Prof. Dr. Konrad Löw: Pius XII.: „Bleibt dem katholischen Glauben treu!“ 68

Gerhard Stumpf: Reformer und Wegbereiter in der Kirche: Klemens Maria Hofbauer 76

Franz Salzmacher: Europa am Scheideweg 82

Katholisches Wort in die Zeit 45. Jahr März 2014

DER FELS 3/2014 65 Formen von Sexualität gleich- Liebe Leser, wertig sind. Eine Vorgeschichte hat weiterhin die Insolvenz des kircheneigenen Unternehmens der Karneval ist in der katho- „Weltbild“. Das wirtschaftliche lischen Welt zuhause, wo sich Desaster ist darauf zurückzufüh- der Rhythmus des Lebens auch ren, dass die Geschäftsführung im Kirchenjahr widerspiegelt. zu spät auf das digitale Geschäft Die Kirche kennt eben die Natur gesetzt hat. Hinzu kommt die INHALT des Menschen und weiß, dass er Sortimentsausrichtung, die mit auch Freude am Leben braucht. Esoterik, Pornographie und sa- tanistischer Literatur, trotz vie- Papst Franziskus: Lebensfreude ist nicht gera- Das Licht Christi in tiefster Finsternis.....67 de ein Zeichen, das unsere Zeit ler Hinweise über Jahrzehnte, charakterisiert. Die zunehmen- keineswegs den Anforderungen Prof. Dr. Konrad Löw: : den psychischen Erkrankungen eines kircheneigenen Medien- Pius XII.: „Bleibt dem sprechen jedenfalls nicht dafür. unternehmens entsprach. Eine katholischen Glauben treu!“ ...... 68 „Schwermut ist die Signatur der Vorgeschichte hat schließlich die Gegenwart geworden“, lautet geistige Ausrichtung des ZDK Raymund Fobes: der Titel eines Artikels, der die- und der sie tragenden Großver- Seid das Salz der Erde ...... 72 ser Frage nachgeht (Tagespost, bände wie BDKJ, katholische 1.2.14). Frauenverbände etc. Prälat Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Roos: Die Menschen erleben heute, Die selbsternannten „Refor- „Ein Licht für das Leben mer“ der deutschen Ortskirche in der Gesellschaft“ (Lumen fidei) ...... 74 dass sie mit verdrängten Prob- lemen immer mehr in Tuchfüh- ereifern sich immer wieder ge- Gerhard Stumpf: lung kommen. Wenn z.B. jetzt in gen den römischen Zentralismus Reformer und Wegbereiter in der der Rentenreform breit diskutiert und fordern mehr Kompetenzen Kirche: Klemens Maria Hofbauer ...... 76 wird, ob die Alten den Jungen für die Ortskirche. Ist die aber übermäßige Zukunftslasten auf- in der Lage, die hausgemach- Dr. Alois Epple: bürden, liegt das auch an der ten Probleme zu lösen? Wir ha- Die vier letzten Dinge rückläufigen Kinderzahl, die sich ben trotzdem Hoffnung, weil die Das Gericht ...... 77 seit Jahrzehnten abgezeichnet Menschen nicht mehr alles hin- hat. nehmen, was ihnen vorgesetzt Prof. Dr. Hubert Gindert: wird. Sie stehen auf. Sie protes- Zur Tragödie des Weltbild-Verlages ...... 78 Heutige Probleme haben ihre Vorgeschichte. Kardinal Brand- tieren mit Demos und mit Unter- Franz Salzmacher: müller, ehemaliger Präsident schrifteninitiativen. Die Petition Europa am Scheideweg ...... 82 des päpstlichen Komitees für Ge- gegen den Bildungsplan 2015 schichtswissenschaft in Rom, hat haben über 200.000 Menschen Prof. Dr. Hubert Gindert: in der Tagespost (1.2.14) einen unterzeichnet, die europäische Sie wollen leben wie alle und nicht Aufsatz mit dem Titel veröffent- Bürgerinitiative „one of us“ ge- gegen den Strom schwimmen ...... 85 licht: „Limburg: Eine Geschichte gen Abtreibung und Embryonen- mit Vorgeschichte“. Er legt darin selektion haben in Deutschland Eduard Werner: dar, welche Fehlentwicklungen 150.000 unterschrieben, am Keine Verfälschung der Geschichte ...... 89 aufgrund falscher Weichenstel- Marsch für das Leben in lungen in der Vergangenheit zur haben 4.500 teilgenommen, das Auf dem Prüfstand ...... 90 sind 50% mehr als im Vorjahr. Zeit im Spektrum ...... 92 heutigen Krise geführt haben. Bücher/Leserbriefe ...... 94 Eine Vorgeschichte haben auch Wer sich heute für die Kirche Veranstaltungen ...... 95 die Freiburger „Handreichung und für eine humane Gesell- für die seelsorgerliche Beglei- schaft einsetzt, findet sich wo- tung von Menschen in Tren- möglich wieder im Karneval auf Impressum „Der Fels“ März 2014 Seite 95 Faschingsbühnen in Mainz oder Redaktionsschluss ist jew. der 5. des Vormonats nung, Scheidung und nach zivi- ler Wiederverheiratung“ oder Veitshöchheim verspottet. Aber Titelbild: Dornenkrönung Jesu, die „Kölner Kircheninitiative“ was macht das schon? Nehmen Erläuterung siehe Seite 94 (KKI). Letztere reicht mindestens wir es mit Humor! Fotonachweise: 67 KNA-Bild; 68, 70, 73 (rechts) bis 1989 zurück, als Kardinal Archiv; 73 wikimedia, gemeinfrei; 75 R. Gindert; 76 Meisner unter dem Protest ei- Begegnungen mit Klemens Maria Hofbauer, Weiß ner großen Zahl von Theologie- Otto, Pustet, 2009; 77 Privatbesitz; 84 Liminski; 85 B. Bushart, Deutsche Malerei des Barock, S. 69 88 professoren zum Erzbischof von Schieser Köln berufen wurde. Eine Vorge- schichte hat auch der so genann- Quelle S. 82: Aus der Würdigung von Bischof Küng, St. Pölten in kath.net. Quellen S. 96: Benedicta Ma- te Bildungsplan 2015 von Baden ria Kempner „Priester vor Hitlers Tribunalen“. Bertels- Württemberg, wo es nicht um To- Mit den besten Wünschen mann 1996 S. 348 Josse Alzin: „Martyrologe 40 – 45“. leranz, sondern darum geht, Kin- aus Kaufering Edition Fasbender, Arlon Belgien 1947 dern nahe zu bringen, dass alle Ihr Hubert Gindert 66 DER FELS 3/2014 Papst Franziskus:

Das Licht Christi in tiefster Finsternis

Papst Franziskus hat die folgende Ansprache zum Angelus am Fest- tag „Darstellung des Herrn“ (2. Fe- bruar, Mariä Lichtmess) gehalten, der von der Kirche auch als „Tag des geweihten Lebens“ begangen wird. Das nächste Kirchenjahr – daran erinnert der Papst – soll in besonderer Weise dem geweihten Leben gewidmet sein.

feiern wir das Fest Heute der Darstellung Jesu im Tempel. An die­sem Datum wird auch der Tag des geweihten Le­ bens begangen. Er er­innert daran, wie wichtig für die Kirche­ all jene sind, die die Berufung angenommen ha­ ganz den Brüdern hingegeben, um ohne Schwestern vor! Das kann man ben, Jesus in größerer Nähe auf dem das Licht Christi dorthin zu bringen, sich nicht vorstellen: sie sind dieses Weg der evangelischen Räte nach­ wo die Finsternis am tiefsten ist, und Geschenk, dieser Sauerteig, der das zufolgen. Das heutige Evangelium um seine Hoffnung in den verzagten­ Volk Gottes voran bringt. Großartig berichtet, dass Maria und Josef das Herzen zu verbreiten. sind sie, diese Frauen, die ihr Leben Kind vier­zig Tage nach der Geburt Die gottgeweihten Personen sind Gott weihen, die die Botschaft­ Jesu zum Tem­pel brachten, um es Gott Zeichen Gottes in den ver­schiedenen weitertragen. darzubrin­gen und zu weihen, wie es Bereichen des Lebens, sie sind Sauer­ Die Kirche und die Welt brau­ das jüdische Gesetz vorschreibt. Die­ teig für das Wachstum einer gerechte­ chen dieses Zeugnis der Liebe und se Begebenheit aus dem Evangelium ren und brüderliche­ren Gesellschaft, der Barmherzigkeit Gottes. Die ge­ ist auch ein Bild für die Hingabe des sie sind Prophetie des Teilens mit den weihten Personen, die Ordensmän­ eigenen Lebens seitens derer, die Kleinen und Ar­men. So verstanden ner, die Ordensfrauen sind Zeugnis durch ein Geschenk Gottes die cha­ und gelebt wird das geweihte Leben dafür, dass Gott gut und barmherzig rakteristischen Züge des jungfräuli­ für uns sichtbar als das, was es wirk­ ist. Deshalb ist es notwendig, dank­bar chen, armen und gehorsamen Jesus lich ist: es ist ein Geschenk Gottes, ein die Erfahrungen geweihten Le­bens in annehmen. Geschenk Gottes an die Kirche, ein ihrem Wert herauszustellen und die Diese Selbsthingabe an Gott be­ Geschenk Gottes an sein Volk! Jede Kenntnis der verschiedenen Charis­ trifft jeden Christen, da wir alle ihm geweihte Person ist ein Geschenk für men und Spiritualitätsformen zu ver­ durch die Taufe geweiht sind. Wir alle das Gottesvolk, das auf dem Weg ist. tiefen. Man muss darum be­ten, dass sind berufen, uns dem Vater mit Jesus Es gibt einen großen Bedarf an die­ viele junge Menschen »Ja« sagen und wie Jesus hinzugeben, in­dem wir sen Menschen, die den Einsatz für zum Herrn, der sie beruft, sich ganz aus unserem Leben ein großherziges die Verbreitung des Evangeliums, ihm zu weihen für einen selbstlosen Geschenk machen: in der Familie, bei für die christliche Erziehung, für die Dienst an den Brüdern und Schwes­ der Arbeit, im Dienst für die Kirche, Liebe zu den Bedürftigsten, für das tern; das Leben dem Dienst an Gott in den Werken der Barmherzigkeit. kontemplative Gebet stärken und er­ und an den Brüdern zu weihen. Eine derartige Weihe wird dennoch neuern; den Einsatz für die mensch­ Aus all diesen Gründen wird, wie in besonderer Weise von den Or­ liche Bildung, für die geistli­che Bil­ bereits angekündigt, das kom­mende densleuten, von den Mönchen, von dung der Jugend, der Fami­lien; den Jahr auf besondere Weise dem ge­ den geweihten Laien gelebt, die mit Einsatz für die Gerechtigkeit und den weihten Leben gewidmet sein. Be­ dem Ablegen der Gelübde ganz und Frieden in der Mensch­heitsfamilie. reits jetzt wollen wir diese Initiative ausschließ­lich Gott gehören. Diese Denken wir doch ein wenig daran, der Fürsprache der Jungfrau­ Maria Zugehörig­keit zum Herrn gestattet was geschehen würde, wenn es in und des heiligen Josef empfehlen, es allen, die sie auf echte Weise le­ den Kranken­häusern keine Schwes­ die als Eltern Jesu die Ersten­ gewe­ ben, ein be­sonderes Zeugnis für das tern gäbe, keine Schwestern in den sen sind, die von ihm ge­weiht wur­ Evange­lium des Reiches Gottes zu Missio­nen, keine Schwestern in den den und die ihr Leben ihm geweiht geben. Ganz Gott geweiht sind sie Schu­len. Stellt euch doch eine Kirche haben. q

DER FELS 3/2014 67 Konrad Löw:

Pius XII.: „Bleibt dem katholischen Glauben treu!“

Vor fünfundsiebzig Jahren wurde Eugenio Pacelli Papst

„Evviva il Papa!“

In der Morgenfrühe des 10. Feb­ ruar 1939 starb Papst Pius XI. Acht­ zehn Tage danach begannen die feier­ lichen Zeremonien zur Eröffnung des Konklave. Mittwoch, den 1. März, nachmittags um halb 4 Uhr zogen die 62 Kardinäle zur Andacht in feierli­ cher Prozession, unter dem Gesang des „Veni creator spiritus“, durch die Sala regia in die Cappella Sistina. Einer von ihnen war Eugenio Pacel­ li. Jedermann wusste es: Er galt als der aussichtsreichste Papabile. Auf dem Petersplatz drunten und in den Straßen Roms standen die Wetten für ihn auf zehn zu fünf! Aber warnte nicht das alte römische Sprichwort: „Wer als Papst in das Konklave einzieht, – der verlässt es als Kardinal!“ – ? Eugenio Maria Giuseppe Giovanni Pacelli wurde am 2. März 1939 nach 2. März, Donnerstag früh, auf einem eintägigen Konklave zum Papst gewählt. Er wählte den Namen der Piazza di San Pietro, eine un­ Pius XII. Von 1917 bis 1930 wirkte er als Nuntius zuerst in Bayern, dann überschaubare Menschenmenge. im Deutschen Reich. Seit 1930 war er Kardinalstaatssekretär. Die 1937 Zweimal wird am Vormittag dunkler in deutscher Sprache verfasste und in allen Kirchen verkündete Enzy- Rauch dem dünnen, silbern blinken­ klika seines Vorgängers Pius XI. „Mit brennender Sorge“ trägt mit den den Blechschornstein entsteigen, der scharfen Verurteilungen der nationalsozialistischen Ideologien im We- die Dächer der Sistina überragt. Nie­ sentlichen seine Handschrift. mand ist enttäuscht, denn niemals in der Geschichte des Papsttums ist es geschehen, dass schon am ersten Tag Kurz darauf folgt der erste öffent­ Versammlung in der Sistina auf. Das des Konklave die Einigung zustande liche Auftritt des Neugewählten. Der Heilige Kollegium … konnte nicht kam. Doch dann geschieht es. Die rangälteste Kardinal tritt an den Rand zögern, Eugenio Pacelli auf den Stuhl Wahl erfolgt im dritten Wahlgang am des Balkons hoch über der wogenden Petri zu berufen.“ Es war, der Zufall Donnerstagnachmittag gegen fünf Menge: „Annuncio vobis gaudium wollte es, gerade an seinem 63. Ge­ Uhr. Um diese Zeit erhob sich im magnum: Habemus papam … Euge­ burtstag. Heute, im März 2014, bli­ Konklave der Kardinaldekan, schritt nium Pacelli cken wir genau 75 Jahre zurück. auf Eugenio Pacelli zu und fragte Auf dem Petersplatz herrschte ihn mit erhobener Stimme, ob er die unbeschreiblicher Jubel: „Evviva il Wahl annehme. Seine Antwort – ein Papa!“ – rufen die begeisterten Rö­ Nuntius in Deutschland demütiges Ja. mer. Und weiter: „Welchen Namen wirst Damals schrieb Kardinal Verdier Für uns Deutsche ist es lohnend, Du als Papst führen?“ Die Antwort: von Paris: „In der bald zweitausend­ darüber nachzudenken, wie es zu der „Pius XII! Denn mein ganzes geistli­ jährigen Geschichte der Kirche gibt Bezeichnung der „deutsche“ Papst ches Leben und meine Laufbahn sind es nur wenige Beispiele einer sol­ gekommen ist. Die meisten Jahre im unter Päpsten dieses Namens dahin­ chen Wahl. Der Wert des Kardinals Bischofsamt – abgesehen von sei­ gegangen, besonders aber aus Dank­ Pacelli war unbestritten und seine nem Pontifikat – hat er in Deutsch­ barkeit gegen Pius XI., der mir immer erhabene Persönlichkeit drängte sich land, zunächst in München, dann in seine Liebe erwiesen hat.“ uns seit den ersten Augenblicken der Berlin zugebracht. Als Papst war er 68 DER FELS 3/2014 von 1939 bis zum Kriegsende vor­ Völkern, wäre der Menschheit er­ wiegend mit den Herausforderungen spart geblieben, wenn der Friede … Der Sekretär des Papstes – durch das „Dritte Reich“ befasst. damals verwirklicht worden wäre.“ das Am 13. Mai 1917 erhielt er die Wer wollte widersprechen, wenn er Bischofsweihe, am 25. Mai traf er bedenkt, dass der Versailler Diktat- Kaum waren zwei Jahre Sekreta­ in München ein und überreichte am Frieden mitursächlich für den Zwei­ riat um, kam Hitler in Deutschland 28. Mai dem König, Ludwig III., sein ten Weltkrieg gewesen ist? Pius hat an die Macht. Für den „deutschen“ Beglaubigungsschreiben als Nuntius. damals ausgerufen: „Alles ist verlo­ Pacelli war Hitler kein unbeschrie­ Doch rasch entfaltete er sein Wirken ren, -auch Ihr armes Vaterland!“ benes Blatt. Er nannte schon 1933 über die Grenzen Bayerns hinaus. In Seine Friedensbemühungen waren die Ernennung Hitlers zum Reichs­ seinem Buch „Ereignisse und Gestal­ gescheitert. Doch auf einem anderen kanzler „verhängnisvoller … als es ten, 1878-1918“ schreibt Kaiser Wil­ Gebiet war er überaus erfolgreich. ein Sieg der sozialistischen Linken helm II.: Im Sommer 1917 empfing Fünf Jahre feilte er an den Entwürfen gewesen wäre“. Noch in Berlin hatte ich in Kreuznach den Besuch des zu einem Konkordat zwischen dem Pacelli ein Konkordat mit der Wei­ päpstlichen Nuntius Pacelli … Pace­ Freistaat Bayern und dem Heiligen marer Republik in Angriff genom­ lli ist eine vornehme, sympathische Stuhl. Am 15. Januar 1925 wurde es men. Aber die rasch wechselnden Erscheinung von hoher Intelligenz vom Bayerischen Landtag ratifiziert. Regierungen sahen dringendere Auf­ und vollendeten Umgangsformen“. Wenig später, am 14. Juli, nahm er gaben. Nun war es Kanzler Hitler, Von Kreuznach kehrte Pacelli Abschied von München, um künftig der an diese Vorarbeiten anknüpfte sofort nach München zurück, wo in der Reichshauptstadt zu wirken. und dem Heilige Stuhl den Abschluss am nächsten Tag Kaiser Karl von Bei der Feier aus diesem Anlass rief anbot. Sollte die Kirche Hitlers An­ Österreich-Ungarn eintraf, von dem er aus: „Ich grüße bewegten Herzens gebot ausschlagen? Hätte die Kirche er ebenfalls in Audienz empfangen das bayerische Volk, in dessen Mitte die ausgestreckte Hand ausgeschla­ wurde. Worum ging es in den Ge­ mir in den vergangenen Jahren eine gen, hätten viele gesagt: Statt Ver­ sprächen? „Das ganze Schwerge­ zweite Heimat geworden ist.“ trauensvorschuss hat die Kirche die wicht der diplomatischen Tätigkeit Nur vier Jahre später schaffte Konfrontation gewählt. Die besseren des Heiligen Stuhles für die Vermitt­ Pacelli auch ein Konkordat mit dem Gründe sprachen gegen Konfronta­ lung des Friedens verlegte sich nun überwiegend evangelischen Preu­ tion von Anfang an. Hitler war doch in die Nuntiatur von München. Doch ßen. Prälat Ludwig Kaas, der Frak­ legal an die Macht gekommen und der Papstfriede kam nicht zustande. tionsvorsitzende des Zentrum, stellte hatte feierlich die Bereitschaft zu gu­ „Aber“, so ruft ein Biograph Pius‘ fest: „Der Plan eines preußischen ter Zusammenarbeit mit den Kirchen XII: aus, „das darf allen Männern, Konkordates erschien zunächst fast gelobt. Auch war die neue wie die die diesseits und jenseits der deut­ aussichtslos.“ Für Kaas war es das alte Regierung Arbeitgeber für Milli­ schen Grenzen die Verantwortung für Verdienst Pacellis, dessen diplomati­ onen Katholiken, die auf die Duldung das Scheitern der päpstlichen Frie­ sches Geschick er nicht genug loben im Staatsdienst angewiesen waren. densvermittlung tragen, gesagt sein: konnte. Noch im selben Jahr, 1929, Katholische Politiker schmachte­ Ströme von Blut, unsägliches Leid erfolgte Pacellis Abberufung nach ten – wie Kommunisten und Sozi­ und ein Kreuzweg, von dem wir nicht Rom, damit er dort, mit der Kardi­ aldemokraten – in den Lagern, die wissen, ob wir eine letzte Station vor nalswürde ausgezeichnet, als Staats­ deutschlandweit aus dem Boden uns oder hinter uns haben, wäre den sekretär an der Seite Pius‘ XI. wirke. schossen. Und die Kirche konnte ih­

Ansprache von Papst Pius XII. an eine deutsche Pilgergruppe

Sonntag, 23. April 1939

Wir begrüßen euch im gemein- Kindern zu erhalten. Bekennet Wir wollen viel beten – jetzt samen Vaterhause, geliebte Söh- diesen heiligen Glauben in so im Monat Mai besonders zur ne und Töchter aus Deutschland. reiner Absicht und in so edlen Gottesmutter – für den Frieden, Formen, dass es jedem klar sein für die katholische Kirche in Unsere religiöse Verbundenheit muss: es geht den Katholiken in Deutschland, für die deutsche mit den deutschen Katholiken, ihrem Ringen nur um die Rech- Jugend. unsere Liebe zu ihnen und dem te Gottes und der Kirche Jesu ganzen deutschen Volke ist heute Christi. Niemand sage uns nach, Als Unterpfand der Gnade noch stärker und tiefer als in den dass wir nicht ein Deutschland in und Liebe Jesu Christi und des Jahren, die Wir in Deutschland Glück und Blüte ersehnen. Gera- Schutzes der mächtigen Jung- verbringen durften. de weil wir dies ersehnen, stehen frau, die euch alle unter ihrem wir ein für die religiösen Güter. Mantel bergen möge, erteilen Bleibt dem katholischen Glau- Denn nur auf ihnen lassen sich Wir euch und allen euren Ange- ben treu und tut alles, was in eu- dauernde Größe, Wohlstand und hörigen von ganzem Herzen den ren Kräften steht, um ihn euren Volksglück aufbauen. Apostolischen Segen.

DER FELS 3/2014 69 den ersten Worten zu entnehmen ist, wo er „Mit großer Sorge“ in „Mit brennender Sorge“ abgewandelt hat. Pius XI. unterzeichnete die Enzykli­ ka am 14. März. Heimlich gedruckt und über Kuriere verbreitet, wurde sie am folgenden Sonntag von allen Kanzeln Deutschlands verlesen. Kein Priester verweigerte den Dienst. Die Bischöfe gingen mit gutem Beispiel voran. Das NS-Regime wertete die Enzy­ klika als offene Kampfansage, woll­ te aber gleichwohl keine weltweit wahrgenommene Staatsaffäre daraus machen, vielmehr den Vorgang tun­ lichst kaschieren. In der Protestnote, die am 12. April vom deutschen Bot­ schafter dem Vatikan überreicht wur­ de, wird die Enzyklika als Versuch gewertet, „die Welt gegen das neue Deutschland aufzurufen“. Nicht das Reich, sondern die Kirche habe das Konkordat verletzt, die ihre Gläubi­ gen „gegen ihre eigene Regierung“ mobilisiere. Auf Einzelheiten des päpstlichen Schreibens einzugehen sei unter der Würde der Reichsregie­ rung. Die Lektüre der Enzyklika macht diese Reaktion des totalitären Staa­ tes verständlich. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit hatte der Papst die wahre Natur des Nationalsozialismus schonungslos bloßgestellt. Spätes­ tens jetzt konnte jeder zeitunglesen­ de Bewohner der westlichen Hemi­ sphäre Bescheid wissen. Trotzdem nahmen in diesem Jahr erstmals die Botschafter Englands (Regierungs­ partei Labour) und Frankreichs (Re­ gierungskoalition „Volksfront“) am Eine riesige Menschenmenge hat sich eingefunden, um den ersten Segen Nürnberger Reichsparteitag der NS­ nach der Papstwahl „Urbi et Orbi“ zu empfangen. DAP teil. - Wer erlangte in Deutsch­ land Kenntnis vom Inhalt der Enzyk­ nen nicht helfen. Schließlich war das lika? – Die katholischen Kirchgänger Konkordat ein Vertrag, auf den sich „Mit brennender Sorge“ – und jene halbwegs Gleichgesinnten, die Kirche berufen konnte – und tat­ Enzyklika in deutscher Sprache denen ein Exemplar zugesteckt wer­ sächlich auch immer wieder berufen den konnte. hat (manchmal mit Erfolg), weshalb Fünf Bischöfe hatte der Papst im Unter der Überschrift „Reiner Hitler die Geltung für die neuerwor­ Januar 1937 zu sich gebeten, unter Gottesglaube“ wird das Stichwort benen Gebiete, wie Sudetenland und ihnen Kardinal Faulhaber. In den „Rasse“ explizit angesprochen: „Wer Österreich, verneinte. Abendstunden verfasste er wunschge­ immer die Rasse oder das Volk oder Der Preis für diese Vorteile war mäß den Text eines Weltrundschrei­ den Staat oder die Staatsform, die eine gewisse Aufwertung des Regi­ bens, das sich aber ausschließlich Träger der Staatsgewalt oder andere mes. Aber es ist schlichtweg falsch, mit den Verhältnissen in Deutschland Grundwerte menschlicher Gemein­ wenn immer wieder behauptet wird, befassen sollte und daher ausnahms­ schaftsgestaltung – die innerhalb das Konkordat sei der erste außenpo­ weise in deutscher Sprache abgefasst der irdischen Ordnung einen we­ litische Erfolg Hitlers gewesen. Vor war. Es war eine der großen Stunden sentlichen und ehrengebietenden dem Konkordat hat die NS-Regie­ und der großen Taten des Kardinal­ Platz behaupten – aus dieser ihrer rung Verträge mit dem Vereinigten staatssekretärs. Pacelli las Faulha­ irdischen Wertskala herauslöst, sie Königreich, mit Frankreich und Ita­ bers Entwurf, erweiterte den Text zur höchsten Norm aller, auch der lien unterzeichnet. und verschärfte den Ton, was schon religiösen Werte macht und sie mit

70 DER FELS 3/2014 Götzenkult vergöttert, der verkehrt sen wurden, wie bei allen staatlichen Pacellis in den Schmutz zog mit und verfälscht die gottgeschaffene Aktionen zur Gewohnheit geworden, der Behauptung, der Papst habe ge­ und gottbefohlene Ordnung der Din­ ablehnende Stimmen laut… Es wäre schwiegen. Diese eklatante Lüge ge­ ge... Nur oberflächliche Geister kön­ nicht zu verstehen, das man mit den nießt – so sehen es viele – den Schutz nen der Irrlehre verfallen, von einem Juden so brutal umgehen könne; ob der Kunstfreiheit. Daher hält sich die­ nationalen Gott, von einer nationalen Jude oder Arier, alle wären doch von se Verunglimpfung hartnäckig. Min­ Religion zu sprechen...“ Gott geschaffene Menschen.“ destens ebenso hartnäckig müssen Auch unter anderen Überschrif­ wir Christen bei jeder sich bietenden ten werden „Blut und Rasse“ in ihre Seine behutsame Sprache begrün­ Gelegenheit die historische Wirklich­ Schranken gewiesen. det der Papst am 2. Juni 1943 in einer keit ins Gedächtnis rufen: Der Papst Am 13. Juli 1937 sprach Kardi­ Ansprache an Kardinäle wie folgt: hat nicht geschwiegen. Aber er be­ nal Pacelli in der überfüllten Not­ „Jedes Wort, das darüber von uns an wegte sich auf ganz dünnem Eis. Ein re-Dame-Kathedrale der französi­ die zuständigen Behörden gerichtet einziges Wort Hitlers hätte genügt, schen Hauptstadt. Dabei kam er auf wird, jede öffentliche Anspielung und der Schutz, den die zahlreichen Deutschland und seine Bewohner muss mit allergrößtem Ernst erwogen Mischehen immer noch boten, wäre zu sprechen, „jenes edle und mäch­ und gewichtet werden, im eigenen In­ durch gesetzliche Zwangsscheidung tige Volk, das schlechte Hirten zu teresse derjenigen, die leiden, damit beendet gewesen. Dass geharnischte einer Vergötzung der Rasse verleiten ihre Lage nicht noch schwerer und Proteste ihnen nichts nützen, wussten möchten“. unerträglicher gemacht wird als vor­ die gefährdeten Juden, sogar das Kind her.“ Bei dieser Gelegenheit gedach­ Anne Frank: „Jan hat den Hirtenbrief te er nochmals mit bewegten Worten „Der Deutsche“ als Papst derer, „die aufgrund ihrer Nationali­ tät oder ihrer Rasse zur Zielscheibe Es versteht sich geradezu von für noch größere Katastrophen und selbst, dass Pacelli als Papst seinem noch heftigere Schmerzen geworden Aus der Enzyklika Urteil über die Deutschen und die NS- sind und die manchmal sogar, ohne „Mit brennender Sorge“ Regierung treu blieb. Aber was konn­ eigenes Verschulden, zur Ausrottung te und sollte er tun? Pius XII., so heißt bestimmt sind.“ Habet acht, Ehrwürdige Brü- es, habe befürchtet, ein flammender Kaum war der Schlachtenlärm der, dass vor allem der Got- Protest würde den rasenden Hitler verhallt, machten sich die Ältesten tesglaube, die erste und un- nicht von seinem infernalischen Vor­ eines Internierungslagers, in dem ersetzbare Grundlage jeder haben abbringen, sondern die Lage sich 3 200 Juden, Flüchtlinge aus Religion, in deutschen Landen der Opfer noch verschlimmern und Österreich, Ungarn und der Tsche­ rein und unverfälscht erhalten die Möglichkeiten stiller Hilfen ver­ choslowakei, befanden, von Cosenza bleibe. Gottgläubig ist nicht, ringern. Dennoch beendete der Papst in Süditalien auf den Weg, um dem wer das Wort Gottes redne- seine Weihnachtsansprache des Jah­ Papst einen Brief zu überreichen, in risch gebraucht, sondern nur, res 1942, nachdem er der gefallenen dem es heißt: wer mit diesem hehren Wort Soldaten, der Witwen und Waisen, der „Eure Heiligkeit, den wahren und würdigen Flüchtlinge und Kriegsopfer gedacht nun, da die siegreichen alliierten Gottesbegriff verbindet (9). hatte, mit einem Appell, den Frieden Truppen unsere Ketten zerbrochen zu suchen. „Dieses Gelöbnis schuldet und uns von Gefangenschaft und Ge­ die Menschheit den Hunderttausen­ fahren befreit haben, erlauben wir, den, die ohne eigene Schuld manch­ die jüdischen Internierten von Ferra­ der Bischöfe an die Menschen in der mal nur wegen ihrer Nationalität oder monti, uns, unsern tiefsten und erge­ Kirche für uns mitgebracht … Ob es der Abstammung dem Tode geweiht bensten Dank für die Sorge und Hilfe hilft? Unseren Glaubensbrüdern be­ oder einer fortschreitenden Verelen­ auszusprechen, die Eure Heiligkeit stimmt nicht.“ Das Gegenteil des Er­ dung preisgegeben sind.“ Alle damals uns in väterlichem Interesse und hofften trat ein: Der Appell hat mör­ Lebenden, insbesondere die primär grenzenloser Güte während der Jahre derisch geschadet! – Edith Stein u.a.! Angesprochenen, die Nationalsozi­ unserer Internierung und Verfolgung In der Nachkriegsära haben sich alisten, verstanden: „Er [der Papst] in nahezu allen Ländern Europas zu untadelige Persönlichkeiten erfolg­ beschuldigt tatsächlich das deutsche gewähren geruhten.“ Dutzende ähn­ reich gegen eine pauschale Anschul­ Volk der Ungerechtigkeit gegenüber licher Bekundungen zeigen, wie sehr digung der Deutschen gewehrt, so den Juden, und er macht sich zum das karitative Wirken des Papstes Bundeskanzler . Je Sprecher der Juden, der Kriegsver­ von den Hauptbetroffenen gewürdigt weiter der Abstand zum furchtbaren brecher“, urteilte der NS-Sicherheits­ worden ist. Geschehen, um so trüber das Bild der dienst. Die Kirchentreuen verstanden Deutschen, die unter Hitler lebten. das Sprechen wie das Schweigen, wie Der Papst hat nicht geschwiegen Auch das Ansehen des „deutschen zahlreiche NS-Stimmungsberichte be­ Als der Papst am 9. Oktober 1958 Papstes“ wurde geschändet und ist weisen. So heißt es in einem solchen starb, war die Trauer groß und welt­ es bis heute, weshalb es offenbar für Bericht unter dem 16. Dezember 1941 weit, die kommunistischen Staaten untunlich gehalten wird, ihn zur Ehre den Abtransport von Juden aus dem ausgenommen. Fast zehn Jahre ver­ der Altäre zu erheben. Alle Vorberei­ Regierungsbezirk Minden betreffend: gingen, bis ein deutscher Dramati­ tungen sind abgeschlossen. Wir dür­ „Lediglich aus konfessionellen Krei­ ker mit einem Bühnenstück die Ehre fen die Hoffnung nicht aufgeben. q

DER FELS 3/2014 71 Raymund Fobes:

Seid das Salz der Erde

Impulse zur Glaubensverkündigung

„Bessere Lieder müssten sie mir gen nicht abbringen lassen – mag da Das erleben zum Beispiel zuweilen singen, dass ich an ihren Erlöser eine Gesellschaft uns noch so oft sa­ Ordensleute oder auch Priester, die glauben lerne. Erlöster müss- gen, dass unser Verständnis von der von ihrem Oberen oder Bischof ge­ ten mir seine Jünger aussehen,“ Familie hoffnungslos veraltet ist, beten werden, sich auf einen Dienst schreibt der Philosoph Friedrich der Zölibat krank macht und sogar einzulassen, der ihrer Meinung nach Nietzsche über die Christen in „Also unser Kampf gegen das Töten unge­ nicht ihrer Berufung entspricht, aber spricht Zarthustra“, jenem Werk, in borener Kinder der Haltung radika­ in der Liebe zur Kirche kommen dem er den eigentümlichen Über­ ler und böswilliger Kämpfernaturen sie diesem Dienst nach. Für diesen menschen vorstellt und immer wie­ ähnlich ist. Dienst aus Liebe zur Kirche ist nicht der den Willen zur Macht jenseits zuletzt auch Papst Benedikt XVI. von Mitleid und Mitmenschlichkeit ein beeindruckendes Beispiel. Er hat propagiert. Liebe zu Christus und nach seiner Wahl die Entscheidung Betrachtet man die Biographie zu Seiner Kirche des Konklaves mit einem herunter­ Nietzsches, so drängt sich der Ver­ sausenden Fallbeil verglichen, aber dacht auf, dass sein zynischer und Alles, unsere Gelassenheit, un­ er hat Ja gesagt. Und er wurde als zuweilen aggressiver Atheismus sere Freude, aber auch unsere Be­ Papst zu einem großen Zeugen für nicht zuletzt auf tiefe Verzweiflung reitschaft zum kämpferischen Be­ einen Glauben, der Erfüllung gibt. zurückzuführen ist. Auch seine Pa­ kenntnis, müssen aber ihren Grund Dass sein Dienst für ihn immer auch rabel vom tollen Menschen, der ja in Jesus Christus haben, der unser anstrengend war, dass er keine Se­ gerade dadurch verrückt wird, weil wirklicher und endgültiger Erlöser kunde lang nach einer Kirchenkarri­ er die Erfahrung macht, dass Gott ist. Deshalb geht es zuerst einmal ere strebte – all das macht deutlich, tot ist, legt dies nahe. Man mag so darum, die Beziehung zu Ihm immer wie sehr er letztlich aus dem Be­ fragen, hätte Nietzsche nicht zum wieder zu vertiefen. Salz der Erde wusstsein der Freundschaft mit Gott Glauben und aus der Verzweiflung können wir nur dann sein, wenn wir seinen Dienst verstand und daraus finden können, wenn er „erlöster selbst den Geschmack nicht verlie­ sicher auch heute noch lebt. aussehenden“ Christen begegnet ren. wäre? Und die Frage gilt ja letztlich Insofern ist es für den Glau­ auch unserer Zeit und uns: Fänden ben und auch für seine Verkündi­ Ein Zeugnis von nicht auch viele Menschen zu Chris­ gung zuerst einmal unerlässlich, Papst Benedikt XVI. tus, wenn wir als Christen „erlöster eine wirklich persönliche Bezie­ aussähen“? hung zu Jesus Christus aufzubau­ Geradezu ein Vermächtnis dieser Allerdings ist das Nietzsche-Zitat en. „Ich glaube dir, Gott, dass du Haltung, der Freude an Christus und mit Vorsicht zu genießen. Christen mich liebst!“ ist die entscheidende der Kirche, ist eine Ansprache des sind natürlich nicht dann besonders Grundlage jedes tragenden Glau­ Papstes, die er nur kurze Zeit vor der überzeugend, wenn bei ihnen „Ju­ bens. Aus diesem Bewusstsein, das Ankündigung seines Rücktritts im bel, Trubel, Heiterkeit“ vorherrscht. es freilich immer wieder einzuüben Priesterseminar von Rom gehalten Es geht auch überhaupt nicht da­ gilt, kann dann die Glaubensfreude hat. Papst Benedikt geht in dieser rum, eine Fassade des Lächelns erwachsen. Und eben diese Freude Rede auf den Ersten Petrusbrief ein aufzubauen, eine „heile Welt“, die am Glauben, diese Freude an Jesus und den für diesen Brief sehr wichti­ es gar nicht gibt. Nein, es geht um Christus kann und sollte zu einer gen Begriff des Erwähltseins. Petrus etwas anderes – es geht um eine Freude an der Kirche werden, die ja redet ja in diesem Brief die Christen innere Freude, darum, dass wir als die von Christus gestiftete Gemein­ als durch die Taufe Erwählte an und Christen gelassener sind, weniger schaft ist. Damit diese Freude trag­ macht ihnen damit Mut, indem er aufgehen in den Sorgen der Welt – fähig ist, muss sie aus der Liebe zu ihnen deutlich macht: Gott hat euch weil wir ja „entweltlicht“ sein kön­ Christus erwachsen, denn dann ist es erwählt – und darum seid ihr wert­ nen, wie es Papst Benedikt XVI. so auch möglich, das mit zu vollziehen, voll. schön ausgedrückt hat. Es geht aber was im Christentum nicht so leicht Papst Benedikt sagt so auch in die­ auch darum, dass wir uns von dieser zu schlucken ist. Es gibt tatsäch­ ser Rede sehr schön: „Wir müssen Welt nicht entmutigen lassen und lich eine Liebe zur Kirche, die auch für diese Tatsache (des Auserwählt­ uns von unseren wichtigen Haltun­ bereit ist, Schwieriges zu ertragen. seins) dankbar sein und uns darüber 72 DER FELS 3/2014 freuen. Gott hat an mich gedacht, sus Christus kennenlernen konnte, bekommt den Namen Ulrika. Sie er hat mich als Katholiken, als Trä­ das menschliche Antlitz Gottes, die scheut keine Arbeit, obwohl sie im­ ger seines Evangeliums, als Priester menschliche Geschichte Gottes in mer mit schweren Kopfschmerzen auserwählt. Ich glaube, es lohnt sich, dieser Welt.“ zu kämpfen hat. Mit nur 31 Jah­ öfter darüber nachzudenken und in ren stirbt sie im Jahr 1913. Ulrika diese Tatsache seiner Auserwählung Nisch hat sehr viel durchgemacht, erneut einzutreten: Er hat mich aus­ Alles dem doch trotzdem war sie heiter und erwählt, er hat mich gewollt; jetzt Heiland zulieb gütig. So ist auf der Website der antworte ich.“ Kreuzschwestern vom Kloster Heg­ Und diese Antwort ist eben, wie Wie nun die Freude am Erlöst- ne am Bodensee über sie zu lesen: es der Papst immer wieder gezeigt und Erwähltsein fruchtbar wird, „Menschen, die Schwester Ulrika hat, der Dienst an Jesus und an Sei­ zeigen uns neben Papst Benedikt kannten, beschrieben sie als einfa­ ner Kirche. Erwähltsein, auch das XVI. auch viele andere große Ge­ chen, demütigen, heiteren und gü­ macht Benedikt XVI. deutlich, hat stalten der Kirche, die oft auch sehr tigen Menschen, dessen Arbeit vom dabei nichts mit Triumphalismus zu bescheiden lebten und leben. Mir Gebet getragen und durchdrungen tun, es ist keine Machtposition – und kommt Schwester Ulrika Nisch in war. (…) Schwester Ulrika erfuhr so zeigt sich auch wieder, wie sehr den Sinn, die aus dem so einfachen in ihrem eigenen Leben, dass Gott

Friedrich Nietzsche (1844-1900): Papst Benedikt XVI.: gelebte Sr. Ulrika Nisch, * 18.9.1882 in Lehre vom Übermenschen und Freundschaft mit Gott und Bereit- Mittelbiberach/Baden-Württem- Willen zur Macht statt Beziehung schaft, ihm und seiner Kirche mit berg; + 9.5.1913 in Hegne, seligge- zu Gott und dankbares Sich-Ein- ganzem Herzen zu dienen. sprochen am 1.11.1987 in Rom lassen auf ihn. das Christentum jenseits des Den­ und doch so segensreichen Satz Leid nicht erspart, aber durch das kens von Friedrich Nietzsche ist. lebte: „Alles dem Heiland zulieb.“ Leiden hindurch hilft. Und sie ver­ Nein, so Papst Benedikt weiter, Sie wurde als Franziska Nisch mochte diese Erfahrung auch an „sich zu freuen, dass Gott mich ge­ 1882 im oberschwäbischen Mit­ andere weiter zu geben.“ wollt hat, ist kein Triumphalismus, telbiberach geboren und wuchs in Das ist ein Leben aus dem Be­ sondern Dankbarkeit, und ich glau­ großer Armut und bei einem hart­ wusstsein der Freundschaft mit Gott, be, dass wir diese Freude wieder herzigen Vater auf. Später nahm des Erlöstseins. Schwester Ulrika lernen müssen: Gott hat gewollt, sie die Stelle einer Dienstmagd in war dankbar für diese Gemeinschaft dass ich so geboren bin, in einer ka­ Rorschach bei St. Gallen an. In die­ mit Gott. Daraus hat sie gelebt, und tholischen Familie, dass ich Jesus ser Zeit erkrankte sie schwer und das hat sie ausgestrahlt. So wurde von Anfang an kennengelernt habe. wurde in einem Spital der Schwes­ sie Salz der Erde, und so können wir Welch ein Geschenk, von Gott ge­ tern vom Heiligen Kreuz gepflegt. es auch heute werden, zur Ehre Got­ wollt zu sein, so dass ich sein Ant­ Franziska entschließt sich darauf­ tes, zum Segen der Menschen und litz erkennen konnte, dass ich Je­ hin in den Orden einzutreten und zu unserer Freude. q

DER FELS 3/2014 73 Kongress Freude am Glauben 2013

Lothar Roos:

„Ein Licht für das Leben in der Gesellschaft“ Lumen fidei

dient die Kirche den aus? In welcher Zeit leben wir? Papst In dem Maße aber, in dem auf die­ Wie Menschen? Die Ant­ Johannes XXIII. sagt dazu in seiner sem Weg nicht nur Nützliches und wort, die wir auf diesem Kongress Enzyklika Pacem in terris (1963), Gutes, sondern mehr und mehr auch dazu geben wollen, lautet: Indem sie die gerade 50 Jahre alt geworden ist: Bedrohliches, ja Tödliches möglich ihnen jene „Freude im Glauben“ wei­ Wer das Evangelium den Menschen ist und z.T. schon wirklich wurde, tergibt, von der ihre Gläubigen sel­ nahe bringen will, der muss die „Zei­ lassen sich Wert- und Sinnfragen ber im Innersten erfüllt sein sollten. chen der Zeit“ erkennen.2 Damit will aus dem Konzept der „öffentlichen „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! er deutlich machen: Zu jeder Zeit Vernunft“ nicht mehr ausklammern. Noch einmal sage ich euch: Freut gibt es sowohl Widerstände gegen Genau darauf wollte Romano Gu­ euch! Eure Güte werde allen Men­ die christliche Verkündigung, als ardini aufmerksam machen, als er schen bekannt“ (Phil 4,4 f.).1 In die­ auch die „offene Tür“ (Porta fidei), unmittelbar nach dem Zweiten Welt­ ser Formulierung macht der Apostel durch die der Glaube das Leben und krieg ein Buch schrieb mit dem Titel zugleich deutlich, dass aus der Freude Zusammenleben der Menschen er­ „Das Ende der Neuzeit“. Denn heute über die uns von Christus geschenkte reichen kann. Worin bestehen heute steht die Menschheit wieder vor je­ Erlösung eine „Güte“ hervorgeht, die jene „Zeichen der Zeit“, von denen ner Frage, die sie seit der Entfaltung „allen Menschen bekannt“ werden die Verkündigung des Evangeliums des neuzeitlichen Denkens immer soll. Genau dies brachte Papst Paul ausgehen kann? mehr aus dem Blick verlor, nämlich VI. in seinem Apostolischen Schrei­ vor der Gottes-Frage. Ein aktuelles ben Octogesima adveniens (1971) Indiz dafür: Je komplexer die Pro­ zum Ausdruck, als er anlässlich des bleme des politischen, wirtschaftli­ 80. Jahrgedächtnisses an die erste 1. Das „Ende der Neuzeit“ chen und gesellschaftlichen Lebens moderne päpstliche Sozialenzyklika werden, desto mehr werden wieder Rerum novarum (1891) sagte: „Die Wenn wir unsere Zeit richtig ver­ „Ethik-Räte“ etabliert. Und sofern Kirche hat den Menschen die Lie­ stehen wollen, dann müssen wir man letzte ethische Entscheidungen be Gottes und das ihr durch Christus zunächst die Neuzeit insgesamt in nur in der Verantwortung vor Gott gebrachte Heil zu verkünden; eben den Blick nehmen. Sie lässt sich be­ begründen kann, sind wir wieder auf damit lässt sie das Licht des Evangeli­ schreiben als großartige Entfaltung den Gott der biblisch-christlichen ums in Handel und Wandel“ der Men­ der Möglichkeiten der menschli­ Offenbarung verwiesen. Gott hat schen „hineinstrahlen“ (OA 1). „Das chen Vernunft in den positiven Wis­ den ihm neuzeitlichen entlaufenen Licht des Glaubens“, so drückt es senschaften und deren Anwendung Menschen wieder eingeholt. Auch Papst Franziskus in seiner gerade ver­ in Technik, Ökonomie und Politik. wer dieser theologischen Schlussfol­ öffentlichten ersten Enzyklika Lumen Damit konnte man lange Zeit so gut gerung nicht zustimmen will, muss fidei (2013) aus, „besitzt nämlich eine leben, dass man die Sinnfrage auf zugeben: Ohne Wertentscheidungen, ganz besondere Eigenart, da es fähig sich beruhen lassen konnte. Die ein­ wie immer man sie begründen mag, ist, das gesamte Sein des Menschen zelnen Teildisziplinen der Natur- und gibt es keinen Ausweg aus der ge­ zu erleuchten (LF 4). Folglich sei es Humanwissenschaften entwickelten genwärtigen Fortschrittskrise.3 auch „Ein Licht für das Leben in der sich so immer mehr ohne Rückbin­ In seiner Enzyklika Spe salvi (SS) Gesellschaft“ (LF 54-55). dung an philosophisch-ethische oder präsentiert Benedikt XVI. für dieses gar theologische Vorentscheidun­ „Zeichen der Zeit“ einen Zeugen, den gen. Die säkulare Gesellschaft, die kaum jemand erwartet hatte, nämlich I. Die „Zeichen der Zeit“ Gott nicht mehr braucht, entstand. Immanuel Kant: In der Neuzeit – so Das neuzeitliche Fortschrittsden­ Benedikt XVI. – habe sich allmäh­ Wenn das Licht des Evangeliums in ken folgte einfach der Maxime: Was lich die „Umwandlung des christli­ „Handel und Wandel“ der Menschen technisch und ökonomisch möglich chen Hoffnungsglaubens“ durch den „hineinstrahlen“ soll, dann müssen ist, das wird auch verwirklicht, ohne Glauben an den „Fortschritt“ vollzo­ wir zuerst fragen: Wie sieht denn weitere Rückfragen nach dem huma­ gen. Sein „revolutionäres Potential“ dieser „Handel und Wandel“ heute nen Sinn des jeweiligen Fortschritts. habe dieser „Glaube“ erstmals in der 74 DER FELS 3/2014 Französischen Revolution entfaltet. „neuer Atheismus“ zum Volkssport Das „aufgeklärte Europa“ habe auf geworden. Die von den Massenmedi­ diese Vorgänge „zunächst fasziniert“ en vorgefertigten Denk- und Verhal­ hingeblickt. Aber schon 1795 habe tensstandards sind zugleich Ausdruck Immanuel Kant in der Schrift „Das und Mitursache dieses Phänomens. Ende aller Dinge“ befürchtet, es kön­ Der polnisch-englische Philo­ ne ein „verkehrtes Ende aller Dinge“ soph Leszek Kolakowski hat auf eintreten, und zwar dann, wenn „das dem Deutschen Philosophenkon­ Christentum aufhöre, das sittliche Vortrag beim Kongress „Freu­ gress 1994 in Berlin diesen Wandel menschliche Handeln zu beeinflus­ de am Glauben“ 01. September analysiert und vor einem „populären sen“ (SS 19). 2013, Augsburg Relativismus“ gesprochen, der die Diesem „verkehrten Ende“ sind wir „Säulen, auf welche sich unsere Zivi­ seit 1789 beträchtlich näher gekom­ lisation stützt, [...] konsequenter als men. Wie haben wir darauf reagiert? als dass man sie mit dem Hinweis der Kommunismus“ zerstöre, weil er Zumindest eine Reaktion hat es nach auf die „68er“ hinreichend erklären uns „von jeder Verantwortung und der der Katastrophe des „Dritten Rei­ könnte. Sie gründen in den beiden Pflicht“ befreie. Kolakowski warnt ches“ gegeben: Das Deutsche Volk Befreiungsschüben der spätlibera­ vor dem Aberglauben, dass Freiheit gab sich „in Verantwortung vor Gott len Gesellschaft, die sich allmählich von selbst zu einer Ordnung führe. und den Menschen“, wie es in der nach dem Ende der Nachkriegszeit Eine solche Annahme sei deshalb an­ Präambel des Grundgesetzes steht, ereignet haben: Zunächst gab es ei­ thropologisch leichtfertig, „weil wir die zweite demokratische Verfassung nen technisch-ökonomischen Befrei- den barbarischen Leib immer dicht seiner Geschichte. Vermutlich hatten ungsschub, der in Deutschland mit unter der Haut tragen“. Geistige Si­ einige der Väter und Mütter des Par­ dem Begriff „Wirtschaftswunder“ cherheit könne es deshalb nur aus der lamentarischen Rates dabei den in verbunden wurde. Aus einer Armuts­ Überzeugung geben, „dass es einen dem genannten Buch ausgesproche­ gesellschaft war innerhalb einer Ge­ dauernden und reellen, nicht von uns nen Satz Guardinis im Kopf: „Wenn neration eine Wohlstandsgesellschaft willkürlich für die jeweiligen Zwecke Gott seinen Ort in der Welt verliert, geworden. Die Freiheitsspielräume erdachten Unterschied zwischen Gut verliert ihn auch der Mensch“.4 Wie weiteten sich gewaltig aus und damit und Böse, wie auch zwischen Wahr lange aber haben wir an dieser Ein­ die Möglichkeit, aus vielen Ange­ und Falsch gibt“. Der entscheidende sicht, der wir die „Invocatio Dei“ in boten auszuwählen. Was lag näher, Punkt sei, dass es letztlich auf den der Präambel des Grundgesetzes ver­ als diesen technisch-ökonomischen „Glauben an eine sinnvolle Ordnung danken, festgehalten? Warum war es Befreiungsschub auf alle Lebensbe­ der Welt“ ankomme, „einen Glauben, nicht mehr möglich, den Gottesbe­ reiche auszudehnen und so einen mo- der außerhalb der religiösen Traditi­ zug in der Verfassung des vereinten ralisch-stilistischen Befreiungsschub on nicht zugänglich“5 sei. Europa zu verankern? herbeizuführen? Dies führte zu der In der Predigt, die Kardinal Joseph Tendenz, allmählich die gesamte Ratzinger am Beginn des Konkla­ überkommene Moral weitgehend ve am 18. April 2005 gehalten hat, Die spätliberale „Kultur- zur Disposition zu stellen. Der mo­ sprach er – hier ganz auf der Linie 2. revolution“ derne Atheismus war bis in die Mit­ seines Vorgängers – von einer „Dik­ te des 20. Jahrhunderts weitgehend tatur des Relativismus, die nichts als Robert Spaemann hat einmal fest­ das Phänomen einer intellektuellen endgültig anerkennt und als letztes gestellt: Wenn man über die Trümmer Oberschicht gewesen. Jetzt aber ist Maß nur das eigene Ich und seine einer untergegangenen Kultur schrei­ die damit einhergehende „Aufklä­ Gelüste gelten lässt.“ tet, dann sollte man sich fragen, was rung“ unten angekommen und als Fortsetzung folgt die Menschen dieser Kultur verges­ sen haben, bevor der Untergang über sie hereinbrach. Wenn es den Men­ 1 Siehe auch: Georg Dietlein, Freut sen, Bedürfnissen und Wünschen, die es schen lange Zeit gut geht, vergessen ­Euch! Glaubensbekenntnis eines jungen zusammen mit den übrigen Menschen sie leicht, warum dies so ist. Rund 20 Christen, Aachen 2013 und die Rezensi­ unserer Zeit teilt, zu unterscheiden, was Jahre, nachdem der Gottes-Bezug in on dieses Buches von Werner Münch in: darin wahre Zeichen der Gegenwart oder DER FELS, August/September 2013, die Präambel des Grundgesetztes auf­ Absicht Gottes sind“ (GS 11). S.268 f. 3 Vgl. dazu ausführlicher: Lothar Roos, genommen wurde, kam es zu jener 2 Die Pastoralkonstitution des Konzils Humanität und Fortschritt am Ende der „Kulturrevolution“, die sich mit dem greift 1965 diesen Gedanken auf und Neuzeit, Köln, 1984. Jahr 1968 verbindet. Die Wirkursa­ sagt: „Im Glauben daran, das es vom 4 Romano Guardini, Das Ende der Neu­ chen des damit einhergehenden geis­ Geist des Herrn geführt wird ... bemüht zeit, Würzburg, 1950. tigen Umbruchs liegen jedoch tiefer, sich das Volk Gottes, in den Ereignis­ 5 FAZ vom 05.02.1994, Nr. 30. DER FELS 3/2014 75 Gerhard Stumpf: Reformer und Wegbereiter Klemens Maria Hofbauer in der Kirche

„Hansl, wenn die Liebe auf der ben und die Kirche als Ermutigung katholisch.“4 Während in Österreich ganzen Welt einmal größer gewor- zum Leben. Für Johannes gibt es Josef II. in die Kirche hineinregierte, den ist als alle Sünde, dann hat die nicht Vernünftigeres als den Glau­ Klöster und Ordensgemeinschaften Not ein End auf unserer Erde.“1 ben der Kirche, und immer ist es der aufhob, die Ideologie der Aufklärung Dieser Satz seines Heimatpfarrers Ruf Gottes, dem der Mensch folgen alles durchseuchte, ging Klemens in Taßwitz im tschechisch-österrei­ muss. Johannes geht den Weg zum Maria nach Rom, fand den Kontakt chischen Grenzgebiet hat sich dem Priestertum. Er hört den Ruf Chris­ zu den Redemptoristen, von Alfons Kind Johannes Hofbauer eingeprägt. ti in der Backstube als Lehrling und von Liguori gegründet, und kehrte Der Priester wollte mit diesem Ge­ Geselle. Er pilgert mehrfach nach als Priester zurück nach Norden, um danken die reale Welt zeigen, die Rom, erprobt das Leben als Eremit als erster Redemptorist mit Freunden Aufmerksamkeit des Kindes auf die in der Heimat und bei Rom. In Tivoli jenseits der Alpen zu missionieren allein Not wendende Liebe lenken erhielt er mit dem Eremitenhabit, im und Ordensniederlassungen zu grün­ und zugleich das Kind trösten, als Sinne eines dritten Ordens verbunden den. 13 Jahre lang durchzieht er mit es hilflos die Bosheit eines fremden mit kirchlichen Laiendiensten, den seinen Freunden die Länder des Hei­ Mannes erleben musste. Dieses Kind Namen Klemens. Die Sorge um die ligen Römischen Reiches Deutscher ist als neuntes von zwölf Kindern der Nation, Die Feier der Liturgie zieht Familie Hofbauer am Stefanustag die Menschen an, die Predigten der des Jahres 1751 geboren und erhielt Redemptoristen führen zur Umkehr, den Namen des Lieblingsjüngers ihre Beichtstühle sind umlagert. Die des Herrn. Von den Kindern sollten Katechesen fallen auf fruchtbaren nur fünf die Kindheit überleben, so Boden, Jugendliche schließen sich dass der Vater auf dem Sterbebett zu den Priestern an. Klemens Maria seiner Frau sagen konnte: „ Wenn Hofbauer und seine Freunde mühen ich sterbe, habe ich mehr Kinder im sich ab, ohne je verdrossen zu sein. Himmel als du auf der Erde.“2 Der Von Bischöfen und Priestern wird ih­ kleine Johannes holte den Priester, nen Romhörigkeit vorgeworfen, von der dem Vater die Sterbesakramente politischen Kräften wird ihr Werk brachte. Nach dem Tod des Vaters zerstört, die Propaganda verleumdet tröstete die Mutter den Jungen am sie. Schließlich kehrt Klemens Ma­ Friedhofskreuz: „Schau, der da dro­ ria Hofbauer nach Wien zurück. Als ben ist nun dein Vater. Schau, dass du Seelenberater, Prediger, Armer unter ihn dein Leben lang mit keiner Sün­ Armen wird er in Wien zum Mittel­ de beleidigst!“3 Der Priester und die punkt eines Freundeskreises, durch Eltern leben im Glauben und geben den der katholische Glaube sich un­ so den Glauben weiter. Dürfen wir ter dem Begriff der Romantik in allen daraus nicht lernen, dass der Glau­ Seelennot der Menschen in gottver­ Schichten des Volkes entfalten kann. be die Gemeinschaft zusammenführt gessener Zeit, lässt ihn nicht in Ruhe. So wird Klemens Maria Hofbauer und zusammenhält? Könnte dies Er lernt die Not und den Hunger der zum Apostel Wiens. Ein unüberseh­ nicht für die Gegenwart ein Ansatz Menschen kennen und teilt das Weni­ barer Trauerzug begleitet ihn 1820 zur Neuevangelisierung sein? Der ge, das er selbst hat. Schließlich wird zum Grab nach Maria Enzersdorf. Priester nimmt Anteil am Leben und ihm, ein Geschenk des Himmels, ein 1909 wird er von Pius X. heilig ge­ Sterben der Menschen und nimmt es Studium ermöglicht. Was er aber in sprochen. q mit in sein tägliches Gebet und das seinen Studienjahren in der heimat­ 1 Hünermann W., Der Bäckerjunge von Opfer der Messe. Die Eltern nehmen lichen Klosterschule und in Wien Znaim, Heidelberg 1976, S.47 das Leben ihrer Kinder aus der Hand bis zum Überdruss hören musste, 2 Ebda S. 36 Gottes und wissen die Kinder darin war überwiegend Zeitgeist. Über­ 3 Ebda S. 37 geborgen, was auch immer kommen liefert ist sein Protest: „Was Sie da 4 Güttenberger H., Klemens Maria Hof­ mag. Die Kinder erleben den Glau­ sagen, Herr Professor, ist nicht mehr bauer, Wien 1927, S. 29

76 DER FELS 3/2014 Die vier letzten Dinge Das Gericht

Die Bildunterschrift beschreibt kurz (Joh 5, 29). Ein Attribut ist die Frie­ Im Hintergrund erkennt man ei­ den zentralen Bildinhalt durch ein denspalme. Unter der Palme findet nen Regenbogen. Hier ist er nicht Zitat aus einem Paulusbrief (1. Kor der Wüstenwanderer Nahrung, Erho­ Zeichen des Bundes (1 Mos. 9, 13 5, 52): Denn es wird die Posaune lung und Ruhe wie die beim Gericht – 16) sondern Zeichen der Wieder­ schallen, und die Toten werden auf- Geretteten. Das andere Attribut ist kunft Gottes beim Gericht, wie es erstehen unverweslich. Eine beschrieben ist bei Hesekiel weitere Erläuterung des Dar­ (Ez 1, 28): Gleichwie der Re- gestellten steht auf der Posau­ genbogen steht in den Wol- nenfahne: Venite ad judicium ken, wenn es geregnet hat, (Kommet zum Gericht). Die also glänzte es um und um. einzelnen Bildinhalte lasssen Dies war das Ansehen der sich aus der Bibel herleiten: Herrlichkeit des Herrn. In Der Engel des Herrn, wel­ der Apokalypse heißt es (Off cher die Gerichtsposaune bläst, 4, 2,3): Und siehe, ein Stuhl nimmt Bezug auf 1 Thess 4, war gesetzt im Himmel […] 16-17 wo es heißt: Denn der und ein Regenbogen war um Herr selbst wird beim Befehl den Stuhl, gleich anzusehen und beim Ruf des Erzengels wie ein Smaragd. Oder in und der Posaunen Gottes vom Off 10, 1 und Off 10, 7 steht: Himmel herabsteigen; und Und ich sah einen andern die Toten, die in Christus sind, starken Engel vom Himmel werden als erste auferstehen. herabkommen; der war mit Dieses Zitat wurde früher als einer Wolke bekleidet, und Epistel bei jedem Requiem ein Regenbogen auf seinem gelesen. Der Erzengel lässt Haupt […] in den Tagen der sich als der Seelenwäger Stimme des siebten Engels, Michael ansprechen, denn wenn er zu posaunen anhebt, auf der Posaunenfahne sieht ist auch das Geheimnis Got- man eine Waage, auf welcher tes vollendet […]. beim Gericht die guten gegen Die vier Menschen, wel­ die schlechten Taten eines je­ che gerade aus den Gräbern den Menschen aufgewogen auferstehen, sind noch teil­ werden; Gott ist ja nicht nur weise in ihr Leichentuch barmherzig, sondern auch ge­ gehüllt. Die Tradition, Tote recht. Dementsprechend hat in Tücher gehüllt zu bestat­ der Engel auch zwei Attribute ten, hat ihr Vorbild in der in seiner Rechten. Sie weisen Bestattung von Christus (Mt auf die beiden Vorgänge beim Ge­ das Flammenschwert. Mit ihm steht 27, 59), dessen Leichentuch im richt: …die das Gute getan haben, der Kerub – nach dem Midrasch ist Grabtuch von Turin sogar zu uns werden zum Leben auferstehen, die es Michael – vor dem Baum des Le­ gekommen ist. das Böse getan haben, zum Gericht bens im Paradies (1 Mos 3, 24) und AE mit einem Flammenschwert stieß Michael die alte Schlange aus dem Himmel (Off 12, 7-10), so wie er beim Gericht die Verdammten in die Hölle stoßen wird.

statutum est hominibus wie es für die Menschen bestimmt ist DER FELS 3/2014 77 Hubert Gindert:

Zur Tragödie des Weltbild-Verlages

10. Januar 2014 hat der Während der Versandhandel boomte, Logistikzentrum und in die neue IT- Am Weltbild-Velrag Antrag schwächelte die Zeitschriftenspar­ Technik. Als Ursache der Insolvenz auf Insolvenz gestellt. Nun wird dis­ te. Die Auflage sank. Im Mai 2008 nannte die Geschäftsführung Um­ kutiert, wer Weltbild in die Insolvenz stößt Weltbild die Zeitschriften ab. satz- und Ergebnisverluste aus den geführt hat. Das Unternehmen ist der Die Umwandlung im Buchgeschäft vergangenen sechs Monaten und ein drittgrößte Buchhändler in Europa. ging in den letzten Jahren in rasan­ enttäuschendes Weihnachtsgeschäft. Er beschäftigt rund 6800 Mitarbeiter tem Tempo vor sich. Immer weni­ und meldete 2011 einen Umsatz von ger Bücher wurden in den Filialen 1,6 Milliarden Euro. gekauft, immer weniger bestellten Auf der Suche per Katalog. Das Internet-Geschäft nach Kapitalgeber wurde wichtiger. Die amerikanische Das Missmanagement Konkurrenz (Amazon) expandierte Die Geschäftsführung trat an die der Geschäftsführung und optimierte ihr Online-Geschäft. Eigentümer heran – das sind 12 der Bei Weltbild geriet der digitale Wan­ 27 deutschen Bistümer, der Verband Weltbild stürzte 2013 ab. Proble­ del ins Stocken. Die Geschäftsfüh­ der deutschen Diözesen und das ka­ me zeichneten sich bereits 2008 ab. rung investierte zu spät in das neue tholische Militärbischofsamt und ver­

78 DER FELS 3/2014 langte Geld für die Restrukturierung lischen Eigentümern gelitten … die on und Weltanschauung, Sinnfragen von Weltbild. Gleichzeitig setzte eine katholischen Eigentümer sollten das oder Kulturarbeit. Die Frage ist nur: Medienkampagne mit teilweisem Unternehmen mit Unterstützung der Wie konstruiert man ein kirchliches Charakter der Desinformation und Gläubiger entschulden, es finanziell Unternehmen, das notwendige De­ einer maßlosen Kritik der Gewerk­ für einen Neuanfang ausstatten, um batten in unserer Gesellschaft an­ schaft Verdi ein: „Dieses Verhalten dann für immer die Finger von dem stoßen kann und das ausreichende (der Kirche) ist skandalös“, die „Kir­ Verlag zu lassen“. Breitenwirkung hat?“ che trägt Hauptschuld bei Weltbild“, „sie würde den Stecker ziehen und Auf die Frage der AZ: „In wel­ Hat die Kirche diese Wirkung zugesagte Gelder einfach streichen“ chem Maße hat die von katholisch- mit Weltbild erreicht? Hat sie die­ und „die Mitarbeiter im Regen stehen konservativen Kreisen ausgelöste se ernsthaft angestrebt? Und wenn lassen“, ein „Paradebeispiel für Kapi­ Debatte um esoterische und eroti­ nicht, wer ist dafür verantwortlich? talismus“, dabei habe sie „über Jahre sche Titel im Weltbild-Angebot zum Niemand erwartet von den Bischö­ glänzend verdient und fette Gewinne Niedergang des Verlags beigetra­ fen, dass sie selbst einen Medien­ abgeschöpft“. gen?“ antwortete Dr. Beer: „Dass konzern managen. Aber für die Aus­ über Verlagsprogramme diskutiert wahl ihrer wichtigsten Mitarbeiter Der Aufsichtsratsvorsitzende der wird, ist in einer pluralen Gesell­ tragen sie Verantwortung. katholischen Verlagsgruppe Weltbild schaft selbstverständlich und wichtig Generalvikar Dr. Beer stellte in einem … ein starkes Unternehmen verträgt Der leitende Manager von Welt­ Interview mit der Augsburger Allge­ solche Diskussionen, sie können bild ist seit 1975 der Niederländer meinen Zeitung (14.1.14) richtig: Die den Niedergang nicht allein auslö­ Carel Halff. Halff „hat aus einem im Herbst 2013 zugesagten Gelder in sen“. Und auf die weitere Frage der staubigen katholischen Zeitschrif­ Höhe von 65 Mio. Euro wurden nicht AZ: „Was wollte die Kirche eigent­ tenverlag einen der größten Buch­ zurückgezogen. Vielmehr forderte die lich mit Weltbild?“ sagte Dr. Beer: händler Europas gemacht … Mit Weltbild-Geschäftsführung im Januar „Weltbild als Medienunternehmen Carel Halff begann im Jahr 1975 der 2014 von den Eigentümern mindesten wäre ein wichtiges Instrument, um Aufstieg des Weltbild-Bücherdiens­ 135 Mio. Euro für Restrukturierung in die Gesellschaft hineinzuwirken, tes zu einem der größten Medien­ und Sanierung, die verbindlich inner­ etwa im Bereich von Glaube, Religi­ handelsunternehmen Europas“ heißt halb kurzer Zeit zugesichert werden sollten. Hinzu kam eine dreistellige Millionensumme zur Entschuldung des Unternehmens. Dabei gab es keine Garantie, dass das Unterneh­ men danach eine sichere Zukunft habe. Beer weiter: „Gewinne wurden ganz überwiegend in das Unterneh­ men reinvestiert“ und so das rasche Wachstum in den vorausgehenden Jahren finanziert. Schließlich: „Es ist vorgesehen, dass sich die Gesellschaf­ ter in dem finanziellen Rahmen an der sozialen Absicherung der Mitarbeiter beteiligen, der ursprünglich für die Sanierung vorgesehen war“.

Zur Schuld „katholisch- konservativer Kreise“ am Niedergang von Weltbild

Es gibt noch eine Frage, die die Aus dem millionenfach verbreiteten Weltbild-Katalog 2/2004, S. 45. – Da Katholiken bewegt: Was ist die wurde mit einer ganzseitigen Werbung als erster Band einer Reihe „He- Aufgabe eines Medienimperiums, roica“ über „mächtige Frauen der Weltgeschichte“ das mittelalterliche das zu 100% den genannten katho­ Skandal-Märchen von der „Päpstin Johanna“ als historische Tatsache an- lischen Institutionen gehört? In ei­ gepriesen, in Form des Romans „Die Päpstin“ von Donna W.Cross: „Lesen nem Kommentar der AZ (13.1.14) Sie, was die Kirche aus ihren Chroniken gestrichen hat: Aus der jungen, in- heißt es: „Die Kirche habe mit ih­ telligenten Frau Johanna wurde Papst Johannes Angelicus.“ – Der Normal- ren, auf dem Rücken von Weltbild Katholik fragte sich: Welche Leute sind bei Weltbild am Werk? Machen sich ausgetragenen Machtkämpfen, den die verantwortlichen Bischöfe hinreichend bewusst, was sie mit Unterhalt Niedergang des Unternehmens mit­ und Dulden solcher Geschäfte anrichten, und wie sie damit Eltern, Lehrern, verschuldet … vor allem hat der Seelsorgern, und auch Buchhändlern, die sich redlich um Weitergabe des Versandhändler unter seinen katho­ katholischen Glaubens bemühen, in den Rücken fallen?

DER FELS 3/2014 79 es in einem euphorischen Bericht in katholische Monatszeitschrift „Der grunde liegende Begriff von ‚Liebe’ der AZ (11.1.14). Und weiter: Ca­ Fels“ (6/1999) Angebote, die über ist rein erotisch-naturalistisch; Liebe rel Halff ist „ein Verlagsmann, kein die Weltbildkataloge im Umfang ‚kommt und geht, wie sie will’. Als Kirchenmann“. Tatsächlich gehört von 200 bis 250 Seiten und in einer Beratungsstelle für einschlägige Fra­ er keiner Kirche an. Für ein säkula­ Auflage von 3,5 Mio. Exemplaren gen wird im Text fast ausschließlich res Wirtschaftsunternehmen ist das versandt wurden, kritisiert. „Der Pro Familia genannt. Schon aus rein kein Kriterium, für ein kirchliches Fels“ schrieb: „Im Katalog und in natürlicher, erst recht aber aus christ­ schon, weil der Geschäftsführer die den Buchläden wurden sechs kate­ licher Sicht muss man den Vertrieb Sortimentsausrichtung bestimmt. chismusartige Ratgeber für Jungen solcher Bücher als Verführung Min­ Für eine Erzieherin in einem katho­ und Mädchen im Pubertätsalter an­ derjähriger bezeichnen, als fahrlässi­ lischen Kindergarten fordert man geboten mit Fragen und Antworten ge oder bewusste Verführung“. eine kirchlich-religiöse Gesinnung vor allem zu Fragen der Sexualität. und ein geordnetes Familienleben Alle diese Ratgeber zeigten sich im Der Vorsitzende der Publizisti­ – zu Recht! Schließlich soll sie die eklatanten Widerspruch zur kirchli­ schen Kommission der Deutschen Kinder in diesem Geist erziehen. Bei chen Sexualethik als Einführungen Bischofskonferenz, Bischof Dr. dem Manager eines Unternehmens, in den sexuellen Hedonismus, mit Hermann Josef Spital von äu­ das über die Medien Hunderttausen­ konkreten Anleitungen für die Pra­ ßerte sich auf diese Kritik hin wie de von Lesern beeinflusst, spielt das xis, angefangen von Beschreibungen, folgt: Die Behandlung der Sexua­ offensichtlich keine Rolle. wie man masturbiert, über Ratschlä­ lität in den beanstandeten Büchern ge, wie man an Mädchen oder Jun­ „widerspricht eindeutig kirchlicher Die berechtigten Klagen über das gen ‚herankommt’, über Empfäng­ Sexualethik und ist daher keinesfalls Sortiment von Weltbild reichen weit nisverhütung und Abtreibung, bis geeignet, jungen Menschen gegen­ zurück. Diejenigen, die sich deswe­ hin zu Ratschlägen für den Besuch über – noch dazu über kirchlich ver­ gen an die Verantwortlichen der Kir­ bei Prostituierten. Vorehelicher Ver­ antwortete Vertriebswege – vertreten che gewandt haben, sind Legion. Ich kehr für Pubertierende ist da etwas zu werden. Dass dies geschehen ist nenne nur ein relativ spätes Beispiel Selbstverständliches; von Ehe ist bedaure ich sehr.“ … “Auch wird da­ aus dem Jahr 1999. Damals hat die allenfalls beiläufig die Rede. Der zu­ für Sorge getragen, dass das Lektorat von Büchern für Kinder und Jugend­ liche sorgfältiger arbeitet. Die für die angesprochene Zielgruppe zuständi­ gen Mitarbeiter werden entsprechend instruiert werden. Auch bei anderen besonders sensiblen Programmberei­ chen werden wir die Sorgfalt bei der Auswahl verstärken“. Wie sensibel die Auswahl des Sortiments von Weltbild danach ge­ handhabt wurde, zeigt die Kritik „Non olet“ („es stinkt nicht“) im „Fels“ (11/2000) wo darauf hinge­ wiesen wurde, dass im Weltbildka­ talog 10/2000, Seite 216/17 unter der Überschrift „Empfehlung“ eine Sammlung von Zeitschriften, darun­ ter das Magazin „Der Spiegel“ und die Illustrierte „Der Stern“, d.h. glau­ bens- und kirchenfeindliche Zeit­ schriften zum Abonnieren angeboten wurden.

Die Initiative „Katholisches Welt­ Aus dem millionenfach verbreiteten Weltbild-Katalog 4/2006, S. 241. – Die bild“ versandte am 27.04.2008 an alle Werbung verheißt „Leidenschaft, Verrat, Skandale, Verbrechen …“ und hät- Diözesanbischöfe der am Weltbild te (an kirchlichen Maßstäben gemessen) auch „Pornographie“ hinzu fügen beteiligten Diözesen sowie an die können. – Der Normal-Katholik fragte sich: Mit solchen Angeboten konnte Militärseelsorge, den Apostolischen man immer schon viel Geld machen, aber ist es Aufgabe der Kirche, mit Nuntius in Berlin und an den Medi­ kirchlichen Mitteln einen Verlag zu unterhalten, der alles an Medien anbietet, enbeauftragten der DBK Dr. Geb­ was sich verkaufen und der staatliche Gesetzgeber gerade noch durchgehen hard Fürst eine 72seitige Dokumen­ lässt? Der mit seinem Verteilapparat als Vermittler und Transporteur sogar tation über die pornographischen, pornographischer und satanistischer Produkte dient? Um durch „Medien- esoterischen und satanistischen Ver­ vertrieb in großem Maßstab“ ein „solides wirtschaftliches Fundament“ zu lagsprodukte des Weltbildverlags. schaffen, um auch religiöse Literatur anbieten zu können? (Vgl. Bischöfe Die meisten Bischöfe haben nach Karl Lehmann/ Hermann Josef Spital in ORdt 27.3.1998). etlichen Wochen den Eingang der

80 DER FELS 3/2014 Dokumentation bestätigt und ange­ Rede vor „engagierten Katholiken Die Bischöfe hatten in ihrer Ge­ geben, dass diese Problematik seit aus Kirche und Gesellschaft“ im samtheit nicht die Kraft, die Fehl­ längerem bekannt sei und in der Bi­ Konzerthaus zu Freiburg u.a. aus­ entwicklungen von Weltbild abzu­ schofskonferenz diskutiert werde. geführt: „Um ihrem eigentlichen stellen. Die Insolvenz hat ihnen nun Kein einziger Bischof hat die Exis­ Auftrag zu genügen, muss die Kir­ ihre Aufgabe abgenommen. So zeigt tenz der skandalösen Fälle bestritten. che immer wieder die Anstrengung der Fall von Weltbild das eigentliche Nicht geantwortet haben die Bischö­ unternehmen, sich von dieser ihrer Problem: die nicht wahrgenomme­ fe von Aachen und Mainz. Weder die Verweltlichung zu lösen und wieder nen Führungsaufgabe und -verant­ Zusendung dieser Dokumentation offen auf Gott hin zu werden… Die wortung. Das erinnert auch an eine noch anschließende mündliche und Geschichte kommt der Kirche in Reihe von Altlasten und ungelösten schriftliche Nachfragen bei einzel­ gewisser Weise durch die verschie­ Problemen. Bei der Schwangeren­ nen Bischöfen führten zu einer Ver­ denen Epochen der Säkularisierung konfliktberatung mit Erteilung des haltensänderung seitens des Welt­ zu Hilfe, die zu ihrer Läuterung und Beratungsscheins zur rechtswidrigen bildverlages. Anfang 2009 monierte inneren Reform wesentlich beige­ und straffreien Abtreibung hat Papst das „Forum Deutscher Katholiken“ tragen haben.“ Johannes Paul II. den Bischöfen das bei den Bischöfen der beteiligten Aussteigen befohlen, nachdem sie – Diözesen die satanistischen Verlags­ Beim Wort Säkularisierung außer Erzbischof Dyba – selber dazu produkte und insbesondere das Buch denkt mancher sogleich an jene nicht in der Lage waren. Was muss „Im Kraftstrom Satans“. Dieses Buch von 1803, als der staatliche Arm passieren, dass die Bischöfe an den hatte im Herbstgeschäft des Welt­ den Kirchenfürsten die Aufgabe theologischen Fakultäten die Reform bildverlags eine herausragende Rolle der Entweltlichung abnahm. Denn der Ausbildung von Priesteramtskan­ gespielt. Mehrere Bischöfe antworte­ mancher dieser Fürstbischöfe wa­ didaten, Religionslehrern, Pastoralas­ ten ihm und bedauerten gleichzeitig, ren mehr Politiker als Seelsorger sistenten und des Religionsunterrich­ dass dieses Buch trotz Filter kurze und Hirten der Gläubigen, und sie tes in die Hand nehmen? Auch auf Zeit im Verlags-Sortiment auffindbar fühlten sich weithin unabhängig Missstände in diesem Bereich sind gewesen sei. vom Nachfolger des heiligen Pet­ die Bischöfe wiederholt hingewiesen rus. worden. Geschehen ist wenig. q

Das eigentliche Problem

Die Kirche hat den Auftrag, die frohe Botschaft den Menschen nahe zu bringen. Alles andere ist diesem Auftrag untergeordnet und hat die­ sem Ziel zu dienen. Die Bischöfe sind die Erstverantwortlichen für den Glauben in den Bistümern, die ihnen vom Papst anvertraut sind.

Weltbild war kein Instrument der Glaubensverkündigung. Es hat über Jahrzehnte auch Bücher angeboten, die diesem Auftrag im Weg standen mit Pornographie, Esoterik und Sa­ tanismus. Einzelne Bischöfe, wie Kardinal Meisner, erkannten das Problem: „Es geht nicht an, dass wir in der Woche damit Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen. Das ist einfach skandalös“. Er forderte eine „radikale“ Trennung von Welt­ bild. Am 7. November 2011 sagte Kollage aus dem Weltbild-Katalog vom 12.2.2014. – Der Normal-Katho- Papst Benedikt XVI. zum neuen lik reibt sich die Augen und fragt: Ist es Aufgabe der Kirche, ein Versand- deutschen Vatikanbotschafter: „Der haus zu betreiben, das Waren aller Art anbietet – vom „Wohlfühl-BH“ heilige Stuhl wird darauf achten, bis zur „Kuckucksuhr mit Licht“? Wäre da nicht auch dies zu bedenken: dass der notwendige Einsatz gegen­ Die Eigentümer-Diözesen treten damit unter Einsatz kirchlicher Mittel als über diesen Missständen seitens der Konkurrenten gegenüber anderen Anbietern auf und verschaffen ihrem Katholischen Kirche in Deutschland Unternehmen auch noch einen Wettbewerbsvorteil durch billiges Kapi- vielfach entschiedener und deutli­ tal, wenn sie (wie bisher meist) eventuelle Überschüsse re-investieren las- cher erfolgt“. sen. – ? Erstaunlich, dass sich kirchensteuerzahlende Einzelhändler und Versandhausunternehmer das gefallen lassen. Wird Weltbild, wenn es mit Am 25. September 2011 hat Papst kirchlicher und staatlicher Hilfe vielleicht wieder flott gemacht ist, dem- Benedikt XVI. in seiner bekannten nächst in seinen Filialen auch frisch aufgebackene Semmeln anbieten?

DER FELS 3/2014 81 Franz Salzmacher:

Europa am Scheideweg

Der Kulturkampf um das Menschenbild spitzt sich zu / Kardinal vor Gericht? / Doppeltes Maß in den Medien

Deutschland gilt immer mehr zer haben ihre Fehler eingesehen und Homosexualität zu sagen, wird in In der oberste Grundsatz aus gezahlt. Damit sollte man es nun den Talkshows mit Wollust auf ihn George Orwells Fabel „Farm der bewenden lassen, auch wenn sie es eingedroschen, er der Diskriminie­ Tiere“: Alle Tiere sind gleich, aber vielleicht nur taten, um Schlimme­ rung bezichtigt, und die Menge johlt. manche sind gleicher als die anderen. res, etwa eine Anzeige oder weitere Bei Schwarzer und Co zeigt man sich Das gilt vor allem für die Alpha-Tie­ Ermittlungen zu verhüten. Das Prob­ verständig und barmherzig. Es ist re in den Medien. Alice Schwarzer lem nämlich liegt woanders. Es liegt diese Unverhältnismäßigkeit, die den ist eines von ihnen. Sie hat die Steu­ in der Glaubwürdigkeit der Medien­ normalen Bürger verstört. Vielleicht ergerechtigkeit jahrelang auf ihre Art clique, die die Talkshows dominiert sollte man einfach abschalten, wenn ausgelegt. Desgleichen der langjäh­ und in Politik und Öffentlichkeit mit die Alpha-Tiere, die eben gleicher rige Chefredakteur und Herausgeber erhobenem Zeigefinger die Richtung sind als die anderen, ihre Phrasen des linksliberalen Wochenblatts die weist, in die Deutschland zu gehen wieder herumposaunen. Denn was ZEIT. Wie Donnerschläge hallten hat. Diese Clique des Medienzirkus die Gutmenschen in der medialen ihre Meinungen durch den Blätter­ wird die Nummer Schwarzer bald Farm der Tiere weit mehr interessiert wald und im elektronischen Äther überspielt haben und dann so weiter­ als Wahrheit oder Glaubwürdigkeit wider. Wir sind das Äon, wir sind das machen wie bisher. ist die Quote. Das ist der erste Maß­ Zeitalter, konnten sie mit Augustinus stab der Nihilisten. sagen. Alice Schwarzer setzte in den Und hier stellt sich das zweite Pro­ Talkshows die Akzente, wer neben ihr blem. Diese Clique kann so weiter­ Der zweite ist die Ideologie der auftrat hatte schon verloren. Und nun machen, weil es genügend Claqueure Gleichgeschlechtlichkeit. Die Ausei­ diese Schönheitsfehler, diese Kava­ in den Studios und vor der Glotze nandersetzung im Europa-Parlament liersdelikte, diese Menschlichkeiten gibt. Wann immer ein Katholik oder um die Resolution der rotgrünen Da­ und winzigen Flecken auf der weißen Evangelikaler etwas Unbotmäßiges men Estrela und Lunacek, die vor­ Weste. Sie haben sich bereichert auf sagt oder sagen lässt, wann immer dergründig eine Lanze für Antidis­ Kosten der Allgemeinheit, für die sie jemand für die normale Familie (Va­ kriminierung brechen, de facto aber immer die Fahne schwenkten. Jetzt ter, Mutter, Kinder) eintritt oder gar eine Hintertür zur Legalisierung der wissen es alle. Sommer und Schwar­ es wagt, etwas Kritisches wider die Pädophilie öffnen, haben es gezeigt,

Manipulation im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Es gibt einige Publikationen im christ- det, weil ich es skandalös finde, wie friedlich für unser elterliches Grund- lichen Spektrum, die sachlich und wenig über Gabriel Stängles Petition recht, das die Landesregierung unter nüchtern über die derzeitige Ausei- gegen den Bildungsplan 2015 be- Winfried Kretschmann mit Füßen tritt. nandersetzung über das Menschen- richtet wird und wie stark die „ech- ... „Herr Kretschmann, lassen Sie die bild berichten und dabei auch die te“ Bürgerregierung den Willen der Kinder in Ruhe!“ Desinformation öffentlich-rechtlicher Bürger unterdrücken will. Wir sind Doch keine dieser Aussagen wur- Sender beleuchten. Zu ihnen gehört fast 200.000 Menschen, die den de in Kontraste auch nur in Teilen das Internet-Portal „Medrum“ (www. grün-roten Bildungsplan ablehnen. wiedergegeben. Über das wirkliche medrum.de). Ein Auszug aus dem Be- ... Inzwischen herrscht in Deutsch- Anliegen der Eltern und Petitions- richt über die ARD-Sendung Kontras- land eine Atmosphäre der Angst. Wir unterzeichner wird nicht, und schon te des RBB über eine Demonstration werden verunglimpft, wo es nur geht. gar nicht authentisch berichtet. von Eltern gegen die rotgrünen Bil- Dabei wird in der Berichterstattung Mit keiner Szene und keinem dungspläne in Baden-Württemberg: der Schwerpunkt auf Homophobie Wort wurde im Kontraste-Beitrag (….) Was der Versammlungslei- gelegt. Wir sind nicht homophob. Und dargestellt, welchen gewaltsamen ter, Vater von zwei Kindern, bei der wir lassen uns auch nicht als rechts- Übergriffen die Eltern-Demonstration Veranstaltung auch gesagt hat: „Ich populistisch oder fundamentalistisch von Aktivisten aus der schwul-les- habe diese Demonstration angemel- abstempeln. Wir demonstrieren heute bischen Szene ausgesetzt war. Mit

82 DER FELS 3/2014 und in manchen Ländern hat der Die Homo-Aktivisten behaupten, der die eigene Sexualität zum Ausdruck aktuelle Kulturkampf um das Men­ neue Kardinal habe Homosexualität zu bringen, denn diese ist von ihrer schenbild auch schon andere Eska­ als „eine Krankheit“ bezeichnet, ein Struktur und ihrem Zweck her die der lationsstufen erreicht. Zum Beispiel Ausdruck, den spanische Gerichte Fortpflanzung. Da die Homosexuali­ Spanien: Erstmals in der Geschich­ aufgrund des Anti-Homophobie-Ge­ tät diesen Zweck nicht erfüllt, ist sie te wurde dort gegen einen Kardi­ setzes bestrafen. Das Gesetz gegen falsch. Das zu sagen, ist keineswegs nal der Katholischen Kirche wegen „Homophobie“ gehört zu den Geset­ eine Beleidigung. In unserem Körper „Homophobie“ ermittelt. Am 6. Fe­ zen, die die sozialistische Regierung haben wir viele Schwächen. Ich zum bruar erhob die Staatsanwaltschaft Zapatero (2004-2011) erlassen hatte. Beispiel habe Bluthochdruck: Soll von Malaga Anklage gegen den von ich mich aufregen, wenn Sie mir das Papst Franziskus zum Kardinal er­ Tatsache ist, dass der emeritier­ sagen? Es handelt sich um ein Defi­ nannten emeritierten Erzbischof von te Erzbischof von Pamplona sorg­ zit, das ich durch eine eigene Thera­ Pamplona, Msgr. Fernando Sebastián sam darauf geachtet hatte, das Wort pie so gut wie möglich zu korrigieren Aguilar. Der 84jährige Claretinerpa­ „Krankheit“ nicht zu verwenden. versuche. Einen Homosexuellen auf ter und Freund des Papstes wurde, Wörtlich sprach der Kardinal auch ein Defizit aufmerksam zu machen, kurz nachdem Papst Franziskus im nicht davon, dass ein Homosexuel­ ist keine Beleidigung, es ist eine Hil­ Januar seine Erhebung in den Kar­ ler „geheilt“, sondern davon, dass fe, denn viele Fälle von Homosexua­ dinalsstand bekanntgegeben hatte, er „wiederhergestellt“ werden kann. lität können durch eine angemessene interviewt. Bei dieser Gelegenheit Er interpretierte die Worte des Paps­ Behandlung behoben und normali­ wurde er auch zum journalistischen tes über Homosexualität mit diesen siert werden. Das ist keine Beleidi­ Dauerbrenner „Homosexualität“ be­ Worten: „Der Papst akzentuiert die gung, sondern Wertschätzung. Wenn fragt. Der ernannte Kardinal sagte Gesten des Respekts und der Wert­ eine Person einen Defekt hat, dann dabei, dass Homosexualität „durch schätzung gegenüber allen Men­ ist jener, der ihm das sagt, der wahre eine angemessene Behandlung ge­ schen, aber er verrät weder das über­ Freund.“ heilt werden“ könne. Das war zuviel lieferte Lehramt der Kirche noch für die Homo-Lobby. Sie will den modifiziert er es. Eine Sache ist es, Das war der Homo-Lobby eindeu­ alten Kardinal im Gefängnis sehen. einem homosexuellen Menschen ge­ tig zu viel. Da sie wie in Deutsch­ „Die Staatsanwaltschaft von Ma­ genüber Annahme und Zuneigung zu land und auch anderen Ländern der laga folgte sofort den Forderungen bekunden, eine andere ist es, mora­ EU die meisten Medien hinter sich der Homo-Lobby, darin unterstützt lisch die Ausübung der Homosexu­ hat, muss man mit medialer Verfol­ durch einen einstimmigen Beschluss alität zu rechtfertigen.“ Und weiter: gung rechnen. Das ist der doppelte des Gemeinderats von Malaga, bei „Zu einem Menschen kann ich sa­ Maßstab. Schwarzer und Co dürfen dem auch die Christdemokraten des gen, dass er ein Defizit hat, aber das mehr oder weniger machen, was sie Partido Popular gegen den alten Erz­ bedeutet nicht, dass ich diese Person wollen, es wird verziehen. Unbarm­ bischof stimmten“, so der Religions­ nicht schätze oder ihr helfe. Ich den­ herzig ist die Medienmeute, wenn es soziologe Massimo Introvigne. Ge­ ke, das ist die Position des Papstes.“ um die vermeintlichen Vorrechte der gen den Kardinal wird nun offiziell Und weiter: „Viele regen sich darü­ Minderheit der Homosexuellen geht. ermittelt. Ihm droht eine Gefängnis­ ber auf und tolerieren es nicht, aber Das gilt selbst für einen Sender wie strafe wegen Verletzung des spani­ bei allem Respekt sage ich, die Ho­ den Deutschlandfunk. Dort darf jeder schen Anti-Homophobie-Gesetzes. mosexualität ist eine defizitäre Form, gegen die Kirche polemisieren, und

Manipulation im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

keinem Wort wurde erwähnt, dass staltern des Kontraste-Magazines eine wahrheitsgetreue und sach- die Eltern-Demonstration aufgrund nicht. gerechte Darstellung das Bild, das massiver Störungen und Blocka- (….) Schließlich war die Massivi- in Kontraste über die Beteiligten den vorzeitig abgebrochen werden tät der Störungen bereits am Tag vermittelt werden sollte, wohl allzu musste. Auch kein Wort und Bild danach medienbekannt geworden. sehr gestört. über die provozierenden Rufe der Dennoch fand sich bei Kontraste Dieser Sendebeitrag der ARD fügt Gegendemon­stranten, wie etwa die kein Platz, um zu zeigen, dass die sich ein in eine Reihe von Beiträgen, stakkato-artigen Ausrufe „Eure Kin- Befürworter grün-roter Bildungsplä- wie die Nachtcafé-Sendung des der werden so wie wir, Eure Kinder ne Teilnehmer der Eltern-Demonst- SWR oder des Hessischen Rund- ...“ Dies wurde ebenso verschwie- ration mit Eiern bewarfen, dass sie funks über den Themenkreis Sexua- gen, wie verschwiegen wurde, dass Stromanschlüsse unterbrachen, Bar- lität, die journalistischen Maßstäben die Gegner des Bildungsplanes auch rikaden aus Baustellengerät aufbau- eines öffentlich-rechtlichen Rund- entschiedene Gegner der Diskrimi- ten, und nebenbei auch Bibeln in funks und Fernsehens nicht gerecht nierung von Menschen sind und sich kleinste Fetzen zerrissen. Dies pass- werden. Das öffentlich-rechtliche ihre Anliegen nicht gegen Toleranz te nicht in ein Bild von Menschen, Fernsehen stellt sich durch solche von Minderheiten richtet. Das alles die vorgeben, für Toleranz und Ak- Sendebeiträge selbst in die Nähe erfährt der Zuschauer von den Ge- zeptanz einzutreten. Offenbar hätte von Agitation und Propaganda.

DER FELS 3/2014 83 Romano Guardini (1885 - 1968)

Nicolás Gómez Dávila (1913 - 1994)

Moderatoren liefern dazu Stichwor­ in Deutschland geschehen. Wahr­ lischen Meinungsdeliktes“ vor Ge­ te. Wenn ein Moderator in einem Ge­ scheinlich wird es erst in Frankreich richt zu landen. spräch allerdings vor den Gefahren dazu kommen, weil dort die Bischö­ der homosexuellen Meinungsdikta­ fe sich mutiger der Meinungsdiktatur Die Medienmeute ist unterwegs. tur warnen und den Gesprächspartner gegen das christliche Menschenbild Sie hat ihre doppelten Standards und unwidersprochen die Vermutung äu­ in den Weg stellen und auf der Straße ihr unterschiedliches Maß. Meinungs­ ßern lässt, dass Grüne und Sozialis­ gegen die antifamiliären Gesetze mit delikte sind für sie schlimmer als reale ten derzeit verstärkt versuchten, über demonstrieren.­ Delikte oder Vergehen. Es ist auch kein die EU-Institutionen wie Parlament Kampf mehr um Wahrheiten oder Kul­ und Kommission allen EU-Ländern Der scheidende Kölner Kardinal tur oder Werte. All das kennen der Ni­ „Homosexualität als Leitkultur“ auf­ Meisner meinte vor einigen Jahren hilismus und seine kleine Schwester, zuzwingen und zwar im Namen der schon, wir befänden uns nicht mehr der Relativismus, nicht mehr. Sie ist Gleichstellung und der Antidiskrimi­ in einer Epoche der Weltanschauun­ erfüllt vom Hass gegen das Sein, das nierung, dann wird dieser Moderator gen, sondern der Menschenanschau­ Nichts ist ihr Ideal. Es soll kein Sein öffentlich gerügt und in Internet- ungen. Das ist mittlerweile fast täg­ geben, aus dem ein Sollen erwächst. Blogs als rechtsextrem, fundamental- lich spürbar. Für Christen aber gilt Das wird im öffentlich-rechtlichen katholisch und untragbar beschimpft nicht die veröffentlichte Meinung als Rundfunk immer deutlicher, jüngstes bis hin zu der Forderung, ihm Mik­ oberstes Gebot, sondern die Meinung Beispiel war eine Talkshow im SWR rofonverbot zu erteilen. Die Katho­ Gottes. Sie macht sich im Gewissen (Nachtcafé), in der wieder eindeutig likenphobie in Deutschland, von der kund, jener „verborgensten Mitte und und manipulativ der Homosexualität Kardinal Meisner im vergangenen Heiligtum im Menschen, wo er allein als Leitkultur das Wort geredet wurde. Jahr sprach, droht in ein mediales Ka­ ist mit Gott, dessen Stimme in die­ Zwar regt sich hier und da Widerstand tholikenpogrom umzuschlagen. Dafür sem seinem Innersten zu hören ist“ in Europa. In Frankreich protestie­ sprechen auch die Verdächtigungen, (Gaudium et Spes, 16). Man muss ren Millionen gegen die sogenannte die im Zusammenhang mit dem Fall freilich hinhören und wenn das nicht Homo-Ehe, in Kroatien erwirkte ein Limburg von Spiegel, FAZ und FAS geschieht, wenn religiöse Grundein­ Referendum, dass die Ehe in der Ver­ und anderen Leitmedien in die Welt stellungen verächtlich gemacht und fassung als ein Bund zwischen Mann gesetzt werden, ohne dass der Unter­ beiseite geschoben werden im öf­ und Frau definiert wird; Ungarn gab suchungsbericht über die wirtschaftli­ fentlichen Diskurs, dann gilt, was der sich eine christliche Verfassung, wel­ chen Verantwortlichkeiten in der Diö­ kolumbianische Philosoph Nicolas che Ehe und Familie und das Leben zese veröffentlicht worden wären. Gomez Davila sagte: „Die Kulturen schützt; die Bischofskonferenzen der verdorren, wenn ihre religiösen Be­ Slowakei, Polens, Portugals und der Die Zeichen an der spanischen standteile sich in nichts auflösen.“ Ukraine haben kompromisslose Er­ Wand sind ein böses Omen. Zum ers­ Insofern kann man den Kulturkampf klärungen gegen den Genderismus ten Mal wurde gegen einen Kardinal auch begrüßen. Er zwingt zur Stel­ veröffentlicht. Litauen und Russland der Kirche Anklage erhoben, weil er lungnahme – auch der Bischofskon­ verbieten Homo-Propaganda in den gesagt hat, was die Kirche zum The­ ferenz und jedes Christen. Denn, Schulen. Wo immer sich Widerstand ma Homosexualität immer gelehrt hat wie Romano Guardini bemerkte, regt, kämpfen starke Kräfte der EU und was Teil der Glaubenswahrheit ist, „in jeder Situation liegt eine Mög­ darum, den Widerstand zu brechen. die sie nicht ändern kann. In Deutsch­ lichkeit zu wachsen, mehr Mensch Das Ergebnis wird man am 25. Mai land schweigen Sekretariat und Lei­ zu werden – jener Mensch, der man an der neuen Zusammensetzung des tung der Bischofskonferenz dazu, so sein soll. Diese Möglichkeit ver­ Europa-Parlamentes ablesen können. wie sie den Verdächtigungen gegen spielen wir, wenn wir ausweichen.“ Dann wird man sehen, ob Europa sich Bischof Tebartz-van Elst keinen Ein­ Und dieses Ausweichen kann auch noch an den Werten der christlichen halt gebieten. Sie sollten die Zeichen in Unterdrückung enden. Wider­ Leitkultur orientiert oder ob der Wi­ erkennen. Auch die Angriffe aus der stand ist angesagt, solange er noch derstand bereits andere, gefährliche, UNO gegen die katholische Kirche möglich ist und bevor man auch in zum Beispiel nationalistische Mani­ gehören zu diesem Kulturkampf. Und Deutschland jedes Wort abwägen festationen findet. Europa steht an ei­ was in Spanien geschieht, kann auch muss, um nicht wegen eines „katho­ nem Scheideweg. q 84 DER FELS 3/2014 Hubert Gindert:

Sie wollen leben wie alle und nicht gegen den Strom schwimmen

Ergebnis der Umfrage zu Das Ehe und Familie, das die Bischöfe in den Diözesen in Umlauf gebracht haben, wurde in den Medi­ en breit kommentiert.

Überschriften und Schlagzeilen lauteten: „Die Kirchenlehre ist weit weg vom Alltag“, „Die Kirche redet an den Gläubigen vorbei“, „Katholi­ ken hadern mit der Sexualmoral der Kirche“, zu „idealisierend und le­ bensfern“ etc.

Dass die Medien die römisch-ka­ tholische Kirche als letztes Bollwerk und Hindernis gegen den Zeitgeist sehen und entsprechend kommentie­ ren überrascht nicht, wohl aber dass Bischöfe völlig aus dem Tritt kom­ men; und sogar öffentlich die Lehre der Kirche relativieren. Solche Bi­ schöfe zeigen, dass sie dem Druck des Zeitgeistes nicht mehr standhal­ ten. Sie tragen zur geistigen Verwir­ rung bei. Kannten die Bischöfe den diesbezüglichen Zustand der ihnen anvertrauten Diözesen nicht, obwohl es doch seriöse repräsentative Um­ fragen gibt, die ähnliche Ergebnisse wie die Umfrage gebracht haben?

Angesichts der Umfrageergebnis­ se stellen sich drei Fragen: · Stimmten sie mit der Wirklich­ keit überein? Der Hohepriester liest das Gesetz des Mose vor · Wenn ja, sind die Katholiken, die sich von der Lehre der Kirche zu Nach einer Zeit religiösen Niederganges erfolgt im Südreich Juda unter Ehe und Familie emanzipiert haben, König Joschija (640-609) eine religiöse Erneuerung. Der Hohepriester dadurch freier, zufriedener und in ih­ Hilkija findet (622) die Gesetzbücher des Mose. 2Kg 23,1ff.: „Der König rem Verhalten gegenüber den Anfor­ ließ alle Ältesten Judas und Jerusalems bei sich zusammenkommen. Er derungen, die das Leben stellt, stabi­ ging zum Haus des Herrn hinauf mit allen Männern Judas und allen Ein- ler geworden? wohnern Jerusalems, den Priestern und Propheten und allem Volk, Jung · Was hat die Verhaltensänderung und Alt. Er ließ ihnen alle Worte des Bundesbuches vorlesen, das im Haus der Katholiken verursacht? des Herrn gefunden worden war. Dann trat der König an die Säule und schloss vor dem Herrn diesen Bund: Er wolle dem Herrn folgen, auf sei- Wer Verantwortung gegenüber den ne Gebote, Satzungen und Gesetze von ganzem Herzen und ganzer Seele Menschen empfindet, kann nicht bei achten und die Vorschriften des Bundes einhalten, die in diesem Buch nie- Frage eins stehen bleiben. dergeschrieben sind. Das ganze Volk trat dem Bund bei.

DER FELS 3/2014 85 „Die kirchlichen Aussagen zu Namen nach christliche Europa ist… die Wertung von Abtreibung etc. bei vorehelichem Geschlechtsverkehr, zur Geburtsstätte eines neuen Heiden­ Katholiken nicht mehr wesentlich von zur Homosexualität, zu wiederver­ tums geworden, das im Herzen der der anderer Bevölkerungsgruppen un­ heirateten Geschiedenen und zur Kirche selbst unaufhaltsam wächst terscheiden. Sind nun die Katholiken, Geburtenregelung finden kaum Ak­ und sie von innen her auszuhöhlen die sich von der „lebensfernen“, „un­ zeptanz oder werden überwiegend droht. Das Erscheinungsbild der Kir­ barmherzigen Verbotsethik“ emanzi­ abgelehnt“, lautet eine Kernaussage che der Neuzeit ist wesentlich davon piert haben, befreiter, zufriedener und der Umfrage (Neue Passauer Presse bestimmt, dass sie auf eine ganz neue lebensfroher geworden? Sind sie sta­ 4.2.14). Wenn dem so ist, dann „ha­ Weise Kirche der Heiden geworden biler geworden gegenüber den alltäg­ dern“ eigentlich diese Katholiken ist und noch immer mehr wird: Nicht lichen Problemen oder den diversen nicht mit der kirchlichen Lehre. Sie wie einst, Kirche aus den Heiden, die Abhängigkeiten und Süchten? Das ist beachten sie nicht mehr oder wei­ zu Christen geworden sind, sondern eine berechtigte Frage, die die Gesell­ sen sie „explizit“ zurück. Sie haben Kirche von Heiden, die sich noch schaft interessieren müsste! Wir hät­ sich zu einem hohen Prozentsatz von Christen nennen, aber in Wahrheit ten gerne eine Antwort darauf. der Ehelehre und Sexualmoral der Kirche „befreit“. Und da sich diese Lehre auf Gebote Gottes und die Deutsche Bevölkerung nach Bekenntnis Aussagen des Evangeliums stützt, Mit jüngerem Alter nimmt der Anteil der Protestanten ab, heißt dies, nüchtern betrachtet, dass derjenige der sonstigen Religionen (Muslime?) zu, die Mehrheit der Katholiken lebt, als die Anteile Konfessionsloser bleiben relativ konstant ob es Gott nicht gäbe, wie das einmal Johannes Paul II. formuliert hat. Ist n Katholiken n Protestanten n Sonstige Christen n Sonstige Religionen n Keine Religion n Ohne Angaben ein solches Verhalten nur ein „ver­ schlamptes“ Christentum oder ist es, 65 Jahre und älter 33,8% 39,9% 4,1% 2,2% 7,6% 12,4% präziser gefragt, nur mehr ein über­ tünchtes Heidentum, das statistisch 50-64 Jahre 30,8% 28,7% 5,7% 3,4%11,6% 19,8% noch als „katholisch“ geführt wird. Der junge Theologe Joseph Ratzin­ 30-49 Jahre 29,7% 27,0% 5,4% 6,2% 12,4% 19,3% ger hat 1958 (!) geäußert: „Nach der Religionsstatistik ist das alte Euro­ 18-29 Jahre 32,0% 30,2% 3,8% 6,9% 11,7% 15,5% pa noch immer ein fast vollständig christlicher Erdteil. Aber es gibt wohl Unter 18 Jahren 30,6% 29,5% 4,1% 8,5% 8,3% 19,0% kaum einen zweiten Fall, in dem je­ der Mann so genau wie hier weiß, dass die Statistik täuscht: Dieses dem Bevölkerung insgesamt 31,2% 30,9% 4,7% 5,3% 12,4% 17,4%

Quelle: Statistisches Bundesamt – Zensus 2011, Bevölkerung nach Religion

Diözesanbischöfe zu Heiden wurden. Das Heidentum Wenn Katholiken wie „alle“ le­ sitzt heute in der Kirche selbst, und ben, dann treffen auf sie auch die Can. 375 — § 1. Die Bischöfe, gerade das ist das Kennzeichnende allgemeinen statistischen Befunde die kraft göttlicher Einsetzung sowohl der Kirche unserer Tage, wie zu. Danach leiden immer mehr Men­ durch den Heiligen Geist, auch des neuen Heidentums, da es schen, z. T. schon in jungem Alter, an der ihnen geschenkt ist, an sich um ein Heidentum in der Kirche Depressionen, psychischen Erkran­ die Stelle der Apostel treten, handelt und um eine Kirche, in deren kungen, Isolierung und an vielen Ab­ werden in der Kirche zu Hir- Herzen das Heidentum lebt.“ hängigkeiten von Alkohol, Drogen, ten bestellt, um auch selbst Spielsucht etc. Wer in der Not auf Lehrer des Glaubens, Priester Halten wir fest: Die Umfrageer­ sich selbst zurückgeworfen ist, der des heiligen Gottesdienstes gebnisse stimmen weithin mit der ist schnell vereinsamt. Intakte Fami­ und Diener in der Leitung zu Wirklichkeit überein. Die Katho­ lien, in denen sich die Menschen auf­ sein. liken, die sich bemühen, nach der einander verlassen können, puffern kirchlichen Lehre zu leben, sind eine Schwierigkeiten und Schläge von § 2. Die Bischöfe empfangen kleine Herde. außen besser ab als brüchige Bezie­ durch die Bischofsweihe selbst hungen zwischen so genannten Le­ mit dem Dienst des Heiligens Die meisten Katholiken wollen le­ bensabschnittspartnern. Ist das nun auch die Dienste des Lehrens ben „wie alle anderen“. Vielleicht spü­ „idealisierend und lebensfern“ oder und des Leitens, die sie aber ren sie einen Unterlegenheitskomplex nicht doch „realitätsbezogen und le­ ihrer Natur nach nur in der hi- gegenüber denen, die sich voll dem bensnah“? Scheidungen, bei denen erarchischen Gemeinschaft Zeitgeist angepasst haben. Haben sie Ehepartner keinen Weg mehr zuei­ mit dem Haupt und den Glie- aber damit einen „Befreiungsschlag“ nander finden, um Probleme zu lö­ dern des Kollegiums ausüben vollzogen? In Kommentaren zur o. sen, sollte man nicht als „Befreiung“ können. a. Umfrage wird darauf hingewie­ hochstilisieren. Tatsächlich sind sie sen, dass sich die Scheidungszahlen, eine Niederlage.

86 DER FELS 3/2014 Fazit: Die außerhalb der kirchli­ ect. gehört haben. Wer den Glauben chen Ehelehre oder Sexualmoral le­ der Kirche nicht kennt, kann ihn auch benden Katholiken stehen im Trend nicht praktizieren. Bischofskollegium der säkularen Gesellschaft, und diese ist gegenüber früher nicht lebenskräf­ Zur realistischen Sicht gehört für Can. 336 — In dem Bischofs- tiger, glücklicher und geistig stabiler einen Christen auch das Kreuz. Auch kollegium, dessen Haupt der geworden. das ist ein vernachlässigtes Predigt­ Papst ist und dessen Glieder thema. Papst Franziskus hat in sei­ kraft der sakramentalen Wei- Bleibt die Frage: Was dazu geführt ner ersten Rede vor den Kardinälen he und der hierarchischen hat, dass die statistisch noch als ka­ geäußert: „Wenn wir ohne das Kreuz Gemeinschaft mit dem Haupt tholisch geltende Bevölkerung ihre vorangehen, ohne das Kreuz auf­ und den Gliedern des Kollegi- Haltung zur kirchlichen Ehelehre bauen und Christus ohne das Kreuz ums die Bischöfe sind, dauert radikal geändert hat? Bekannt ist die bekennen, sind wir keine Jünger des die apostolische Körperschaft zunehmende Kirchenferne, die sich Herrn“. immerzu fort; es ist zusam- men mit seinem Haupt und niemals ohne dieses Haupt Altersstrukturen der Konfessionsgruppen ebenfalls Träger höchster und voller Gewalt in Hinblick auf Der Anteil der über 65-Jährigen liegt bei Nichtchris- die Gesamtkirche. ten deutlich unter dem Durchschnitt der Gesamtbevöl- kerung – unter Protestanten ist er besonders hoch

n Unter 18 Jahren n 18-29 Jahre n 30-49 Jahre n 50-64 Jahre n 65 Jahre und älter lehre relativiert und in Frage gestellt Protestanten 15,4% 14,0% 24,9% 19,0% 26,6% haben. Als Beispiel und Beleg dafür sei das 30-seitige Positionspapier Katholiken 15,9% 14,5% 27,1% 20,4% 22,3% „Sexsplitter“ erwähnt, das 1996 unter der Leitung des damaligen Vorsitzen­ den des BdkJ der Diözese Würzburg Sonstige, keine,

Ohne Angaben 17,5% 14,2% 32,3% 21,5% 14,5% von einer elfköpfigen Arbeitsgemein­ schaft, darunter ein Domkapitular als Vertreter der Bistumsleitung, sowie Bevölkerung 16,4% 14,2% 28,5% 20,4% 20,6% ein Professor der katholischen Mo­ insgesamt rallehre der Universität Würzburg, herausgegeben wurde. In diesem Po­

Quelle: Statistisches Bundesamt – Zensus 2011, Bevölkerung nach Religion. sitionspapier haben wir eine weitest­ gehende Gleichsetzung der verschie­ denen Formen des Zusammenlebens objektiv am sonntäglichen Gottes­ Die Päpste, insbesondere Johan­ mit der Ehe. Trotz massiver Protes­ dienstbesuch messen lässt. Sie betrug nes Paul II. haben sich einfühlsam te sprach der damalige Würzburger in der Bundesrepublik Deutschland und tiefgehend zu Ehe und Fami­ Bischof dem hauptverantwortlichen 1950 noch 50,4%. Zehn Jahre später lie geäußert (Familiaris consortio, BdkJ-Vorsitzenden in der Kirchen­ waren es noch 46,2% und 1970 nur 1981; Donum vitae, 1987; Brief an zeitung seiner Diözese sein Vertrau­ mehr 37,5%. Das Jahr der Kulturre­ die Familie, 1994). Norbert Martin, en aus. volution1968 markiert einen Wende­ der mit seiner Frau Renate Mitglied punkt. Heute wird der sonntägliche des Päpstlichen Rates für die Fami­ Die Bischöfe haben die Aufgabe, Kirchenmessbesuch mit rund 10% lie ist, spricht von „eklatanten Ver­ die Gläubigen zu ermutigen und Wege angegeben. Mit dem Rückgang des säumnissen“ und „schwerwiegenden aufzuzeigen nach dem Evangelium Gottesdienstbesuches ist auch der di­ Unterlassungen“ in der Verbreitung zu leben. Wenn sie ihnen das nicht rekte Kontakt mit der Botschaft, die in der päpstlichen Botschaft zu Ehe und mehr zutrauen, machen sie die Men­ den Lesungen verkündet wird, immer Familie. Martin fragt, warum „kei­ schen nicht größer, sondern kleiner. dünner geworden. Wobei die authen­ ne Lesehilfe auf der Ebene der Bi­ Sie tragen zur geistigen Verzwergung tische Interpretation des unverkürz­ schofskonferenz“ erstellt wurde, und derer bei, die sie aufwärts führen sol­ ten und unverfälschten Textes und die moniert die fehlende „pastorale Auf­ len. Für den Abstieg in die Niederun­ Anwendung auf das praktische Chris­ bereitung der päpstlichen Schreiben gen werden sie nicht gebraucht. Die tenleben entscheidend sind. Es wäre durch Pastoralstellen der Diözesen“ Kirche soll barmherzig sein. Richtig! interessant, von Kirchgängern, die (Die Tagespost, 8.2.14, S. 5). Barmherzigkeit brauchen wir alle. befragt werden, zu erfahren, wann sie Aber zuerst sollte doch das Bemühen das letzte Mal die Ehelehre der Kir­ Verschwiegen kann schließlich stehen, nach dem Evangelium Christi che und ihre Position zu den Reizthe­ nicht werden, dass katholische Ver­ zu leben. Man kann schließlich nicht men, wie zu den geschiedenen Wie­ bände wie das ZdK , der BdkJ und zuerst die Parole Kapitulation ausge­ derverheirateten, zum vorehelichen Frauenverbände Positionen der ka­ ben und danach die Parole zu kämp­ Zusammenleben, zur Homosexualität tholischen Ehelehre und der Sexual­ fen. q

DER FELS 3/2014 87 Professor Theodor Hellbrügge g Am 21. Januar 2014 starb der Kin- ziehung von gesunden und behinderten derarzt Theodor Hellbrügge im Alter von Kindern) daher kamen, hat Hellbrügge 94 Jahren. Er durfte auf ein fruchtbares mit seiner „Aktion Sonnenschein“ nicht Leben zurückblicken: sein größtes Werk nur in Deutschland, sondern noch mehr dürfte das Kinderzentrum in München- weltweit die Aufmerksamkeit der Human- Großhadern sein,wo er zeigen konnte, wissenschaftler auf die Möglichkeit ge- dass Kinder schon vom frühesten Alter lenkt, vielen Behinderungen schon im an vor körperlichen und seelischen Fehl- frühesten Kindesalter zuvorzukommen entwicklungen verschont bleiben können. und sie zu heilen. Er zögerte nicht, mit Das war sein Hauptanliegen, wissenschaftlich und empirisch haltba- Er führte damit das weltweite Werk sei- ren Argumenten gegen den Unsinn der ner Kollegin Maria Montessori (1870-1952) „kollektiven“ Erziehung zu kämpfen: zum fort, das er in seinem Modell „Internationale Beispiel, dass Kinderkrippen gefährlich Aktion Sonnenschein: Hilfe für das mehr- sein können (Artikel in „Kinderkranken- fach behinderte Kind“ als pädagogische schwester“ Nr 10/1991). Hellbrügge Grundlage benützte. Die Erfolge trugen ihm dürfte der Einzige sein, der im deutsch- einmal unsere deutschen Pädagogen an viele Ehrendoktorwürden von Universitäten sprachigen Raum vor der „altersgleichen diesen Mann, den wir zu den Großen des im Ausland ein. Er wusste jedoch, dass es Gruppierung“ („age segregation“, Bron- 20. Jahrhunderts zählen können. der Segen Gottes war, der ihm – trotz vieler fenbrenner USA) warnte. Mehr dazu bei: Theodor-Hellbrüg- Anfeindungen und Schwierigkeiten – bis Seine Stimme ist zwar verstummt, sie ge-Stiftung und Internationale Aktion ins hohe Alter geholfen hat Eltern und ihren bleibt heute hochaktuell! – aber seine Sonnenschein: www.int-aktion-sonnen- Kindern zu helfen. Ideen werden weltweit, vor allem in Süd- schein.de (Heiglhof-Strasse 63/II, 81377 Schon weit bevor die Politiker mit ihrer amerika und in Russland, weitergetra- München). Idee der „Inklusion“ (= gemeinsame Er- gen. Vielleicht erinnern sich irgendwann Prof. Dr. Hans Schieser

Sorge um die Kirche hat sein Leben bestimmt.

Altbischof Kurt Krenn ist am 25. Januar 2014 im 78. Lebensjahr verstorben.

geweiht. Es folgten Studien in Tübingen stand, wobei er die Auseinandersetzung und München wo er von 1966 – 1970 als nicht scheute. Betraut mit den Bereichen Assistent an der theologischen Fakultät Kunst, Kultur und Wissenschaft konnte wirkte. 1970 – 1975 war er Professor er seine Anliegen in Vorträgen, Predigten der Philosophie an der Philosophisch- und Interviews gut zur Sprache bringen. Theologischen Hochschule in Linz und „Ihm ging es vor allem um die Aufgabe drei Semester lang Lehrbeauftragter der Kirche als Verkünderin der Wahrheit an der Theologischen Hochschule St. für die Menschen aller Zeiten, auch un- Pölten, 1975 wurde er als ordentlicher serer Zeit“, betont Bischof Küng. „Beson- Professor auf den Lehrstuhl für „Syste- ders engagiert verteidigte er das Recht matische Theologie“ an der Katholisch- auf Lebensschutz jedes Menschen ab Theologischen Fakultät der Universität dem Augenblick der Empfängnis bis zum Regensburg berufen. natürlichen Tod und versuchte, jede Ge- „Als Professor wurde er von nicht legenheit zu nützen, um die Rolle der Fa- wenigen sehr verehrt“, erinnert Bischof milie für die Entwicklung der Gesellschaft Küng. „Seine Vortragsweise war aus- und die im Wesen des Menschen selbst Kurt Krenn wurde am 28. Juni 1936 in gezeichnet durch Klarheit und Tiefe mit verwurzelte und begründete Bedeutung Rannariedl (Oberösterreich) geboren, der besonderen Fähigkeit, die großen der menschlichen Sexualität darzulegen als zweites von sechs Kindern der Fami- Zusammenhänge sowie die Bezüge zu sowie das rechte Verständnis des Ge- lie des Lehrers Karl Krenn, der im Krieg den aktuellen Problemstellungen aufzu- wissens, insbesondere auch in seinem gefallen ist. 1954 trat er in das Priester- zeigen. Er hatte ein außerordentlich gu- Bezug zu den Geboten Gottes, aufzuzei- seminar Linz ein und studierte Theologie tes Gedächtnis und eine glänzende For- gen. Die Diskussionen, die er auslöste, zunächst an der Philosophisch-Theolo- mulierungsgabe, war sehr kontaktfähig, waren allerdings oft heftig.“ gischen Lehranstalt Linz, danach Philo- auch mit einfachen Leuten im Gespräch. sophie und Theologie an der Gregoriana Immer hat ihn eine große Diskutierfreu- und Kirchenrecht an der Lateran-Univer- digkeit ausgezeichnet.“ Kurt Krenn: Capax Dei, Die Gott-Fä- sität in Rom. Als Kurt Krenn am 3. März 1987 zum higkeit des Menschen, Philosophische Am 7. Oktober 1962 wurde er in der Weihbischof von Wien ernannt wurde, Aspekte, St. Josef Verlag, 2013 19,90 Kirche Sant’Ignazio in Rom zum Priester erfuhr er von Anfang an starken Wider- Euro, ISBN 978-3-9018-5327-2 88 DER FELS 3/2014 Eduard Werner:

Keine Verfälschung der Geschichte

Konrad Löw: Adenauer hatte se in der Enttäuschung der Linken recht. Warum verfinstert sich das darüber, dass sich ihre idealen Vor­ Bild der unter Hitler lebenden Deut­ stellungen vom Kommunismus als schen? Mit einem Schlusswort von schmerzliche Täuschung herausstell­ Alfred de Zayas. Verlag Inspiration ten. Ihre Wut richtete sich nun gegen Un Limited London/Berlin 2014, alles, was nicht kommunistisch war, Seiten 204, ISBN 978-3-9812110- gegen die erfolgreiche Westintegrati­ 8-5. Preis 14,90 Euro on, gegen das Wirtschaftswunder und gegen die Soziale Marktwirtschaft. Der Autor untersucht, wie die Ge­ Die Vertreter der Kollektivschuld­ schichtskenntnisse der Deutschen in­ these behaupten vor allem, dass nur nerhalb von 50 Jahren ins Gegenteil wenige gegen das NS-System und umschlagen konnten. Waren wirklich vor allem gegen die Judenverfol­ alle Deutschen Antisemiten? Noch gung protestiert hätten. Doch waren 1953 erklärte Bundeskanzler Ade­ in den Gefängnissen und KZs viele nauer vor dem Deutschen Bundes­ Christen und Sozialisten, weil sie tag: „Das deutsche Volk hat in seiner Juden geholfen hatten oder gegen überwiegenden Mehrheit die an den das System opponiert hatten. Hätten Juden verübten Verbrechen verab­ denn noch mehr leiden und sterben scheut und hat sich an ihnen nicht be­ sollen, ohne etwas zu erreichen? teiligt ...“ Das Protokoll vermerkt: Die Kollektivschuldpropagandisten „Lebhafter Beifall im ganzen Haus gebende Meinungsmacher etablie­ übertragen leider heutige Möglich­ außer bei der KPD und der äußers­ ren konnten. Diese nationalsozialis­ keiten des Protestes auf die bleihal­ ten Rechten.“ An der Formulierung tische Volksgemeinschaft erschien tige Hitler-Zeit. dieser feierlichen Erklärung hatten nur oberflächlichen Beobachtern als Überdies führt Löw die einschlä­ Repräsentanten des Judentums mit­ eine Einheit, weil sich die Mehrheit gigen Vorgaben des Katechismus gewirkt und sie gebilligt. verständlicherweise angesichts des der katholischen Kirche an. Wäre Konrad Löw belegt die Feststel­ Terrors zurückhalten musste. Nach ein Protest angesichts des Terrors, lung Adenauers u.a. auch mit zahl­ dem Krieg verheimlichten die ehe­ angesichts des fast sicheren Todes reichen unwiderlegbaren Zeugnis­ maligen Nazis oft ihre frühere Be­ überhaupt zu verantworten gewesen? sen verfolgter Juden, die das Grauen geisterung für die NS-Ideologie. Sie Die Kirche nennt als Vorbedingung überlebt haben. Gerade sie sind dachten aber weiterhin totalitär – für einen aktiven Widerstand die unverdächtige Zeugen. Dennoch zwar nicht mehr national, aber wei­ Aussicht auf Erfolg, dass sich die werden heute die Erklärung Adenau­ terhin sozialistisch-totalitär. Vorreiter Lage dadurch nicht verschlechtere, ers und die einschlägigen jüdischen dieser Meinungsmacher waren Die­ sondern verbessere. Wer diese Aus­ Zeugnisse von der „Bundeszentrale ter Hildebrand, Walter Jens, Werner sicht auf Erfolg bejaht, verharmlost für politische Bildung“ vehement Höfer und viele andere. die Schlagkraft der Gestapo und der bestritten. Stattdessen versucht man Viele Opfer des NS-Regimes wie SS. Vor allem kennt er die Opfer der eine Kollektivschuldthese zu konst­ Johannes Neuhäusler und Eugen Judenhelfer im politischen und im ruieren. Warum wohl? Weiler thematisierten unmittelbar kirchlichen Bereich nicht. Doch Tat­ Der Autor sieht eine der Wurzeln nach ihrer Befreiung den Widerstand sachen sind unerwünscht, wenn man für die Kollektivschuldthese be­ im Volk, so dass Adenauers Feststel­ eine Ideologie verbreiten will. Der reits in der NS-Ideologie kurz vor lung auf breite Zustimmung stieß. selige Pater Rupert Mayer und Kardi­ dem Kriegsende. Damals war die Heute werden die Zeugen des Wider­ nal Faulhaber forderten bei ihren kri­ übermächtige nationalsozialistische standes leider nur vereinzelt wahrge­ tischen Ansprachen ihre Zuhörer auf, Staatspropaganda von einer fikti­ nommen, was der Legendenbildung von Beifall abzusehen und schwei­ ven Volksgemeinschaft geprägt, die über das deutsche Volk natürlich ent­ gend nach Hause zu gehen, um den Goebbels in eine wiederum fiktive gegenkommt. Der Autor zitiert u.a. Nazis keinen Anlass zur Verhaftung Schicksalsgemeinschaft vor der be­ den Zeitzeugen Bernhard Ücker, der zu geben. – reits drohenden Niederlage ummünz­ eine neue Bewältigungsindustrie am Insgesamt ein mutiges Buch, in te. Von Goebbels Propaganda wurden Werk sieht. dem mit Geduld und Akribie erstaun­ vor allem jene erfasst, die sich in der Der Rezensent vermutet eine wei­ liche Fakten zusammengetragen wur­ späteren Bundesrepublik als tonan­ tere Wurzel der Kollektivschuldthe­ den. Sehr zu empfehlen.

DER FELS 3/2014 89 Kirchenzeitung nicht Ab- Auf Peinliche Intervention klatsch, sondern Alternative dem Der hondurianische Kardinal Os­ In der letzten Ausgabe der Esse­ kar Rodriguez Maradiaga hält die ner Kirchenzeitung „Ruhrwort“ war Rückkehr des Limburger Bischofs in „eigener Sache“ zu lesen (Kon­ Prüfstand Tebartz-van Elst für ausgeschlos­ radsblatt 2/2014, S.2): sen: „Ich weiß, dass viele Gläubige „Unsere Zeitung haben wir nicht im Bistum Limburg verletzt sind. als Propaganda verstanden. Eine Zei­ Um offene Wunden zu heilen, schüt­ tung soll (…) ein Spiegel der Wirk­ te ich keinen Alkohol darauf“ (Kon­ lichkeit sein. Auch der Wirklichkeit radsblatt 4.2014, S.4). unserer Kirche. Das verlangt auch Diese Bemerkung des Kardinals von einer Kirchenzeitung, dass sie aus Honduras klingt erstaunlich. nicht ein herausgeberhöriges, will­ Es heißt zwar im Katechismus der fähriges Multiplikationswerkzeug katholischen Kirche (KKK, Ziff. ist, ein Verlautbarungsorgan höherer 1560): Kirchen- und Bischofsmeinungen, „Als Stellvertreter Christi hat je­ sondern dass sie als Kommunikati­ voll ausgelastet, schon deshalb, weil der Bischof das Hirtenamt über die onsfeld zwischen Bischof und Ge­ immer weniger Menschen diese ihm anvertraute Teilkirche inne, meinden und Gläubigen agiert.“ Botschaft kennen und deswegen in gleichzeitig aber obliegt ihm die Dieser Text gibt das Selbstver­ schwierigen Situationen keine Kraft Sorge für alle Teilkirchen, die er zu­ ständnis der Redakteure des „Ruhr­ aus ihr schöpfen können. Hat das sammen mit allen Brüdern im Epis­ worts“ wieder. Die Essener Bis­ „Ruhrwort“ diese gute Nachricht kopat kollegial auszuüben hat“. tumszeitung stand im Dienst der verbreitet? Ist die Aussage des honduriani­ Ortskirche. Diese hat einen Verkün­ Wenn eine Kirchenzeitung nur ein schen Kardinals ein Beispiel für die digungsauftrag. Kirche soll die fro­ Abguss der Tageszeitung mit katho­ „kollegiale Ausübung“ seiner Sorge he Botschaft unverkürzt und unver­ lischem Mantelteil ist, wenn sie nur für die Diözese Limburg? Und wenn fälscht den Menschen unserer Zeit „Spiegel der Wirklichkeit“ ist, ohne ja, für welche Gläubigen dieser Di­ nahe bringen, ihnen in ihrem Alltag diese aus der Sicht des Glaubens zu özese? Kennt der Kardinal nur den Hilfe, Trost, Freude am Glauben, interpretieren, kann man dafür auch einen Teil der Gläubigen, die sich auch in schwierigsten Stunden, bei­ eine kommentarlose Bilddokumen­ angeblich verletzt fühlen? Weiß er spielsweise wenn ein ärztlicher Be­ tation oder ein Polizeiprotokoll zur nicht, dass sich in einer Unterschrif­ fund auf eine unheilbare Krankheit Hand nehmen. Wenn Redakteure tenaktion ebenso viele Katholiken oder eine Todesnachricht vorliegt, die Zeitung ihres Bischofs, für den für Bischof Tebartz-van Elst ausge­ über das irdische Leben hinaus ver­ sie doch arbeiten, als „Verlautba­ sprochen haben, wie in einer anderen mitteln. Die Frohe Botschaft kann rungsorgan“ oder als „willfähriges gegen ihn? Hat Kardinal Maradiaga das, weil sie, wie Papst Franziskus Multiplikationswerkzeug“ diffa­ nichts gehört von der Erklärung von sagt, die Nachricht vermittelt, dass mieren, haben sie ihren Auftrag ver­ Limburger Katholiken „Wir wollen jeder Mensch von Gott unwider­ fehlt. Denn in einer Kirchenzeitung unseren Bischof zurück“, die ein be­ ruflich geliebt wird. Das ist auch kann es nicht darum gehen, das zu achtliches Echo gefunden hat. der Grund dafür, dass der Mensch, bringen, was in jeder Tageszeitung Wenn der Kardinal aus Honduras selbst wenn er in große Schuld ver­ nachzulesen ist. Dann braucht man die Verhältnisse in Limburg so gut strickt ist, jeden Tag einen neuen sie nämlich nicht. Dass die Essener kennt, dass er seine Feststellung Anfang setzen kann. Das wiederum Kirchenzeitung vor dem Aus steht, treffen konnte, dann müsste er auch kann kein säkulares Medium, weder hat womöglich auch damit zu tun, Bescheid wissen über die mona­ Zeitung noch Fernsehen leisten. dass Katholiken das „Ruhrwort“ telange Hetzkampagne gegen den Mit der Verbreitung dieser frohen nicht vermissen. Limburger Bischof. Als ausgebilde­ Botschaft wäre eine Kirchenzeitung Hubert Gindert ter Psychologe wüsste er dann auch, dass viele Gläubige, die er als „ver­ letzt“ sieht, es deswegen sind, weil sie womöglich desinformiert und verhetzt worden sind. Erzbischof Gerhard-Ludwig Kardinal Müller, radio horeb K-TV der Präfekt der Glaubenskongregati­ on, der als ehemaliger Regensburger Bischof persönlich erlebt hat, wie radio horeb - HÖRERSERVICE K-TV Deutschland - Information: Medienkampagnen ablaufen, hat die Postfach 1165 Kirchstrasse 9 D- 87501 Immenstadt D-88145 Opfenbach, von Limburg als das benannt, was Tel + Fax: 08323 9675-110 Tel.: +49 (0) 8385/394 99 90 sie auch war: „Eine der schmutzigs­ E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] ten und menschenverachtendsten Home: www.horeb.org www.K-TV.at Kampagnen“ (Neue Passauer Pres­ se, 12.12.13).

90 DER FELS 3/2014 Nun hat Kardinal Maradiaga in braucht. Ganz spontan kommen ei­ als Bischof, nicht um Direktiven der gleichen Presseintervention auch nem da als zu reformierende Kandi­ gegenüber den Mitbischöfen in der den Präfekten der Glaubenskongre­ daten die Laienorganisationen, wie Ortskirche, die er als Vorsitzender gation – öffentlich! – kritisiert. Ein das ZDK, Diözesanräte, der BDKJ, der Bischofskonferenz nicht hat. ungewöhnlicher Vorgang. Bleibt die Katholische Frauenverbände in den Von ihr sagt das Zweite Vatikanische Frage: Vor welchen Karren hat sich Sinn, außerdem die überfälligen Konzil … „Die Bischofskonferen­ Kardinal Maradiaga spannen lassen? Reformen an theologischen Fakul­ zen (können) heute vielfältige und Peinlich, peinlich! täten, wo Priesteramtskandidaten, fruchtbare Hilfen leisten, damit die Hubert Gindert Pastoralassistenten, Religionslehrer kollegiale Gesinnung zur konkreten etc. ausgebildet werden, aber auch Anwendung geführt wird“ (LG 23, die Ursachen für den rasant abneh­ zitiert nach KKK, Ziff. 887). Zum „Vorkonklave“ der menden Gottesdienstbesuch und die Die Bischofskonferenz ist also Bischofskonferenz Kirchenaustritte. kein Instrument, um in Diözesen, In diesem Vorkonklave könnten die einem Bischof zur Verantwor­ Der Wahl des neuen Vorsitzenden auch „Reflexionen“ über die Natur tung übertragen wurden, hinein­ der Deutschen Bischofskonferenz und die Aufgaben der Bischöfe eine zuregieren. Das hat Papst Johan­ in Münster am 12. März wird, lt. zentrale Rolle spielen. Im Zweiten nes Paul II. in einem Motu Proprio Konradsblatt (4.2014) ein „Vorkon­ Vatikanischen Konzil heißt es dazu: „Apostolos suos“ vom 21. Mai 1998 klave“, d.h. eine „Phase der Refle­ … „Bischöfe sind Nachfolger der klargestellt. Kollegiale Gesinnung xion und des Gedankenaustausches“ Apostel. Sie sind sichtbares Prinzip und gegenseitige Unterstützung vorausgehen. Die Bezeichnung und Fundament der Einheit in ihren der Bischöfe untereinander würden „Vorkonklave“ spielt auf die letzte … Teilkirchen“ (LG 23) … „die sich kirchenverbundene Katholiken Papstwahl an. Damals trafen sich Bischöfe haben den Auftrag, den wünschen, insbesondere, wenn ein die Kardinäle vor der eigentlichen Glauben unverfälscht zu lehren, den Diözesanbischof zu Unrecht in den Papstwahl zu einem internen Mei­ Gottesdienst zu feiern, vor allem Medien niedergemacht wird, weil er nungsaustausch über die Situation die Eucharistie und ihre Kirchen als z.B. Glaubenswahrheiten in Erinne­ in der Kirche und die anstehenden wahre Hirten zu leiten“ (zitiert nach rung ruft, notwendige Korrekturen Aufgaben, bei dem der argentinische KKK, Ziff. 938 u. 939). anmahnt, die politisch nicht korrekt Kardinal Bergoglio ein beeindru­ Die lehramtstreuen und romver­ sind oder dem Mainstream wider­ ckendes Statement abgab. Ein sol­ bundenen Katholiken wünschen sich sprechen. In der Erinnerung tauchen ches „Vorkonklave“ könnte auch für einen Vorsitzenden der Deutschen da Diözesen mit ihrem jeweiligen die deutsche Ortskirche richtungs­ Bischofskonferenz, der dem vom Ortsbischof auf, z.B. Köln, Limburg, weisend sein, weil sie eine Neu­ Konzil gezeichneten Bischofsbild Regensburg, Eichstätt, Augsburg … ausrichtung und Reform dringend entspricht. Es geht um sein Vorbild Hubert Gindert

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DER FELS 3/2014 91 zu erleben, dass sie sich begeistern kön­ „Weltbild“ und soziale Zeit nen für das, was die Kirche zur Ehe all­ Verantwortung gemein und zur sakramentalen Ehe im Besonderen sagt. Für Menschen aller Die Bischöfe der Besitzer-Diözesen des im Altersstufen scheint dann die Würde von insolventen Weltbild-Verlages stehen, wie Ehe und Familie auf, ihnen geht auf, dass sie erklärt haben, zu ihrer sozialen Ver- Spektrum hier eine echte Berufung auf uns wartet, antwortung; sie wollen die Arbeitnehmer die uns zum Glück und zur Vollendung des Unternehmens nicht im Stich lassen führt, wenn wir die Gnade Gottes an uns und „soziale Härten abfedern“. Dass die wirken lassen – mag das auch spezifische soziale Verantwortung aber eine größere Opfer verlangen. Es gibt die Akzeptanz Dimension hat, zeigte ein Leserbrief an der kirchlichen Dokumente. die „Tagespost“ (18.1.2014: Dennoch stimmt auch: Weite Kreise haben nie etwas von dem großen Fa­ „(…) Eines der größten Ärgernisse miliendokument „Familiaris consortio“ wird gar nie erwähnt: Wer hat die vie­ (1981), dem tiefgründigen „Brief an len, vielen sozialen Härten abgefedert, die Familien“ (1994), dem so wichtigen als mit Hilfe von Weltbild, also der deut­ von Neurosen, etwa verklemmter Sexua­ Dokument zur Bioethik „Donum vitae“ schen Bistümer, in der ganzen Republik lität, in Verdacht. Auch die Publizität der (1987 – alle unter Papst Johannes Paul kleine Buchhändler – Familienbetriebe Missbrauchsfälle innerhalb der Kirchen II.) und der Fortschreibung von „Donum – ihre Existenz aufgeben mussten, ob trägt dazu bei, krankhafte Neigungen mit vitae“ in „Dignitas personae“ (2008) un­ solch mächtiger, mit Kirchensteuermit­ Religion in Verbindung zu bringen. ter Benedikt XVI. gehört, geschweige teln aufgeblähter Konkurrenz? Derart spektakuläre Fälle lassen aber dass sie es in der Hand gehabt oder gar Wer hat sich je dafür entschuldigt, die inzwischen große Zahl von Studien ganz gelesen hätten. wer hat je nach sozialen Härten gefragt? übersehen, die gläubigen Menschen eine Hier gibt es eklatante Versäumnis­ Hat sich die katholische Kirche nicht zu besonders robuste Psyche attestieren. se und schwerwiegende Unterlassun­ Recht auf ihre Fahnen geschrieben, An­ Deren Ergebnisse hat unlängst Harold. gen in der Vergangenheit. (…) Gab es walt, ja sogar Diener der Kleinen zu sein? G. Koenig zusammengetragen und ge­ konzertierte Aktionen zum Beispiel auf Aber Einfluss, Macht und Gewinnstreben zeigt, dass manche Klischees zu Un­ Dekanatsebene etwa derart: eine (oder macht auch vor den Verantwortlichen in recht kursieren („ISRN Psychiatry“, doi mehrere) mitreißende Predigten über unserer Kirche nicht Halt. Schade!“ 10.5402/2012/278730. (…) „Familiaris consortio“, wo nach dem Die meisten dieser Studien – achtzig Ende der Messe sich jeder ein Exemplar Prozent – beziehen sich auf die psychi­ des Schreibens mitnehmen konnte? Wo Forscher zur Volkskrankheit sche Gesundheit und zeigen, dass Gläu­ gab es Diskussionszirkel dazu? Wurden „Depression“ bige auch im Hinblick auf viele andere Lesehilfen auf der Ebene der Bischof­ psychiatrische Erkrankungen geschützt konferenz erarbeitet und allen, die mit Ein Forscherteam aus Psychiatern und zu sein scheinen. Aber auch, was kör­ Ehe- und Familienpastoral zu tun haben, Neurowissenschaftlern der Columbia perliche Gesundheit angeht, schneiden warm empfohlen? Es gab fast nichts da­ University in New York wollte in einem sie gut ab. Das wird auf die Sinnstiftung von, höchstens einmal punktuell (…) Langzeitversuch herausfinden, welche durch den Glauben, stabilisierende reli­ Die Lektüre solcher Dokumente erfor­ Faktoren oder Lebensumstände gegen giöse Rituale und den Wert sozialer Bin­ dert Offenheit – nicht schon Akzeptanz Depression resilient machen, d.h. wo- dungen zurückgeführt. (…) – für deren Argumente. Wer in ihnen her die Widerstandsfähigkeit mancher nur sucht, ob bestimmte Positionen end­ Menschen gegen Depression kommt. Sie lich aufgegeben werden und nicht wei­ untersuchten dazu einen Personenkreis, Gravierende Rückstände terforscht, warum sie nicht aufgegeben bei dem sich die Neigung zu Depression in Verkündigung und Lehre werden, der findet keinen Zugang, ärgert schon bei Eltern und Großeltern gezeigt sich und greift nicht mehr nach dem Text. hatte, und fanden mit ihren Methoden „Wir brauchen begeisterte Apostel“ So erging es „Humanae vitae“ (1968) und heraus, was aufmerksame Leute schon stand über einem längeren Interview später auch „Familiaris consortio“ (…) ohne wissenschaftliche Methoden an den von Renate Einig mit den Eheleuten Natürlich kann man fragen, ob nicht Menschen ihres Umfeldes beobachten Renate und Norbert Martin vom Päpst- manches sprachlich und didaktisch bes­ können: „Gläubige trotzen sogar hohem lichen Rat für die Familie („Die Tages- ser aufbereitet werden könnte. Aber ist genetischen Risiko“ („JAMA Psychiat- post“, 8.2.2012, S 5 f). Die Fragen des nicht genau das unter anderem die Auf­ ry“, Bd. 71 (2), S.128) – In der FAZ-Bei- Interviews nahmen die Kritik auf, die gabe entsprechender Pastoralstellen in lage „Natur und Wissenschaft berichtete anlässlich der Umfrage aus Rom an der den Diözesen? Wir haben in unserer Martina Lenzen-Schulte am 12.2.2012 kirchlichen Lehre zur Sexualmoral vor- praktischen Familienarbeit über Jahr­ darüber unter dem Titel „Schützt Religi- gebracht wird: die sei nicht mehr zeit- zehnte hin selbst erfahren, dass man on vor Depression?“ Die Wissenschaft- gemäß, von fast allen abgelehnt, lebens- „Humanae vitae“, „Familiaris consor­ ler wollten keineswegs „Religion im Ge- fremd, zu idealistisch, unverständlich, tio“, die Aussagen des Katechismus der hirn verorten“; es gehe zunächst nur um autoritativ, nicht vermittelbar usw. Hier Katholischen Kirche, die „Theologie des statistische Zusammenhänge, schreibt einiges aus den Antworten: Leibes“ von Papst Johannes Paul II. sehr sie und stellt fest: wohl vermitteln kann. Allerdings ist es Es gibt bei uns Gruppierungen in der klar, dass sich der innere Sinn der Tex­ Gleichwohl stützen diese aktuellen Kirche, in denen die Dokumente [der te nur dem erschließt, der sich ihnen mit Befunde die immer besser fundierte The­ Päpste zu Ehe und Familie] nicht nur be­ einer Grundhaltung des „sentire cum ec­ se, dass der Glaube für die Psyche einen kannt sind, sondern in denen sie auch in clesia“, einer seelischen und intellektuel­ Schutzfaktor darstellt. Beeinflusst von kleinen oder größeren Kreisen sorgfältig len Offenheit des Hörens nähert (…) der Psychoanalyse, hatten die Psychiater studiert werden. Es ist eine große Freude, Die der Ehelehre der Kirche innewoh­ Religion lange Zeit vielmehr als Ursache wenn man mit diesen Gruppen spricht, nende Realität ist keine Frage mensch­ 92 DER FELS 3/2014 licher Autorität, sondern höchstens einer tes in Augsburg, bevor er 2012 dort Leiter Autorität, die sich hinter der bereitwilli­ Erinnerung an Grundlagen des Instituts für Neuevangelisierung und gen Annahme des Plans verbirgt, wie er Gemeindepastoral wurde. Hinsichtlich der Schöpfung eingeschrieben ist…Der Anlässlich der Rufe nach Änderung der der natürlichen Empfängnisregelung, Plan des Schöpfers ist nicht der realen kirchlichen Morallehre und darob ent- wie sie Papst Paul VI. in der Enzyklika Welt entrückt, sondern für einen leben­ standener Verunsicherung erinnerte „Humanae vitae“ den Eheleuten nahe- digen Glauben ist er die eigentliche Rea­ Walter Kardinal Brandmüller in einem legte, schreibt er in seinem Beitrag u.a.: lität, die unser Sein und Handeln bestim­ Gespräch mit kathnet (14.2.2004) an men muss. (…) Grundlagen dieser Lehre: (…) „Darüber habe ich in der Kirche Wer aus einer selektiven Haltung noch nie etwas gehört“, hat mir neulich Christ ist, erlebt nicht die Fülle der Freu­ (…) Die Morallehre der Kirche kann jemand erzählt. Und das scheint mir de des Glaubens, sondern reibt sich in­ nur geändert werden, wenn sich die Natur beim Blick auf die Ergebnisse der Fami­ nerlich wund an Diskrepanzen, die er des Menschen ändert. Die Morallehre der lienumfrage auch leider kein Einzelfall nicht ausräumt. (…) Kirche ergibt sich nämlich aus dem Wesen zu sein. Haben wir da in den vergange­ Schon in den 80er Jahren hat der des Menschen als leib-geistiger Person. nen Jahrzehnten nicht vieles in unserer Päpstliche Rat für die Familie“ ein aus­ Aus diesen Vorgaben sind die Schlussfol­ Pastoral versäumt? Waren wir zu feige, gefeiltes Programm der Ehevorbereitung gerungen für den konkreten Lebensvollzug war es uns zu unangenehm, dieses The­ vorgelegt, das auch in vielen Ländern des Menschen zu ziehen. Hinzu kommt das ma in einer Gesellschaft, die ansonsten rezipiert wurde (…) Heute ist das Wis­ Evangelium, das den Menschen und damit weithin „sexualisiert“ ist, aufzugreifen? sen um christliche Lehre und Lebensstil auch sein Handeln und seine Verantwor­ Diese Frage müssen wir uns selbstkri­ zu einem Minimum geschrumpft. Das tung auf die Ebene der Gotteskindschaft tisch gefallen lassen. bewirkt, dass Paare das Ehesakrament hebt. Nun aber haben weder die Natur des Einer, der sich ihr bewusst gestellt hat, anstreben, die kaum noch Glaubenswis­ Menschen noch die Gebote Gottes noch war der selige Papst Johannes Paul II., mit sen besitzen und oft auch den Glauben das Evangelium ein Verfallsdatum. Wer dem ich aufgewachsen und groß gewor­ nicht oder nur in homöopathischen Do­ dennoch die genannten Forderungen nach den bin. Von 1979 bis 1984 hat er sich in sen praktizieren … Wir halten es für Änderung der katholischen Sittenlehre er­ weit über hundert Katechesen während inakzeptabel, sie zu einem Sakrament hebt, begibt sich in Widerspruch zum Wort der Generalaudienzen mit der „Theologie zuzulassen, das so weitreichende Fol­ Gottes. (…) des Leibes“ befasst – mit dem also, was gen für ihr Leben hat (…) Nur wenn ein Ein Gedanke darf bei all diesen „Mo­ Mann und Frau ausmacht. (…). Ehekatechumenat und eine erwiesene ralfragen“ nicht vergessen werden. Es Was der bald heilige Johannes Paul Grundgläubigkeit für alle verpflichtend besteht ein Unterschied zwischen der II. damals seinen Zuhörern nahebrin­ wird, wie es in anderen Ländern schon objektiven Beurteilung einer Handlung gen wollte, war eine Sexualität, die den der Fall ist, kann man hoffen, das Pro­ oder Handlungsweise und der subjektiven Menschen ohne weltfremde Prüderie blem der ungültigen und scheiternden Verantwortlichkeit des Handelnden, was zur wahren Freiheit führen kann. Weil Ehen etwas in den Griff zu bekommen. meistens übersehen wird. Schon der heili­ sie sich aus der Leiblichkeit des Men­ (…) Ehekatechumenat ist übrigens kein ge Augustinus sagt. Den Irrtum muss man schen von seiner Natur her erklärte. neuer Begriff. In „Familiaris consortio“ hassen, den Irrenden lieben! (…) Ich war lange in der Jugendarbeit des bittet Papst Johannes Paul eindringlich Zur Rede vom „Gewissen“: Die Stär­ Bistums Augsburg tätig und weiß: Die­ darum, etwas derartiges einzuführen, kung des Verantwortungsbewusstseins, se Botschaft spricht auch heute junge weil es viele Brautleute gibt, „die noch die Befähigung zu einem verantwort­ Menschen an. Sie suchen durchaus eine Mängel und Schwierigkeiten in christli­ baren Gewissensurteil ist von Anfang moralische Orientierung für ihr Leben, cher Lehre und Praxis aufweisen“ oder an Ziel kirchlicher Seelsorge. Dass das die die Kirche uns auf der Grundlage des sich noch nie dafür interessiert haben. Gewissen die letzte subjektive Norm Evangeliums gibt. (…) (…) Dafür nimmt er die Bischöfe in die für das Handeln des Menschen ist, ist Es wird im Herbst [bei der Familien­ Pflicht, die die Inhalte der Unterweisung eine klassische katholische Lehre. Dem synode] ja um die pastoralen Herausfor­ und ihre Dauer festlegen müssen. Wenn muss hinzugefügt werden, dass ein sol­ derungen gehen. Ein neues Verständnis man bedenkt, was junge Leute für den ches verbindliches Gewissensurteil aber für die Beichte scheint mir für unsere Erwerb des Führerscheins einzusetzen nur dann möglich ist, wenn sich das Ge­ Pastoral dringlich zu sein. Außerdem bereit sind … (…) wissen des einzelnen an der objektiven müssen wir uns Gedanken darüber ma­ Neue Wege in der Pastoral wird es Norm orientiert. Das Gewissen ist kei­ chen, wie wir die grundlegenden Werte meines [Norbert Martins] Erachtens nur ne normsetzende Instanz, sondern eine zu Ehe und Familie, Liebe und Sexuali­ im Rahmen und in Weiterführung der norminterpretierende, eine Instanz, eine tät in einer für die heutigen Menschen Aussagen von „Familiaris consortio“ ge­ Fähigkeit des Menschen, die immer und verständlichen Sprache neu vermitteln ben. Die bevorstehende Synode wird das für alle gültige Norm auf den in Frage können. Mit dem TeenSTAR-Programm ausfalten und differenzieren, aber nicht stehenden Fall anzuwenden. (...) machen wir diesbezüglich im Bistum ändern können. Wer den Wortlaut des Augsburg seit einigen Jahren gute Erfah­ vorbereitenden Dokuments liest, wird rungen. unschwer erkennen, dass es nicht um Diese Botschaft spricht auch Änderung der Lehre, sondern um besse­ heute junge Menschen an Anmerkung der Redaktion: teenSTAR re Wege bei der Vermittlung der kirch­ ist nach eigenen Angaben ein persön- lichen Lehre geht: nicht Korrektur der Muss die katholische Sexuallehre geän- lichkeitsbildendes pädagogisches Pro- Lehre, sondern Korrektur des Lebens; es dert werden? Nein, weil sie wiedergibt, gramm zur Sexualerziehung Jugend- geht um Verkündigung des Evangeliums, was der Natur des Menschen entspricht. licher auf der Basis der katholischen nicht um seine Veränderung. (…) – So auch Weihbischof Florian Wörner Lehre, bisher in 20 Ländern vertreten. von Augsburg in einem Beitrag für die Mehr dazu: www.teen-star.de / www.te- Aus: Die Tagespost – Katholische Zei- „Tagespost“ (13.4.2012, S.5: „Kann en-star.at / www.teen-star.org / Dr. Pas- tung für Politik, Gesellschaft und Kul- denn Liebe Sünde sein?“). Wörner, Jahr- cal Gläser, Bischöfl. Jugendamt, Fronhof tur. Postfach 5460, D-97004 Würzburg. gang 1972, war Diözesanjugendpfarrer 4, D-86152 Augsburg; E-Mail: pascal. www.die-tagespost.de und Leiter des Bischöflichen Jugendam- [email protected]. DER FELS 3/2014 93 Erläuterung zum Titelbild Leserbriefe

Wahrheit und Gerechtigkeit gelten So schiebt Bischof Dr. Kamphaus, für alle! der persönlich den schlimmen Vorwurf Gegenwärtig berichten die Medi­ „Krieg – für Katholiken das achte Sak­ en immer wieder über die Vorgänge rament“ erhoben hat, die Verantwortung im Bistum Limburg und über dessen ab auf einen in dieser Frage sachlich Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. völlig inkompetenten Referenten. Gel­ Eine Untersuchungskommission prüft ten aber nicht auch für ihn als Ober­ die Vorwürfe gegen ihn. Freilich darf hirten die Prinzipien „Wahrheit und dabei nicht die besondere Situation die­ Gerechtigkeit“? Oder steckt dahinter ser Diözese außer Acht gelassen wer­ die Auffassung: „Was stört mich mein Dornenkrönung den, die durch seine Vorgänger entstan­ Geschwätz von gestern?“ Lange habe Es handelt sich hier um eine Ta- den ist, z. B. auch durch Bischof Franz ich zu diesem Vorfall geschwiegen, nur fel aus dem Melker Altar, um 1502 Kamphaus, der sie von 1982- 2007 lei­ in meinem Buch „Glaubenszeugen oder vom Augsburger Jörg Breu (um tete. Er war wegen seiner sozialen Hal­ Versager? Katholische Kirche und Nati­ 1475 – 1537) gemalt. Man kann tung zu recht sehr beliebt, hat aber bis­ onalsozialismus“ (EOS-Verlag St. Otti­ seinen Malstil als expressionisti- weilen durch manche Äußerungen, die lien 2009) etwas davon angedeutet. Dies sche Spätgotik ansprechen. Der als Ungehorsam gegenüber dem Papst bedauere ich heute sehr. Angesichts der Fußboden steigt steil an und ist aufzufassen waren (siehe Schwanger­ gegenwärtigen Vorgänge in Limburg schaftskonfliktberatung), Erstaunen, ja scheint mir nun ein offenes Wort drin­ nackt, zeigt keine Plattenstruktur; auch Widerspruch hervorgerufen. So gend nötig. ebenso die Wände, welche nur berichtet die Zeitschrift „Christ in der Gerhard Senninger Fensteröffnungen haben. Es fehlt Gegenwart“ am 5.8.2001, dass er in jeder Einrichtungsgegenstand. einer Rede vor der Mitgliederversamm­ Dadurch wird der einzwängende lung des deutschen katholischen Missi­ „Die Gottesfurcht ist der Anfang der Charakter der Architektur betont onsrates in Würzburg scharfe Kritik ge­ Weisheit“, FELS, 02/2014, S. 37 und die Personen gewinnen so übt habe am Verhalten von Seelsorgern, „Die Gottesfurcht ist der Anfang der an Monumentalität. Ihre Physiog- Predigern und Kirchenführern während Weisheit“ So ist es! Und in dieser Weis­ nomie wird übertrieben plastisch der NS-Herrschaft. Er habe dabei ver­ heit wurden wir einst erzogen: Wie hat­ herausgearbeitet. Sie wirken wie wiesen „auf peinliche Kriegspredigten te sich doch meine Mutter bemüht, mir Karikaturen. Die zwei sich kreu- in beiden Weltkriegen“. Damals habe die heilige Handlung des Gottesdiens­ man sogar vom Krieg als „achtem Sak­ tes – neben mir knieend – während des zenden Diagonalen der Stäbe sind rament“ gesprochen und Waffengewalt Ablaufs der Heiligen Messe zu erklären die Bewegungslinien der Kompo- durch Gottes Willen gerechtfertigt. und mir dabei die Hände zum Gebet zu sition. Sie sind die Durchmesser Ich habe ihn in einem Brief vom falten. Und wie hatte mein Schwieger­ eines Kreises, welcher die Köpfe 9.8.2001 um die Mitteilung gebeten, vater sein tägliches Gebet im Wohn­ der Schergen verbindet. Eine wei- welche Priester sich wann und wo im zimmer knieend verrichtet – zum Vor­ tere Kompositionslinie ist die Mit- oben angeführten Sinne geäußert hätten bild für seine sieben Kinder! Und wir telachse, besonders hervorgeho- und wie die katholische Kirchenleitung Kinder konnten dabei an einen lieben ben durch einen Knecht, welcher (Bischofskonferenz, Vatikan) darauf Gott glauben, der von uns Gehorsam mit einem Stuhl schlägt. Das Bild reagiert habe. Sein theologischer Refe­ verlangte. Es wurde uns eine Weisheit lebt auch aus dem Kontrast zwi- rent Dr. Caspar Söling sandte mir dar­ der Gottesfurcht vermittelt, die uns heu­ schen Christus und den Scher- auf eine Liste, die aber nur 10 protes­ te ein noch so modernistischer Main­ tantische (sic!) Namen enthielt und sich stream nicht mehr zu nehmen vermag. gen. Aus den überzeichneten allein auf die Kriege 1870/1871 (sic!) Doch, wo sind sie heute – jene Eltern Gesichtern der Schergen spricht sowie 1914/1918 bezog. Auf meinen und Lehrer, die durch Vorbild und Liebe Spott, Hass und Gleichgültigkeit, zweiten Brief hin empfahl er, besonders ihre Kinder zu gottesfürchtigen Men­ aus dem Gesicht Christi Ergeben- den evangelischen Historiker Klaus schen erziehen? heit in den Willen seines Vaters. Scholder zu studieren, bei dem ich frei­ Ich habe immer Ausschau gehalten Die Schergen knien, springen, lich keine katholische Stimme zu die­ nach Menschen mit denen man auch recken sich auf, Christus sitzt, sem Thema fand. Ein weiteres Schrei­ über Gott und die Welt sprechen kann. ruhig den Schmerz ertragend. Die ben beantwortete er mit dem Hinweis Und in meiner schon länger als 50 Jahre Schergen sind wie Narren, Höflin- auf ein Zitat eines Benediktiner-Paters dauernden ärztlichen Tätigkeit ergaben ge, Knechte gekleidet, Christus ist namens Gaudentius Koch, das in einem sich manche Gelegenheiten dazu. Doch nackt; er hat einen Lendenschurz Buch 1917/1918 zu finden sei. Als ich diese werden immer seltener. damit nicht zufrieden war, bekannte Dr. „Die Welt kann kein Zufall sein.“ So an und einen Königsmantel um- Söling, dass er sich selbst nicht in der ist es! Und als Beleg für diese Aussage gehängt. Die Knechte haben die Lage sehe, die Frage wissenschaftlich führen Sie ein Beispiel aus dem Buch unterschiedlichste Kleidung, vom angemessen zu beurteilen, hat deshalb unseres verehrten ehemaligen Dresd­ bloßen Hemd, bis zur höfischen weitere Kontakte abgelehnt und mir ner Bischofs Otto Spülbeck „Zur Be­ Tracht – es leuchtet ein, dass sich empfohlen, dass ich mich an Prof. Mis­ gegnung von Naturwissenschaften und Faschingstreiben bei der heiligen sala / Essen oder Prof. Dr. Klaus Schatz/ Theologie“ an: Die Chance, dass sich Messe verbietet. AE Frankfurt wenden soll. per Zufall Atome zu solchen Molekülen

94 DER FELS 3/2014 Veranstaltungen Bücher

verbinden, dass daraus Leben entstehen kann, ist unvorstellbar gering – sie ist Veranstaltungen der Initiativkreise­ Osterakademie Kevelaer gleich Null! Ich habe die begeisternden – Aktionsgemeinschaften: 23.-26. April 2014 Vorträge des Bischofs vor 50 Jahren im überfüllten Saal der Dresdner Christus­ Mainz: „Du Kleingläubiger! Warum hast du kirche gehört. Sie endeten mit donnern­ 29. März 2014 · Besinnungstag im gezweifelt?“ (Mt 14,31) dem Applaus. Und wir meinten damals, Franziskaner-Kloster Marienthal/ Glaubenszuversicht des Christen dass nun der „Durchbruch“ gekommen Rheingau · Geistl. Leitung: H.H. Pfr. heute · Tagungsort: Priesterhaus Ke­ sei. Mit der Zerstörung seiner Basis, der Stefan Fillauer · Thema: Alles in Chris- velaer (an der Gnadenkapelle) · Pro­ Evolutionstheorie, müsse nun das Lehr­ tus erneuern ... die Messe beten (Hl. gramm als PDF auf der Homepage gebäude des Atheismus endgültig zum Pius X.) Mystagogische Katechesen www.kvgk.de · Hinweise: Kardinal- Einsturz kommen. Doch ein Blick in zur Heiligen Messe ·10:00 Uhr · „Zu von-Galen-Kreis e. V. · Tel.: 02563- das Biologiebuch unserer Kinder kann Dir, o Gott, erheben wie die Seeele mit 905269 uns eines anderen belehren: Der Evolu­ Vertrauen“ (462) · 11:00 Uhr · „Liebster tionsgedanke ist nach wie vor dominie­ Jesu wir sind hier, Dich und Dein Wort rend. Und die Erklärung der Entstehung anzuhören“ (520) ·13:10 Uhr · „Beim des Lebens aus der biblischen Schöp­ Letzten Abendmahle“ (537) · Unkosten­ fungsgeschichte heraus nimmt dagegen beitrag: 15,- Euro · Anmeldung bis 25. Sühnenacht im katholischen Religionsunterricht März: Tel.: 06725-4556 Sühneanbetung keinen großen Raum ein. „Unser Schöpfergott wollte, dass wir Leuterod/Ötzingen: 31.03.2014 · Sühne­ ihn erkennen.“ Gewiss! Und er will es München: gebetsstunden · monatliches Treffen der fortan. Und er wird es immer wollen. 11. März 2014 · 18:00 Uhr · Hansa Haus, Mitglieder des Marian. Segenskreises · Aber er will auch, dass wir alle Erkennt­ · Briennerstraße 39 · 80333 München · Maria-Hilf-Kirche · Euch. Feier, Predigt, nis, und auch die wunderbaren Erkennt­ Ado Greve, Open doors: „Wenn es ge- Beichte, eucharistische Anbetung · 18:00 nisse Ihres Artikels unserem Nächsten fährlich ist, sich zu Christus zu beken- - 21:00 Uhr · Hinweise: 02602-7272 mitteilen – getreu unseres Missions­ nen – Christenverfolgung im 21. Jahr- auftrags. Doch um erfolgreich zu sein, hundert” · Hinweise: Tel.: 089-605732 bedarf es dazu „wiederholter Publikati­ Gebetsmeinung des onen“, um mit Frau Christa Meves zu Regensburg: sprechen. Und ein russisches Sprich­ 02. März 2014 · 14:30 Uhr · Rosenkranz Hl. Vaters im März 2014 wort sagt es noch deutlicher: Die Wie­ in St. Wolfgang - Krypta · 15:00 Uhr · 1. Für die Rechte und die Würde derholung ist die Mutter der Weisheit. Pfarrheim St. Wolfgang · Eingang Sim­ der Frau Vielleicht kann es mit dieser Strate­ mernstraße · Regensburg · Prof. Dr. Dr. gie gelingen, die Gottesfurcht im Be­ Anton Ziegenaus: Die Wunderberichte 2. Für die jungen Menschen, die wusstsein der Gläubigen wieder leben­ des Neuen Testaments – Gibt es Wun- den Ruf zur Verbreitung des Evan- dig werden zu lassen. der? · Hinweise: Tel.: 0941/52407 oder geliums spüren Horst Schyra 0941/94660477

DER FELS - Katholische Monatsschrift. Gegründet 1970 von Pater Gerhard Hermes SAC Anschriften der Autoren dieses Heftes Verlag: Der Fels-Verein e.V. Herausgeber: Der Fels-Verein e.V.  Dr. Alois Epple Verantwortlicher Redakteur: Prof. Dr. Hubert Gindert Krautgartenstr. 17 Redaktion: Eichendorffstr. 17, D-86916 Kaufering, Tel.: 08191/966744, Fax: 08191/966743, 86842 Türkheim E-Mail: Redaktion: [email protected] Bestellung: [email protected]  Raymund Fobes Verlagsleitung: ebendort, Grafik und Layout: Renate Gindert, Bernau; Zillenweg 8 Druck: Mayer & Söhne, Druck und Mediengruppe GmbH, 86551 Aichach 85051 Ingolstadt DER FELS erscheint monatlich im Umfang von 32 Seiten.  Jürgen Liminski Bestellung: An den Fels-Verein e.V., Postfach 1116, D-86912 Kaufering Neckarstr. 13 Einzahlung Deutschland: Konto Fels e.V.:, 53757 St. Augustin VR-Bank Landsberg-Ammersee eG: Der Fels e.V. KontoNr.: 5147522, BLZ: 700 916 00 IBAN: DE46 7009 1600 0005 1475 22 BIC: GENODEF1DSS  Prof. Dr. Konrad Löw Postbank München: Der Fels e.V. KontoNr.: 903 166 809, BLZ: 700 100 80 Kirchenstr. 17 IBAN: DE59 7001 0080 0903 1668 09 BIC: PBNKDEFF 82065 Baierbronn Österreich: Bestellungen wie oben, Landeshypothekenbank Salzburg, Fels e.V.,  Prälat Prof. Dr. Dr. h.c. Lothar Roos KontoNr.: 2 493 378, BLZ: 55 000 IBAN: AT72 5500 0000 0249 3378 BIC: SLHYAT2S Kollegium Albertinum Schweiz: Bestellungen wie oben, Post Finance: Der Fels e.V. Nr.: 60-377 132-6 Adenauer Allee 19, 53111 IBAN: CH80 0900 0000 6037 7132 6 BIC: POFICHBEXXX  Gerhard Stumpf Für übrige EU-Länder: Bestellungen wie oben, Der Fels e.V. Nordfeldstr. 3 IBAN: DE46 7009 1600 0005 1475 22 BIC: GENODEF1DSS 86899 Landsberg

DER FELS 3/2014 95 DER FELS 4215 PVSt/Entgelt bezahlt/DPAG Fels-Verein e.V., Auslieferung Postfach 11 16 86912 Kaufering

Abbe Ernest Rixon – er handelte nach dem Bibelwort „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen.“

katholische Kirche hat Priestern jedoch vorsorglich verbo­ ferte sein Leben zur Heiligung seiner Die den Nationalsozialismus ten, einen bischöflichen Protestbrief priesterlichen Mitbrüder auf. Wäh­ nicht nur von Anfang an grundsätz­ zu verlesen. Die meisten Priester, so rend der Zwangsarbeit starb Abbe lich abgelehnt. Sie hat auch Tausen­ auch Abbe Ernest Rixon, hielten sich Ernest Rixon an Unterernährung, an de von Märtyrern hervorgebracht, die nicht an dieses SS-Verbot. Sie ge­ Kälte und an mehreren Krankheiten. getreu der kirchlichen Vorgaben die horchten vielmehr ih­ Es ist bitter, dass Menschenrechte und die Menschen­ rem Gewissen und ih­ gerade aus Deutsch­ würde bis zu ihrem eigenen Tod ver­ ren Bischöfen gemäß land, aus dem der neue teidigt haben. Einer von ihnen ist der dem Petruswort „Man Antisemitismus kam, belgische Pfarrer Abbe Ernest Rixon. muss Gott mehr ge­ auch die böswilligs­ Er wurde 1889 in Warmont geboren. horchen als den Men­ ten Vorwürfe gegen 1913 wurde er zum Priester geweiht. schen.“ Auch Abbe die katholische Kir­ Wegen seiner Innerlichkeit und Ernest Rixon von der che kommen. Dabei Frömmigkeit wurde er von den Leu­ Pfarrei St. Christo­ war es Papst Pius XI., ten „der heilige Pfarrer“ genannt. phe in Lüttich wusste, der schon am 25.März Am 26. Juli 1942 hatten die nie­ welche Gefahr er auf 1928 den Antisemitis­ derländischen Bischöfe landesweit sich lud, als er am 13. mus mit scharfen Wor­ gegen die Deportation holländischer Dezember 1942 den ten verurteilte. Solche Juden protestiert. Dieser bischöf­ bischöflichen Protest­ klaren Aussagen setz­ liche Rundbrief wurde in allen ka­ brief seiner Gemeinde Abbe Ernest Rixon ten Papst, Bischöfe tholischen Kirchen der Niederlande vortrug. Sein Schick­ und Priester bis zum vorgelesen. Die Bischöfe anderer sal ist gut dokumen­ Kriegsende fort. Und Konfessionen, die sich ursprünglich tiert. Erwartungsgemäß wurde er die Folgen sind 4000 katholische an dieser Verurteilung der Judende­ am 5. Januar 1943 verhaftet und vor Priester, die aus Rache den Tod er­ portationen beteiligen wollten, zogen ein deutsches Kriegsgericht gestellt. leiden mussten – und ungezählte ka­ sich plötzlich ängstlich zurück. Des­ Dort wurde er zu zweieinhalb Jahren tholische Laien. Sie alle belegen mit halb rächten sich die SS-Leute eini­ Zwangsarbeit verurteilt. Wie in vie­ ihrem Martyrium die wahre Haltung ge Tage später nur an den katholisch len ähnlichen Fällen endete die zeit­ der Kirche. Warum also die eigentlich getauften Juden, indem sie zunächst lich begrenzte Gefängnisstrafe mit haltlosen Vorwürfe, die Kirche und ausschließlich diese verhafteten und dem Tode. Er kam zunächst in das ihre Diener hätten zur Judenverfol­ zur Vernichtung nach Auschwitz Zuchthaus Hagen, dann nach Ohls­ gung geschwiegen? Stattdessen soll­ brachten. Am 13. Dezember 1942 dorf und schließlich in das Zuchthaus ten wir alle an das Blutzeugnis der ließen auch die belgischen Bischöfe Bochum. Von dort schrieb er an seine Märtyrer von damals und von heute einen Protestbrief gegen die Judende­ Schwester: „Ob ich Dich wiederse­ dankbar erinnern. Ihr Opfer lässt uns portationen in den Kirchen verlesen. hen werde, weiß ich nicht, denn Got­ an eine übermenschliche Kraft glau­ Hier hatte die SS den katholischen tes Wege sind meine Wege.“ Er op­ ben. Eduard Werner

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