Siedlungsnamen Und Geschichte Im Oberen Steirischen Ennstal Von OTTO F
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Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 63 (1972) Siedlungsnamen und Geschichte im oberen steirischen Ennstal Von OTTO F. WEBER, Baldham bei München Zweiter Teil 1. Der im Jahrgang 1971 dieser Zeitschrift erschienene erste Teil der Untersuchung behandelte fast ausschließlich slawische Namen. Einige mußten damals leider zwecks gründlicherer Durchleuchtung und neuerlicher Realproben unberücksichtigt bleiben. Sofern dem Autor eine wenigstens wahrscheinliche Erklärung geglückt sein dürfte, sind sie im folgenden aufgeführt. Auch die sicher oder vermutlich vorslawischen Namen habe ich nun behandelt. 2. Tief verpflichtet bin ich meinem Bruder Gernot, der im Frühjahr und im Sommer vergangenen Jahres je einen Sonntag opferte, um mich in seinem Wagen durch das Untersuchungsgebiet zu fahren. — Für wert volle Auskünfte danke ich einer bodenständigen Bauernfamilie in Pfarr- vrerfen (Pongau), der Familie Lürzer vom „Breitlehen" in Untertauern bei Radstadt1, der Familie Schaumberger, insg. „Zefferer", Gleiming (s. 1. Teil, S. 191), dem insg. „Hold", Klaus-Haslach b. Schladming, dem insg. „Tim- melbauer", Mösing-Ramsauleiten, dem insg. „Rössinger", Ramsau-Rös- sing, und ganz besonders dem äußerst hilf- und kenntnisreichen Herrn Gemeindesekretär Josef Landl, Mitterberg bei Gröbming, dort geboren 1903» 3. Durch das Entgegenkommen eines lieben Freundes, Dr. Günther Jontes, Stadtmuseum Ueoben, konnte ich das bisher schmerzlich vermißte wichtige Werk von H. Pirchegger, Geschichte des Bezirkes Gröbming, Herrschaft, Bürger und Bauer, o. 0. u. J. (Gröbming 1951), 224 S., 22 Kar ten, 36 Uichtbilder, benützen und seinen reichen Stoff einbauen.2 Aller dings zeigten sich beim Vergleich mit den Angaben des Ortsnamenbuches von J. v. Zahn und anderer Quellen öfter nicht unerhebliche Schreibver schiedenheiten bei den urk. Formen, die es behutsam zu glätten galt. Es wäre sicher sehr vieles leichter und schneller gegangen, wenn ausreichende, kritisch edierte ältere Namenbelege vorhanden gewesen wären. 1 Der Verfasser erhob in beiden Orten die bodenständigen Entsprechungen der dort auftreten den Namen Schlaming bzw. Schlaninggraben, -back. 2 Künftig abgekürzt Pirch. Gröbming. 201 Bedauerlicherweise weiterhin unzugänglich waren mir die für die Namen läßt weitere und wohl besser ins Siedlungsbild des Mitterberges passende welt des südwestlichen und südlichen Dachsteingebietes aufschlußreichen Deutungen zu, obwohl auch die schon gegebene Ableitung von slow. Bücher von A. Webinger, Filzmoos-Dachsteinsüdlandschaft, Graz 1928, brezje „Birkengehölz" durchaus ihre Gültigkeit bewahrt. Nur die Über sowie von F. Perl, Ramsau bei Schladming, Graz 21957. nahme ins Deutsche wäre etwas später erfolgt. Pirch. Gröbming 181 kennt dort 1658 einen Martin Fruesacher, 1754 heißt der Hof Friesacher. 4. Literaturergänzungen zu Namen des Untersuchungsgebietes sind Dabei wird es sich am ehesten um einen Zuwanderer aus dem Weiler folgende beizubringen: F. Benesch, Mons Styriae altissimus, in: ZDÖAV Friesach bei Aich-Assach handeln. Nach der Lage auf dem etwa 100 bis 49 (1918), 125—148 [wohl vollständige Sammlung und Lokalisierung der 150 m hohen Mitterberg käme u. U. Ableitung von slow, breg m. volkstümlichen Benennungen des Grimmingstockes in gewöhnlicher, aber „niederer Berg" in Frage. Da der Hof nicht allzu weit vom Nordabfall einsichtiger und fast zweifelfreier Schreibung]; F. Popelka, Über Berg entfernt ist, kann man auch den belegten Wortsinn „Abhang" heran namen im Dachsteingebirge, in: Bl. f. Hkde 1 (1923), Nr. 5/6, S. 7—9; ziehen.5 Restlose Klarheit ist aber mangels älterer Urkundenformen nicht und K. Schwach, Der Name Rottenmann, in: Bl. f. Hkde 5 (1927), möglich! — Auch meine Etymologie von slow, räba „Sumpfschachtel 66—69 [Schwach ist für den Primat der deutschen Bezeichnung, doch halm" (S. 208) scheint mir nun weniger überzeugend. Vielleicht gehört das ihm noch unbekannte Vorkommen einzelner slawischer FlurN spricht räba eher zur idg. Wurzel *er-\or- „wallen, bewegen, rinnen, fließen, usw."6 wohl für das Gegenteil]. Der schon Teil 1, S. 192 kurz erwähnte Aufsatz und ist als *ärbä, „Wassergewächs", aufzufassen.7 In der Umgebung des K. Finsterwalders lautet mit vollem Titel: Lebendes und erloschenes insg. „Rabinger" und von Matzling sind tatsächlich Acker- und Sumpf Volkstum in den Namen des Toten Gebirges, in: JbÖAV 92 (1967), 53—64. schachtelhalm recht häufig (nach J. Landl). 5. An dieser Stelle etwas ungewöhnlich sind die nun folgenden Verbes 6. Wie schon erwähnt, wurden 1971 einige slawische toponymische serungen der 1971 im ersten Teil aufgetretenen Druck- und Flüchtigkeits Relikte aus verschiedenen Gründen übergangen, hauptsächlich aber des fehler, wegen des sinngemäßen Anschlusses und allfälliger Ergänzungen halb, weil keine Mundartlautungen und Realproben vorlagen. Während hier aber kaum zu umgehen. Die Seitenangaben beziehen sich jeweils auf der Feldarbeit tauchten noch zusätzliche Bezeichnungen auf, doch seien das schon Veröffentlichte (ZHVSt. 62 [1971], 191—208). — S. 194,Anm . 10, hier nur die wichtigsten gebracht. Zwei der bisher ausgeklammerten lies: Kellner; S. 197,Zeil e (Z.) 12,richtig : .. .(Bach und) Ort..., Anm.22 , Namen waren wesentlich schwieriger zu deuten als alle anderen zusammen. richtig: Steinhauser; S. 198, Z. 9: glib ist nur serbokroatisch!; S. 200, Auf der Schladminger Ramsau konnte festgestellt werden, daß der Anm. 35, richtig: Vondräk, Vergleichende Slav. Grammatik...; S.201 , von Popelka fälschlich Feistritzbach genannte Wasserlauf in Wahrheit Z.4, richtig: *Brezjäch(u); S. 202 lies *kvsj(i)ch(u) bzw. *Avsjäch(u), da Feisterbach (fa-isdvbbbux) heißt (vgl. Teil 1, S. 198, Anm. 24), das nahe 3 altes s im Slawischen durch unmittelbar folgendes -j- palatalisiert wird. dabei gelegene Anwesen ist der „Feisterer". Wie schon ZHVSt. 62 (1971), S.205 ,Anm . 62,lies : §3ol; S.207,Z. 1,heiß t es besser:. .eine Lautfolge ..., 201f . vermerkt, gibt es ein zweites gleichnamiges Gewässer nordwestl. von statt:... ein Stamm..., Z. 18 fehlt dort der Beistrich nach deenmlvn, Friesach = nördl. von Weißenbach (bei Haus). Dieses mündet in den und in den urk. Belegen dieses Namens von 1429 und 1442 gehörte das Gradenbach, mda. graadnbbbux, der von Pirch. (Bl. f. Hkde 14 [1936] -e- der Stammsilbe über das -u- gesetzt, zumal der genaue Lautwert nicht 33.35) als Höfel- oder Grattenbach aufgeführt wird und die westliche Be ganz feststeht (bei vielen anderen Namen dürfte man unbedenklich Um grenzung der Aicher Flur bis zur Enns darstellt. Obwohl ältere Belege zu laut schreiben bzw. den Zwielaut so belassen). — Zwei bedauerliche Hör fehlen scheinen, kann darin nur slow, gradina w. „Umzäunung, Hof; fehler unterliefen mir bei den HN Sal(l)acher und Priesacher (S. 207 f.), Burg, Schloß, Bollwerk, usw." enthalten sein (vgl. in etwa Bezlaj 1, obwohl ich den ersten schon 1970 einmal richtig notiert hatte. Die Bauern 193 ff.). Der Sekundärumlaut und das mda. -d- gestatten keine andere sagen mda. nur sbbijbxxvi und frivsbxxv. Die Bezeichnung Friesacher 5 Im Kärntner Jauntal heißt es z. B. slow. mda. briax „Bergabhang". 3 Bräuer Slav. Sprachw. 1, 198. 6 Vgl. Krähe, FlußN'., 45 ff. 4 Die Zuordnung zu ahd. salaha „Salweide" läßt sich trotz des einmal belegten Femininum- 7 Vgl. R. Jakobson, Selected Writings I, s'Gravenhage 1962, der S. 546 f. altkirchenslaw. auch durch den ON Sollach, Ldkr. Erding, Obb., urk. 980 Salahahi, weiter stützen (vgl. Meixner ryba „Fisch" alsTabuwor t mit der ursprünglichen Bedeutung „Wassergemeinschaft, Scegeschlecht'" Rosenheim 53),den n in der Kollektivbildung ahd. salahahi „Salweidengehölz" mußte durch Silben- erklärt und darin Liquidenmetathese voraussetzt. — Das Suffix idg. *-bhä kommt allerdings meist Überschichtung der Mittelteil des Wortes vor (fast) gleichlautender Endsilbe schwinden. Tierbezeichnungen zu (s. etwa de Vries 298: kalfr). 202 203 Erklärung. Ob Höfelbach volkstümlich ist, kann noch nicht entschieden ohnehin schon männl. Deminutiv noch einmal *-(i)je antreten kann, ver werden. Vielleicht war es der deutsche Doppelname des Wasserlaufes.8 mag ich leider durch keine Parallele zu stützen. — Durch burgenländische Der (kleine) Hof oder Ansitz, der wohl bei der Namengebung Pate stand, und böhmische Beispiele verführt (vgl. Steinhauser: Die genetiv. OrtsN. ist allerdings noch zu suchen! 61; Bezlaj 2, 62 f.), möchte ich auch noch zu bedenken geben, daß der deutsche FlurN im Nussach, mda. in nüßßox (südöstl. des Ressingkogels), Der steile Nordosthang des Ramsauer Sattelberges (1245 m) heißt ursprünglich in einem größeren Gebiet gegolten haben könnte und daß mda. di sdriimntß, das dort abgekommene Gehöft Strimetzer (sdriimatßv ). slow, dreh, altslow. orech(u) m. „Walnuß" dort vielleicht die Haselnuß Wie schon 1971 gezeigt wurde, begegnet uns dieses Toponym auch im bezeichnet hätte. Für „Nußbaum" ist slow, oresek m. belegt, es wäre dann Ennspongau, in der Öblarner Gegend, im Hinterberg und in Osttirol für ebenfalls mit *-(i)je erweitert worden. Möglicherweise herrschte hier frü 9 die gleiche Geländeform, eine steile Halde. her ein günstigeres Klima, denn Walnußbäume finden sich heute noch Nun zum ersten Sorgenkind, der Bezeichnung Rössing. Sie gilt für den sehr vereinzelt an geschützten, sonnigen Stellen der Südhänge fast im nordöstlichsten Teil der Gemeinde Ramsau, in einem ziemlich engen, lang ganzen Talboden bis etwa Liezen hinab. — Endgültige Sicherheit in der gestreckten Einschnitt zwischen dem Rössingberg (1346 m)lu und dem Deutung von Rössing (recte: Ressing) ist mir leider nicht möglich. Die