Die Bundesländer
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DER BÜRGER IM STAAT 49. Jahrgang Heft 1/2 19 99 Die Bundesländer 50 Jahre Bundesrepublik Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg Herausgegeben von der Landeszentrale für politische Bildung DER BÜRGER Baden-Württemberg IM STAAT Schriftleiter Prof. Dr. Hans-Georg Wehling Stafflenbergstraße 38, 70184 Stuttgart 49. Jahrgang Heft 1/2 19 99 Fax (07 11) 2 37 14 96 Inhaltsverzeichnis Vorwort 1 Werner Rellecke Sachsen 85 Hartmut Klatt † Reformbedürftiger Föderalismus Wilfried Welz in Deutschland? 2 Sachsen-Anhalt 92 Hans-Georg Wehling Klaus Kellmann Baden-Württemberg 5 Schleswig-Holstein 96 Peter März Antonio Peter Bayern 12 Thüringen 102 Hansjoachim Hoffmann Martin Große Hüttmann Berlin 23 Die föderale Staatsform in der Krise? 107 Werner Künzel Brandenburg 31 Gerhard Lehmbruch Föderalismus als entwicklungs- Michael Scherer geschichtlich geronnene Bremen 37 Verteilungsentscheidungen 114 Helga Kutz-Bauer Ursula Münch Hamburg 42 Vom Gestaltungsföderalismus zum Beteiligungsföderalismus 120 Elisabeth Abendroth/Klaus Böhme Hessen 47 Wolfgang Renzsch Der Streit um den Finanzausgleich 126 Heinrich-Christian Kuhn Mecklenburg-Vorpommern 54 Thomas Fischer Die Außenpolitik der Peter Hoffmann deutschen Länder 133 Niedersachsen 61 Das politische Buch 140 Andreas Kost Nordrhein-Westfalen 66 Einzelbestellungen und Abonnements bei der Dieter Grube Landeszentrale (bitte schriftlich) Rheinland-Pfalz 71 Impressum: Seite 4 Burkhard Jellonek/ Bitte geben Sie bei jedem Schriftwechsel Marlene Schweigerer-Kartmann mit dem Verlag Ihre auf der Adresse aufgedruckte Saarland 77 Kunden-Nr. an. Die Bundesländer Wenn die Bundesrepublik Deutschland und die zen in der Aufgabenwahrnehmung, stärker ihr zugrundeliegende Verfassung, das Grundge- aber noch die Gesetzgebung und Gesetzesaus- setz, in diesen Tagen auf 50 Jahre Bestehen führung zwischen Bund und Ländern aufgeteilt zurückblicken können, zudem noch auf 50 gute, sind. Das schließt die Aufteilung der finanziellen erfolgreiche Jahre, ist das auch für die dem Bund Ressourcen, sowohl nach Aufkommen als auch zugrunde liegenden Länder Anlass genug: zu Verteilung, mit ein. Wir haben es mit einem um- feiern, aber auch inne zu halten und nachzu- fassenden Verbundsystem zu tun. Zugleich aber denken über die Verfassung, in der sich die Bun- wirken die Länder in Gestalt der Länderexekuti- desrepublik befindet und wie die Zukunft zu ge- ven in die Politik des Bundes hinein, mit Hilfe stalten ist. Das Ländern gemäße Thema, und des Bundesrates und der dort genehmigungs- damit auch den Landeszentralen als Länderein- pflichtigen Bundesgesetze. Die Grenzen von Re- richtungen angemessene Thema ist hier das von gierung und Opposition verwischen sich dort Föderalismus und Ländern. gelegentlich, wenn nach der Verantwortung ge- So werden in diesem Heft der Zeitschrift „Der fragt wird. Bürger im Staat“ die 16 Bundesländer einzeln Auch die überkommene und im Staatsrechts- vorgestellt: nach geografischen Grundlagen, denken fest verankerte Zuordnung der Aussen- nach Geschichte und politisch wirksamen Tradi- politik zur Ebene des Gesamtstaates ist von der tionen, nach Wirtschaftsstruktur und wirtschaft- Wirklichkeit überholt. In der Aussenpolitik – be- licher Bedeutung, nach ihren politischen Ver- sonders greifbar in der Europapolitik – wirken hältnissen wie Verfassung, Parteien und und die Länder längst mit oder machen ihre eigene Wahlen, Verwaltungsaufbau. Es sollen farbige Aussenpolitik – in Absprache mit dem Bund, Porträts sein, die man gerne liest, um sich zu in- aber auch nebenher und sogar in Konkurrenz. formieren. Autorinnen und Autoren sind, von Reformüberlegungen sind darauf gerichtet, einer Ausnahme abgesehen, innerhalb ihrer je- klare Verantwortlichkeiten herzustellen und weiligen Landeszentrale jeweils für den Publika- Konkurrenzverhältnisse zur Beförderung von In- tionssektor zuständig, für Eigenpublikationen novation und Reformen zu installieren. Doch wie für den Ankauf von Verlagspublikationen. alle Reformvorstöße müssen sich die Frage nach Von daher stellt dieses Heft auch so etwas dar der Realisierbarkeit gefallen lassen: Geschichte wie die Visitenkarte der Landeszentralen, soweit ist nicht Vergangenheit, sondern immer auch es die Publikationsarbeit und die für sie Verant- höchst lebendige Gegenwart, die die vorhande- wortlichen betrifft? Selbstverständlich sind diese nen Entscheidungsspielräume absteckt. Einmal Beiträge persönliche Meinungsäußerungen der betretene Entwicklungspfade sind nur unter Autoren. großen Schwierigkeiten wieder zu verlassen. Das zweite große Thema dieses Heftes der Zeit- Die Globalisierung der Wirtschaft wird nicht nur schrift „Der Bürger im Staat“ ist der deutsche Fö- deutsche Industrieprodukte der weltweiten deralismus in seiner spezifischen Ausprägung, Konkurrenz aussetzen, auch das politische Sy- nach seiner gegenwärtigen Gestalt, seiner Ent- stem, die Institutionen von Bund und Ländern wicklung, seinen Problemen und Reformper- werden sich zunehmend dem internationalen spektiven. Geschrieben sind diese Beiträge von Konkurrenzdruck ausgesetzt sehen. Und das ausgewiesenen Politikwissenschaftlern. kann auch bedeuten: Ist der deutsche Föderalis- Das föderale System der Bundesrepublik hat sich mus in seiner gegenwärtigen Form ein Standort- – durch Tradition und Verfassung begünstigt – vorteil oder ein Standortnachteil? Auch unter zum spezifisch deutschen unitarischen Bundes- diesem Aspekt wird das Thema Reform des staat entwickelt, der in Kooperation einheitliche deutschen Föderalismus künftig geführt werden Problemlösungen für das gesamte Bundesgebiet müssen. zu verankern sucht, im Bemühen, die Vorteile Das Heft ist dem jüngst verstorbenen Prof. Dr. von Einheitsstaat und Bundesstaat zu verbin- Hartmut Klatt gewidmet, der auch zur Diskussi- den. Ergeben hat sich daraus jedoch ein System on des Themas Föderalismus in Deutschland We- eher verwischter Verantwortlichkeiten; Kritiker sentliches beigetragen hat, nicht zuletzt auch in werfen ihm zudem eine gewisse Immobilität vor. unserer Zeitschrift „Der Bürger im Staat“. Am ausgeprägtesten, am unverwechselbarsten Gedankt sei abschließend Andrea Scheurlen für zeigt sich der deutsche Föderalismus in der „Po- die Unterstützung bei der Redaktionsarbeit an litikverflechtung“, der zufolge die Kompeten- diesem Heft. Hans-Georg Wehling 1 Die ratio des Föderalismus ist eigentlich die Differenzierung Reformbedürftiger Föderalismus in Deutschland? Beteiligungsföderalismus versus Konkurrenzföderalismus Von Hartmut Klatt † Föderalismus in Deutschland definiert sich, anders als beispielsweise in der Prof. Dr. Hartmut Klatt ist unseren Leserinnen und Schweiz oder in den USA, vom Bund, Lesern seit langem als Autor bekannt. Zu Fragen des nicht von den Ländern her. Entsprechend Föderalismus, des Parlamentarismus und der Massen- hat sich der deutsche Föderalismus zu medien hat er für unsere Zeitschrift immer wieder einem Beteiligungsförderalismus ent- geschrieben, dabei politikwissenschaftliche Theorie wickelt, innerhalb dessen immer mehr und praktische Erfahrung in einzigartiger Weise mit- vom Bund her geregelt wird. Die Län- einander verknüpfend. Er war auch Herausgeber des der(regierungen) haben sich dafür ent- Bandes „Baden-Württemberg und der Bund“, der schädigen lassen: in Form verstärkter Mit- 1989 als Band der 15 der Schriften zur politischen Lan- sprache an der Bundespolitik auf dem deskunde Baden-Württembergs erschienen ist. Wege über den Bundesrat. Die Experi- Nach seinem Ersten und Zweiten Examen für das mentierlust und das Innovationspoten- Lehramt an Gymnasien war er Redakteur bei der tial, das im Wettbewerb der Länder um Stuttgarter Zeitung, wurde dann von Annemarie Ren- die besten Lösungen liegt, sind damit auf- ger in das Büro der Bundestagspräsidentin geholt gegeben worden. Bislang schien es aller- wegen seiner vielbeachteten Dissertation über „Die dings so, als ob Föderalismus in Deutsch- Altersversorgung der Abgeordneten“ (1972 als Buch erschienen). land nur akzeptiert würde, wenn Politik Doktorvater war Theodor Eschenburg in Tübingen. An der Universität Tübingen die Lebensverhältnisse so einheitlich wie lehrte Hartmut Klatt über viele Jahre hinweg Politikwissenschaft, zuletzt als in einem zentralistischen Staat zu ordnen Honorarprofessor. Für seine Familie, für seine Freunde und Weggefährten, aber in der Lage wäre. Doch der Versuch, beide auch für die Wissenschaft starb er viel zu früh, mit 58 Jahren am 13. Oktober 1998 Staatsprinzipien miteinander zu koppeln, an einem Herzversagen. Der hier abgedruckte Beitrag ist sein letzter. So, als ob er hat zu beträchtlichen Nachteilen geführt, es geahnt hätte: Er hat seinen Beitrag vorzeitig abgeliefert, entgegen seinen son- für die das Wort „Reformstau“ in Mode stigen Gewohnheiten. Hans-Georg Wehling gekommen ist. Vorstöße zur Veränderung des Föderalismus in Richtung Konkurrenz- föderalismus kommen vor allem von jenen Bundesländern, die zu den Zahler- ländern des Finanzausgleichs gehören. Auch sonst mehren sich die Stimmen, die fassungsauftrag angenommen. Im Rah- Kompetenzen vor dem Zugriff des Bundes sich für einen Konkurrenzföderalismus men der Verfassungsrevision 1993/94 ist in zu schützen. stark machen. Doch sind sie stark genug, Artikel 72 Absatz 2 GG auf Druck der Län- eine Veränderung herbeizuführen? Red. der der Begriff der Einheitlichkeit durch Ein „verkappter Einheitsstaat“? den der Gleichwertigkeit ersetzt worden. Föderalismus vom Bund her definiert Das soll den Bund daran hindern, weiter- Pointiert könnte man schlußfolgern, daß hin – unter Hinweis auf die Notwendig- der Bundesstaat