<<

Trends Medien

MUSIKFERNSEHEN „Kalt erwischt“ Tom Freston, 58, Co-Präsident des US- Medienkonzerns und langjähriger MTV-Chef, über den Erwerb und die Zukunft der Viva Media AG

SPIEGEL: Sie übernehmen mit Viva zwei Musik- sender, die defizitär sind und schwer unter der Krise der Musikindustrie leiden. Sind dafür rund 310 Millionen Euro nicht ein biss- chen viel? Freston: Man darf Viva und Viva Plus nicht allein

betrachten. Wir werden zusammen mit MTV / DPA ROLAND SCHEIDEMANN und MTV Pop eine neue schlagkräftige TV- Viva-Media-AG-Crew (2003) Familie aus insgesamt vier Kanälen schmieden. Die werden sich alle unterscheiden und trotzdem ergänzen. Für Freston: Sicher ist das für uns ein strategisch bedeutender Zug. Werbekunden ist das sehr attraktiv. Deutschland ist der weltweit zweitwichtigste Fernsehmarkt, SPIEGEL: Es werden wohl kaum vier Musikkanäle bleiben: Von und Viacom war hier bis jetzt nur eine Randerscheinung. Das der darbenden Musikindustrie kann höchstens ein Clip-Kanal wird sich nun ändern. leben. Wie also wollen Sie Viva umbauen? SPIEGEL: Wollen Sie etwa RTL und ProSiebenSat.1 Konkurrenz Freston: Wir werden ein konkretes Konzept erst in den nächs- machen? Monaten ausarbeiten. Sicher werden es nicht vier Musik- Freston: Weitere Akquisitionen sind möglich, aber zunächst sender sein. Eine Möglichkeit ist, dass wir Viva Plus durch konzentrieren wir uns darauf, unsere Kanäle neu zu positio- unseren Kindersender ersetzen. nieren. Wir hatten auch versucht, ProSiebenSat.1 zu bekom- SPIEGEL: Werden die Viva-Mitarbeiter men. Da war aber Haim Saban schneller. und das Management um TV-Vorstand SPIEGEL: Der hätte Ihnen ja auch fast Viva weggeschnappt, vor Ludwig Bauer dabei mitreden? allem wegen der Produktionstochter Brainpool, die unter an- Freston: Natürlich werden die Viva-Leute derem „Anke Late Night“ produziert. Er würde Ihnen Brain- einbezogen, schließlich haben die uns pool sicher abnehmen. Anfang der neunziger Jahre kalt erwischt Freston: Wir werden es ihm sicher nicht geben, da wären wir und uns gezeigt, wie man es besser ma- ja verrückt. Brainpool war einer der Hauptgründe für unser chen kann. Wie sich die Mitarbeitersitua- Interesse an Viva. tion insgesamt entwickeln wird, wissen SPIEGEL: Schwierig wird es nun für die deutschen Plattenfirmen: wir noch nicht. Aber eigentlich wollen Sie sehen sich künftig nicht mehr zwei konkurrierenden Mu-

ROLAND SCHEIDEMANN / DPA ROLAND SCHEIDEMANN wir sogar mehr Jobs schaffen. Und wir siksendern gegenüber, sondern einem Monopolisten, der die Freston hoffen auch, dass Ludwig Bauer bleibt. Regeln diktiert. SPIEGEL: Und Viva-Gründer Dieter Gorny? Freston: Nein, wir sind kein Monopol. Musikkanal ist einfach Freston: Er wird mit MTV-Chefin Catherine Mühlemann das eine zu kleine Definition, dafür gibt es keinen eigenständigen Fernsehgeschäft verantworten. Markt. Wir konkurrieren mit jedem anderen Sender. Deswegen SPIEGEL: Ihr Kauf sieht nach einem strategischen Vorstoß aus: wird es mit dem deutschen Kartellamt wohl auch keine Pro- Schafft Viacom mit Viva den Einstieg auf dem deutschen Markt? bleme geben.

TV-SENDER Pops“ wieder aus – nur einen Tag vor schlechte Zeiten“ („GZSZ“) schwer zu der Aufzeichnung. Ungnädig zeigte sich schaffen macht. Ausgerechnet vor der Bruderzwist bei RTL RTL auch bei einem anderen Wunsch 3000. „GZSZ“-Folge musste der Sender der Münchner RTL-II-Kollegen: Sie hät- die Werbepreise wegen der sinkenden ie Querelen zwischen dem Fern- ten mit der RTL-Sexberaterin Erika Marktanteile um mehrere tausend Euro Dsehmarktführer RTL und seinem Berger gern im Contai- senken. Dennoch wun- kleinen Bruder RTL II, an dem die RTL ner eine Stunde lang dert man sich bei RTL II: Group mit immerhin 35,9 Prozent betei- „Eine Chance für die Lie- „Wir hätten nicht ge- ligt ist, nehmen immer bizarrere For- be“ nachgespielt. Auch dacht, dass man als men an. Der neueste Konflikt entzündet hier zeigte sich RTL sprö- Marktführer so unent- sich ausgerechnet an dem RTL-II-Vor- de, auch hier gab es eine spannt sein kann“ – und abend-Dauerbrenner „Big Brother“. Absage. Den Hintergrund denkt über eine Retour- Vor 14 Tagen lud RTL die zuvor fest ge- vermuten die Münchner kutsche nach: RTL-„Su- buchten Container-Insassen, die es mit im Quotenerfolg von „Big perstar“ Alexander ist ihrem Song „Unser Haus“ bis auf Platz Brother“, der der par- regelmäßiger Gast bei acht der Single-Charts geschafft hatten, allel laufenden RTL- der RTL-II-Musikshow aus der eigenen Musikshow „Top of the Seifenoper „Gute Zeiten, „Big Brother“-CD „Unser Haus“ „The Dome“ – noch.

der spiegel 27/2004 169