Weliki Nowgorod Weliki Nowgorod (Russ
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Titelregister zu: • Ergänzungsseite I a zu Seekriege und Seegefechte der Hanse • Ergänzungsseite I b zu Seekriege und Seegefechte der Hanse • Ergänzungsseite I c zu Seekriege und Seegefechte der Hanse • Ergänzungsseite II a zu Seekriege und Seegefechte der Hanse • Ergänzungsseite II b zu Seekriege und Seegefechte der Hanse • Ergänzungsseite II c zu Seekriege und Seegefechte der Hanse • Ergänzungsseite II d zu Seekriege und Seegefechte der Hanse • Ergänzungsseite II e zu Seekriege und Seegefechte der Hanse • Ergänzungsseite II f zu Seekriege und Seegefechte der Hanse Titelregister zu: • Ergänzungsseite III zu Seekriege und Seegefechte der Hanse Nowgorod - Weliki Nowgorod Weliki Nowgorod (russ. Вели" кий Но"вгород) oder auch Nowgorod-Weliki (zu deutsch Groß-Nowgorod, bis 1999 offiziell nur Nowgorod (russ. Но"вгород), früher auch deutsch Navgard/Naugard und altnordisch Hólmgarðr) ist eine Großstadt in Russland mit 214.777 Einwohnern (Stand: 2010) und liegt etwa 180 km südsüdöstlich von Sankt Petersburg am Wolchow nördlich des Ilmensees. Sie ist das Verwaltungszentrum der im Föderationskreis Nordwestrussland liegenden Oblast Nowgorod. Weliki Nowgorod, das im September 2009 sein 1150-jähriges Bestehen feierte, gehört zu den ältesten Städten Russlands. Im Mittelalter war Nowgorod Hauptstadt einer einflussreichen Handelsrepublik und bedeutender Mittler zwischen den Rus und dem Abendland, bevor es Teil des zentralisierten russischen Reichs wurde. Nowgorods architektonisches Erbe ist seit 1992 UNESCO-Weltkulturerbe.[1] Geographie Geographische Lage Nowgorod liegt im Nordwesten des europäischen Teils von Russland und ist 180 Kilometer von St. Petersburg und 524 Kilometer von Moskau entfernt. Von Süden nach Norden durchschneidet der Fluss Wolchow die Stadt. Sie liegt durchschnittlich auf 25 m ü. NN. Das Stadtgebiet hat eine Fläche von 90 Quadratkilometern. Ungefähr 60 Prozent des Umlandes ist bewaldet, vor allem mit Ulmen. Der Süden von Nowgorod in der Nähe des Ilmensees ist sehr reich an Sumpfland. Insgesamt ist Weliki Nowgorod umgeben von weitläufigen Moor- und Waldgebieten, in denen insbesondere Torf abgebaut wird. Die geographische Lage ist verkehrsmäßig günstig, da die Flüsse Lowat, Schelon, Msta und Wolchow, die in den See münden, ideale Transportwege eröffnen. Die Wolchow mündet in den Ladogasee, von welchem man durch St. Petersburg direkt in die Ostsee gelangt. Über die Flüsse im Süden Nowgorods ist eine Verbindung bis ins Schwarze Meer gegeben.[2] Geologie Die Stadt liegt in der Osteuropäischen Ebene und im östlichsten Teil des Baltischen Landrückens. Geologisch liegt die Stadt auf der Russischen Tafel, die in der Mehrzahl aus ungefalteten jung-proterozoischen bis känozoischen Sedimenten besteht, die hier weite Gebiete des Urkontinents Fennosarmatia bedecken. Anders als ihre umgebenden Gebirge ist die Russische Tafel trotz ihrer Größe arm an Bodenschätzen.[3] Während der letzten Eiszeiten reichten die skandinavischen Gletscher bis in das Nowgoroder Gebiet. Der flache Ilmensee (nur 2,5 bis 10 Meter tief) ist der Rest eines glazialen Schmelzsees, in dem fluviatile und periglaziäre Sedimente weit verbreitet sind. Stadtgliederung Die Stadt gliedert sich grob in die historische Innenstadt und die außerhalb der ehemaligen Stadtmauern angelegte Neustadt. Die Altstadt wird unterteilt in die Sophienseite, benannt nach der Sophienkathedrale, auf dem westlichen Ufer des Wolchow und die Handelsseite auf dem östlichen Ufer. Die Sophienseite besteht aus drei Stadtfünfteln, so genannten konez (= „Ende“), im Norden dem Nerewski-Fünftel, im Westen dem Zagorodski-Fünftel und im Süden dem Ljudin-Fünftel, dem ehemaligen Töpferfünftel. Die Handelsseite besteht im Norden aus dem Plotniki-Fünftel, dem ehemaligen Zimmermanns-Fünftel und im Süden aus dem Slawno-Fünftel. Im östlichen Zentrum auf der Sophienseite befindet sich der Nowgoroder Kreml. Die Verbindung zwischen den Seiten wurde seit dem 11. Jahrhundert über eine große Holzbrücke gewährleistet, die sporadisch durch Feuer, Hochwasser oder Eis zerstört wurde. In der westlichen Mitte der Handelsseite befand sich der mittelalterliche Marktplatz, der Jaroslaw-Hof und die Kontore der fremden Händler, insbesondere der Petershof der Hanse. Die Neustadt ist auf der westlichen Flussseite deutlich stärker entwickelt als auf der östlichen. An die Sophienseite schließen sich dort von Norden nach Süden die Viertel: Koltowo, Grigorowo, Zapadini, Nowa Melniza, Leschno, Pankowka und Bely Gorod. Auf der Handelsseite ist es im Norden das Viertel Antonowo. Nachbargemeinden An den Stadtrajon Nowgorod grenzen innerhalb des Oblast Nowgorod sieben andere Rajons. Dies sind im Uhrzeigersinn von Norden nach Westen: der Rajon Tschudowo, Malaja Wischera, Krestzy, Parfino, Staraja Russa, Schimsk und Batezki. Im Nordwesten grenzt der Rajon an den Oblast Pskow. Klima Nowgorod befindet sich mit seinem humiden Klima in der kühlgemäßigten Klimazone mit Einfluss des Kontinentalklimas. In der Klimaklassifikation ist es als DfB eingeordnet, das heißt, (D) der kälteste Monat hat eine Temperatur von weniger als −3 °C, der wärmste Monat liegt über 10 °C, (f) alle Monate sind feucht und (B) die Temperatur liegt unter 22 °C, es gibt aber noch mindestens vier Monate, die wärmer als 10 °C sind. Die durchschnittliche Jahrestemperatur in der Stadt beträgt 4,3 °C. Obwohl der Jahresniederschlag nur bei 561 Millimetern (zum Vergleich Köln: 798 Millimeter) liegt, ist er höher als die Verdunstung, weshalb ein humides Klima vorherrscht. Die wärmsten Monate sind Juni und Juli mit durchschnittlich 15,7 beziehungsweise 17,3 °C, die kältesten Monate sind Januar und Februar mit −9,2 beziehungsweise −8,2 °C im Mittel. Der meiste Niederschlag fällt in den Monaten Juli und August mit durchschnittlich jeweils 72 Millimeter, der geringste im Februar mit durchschnittlich 23 Millimeter. Geschichte Vor- und Frühgeschichte Das Territorium im Nordwesten Russlands ist von vielen Wäldern, Seen und Marschland geprägt, leidet aber einen Mangel an anbaufähigem Land. Über eine lange Periode vom Neolithikum bis zur Bronzezeit wurde dieses Land von Angehörigen finno-ugrischer Sprachgruppen besiedelt, die sich überwiegend von Fischerei und Jagd ernährten. Im 5. und 6. Jahrhundert stießen slawische Stämme in diese Gebiete vor, die vorwiegend Getreide anbauten, ohne dass es zu Konflikten mit den ursprünglich dort siedelnden Gruppen gekommen wäre. Die Herkunft dieser Siedler wird aufgrund der linguistischen Auswertung der Birkenrindenfragmente aus dem Bereich des heutigen Polen und des nördlichen Deutschlands angenommen. Das wichtigste Ereignis für die weitere Stadtentwicklung war aber die Ankunft skandinavischer Siedler, sogenannter Waräger, im 9. Jahrhundert.[6] Etwa zwei Kilometer südlich von Nowgorod lag am rechten Ufer des Wolchow die Siedlung Rurikowo Gorodischtsche („Ruriks befestigtes Städtchen“; skandinavischer Name Hólmgarðr = „Stadt auf dem Hügel“[7]). Die frühmittelalterliche Siedlung der Rus diente bereits vor der Gründung Nowgorods als Handelsplatz, verlor aber mit dem Aufstieg der Stadt ihre Bedeutung. Kiewer Rus vom 9. bis 11. Jahrhundert Weliki Nowgorod ist eine der ältesten Städte Russlands. Sie wurde im Jahr 859 erstmals erwähnt.[8] Über ihre Geschichte setzen uns in der Frühzeit mehrere Manuskripte der Nowgoroder Chronik und der Nestorchronik in Kenntnis. Die Stadt wurde von dem warägischen Fürsten Rurik, dem Gründer des ersten ostslawischen Reichs, von 862 bis 879 regiert. Nowgorod war bereits im Reich der Kiewer Rus ein bedeutendes Zentrum mit vielleicht mehr als zehntausend Einwohnern. Die Stadt übte eine hohe Anziehungskraft auf die benachbarten russischen Prinzenhäuser aus. In den 970er und 980er Jahren erkämpften sich die Söhne des Fürsten von Kiew, Swjatoslaw I. Igorewitsch, Wladimir I. und Jaropolk I., das Recht, den Fürsten von Nowgorod zu stellen, und sandten ihre Gouverneure. Am Ende setzte sich Wladimir durch, und nachdem er Fürst von Kiew geworden war, wurde unter seiner Herrschaft das Christentum in der Region eingeführt. Wladimirs Sohn, Jaroslaw der Weise, ließ am Ende des 10. Jahrhunderts die ersten Kirchen in Nowgorod errichten – eine Holzkathedrale für die Heilige Sophia und eine für die zwei Heiligen Joachim und Anna, deren Widmung mit dem Namen des ersten Bischofs von Nowgorod, Joachim Korsunianin, verbunden ist.[6] Jaroslaws Herrschaft dauerte bis 1015, als er nach dem Tode seines Vaters die Kontrolle über Kiew anstrebte. Da ihn die Nowgoroder bei diesem erfolgreichen Unternehmen unterstützten, gab er ihnen umfangreiche Rechte, die die Basis für die künftige Bojarenordnung in Nowgorod bildeten. Die Privilegien, die die Bojaren von Jaroslaw erhalten hatten, führten zu einer strukturellen Teilung der Stadt. Die Gehöfte der Bojaren unterstanden nicht der Gerichtsbarkeit des Prinzen und bildeten die Grundlage für das System der „Enden“ genannten Stadtviertel. Zwischen diesen „Enden“ siedelten dagegen freie Künstler und Händler, die der Jurisdiktion des Prinzen unterstanden. Diese Bereiche wurden in Hundertschaften (sotni) unterteilt und von sogenannten „Tausendschaftsführern“ (tysjazkie) und „Hundertschaftsführern“ (sotskie) verwaltet.[6] Im Jahre 1030, bei einem Besuch in der Stadt, beauftragte Jaroslaw, dass 300 Kinder der Älteren und der Priester gezielt im Lesen unterwiesen werden sollten. Aufgrund archäologischer Befunde lassen sich aber bereits für die vorhergehende Zeit Bildungsbestrebungen nachweisen. In diese Periode fällt auch die Überführung des fürstlichen Hofes von Gorodischtsche nach Nowgorod, wo auf der Handelsseite,