Brandt Plant Schnelle Regierungsbildung Nach Dem
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,t,lÜJV-Dirwt.uw" •*" TAGES SP1EGE Berichte, Tabellen. Analysen UNABHÄNGIGE BERLINER MORGENZEITUNG i 188; B 19 (Charlb.), Kaiserdamm 7; B 20 Verlag Der Tagesspiegel GmbH, 1 Berlin 30, Postfadi, Potsdamer StraBe 87 / Telefon-Sammelnmn- w Bundeslogswahl tet), Wuhelmsraher D. 247; B 28 (Herms- mer 26 93-1 / Fernschreiber 01 83 773 / Telegramme: Tagesspiegel Berlin / Bankkonten: Berliner Disconto Ulfenstr. 25i B31 (Wilmd.), Uhlandstr. 137; Bank, Berliner Bank, Bank für Handel und Industrie, Berliner Commenbank, Sparkasse der Stadt Berlin Seite 2-5 1. 2; B41 (Friedenau), Rheins«. 02; B 41 West, Postscheck-Konto: Berlin West 105 / Bonner Redaktion: 53 Bonn, Pressehaas 1, Telefon 22 78 45 "fempelhofer D. 2i B 44 (Neukölln), Karl- und 22 14 14 / Abonnementspteis bei freier Zustellung dunih eigene Boten 7,20 DM. durdi die Post 8,30 DM ..-»,u<=j Baseler Str. 12i B 46 (Lmkwitz). Leonorenstr. 711 B 47 (Britz), Parchimer mtl. (einschl. 5,5 •/• MwSt) / Erscheinungsweise: tgl. anSer nach Sona- u. Feiertagen / Keine Ersatzanspruchs ISIIS (Reinickendorf), Scharnwebeistr. 491 B 61 (Kreuzbg.), Zossener Str. 20) B 65, Müllerstr. 122 b bei Störungen d. höhere Gewalt / Aszeigenprelsliste Nr. 19 / Erfüllungsort u. Gerichtsstand Berlis-Tempelhof Nr. 8267 / 28. JAHRGANG BERLIN, DIENSTAG, 21. NOVEMBER 1972 30 Pf A 6622 A Unsere Meinung: Brandt plant schnelle Regierungsbildung Historischer Einschnitt J.B. Der 19. November 1972 signalisiert ei- nen historischen Einschnitt in der Geschichte der Bundesrepublik. Es handelt sich nicht nur nach dem klaren Wahlsieg der Koalition um einen Wahlsieg, den eine Partei oder eine Koalition errungen hat; wir haben es viel- mehr mit einer Umstrukturierung der Parteien- SPD wurde zum erstenmal stärkste Partei in der Bundesrepublik - Der Opposition Gespräch Landschaft und damit der innenpolitischen Ver- hältnisse in der Bundesrepublik zu tun. Äu- noch vor der ersten Parlamentssitzung angeboten - Kanzlerwahl für den 14. Dezember vorgesehen ßerlich zeigt sich das daran, daß zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik die Einen Tag später Vorstellung des Kabinetts - FDP erwartet stärkere Regierungsbeteiligung SPD die stärkste Partei im Bundestag gewor- den ist. Hätten nicht zugleich so viele Wähler, Von unserem Bonner Büro die einem SPD-Kandidaten in ihrem Wahlkreis kl. Bonn. Auf der Grundlage des überraschend klaren Wahlsieges der bis- ihre Erststimme gaben, der FDP die Zweit- stimme gewährt, so wäre in einem Zweipar- herigen Regierungsparteien SPD und FDP will Bundeskanzler Brandt sobald wie teiensystem die SPD sogar mit absoluter möglich die neue Regierung bilden. Am 18. Januar will er vor dem Bundestag Mehrheit im Bundestag aus diesen Wahlen zum Auftakt einer dreitägigen Debatte eine umfassende Regierungserklärung hervorgegangen. Umgekehrt zeigt sich daran abgeben. Eine Reihe besonders dringlicher Punkte will Brandt bereits bei der aber auch, daß wir es nicht nur mit einem zu- Regierungsbildung nennen. fälligen Schwanken in des Wählers Gunst zu tun haben. Gewonnen haben diese Wahlen, Gestern bot Brandt dem CDU-Vorsitzenden Barzel brieflich sachliche Zusam- nicht nur arithmetisch, sondern auch psycholo- menarbeit an und schlug ihm ein ausführliches Gespräch noch vor Zusammentritt gisch, die SPD und die FDP gemeinsam. Das des neuen Bundestages vor. Vor dem SPD-Vorstand nannte Brandt die Mitglieder heißt, es steht jetzt der Parteiengruppierung der SPD-Kommission, die unter seiner Führung die Koalitionsverhandlungen mit CDU/CSU, die solange die Geschicke der Bun- der FDP führen soll: Möller, Wienand, Wehner, Schmidt, Leber und Kühn. Die desrepublik bestimmte, in der Form der Koali- SPD hatte am Sonntag ihren größten Wahlsieg in der Geschichte der Bundes- tion SPD/FDP eine andere, im Augenblick be- republik errungen und erstmals die CDU/CSU überflügelt. vorzugte politische Kräftegruppierung gegen- über. Damit ist .Adenauers Bundesrepublik" Nach Brandts Ausführungen wird folgender Es wird damit gerechnet, daß die FDP-Mini- tot — an deren Stelle tritt eine Bundesrepu- Terminplan angestrebt: Am 13. Dezember ster Scheel (Auswärtiges), Genscher (Inneres) blik, die durch die Namen Brandt und Scheel konstituierende Sitzung des neuen Bundes- und Ertl (Landwirtschaft und Forsten) ihre charakterisiert wird, wobei deren Projektion tages, am 14. Dezember vormittags Kanzler- Ämter behalten. Dasselbe gilt von den SPD- auf den geschichtlichen Horizont zunächst noch wahl, am 15. Dezember vormittags Vereidi- Ministern Leber (Verteidigung), Eppler (Ent- gung des neuen Bundeskabinetts, am 20. De- wicklungshilfe) und Arendt (Arbeit und Sozial- nicht vollständig sichtbar ist. zember Verabschiedung des Etats 1972, der ordnung). Das unter Schiller zusammengefügte Die Antwort auf die Frage, warum es dazu im Bundestag neu eingebracht werden muß. Superministerium für Wirtschaft und Finanzen I gekommen ist, verdient abseits aller noch so iürfte geteilt werden. Das Finanzministerium, Als Alterspräsident wird voraussichtlich der gekonnten Wahlanalysen der Soziologen einen frühere Bundeskanzler Erhard die konstituie- mit zusätzlichen Kompetenzen ausgestattet, rende Sitzung des neuen Bundestages eröff- möchte Helmut Schmidt (SPD) behalten. geschichtlichen Rückblick. Adenauer errang nen. In der neuen Legislaturperiode wird Die FDP wird eventuell ais viertes Ressort seinen größten Wahlerfolg, als er, als der möglicherweise erstmals eine Frau Parla- das Wirtschaftsministerium wünschen. In die- Kanzler, der die Bundsrepublik in das west- mentspräsident sein. Brandt regte gestern sem Zusammenhange werden Frau Funcke, der liche Bündnis eingebracht hatte, auch nach entsprechende Überlegungen an. Aus den bisherige Parlamentarische Staatssekretär Moskau gefahren war, diplomatische Beziehun- Reihen der Koalition kämen dafür vor allem Ehmke, der Abgeordnete Kirst und der nord- gen zur Sowjetunion angeknüpft und die Katharina Focke (SPD) und Liselotte Funcke rhein-westfälische Wirtschaftsmiriister Riemer Kriegsgefangenen zurückgebracht hatte. Er (FDP) in Frage, da Annemarie Renger (SPD) genannt, der dem Vernehmen nach jedoch in war 1955 in Moskau; 1957 errangen CDU und dem Vernehmen nach nicht interessiert ist. Düsseldorf bleiben will. Geteilt werden soll Den Dank an die Wähler und den Willen zur Fortsetzung ihrer Koalition bekundeten Bundes- CSU mit 50,2 Prozent ihren höchsten Stimmen- Bisher wurde der Bundestagspräsident stets auch das unter Lauritzen vereinigte Ministe- kanzler Brandt und Bundesaußenminister Scheel in der Wahlnacht in Bonn, nachdem der Sieg aus den Reihen der stärksten Fraktion ge- rium. Dabei will Laurit2en das Ressort Ver- der sozial-liberalen Koalition sicher war. AP-Fotofax anteil. Brandt, obwohl er unter veränderten wählt (bisher CDU/CSU, nunmehr SPD). j kehrswesen und Post behalten und das Woh- Umständen eine völlig andere Politik als Aden- Die Führungsgremien der im Bundestag ver- nungsbauministerium an einen Fraktionskolle- auer betreibt, folgt in einer Hinsicht jedoch tretenen Partelen zogen gestern ihre Bilanz gen abgeben. Hier sind der bisherige Parla- i ganz seinen Erfolgsrezepten: Er hat eine Ost- des Wahlausgangs. Der CDU-Generalsekretär mentarische Staatssekretär Ravens und Vogel im Gespräch. Als neue Gesundheitsministerin Finnland will bald beide politik, deren Einbettung ins westliche Bünd- Kraske bekräftigte nach einer Sitzung von nis von den Westmächten ständig öffentlich Präsidium und Vorstand den Willen der CDU für die aus der Bonner Politik ausscheidende unter Führung Barzels die bisherige Politik Frau Strobel wird die bisherige Parlamenta- bestätigt wird, während sie zugleich von Mos- fortzusetzen und weiterzuentwickeln. Barzel, rische Staatssekretärin Focke genannt. deutsche Staaten anerkennen kau gerühmt wird und mit menschlichen Er- der nach den Worten des CSU-Vorsitzenden Im Kanzleramt könnte es zu einem interes- In Kürze Noten an die Regierungen in Bonn und Ost-Berlin leichterungen verbunden ist. Brandt verkörpert Strauß „Nummer eins" der CDU/CSU bleiben santen Wechsel kommen. Entgegen seinen ei- also für viele deutsche Wähler an der Spitze soll, stellte vor den Gremien fest, daß die genen Äußerungen hat nämlich der bisherige Helsinki (AP). Die finnische Regierung zwischen Schweden und der DDR über die der SPD/FDP heute dasselbe, was Adenauer Union ihr Wahlziel verfehlt habe. Bundes- Staatssekretär Bahr Aussichten, Nachfolger hat grundsätzlich beschlossen, die Bundesre- Aufnahme diplomatischer Beziehungen schon einst an der Spitze der CDU/CSU war. kanzler Brandt nannte das Abschneiden der Ehmkes als Minister im Kanzleramt zu wer- publik Deutschland und die DDR anzuerken- in dieser Woche beginnen werden. Ein Spre- SPD vor dem Parteivorstand den „größten den. Ehmke könnte dann das Justizressort nen, wie der finnische Außenminister Karja- cher des Außenministeriums teilte allerdings Man muß zur Ehre des Kanzlerkandidaten Wahlerfolg in der Geschichte der SPD". Die übernehmen, dessen bisheriger Chef Jahn in lainen am Sonntag mitteilte. Dieser Beschluß mit, daß beide Seiten bisher noch keine Kon- Barzel sagen, daß er als einziger — weil er Freien Demokraten, deren Präsidium sich un- das Bundestagspräsidium überwechseln soll. werde den beiden deutschen Regierungen in takte darüber aufgenommen hätten. Außen- nämlich aus der Adenauerschen CDU stammt ter dem Vorsitz von Außenminister Scheel Kürze notifiziert werden. minister Wickman hatte am Sonntag ange- — diese Gesetzmäßigkeit begriffen hat. Als mit dem Wahlergebnis befaßte, wollen mor- Börse über das Wahlergebnis In einer Presseerklärung erklärte Karjala- kündigt,