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Stadterneuerung in Einer Schrumpfenden Stadt

Stadterneuerung in Einer Schrumpfenden Stadt

Informationen zur Raumentwicklung Heft 6.2005 387

Stadterneuerung in einer schrumpfenden Wulf Eichstädt Stadt Das Beispiel

1 Geschichte und Baugeschichte mit dem Satz einleitete: „Die Entwicklung der Stadt beginnt mit der Anlegung der Ei- 3 Stadt im Zwischenraum senbahn.“ Dabei ist diese Formulierung Die Erfolgsgeschichte nachweislich ungenau, nicht nur weil die Wenn man heute Funktion und Lage der der Stadt beginnt mit der Stadt bei dem Bau der Eisenbahn bereits Stadt Wittenberge mit einem Satz erläutern Eisenbahn. eine 600-jährige, wechselvolle Geschichte soll, dann sagt man: „Wittenberge ist das hinter sich hatte, sondern weil der Aufstieg ehemalige Industriezentrum der zum Industriezentrum der Prignitz bereits und liegt auf der Hälfte der Bahnstrecke 1823, also 25 Jahre früher mit dem Bau einer -.“ Eine Stadt im Zwischen- Oelfabrik durch den Berliner Kaufmann raum – und: eine Stadt an der , etwa 120 Salomon Herz begann. Herz war so etwas km südöstlich von Hamburg. wie der Vater der Industrialisierung der Rund 600 Jahre, von ca. 1250 bis 1850, stand Stadt. Er setzte den Ausbau des Hafens diese Stadt im Schatten ihrer bedeutende- durch (1832–35) und erreichte durch seine ren Schwestern, die entweder Bischofssitz Kontakte nach Berlin, dass die Bahnstrecke (Havelberg), historisches Verwaltungszen- Hamburg-Berlin über Wittenberge gelegt trum () oder Handelsplätze an (1845) und die Stadt schließlich zum Eisen- den großen Handelsstraßen zwischen der bahnknotenpunkt im nördlichen Mittel- Ostsee und Magdeburg waren ( deutschland wurde, und zwar durch den und ). Wittenberge war „nur“ Anschluss der Eisenbahn an die Südstrecke Ackerbürgerstadt und Adelssitz ohne über- Richtung Magdeburg – mit einer monu- regionale Funktionen.1 Entsprechend be- mentalen Elbbrücke am östlichen Rand der scheiden waren nicht nur die Stadtgröße, Stadt (1846–1851). sondern auch das gesellschaftliche Profil 1850 hatte Wittenberge etwas mehr als seiner Bürger. Während die Zahl seiner Ein- 4 000 Einwohner, und es wuchs weiter: wohner im Verlauf des 18. Jahrhunderts bei Herz baut seine Oelmühle weiter aus, eine 500 bis 600 stagnierten, stieg sie im Jahr einheimische Familie, die Gebrüder Tes- 1801 auf 857; überwiegend waren es Acker- mer, gründete eine Seifenfabrik, die engli- bürger und Handwerker. sche Familie Dogshun/Naylor eine schnell Bescheiden waren auch Anlage und Ansicht wachsende Tuchfabrik und die Berlin- der Stadt: ca. 200 Parzellen in einem an eine Hamburger Eisenbahngesellschaft eröffne- Schiffsform erinnernden Stadtgrundriss, te 1876 gegenüber dem Wittenberger Bahn- innen mit zweigeschossigen Fachwerkhäu- hof ihre Zentralwerkstatt.4 sern von 7, 9 oder 12 m Breite, außen Scheunen (Westseite) und Lagerhäuser Monumente der Industriegeschichte (Ostseite). Nach Süden zur Elbe hin war Mit der Industrialisierung kam die Baukul- Wittenberge offen, in der Gegenrichtung tur. Die 750 m lange Elbbrücke, zunächst zum Norden durch das Steintor abge- aus Holz konstruiert und später durch Stahl schlossen, das heute Wahrzeichen und ersetzt (1851/1885), ist ein Monumental- Logo der Stadt ist. Weder gab es eine bedeu- werk der Ingenieurbaukunst. Die schnell tende mittelalterliche Stadtkirche noch ei- vergrößerte Herz’sche Oelfabrik gehört mit nen bedeutenden Rathausbau.2 ihrem klassizistischen Speicherbau aus ro- tem Ziegel nach dem Vorbild der Speicher- Dr.-Ing. Wulf Eichstädt Stationen der Industrialisierung bauten von Ludwig Persius in Eichstädt / Emge Architekten So ist es nicht verwunderlich, dass der noch heute, in fast ruinösem Zustand, zu und Stadtplaner Stadtbaurat F.E. Bruns, der das Bild der Rankestraße 23 den bedeutendsten Industriedenkmälern 10789 Berlin Stadt zwischen 1894 und 1928 prägte, seine 5 in . Dazu kommen ein klassi- E-Mail: Veröffentlichung „Das neue Wittenberge“ zistisches Zollhaus am Hafen und die spät- mail@eichstaedt_emge.de 388 Wulf Eichstädt: Stadterneuerung in einer schrumpfenden Stadt. Das Beispiel Wittenberge

Mit dem Wirtschaftsaufschwung kommt die Baukultur klassizistischen Villen der Industriefamilien Herz und Naylor. Die Industriearchitektur findet ihren dritten Höhepunkt in dem durch den Ersten Weltkrieg unterbroche- nen Ausbau der Singer-Nähmaschinenfab- rik (1903 bis 1928) mit ihrem in Stahlskelett- bauweise errichteten Wasserturm, der zum Wahrzeichen der Singer-Silhouette wurde (1928, Architekt: F. Ascher).6 Da der bereits 1846 fertiggestellte Bahnhof etwa einen Kilometer vor den Toren der al- ten Stadt liegt, entwickelte sich der Schwer- punkt der Stadt zwischen 1850 und 1914 entlang der Bahnstraße nach Norden, weg von der Elbe und weg vom Ursprungsraum der Stadt. In diesem Zwischenraum ent- standen zwischen 1870 und 1914 die Haupteinkaufsstraße und die gründerzeitli- che Wohnstadt, aber auch die gründerzeit- Rathaus Wittenberge, liche Infrastruktur, die repräsentativen fertig gestellt 1914, Architekt F. E. Bruns Schulgebäude, die katholische Kirche, erste große Kaufhäuser, das Haus des Bankver- eins und später auch das Haus der Gewerk- schaften. Östlich an diesen Raum schließt sich das ehemalige Arbeiterquartier an, das Packhofviertel, westlich das bürgerliche Viertel – rund um das 1914, vier Wochen vor dem Ersten Weltkrieg eingeweihte Rat- haus im Heimatstil (Architekt: Stadtbauamt Historische Lager- und 7 Tankgebäude der Oehlmühle, F.E. Bruns). inzwischen ein ruinöses Denkmal Die prägende Industriegeschichte der Stadt fand ihren Höhepunkt in der Fertigstellung des Singerwerks mit eigenem Hafenan- schluss jenseits der Magdeburger Bahn Ende der 20er Jahre. Sie wurde zwischen 1933 und 1945 ergänzt durch die Umsied- lung der „Norddeutschen Maschinenfab- rik“ (1936) sowie den Aufbau der „Kurmär- kischen Zellwolle und Zellulose AG Wittenberge“ hinter dem Singerhafen.

Neuaufstellung der Industriestadt nach 1945 Ende 1944 hatte Wittenberge 39 000 Ein- wohner; die Zahl normalisierte sich Ende 1946 auf 31 000 Bewohner. Das Kriegsende war dramatisch: Im April 1945 kam es zum schwersten Bombenangriff auf die Stadt. Bei einer Bestandsaufnahme im Mai 1945 wurde festgestellt, dass ca. 35 % des ehema- ligen Wohnungsbestands, der etwa 9 720 Wohneinheiten umfasste, durch Kriegsein- Das Steintor, nördlicher Ab- schluss der Altstadt mit Erneue- wirkungen betroffen waren. 900 Wohnun- rung des öffentlichen Raums gen wurden vollständig zerstört. Informationen zur Raumentwicklung Heft 6.2005 389

Zwischen 1946 und 1948 nahmen die gro- Die Abwicklung des Industriestandorts ist eine Sache von 12 Monaten ßen Industriebetriebe ihre Arbeit wieder auf. Die Zellwolle wurde zum VEB-Zellwol- le, die Herz’sche Oelmühle zum VEB Märki- sche Oelmühle, das Singer-Werk zum VEB Nähmaschinenwerk. Bis 1989 blieb Witten- berge ein privilegierter Industriestandort, Sport und Kultur wurden besonders geför- dert und nicht ohne Stolz fühlten sich die Bürger wieder als die Nummer eins in der Prignitz, die inzwischen von Schwerin aus verwaltet wurde.

Wende, Abwicklung, Neuansatz Der Niedergang des Industriestandorts nach 1990 verläuft wiederum dramatisch. Mitte Januar 1990, drei Monate nach der Wiedervereinigung, stellte als erstes die Märkische Oelmühle nach 168 Jahren ak- tiver Wirtschaftstätigkeit ihre Produktion ein. Es folgten im Dezember 1991 das Näh- Altstadtsituation 1992, maschinenwerk und im Januar 1992 die leere Gebäude, gefährdeter Zellstoff und Zellwolle GmbH. In kürzester Bauzustand Zeit gingen ca. 6 500 Arbeitsplätze und die wirtschaftliche Grundlage der Stadt ver- loren. Die industriegeschichtlich wertvolle Maschinen- und Logistikausstattung der historischen Oelmühle und des Nähma- schinenwerks wurden wenige Jahre später verramscht. Viele gewerbliche Bauten wur- den abgerissen und die entsprechenden Flächen beräumt. Es bleiben als leere Zeug- Altstadtsituation 1995, nisse die Lager- und Tankgebäude der Oel- konservatorische Stadt- mühle, das nur durch wenige gewerbliche erhaltung Mieter genutzte Nähmaschinenwerk, das ehemalige Clubhaus der Zellwolle und eini- ge andere Gebäude. Einziger Überlebender dieser Katastrophe ist das Eisenbahnaus- besserungswerk jenseits der Bahnanlagen, das jedoch ebenfalls seine Belegschaft von über 1 600 auf ca. 800–900 Beschäftigte re- duziert hat.8 Trotz außerordentlicher Anstrengungen Beräumtes Gebiet der der Landes- und Kommunalpolitik ist es in ehemaligen Zellwolle, inzwischen Industriegebiet Süd den Folgejahren nicht gelungen, einen grö- ßeren gewerblichen Betrieb mit mehr als 150 Arbeitsplätzen neu anzusiedeln. Was bleibt, sind lokale Wirtschaftsinitiativen so- wie die Funktion der Stadt als Einzelhan- delszentrum sowie als Schul- und Ausbil- dungszentrum der Prignitz.9 390 Wulf Eichstädt: Stadterneuerung in einer schrumpfenden Stadt. Das Beispiel Wittenberge

2 Stadterneuerung und Stadtumbau fachen Fachwerkhäuser der Altstadt und der Tagelöhnerhäuser in der östlichen Alt- Städtebauliche und denkmaltopografische stadterweiterung ebenso wie die Bebau- Struktur der Stadt ungsstruktur des Packhofviertels an Bedeu- Die Bevölkerungs- Trotz einzelner Kriegszerstörungen und tung. Insgesamt erhält die Denkmalliste des verluste verstärken die Wiederaufbauleistungen hat sich die städ- Kreises heute 84 Adressen mit 108 Einzelge- Sanierungsprobleme. tebauliche Struktur der Innenstadt von Wit- bäuden, davon wurden vor 1990 43 Stand- tenberge in den zurückliegenden 90 Jahren orte und seitdem 41 unter Schutz gestellt.10 kaum verändert. Folgende Quartiere und Hauptstraßenzüge lassen sich unterschei- Etappen der Stadterneuerung den: Mit einem Anteil von ca. 57 % Altbauwoh- • die Altstadt mit ihren beiden kleinen nungen hat Wittenberge einen vergleichs- Vorstadtzonen weise hohen Altbaubestand und damit eine • das Straßenkreuz am Stern mit den Aus- umfassende Erneuerungsaufgabe. fallstraßen Richtung Westen, Norden Zu Beginn der 90er Jahre stellte sich das und Osten sowie in Richtung auf den Problemfeld Stadterneuerung folgender- Bahnhof maßen dar: • das Bahnstraßenquartier als Hauptein- kaufsstraße mit den ehemaligen Kauf- Erster und schwierigster Erneuerungsfall ist häusern, den Hotels sowie dem zwischen unstrittig die Altstadt (10,3 ha, 321 erhalte- 1955 und 1959 neu gebaute Kulturhaus ne Altbauwohneinheiten, davon 65 % mit dringendem Erneuerungsbedarf), die mit • das östlich anschließende vor 1900 ent- dem Bau des neuen Rathauses im Jahr 1914 standene Packhofviertel ihre Zentrumsfunktion verloren hatte und • das sich westlich an die Perleberger Stra- bereits in den 20er Jahren, ins Abseits ge- ße anlehnende, weitgehend erst zwi- stellt, langsam verwahrloste. Da die Alt- schen 1900 und 1914 entstandene Rat- stadtgrundstücke in Privatbesitz geblieben hausquartier sind, können die in einfacher Fachwerk- • das die Innenstadt nördlich abschlie- konstruktion auf schlechtem Baugrund er- ßende Jahnschulviertel. richteten Gebäude nicht ausreichend in- Neben der Inneren Stadt gibt es mehrere standgehalten werden und verfallen, und westlich und nördlich anschließende Einfa- das so weit, dass Anfang 1990 bereits ca. milienhausgebiete, u.a. eine frühe Eisen- 40 % der Grundstücke vollständig beräumt bahnersiedlung von Walter Gropius (Eigene waren. Die Altstadt ist also, von ihrem faszi- Scholle von 1913) sowie zwei nach 1960 ge- nierenden Grundriss abgesehen, vor allem baute Plattenbausiedlungen, das Külzberg- durch Baulücken geprägt. Der DDR-Woh- und das Allende-Viertel, beide mit ca. 1 800 nungsbau hat bereits in den 80er Jahren da- Wohneinheiten von einer überschaubaren mit begonnen, einzelne Lücken mit einfa- Größenordnung. chen Reihenhausformen zu füllen, die aber in ihrer Mehrzahl wie Fremdkörper in der Wenn man die denkmaltopographische noch erhaltenen Altstadtumgebung wirken. Struktur der Stadt nach dem baugeschicht- lichen Rang ihrer prägenden Gebäude be- Die Altstadt wurde also erstes Sanierungs- urteilt, dann sind als Erstes natürlich die gebiet der Stadt. Der neu eingerichtete Sa- Oelmühle, das Nähmaschinenwerk, der nierungsträger bemühte sich von Anfang Bahnhof, das Rathausensemble und andere an darum, die hochgefährdete Altbebauung öffentliche Gebäude aus dem 19. Jahrhun- zu erhalten und die bereits entstandenen dert von besonderem Rang. Die vorindus- Lücken mit einer angemessenen Neube- trielle Baugeschichte ist dabei nur mit dem bauung zu schließen.11 mittelalterlichen Steintor und einem baro- Bereits 1990 stand das Packhofviertel als cken Fachwerkhaus, der sog. „Burg“, dem zweites Sanierungsgebiet fest (18,3 ha, ca. heutigen Heimatmuseum, vertreten. 880 Wohnungen mit umfassenden Instand- Beurteilt man demgegenüber die denkmal- haltungsmängeln). Der Leerstand hier war topographische Struktur nach dem Zeug- Anfang der 90er Jahre noch gering, es zeich- niswert der vorhandenen Bebauung, dann nete sich jedoch bereits ab, dass sich zu- gewinnen auch die Strukturen der ein- nehmend einkommensschwache und so- Informationen zur Raumentwicklung Heft 6.2005 391

zial auffällige Gruppen in seinem beschei- denen und mängelbehafteten Wohnungs- bestand konzentrierten. Das Sanierungs- konzept von 1993 sieht darum auch hier 9 eine erhaltende Erneuerung für das gesam- Jahnschul- te Gebiet vor. viertel Die folgende kritische Zuspritzung der Stadterneuerungsprobleme ist nur auf der Grundlage der dramatischen Bevölke- 6 rungsverluste zwischen 1990 und 2000 zu 10 8 verstehen – Gesamtverlust 6 215 Einwohner 5 Packhof- bzw. 22,0 % –, die sich abgeschwächt weiter viertel fortsetzen. Bereits Ende der 90er Jahre zeichnet sich darum folgende veränderte 4 Problemlandschaft ab: • Die Altstadt hat zwischen 1994 und 1999 3 Altstadt nur noch wenige Einwohner verloren 7

(-10,9 %) und stabilisiert sich zusehends, 2 Oelmühle vor allem durch eine umfassende Erneue- 1 Standorte/Straßen 1 Elbe, 2 Hafen, 3 Altstadt, 4 Altstadtergänzung, rung des öffentlichen Raums, die die priva- 5 Ausfallstraße nach Westen (), 6 Straße nach Norden (Perleberg), 7 Straße nach Osten (), 8 Bahnstraße, 9 Bahnhof, 10 Rathaus te Erneuerungstätigkeit wirksam unter- stützt. • Das Packhofviertel hat im gleichen Zeit- abschnitt beinahe 40 % (38,9 %) seiner Be- völkerung verloren, wodurch ein Leerstand von 65,7 % entsteht – eine unvorstellbare Größenordnung, die das Ziel der erhalten- den Erneuerung des Gesamtgebiets infrage stellt und das Nachdenken über einen plan- mäßigen Rückbau auch in dieser Altbauku- Altstadtergänzung, lisse erforderlich macht. ehemaliges Tagelöhner- und Kleinhandwerkergebiet Dritter Sanierungsfall ist das Jahnschulvier- tel, das ehemalige bürgerliche Wohngebiet, auch Jugendstilwohngebiet genannt. Zwi- schen 1994 und 1999 haben sehr viele Ein- wohner das Gebiet verlassen, beinahe so viele wie im Packhofviertel. Dadurch ist der Wohnungsleerstand hier von unter 10 % auf 40 % heraufgeschnellt und löst sowohl in der Stadt wie bei den Förderstellen der Landesregierung tiefe Ratlosigkeit aus. Um Das Packhofviertel kurzfristig private Investitionen zu unter- mit der Gewerbebrache am Ende der Straße stützen und im Umfeldbereich aktiv wer- den zu können, legte man dieses Viertel als drittes Sanierungsgebiet fest, im verein- fachten Verfahren verbunden mit dem Pro- gramm „Soziale Stadt“. Jedem in der Stadt ist klar, dass dieser Berg von Stadterneuerungsproblemen – ca. 3 500 Altbauwohnungen in der Innenstadt mit einem Leerstand von annähernd 50 % – nicht in einer kurzen Etappe, sondern nur in einem langen Prozess und auch nur mit Jahnschulviertel und vielen Abstrichen gelöst werden kann.12 Jahnschule im Vordergrund 392 Wulf Eichstädt: Stadterneuerung in einer schrumpfenden Stadt. Das Beispiel Wittenberge

Rückbau: Größenordnungen Fragen, Debatten, Entscheidungen Die Stadt hatte Anfang 2000 etwas über Die schrumpfende Spätestens Ende der 90er Jahre wurde klar, 13 000 Wohneinheiten, von denen schon Nachfrage erhöht die dass die Stadt in der zukünftigen Stadter- 1995 ca. 10 % leer standen; 2000 waren es Risikoschwelle baulicher neuerung Prioritäten setzen muss und der bereits über 20 %. Rechnet man den Leer- Investitionen. Altbaubestand nicht in vollem Umfang zu stand mit Hilfe einer Wohnungsbedarfspro- erhalten sein wird. Denn, und das ist die gnose für das Jahr 2015 hoch, so kann eine Kehrseite der Leerstandsentwicklung: In weitere Erhöhung um 50 % nicht ausge- den beiden Plattenbaugebieten liegt der schlossen werden. Wollte man von diesen Leerstand auch im Jahr 2000 erst bei 4 % am Rechengrößen aus zu stabileren Verhältnis- Külzberg (Schwerpunktgebiet der Genos- sen auf dem Wohnungsmarkt zurückgelan- senschaft) bzw. bei etwa 12 % im Allende- gen, müssten in den nächsten zehn Jahren viertel (eine jüngere Plattenbausiedlung, in ca. 2 400 Wohneinheiten abgerissen wer- der Genossenschaft und städtische Woh- den – eine schwierige Aufgabe, der man nungsbaugesellschaft über gleiche Anteile nicht aus dem Weg gehen kann.13 am Wohnungsbestand verfügen). Die Stadt Wittenberge bekennt sich zu die- Es ist aus heutiger Sicht müßig darüber zu ser Aufgabe und hat dazu auch, wenn man streiten, ob die städtische Wohnungsbau- der Resonanz großer Bürgerversammlun- gesellschaft, die auch 2000 noch ca. 880 Alt- gen glauben kann, die Unterstützung ihrer bauwohnungen aus Restitutionsbeständen Bevölkerung. Trotzdem müssen die Fragen verwaltet hat, früher eine Altbauerneue- nach dem Wie, Wo, Mit wem und Wovon rungsoffensive hätte starten können, um immer wieder neu gestellt und in jeder der Auszehrung von Packhofviertel und Etappe neu geklärt werden. Jahnschulviertel etwas entgegenzusetzen. Auch das hätte kommunale Mitleistungsan- Umverteilungsillusionen teile erfordert, und gerade diese Mittel ha- Über vielen Stadtumbaudebatten schwebt ben in den 90er Jahren knapp zur schritt- die Idee, der aktuelle Stadtumbau in den Erneuerung der Altstadt gereicht. neuen Ländern sei ein Weg zur Wiederher- Die Stadtumbaudebatte begann in Witten- stellung der „ursprünglichen Stadt“, der berge früher als in anderen Städten, und Stadt vor den Weltkriegen. Diese Idee wird zwar bereits zwischen 1997 und 1998 mit u.a. dadurch genährt, dass in vielen Orten der Vorlage erster Rückbauideen durch den der neuen Länder die „alte Stadt“ noch Sanierungsträger. Dem Handlungsbedarf ohne Überformungen vorhanden ist und konnten jedoch keine Umsetzungsmaß- scheinbar nur wachgeküsst werden muss. nahmen folgen, weil wesentliche Finanzie- Vielerorts gelingt das auch im Ansatz. Es rungsfragen wie die Altschuldenbehand- wird dort schwierig, wo die Plattenbauge- lung nicht geklärt waren. Dies änderte sich biete sich als eine starke Konkurrenz zur al- erst 2000 bzw. 2001 mit der Altschuldenent- ten Stadt etabliert haben und strukturelle lastung und dem Bundesprogramm „Stadt- Ursachen wie Verkehrslärm oder schwieri- umbau Ost“. ge Hof- und Gebäudegrundrisse den Weg Die Stadtumbaudebatte von 2000 und 2001 zu einer angemessenen Wohnqualität un- wurde von zwei großen Fragen beherrscht: abhängig von der Instandsetzung und Mo- Ein wie großes Rückbaupotenzial ist erfor- dernisierung erschweren. Dazu kommen derlich, damit der weiter wachsende Leer- ungeklärte Eigentumsverhältnisse und in- stand wirksam eingedämmt werden kann? vestitionsschwache Eigentümer, die wirt- Und: Wie muss ein Prozess aussehen, der schaftlich nicht zur umfassenden Erneue- die innere Stadt schrittweise erneuert und rung ihrer Mietshäuser in der Lage sind. wieder bewohnbar macht und gleichzeitig Hemmnisse jedoch sind neben den einge- die Plattenbaugebiete vorsichtig zurück- schränkten Handlungsmöglichkeiten auch nimmt? die gleichzeitig erhöhten wirtschaftlichen Risiken bei einer weiter abnehmenden Be- völkerung. Informationen zur Raumentwicklung Heft 6.2005 393

Städtebaulicher Denkmalschutz bei einer Für die Stadt und ihre Lenkungsgruppe deutlich abnehmenden Bevölkerung ist da- „Stadtumbau“ ist die Entscheidung zum rum zuallererst ein Kampf um Prioritäten. Rückbau im Packhofviertel eine Frage der Trotz punktuellem So auch in Wittenberge. Mit Hilfe von rela- Erhaltung des Jahnschulviertels, das als das Rückbau soll keine tiv einfachen Kostenberechnungen und höherwertige Gut in der städtebaulichen „perforierte Stadt“ Umzugsmodellen musste sich die Len- Struktur der Stadt gilt. Nur wenn dieses entstehen. kungsgruppe „Stadtumbau“ darum im dritte Erneuerungsgebiet neben der Alt- Winter 2000/01 klar machen, dass eine er- stadt, die inzwischen als weitgehend ge- haltende Erneuerung in allen drei Sanie- löste Aufgabe gilt, mit der höchsten Priori- rungsgebieten nicht nur einen außeror- tät in der Erneuerung ausgestattet wird, ist dentlichen Kostenaufwand, Förderbedarf diese schwierige und langfristige Aufgabe und kommunalen Mitleistungsanspruch überhaupt zu lösen. Und nur dann ist auch erfordert, der ein Vielfaches der erfolgrei- ein Prozess vorstellbar, in dem sich die chen Altstadterneuerung ausmachen wür- weitgehend leer gelaufenen Teile des Jahn- de, sondern dass die Stadt planmäßig vor- schulviertels wieder mit neuen Mietern fül- aussichtlich über die Hälfte ihrer noch gut len – in umfassend erneuerten Häusern. vermieteten Plattenbaubestände leer zie- Eine genauere Analyse des Wohnungsleer- hen müsste, um überhaupt die Mieter zu stands sowie des Erneuerungsbedarfs im finden, die die beiden zusätzlichen Sanie- nördlichen Teil des Jahnschulviertels (ca. 14 rungsgebiete mit neuem Leben erfüllen. 1 400 WE), das inzwischen als Gebiet der Da eine repräsentative Einwohnerbefra- umfassenden Erneuerung festgelegt ist, gung kurz darauf klar machte, dass die zeigt, dass trotz der Erneuerungserfolge bei heutigen Mieter des Külzberg- und des ca. 50 % des Wohnungsbestands noch wei- Allendeviertels sehr gern in ihren Plat- terer dringender Erneuerungsbedarf von tenbaugebieten leben und eine intensive ca. 600 Wohneinheiten in über 100 Gebäu- Gebietsbindung entwickelt haben, wird die den bestehen bleibt und die private Erneu- Rückbauentscheidung, die Abwägung zwi- erungstätigkeit, vor allem wegen der Ver- schen Altstadt und neueren Siedlungen, mietungsprobleme nach der Erneuerung, noch schwieriger.15 ebenso zum Erliegen kommt wie die bishe- rige Investitionstätigkeit von Bauherren für Rückbauentscheidungen Anlegermodelle.16 Als Erstes entschloss sich daher die Stadt zu Der Erneuerungsprozess beginnt also zu nachhaltigen Rückbaumaßnahmen im stocken und kann vor allem von der Stadt Packhofviertel und einem weit außerhalb selbst nicht beliebig forciert werden, weil liegenden kleineren Plattenbaustandort. die eigene Wohnungsbaugesellschaft mit Für das Packhofviertel hat der zuständige einem umfassenden Restitutionsbestand Sanierungsträger ein Konzept mit planmä- im nördlichen Jahnschulviertel auf ein be- ßigen Abrisspartien von jeweils vier bis acht triebliches Sanierungskonzept verpflichtet Grundstücken entwickelt, die qualifizierte ist, das ihr auch im Altbaubestand neben Räume für eine kleinteilige neue Doppel- Modernisierungsvorhaben Rückbaumaß- hausbebauung entstehen lassen, so dass nahmen empfiehlt. die Blockkanten schrittweise in neuer Form Die Stadt und ihre Lenkungsgruppe „Stadt- wieder geschlossen werden, jedoch weniger umbau“ beantworten diese neue Ein- als 100 Wohnungen neu entstehen – ein Tri- schränkung ihrer Handlungsmöglichkeiten but an die kleiner werdende Stadt. Gleich- mit einem Konzept für punktuelle Rück- zeitig experimentiert der Sanierungsträger baumaßnahmen auch im nördlichen Jahn- in einem Modellvorhaben mit dem Umbau schulviertel. Das Konzept versucht das Er- der zweigeschossigen Mietshäuser in einen scheinungsbild des Quartiers, vor allem Reihenhaustypus. Dieses Modell wird in aber seine prägenden Räume und Block- der Brandenburger Fachpresse häufig pu- kanten, so weit wie möglich zu erhalten und bliziert und besprochen, konnte jedoch in weniger empfindlichen Bereichen Block- bisher erst einmal umgesetzt werden. öffnungen zu schaffen, die sowohl die Grundausstattung als auch den Erschlie- ßungs- und Stellplatzkomfort der Blöcke verbessern. 394 Wulf Eichstädt: Stadterneuerung in einer schrumpfenden Stadt. Das Beispiel Wittenberge

Da die Blöcke mit 40 mal 80 m vergleichs- 3 Gefährdungsprozesse weise klein sind, wird in einem Fall vorge- und Rettungsversuche Stadtumbau in einer schlagen, einen ganzen Block herauszu- schrumpfenden Stadt ist nehmen und abzutragen, um an seiner Zusatzgefährdungen Stelle eine öffentliche Grünanlage anzule- ein Kampf um Prioritäten Die Lösung der Stadterneuerungsaufgaben gen. Die Stadt übernimmt damit nicht das und um die Mobili- in den drei Sanierungsgebieten ist für die „Leitbild der perforierten Stadt“, bekennt sierung zusätzlicher Stadt ein Kampf um Prioritäten und ein sich aber zu einem Kompromiss zwischen Energien. Wettlauf mit der Zeit. Aber es gibt noch wei- ihrer Wunschvorstellung der vollständigen tere Gefährdungen, so Erhaltung ihrer inneren Stadt und den tat- sächlich verfügbaren Ressourcen – nicht – die weitere Erosion der Industriedenk- nur an kommunalen Mitteln, sondern auch mäler, zuallererst der erhaltenen Gebäu- an Bewohnern und investitionsbereiten Ak- de der historischen Oelmühle, und teuren. – die beginnende Erosion des Bahnhofs- und Bahnensembles, das nicht nur aus Vor allem das Bauamt der Stadt hat ein sehr dem spätklassizistischen Bahnhofsge- nüchternes Bild von dem Geleisteten und bäude und dem benachbarten ehemali- den noch unerledigten Aufgaben. Es weiß, gen Postamt, sondern aus weiteren sechs dass die wirtschaftliche Stabilisierung der bahntechnischen Gebäuden (zwei Loko- Stadt zu wenig vorangekommen ist und motivschuppen, zwei Stellwerke, eine sich vor allem die Hilfestellungen des Lan- Wasserstation mit Schmiede sowie ei- des und des Bundes Jahr für Jahr schwächer nem Wasserturm) sowie dem inzwischen darstellen (Wegfall der Investitionszulage, erneuerten Bahn- und Ausbesserungs- Kürzung der Abschreibungen in Sanie- werk besteht. rungsgebieten und denkmalgeschützten Gebäuden). Die Aufzählung muss ergänzt werden durch die beiden großen Stadtbrachen. Zum ei- Belebung der inneren Stadt nen ist damit das südliche Bahnhofsvorfeld angesprochen, das nach der Trassenverle- Neben den geschilderten Stadterneue- gung der Magdeburger Bahn keine bahn- rungs- und Stadtumbauentscheidungen technische Funktion mehr besitzt und der stehen auch in Wittenberge zahlreiche Stadt zu einem geringen Preis übereignet kommunale und private Initiativen und wurde (ca. 4,0 ha). Zum anderen meint dies Maßnahmen, die sich um die weitere Auf- das gesamte ehemalige Oelmühlgelände wertung der Haupteinkaufsstraße (Bahn- mit Nachbargrundstücken (ca. 26,0 ha), das straße) und ihrer Nachbarzonen bemühen. eine private Wittenberger Entwicklungsge- So wird der Kernabschnitt der Bahnstraße sellschaft erworben hat, um nördlich der zu einer Fussgängerzone umgebaut und Ausfallstraße in Richtung Osten (Bad Wils- werden die wichtigsten Seitenstraßen neu nacker Straße) ein Eigenheimquartier und gestaltet. Das im Hellerau-Stil gebaute Kul- südlich davon, am Hafen, einen Freizeit- turhaus (1955–59) wird umfassend für fle- park mit einem Aquadrom zu errichten. xible Nutzungsmöglichkeiten modernisiert, Das neue Eigenheimquartier kann als nach- sein Vorplatz neu gestaltet. Private Bau- haltige Alternative zu Stadtrandstandorten herren errichten drei Geschäftshäuser mit gewertet werden, gleichzeitig ist es jedoch Ladengalerien, drei Hotels entstehen und auch eine Konkurrenz für den Eigenheim- der Parkplatz des Kulturhauses wird so an- ansatz im benachbarten Packhofviertel. gelegt, dass auf seiner befestigten Fläche Der Freizeitpark am Hafen könnte sich zu auch der Wochenmarkt stattfinden kann. einem Alleinstellungsmerkmal der Stadt Eine aktive Einzelhändlerinitiative bildet entwickeln, hat jedoch bisher keinen Inves- sich, verstärkt durch einen Citymanager. tor gefunden. Und es gibt jährlich zwei Feste, an der die Haupteinkaufsstraße aktiv beteiligt ist, eine gut platzierte Touristen-Information, einen sehr aktiven Fremdenverkehrs- und Bür- gerverein, einen Interessenkreis Stadtbild- pflege und vieles mehr.17 Informationen zur Raumentwicklung Heft 6.2005 395

Schutz- und Rettungsinitiativen Gegen die geschilderten Gefährdungen wehrt sich in Wittenberge nicht nur das Bauamt der Stadtverwaltung und der seit 1992 tätige Sanierungsträger, sondern auch eine Vielzahl von Schutz- und Rettungs- initiativen, die das historische Erbe der Stadt erhalten und zum Ausgangspunkt einer neuen Stadtentwicklung machen wol- Erneuerte Altstadt mit len. eingefügtem Neubau des Verfassers Als wichtige Aktivposten dieser Initiativbe- wegung sind besonders das Stadtarchiv hervorzuheben, ebenso aber auch das Stadtmuseum, das die Industriegeschichte zu bewahren versucht, und der Heimatver- ein, der mit einer Vielzahl von Publikatio- nen die Stadt- und Wirtschaftsgeschichte Wittenberges neu erschließt und mit seiner illustrierten Stadtchronik so etwas wie ein 18 neues Stadtgedächtnis geschaffen hat. Wiedereröffnung des Kultur- Eine Initiative der gesamten Stadt auf die- und Festspielhauses an der Foto: C. Marx Bahnstraße sem Fundament war ihre 700-Jahr-Feier im Jahr 2000 (erstmalige urkundliche Erwäh- nung des Stadtrechts im Jahr 1300). Zu die- sem Anlass haben alle gesellschaftlichen Gruppen einen Festumzug quer durch die neue und alte Stadt organisiert und dabei in Bildern und Szenen die einzelnen Etappen der Stadtgeschichte dargestellt.19 Im Rahmen der 700-Jahr-Feier wurde zu- sätzlich eine weitere Initiative etabliert, die „Elblandfestspiele“. Sie kam auf Initiative Straßenfest auf der Fußgänger- eines Künstlers aus Wittenberge zustande zone in der Bahnstraße und wählte sich als Freilichtkulisse den Hof der Oelmühle aus, um dort jeweils an zwei Sommerabenden dreitausend Musikbe- geisterte zu versammeln und die Oelmühl- kulisse zu einem kunstvoll beleuchteten Kultort werden zu lassen.20 Auch wenn der Entwickler des Freizeitpar- kes am Hafen keine Verbindung zur Musik, sondern eher zum ökologischen Lehrpfad des „Biosphärenreservats Flusslandschaft Elbe“ besitzt, stoßen diese beiden Initiati- ven im Schwerkraftbereich der historischen Oelmühle zusammen und versuchen, zu- sammen mit dem alten Gebäude zusätzli- che Synergien zu erzeugen. Der Entwickler hat inzwischen sein räumliches Aquadrom- Konzept so umgestellt, dass er seine Gebäu- de mit dem Oelmühlspeicher verbindet, um zumindest Teile des Altbauvolumens in er- neuerter Form mitzunutzen. Das histori- sche Monument Oelmühle ist damit noch Feuerwerk am Ende einer nicht gerettet, aber es sind erste Pflöcke zu Festivalveranstaltung auf dem seiner Erhaltung eingeschlagen. Oelmühlgelände 396 Wulf Eichstädt: Stadterneuerung in einer schrumpfenden Stadt. Das Beispiel Wittenberge

Stadt und Land haben daher 2004 in einem Durch diesen Zeitgewinn wird zum ersten komplizierten Verfahren die Voraussetzun- Mal das große Potenzial von Teil- und Viele Initiativen kämpfen gen geschaffen, dass wenigstens die erfor- Zwischenlösungen denk- und planbar, das um das historische Erbe derlichen Notsicherungsmaßnahmen im zwischen den Extremen eines vollständigen der Stadt. Dach der Speicher im Rahmen einer erwei- Abrisses und eines vollständigen Erhalts terten Städtebauförderungskulisse finan- mit neuer Nutzung liegt. Die Stadt und die ziert und durchgeführt werden können. Bürger haben die Oelmühle bisher nicht ge- War die Erhaltung und neue Nutzung der rettet, aber sie haben sich den physischen historischen Oelmühlspeicher noch vor we- und zeitlichen Raum geschaffen, in dem nigen Jahren ein Ziel, das kaum erreichbar dieses Ziel eines Tages zusammen mit neu- schien, hat sich inzwischen eine wachsende en Kräften zu erreichen ist. Lobby gebildet, die das ursprüngliche Ziel der Erhaltung verteidigt. Durch die erreich- te Notsicherung sind die wichtigsten bauli- chen Risiken begrenzt und wird der Abriss auf Distanz gehalten.

Anmerkungen

(1) (6) (14) Muchow, Heinz: Wie sich das Ackerbürgerstädt- Jahreszahlen: „Chronik der Stadt Wittenberge“, Kommunales Handlungskonzept Wittenberge, chen Wittenberge zu einer Industriestadt ent- a.a.O., S. 32 ff. Teil: Wohnungspolitisches Konzept, a.a.O., wickelte. – Wittenberge 2002, S. 6; Enders, S. 56 ff. Lieselotte: Die Prignitz, Geschichte einer kur- (7) märkischen Landschaft vom 12. bis zum 18. Nach: Magistrat der Stadt Wittenberge (Hrsg.): (15) Jahrhundert. – Potsdam 2000, S. 1081 Deutschlands Städtebau, a.a.O. Büro Topos Stadtforschung: Sozialstudie Wit- tenberge, Ergebnisse der Bürgerbefragung, be- (2) 8) arbeitet i. Auftr. der Stadt Wittenberge. – Berlin Die mittelalterliche, sehr bescheidene Kirche in Daten und Fakten nach der „Chronik der Stadt 2001, S. 28 ff. der Mitte des Stadtgrundrisses wurde 1757 bei Wittenberge“, a.a.O., S. 78 ff. (16) einer Feuersbrunst zerstört, zwischen 1775 und (9) 1778 im barocken Stil wiederaufgebaut, musste Die hier zitierten Daten zur Entwicklung des Das funktionale Profil des Regionalen Entwick- Jahnschulviertels stammen aus einer Über- aber bereit 100 Jahre später (1847 bis 1872) ei- lungszentrums ist ausführlich dargestellt in: nem sehr viel größeren, neugotischen Bau, ei- prüfung der Gebietsentwicklung durch den Sa- Büro Eichstädt/Emge; ProStadt GmbH: Kommu- nierungsträger (1999) sowie einem Bericht zur nem ersten Triumpfzeichen der aufstrebenden nales Handlungsprogramm Wittenberge, bear- Industriestadt weichen. Das sehr kleine histori- Umstellung des Sanierungsverfahrens im Jahn- beitet i. Auftr. der Stadt Wittenberge. – Berlin schulviertel aus dem Jahr 2003, ebenfalls erar- sche Rathaus der Stadt stand unmittelbar am 2001 Kirchplatz und wurde zu Beginn der Industriali- beitet vom Sanierungsträger BIG-Städtebau. sierung durch ein größeres Bürgerhaus in der (10) (17) Steinstraße ersetzt. Jahreszahlen zitiert nach: Untere Denkmalbehörde des Landkreises Prig- Kulturadressbuch der Stadt Wittenberge, Stadtverwaltung Wittenberge (Hrsg.); Eichel H.; nitz: Denkmalliste (der Stadt Wittenberge), Bestandserhebung 1998. – Wittenberge 1998 Muchow H.; Rodegast G.: Chronik der Stadt Wit- Stand: 15.10.2002 tenberge. – Wittenberge 1997 (18) (11) Siehe Quellenhinweise in Anm. 1 und 2 (3) Der von der Stadt beauftragte Sanierungsträger Magistrat der Stadt Wittenberge (Hrsg.): ist heute die BIG-Städtebau, bis 2001 war es die (19) Deutschlands Städtebau – Wittenberge; bear- GSW-Stadterneuerung Berlin. Stadt Wittenberge (Hrsg.): Wittenberge 700 Jah- beitet von Stadtbaurat Bruns. – Berlin 1922, S. 9 re. Festschrift zum historischen Festumzug. – (12) Wittenberge 2000 (4) Kommunales Handlungsprogramm Wittenber- Jahreszahlen: „Chronik der Stadt Wittenberge“, ge, a.a.O., S. 34 ff. sowie: Büro Eichstädt/ (20) a.a.O., S. 30–32 Emge: Stadtumbaukonzept Wittenberge 2002, Einen Bericht über Entstehung und Struktur der bearbeitet i. Auftr. der Stadt Wittenberge. – Ber- Initiative enthält das Programmheft zur Eröff- (5) lin 2002, S. 41 ff. nungsgala am 15. Juli 2000 (Hrsg.: Bühnen Reif Bohle-Heinzenberg, Sabine: Die Wittenberger e.V., Internationale Gesellschaft zur Förderung Oelmühle. Das Schicksal einer aufgegebenen (13) junger Bühnenkünstler, Berlin) Industrieanlage mit großer Geschichte. Bauwelt Stadtumbaukonzept Wittenberge 2002, S. 19 ff. (1997) H. 23, S. 1309–1312