in-Schönholz und -

Ein bildreiches und verkehrshistorisches über die beiden Reinickendorfer Güterbahnhöfe in Schönholz und Gleistod Hermsdorf mit den jeweiligen Anschlussbahnen zur Bun-

desmonopolverwaltung für Branntwein an der Provinz- – straße und dem Gütergleis zum Bahnhof der NEB in Ber- lin- sowie den Volta-Werken in Berlin- Die Güterbahnhöfe . Berlin-Schönholz und Die bekannte Buchreihe „Gleistod – Ehemalige Gleise in Berlin-“ wird mit diesem Buch erweitert und Berlin-Hermsdorf durch viele Informationen ergänzt. Berl Güterbahnhöfe Die sowie deren Anschlussgleise

Ein Buch von Michael Bayer MICHAEL BAYER ISBN 978-3-9820299-4-8 Einzelpreis 39,90 EUR

Den Gründern der Eisenbahnen in Berlin-Reinickendorf zur Ehre, den Freunden zur Erinnerung.

Seite | 1

Originalausgabe 1. Auflage 2019 © Michael Bayer, Heiligental 11, 13437 Berlin (V.i.S.d.P) Alle Rechte vorbehalten. Dieses beinhaltet Urheber-, Urheberpersönlichkeits-, Marken-, Handelsaufma- chungs-, Patent- und Geschäftsgeheimnisrechte, Rechte zum Schutz vor unlauterem Wettbewerb sowie andere Rechte an geistigem Eigentum und sonstige Eigentumsrechte. Jede Verwertung des Werkes und aller seiner Teile – auch auszugsweise - ist nur mit Zustimmung des Autors und Verlags erlaubt. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfil- mungen, sonstige fotomechanische Wiedergaben und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektro- nischen Medien. Sachliche, kritische Anmerkungen oder sonstige Hinweise sind gerne unter der E-Mail-Adresse [email protected] erbeten.

ISBN: 978-3-9820299-4-8, Printed in , Selbstverlag. Einzelpreis 39,90 EUR

Bild Einband: 06. September 2009 – Güterschuppen in Hermsdorf mit dem Ladegleis in Richtung Waidmannslust.

Bild Rückband: April 1986 – Die Lokomotive DR 106 267-8 fährt mit einem Bauzug durch den Güter- bahnhof Berlin-Schönholz. © Bernd Teubner

Seite | 2

Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ...... 3 Vorwort ...... 5 Der Güterbahnhof Berlin-Schönholz ...... 6 Gütergleis zum NEB-Bahnhof nach Wilhelmsruh ...... 8 Frachttarife am Güterbahnhof ...... 8 Bahnmeisterei und Weichenbautrupp ...... 11 Verkehrsmengen ...... 11 Auswirkungen des Ost-West-Konflikts ...... 13 Die Stellwerke ...... 14 Eingesetzte Lokomotiven ...... 15 Seltene Nutzung ...... 15 Aktueller Zustand der Gleisanlagen ...... 17 Bilder rund um den Güterbahnhof Berlin-Schönholz ...... 18 Bilder vom Gütergleis zum NEB-Bahnhof nach Wilhelmsruh ...... 71 Gleisanschlüsse am Güterbahnhof Berlin-Schönholz ...... 92 Verlauf des Nebengleisanschlusses zur Drehscheibe ...... 92 Gleisanschluss der Adria Konserven- und Dörrgemüsefabrik Julius Feher AG ...... 93 Gleisanschluss der Berliner Motorwagen-Fabrik ...... 96 Gleisanschluss der Ostdeutschen Spritfabrik GmbH ...... 98 Eigener Wagenpark der BfB ...... 99 Eigene Werkslokomotiven der BfB ...... 101 Ende des Bahnbetriebes ...... 104 Heutiger Zustand ...... 104 Bilder der Gleisanschlüsse am Güterbahnhof Berlin-Schönholz ...... 106 Der Güterbahnhof Berlin-Hermsdorf ...... 153 Der Bahnhof im Zweiten Weltkrieg ...... 159 Der Güterbahnhof in der Nachkriegszeit ...... 160 Stellwerke im Bahnhof Berlin-Hermsdorf ...... 162 Weiterer Rückgang des Verkehrsaufkommens ...... 163 Heutiger Zustand ...... 163 Bilder rund um den Güterbahnhof Hermsdorf ...... 167 Bilder vom Stellwerk Hst am Südkopf des Gbf. Hermsdorf ...... 208 Gleisanschluss der Volta-Werke in Berlin-Waidmannslust ...... 211 Eigene Werkslokomotive ...... 214 Gleis- und Betriebsführung ...... 215 Ende des Anschlussgleises und heutiger Zustand ...... 216

Seite | 3 Bilder zum Gleisanschluss der Volta-Werke in Berlin-Waidmannslust ...... 218 Danksagung ...... 235 Abkürzungsverzeichnis ...... 238 Quellenverzeichnis ...... 240 Literaturverzeichnis ...... 253 Raum für Notizen ...... 262

Seite | 4 Vorwort

Dieses „rotbraune“ Buch (Farbe des Ein- Kamera festzuhalten, was sich seit damals bands) soll als dritter Teil der Buchreihe verändert hat. „Gleistod – Ehemalige Gleise in Berlin-Rei- nickendorf“ eine bezirkliche Zusammen- Ich widme dieses Buch den vielen Unter- fassung sein, um einen Gesamtüberblick stützern, die mir bei der Erstellung hilf- über die Gleisanlagen im Bezirk zu ermög- reich mit Rat und Tat zur Seite standen. lichen. Diese Buchreihe beschränkt sich be- Aber insbesondere möchte ich mich hier- wusst auf Berlin-Reinickendorf mit dem mit bei meiner Familie bedanken, die mir Schwerpunkt auf der Nachkriegszeit. Sie trotz der langen Entstehungszeit (15 Jahre) soll dokumentieren, wie sich das Gesicht den Rücken freigehalten und den erforder- des nördlichsten Berliner Bezirkes wandelt lichen zeitlichen Spielraum gegeben hat. und weiterentwickelt. Dabei gehe ich, so- Auch Lars Molzberger, Peter Bley, Thomas weit es möglich war, auf die jeweilige Ge- Ley und die Familie Dummer möchte ich schichte der Industrie- und Anschlussbah- an dieser Stelle besonders erwähnen, weil nen ein. Mir ist es jedoch wichtig, dass die- ich einen Großteil der historischen Bilder ses Buch von den Bildern lebt. Ich habe ver- von ihnen erhalten habe und diese Fotos sucht, die Stellen wiederzufinden, von de- die Grundlage für das Buch sind. nen ich Bilder aus der „aktiven Bahnzeit“ erhalten habe und diese erneut im heutigen Für den Einen mag es spannend und folge- Zustand zu fotografieren. richtig sein, dass die Abkehr von der Nut- zung der Bahn schnell voranschreitet. Für Als ich ein kleiner Junge war, waren die den Anderen mag es vielleicht auch ein we- Reinickendorfer Industriegleise im nörd- nig beklemmend sein, zu erleben, dass die lichsten West-Berliner Bezirk für meine Bahn keinen Schwerpunkt mehr in Berlin- Freunde und mich ein gern genutzter Spiel- Reinickendorf bildet. Hoffentlich finden platz. Eine tödliche Gefahr vermochten wir nicht nur Industriebegeisterte und Eisen- auf den Bahnanlagen nicht erkennen, zu- bahnliebhaber einen Gefallen an diesem mal die Güterzüge nur selten und meist Werk. auch nur mit geringer Geschwindigkeit auf den Gleisen ihrem Ziel entgegen „rumpel- Für viele der von mir beschriebenen In- ten“. Oft gingen wir die Schienenstränge dustrie- und Anschlussbahnen war deren ab, um „unser“ Revier zu entdecken. Be- Erhalt aus Sicht der Stadt- und Verkehrs- reits in meiner Jugend übte die Eisenbahn planer nicht mehr notwendig. Die Schienen eine fast magische Anziehungskraft auf von damals haben heutzutage keine Bedeu- mich aus. Diese Faszination ist bis heute ge- tung mehr – der „Gleistod“ im Norden Ber- blieben. lins.

Nach der Wiedervereinigung der beiden Berlin-Reinickendorf, im Oktober 2019 deutschen Staaten wurden fast alle Indust- riegleise in Berlin-Reinickendorf nach und nach demontiert. Viele Gleise baute man zu Straßen um, einige Bahnanlagen eroberte die Natur wieder zurück. Aufgrund meiner Erinnerungen an die „gute alte Zeit“, fiel mir der Wandel irgendwann besonders auf. Ich habe dadurch festgestellt, dass ich nicht nur älter geworden bin, sondern ei- nen Teil der Geschichte miterlebt habe. Und so machte ich mich auf, um mit der

Seite | 5 Der Güterbahnhof Berlin-Schönholz

Der Güterbahnhof Berlin-Schönholz Schönholz höhergelegt2. Der Güter- war der größte Güterbahnhof im Bezirk schuppen muss etwa im Jahr 1902 ent- Reinickendorf. Er hatte eine zentrale standen sein. Dabei handelt es sich um Bedeutung für alle Reinickendorfer In- einen Ziegelbau mit Betriebsräumen, dustriebahnstrecken, da alle Güterzüge einer Holzfachwerkhalle mit anschlie- diesen Bahnhof passieren mussten. Au- ßenden Laderampen. Die Fenster sind ßerdem teilen sich kurz hinter dem überwiegend mit Rundbögen gestaltet. nördlichen Bahnhofsgelände die Bahn- Der Güterschuppen steht heutzutage strecken in Nordbahn (Berlin – ebenso wie die beiden Stellwerke unter Stralsund) und Kremmener Bahn (Ber- Denkmalschutz. lin – Kremmen) auf.

Auf einem Gleisplan aus dem Jahr 1890 ist der Bahnhof Berlin-Schönholz ledig- lich als zweigleisige Haltestelle ebener- dig an der Trasse der Nordbahn einge- zeichnet. Der 20. Dezember 1893 kann als Geburtsstunde des Güterbahnhofs bezeichnet werden, da an diesem Tag der Bahnhof für den öffentlichen Güter- verkehr freigegeben wurde1. Anfangs 01. Februar 2013 – Die Holzbauweise in der Lagerhalle des Güterschuppens ist hieß der Bahnhof noch Schönholz-Rei- noch vorhanden. nickendorf. Am 15. Mai 1938 wurde er jedoch in Berlin-Schönholz umbenannt. In der aufstrebenden Zeit siedelten sich Fahrkarte aus auch zahlreiche Gastronomiebetriebe dem Jahr 1893 rund um den Bahnhof an. Zu den be- für einen Vor- kanntesten zählten das Restaurant Bür- ortzug in der gerheim von Inhaber A. Schruoffeneger III. Klasse zwi- schen dem direkt neben dem Bahnhof und das Res- Stettiner Bahn- taurant Ferchland‘s Festsäle an der Pro- hof und dem vinzstraße. Bahnhof Reini- ckendorf Ro- Im April 1906 waren dann die Erweite- senthaler rungsarbeiten abgeschlossen. Durch Straße (später den Umbau entstand auch ein eigenes Kopenhagener Gütergleis neben zwei Vorortgleisen (S- Straße in Wil- helmsruh). Die Bahn) und zwei Fernzuggleisen. In die- Fahrt ging über ser Zeit wurde auch der dem S-Bahnhof Schönholz. gegenüberliegende Güterbahnhof auf der Ostseite der Strecke errichtet. Ab dem Jahr 1901 wurde die Bahnstre- cke erheblich erweitert und im Bereich

1 vgl. Berliner Verkehrsblätter, 6-8/1977, Seite 133. 2 vgl. Berliner Verkehrsblätter, 6-8/1977, Seite 137. Seite | 6

1903 – Auszug aus einer Karte über die „Entwicklungen der Eisenbahnanlagen im Norden von Berlin“ © Zeitschrift für Bauwesen, Archiv Mike Straschewski

1905 – Ansichtskarte vom Restaurant Bürgerheim des Inhabers Schruoffeneger neben dem Bahnhof Schönholz. Hier kehrten die Bahnmitarbeiter gerne ein.

Seite | 7

24. Juli 2008 – Die Diesellokomotive ER 20-004 passiert bei einer Überführungsfahrt von der ehemaligen Waggon Union Berlin GmbH in den Güterbahnhof. Am Haken hat sie die beiden Elektrolokomotiven ES 64 F4 001 (189 101) und ES 64 F4 032 (189 932). © Peter Bley

27. Mai 2011 – Die Lokomotive 228 758-9 aus Babelsberg kommt aus Borsigwalde mit dem Güterzug Nummer 93592. Der Leerzug passiert gerade das Stellwerk Snt am ehemaligen Güterbahnhof Berlin-Schönholz. © Carsten Templin

Seite | 49

22. September 2019 – Der alte Güterschuppen mit der Ladestraße. Das Gebäude ist in einem sehr schlechten baulichen Zustand.

22. September 2019 – Im Dickicht der Bäume trotzen die beiden Prellböcke der Ladegleise 23 und 24 dem Verfall.

Seite | 67 Der Güterbahnhof Berlin-Hermsdorf

Der Güterbahnhof Berlin-Hermsdorf Bahnhof Hermsdorf mit zwei Bahnstei- entstand erst einige Jahre nach dem Bau gen58. Durch diese Infrastruktur konnte und der Inbetriebnahme der sogenann- der Güter- und Fernverkehr unabhän- ten Nordbahn. Der Bau der Bahn wurde gig vom Personennahverkehr abgewi- zunächst durch die Nordbahn-Aktien- ckelt werden. Der Architekt der Ge- gesellschaft geplant, die im Zeitraum bäude war Karl Cornelius, der u.a. auch um 1870 ihre Arbeit aufnahm. In Vorbe- die Bahnhöfe in , Waidmannslust reitung der Streckenführung verloren und erbaut hatte. jedoch viele Einwohner der nördlichen Vororte ihre Grundstücke, so dass der Volksmund die „neue“ Bahn mit den Worten: Nordbahn-Mord- bahn“ verspottete57. Erst die Über- nahme der ruhenden Planungen durch die Königliche Eisenbahnkommission beendete den Bau. Anfang des 19. Jahrhunderts – Hinter dem repräsentativen Bahnhofsgebäude des Personenverkehrs lag der Güterbahnhof von Berlin-Hermsdorf. © Verlag von Bauer & Pahl, Hermsdorf

Auf einer Postkarte aus dem Jahr 1902 ist zu erkennen, dass es einen kleinen Güterschuppen an dem repräsentati- ven Bahnhofsgebäude gab. Der eigent- liche Güterbahnhof entstand wenige Jahre später. Ein genaues Datum der In- betriebnahme war nicht zu recherchie- ren. Mit Sicherheit war er jedoch seit Ja- nuar 1910 in Betrieb, da auf einer Karte Postkartenbilder aus dem Jahr 1900 vom der Wittenauer Boden AG ein Verbin- Bahnhof Berlin-Hermsdorf. dungsgleis vom Güterbahnhof Berlin- Der erste Personenzug befuhr die Stre- Hermsdorf zur Industriebahn Tegel- cke am 10. Juli 1877, wobei zunächst eingezeichnet ist (siehe vier Züge in Berlin-Hermsdorf auf ih- dazu mein Buch: „Gleistod–Die Indust- ren Weg bis nach Stralsund hielten. In riebahn von Berlin-Tegel nach Fried- den Folgejahren wurde noch ein drittes richsfelde (ITF) in West-Berlin“, ISBN und viertes Gleis hinzugefügt. Spätes- 978-3-9820299-0-0). tens im April 1912 gab es auf der Nord- bahn einen viergleisigen Bahnbetrieb Ein weiterer Beleg für die Existenz des zwischen Berlin-Schönholz und dem Güterbahnhofs ist der 16. Juli 1912, da

57 vgl. Der waldreiche Norden Berlins (1927), Seite 58 vgl. Peter Bley, Berliner Nordbahn (2002), Seite 37. 21. Seite | 153

1947 – Der Eingang des S-Bahnhofs Berlin-Hermsdorf mit einer alten Bahnlaterne am Gleis der Nordbahn. Etwa 50 Meter links dieses Standortes begann das Gelände des Güterbahn- hofs mit der gepflasterten Zufahrtsstraße. © Verlag E. Munier K.-G. , Schulzendorfer Straße 23

02. Oktober 1971 – Blick vom Güterbahnhof auf den S-Bahnhof. Am rechten Rand steht ein gedeckter Güterwagen unter dem Vordach des Güterschuppens. © Peter Bley

Seite | 175