Dokumentation 100 Jahre Hochöfen.Indd
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Dokumentation 100 Jahre Hochöfen an der Weser Hrsg.: Eike Hemmer, Horst Meyerholz, Daniel Tech Dokumentation der Veranstaltung am 29. März 2011 im Lichthaus in Bremen-Gröpelingen Veranstalter: Bremen Betriebsrat Bremen Kooperationspartner: Redaktion: Eike Hemmer, Horst Meyerholz, Daniel Tech Bestellungen und Nachfragen: Betriebsrat ArcelorMittal Bremen Daniel Tech (BR-Referent) Carl-Benz-Str. 30 28327 Bremen Tel.: 0421-648-2267 E-Mail: [email protected] www.huette-bremen.igmetall.de Fotonachweis: Fotos von der Veranstaltung: Daniel Tech, Jan Albers, Till Reinken Historische Fotos der Norddeutschen Hütte: Staatsarchiv Bremen Fotos aus dem Werk: Betriebsrat AMB, Eike Hemmer u. Robert Milbradt Vorwort 5 Daniel Tech Begrüßung 7 Dieter Reinken 1. Bevollmächtigter IG Metall Bremen Grußwort 11 Jens Böhrnsen Präsident des Senats und Bürgermeister „ ... ein Fremdkörper im norddeutschen Raum.“ - 13 Zur Geschichte der Norddeutschen Hütte Eike Hemmer Gesprächsrunde 19 „Klöckner - Bremer Politik - linker Betriebsrat“ mit Hans Koschnick, Bonno Schütter, Robert Milbradt, Peter Sörgel, Dieter Reinken Moderation: Klaus Schloesser „Globale Zeiten: Zentrale Kontrolle, fl exible Belegschaft?“ 35 Klaus Hering Betriebsratsvorsitzender ArcelorMittal Bremen Am Schluss der Veranstaltung wurde der Film gezeigt: „Wir hätten selbst mit dem Teufel getanzt“, den Werner Eiermann und Klaus Schloesser im Auftrag von Radio Bremen 1994 über die Rettung der Hütte produziert haben. 100 Jahre Hochöfen an der Weser Vor Beginn der Veranstaltung vor dem Lichthaus Dennis Thornton und Thomas Balko begrüßen die Gäste in Schmelzermänteln Kollegen von ArcelorMittal Duisburg mit dem AMB-Betriebsratsvorsitzenden Klaus Hering 4 100 Jahre Hochöfen an der Weser Vorwort Daniel Tech 2. April 1911: Der erste Hochofen der Nordeutschen große Stahlkrise. Die gesamte Stahlbranche in der Hütte wird angeblasen. Aus diesem Anlass waren Europäischen Gemeinschaft erlebte von 1975 bis in über 250 Gäste am 29. März 2011 auf Einladung der die 1990er Jahre vor dem Hintergrund von Über- Bremer IG Metall, des Betriebsrats und des Vertrau- kapazitäten einen massiven Arbeitsplatzabbau, der enskörpers von ArcelorMittal Bremen ins ehemalige mit Hilfe von Sozialplänen und Geldern aus europäi- Arbeiteramt der AG Weser in Gröpelingen gekom- schen Töpfen weitgehend „sozialverträglich“ gestal- men. Sie erlebten einen spannenden und abwechs- tet wurde. Die Arbeitnehmervertreter erlebten diese lungsreichen Abend. Mit der Dokumentation dieses Phase vor allem aus einer defensiven Position, in Abends möchten wir dazu beitragen, dass die Ver- der öffentlichkeitswirksame Standortschließungen, anstaltung bei den Teilnehmern in lebendiger Erin- wie z.B. in Rheinhausen, als schmerzliche Nieder- nerung bleibt und darüber hinaus anderen Lesern lagen empfunden wurden. Gewerkschafter und Be- einen Zugang zur wechselvollen Geschichte dieses triebsräte standen zwar häufi g standortübergreifend Werkes und dessen Beschäftigten erschließt. solidarisch zusammen in diesem Kampf um Arbeits- plätze, stießen damit aber auch an die Grenzen der Vorgestern, gestern, heute und morgen – alle Pha- Montanmitbestimmung. sen der Entwicklung der Bremer Hütte wurden im Rahmen dieser Hundertjahrfeier durch interessante Für die Hütte brachen dann 1994 durch den Einstieg Beiträge und Diskussionen beleuchtet. Aus Zeitgrün- der luxemburgischen ARBED-Gruppe völlig neue den konnten jedoch nicht alle Aspekte und Zusam- Zeiten an. War der Standort bislang das einzige inte- menhänge dieser Periode erschöpfend behandelt grierte Hüttenwerk eines rein deutschen Konzerns, werden und auch nicht jeder Akteur zu Wort kom- gab es nun mit der im belgischen Gent ansässigen men. In diesem Vorwort verweisen wir deshalb auf ARBED-Tochter SIDMAR ein großes und hochmoder- einige weitere wichtige Ereignisse und Entwicklun- nes Schwesterwerk. Die „Stahlwerke Bremen“, wie gen, die auch zur Geschichte dieser Hütte gehören, sie von nun an fi rmierten, bekamen in der Folge aus leider aber nicht ausführlicher behandelt werden Gent wichtige industrielle und technologische Im- konnten. pulse und wurden in den Produktionsverbund ein- bezogen. Mit der Besetzung von Vorstandsposten Ein wichtiger Punkt war die Anwerbung von Ar- durch fl ämische Manager und den Austausch von beitsmigranten. Die erste Gruppe von 66 türkischen Ingenieuren veränderte sich Schritt für Schritt auch Kollegen kam im April 1965 zur Klöckner-Hütte. Im die alte Unternehmens- und Führungskultur aus Laufe der Jahre stieg die Zahl der türkischen Ar- Klöcknerzeiten. beiter bis auf 18,5 Prozent der Gesamtbelegschaft. Schon relativ früh hatte die linke Betriebsratsmehr- Nicht zuletzt die Erfahrungen der frühen 1990er heit Anstrengungen unternommen, die türkischen Jahre hatten gezeigt, dass es zur Sicherung des Kollegen in die Belegschaft zu integrieren. Ein Mei- Standorts darauf ankommt, über den Hüttenzaun lenstein dabei war die Aufstellung türkischer Kandi- hinaus Allianzen zu schmieden. Hatte man beim daten bei den Betriebsratswahlen. Sie wurde durch Vergleich und dem Interessentenmodell vor allem die Änderung des Betriebsverfassungsgesetzes 1972 auf regionale Unterstützung und die Mobilisierung möglich. Zwei türkische Kollegen wurden mit hoher der Öffentlichkeit in Bremen und umzu gesetzt, ging Stimmenzahl gewählt. Die Hütte gehörte damit zu es im ARBED-Konzern verstärkt darum, belastbare den ersten Großbetrieben in Bremen mit türkischen Verbindungen zu den Arbeitnehmervertretern der Betriebsratsmitgliedern. anderen Standorte aufzubauen. Folgerichtig wurden viel Energie und Ressourcen in die Bildung eines Eu- In den folgenden Jahren entwickelte sich daraus ropäischen Betriebsrats „investiert“, der 1996 seine eine starke türkische Belegschaftsvertretung mit ei- Arbeit aufnahm. 2001 bekam diese Entwicklung mit genen Räumlichkeiten und Versammlungen. Diese der Fusion der luxemburgischen ARBED, der spani- eigenständige Kultur ist später – nicht ganz ohne schen Aceralia und der französischen Usinor zu Ar- Widerstände – wieder in den Betriebsratsstrukturen celor eine neue Dynamik. aufgegangen. Heute sind im Betriebsrat sieben tür- kischstämmige Kollegen einer jüngeren Generation Auch in diesem vergrößerten Euro-Betriebsrat spiel- vertreten. ten die Bremer eine zentrale Rolle und übernahmen eine Führungsrolle bei der Formulierung von Verein- Ein weiterer wichtiger Abschnitt, der auf der Ver- barungen mit dem Konzern. Parallel wurden immer anstaltung nicht behandelt werden konnte, war die wieder Initiativen gestartet, direkte Kontakte zu 5 100 Jahre Hochöfen an der Weser den Arbeitnehmervertretern anderer Standorte zu Der neue globale Maßstab zeigte sich auch im Som- etablieren. Die Aktivitäten reichten von Vertrauens- mer 2007 mit einem Welttreffen der in ArcelorMittal leute-Treffen im Rahmen von EU-Projekten bis zu vertretenen Gewerkschaften im kanadischen Mont- regelmäßigen Treffen mit spanischen Kollegen von real. Ein Jahr später unterzeichneten der Konzern, UGT und CCOO aus Asturien. der Internationale Metallgewerkschaftsbund, der Europäische Metallgewerkschaftsbund und die Uni- Die Fusion von Arcelor und Mittal brachte dann 2006 ted Steelworkers eine wegweisende Vereinbarung einen weiteren Globalisierungsschub. Der neue über die Einrichtung eines paritätischen globalen Stahlgigant produziert weltweit an 60 größeren Ausschusses für Arbeitssicherheit und Gesundheit. Standorten Stahl und unterhält mehrere Erz- und Michael Breidbach ist als einer von vier Delegier- Kohleminen. Aktuell arbeiten 260.000 Menschen für ten des Europäischen Metallgewerkschaftsbundes in den Konzern. diesem Gremium vertreten. Für den Europäischen Betriebsrat galt es, die Zum Schluss bleibt es Danke zu sagen. Wir möchten mittel- und osteuropäischen Gewerkschafter zu uns bei allen bedanken, die zum Gelingen der Ver- integrieren, die mit ihren Standorten zum Teil noch anstaltung beigetragen haben. Dank gebührt auch tief in technischen und sozialen Transformationspro- denjenigen, die bei der Erstellung dieser Dokumen- zessen stecken. tation mitgewirkt haben. Viel Spaß beim Lesen. 6 100 Jahre Hochöfen an der Weser Begrüßung Dieter Reinken 1. Bevollmächtigter IG Metall Bremen Liebe Kolleginnen liebe Kollegen, schichte wollen wir heute einen Blick werfen. Auch sehr geehrte Damen und Herren, wenn es keine Kontinuität der Kapitalseite gegeben hat – Kontinuität auf der Belegschaftsseite hat es ich begrüße Euch und Sie alle herzlich im Namen gegeben – in Herkunft und Tradition, in Qualifi kation der IG Metall Bremen und des Betriebsrats von Ar- und sozialen Bedingungen, in der betrieblichen und celorMittal Bremen zu dieser Veranstaltung. „100 der gewerkschaftlichen Interessenvertretung. Das Jahre Hochöfen an der Weser“ – ein Jubiläum, das ist ja bei Unternehmens- und Standortgeschichten es aus unterschiedlichen Perspektiven zu würdigen der so oft ausgeblendete Teil von Erfolgsgeschichten gilt. Mit dieser Veranstaltung wollen wir aus Arbeit- und darum für uns umso wichtiger. Wir sehen uns nehmersicht einen Blick auf diese 100 Jahre werfen. in der Tradition der Arbeitsplätze, die ja für so vie- Eigentlich sind ja solche Veranstaltungen fest in der le Menschen der Lebensmittelpunkt ist, nicht in der Hand der Unternehmen. Da wird dann die geniale Tradition der erfolgreichen Geschäfte oder der ho- Gründungsgeschichte genialer Unternehmer erzählt. hen Renditen. Deshalb haben wir uns als IG Metall Da werden die herausragenden Leistungen des Ma- und als Betriebsrat des heutigen Tages angenom- nagements gewürdigt und dann wird wohl auch