Brandts Magere Ostpolitik Nach Oreanda

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Brandts Magere Ostpolitik Nach Oreanda Heute auf 6eite3: J. v. Wletkutz - Staut und Gesellschaft nach ht %atasttophe ^£>as tftprtußmWflit UNABHÄNGIGE WOCHENZEITUNG FÜR DEUTSCHLAND Jahrgang 25 — Folge 28 2 Hamburg 13, Parkallee 86/13. Juli 1974 C 5524 C Von Yalta Brandts magere Ostpolitik nach Oreanda Die römischen Gespräche der SPD und ihre Folgen - Bonn von den Sowjets in die Falle gelockt H. W. — Die Krim ist für die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und der Der Moderator des „ZDF-Magazins" Sowjetunion schon einmal von Bedeutung Gerhard Löwenthal, hat dem Bundestags• gewesen. Denn genau in Yalta, auf der Krim, ausschuß zur Untersuchung der Guillaume- war es, wo Präsident Roosevelt mit Josef Stalin gegen Ende des Zweiten Weltkrieges Affäre Ablichtungen oder Abschriften von zusammentraf und wo letztlich die Preis• Dokumenten des Bundesnachrichtendienstes gabe Osteuropas an die Sowjetunion konze• zur Frage der außenpolitischen Aktivität diert wurde. Fast 30 Jahre später ist wieder der SPD in jener Zeit ausgehändigt, als Bun• ein Präsident der Vereinigten Staaten auf deskanzler Kiesinger die Bundesregierung die Krim geflogen, zusammen mit Leonid leitete und Willy Brandt Außenminister war. Breschnew, der dort, in Oreanda, wie letzt• Es handelte sich um Unterlagen, welche der hin für Willy Brandt und nun für Richard früherer „Kanzleramtsminister" Ehmke in Nixon den Gastgeber spielte. Dieses Orean• da aber ist praktisch nur eine Vorstadt von der Originalfassung vernichten ließ. Yalta und nicht weit von jener Zarenvilla Nun wird sich zwar der Guillaume-Aus- von Livadia entfernt, wo eben Josef Stalin schuß nicht mit dem Material befassen, zu• der entscheidende Coup der Einflußnahme mal die SPD-Vertreter mit begreiflichem auf Europa gelang. Unwillen das Bekanntwerden des Inhalts Richard Nixon, was die Beurteilung der der BND-Berichte verzeichneten, aber es Weltlage und der Haltung der Sowjetunion muß doch lebhaft begrüßt werden, daß die angeht, hoffentlich realistischer eingestellt westdeutsche Öffentlichkeit nun durch als Präsident Roosevelt, hat seinen Aufent• halt in der Sowjetunion benutzt, um sich im Presseberichte darüber informiert worden Lande umzusehen. Die Kremlführung aber ist, was in den Papieren zu lesen stand, die hat geschickt einen Besuch in der „Helden• dem Zerreißwolf überantwortet wurden. stadt Minsk" eingeplant; eben in Erinne• Von besonderer Bedeutung für die Beurtei• rung an „die alte Waffenkameradschaft des lung der dann von der Bundesregierung der Zweiten Weltkrieges". So ging denn in die• sozialdemokratisch-liberalen Koalition be• sen Tagen das nebenstehende Foto durch die triebenen Ostpolitik ist dabei ein Bericht Zeitungen, das Richard Nixon beim Besuch des BND über vertrauliche Gespräche, der Gedenkstätte für die Bevölkerung des welche die SPD-Vertreter Egon Franke, der Ortes Chatyn zeigt, wo, wie es in der deut• schen Presse hieß, „in einer sogenannten jetzige Bundesminister für innerdeutsche ,Vergeltungsaktion' am 22. März 1943 etwa Beziehungen, Fred Wesemann und Leo 150 Dorfbewohner von den Deutschen um• Bauer am 29. und 30. November in Rom gebracht wurden". Das damit heraufbe• mit Spitzenfunktionären der Kommunisti• schworene Leid soll nicht herabgesetzt wer• schen Partei Italiens geführt haben. Der den, doch ist es im Sinne der historischen Text des Berichts enthüllt folgendes: Wahrheitsfindung notwendig, darauf hinzu• weisen, daß es sich bei der Aktion „Cottbus" 1. Die SPD-Delegierten begrüßten die von um einen Einsatz gegen Partisanen gehan• der KPI eingeschlagene politische Linie, delt hat, deren Kampf gemäß der Haager Konvention einen eindeutigen Rechtsbruch die — so ist dazu zu bemerken — durch darstellte. die Bemühungen einer starken, aber nicht-regierenden KP charakterisiert wa• Anscheinend geht es den Sowjets heute ren, eine gewisse Distanzierung von der darum, die Vergangenheit zu beschwören Sowjetunion zu demonstrieren. und für sich nutzbar zu machen. Der ameri• kanische Präsident hat in das Besucherbuch 2. Man sprach sich für die Begründung von Chatyn eingeschrieben, es möge sich die einer „Partei demokratischer Opposition Entschlossenheit all derer verstärken, die an links von der SPD" in der Bundesrepu• einer Welt des Friedens bauen, Richard blik Deutschland aus. Damit konnte nui Nixon kennt das Grauen des Krieges; er ist nicht zuletzt durch die Härte des Kampfes die DKP gemeint sein. in Vietnam daran erinnert worden. Doch der 3. Als Fernziel wurde — in außenpoliti• Spuren des Zweiten Weltkrieges: Sollte sich Richard Nixon beim Besuch in Chatyn amerikanische Präsident müßte sich eigent• scher Hinsicht — die „Uberwindung der bei Minsk nicht auch des Katyn bei Smolensk erinnert haben? Foto AP lich bei dem Besuch in Chatyn auch jenes Blöcke" und der Abschluß eines „kollek• Ortes Katyn bei Smolensk erinnert haben, tiven europäischen Sicherheitspaktes" wo im April und Mai 1940 die Leichen von mit der Maßgabe einer einschlägigen des Verhältnisses zu Jugoslawien annahm, auf die außenpolitische Konzeption Brandts 15 000 polnischen Offizieren und Soldaten Vereinbarung zwischen Washington und gefunden wurden. Der außerordentliche Pro• nachdem er sich noch als Bundesaußenmini• einging, veranlaßte sie den Abschluß des fessor für politische Wissenschaften an der Moskau anvisiert. Dabei handelte es sich ster um die Herstellung diplomatischer Be• Moskauer Vertrags, der die Anerkennung Universität von Pennsylvania, J. K. Zawod- offensichtlich um das Bahr-Konzept, das ny, der selbst der polnischen Widerstands• auf der irrigen Annahme beruhte, unter ziehungen zu Rumänien bemüht hatte. Aus der Teilung Deutschlands und des Status bewegung angehörte, hat in seinem in den einem solchen „Dach" werde in Deutsch• dem gleichen Grunde wurde zwecks Ein• quo in Europa brachte. Damit aber gelang USA erschienenen Buch „Der Tod in Wäl• land ein „Wandel durch Annäherung" beziehung Warschaus — die Anerkennung die Düpierung Brandts, welcher der Illusion dern" ausgeführt, dieser Mord an den pol• erreicht werden. der Oder-Neiße-Linie vorgenommen, und nachjagte, es könne gelingen, durch Ver• nischen Offizieren sei nachweisbar von der 4. Dementsprechend wurde die KPI gebe• schließlich der Prager Vertrag als Voraus• zichtleistung auf legitime nationale An• sowjetischen Geheimpolizei ausgeführt wor• den. Zawodny beschuldigte den verstorbe• ten, „günstige Bedingungen für die Ver• setzung für die „Normalisierung" der Be• sprüche die deutsche Frage „in Bewegung ziehungen zu Ungarn und Bulgarien abge• zu bringen". Nachdem Moskau alles kas• nen Präsidenten Roosevelt und den frühe• wirklichung einer stufenweisen Annä• ren britischen Premier Winston Churchill, herung zwischen der SPD und der SED schlossen. Man kann es ohne weiteres als siert hatte, was von ihm gefordert worden diese ihnen bekannte Wahrheit über Katyn zu schaffen", was zugesagt wurde. Bestätigung des bereits in den römischen war, konnte und mußte der Kanzler Brandt unterdrückt zu haben, nur um sich die So• Gesprächen in den Grundlagen aufgezeig• „abgeschafft" werden, um auch die letzte wjets als Verbündete im Zweiten Weltkrieg Die übrigen Punkte der Vereinbarung be• ten ostpolitischen SPD-Programms bezeich• Möglichkeit zu beseitigen, daß sich eine Art zu sichern; trafen die Kontakte der SPD mit den italie• nen, wenn heutzutage von Bonn vorgebracht „Zwischeneuropa" der Sozialdemokraten nischen und französischen Kommunisten Professor Zawodny wies in diesem Zu• wird, der Vertrag zwischen der Bundesrepu• und „Reformkommunisten" ergäbe. Der sowie mit den belgischen und skandinavi• sammenhang ferner auf die Sonderkommis• schen Sozialdemokraten. blik Deutschland und der CSSR stelle — Aufgabe unterzog sich Herbert Wehner — sion des amerikanischen Kongresses von trotz aller zugegebenen Mängel — so etwas zunächst von Moskau aus — mit unstrittig 1951 hin, die Verhöre über die Untaten an• Wie zu sehen ist, war die SPD bereits wie eine „Krönung" der Bonner Ostpolitik großer Geschicklichkeit. gestellt habe und einhellig zu dem Schluß gekommen sei, daß die Geheimpolizei der damals darauf bedacht, eine Außenpolitik dar. Sowjetunion für dieses Massaker verant• zu betreiben, die auf die Errichtung eines Bundeskanzler Helmut Schmidt aber wortlich ist. sozialdemokratisch-„reformkommunistisch" Zugleich aber stellt sich heraus, warum scheint erkannt zu haben, was der eigent• Hieran müßte sich eigentlich Richard geprägten Europas im Räume zwischen die Ostpolitik Willy Brandts letztlich schei• liche Grund dafür war, daß Willy Brandts Skandinavien und dem Mittelmeer abge• Nixon erinnert haben, als ihn die Sowjets tern mußte. Denn natürlich wurde der Krem! Ostpolitik wenn überhaupt nur äußerst Chatyn besuchen ließen, während von Katyn stellt war, und das war ein Konzept, nach unverzüglich über die Vorbesprechungen minimale Ergebnisse zeitigte. Sein „Geheim• mit Sicherheit nicht gesprochen wurde. dem die Bundesregierung Brandt/Scheel in Rom informiert, wobei es eine offene Sicherlich ist heute nicht damit gedient, denn auch verfahren ist, indem außerdem brief" an Parteichef Breschnew mit dem An• Frage ist, ob dies von italienischer Seite oder gebot einer umfassenden westdeutsch-so• wenn alte Wunden aufgerissen werden. noch die ostmitteleuropäischen Staaten Doch wenn Oreanda als Anfang gedacht ist, von Bonn aus erfolgte. Die Sowjetführung wjetischen Kooperation vornehmlich aul „hineingenommen" wurden. Tatsächlich aus dem die Völker Hoffnung schöpfen sol• wird hier der Hintergrund dafür erkennbar, erkannte die Chance, Bonn in die selbstge• wirtschaftlichem Gebiete scheint darauf hin• len, dann darf der Weg nicht zurück
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