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Zulassungsantrag der VIVA Plus Fernsehen GmbH für das Fernsehprogramm „VIVA Plus“

Aktenzeichen: KEK 241

Beschluss

In der Rundfunkangelegenheit

der VIVA Plus Fernsehen GmbH, vertreten durch den Geschäftsführer Christian Gisy, Schanzenstr. 22, 51063 Köln, - Veranstalterin - w e g e n

Verlängerung der Zulassung zur bundesweiten Veranstaltung des Fernsehspartenpro- gramms „VIVA Plus“ hat die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich (KEK) auf Vorlage der Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) vom 20.09.2004 in der Sitzung am 09.11.2004 unter Mitwirkung ihrer Mitglieder Prof. Dr. Dörr (Vorsitzender), Dr. Lübbert, Prof. Dr. Mailänder, Dr. Rath-Glawatz und Prof. Dr. Sjurts entschieden:

Der von der VIVA Plus Fernsehen GmbH mit Schreiben an die Landesanstalt für Medien Nordrhein-Westfalen (LfM) vom 27.08.2004 beantragten Verlängerung der Zulassung zur Veranstaltung des Fernsehspartenprogramms VIVA Plus stehen Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt im Fernsehen nicht entgegen.

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Begründung

I Sachverhalt

1 Zulassungsantrag für VIVA Plus

1.1 Die VIVA Plus Fernsehen GmbH („VIVA Plus“) hat mit Schreiben vom 27.08.2004 an die LfM die Verlängerung ihrer Zulassung für das bundesweite Fernsehsparten- programm VIVA Plus um weitere fünf Jahre beantragt. Die derzeitige Zulassung für das Programm vom 20.03.1995 in Gestalt des Bescheides der LfM vom 19.12.2001 endet mit Ablauf des 19.03.2005. Die LfM hat der KEK mit Schreiben vom 20.09.2004 den Antrag zur medienkonzentrationsrechtlichen Prüfung vorgelegt.

1.2 VIVA Plus ist ein 24-stündiges musikorientiertes Spartenprogramm insbesondere für die Zielgruppe der 12- bis 39-Jährigen. Es ist seit Januar 2002 anstelle des vor- mals von VIVA Fernsehen veranstalteten Programms VIVA ZWEI auf Sendung und wird analog und digital über Satellit (Astra 1 F und Astra 1 G) und nach Angaben der Veranstalterin über die Kabelnetze nahezu aller Regionalgesellschaften verbrei- tet. VIVA Plus hat zugleich die Verlängerung der mit der Zulassung verbundenen Zuweisung von Übertragungskapazitäten beantragt.

2 Veranstalterin und beteiligte Unternehmen

2.1 VIVA Plus

Unternehmensgegenstand von VIVA Plus ist das Betreiben eines Musikfernsehsen- ders sowie die Mitwirkung bei Medien- oder Internetaktivitäten aller Art xxx ...

VIVA Plus ist auch für die Internetaktivitäten der VIVA-Gruppe zuständig, insbeson- dere den Betrieb der Plattformen www.viva.tv und www.vivaplus.tv.

An VIVA Plus ist neben der VIVA Fernsehen GmbH („VIVA Fernsehen“), Köln, die 51 % der Anteile hält, nunmehr die Holdings , LL.C. („Viacom Hol- dings Germany“), Wilmington, Delaware/USA, mit 49 % der Anteile beteiligt, eine 100%ige Tochtergesellschaft der Viacom, Inc. („Viacom“) mit Sitz ebenfalls in Wil- mington (vgl. Beschluss i. S. VIVA und VIVA Plus, Az.: KEK 199/215/219/230, I 1.4.2 und I 1.5.2).

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2.2 VIVA Fernsehen und VIVA Media

VIVA Fernsehen veranstaltet selbst das bundesweite Musikspartenprogramm VIVA und das polnischsprachige Musikprogramm VIVA Polska, das in erster Linie auf das Publikum in Polen ausgerichtet, aber auch bundesweit empfangbar ist. Auch in an- deren europäischen Ländern veranstaltet VIVA Fernsehen Fernsehprogramme. Auf die Ausführungen im Beschluss i. S. VIVA und VIVA Plus, Az.: KEK 199/215/219 und 230, I 2.1.1, wird verwiesen.

VIVA Fernsehen ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der VIVA Media AG („VIVA Media“), Köln, mit der ein Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag besteht. Kerngeschäftsfelder von VIVA Media sind das werbefinanzierte private Musikfern- sehen und die Fernsehproduktion (vgl. im Einzelnen Beschluss Az.: KEK 199/215/219/230, I 2.2).

Viacom Holdings Germany übernahm insgesamt 75,1 % der Anteile an VIVA Media durch Aktienkaufvertrag vom 22./23.06.2004 und machte den übrigen Aktionären ein öffentliches Übernahmeangebot. Die KEK hat den Erwerb sämtlicher VIVA- Media-Anteile in Vollzug der darauf ausgerichteten Transaktionen durch Viacom Holdings Germany als medienkonzentrationsrechtlich unbedenklich bestätigt (vgl. Beschluss i. S. VIVA und VIVA Plus, Az.: KEK 199/215/219/230, insbesondere III 1.2). Nach Abschluss des Übernahmeverfahrens hält Viacom Holdings Germany gegenwärtig insgesamt 97,82 % der VIVA-Media-Aktien. Sie beabsichtigt, die restli- chen Anteile im Wege des Verfahrens zum Ausschluss der Minderheitsaktionäre nach §§ 327 ff. AktG („Squeeze-Out“) zu übernehmen. Hierzu soll im Dezember diesen Jahres in einer außerordentlichen Hauptversammlung von VIVA Media ein entsprechender Beschluss gefasst werden (Auskunft von Viacom vom 27.10.2004). Viacom und VIVA Media haben angekündigt, längerfristig den Geschäftsbereich von VIVA Media und den der in Deutschland veranstalteten MTV-Programme zu- sammenzuführen (vgl. Pressemitteilung vom 24.06.2004 unter www.-viva.com).

2.3 Viacom

Viacom Holdings Germany steht mittelbar über die Viacom International, Inc. im al- leinigen Anteilsbesitz von Viacom. Der Viacom-Konzern zählt zu den weltweit größ- Medienunternehmen und ist u. a. in den Bereichen Fernsehen, Hörfunk, Film-

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theater, Freizeitparks und Video/DVD aktiv (vgl. näher Beschlüsse i. S. VIVA und VIVA Plus, Az.: KEK 199/215/219/230, I 2.3, und i. S. MTV, Az.: KEK 234, I 4.2).

Viacom hält mittelbar auch sämtliche Anteile an der MTV Networks GmbH & Co. OHG, („MTV Networks OHG“), die im bundesweiten Fernsehen die analogen Musikspartenprogramme MTV und MTV2 Pop veranstaltet und Zulassungen für weitere Fernsehspartenprogramme (deutschsprachige Versionen von MTV Extra, MTV Base und VH-1 Classic sowie das Kinderprogramm ) hält. MTV Networks OHG hat für MTV eine Zulassung durch die Medienanstalt Berlin- Brandenburg (MABB) zur Ersetzung der derzeit und noch bis 06.04.2008 gültigen Zulassung der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) beantragt; die KEK hat gegen diese Änderungszulassung keine medienkonzentrationsrechtlichen Bedenken erhoben (Beschluss der KEK i. S. MTV, Az.: KEK 234).

II Verfahren

Die Vollständigkeitserklärung von VIVA Plus Fernsehen liegt vor. Vor der Entschei- dung der Kommission wurde einem Vertreter der LfM Gelegenheit zur Stellung- nahme gegeben.

III Medienkonzentrationsrechtliche Beurteilung

1 Bestätigungsvorbehalt der KEK

Fragestellungen der Sicherung der Meinungsvielfalt im Rahmen von Zulassungsver- fahren ebenso wie im Rahmen von Verfahren aufgrund von Beteiligungsverände- rungen werden von der nach § 36 Abs. 1 RStV allein zuständigen KEK nach Vorla- ge durch die zuständige Landesmedienanstalt im Verfahren nach § 37 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 3 RStV beurteilt.

Anträge auf Verlängerung der mit Fristablauf endenden Zulassung unterfallen der Vorlagepflicht durch die befasste Landesmedienanstalt zur medienkonzentrations- rechtlichen Prüfung durch die KEK. Die Zulassungsverlängerung ist materiell eine neue Zulassung für die anschließende und wiederum befristete Zeitdauer. Sie ver- schafft dem Lizenzinhaber die gleiche Rechtsposition für die Folgezeit, wie er sie

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durch die Erstzulassung gewonnen hatte. Auch die materiellen Prüfkriterien sind die gleichen, denn ohne das Vorliegen sämtlicher Zulassungsvoraussetzungen darf diese Rechtsposition niemandem verschafft werden. Zu diesen Zulassungsvoraus- setzungen gehört die von der KEK zu überprüfende medienkonzentrationsrechtliche Unbedenklichkeit (vgl. Mitteilung der KEK vom 12. November 2003 zur „Behandlung von Anträgen bundesweiter Fernsehveranstalter auf Zulassungsverlängerung und auf Zulassung anderer Konzernunternehmen“ sowie die Beschlüsse i. S. Zulas- sungsverlängerung SAT.1, Az.: KEK 002; RTL, Az.: KEK 158; ProSieben, Az.: KEK 168; NEUN LIVE, Az.: KEK 174; XXP, Az.: KEK 175 und VIVA, Az.: KEK 192).

2 Zurechnung von Zuschaueranteilen

2.1 Zurechnung von Programmen

2.1.1 VIVA Plus und ihren Obergesellschaften VIVA Fernsehen, VIVA Media, Viacom Holdings Germany und Viacom werden die Programme VIVA Plus, VIVA und VIVA Polska (§ 28 Abs. 1 Sätze 1 bis 3 RStV) sowie die weiteren ihrer Obergesellschaft Viacom zuzurechnenden Programme (arg. e §§ 28 Abs. 1 Satz 3 und 29 Satz 1 RStV) zugerechnet.

2.1.2 Viacom – und damit auch den übrigen soeben genannten Unternehmen – sind fer- ner die Programme MTV, MTV2 Pop und die noch nicht veranstalteten Programme MTV Extra, MTV Base, VH-1 Classic und Nickelodeon sowie die in Deutschland empfangbaren, von der MTV Networks Europe L.P. veranstalteten englischsprachi- gen Programme VH-1 Classic, VH-1 Europe, MTV2 Pop, MTV Dance, MTV Base und MTV Hits gemäß §§ 28 Abs. 1 Satz 2 RStV, 16 AktG zuzurechnen (vgl. Be- schluss i. S. MTV, Az.: KEK 234, III 2.1.1).

2.2 Zuschaueranteile

Die maßgebliche Referenzperiode umfasst August 2003 bis Juli 2004. Mit Telefax vom 08.11.2004 reichte VIVA Plus Kurvenverläufe ein, die die Entwicklungen der Anteile bei den Zuschauern ab 3 Jahren für VIVA und VIVA Plus für die Monate September 2003 bis August 2004 abbilden. Danach schwankten die Zuschaueran- teile in diesen Monaten ungefähr zwischen 0,5 und 0,3 % bei VIVA und zwischen 0,35 und 0,2 % bei VIVA Plus (Quelle: AGF/GfK-Fernsehforschung, erstellt von: VIVA Medienforschung, Fernsehpanel D+EU, Deutschland gesamt, 3:00 bis 3:00

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Uhr, Zuschauer ab 3 Jahren). Im Verfahren zum Zulassungsantrag der MTV Net- works OHG (Az.: KEK 234) legte diese für die Monate Juni 2003 bis Juni 2004 Zu- schaueranteile vor, nach denen die Programme VIVA, VIVA Plus, MTV und MTV2 Pop einen gemeinsamen Zuschaueranteil von ca. 1,53 % erzielten (für weitere An- gaben zu den der MTV Networks OHG bzw. den Unternehmen der Viacom-Gruppe zuzurechnenden Programmen siehe Beschluss i. S. MTV, Az.: KEK 234, III 2.2). Die vorgelegten Zuschaueranteile lassen keinen Schluss darauf zu, dass die Zu- schaueranteile in der maßgeblichen Referenzperiode eine medienkonzentrations- rechtlich erhebliche Höhe erreichten.

3 Vorherrschende Meinungsmacht

Gemäß § 26 Abs. 1 RStV darf ein Unternehmen selbst oder durch ihm zurechenba- re Unternehmen bundesweit eine unbegrenzte Zahl von Fernsehprogrammen ver- anstalten, solange es dadurch keine vorherrschende Meinungsmacht erlangt.

Die der Veranstalterin und Viacom zuzurechnenden Zuschaueranteile liegen weit unterhalb der Vermutungsschwellen des § 26 Abs. 2 RStV.

Auch unabhängig von den Vermutungstatbeständen liegen keine Anhaltspunkte für die Entstehung vorherrschender Meinungsmacht durch die Verlängerung der Zulas- sung für das Programm VIVA Plus vor. Der beantragten Zulassungsverlängerung stehen somit keine Gründe der Sicherung der Meinungsvielfalt entgegen.

(gez.) Dörr Lübbert Mailänder Rath-Glawatz Sjurts