibhausgas-Emissionen des Saldos von Export und Import von Gütern und Dienstleistungen, bewirken insbesondere im Bereich Konsum einen sehr hohen Anteil. Für diesen Anteil gibt es wohl einen schweizerischen Mittelwert, dieser kann sich aber an der Grösse der Exportmenge und aufgrund des lokalen Konsumverhaltens verändern. Weitere Informationen zur Grauen Energie finden Sie bei der „Erfolgskontrolle und Ausblick“ auf der Seite 23.

5.10 Primärenergieanteile Mit einem Anteil von rund 40 % am Gesamtenergieverbrauch entfällt der grösste Anteil des Energieverbrauchs auf „Industrie, Gewerbe und Dienstleistung“, rund 30 % der Energie wird von den „Haushalten“ konsumiert, 30 % vom „Verkehr“. Primärenergieanteile

Industrie und 30% 40% Dienstleistung Haushalte 30% Verkehr

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6 Standortbestimmung, Absenkziele

Dauerleistung und Potentiale im Vergleich zur schweizerischen Dauerleistung und der schweizerischen Reduktion Die aktuelle Dauerleistung in der Gemeinde Tobel-Tägerschen lag 2010 höher als der schweizerische Durchschnitt. Dies kann vor allem wie folgt begründet werden:  höherer Energieverbrauch für Haushalte und Arbeitsplätze im Bereich Wärme (lockere Siedlungsstruktur, durchschnittlich kleinere Gebäude)  mehr Individualverkehr durch die aufgelockerte Siedlungsstruktur mit relativ geringem Anteil bei der Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel

Von 2010 auf 2011 ging die Dauerleistung pro Person merklich zurück, der Anteil der Nutzung erneuerbarer Energien stieg an. Diese Veränderungen sind auf den veränderten Strommix mit nun 100 % Strom aus Wasserkraft zurückzuführen: Der Primärenergiefaktor ist bei der Wasserkraft wesentlich besser als beim Atomstrom. Die Wasserkraftnutzung beruht praktisch ausschlieslich auf erneuerbarer Energie. Praktisch keine Reduktion ergab sich bei den CO2- Emissionen.

Vergleich der Energiekennzahlen Schweiz mit den Werten für Tobel-Tägerschen in den Jahren 2010 und 2011 sowie die Zielwerte für den Absenkpfad bis 2100.

Im Absenkpfad hält sich die 2000-Watt-Gemeinde Tobel-Tägerschen an die Ziele der schweizerischen Reduktion. Für das Jahr 2020 konnte das Ziel 1 (4000 Watt) tiefer gesetzt werden, da der Verbrauch 2011 bereits relativ tief liegt. Für die Ziele 2 und Ziel 3 (2035 und 2050) werden die entsprechenden schweizerischen Dauerleistungen, bzw. Treibhausgasemissionen übernommen.

Bei all diesen Werten sind die Anteile der „Grauen Energie“ nicht berücksichtigt. Diese würden beim Verbrauch wie auch bei den Zielwerten die Energiezahlen und die CO2-Werte um ca. 20 – 30 % erhöhen.

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7 Massnahmenkatalog

7.1 Hinweise und Vorbemerkungen Bei den vom Gemeinderat ausgewählten Massnahmen für den Absenkpfad handelt es sich vorwiegend um Festsetzungen, also behördenverbindliche Massnahmen, die die gleiche Prioritätsstufe aufweisen. In der zeitlichen Realisierbarkeit sind die Massnahmen als bereits realisiert oder beschlossen, kurzfristig umsetzbar oder als mittelfristig umsetzbar eingestuft. Bei einzelnen Massnahmen müssen zuerst weitere Abklärungen getroffen werden, bevor über deren Realisierung entschieden werden kann. Die Hauptwirkung aller Massnahmen liegt im Zeithorizont für das Ziel 1, das heisst bis zum Jahre 2020.

Die Reihenfolge der einzelnen Massnahmen ist nicht festgelegt. Für die Realisierung werden die neue Kommission und der Gemeinderat Prioritäten nach Dringlichkeit und Budgetwirksamkeit setzen müssen.

7.2 Massnahmen und Auswirkungen Die Arbeitsgruppe hat zuerst einen sehr grossen Katalog mit 67 Massnahmen zusammengestellt. Die einzelnen Massnahmen wurden dann charakterisiert und anschliessend durch die Mitglieder der Arbeitsgruppe gewichtet. Dadurch wurden die Massnahmen stark reduziert. Spätere Prioritätensetzungen führten zu einem Katalog von 16 Massnahmen zuhanden des Gemeinderates. Der Gemeinderat hat aus diesen 16 Massnahmen drei zur weiteren Abklärung zurückgestellt, neun wurden bereits früher beschlossen oder realisiert, drei wurden zusätzlich neu zur Umsetzung beschlossen und eine Massnahme wurde abgelehnt. Die Entscheidungen des Gemeinderates wurden durch die schwierige finanzielle Situation der Gemeinde geprägt. Massnahmen mit grösseren Belastungen des Gemeindebudgets mussten bis auf Weiteres zurückgestellt werden.

Die 16 Massnahmen für das Ziel 1 (2020) sind auf Massnahmenblättern beschrieben (siehe Anhang C) und deren Potentiale sind soweit möglich quantifiziert worden. Die Massnahmen gliedern sich in die Bereiche „Allgemein“, „Wärme“, „Mobilität“, „Ernährung und Konsum“, „Infrastruktur“ sowie „Industrie und Gewerbe“:

 Allgemein 6 Massnahmen Einsparung 920 W / 0.34 t CO2

 Wohnen 1 Massnahme Einsparung 0 W / 0 t CO2

 Mobilität 2 Massnahmen Einsparung 100 W / 0.15 t CO2

 Ernährung und Konsum 1 Massnahme Einsparung 150 W / 0.20 t CO2

 Infrastruktur 5 Massnahmen Einsparung 1405 W / 0.02 t CO2

 Industrie und Gewerbe 1 Massnahme Einsparung 50 W / 0.10 t CO2

Summe der Einsparungen 2625 W / 0.81 t CO2

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Nr. Massnahmen Allgemein  Realisierung? Zeitplanung Einsparung Watt/Pers. A1 Gemeindekommission 2kWG  ja dauernd 0 A2 Informationskampagne  ja dauernd 300 A3 Gemeindeentwicklung  abklären dauernd 300 A4 Einbezug der Schulen  ja mittelfristig 300 A5 Sammelstellen ausbauen  bereits realisiert kurzfristig 20 A6 Gemeindegutscheine  nein mittelfristig 0

Nr. Massnahmen Wärme  Realisierung? Zeitplanung Einsparung Watt/Pers. W1 Beiträge für private Massnahmen  abklären mittelfristig 0

Nr. Massnahmen Mobilität  Realisierung? Zeitplanung Einsparung Watt/Pers. M1 Umsteigen fördern  Realisierung? mittelfristig 0 M2 Ausbau des öffentlicher Verkehr  bereits real. mittelfristig 100

Nr. Massn. Ernährung & Konsum  Realisierung? Zeitplanung Einsparung Watt/Pers. EK1 Dorfmarkt  bereits beschlossen mittelfristig 150

Nr. Massnahmen Infrastruktur  Realisierung? Zeitplanung Einsparung Watt/Pers. I1 Strommix ohne Atomstrom  bereits realisiert dauernd 1390 I2 Strassenbeleuchtung  bereits beschlossen dauernd 5 I3 Eigene Liegenschaften sanieren  bereits beschl. mittelfristig 10 I4 Strommix weiter verbessern  bereits beschl. mittelfristig 0 I5 Privaten Ökostrom fördern  bereits beschl. kurzfristig 0

Nr. Massn. Industrie & Gewerbe  Realisierung? Zeitplanung Einsparung Watt/Pers. IG1 Höhere Effizienz und mittelfristig 50 Erneuerbare Energien  bereits beschlossen

Für jede Massnahme wurde auch die zu erwartende Reduktion der CO2-Emissionen abgeschätzt.

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7.3 Spezielle Massnahmen

Informationskampagne Die Arbeitsgruppe hat dem Gemeinderat bewusst keine Massnahmen empfohlen, welche von Privatpersonen, Familien, Liegenschaftenbesitzern, Verkehrsteilnehmern oder Betrieben getroffen werden müssen. Jedoch liegt das grösste Potential für Veränderungen in Richtung einer 2000-Watt-Gesellschaft bei den privaten Entscheidungsträgern. Deshalb hat die Arbeitsgruppe dem Gemeinderat vorgeschlagen, dass eine Informationskampagne gestartet werden soll. Diese soll die Bevölkerung von Tobel-Tägerschen über die Gefährdungen durch die Nutzung der fossilen Energien und der resultierenden Klimaveränderungen orientieren. Die Bevölkerung sowie die Entscheidungsträger der Industrie- und Gewerbebetriebe sollen ihre Handlungsmöglichkeiten kennen und diese auch ausschöpfen. Der Gemeinderat kann die Einwohner nicht zu Massnahmen verpflichten. Wesentliche Beiträge zur Zielerreichung müssen jedoch durch Massnahmen der Einwohner sowie durch die Industrie- und Gewerbebetriebe geleistet werden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass diese Zielgruppen zu Realisierung privater Massnahmen motiviert werden. Die Informations- kampagne soll die Bevölkerung über die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft informieren, mögliche private Massnahmen aufzeigen und sie zu deren Realisierung motivieren.

Gemeindeentwicklung Die Vision der 2000-Watt-Gesellschaft hat einen sehr langen zeitlichen Horizont bis zum Jahre 2050 oder gar 2100. Während dieser Zeit können sich die Siedlungsstruktur und die Infrastrukturen wesentlich verändern. Mit einer zukunftsgerichteten Bauordnung sowie durch eine nachhaltige Siedlungs-, Verkehrs- und Energieplanung können wesentliche Grundlagen zur Erreichung der Ziele der 2000-Watt-Gemeinde gelegt werden.

Änderung des Strommix Tobel-Tägerschen liefert seinen Strombezügern seit dem 1. Januar 2011 einen atomfreien Strom mit 100 % Strom aus Wasserkraft. Vorher wurde der axpo-Mix mit 80 % Atomstrom und 20 % Wasserstrom geliefert. Durch diese Umstellung wurde einerseits der

Primärenergieverbrauch sehr stark reduziert (nicht jedoch die CO2-Emissionen) und zusätzlich der Anteil der Energie aus erneuerbaren Quellen erhöht.

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8 Erfolgskontrolle und Ausblick

Für die Ermittlung der Potentiale und Einsparungen durch die einzelnen Massnahmen mussten Annahmen getroffen sowie Berechnungen und Abschätzungen gemacht werden. Für die Erfolgskontrolle sollen diese Grundlagen beim Monitoring im Zuge der Umsetzung überprüft werden. Es wird empfohlen, das Monitoring für jede einzelne Massnahme durchzuführen und so eine laufende Erfolgskontrolle hinsichtlich dem angestrebten Absenkpfad zu erhalten. Falls alle beschlossenen Massnahmen erfolgreich umgesetzt werden, so kann mit einer Einsparung im Bereich von 2000 bis 3000 Watt gerechnet werden. Dies setzt voraus, dass alle Massnahmen konsequent umgesetzt werden und dass sich auch die privaten Entscheidungsträger entsprechend verhalten. Der Vergleich dieser Energieeinsparungen mit dem Absenkpfad zeigt, dass Tobel-Tägerschen das für das Jahr 2020 gesetzte Ziel von 4000 Watt Dauerleistung pro Person im Energiebereich (Primärenergiestufe) erreichen kann. Dieser Erfolg hängt auch stark mit der bereits realisierten Massnahme des Umstieges beim Strom auf 100 % Wasserkraft (1‘400 Watt Einsparung) zusammen.

Die Einsparungen bei den CO2-Emissionen genügen jedoch nicht, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Dazu müssten noch zusätzliche Massnahmen zum Umstieg auf CO2-freie Energien im Bereich Raumwärme und Transport ergriffen werden. Grundsätzlich muss der Umstieg von der Nutzung von Erdölprodukten (Heizöl, Benzin, Diesel etc.) und Erdgas zu CO2-freien Energiequellen (Sonnenenergie, Biomasse etc.) verstärkt angegangen werden. Im Ausland betrifft dies auch die Substitution von Kohle. Bei unserer Arbeit und in den Zahlen dieses Berichtes sind die relativ grossen Mengen der „Grauen Energie“ nicht berücksichtigt. Als „Graue Energie“ bezeichnet man die Energie welche zur Herstellung eines Produktes aufgewendet wurde. Bei einer detaillierten Betrachtung muss diese Energie mit berücksichtigt werden. Für die Schweiz muss dazu der Importüberschuss der „Grauen Energie“ aufgerechnet werden. Umgelegt auf den individuellen Energieverbrauch entspricht dies einer Dauerleistung von ca. 2000 – 3000 Watt. Bei den Betrachtungen des Energieverbrauches der Bevölkerung von Tobel-Tägerschen müssten die Import- und Exportmengen der Güter und Produkte über die Gemeindegrenze abgeschätzt und bilanziert werden. Aufgrund der enormen Erfassungsprobleme wurde beschlossen, dass die „Graue Energie“ bis auf Weiteres nicht mit einbezogen wird. Dies gilt auch für die Festlegung der Ziele des Absenkpfades. Deshalb wurde für das Jahr 2100 nicht ein Zielwert von 2000 Watt sondern 1500 Watt gesetzt. Die entsprechenden Überlegungen und Konsequenzen gelten auch für die

Behandlung der CO2-Emissionen.

Bei der Abschätzung der Einsparungen wurden die durch die neue Energiepolitik zu erwartenden kantonalen und eidgenössischen Massnahmen nicht berücksichtigt. Falls die Energiewende erfolgreich umgesetzt werden kann, so sind entsprechende zusätzliche Einsparungen zu erwarten.

Zur Erreichung der Ziele des Absenkpfades sind alle an der Wohlfahrt in Tobel-Tägerschen Beteiligten gefordert: Verwaltung, Bevölkerung, Gewerbe, Schulen usw.

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Anhang A

Mitglieder der Arbeitsgruppe (AG 2kWG) 2000-Watt-Gemeinde Tobel-Tägerschen

Mitglieder Bachmann Hanspeter, Ad. Bachmann, Tägerschen Camera Bernadette, Tägerschen Ceresa Marco, Tägerschen Eisenegger Harald, Tägerschen Engeli Roswitha, Frei Jack, Santex AG, Tobel Gschwend Peter, Tägerschen Koller Bernhard, Tägerschen Loser Stefan, Tägerschen Niedermann Alex, Tobel Rupp Fritz, Tobel, Rütti Martin, Tobel Weber Roger, Tägerschen Weggenmann Edwin, Matzingen

Leitung und Assistenz Konzett Remo, Tobel, Gemeinderat und Präsident der Arbeitsgruppe Fent Giuseppe, Fent Architektur, Wil, Wohnen/Gebäude Koch Andreas, KEEST, , Industrie und Gewerbe Speich Christian, Winterthur, Kommunikation Bodmer Reiner, Kreuzlingen, Coach

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Anhang B

Zeitplan 2000-Watt-Gemeinde erste Phase

Zeitplan für die Gemeinde Tobel-Tägerschen 2011/2012

Aktivitäten 2011 Zeitpunkt Bewerbung der Gemeinde beim Verein EFT 11. Januar 2011 Vereinbarung mit EFT 13. April 2011 Fördergesuch an Abteilung Energie 28. April 2011 Gesuchsbewilligung der Abteilung Energie 3. Mai 2011 Vorgehensbesprechung mit der Gemeinde und Initiierung der 2000-Watt- 21. Juni 2011 Arbeitsgruppe Präsentation für Interessierte mit Gemeindeammann Kuttruff, Herrn Rösch (GA 6. Juli 2011 Hohentannen), Coach Bodmer und Projektleiter Konzett (Einführung/Beispiel Hohentannen/2000-Watt-Gesellschaft, Vorgehen) 1. Sitzung mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe 29. August 2011 2. Sitzung mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe 19. Sept. 2011 Grundlagencheck für Analyse Sept./Okt. 2011 3. Sitzung mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe 5. Oktober 2011 Besichtigung Passivhaus in Lanzenneunforn 29. Okt. 2011 Info an die Bevölkerung über Pilotprojekt und Datenerhebung Okt./Nov. 2011 4. Sitzung mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe 7. Nov. 2011 Infoabend Energiesanierungen (Turnhalle Tobel) 14. Nov. 2011 Gemeindeversammlung (Turnhalle Tobel) 30. Nov. 2011 Beteiligung am Weihnachtsmarkt mit einem Stand 3./4. Dez. 2011 Sitzung mit den Untergruppen 8. Dez. 2011 Erfassung und Bewertung der kommunalen Energieverbräuche in verschiedenen Nov./Dez. 2011 Bereichen sowie Besonderheiten in der Gemeinde

Aktivitäten 2012 Zeitpunkt 5. Sitzung mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe 23. Jan. 2012 6. Sitzung mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe 20. Feb. 2012 Infoveranstaltung zu Solarstrom (Turnhalle Tobel) 29. Feb. 2012 Workshop mit dem Gemeinderat 24. März 2012 Exkursion zu zwei Energiedörfern im Vorarlberg sowie Austausch unter den drei 31. März 2012 Pilotgemeinden Sitzung des Gemeinderates mit Traktandum 2000-Watt-Gemeinde 31. März 2012 7. Sitzung mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe 10. Mai 2012 Sitzung Untergruppe Kommunikation 29. Mai 2012 Sitzung Untergruppe Wohnen 30. Mai 2012 Schlussveranstaltung in Amriswil 31. Mai 2012 Erarbeitung Massnahmenkatalog Frühling 2012 Informationsblock 2000-Watt-Gemeinde an der Gemeindeversammlung 5. Juni 2012 Infoveranstaltung Geothermie in Sirnach 11. Juni 2012 8. Sitzung mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe 2. Juli 2012 Schlussveranstaltung Arbeitsgruppe mit dem Gemeinderat 3. Sept. 2012 Sitzung des Gemeinderates mit Beschlüssen zur 2000-Watt-Gemeinde 6. Sept. 2012 Schlussbericht des Coachs (mit Massnahmenkatalog und Umsetzung) Oktober 2012

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Anhang C

Massnahmenblätter

Massnahmen Übersicht

Auf den folgenden Seiten sind die einzelnen Massnahmen detaillierter dargestellt.

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Ergänzende Bemerkungen und Feststellung von GA Roland Kuttruff Nicht nur die möglichen oder zu realisierenden Massnahmen sind wichtig, sondern auch die bereits in der Gemeinde umgesetzten und/oder entschiedenen Massnamen eine aussagekräftige Einstufung zulassen, sind nachstehend einige Punkte festgehalten. .Seit mehreren Jahren werden Gebühren für Bewilligungen von Solar- und Photovoltaikanlagen und die Abklärungskosten für PV-Anlagen (Elektronetz) nicht verrechnet bzw. von der Gemeinde übernommen. .Seit Jahren wird die Kompostierung von privatem Grüngut durch die Gemeinde finanziert. .Der Gemeinderat hat sich immer sehr für einen möglichst optimalen Fahrplan und die Erweiterung auf enge Takte (30 Minuten Takt) der Thurbo-Linie eingesetzt. .Durch geeignete Massnahmen und viel Einsatz haben sich Gemeinderat und Verwaltung da-für eingesetzt, die Steuerbelastung zu senken. In den letzten 13 Jahren konnte der Steuerfuss um 35% gesenkt werden, das heisst bei einer jährlichen Steuerbelastung von Fr. 5'000.-- ergibt dies eine jährliche Reduktion von rund Fr. 550.--. Dank dieser Reduktion müsst z.B. aus Preisgründen nicht irgendwo eingekauft werden, sondern man könnte die einheimischen Anbieter berücksichtigen, auch wenn sie einige Franken von Billiganbietern abweichen. Somit kann/konnte eine ähnliche Wirkung wie mit einem „xy-Thaler“ erzielt werden. .Der Gemeinderat hat ohne äusseren Druck die Umstellung auf 100% Strom aus atomfreier Produktion auf das Jahr 2012 als eine der ersten Gemeinden im Thurgau realisiert. Im August 2012 ist diese Massnahme auch für das Jahr 2013 bestätigt worden. .Der Gemeinderat hat ohne äusseren Druck entschieden ZAB-Strom und Biogas für die eigenen Liegenschaften einzukaufen. .Die Gemeinde hat jahrelang Velovignetten zu Lasten Gemeindekasse an der Versammlung abgegeben und damit den Langsamverkehr unterstützt. .Die Gemeinde hat die Velowegverbindung zwischen Ortseingang Tägerschen und Sekundarschulanlage Tobel realisiert, die auch von der restlichen Bevölkerung genutzt werden kann/genutzt wird (Förderung Langsamverkehr). Die zugehörigen Unterhaltsarbeiten werden aus der laufenden Rechnung jährlich finanziert. .Die Gemeinde trägt einen nicht zu unterschätzenden finanziellen Beitrag an die um die Bauzone verlaufenden Wander- und Spazierwege, die der Naherholung dienen und so die Fahrt mit dem Auto nicht mehr erforderlich machen. Die zugehörigen Unterhaltsarbeiten werden aus der laufenden Rechnung jährlich finanziert. .Die Gemeinde hat die Kosten des Stockwerkeigentums und die Initiative für den Dorfmarkt im Zentrum übernommen. .Die Gemeinde investiert in der Folge in den Dorfmarkt rund 1,4 Mio Franken, ohne Berücksichtigung der zahlreichen Aufwändungen seit Projektbeginn bis zur Eröffnung. .Die Gemeinde hat Hand geboten für die Finanzierung und Realisierung einer PV-Anlage für den Dorfmarkt auf dem Dach der Überbauung Zentrum. Diese wird jetzt aber auf privater Basis realisiert. .Die Gemeinde übernimmt die Kosten für das Pilotprojekt 2000-Watt-Gemeinden.

Ich bin der klaren Auffassung, dass Förderung „um alles in der Welt“ bzw. „zu jedem Preis“ nie zum Ziel führen wird, bzw. nicht nachhaltig sein kann. Viel eher glaube ich, dass der sinnvolle Einsatz von öffentlichen Mitteln unter Berücksichtigung des bereits vorhandenen und im Interesse einer nachhaltigen Wirkung, der richtige Weg ist. Ich bin auch der Meinung, dass das Ziel der 2000-Watt Pilotgemeinden darin besteht, Möglichkeiten aufzuzeigen, die anschliessend andere Gemeinde oder im besten Fall alle Gemeinden realisieren können. Die also auch funktionieren und umsetzbar sind, wenn sie flächendeckend von allen Gemeinden und Städten übernommen würden.

9555 Tobel, 08. September 2012/Roland Kuttruff

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Anhang D Problematik Primärfaktoren

Die Primärfaktoren geben das Verhältnis der Energieverbrauchszahlen zwischen der Endenergiestufe und der Primärenergiestufe an. So muss zum Beispiel bei der Produktion von Atomstrom rund vier Mal mehr Energie (Primärfaktor 4) auf der Primärenergiestufe (aus dem Uran gewonnene Wärme) eingesetzt werden, im Vergleich zur produzierten und verkauften Menge Strom. Die entsprechende Energiedifferenz fällt meist als Verlust an, so zum Beispiel die Abwärme des Atomkraftwerkes welche (ungenutzt) im Kühlturm weggeführt wird. Die Stromproduktion aus Wasserkraft verursacht viel weniger Verluste. Die Wirkungsgrade der Turbine und des Stromgenerators liegen je im Bereich von 85 – 95 % und somit die gesamten Umwandlungsverluste nur ca. 20 % (Primärfaktor = 1.2). Im Folgenden wird gezeigt, wie der Umstieg von Strom aus Wasserkraft zu Solarstrom eine Erhöhung des Primärenergieverbrauchs bewirkt.

Beispiel einer Umstellung von Strom aus Wasserkraft zu Solarstrom Gemeinde Musterhausen mit einem Stromverbrauch von 10`000 MWh/a (Endenergie)

Fall1: Strommix besteht aus: 100% Wasserkraft (Zertifikate) Endenerige MWh Primärfaktor Primärenergie MWh 10'000 1.22 12'200

Fall2: Strommix besteht aus: - 75% Wasserkraft (Zertifikate) - 25% Solarstromanlagen im Dorf (Eigenverbrauch vor dem Zähler)

Endenerige MWh Primärfaktor Primärenergie MWh 7'500 1.22 9'150 2'500 1.66 4'150 Total 13'300 *

* Durch den Zubau von Solarstromanlagen steigt der Primärenergieverbrauch um 10%

Fazit: Es benötigt eineKorrekturfaktor zwischen den "reinen" Verbrauch an EE (Fall 1) und einem Verbrauch+Produktion an EE (Fall2).

Anwendung Pilotgemeinden Thurgau:

Endenerige MWh Primärfaktor Primärenergie MWh 7'500 1.22 9'150 Total 9'150 *

*Die 25% solaren Eigenverbrauch werden der Gemeinde vom Endenergieverbrauch abgezogen. Die Überschussenergie und KEV-Anlagen können in der Energiebilanz nicht bilanziert werden. Es ist eine Aufgabe für die künftige Energiebilanz, die im Gemeindegebiet erzeugte aber „nicht messbare“ Solarenergie zu bilanzieren.

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Anhang E

Handlungsfelder und Handlungsbeispiele

Handlungsfelder gemäss der 2000-Watt-Methodologie

Quelle: Broschüre Leichter Leben, Novatlantis

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Handlungsbeispiele „Gelebte Visionen“

Wohnen

Herr und Frau Muster wohnen mit ihren zwei Kindern in einer MINERGIE-A-ECO-Plus Ersatzneubausiedlung, auf rund 100 m2 Wohnfläche. Die Überbauung erfüllt besonders viele Kriterien des nachhaltigen Bauens und agiert als Gesamtsystem, vernetzt mit seiner Umgebung. Die zugelieferte Gesamtenergie (Wärme und Strom) über das Jahr betrachtet ist gleich Null (inklusive Nutzerstrom). Die Gebäude und Wohnungen überzeugen durch ihre erstklassige Architektur und attraktiven Gesamtmietkosten (inkl. Nebenkosten), welche tiefer als bei herkömmlichen Wohnobjekten liegen

Mobilität

Familie Muster wohnt in kurzer Distanz zu den Arbeitsplätzen und Bildungseinrichtungen, so dass die täglichen Wege überwiegend per Velo oder zu Fuss absolviert werden können. Für den Einkaufs- und Freizeitverkehr wird das E-Mobil vom Quartier-Carsharing genutzt. Teilweise werden die Einkäufe mit dem Lieferservice gebracht, so dass Einkaufen per Internet oder Velo möglich ist. Für Geschäfts- und Ferienreisen werden die langen Strecken überwiegend per Zug zurückgelegt und vor Ort bei Bedarf ein E-Mobil via Carsharing genutzt.

Ernährung Familie Muster verzehrt ein bis zwei Mal pro Woche einheimisches Fleisch, vorzugsweise Geflügel oder regionalen Fisch. Teilweise werden Suppen vorgekocht und es gibt abwechselnd kaltes Nachtessen. Der Konsum von Gemüse und Obst erfolgt überwiegend aus ökologischen Produkten aus der Region und nach dem saisonalen Angebot. Exotische Früchte und Gemüse gehören nicht zum Grundkonsum, sondern ergänzen den Speiseplan.

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Konsum Familie Muster trägt überwiegend Textilien aus Natur- und Recyclingfasern. Es werden grundsätzlich hochwertige Güter mit einer hohen Lebensdauer gekauft. Teilweise werden Güter via Tauschbörsen angeschafft respektive verkauft. Gebrauchsgüter für den nichtalltäglichen Bedarf (Waschmaschine, Gartengeräte etc.) sind in der Hausgemeinschaft vorhanden.

Infrastruktur Zu den Suffizienzmassnahmen (Verbrauch vermeiden, Alternativen) gehören die Reduktion der Stromspitzen durch entsprechendes Nutzerverhalten, die Reduktion von Wasserbedarf und Reinigungsmitteleinsatz. Zu den Effizienzmassnahmen (Verbrauch reduzieren, Sparen) zählen intelligente und dezentrale Stromversorgung (Smart Grid), Regenwassernutzungsanlagen, die Optimierung der Verkehrsinfrastruktur sowie die Optimierung der Bildungs- und Verwaltungsbauten.

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Anhang F

Ausblick längerfristige Massnahmen

Längerfristige Massnahmen auf dem Effizienzpfad zur 2000-Watt-Gemeinde liegen in folgenden Massnahmenbereichen:  Effizienz (Sparen)  Suffizienz (Genügsamkeit)  Substitution (Ersatz von nicht erneuerbaren Energien) durch o Photovoltaik (Solarstrom) o Solarwärme o Biomasse (Holz, Biogas) o Wasserkraft o Windkraft o Geothermik

Eine Dauerleistung von 2000 Watt pro Person und die Anforderung von mindestens 75 % aus erneuerbaren Energien lässt sich erreichen, indem auf der einen Seite der Bedarf und somit auch die Abhängigkeit von Energie stark reduziert wird und sich auf der anderen Seite der Energiemix hin zu erneuerbaren und lokal vorhandenen Energien, Dienstleistungen und Gütern entwickelt.

Potential erneuerbare Energien (Schweiz) In Kombination mit einer Effizienzsteigerung ist die Substitution fossiler Energieträger durch Erneuerbare Energien in der Schweiz möglich. Der heutige Verbrauch elektrischer Energie beträgt 57 Mia. kWh, der totale Endenergieverbrauch 240 Mia. kWh Das langfristige ökologische Potenzial erneuerbarer Energie wird in der Schweiz auf Total rund 50 Mia. kWh/a geschätzt (gemäss Aktionsplan erneuerbare Energien, BFE, 2007). Für den zukünftigen Energieverbrauch wurden nach verschiedenen Parametern verschiedene Energieperspektiven entwickelt. In den Energieperspektiven wurden vier Szenarien berücksichtigt. Szenario IV beschreibt den Weg zur 2000-Watt-Gesellschaft.

PHOTOVOLTAIK (SOLARSTROM) Das langfristige ökologische Potenzial der Photovoltaik liegt bei rund 18 Mia. kWh/a. Das entspricht knapp einem Drittel des heutigen Stromverbrauchs. BFE-Szenario IV: Ein moderates Wachstum soll bis 2035 die Produktion von Solarstrom auf lediglich 1 Mia. kWh pro Jahr erhöhen. Hinweis: Grosser Einsatz von PV-Strom setzt den Ausbau eines intelligenten Netzleitsystems voraus.

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BIOMASSE Aus Biomasse (Holz) und Biogas könnte bis 2035 zusätzlich 3,2 bis 4,2 Mia. kWh /a Strom ökologisch verträglich produziert werden. BFE-Szenario IV: Die erwartete Stromproduktion aus Biomasse und Biogas liegt 2035 bei rund 2,6 Mia. kWh. Hinzu kommen rund 1,4 Mia. kWh Strom aus Kläranlagen und Kehrichtverbrennungsanlagen (erneuerbarer Teil).

WASSERKRAFT Technisch könnten mit Wasserkraft bis 2035 zusätzlich 7,5 Mia. kWh/a produziert werden. BFE-Szenario IV: Die erwartete Mehrproduktion durch Effizienzsteigerungen bei Grosskraftwerken und neue oder reaktivierte Kleinkraftwerke liegt bei höchstens 2,5 Mia. kWh. Mehr ist ökologisch verträglich kaum realisierbar.

WINDKRAFT Das ökologisch verträgliche Produktionspotenzial der Windkraft in der Schweiz liegt zwischen 1,5 Mia. kWh und 4 Mia. kWh. BFE-Szenario IV: Mit 1,5 Mia. kWh Windstrom pro Jahr wird 2035 erst die Untergrenze des ökologischen Potenzials erreicht.

GEOTHERMIE 5‘000 Meter unter dem Boden schlummert mit Temperaturen von bis zu 200°C ein riesiges Reservoir zur Stromproduktion. Diese Geothermie kann «langfristig den Landesverbrauch», bzw. «einen bedeutenden Anteil des gesamten Stromverbrauchs decken» (BFE). BFE-Szenario IV: Die erwartete Stromproduktion liegt 2035 bei 2,2 Mia. kWh oder knapp 4 % des dannzumaligen Verbrauchs.

Quelle: Strommix Broschüre 2009, Umweltallianz

Effizienz und Suffizienz

Effizienzmassnahmen führen nicht automatisch zu Energieeinsparungen. Die energetischen Verbesserungen im Gebäudepark werden durch den Anstieg der Wohnfläche pro Person stark dezimiert. Für den Erfolg der 2000-Watt-Gesellschaft ist daher die Verzahnung der Massnahmen im Bereich Effizienz und Suffizienz entscheidend. Ein konsequenter Wandel des Lebensstils ist notwendig, damit die Ziele erreichbar sind und die Änderungen nicht als Verzicht respektive Verlust der Lebensqualität empfunden werden (siehe Anhang A). Daher wird schon im Grundlagenwissen auf die jeweiligen verschiedenen Potentiale hingewiesen.

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EFFIZIENZ Beschreibt das Verhältnis von Nutzen zum Aufwand und bezieht sich überwiegend auf den Einsatz neuer Technologien.

SUFFIZIENZ Der Ausdruck ,,Suffizienz" verbirgt ein ressourcenorientiertes Bewusstsein, das u.a. auch eine „Dematerialisierung“ (gleicher Produkt- oder Dienstleistungsnutzen mit geringerem Materialaufwand) des Lebensstils beinhalten kann. Der Mensch soll sich aufs Wesentliche besinnen und sich vor Augen halten, dass man mit weniger Komfort genauso glücklich sein kann. Suffizienz hängt also auch mit bewusstem und freiwilligem Verzicht zusammen. Dieser „Verzicht“ soll positiv als „Genügsamkeit“ gesehen und erlebt werden, indem die Vorzüge dieser Tugend im Vordergrund stehen sollen.

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