Tosca Von Giacomo Puccini Im Teatro Dell’ Opera in Rom Olaf Zenner
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Operapoint Zeitschrift für Oper und Konzert - unabhängig - publikumsnah Jahrgang 8, Heft 2, 2008 Einzelpreis Euro 4,80 Festivaldaten in Deutschland und Europa 2008 Premierenkritiken zahlreicher Opernhäuser von Februar bis April 2008 Inhalt Tosca von Giacomo Puccini im Teatro dell’ Opera in Rom Olaf Zenner .................................................................................................................................................. S. 4 Universität der Stadt New York: Music, Body and Stage-Konferenz Martin Knust .................................................................................................................................................S. 6 Thema Warum machen Menschen Musik? Olaf Zenner ...................................................................................................................................................S. 8 Interview mit dem portugiesischen Kulturstaatssekretär ........................S. 11 Informationen aus aller Welt ..................................................................................................S. 13 Zwei Meldungen von Johann Sebastian Bach Olaf Zenner .................................................................................................................................................S. 15 Opernaufführungen im Ausland London, Lüttich, New York und Zürich++ .........................................................................................S. 16 Opernaufführungen in Deutschland Aachen, Bayreuth, Berlin, Bonn, Bremen, Chemnitz, Dessau, Dortmund, Dresden, Duisburg, Erfurt, Essen, Gelsenkirchen, Greifswald, Koblenz, Köln, Krefeld, Stuttgart, München .....................................................................................................................S. 23 Neue CDs ..........................................................................................................................................S. 48 Impressum ...................................................................................................................................................S. 52 Titelbild: Floria Tosca (Mirtò Papatanasiu) vor dem getöteten Scarpia (Silvio Zanon) 2 Editorial Endlich einmal eine überzeugende Inszenierung einer veristischen Oper! Zum einhundertfünfzigsten Gegburtstag von Giacomo Puccini hat Franco Zeffi relli in der römischen Oper Tosca inszeniert, was wir zum Anlaß nehmen, das vorliegende zweite Heft des Jahrgangs 2008 von Operapoint mit einer Rezension dieser denkwürdigen Aufführung zu eröffnen. Ein eindrucksvolles Szenenbild aus dem zweiten Akt der Oper ziert unser Heft. Eine ganz neue Perspektive in der Opernforschung bringt der Bericht über die Ikonographie der Oper. Dabei wird das aus der 400jährigen Geschichte der Oper überlieferte Bildmaterial musikwissenschaftlich gesichtet. Hier ist eine Verbindung zwischen Kunst- und Musikwissenschaft in die Tat umge- setzt. Häufi g wird über die Verbindung zwischen verschiedenen Kunstrich- tungen referiert, doch selten kommt es zu einem tatsächlichen Austausch wie hier geschehen. Ohnehin ist die Oper eine Verbindung verschiedenster Künste. Wenn man das Singen in den Opern als Allerwichtigstes heraus- stellt, ist das eigentlich eine – mit Verlaub – schmalspurige Auslegung des Kunstwerks Oper oder Musiktheater. Damit Operapoint sich besser lesen läßt, haben wir ab jetzt eine neue Schrift gewählt und hoffen, daß auch Sie als unsere Leser es gut fi nden. Im Thema des Hefts: Warum machen Menschen Musik? werden Überlegun- gen angestellt, über die man sich normalerweise kaum Gedanken macht. Aber die allenthalben monierte Umweltverschmutzung hat noch eine Begleiterin: die die Menschen belastende Musikberieselung in Kaufhäu- sern, Hotelhallen, Aufzügen, Restaurants etc. Dabei kann der Mensch ja weder weghören noch seine Ohren verschließen, wie er das mit den Augen tut, die man nach Belieben schließen und wegdrehen kann. Aber noch etwas anderes ist anzumerken: die auf Tonträgern überall und zu jeder Zeit verfügbare Musik mit hervorragenden Interpreten läßt das ei- gene Musizieren mit Instrument oder Stimme stark in den Hintergrund treten. Daher ist es nach meinem Dafürhalten gut, über die Möglich- keit einer Harmonisierung der zwei Naturen im Menschen, der Gefühle (Triebe) und des Verstandes, mit Hilfe der Musik nachzudenken. Weiterhin fi nden Sie im Heft wieder zahlreiche Rezensionen aus dem Ausland und Deutschland. Wir werden diese kurzgefaßten Rezensionen noch vermehren, um Ihnen damit eine Möglichkeit an die Hand zu ge- ben, sich vor Ihrem Opernbesuch in knapper Form zu orientieren. Einige CD-Besprechungen beschließen das Heft. Im kommenden Heft 3 werden Sie sehr viele weitere CD- und DVD- Informationen fi nden. Gerade Opern-DVDs kommen ja in letzter Zeit in sehr großer Zahl auf den Markt. In der Hoffnung, daß Sie bei der Lektüre des Hefts Vergnügen haben und einiges Neues entdecken, verbleibe ich mit herzlichen Grüßen 3 Tosca von Giacomo Puccini im Teatro dell’ Opera in Rom Dem vor einhundertfünfzig Jahren (1858) geborenen Giacomo Puccini erwies die römische Oper ihre Reverenz und spielte Tosca im Januar und April 2008 in jeweils zwei Serien von acht und fünf Aufführungen. Die Oper erlebte ihre Uraufführung am 14. Januar 1900 im Teatro Costanzi, heute Teatro dell’Opera. Den jetzt 85jähri- ge Franco Zeffirelli kann man wohl zu den bekanntesten Opernregisseuren rechnen. Operapoint besuchte die letzte Aufführung am 27. April 2008, Zeffirelli war anwesend. La Tosca ist sicher die bekannteste aller Puccini-Opern, was wahrscheinlich auch auf den gleichnamigen Film von Brian Large 1992 mit Catharine Malfitano, Plácido Domingo und Ruggiero Raimondi zurückgeführt werden kann. Als Vorlage seiner Oper nahm Puccini ein seinerzeit Es war der 14. Juni 1800, als die Österreicher unter Ge- berühmtes Theaterstück La Tosca von Victorien Sardou neral Melas dem französischen Heer unter Napoleon (1831-1908). Dieser französische Theaterdichter war Buonaparte bei Marengo (bei Alessandria, Norditalien) bekannt für seine mit Überraschungscoups gewürzten gegenüberstanden. Am Vormittag siegten zunächst die Schauspiele. Puccini unterwarf seine Oper dem Stil des Österreicher, doch konnte Napoleon am Nachmittag Verismo (vero-wahr), einem gegen Ende des 19. Jh.s das Kriegsglück zu seinen Gunsten wenden. in Mode stehenden Theaterstil. Beispiele dafür waren Vor dem einschneidenden historischen Ereignis die- Cavalleria rusticana (Mascagni) und I Pagliacci-Der Bajaz- ser Schlacht (Italien wurde danach vierzehn Jahre von zo (Leoncavallo). Die Handlung sollte ungeschminkt Frankreich beherrscht) spielt sich das für alle drei Per- dargestellt werden: den triebhaften Mensch in all seiner sonen tödliche Drama ab. Grausamkeit, seinen Schwächen und Fehlern, kurz in seiner Unkontrolliertheit stellte man auf die Bühne. Kurzinhalt Nach seinen Welterfolgen mit Manon Lescaut und La Die ebenso schöne wie berühmte Sängerin Floria Tosca Bohème brauchte Puccini fast zehn Jahre zur Kompo- liebt den Maler Mario Cavaradossi, doch Baron Scarpia, sition dieser Oper. Das war eine lange Zeit, doch das Polizeichef von Rom, will Tosca besitzen. Der Zufall Resultat war grandios, allerdings nicht am Urauffüh- und Toscas grundlose Eifersucht gegenüber ihrem Ma- rungstag in der römischen Oper. rio kommen Scarpia zu Hilfe. Da Cavaradossi Cesare Angelotti Unterschlupf gewährt (dieser war Anhänger Wie immer lagen dem Mißerfolg verschiedene Ursa- Napoleons und aus der Engelsburg entfl ohen), wird chen zugrunde: Die wirtschaftliche Lage war in Itali- er verhaftet und gefoltert, um Angelottis Fluchtort zu en nicht rosig, und man hatte mehrmals Attentate auf verraten. Diese Folterung muß Tosca miterleben. Un- König Umberto I. verübt. Am 14. Januar 1900 hörte ter dem Druck verrät sie Angelottis Versteck. Der Preis man in Rom von einer Bombendrohung in der Oper. ihres Verrats: sie kann mit Cavaradossi Rom verlassen, Da konnte keine rechte Stimmung aufkommen, das Pu- muß sich aber dafür Scarpia hingeben. Doch sie ersticht blikum nicht sonderlich begeistert werden! Tags darauf Scarpia und eilt zur Engelsburg, wo man Cavarados- fanden sich in der Presse unterschiedliche Ansichten. si gefangenhält. Dieser mußte sich, um den äußeren Aber es dauerte nicht lange und die Oper wurde ein Schein zu wahren, einer Scheinerschießung unterwer- überwältigender Erfolg. Die sechzehn nachfolgenden fen. Aber Cavaradossi stirbt im Kugelhagel. In Scarpias Aufführungen in Rom waren sämtlich ausverkauft. Palazzo Farnese entdeckt man den toten Scarpia. Die Was macht diese Oper so anziehend? Die Ingredienzien Gefolgsleute Scarpias eilen zur Engelsburg, aber Tosca für Sardous Tosca waren Sex, Sadismus, Religion und Kunst; sie springt von deren Plattform hinab in den Tod. wurden von der Hand eines Meisterkochs gemischt und mit dem Die Aufführung ganzen Gericht auf dem Tablett eines wichtigen historischen Er- eignisses serviert, so Mosco Carner in seiner lesenswerten Wie gelang Zeffi relli die Umsetzung dieser schon zig- Biographie Puccini. mal auf die Bühne gebrachten Oper? Die Spannung des Stücks ergibt sich daraus, daß Pucci- Hören wir seine Ansicht, die er in einem längeren Inter- ni die alte Regel (nach Aristoteles) angewendet und das view gegenüber Michele Mirabella geäußert hat. Es steht Schicksal dreier Personen an einem einzigen Tag und im Opernprogrammheft, das in vorbildlicher Weise den am gleichen Ort Rom (die Kirche San Andrea della Val- gesamten Operntext mit eingestreuten ansprechenden le, der Palazzo Farnese und die Engelsburg) schildert. Kommentaren zur Musik