Oldenburger Beiträge Zur DDR- Und DEFA-Forschung Band 3

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Oldenburger Beiträge Zur DDR- Und DEFA-Forschung Band 3 Oldenburger Beiträge zur DDR- und DEFA-Forschung Band 3 Die Schriftenreihe soll ein Forum für die wissenschaftliche Auseinanderset- zung mit den politisch-kulturellen Hinterlassenschaften der SED-Diktatur bieten. Dabei werden die Filme der DEFA im Mittelpunkt stehen. Dieses Filmerbe, das mit Gründung der DEFA-Stiftung im Januar 1999 in Berlin den Rang eines „nationalen Kulturerbes“ erhalten hat, stellt für politik- und kul- turwissenschaftliche Forschungen einen außerordentlich bedeutsamen Quel- lenbestand dar. In der Mediathek der Universitätsbibliothek Oldenburg steht ein umfangreicher Bestand an Spiel- und Dokumentarfilmen der DEFA sowie weiteres Quellenmaterial zur Filmgeschichte der DDR für Lehre und Forschung zur Verfügung. Worin besteht die Bedeutsamkeit dieses Erbes? Was zeigen die Bilder des Staatsmediums? Bilden sie die ideologischen Fiktionen eines totalitären Herr- schaftssystems in seinen unterschiedlichen Erscheinungsweisen ab oder kön- nen sie Einblicke gewähren in die Lebenswelt der sozialistischen Gesell- schaft? Darin ist die ganze Spannweite möglicher Fragen enthalten. Auf sie Antworten zu geben, wird Anliegen dieser Schriftenreihe sein. Sie steht Wis- senschaftlern, Publizisten, Zeitzeugen, Studierenden und allen Interessierten offen. Die Herausgeber Oldenburger Beiträge zur DDR- und DEFA-Forschung Eine Schriftenreihe der Arbeitsstelle „DEFA-Filme als Quellen zur Politik und Kultur der DDR“ und des Bibliotheks- und Informationssystems der Universität Oldenburg Herausgegeben von: Klaus Finke, Helmut Freiwald, Gebhard Moldenhauer, Hans-Joachim Wätjen Klaus Finke (Hrsg.) in Verbindung mit Helmut Freiwald und Gebhard Moldenhauer Erinnerung an einen Aufstand Der 17. Juni 1953 in der DDR Bibliotheks- und Informationssystem der Universität Oldenburg 2003 Verlag / Druck / Bibliotheks- und Informationssystem Vertrieb: der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg (BIS) – Verlag – Postfach 25 41, 26015 Oldenburg Tel.: 0441/798 2261, Telefax: 0441/798 4040 e-mail: [email protected] ISBN 3-8142-0882-X Inhaltsverzeichnis Vorwort 9 Klaus Finke Die Krise des SED-Sozialismus und der Juni-Aufstand 1953 13 Karl-Ludwig Sommer Freiheit und Einheit in der deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts 49 Hermann Weber Die Krise der SED-Diktatur und der 17. Juni 1953 in der deutschen Arbeiterbewegung 83 Stefan Wolle Der Juni-Aufstand in der DDR – Deutung und Rezeption 97 Jörg Roesler Aufstand gegen die Norm? Die Arbeiter in der DDR und der 17. Juni 1953 115 Andreas Malycha Die Intellektuellen und der 17. Juni 1953 137 Dirk Lange Der „17. Juni 1953“ als Gegenstand der historisch-politischen Bildung. Lernchancen einer demokratischen Geschichtskultur 165 Sven Rößler Der 17. Juni 1953. Literaturbericht und Problemaufriss 177 Helmut Freiwald Epilog: „Dett gloobt Ihr?! “ Erinnerung an einen Arbeiter auf Berlins Friedrichstraße am 16. Juni 1953 gegen 6.00 Uhr abends 199 Die Autoren 209 Vorwort Den 50. Jahrestag des Volksaufstands vom 17. Juni 1953 in der DDR hat die Arbeitsstelle „DEFA-Filme als Quellen zur Politik und Kultur der DDR“ am Institut für Politikwissenschaft der Carl von Ossietzky-Universität Olden- burg in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Hannover und der Konrad-Adenauer-Stiftung Oldenburg zum Anlass genommen, zwei ganztägige Tagungen am 12. Mai und am 17. Juni 2003 zur Information und Diskussion über die kontroversen Deutungen und die Bedeutung des 17. Juni 1953 in der Gegenwart durchzuführen. Der Aufstand vom 17. Juni 1953 symbolisiert die erste sichtbare Krise der SED-Diktatur im Kontext der forcierten und im „Aufbau des Sozialismus“ kulminierenden Stalinisierung von Partei, Staat und Gesellschaft. Die Streiks und Demonstrationen von mehr als einer Millionen Menschen in allen Teilen der DDR brachten die SED-Herrschaft an den Rand des Zusammenbruchs; nur der Einsatz sowjetischer Panzer konnte das SED-Regime retten. Die in den kommunistischen „Volksdemokratien“ behauptete Einheit von Partei und Volk hatte sich damit vor den Augen der Welt demaskiert als das, was sie stets war: eine ideologische Fiktion. Die unter dem Titel „Freiheit und Einheit als Aufgabe“ stehende Tagung am 12. Mai war in erster Linie gerichtet an Lehrer und Multiplikatoren der poli- tischen Bildung; darüber hinaus auch an die interessierte universitäre Öffent- lichkeit. Den Hauptteil bildeten drei Vorträge, die aus unterschiedlichen Per- spektiven das Tagungsthema behandelten. Klaus Finke (Oldenburg) gab in seinem Vortrag einen systematischen Über- blick über Vorgeschichte, Verlauf und Folgen des Juni-Aufstandes; den Schwerpunkt bildete aber die kantianisch orientierte Frage nach den Mög- lichkeitsbedingungen der SED-Deutung des 17. Juni als „faschistischer Putsch“. Als Schlüssel zum Verstehen dieser kontrafaktischen Vernunft- wahrheit erwies sich dabei das zugrundeliegende Weltbild des Marxismus- Leninismus. Karl-Ludwig Sommer (Oldenburg) stellte die historische Semantik der Begriffe Freiheit und Einheit in einem Durchgang durch die deutsche Geschichte und ihre markanten Revolutionsdaten von 1848 bis 1989 vor. Seine Darstellung kulminierte in der Kritik der Durchsetzung der deutschen Einheit 1990, bei der die Kopplung beider Begriffe wieder zur Dominanz der Einheitsvorstellung vor der der Freiheit geführt habe. Hermann Weber (Mannheim) betonte in seinem Vortrag den von Anfang an diktatorischen Charakter der politisch-sozialen Entwicklung in der SBZ/ DDR; die SED habe keineswegs die Tradition der deutschen Arbeiterbewe- gung repräsentiert, ihre Politik habe vielmehr auf die Zerschlagung einer autonomen Arbeiterbewegung gezielt. Der Aufstand vom 17. Juni zeigte allerdings, dass ihr dies nicht vollständig gelungen war. Hermann Weber bestimmte den 17. Juni 1953 als Teil der deutschen Freiheitsgeschichte und auch als Vorläufer der friedlichen Revolution von 1989, eine Traditionslinie, auf die Deutsche stolz sein könnten. Dirk Lange (Oldenburg) trug das Kon- zept einer Didaktik des historischen Lernens vor, dessen Tragfähigkeit an ausgewählten Beispielen eines Schülerwettbewerbs zum 17. Juni ausführlich diskutiert werden konnte. „Erinnerung an einen Aufstand“, so der Tagungstitel am 17. Juni, machte eine breite universitäre und außeruniversitäre Öffentlichkeit zunächst mit den dramatischen Ereignissen aus jenen Tagen im Juni vor fünfzig Jahren mit Hilfe zeitgenössischer filmischer Zeugnisse bekannt; dabei unterzogen die Mitglieder der „DEFA-Arbeitsstelle“, Klaus Finke, Helmut Freiwald und Gebhard Moldenhauer, die Selbstdarstellung der SED einer eingehenden wissenschaftlichen Kritik. Im zweiten Teil der Tagung nahmen drei Referenten, die alle wissenschaft- lich und politisch in der DDR sozialisiert worden sind, zum Thema Stellung. Stefan Wolle (Berlin), einer der Akteure der DDR-Bürgerrechtsbewegung und einer der Autoren, die maßgeblich am Fortschritt der Forschung zum 17. Juni nach Öffnung der DDR-Archive mitgewirkt haben, zeichnete ein differenziertes Bild der Probleme der historischen Forschung und der dabei erscheinenden Deutungsmuster des Juni-Aufstands. Sein Vortrag schloss mit dem Appell, den 17. Juni politisch wieder zu einem nationalen Gedenktag aufzuwerten. Andreas Malycha (Berlin), einer der besten und intimsten Kenner der Geschichte der Stalinisierung der SED in den Jahren von 1946 bis 1953, behandelte in seinem Vortrag die Haltung der Intelligenz zum Aufstand und stellte dabei die heterogene Zusammensetzung jener Schicht als Leitfaden der jeweiligen politischen Reaktion heraus. Die Bedeutung der Normen als Grund für die Proteste der Angehörigen der Arbeiterklasse thematisierte Jörg Roesler (Berlin) in seinem Vortrag. Dabei zog er eine Linie vom Abwehrkampf der Arbeiter gegen die „kapitalistische Schweißauspressung“ bis zur Problematik der Festsetzung der Normenhöhe in der DDR. In einem eigens für diesen Band geschriebenen Beitrag gibt Sven Rößler (Oldenburg) in einem kritischen Gang durch die neuere Literatur zum 17. Juni einen Überblick über den Stand der Diskussion und deren Probleme. Im Epilog schildert ein Zeitzeuge, Helmut Freiwald, seine Erinnerung an eine konkrete Situation in Ostberlin am 16. Juni 1953. Der 17. Juni ist Geschichte; dies eröffnet die Möglichkeit, ihn jenseits ideo- logischer Instrumentalisierungen zu untersuchen. Das heißt aber nicht, ihn aus den wissenschaftlichen Kontroversen herauszunehmen. Die vorliegenden Beiträge erweisen noch einmal diese Selbstverständlichkeit; sie bieten viel- fältige Gelegenheit, offene Fragen und grundlegende Probleme erneut zu diskutieren. Der Juni-Aufstand 1953 gehört ebenso wie die friedliche Revolution des Jah- res 1989 zu den zentralen Bezugspunkten der Erinnerungskultur einer demo- kratisch verfassten Gesellschaft; beide Daten symbolisieren eine in der deut- schen politischen Kultur eher marginalisierte Traditionslinie: die des Wider- standes gegen ein totalitäres Unrechtsregime. Für die Erinnerungskultur im vereinten Deutschland wird die Rückbesinnung auf diese Tradition von gro- ßer Bedeutung sein; die politische Bildung muss dabei der Aufgabe gerecht werden, Erringung, Verteidigung und Gebrauch von Freiheit als permanen- ten Prozess kenntlich zu machen. Wir danken den Autoren für die Überarbeitung ihrer Vorträge für die Veröf- fentlichung in diesem Band. Wir danken an dieser Stelle auch ausdrücklich den Förderern unserer Tagungen und dieser Publikation: der EWE-Stiftung Oldenburg und dem DGB Kreis Oldenburg. Dank gilt auch der Carl von Ossietzky-Universität und der Mediathek der Universitätsbibliothek für die Unterstützung bei der Realisierung
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