Aufbruch Nach Amerika 1709 – 2009 300 Jahre Massenauswanderung Aus Rheinland-Pfalz Aufbruch Nach Amerika Aufbruch Nach
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Aufbruch nach Amerika 1709 – 2009 300 Jahre Massenauswanderung aus Rheinland-Pfalz Aufbruch nach Amerika Aufbruch nach Ausstellung im Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern ISBN 978-3-936036-25-1 Schriften des Theodor-Zink-Museums 30. April bis 2. August 2009 Herausgegeben vom Referat Kultur 17 der Stadt Kaiserslautern Aufbruch nach Amerika 1709 – 2009 300 Jahre Massenauswanderung aus Rheinland-Pfalz Ausstellung im Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern 30. April bis 2. August 2009 im Museum Alzey 24. August bis 11. Oktober 2009 1 Inhalt Grußwort Ministerpräsident Kurt Beck 5 Zu Ausstellung und Begleitband Marlene Jochem, Eva Heller-Karneth, Rainer Karneth 7 Die deutsche und rheinland-pfälzische Nordamerikaauswanderung im 18. und 19. Jahrhundert Ein Überblick Helmut Schmahl 9 „...in der edlen Illusion, doch noch eine feste Schanze der Freiheit gerettet zu haben!“ Politisch motivierte Auswanderung aus Deutschland und dem heutigen Rheinland-Pfalz im 19. Jahrhundert Steffen Wiegmann 37 Vom Westerwald nach Milwaukee Die Auswanderung Heinrich Georgs im Jahr 1852 Cornelius Neutsch 42 Auswanderungsagenten Barbara Schuttpelz 49 Die jüdische Emigration in die USA nach 1933 am Beispiel der Pfalz Roland Paul 55 „Die Ersten litten große Not, die meisten Zweiten holte ein früher Tod und erst die Dritten fanden Brot“ Das Bild des pfälzischen Auswanderers in der landeskundlichen Literatur von 1850 bis heute Sarah A. Sternal 63 Narrhalla-Marsch in der Neuen Welt Matthias Dietz-Lenssen 73 Die Auswanderung aus Nachkriegsdeutschland Alexander Freund 81 Zur Geschichte und Zukunft des Pennsylvaniadeutschen in den USA Michael Werner 93 3 Lebensbilder: Samuel Adler (1809–1891) und Felix Adler (1851–1933) Gerhard Holzer 100 August Belmont (1813 Alzey – 1890 New York) Gerhard Holzer 103 Carl David Weber (1814–1881), ein bedeutender Pfälzer im amerikanischen Westen Roland Paul 107 Konrad Krez (1828–1897) Michael Martin 109 Julius Dauber (1831–1879), ein Rückwanderer Roland Paul 110 Sebastian Walter (1848 –1891): Pionier des Emaillierhandwerks in Amerika und Wohltäter seiner Heimatgemeinde Helmut Schmahl 112 Thomas Nast (1849–1903) Michael Martin 116 Auswahlbibliografie 119 Autorenverzeichnis 126 Impressum 128 4 Grußwort Sehr geehrte Damen und Herren, war lange Zeit Synonym für alle Einwande- liebe Rheinland-Pfälzerinnen rer aus dem deutschsprachigen Raum. Es erstaunt daher nicht, dass der pfälzische und Rheinland-Pfälzer, Dialekt im wesentlichen die Grundlage für das Pennsylvanisch-Deutsch bildete, die das Land Rheinland-Pfalz hat in den letzten einzige europäische Sprache neben dem Jahren eine sehr intensive Erinnerungskul- Englischen, dem Spanischen und dem Lou- tur ins Leben gerufen, die sich sowohl all- isiana-Französischen (Cajun), die seit über gemein mit der Geschichte des Landes wie drei Jahrhunderten in den USA gesprochen insbesondere mit deren dunklen Seiten be- wird. fasst. Und das ist gut so. Ich freue mich sehr, dass die Atlantische Allerdings gibt es einige sehr bedeutsa- Akademie Rheinland-Pfalz, das Institut me Seiten im Geschichtsbuch des Landes, für pfälzische Geschichte und Volkskun- die ebenfalls Teil unserer Erinnerungskul- de, der Fachbereich Amerikanistik der Uni- tur werden sollten; es sind die Seiten, die versität Mainz, das Theodor-Zink-Muse- sich mit der vor nunmehr dreihundert Jah- um Kaiserslautern, das Museum Alzey und ren begonnenen transatlantischen Wande- der Deutsch-Pennsylvanische Arbeitskreis rung von Bewohnern dieser Region befas- der Massenauswanderung aus Rheinland- sen und damit mit der transatlantischen Pfalz eine Ausstellung mit Begleitpublika- Geschichte unseres Landes. tion widmen und aus Anlass dieses Jahres- tags gemeinsam eine Veranstaltungsreihe Weit über eine halbe Million Menschen anbieten. sind aus dem Gebiet des heutigen Bun- deslandes Rheinland-Pfalz vom späten 17. Es würde mich freuen, wenn sich möglichst Jahrhundert bis in unsere Zeit nach Norda- viele Bürgerinnen und Bürger unseres Lan- merika ausgewandert. Kaum eine andere des für diese Ausstellung und Veranstal- Region Mitteleuropas hat eine im Verhält- tungen interessierten, die Ausdruck einer nis zu ihrer Bevölkerung gleich hohe Aus- lebendigen Erinnerungskultur sind. wanderungsquote aufzuweisen. Vor genau 300 Jahren war die Gegend zwischen Lan- dau und Neuwied Schauplatz der ersten deutschen Massenauswanderung in das Kurt Beck koloniale Nordamerika. Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz Die meisten Auswanderer zogen nach Penn- sylvania weiter, wo sie gemeinsam mit zahl- reichen später Ankommenden aus der Pfalz und ihren Nachbargebieten das größte ge- schlossene deutschsprachige Ansiedlungs- gebiet des kolonialen Amerika gründeten. Palatine, das englische Wort für Pfälzer, 5 Piefke nach Amerika, Holzstich nach Ch. Förster, um 1870, Slg. H. Schmahl 6 Zu Ausstellung und Begleitband „Aufbruch nach Amerika“ 1709 – 2009 300 Jahre Massenauswanderung aus Rheinland-Pfalz Das Phänomen der massenhaften Aus- Nur mit der Unterstützung öffentlicher und wanderung aus dem Gebiet des heutigen privater Leihgeber, die einen Großteil der Rheinland-Pfalz nach Amerika in seinen un- Ausstellungsexponate zur Verfügung ge- terschiedlichen Aspekten anschaulich und stellt haben, konnte das Ausstellungsvor- nachvollziehbar darzustellen, ist Ziel der haben umgesetzt werden. Den Leihgebern Ausstellung und der vorliegenden Begleit- der Ausstellung und den Autoren der be- publikation. Die Ausstellung zeigt anhand gleitenden Publikation, ebenso allen, die zahlreicher Originaldokumente, Bücher, Il- uns mit ihrem Wissen beratend begleitet lustrationen, Alltagsgegenstände aus drei haben, gilt unser herzlicher Dank. Jahrhunderten, ergänzt durch Berichte von Zeitzeugen sowie Text- und Bilderläuterun- Die Realisierung von Ausstellung und Be- gen die unterschiedlichen Motive der Aus- gleitband wurde ermöglicht durch die Stif- wanderung, ihre Vorbereitung, den Behör- tung Rheinland-Pfalz für Kultur, die das denweg, Abschied, die Reise, Ankunft und Gesamtprojekt „300 Jahre Massenauswan- Neubeginn, Akkulturation und Traditions- derung nach Amerika“ mit den Ausstel- pflege in der neuen Heimat. Szenische In- lungsstationen Kaiserslautern und Alzey, stallationen und Hörstationen mit Berich- dem Begleitband und einem landesweiten ten der Betroffenen, das „Festmachen“ von Veranstaltungsprogramm in dankenswer- Geschichte an historischen Personen, ih- ter Weise finanziell unterstützt. ren Biografien und materiellen Nachlässen öffnen Besucherinnen und Besuchern den Zugang zum Thema und sensibilisieren für dessen zeitübergreifende Aktualität. Marlene Jochem Theodor-Zink-Museum Kaiserslautern Für die begleitende Publikation haben wir Autoren, die sich in Forschung und Veröf- Dr. Eva Heller-Karneth fentlichungen schwerpunktmäßig mit dem Dr. Rainer Karneth Thema Auswanderung beschäftigt haben Museum Alzey und als Experten für die rheinland-pfäl- zische Migrationsgeschichte gelten, um Beiträge zu den in der Ausstellung thema- tisierten Aspekten gebeten. Einzelne Le- bensbilder schlagen auch hier die Brücke von der analytischen Betrachtung zum Ein- zelschicksal in seiner individuellen Beson- derheit und repräsentativen Verbindlich- keit. 7 Franz Joseph Ennemoser: Eine Reise vom Mittelrhein nach den nordamerikanischen Freistaaten, Kaiserslautern J.J. Tascher 1867, Slg. H. Schmahl 8 Helmut Schmahl Die deutsche und rheinland-pfälzische Nordamerika- auswanderung im 18. und 19. Jahrhundert Einleitung in den Vereinigten Staaten von Amerika ne- Reisende aus Rheinland-Pfalz, die in den ben Engländern und Iren die wichtigste Im- Vereinigten Staaten unterwegs sind, wer- migrantengruppe zu einer Zeit, als die Wei- den mitunter auf vertraute Ortsnamen tref- chen für das moderne Amerika gestellt wur- fen. Bingen findet sich gleich dreimal „from den. Als Farmer, Unternehmer, Handwerker coast to coast“ in Pennsylvania, Arkansas und Industriearbeiter waren Deutsche am und dem Staat Washington am Pazifik. Die ungeheuer raschen und dynamischen Auf- Landeshauptstadt Mainz ist immerhin zwei- schwung der USA beteiligt. mal in der Neuen Welt vertreten, zumindest Bereits im frühen 17. Jahrhundert sind ein- dialektal, als New Mentz unter der glühen- zelne Deutsche in Nordamerika nachweis- den Sonne von Texas sowie Mentz in den bar, ihre erste Siedlung Germantown ent- Wäldern des Staates New York. Zwei klei- stand 1683. Dauerhaft rückte der norda- ne Ortschaften in der Nähe von Chicago/Il- merikanische Kontinent jedoch erst eine linois und in Minnesota sind nach der ältes- Generation später in ihr Blickfeld. Die ers- ten Stadt Deutschlands New Trier benannt. te deutsche Massenauswanderung, die von Im romantischen Mohawktal im Staat New ihrem Charakter her als Vorläufer der Mas- York stößt man auf Oppenheim, in den Prä- senbewegung des 19. Jahrhunderts be- rien von South Dakota auf Worms. Nicht trachtet werden kann, fand 1709 statt. Sie weit von Evanston/Indiana kann der neu- fand vor allem aus dem deutschen Südwes- gierige Tourist schließlich in unmittelbarer ten statt, besonders aus der Kurpfalz, die Nachbarschaft des Ohio River die Reste der sich zur klassischen Auswanderungsregion mittlerweile aufgegebenen Siedlung Alzey schlechthin entwickelte. erkunden. Diese und andere Ortsnamen zeigen, dass Auswanderer aus dem heutigen Bundes- Teil I: Die Auswanderung ins koloniale Nord- land Rheinland-Pfalz in nicht geringem Ma- amerika ße an der Besiedlung der Vereinigten Staa- ten beteiligt waren. In der Neuzeit, insbe- Anfänge der pfälzischen Nordamerikaaus- sondere im 18. und 19. Jahrhundert, stell- wanderung ten weite