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DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - STÄRKEN - SCHWÄCHEN - ANALYSE - und kreisfreien Städte Deutschlands rangiert Goslar im hinteren Mittelfeld auf Platz 338. Besonders die demografischen Eckdaten geben dabei Anlass zur Sorge. Die oft beschworenen „endogenen Potenziale“ sind bei dieser Ausgangslage weder Wundermittel noch Vielzweckwaffe für Kommunen in einer Stagnations- oder gar Schrumpfungsphase. Immerhin gehören mittler- weile mindestens drei Drittel aller ländlichen Räume Europas nicht mehr zu den Wachstumsregionen und des- halb eher zu jenen Landstrichen, deren Entwicklungsstränge am seidenen Faden hängen. Vor diesem Hintergrund waren zwei strategische Grundsatzentscheidungen in der Region besonders gute Antworten auf eine schwierige Ausgangslage: • 2010 ist die Wirtschaftsförderung Region Goslar GmbH & Co. KG (WiReGo) als land- kreisübergreifende Wirtschaftsförderungsgesellschaft gegründet worden. Träger der Gesell- schaft sind neben dem Landkreis Goslar alle acht Gebietseinheiten des Landkreises, die TU Clausthal, der Verein Pro Goslar sowie sechs Kreditinstitute aus der Region (Sparkasse Hil- desheim Goslar Peine, Volksbank eG in Seesen, Volksbank im Harz eG, Harzer Volksbank eG und Volksbank Braunlage eG, Braunschweigische Landessparkasse). Aufgabe der WiRe- Go ist es, zur Verbesserung der Grundlagen der Wirtschaftsentwicklung im Landkreis Goslar beizutragen und damit auf die Schaffung neuer und Erhaltung bestehender Arbeitsplätze hin- zuwirken. Dabei arbeitet sie eng und partnerschaftlich mit den Kommunen zusammen. Webauftritt der WiReGo unter www.invest-region-goslar.de Das Themen- und Servicespektrum der WiReGo erstreckt sich auf die Bereiche Gründungsförderung, Firmenbetreuung im Mittelstand und Regionalmarketing/Ansiedlungsbetreuung. WiReGo gilt mittler- weile weit über Niedersachsen hinaus als beispielgebende Bündelungsinstanz für professionelles Standortmarketing. Seite 64 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - STÄRKEN - SCHWÄCHEN - ANALYSE - • Im Bereich Tourismus / Regionalmarketing hat sich die Mitwirkung der SG Lutter im Tou- rismusverband Nördliches Harzvorland e.V. (NHAVO) mit Sitz in Wolfenbüttel bewährt. Das Verbandsgebiet umfasst den Landkreis Wolfenbüttel, die kreisfreie Stadt Salzgitter und aus dem Landkreis Goslar die Samtgemeinde Lutter, die Gemeinde Liebenburg sowie den Goslarer Stadtteil Vienenburg. Schwerpunktaufgaben des NHAVO sind u.a.: • Gäste ins Nördliche Harzvorland zu locken • Überregionale Ausstrahlung zu entwickeln und das Profil der Region zwischen Bal- lungsraum Braunschweig und dem Harz zu schärfen • Destinationsentwicklung und Marktforschung zu betreiben und vor Ort Impulse zu setzen • die interkommunale Zusammenarbeit auf dem Sektor Tourismus zu fördern • bei der Entwicklung lokaler Tourismusprojekte professionellen Input zu geben www.noerdliches -harzvorland.com Stärken der Wirtschaftsregion Goslar: • zentrale Lage in Deutschland und Europa mit erstklassiger Verkehrsanbindung • Teil einer der forschungsintensivsten Region Europas • in Deutschland höchstmögliche Förderung für Investitionen (max. 30 %) sowie Verfügbarkeit von diversen weiteren Förderoptionen zu den Themen Innovation, Beratung, Infrastruktur • Teil der weltweit bedeutendsten Automobilregion (Volkswagen) • gutes Fachkräftepotenzial durch ansässige Hochschulen, Universitäten und Forschungseinrich tungen • erstklassige Betreuung durch das interdisziplinäre Team der WiReGo Regionale Schwerpunktbranchen und technologische Kompetenzfelder Region Goslar • Industrie und industrienahe Dienstleistungen High-Tech-Wirtschaft • Materialwirtschaft • Recycling • Batteriesicherheit • Gesundheitswirtschaft • Tourismus Seite 65 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - STÄRKEN - SCHWÄCHEN - ANALYSE - Wirtschaftsbarometer SG Lutter Über eine Blitzumfrage im Frühjahr 2017 ist im Rahmen dieser Dorfentwicklungsplanung ein aktuel- les Stimmungsbild zur wirtschaftlichen Situation in der Samtgemeinde gezeichnet worden. An der Fragebogenaktion beteiligten sich spontan 16 von 78 Betrieben; die geringe Rücklaufquote von rd. 20% deutet allerdings an, dass offenbar nur wenige Betriebe Interesse an einer gemeinsam strategi- schen Entwicklung der Wirtschaft am Standort aufbringen. Der Wirtschaftsstandort Lutter wird dominiert von kleineren - überwiegend inhabergeführten - Hand- werksbetrieben des Bauhaupt- und Nebengewerbes und der Metallverarbeitung. Unternehmensschwer- punkte sind der Kernort Lutter und Hahausen. Der traditionelle kleinteilige Einzelhandel im Zentralort ist stark ausgedünnt. Dafür haben lokale Dienstleister zugelegt. Die schnelle Autobahnanbindung bietet Unternehmen der Logistikbranche eine gute Ausgangsbasis. Die Entwicklung des expandierenden Un- ternehmens SKANDIX (Ersatzteil-Spezialist für schwedische Autos für ganz Zentraleuropa) gilt als er- mutigendes Beispiel. In Fachkreisen überregionale Bekanntheit hat sich auch die in Lutter ansässige Firma EIKO erworben. In einem Spezialmarkt genießt das Familienunternehmen einen hervorragenden Ruf: EIKO steht für qualitativ hochwertige deutsche Zunft- und Berufsbekleidung. Branchenübersicht SG Lutter; Wirtschaftsumfrage Frühjahr 2017 Planungsbüro Warnecke Tourismus Den Lutter-Dörfern fehlen (wie nahezu der kompletten Vorharz-Region) touristische Flaggschiffe und Alleinstellungsmerkmale, aus denen sich wirtschaftliche Impulse oft von selbst entwickeln. Der fol- gende Ausschnitt aus dem NHVO-Regionalflyer listet folgende Anziehungspunkte auf: Dazu gesellen sich noch einige Hofcafés als attraktive Drehscheiben des Tagestourismus und der Nah- erholung. Mehrere von ihnen können mit prächtigen Landschaftspanoramen punkten und haben sich deshalb besonders gut entwickelt, z.B. Café Rosengarten in Nauen. Ansonsten gilt für die bodenstän- dige Gastronomie dasselbe wie in weiten Teilen ganz Europas: Die große Zeit der Dorfkneipen mit Saalbetrieb und Kegelbahn ist vorbei; zahlreiche Betriebe wurden bereits aufgegeben oder stehen ab- sehbar davor, weil die Nachfolge nicht gewährleistet ist. Im Wettbewerb mit dem Oberharz hält sich das Übernachtungsangebot in den Dörfern mit vier Bet- tenanbietern im Segment Hotel/Pensionen/Privatzimmer und weiteren sechs Anbietern im Bereich Fe- rienwohnungen/Ferienhäuser in engen Grenzen. Auch hier fehlt es an ganzjähriger Grundlast als Basis für Zukunftsinvestitionen; denn vielfach besteht in den vorhandenen Einrichtungen ein umfassender Modernisierungsbedarf. Seite 66 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - STÄRKEN - SCHWÄCHEN - ANALYSE - 7 Betriebe 7 48 48 Betriebe 19 19 Betriebe 2 Betriebe 2 Seite 67 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - STÄRKEN - SCHWÄCHEN - ANALYSE - Viele kleinere alteingesessene Geschäfte werden heute nicht mehr betrieben. Der Lebensmittelmarkt in Lutter bildet das Rückgrat der Nahversorgung im Grundzentrum. Das Harzvorland bietet ein reizvolles Landschaftserlebnis, das noch stärker touristisch erschlossen werden könnte. Attraktive gastronomische Einrichtungen bestehen nur wenige; ebenso fehlen Übernachtungsmöglichkeiten. In Hahausen besteht bereits ein Aufenthaltsbereich für Radwanderer. In Neuekrug könnte ein zentraler Information s- punkt entstehen. Seite 68 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - STÄRKEN - SCHWÄCHEN - ANALYSE - Gastgeberverzeichnis 2017; Quelle: http://www.sg-lutter.de/Leben/Tourismus Die Zukunftsfähigkeit von Gemeinden im ländlichen Raum wird sich u.a. an der Frage entscheiden, wie die Grundversorgung sichergestellt werden kann. Leistungsfähige Netze mit hohen Datenübertra- gungsraten sind mittlerweile Bestandteil der Daseinsvorsorge der Gemeinden. Eine gute und zukunfts- fähige Internetanbindung ist mittlerweile eine der wichtigsten Standortfaktoren und bei der Entschei- dung für einen Grundstückskauf oft ein ausschlaggebendes Kriterium. Zur Förderung der regionalen Wirtschaft gehört die Bereitstellung leistungsfähiger Informations- und Kommunikationstechnologien und somit i.d.R. der Ausbau der Kommunikationsnetze, insbesondere der Anschluss an Breitband- Seite 69 DORFENTWICKLUNGSPLAN DORFREGION LUTTER AM BARENBERGE - STÄRKEN - SCHWÄCHEN - ANALYSE - technologien. Standorte, die dem aktuellen Standard nicht entsprechen, scheiden oft von vornherein aus dem Standortwettbewerb aus; den Gemeinden drohen mittelfristig Arbeitsplatzverluste. Mit einem guten Kommunikationsnetz werden zudem technische Möglichkeiten zur Sicherung der Daseinsvor- sorge im ländlichen Raum, wie E-Health oder E-Learning, eröffnet, auf die man angesichts des demo- grafischen Wandels zukünftig ggfs. angewiesen sein wird. Breitbandversorgung Mit großem Nachdruck (und nach Einschätzung externer Fachleute besonders vorbildlich im massiv unterversorgten Flächenland Niedersachsen) hat sich der Landkreis Goslar in den vergangenen Jahren um das wahrscheinlich bedeutendste Infrastrukturprojekt in einer Epoche der digitalen Transformation nahezu aller Lebensbereiche gekümmert. Nachdem eine Vielzahl juristischer und fördertechnischer Hürden der Bundesbreitband-Richtlinien und des Vergaberechts überwunden werden konnten, soll mit großer Wahrscheinlichkeit TELEKOM als Gewinner einer europaweiten Ausschreibung die „weißen Flecken“ schließen. Einem zügigen Ausbau-Beginn liegt dann nichts mehr im Wege. Landkreisweit soll eine Surfgeschwindigkeit von mindestens 30 bis 50 Mbit/s erreicht werden. Der Landkreis hat sich nach Abwägung der finanziell-strategischen Risiken gegen das in anderen Kreisen zum Zuge kommendes Betreibermodell in Eigenregie entschieden. Er setzt