Unser Eichsfeld in Geschichte Und Gegenwart
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63. Jahrgang Heft 3/4 2019 H 11859 Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart • Die Frühlingsgöttin Ostera • 25 Jahre Heyeröder Wappen • Josefswallfahrt nach Renshausen • 50 Jahre alter Entwurf einer Duderstadt- • Mühsame Wasserversorgung im Briefmarke Höhendorf Kalteneber • Die erste geologische Karte des Eichsfeldes • Eichsfelder Opfer bei den • Das Hochwasser im Jahr 1909 Märzkämpfen 1921 • Der Weißstorch im Eichsfeld Duderstadt 4,90 EUR incl. 7 % MWSt Das Eichsfeld sehen, fühlen und schmecken – das entspannte Dorfhotel DER KRONPRINZ lädt ein. Der Kronprinz | Fuhrbacher Str. 31-33 | 37115 Duderstadt / Fuhrbach [email protected] | www.der-kronprinz.de Mit einem Geschenk-Abo der Eichsfelder Heimatzeitschrift für Freunde und Bekannte verschenken Sie ein Stück Eichsfelder Kultur! Einen Bestellschein finden Sie im Internet unter https://shop.meckedruck.de/shop/ehz-bestellschein.pdf Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart 61 Die Frühlingsgöttin Ostera – eine Grafik von Josef Gottlieb Bekanntlich stellten sich die alten Germa- nen die Erscheinungen der Natur beseelt und mit menschlichen Eigenschaften aus- gestattet vor und erhoben sie zu Gotthei- ten. So verehrten die alten Deutschen eine Göttin, die zu Frühlingsanfang segenspen- dend durch die Lande zog. Es war Ostera, die Frühlingsgöttin. Von ihr soll der Name „Ostern“ abgeleitet sein. Auf dem Bilde, von Josef Gottlieb1 ge- zeichnet, sehen wir die Göttin Ostera blumenbekränzt auf einem weißen Ros- se aus den alten Wäldern unseres Ohm- gebirges herausreiten. Frühlingswehen umgibt sie. Donar, der Wettergott, der mit seinen Donnerkeilen die Unholde der Erde verscheuchen muss, begleitet sie. Auch Baidur, der Gott des Lichtes, ohne des- sen belebende Kraft der Segen der Göttin nutzlos wäre, schreitet an ihrer Seite. In ih- rem Arme hält sie ein Osterhäschen, das In den Flammen sollte sinnbildlich der vom Symbol der Fruchtbarkeit. Zwei weitere Frühling getötete Winterriese verbrannt Häschen, mit bunten Ostereiern beladen, werden. marschieren als Herolde vorauf. Die Son- ne zieht mit dem Frühlingszuge und lockt Als das Christentum auch unseren Vor- mit ihren Strahlen Veilchen, Schneeglöck- fahren verkündet wurde, behielten sie chen, Primel und andere Frühlingsblumen manche sinnreiche Gebräuche bei, von hervor. denen sich viele, besonders auch auf dem Eichsfeld, bis auf den heutigen Tag erhal- Zu Ehren der Göttin Ostera feierten unsere ten haben. heidnischen Vorfahren das Frühlingsfest. Milch und Honig wurden ihr als Dankopfer Über Osterfeuer, Eierpicken und Ostereier- dargebracht. Auf allen Bergen loderten suchen, sowie über sonstige Ostergebräu- an diesem Tage mächtige Feuer empor. che in unserer engeren Heimat berichtet Titelbild: Die reizvolle Duderstädter Marktstraße, die sich von der evangelischen St.-Servatius- Kirche in östlicher Richtung bis zur katholischen Basilika „St. Cyriakus“ erstreckt und vom ge- fassten Lauf der Brehme begleitet wird, schmückt neben dem Rathaus als einem der ältesten und schönsten Bauwerke seiner Art in Deutschland insbesondere die imposante Mariensäule. 1711 ließ der Bischöfliche Kommissarius des Eichsfeldes und Duderstädter Stadtpfarrer Dr. Herwig Böning die sechs Meter hohe Sandsteinsäule errichten. Während der Säulenschaft aus einem Stein besteht, welcher von der Gottesmutter mit dem Jesuskind gekrönt wird, birgt der viereckige Sockel historische Wappendarstellungen, wie das Wappen des Mainzer Kurstaates und das Du- derstädter Stadtwappen mit den beiden schreitenden Leoparden. Foto und Text: Josef Keppler. 62 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart Karl Wüstefeld in seinem vortrefflichen 1 Heinrich Josef Gottlieb, * 1868 in Hilkerode, † 1944 in Aschaffenburg, Pseudonym „Christian Werke „Eichsfelder Volksleben“. von der Eller“, kaufmännischer Angestellter, Kal- ligraf, Heimatforscher, Schriftsteller … (s. Opfer- M. L. F. mann, Bernhard: Gestalten des Eichsfeldes. 2., Aus: Eichsfelder Heimatglocken, Heft 4, 1923. bearb. u. erg. Auflage, Heiligenstadt 1999, S. 117.) Die große rote Palmsonntagsschachtel Von Peter Anhalt Es war üblich, dass Eichs- felder Burschen ihrer Liebsten nach der Teilnah- me an der Heiligenstädter Palmsonntagsprozessi- on eine „Palmsonntags- schachtel“ mit nach Hau- se brachten. Je größer sie war, umso größer war die Liebe! Die Händler hatten sich darauf eingestellt. 1952 brachte auch Jo- seph Gabel aus Rohrberg seiner Maria eine solche Schachtel mit. Sie war zy- lindrisch, 24 cm im Durch- messer, 9 cm tief und na- türlich gefüllt mit vielen Süßigkeiten. Es fällt auf, dass die Be- malung überhaupt keinen Eine Palmsonntagsschachtel von 1952. Foto: Maria Anhalt. Bezug zu Passion Christi aufwies. Wichtig war dem Käufer, dass schaue in die Sterne, dabei denk ich ganz seine Liebe zum Ausdruck kam. Und so inniglich, ich hab Dich ja so gerne.“ wählte er eine Schachtel mit einem ma- Die große Palmsonntagsschachtel wur- ritimen Motiv. Ein Schiff strebt im schäu- de mit Freude entgegengenommen. Die menden Meer einem Leuchtturm zu. Der Süßigkeiten sind lange verzehrt. Doch die Schachtelrand ist mit Wellen, Möwen und Schachtel hat bis zum heutigen Tag auf einem Steg verziert. Etwas unbekümmert einem Wäscheschrank überdauert und er- ist mit schwarzer Farbe der passende zählt von der Liebe eines jungen Mannes Spruch auf dem Deckel untergebracht. Er und der Wertschätzung des Mädchens für heißt: „Auf diesem Schiffe stehe ich, und seinen Liebesbeweis. Liebe Leserinnen und Leser, in dem Beitrag von Dr. Birgit Schlegel (EHZ 1/2 2019) „Ein Kardinalshut in Lindau: Albrecht von Brandenburg“, Seite 14 f., wurden versehentlich die Bildunterschriften der Abbildungen 1 und 2 vertauscht. Wir bitten um Entschuldigung. Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart 63 Im Schritt der Zeit – unsere eichsfeldische Heimat Josefswallfahrt zur Kirche „Mariä Geburt“ in Renshausen von Johann Freitag Da hat ein Ort vor vielen Jahren beschlossen, unsrer lieben Frauen zu Ehren dieses Haus zu bauen, weil man durch sie das Heil erfahren. Geschichte haben solche Orte, das spüren die, die dort geboren; ihr Herz lauscht still mit wachen Ohren, es hört die steingewordnen Worte. Und wer da hört, der lernt auch sehen, dem weiten sich die Horizonte, der kann, was man dann immer konnte, den andern, der ihm gleicht, verstehen. Mit der Josefswallfahrt zur Kirche „Mariä den der Benediktiner Josef Blume aus dem Geburt“ im untereichsfeldischen Rens- Kloster „St. Michael“ in Hildesheim Anfang hausen beginnt am Sonntag um den 19. des 18. Jahrhunderts geschaffen und ge- März das Pilgerjahr im „Wallfahrtsland“ stiftet hatte, fand als barocker Seitenaltar Eichsfeld in dessen äußerstem Nordwes- Aufstellung im 1850 vollendeten neoroma- ten. Die seit 1722/23 bekannte Wallfahrt nischen Kirchenneubau mit Marienpatrozi- gilt als älteste bekannte Josefswallfahrt nium westlich des Renshäuser Paterhofes. in Deutschland. Die Wallfahrtstradition Das Altarblatt zeigt den hl. Josef mit dem nahm ihren Anfang, als die zwischen 1718 Jesusknaben auf dem Arm, mit Kreuz und und 1722 durch Friedrich Wilhelm von Lilie sowie zwei Engeln. Auf einem Banner Amelunxen aus Bodensee errichtete Jo- im unteren Altarblattbereich ist die Inschrift sefskapelle in Renshausen fertiggestellt „S. Patronus Morientium“ als Hinweis auf war. Als Baumaterial dienten wohl Teile die Verehrung des hl. Josef als „Patron der der alten St.-Annen-Kapelle zwischen Bo- Sterbenden“ zu erkennen. densee und Gieboldehausen am Höher- berg. Der Josefsaltar mit dem Gnadenbild, Foto und erläuternder Text: Josef Keppler. Bewahrte Andenken an eine mühsame Wasserversorgung im Höhendorf Kalteneber Von Prof. Dr. Kurt Porkert und Bernhard Lange Kaltenebers bebaute Fläche liegt ungefähr Wie in anderen Eichsfelder Höhendör- zwischen 440 und 465 Meter über dem fern herrschte in Kalteneber früher oft Meeresspiegel. Ihre mittlere Höhenlage Wassermangel, wenn Niederschläge lan- weist den neunthöchsten Wert aller Eichs- ge ausblieben. Dann bildeten sich lange felder Siedlungen auf, was ein Höhenver- Menschenschlangen an jenen öffentlichen gleich zeigt (Tab. 1). Brunnen, die noch nicht trockengefallen 68 Eichsfelder Heimatzeitschrift – Unser Eichsfeld in Geschichte und Gegenwart kaum noch Zeitzeugen, die sich an die 2 F. H.: Dürre und Wassernot auf der Eichsfelder großen Probleme und Mühen der Trink- Höhe. In: Eichsfelder Heimatborn vom 20. Juli 1957. wasserversorgung ohne Wasserleitungs- 3 Chronik der Pfarrei Kalteneber. anschluss erinnern können. Allerdings 4 Vgl. Lange, Bernhard; Bose, Christine: Straßen- sollte man nicht vergessen, dass bis in die namen in Heilbad Heiligenstadt und in den Orts- Gegenwart manche entlegenen Siedlun- teilen, Teil 40: Flußstraße im Ortsteil Kalteneber. gen in Deutschland oft unter Wasserman- In: Stadtanzeiger Heiligenstadt 25 (2015), Nr. 16, S. 8. gel leiden, weil ihre Bewohner auf eigene 5 Vgl. ebd. Brunnen angewiesen sind. Ein kürzlich 6 Eichsfelder Tageblatt/Heiligenstädter Zeitung vom publik gemachtes Beispiel11 hierfür ist der 10. März 1926. Göhrener Ortsteil Lossen, der am Bach 7 Vgl. Adler, Helmut; Hey, Albert: Chronik Lutter – „Kleiner Jordan“ im Altenburger Land liegt. Fürstenhagen (Eichsfeld). Siedlungen, Menschen, Natur im Luttertal und Umgebung. Lutter 1998, S. 260. Anmerkungen 8 Vgl. ebd., S. 113 f. 9 1 Die Angaben sind dem Geoclient des Geoproxy Vgl. ebd. Thüringen entnommen und mit einer Genauigkeit 10 Vgl. ebd. von 5 m über Normalhöhennull eingetragen. Vgl.: 11 Vgl. O. V.: In Lossen wird das Trinkwasser