Verhaltensdesign – Technologische Und Ästhetische Programme Der 1960Er Und 1970Er Jahre 2018
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Repositorium für die Medienwissenschaft Jeannie Moser, Christina Vagt u.a. (Hg.) Verhaltensdesign – Technologische und ästhetische Programme der 1960er und 1970er Jahre 2018 https://doi.org/10.25969/mediarep/3671 Veröffentlichungsversion / published version Buch / book Empfohlene Zitierung / Suggested Citation: Moser, Jeannie; Vagt, Christina (Hg.): Verhaltensdesign – Technologische und ästhetische Programme der 1960er und 1970er Jahre. Bielefeld: transcript 2018 (Edition Kulturwissenschaft 167). DOI: https://doi.org/10.25969/mediarep/3671. Erstmalig hier erschienen / Initial publication here: https://doi.org/10.14361/9783839442067 Nutzungsbedingungen: Terms of use: Dieser Text wird unter einer Creative Commons - This document is made available under a creative commons - Namensnennung - Nicht kommerziell - Keine Bearbeitungen 4.0 Attribution - Non Commercial - No Derivatives 4.0 License. For Lizenz zur Verfügung gestellt. Nähere Auskünfte zu dieser Lizenz more information see: finden Sie hier: https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0 Jeannie Moser, Christina Vagt (Hg.) Verhaltensdesign Edition Kulturwissenschaft | Band 167 Jeannie Moser, Christina Vagt (Hg.) Verhaltensdesign Technologische und ästhetische Programme der 1960er und 1970er Jahre Die Publikation wird ermöglicht durch den Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung. Ein Interdisziplinäres Labor der Humboldt-Universität zu Berlin (Fördernr. EXC 1027/1) und die finanzielle Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft im Rahmen der Exzellenzinitiative. This publication was made possible by the Image Knowledge Gestaltung. An Interdiscipli- nary Laboratory Cluster of Excellence at the Humboldt-Universität zu Berlin (sponsor number EXC 1027/1) with financial support from the German Research Foundation as a part of the Excellence Initiative. Diese Publikation ist aus der Tagung Verhaltensdesign. Bildungs-, Erziehungs- und Regie- rungsprogramme hervorgegangen, die im Dezember 2016 an der TU Berlin stattfand. Unser Dank gilt der Fritz Thyssen Stiftung, Prof. Dr. Hans-Christian von Herrmann und dem Fachgebiet Literaturwissenschaft an der TU Berlin sowie dem Hybrid-Lab der UdK Berlin/TU Berlin, die diese Tagung gefördert haben. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Na- tionalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Dieses Werk ist lizenziert unter der Creative Commons Attribution-NonCommercial- NoDerivs 4.0 Lizenz (BY-NC-ND). Diese Lizenz erlaubt die private Nutzung, gestattet aber keine Bearbeitung und keine kommerzielle Nutzung. Weitere Informationen fin- den Sie unter https://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/4.0/deed.de/. 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Inhalt Verhaltensdesign Technologische und ästhetische Programme der 1960er und 1970er Jahre | 7 Jeannie Moser und Christina Vagt Transgression als Passion Akustische (Selbst-)Überschreitungen in Kunst- und Popkultur seit 1960 | 25 Katja Müller-Helle Ökologische Imperative Richard Nixon, Jean Baudrillard und environmental design um 1970 | 41 Florian Sprenger Education Automation Verhaltensdesign als ästhetische Erziehung | 57 Christina Vagt Theater und Kybernetik Zu Brechts Realismus der Relationen und Funktionen | 75 Hans-Christian von Herrmann Dichtungsmaschinen und Subjektprogramme Literarische Regelkreisphantasien in den 1960ern | 89 Marcus Krause The Computer Never Was a Brain, or the Curious Death and Designs of John von Neumann | 113 Benjamin Peters Benutzerfreundlichkeit Idiosynkrasie der Personal Computer-Industrie | 125 Sophie Ehrmanntraut Emotionsdesign Zur Emergenz eines neuen Dispositivs der Affektregulation | 143 Bernd Bösel Futurologische Vorübungen (Dis-)Simulation, Szenario und Misstrauen in Graciáns Handorakel | 157 Jeannie Moser Verhaltensdesign avant la lettre Kontingenz und Potentialität im »Bildungs«-Roman des 18. Jahrhunderts mit Blick auf Wilhelm Meisters Lehrjahre | 175 Anja Lemke Brainstorming Über Ideenproduktion, Kriegswirtschaft und ›Democratic Social Engineering‹ | 193 Claudia Mareis Konferenzdesign, Liebe und Selbstbeobachtung um 1968 | 211 Ulrike Bergermann Autorinnen und Autoren | 227 Verhaltensdesign Technologische und ästhetische Programme der 1960er und 1970er Jahre Jeannie Moser und Christina Vagt Ob Neokybernetik, Computerlyrik, Sprach- oder Sound-Experiment, ob Brain- storming, instrumentell aufgerüstete Lernumgebung oder neues Konferenz- format, ob Gruppendynamik oder Umweltschutz… – im Horizont von Kaltem Krieg und Summer of Love erzählen zahlreiche Verfahren von medialer und humaner Transformation. Verhaltensdesign interessiert sich für diese Trans- formation als eine, die sowohl ästhetisch, technisch, anthropologisch wie auch ökonomisch und politisch dimensioniert ist, und verbindet sie mit einer Dis- kussion über Bildungs-, Erziehungs- und Regierungsprogramme. Dabei be- zeichnet das Kompositum ›Verhaltensdesign‹ gleichermaßen ein Problem und ein Experiment, um als strategische Beobachtungs- und Relexionsigur ein Forschungsareal im Grenzbereich von Literatur- und Medientheorie sowie Bild- und Technikgeschichte beschreibbar zu machen.1 Das Problem ergibt sich aus der Frage, wie sich jene technisch hochgra- dig komplexen Systeme und Infrastrukturen beschreiben lassen, die heute maßgeblich beteiligt sind an Debatten über das Selbst, über Sozialitäten und Environments – sowie im Hinblick auf ihre Ökonomie und Regierung bzw. Regierbarkeit: so etwa E-Democracy, machine learning, Künstliche Intelligenz, Computersimulation, environmental design oder afective computing. Das Experi- ment wiederum besteht darin, die Baupläne dieser Systeme und Wirkungsge- 1 | Während der deutsche Begriff ›Verhaltensdesign‹ bisher kaum geläufig ist, flottiert ›behavioral design‹ im US-amerikanischen Bereich der Verhaltensökonomie, der (glo- balen) Politikgestaltung sowie der Produktpsychologie seit den 1980er Jahren. (Vgl. Iris Bohnet: What Works: Gender Equality by Design, Cambridge 2016; Saugato Datta, Sendhil Mullainathan: »Behvioral Design: A New Approach to Development Policy«, in: The Review of Income and Wealth 60/2 [2014], 7-35; Donald A. Norman: The Psycholo- gy of Everyday Things, Cambridge 1988.) 8 Jeannie Moser und Christina Vagt füge auf ihre heiße Entstehungsatmosphäre in den 1960er und 1970er Jahren zu beziehen und ihre Genealogie als Wissens-, Literatur- und Mediengeschich- te zu entwickeln – um damit vielleicht ein anderes Sprechen, ein anderes Nachdenken über die Verzahnung von Politik und Technologie zu eröfnen. Mit den Auslügen in die Vergangenheit und Zukunft des Verhaltensde- signs der 1960er und 1970er Jahre geht es jedenfalls mitnichten um die ab- schließende Betrachtung oder gar Bewertung einer verlossenen historischen Episode. Vielmehrt geht es um den Versuch, einen Blick hinter den ›eisernen Vorhang‹ technologischer Systeme der Gegenwart zu werfen, die unter dem Diktum von (unternehmerischer) Kreativität, Katastrophe oder Komplexität weiterhin bilden, erziehen und regieren. DIE FIGUR DES VERHALTENSDESIGNS Die Beobachtungs- und Relexionsigur verdankt sich einer Montage der Be- grife ›Verhalten‹ und ›Design‹. Für sich genommen sind die beiden durch ihre semantische Breite theoretisch und praktisch kaum einzuhegen. Allein schon ein Blick ins Wörterbuch verrät ihre Vielseitigkeit. ›Verhalten‹ bezeichnet Reaktions- und Handlungsweisen, die eine be- stimmte Einstellung, Haltung, eine Beschafenheit oder ein Verhältnis zeigen. Der Begrif wandert im Laufe des 20. Jahrhunderts von der Alltagssprache in die Biologie und (behavioristische) Psychologie, steigt dort zum Zentralbegrif auf, um dann der sich seit den 1930er Jahren formierenden und vom Behavio- rismus abgrenzenden Verhaltensforschung ihren Namen zu geben.2 Mit der Metawissenschaft Kybernetik wird der Begrif des Verhaltens deinitiv auf Ge- füge von Menschen und Tieren, Maschinen und Materialien ausgeweitet – und verbindet diese miteinander. Über die universelle Idee von Information, Kommunikation und Kontrolle analogisiert die Kybernetik das Verhalten von Lebewesen und (statistischen) Mechaniken; Steuerungsprozesse, Grammatiken, Entscheidungs- und Spiel- theorien inden im selben Beschreibungsregister zueinander und sind glei- chermaßen ästhetisch, ökonomisch, sozial und individuell anwendbar.3 In den 1960er und 1970er Jahren werden mit der Vernetzung von Computertechno- 2 | Vgl. Duden – Deutsches Universalwörterbuch, Berlin 2015; Historisches Wörter- buch der Philosophie, Basel 1980. 3 | Siehe W. Ross Ashby: Design for a Brain, London 1952; Norbert Wiener: Cybernetics or Control and Communication in die Animal and the Machine,