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Amtsblatt für den Landkreis Seite 29

Verordnung

über das Landschaftsschutzgebiet

„Helmestausee Berga-"

Auf Grund der §§ 20, 45 Abs. 3 Nr. 3 und 57 des Naturschutzgesetzes des Landes Sachsen-Anhalt vom 11. Februar 1992 (GVBI. LSAS. 108), zuletzt geändert durch das Gesetz vom 27. Januar 1998 (GVBI. LSAS. 28), wird verordnet:

§1 Schlickflächen im Dauerstaubereich, mit seinen Landschaftsschutzgebiet Röhrichtbeständen und Feuchtwiesen und mit sei- nen omithologisch wertvollen Brut- und (1) Das in § 2 näher bezeichnete Gebiet in den Nahrungsbiotopen und Rastplätzen für Brut-, Gemarkungen Berga, Kelbra und Thürungen im Gast- und Zugvögel stellt das Landkreis Sangerhausen wird zum Landschafts- Landschaftsschutzgebiet ein über die Grenzen der schutzgebiet erklärt. Bundesrepublik Deutschland hinausgehend bedeutsamen Lebensraum für die Vogelwelt dar. (2) Das Landschaftsschutzgebiet erhält die Bezeich- Deshalb liegt der Gesamtraum dieses nung "Helmestausee Berga-Kelbra". Landschaftsschutzgebietes in dem Feuchtgebiet von Internationaler Bedeutung (Ramsar- (3) Das Landschaftsschutzgebiet hat eine Größe von Feuchtgebiet; FIB) „Helmestausee Berga-Kelbra". ca. 1113 ha. Die im Bereich der Talsperre liegenden Teile die- ses Landschaftsschutzgebietes gehören dem Europäisches Vogelschutzgebiet (EU SPA) §2 „Helmestausee Berga-Kelbra" an. Geltungsbereich Der im Bereich der Talsperre Kelbra liegende Teil (1) Das Landschaftsschutzgebiet umfaßt im Landkreis dieses Landschaftsschutzgebietes gehört als Sangerhausen liegende Flächenanteile der Vorschlagsgebiet „Helmestausee Berga-Kelbra Talsperre Kelbra mit dem Helmestausee im (Anteil Sachsen-Anhalt)" nach der FaunaFlora- Dauerstaubereich und dem grünen Schutzraum Habitat-(FFH-)Richtlinie zum europäischen sowie Landschaftsteile der Helmeniederung zwi- Schutzgebiets-System „Natura 2000" des Landes schen dem Hauptdamm der Talsperre und den Sachsen-Anhalt. Bundesstraßen B 80 und B 85. Die zu erhaltende ländliche Kulturlandschaft der (2) Die Grenze des Landschaftsschutzgebietes ist in Goldenen Aue im Bereich Berga - Kelbra mit ihrem einer mitveröffentlichten Karte im Maßstab wertvollen Erholungs- und Erlebnispotential hat 1:50.000 sowie in einem nicht mitveröffentlichten besondere Bedeutung für die naturbezogene Kartensatz aus 2 Teilkarten im Maßstab 1 :10.000 Erholung. und 10 Teilkarten im Maßstab 1 :2.500 mit einer Punktreihe dargestellt. Die äußere Kante dieser Die Talsperre Kelbra hat große Bedeutung für den Punktreihe kennzeichnet die Grenze des Hochwasserschutz im -Unstrut-Gebiet. Landschaftsschutzgebietes. Die vorgenannten Karten sind Bestandteil dieser Verordnung. (2) Schutzziel dieser Verordnung sind die Erhaltung, (3) Je eine Ausfertigung dieser Karten wird beim Pflege und Entwicklung der in Abs. 1 genannten Landkreis Sangerhausen, untere Naturschutz- Werte und Funktionen des Gebietes und seiner behörde, sowie am Sitz der Verwaltungsgemein- Erhaltung und Entwicklung als Pufferzone für schaft „Kyffhäuser" in Kelbra, aufbewahrt und Naturschutzgebiete, insbesondere kann dort von jedermann während der Dienstzeit kostenlos eingesehen werden. I. Erhaltung naturnaher Uferabschnitte und Sicherung der uferbegleitenden Vegetation;

§3 2. Schutz der Avifauna; Schutzzweck 3. Erhalt, Pflege und Entwicklung der Grünländerei- (1) Mit den Wasserflächen des Stausees und den en; nach Entleerung im Winterhalbjahr freiwerdenden

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4. Extensivierung der intensiv genutzten Grünland- 13. das Anbringen oder Aufstellen von Bild- und bereiche; m Schrifttafeln oder von ortsfesten oder nicht ortsfe- sten Werbe- oder Verkaufseinrichtungen, soweit 5. Bereicherung und Belebung des Gebietes durch sie sich nicht auf den Landschaftsschutz beziehen Ufer- und Flurgehölzes jedoch ohne den weiten oder zur Regelung des Verkehrs oder als touristi- und offenen Charakter des Gebietes zu beein- sche Informationseinrichtungen notwendig sind. trächtigen; 14. Verunreinigungen mit Müll, Schutt oder anderem 6. Sicherung und Entwicklung des Gebietes für die Unrat vorzunehmen. naturverträgliche Erholung. 15. Abwässer, Klärschlamm, Gülle oder Pflanzen- schutzmittel auszubringen, zu verregnen oder ein- § 4 zuleiten. Verbote

(1) Auf der Grundlage des § 20 Abs. 3 Naturschutz- §5 gesetz des Landes Sachsen-Anhalt werden fol- Genehmigungsvorbehalte gende Handlungen verboten: (1) Im Landschaftsschutzgebiet bedürfen folgende I. Die Bodengestalt durch Abgrabungen, Aufschüt- Handlungen der vorherigen schriftlichen Geneh- tungen, Sprengungen oder sonstige Art zu verän- migung durch die untere Naturschutzbehörde: dern. 1. Die Errichtung oder Erweiterung baulicher Anlagen 2. Bodenschätze zu gewinnen. aller Art, auch wenn sie keiner baurechtlichen Genehmigung bedürfen oder nur vorübergehender 3. Grünland in Acker umzuwandeln. Art sind. Anlagen in diesem Sinne sind auch orts- feste Leitungen aller Art, öffentliche Spiel-, Grill- 4. Flurgehölze aller Art, wie Einzelbäume, Baum- oder Badeplätze, Schirme und ortsfeste Kanzeln gruppen, Baumreihen, Gebüsch oder Hecken sowie Einfriedungen. Ausgenommen sind erheblich zu beeinträchtigen. Kulturzäune zum Schutze von Anpflanzungen.

5. Gewässer und Feuchtflächen aller Art, wie z.B. 2. Bisher nicht forstlich genutzte Grundflächen erst- Tümpel, Weiher, Teiche, Nassstellen, Röhrichte, malig aufzuforsten oder Weihnachtsbaumkulturen Sümpfe sowie Bäche, Gräben oder andere anzulegen. Fließgewässer sowie hieran gebundene Vegetation oder Tierwelt zu verändern oder zu 3. Andere Handlungen vorzunehmen, die den beseitigen. Charakter des Gebietes verändern oder den Schutzzielen des § 3 Abs. 2 dieser Verordnung 6. Die Avifauna speziell in den Brut- und Rastzeiten, widersprechen. die ruhige Erholung und den Naturgenuss durch Lärm oder auf andere Weise zu stören, z.B. durch 4. Plätze, Reit-, Wander- und Radwege sowie Tonwiedergabegeräte, Modellflugzeuge, Moto- Straßen und Wege neu anzulegen, zu verändern cross, Sprengungen, Lagern. oder zu versiegeln.

7. Feuer außerhalb der ordnungsgemäßen Land- 5. Außerhalb der dem öffentlichen Verkehr gewidme- und Forstwirtschaft oder außerhalb von ten oder für diesen zugelassenen Straßen, Einrichtungen anzumachen, die für den Betrieb Wegen, Plätzen mit Kraftfahrzeugen zu fahren eines Feuers vorgesehen sind. oder diese, sowie Anhänger, abzustellen.

8. Fahrzeuge oder Anhänger zu waschen. 6. Wander-, Sport- oder andere gesellige Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen 9. Fahrräder auf Fuß- oder Pirschpfaden oder sonst durchzuführen. außerhalb von Wegen zu benutzen.

7. Teiche anzulegen oder zu erweitern. 10. Auf anderen als auf den behördlich hierfür zuge- lassenen Plätzen zu zelten, über Nacht zu lagern, (2) Die Genehmigung ist auf Antrag zu erteilen, wenn Wohnwagen oder andere für den Aufenthalt geeig- der Charakter des Landschaftsschutzgebietes und nete Fahrzeuge aufzustellen oder in abgestellten der besondere Schutzzweck gemäß § 3 dieser Fahrzeugen zu übernachten. Verordnung nicht beeinträchtigt werden. Andern- falls ist die Genehmigung zu versagen. § 44 11. Motorboot zu fahren. Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt bleibt unberührt. 12. Hunde unangeleint laufen zu lassen. Seite 31

§ 6 § 9 Bestehende behördliche Genehmigungen Ordnungswidrigkeiten

Bestehende Genehmigungen und entsprechende (1) Gemäß § 57 Abs. 1 Nr. 1 Naturschutzgesetz des Verwaltungsakte werden, soweit diese nichts anderes Landes Sachsen-Anhalt handelt ordnungswidrig, bestimmen, durch diese Verordnung nicht berührt. wer vorsätzlich oder fahrlässig, Handlungen entge- gen dem Verbot des § 4 oder ohne die nach § 5 vorgeschriebene Genehmigung oder die nach § 7 § 7 Nr. 5 vorgeschriebene Abstimmung vornimmt. Freistellungen (3) Die Ordnungswidrigkeit kann gemäß § 57 Abs. 2 Zugelassen bleiben: Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt mit einer Geldbuße geahndet werden. 1. die ordnungsgemäße landwirtschaftliche Boden- nutzung auf bislang genutzten Flächen, jedoch ohne §10 - Gülle, Klärschlamm, Fäkalien oder Abwasser Aufhebung von auszubringen, Rechtsvorschriften - Wiesenflächen oder sonstiges Grünland in Ackerland umzuwandeln oder ackerbaulich zwi- Für das Gebiet des Landkreises Sangerhausen wird schenzunutzen, nach § 59 Abs. 1 Naturschutzgesetz des Landes - den Wasserhaushalt des Gebietes zu verändern, Sachsen-Anhalt folgender Beschluss aufgehoben: - vor dem 15. Juni eines jeden Jahres zu mähen, - das Mähgut von Dauergrünlandflächen nach der Beschluss Nr. 34-8/83 des Bezirkstages von vom Trocknung im Gelände zu belassen. 17. März 1983 zur Erweiterung des Landschafts- schutzgebietes "Kyffhäuser" im Kreis Sangerhausen. 2. die naturnahe Unterhaltung der Gewässer.

3. die ordnungsgemäße fischereiwirtschaftliche §11 Nutzung. Inkrafttreten

4. die ordnungsgemäße Jagdausübung nur als Diese Verordnung tritt am Tage nach ihrer Verkündung Ansitz- oder Pirschjagd, jedoch nicht auf im Amtsblatt für den Landkreis Sangerhausen in Kraft. Wasservögel. Treib- und Drückjagden sind erforderlichenfalls bei der unteren Naturschutzbehörde zu beantragen.

5. Maßnahmen, zu deren Durchführung eine gesetz- Sangerhausen, den 09. November 2000 liche Verpflichtung besteht. Sie sind hinsichtlich Zeitpunkt und Ausführung vor Beginn der Arbeiten mit der zuständigen Naturschutzbehörde abzu- stimmen. Diese Abstimmung entfällt bei Gefahr im Verzuge oder bei Abwendung einer gegenwärtigen Dr. Pietsch Gefahr. Landrat 6. alle von der zuständigen Naturschutzbehörde oder in ihrem Auftrag durchgeführten Maßnahmen, die dem Schutz, der Erhaltung, der Pflege und der Entwicklung des Landschaftsschutzgebietes die- nen.

7. das Betreiben von 4 Motorbooten auf dem Stausee. (1 Boot des Staatlichen Amtes für Umweltschutz, 1 Boot der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft, 2 Boote des Fischereiberechtigten)

§ 8 Befreiungen

Von den Verboten dieser Verordnung kann die zustän- dige Naturschutzbehörde nach Maßgabe des § 44 Naturschutzgesetz des Landes Sachsen-Anhalt auf Antrag Befreiung gewähren.