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Kulturkonzept

für den Regionalen Wachstumskern und Feststellung von Qualifizierungsbedarf für die untersuchten Einrichtungen

Potsdam/, September 2009

Fachhochschule | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit | Pappelallee 8-9 | 14469 Potsdam | regional-governance-kultur.de Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 2 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

IMPRESSUM

Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern (RWK) Perleberg – Wittenberge – Karstädt

Potsdam/Prignitz, September 2009

Erstellt durch:

Fachhochschule Potsdam »Regional Governance im Kulturbereich« Forschungsgruppe des Studiengangs Kulturarbeit

Projektleitung/Verfasser: Iken Neisener und Patrick S. Föhl

Leiter der Forschungsgruppe: Patrick S. Föhl Gesamtverantwortung: Prof. Dr. Hermann Voesgen Homepage: http://regional-governance-kultur.de Email: [email protected]

Titelgrafik: "Copyright" T. Kehr | www.tecare.de

Die Erarbeitung des Kulturkonzeptes wurde zu 75% gefördert durch:

und zu 25% aus Eigenmitteln der drei Kommunen Perleberg, Wittenberge und Karstädt. Auftraggeber ist der Kultur-, Sport- und Tourismusbetrieb der Stadt Wittenberge. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 3 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Vorbemerkungen und Danksagung

Das vorliegende Dokument stellt keine übliche Form einer Kulturentwicklungskonzeption bzw.- planung dar, wie sie häufig auf kommunaler oder kreiskommunaler Ebene erarbeitet wird. Mit der Konzeption für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge- Karstädt wird ein interkommunaler bzw. regionaler Ansatz verfolgt, der hauptsächlich auf die drei Kommunen fokussiert und darüber hinaus ihr Umland in die Betrachtung mit ein- bezieht. Im Mittelpunkt der Untersuchung, für deren Erstellung im Herbst 2008 die For- schungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit der Fachhochschule Potsdam beauftragt wurde, standen dabei weniger Detailanalysen der drei Kommunen, sondern vielmehr die Potenziale von Kooperationsmöglichkeiten, Synergien und Vernetzungen sowie die Ausstrahlung der kulturellen und kulturtouristischen Angebo- te in das Umland. Eine besondere Herausforderung der Konzeption bestand darin, dass es sich beim RWK nicht um einen gemeinsamen Identifikationsraum, Kulturraum oder ausge- prägte historische Verflechtungen handelt. Regionale Wachstumskerne in sind im Jahr 2005 im Rahmen der neuen Förderstrategie unter dem Motto »Stärken stärken – Wachstum fördern« gebildet worden. Damit sollen die wirtschaftlichen Rahmenbedin- gungen der Regionalen Wachstumskerne und die Ausstrahlung auf ihr Umland verbessert sowie finanzielle Mittel effizienter eingesetzt und weitere Synergien erzielt werden.

Vor diesem Hintergrund waren für die vorliegende Konzeption vor allem folgende Funktio- nen von Kultur im Regionalen Wachstumskern relevant: Erstens Kultur als weicher Stand- ortfaktor (Ansiedlung von Unternehmen und Lebensqualität), zweitens Kulturtourismus als Wirtschaftsfaktor (Erhöhung der touristischen Besucherpotenziale) und drittens Kultur als Grundbedürfnis (Sicherung der zentralen Versorgungsfunktion für die RWK-Kommunen und das Umland). In diesem Zusammenhang war es wichtig, die kommunale Kulturarbeit nicht auszublenden, sondern sich mit der Frage auseinanderzusetzen, welche Funktionen Kultur angesichts des gesellschaftlichen und strukturellen Wandels auch in den einzelnen Kommunen des RWK übernehmen kann und von wem sie zukünftig getragen wird. So ist das Kulturleben in ländlichen Gemeinden wie Karstädt ein anderes als in der bürgerlichen Kreisstadt Perleberg oder in einer schrumpfenden Industriestadt wie Wittenberge. Auf den ersten Blick scheint es, dass die drei Kommunen nur die geografische Nähe und die Lage in der Prignitz vereint. Die Gegensätze und Spannungen – vor allem historisch bedingt – sind einerseits groß, andererseits bieten sie Chancen und Reibungspunkte für produktive Aus- einandersetzungen sowie Neuerungen und können der Ursprung für Innovationen sein.

Insgesamt erfahren regionale Kooperationen im Kulturbereich in kulturpolitischen Diskur- sen derzeit einen großen Bedeutungsgewinn, da »wesentliche Aufgaben der Daseinsvor- sorge sowie der Zukunftsgestaltung der Städte nur noch regional erfüllt werden können.« (Leipziger Resolution des Deutschen Städtetages 2001). Verantwortungspartnerschaften zwischen Bürgern (Zivilgesellschaft), privatwirtschaftlichen Akteuren und Kommunen Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 4 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

(Staat) können – aktuellen Diskursen wie z.B. der Governance-Debatte zufolge – dazu bei- tragen, die kulturelle Infrastruktur zu sichern. Die Interkommunale Kooperation kann einen wichtigen Beitrag leisten, regional wettbewerbsfähig zu bleiben und gemeinsam Lösungen für Herausforderungen zu erarbeiten. Dass zu einer erfolgreichen Zusammenarbeit durch- aus mehr gehört als das Bewusstsein dafür und der Kooperationswille, wird in dem Konzept zur »Entwicklung des Kulturstandortes Wittenberge im RWK Perleberg-Wittenberge- Karstädt« der Stadt Wittenberge betont: »Angesichts der demographischen Herausforde- rungen eröffnen sich durch regionale Kooperationen im Kulturbereich Perspektiven für ein erfolgreiches gemeinsames Handeln in der Zukunft. Der Prozess zur Entwicklung eines ko- operativen Handelns ist jedoch nicht einfach und erfordert Klugheit und Fingerspitzenge- fühl, gerade im identitätsrelevanten Kulturbereich.« Ziel der vorliegenden Studie und Kon- zeption ist es, einen zeitgemäßen Ansatz zu bieten, der erstens Transparenz über vorhan- dene Ressourcen, Potenziale und Akteure durch eine umfassende Bestandsaufnahme schafft und zweitens richtungsweisende Handlungsempfehlungen für die Kulturpolitik auf regionaler Ebene aufzeigt und damit eine wichtige Diskussionsgrundlage für die gemein- same kulturpolitische Ausrichtung der drei Kommunen darstellt. Ein nicht zu unterschät- zender Faktor bei der Erarbeitung der Konzeption war der eigentliche Prozess, in dem sich zahlreiche Kulturschaffende, Künstler und Akteure aus Politik, Verwaltung, Tourismus und Wirtschaft mit einbrachten. Auf diese Weise konnte ein Diskussionsprozess über Kunst, Kultur und Kulturtourismus in der Region angestoßen werden, der einerseits ein gemein- sames Problembewusstsein schaffte, andererseits aber auch gemeinsame Gestaltungs- möglichkeiten und bislang ungeachtete Potenziale aufgezeigt hat.

Die Forschungsgruppe möchte sich in diesem Zusammenhang ganz herzlich für das mit der Beauftragung verbundene Vertrauen bedanken. Besonderer Dank gilt Dr. Oliver Hermann, Bürgermeister der Stadt Wittenberge, der bereits 2007 ein erstes Treffen in der Prignitz initiiert und damit dieses Projekt auf den Weg gebracht hat. Ebenso großer Dank gilt den Bürgermeistern der Stadt Perleberg, Fred Fischer, und der Gemeinde Karstädt, Udo Staeck, für die sehr gute Zusammenarbeit. Dafür möchten wir uns auch bei Hans-Jürgen Döllefeld, Wolfgang Fritze und Martin Sengebusch bedanken. Ganz herzlich bedanken möchten sich die Autoren ebenfalls bei Annett Jura und Heinz Richter, die die Workshops und Veranstal- tungen im Rahmen der Konzeption koordiniert haben. Des Weiteren gebührt allen inter- viewten Expertinnen und Experten großer Dank. Ohne ihr spezifisches Wissen hätte die Konzeption in der vorliegenden Form nicht realisiert werden können. Dem Landkreis Prignitz, und hier allen voran Barbara Nieß, danken wir für die produktive Kooperation bei der schriftlichen Bürgerbefragung zum Kulturangebot im Landkreis Prignitz. In diesem Zu- sammenhang ist auch den Bürgern ganz herzlich Dank abzustatten, die sich an der Befra- gung beteiligt haben und Frau Nora Wegner, die in Kooperation mit der Forschungsgruppe, die Auswertung der Bürgerbefragung durchgeführt hat. Die beiden Verfasser möchten sich zudem bei Bill Flood bedanken, der mit seinen Erfahrungen im Bereich der Kulturentwick- lungsplanung in den USA abschließend wertvolle Impulse geben konnte. In den Dank möch- ten die Verfasser auch Stephanie Knitter einschließen, die die Forschungsgruppe bei den Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 5 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Bestandsaufnahmen für die vorliegende Konzeption unterstützt hat. Sigrid Redies, FH Pots- dam, danken wir ganz herzlich für die Mitwirkung beim Lektorat. Dem Ministerium für Wis- senschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg, hier besonders Hajo Cornel und Thomas Ruben, ist zu danken, dass dieser interkommunale Kulturentwicklungsansatz durch Mittel des ESF eine solide Finanzierung gefunden hat.

Potsdam im September 2009, Iken Neisener und Patrick S. Föhl Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 6 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Kurzinhalt

VORBEMERKUNGEN UND DANKSAGUNG...... 3

KURZINHALT...... 6

INHALTSVERZEICHNIS...... 7

1 PROJEKTBESCHREIBUNG...... 10

2 AUSGANGSSITUATION ...... 19

3 FORSCHUNGSMETHODEN UND -ERGEBNISSE...... 54

4 BESTANDSAUFNAHME UND ANALYSEN DES KULTURANGEBOTES...... 103

5 ZUSAMMENFASSENDE ERGEBNISSE FÜR DEN REGIONALEN WACHSTUMSKERN PRIGNITZ ...... 162

6 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN ...... 184

QUELLENVERZEICHNIS...... 213

ANHANG...... 222 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 7 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Inhaltsverzeichnis

VORBEMERKUNGEN UND DANKSAGUNG...... 3

1 PROJEKTBESCHREIBUNG...... 10

1.1 ZIELE UND SCHWERPUNKTE DER UNTERSUCHUNG...... 10

1.2 METHODEN...... 14

1.3 PROJEKTZEITPLANUNG ...... 15

1.4 BERATERROLLEN UND -ANSATZ...... 16

1.5 AUFBAU DER KONZEPTION ...... 16

1.6 BINDUNGSWIRKUNG DER KONZEPTION UND NACHHALTIGKEIT...... 17

2 AUSGANGSSITUATION ...... 19

2.1 GESELLSCHAFTLICHE ENTWICKLUNGEN ...... 19

2.2 BEDEUTUNGSGEWINN INTERKOMMUNALER KOOPERATIONSANSÄTZE...... 22

2.3 DER REGIONALE WACHSTUMSKERN PERLEBERG-WITTENBERGE-KARSTÄDT ...... 24

2.4 MITTELZENTRUM IN FUNKTIONSTEILUNG: WITTENBERGE UND PERLEBERG ...... 27

2.5 LANDKREIS PRIGNITZ...... 29 2.5.1 Administrative Gliederung ...... 29 2.5.2 Sozialstruktur und Arbeitsmarkt ...... 31 2.5.3 Einwohnerentwicklung und Altersstruktur ...... 35 2.5.4 Bevölkerungsprognosen...... 38

2.6 KULTURLANDSCHAFT PRIGNITZ ...... 40 2.6.1 Geschichtliche und kulturlandschaftliche Entwicklung der Prignitz...... 40 2.6.2 Perleberg, Wittenberge und Karstädt in der Prignitz...... 42

2.7 REISEREGION PRIGNITZ ...... 46 2.7.1 Touristische Kennzahlen...... 49 2.7.2 Netzwerkarbeit/Kooperationen...... 51

3 FORSCHUNGSMETHODEN UND -ERGEBNISSE...... 54

3.1 DOKUMENTEN- UND LITERATURANALYSE...... 55

3.2 AUFTAKT- UND EINFÜHRUNGSVERANSTALTUNG ...... 55

3.3 REGELMÄßIGE ARBEITSTREFFEN...... 55

3.4 EXPERTENINTERVIEWS...... 56 3.4.1 Zur Methode...... 56 3.4.2 Zusammenfassung der Ergebnisse der Experteninterviews...... 59 3.4.3 Zusammenfassung der Ergebnisse der Gruppeninterviews ...... 72 3.4.4 Weitere Interviews (ohne gesamten Leitfaden; offene Fragen)...... 74

3.5 VOR-ORT-BESICHTIGUNGEN (TEILNEHMENDE BEOBACHTUNG)...... 75 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 8 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

3.6 SCHRIFTLICHE BÜRGERBEFRAGUNG...... 76 3.6.1 Zur Methode und Zielstellung...... 76 3.6.2 Vorgehensweise und Anmerkungen zum Rücklauf ...... 77 3.6.3 Auftraggeber und Kooperation...... 79 3.6.4 Ausgewählte Ergebnisse ...... 79

3.7 WORKSHOPS ...... 99 3.7.1 Zur Methode...... 99 3.7.2 Zusammenfassung der Ergebnisse...... 100

4 BESTANDSAUFNAHME UND ANALYSEN DES KULTURANGEBOTES...... 103

4.1 RECHTLICHE RAHMENBEDINGUNGEN FÜR KULTUR ...... 104

4.2 KULTUR IN DER STADT WITTENBERGE...... 106 4.2.1 Kulturportrait...... 106 4.2.2 Kommunale Kulturförderung...... 107 4.2.3 Kultureinrichtungen in öffentlicher Trägerschaft ...... 108 4.2.4 Privatwirtschaftliche und frei-gemeinnützige Kulturträger ...... 123 4.2.5 Feste und Projekte...... 124 4.2.6 Kulturtourismus...... 126 4.2.7 Veranstaltungshallen/-plätze ...... 126 4.2.8 Einschätzung der Potenziale im Kulturbereich...... 126

4.3 KULTUR IN DER STADT PERLEBERG...... 128 4.3.1 Kulturportrait...... 128 4.3.2 Kommunale Kulturförderung...... 129 4.3.3 Kultureinrichtungen in öffentlicher Trägerschaft ...... 130 4.3.4 Privatwirtschaftliche und frei-gemeinnützige Kulturträger ...... 139 4.3.5 Feste und Projekte...... 142 4.3.6 Kulturtourismus...... 146 4.3.7 Veranstaltungshallen/-plätze ...... 147 4.3.8 Einschätzung der Potenziale im Kulturbereich...... 147

4.4 KULTUR IN DER GEMEINDE KARSTÄDT ...... 149 4.4.1 Kulturportrait...... 149 4.4.2 Kommunale Kulturförderung...... 150 4.4.3 Feste und Projekte...... 150 4.4.4 Kulturtourismus...... 150 4.4.5 Veranstaltungshallen/-plätze ...... 151 4.4.6 Einschätzung der Potenziale im Kulturbereich...... 152

4.5 STAND DER ZUSAMMENARBEIT IM KULTURBEREICH...... 153 4.5.1 Arbeitskreis »Tourismus, Kultur und Sport« ...... 153 4.5.2 Regionalbibliothek Prignitz ...... 153 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 9 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.6 WEITERE NETZWERKE IM KULTURBEREICH ...... 154

4.7 KULTURARBEIT DES LANDKREIS PRIGNITZ...... 155 4.7.1 Einrichtungen in Trägerschaft des Kreises...... 156 4.7.2 Prignitz-Sommer...... 158

4.8 WEITERE KULTURANGEBOTE IN DER REGION ...... 160

5 ZUSAMMENFASSENDE ERGEBNISSE FÜR DEN REGIONALEN WACHSTUMSKERN PRIGNITZ ...... 162

5.1 ERGEBNISSE FÜR DIE UNTERSUCHUNGSSCHWERPUNKTE...... 162 5.1.1 Kulturangebote und Strukturen ...... 162 5.1.2 Umlandfunktion ...... 167 5.1.3 Qualifizierungsbedarfe und Beschäftigungspotenziale ...... 171 5.1.4 Vernetzungs- und Kooperationspotenziale ...... 176 5.1.5 Kulturtourismus...... 178

5.2 ÜBERSICHT DER STÄRKEN, SCHWÄCHEN, CHANCEN UND RISIKEN ...... 182

6 HANDLUNGSEMPFEHLUNGEN ...... 184

6.1 GEMEINSAME LEITSÄTZE...... 184

6.2 KULTURELLE INFRASTRUKTUR UND KULTURFÖRDERUNG ...... 186

6.3 VERNETZUNG UND KOOPERATION ...... 191

6.4 KULTURTOURISTISCHE ANGEBOTE ...... 196

6.5 UMLANDFUNKTION ...... 204

6.6 QUALIFIZIERUNG UND BESCHÄFTIGUNG...... 207

6.7 KULTURVERMITTLUNG UND KULTURELLE BILDUNG...... 209

6.8 ABSCHLIEßENDE ANMERKUNGEN DER GUTACHTER ...... 212

QUELLENVERZEICHNIS...... 213

ANHANG...... 222

FRAGENBOGEN FÜR DIE EXPERTENINTERVIEWS ...... 222

BESTANDSAUFNAHMEBOGEN ...... 228

FRAGEBOGEN FÜR DIE BÜRGERBEFRAGUNG...... 235

WEITERE ERGEBNISSE DER BÜRGERBEFRAGUNG...... 237 Soziodemografische Daten...... 237 Weitere Angaben zum Nutzungsverhalten...... 243 Weitere Angaben zur Zufriedenheit ...... 259 Weitere Angaben zu Wünschen...... 270

WORKSHOPPROGRAMME...... 272

DOKUMENTATION DES 1. WORKSHOP (18. MAI 2009 IN PERLEBERG)...... 274

DOKUMENTATION DES 2. WORKSHOP (8. JUNI 2009 IN BLÜTHEN)...... 277

STELLUNGNAHME / IDEENPAPIER BILL FLOOD...... 280 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 10 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

1 Projektbeschreibung

1.1 Ziele und Schwerpunkte der Untersuchung

Einführung

Die Kommunen des Regionalen Wachstumskerns Perleberg-Wittenberge-Karstädt (offizielle Kurzform: RWK Prignitz) unterliegen – wie ein beachtlicher Teil deutscher Städte und Ge- meinden – zahlreichen gesellschaftlichen und strukturellen Wandlungsprozessen. Dazu zählen unter anderem:

• die angespannte finanzielle Lage der öffentlichen Haushalte mit Folgen für den Kul- turbereich: Stagnation oder gar Rückgang öffentlicher Zuwendungen bei gleichzei- tig wachsenden Kosten (z.B. durch steigende Tariferhöhungen),

• Überalterung und Rückgang der Bevölkerung in Folge niedriger Geburtenrate,

• die tendenzielle Abwanderung vornehmlich jüngerer (erwerbsfähiger) Bevölke- rungsgruppen in die Ballungsgebiete, woraus ein Fachkräftemangel und damit wachsende Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften resultiert,

• die zunehmende Konkurrenz auf dem Freizeitmarkt und verändertes Rezeptions- verhalten der Besucher bzw. potenzieller Fokusgruppen.

Strukturschwache Regionen sind besonders von diesen Entwicklungen betroffen. In diesen Spannungsfeldern sehen sich Kommunen als auch Kulturakteure öffentlich getragener, privater, aber auch frei-gemeinnütziger Kultureinrichtungen (Dritter Sektor) einem steigen- den Handlungsdruck ausgesetzt. Um diesen Veränderungsprozessen entgegenzuwirken und diese selbst aktiv mitgestalten zu können, sind geeignete Strategien notwendig. Das können Konzentrations-, Kooperations- und Anpassungsstrategien sein oder auch die in- haltliche Neuausrichtung bestimmter Angebote, die auf der Grundlage einer differenzierten Analyse erarbeitet und diskutiert werden können.

Die Initialzündung für eine gemeinsame regionale Kulturkonzeption gab der Kooperations- vertrag, den die Bürgermeister der Städte Perleberg und Wittenberge zur »Zusammenarbeit und Entwicklung eines Mittelzentrums in Funktionsteilung« am 29. Mai 2007 unterzeichne- ten und später dann der Zusammenschluss zu einem gemeinsamen Regionalen Wachs- tumskern. Insgesamt betrachtet, verfügen die drei Kommunen über eine kulturelle Infra- struktur, die sich zum Teil bereits ergänzt: Wittenberge verfügt über ein Kultur- und Fest- spielhaus, die Prignitzer Badewelt, den Standort Alte Ölmühle, Sportboothafen, Bibliothek, Museum, Stadion, Touristinformation, Industriedenkmäler, gründerzeitliche Stadtquartiere; Perleberg hat einen Tierpark, ein Freibad, eine Stadtinformation, eine Bibliothek, ein Muse- um und zählt zu den Städten mit historischen Stadtkernen. Zahlreiche Kirchen, alte Schlossanlagen, Gutshäuser zählen u.a. zu den Sehenswürdigkeiten der amtsfreien Ge- Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 11 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit meinde Karstädt. Das Kulturleben aller drei Kommunen wird von zahlreichen aktiven und engagierten Bürger- und Kulturvereinen bereichert und getragen.

Unter dem Gesichtspunkt eines gemeinsamen Mittelzentrums (Perleberg und Wittenberge) als auch unter dem Aspekt des Regionalen Wachstumskerns (mit der Gemeinde Karstädt) wurden zu Beginn der Untersuchung einige Anforderungen formuliert, die bei einem ersten Arbeitstreffen am 21. Oktober 2008 mit dem Arbeitskreis Kultur und Tourismus diskutiert wurden.1 Demzufolge sollte sich die Kulturkonzeption zunächst einmal an den strategi- schen Oberzielen des Regionalen Wachstumskerns orientieren:

• nachhaltige Stärkung der wirtschaftlichen Potenziale

• zielgruppenorientierte Erweiterung der touristischen Angebotspalette zur Akquisiti- on von Besuchern

• Schaffung einer ausgewogenen regionalen Bildungslandschaft

• Förderung einer leistungsfähigen gesundheitlichen und sozialen Versorgung der Be- völkerungsschichten

• Intensivierung der interkommunalen Zusammenarbeit im RWK zur Sicherung der zentralen Versorgungsfunktion der Region.

Anschließend wurden Erwartungen der Beteiligten an die Konzeption besprochen, aber auch Möglichkeiten und Grenzen der Konzeption diskutiert. Folgende Themen bzw. Prob- lemstellungen sollten in der Konzeption aufgegriffen werden:

• Belebung der Innenstädte

• Synergieeffekte zwischen Kunst, Kultur und Tourismus

• Gewährleistung einer vielfältigen kulturellen Infrastruktur vor dem Hintergrund des Bevölkerungsrückgangs

Aus dieser Ausgangsposition ergibt sich für die vorliegende Konzeption ein erweiterter Kul- turbegriff, in der die Region den Bezugspunkt bildet. Dabei wird Kultur nicht isoliert als Poli- tikfeld betrachtet, sondern Kulturangebote und –infrastruktur in neue Zusammenhänge gestellt. Das Kulturkonzept definiert sich damit als Teil der Stadt- und Regionalentwicklung und beleuchtet verschiedene Themen, in denen Kultur in neue Handlungsfelder dringt, wie z.B. Kultur und Tourismus, Kultur und Arbeit, Kultur und Bildung, Kultur und Wirtschaft.2 Die Bestandsaufnahme ist dadurch entsprechend umfassend, jedoch würden ohne eine regionale und bereichsübergreifende Betrachtung und Interdependenzen viele Optionen oder Handlungsmöglichkeiten nicht sichtbar. Die zentralen Themen für den Regionalen Wachstumskern wurden in der Analyse herausgearbeitet und finden in den abschließenden

1 Der Arbeitskreis setzt sich aus kommunalpolitischen Funktionsträgern und Vertreten aus der (Kultur-)Verwaltung der drei Kommunen, der Koordinatorin des RWK, einem Vertreter des Tourismusverbandes Prignitz, der HOGA Bran- denburg e.V. und einem Vertreter des Amtes / zusammen. 2 Vgl. dazu auch Landtag Brandenburg 2009a: 8. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 12 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Handlungsempfehlungen Eingang, die für eine zukünftige Neuausrichtung der Kulturpolitik und -förderung im Regionalen Wachstumskern Prignitz die Diskussionsgrundlage darstellen.

Untersuchungsschwerpunkte

Für die vorliegende Konzeption wurden insgesamt sechs Untersuchungsschwerpunkte formuliert. Wesentlich für alle Untersuchungsschwerpunkte sind die Herausforderungen, die sich aus den demografischen Entwicklungen ergeben3, die bei allen Untersuchungs- schwerpunkten mitbedacht wurden.

Kulturangebote und Strukturen (Bestandsaufnahme)

In einem ersten Schritt ging es darum, das Kulturleben in den drei Kommunen zu beschrei- ben und die wesentlichen Institutionen und Aktivitäten in einer Bestandsaufnahme zu er- fassen. Dazu gehört auch die Erfassung von bestehenden Netzwerken und Arbeitskreisen. Die Bestandsaufnahme wurde mit Blick auf die Region durchgeführt, um Aussagen zur Umlandfunktion treffen zu können und mögliche Vernetzungspotenziale oder Doppelan- gebote sichtbar zu machen. Insgesamt sind die Angebote und die kulturtouristische Aus- strahlung des RWK Prignitz nur im regionalen Kontext zu bewerten.

Umlandfunktion

Aus dem Zusammenschluss der drei Kommunen zu einem Regionalen Wachstumskern so- wie aus dem seit 2007 bestehenden Mittelzentrum Wittenberge-Perleberg ergibt sich die Verantwortung, Angebote und Kompetenzen zu bündeln und diese gemeinsam für die Re- gion bzw. den Mittelbereich anzubieten. Die Angebote der öffentlichen Kultureinrichtungen in Perleberg und Wittenberge wurden deshalb auch hinsichtlich ihrer Umlandfunktion ü- berprüft. Ebenso wurde dieser Schwerpunkt für alle Kulturangebote mittels einer Bürgerbe- fragung in der gesamten Prignitz empirisch untersucht. Die Handlungsempfehlungen ge- ben Hinweise, in welchen Bereichen diese Umlandfunktion gemeinsam verbessert werden kann.

Qualifizierungsbedarfe

Die Ermittlung von Qualifizierungsbedarf ist ein weiterer Schwerpunkt der Konzeption und wurde unter der Fragestellung untersucht, wie die Beschäftigungspotenziale im Kulturbe- reich bzw. kulturtouristischen Bereich gestärkt werden können.

Diese Bedarfsermittlung ergibt sich insbesondere vor dem Hintergrund struktureller Wandlungsprozesse und des Fachkräftemangels in der Region. Untersucht wurden in erster

3 Hierbei ist auch auf die Kulturkonzeption des Landes Brandenburg zu verweisen. Die Landesregierung sieht auch weiterhin in der Umgestaltung der kulturellen Infrastruktur eine der wichtigsten kulturpolitischen Aufgaben, weil diese fortlaufend an die sich weiter verändernde Bevölkerungszusammensetzung und -anzahl sowie an die Leis- tungsfähigkeit der Kommunen und des Landes angepasst werden muss (vgl. Landtag Brandenburg 2009a: 18). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 13 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Linie die Kultureinrichtungen in öffentlicher Trägerschaft. Weitere Erkenntnisse lieferten aber auch die Experteninterviews, so dass insgesamt Aussagen zu Qualifizierungsbedarfen und Beschäftigungspotenzialen im Kulturbereich des RWK getroffen werden konnten.

Die Experteninterviews stellten gleichfalls eine wichtige Informationsquelle zur Beschäfti- gungssituation und Gleichstellung von Männern und Frauen in den öffentlichen Einrich- tungen dar.

Vernetzungs- und Kooperationspotenziale

Ein hauptsächliches Untersuchungsziel stellten Vernetzungs- und Kooperationspotenziale im Regionalen Wachstumskern dar. Diese wurden auf verschiedenen Ebenen untersucht: auf interkommunaler Ebene, zwischen den Kulturschaffenden im RWK Prignitz, zwischen den Kulturschaffenden des RWK Prignitz und dem Umland sowie die Vernetzung und Ver- marktung kulturtouristischer Angebote. Darüber hinaus war es wichtig, mögliche Hinder- nisse von Kooperationen sichtbar zu machen, bevor entsprechende Handlungsempfehlun- gen abgeleitet werden konnten.

Kulturtourismus

Ein weiteres Untersuchungsziel war die Bestimmung noch ungenutzter kulturtouristischer Potenziale und Kooperationsfelder. Ein Workshop zum Thema »Kulturelle und kulturtouris- tische Themen im Regionalen Wachstumskern« diente der gemeinsamen Ideenfindung. Darüber hinaus konnte über die Bestandsaufnahme und Experteninterviews weiteres Wis- sen genereriert und in der Stärken-Schwächen-Analyse zusammengeführt werden.

Gemeinsame Entwicklungsschwerpunkte und Strategien

Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt widmete sich der Frage bzw. Aufgabe, ob die drei Kommunen gemeinsame Entwicklungsschwerpunkte und Strategien im Kulturbereich entwerfen könnten. Dabei laufen viele der oben genannten Schwerpunkte zusammen. Auf- bauend auf dem ersten Workshop zum Thema »Kulturelle und kulturtouristische Themen im Regionalen Wachstumskern« fand ein zweiter Workshop zum Thema »Kräfte bündeln und verstärken« statt. Er diente neben den Experteninterviews und der Bestandsaufnahme der gemeinsamen Themenfindung. Ziel des Workshops war es, mögliche Gegenstrategien hinsichtlich der anhaltenden Schrumpfungsprozesse zu entwerfen und zu prüfen, ob Ko- operationen ein geeignetes Instrument sein können. Darüber hinaus sollten mit Hilfe der Workshops der Austausch und die Aktivierung der Teilnehmer gefördert werden. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 14 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

1.2 Methoden

Um zu verwertbaren und differenzierten Ergebnissen zu kommen, wurde mit einem Methoden-Mix aus verschiedenen qualitativen und quantitativen Methoden gearbeitet. Dies ermöglichte einen mehrdimensionalen Blick auf das Untersuchungsfeld. Einem parti- zipativen und transparenten Untersuchungsansatz folgend, wurden verschiedene Beteili- gungsformen geschaffen, die es jedem Interessierten ermöglichten, sich zu jeder Zeit in den Prozess einzubringen. Ziel war es, die Ergebnisse nicht erst nach Abschluss der Konzeption vorzustellen, sondern wesentliche Zwischenergebnisse bereits zur Diskussion zu stellen und damit einen reflexiven Prozess anzustoßen. Die beiden durchgeführten Workshops waren dafür ein wesentliches Instrument.

Folgende Methoden und Maßnahmen wurden insgesamt durchgeführt:4

• Bestandsaufnahme

• Dokumenten- und Literaturanalyse

• Auftakt- und Einführungsveranstaltung

• Öffentlicher Aufruf zur Mitarbeit (Homepage der Kommunen und des RWK)

• Regelmäßige Arbeitstreffen (vor allem im Rahmen des AK Tourismus, Kultur und Sport des RWK Prignitz)

• Leitfadengestützte Experten- und Gruppeninterviews

• Leitfadengestützte Telefoninterviews

• Offene Telefoninterviews und Vor-Ort-Gespräche (teilw. zur Nachrecherche)

• Vor-Ort-Besichtigungen (teilnehmende Beobachtung)

• Zwei zeitnahe Workshops

• Schriftliche Bürgerbefragung in Kooperation mit dem Landkreis Prignitz

• Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse (engl. SWOT)

• Potenzialanalyse

• Abschlusspräsentation

• Abschlussgespräche

Das Projekt wurde öffentlichkeitswirksam durch die Koordinatorin des RWK und seitens der Forschungsgruppe durch regelmäßige Pressearbeit begleitet, um die Transparenz, Beteili- gung und Akzeptanz des Projektes zu fördern.

4 Vgl. ausführlich Kapitel 3. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 15 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Gender Mainstreaming Prinzip

Die vorliegende Untersuchung erfolgte unter der Berücksichtung der Aspekte des Gender Mainstreaming (GeM). Das bedeutet, dass in allen Phasen der Konzeptionserstellung der Geschlechterperpektive Rechnung getragen wurde, in dem beispielsweise die wesentlichen Daten zur Geschlechtergerechtigkeit abgefragt wurden, sofern dadurch nicht die Anonymi- tät Einzelner und ihrer Aussagen (z.B. bei den Experteninterviews) beeinträchtigt wurde. Darüber hinaus werden im vorliegenden Konzept hinsichtlich der Formulierung so genann- te Vollformen verwendet (z.B. Bürgerinnen und Bürger) oder auch Kurzformen (Vertre- ter/innen oder PolitikerInnen). Geschlechtsneutrale Formulierungen wie z.B. »Kulturschaf- fende« beziehen sich gleichermaßen auf Frauen und Männer.5

1.3 Projektzeitplanung

Die Forschungsgruppe erarbeitete im Zeitraum September 2008 bis September 2009 die vorliegende Kulturkonzeption für den Regionalen Wachstumskern Perleberg –Wittenberge - Karstädt. Der Projektzeitplan zeigt die wichtigsten Maßnahmen und Meilensteine auf:

Aktivitäten 2008 Okt Nov Dez Projektstart Projektetablierung Weiteres Arbeitstreffen und Abstimmung mit Kreis (18.11.08) Einreichung der Dokumente an FH Potsdam (bis 30.11.08) Bestandsaufnahme, Dokumentenanalyse (Vorbereitung, Durchfüh- rung, Auswertung) Aktivitäten 2009 Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Kick-Off-Veranstaltung am 19.01.09 in Perleberg Öffentlicher Aufruf zur Mitarbeit Weiterführung Bestandsaufnahme u. Dokumentenanalyse Auswahl der Experten und Durchführung der Experteninter- views sowie Auswertung Erste SWOT-Analyse Regelm. Arbeitstreffen Arbeitsgruppe »Kulturkonzept RWK« Zusammenfassung und Aufbereitung der Zwischenergebnisse für den Workshop Durchführung Workshops am 15.05.09 in Perleberg und 08.06.09 in Blüthen (Gemeinde Karstädt) Aktivitäten 2009 Jul Aug Sep Abstimmung zu Eckpunkten mit der Arbeitsgruppe »Kulturkonzept RWK« Zweite SWOT-Analyse und Potenzialanalyse Abschlussgespräche Erarbeitung der Handlungsempfehlungen und des Abschlussberichts Abschlusspräsentation am 22.09.2009 in Wittenberge

5 Vgl. vertiefend zum Thema »Gender Mainstreaming« Dobelhofer/Küng 2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 16 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

1.4 Beraterrollen und -ansatz

Die Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« ist am Studiengang Kultur- arbeit der Fachhochschule Potsdam angesiedelt. Die Untersuchungen und Projekte der For- schungsgruppe werden anwendungsbezogen erarbeitet und sollen ermöglichen, dass sich Kommunen und Kultureinrichtungen aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse für ihre Ar- beit in der Praxis zunutze machen können. Die durch die Forschungsgruppe erarbeiteten Studien und Konzeptionen zeichnen sich durch wissenschaftlich belastbare Ergebnisse aus (Analyse/Empirie), auf deren Grundlage konkrete Handlungsempfehlungen erarbeitet und Strategien entworfen werden.

Es ist das Selbstverständnis der Forschungsgruppe, dass bei Kulturkonzeptionen für Städte, Gemeinden und Regionen möglichst Akteure aus allen drei Sektoren durch entsprechende Beteiligungsverfahren und Methoden in den Prozess mit einbezogen werden. Darüber hin- aus fungiert die Forschungsgruppe als »Sachverständiger« und erarbeitet gutachterliche Stellungnahmen zu spezifischen Problemstellungen.6

Die Projektleitung für die vorliegende Kulturkonzeption lag bei Iken Neisener (hauptver- antwortlich) und Patrick S. Föhl. Weitere Informationen zur Forschungsgruppe und zum Forschungsansatz sind zu finden unter http://www.regional-governance-kultur.de.

1.5 Aufbau der Konzeption

Die Konzeption gliedert sich in den empirischen Teil (Kap. 1 bis 5) und den Empfehlungsteil (Kap. 6). Im empirischen Teil werden zunächst die Ausgangssituation sowie die Kulturland- schaft des RWK beschrieben (Bestandsaufnahme). Des Weiteren befinden sich in diesem Teil die Zusammenfassungen der Untersuchungsergebnisse bspw. aus den Experteninter- views und der Bevölkerungsumfrage. Diese ersten vier Kapitel der Konzeption sind bewusst materialreich gestaltet und dienen nicht nur als empirisches/belastbares Fundament für die Handlungsempfehlungen, sondern auch als Nachschlagewerk für die Kulturschaffenden vor Ort im RWK. Anschließend wurde eine zusammenfassende Analyse und Bewertung (Kap. 5) vorgenommen, auf deren Grundlage die zentralen Themen für die Handlungsemp- fehlungen, den zweiten Empfehlungsteil der Konzeption, herausgearbeitet werden konn- ten.

6 Vgl. hierzu auch vertiefend Föhl 2009c. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 17 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

1.6 Bindungswirkung der Konzeption und Nachhaltigkeit

Ziel der Konzeption ist es, mit dem angestoßenen Prozess, den Ergebnissen und Hand- lungsempfehlungen nachhaltiges politisches Handeln zu unterstützen und Lösungsmög- lichkeiten zu einer gemeinsamen strategischen Entwicklung sowie Ausrichtung der Kultur- landschaft des RWK anzubieten.

Der Prozess wurde bewusst partizipativ gestaltet, so dass sich neben Politik und Verwaltung auch öffentliche Institutionen, privatwirtschaftliche und freigemeinnützige Akteurinnen und Akteure aus Kultur, Bildung, Tourismus und kirchliche Träger beteiligten. Das Kultur- konzept ist jedoch nicht rechtsverbindlich, sondern baut auf die politische Selbstbindung der Beteiligten. Jedes auf informeller Handlungsebene erzielte Ergebnis bleibt jedoch wirklungslos, wenn dessen Umsetzung ausbleibt. Die Verfasser regen daher an, die Hand- lungsempfehlungen aktiv als Diskussionsgrundlage zu nutzen und den angestoßenen ko- operativen Prozess fortzuführen. Dies kann zusätzlich durch ein interkommunales bzw. Regionalcoaching unterstützt und begleitet werden, um von dieser Seite die Nachhaltigkeit und inhaltliche Fachlichkeit sicher zu stellen.

Was die Nachhaltigkeit des Prozesses der Konzepterarbeitung betrifft, so ist diese nicht nur von der Verbindlichkeit, Intensität und Machbarkeit abhängig7, sondern auch von der Inno- vationskraft der Zusammenarbeit bzw. der entsprechenden Idee. 8 Nun stellt sich die Frage, wie Innovationen strategisch initiiert werden können. Zunächst ist festzustellen, dass sich Innovationen erst im Nachhinein erkennen lassen und diese grundätzlich schwer »planbar« sind.9 Dennoch lassen sich drei wesentliche Merkmale herausstellen, die die Innovationsori- entierung einer Planung bzw. Kooperation unterstützen und die auch für die vorliegende Konzeption herangezogen werden bzw. den darauf folgenden Diskussions- sowie Arbeits- prozess positiv beeinflussen können:10

7 Vgl. hier und für den gesamten folgenden Absatz Föhl 2009b. 8 Beispielhaft genannt werden kann die »Internationale Bauaustelleung (IBA) Emscher Park«. Angesichts des Auflö- sens alter Industrieregionen in den 1980er Jahren war man gehalten – da Subventionsmaßnahmen etc. nicht mehr greifen konnten – neue Wege zu beschreiten (vgl. dazu ausführlich Kilper 2007: 61–64). Die IBA Emscher Park wurde im Jahr 1989 als regionales Kooperationsprojekt etabliert, um im nördlichen Teil des Ruhrgebiets einen Erneue- rungsprozess für Innovationen und Qualität anzustoßen – im Denken, Bauen und Handeln. Dieses Projekt ist be- kanntermaßen geglückt (vgl. dazu u.a. Institut für soziale Bewegungen 2008, Kleine 1993, TU Dortmund 2008). 9 Vgl. hier und im Folgenden ausführlich Ibert 2003. 10 Um eine Kooperation nachhaltig zu entwickeln, müssen natürlich grundsätzlich alle Partner einen Vorteil im Einge- hen einer Kooperation sehen, der sie motiviert, weitere Kooperationsschritte zu gehen und sich aktiv einzubringen (»Sensemakingprozess«; vgl. hierzu Manger 2009: 76). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 18 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• »Kreativität«: Die Aufdeckung neuer Problemdefinitionen und daraus Entwicklung neuer Handlungsstrategien. Dieser Prozess ist durch die Konzeption bereits nach- haltig in Gang gesetzt.

• »Durchsetzung gegen Widerstände«: Die Durchsetzung von Innovationen stößt in etablierten Systemen auf Widerstand, weil vertraute Muster, Denkstrukturen und eingeübte Routinemuster in Frage gestellt werden. Die neuen Formen der Kommu- nikation und Zusammenarbeit (u.a. durch die Etablierung des RWK) sowie das Wis- sen um die gesamtgesellschaftlichen Veränderungen, denen alle Kommunen des RWK bzw. der Prignitz ausgesetzt sind, können/sollten dazu beitragen, alte Hand- lungsmuster zugunsten einer zukunftsorientierten Kulturarbeit zu überwinden.

• »Sonderbedingungen«: Innovative Planungen bzw. Kooperationen brauchen Son- derbedingungen (z.B. Probephasen, zentrale Fürsprecher, Startförderung für den Aufbau von Kooperationsstrukturen).

Abschließend ist darauf zu verweisen, dass die gegenwärtigen Ungewissheiten der wirt- schaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklungen sowie die zunehmende Komplexität der Akteurs- und Aufgabenkonstellationen eine strategische Planung und Steuerung der Kom- munalpolitik erschweren. Dennoch kann eine Planung in Form der vorliegenden Konzeption politische Handlungsspielräume erweitern. So lassen sich einer Planung vier Kernfunktio- nen zuschreiben,11 die im Rahmen dieser Kulturkonzeption umgesetzt wurden bzw. wer- den:

• Frühwarnfunktion: Probleme werden frühzeitig erkannt, definiert und ein möglicher Problemlösungsraum vorstrukturiert.

• Orientierungsfunktion: die Zeitachse des Handelns wird in die Zukunft verlängert.

• Koordinationsfunktion: durch die Berücksichtigung sachlicher Interdependenzen und deren interessenabhängiger Bewertung werden Ziel- und Maßnahmekonflikte frühzeitig ausgeräumt.

• Moderationsfunktion: durch Moderation kann versucht werden, einer Verhärtung von Verteilungs- und Interessenkonflikten entgegen zu wirken und diese durch ge- meinwohlorientierte, kooperative Lernprozesse aufzulösen.

11 Vgl. Fürst/Ritter 2005: 766. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 19 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

2 Ausgangssituation

Vorbemerkungen

Kommunen stehen heute vor einer Reihe aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen. Insbesondere der demografische Wandel ist in den vergangenen Jahren zunehmend und unübersehbar zum Thema in allen politischen Handlungsfeldern geworden. Die Reflexion dieser gesellschaftlichen, aber auch strukturellen Herausforderungen ist bei der Erstellung von Konzeptionen und der Durchführung von Planungen besonders wichtig, weil diese ei- nerseits bei der Gestaltung kultureller Angebote zu berücksichtigen sind und andererseits in Planungen/Konzeptionen entsprechende Handlungsoptionen, Anpassungs- oder Ge- genmaßnahmen offeriert werden können. Diese können hier nur exemplarisch und im Kon- text der Situation des RWK Prignitz angerissen werden. Zunächst sollen daher die wichtigs- ten Faktoren des demografischen Wandels und dessen Auswirkungen im Kulturbereich für die Kommunen benannt werden, bevor auf weitere gesamtgesellschaftliche Entwicklungen eingegangen wird. Da der Regionale Wachstumskern nicht ohne seine »räumliche Einbet- tung« betrachtet werden kann, wurden die wichtigsten Eckdaten auf drei Ebenen aufberei- tet und zusammengefasst: auf administrativer Ebene (Regionaler Wachstumskern, Mittel- zentrum und Landkreis Prignitz), auf kulturlandschaftlicher Ebene (Kulturlandschaft Prignitz) und auf der Ebene des Reisegebietes Prignitz. Das gesamte 2. Kapitel »Ausgangs- bedingungen« steckt damit den informativen Rahmen für die vorliegende Konzeption ab und stellt damit eine wichtige Grundlage für alle darauffolgenden Kapitel dar.

2.1 Gesellschaftliche Entwicklungen

Auswirkungen des demografischen Wandels auf den Kulturbereich

Der Bevölkerungsrückgang ist allgemein zurückzuführen auf eine niedrigere Geburtenrate und die Abwanderung vornehmlich jüngerer Menschen in dynamischere Regionen (ar- beitsplatzorientierte Fernwanderungen). Der Altersdurchschnitt steigt, begünstigt durch die gestiegene Lebenserwartung, eine hohe Abwanderungsquote und die unterdurch- schnittlich niedrige Geburtenrate. Der natürliche Bevölkerungsschwund lässt sich selbst durch Zuwanderung nicht ausgleichen.12 Die Zahl der Erwerbsfähigen sinkt bei einer gleich- zeitig steigenden Anzahl Nicht-Erwerbsfähiger.

Die unmittelbaren Auswirkungen dieser Bevölkerungsentwicklung auf die Kommunen, ins- besondere auf den Kulturbereich sind zwangsläufig u.a. folgende:

12 Insbesondere in den neuen Bundesländern ist die Zahl der Menschen mit Migrationshintergrund extrem gering und liegt zwischen 1,9 und 2,8% (im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen mit 10,8% oder mit 14,1%). Vgl. dazu Kutzner 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 20 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Unterauslastung kultureller Einrichtungen: Durch den Bevölkerungsrückgang nimmt das Publikum bzw. die Nutzer von kulturellen Angeboten ab. Dies führt zu einer Unterauslastung kultureller und sozialer Einrichtungen und kann zum Abbau bzw. zur Ausdünnung kultureller Angebote führen.

• Veränderte Besucher- und Nutzerstrukturen: Kulturelle Einrichtungen und Akteure müssen einer veränderten Altersstruktur der Bevölkerung und deren Bedürfnisse Rechnung tragen. Es sind Angebote für eine zunehmende Anzahl älterer Menschen und deren Bedürfnisse erforderlich. Es entstehen somit auch neue/diversifizierte Anforderungen an öffentliche Leistungen und (Kultur-)Angebote sowie deren Zu- gänglichkeit (u.a. altersgerechte bzw. barrierefreie Infrastrukturen und Angebote).

• Kulturfinanzierung: mittel- bis langfristig werden die demografischen Entwicklun- gen die Infrastruktur an Tragfähigkeits- und damit Finanzierungsgrenzen führen. Die Finanzausstattung wird rückläufig sein, da sich die Situation kommunaler Haushalte mit dem Rückgang von Erwerbstätigen zuspitzen wird. Die gegenwärtige Finanzkrise verschärft diese Situation.13 Aufgrund sinkender Haushaltsbudgets kommt es ebenfalls zu Verteilungskonflikten. Insbesondere der Kulturbereich als freiwillige kommunale Leistung ist überdurchschnittlich von den finanziellen Aus- wirkungen betroffen.

• Wettbewerb der Kulturanbieter: Das kulturelle Interesse ist kein unbegrenztes Gut, sondern eine knappe Ressource, um die sich viele Anbieter bemühen. Die Konkur- renzsituation unter Kulturanbietern und Produzenten wird sich daher mit einem Rückgang der Bevölkerung verschärfen bzw. verschärft sich bereits (gegenseitiges Abwerben von Publikum etc.) bei rückläufiger bzw. begrenzter Kaufkraft der Bevöl- kerung.

• Fachkräftebedarf und Qualitätssicherung: bedingt durch die Abwanderung und die niedrige Geburtenrate wird sich der Fachkräftebedarf auch im Kulturbereich nieder- schlagen, was sich auf den Umfang und die Qualität der Angebote auswirkt.

• Rückbau und Leerstand: der Rückbau von Siedlungsgebieten führt nicht selten zur Perforation von Städten und Dörfern und zur sozialräumlichen Polarisierung.14 Gleichzeitig gefährdet der wachsende Leerstand den Erhalt kulturhistorischer Bau- substanz, die darüber hinaus für den Kulturtourismus von besonderer Bedeutung ist.

13 Die gegenwärtige Finanzkrise ist eine Bankenkrise, die im Frühsommer 2007 mit der »Subprime-Hypothekenkrise« in den USA begann und sich aufgrund weltweit verästelter Finanzgeschäfte global ausgebreitet hat. Diese Krise äu- ßert sich weltweit in Verlusten und Insolvenzen bei Unternehmen der Finanzbranche, aber seit Ende 2008 auch in der Realwirtschaft. Vgl. zu den Auswirkungen der gegenwärtigen Finanzkrise auf den Kulturbereich u.a. Deutscher Städtetag 2009 und Sievers 2009. 14 Vgl. Wirth/Bose 2007: 7. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 21 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Vor dem Hintergrund dieser Auswirkungen und stagnierender/sinkender Steuereinnahmen entstehen Steuerungs- und Anpassungserfordernisse, mit denen sich vor allem Kommunen in strukturschwachen Regionen wie beispielsweise in der Prignitz auseinandersetzen müs- sen.15

Weitere Entwicklungen und Tendenzen

Unabhängig vom demografischen Wandel ist der Kulturbereich noch mit anderen gesell- schaftlichen Entwicklungen konfrontiert, die deshalb mitbeachtet werden sollten:

• Wandel der kulturellen Interessen und der Zunahme kommerzieller Kultur- und Medienangebote. Die Motivation zur kulturellen Teilhabe ist deutlich durch einen Unterhaltungsanspruch (Eventisierung, Erlebnisorientierung) geprägt. Damit wird insbesondere für öffentliche Kulturanbieter das Werben um Nutzer und Publikum zu einer Gratwanderung zwischen populären Angeboten und künstlerischem An- spruch, kultureller Bildung, Aufklärung etc., welche das Publikum auch fordern.

• Zeitressourcen/- und Strukturen: Die durch die Arbeitsbedingungen geforderte Fle- xibilität, aber auch moderne Mobilitätsphänome wie z.B. multilokales Wohnen (das Wohnen an mehreren Orten wie z.B. bei WochenendpendlerInnen, StudentInnen), verändern die Nachfrage und das Wahrnehmen von kulturellen Angeboten ebenso wie die Zeit, die für Freizeit zur Verfügung steht.16

• Soziale Ungleichheiten und kulturelle Unterschiede: die kulturellen Bedürfnisse von Menschen in einer pluralistischen Gesellschaft ergeben sich nicht nur aufgrund ih- res Alters und ihrer Herkunft, sondern vor allem aus ihrer Biografie. Soziale Un- gleichheiten und soziokulturelle Unterschiede sind deshalb auch entsprechend bei der Gestaltung des Kulturangbotes zu berücksichtigen.17

• Globalisierung: Globalisierungsprozesse ermöglichen mit einer beschleunigten und weitgehend unbegrenzten Kommunikation einen Zuwachs an Austausch zwischen den Kulturen und an kultureller Vielfalt. Andererseits tragen sie auch das Risiko der Vereinheitlichung von Kultur und der Verarmung künstlerischer Ausdrucksweisen. Die Liberalisierung der Märkte kann die Vielfalt und Dichte der Kulturlandschaft ge- fährden.18

15 Die Landesregierung Brandenburg hat auf die Auswirkungen des demografischen Wandels reagiert und dazu im Mai 2005 einen ersten Werkstattbericht mit entsprechenden Handlungsempfehlungen vorgelegt: Vgl. Land Bran- denburg - Staatskanzlei 2005. 16 Vgl. dazu exemplarisch BBSR 2009. 17 Vgl. dazu exemplarisch Künemund/Schroeter 2008. 18 Vgl. hier und im Folgenden Scheytt 2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 22 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Medialisierung: die fortschreitende Digitalisierung der Informationsverarbeitung hat auch tiefgreifende Folgen für die Produktion, Präsentation und Rezeption von Kultur und Kunst. Sie führt zu Informationsüberflutung, einer veränderten Kommu- nikation und einer Veränderung von Raum, Zeit und Öffentlichkeit. Die Beziehungen der Menschen untereinander und zu sich selbst, wandeln sich durch neue Wahr- nehmungs- und Denkformen. Vor diesem Hintergrund gewinnt die Vermittlung von Medienkompetenz und die Förderung des kreativen Umgangs mit neuen Medien zunehmend an Bedeutung.

• Zunehmende Vielfalt der Lebensstile und Lebensformen: Infolge der Erhöhung des materiellen Standards und der Bildungsexpansion haben insbesondere die individu- ellen Entfaltungsmöglichkeiten zugenommen. Immer mehr Lebensstile prägen sich aus, die Selbstinszenierung durch Kleidung und Körpersprache sowie sportliche und kulturelle Aktivitäten nimmt zu. Kulturschaffende stehen daher vor der Aufgabe, diese Lebensformen/-stile differenzierter wahrzunehmen und darauf mit einer ent- sprechenden Angebotsgestaltung zu reagieren.19

2.2 Bedeutungsgewinn interkommunaler Kooperationsansätze

Die Zusammenarbeit benachbarter Städte und Gemeinden ist keinesfalls neu und zählt zu den wiederkehrenden kommunalpolitischen Themen. Dennoch wird die Notwendigkeit einer verstärkten Kooperation auf kommunaler Ebene wieder zunehmend – insbesondere auch im Kulturbereich – deutlich.20 Auslöser/Ziele von Kooperationsüberlegungen sind u.a.:21

• Die beschriebenen gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen und entsprechen- de Ziele, mit einer kooperativen Vorgehensweise diesen Herausforderungen begeg- nen zu können (u.a. mit gemeinsamen Synergie- und Skaleneffekten, Know-how- Austausch, gemeinsamen Innovationsprozessen, Ressourcen- und Machtbündelung, Koordination).

• Diskrepanzen zwischen einer zunehmenden funktionalen Verflechtung von Kern- städten und ihren Umlandgemeinden und gleichzeitig einer immer deutlicher wer- denden Ungleichverteilung von Lasten, Kosten und Einnahmen zwischen den kom- munalen Gebietskörperschaften.

• Überschreitende Aufgaben- und Problemstellungen, wie beispielsweise bei der regi- onalen Wirtschaftsförderung, beim übergreifenden Umweltschutz, demografischen Wandel etc. und damit auch die Absicht, diesen Entwicklungen mit einer abge- stimmten und koordinierten Politik und Planung zu begegnen.

19 Vgl. hierzu auch Schulze 2005. 20 Vgl. zum Bedeutungsgewinn von regionalen Kooperationen im Kulturbereich vertiefend Föhl/Neisener 2009. 21 Vgl. Föhl und 2009a/b und Heinz 2000: 245f. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 23 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Die Verbesserung der interregionalen Wettbewerbsfähigkeit. Die regionale Ebene gewinnt insbesondere vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Wettbewerbs von Städten und Regionen an Bedeutung. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, in- traregionale Kräfte zu bündeln und nicht gegeneinander auszuspielen.

• Großvorhaben, häufig im Bereich der technischen Infrastruktur, aber auch bei Kul- tur- und Freizeiteinrichtungen, die entweder die Kompetenzen und Kapazitäten ein- zelner Kommunen überschreiten oder schwierige Standortentscheidungen erfor- dern und für ihre Realisierung gemeinsamer Anstrengungen bedürfen.

Wenn keine rechtlichen Hinderungsgründe bestehen, können alle kommunalen Aufgaben Gegenstand der Zusammenarbeit sein. Im Bereich der Kultur- und Freizeitinfrastruktur stellt sich dies allerdings aufgrund der identitätsstiftenden Funktion von Kultur als beson- dere Herausforderung dar. Dennoch befinden sich gegenwärtig zahlreiche Kreise und Ge- meinden in einem kostenintensiven interkommunalen Wettbewerb um Einwohner. Aller- dings zeichnet sich ab, dass die Aufrechterhaltung des heutigen Niveaus an kommunaler Infrastruktur alleine und im bloßen Wettbewerb mit anderen kaum gelingen kann. Viel- mehr ist davon auszugehen, dass angesichts der kommunalen Verpflichtungen und des steigenden Kostendrucks viele Angebote, wenn überhaupt, zukünftig nur noch in Abstim- mung (z.B. Aufgabenverteilung und Vermeidung von Konkurrenz), im Verbund oder durch eine gemeinsame Leistungserstellung aufrecht zu erhalten sind. In diesem Kontext gewinnt das Thema Kooperation im Allgemeinen und die interkommunale Zusammenarbeit im Be- sonderen an Bedeutung.22

22 Vgl. Föhl 2009a: 206 und Neisener 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 24 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

2.3 Der Regionale Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt

Regionale Wachstumskerne in Brandenburg

Im November 2005 legte die Landesregierung Brandenburg den Beschluss einer neuen För- derstrategie vor. Im Zuge der Neuausrichtung der Brandenburger Wirtschaftsförderpolitik »Stärken stärken – Wachstum fördern« wurden 15 regionale Wachstumskerne (RWK) defi- niert, die bei der Entfaltung ihrer besonderen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Po- tenziale unterstützt werden sollen.23

Abb.: Übersicht der Regionalen Wachstumskerne im Land Brandenburg24

Die Regionalen Wachstumskerne sollen eine Motorenfunktion für ihre Region erfüllen und in ihr Umland ausstrahlen und genießen deshalb Priorität bei der Landesförderung. Ziel ist es, Förderprogramme stärker räumlich zu konzentrieren. Die wirtschaftsbezogenen Rah- menbedingungen in den RWK sollen durch Verbesserung der harten und weichen Standort- faktoren gestärkt werden. Alle Regionalen Wachstumskerne haben Standortentwicklungs- konzepte (SEK) erarbeitet, aus denen konkrete Vorhaben und Maßnahmen, z.B. zum Ausbau der Infrastruktur, der Entwicklung von Gewerbegebieten oder der Sicherung von Fachkräf- ten abgeleitet wurden.25

23 Vgl. http://www.lasa-brandenburg.de/Regionale-Wachstumskerne.32.0.html, Zugriff am 29.08.2009. 24 Vgl. ebd. 25 http://www.stk.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.138294.de, Zugriff am 29.08.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 25 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Der Regionale Wachstumskern Prignitz

Seit November 2005 bilden die Gemeinde Karstädt (6.692 Einwohner26) und die Städte Per- leberg (12.700 Einwohner27) und Wittenberge (19.250 Einwohner28) einschließlich aller Orts- und Gemeindeteile den Regionalen Wachstumskern Prignitz. Perleberg fungiert dar- über hinaus gemeinsam mit Wittenberge als Mittelzentrum in Funktionsteilung. Perleberg ist zugleich Kreisstadt und damit Sitz der Kreisverwaltung. Ebenso befindet sich in Perleberg das Kreiskrankenhaus. Im Folgenden werden die drei Kommunen vor allem hinsichtlich ih- rer wirtschaftlichen, räumlichen und funktionalen Verflechtungen dargestellt.

Lenkungsgruppe

Für den Regionalen Wachstumskern Prignitz wurde eine Lenkungsgruppe eingerichtet. Die- se setzt sich aus den drei Bürgermeistern der Städte Wittenberge und Perleberg und der Gemeinde Karstädt, der Wirtschaftsinitiative Westprignitz WIW und dem Landkreis Prignitz (beratend) sowie der Wirtschaftsfördergesellschaft Prignitz mbH (WFG Prignitz, ebenfalls beratend) zusammen, die sich 14-tägig trifft. Entscheidungen können nur einstimmig ge- troffen werden. Der RWK Prignitz hat für drei Jahre eine eigene Koordinatorin eingestellt, deren Stelle von den drei Kommunen und der Wirtschaft finanziert wird. Für die Kulturkon- zeption ist besonders die Arbeit des Arbeitskreises »Tourismus, Kultur und Sport« relevant, auf die in Kapitel 4.5 näher eingegangen wird.

Abb.: Organigramm des Regionalen Wachstumskern Perleberg, Wittenberge, Karstädt29

26 Stichtag 30.05.2008. 27 Stichtag 01.01.2008. 28 Stichtag 30.03.2008. 29 http://www.wachstumskern-prignitz.de, Zugriff am 25.02.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 26 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Branchenkompetenzfelder

Derzeit sind im RWK Prignitz etwa 2.000 Unternehmen ansässig. Die überwiegende Zahl der Unternehmen und Betriebe sind im Bereich Bau- und Ausbauhandwerk und im Elektro- und Metallhandwerk angesiedelt. Dies begründet sich u.a. durch die für den RWK festgeleg- ten Branchenkompetenzfelder. Im Rahmen des Zusammenschlusses zum RWK Prignitz wurden in den jeweiligen Gemeinden und Kommunen Branchenkompetenzfelder festge- legt, um die regionale Wirtschaftsstruktur gezielt zu stärken und vorhandene Strukturen besser zu nutzen. Die DB Dienstleistungen Fahrzeuginstandhaltung GmbH ist mit etwa 800 Beschäftigen der größte Arbeitgeber der Region.30

Tab.: Die Branchenkompetenzfelder im RWK mit den wichtigsten Branchenunternehmen31

Gemeinde/Stadt Branchenkompetenzfelder Karstädt Ernährungswirtschaft Metallverarbeitung/Mechatronik Perleberg Ernährungswirtschaft Metallverarbeitung/Mechatronik Wittenberge Metallverarbeitung/Mechatronik Kunststoff/Chemie Schienenverkehrstechnik Mineralölwirtschaft/Biokraftstoffe Medien/IKT Durch die Zusammenarbeit der regionalen Akteure untereinander und der Wirtschaft soll die Vernetzung der Unternehmen gefördert werden. Darüber hinaus wird eine branchenü- bergreifende Vernetzung mit anderen Schwerpunktorten in der Region angestrebt.32 Aus- strahlend vom Regionalen Wachstumskern sollen somit Synergieeffekte für die gesamte Region erzielt werden.

Geographische Lage und Verkehrsanbindung

Der RWK Prignitz liegt im Nordwesten des Landes Brandenburg und zwischen den Metro- polen (ca. 160 km Autostrecke) und Hamburg (ca. 160 km Autostrecke). Der RWK liegt zudem im Vier(Bundes-)länder-Eck: Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersach- sen und Sachsen-Anhalt. Alle Gemeinden des RWK sind an das Bundesstraßennetz ange- schlossen und sind unmittelbar über die B5, bzw. Wittenberge und Perleberg auch über die B198 erreichbar. Mit dem derzeitigen Bau der Bundesautobahn A14 und den geplanten Anschlussstellen für Karstädt und Wittenberge soll die Erschließung der Region verbessert werden. Wittenberge besitzt einen Direktanschluss an die ICE- und EC/IC-Verbindungen der Deutschen Bahn (Schnellfahrtstrecke Berlin-Hamburg). Sowohl Perleberg als auch die Ge- meinde Karstädt verfügen über Anschlüsse zum regionalen Bahnnetz. Mit der als schiffbare Wasserstraße zum Überseehafen Hamburg und dem Binnenhafen in Wittenber-

30 Vgl. RWK o.J.: 8f. 31 Vgl. RWK 2006: 18f. 32 http://www.wachstumskern-prignitz.de, Zugriff am 25.02.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 27 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit ge steht dem Regionalen Wachstumskern außerdem ein dritter Verkehrsweg zur Verfü- gung.33 Der Ausbau (bzw. die Verlagerung) des Hafens wird mit Mitteln aus dem Konjunk- turpaket des Bundes unterstützt, um Wittenberge als Wirtschaftsstandort zu stärken.34

Abb.: Verkehrsnetz Prignitz35

2.4 Mittelzentrum in Funktionsteilung: Wittenberge und Perleberg

Die Siedlungsstruktur des Landes Brandenburg ist nach den Prinzipien der zentralörtlichen Gliederung eingeteilt. Mit dem am 15. Mai 2009 in Kraft getretenen Landesentwicklungs- plan Berlin-Brandenburg (LEP B-B) wurden die bisher als Grundzentren kategorisierten Orte zugunsten der Mittelzentren abgeschafft. Zur räumlichen Ordnung der Daseinsvorsorge wird im LEP B-B ein flächendeckendes System Zentraler Orte mit den drei Stufen Metropole, Oberzentren, Mittelzentren, die als räumlich-funktionale Schwerpunkte komplexe Funktio- nen für ihr jeweiliges Umland erfüllen, abschließend festgelegt.36 Eine Ergänzung auf der mittelzentralen Ebene bilden sogenannte Mittelzentren in Funktionsteilung. Hierbei über- nehmen zwei beieinander liegende Gemeinden die Versorgungsleistung für einen gemein- samen Verflechtungsbereich.37 Benachbarte Städte sollen sich hinsichtlich mittelzentraler Einrichtungen sinnvoll ergänzen, um eine bedarfsgerechte Ausstattung des Einzugsberei- ches zu sichern.38

33 Vgl. http://www.wachstumskern-prignitz.de, Zugriff am 25.02.2009. 34 Vgl. http://www.mir.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.167243.de, Zugriff am 06.09.2009. 35 Vgl. http://www.landkreis-prignitz.de, Zugriff am 25.02.2009. 36 Vgl. http://www.gl.berlin-brandenburg.de, Zugriff am 20.08.2009. 37 Vgl. http://www.bbu.de, Zugriff am 12.12.2008. 38 Vgl. http://www.landesrecht.de, Zugriff am 12.12.2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 28 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Perleberg und Wittenberge fungieren als gemeinsames Mittelzentrum in Funktionstei- lung.39 Laut LEP B-B gehört zu diesem Mittelzentrum folgender Mittelbereich: Gemeinde Karstädt, Gemeinde , -Elbtalaue, Amt Bad Wilsnack-Weisen.

In den Mittelzentren sollen für den jeweiligen Mittelbereich die gehobenen Funktionen der Daseinsvorsorge mit regionaler Bedeutung konzentriert werden. Dazu gehören insbesonde- re Wirtschafts- und Siedlungsfunktionen, Einzelhandelsfunktionen, Kultur- und Freizeit- funktionen, Verwaltungsfunktionen, Bildungs-, Gesundheits-, soziale Versorgungsfunktio- nen sowie überregionale Verkehrsknotenfunktionen.40

Die Funktionsergänzung der Städte Perleberg und Wittenberge wurde im Kooperationsver- trag vom 29. Mai 2007 wie folgt festgelegt:

»Die Stadt Perleberg hat ihre Funktion als Verwaltungszentrum und Justizstandort sowie als Wirtschafts- und Schulstandort durch zahlreiche Investitionen in die Infrastrukturen, öffentliche Einrichtungen und die Schullandschaft untersetzt. Neben guten Bedingungen im Kultur-, Freizeit- und Tourismusbereich ist der Gesundheitsstandort mit dem Kranken- haus hervorzuheben.

Die Stadt Wittenberge in ihrer Funktion als Wirtschafts-, Kultur-, Freizeit- und Tourismus- sowie Bildungsstandort mit dem Oberstufenzentrum und dem Beruflichen Bildungszent- rum der Prignitzer Wirtschaft e.V. hat sich durch zahlreiche Investitionen weiterentwickelt. Mit den Verkehrsträgern Straße, Schiene, Wasser (Trimodalität) bildet Wittenberge einen überregionalen Verkehrsknotenpunkt.«41

Darüber hinaus wurde folgendes Kooperationsziel vereinbart: »Die Kooperation der Städte ist darauf ausgerichtet, den Status der Kreisstadt Perleberg zu stärken und zu sichern.«42

Tab.: Funktionsbereiche der Städte Wittenberge und Perleberg43

Perleberg Wittenberge zentralörtliche Versorgungsaufgabe im zentralörtliche Versorgungsaufgabe im Funktionsbereich Gesundheit Funktionsbereich Kultur (Theater)

Verwaltungsstandort Wirtschaftsstandort (mind. ein strukturbestimmender Betrieb über Kreisstadt 250 Beschäftigte)

Gerichtsstandort überregionaler Verkehrsknoten

39 Damit eine Verknüpfung wirtschaftlicher und raumordnerischer Schwerpunktsetzung sichergestellt werden kann, ist mindestens ein Mittel- oder Oberzentrum Teil eines Regionalen Wachstumskerns. 40 Vgl. MIR/Sen 2009. 41 Stadt Perleberg/Stadt Wittenberge 2007:2f. 42 Ebd.: 2. 43 Vgl. Land Brandenburg 2006. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 29 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

2.5 Landkreis Prignitz

2.5.1 Administrative Gliederung

Der Landkreis Prignitz ist von der Region Prignitz abzugrenzen. Auch 16 Jahre nach der letz- ten Kreisgebietsreform wird die Prignitz in ihren territorialen Grenzen unterschiedlich defi- niert. Die landes- und kulturgeschichtliche Forschung bezieht sich in ihren Studien weiter- hin auf die historisch gewachsenen Grenzen der Prignitz, die jedoch durch die administrati- ve Neugliederung 1993 weitgehend ignoriert wurden.44 Seit der ersten urkundlichen Er- wähnung 1349 wird die Prignitz, damals auch als Neumark bezeichnet, als eine von Meyn- bach, Elbe, Havel und Dosse begrenzte Landschaft im äußeren Nordwesten definiert. Eine Unterteilung in Ost- und Westprignitz mit den jeweiligen Kreisstädten Kyritz und Perleberg erfolgte mit der Verwaltungsreform Preußens 1817. Die DDR-Regierung löste 1952 erstmals die historischen Grenzen der Prignitz auf. Nach kurzzeitiger Wiederherstel- lung der alten territorialen Verhältnisse 1990 umfasst der heutige Landkreis Prignitz Teile der Ostprignitz mit , und Demerthin und den nahezu gesamten alten Kreis der Westprignitz. Der Großteil der ehemaligen Ostprignitz gehört heute zum Landkreis Ostprignitz-Ruppin mit dem Hauptort Neuruppin.45 Einige Teile der historischen Prignitz wie Ludwigslust/Parchim und Havelberg wurden den Bundesländern Mecklenburg Vor- pommern bzw. Sachsen-Anhalt zugeordnet.

Heute umfasst der Landkreis Prignitz eine Fläche von 2.123 km2 und zählt damit zu einem der größeren Landkreise Brandenburgs. Mit der Kommunalwahl und dem Inkrafttreten der Kreisgebietsreform im Land Brandenburg am 05.12.1993 wurde der Kreis Prignitz aus den alten Kreisen Perleberg und Pritzwalk (ohne die Gemeinden Blumenthal, und Ro- senwinkel) und dem Amt (ehemaliger Kreis Kyritz) gebildet.46 Mit der Gemeinde- gebietsreform 2002/2003 besteht der Landkreis nunmehr aus drei Städten, vier Ämtern und vier Großgemeinden, das sind die Städte Perleberg, Pritzwalk, Wittenberge, die Ämter Len- zen-Elbtalaue, -Berge, Meyenburg, Bad Wilsnack/Weisen mit einzelnen Orts- und Gemeindeteilen und die Gemeinden Groß Pankow, Gumtow, Plattenburg und Karstädt mit einzelnen Orts- und Gemeindeteilen. Kreisstadt ist Perleberg. Anlässlich sinkender Bevölke- rungszahlen wird seit 2008 über eine weitere Kreisgebietsreform nachgedacht, die bspw. auch die historische Prignitz weitgehend umfassen könnte.47

44 Vgl. von Falkenhausen 2008: 8–10. 45 Vgl. Pawelka et al. 2004: 8. 46 Vgl. http://www.landkreis-prignitz.de/laNDKreis/geschichte/geschichte_uebersicht.htm, Zugriff am 28.08.2009. 47 Vgl. http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11330922/61469/Buergermeistertreffen_in_Wittenberge_Krei sgebietsreform_unumgaenglich_KOMMUNEN.html, Zugriff am 1.09.2009. Diese Auffassung wird laut MAZ von Herrn Karl-Ludwig Böttcher vertreten, Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 30 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Administrative Gliederung des Landkreises Prignitz am 31.12.200748

Der Kreistag setzt sich zusammen aus 46 Abgeordneten und dem Landrat.49 Im Ergebnis der Wahl vom 28. September 2008 ergab sich folgende Zusammensetzung: CDU = 10 Sitze, SPD = 10 Sitze, DIE LINKE = 9 Sitze, Bauernverband = 7 Sitze, FDP = 4 Sitze, FW Pro Prignitz= 4 Sitze, Bündnis 90/Die Grünen = 1 Sitz, DVU = 1 Sitz, Landrat = fraktionslos (Hans Lange).50

Geografische Lage und Flächennutzung

Der Landkreis liegt im äußersten Nordwesten Brandenburgs. Zwei Drittel der Kreisgrenzen sind zugleich Landesgrenzen zu den Bundesländern Sachsen-Anhalt, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. Im Osten grenzt der Kreis an den brandenburgischen Landkreis Ost-Prignitz-Ruppin, im Süden an den Landkreis (Sachsen-Anhalt), im Norden an die Landkreise Ludwigslust und Parchim (Mecklenburg-Vorpommern) und im Südwesten und Westen an den Landkreis Lüchow-Dannenberg (Niedersachsen). Die Elbe bildet im Südwes- ten eine natürliche Grenze zu den Bundesländern Niedersachsen und Sachsen-Anhalt. Mit 85.414 Einwohnern und einer Besiedlungsdichte von ca. 40 Einwohnern pro km2 (Stichtag: 31.03.2008) ist der Landkreis dünn besiedelt. Der Anteil der nichtdeutschen Bevölkerung lag 2004 bei 1,4%.51

48 Landkreis Prignitz 2008: 14. 49 Die Abgeordneten des Kreistages sind abweichend vom § 4 Satz 1 des Brandenburgischen Kommunalwahlgesetzes bis zu den nächsten Kommunalwahlen im Jahre 2014 gewählt. 50 Vgl. http://www.landkreis-prignitz.de/landkreis/kreistag/_kreistag.htm, Zugriff am 14.12.2008. 51 MASFG, o.J. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 31 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Die Prignitz ist eine der Regionen des Bundeslandes Brandenburg, die den höchsten Anteil an landwirtschaftlicher Nutzfläche (70,1%) aufweist. 23,5% werden durch Wald bedeckt und ein geringer Teil von insgesamt 6,6% machen Verkehrs-, Gebäude- und Freiflächen aus.52 Obwohl der Siedlungs- und Verkehrsflächengrad im Landesvergleich in der Prignitz sehr gering ist, weist die Prignitz im Vergleich zur Gesamtfläche des Kreises eine hohe Dich- te im Straßennetz auf. Günstig erschlossen ist der Kreis durch Eisenbahnverbindungen, Wasserstraßen und die Einbindung in überregionale Verkehrsnetze. Wirtschaftlich geprägt ist der Kreis vor allem durch landwirtschaftliche Produktion und die Verarbeitung landwirt- schaftlicher Produkte. Darüber hinaus sind klein- und mittelständische Industrie, Handwerk und Gewerbe in den verschiedensten Bereichen angesiedelt.53

2.5.2 Sozialstruktur und Arbeitsmarkt

Sozialstruktur

Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen im Landkreis Prignitz lag im Jahr 2006 mit 1.416 EUR unter dem Landesdurchschnitt und ist im Vergleich mit anderen Landkreisen im Land Brandenburg am niedrigsten. Das höchste Haushaltsnettoeinkommen hatte der Landkreis Barnim mit 1.752 EUR zu verzeichnen.54

Im Landkreis Prignitz beziehen 117,5 von 1.000 Einwohnern Arbeitslosengeld II; Sozialgeld beziehen 31,3 Hilfebedürftige. Die Prignitz liegt damit nach der Uckermark (146,8 ALG II) und dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin an dritter Stelle im Land Brandenburg. Den niedrigs- ten Wert hat Potsdam-Mittelmark mit ca. 60 Empfängern von ALG II auf 1.000 Einwohnern. In der Vergangenheit hat der Anteil der Kinder und Jugendlichen, die auf Sozialgeld ange- wiesen waren, tendenziell zugenommen. Im Dezember 2007 lebte jedes dritte Kind im Landkreis Prignitz unter 15 Jahren von Sozialleistungen nach dem SGB II (315 von 1.000 Kindern und Jugendlichen), im Landesdurchschnitt ist es jedes vierte Kind.55 Betrachtet man die Anzahl der Grundsicherungsempfänger im Alter und bei Erwerbsminderung, so ist fest- zustellen, dass die Prignitz 2006 mit 9,3 Hilfeempfängern je 1.000 Einwohnern deutlich über dem Landesdurchschnitt von 7,6 Hilfeempfängern liegt.56 Insgesamt liegen nur wenig Daten zur Lage von Kindern und Jugendlichen in der Prignitz vor, die in armutsgefährdeten und armutsbedrohten Haushalten aufwachsen. Eine differenzierte Sozialberichterstattung stellt jedoch eine wesentliche Grundlage für die soziale und kulturelle Infrastrukturplanung dar, daher ist an dieser Stelle dringend auf eine Bedarf differenzierter Erhebungen und eine Sensibilisierung für diese Thematik hinzuweisen.57

52 Landkreis Prignitz 2008: 12. 53 Vgl. http://www.landkreis-prignitz.de, Zugriff am 14.12.2008. 54 Vgl. Landkreis Prignitz 2007: 31f. 55 Vgl. Landkreis Prignitz 2007: 66. 56 Vgl. Landkreis Prignitz 2007: 39. 57 Vgl. dazu beispielhaft den Ansatz des Sozialberichts über die Lage der Kinder und Jugendlichen im Landkreis Mär- Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 32 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Arbeitsmarkt und Beschäftigung

Im Zeitraum 2005 bis 2007 war ein Anstieg von 3,7 % der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten im Landkreis zu verzeichnen.58 Im Jahr 2007 betrug die Beschäftigungsquo- te59 47,4 % und stieg im Vergleich zum Vorjahr um 1,9 Prozentpunkte an. Der Anteil der Er- werbstätigen im Alter von 15- bis unter 65 Jahren an der erwerbsfähigen Bevölkerung liegt insgesamt 1,4 Prozentpunkte unter dem Landesdurchschnitt von 48,8 %. Im RWK Prignitz sind die Beschäftigungszahlen seit 2003 weitgehend stabil. Dies wird vor allem mit einer Zunahme von Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe, in der öffentlichen Verwaltung und im Bereich Grundstückswesen, Vermietung und Dienstleistungen für Unternehmen begründet. Die überwiegende Zahl der im Landkreis Prignitz Beschäftigten sind in den Wirt- schaftszweigen verarbeitendes Gewerbe, öffentliche und private Dienstleistungen und in der öffentlichen Verwaltung tätig. Trotz dieser positiven Tendenzen sehen sich die Unter- nehmen verstärkt mit einem Fachkräftemangel konfrontiert. Zahlreiche Betriebe haben Probleme ihren Fachkräftebedarf zu decken. Um dem künftig steigenden Fachkräftemangel entgegen zu wirken, werden die Aktivitäten im Regionalen Wachstumskern verstärkt auf Aus- und Weiterbildung bzw. berufsspezifische Qualifikationen von Arbeitskräften ausge- richtet.60

Abb.: Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Landkreis Prignitz nach Wirtschaftszweigen am 30.06.200761 in Prozent

Grundstückswesen, Öffentliche Öffentliche und private Vermietung, Verwaltung Dienstleistungen Dienstleistungen für 12,2% 18,2% Unternehmen Land- und 9,6% Forstwirtschaft, Fischerei 6,4% Kredit- und Versicherungsgewerbe Bergbau 1,7% 0,3%

Verkehr- und Nachrichtenübermittlu Verarbeitendes ng Gewerbe 9,5% 18,9% Handel Gastgewerbe 11,5% Energie- und 2,4% Baugewerbe Wasserversorgung 8,8% 0,6%

kisch Oderland 2009 unter http://www.maerkisch-oderland.de/, Zugriff am 15.09.2009. 58 Landkreis Prignitz 2007: 53. 59 Landkreis Prignitz 2007: 54. (Anm.: Die Beschäftigungsquote gibt den prozentualen Anteil der Erwerbstätigen im Alter von 15 – unter 65 Jahre an der erwerbsfähigen Bevölkerung an.) 60 Vgl. Gemeinde Karstädt 2007a: 17. 61 Vgl. Landkreis Prignitz 2008: 93–141. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 33 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Die Arbeitslosenquote in der Prignitz liegt bei 18,7 % und damit etwa 4 % über der Arbeits- losenquote des Landes Brandenburg und 10 % über dem Bundesdurchschnitt. Wittenberge liegt mit einer Quote von 22,6 % deutlich über dem Durchschnitt der Gemeinde Karstädt und der Stadt Perleberg. In fast allen Wirtschaftsbereichen sind in den letzten Jahren Ar- beitsplatzverluste zu verzeichnen. Für 2007 sind jedoch wieder leicht steigende Zahlen zu beobachten. Parallel zum Bundesdurchschnitt ist auch in der Prignitz ein leichter Rückgang der Arbeitslosigkeit zu beobachten.62

Differenziert nach Alter und Geschlecht ist der Anteil der Arbeitslosen in der Altergruppe der über 55-jährigen gestiegen. Die Anteile der unter 25-Jährigen und der 25- bis unter 55- Jährigen an den Arbeitslosen sind dagegen im Beobachtungszeitraum 2005-2007 Jahren tendenziell rückläufig gewesen.63 2007 betrug der Anteil der Frauen 53 Prozent aller Ar- beitslosen. In der Altersgruppe der 25 bis unter 55 Jahren lag der Anteil der arbeitslosen Frauen deutlich über dem Anteil der arbeitslosen Männer. Hier sind 6,8 Prozent mehr Frau- en von Arbeitslosigkeit betroffen.64

Abb.: Arbeitslosenquote 2003–2009, Karstädt, Perleberg und Wittenberge im Vergleich zur Prignitz65, dem Land Brandenburg und Deutschland66

30%

25%

20%

Karstädt Perleberg 15% Wittenberge Prignitz Land Brandenburg 10%

5%

0% 2003 2004 2005 2006 2007

62 Vgl. Landkreis Prignitz 2008: 93–141. 63 Vgl. Landkreis Prignitz 2007: 60. 64 Vgl. ebd.: 62. 65 Vgl. Landkreis Prignitz 2008: 93–141. 66 Vgl. http://www.arbeitsagentur.de, Zugriff am 21.01.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 34 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Pendlersituation

Im Landkreis Prignitz ist ein hohes Pendleraufkommen festzustellen. Sowohl die Ein- als auch die Auspendlerquote beträgt über 20%. Das höchste Pendleraufkommen besteht zwi- schen dem Landkreis Prignitz und dem Landkreis Ostprignitz-Ruppin (OPR). 2007 fuhren 1.529 Auspendler zur Arbeit in den Landkreis Ostprignitz-Ruppin, umgekehrt 1.826 in den Landkreis Prignitz.

Betrachtet man die Kommunen des Regionalen Wachstumskerns, so sehen sich Perleberg und Wittenberge mit einem Auspendleraufkommen von über 50% der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten konfrontiert. In Karstädt liegt die Quote bei 35%. Das hohe Pendler- aufkommen wird nicht zwangsläufig mit einer sinkenden Zahl an Arbeitsplätzen begrün- det, sondern auf einen entsprechenden Fachkräftemangel bzw. Mangel an qualifiziertem Personal innerhalb der Branchen zurückgeführt.67

Tab.: Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte (Einpendler und Auspendler) in Perleberg, Wittenberge, Karstädt und dem Landkreis Prignitz, Stand 30.06.200768

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wohnort darunter Auspendler Arbeitsort darunter Einpendler Pendlersaldo

Perleberg 4.045 1.851 54,2% 6.623 4.420 33,3% 2.569 Wittenberge 5.219 2.513 51,8% 5.306 2.600 51% 87 Karstädt 2.402 1.540 35% 1.485 623 58% -917

Landkreis 27.455 7.453 27,1% 25.352 5.350 21,1% -2.103 Prignitz

67 Vgl. RWK 2006. 68 Vgl. Landkreis Prignitz 2008: 93–141. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 35 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

2.5.3 Einwohnerentwicklung und Altersstruktur

Natürliche Bevölkerungsbewegungen und Wanderungsbewegungen

Der aktuellen Raumtypisierung des Bundes zufolge gehört der Landkreis Prignitz mit ca. 40 Einwohnern pro km2 zu den Landkreisen geringerer Dichte (Kreise/Kreisregionen mit einer Dichte unter 100 Einwohnern/pro km2).69 In der Prignitz ist in den letzten 10 Jahren zusätz- lich ein Bevölkerungsverlust von über 12% zu verzeichnen. Es gibt jedoch kleinräumige Un- terschiede. Für den RWK Prignitz werden daher die natürlichen Bevölkerungsbewegungen und die Wanderungsbewegungen differenzierter dargestellt.

Tab.: Natürliche Bevölkerungsbewegung 1998-2007, Gemeinde Karstädt70

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Geburten 45 54 50 52 42 53 42 40 41 42 Sterbefälle 94 92 93 78 75 86 69 67 80 82 Überschuss der Geborenen (+)/ Gestorbenen (-) -49 -38 -43 -26 -33 -33 -27 -27 -39 -40

Tab.: Natürliche Bevölkerungsbewegung 1998-2007, Stadt Perleberg71

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Geburten 85 82 99 92 83 95 115 102 105 117 Sterbefälle 134 142 145 160 146 157 161 145 138 149 Überschuss der Geborenen (+) / Gestorbenen (-) -49 -60 -46 -68 -63 -62 -46 -43 -33 -32

Tab.: Natürliche Bevölkerungsbewegung 1998-2007, Stadt Wittenberge72

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Geburten 115 110 129 137 107 94 101 98 85 76 Sterbefälle 277 305 252 268 260 284 294 276 308 271 Überschuss der Geborenen (+) / Gestorbenen (-) -162 -195 -123 -131 -153 -190 -193 -178 -223 -195

Im Vergleich der drei Kommunen ist festzustellen, dass in Karstadt die Geburtenrate ver- hältnismäßig konstant geblieben ist, in Perleberg ist ein Anstieg der Geburtenrate um 37% festzustellen. Den größten Bevölkerungsverlust hat die Stadt Wittenberge mit einem Ge-

69 Vgl. http://bbr.bund.de, Zugriff am 29.08.2009. 70 Daten 1998-2004 LDS 2006; Daten 2005-2007 Landkreis Prignitz 2008. 71 Ebd. 72 Ebd. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 36 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit burtenrückgang von ca. 34% zu verzeichnen. Eine Stagnation zeichnet sich bislang noch nicht ab. Wie den Tabellen zu entnehmen, steht in den einzelnen Kommunen eine höhere Sterberate einer niedrigeren Geburtenrate gegenüber. In Karstädt und Wittenberge sterben jährlich etwa doppelt so viele Menschen wie geboren werden. Diese natürlichen Bevölke- rungsverluste können nicht durch Zuzüge ausgeglichen werden. Es sind, wie im Folgneden tabellarisch dargestellt, mehr Wegzüge als Zuzüge dokumentiert:

Wanderungsbewegungen 1998-2007, Gemeinde Karstädt73

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Zuzüge 357 211 274 208 236 234 234 240 218 195 Wegzüge 313 362 389 360 376 335 344 359 345 279 Überschuss der Zu- (+) bzw. Fort- gezogenen (-) 44 -151 -115 -152 -140 -101 -110 -119 -127 -84

Wanderungsbewegungen 1998-2007, Stadt Perleberg74

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Zuzüge 690 611 625 673 742 687 682 647 702 612 Wegzüge 656 630 719 792 793 877 690 813 734 922 Überschuss der Zu- (+) bzw. Fort- gezogenen (-) 34 -19 -94 -119 -51 -190 -8 -166 -32 -310

Wanderungsbewegungen 1998-2007, Stadt Wittenberge75

1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Zuzüge 774 654 626 651 721 663 612 664 721 718 Wegzüge 1047 1032 1165 1170 969 646 937 839 699 804 Überschuss der Zu- (+) bzw. Fort- gezogenen (-) -273 -378 -539 -519 -248 17 -325 -175 22 -86

In der Gemeinde Karstädt ist insgesamt ein Rückgang der Zuzüge zu verzeichnen. Zugleich ist die Zahl der Wegzüge leicht zurückgegangen. In der Stadt Perleberg sind auch mehr Fortzüge als Zuzüge zu verzeichnen, jedoch schwankend. Der größte Saldo ist 2007 festzu- stellen, mit 612 Zuzügen und 922 Fortzügen. Die größten Bevölkerungsverluste hatte Wit- tenberge in den Jahren 2001 und 2002 zu verzeichnen. Im Jahr 2003 ergab sich wieder ein positiver Saldo. Seit 2004 werden deutliche Schwankungen bei den Zu- und Fortzügen sichtbar, so dass nur schwer Tendenzen erkennbar sind.

73 Ebd. 74 Ebd. 75 Ebd. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 37 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Einwohnerentwicklung Perleberg, Wittenberge und Karstädt 1998-200776

25.000

20.000

15.000 Eihnwohner 10.000

5.000

0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Jahr

Perleberg Wittenberge Karstädt

Altersstruktur

Abb.: Bevölkerung nach Alter - Prignitz (Stichtag 31.12.2007)77

12,00

10,00

8,00

6,00

4,00

2,00

0,00

0-5 5-10 10-15 15-20 20-25 25-30 30-35 35-40 40-45 45-50 50-55 55-60 60-65 65-70 70-75 75-80 80-85 85-90

90 und älter

Prignitz Land Brandenburg

76 Landkreis Prignitz 2008. 77 Daten für die Prignitz: Landkreis Prignitz 2008: 21–41, Daten für das Land Brandenburg: Amt für Statistik 2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 38 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Die vorangegangene Abbildung zeigt die Ausdifferenzierung der Altersgruppen im Land- kreis Prignitz und im Vergleich dazu des Landes Brandenburg. Es wird deutlich, dass im Landkreis Prignitz die Altersgruppen 0-15 Jahre und 20-45 Jahre unter dem Gesamtdurch- schnitt des Landes Brandenburg liegen. Die Altersgruppen ab 65 Jahren liegen hingegen in der Prignitz über dem Landesdurchschnitt.

Insgesamt wird sichtbar, dass die Gruppe der 40-55-Jährigen sowie die der 65-70-Jährigen einen wesentlichen Teil der Bevölkerung ausmachen. Es zeichnet sich ab, dass sich der An- teil der Personen im erwerbsfähigen Alter in den nächsten Jahren deutlich reduziert, weil mehr Menschen altersbedingt aus dem Arbeitsprozess ausscheiden als junge Personen nachrücken. Dieser Entwicklungsprozess hat nicht nur ökonomische Konsequenzen, son- dern muss auch für eine zielgruppenadäquate Gestaltung der (Kultur-)Angebote berück- sichtigt werden.

2.5.4 Bevölkerungsprognosen

Bereits heute gehört die Prignitz zu den am dünnsten besiedelten Gebieten im Land Bran- denburg und der Bundesrepublik.78 Bis 2030 wird ein weiterer Bevölkerungsrückgang von 24.576 Einwohnern für den Kreis prognostiziert. Das entspricht einem prozentualen Rück- gang von 28,2% gegenüber 2006. Die Prignitz ist damit nach dem Landkreis Oberspreewald Lausitz der Kreis mit dem stärksten Bevölkerungsrückgang im Land Brandenburg. Im Unter- schied zur bisherigen Entwicklung wird der künftige Rückgang jedoch überwiegend aus einem Geburtendefizit resultieren. Die Altersgruppe der unter 15-Jährigen wird 2030 im Vergleich zu 2006 um 41,4% sinken. Der Jugendquotient79 wird nach heutigen Prognosen bei 25,9% liegen. Demgegenüber steht ein Altersquotient80 von 92,0%. Das Durchschnittsal- ter der Prignitzer Bevölkerung wird bei 55,2 Jahren liegen und damit 13,2 Jahre über dem Landesdurchschnitt. Auch die hohen Wanderungsverluste der Region Prignitz werden sich bis 2030 weiter negativ auf die Bevölkerungsentwicklung auswirken. Die überdurchschnitt- lich präsentierte Gruppe der Senioren und die sinkende Geburtenrate führen, parallel zum bundesweiten Trend, jedoch bedeutend stärker ausgeprägt, zur Überalterung der Region. Die Stadt Wittenberge ist entsprechend der aktuellen Bevölkerungsprognosen am stärksten vom Bevölkerungsrückgang betroffen. In der folgenden Abbildung werden die für 2030 prognostizierten Werte in Altergruppen für den RWK im Vergleich zum Land Brandenburg dargestellt.

78 Vgl. hier und im Folgenden LBV 2008. 79 Verhältnis der Personen im Alter zwischen 0 bis unter 20 Jahren zu denen im Alter zwischen 20 bis unter 65 Jahren. 80 Verhältnis der Personen im Alter ab 65 Jahren zu denen im Alter zwischen 20 bis unter 65 Jahren. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 39 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Tab.: Bevölkerung nach Altersgruppen bis 2030 in Perleberg, Wittenberge und Karstädt im Vergleich zur Prignitz und dem Land Brandenburgs.81

Abb.: Bevölkerungsvorausschätzungen bis 2030 für Perleberg, Wittenberge, Karstädt und den Landkreis Prignitz82

81 LBV 2008. 82 LBV 2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 40 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

2.6 Kulturlandschaft Prignitz

2.6.1 Geschichtliche und kulturlandschaftliche Entwicklung der Prignitz83

Die Prignitz gehört zu den ältesten Kulturlandschaften der Mark Brandenburg.84 Sie ist die nordwestlichste Region des Landes Brandenburg und liegt zwischen Berlin und Hamburg. In Folge vieler Gebietsreformen und großer gesellschaftlicher Umbrüche entsprechen nicht alle deutschen Landkreise den historisch-kulturell gewachsenen Räumen. Heute findet sich die alte Prignitz zum Großteil in den Kreisen Prignitz und Ostprignitz-Ruppin wieder. Räum- lich umfasst die Prignitz etwa das Gebiet zwischen den Flüssen Elbe, Elde, Dosse und Havel. Zu ihr gehören u.a. die Elbstadt Wittenberge oder die alten Bischofsstädte Havelberg (Land- kreis Stendal/Sachsen-Anhalt) und Wittstock (Landkreis Ostprignitz-Ruppin), die Roland- stadt Perleberg und Lenzen.

Die zahlreichen archäologischen Funde aus dem 8. und 9. Jahrhundert v. Chr. weisen auf die Besiedlung der Prignitz durch germanische Stämme hin, die jedoch zwischen dem 2. und 6. Jahrhundert v. Chr. die Region wieder verließen. Mitte des 6. Jahrhunderts besiedelten sla- wische Stämme aus dem Osten das entvölkerte Gebiet der heutigen Prignitz. Andauernde Grenzfehden mit den Sachsen führten 929 zur Schlacht bei Lenzen, die mit einem Sieg des sächsischen Heeres unter König Heinrich I. über die Slawen endete. Im Zuge der Christiani- sierung unter Kaiser Otto dem Großen entstanden 946/948 die Bistümer Brandenburg und Havelberg. In Folge der Unterdrückung der Slawen kam es 983 zum Slawenaufstand, bei dem die Dome der beiden Bistümer zerstört wurden. Unter Führung des Erzbischofs von Magdeburg und des Markgrafen Albrecht des Bären kam es 1147 zum sog. »Wendenkreuz- zug« in dem von slawischen Stämmen besiedelten Gebiet zwischen Elbe und Oder. Zwi- schen den Jahren 1150 und 1250 wurde die Region durch Bauern und Städtebürger aus verschiedenen deutschen Landschaften kolonisiert, insbesondere aus den Niederlanden und der . Slawische und deutsche Bevölkerungsgruppen verschmolzen in der Folge- zeit. Viele der Ortsnamen, z.B. Kyritz, Putlitz, Wilsnack oder Wendisch-Warnow, weisen heu- te noch auf die slawischen Elemente der Bevölkerung hin. Auch das Wort Prignitz, das erst- mals 1349 urkundlich erscheint, hat seinen sprachlichen Ursprung vermutlich im slawi- schen Wort »prygynica« für ungangbares Waldgebiet.

Die räumliche Ausdehnung der Prignitz war im Laufe der Zeit vielen Veränderungen unter- worfen, die sich in den wechselnden Besitzverhältnissen des feudalen Machtkampfes be- gründeten. In etwa umfasste die Prignitz das Gebiet zwischen Elbe, Elde, Dosse, Temnitz und dem Urstromtal in der Höhe Havelbergs.85

83 Vgl. für das ges. Kap. und vertiefend Enders 2000 und von Falkenhausen 2008. 84 http://www.dieprignitz.de/orte.html, Zugriff am 06.09.2009. 85 Vgl. Landkreis Prignitz 2001: 19 und Landkreis Prignitz 2008: 7f. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 41 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Im 13. und 14. Jahrhundert fanden viele Städte ihre urkundlichen Ersterwähnung, so z.B. Kyritz – 1232, Wittstock – 1248, Lenzen – 1252, Pritzwalk – 1256, Meyenburg – 1285, Putlitz - 1319 und Perleberg 1239. Die älteste Ortschaft mit städtischem Charakter war Havelberg, das bereits 1151 urkundlich erfasst wurde. Perleberg war zum damaligen Zeitpunkt eine der bedeutendsten Städte der Prignitz und galt bereits im 14. Jahrhundert als »Hauptort«. So- wohl Perleberg als auch Wittenberge unterstanden der Herrschaft des Edlen zu Putlitz. Die Anfänge des Zunftwesens im 13. Jahrhundert sind für die Städte Perleberg und Havelberg dokumentiert. Hier organisierten sich Schuhmacher, Gewandschneider und Fleischer in Zünften. Der durch die Prignitz zu den Hansestädten führende Handelsweg über die Elbe förderte ebenfalls die städtische Entwicklung. Perleberg wurde allerdings erst 1358 Mitglied der Hanse.86

Ein einschneidendes Ereignis für die Prignitz stellte der 30-jährige Krieg dar. 1627 begannen für die fast wehrlose Region bzw. deren Bevölkerung die Schrecken des Krieges, die 1636 in der Schlacht bei Wittstock ihren Höhepunkt fanden. Neben gewalttätigen Truppen und Plünderungen der Dörfer und Städte war es vor allem die eingeschleppte Pest, die die Prignitz entvölkerte. Die Region erholte sich jedoch überraschend schnell von den Folgen des Krieges. Tuchmacher- und Brauereihandwerk nahmen zu und 1688 entstand bereits die erste Werft in Havelberg.87

Mit Beginn der Binnenkolonisation, der Bebauung brachliegender Feldmarken, entstanden 1752 unter Friedrich dem Großen zahlreiche Gutshöfe und Kolonistendörfer. Im Zuge zahl- reicher Reformen, verwaltungstechnischer- und territorialer Neuordnungsprozesse Anfang der 19. Jahrhunderts kam es 1815 zur Teilung der Prignitz in die Kreise Ost- und Westprignitz.88

Entscheidend bei der Profilierung der Prignitz als Kulturraum war die Industrialisierung der Städte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Während Städte wie Havelberg und Per- leberg ihr mittelalterliches Gepräge behielten und kaum an Einwohnern zunahmen, entwi- ckelte sich Wittenberge zu einer stark bevölkerten Industriestadt. Durch die Anbindung Wittenberges an die Bahnlinie Berlin/Hamburg 1845/46, den Bau und die Inbetriebnahme der Herzschen Ölmühle, des Singer-Nähmaschinenwerkes und die Errichtung zahlreicher Industriebauten wuchs Wittenberge zu dem bedeutendsten Industriestandort der Prignitz.

1952, im Rahmen der Gebietsreform, wurde die Prignitz als Region und Kulturlandschaft praktisch aufgelöst. Durch die Gliederung der damaligen DDR in Bezirke und Kreise wurde das Gebiet der Prignitz auf die Bezirke Magdeburg, Potsdam und Schwerin aufgeteilt.89

86 Vgl. http://www.landkreis-prignitz.de, Zugriff am 12.01.2009. 87 Vgl. Landkreis Prignitz 2001: 19. 88 Vgl. ebd. 89 Vgl. http://www.landkreis-prignitz.de, Zugriff am 12.01.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 42 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

1993 mit der brandenburgischen Kreisreform begann für die Prignitz ein Prozess der Wie- dervereinigung. Seither werden sowohl im politischen, wirtschaftlichen als auch kulturellen Bereich große Anstrengungen unternommen, die Prignitz als Wirtschafts- und Kulturraum neu zu profilieren.90

Landschaft und Gewässer

Die eiszeitlich geprägte Landschaft der Prignitz ist vor allem durch die Elbniederung mit überwiegend Grünland, bewirtschafteten Flächen und kleineren Auwaldresten sowie der flachwelligen ackerbaulich genutzten Prignitzer Platte gekennzeichnet. Durch die sandig- lehmige Grundmoräne prägen ausgedehnte Kiefernbestände reine Sandgebiete wie die Perleberger Heide die Region. Zum seenarmen Altmoränengebiet gehörend, weist die Prignitz nach den Kreisen Elbe-Elster und Teltow-Fläming den niedrigsten Gewässeranteil Brandenburgs auf. Gleichzeitig bilden die zum großen Teil erhaltenen naturnahen Bachbet- te der Region das besterhaltene Fließgewässersystem des Landes Brandenburg.91 Etwa 2.712,8 km Flusslauf durchzieht die Prignitz. Die Elbe als Grenzfluss zu Niedersachsen und Sachsen-Anhalt durchfließt etwa 71 km die Prignitz. Das Gebiet um die Elbe mit seiner größtenteils bewahrten Flussauenlandschaft erhielt 1998 die Anerkennung durch die U- NESCO als Biosphärenreservat.92 Weitere Flüsse sind die Löcknitz, die und der Gnevdorfer Vorfluter.

2.6.2 Perleberg, Wittenberge und Karstädt in der Prignitz93

Vorbemerkung

Bevor in Kapitel 4 näher auf die kulturelle Infrastruktur und das Kulturleben der Städte Per- leberg und Wittenberge und der Gemeinde Karstädt eingegangen wird, folgt zunächst ein geschichtliches Portrait der drei Kommunen. Die Informationen bilden eine wichtige Grundlage zur konzeptionell-inhaltlichen (Weiter-)Entwicklung eines (gemeinsamen) Kulturangebotes im RWK Prignitz.

Perleberg

Erstmals urkundlich erwähnt wird Perleberg, als ihm 1239 das Salzwedler Stadtrecht verlie- hen wurde. Gegründet von der Familie Gans entwickelte sich Perleberg im 14. Jahrhundert zum politischen und wirtschaftlichen Zentrum der Region. Der mit dem Eintritt in die Hanse einsetzende Aufstieg 1358 lässt Perleberg im 15. Jahrhundert zu einer der reichsten Städte

90 Vgl. Landkreis Prignitz 2001: 19. 91 Vgl. http://www.lankreis prignitz.de, Zugriff am 25.02.2009. 92 Vgl. dazu auch Kapitel 2.7 »Reiseregion Prignitz«. 93 Vgl. hierzu auch vertiefend Pawelka et al. 2004. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 43 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Brandenburgs werden. Das Stadtbild Perlebergs wird heute noch maßgeblich von den Ge- bäuden dieser Zeit geprägt und macht die Stadt kulturhistorisch interessant.94

1546 wurde Perleberg Sitz des Landesgerichts der Prignitz. Der ehemals hölzerne Roland von 1498 wurde daraufhin durch ein Rolandstandbild aus Sandstein ersetzt. Die Folgen des Dreißigjährigen Krieges waren in Perleberg besonders stark: Nachdem 1636 bereits zahlrei- che Perleberger der eingeschleppten Pest zum Opfer fielen, wurde die Stadt 1638 von kai- serlichen Truppen verwüstet und ausgeplündert. Von ehemals 3.500 Einwohnern überleb- ten nur 300. Obwohl sich Perleberg nur sehr langsam von den Kriegsfolgen erholte und erst 200 Jahre später die ursprünglichen Bevölkerungszahlen erreichte, blieb es weiter wichtigs- ter Ort in der Prignitz.

Zwischen 1730 und 1770 wuchs die Bevölkerung Perlebergs um 30% und war damit nach Wittstock die zweitgrößte Stadt der Region. Im Zuge der Stein-Hardenbergschen Gesetzge- bung und den Verwaltungsreformen wurde Perleberg 1817 Kreisstadt der Westprignitz. Obwohl der Bau der Chausseen Berlin-Hamburg (1828) und Perleberg-Wittenberge (1843) sicherlich wichtige Meilensteine in der infrastrukturellen Entwicklung darstellten, konnte Perleberg nicht von den wichtigen Verkehrsadern wie den Eisenbahnstrecken Berlin- Hamburg (1845/46) profitieren. Auch durch die 1881 fertiggestellte Eisenbahnverbindung Perlebergs an die aufstrebende Industriestadt Wittenberge nahm die Einwohnerzahl kaum zu.

1860 wurde Perleberg preußische Garnisionsstadt und führte damit die 1724 mit der Stati- onierung der preußischen Reitergarnison begonnene militärische Tradition fort. Das militä- rische Leben war etwa 300 Jahre lang bestimmend für die Stadtentwicklung. 1904 bis 1909 wurden die kaiserlichen Kasernen neu gebaut und nach dem Ersten Weltkrieg wurde Perle- berg Reichswehrgarnison. Von 1945 bis 1992 waren sowohl sowjetische als auch Truppen der Nationalen Volksarmee in der Stadt stationiert. 1991 wurde Perleberg Standort der 2. Garde motorisierter Schützendivisionen der Gruppe der Sowjetischen Streitkräfte. 1997, mit dem Abzug des Sanitätsbatallions der Bundeswehr, endete die 300-jährige Militärtradition Perlebergs.

Durch die Neugliederung der damaligen DDR in Bezirke und Kreise wurde Perleberg 1952 dem Bezirk Schwerin zugeordnet. Heute gehören zur Stadt Perleberg insgesamt 12 Ortstei- le: Dergenthin, Düpow, Gramzow, Groß Buchholz, Groß Linde, Lübzow, Quitzow, Rosenha- gen, Schönfeld, Spiegelhagen, Sückow und Wüsten-Buchholz. In Perleberg leben 12.700 Einwohner (Stichtag 01.01.2008) auf einer Fläche von 137,81 km2. Die Bevölkerungsdichte beträgt 92 Einwohner pro km2.

Im Ergebnis der Wahlen vom 28. September 2008 zur Stadtverordnetenversammlung ergab sich folgende Zusammensetzung: CDU = 6 Sitze, DIE LINKE = 9 Sitze, FDP = 2 Sitze.95

94 Vgl. hier und im Folgenden http://www.stadt-perleberg.de, Zugriff am 12.01.2008. 95 Vgl. http://www.stadt-perleberg.de, Zugriff am 14.12.2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 44 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Wittenberge

Mit seinen knapp 20.000 Einwohnern ist Wittenberge heute die größte Stadt der Prignitz. Im 19. und 20. Jahrhundert war sie der bedeutendste Industriestandort der Region. Sie liegt an der Elbe und an der Stepenitz, die hier in die Elbe mündet.96 Die erste gesicherte urkund- liche Erwähnung Wittenberges stammt aus dem Jahre 1239. Wie die wenigen schriftlichen Zeugnisse der Stadt gibt es auch wenige bauhistorische Zeugnisse. Die Altstadt ist im We- sentlichen von zweigeschossigen Wohnhäusern geprägt. Die Kirche ist ein historisierender Neubau in Backsteingotik von 1870/7297, die ein Symbol für den wirtschaftlichen Auf- schwung war. Die ältesten erhaltenen Gebäude der Stadt sind der Steintorturm, der etwa 1300 erbaut wurde, und die sogenannte Alte Burg, der ehemalige Herrensitz der Familien Gans Edle Herren zu Putlitz. In beiden Gebäuden ist heute das Stadtmuseum ansässig bzw. sind Teilausstellungen zu besichtigen.98

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts übten die ansässigen Ackerbürger den größten Einfluss auf das Leben und die Verwaltung der Stadt aus. Neben Ackerbürgern, die 1849 etwa 18,2% der arbeitenden Bevölkerung ausmachten, waren hauptsächlich Handwerker, Kaufleute, Burg- wächter, Schiffer und Fischer in Wittenberge tätig. Das eher unscheinbare Ackerbürger- städtchen erlebte mit der Industrialisierung einen enormen Aufstieg und entwickelte sich schnell zum Zentrum der Industrialisierung. Als Grundstein dieser Entwicklung kann der Bau und die Inbetriebnahme der Herzschen Ölmühle durch den Berliner Kaufmann Salo- mon Herz 1823 gesehen werden. Diese Entwicklung setzte sich mit dem Bau der Eisen- bahnlinien Berlin-Hamburg über Wittenberge (1846) und Magdeburg-Wittenberge (1851) sowie der dazwischenliegenden Elbebrücke fort. Neben der Eisenbahnanbindung trug die Fertigstellung des Elbhafens 1835 ebenfalls entscheidend zur wirtschaftlichen Entwicklung Wittenberges bei. 1846 wurden eine Seifenfabrik, 1847 eine Fabrik der Magdeburg- Halberstädter Eisenbahn, 1869 eine chemische Fabrik, 1875 das Reichsausbesserungswerk gegründet.

Zu einer der führenden Produktionsstätten in Wittenberge entwickelte sich das 1903 er- richtete Singer-Nähmaschinenwerk. Die steigenden Einwohnerzahlen führten zu einer e- normen städtebaulichen Entwicklung mit mehreren bedeutenden Stadterweiterungen. Die großen, hauptsächlich von gründerzeitlichen Mietshäusern aber auch Häuserzeilen der Moderne geprägten Wohnquartiere sowie die qualitativ hochwertigen und repräsentativen öffentlichen Bauten gehören zu den herausragenden architektonischen und städtebauli- chen Leistungen der jüngeren Geschichte der Prignitz (Heisterbusch, Tivoli, Gropius- Siedlung, Rathausplatz). Der Turm des Rathauses (zwischen 1912 und 1914 errichtet) und der 1928 fertiggestellte 50 Meter hohe Wasserturm des Singer-Werkkomplexes prägen

96 Vgl. Pawelka et al. 2004: 106. 97 Vgl. ebd. 98 Vgl. hier und im Folgenden http://www.wittenberge.de, Zugriff am 12.01.2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 45 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit nach wie vor die Silhouette der Stadt.99 Der Speicher am Hafen zählt heute ebenfalls zu den architektonischen Sehenswürdigkeiten der Stadt. 1939 hatte Wittenberge als kreisfreie Stadt 27.595 Einwohner. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden unter dem Namen Veritas in der DDR weiterhin Nähmaschinen produziert. Das Veritas-Werk entwickelte sich zu einer wichtigen Nähmaschinenproduktionsstätte, musste aber aufgrund fehlender Neuinvestiti- onen nach der politischen Wende 1990 die Produktion einstellen. So schnell die Stadt im 19. Jahrhundert wuchs, so musste sie in der nachindustriellen Zeit große Einwohnerverluste hinnehmen: Wittenberge hat seit 1990 ca. 8.300 Einwohner verloren.100 Wittenberge weist heute mit 383 Einwohnern pro km2 auf einer Fläche von 50,50 km2 dennoch eine hohe Be- völkerungsdichte auf. Zum Stichtag 30.03.2008 lebten 19.250 Einwohner in Wittenberge. Zur Stadt gehören die 7 Ortsteile Bentwisch, Garsedow , Hinzdorf, Lindenberg, Lütjenheide, Schadebeuster, Zwischendeich. Im Ergebnis der Wahlen vom 28. September 2008 zur Stadtverordnetenversammlung ergab sich folgende Zusammensetzung: SPD = 8 Sitze, DIE LINKE = 7 Sitze, CDU = 5 Sitze, FDP = 3 Sitze, Unabhängige Bürgergemeinschaft Wittenberge = 3 Sitze, DVU = 1 Sitz, Einzelner Bürger = 1 Sitz.

Karstädt

Die erste urkundliche Erwähnung des Angerdorfes Karstädt lässt sich auf 1271 datieren.101 Der Ortsname Karstädt geht zurück auf einen Ritter des anhaltinischen Adelsgeschlechts »von Karstede«, der sich hier niederließ. Geschichtlich von Bedeutung ist die Errichtung der Kirche im 14. Jahrhundert. Mit der Kirchengründung begann in der Region um Karstädt ein wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Aufschwung, dessen Spuren bis heute sichtbar sind. Alte Feld- und Backsteinhäuser, Wassergräben und -kanäle, Kirchen und Herrenhäuser, aber auch Industriedenkmale bezeugen die wechselvolle Geschichte des uralten Siedlungsgebie- tes. Zu den historisch relevanten Ereignissen in den einzelnen Ortsteilen zählt daher eben- falls der Bau der Kirchen.

Im Jahr 2003 wurde das Amt Karstädt im Zuge der Gemeindegebietsreform aufgelöst und es entstand die heutige Gemeinde Karstädt mit 13 Orts- und 21 Gemeindeteilen.102 Heute ist Karstädt Zentrum der Gemeinde und Verwaltungssitz der Ortsteile: Blüthen, Boberow, Dallmin, Garlin, Kribbe, Lasslich, Mankmuß, Birkholz, Premslin, Glövzin, Pröttlin, Pinnow, Zapel, Rechenziehn, Streesow und mehrerer Gemeindeteile. In ihr leben 6.691 Einwohner (Stichtag: 30.05.2008) auf einer Fläche von 252 km2. Dies entspricht einer Bevölkerungs- dichte von 27 Einwohnern pro km2.

Im Ergebnis der Wahlen vom 28. September 2008 zur Gemeindevertretung Karstädt ergab sich folgende Zusammensetzung: CDU = 12 Sitze, SPD/FDP = 5 Sitze, DIE LINKE = 2 Sitze.

99 Vgl. Pawelka et al. 2004: 106. 100 Vgl. Stadt Wittenberge 2007. 101 Vgl. hier und im Folgenden http://www.gemeinde-karstädt.de, Zugriff am 12.01.2009. 102 Vgl. http://www.gemeinde-karstaedt.de, Zugriff am 12.12.2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 46 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

2.7 Reiseregion Prignitz

Tourismusverband Prignitz e.V.

Das Gebiet, das durch den Tourismusverband Prignitz e.V. touristisch vermarktet wird, ent- spricht dem der historischen Prignitz. Zu den Hauptaufgaben des Tourismusverbandes ge- hören: Profilierung des Reisegebietes durch Binnenmarketing und Kooperationen mit Nachbarregionen und regionalen Akteuren, Produktentwicklung (buchbare Angebote und Pauschalen sowie Qualitätsentwicklung), Marktforschung sowie gezielte Marketingmaß- nahmen. Der Tourismusverband Prignitz bündelt touristische Angebote der Region und präsentiert diese auf der Internetplattform www.dieprignitz.de. Kulturtouristische Angebo- te werden über den Veranstaltungskalender der Website kommuniziert. Neben den inhalt- lichen Zielsetzungen steht aktuell die Sicherung und Erweiterung der finanziellen und per- sonellen Ausstattung des Verbandes im Vordergrund. Weiterhin soll die thematische und organisatorische Zusammenarbeit beispielsweise hinsichtlich der Marketingaktivitäten zwischen Prignitz-Sommer und Tourismusverband optimiert werden.103

Abb.: Reiseregion Prignitz mit Biosphärenreservat104

103 Vgl. http://www.dieprignitz.de, Zugriff am 02.02.2009. 104 http://www.mluv.brandenburg.de, Zugriff am 24.02.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 47 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

In seiner touristischen Arbeit setzt der Tourismusverband insbesondere auf den Rad-, Na- tur- und Kulturtourismus, »wobei die enge Verbindung von Naturraum und Kultur durch die Verknüpfung von qualitativ hochwertigen Angeboten (Sehenswürdigkeiten und Veran- staltungen) entlang der Rad-Thementouren Elbe – Natur, Gänsetour und Bischofstour das Alleinstellungsmerkmal der Region darstellt.«105

Das Themenmarketing im Reisegebiet Prignitz zielt auf folgende Schwerpunkte ab:106

• Radfahren: »Radlerparadies zwischen Elbe und Müritz«

• Kultur und Events: älteste Kulturlandschaft in Brandenburg, Kulturtouren, High- lights wie Prignitz-Sommer, Plattenburgspektakel, Elblandfestspiele, Schweden- spektakel, Perlebergfestival, Konzerte Heiligengrabe

• Naturerlebnisangebote: Natur genießen, aktiv sein in der Natur durch Radeln, Kanu- fahren, Reiten und Wandern, Storchendorf Rühstädt, Besucherzentren Rühstädt und Lenzen, u.v.m.

• Gesundheits- und Wellnessangebote: Verbindung zu Aktivangeboten, Kristall Kur- und Gradiertherme Bad Wilsnack, u.a.

Das Einzugsgebiet reicht ca. 400 km, bei Tagestouren max. 150 km. Folgende Quellmärkte werden hauptsächlich beworben: Berlin und Land Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt sowie Sachsen. Das Angebot richtet sich insbesondere an Aktivurlauber, vor allem Radler (»Fernradler«, »Genussradler«), Naturbe- geisterte und Kulturinteressierte sowie Wellness-Genießer.107 Schwerpunktthema ist der Radtourismus, der daher höchste Priorität hat.

Gemeinsame touristische Ziele des RWK in der Prignitz

Der RWK Prignitz hat sich zum Ziel gesetzt, den Tourismus als ein wichtigen Wirtschaftsfak- tor zur stärken. Neben dem Rad- und Wassertourismus sollen die Potenziale im Bereich Kul- turtourismus genutzt und ausgebaut werden.

Der RWK Perleberg-Wittenberge-Karstädt liegt innerhalb des Reisegebietes Prignitz und damit in unmittelbarer Grenzlage zur Brandenburgischen Elbtalaue. Die Elbtalaue erweist sich vor allem im Bereich des Aktivtourismus als Schwerpunkt der Region. Im RWK, entlang der Elbe, konzentrieren sich laut Standortentwicklungskonzeption des RWK folgende touris- tische und kulturtouristische Potenziale:108

105 Vgl. Tourismusverband 2009: 3. 106 Vgl. Tourismusverband 2007: 4. 107 Vgl. Tourismusverband 2009: 5. 108 Vgl. RWK 2006: 41. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 48 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Natur: Elbe, Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe-Brandenburg, Naturerlebnis- route

• Rad: Elbradweg, Tour Brandenburg, Gänsetour etc.

• Wasser: Sportboothäfen bzw. -anleger in Abbendorf, Hinzdorf, Wittenberge, Cumlo- sen, Lenzen, Befahrbarkeit von Stepenitz und Löcknitz

• Wellness: Henningshof in Perleberg

• Kulturevents: Elblandfestspiele, Perleberg-Festival

• Sehenswürdigkeiten: Historische Innenstädte, attraktive Dorfbilder, Burgen und Herrenhäuser, Hünengräber

• Einrichtungen: Museen, Schwimmbäder, Tierpark Perleberg

Radtourismus – Elberadweg und Elbe-Müritz-Radweg

Von großer Bedeutung für die Region ist – gemäß der Schwerpunktsetzung des Tourismus- verbandes Prignitz – der Radtourismus. Eines der wichtigsten Ziele in der touristischen Inf- rastrukturentwicklung des RWK sind daher der Erhalt und der Ausbau des Radwegenetzes. Insgesamt 90 Kilometer des 894 Kilometer langen internationalen Elberadweges führen durch den RWK. 2008 wurde das letzte Verbindungsstück auf dem 410 Kilometer langen Elbe-Müritz-Radweg auf dem Gebiet der Prignitz fertiggestellt. Er verbindet die Landkreise Prignitz, Müritz und Parchim und außerdem die drei Kommunen Wittenberge, Perleberg und Karstädt.

In den integrierten Stadtentwicklungskonzepten der einzelnen Gemeinden des RWK wer- den unterschiedliche Einzelmaßnahmen zum Ausbau und zum Erhalt des Radwegenetzes formuliert. Daneben setzen sich die Gemeinden des RWK gemeinsam für den Erhalt der Radwegebeziehungen im Rahmen der Baumaßnahmen für die A14 ein. Um den RWK für den Radtourismus attraktiver zu machen sind weitere Maßnahmen geplant:109

• Lückenschluss sowie Qualitätsverbesserung bzw. -sicherung im Radwegenetz

• Anbindung an benachbarte Bundesländer ergänzen bzw. verbessern

• Schaffung eines Verbundes zur Unterhaltung und Pflege der Radwege

Die länderübergreifenden Radwege durch den RWK werden ergänzt durch regionale Tou- ren:

Tour Brandenburg

Die insgesamt 1.111 Kilometer lange Rundtour durch das Land Brandenburg führt mit ei- nem Teilabschnitt von 156 Kilometer durch die Prignitz, u.a mit Station in Havelberg, Wit- tenberge, Perleberg, Pritzwalk und Wittstock Dosse.

109 Vgl. RWK 2006: 46. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 49 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Gänsetour

Die etwa 80 Kilometer lange Radstrecke folgt dem Kolonisierungszug der Familie Gans zu Putlitz, beginnend in Wittenberge über Perleberg, Wolfshagen bis Meyenburg.

Bischofstour

Beginnend in Havelberg führt die 95 Kilometer lange Tour über Bad Wilsnack, Plattenburg Kloster Heiligengrabe nach Wittstock vorbei an jahrhundertealten Zeugnissen des Havel- berger Bistums.

Natur-Erlebnisroute

Die Naturerlebnisroute wird sowohl als Radtour und auch als Wanderroute empfohlen, sie führt durch das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe.

Darüber hinaus ist die Tour de Prignitz seit 11 Jahren ein touristisches Highlight der Region.

Weitere kulturtouristische Schwerpunkte der RWK-Kommunen werden in den jeweiligen Standortentwicklungskonzepten (INSEK) formuliert bzw. in den Kapiteln zum Kulturtouris- mus in der Bestandsaufnahme herausgearbeitet.110

2.7.1 Touristische Kennzahlen

Im Landesvergleich bewegt sich das Reisegebiet Prignitz mit einer Auslastung von 28,7% und einer Aufenthaltsdauer von 2,4 Tagen (2006) im Landesdurchschnitt.111

Die höchste Bettenauslastung und über dem Durchschnitt der Prignitz liegend erreicht die Stadt Perleberg, was vor allem auf das Sport- & Vital-Resort Neuer Hennings Hof zurückzu- führen ist. Durch das Wellnessangebot ist auch die Auslastung außerhalb der Sommermo- nate sehr stabil. Ansonsten ist die Auslastung saisonal recht unterschiedlich. In der Stadt Perleberg sind die Monate Februar bis März, Mai, August bis September mit über 50% aus- gelastet. Spitzenmonat ist Juli. In Wittenberge konzentriert sich die Auslastung vor allem auf die Sommermonate Mai bis August. In der Gemeinde Karstädt ebenfalls, mit der höchs- ten Auslastung im Monat August.

Die Anzahl der Übernachtungen der drei Kommunen machen insgesamt zwischen 30% und 45% der Übernachtungszahlen für die gesamte Prignitz aus.

110 Vgl. Kapitel 4.2.6, 4.3.6, 4.4.5. 111 Tourismusverband 2007: 4. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 50 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Durchschnittliche Auslastung der Betten Perleberg-Wittenberge-Karstädt-Reisegebiet Prignitz 2008112

Übernachtungen Perleberg-Wittenberge-Karstädt-Reisegebiet Prignitz 2008113

112 Daten: Amt für Statistik Berlin Brandenburg und Tourismusverband Prignitz. 113 Ebd. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 51 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

2.7.2 Netzwerkarbeit/Kooperationen

Eine Maßnahme, um den Tourismus zu stärken bzw. im RWK weiter zu entwickeln, ist die Sicherung und der Ausbau von nachhaltigen Netzwerken. Mit nachstehenden Netzwerken erfolgt bisher eine Zusammenarbeit:

2.7.2.1 »Brandenburgische Elbtalaue« GbR

Die GbR »Brandenburgische Elbtalaue«114 hat sich im Jahre 1996 konstituiert. Basierend auf der ILE-Konzeption, die Anfang der 90er Jahre für die Region entwickelt wurde, sind gemein- same Zielstellungen erarbeitet worden. Zielstellung der GbR war und ist die Bündelung ge- meinsamer Interessen zur Entwicklung der Elbtalaue. Die GbR besteht aus den Mitgliedern Stadt Wittenberge, der Gemeinde Plattenburg, der Gemeinde Karstädt, Bereich Boberow, Amt Lenzen-Elbtalaue und Amt Bad Wilsnack/Weisen. Die territoriale Fläche beträgt 910,69 km2.

»Die GbR entwickelt mit Kommunen, Fremdenverkehrsverein, Biosphärenreservatsverwal- tung, Akteuren aus der Wirtschaft unter Beachtung regionaler Schwerpunkte interkommu- nale Maßnahmen, die zur Erhöhung der regionalen Wertschöpfung beitragen (Erhöhung der Besucherzahlen, Verweildauer, Übernachtungszahlen). Durch die Verbesserung der kommunalen Infrastruktur und einhergehender qualitativ verbesserter Tourismusangebote ist es möglich, Arbeitsplätze zu schaffen und vorhandene zu sichern.«115

2.7.2.2 Städtenetz Prignitz

Das Städtenetz Prignitz ist eine Sieben-Städte-Kooperation, deren Ziel die Entwicklung des strukturschwachen ländlichen Raumes Prignitz und die Verbesserung der Lebensverhältnis- se ist. Die kreisüberschreitende Arbeit der Kooperationspartner Pritzwalk, Wittstock/Dosse, Lenzen, Wittenberge, Putlitz, Perleberg und Bad Wilsnack und der beiden Städte des regio- nalen Wachstumskerns Wittenberge und Perleberg wird begleitet durch das Brandenburgi- sche Ministerium für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr und der Gemeinsamen Lan- desplanung Berlin/Brandenburg. Durch die Zusammenarbeit in einer Netzkonstruktion können weitere Entwicklungsstrategien geschaffen werden.116 Ein Beispiel dafür ist ein ge- meinsam geführtes Regionalmarketing. Zielstellung ist – neben anderen Projekten – die Stärkung des Tourismus im Städtenetz.

114 Vgl. für diesen Abschnitt Amt Bad Wilsnack/Weisen 1995. 115 Amt Bad Wilsnack/Weisen 2007. 116 Vgl. http://www.pbsgmbh.de, Zugriff am 16.02.2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 52 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

2.7.2.3 Projekt »Storchenland Prignitz«

Mit dem LEADER+117 Projekt »Storchenland Prignitz« wird parallel zum Städtenetz Prignitz das Ziel verfolgt, die Arbeits- und Lebensqualität im ländlichen Raum zu verbessern. Daneben ist die inhaltliche Zielsetzung der LAG (Lokale Aktionsgruppe)118 »Storchenland Prignitz« die Inwertsetzung des natürlichen und kulturellen Potenzials der Prignitz. Für die aktuelle Förderperiode wurden folgende Prioritäten festgelegt:

• Stärkung der vorhandenen Anziehungspunkte und Erweiterung des Angebotes

• Vernetzung der Anziehungspunkte und Akteure

• Erhaltung der Lebensqualität im dünn besiedelten ländlichen Raum

Als Ergebnis dieser Zielsetzung soll die Region Prignitz als ländlicher Gegenpol zu den Bal- lungsgebieten Berlin und Hamburg profiliert werden und eine grundlegende Einstellung auf die Erfordernisse des demografischen Wandels erfolgen.119 Aus der Festsetzung der Pri- oritäten geht ebenfalls eine Fokussierung auf den Tourismus, insbesondere den Naturtou- rismus, hervor. Das Storchenland Prignitz umfasst den gesamten Landkreis Prignitz mit dem Biosphärenreservat »Flusslandschaft Elbe-Brandenburg« als Kerngebiet.120

2.7.2.4 Netzwerkmanagement »Aktiv in der Natur«

»Aktiv in der Natur« ist das bundesweit erste touristische Kooperationsnetzwerk auf bran- denburgischer Landesebene. In der Trägerschaft des Landestourismusverbandes und geför- dert durch das Ministerium für Wirtschaft des Landes Brandenburg, fokussiert sich das Netzwerk inhaltlich auf die überregionale Zusammenarbeit von touristischen Unterneh- men und wirtschaftsnahen Organisationen, deren gemeinsames Ziel die Stärkung des Ak- tivtourismus ist. Zentrale Themen der Netzwerkarbeit sind der Rad- und Wassertourismus und das Wandern. Gemeinsame Aufgaben der Kooperationspartner innerhalb dieser The- menbereiche sind:121

• die Qualitätssicherung,

• die Entwicklung von vermarktungsfähigen Angeboten und Serviceketten und

• die Marktforschung und das Marketing.

117 LEADER: Liaison entre actions de développement de l´économie rurale (Verbindung zwischen Aktionen zur Ent- wicklung der ländlichen Wirtschaft), Mit dem LEADER+ -Programm werden innovative Projekte im ländlichen Raum finanziert. In Deutschland wurden dafür in der Förderperiode 2000–2006 von der Europäischen Union etwa 250 Millionen EUR bereitgestellt. 118 Die LAG – Lokale Aktionsgruppe ist ein Zusammenschluss privater und öffentlicher Personen und Institutionen, organisiert in einem Verein. Um keinen neuen Verein zu gründen, hat sich die LAG dem Verein Regionalförderung Prignitz e.V. angeschlossen und diesen zur Geschäftsführung ernannt. 119 Vgl. Regionalförderung Prignitzland e.V. 2007. 120 Vgl. ebd. 121 Vgl. http://www.aktiv-in-der-natur.de, Zugriff 16.01.2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 53 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Folgende Institutionen/Unternehmen aus dem RWK Prignitz sind bereits als Partner in das Netzwerk eingebunden:

• Freizeitpark Wittenberge (Wittenberge)

• Kreissportbund Prignitz e.V. (Wittenberge)

• Stadt Wittenberge

• Landkreis Prignitz

• Kreisstadt Perleberg

• Neuer Henningshof (Perleberg)

• Stadtinformation Perleberg (Perleberg)

• Tourismusverband Prignitz e.V. (Perleberg)

Als positive Ergebnisse der Netzwerkarbeit werden vor allem die Qualitätssteigerung der touristischen Angebote und die Bündelung und Professionalisierung der Marketingaktivitä- ten und damit eine Stärkung der touristischen Eigenpotenziale der Region gesehen. Ziele der weiteren Arbeit sind u.a.:122

• die zielorientierte Beratung von touristischen Leistungsträgern,

• die Optimierung der Zusammenarbeit zwischen Kommunen, Landkreis, Land und anderen Partnern,

• die Entwicklung von regionalen Veranstaltungen zu überregionalen Events,

• die Optimierung und Vermarktung des Prignitz-Sommers,

• die Weiterentwicklung und Vermarktung wasser- und naturtouristischer Angebote und

• die Entwicklung länderübergreifender Radangebote.

122 Vgl. RWK 2006: 42. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 54 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

3 Forschungsmethoden und -ergebnisse

Vorbemerkungen

Für die vorliegende Konzeption wurde eine Kombination qualitativer123 und quantitativer124 Forschungsmethoden durchgeführt (Methodentriangulation), um möglichst vielfältige Per- spektiven auf den untersuchten Gegenstand einbeziehen zu können. Mit der zunehmenden Komplexität der Umwelt und entsprechend spezifischer bzw. spezieller Fragestellungen im Rahmen von kulturmanagerialer Forschung ist ein vielschichtiges Untersuchungsdesign notwendig, um den Forschungsgegenstand adäquat erfassen zu können.

Bei den vorliegenden Untersuchungen standen qualitative Methoden im Vordergrund. Die Quantitative Untersuchung (schriftliche Bürgerbefragung) hat einen ergänzenden Charak- ter. Die Schwerpunktsetzung im Bereich der qualitativen Methoden lässt sich damit be- gründen, dass sich diese »näher« an den Menschen und ihren Projekten vor Ort orientieren. So konnten z.B. in Einzelinterviews Details und persönliche Einstellungen herausgearbeitet werden, die mit einem geschlossenen, schriftlichen Fragebogen nicht gewonnen werden könnten. Zugleich ist die Arbeit der Forscher vor Ort als partizipativer Prozess zu verstehen, der es ihnen nicht nur erleichtert, die Besonderheiten der Einrichtungen und Kommunen kennen zu lernen, sondern der viele Akteure aktiv in den Erstellungsprozess der Konzeptio- nen einbindet. Durch die qualitativen Methoden (u.a. Besichtigungen vor Ort, Workshops, Interviews, Informationsveranstaltungen) sollte folglich auch die Akzeptanz gegenüber der Konzeption erhöht und damit ihre Chance auf Umsetzung grundlegend verbessert werden. Darüber hinaus ist darauf hinzuweisen, dass sich viele Akteure im RWK, trotz der inter- kommunalen Kooperationsansätze, gleichzeitig in einem Konkurrenzverhältnis befinden bzw. dieses als solches empfinden (»Co-opetition«). Gleichfalls sind die Akteure des RWK und der Region Prignitz verständlicher Weise sehr engagiert, ihren Standort überregional gut zu vermarkten und in Wert zu setzen. In diesem Zusammenhang können Verzerrungen hinsichtlich des tatsächlichen Ist- bzw. Planungsstandes und der Realität entstehen. Man spricht hier von »sozialer Erwünschtheit«, also der Beantwortung einer Frage nicht nach der eigenen Meinung bzw. dem aktuellen Stand, sondern nach den z.B. politisch gewünschten Zuständen bzw. zum bestmöglichen Nutzen für die eigene Einrichtung. Diese Verhaltens- weise ist nachvollziehbar, jedoch hinsichtlich der Auswertung und Bewertung der folgen- den Methoden zu berücksichtigen. Im Rahmen des breit angelegten Methoden-Mix können entsprechende Verzerrungen allerdings weitgehend lokalisiert, abgeschwächt und kon- struktiv in dem konzeptionellen Erstellungsprozess berücksichtigt/bewertet werden.

123 Erhebung nicht standardisierter Daten (im Rahmen der Konzeption u.a. Experteninterviews und Workshops) und deren interpretative und kategorienbildende Auswertung. 124 Numerische Erhebung/Darstellung empirischer Sachverhalte (im Rahmen der Konzeption wurde eine schriftliche Bürgerbefragung durchgeführt). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 55 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Im Folgenden werden die einzelnen Methoden vorgestellt und teilweise Forschungsergeb- nisse synoptisch zusammengefasst.

3.1 Dokumenten- und Literaturanalyse

Zur Beschreibung der Ausgangssituation und für die Bestandsaufnahme der Kulturangebo- te wurden zahlreiche Dokumente ausgewertet wie z.B. Flyer, Programmhefte, Statistiken, Konzepte etc. Diese wurden zum Teil von den Kulturverwaltungen der drei Kommunen zu- gearbeitet. Um detailliertere Informationen zu den Kultureinrichtungen zu erhalten, wurde darüber hinaus ein Bestandsaufnahmebogen erarbeitet, der an alle kommunalen Kulturein- richtungen und ausgewählte Initiativen bzw. Einrichtungen des freigemeinnützigen und privatwirtschaftlichen Kultursektors versandt wurde. Diese lieferten u.a. auch Angaben zu Qualifizierungsbedarfen und zur Gleichstellungsthematik. Die Erkenntnis aus den entspre- chenden Analysen fließen implizit und explizit (siehe entsprechende Quellenverweise) in alle Kapitel der Konzeption ein. Gleiches gilt für ergänzende Recherchen (Internetquellen, weitere Unterlagen u.a.) und die Einbindung von aktueller Fachliteratur zu den Untersu- chungsschwerpunkten der vorliegenden Kulturkonzeption.

3.2 Auftakt- und Einführungsveranstaltung

Am 19. Januar 2009 wurde das Vorhaben »Kulturkonzeption« in Perleberg im Deutschen Kaiser öffentlich vorgestellt. Dazu luden die Koordinatoren des Regionalen Wachstums- kerns ca. 80 Kulturschaffende aus Perleberg, Wittenberge, Karstädt und der Umgebung ein sowie Vertreterinnen und Vertreter der regionalen Presse und touristischer Einrichtungen. Die Veranstaltung wurde von den drei Bürgermeistern der Kommunen eröffnet, die an- schließend dazu aufriefen, sich aktiv in die Erarbeitung der Konzeption einzubringen. In einer 30-minütigen Präsentation wurden Ziele, Ansatz, Vorgehensweise und Zeitplanung der Konzeption durch die Projektleiterin Iken Neisener und den Projektleiter Patrick S. Föhl der Forschungsgruppe vorgestellt. Die Teilnehmer/-innen der Veranstaltung nutzten die Gelegenheit, um Fragen zu stellen, Hinweise zu geben, sich auszutauschen oder ihre Ge- sprächsbereitschaft für ein »Experteninterview« zu bekunden.

3.3 Regelmäßige Arbeitstreffen

Von Anbeginn der Projektphase wurden regelmäßige Arbeitstreffen der Projektträger vor Ort mit den Projektleitern von Seiten der Forschungsgruppe durchgeführt (ca. alle ein bis zwei Monate). Diese Treffen wurden überwiegend im Rahmen des Arbeitskreises Touris- mus, Kultur und Sport des RWK Perleberg-Wittenberge-Karstädt abgehalten und dienten dem Austausch sowie der Abstimmung aktueller Sachfragen im Kontext der Kulturkonzep- tion. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 56 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

3.4 Experteninterviews

3.4.1 Zur Methode

Ziel der Experteninterviews

Über die Experteninterviews konnten qualitative Informationen gewonnen werden, die Aussagen bezüglich inhaltlicher und struktureller Entwicklungsmöglichkeiten eines Berei- ches, einer Sparte und/oder zur Kultur- sowie Tourismuslandschaft im RWK allgemein lie- ferten. Aber auch kritische Punkte konnten innerhalb der Interviews thematisiert werden. Mit Hilfe der Aussagen war es auch möglich, Vertiefungsbedarfe für Recherchen u.ä. in ein- zelnen Bereichen festzustellen.

Darüber hinaus dienten die Interviews der Einbeziehung von spezifischem Wissen ausge- wählter Akteure vor Ort und deren gezielte Einbindung in den Erstellungsprozess der Kon- zeption. Ebenso boten diese Gesprächssituationen die Möglichkeit, auch über Themenstel- lungen (anonym) zu sprechen, die z.B. in Gesprächskreisen nicht oder anders beantwortet worden wären. Die Ergebnisse der Experteninterviews stellten zudem die Grundlage für die Durchführung der beiden Workshops dar. So konnten Problemstellungen im Vorfeld her- ausgefiltert und mit den Akteurinnen und Akteuren reflektiert und diskutiert werden.

Die Ergebnisse fließen als qualitative Quelle in die Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken- Analyse und in den Bereich der Handlungsempfehlungen ein.

Auswahl der Expertinnen und Experten

Zur qualitativen Untersuchung und Einschätzung gehörten insgesamt 30 einzelne Exper- teninterviews (davon 10 Frauen und 23 Männer125) und zwei Gesprächsrunden. Darüber hinaus wurde eine Gesprächsrunde mit den Leitern der Perleberger Museen und eine Ge- sprächsrunde mit den Leiterinnen der Bibliotheken und Archive durchgeführt.

Die Auswahl der Expertinnen und Experten erfolgte durch die Forschungsgruppe. Die Vor- schläge des Arbeitskreises wurden in die Auswahl mit einbezogen. Entsprechend den Un- tersuchungsschwerpunkten wurden befragt: KünstlerInnen, Kulturschaffende, VertreterIn- nen/LeiterInnen von öffentlichen Kultureinrichtungen, aus Politik und Verwaltung, sowie Mitglieder einzelner Vereine, private Kulturveranstalter und VertreterInnen aus dem touris- tischen Bereich, weitere WissensträgerInnen und Aktive in der Region (z.B. ehrenamtlich engagierte Bürger).

Die Interviews wurden hauptsächlich mit AkteurInnen aus Perleberg, Wittenberge und Kar- städt durchgeführt. Darüber hinaus gab es – aufgrund des Aufrufs im Rahmen der Auftakt-

125 Bei drei Gesprächen waren jeweils zwei Gesprächspartner anwesend (diese werden als ein Experteninterview ge- wertet). Bei der Auswahl der Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner war deren Funktion/Aufgabenbereich entscheidend. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 57 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit veranstaltung – Rückmeldungen aus dem Umland, so dass auch kulturrelevante Akteure aus dem Umland in die Befragung einbezogen werden konnten.

Durchführung

Die Interviews wurden in zwei Etappen von jeweils einer Woche im März/April und im Mai 2009 durchgeführt. Statt der ursprünglich geplanten 25 Interviews wurden insgesamt 30 ExpertInnen interviewt und zusätzlich zwei Gesprächsrunden durchgeführt. Einerseits er- gaben sich aus den Erstinterviews weitere Empfehlungen für GesprächspartnerInnen. An- dererseits kam die Forschungsgruppe zu dem Schluss, dass die bisherigen Befragungen nicht ausreichten, um die Vielfalt der Akteure zu erfassen und zu einem differenzierten Meinungsbild zu gelangen.

Für die Experteninterviews wurde ein semistrukturierter Fragebogen126 entworfen, der dem Gespräch als Leitfaden diente und den ExpertInnen im Vorfeld zugesandt wurde. Innerhalb des Fragebogens wurden vier Kategorien gebildet:

• Kategorie A: Fragen zur Einrichtung/Verein/Initiative

• Kategorie B: Kultur in der Stadt bzw. Gemeinde

• Kategorie C: Kultur und Kooperation

• Kategorie D: Kulturtourismus

In der Kategorie A sollten die ExpertInnen zunächst ihre Einrichtung und ihr Angebot be- schreiben. Sie sollten die wichtigsten Stärken und Probleme herausarbeiten und einschät- zen, ob sie Entwicklungspotenzial für ihre Einrichtung/Verein/Initiative sehen. Gleichfalls sollte anhand dieser Fragen herausgefunden werden, ob Veränderungen hinsichtlich des demografischen Wandels bewusst wahrgenommen und aktiv Maßnahmen ergriffen wer- den. Darüber hinaus wurde – in Ergänzung zum Bestandsaufnahmebogen – eine Einschät- zung hinsichtlich Qualifizierungsbedarf und Gleichstellungsorientierung abgefragt.

Fragen der Kategorie B zielten auf den Stellenwert von Kultur bzw. dem Kulturangebot und auf das Profil der eigenen Stadt bzw. Gemeinde ab. Die Expertinnen und Experten sollten darüber hinaus die Kulturarbeit für einzelne Zielgruppen in Ihrer Stadt/Gemeinde bewer- ten. Mit Hilfe dieser Aussagen sollten mögliche Stärken und Schwächen der Kulturarbeit in den Kommunen oder vergleichbare Problemlagen herausgearbeitet werden.

Die Kategorie C setzte sich explizit mit dem Thema Kooperation auf verschiedenen Ebenen auseinander. Wichtiger Bestandteil waren Fragen zu Kooperationspotenzialen, Hindernis- sen und Vernetzungsmöglichkeiten. Ziel war es u.a., den Blick der Befragten auf die Region (RWK und Umland) zu weiten und über das Eigene hinauszudenken.

126 Vgl. Anhang. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 58 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Die Kategorie D beinhaltete Fragen zum Kulturtourismus. Es wurde nach gemeinsamen oder verbindenen Themen der drei Kommunen, nach kulturtouristischen Potenzialen und den eigenen kulturtouristischen Besucherinnen und Besuchern gefragt.

Vorgehensweise bei der Auswertung

Die Expertengespräche wurden auf einem digitalen Datenträger aufgezeichnet. Zudem wurde ein schriftliches Protokoll angefertigt. Mit diesem wurden, neben zentralen Stich- punkten, zusätzlich wichtige Beobachtungen erfasst, wie z.B. Störungen und neue Fragen. Nach den Interviews wurde eine Abschrift/Transkription vorgenommen, auf deren Grund- lage eine Ableitung wichtiger Aspekte für das Gutachten stattfinden konnte.

Durch die Diversifikation der Aufgabenfelder und Tätigkeitsbereiche der Befragten wurden nicht alle Fragen gleichermaßen beantwortet, so dass bei einzelnen Fragen nur wenig Ant- worten generiert werden konnten, bei anderen wiederum sehr viele Antworten. Die Aussa- gen wurden insgesamt anonymisiert. Mit Ausnahme der Fragekategorie B »Kulturarbeit in Ihrer Stadt bzw. Gemeinde« wurden die Antworten nicht nach den Aussagen aus den ein- zelnen Kommunen unterschieden, sondern die Fragen jeweils nach Kommune zusammen- gefasst sowie die Antworten bzw. Inhalte verglichen und entsprechende Interpretationen vorgenommen. Ebenso wurden Meinungs- und Entwicklungstendenzen festgehalten.

Im Folgenden findet sich eine Zusammenfassung der Ergebnisse nach den vier o.g. Frageka- tegorien. Anschließend folgt die Auswertung der beiden Expertenrunden »Museen« und »Bibliotheken«. Die Ergebnisse der Experteninterviews werden an dieser Stelle umfangreich aufgeführt, da sie nicht nur ein zentrales empirisches Fundament für die vorliegende Kon- zeption bilden, sondern generell eine wichtige qualitative Quelle zur Kultur und Kulturent- wicklung im RWK Perleberg-Wittenberge-Karstädt darstellen. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 59 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

3.4.2 Zusammenfassung der Ergebnisse der Experteninterviews

Zusammenfassung Kategorie A »Ihre Einrichtung, Ihr Verein bzw. Ihre Initiative«

Stärken

Alle InterviewpartnerInnen stellten zu Beginn des Gesprächs die Stärken ihrer Einrichtung, ihres Vereins oder Initiative heraus. Als Stärken werden u.a. folgende Attribute hervorgeho- ben: Vielfalt, regionale bis überregionale Ausstrahlungskraft und Einzugsgebiet, gute Quali- tät, hohe Anzahl der Mitglieder, hohes Engagement, Alleinstellungsmerkmale einzelner Einrichtungen/Initiativen, gute Lage, Angebotsmix, bewährte Zusammenarbeit und sozial- verträgliche Angebotsgestaltung. Besonders stolz zeigten sich einige der Befragten darüber, dass mit verhältnismäßig wenig Mitteln dennoch relativ viele Aktivitäten realisiert werden.

Zentrale Probleme

Gleichzeitig zeigte die Frage nach den zentralen Problemen, dass der Druck auf die Einrich- tungen und Akteure wächst. In einigen Fällen können aufgrund der dünnen Personaldecke keine festen Öffnungszeiten abgesichert werden. In anderen Fällen können aufgrund von fehlenden Fachkräften bestimmte Projekte nicht umgesetzt oder die Qualität nicht gesi- chert werden. Vereine führten vor allem die Überalterung der Mitglieder an und klagten über Nachwuchsprobleme. Darüber hinaus gaben einige der Befragten an, dass Ihnen der (fachliche) Austausch und neue Impulse von Außen fehlen und man hier »im eigenen Saft« schwimme. Als weiterhin problematisch bezeichneten viele der Befragten die derzeitige und zukünftige finanzielle Situation. Daran schloss sich die Frage, wie lange man die Infra- struktur noch aufrechterhalten kann. Insgesamt unterstrichen viele Befragte die Unsicher- heit, die sie in Bezug auf zukünftige Entwicklungen empfinden. Einige befürchteten, dass Kultur zunehmend privatisiert bzw. vor allem an ehrenamtliche Akteure (ausschließlich) übertragen würde.

Sehr häufig wurde der demografische Wandel als Problem angeführt, was sich in einer ver- änderten Bevölkerungszusammensetzung, der Abwanderung junger Menschen nach der Ausbildung, Geburtenknick, Rückgang des Publikums u.ä. ausdrücke. Ebenso häufig wurden Konkurrenz und fehlende oder schwierige Kooperationen sowie mangelnde Veranstal- tungsabstimmung als Problem angeführt. Darüber hinaus würde man sich gegenseitig das Publikum abwerben. Dabei sei die Kooperationsbereitschaft innerhalb der gesamten Prignitz sehr unterschiedlich. Als Gründe für die mangelnde Kooperationsbereitschaft wur- den genannt: Verschanzung, Verbissenheit, fehlende Offenheit, Angst vor Veränderungen, »Eifersüchteleien« untereinander, Beharren auf dem Eigenen und Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes. Auch die fehlende Vernetzung in der Prignitz wurde kritisiert. Hier wünsche man sich mehr Koordination und Moderation auf Kreisebene und einen konkreten An- sprechpartner, der die kulturellen Ressourcen der Prignitz erkennt und zusammenbringt. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 60 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Zwei der Befragten bemängelten an dieser Stelle insgesamt die Intransparenz bei Kultur- förderungen, explizit beim Prignitz-Sommer.

Entwicklungspotenziale

Auffällig bei der Frage nach den Potenzialen war die Einschätzung vieler Interviewten, dass es kaum noch Potenziale gebe, sondern man versuche, sich auf das Vorhandene zu konzent- rieren und dieses zu erhalten. Noch sei keine Stagnation erreicht, so dass es wichtiger sei, auf die Stabilisierung einiger Angebote zu setzen. Ein anderer Teil der Interviewten gab an, dass es sicherlich Potenziale gebe, dazu bräuchte man jedoch Personal, um dieses aus- schöpfen zu können. Dennoch zeigten sich einige Expertinnen und Experten sehr optimis- tisch und sahen insbesondere Möglichkeiten im Zusammenhang mit der Stadtentwicklung in Wittenberge (Ölmühle, Bahnbetriebswerk) und in Perleberg mit der Lotte-Lehmann- Woche, die inzwischen einen hohen Bekanntheitsgrad erreicht habe.

Entwicklungspotenziale sehen einige der Interviewten in der touristischen Infrastruktur und der Erschließung neuer touristischer Zielgruppen. Ein Befragter machte darauf auf- merksam, dass man sich wieder auf die alten Verbindungen der Prignitz konzentrieren solle, man brauche mehr Kontakt nach Außen und sei zu stark nach Berlin statt Hamburg orien- tiert.

Kooperationspartner

Bei der Frage nach den wichtigsten Kooperationspartnern wurde deutlich, dass viele der Befragten ihre Kooperationspartner vor allem in ihrer eigenen Kommune haben, wie z.B. die Ämter, Schulen, Museen, Vereine. Als überregionale Kooperationspartner wurden der Tou- rismusverband Prignitz e.V., das Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe Brandenburg, der Prignitz-Sommer, die Sparkassenstiftung und Landesverbände genannt. Kooperationspart- ner aus den Nachbarkommunen wurden, ausgenommen der Virtuellen Regionalbibliothek, nicht genannt.

Auf die Frage, mit welchen Partnern man gerne enger kooperieren möchte, wurde die Pri- vatwirtschaft mehrfach genannt und u.a. als Beispiel die Westprignitzer Wirtschaftsinitiati- ve angeführt. Des Weiteren wünsche man sich in interkommunaler Zusammenarbeit einen »Pool für Künstler« zum gegenseitigen Austausch für Veranstaltungen, ebenso für Händler (für Märkte und Feste). Auf der touristischen Ebene wünschte sich ein/e Befragte/r mehr Kooperation mit dem Wendland. Problematisch wird allerdings gesehen, dass der Fluss immer noch eine Grenze in den Köpfen darstellt. Viele der gewünschten Kooperationspart- ner sind themen- und projektabhängig. Dennoch beschränkten sich die Kooperationswün- sche explizit bei den befragten Kulturschaffenden eher auf die eigene Kommune und das »unter sich bleiben«, weniger auf die unmittelbare Nachbarschaft. Zwei der Befragten ga- ben sogar an, dass Kooperationen nicht erforderlich sind, da man fest etabliert sei. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 61 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Demografischer Wandel

Bei der Frage nach den Indikatoren/Auswirkungen des demografischen Wandels nannte ein Großteil der Experten ganz zentral, dass die Überalterung und Fachkräftemangel spürbar sei, man Angst vor der Vergreisung der Städte und mangelnden Austausch habe, ein deutli- cher Besucherrückgang bei Jüngeren zu beobachten sei und die Kaufkraft und damit auch Kulturkonsumenten abnehmen. Konkret zeige sich auch eine veränderte Aufenthaltsdauer bei Veranstaltungen. Viele Befragte hoffen, dass trotz der Auswirkungen des demografi- schen Wandels die vorhandene Bildungsinfrastruktur erhalten werden könne (Schulen, wei- terführende Schulen und Ausbildungsstätten etc.). Positiv bewerteten einige, dass es einen Zuzugstrend aus dem Berliner und Hamburger Raum und mehr Zulauf durch Touristen gä- be. Zwei der Befragten gaben sogar an, von der veränderten Altersstruktur zu profitieren und mit ihrem Angebot ihr Zielpublikum zu erreichen bzw. einen größeren Kundenstamm aufzubauen.

Insgesamt lässt sich festhalten, dass das Bewusstsein für diese Veränderungsprozesse bei den Akteuren ausgeprägt ist, jedoch noch relativ wenig Maßnahmen in Richtung Anpas- sung bzw. Gegensteuerung ergriffen werden. Eine Einrichtung gab an, eine Besucherbefra- gung durchgeführt und daraufhin eine Angebotsmodifikation vorgenommen zu haben. Andere konstatierten, dass Familienfreundlichkeit sehr wichtig sei, aber dass man seine Angebote auch mehr auf Ältere ausrichten müsse. Hier sind Aussagen einiger weniger In- terviewten entgegenzuhalten, die anmerkten, dass auch junge Leute bei der Angebotsges- taltung nicht vergessen werden dürfen und eine einseitige Ausrichtung vermieden werden müsse.

Deutlich wurde bei allen Befragten, dass das Bewusstsein für eine notwendige Modifikation des eigenen Angebots erforderlich ist. Allerdings zeigte sich auch, dass die Bedürfnisse der Zielgruppen, insbesondere von jungen Menschen, häufig nicht klar sind und es aufgrund dessen auch an einer geeigneten Zielgruppenansprache fehle.

Qualifizierungs- und Fachkräftebedarf

Zwei wesentliche Qualifizierungsbedarfe bildeten sich unter allen Antworten im Rahmen der Experteninterviews besonders heraus: zum einen die Vermittlungsarbeit in Kunst und Kultur (Kultur- und Medienpädagogik), zum anderen wurde sehr häufig Vermarktung, Pres- se- und Öffentlichkeitsarbeit und professionelles Fundraising als Qualifizierungsbedarf an- geführt. Des Weiteren ging es um die sogenannten Soft-Skills, die sich in Begriffen wie: Or- ganisationsgeschick, Kommunikationsfähigkeit, Koordinationsfähigkeiten und Verhand- lungsgeschick äußerten.

Einige der freigemeinnützigen Träger mit größeren Mitgliederzahlen gaben an, dass sie sich Qualifizierungsbedarf hinsichtlich eines professionellen Fundraisings wünschten.

Einige der Befragten forderten im touristischen Bereich mehr Qualifizierung, da die Qualität noch nicht ausreichend sei. Hier ginge es vor allem darum, das Servicebewusstsein zu Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 62 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit verbessern (Verständnis der Serviceketten). Gleichfalls wurde angemerkt, dass bereits Kurse in Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer angeboten werden. Ein/e Inter- viewte/r bemängelte, dass es zwar viele Qualifizierungsangebote gibt, diese aber nicht als »notwendig erachtet« werden. Dies deckt sich mit den Antworten von vier Befragten, die angaben, dass es gar keinen Bedarf gäbe. Ein/e Expert-/in merkte an, dass Qualifizierung nur sinnvoll bei längerfristigen Arbeitsmaßnahmen oder Festanstellungen sei. Da viele Pro- jekte und Initiativen über Kommunal-Kombi finanziert werden, fehle häufig das Grundwis- sen in den jeweiligen Fachgebieten, auf dem man aufbauen könnte.

Der Frage nach dem Qualifizierungsbedarf schließt sich die Frage nach Beschäftigungslü- cken und Fachkräftebedarf an. Häufig genannt wurden Fachkräfte, die im Projekt-, Event-, Kulturmanagement ausgebildet seien. Ein/e Befragte/r gab an, dass es schwierig sei, Fach- kräfte in die »Provinz« zu bekommen. Ein/e andere/r Interviewte/r bemerkte, dass sich der Fachkräftemangel auch in der Instabilität der Partner festmache und dieser bspw. die Kon- tinuität von Projekten gefährde. Darüber hinaus gab es fachlichen Bedarf in spartenspezifi- schen Bereichen wie z.B. bei der Erstellung von Ortschroniken, Inventarisierung und Archi- vierung im Museum.

Insgesamt gab ein Großteil der Expertinnen und Experten an, dass ihre Einrich- tung/Verein/Initiative viel mit MAE-Kräften arbeitet, um bspw. Öffnungszeiten abzusi- chern. Zwar würde hier organisatorisch viel geleistet, aufgrund der geringen Vorbildung und Vorkenntnisse seien diese aber nur bedingt einsetz- und qualifizierbar. Fachspezifische Bedarfe könnten damit keinesfalls gedeckt werden. Zwei der Befragten gaben sogar an, dass bei ihnen der soziale Aspekt bei der Einstellung von MAE-Kräften eine Rolle spiele. Die Einarbeitung und Integration stünden hierbei im Vordergrund, wären aber sehr zeit- und arbeitsintensiv und würden nur bedingt zu einer Entlastung beitragen.

Gleichstellungsorientierung (»Gender Mainstreaming«)

Bei der Frage nach der Gleichstellungsorientierung können drei Gruppen von Befragten herausgebildet werden. Die eine Gruppe der Interviewten war der Meinung, dass Gleich- stellung sich insbesondere auf die Bevorzugung von Frauen beziehe und man aufgrund einer höheren Anzahl von Frauen in der Einrichtung in jedem Fall gleichstellungsorientiert arbeite. Eine weitere Gruppe kristallisierte sich durch die Anmerkung heraus, dass es eine/n Gleichstellungsbeauftragte in der Stadt gebe und man davon ausgehen könne, dass da- durch eine Gleichstellung gewährleistet sei. Die dritte Gruppe gab an, dass das Thema eine untergeordnete Rolle spiele, da es vor allem um die Qualifikation gehe und nicht um das Geschlecht. Einzelne Antworten wurden stärker ausdifferenziert. Eine Person gab an, dass Gleichstellungsorientierung zwar selbstverständlich sein sollte, aber die Besetzung von Frauen in Führungspositionen und in Gremien noch immer viel zu unterdurchschnittlich sei. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 63 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Zusammenfassung Kategorie B »Kultur in Ihrer Stadt bzw. Gemeinde«

Stellenwert von Kultur

Ein Großteil der Befragten gab an, dass Kultur in der eigenen Stadt/Gemeinde einen hohen Stellenwert genießt. Befragte aus Perleberg nannten als Begründung, dass Kultur vor allem in der Tradition der Stadt läge, Kultur und Stadtentwicklung seien hier eng miteinander verbunden. Darüber hinaus würde in der Profilierung der Lotte-Lehmann-Woche der hohe Stellenwert von Kultur in Perleberg deutlich. Ebenso trage Kultur zur Erhöhung der Lebens- qualität und zur Identifikation bei. In Wittenberge wird der hohe Stellenwert von Kultur vor allem mit dem Kultur- und Festspielhaus betont, welches mehrfach genannt wurde. Der Stellenwert von Kultur drücke sich vor allem darin aus, wie viel die Stadt in Kultureinrich- tungen und -angebote investiere und was sie fördere. In der Gemeinde Karstädt wird der hohe Stellenwert von Kultur vor allem mit der Vereinsförderung und dem Vorhandensein und der Bespielung der Mehrzweckhalle hervorgehoben. Betont wurden hier der hohe Grad an Eigenaktivität in den Vereinen und die Entwicklung eines Kulturzentrums in Blüthen. In allen drei Kommunen wird Kultur vor allem auch als Standort- und Wirtschaftsfaktor und als Basis für den Tourismus gesehen.

Neben diesen Aussagen gab es auch kritische Stimmen, die anmerkten, dass es immer mehr niedrigschwellige Kulturangebote bzw. »Trivialkultur« gäbe, die inzwischen überwiegen würden. Vor allem für Zugezogene gäbe es wenig adäquate Angebote. Auch der Anspruch auf Publikumsseite wurde zum Teil als gering eingeschätzt. Gewünscht würden vor allem volkstümliche bzw. populäre Angebote, die möglichst kostengünstig seien. Hier wurden Trends wie z.B. eine starke Unverbindlichkeit und ein passiver Kulturkonsum kritisch bewer- tet.

Darüber hinaus gab es Aussagen zur Kulturarbeit in der eigenen Stadt bzw. Gemeinde, die sehr vorsichtig geäußert wurden. Ein/e Befragte/r bedauerte z.B., dass der »Prophet im ei- genen Lande« nichts zähle. Explizit in Perleberg wünsche man sich mehr Dienstleistungs- orientierung, Zugewandtheit, Offenheit und Dialogfähigkeit von der Verwaltung gegenüber nicht-öffentlichen Kulturträgern.

Einen hohen Stellenwert von Kultur schreiben viele der Befragten auch der Kulturarbeit des Landkreises zu. Dieser würde vor allem über den Prignitz-Sommer wahrgenommen. Gleich- zeitig wurden auch an dieser Stelle fehlende transparente Kulturförderrichtlinien bemän- gelt, dass wenig Raum für Innovationen und kleinteilige Angebote bliebe, die früher den Charakter des Prignitz-Sommers ausmachten. Die Strukturen und Partner seien relativ fest und es gäbe wenig Anknüpfungsmöglichkeiten.127 Es wurde der Wunsch geäußert, dass sich

127 Da der Prignitz-Sommer keinen Untersuchungsschwerpunkten dieser Konzeption darstellt und primär der Kulturar- beit des Landkreises zuzurechnen ist, kann dieser nur punktuell untersucht/thematisiert werden. Dennoch können diese Hinweise hilfreich sein und wurden deshalb aus der Auswertung nicht entfernt. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 64 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit der Landkreis wettbewerbsorientierter im Vergleich mit anderen Landkreisen zeigten und offener auf Kulturschaffende zugehen solle.

Kulturelle Besonderheiten

Die Aussagen bzw. Charakterzuschreibungen zu den kulturellen Besonderheiten der jewei- ligen Stadt bzw. Gemeinde werden wie folgt zusammengefasst dargestellt:

Wittenberge: Kultur- und Festspielhaus mit ganzjährigem Angebot, Elblandfestspiele, Rat- haus und Uhrenturm, Alte Burg, Alte Ölmühle, Thema: Nähmaschine, Heimatmuseum, Dixielandfestival, Galerie mit hochkarätigen Künstlern.

Perleberg: Lotte-Lehmann-Woche, Bücherfest, Internationales Musikfestival, Altstadtstruk- tur/historischer Stadtkern und Geschlossenheit des Zentrums, Potenzial an atmosphäri- schen Orten für Kultur, Museen, aktive Kreismusikschule, Vereinskultur, Judenhof, Roland- und Hansestadt, Fußläufigkeit, kleine gewachsene Strukturen.

Karstädt: breite Vereinsstruktur, Kirchenbauten, Blüthen als kulturelles Zentrum, Mehr- zweckhalle und Reitplatz, flächenmäßige Verteilung der kulturellen Angebote, Dallmin alte Schule, Podbielski-Ausstellung, Burg Stavenow.

Einschätzung des Kulturangebotes für verschiedene Zielgruppen

Bei der Bewertung, wie das Angebot für bestimmte Zielgruppen in einzelnen Städten sei, weisen Perleberg und Wittenberge ähnliche Tendenzen auf: Quantitativ betrachtet, gäbe es viele Veranstaltungen, die jedoch einer Koordination und Abstimmung bedürfen. Zielgrup- penspezifisch gesehen, sollten Kinder und Familien stärker angesprochen werden, da es hier nach Meinung der Befragten noch Defizite gebe. Insbesondere Befragte aus Wittenberge äußerten, dass die Bedürfnisse von Jugendlichen unzureichend bekannt sind. Zwar gäbe es viele Rockkonzerte im Umland, aber Jugendliche würden bislang – auch außerhalb des schulischen Bereichs – noch etwas vernachlässigt. Das Angebot für Ältere wurde von fast allen Befragten mit gut bis sehr gut bezeichnet, insbesondere durch die Angebote sozialer und kirchlicher Träger wie z.B. caritas, Volkssolidarität und AWO. Arbeitslose haben die Möglichkeit, Angebote über einen Sozialpass ermäßigt wahrzunehmen. Der Pass wurde 2008 eingeführt, bislang aber nur mittelmäßig nachgefragt. Den Befragten fiel es schwer, das Angebot für Touristen einzuschätzen. Häufig wurden die Angebote in Verknüpfung mit kulturellen Highlights genannt, wie z.B. Tour de Prignitz, Prignitz-Sommer, Festivals. Für Karstädt wurden die touristischen Potenziale als begrenzt eingeschätzt. Das Hauptaugen- merk richte sich auf die Einheimischen. Kinder und Jugendliche würden in die örtlichen Ver- eine sehr stark eingebunden.

Insgesamt wurde das Angebot für die Kommunen dieser Größenordnung als verhältnismä- ßig gut bewertet. Man ist sich bewusst, dass möglicherweise einige Wünsche zu großstad- torientiert sind. Für andere Angebote würde man Fahrten vor allem nach Schwerin oder Berlin in Kauf nehmen. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 65 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Zentrale Probleme im Kulturbereich

Bei den Antworten zu dieser Frage spiegelten sich viele Äußerungen wider, die hinsichtlich der eigenen Einrichtung bereits als problematisch bezeichnet wurden, wie bspw. Finanzie- rung, Überalterung, Konkurrenzsituation. Hauptsächlich wurden jedoch die Abstimmung der Veranstaltungen untereinander benannt und die bislang noch nicht ausreichende ge- meinschaftliche Vermarktung. Ein großes Hindernis wird in dem fehlenden gemeinsamen Veranstaltungskalender gesehen, da es unterschiedliche Anbieter bei der Datenbankein- pflege gibt. Noch zu wenig Bedeutung würde der Baukultur in der Prignitz beigemessen. Hier gäbe es noch Potenziale, die noch besser ausgeschöpft werden könnten. Mit Blick auf den Landkreis bzw. die Region Prignitz wurde angemerkt, dass vieles zu traditionell, »ver- staubt« anmute und es an einer Vision fehle. Der Reiz der Gegend müsse noch differenzier- ter herausgestellt werden. Statt nur vergangenheitsbezogen zu agieren und zu vermitteln, müsse die Gegenwart mehr in Kulturprojekte eingeflochten werden. Es bräuchte darüber hinaus Angebote, die nicht nur »Highlightbezogen« ein spezielles Publikum für 1–2 Tage in die Region holen, sondern nachhaltig und gesellschaftlich wirken.

Rahmenbedingungen und Verbesserungsmöglichkeiten

Vorschläge für Verbesserungen der Rahmenbedingungen der Kulturarbeit werden in Stich- punkten angeführt:

• Bessere Zusammenarbeit der Städte auf der Arbeitsebene

• Passivität und Kulturkonsum entgegenwirken, Kulturelle Bildung stärken

• Aktivierung von Arbeitslosen

• Verbesserung der Terminabstimmung

• Schaffung eines Kulturadressbuches mit einer Übersicht der Kulturangebote

• Fördertopf auch für kleinere Projekte

• Unkomplizierte Beantragung von Fördermitteln

• Transparenz in der Kulturförderung

• Verbindungen zu anderen Regionen stärken

• Netzwerk Museen aufbauen

• Mehr Austausch und Kooperation

• Mehr finanzielle Möglichkeiten Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 66 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Zusammenfassung Kategorie C »Kultur und Kooperation im RWK«

Begriff der Kooperation

Zur Reflexion und Einleitung in den nächsten Fragenkomplex wurde gefragt, wie die Exper- tinnen und Experten »Kooperation« definieren. Die Aussagen sollen auch hier wertungsfrei und stichpunktartig dargestellt werden:

• »Über den eigenen Tellerrand schauen und sehen, was es noch gibt«

• Abstimmung und Koordination

• Miteinander agieren, zusammen handeln, gemeinsam auf ein Ziel hinarbeiten

• Nicht gegen-, sondern miteinander

• Win-win-Situation

• Austausch, inhaltliche Abstimmung

• Rücksichtnahme auf die Kultur des Anderen, Akzeptanz

• Identität des Anderen anerkennen

• Gemeinsame Interessenfindung

• Gemeinsames Marketing

• Sich gegenseitig behilflich sein

• Rückkoppelung und Auseinandersetzung

Beurteilung der interkommunalen Zusammenarbeit

Die interkommunale Zusammenarbeit zwischen Perleberg, Wittenberge und Karstädt wur- de unterschiedlich, aber überwiegend positiv bewertet. So schätzte ein Großteil der Exper- tinnen und Experten ein, dass die Qualität der Zusammenarbeit im RWK gestiegen sei. Der RWK sei zwar eine »Zwangsehe«, daraus habe sich jedoch ein guter Kommunikationsstand und Austausch ergeben. Mehrfach wurden die gemeinsame Sportlerehrung und der Neu- jahrsempfang als positives Beispiel für Kooperationsansätze genannt. Den Befragten sei aber bewusst, dass dies ein Anfang sei und noch viel passieren müsse. Arbeitete man früher gegeneinander, so gäbe es heute schon viele Annäherungen auf verschiedenen Ebenen, insbesondere weil deutlich geworden sei, dass sich bestimmte Dinge nicht (mehr) alleine realisieren ließen. Insbesondere die Zusammenarbeit zwischen den Städten Perleberg und Wittenberge – die sich laut den Befragten historisch bedingt in einem Konkurrenzkampf befänden – habe sich auf politischer Ebene verbessert. Die Gemeinde Karstädt würde nach Aussagen zweier Befragter im RWK vor allem eine Neutralisierungsfunktion übernehmen. Dennoch muss an dieser Stelle auch angeführt werden, dass sich einige der Interviewten recht skeptisch zeigten in Bezug auf die interkommunale Zusammenarbeit. Bislang würden noch gemeinsame Projekte fehlen und eine konzeptionelle Grundlage. Es gäbe noch wenig Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 67 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Kontinuität, jeder ist auf der Suche in der Profilierung des Eigenen (»Man blickt auf den An- deren und kann das Eigene kaum greifen«). Ein/e andere/r Befragte/r sieht die Gefahr, dass der Fokus zu sehr auf der gemeinsamen Akquise von Fördermitteln liege und zukünftig nur noch Angebote gefördert werden, die eine breite Masse ansprechen.

Zwei Befragte gaben an, dass der Arbeitsaufwand durch die Kooperation gestiegen sei. Eine weitere Person kritisierte die Gremienarbeit, dass sich zwar die Bürgermeister treffen, aber die Zusammenarbeit und der Austausch auf der Arbeitsebene noch verbesserungswürdig sei. Insgesamt zeigte sich ein Großteil der Interviewpartner sehr hoffnungsvoll, vor allem in Bezug auf die Signale, die von politischer Seite ausgelöst werden. Hier spüre man einen An- schub und ein gemeinsames Bestreben, dass u.a. aus der gemeinsamen Funktionsteilung eines Mittelzentrums von Perleberg und Wittenberge resultiere. Es wurde auch konstatiert: »aus dem ›Muss‹ ist ein ›Wollen‹ entstanden«.

Kooperation kultureller bzw. kulturtouristischer Anbieter im RWK/Umland

Die Kooperation kultureller und kulturtouristischer Anbieter im RWK/Umland wurde insge- samt als unzureichend eingeschätzt. Auf inhaltlicher Ebene seien Kooperationen bislang kaum möglich gewesen. Die Kooperation beschränke sich häufig nur auf Terminabstim- mungen und reinen Informationsaustausch und sei nicht besonders intensiv. Eine Person merkte an, dass man nur in Notlagen oder eher sporadisch kooperiere. Bei Festivals würden sich einige Veranstalter immer noch gegenseitig das Publikum abwerben. Deutlich wurde bei dieser Fragestellung, dass einige der Befragten die Auffassung vertraten, dass Koopera- tion nur unter ökonomischen Gesichtspunkten sinnvoll sei. Eine Kooperation im inhaltli- chen Bereich würde mit dem Verlust der eigenen Identität gleichgesetzt. Als Argument wurde auch ins Feld geführt, dass das Ehrenamt am eigenen Ort verankert sein sollte und nicht in einer anderen Stadt. Hier wurde deutlich, dass es konkret an Kooperationsideen fehlte bzw. sehr viele Vorurteile gegenüber Kooperationen vorherrschten.

Faktoren, die eine Kooperation verhindern

Als Faktoren, die eine Kooperation ausbremsen oder verhindern könnten, wurden genannt:

• Persönliche Befindlichkeiten

• Fehlende Ideen und Kreativität

• Fehlendes Vertrauen

• Lokalpatriotismus bzw. Kirchturmdenken

• Viele einzelne »Meckerer«

• Zeit und Kraft, die man investieren muss, fehlende Kapazitäten

• Ängste, die eigene Identität zu verlieren

• Schnittstellen, die nicht klar definiert sind Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 68 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Fehlende Vernetzung, Austausch und Koordination

Notwendigkeiten, um Kooperationen zu gestalten, wurden von den Interviewten folgen- dermaßen geäußert:

• Überwindung kommunaler Egoismen und Distanzen

• Über seinen eigenen Schatten springen, Gewohnheiten und alte Muster ablegen

• Zusammenarbeiten und dabei die eigene Identität behalten

• Kooperation muss ehrlich gemeint sein

• Auch erkennen, wenn etwas nicht funktioniert

• Kompromissbereitschaft

• Gemeinsame Ideen entwickeln, die mit Leben gefüllt werden

• Eigene Ansprüche formulieren, um »hinter einer Sache stehen zu können«, aber auch Kompromisse schließen

• Miteinander reden

• Wer kooperieren möchte, muss wissen, was er anbietet

• Ausgleich zwischen Kooperation und gesundem Wettbewerb schaffen

Einigen Aussagen ließ sich entnehmen, dass es häufig an Problemlösungskompetenz oder Konfliktbewältigung fehle und sich dadurch Fronten »verhärten«. Dem gegenüber wurde sehr stark der Wunsch nach offener Kommunikation und »Miteinander reden« geäußert. Darüber hinaus gaben einige Interviewte an, dass Kooperationen häufig nach einem perso- nellen Wechsel funktionierten, die zwischenmenschliche Ebene bzw. persönliche Befind- lichkeiten spielen eine große Rolle bei der Kooperationsbereitschaft.

Vorschläge zur Bündelung von Angeboten und Vernetzungspotenzialen

Zur Frage, welche Angebote tatsächlich besser gebündelt oder vernetzt werden könnten, gab es verschiedene Aussagen und Ideen. Zunächst einmal wurde in Hinblick auf die Infra- struktur und räumliche Auslastung mehrfach das Kultur- und Festspielhaus in Wittenberge genannt, welches in die Region strahle. Hier wünsche man sich ein mittel- bis langfristiges Finanzierungsmodell, das von mehreren Beteiligten getragen wird. Dem entgegen steht allerdings, dass jede Kommune zunächst einmal ihre eigenen Räume auslasten möchte.

Ein weiterer Vorschlag bezog sich auf die bessere Vernetzung und Bündelung der musealen Angebote bzw. Museen für den Tourismus.

Mehrfach geäußert wurde der Wunsch, dass Nachwuchskünstler der Lotte-Lehmann- Woche bei den Elblandfestspielen auftreten könnten.128 Nach Ansicht der Interviewten gäbe

128 Diese Zusammenarbeit wurde in der Zwischenzeit umgesetzt. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 69 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit es hier große Kooperationspotenziale. Ein weiterer Vorschlag wurde eingebracht, die Lotte- Lehmann-Woche mit dem Paul-Lincke-Wettbewerb129 in Wittenberge zu verknüpfen.

Weitere Vernetzungspotenziale werden vor allem im Tourismus gesehen, konkret beim Ausbau des Radtourismus, des Wanderwegenetzes (hier kam die Idee eines »Dott- Wanderweges«) und eines Reiterweges von Neustadt-Dosse nach Redefin. Entlang dieser Strecken könnte es kulturtouristische Angebote geben. Dazu müssten sich thematische Arbeitsgruppen bilden, die gemeinsam Angebotspakete »schnüren«.

Des Weiteren wurde vorgeschlagen, länderübergreifende Projekte zu initiieren und sich dadurch besser zu vernetzen. Das Thema »20 Jahre Mauerfall« wäre eine gute Gelegenheit gewesen. Ein weiterer Vorschlag war, eine Wanderausstellung für die Region zu gestalten. Problematisch wurde bei dieser Form der Projekte gesehen, dass die Berichterstattung durch die Medien an den jeweiligen Landesgrenzen endet. Darüber hinaus würde jemand benötigt, der einlädt, moderiert und steuert. Hier wurde gefragt, ob der Landkreis nicht eine solche Funktion übernehmen könne.

Nach Ansicht eines/einer weiteren Befragten hat der Prignitz-Sommer eine kulturelle ver- bindene Funktion. Ein/e Experte / Expertin ist der Meinung, dass man sich insgesamt Ge- danken machen sollte, wie und welche Veranstaltungen eventuell in der Vermarktung ge- bündelt werden könnten. Hier müsse man schauen, welche Veranstaltungen die gleichen Zielgruppen ansprechen. Eine weitere Person merkte an, dass 2015 die Landesmusikschul- tage in Wittenberge stattfinden würden und dies eine Chance für die ganze Region wäre, wenn man sich rechtzeitig dazu verständige.

Bedeutung des Kulturangebotes im RWK für das Umland130

Einrichtungen, die aus Sicht der Befragten eine hohe Umlandfunktion wahrnehmen, sind das Kultur- und Festspielhaus. Hier wird durch den Kultur-, Sport- und Tourismusbetrieb der Stadt Wittenberge ein gesonderter Zubringerbus eingesetzt, der Besucher aus dem Umland zur Veranstaltungsstätte und zurück bringt. Des Weiteren werden genannt: der Tierpark und das Kino in Perleberg, die Bibliotheken und Museen im Allgemeinen, die Schwimmhalle in Wittenberge. Neben den kontinuierlichen Angeboten werden auch die Festivals und kul- turellen Höhepunkte genannt, die eine Ausstrahlung in die Region haben.

Ein/e Interviewte/r wies darauf hin, dass der RWK zwar eine Umlandfunktion habe und es Nachfrage aus dem Umland gebe, jedoch nicht zu vergessen sei, dass es auch in den ländli- chen Regionen eine eigene Kultur gebe, die von den Einwohnern aus dem RWK nachgefragt werde, wie z.B. das Kreiserntefest. Wichtig sei auch seitens des RWKs zu signalisieren, dass

129 Der Paul-Lincke-Wettbewerb konnte aufgrund ausbleibender Sponsorengelder 2008 und 2009 nicht durchgeführt werden. 130 Zum Thema Umlandfunktion ist flakierend und zentral das entsprechende Ergebnis der schriftlichen Bürgerbefra- gung im Landkreis Prignitz zu berücksichtigen (vgl. Kap. 3.7). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 70 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit die Dörfer, umliegenden Orts- und Gemeindeteile ebenfalls zum Regionalen Wachstums- kern gehören und diese stärker mit einbezogen werden sollten.

Zusammenfassung Kategorie D »Kulturtourismus« (vertiefend)

Verbindende Themen

Die Frage nach gemeinsamen verbindenden Themen fiel den Interviewten nicht leicht. Die Befragten näherten sich demzufolge zunächst einmal darüber, das Eigene bewusster zu machen.

Im Folgenden werden die Zuschreibungen der drei Kommunen in tabellarischer Form dar- gestellt. Hier gibt es Überschneidungen zu den Antworten aus der Frage »Kulturelle Beson- derheiten Ihrer Stadt/Gemeinde«.

Kulturelle Besonderheiten in Wittenberge, Perleberg und Karstädt

Wittenberge Perleberg Karstädt • KuF und Elblandfest- • Lotte-Lehmann-Woche • Breiter Mix (z.B. Le- spiele • Großer Markt sungen, Kirche, Bau- • Elbe und Hafen • Historische Altstadt erntheater, Rock, Jagdhornbläser) • Industriell geprägt • Kneipennacht • Kirchen • Moderne Urbanität • Kleinstädtische Beam- des 19. Jhd. und Ar- tenstadt • Ländliche Kultur, selbstbewusst ent- beiterstadt • 770 Jahre alt wickelt durch alte • Zentrumslos, flie- • Perlebergfestival ßend, nie zur Ruhe Traditionen • traditionsbewusst gekommen • Bäuerlich, Handwerk • Verwaltungsstandort • Stadtumbau und I- • Elbe-Müritz-Radweg dentitätsfindung • Knieperkohl-, Kartof- • Dallmin und Blüthen felmarkt • Rückbesinnung Natur als kulturelle Zentren und Umland (Elbtal- • Judenhof • Podbielski aue) • Junge Geschichte, erst 150 Jahre alt • Eisenbahngeschichte • Jugendstilviertel • Schifffahrt

Gemeinsame Themen werden in folgenden Schnittstellen gesehen:

• Kulturhistorische Landschaft der Prignitz

• Natur und Geschichte

• Sensibilität für alte Bauweisen

• Baukultur und Architektur, Besinnen auf Bautradition (identitätsstiftend), z.B. Ziegel- bauten verbindet alle

• Unterstützung und Motivation von Zugereisten bei Bauvorhaben »ländliches Bauen« in der Prignitz Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 71 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Wandern, Radfahren, Reiten, Wassertourismus

• Geschichte erleben

• Elbtalaue (wird von allen tangiert), Biosphärenreservat

• Elbe-Müritz Vermarktung

• Natur und Gewässer

• Prignitzer Sprachen, Sitten und Bräuche (sich auf Altes besinnen) = Nachholbedarf

• Figur für die Prignitz, z.B. die kleine Dott

• Anbindung der Kirchen an Radtouren (Siehe Bspl. Jüterbog: »Bach & Bike«)

• Persönlichkeiten der Prignitz

• Eisenbahngeschichte (Karstädt und Wittenberge)

• Thema: Ruhe und Entspannung (in Kombination mit Therme in Bad Wilsnack)

• Schnittstellen liegen eher in der jüngeren Geschichte (PB und WB) im 19. Jahrhundert

• Gegensätze und Spannungsfelder können auch ein Thema sein

Kulturtouristische Potenziale, die aktiviert werden müssten

Bei dieser Frage wurden häufig schon konkrete Maßnahmen genannt, die sich zum Teil auch schon in der Umsetzung befinden, wie z.B.

• Verbesserungen sind notwenig bei Gastronomie, Kommunikation und Öffnungszeiten

• Paddeltourismus ausbaufähig

• Kirchen der Region bräuchten Hinweisschilder, wann sie geöffnet sind oder wo man sich melden kann

• Ausbau des Radwegenetzes

• Gemeinsame Vermarktungsplattform (bislang zwei verschiedene Strukturen)

• Gemeinsame Vermarktung von Prignitz-Sommer und Tourismusverband z.B. im EDV- Bereich

• Anspruch der Hamburger und Berliner bei kulturtouristischen Angeboten berücksichti- gen

Darüber hinaus wurden folgende Hinweise gegeben:

• Kreative Menschen in der Prignitz, deren Potenzial genutzt werden sollte

• Bauernhäuser und Bodendenkmäler in der Region müssen gepflegt werden

• Prignitz-Sommer strategisch überdenken -> »Update«

• Neugierde wecken, für das was nicht nur punktuell da ist Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 72 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Museumslandschaft mehr betonen

• Industriearchitektur in Wittenberge mehr in Szene setzen

• Innenstadt von Perleberg besser vermarkten: Höfe, Keller, Haustüren

• Individualtourismus stärker aktivieren

3.4.3 Zusammenfassung der Ergebnisse der Gruppeninterviews

Zusammenfassung der Gesprächsrunde Bibliotheken und Archive

An der Gesprächsrunde nahmen die Leiterinnen der Stadtbibliotheken und Archive Perle- berg und Wittenberge teil. In der Gemeinde Karstädt existiert keine Bibliothek, so dass aus diesem Grund auch kein/e Vertreter/-in anwesend war.

Die Fragen orientierten sich an dem Gesprächsleitfaden der Experteninterviews. Im Mittel- punkt standen die Stärken und Probleme der eigenen Einrichtung, die Umlandfunktion (Zu- gänglichkeit der Einrichtung) und das Projekt der »Virtuellen Regionalbibliothek«. Die Aus- wertung der Gesprächsrunde ist in Zusammenhang mit der Bestandsaufnahme in Kapitel 4 zu betrachten. Die Ergebnisse sollen im Folgenden kurz und thematisch zusammengefasst wiedergegeben werden:

Projekt »Virtuelle Regionalbibliothek«

Die Kooperation bzw. Zusammenarbeit zwischen den Bibliotheken und auch Archiven war schon immer gut. Die Werbung für die Plattform ist noch relativ gering, da noch nicht alle Daten eingegeben wurden.131

Neben dem Projekt ist noch die »Lange Nacht der Prignitzer Bibliotheken« als Kooperati- onsbeispiel und der bundesweite Tag der Archive hervorzuheben.

Zielgruppen

Alle Teilnehmerinnen der Gesprächsrunde gaben an, dass alle Altersgruppen und sozialen Schichten mit dem Angebot angesprochen werden sollen. Die Bibliotheken und Archive verstehen sich als Bildungs- und Kultureinrichtungen, die einen öffentlichen Kultur- und Bildungsauftrag zu erfüllen haben und jedem offen stehen. Einig waren sich die Gespräch- partnerinnen darin, dass die Gruppe der Jugendlichen besonders schwer zu erreichen sei. Die Stadtbibliothek Wittenberge unternehme deshalb seit 1,5 Jahren gezielt Maßnahmen, um diese Zielgruppe zu erreichen, z.B. durch eine Jugendmediathek und die Mitgliedschaft in der LAG Multimedia. Darüber hinaus wird versucht, regelmäßig Programmarbeit zu leis- ten und Referenten zu jugendgemäßen Themen zu gewinnen. Für die Archive sei es beson- ders schwer, die Zielgruppe der Kinder und Jugendlichen zu erreichen, da das Interesse für Heimatgeschichte sehr gering ausgeprägt sei. Schwierig gestalte sich auch die Zusammen- arbeit mit Schulen, da häufig kein Platz im Lehrplan für außerschulische Aktivitäten sei und

131 Zum aktuellen Stand des Projektes siehe Kapitel 4.5.2. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 73 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit auch Tendenzen deutlich werden, dass das Interesse der Lehrer als Initiatoren möglicher Projekte zurückgeht.

Umlandfunktion

Als problematisch wurde das Wegbrechen der Fahrbibliotheken bewertet, die bis in das Jahr 2003/2004 vom Landkreis Prignitz finanziert wurden und das Umland mit Medien versorgt hatten. Das Interesse an den Medienkoffern (Bibliotheken gehen in die Schulen) ist nach Aussage der Perleberger Stadtbibliothek ebenfalls zurückgegangen und wird daher in der Stadtbibliothek Perleberg nicht mehr angeboten.132

Öffentlichkeitsarbeit

Bei den Archiven wurde deutlich, dass diese Einrichtungen nicht so populär wie Museen und Bibliotheken seien. Die Vermarktung der Projekte kann aufgrund von Personalmangel nur auf »Sparflamme« erfolgen. Gleichzeitig fehlt es an Personal, um die Potenziale der Ar- chive zu heben und entsprechend herauszustellen.

Personal und Fachkräftebedarf

Die Personalsituation in den Archiven scheint besonders prekär. Neben den beiden Leiterin- nen der Archive werden viele Tätigkeiten von Praktikanten oder MitarbeiterInnen über spe- zielle Maßnahmen durchgeführt. Der Einsatzzeitraum ist sehr begrenzt, von einer Woche bis zu einem halben Jahr. Eine kontinuierliche Arbeitsweise kann so nicht vollzogen werden, denn jede Arbeitskraft hat ein unterschiedliches Grundwissen, Bildungsstand, Motivationen und Engagement. Die erforderliche Einarbeitung in die Fachspezifik benötige wiederum sehr viel Zeit, die bei der Bewältigung des Alltagsgeschäftes fehlt. Das Niveau und die Quali- tät der Arbeit können in dieser Form nur schwer gesichert werden. Auch ist eine strategi- sche und konzeptionelle Weiterentwicklung des Angebotes durch fehlende Fachkräfte nicht möglich. Insgesamt läge sehr viel Potenzial in den Archiven, insbesondere Material für Aus- stellungen. Dazu würden Fachkräfte notwendig und Ausstellungsräumlichkeiten, u.a. auch im Archivbereich. In Wittenberge habe sich zudem der Heimatverein aufgelöst, womit wertvolles Engagement für das Archiv verloren ging. In Perleberg fehlt die Bündelung der schlummernden heimatinteressierten Heimatforscher in einer kooperativen Zusammenar- beit.

In allen Einrichtungen wurde zudem deutlich, dass pädagogisches Wissen fehlt, um die An- gebote ansprechend und adäquat an die jeweiligen Zielgruppen zu vermitteln.

132 Vgl. dazu Bestandsaufname der Bibliotheken in Kapitel 4. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 74 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Zusammenfassung der Gesprächsrunde Perleberger Museen

Da die Museumsleiter bereits als Experten in den Einzelinterviews befragt wurden, war das Ziel der gemeinsamen Gesprächsrunde der Museen, weitere Kooperations-, Vernetzungs- und kulturtouristische Potenziale zu diskutieren und zu befördern. Teilgenommen haben die Leiter der Museen: Stadt- und Regionalmuseum Perleberg, Oldtimermuseum Perleberg, DDR-Geschichtsmuseum Perleberg und eine Vertreterin des Kulturamtes der Stadt Perle- berg. Darüber hinaus war es ein Anliegen der Forschungsgruppe, die Leiterinnen der Muse- en aus Wittenberge und Karstädt einzuladen, um die Vernetzungpotenziale insbesondere zwischen den Kommunen zu fördern. Diese Öffnung wurde von einem Teil der Perleberger TeilnehmerInnen nicht gewünscht, so dass sich die Diskussion hauptsächlich auf die Perle- berger Museumsnacht beschränkte und daher kaum Aussagen zur oben genannten Frage- stellung getroffen werden konnten. Insgesamt fand die Forschungsgruppe noch einmal einige Aussagen aus den Experteninterviews hinsichtlich der Kooperationsängste und Zu- sammenarbeit innerhalb der eigenen Kommune bestätigt.

Da die Museen einen wesentlichen Teil der kulturtouristischen Infrastruktur darstellen, ist hier für die Forschungsgruppe erheblicher Handlungsbedarf hinsichtlich der Kooperation und Vernetzung zwischen dem Stadt- und Regionalmuseum Perleberg und dem Stadtmu- seum Wittenberge sichtbar geworden.

3.4.4 Weitere Interviews (ohne gesamten Leitfaden; offene Fragen)

Über die beschriebenen Experteninterviews hinaus, wurden 25 weitere persönliche und telefonische Interviews durchgeführt, u.a. mit Fachstellen und Landesverbänden, um wich- tige Einzelfragen – zu notwendigen Vertiefungszwecken – aus dem oben beschriebenen Fragebogen und/oder zusätzliche Fragen zu stellen. Diese Ergebnisse fließen aufgrund ihrer abweichenden Methodik nicht direkt in die Auswertung der Experteninterviews ein, son- dern dienen als wichtige Grundlage/Quellen für den Bereich der Handlungsempfehlungen in dieser Konzeption. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 75 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

3.5 Vor-Ort-Besichtigungen (teilnehmende Beobachtung)

Im Rahmen der Untersuchung wurden zahlreiche (Kultur-)Einrichtungen und (kultur-)touristische Destinationen im RWK Perleberg-Wittenberge-Karstädt sowie in der umliegenden Region besucht (häufig im Rahmen der Durchführung der Experteninter- views). In diesem Zusammenhang wurde besonders auf folgende Faktoren geachtet:

• Zustand, Zugänglichkeit sowie Lage der Einrichtungen

• Mitarbeiter- und Nutzerstrukturen

• Präsentations-/Vermittlungsinhalte

• Entwicklungspotenziale

Darüber hinaus wurden, orientiert an den Methoden der Sozialraumanalyse,133 u.a. Stadt- teilbegehungen durchgeführt, um – analog zu vorliegenden soziodemografischen und sozi- alräumlichen Informationen – einen Eindruck zu den Menschen vor Ort zu erhalten und ihr Umfeld kennenzulernen.

Die Eindrücke, die mittels strukturierter Protokolle festgehalten wurden, fließen überwie- gend implizit in die Konzeption ein. Explizite Verwendungen werden mit einem Quellen- verweis gekennzeichnet.

133 Vgl. vertiefend Deinet 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 76 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

3.6 Schriftliche Bürgerbefragung

3.6.1 Zur Methode und Zielstellung

Im Rahmen der Erarbeitung des Kulturkonzepts für den Regionalen Wachstumskern Perle- berg-Wittenberge-Karstädt wurden die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Prignitz mittels eines schriftlichen Fragebogens134 zu den Kulturangeboten im Landkreis Prignitz befragt. Der Fragebogen wurde ihnen als Beilage des Prignitz-Express postalisch zugestellt, mit der Bitte diesen auszufüllen und mit einem ebenfalls beigelegten frankierten Briefum- schlag zurückzusenden.

Zentrale Ziele dieser Bevölkerungsbefragung waren für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt die Untersuchung seiner kulturellen Umlandfunktion im Landkreis Prignitz,135 welche über eine Ermittlung der generellen Kulturpräferenzen der Be- wohner und deren Nutzerverhalten erfolgte. Für den Landkreis Prignitz war das primäre Erkenntnisinteresse die Gewinnung einer Gesamtsicht über die allgemeinen Kultur- und Nutzungspräferenzen der Einwohner im Landkreis.

Da bislang kaum Daten zu Nutzerverhalten und Urteilen der Bürger hinsichtlich des Kulturangebots vorliegen, können mit den erzielten Ergebnissen erste wichtige Tendenzen sichtbar gemacht werden. Konkrete Zielstellungen der Befragung waren demnach, Informa- tionen über das Kulturinteresse, die Häufigkeit der Teilnahme an verschiedenen kulturellen Angeboten der Region sowie entsprechend typisches Verhalten (z.B. wer nimmt wo und wie oft, welches Angebot wahr?) zu erheben. Ebenso stand die Zufriedenheit mit den kulturel- len Angeboten im Mittelpunkt der Untersuchung. Hierfür wurde um eine allgemeine Beur- teilung des Angebots für einzelne Zielgruppen und die konkrete Bewertung der Angebote verschiedener Sparten auf einer fünfstelligen Skala (von sehr zufrieden bis sehr unzufrie- den) gebeten. Zudem wurden über offene Fragen bevorzugte Einrichtungen und Veranstal- tungen abgefragt sowie die Option eingeräumt, eigene Anregungen und Bedürfnisse zu formulieren. Die soziodemografischen Angaben zu Alter, Geschlecht, Bildung, Erwerbssta- tus und Kinderzahl sowie Wohnort ermöglichten zusätzlich Zusammenhangsanalysen (z.B. welche Altersgruppe nimmt welche Angebote besonders stark wahr?) und setzen die Daten in den Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt.

Die Umfrage wurde auf möglichst wenige Fragen beschränkt, um die Beteiligung der Bürger zu erhöhen und die Handhabbarkeit des Fragebogens über ein kompaktes Format zu ge- währleisten. Aufgrund dessen musste eine Auswahl der interessierenden Fragestellungen

134 Der quantitative Fragebogen ist im Anhang dieses Gutachtens einzusehen; vgl. vertiefend zur Erstellung eines Fragebogens Kirchhoff et al. 2006 und Diekmann 2006: 439–443. 135 Für einige größere Kultureinrichtungen im RWK und für die Prignitz als (kultur-)touristische Destination besteht zusätzlich ein Erkenntnisinteresse hinsichtlich ihrer Umlandfunktion(en) in den angrenzenden Landkreisen, Bun- desländern oder gar weiter entfernten Orten. Diese konnte im Rahmen dieser Untersuchung nicht erhoben werden, empfiehlt sich jedoch z.B. im Rahmen zukünftiger Besucherbefragungen o.ä. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 77 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit getroffen werden. Auch wegen des Bezugs auf den gesamten Landkreis konnten so zum Beispiel einzelne Einrichtungen nicht abgefragt werden, was über eine offene Frage zu be- liebten Einrichtungen ansatzweise kompensiert wird. Weiterhin musste die Anzahl der of- fenen Fragen möglichst gering gehalten werden, da diese einen hohen Auswertungsauf- wand bedeuten und außerdem eine abschreckende Wirkung auf den Befragten haben kön- nen.

Die Entscheidung für die Erhebungsmethode »schriftliche Befragung« wurde zum einen aus Kosten- und Zeitgründen getroffen. Sie stellt unter Berücksichtigung der Rahmenbe- dingungen die kostengünstigste und am einfachsten durchführbare Methode dar. Mittels einer schriftlichen Befragung kann die komplette Grundgesamtheit der Auskunftspersonen (alle Haushalte im Landkreis) einbezogen werden und es muss keine Stichprobe gezogen werden. Zum anderen können über schriftliche Fragebögen zum Selbstausfüllen ehrliche Antworten der Auskunftspersonen erwartet werden, da der Einfluss eines Interviewers und der Interviewsituation entfällt und die Anonymität gewährleistet ist. Durch die Platzierung des Fragebogens als Beilage im Prignitz-Express werden grundsätzlich alle Haushalte des Landkreises erreicht und vor allem diejenigen Bürger aktiviert, die sich zum Kulturangebot äußern wollen. Zu berücksichtigen ist, dass Bürger, die nicht an Kultur interessiert sind, über solch ein Untersuchungsdesign nur eingeschränkt zur Teilnahme zu motivieren sind. Auch ein kürzerer und persönlich adressierter Fragebogen würde diese Problematik allerdings nicht beheben und eine zusätzliche Motivation über ein Preisausschreiben hätte dies eben- falls nur eingeschränkt gelöst. Selbst bei der Wahl einer anderen Erhebungsmethode – bei wesentlich aufwändigeren und kostenintensiveren persönlichen Interviews – wäre man mit dieser Schwierigkeit konfrontiert. Diese Bedingungen sind bei der Interpretation der Ergeb- nisse zu berücksichtigen.

Aus den Ergebnissen können wichtige Tendenzen abgeleitet werden. Die Ergebnisse sind jedoch wissenschaftlich/statistisch nur in Ansätzen belastbar, da hauptsächlich nur eine bestimmte Bevölkerungsanzahl/-gruppe durch den Fragebogen erreicht wurde (s. unten).

3.6.2 Vorgehensweise und Anmerkungen zum Rücklauf

Folgende Vorgehensweise wurde bei der Bevölkerungsbefragung umgesetzt:136

• Einigung über eine kooperative Vorgehensweise bei der Bürgerbefragung zwischen dem RWK Perleberg-Wittenberge-Karstädt und dem Landkreis Prignitz (siehe auch Kap. 1.3).

• Formulierung der zentralen Fragen durch die Forschungsgruppe »Regional Gover- nance im Kulturbereich« in Abstimmung mit den Vertretern des RWK Perleberg- Wittenberge-Karstädt und dem Landkreis Prignitz.

136 Vgl. hierzu auch die diversen Vermerke von Patrick S. Föhl vom 10. März sowie vom 12. und 19. Mai 2009. Diese können auf Anfrage bei der Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« eingesehen werden. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 78 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Erarbeitung des Fragebogens (Fragebogenentwicklung: Einstiegsfrage, Erarbeitung der Frageblöcke und der Fragesystematik; Pretest zur Verständlichkeit und Hand- habbarkeit des Fragebogens; siehe Anlage).

• Stichprobe: alle Haushalte des Landkreis Prignitz; Fragebogen wurde als Beilage des Prignitz-Express (Wochenzeitschrift) verteilt, mit einem entsprechendem Aufruf im Prignitz-Express und einem beigefügten frankierten Rückumschlag und lancierter Berichterstattung in anderen Medien (z.B. Artikel im Prignitzer, 24. Juni 2009), Auf- lage: 46.000 (siehe Anlagen).

• Durchführung der Befragung: Der Fragebogen ist am 24. Juni 2009 im Prignitz- Express erschienen. Die Rücksendung erfolgte bis 10. Juli 2009.

• Rücklauf: Insgesamt wurden 293 Fragebögen zurückgesandt. Der Netto-Rücklauf beläuft sich auf 292, das heißt ein eingereichter Bogen war ungültig.

• Bei der durchgeführten Erhebungsmethodik ist es üblich, dass nur ein Ausschnitt aus der Bevölkerung erreicht werden kann. Auch wenn die Rücklaufquote um einige Prozentpunkte höher (um 3%) erwartet wurde, kann die Anzahl der zurückerhalte- nen Fragebögen dennoch als ausreichend für eine Auswertung eingeschätzt wer- den. Der Rücklauf ist groß genug, um Zusammenhangsanalysen (z.B. nach Alter, Bil- dungsabschluss) durchführen zu können. Als Ergebnisse können, wie erwartet, Ten- denzen abgeleitet werden und – unter Berücksichtigung der entsprechenden Ein- schränkungen – für die Konzeption wichtige Informationen gewonnen werden, über die ohne Bevölkerungsbefragung keine Kenntnis erlangt worden wäre. Dennoch sind die Resultate – wie oben dargestellt – vor dem Hintergrund zu berücksichtigen und zu interpretieren, dass nur eine kleine Anzahl an Bürgerinnen und Bürgern er- reicht werden konnte und hier auch nur ein bestimmter Bevölkerungsausschnitt (s. Ergebnisse unten und im Anhang). Hierzu zählen besonders Personen mit einem hohen Bildungsabschluss (48 % der antwortenden Personen verfügen über einen Hochschulabschluss) und überwiegend an Kunst und Kultur interessierte Bürgerin- nen und Bürger (86 % der antwortenden Personen hatten »Interesse« bis »großes Interesse« an Kunst und Kultur). Vor allem Personenkreise mit einem niedrigen Bil- dungsabschluss, geringem Kulturinteresse und vor allem auch Jugendliche, konnten mit dem Fragebogen nur marginal erreicht werden. Diese Disparitäten und das un- ausgewogene Beteiligungsverhalten an der Befragung gilt es einerseits bei der In- terpretation und Verwendung der Ergebnisse kritisch zu berücksichtigen. Anderer- seits ist es als Indikator hinsichtlich der generellen Beteiligungskultur sowie dem kulturellen Interesse in der Prignitzer Bevölkerung zu bewerten, denn die Beteili- gung am öffentlichen Kulturleben ist zur Zeit in Deutschland noch maßgeblich von einem hohen Bildungsniveau abhängig.137

137 Vgl. dazu Mandel 2008: 39. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 79 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Die Fragebögen wurden in Zusammenarbeit mit Nora Wegner über das Statistik- programm SPSS erfasst und ausgewertet. Mittels des Programms wurden Häufig- keitsverteilungen und Zusammenhänge ermittelt sowie dargestellt.

3.6.3 Auftraggeber und Kooperation

Die Bürgerbefragung ist ein Kooperationsprojekt des RWK Prignitz und des Landkreises Prignitz. Diese wurde durch die Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« der FH Potsdam angeregt und koordiniert. Durch diese Zusammenarbeit konnten inhaltli- che (Abstimmungen etc.) und finanzielle (Kostenaufteilung) Synergien erzeugt werden. Die Bürgerbefragung birgt in ihrem durchgeführten Befragungsdesign Erkenntnisse sowohl für die Kulturkonzeption des RWK Perleberg-Wittenberge-Karstädt als auch für den Landkreis Prignitz, der derzeit ebenfalls an einer neuen Kreiskulturkonzeption arbeitet.

Diese Kooperation birgt darüber hinaus das Potenzial, eine stärkere Vernetzung und Koor- dination der beiden Partner in Gang zu setzen und Verknüpfungen zwischen den Kultur- konzeptionen herzustellen, um ein abgestimmtes Vorgehen zu ermöglichen. Dieser Pro- jektbereich der Kulturkonzeption des RWK Perleberg-Wittenberge-Karstädt ist folglich ein wichtiger Bestandteil zur Einbeziehung des Landkreises und der umliegenden Kommunen in den konzeptionellen Erarbeitungsprozess.138

3.6.4 Ausgewählte Ergebnisse

Die schriftliche Bürgerbefragung hat umfangreiche empirische Ergebnisse generiert. Diese werden vorwiegend im Anhang dokumentiert und fließen in den analytischen Teil (vor al- lem SWOT-Analyse in Kap. 4) und die praxeologischen Ausführungen (Kap. 5 bis 8) ein.

Im Folgenden werden die wichtigsten und für den RWK und dessen Umland relevanten Ergebnisse dargestellt. 139

Altersstruktur

Das Durchschnittsalter der Stichprobe lag bei 50,7 Jahren. Die größte Beteiligung gab es in der Altersgruppe 35-44 Jahren. Wenig Beteiligungen gab es in den Altersgruppen 18-24 und 25-34 Jahren. Nahezu zwei Drittel der Befragten waren weiblich (64%) und ca. ein Drittel (36%) männlich.

138 Die Bürgerbefragung liegt zusätzlich als in sich geschlossenes Dokument vor und kann beim RWK angefragt wer- den. 139 Siehe vor allem für die soziodemografischen Angaben zu den Befragten die Informationen im Anhang. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 80 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Altersstruktur der Stichprobe (Angaben von 225 Befragten)

18-24 J. 4% 25-34 J. über 65 Jahre 8% 22%

35-44 J. 26% 55-64 J. 19%

45-54 J. 21%

Interesse an Kunst und Kultur

Frage: Haben Sie Interesse an Kunst und Kultur?

Das Interesse der meisten Befragten an Kunst und Kultur ist stark ausgeprägt, was in Zu- sammenhang mit dem Bildungsabschluss der Befragten betrachtet werden muss. Ein Drit- tel gab ein großes Interesse an, 53% Interesse – zusammen also die große Mehrheit (86%). Noch 10% stuften ihr Interesse als »neutral« ein, nur 3% hatten ein geringes und 1% kein Interesse für Kunst und Kultur (10 Befragte). 22 Personen enthielten sich hierzu.

Abb.: Kulturinteresse der Befragten (Angaben von 270 Befragten)

geringes kein Interesse Interesse 3% 1% neutral 10% großes Interesse 33% Interesse 53%

Signifikant ist der Zusammenhang mit dem Alter der Befragten (Abb. 12): Die jüngsten Per- sonen bis 34 Jahre äußerten das vergleichsweise geringste Interesse, die Hälfte von ihnen gab eine neutrale Einstellung, geringes oder kein Interesse an. In den übrigen Altersgruppen liegt dieser Anteil der weniger oder Nicht-Interessierten nur zwischen 5% und 15%. Großes Kulturinteresse nannten am häufigsten die ältesten Befragten über 64 Jahre (45%). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 81 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Kulturinteresse der Befragten nach Altersgruppen differenziert (in %)

70 70 50 53 49 45 49 33 36 33 21 25 17 15 14 9 5 6

18-34 J. 35-44 J. 45-54 J. 55-64 J. über 64 Jahre DURCHSCHNITT

großes Interesse Interesse neutral bis kein Interesse

Zwischen Frauen und Männern bestand bei dieser Frage kein allzu deutlicher Unterschied. 35% der weiblichen Befragten gaben ein großes Kulturinteresse an, im Vergleich zu 29% der männlichen.

Signifikant ist die Korrelation mit dem Bildungsabschluss der Befragten: Mit formal höhe- rem Bildungsniveau steigt auch das Kulturinteresse, wie die folgende Abbildung 13 veran- schaulicht. So sagten 15% derjenigen mit niedrigeren Abschlüssen (Haupt-, Realschule, oh- ne Abschluss) aus, sich sehr für Kunst und Kultur zu interessieren, bei Absolventen der 10. Klasse sind dies 38% und bei Studierenden/ Gymnasialabsolventen 40%. Personen mit Aus- bildung sind hierbei eher als »Mischkategorie« anzusehen, da hierin Haupt- und Realschul- sowie Gymnasialabsolventen enthalten sind.

Abb.: Kulturinteresse der Befragten nach Bildungsabschlüssen differenziert (in %)

59 52 53 46 47 38 38 40 33 21 20 15 15 14 8

kein Abschluss/ 10.Klasse Ausbildung Abitur/ DURCHSCHNITT Haupt-, Hochschule Realschule großes Interesse Interesse neutral-kein Interesse Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 82 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Nutzungsverhalten

Frage: Wie häufig pro Jahr nutzen Sie die folgenden kulturellen Angebote im Landkreis Prignitz?

Nach dem allgemeinen Kulturinteresse der Bevölkerung wurde die Häufigkeit ihrer Nutzung verschiedener kultureller Angebote im Landkreis Prignitz erhoben. Hierfür wurde ein breiter Kulturbegriff zu Grunde gelegt und insgesamt zehn Kategorien (Literatur, Kleinkunst, Dar- stellende Kunst, Musik, Bildende Kunst, Heimatgeschichte, Brauchtum, kulturelle Bildung, Feste/ Festivals, Film) gebildet.

Bei dieser Frage stellten sich Angebote im Bereich Film (z.B. Kino oder Freiluftkino) als am stärksten frequentiert heraus: Die Nutzer verteilen sich auf ein Viertel häufige Kinogänger (mehr als 4-mal im Jahr), ein weiteres Viertel mit drei oder vier jährlichen Besuchen und etwas mehr (29%) mit ein oder zwei Besuchen. 21% nutzen diese Angebote (im Landkreis) nicht. Weiterhin werden musikalische Angebote (z.B. Konzerte, Chor) sowie Feste und Festi- vals (z.B. Stadtfeste) häufig genutzt, hier ist der Anteil der Nichtnutzer noch geringer (15% und 7%). Auch der Bereich Literatur, vor allem vermutlich Bibliotheken, hat einen recht aus- geprägten Anteil von Vielnutzern (22%), aber auch der Prozentsatz der Nichtnutzer ist hier schon größer (37%).

Im »Mittelfeld« stehen Bildende Kunst (26% Nichtnutzer), Heimatgeschichte (32%), Klein- kunst (36%) und Darstellende Kunst (44%). Am seltensten wahrgenommen werden Ange- bote der Bereiche kulturelle Bildung (z.B. Volkshochschule, Musikschule) und Brauchtum (z.B. Karneval, Schützenverein), bei welchen der Anteil der Nichtnutzer rund 60% beträgt. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 83 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Jährliche Nutzungshäufigkeit verschiedener Kulturangebote im Landkreis Prignitz (in %, n=absolute Zahl der Antworten)

Film (z.B. Kino, Freiluftkino) (n=271) 21 11 18 14 10 26

Musik (z.B. Konzerte, Chor) (n=271) 15 21 17 16 7 24

Feste/Festivals (z.B. Stadtfeste) (n=283) 7 27 27 18 5 15

Literatur (z.B. Bibliothek, Lesungen) (n=271) 37 20 12 6 3 22

Bildende Kunst (z.B. Ausstellungen) (n=263) 26 34 19 7 4 9

Heimatgeschichte (z.B. Heimatmuseum) (n=263) 32 37 11 9 3 8

Kleinkunst (z.B. Kabarett, Tanz) (n=262) 36 30 18 8 2 6

Darstellende Kunst (z.B. Theater) (n=257) 44 27 15 7 3 4

Kultur. Bildung (z.B. VHS, Musikschule) (n=258) 60 20 9 1 10

Brauchtum (z.B. Karneval, Schützenver.) (n=264) 57 23 10 31 6

gar nicht 1-mal/Jahr 2-mal 3-mal 4-mal häufiger

Hinsichtlich einiger Sparten sind altersspezifische Unterschiede der Nutzung festzustellen. So werden Kinofilme häufiger von jüngeren Personen angesehen, die Nutzung der Angebo- te im Bereich Film nimmt mit zunehmendem Alter deutlich ab. 77% der jüngsten Alters- gruppe gehen mindestens dreimal im Jahr in Kinos, im Vergleich zu 25% der ältesten.

Abb.: Nutzungshäufigkeit des Bereichs Film nach Alter differenziert (in %)

25 50 39 mind. 3-mal/Jahr 77 68 25 28 1- bis 2-mal/Jahr 35 50 keine Nutzung 15 26 33 8 5 15 18-34 J. 35-44 J. 45-54 J. 55-64 J. über 64 Jahre

Bildende Kunst, Darstellende Kunst und Heimatgeschichte sind eher für ältere Befragte interessant. Hier steigt die Nutzungsrate mit dem Alter an. Besonders beim Bereich Dar- stellende Kunst ist dies ausgeprägt: Nur 6% bis 34 Jahre sind häufige Besucher von Theater- veranstaltungen, hingegen beträgt dieser Anteil bei über 64-Jährigen 39%. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 84 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Nutzungshäufigkeit des Bereichs Bildende Kunst nach Alter differenziert (in %)

15 15 22 27 37 46 mind. 3-mal/Jahr 35 57 1- bis 2-mal/Jahr 50 73 keine Nutzung 38 39 28 13 5 18-34 J. 35-44 J. 45-54 J. 55-64 J. über 64 Jahre

Abb.: Nutzungshäufigkeit des Bereichs Darstellende Kunst nach Alter differenziert (in %)

6 4 15 10 24 39 48 46 53 mind. 3-mal/Jahr 36 1- bis 2-mal/Jahr 68 keine Nutzung 48 39 37 25

18-34 J. 35-44 J. 45-54 J. 55-64 J. über 64 Jahre

Abb.: Nutzungshäufigkeit des Bereichs Heimatgeschichte nach Alter differenziert (in %)

19 8 22 33 31 46 mind. 3-mal/Jahr 35 38 1- bis 2-mal/Jahr 49 59 keine Nutzung 46 46 40 18 10 18-34 J. 35-44 J. 45-54 J. 55-64 J. über 64 Jahre

Zwischen Frauen und Männern unterschieden, ist bezüglich der Sparten Film und Bildende Kunst eine Differenz festzustellen. Während weibliche Befragte häufiger angaben, mindes- tens dreimal jährlich in Kinos zu gehen (54% im Vergleich zu 45% der Männer), waren Män- ner häufiger an Bildender Kunst interessiert (31% der Männer sind Vielnutzer, 15% der Frauen). Letzteres ist ein eher überraschender Befund.

Hinsichtlich des Bereichs Film ist auch ein Zusammenhang zwischen Befragten mit und ohne schulpflichtige Kinder vorhanden. So sagten Eltern mit Kindern häufiger aus, sich Fil- me anzusehen (70% mindestens dreimal jährlich) als Personen ohne Kinder (noch 43%).

Nach Wohnort der Auskunftspersonen sind hier keine signifikanten Zusammenhänge zu konstatieren. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 85 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Frage: Wo nutzen Sie die Angebote hauptsächlich?

Neben der Häufigkeit der Kulturnutzung im Landkreis wurde auch der Ort der hauptsächli- chen Nutzung erfragt. Im Folgenden sind diese Ergebnisse in einer Übersichtsgrafik (Abb. 17) sowie anschließend für die einzelnen Orte dargestellt.

Abb.: Orte der Hauptnutzung kultureller Angebote im Landkreis Prignitz (in %)

Amt Bad Wilsnack/Weisen 7 5

Gem. Groß Pankow

Gem. Gumtow

Gem. Karstädt 10

Amt Lenzen-Elbtaue 6 6 7

Amt Meyenburg

Stadt Perleberg 26 21 30 23 19 23 12 5 18 8

Gem. Plattenburg

Stadt Pritzwalk 5 5 6

Amt Putlitz-Berge

Stadt Wittenberge 38 29 29 20 20 18 28 31 8 5

außerhalb LK Prignitz 7 12 73 14 5 9 15 3 2

Film Musik Feste/Festivals Literatur Bildende Kunst Heimatgeschichte Kleinkunst Darstellende Kunst Kulturelle Bildung Brauchtum

Es wird deutlich, dass in den Städten Wittenberge und Perleberg gemittelt die meisten kul- turellen Angebote genutzt werden. Aus diesen Städten stammen auch die meisten Befrag- ten (28% aus Perleberg, 25% aus Wittenberge). Vier Bereich werden in der Stadt Wittenber- ge besonders nachgefragt (Film, Musik, Kleinkunst, Darstellende Kunst). Feste/Festivals, Bildende Kunst und Brauchtum werden nahezu gleich oft in Perleberg nachgefragt. Litera- tur, Heimatgeschichte und kulturelle Bildungsangebote werden häufiger in Perleberg als in Wittenberge besucht. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 86 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Dies wird gefolgt von der Angabe, außerhalb des Landkreises Kultureinrichtungen und - veranstaltungen zu besuchen, was besonders bei Darstellender, Bildender Kunst und Musik der Fall ist. An den nächsten Stellen stehen Amt Lenzen-Elbtalaue, die Stadt Pritzwalk, Amt Bad Wilsnack/Weisen und die Gemeinde Karstädt. Es folgen Amt Meyenburg, Gemeinde Plattenburg sowie schließlich die Gemeinde Groß Pankow, das Amt Putlitz-Berge und die Gemeinde Gumtow.

Betrachtet man die Ergebnisse, in welchen Orten bestimmte Angebote am häufigsten ge- nutzt werden (siehe auch die folgenden Abbildungen), fällt folgendes auf:

Im Vergleich zur Nutzung anderer Sparten an diesem Ort werden

• für das Amt Bad Wilsnack/Weisen vergleichsweise häufig Musikveranstaltungen angegeben,

• für die Gemeinde Karstädt Angebote im Bereich Brauchtum,

• für das Amt Lenzen-Elbtalaue die Bereiche Brauchtum, Bildende Kunst und Heimat- geschichte,

• für die Stadt Perleberg (einer der zwei häufigsten Orte für Kulturnutzung) ver- gleichsweise wenig Angebote der Darstellenden Kunst und Brauchtum,

• für die Stadt Wittenberge (einer der zwei häufigsten Orte für Kulturnutzung) ver- gleichsweise wenig Angebote der Bereiche Brauchtum und kulturelle Bildung.

Außerdem fällt hinsichtlich der beliebtesten Sparte Film auf, dass sich die Nutzung auf eini- ge Orte konzentriert (Wittenberge und Perleberg, etwas seltener außerhalb des Landkreises und Pritzwalk), was auch mit dem Vorhandensein von Filmtheatern insgesamt zu begrün- den ist.

In den folgenden Tabellen werden für die einzelnen Bereiche zudem die Angaben zum Ort der Hauptnutzung, differenziert nach Wohnort der Befragten aufgeführt. Die häufigsten Nennungen sind fett hervorgehoben. Dabei wird ersichtlich, dass in einigen Sparten die Nutzung am Wohnort ausgeprägt ist (Musik, Feste/ Festivals, Brauchtum). Bei der Sparte Film ist dies, wie angesprochen, nicht der Fall, hier konzentriert sich die Nutzung auf einige Orte. Auch auf Angebote der Darstellenden Kunst trifft dies zu. Bei der Interpretation sind die teils kleinen absoluten Zahlen der Befragten aus dem jeweiligen Wohnort zu berück- sichtigen (n=).

Zur Umlandfunktion des RWK Perleberg-Wittenberge-Karstädt lässt sich festhalten, dass Perleberg und Wittenberge eine recht große Anziehungskraft auch auf Einwohner der Um- gebung haben. Bei den Sparten Heimatgeschichte und Brauchtum wird Wittenberge etwas weniger häufig als Ort der Hauptnutzung genannt, Perleberg bei Darstellender Kunst weni- ger und im Bereich Brauchtum sind beide Städte seltener angeführt worden. Die Gemeinde Karstädt wird als Ort der Hauptnutzung am häufigsten von der Karstädter Bevölkerung ge- nannt. Bewohner anderer Orte nutzen in Karstädt am ehesten Angebote der Sparten Hei- matgeschichte und Brauchtum. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 87 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Tab.: Hauptort der Nutzung von Kulturangeboten nach Wohnorten differenziert (in %)

a) Film - - s n - - - Pa n n n Wil laue tow sen a zung i m Wohnort t Ort der nu Bad nack/ We Groß kow Gu Karstädt Lenzen- Elbt Meye burg Perleberg Platte burg Pritzwalk Putlitz- Berge Witte berge außerhalb gar nicht Haupt- Bad Wilsnack/ 3,8 3,8 3,8 69,2 7,7 11,5 Weisen (n=26) Groß Pankow (n=8) 37,5 12,5 25,0 25,0 Gumtow (n=6) 16,7 33,3 16,7 33,3 Karstädt (n=24) 54,2 20,8 8,3 16,7 Lenzen-Elbtalaue 20,0 60,0 20,0 (n=15) Meyenburg (n=10) 20,0 20,0 60,0 Perleberg (n=68) 60,3 1,5 14,7 2,9 20,6 Plattenburg (n=10) 20,0 10,0 30,0 40,0 Pritzwalk (n=16) 6,3 56,3 12,5 18,8 6,3 Putlitz-Berge (n=4) 50,0 50,0 Wittenberge (n=63) 1,6 69,8 6,3 22,2

b) Musik - - s n - - - Pa n n n Wil tow sen zung i m Wohnort t Berge Witte burg Platte Elbtalaue burg Putlitz- berge Meye Perleberg Pritzwalk Ort der Haupt- nu Bad nack/ We Groß kow Gu Karstädt Lenzen- außerhalb gar nicht Bad Wilsnack/ 43,5 39,1 8,7 8,7 Weisen (n=23) Groß Pankow (n=7) 14,3 42,9 14,3 14,3 14,3 Gumtow (n=7) 14,3 28,6 14,3 28,6 14,3 Karstädt (n=22) 4,5 18,2 4,5 31,8 18,2 9,1 13,6 Lenzen-Elbtalaue 42,9 7,1 21,4 7,1 21,4 (n=14) Meyenburg (n=8) 62,5 12,5 25,0 Perleberg (n=70) 2,9 1,4 1,4 58,6 11,4 10,0 14,3 Plattenburg 18,2 18,2 9,1 18,2 18,2 18,2 (n=11) Pritzwalk (n=16) 6,3 50,0 6,3 25,0 12,5 Putlitz-Berge (n=5) 40,0 20,0 40,0 Wittenberge (n=59) 1,7 72,9 10,2 15,3 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 88 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

c) Feste/Festivals - - s n - - - Pa n n n Wil tow

Wohnort m Ort der Haupt- nutzung Bad nack/ Groß kow Gu Lenzen- berge Weisen Karstädt Elbtalaue Meye burg Perleberg Platte burg Pritzwalk Putlitz- Berge Witte außerhalb gar nicht Bad Wilsnack/ Wei- 44,0 8,0 44,0 4,0 sen (n=25) Groß Pankow (n=8) 12,5 37,5 25,0 12,5 12,5 Gumtow (n=6) 16,7 16,7 33,3 33,3 Karstädt (n=22) 13,6 9,1 45,5 13,6 13,6 4,5 Lenzen-Elbtalaue 53,8 7,7 23,1 15,4 (n=13) Meyenburg (n=9) 66,7 11,1 11,1 11,1 Perleberg (n=70) 2,9 1,4 1,4 75,7 2,9 1,4 2,9 11,4 Plattenburg (n=11) 9,1 9,1 27,3 18,2 9,1 27,3 Pritzwalk (n=16) 6,3 6,3 68,8 12,5 6,3 Putlitz-Berge (n=5) 20,0 20,0 60,0 Wittenberge (n=64) 1,6 84,4 4,7 9,4

d) Literatur - - s n - - - Pa n n n Wil laue tow tädt sen a i s m Platte Putlitz- Berge Witte außerhalb Pritzwalk burg berge Meye Perleberg burg Ort der Bad Groß Lenzen- Haupt- nutzung nack/ We kow Gu Kar Elbt gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 21,4 7,1 42,9 28,6 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 11,1 55,6 11,1 22,2 Gumtow (n=7) 28,6 42,9 28,6 Karstädt (n=23) 4,3 8,7 34,8 4,3 47,8 Lenzen-Elbtalaue 57,1 7,1 7,1 28,6 (n=14) Meyenburg (n=12) 66,7 16,7 16,7 Perleberg (n=73) 1,4 56,2 1,4 1,4 39,7 Plattenburg (n=12) 8,3 16,7 8,3 8,3 58,3 Pritzwalk (n=15) 6,7 6,7 6,7 40,0 6,7 6,7 26,7 Putlitz-Berge (n=5) 20,0 20,0 60,0 Wittenberge (n=63) 1,6 55,6 1,6 41,3 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 89 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

e) Bildende Kunst - - s n - - - Pa n n n Wil tow m nack/ Weisen Groß Lenzen- berge Ort der Haupt- nutzung Bad kow Gu Karstädt Elbtalaue Meye burg Perleberg Platte burg Pritzwalk Putlitz- Berge Witte außerhalb gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 17,4 4,3 8,7 4,3 13,0 13,0 39,1 Weisen (n=23) Groß Pankow (n=8) 12,5 12,5 12,5 12,5 37,5 12,5 Gumtow (n=5) 20 20,0 40,0 20,0 Karstädt (n=24) 4,2 4,2 8,3 29,2 8,3 12,5 33,3 Lenzen-Elbtalaue 62,5 6,3 31,3 (n=16) Meyenburg (n=7) 57,1 28,6 14,3 Perleberg (n=63) 1,6 1,6 50,8 1,6 4,8 15,9 23,8 Plattenburg (n=11) 9,1 18,2 36,4 36,4 Pritzwalk (n=15) 6,7 33,3 26,7 33,3 Putlitz-Berge (n=5) 20,0 80,0 Wittenberge (n=59) 1,7 1,7 1,7 1,7 66,1 3,4 23,7

f) Heimatgeschichte - - s n - - - Pa n n n Wil tow sen zung i m Wohnort t burg berge Perleberg Platte burg Pritzwalk Putlitz- Berge Witte Meye Ort der Haupt- nu Bad nack/ We Groß kow Gu Karstädt Elbtalaue Lenzen- außerhalb gar nicht Bad Wilsnack/ 25,9 14,8 18,5 11,1 29,6 Weisen (n=27) Groß Pankow (n=7) 14,3 28,6 28,6 28,6 Gumtow (n=7) 14,3 14,3 71,4 Karstädt (n=24) 20,8 4,2 45,8 4,2 25,0 Lenzen-Elbtalaue 75,0 6,3 18,8 (n=16) Meyenburg (n=10) 60,0 10,0 30,0 Perleberg (n=67) 1,5 1,5 56,7 1,5 38,8 Plattenburg (n=11) 9,1 9,1 9,1 18,2 54,5 Pritzwalk (n=16) 6,3 37,5 12,5 43,8 Putlitz-Berge (n=5) 20,0 20,0 20,0 40,0 Wittenberge (n=60) 1,7 1,7 61,7 35,0 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 90 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

g) Kleinkunst - - s n - - - Pa n n n Wil laue tow sen a zung i m Wohnort t nu Bad nack/ Gu Lenzen- Elbt burg Perleberg Platte Putlitz- berge Ort der Haupt- We Groß kow Karstädt Meye burg Pritzwalk Berge Witte außerhalb gar nicht Bad Wilsnack/ 11,1 3,7 3,7 40,7 3,7 37,0 Weisen (n=27) Groß Pankow (n=8) 50,0 12,5 12,5 12,5 12,5 Gumtow (n=7) 14,3 14,3 71,4 Karstädt (n=22) 13,6 4,5 4,5 4,5 22,7 4,5 45,5 Lenzen-Elbtalaue 6,7 33,3 26,7 13,3 20,0 (n=15) Meyenburg (n=12) 16,7 16,7 8,3 8,3 50,0 Perleberg (n=68) 2,9 1,5 2,9 32,4 1,5 17,6 5,9 35,3 Plattenburg (n=11) 18,2 9,1 36,4 36,4 Pritzwalk (n=17) 5,9 41,2 11,8 23,5 17,6 Putlitz-Berge (n=5) 20,0 80,0 Wittenberge (n=60) 58,3 5,0 36,7

h) Darstellende Kunst - - s n - - - Pa n n n Wil tow sen zung i m Wohnort t burg Perleberg Platte Putlitz- Berge Witte berge außerhalb burg Pritzwalk Ort der Haupt- nu Bad nack/ We Groß kow Gu Karstädt Lenzen- Elbtalaue Meye gar nicht Bad Wilsnack/ 11,5 34,6 7,7 46,2 Weisen (n=26) Groß Pankow (n=9) 11,1 11,1 11,1 33,3 22,2 11,1 Gumtow (n=7) 14,3 14,3 28,6 28,6 14,3 Karstädt (n=23) 8,7 4,3 26,1 4,3 56,5 Lenzen-Elbtalaue 25,0 25,0 6,3 43,8 (n=16) Meyenburg (n=10) 10,0 40,0 50,0 Perleberg (n=65) 1,5 16,9 27,7 18,5 35,4 Plattenburg (n=12) 25,0 8,3 41,7 25,0 Pritzwalk (n=16) 6,3 6,3 6,3 12,5 37,5 31,3 Putlitz-Berge (n=5) 20,0 80,0 Wittenberge (n=67) 1,5 53,7 3,0 41,8 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 91 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

i) Kulturelle Bildung - - s n - - - Pa n n n Wil laue tow tädt a zung s m Wohnort t nack/ Weisen Groß berge Ort der Haupt- nu Bad kow Gu Kar Lenzen- Elbt Meye burg Perleberg Platte burg Pritzwalk Putlitz- Berge Witte außerhalb gar nicht Bad Wilsnack/ 11,5 7,7 3,8 19,2 3,8 53,8 Weisen (n=26) Groß Pankow (n=9) 11,1 11,1 77,8 Gumtow (n=7) 28,6 71,4 Karstädt (n=23) 26,1 4,3 69,6 Lenzen-Elbtalaue 12,5 6,3 12,5 68,8 (n=16) Meyenburg (n=11) 9,1 9,1 27,3 54,5 Perleberg (n=67) 41,8 1,5 4,5 52,2 Plattenburg (n=11) 18,2 81,8 Pritzwalk (n=16) 6,3 6,3 31,3 6,3 50,0 Putlitz-Berge (n=5) 100 Wittenberge (n=57) 3,5 21,1 75,4

j) Brauchtum - - s n - - - Pa n n n Wil tow sen zung i m Wohnort t berge Perleberg Witte burg Platte Putlitz- Berge außerhalb burg Pritzwalk Ort der Haupt- nu Bad nack/ We Groß kow Gu Karstädt Lenzen- Elbtalaue Meye gar nicht Bad Wilsnack/ 18,5 11,1 7,4 3,7 59,3 Weisen (n=27) Groß Pankow (n=9) 33,3 66,7 Gumtow (n=7) 100 Karstädt (n=24) 58,3 4,2 8,3 29,2 Lenzen-Elbtalaue 6,7 40,0 6,7 46,7 (n=15) Meyenburg (n=10) 20,0 80,0 Perleberg (n=69) 1,4 1,4 1,4 8,7 4,3 26,1 1,4 1,4 53,6 Plattenburg (n=13) 7,7 7,7 7,7 7,7 69,2 Pritzwalk (n=14) 14,3 14,3 7,1 64,3 Putlitz-Berge (n=5) 60,0 40,0 Wittenberge (n=62) 6,5 19,4 1,6 72,6 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 92 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Betrachtet man die Angaben zur Häufigkeit der Kulturnutzung differenziert nach dem Ort der Hauptnutzung, zeigt sich, dass erfasste Nichtnutzer (in Bezug auf die Kulturangebote im Landkreis Prignitz) teilweise kulturelle Veranstaltungen/ Einrichtungen außerhalb des Landkreises besuchen. Das heißt, Befragte, die keine kulturellen Angebote im Landkreis Prignitz nutzen, nehmen folgende Kulturangebote außerhalb des Landkreises wahr:

• Musik 12%, • Darstellender Kunst 10%, • Bildender Kunst 6%, • Film, Heimatgeschichte und Feste/ Festivals jeweils 5%, • Kleinkunst 4%, • Literatur, kultureller Bildung und Brauchtum jeweils 1%.

Frage: Nutzen Sie unten stehende Kulturangebote manchmal auch noch an anderen Orten im Landkreis Prignitz, neben dem Bereich der Hauptnutzung?

Ergänzend zur vorstehend beschriebenen Frage nach dem Ort der Hauptnutzung wurde auch die Wahrnehmung von Kulturangeboten an anderen Orten im Landkreis ermittelt. Zu berücksichtigen ist, dass bei dieser Frage Mehrfachnennungen getätigt werden konnten. (Bei der Frage nach dem Ort der Hauptnutzung sollten die Befragten im Unterschied dazu nur eine Angabe machen.)

Die Befragten nannten als weitere Orte, an denen sie Kulturangebote nutzen, vor allem Orte außerhalb des Landkreises Prignitz. Die am häufigsten angeführten Orte innerhalb des Landkreises waren erneut Wittenberge und Perleberg, welche bereits bei der Hauptnutzung von Kultur die zwei häufigsten Nennungen waren. Die Nennungen, welche Angebote in den beiden Städten wahrgenommen werden, unterscheiden sich nicht allzu deutlich. Musikver- anstaltungen werden etwas häufiger in Wittenberge besucht, Feste und Festivals in Perle- berg. Gefolgt werden diese Angaben von Amt Bad Wilsnack/Weisen, der Stadt Pritzwalk und Amt Lenzen-Elbtalaue – wie auch bei der vorangegangenen Frage. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 93 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Nutzung von Kulturangeboten an weiteren Orten im Landkreis Prignitz (Mehrfachnennungen möglich, in %)

Amt B. Wilsnack/Weisen 10 6 6

Gem. Groß Pankow

Gem. Gumtow

Gem. Karstädt 6

Amt Lenzen-Elbtaue 7

Amt Meyenburg

Stadt Perleberg 19 13 20 8 8 13 7 3 7 3

Gem. Plattenburg 9

Stadt Pritzwalk 8

Amt Putlitz-Berge

Stadt Wittenberge 19 20 23 4 11 6 9 7 5 2

außerhalb LK Prignitz 21 32 27 9 27 22 18 25 5 7

Film Musik Feste/Festivals Literatur Bildende Kunst Heimatgeschichte Kleinkunst Darstellende Kunst Kulturelle Bildung Brauchtum

Zudem wurden die Angaben zur Kulturnutzung an weiteren Orten nach Wohnorten der Befragten differenziert. Hier stellt sich der Effekt, dass Angebote auch am Wohnort wahr- genommen werden, nicht so deutlich dar. Neben der häufigen Nennung, dass keine (weite- re) Nutzung von Kulturangeboten erfolgt, bestimmen Orte außerhalb des Landkreises sowie Wittenberge und Perleberg das Bild. Besonders Veranstaltungen im Bereich Kleinkunst und Darstellende Kunst werden hauptsächlich außerhalb des Landkreises besucht. Bei Fes- ten/Festivals und musikalischen Angeboten waren die Antworten am stärksten auf ver- schiedene Orte verteilt. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 94 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Zufriedenheit

Frage: Gibt es aus Ihrer Sicht ausreichend Kulturangebote in Ihrem Amtsbereich für folgende Zielgruppen?

Um die Zufriedenheit der Bevölkerung mit dem Kulturangebot des Landkreises in Erfahrung zu bringen, wurden die Befragten um eine Bewertung der Angebote für verschiedene Ziel- gruppen, um Angaben zu ihren Lieblingsveranstaltungen oder -einrichtungen sowie ein Urteil zu den genutzten Angeboten verschiedener Sparten gebeten.

Bei der Frage, ob es ausreichend Kulturangebote für verschiedene Zielgruppen in ihrem Amtsbereich gibt, besteht die größte Zufriedenheit mit Angeboten für Senioren. Diese hal- ten drei Viertel für ausreichend. Mit einigem Abstand folgen Angebote für Touristen, wel- che noch die Hälfte der Befragten für ausreichend befindet. Für 45% gibt es genügend Fa- milienangebote, für 42% genügend Angebote für Kinder und für 40% genügend Angebote für Singles/Erwachsene ohne Kinder. Folglich ist die Zufriedenheit mit dem kulturellen An- gebot für nahezu alle Zielgruppen nicht sonderlich ausgeprägt, besonders aber werden Möglichkeiten speziell für Jugendliche vermisst. Diese halten nur 17% für ausreichend, hier besteht nach Meinung der befragten Bürger demnach der größte Handlungsbedarf.

Nach soziodemografischen Merkmalen und Wohnorten waren hier keine signifikanten Un- terschiede festzustellen.

Abb.: Bewertung von Kulturangeboten im Amtsbereich für verschiedene Zielgruppen (Angaben in %)

Angebote für Senioren 76 24

für Touristen 51 49

für Familien 45 55

für Kinder 42 58 für Singles/Erwachsene ohne Kinder 40 60

für Jugendliche 17 83

ausreichend nicht ausreichend Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 95 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Frage: Welche drei Kultureinrichtungen/Kulturveranstaltungen haben Ihnen im vergangenen Jahr im Landkreis Prignitz besonders gut gefallen (Name/Ort)?

Die Antworten auf die Frage, welche Kultureinrichtungen oder -veranstaltungen im Land- kreis der Bevölkerung im vergangenen Jahr besonders gut gefallen haben, wurden zum ei- nen nach Kategorien zusammengefasst und ausgezählt (Tabelle 3) und zum anderen im Wortlaut der Häufigkeit der Nennungen nach aufgelistet (Tabelle 4). Die Analyse der über- geordneten Kategorien ergibt, dass Feste besonders hoch in der Gunst der Befragten ste- hen, 171 Nennungen bezogen sich hierauf. Hierunter fallen allgemeine Nennungen wie Stadt- und Dorffeste, aber auch bestimmte Veranstaltungen wie Plattenburgspektakel, Tierparkfest Perleberg oder Stadt- und Hafenfest Wittenberge. An zweiter Stelle stehen musikalische Veranstaltungen (131 Nennungen). Am häufigsten genannt wurden hier die Elblandfestspiele Wittenberge, außerdem noch das (Folk-)Musikfestival Perleberg. Das Kul- tur- und Festspielhaus Wittenberge blieb weiterhin einigen Befragten in guter Erinnerung (70-mal genannt). Neben dessen allgemeiner Erwähnung waren es bestimmte Veranstal- tungen, zum Beispiel Jazz-, Blasmusik-, Schlagerkonzerte oder Musicals, die den Befragten dort gut gefielen. Mit einigem Abstand folgen die Antworten Museum/ Kunst (27 Nennun- gen), u.a. Modemuseum Meyenburg oder Galerie Rolandswurt , sowie Literatur (18 Nennungen), u.a. die Bibliotheken Perleberg, Meyenburg und Wittenberge. 16 Nennun- gen bezogen sich auf Veranstaltungen aus dem Bereich Theater und Tanz, u.a. das Wander- theater »Ton und Kirschen«, 12 Nennungen auf Filme/ Kino, u.a. die Kinos in Pritzwalk oder Wittenberge. Neun Personen gefiel besonders der Prignitz-Sommer und weitere sieben nannten Veranstaltungen im Bereich Brauchtum (v.a. Karnevalsveranstaltungen).

Tab.: Kategorien besonders gut gefallene Kultureinrichtungen/ -veranstaltungen (1. bis 3. Nennung zusammengefasst) Nennung Nennung Nennung Kategorie gesamt 1 2 3 Feste 171 57 65 49 Musik 131 60 40 31 Kultur- und Festspielhaus 70 45 14 11 Wittenberge sonstiges 61 17 23 21 allgemeine Nennung 34 5 16 13 Museum/ Kunst 27 12 8 7 Literatur 18 8 6 4 Theater/ Tanz 16 8 5 3 Film 12 1 6 5 Prignitz-Sommer 9 4 1 4 Brauchtum 7 3 2 2 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 96 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Frage: Wie zufrieden sind Sie mit den jeweiligen Kulturangeboten (am Ort Ihrer Hauptnutzung)?

Anschließend wurden die Befragten um ein Urteil zu den Angeboten der verschiedenen Sparten gebeten, jeweils für den Ort der Hauptnutzung. Auch wenn angegeben wurde, dass die Angebote im Landkreis nicht genutzt werden, wurde von einigen Befragten an dieser Stelle eine Bewertung hierzu erteilt.

Wie auch die folgende Abbildung 22 veranschaulicht, besteht hinsichtlich der Angebote im Bereich Musik die größte Zufriedenheit (die am zweithäufigsten genutzten Angebote). 70% derjenigen, die hierzu ein Urteil abgaben, sind mit diesen sehr zufrieden oder zufrieden. An zweiter Stelle stehen Feste und Festivals (69% sehr zufrieden oder zufrieden), gefolgt von Angeboten im Bereich Film (61%) – welche am häufigsten genutzt werden – sowie Heimat- geschichte (59%) und Literatur (57%).

Mit den Angeboten Bildender Kunst ist noch die Hälfte der Befragten (sehr) zufrieden, 42% mit Kleinkunst, 41% mit Darstellender Kunst und an letzter Stelle steht der Bereich kultu- relle Bildung mit noch 38% zufriedenen Befragten. Angebote kultureller Bildung werden, nach Brauchtum, auch am zweitseltensten genutzt.

Abb.: Bewertung der Kulturangebote (am Ort ihrer Hauptnutzung) (in %, n=absolute Antworten)

Musik (n=256) 26 44 17 9 4

Feste/Festivals (n=271) 16 53 21 7 3

Film (n=239) 11 50 23 8 8

Heimatgeschichte (n=234) 16 43 34 4 3

Literatur (n=237) 21 36 33 6 4

Bildende Kunst (n=230) 10 40 37 11 2

Brauchtum (n=208) 16 26 47 5 5

Kleinkunst (n=227) 8 34 40 12 6

Darstellende Kunst (n=231) 9 32 37 12 10

Kulturelle Bildung (n=204) 7 31 49 6 7

sehr zufrieden zufrieden neutral unzufrieden sehr unzufrieden Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 97 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Bezüglich der Bereiche Musik und Bildende Kunst sind altersspezifische Differenzen bei den Urteilen vorhanden. Mit beiden Angeboten sind jüngere Befragte weniger zufrieden als ältere. So vergaben 35% der bis 34-Jährigen schlechtere Bewertungen für Musikangebote, verglichen mit 18% der 35- bis 54-Jährigen und nur noch 8% der über 54-Jährigen. Fast e- benso deutlich ist dieser Unterschied bei Bildender Kunst: 24% der jüngsten sind unzufrie- den, bei über 54-Jährigen beträgt dieser Anteil nur noch 4%. Hier zeigt sich demnach, dass besonders Erwartungen der Jüngeren seltener erfüllt werden.

Abb.: Bewertung der Angebote im Bereich Musik nach Alter differenziert (in %)

18-34 J. 43 22 35

35-54 J. 64 18 18

über 54 Jahre 82 10 8

sehr zufrieden/zufrieden neutral unzufrieden/sehr unzufrieden

Abb.: Bewertung der Angebote der Bildenden Kunst nach Alter differenziert (in %)

18-34 J. 28 48 24

35-54 J. 42 43 14

über 54 Jahre 73 23 4

sehr zufrieden/zufrieden neutral unzufrieden/sehr unzufrieden

Unterschieden nach der Nutzungshäufigkeit der jeweiligen Kulturangebote (im Landkreis Prignitz) ist hinsichtlich aller Sparten der signifikante Zusammenhang vorhanden, dass mit häufigerer Nutzung auch die Zufriedenheit mit den Angeboten größer ist.

Besonders groß ist die Differenz der Bewertungen zwischen Nichtnutzern und Häufignut- zern bei den Bereichen Musik, Feste/Festivals und Brauchtum. Mit musikalischen Angebo- ten sind nur 16% der Nichtnutzer zufrieden, hingegen 85% derjenigen mit mindestens 3 Besuchen im Jahr. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 98 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Wünsche

Frage: Welche zusätzlichen Kulturangebote wünschen Sie sich (Angebot/Ort)?

117 der 292 Befragten äußerten Wünsche nach zusätzlichen Kulturangeboten. Dabei wur- den auch Mehrfachnennungen getätigt. In Tabelle 5 sind die Nennungen zu Kategorien zusammengefasst und ausgezählt, anschließend werden alle Nennungen im Wortlaut auf- gelistet.

40 Nennungen und damit rund ein Drittel bezogen sich auf Wünsche nach mehr Angebo- ten im Bereich Musik. Hierunter fallen verschiedene Musikrichtungen, wie Klassik, Rock und Pop, Schlager, Blasmusik u.a., wie auch Veranstaltungen an verschiedenen Orten (Witten- berge 7-mal, Perleberg 2-mal, Plattenburg 2-mal, Karstädt, Pritzwalk, Meyenburg, Lenzen). An zweiter Stelle wünschen sich die Befragten (mehr) Theaterveranstaltungen (22 Nennun- gen). Diese Nennungen sind teilweise allgemeiner Art (»Theater«, »anspruchsvolleres Thea- ter«) oder beziehen sich auf Aufführungen an bestimmten Orten (Perleberg 4-mal, Meyen- burg 4-mal, Wittenberge 3-mal, Karstädt, Plattenburg, Gumtow). 20 Nennungen entfielen auf mehr Angebote für Kinder und Jugendliche (u.a. Konzerte, Jugendclub, Diskos, Feste, Familienprogramm). 11 Personen wünschen sich mehr oder andere Ausstellungen im Land- kreis, je acht Nennungen bezogen sich auf Wünsche nach Festen, heimatgeschichtlichen Angeboten (Führungen, Vorträge) oder Kleinkunst und Kabarett. Die übrigen Anmerkungen sind der Tabelle zu entnehmen:

Tab.: Wünsche an zusätzliche Kulturangebote (gesamt 117 Angaben, absolute Zahlen) Angebote im Bereich Musik 40 Angebote im Bereich Theater 22 Angebote für Kinder/ Jugendliche 20 Angebote im Bereich Ausstellungen/ Museum 11 Angebote im Bereich Feste/ Festivals 8 Angebote im Bereich Heimatgeschichte 8 Angebote im Bereich Kleinkunst/ Kabarett 8 Angebote im Bereich Film/ Kino 7 Angebote für Erwachsene über 30 Jahre 6 Angebote im Bereich Literatur/ Bibliothek 5 Angebote im Bereich Märkte 4 Angebote mit mehr Anspruch/ Qualität 4 Angebote für Erwachsene über 40 Jahre 3 Angebote im Bereich kulturelle Bildung 3 Angebote für Senioren 2 Angebote für Singles 2 Angebote im Bereich Sport 2 Angebote im Bereich Tanz 2 Freiluftangebote 2 Angebote für Erwachsene über 20 Jahre 2 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 99 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Sonstige Anmerkungen

Sonstige Anmerkungen der Befragten, die auf den Fragebogen notiert wurden, hatten sechsmal den zu teuren Preis für Kulturangebote zum Inhalt. Fünf Personen regten eine bessere Terminabstimmung der Veranstaltungen an, vier kritisierten den nicht ausreichen- den Nahverkehr, auch um zu Veranstaltungen zu kommen. Zudem wurden vereinzelte An- merkungen zu bestimmten Themen gemacht, die ebenfalls der Tabelle zu entnehmen sind.

3.7 Workshops

3.7.1 Zur Methode

Workshops bzw. Strategiewerkstätten sind wichtige Beteiligungsmöglichkeiten bei Pla- nungsprozessen. Durch Mitgestaltung und Partizipation können die Akzeptanz sowie Iden- tifikation mit Planungsprozessen bzw. entsprechenden Konzeptionen erhöht werden, aber auch die zahlreichen Ideen der Beteiligten mit einfließen. Ggf. daraus resultierende politi- sche Entscheidungen stoßen erfahrungsgemäß im Anschluss zudem auf ein größeres Ver- ständnis und Rückhalt. Im Mai und Juni 2009 wurden zwei Workshops initiiert, die in Perle- berg und Blüthen (Gemeinde Karstädt) stattfanden. Die Workshops dienten der Reflexion und Diskussion der ersten Ergebnisse mit den KulturakteurInnen und VertreterInnen aus Kulturpolitik und -verwaltung. Sie sollten außerdem dazu beitragen, den Austausch unter- einander zu befördern und Kontakte herzustellen.

Die Themen für die Workshops ergaben sich hauptsächlich aus den Untersuchungsergeb- nissen. Demzufolge stand beim ersten Workshop die Entwicklung kommunaler Profile im Vordergrund und daraus resultierende Themen für den Kulturtourismus. Der erste Work- shop fand am 18. Mai 2009 in Perleberg zum Thema »Kulturelle und kulturtouristische Themen im RWK« statt.140 Moderiert wurde der Workshop von Herrn Prof. Dr. Hermann Voesgen (FH Potsdam). Zusätzlich hatte die Forschungsgruppe Bill Flood (Community De- velopment Consultant, Portland, Oregon, USA) als Gast eingeladen.141

Nach einer Vorstellungsrunde, Präsentation und Diskussion der Zwischenergebnisse wur- den zwei Arbeitsgruppen gebildet. Die Ergebnisse werden zusammenfassend im nächsten Kapitel abgebildet.

Ein weiteres wesentliches Thema waren die Kooperation und Vernetzung. Wie aus den Ex- perteninterviews hervorging, gab es viele Vorbehalte und Hindernisse in Hinblick auf Ko- operationen. Der zweite Workshop fand daher am 8. Juni 2009 im Dorfmuseum Blüthen der

140 In den Anlagen finden sich der Ablaufplan, die Einladung und die Teilnehmerliste zu den einzelnen Workshops. 141 Vgl. hierzu auch die Stellungnahme zur Kulturentwicklung im RWK Prignitz von Bill Flood. Herr Flood war Gast in der Forschungsgruppe und hat für drei Wochen die Erarbeitung des Kulturkonzeptes für den RWK Prignitz als externer Berater/Forscher begleitet (Blick von außen). Das dem Anhang beigefügte Papier faßt seine wichtigsten Eindrücke und Empfehlungen zusammen. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 100 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Gemeinde Karstädt unter dem Thema »Kräfte bündeln und verstärken. Vernetzung und Kooperation im RWK« statt.

Auch hier wurden verschiedene Arbeitsgruppen gebildet, die im nächsten Kapitel zusam- menfassend dargestellt werden.

Die Auswahl der TeilnehmerInnen beider Workshops erfolgte durch die Forschungsgruppe nach folgenden Kriterien:

• TeilnehmerInnen aus allen drei Kommunen und dem nahen Umland

• TeilnehmerInnen aus allen drei Sektoren (öffentliche Trägerschaft, frei-gemeinnützige Einrichtungen und Initiativen, Privatwirtschaft)

• TeilnehmerInnen aus Kultur und Tourismus, Politik und Verwaltung

Die Organisation und die Öffentlichkeitsarbeit für die beiden Workshops erfolgte durch das Koordinationsbüro des Regionalen Wachstumskerns.

3.7.2 Zusammenfassung der Ergebnisse

Workshop 1 : »Kulturelle und kulturtouristische Themen im Regionalen Wachstumskern«

Der Workshop 1 wurde mit folgendem Text angekündigt:

»Jede Kommune hat ihre einzigartigen kulturellen Wurzeln. Es ist wichtig, diese zu identifi- zieren und für ein klares kulturelles Profil der Region stärker herauszuarbeiten. Im Mittel- punkt des Workshops stehen daher die kulturellen Besonderheiten und Eigenheiten der Region. Ziel ist es, die Vielfalt und Tradition kultureller Angebote in der Region deutlich zu machen. Gleichfalls wird der Frage nachgegangen, welche Potenziale in dieser Vielfalt ste- cken und welche Themen für die Kulturlandschaft und den Kulturtourismus des RWK ge- meinsam weiterentwickelt werden können.«

Zusammenfassung Ablauf/Ergebnisse

Der Workshop hatte zum Ziel, einerseits erste Zwischenergebnisse zu präsentieren und diese gemeinsam zu diskutieren sowie andererseits die Teilnehmer dazu anzuregen, gesell- schaftliche und strukturelle Entwicklungen im regionalen Kontext zu betrachten und Stra- tegien für ein Szenario in der Zukunft zu entwerfen. Dazu wurden aus den TeilnehmerInnen zwei Gruppen gebildet, die »Bewahrer« und die »Erneuerer«. Die Aufgabenstellung bezog sich auf folgendes Szenario:

»Stellen Sie sich Ihre Region im Jahre 2012 vor. Welche persönlichen Wünsche verbinden Sie mit der Entwicklung Ihres Ortes bzw. Ihrer Region? Wenn Sie davon ausgehen, dass externe Förderungen im Jahre 2012 auslaufen, auf welche Potenziale in Ihrer Region können Sie bauen? Was würden Sie bewahren? Was würden Sie neu entwickeln?« Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 101 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Für die »Bewahrer« stellten sich folgende Fragen: Was können wir uns noch leisten? Worauf können wir verzichten? Was ist uns Kultur wert? Für die »Erneuerer« stellten sich folgende Fragen: Wo sehen Sie Innovationspotenziale? Welche Ideen und Visionen haben Sie für Ihre Region bzw. Ihre Stadt? Was würden Sie kreieren?

Die Dynamik in den Gruppen war sehr unterschiedlich. So gab es in der »Bewahrer-Gruppe« große und angeregte Diskussionen über das was erhaltenswert ist. Ideen und Diskussions- punkte spiegeln sich in folgenden Aussagen wider: »es ist schwer Prioritäten zu setzen«, »Kultur braucht finanzielle Rahmenbedingungen«, »Konkurrenz ist unproduktiv«, »Koope- rationen sind zentral für den Erhalt von kultureller Infrastruktur«, »es bedarf einer guten Koordination«, »Qualität muss erhalten bleiben«, »das Ehrenamt sollte mehr unterstützt werden«, »man braucht belastbare Strukturen und Netzwerke«, »Kultur muss von unten entstehen«, »Zusammenarbeit von Kultur und Wirtschaft ist notwendig«, »Know-how- Transfer (interne und externe Qualifikation) ist wichtig«.142

TeilnehmerInnen der »Erneuerer-Gruppe« fiel es schwer, Visionen und Ideen für ihre Region zu erarbeiten. Gleiches galt für den Blick auf die jeweils andere Stadt, aber auch auf die ei- gene Einrichtung und das Herausarbeiten möglicher Potenziale. Häufig wurde auf Ideen zurückgegriffen, die in der Vergangenheit in der Umsetzung scheiterten oder Ideen, die aufgrund der Machbarkeit von vornherein ausgeschlossen wurden. Dies machte deutlich, dass die Sicht auf die eigenen Möglichkeiten und Potenziale häufig eingeschränkt ist und Impulse von außen bzw. die Reflexion des Fremdbildes eine wichtige Hilfestellung sein können.

Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen wurden abschließend in der Gesamtgruppe vorge- stellt und diskutiert.

Workshop 2 : »Kräfte bündeln und verstärken. Vernetzung und Kooperation im RWK«

Der Workshop 2 wurde mit folgendem Text angekündigt:

»Viele der Kultureinrichtungen und -initiativen sind mit ähnlichen Herausforderungen kon- frontiert: Rückgang der Besucherzahlen, Stagnation der öffentlichen Förderung, Mitglieder- schwund, fehlender Nachwuchs oder Überalterung, steigende Konkurrenz im Freizeit- und Tourismussektor etc.. Häufig fehlen die personellen und finanziellen Ressourcen, um aus eigener Kraft diesen Veränderungen zu begegnen. Kooperationen können in mehrfacher Hinsicht dazu beitragen, auf diese Herausforderungen zu reagieren. Der Workshop bearbei- tet die Fragestellungen: wann können Kooperationen sinnvoll sein? Was sind die Bedingun- gen für erfolgreiche Kooperationen? Die Workshops werden Ihnen darüber hinaus ausrei- chend Gelegenheit geben, miteinander in Austausch zu kommen, Kontakte zu knüpfen, aber auch neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erschließen.«

142 Vgl. dazu ausführlicher die Dokumentation zum Workshop im Anhang. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 102 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Zusammenfassung Ablauf/Ergebnisse

Der zweite Workshop knüpfte an den ersten Workshop thematisch an. Aus diesem Grund wurde der gleiche TeilnehmerInnenkreis eingeladen. Ziel war es, die Ergebnisse der Exper- teninterviews hinsichtlich möglicher Kooperationshindernisse herauszustellen und in ei- nem Impulsvortrag auf Chancen von Kooperationen einzugehen. Nach einleitender Vor- stellung, Präsentation und einem Rückblick auf den ersten Workshop kamen die Teilnehme- rInnen zu dem Schluss, dass Kooperationshemmnisse am besten über gemeinsame Projek- te überwunden werden könnten. Im weiteren Vorgehen wurden zunächst einmal konkrete Projektideen gesammelt, zu denen die TeilnehmerInnen sich in kleinen Arbeitsgruppen zu- sammenschlossen. Folgende Projektideen/Themen wurden entwickelt:

• Kreatives Potenzial bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen wecken und fördern

• Kunsttage im Festpielhaus Wittenberge

• Austausch Musik/Event/Kunst/Open Air

• Plattform schaffen für Einheimische und Zugereiste

• Vermittlung der Baukultur

Zur Aufgabenstellung gehörte, die Gründe für diese Projektidee zu beschreiben, das Ziel des Projektes zu benennen sowie die Idee und deren Umsetzung zu formulieren. Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppen wurden abschließend in der Gesamtgruppe vorgestellt und disku- tiert. Die Arbeit in den Gruppen war sehr produktiv. Projektideen wurden auf ihre Machbar- keit hin geprüft und der Blick für mögliche Kooperationspartner geweitet.143

143 Vgl. vertiefend die entsprechende Dokumentation im Anhang. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 103 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4 Bestandsaufnahme und Analysen des Kulturangebotes

Vorbemerkungen

Dieses Kapitel einleitend werden die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Kulturarbeit der Kommunen in Brandenburg beschrieben. Anschließend erfolgt die Bestandsaufnahme des Kulturangebotes der Städte Perleberg, Wittenberge und der Gemeinde Karstädt sowie der ergänzenden Aufgaben des Landkreises Prignitz. Am Ende der Darstellung der drei Kommunen folgen jeweils Hinweise und Anregungen für die einzelnen Kommunen.144 Die Einrichtungen in öffentlicher Trägerschaft werden – in Abstimmung mit den Auftraggebern – ausführlicher dargestellt, da hier insbesondere die Strukturen, der Qualifizierungsbedarf und Vernetzungspotenziale herausgearbeitet werden sollten. Die Angaben basieren auf dem Bestandsaufnahmebogen, der Auswertung vorhandener Unterlagen und ergänzenden telefonischen sowie persönlichen Gesprächen mit den Leiterinnen und Leitern der Einrich- tungen. Insgesamt ist es das Ziel dieses Kapitels, die Kulturangebote aus allen drei Sektoren der Kulturproduktion (öffentlich, privat, frei-gemeinnützig) abzubilden, um entsprechende Potenziale und Entwicklungen zu lokalisieren (Potenzialanalysen/SWOT-Analyse). Durch die Größe des Untersuchungsgebietes ist darauf hinzuweisen, dass das Kulturangebot nicht vollständig und in allen Bereichen detailliert dargestellt werden kann. Das betrifft vor allem Angebote aus dem Umland, die aufgrund des vorgegebenen Zeit- und Finanzierungsrah- men nur punktuell betrachtet werden konnen.145

Gleichfalls ist zu beachten, dass insgesamt die Datenlage sehr unterschiedlich war und In- formationen entsprechend different vorlagen. Dennoch ist die Bestandsaufnahme nicht nur für die Aus- und Verwertung der vorliegenden Studie von Bedeutung. Sie kann ebenso ein hilfreiches Nachschlagewerk für die Arbeit des RWK Prignitz sein und zur Transparenz der vorhandenen Kulturangebote beitragen.

144 Zusammenfassende Hinweise zum Kulturangebot im RWK Prignitz folgen dann – wie zvor dargestellt – in Kapitel 4.9 (Analyse) bzw. Kap. 5 (Handlungsempfehlungen). 145 Vgl. Kapitel 4.8. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 104 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.1 Rechtliche Rahmenbedingungen für Kultur

Kommunale Kulturarbeit

Kulturpolitik ist in Deutschland ganz wesentlich kommunale Kulturpolitik. Die im Artikel 28/2 GG verankerte Selbstverwaltungsgarantie des Grundgesetzes stellt dabei die Grundla- ge für die kommunale Kulturpolitik dar:

»Den Gemeinden muß das Recht gewährleistet sein, alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaft im Rahmen der Gesetze in eigener Verantwortung zu regeln. Auch die Ge- meindeverbände haben im Rahmen ihres gesetzlichen Aufgabenbereiches nach Maßgabe der Gesetze das Recht der Selbstverwaltung. Die Gewährleistung der Selbstverwaltung um- faßt auch die Grundlagen der finanziellen Eigenverantwortung [...].«146

Bei den Selbstverwaltungsaufgaben sind freiwillige Aufgaben, – deren Übernahme und Erfüllung der Gemeinde im Rahmen ihrer Leistungsfähigkeit freigestellt sind – von den Pflichtaufgaben, – zu deren Erfüllung die Gemeinde gesetzlich verpflichtet ist, – zu unter- scheiden. Auch wenn von der Gesetzgebung an keiner Stelle von einer »Pflichtaufgabe« im Rahmen der kommunalen Kulturarbeit gesprochen wird, so ergibt sich doch die grundle- gende Kulturpflege und -förderung der Kommunen aus dem föderalen Prinzip:

»(1) Die Gemeinde fördert das kulturelle Leben und die Vermittlung des kulturellen Erbes in ihrem Gebiet und ermöglicht ihren Einwohnern die Teilnahme am kulturellen Leben sowie den Zugang zu den Kulturgütern.«147

In welcher Form und in welchem Umfang eine kommunale Kulturförderung betrieben wird, hängt also, neben den individuellen politischen Zielsetzungen, maßgeblich von den finan- ziellen Möglichkeiten der jeweiligen Kommune ab. Die kommunale Selbstverwaltung vieler Kommunen ist derzeit durch steigende finanzielle Belastungen sowie die Zunahme von kommunalen Aufgaben und Gesetzesvorgaben geprägt. Als Konsequenz wird der Entschei- dungsspielraum der Kommunen und Gemeindeverbände erheblich reduziert. Kultur als freiwillige Aufgabe ist daher meist als erstes von Kürzungen öffentlicher Zuwendungen betroffen.

146 http://www.bundestag.de/parlament/funktion/gesetze/grundgesetz/gg.html, Zugriff am 30.11.2008. 147 § 24 der Brandenburgischen Gemeindeordnung unter http://www.landesrecht.brandenburg.de /sixcms/detail.php?gsid= land_bb_bravors_01.c.22792.de#24, Zugriff am 05.09.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 105 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Kreiskommunale Kulturarbeit

Grundsätzlich sollte sich die Kulturarbeit der Landkreise und ihrer Kommunen nicht decken oder in Konkurrenz zueinander stehen. Der Landkreis Prignitz stimmt sich daher bei der Erarbeitung seines Kulturrahmenplanes mit den Kommunen ab und richtet seine Förderpo- litik entsprechend den inhaltlichen Prioritäten der Kommunen aus:

»Entsprechend dem Grundsatz der kommunalen Selbstverwaltung entscheiden die Städte und Ämter auf dem Gebiet der Kulturpolitik eigenverantwortlich über die jeweiligen Priori- täten in ihrem Einzugsbereich. Im Konsens mit den Kommunen, ortsansässigen Künstlern und Kulturschaffenden, Vereinen und Initiativen sowie dem Sachbereich Kultur und Sport des Landkreises werden auf der Basis dieser Prioritätenlisten Möglichkeiten der Förderung diskutiert bzw. realisiert.«148

Die Förderung von Kultur durch die Landkreise ist in der Landkreisordnung des Landes Brandenburg im § 22 (1) wie folgt festgeschrieben:

»(1) Der Landkreis fördert das kulturelle Leben und die Vermittlung des kulturellen Erbes in seinem Gebiet und ermöglicht seinen Einwohnern die Teilnahme am kulturellen Leben so- wie den Zugang zu den Kulturgütern.«149

Die freiwilligen Selbstverwaltungsaufgaben der Kreise sind im § 2 (1) Aufgaben geregelt und lassen sich im Wesentlichen mit übergemeindlichen, ergänzenden und Ausgleichsauf- gaben zusammenfassen:

»(1) Der Landkreis erfüllt in seinem Gebiet in eigener Verantwortung alle die Leistungsfä- higkeit der kreisangehörigen Gemeinden und Ämter übersteigenden öffentlichen Aufga- ben, soweit die Gesetze nichts anderes bestimmen und die Aufgaben nicht durch kommu- nale Zusammenarbeit erfüllt werden. Er fördert die kreisangehörigen Gemeinden und Äm- ter in der Erfüllung ihrer Aufgaben, ergänzt durch sein Wirken die Selbstverwaltung der Gemeinden und Ämter und trägt zu einem gerechten Ausgleich der unterschiedlichen Be- lastung der Gemeinden und Ämter bei. Er fördert insbesondere die wirtschaftliche, ökologi- sche, soziale und kulturelle Entwicklung seines Gebiets zum Wohle der Einwohner.«150

Neben der subsidiären Tätigkeit bestehen weitere Aufgabengebiete kreiskommunaler Kul- turarbeit insbesondere in Koordinierungsaufgaben, Kooperationsaufgaben, Beratungsauf- gaben und Vernetzungsaufgaben.151

Eine Darstellung der Kulturarbeit und Einrichtungen in Trägerschaft des Landkreises Prignitz befindet sich in Kapitel 4.7.

148 Vgl. Landkreis Prignitz 2001: 45. 149 Landkreisordnung des Landes Brandenburg, http://www.landesrecht.brandenburg.de/sixcms/detail.php?gsid= land_bb_bravors_01.c.13902.de#22, Zugriff am 05.09.2009. 150 Vgl. ebd. 151 Vgl. Morr 1999. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 106 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2 Kultur in der Stadt Wittenberge

4.2.1 Kulturportrait

Wittenberge definiert sich vor allem in seiner Außendarstellung als Stadt an der Elbe zwi- schen »Turm und Strom«. Zu den für die Stadt kulturell bedeutsamen und jährlich wieder- kehrenden Festivals bzw. Festivitäten gehören das Stadt- und Hafenfest, die Elblandfest- spiele, das Dixielandfest, der Elbebadetag und das VW-Treffen.

Infrastrukturell betrachtet verfügt Wittenberge mit dem Kultur- und Festspielhaus als mul- tifunktionale Spielstätte, der Stadtbibliothek, dem Stadtmuseum und der Prignitzer Bade- welt über eine gute freizeit- und kulturbezogene Infrastruktur. Die öffentlichen Kulturein- richtungen sind in einem Eigenbetrieb der Stadt zusammengeführt, was potenziell eine hohe Effizienz und Besucherorientierung ermöglicht. Darüber hinaus übernimmt Witten- berge mit dem genreübergreifenden Angebot des innerstädtisch gelegenen Kultur- und Festspielhauses eine Versorgungsfunktion für die Region. Neben diesem öffentlichen Ange- bot engagieren sich zahlreiche Vereine, die u.a. maßgeblich an der Gestaltung der Witten- berger Feste beteiligt sind. Daneben sind eine Reihe privatwirtschaftlicher Akteure aktiv und der Organisation der Feste beteiligt. Das Wittenberger Kino mit vier Spielsälen wird eben- falls privatwirtschaftlich betrieben.

Wittenberge ist darüber hinaus städtebaulich interessant. Neben einem reichen industrie- kulturellen Erbe, ist die Stadt durch unterschiedlichste Stadtquartiere und Bebauungsfor- men geprägt. Markant sind die Lage an der Elbe und die fünf Türme der Stadt in der Stadt- Shilouette. Mit der Betonung der Lage in der Elbtalaue steht die zukünftige Stadtentwick- lung Wittenberges unter dem Motto »Elbestadt im Wandel. Innovation und Tradition in der Elbtalaue«. Durch das Fehlen eines eindeutigen, räumlich begrenzten Stadtzentrums, ist es ein wesentliches erklärtes Ziel, die Innenstadt zu stärken und alltägliche Begegnungsmög- lichkeiten zu erhalten.

Wittenberge ist die größte Stadt der Prignitz, gleichzeitig aber auch eine Stadt im tiefgrei- fenden Umbruch, von Wachstums- und Schrumpfungsprozessen geprägt.152 Die kulturelle Infrastruktur und Angebote bilden daher wichtige Orientierungspunkte. Sie bieten aber auch Möglichkeiten, »die Stadt neu zu denken« und sie neu wahrzunehmen, insbesondere in Wandlungs- und Stadtumbauprozessen. Die Entwicklung der Alten Ölmühle ist hier als Beispiel für den kreativen Stadtumbau zu nennen, an die sich weitere Potenziale anschlie- ßen.

152 Wittenberge ist daher immer wieder auch Interessensfeld soziologischer Untersuchungen (vgl. z. B. die Aktivitäten des Thünen-Institut für Regionalentwicklung unter http://www.thuenen-institut.de). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 107 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2.2 Kommunale Kulturförderung

Eigenbetrieb

Die Stadt Wittenberge unterhält seit 01.01.2002 den Kultur-, Sport- und Tourismusbetrieb Wittenberge als Eigenbetrieb, der der Verordnung über die Eigenbetriebe der Gemeinden unterliegt. Diese Form ermöglicht es der Kommune, unabhängig vom kommunalen Haus- halt zu handeln. Das Stammkapital des Eigenbetriebes gilt als Sondervermögen und ist da- mit finanzwirtschaftlich aus der jeweiligen Gemeindeverwaltung ausgegliedert.

Der Kultur-, Sport- und Tourismusbetrieb Wittenberge betreibt folgende Einrichtungen:

• das Kultur- und Festspielhaus (KFH)

• das Stadtmuseum »Alte Burg« mit seinen Einrichtungen Steintor und Torwächter- haus

• die Stadtbibliothek »Martin Andersen Nexö«

• die Touristinformation

• das Schwimmbad »Prignitzer Badewelt«

• die Sportplätze und Sporthäfen einschließlich das Kanubootshaus Gersedow

• Naturgewässer »Friedensteich« und »Delphinbad«

Projektförderung

Die Stadt Wittenberge beteiligt sich jährlich am Prignitz-Sommer, der vom Landkreis Prignitz koordiniert und beworben wird. Die Stadt Wittenberge fördert mit 0,75 EUR pro Einwohner die Beteiligung ihrer Vereine und wählt Projekte bzw. Kulturträger für den Prignitz-Sommer aus, die dem Landkreis Prignitz mitgeteilt werden.153 Im Jahr 2008 betrug diese Summe insgesamt ca. 14.500 EUR.154 Es liegen keine Richtlinien vor, nach denen sich Vereine oder freie Kulturschaffende bewerben können.

Darüber hinaus beteiligt sich die Stadt Wittenberge mit einem Zuschuss von 15.200 EUR am jährlichen Stadt- und Hafenfest. Für kleinere Projekte stehen 2.000 EUR aus dem Haus- halt des Eigenbetriebes zur Verfügung. Pauschale Anträge werden über den Werksaus- schuss bewertet.

153 Vgl. dazu auch Kapitel 4.7.1 Prignitz-Sommer 154 Der Prignitz-Sommer wird vom Landkreis Prignitz und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg mit ebenfalls zusammen 0,51 EUR pro Einwohner bezuschusst. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 108 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2.3 Kultureinrichtungen in öffentlicher Trägerschaft

Kultur-, Sport- und Tourismusbetrieb Wittenberge

Die Aufgaben des Kultur-, Sport- und Tourismusbetriebes ergeben sich zum einen durch die Bewirtschaftung der vorhandenen Einrichtungen und zum anderen aus der Übertragung der Selbstverwaltungsaufgaben der Stadt in den Bereichen Freizeit, Sport, Erholung und Kultur.155 Schwerpunktaufgaben des Kultur-, Sport- und Tourismusbetriebes sind:

• Auslastung des Kultur- und Festspielhauses unter Beachtung der kulturpolitischen Vorgaben,

• Erhalt und Entwicklung eines umfangreichen und interessanten Freizeit- und Sport- angebotes,

• das Sammeln, Bewahren und Erschließen von Kulturgütern sowie die Sicherung von qualifizierten Informationsmöglichkeiten der Bevölkerung durch Bereitstellung ak- tueller Medien und Vermittlung ansprechender Ausstellungen und Veranstaltun- gen,

• Unterhaltung der durch Fördermittel geschaffenen Anlagen und pfleglicher Um- gang damit,

• Zusammenarbeit mit Vereinen, Verbänden u.a. kulturellen und sportlichen Instituti- onen zur Umsetzung der gesamtstädtischen Zielsetzung auf diesen Gebieten, sowie

• Einwirkung auf die Entwicklung des Tourismus in der Stadt und Region.156

Im Folgenden werden insbesondere das Kultur- und Festspielhaus, das Stadtmuseum »Alte Burg« mit seinen Einrichtungen Steintor und Torwächterhaus, die Stadtbibliothek »Martin Andersen Nexö« in der Bestandsaufnahme näher betrachtet.

155 Vgl. Stadt Wittenberge 2001b. 156 Vgl. Stadt Wittenberge 2001a. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 109 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2.3.1 Kultur- und Festspielhaus (KFH)

Kontakt

Kultur- und Festspielhaus Wittenberge Paul-Lincke-Platz 19322 Wittenberge

Tel.: 03877 929161; Fax: 03877 929169 E-Mail: [email protected] Website: www.wittenberge.de

Beschreibung

Das Kultur- und Festspielhaus Wittenberge zählt neben dem Kulturhaus in Pritzwalk zu den größten Spielstätten im Landkreis Prignitz, die als Theater- und Konzertspielstätte ganzjäh- rig als Veranstaltungsort fungieren157 und erfüllt eine regionale kulturelle Funktion.

Das Kulturhaus wurde 1959 unter dem Namen »Johannes R. Becher« eingeweiht und feiert 2009 sein 50-jähriges Bestehen. Seit 1994 steht das in der Wittenberger Innenstadt befind- liche Kultur- und Festspielhaus als neoklassizistisches Bauwerk unter Denkmalschutz. Von 1998 bis 1999 erfolgte eine umfangreiche Rekonstruktion, so dass eine multifunktionale Theater- und Konzertspielstätte entstand. Die Stadt Wittenberge ist aufgrund der Förde- rung158 verpflichtet, das Haus mindestens 15 Jahre effektiv zu bespielen.

Seit seiner Wiedereröffnung wird das Kultur- und Festspielhaus ganzjährig und ohne eige- nes Ensemble bespielt. Das KFH bietet mit durchschnittlich 135 Veranstaltungen pro Jahr alle Genres der Unterhaltungskunst, aber auch der Hochkultur an. Darüber hinaus haben regionale Kunst und Vereine im KFH ihre Ausstellungsmöglichkeiten und Spielstätte.

Schwerpunkte

Das Programm bietet alle Genres der Unterhaltungskunst und bedient damit ein breites Publikum. Aufgrund der Publikumsresonanz erfolgte eine Profilierung des Angebotes im Bereich Musiktheater, vor allem in den Bereichen Operette, Jazz und Dixieland. Das Spekt- rum umfasst insgesamt:

157 Das Kulturhaus in Pritzwalk wird im Gegensatz zum KFH in Wittenberge von einem privaten Pächter bewirtschaftet (vgl. Landkreis Prignitz 2001: 41). 158 Die Sanierungskosten von 13,72 Millionen DM wurden zu 50% über EU-Mittel, zu 25% aus Landesmitteln (nach IfG) und zu 25% aus kommunalen Mitteln finanziert. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 110 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Theater • Sinfoniekonzerte

• Sprechtheater, Kinder- und • Kammermusik Jugendtheater, Kabarett • Ballett • Musiktheater: Musical, Operette • Musical-, Oper- und Operettenkonzerte • Tanztheater • Jazz, Dixieland • Konzerte

Im Bereich der leichteren Unterhaltung werden angeboten:

• Konzerte, Schlager

• Blasmusik, Volksmusik

• Rock- und Popmusik

• Folklore

• Varieté, Revue

Spezielle Zielgruppenangebote:

• gesellige Veranstaltungen für Senioren

• Kinderveranstaltungen, wie z.B. Puppentheater/Clownerie, Märchenveranstaltungen

• Auftrittsmöglichkeiten für junge Bands/Nachwuchskünstler

• Jugendtheater

Neben den Eigenveranstaltungen werden die Räumlichkeiten auch an externe Nutzer ver- mietet für z.B. Messen, Präsentationen, Kongresse, Vereinsfeste, Bälle, Schulabschlussbälle, Empfänge und Galas.

Weitere Angebote

Das KFH bringt sich in die innerstädtischen Veranstaltungsaktivitäten ein, wie z.B. Stadtfest, Weihnachtsmarkt, Kneipennacht, Frühlingsfest, Kinderfeste etc., und bietet darüber hinaus für Schülergruppen Führungen durch das Haus an.

Seit 1992 ergänzt eine Galerie das Veranstaltungsprofil des Kultur- und Festspielhauses. Jährlich sollen fünf Ausstellungen, vorwiegend Bildende Kunst und Architektur betreffend, gezeigt werden. Die finanzielle Absicherung des Galeriebetriebes erfolgt in erster Linie aus Mitteln des Fördervereins Kulturhaus e.V. Je Ausstellung ist eine Musikveranstaltung ange- dacht, die ebenfalls über den Förderverein bzw. über Spenden finanziert wird.159

159 Vgl. Landkreis Prignitz 2001: 41 ff. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 111 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Die Besucherzahlen der Galerie umfassen durchschnittlich 9% der Gesamtbesucherzahl des Kultur- und Festspielhauses.160 Der Zugang zur Galerie in den Tagesstunden wird über die Tourist-Information ermöglicht.

In den unteren Räumen des Kultur- und Festspielhauses befindet sich das Restaurant »The- aterkeller«, welches an einen externen Betreiber vermietet ist.

Im Kultur- und Festspielhaus befindet sich ebenfalls die Touristinformation Wittenberge. Neben den eigenen touristischen Informationsaufgaben übernimmt die Einrichtung Kar- tenvorverkauf, Reservierungen und Spielplananforderungen für alle Veranstaltungen im Haus.161

Zielgruppe, Zugänglichkeit und Einzugsgebiet

Mit dem Angebot sollen grundsätzlich alle Zielgruppen der Bevölkerung und des Umlandes angesprochen werden. Das KFH hat ein Einzugsgebiet von ca. 70 km und umfasst die Stadt Wittenberge, die Landkreise Prignitz/Ostprignitz, Altmark (Sachsen-Anhalt), Lü- chow/Dannenberg (Niedersachsen), Ludwigslust/Grabow (Mecklenburg-Vorpommern). Nächste größere Städte für Veranstaltungen sind Schwerin und Berlin. Zu ausgewählten Veranstaltungen wird ein »Theaterbus« eingesetzt, der als Zubringer für das Publikum aus dem Umland fungiert. Der Theaterbus fährt gegen ein Ticketentgelt von Karstädt über Per- leberg, Weisen nach Wittenberge.

Bei den Besuchern wird eine Veränderung der Altersstruktur deutlich162. Einen Besucher- rückgang gibt es bei Kinderveranstaltungen. Veranstaltungen für Ältere sind gut besucht. Die Zielgruppe zwischen 30 und 50 Jahren ist eher schwer zu erreichen.

Tab.: Besucherzahlen Kultur- und Festspielhaus 2002 - 2007163

Jahr Galerie/ Proben/ Veranstaltungen/ Besucher Ausstellungs- be- Führungen Besucher gesamt sucher 2002 5.482 359 33.232 39.073 2005 3.740 1.790 35.870 41.400 2007 1.744 1.710 34.578 38.032

Für das Jahr 2008 ist ein Anstieg der Besucherzahlen auf 43.608 Besucher zu verzeichnen. Im Jahr 2009 wurden 69 Eigen- und 83 Fremdveranstaltungen durchgeführt.

160 Siehe Tabelle Besucherzahlen Kultur- und Festspielhaus. 161 Vgl. Landkreis Prignitz 2001: 41 ff. 162 Angaben des künstlerischen Leiters. 163 Stadt Wittenberge 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 112 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Kooperationspartner

Enge Partner des KFH aufgrund gemeinsamer Veranstaltungen sind der Kulturbund Wit- tenberge e.V., der die Galerie im KFH fördert und ausgewählte Projekte (Reihe Jazz im Keller, SOS – Talentefestival, Jugendtheaterarbeit, Wittenberger Dixielandfest, besondere Konzerte usw.). Weitere wichtige Partner sind darüber hinaus der Arionchor Wittenberge e.V. (Sän- gertreffen) und dem Shantychor »De Buhnenkieker« Wittenberge (z.B. Weihnachtskonzert, Shantychortreffen). Zudem ist das Kultur- und Festspielhaus Probenstätte. Gemeinsame Veranstaltungen finden auch mit der Brassband des Gymnasiums Wittenberge statt. Wei- terer Partner ist das OSZ Wittenberge, die Werbegemeinschaft WIR Wittenberger Interes- senring, Förderverein des Kultur- und Festspielhauses Wittenberge e.V. (im Bereich der Aus- stellungen, Jazz-Konzerte, Dixielandfest, Jugendprojekte etc.) und die Kreismusikschule durch die gemeinsame Veranstaltungstätigkeit wie z.B. Konzerte, Jugend musiziert, Big- band-Festival etc.

Räumlichkeiten und Ausstattung

Zu den Veranstaltungsräumen gehören ein großer Saal, der je nach Bestuhlungsvariante Raum für bis zu 670 Sitzplätzen bietet, sowie ein kleiner Saal mit 60-80 Plätzen und diverse Konferenzräume. Der große Saal kann durch sechs elektromechanische Hubpodien multi- funktional genutzt werden.

Personalausstattung

Der KFH ist personell wie folgt ausgestattet: 1 künstlerischer Leiter (Vollzeit), 1 Mitarbeite- rin Kulturmanagement (Teilzeit), 1 Bühnenmeister (Vollzeit), Beleuchtungsmeister (Voll- zeit), 14 Pauschalkräfte für Garderobe, Einlass, Theaterkasse, Umbau.

Finanzierung

Bis 2000 wurden einzelne Veranstaltungen im KFH durch den Landkreis Prignitz im Rahmen der Projektförderung mit jährlich 12.000 – 15.000 DM gefördert. Diese Fördermaßnahme ist ausgelaufen. Aus Mitteln der Spielstättenförderung erhält das KFH jährlich Zuwendun- gen aus Landesmitteln in Höhe von 8.000 – 9.000 EUR.164

Die jährlichen Einnahmen decken nur etwa die Hälfte der benötigten Aufwendungen. Das Kultur- und Festspielhaus erhält neben der Schwimmhalle den höchsten finanziellen Zu- schuss durch die Stadt Wittenberge.165

164 Durch die Spielstättenförderung des Landes Brandenburg soll auch das Publikum in strukturschwächeren Regionen des Landes Brandenburg ein Angebot an Theater- und Konzertaufführungen unterbreitet werden. Nach dem bran- denburgischen Finanzausgleichsgesetz werden jährlich etwa 15 kommunale Spielstätten ohne eigenes Ensemble für die Durchführung von Gastspielen vorrangig brandenburgischer Ensembles anteilig gefördert (vgl. Landtag Brandenburg 2009a). 165 Vgl. Stadt Wittenberge 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 113 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Tab.: Erträge, Aufwendungen, Zuschüsse Kultur- und Festspielhaus 2003–2007166

Jahr Betriebserträge Aufwendungen Zuschussbedarf/ Gesamtaus- (prozentualer Anteil an den gaben Kultur Gesamtausgaben ) 2003 248.300 € 625.300 € 377.000 € 21,28% 1.771.900 € 2004 307.800 € 646.300 € 338.500 € 19,31% 1.753.400 € 2005 302.100 € 646.600 € 344.500 € 21,31% 1.616.600 € 2006 344.200 € 672.200 € 328.000 € 19,36% 1.696.400 € 2007 309.700 € 636.300 € 326.600 € 18,81% 1.736.600 €

Perspektivische Überlegungen

Über den normalen Spielbetrieb hinausgehend, soll das Haus vor allem dem sozio- kulturellen Bereich zugänglich gemacht werden. Das Kultur- und Festspielhaus ist bestrebt weitere Musik-/Theaterinitiativen und Vereine an das Haus zu binden. Durch Zuzug und Hauskauf im Umland gibt es ein neues Besucherklientel. Dafür sollen zukünftig ebenfalls Angebote unterbreitet werden.

166 Stadt Wittenberge 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 114 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2.3.2 Stadtmuseum »Alte Burg«

Kontakt

Stadtmuseum Wittenberge Putlitzstraße 2 19322 Wittenberge

Tel.: 03877 405266; Fax: 03877 405268 E-Mail: [email protected] Website: www.wittenberge.de

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 11.00 bis 17.00 Uhr, montags geschlossen. Für Gruppen wird in Absprache auch außerhalb der Öffnungszeiten ein Besuch ermöglicht.

Beschreibung

Das Stadtmuseum befindet sich in der »Alten Burg«, am Rande der Altstadt, in dem ältesten Wohnhaus der Stadt, einem Fachwerkhaus aus dem Jahre 1669. Der ehemalige Herrensitz des Edlen Herren Gans zu Putlitz wird seit 1971 als Museum genutzt. Im September 1999 wurde das Stadtmuseum nach dreijähriger sanierungsbedingter Schließung wieder eröff- net. Betreiber des Stadtmuseums »Alte Burg« ist seit 2002 der Sport-, Kultur- und Touris- musbetrieb. Zum Stadtmuseum gehören auch die Standorte »Steintor«, in welchem die Stadtgeschichte und Geschichte des Steintors dargestellt wird, das Torwächterhäuschen und der Uhrenturm auf dem Gelände des ehemaligen SINGER-Nähmaschinenwerkes.

Im Uhrenturm befindet sich derzeit eine Ausstellung zur Geschichte des Nähmaschinen- werkes, die in Kooperation mit dem Freundeskreis der Nähmaschine und dem Heimatverein Wittenberge entstanden ist.167

Schwerpunkte und Ziele des Museums

Zum bildungs- und kulturpolitischen Auftrag des Stadtmuseums »Alte Burg« gehört die Darstellung der Stadtgeschichte Wittenberges, die eng mit der industriellen Entwicklung der Stadt verbunden ist. Nach Möglichkeit werden alle Säulen der Museumsarbeit, nämlich Sammeln, Bewahren, Forschen und Vermitteln bedient. Ein besonderer Schwerpunkt liegt im Bereich der museumspädagogischen Arbeit. Stadt- und Industriegeschichte, Handwerk und Traditionen sollen Kindern und Jugendlichen möglichst anschaulich und erlebbar ver- mittelt werden. Das museumspädagogische Angebot des Stadtmuseums Wittenberge um- fasst schülergerechte Führungen durch das Museum, eine Einführung in die Stadtgeschich- te, langfristig geplante Ausstellungsprojekte und themenorientierte Angebote. In der Schauwerkstatt können die Besucher/innen Haushaltsnähmaschinen ausprobieren.

167 Die nachfolgenden Informationen basieren auf der Bestandsaufnahme und wurden ergänzt durch die Auswertung der Flyer, Broschüren, den Websites des Museums sowie einem abschließenden Telefongespräch mit der Muse- umsleiterin am 19.08.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 115 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Das museale Angebot umfasst derzeit folgende Dauerausstellungen:

• Ackerbürger und Industriebarone – Wittenberge im 19. Jahrhundert

• Stadtgeschichte mit Schulgeschichte und Wohnkultur

• Ein VEB war mehr als ein Produktionsbetrieb – die Geschichte des Nähmaschinen- werkes von 1945 – 1991

• Die Geschichte der Nähmaschine

• Eine Ergänzung zur Hauptausstellung bietet die Dauerausstellung im Wittenberger Steintor »Achtung! Alter Turm – das Steintor und seine Geschichte«

Sonderausstellungen

Im Jahr 2009 fanden bzw. finden sechs Sonderausstellungen statt:

• »Die Elbe aus der Luft«, eine Ausstellung mit Informationen zur Elbe, Elbebildern aus Wittenberge

• »Die rote Verführung«, Die Kulturgeschichte des Lippenstiftes von 1883 bis heute

• »Projekte in und für Wittenberge«, Personalausstellung des Designers und Architek- ten Jürgen Hannebauer, Design und Architektur

• »Wild West! - Nicht nur im Kinderzimmer«, Spielzeugausstellung

• »Weihnachtsschmuck aus aller Welt«

• Ursula Wichmann – Acryl- und Ölbilder in der Uhrenturmgalerie

Für das Jahr 2010 sind folgende Sonderausstellungen geplant:

• »80 Jahre Foto-Podiebrad – Eine Wittenberger Fotografengeschichte«

• »Lächeln mit Marunde« Cartoons und Illustrationen

• »Grenzinschriften – Texte über Flucht und Vertreibung, Wiederfinden und Neuan- fänge an der innerdeutschen Grenze«

• Weihnachtsausstellung zum Thema »Engel«

Zusätzliche Angebote zu den Dauer- und Sonderausstellungen

Zusätzlich werden Angebotspakete für Touristen geschnürt:

• Führungen durch das Stadtmuseum »Alte Burg« sowie Führung durch den Uhren- turm und über das Gelände des ehemaligen Nähmaschinenwerkes

• Altstadtführungen mit Besichtigung des Steintores

• Malzkaffee und Schmalzbrot - Verkostung in der historischen Küche

• Filmvorführungen (2 Teile): »Wittenberge im Wandel der Jahre 1968 - 2002«, Filme der Veritas-Filmclub u.a. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 116 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Zielgruppen, Zugänglichkeit und Einzugsgebiet

Zielgruppen: Die Angebote des Stadtmuseums »Alte Burg« richten sich grundsätzlich an alle Bevölkerungsgruppen der Stadt, dem Umland sowie an Touristen. Radtouristen sind mit dem Angebot bislang schwer zu erreichen, da das Museum nicht direkt an der Radroute liegt. Für ältere Menschen gibt es ein mobiles Angebot, z.B. in Form von Filmvorführungen oder Exponate-Koffern zu bestimmten Themen, welches sich vor allem an Seniorenfreizeit- einrichtungen, -heime und Wohlfahrtsverbände der Altenpflege richtet. Diese Angebote können gegen einen Obolus gebucht werden. Das Einzugsgebiet des Stadtmuseums reicht bis Karstädt, Glöven, Osterburg und Danneberg.

Besucherzahlen: Die Besucherzahlen haben sich seit 2004 kontinuierlich gesteigert (2004: 4.200 Besucher; 2005: 4.871 Besucher ; 2006: 5000 Besucher; 2007: 5.500 Besucher; 2008: 5.603 Besucher) und sind vor allem auf ein intensives Marketing zurückzuführen. Die Mu- seumspädagogischen Angebote werden vor allem von den Schulen aus Wittenberge, Kar- städt und Glöwen genutzt. Zur Zeit werden die kulturpädagischen Angebote der Stadt Wit- tenberge (Museum, Bibliothek etc.) zusammengeführt und ein gemeinsamer Flyer erarbei- tet.

Kooperationspartner

Wichtige Partner des Museums sind der Arbeitskreis der Industriemuseen, der Museums- verband des Landes Brandenburg, der Freundeskreis der Nähmaschine, die Schulen der Stadt und im Umland, das Prignitz-Museum am Dom Havelberg, IBA Magdeburg, Ämter der Stadt Wittenberge, NABU und Biosphärenreservat und Kooperationen je nach Thematik der Sonderausstellungen. Das Stadtmuseum ist ein Partner der Virtuellen Regionalbiblio- thek Prignitz.168

Räumlichkeiten und Ausstattung

Das Stadtmuseum verfügt neben den Räumen für die Dauer- und Sonderausstellungen über einen Benutzerraum mit zwei Computerarbeitsplätzen. Nach Abschluss der derzeitigen Aufarbeitung des Museumsbestandes und der computer- gestützten Inventarisierung wird für wissenschaftliche Arbeiten neben einer kleinen Hauptbibliothek auch das in den Depots lagernde Sammlergut zugänglich sein. Des Weite- ren werden die Räumlichkeiten des Museums und der Museumsgarten als Veranstaltungs- ort genutzt.169 Auch das Torwächterhaus kann für Veranstaltungen angemietet werden.

Personalausstattung

Neben der Museumsleiterin gibt es eine Mitarbeiterin für Sekretariat und Besucherbetreu- ung (Vollzeit) und eine Mitarbeiterin und einen Mitarbeiter für 30h/Woche die über das

168 Vgl. dazu ausführlicher Kapitel 4.5.1 Regionalbibliothek Prignitz. 169 Vgl. http://www.wittenberge.de, Zugriff am 12.01.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 117 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Bundesprogramm Kommunal-Kombi170 finanziert werden. Durch den Mitarbeiter kann die Eingabe der Bestände in das First Rumus (Datenbank des Museumsverbandes Land Bran- denburg) gewährleistet werden. Auch die Eingabe der Bestände in die Virtuelle Regional- bibliothek soll damit abgesichert werden. Die zweite Mitarbeiterin (Kommunal-Kombi) be- treut die Nähwerkstatt. Zwei ABM-Kräfte sichern in der Sommersaison die Öffnungszeiten im Uhrenturm ab. Aufgrund der dünnen Personaldecke und fehlenden qualifizierten Fach- personal können strategische, konzeptionelle und wissenschaftliche Arbeiten nur marginal und neben dem »Alltagsgeschäft« geleistet werden.171

Finanzierung

Tab.: Erträge, Aufwendungen, Zuschüsse – Stadtmuseum Wittenberge 2003 – 2007172

Jahr Betriebserträge Aufwendungen Zuschussbedarf/ Gesamtaus- prozentualer Anteil an den gaben Kultur Gesamtausgaben 2003 9.700 € 160.000 € 150.300 € 8,48% 1.771.900 € 2004 13.600 € 176.400 € 162.800 € 9,28% 1.753.400 € 2005 11.700 € 144.300 € 132.600 € 8,20% 1.616.600 € 2006 15.700 € 150.800 € 135.100 € 7,96% 1.696.400 € 2007 18.700 € 153.700 € 135.000 € 7,77% 1.736.600 €

Perspektivische Überlegungen

Für den Standort Putlitzer Straße gibt es räumlichen Bedarf für den Ausbau der Museums- pädagogik, der besseren Präsentation der Wohnwelt 50er bis 80er Jahre, für eine Technik- ausstellung (Rundfunk und Fernsehen; Schreib- und Rechenmaschinen) sowie für den Auf- bau eines ortsnahen Magazins. Für das Nebengebäude wird derzeit ein Nutzungskonzept erarbeitet. Darüber hinaus gibt es viele Potenziale am Standort Uhrenturm, z.B. könnte die Geschichte nicht mehr existierender Großbetriebe (VERITAS und SINGER) sowie eine Aus- stellung zum Denkmal Uhrenturm dort dargestellt werden.173 Denkbar ist ein Schaumaga- zin im Keller, mit der gesamten Nähmaschinensammlung. Touristisch wird der Uhrenturm und das Gelände sehr gut angenommen.

170 »Ziel Bundesprogramms ist die Schaffung von zusätzlichen sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen in Regio- nen mit erheblichen Arbeitsmarktproblemen durch Förderung von befristeter Beschäftigung. Dadurch soll der Ar- beitsmarkt in den betroffenen Regionen entlastet werden, und es soll ein Beitrag zur Stärkung der kommunalen Strukturen und damit zum Aufbau von sozialem Kapital vor Ort geleistet werden« (vgl. http://www.bva.bund.de, Zugriff am 19.08.09). 171 Zur Personalausstattung der Brandenburger Museen insbesondere hinsichtlich wissensch. Mitarbeiter, Samm- lungsleiter, Restauratoren und Museumspädagogen vgl. Museumsverband des Landes Brandenburg 2009: 49f. 172 Vgl. Stadt Wittenberge 2009. 173 Investitionen können aufgrund der derzeitigen Eigentumsverhältnisse bislang nicht getätigt werden. Die Liegenschaft wird aufgrund eines Konkurses des Eigentümers derzeit von einer Bank verwaltet. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 118 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2.3.3 Stadtbibliothek »Martin Andersen Nexö« Wittenberge

Kontakt

Stadtbibliothek »Martin Andersen Nexö« Bernhard-Remy-Str. 6a 19322 Wittenberge

Tel.: 03877 403881; Fax: 03877 403885 E-Mail: [email protected] Website: www.wittenberge.de

Öffnungszeiten: Montag, Dienstag und Donnerstag 10.00-18.00 Uhr, Freitag 10.00 – 15.00 Uhr, Samstag 10.00 – 12.00 Uhr, Mittwoch geschlossen.

Beschreibung

Die Stadtbibliothek Wittenberge »Martin Andersen Nexö« feierte 2007 ihr 100-jähriges Bestehen. Nach mehreren Umzügen erfolgte 1998 der bisher letzte in modernisierte Räume der Bernhard - Rémy - Straße. Seit 2002 ist die Bibliothek Teil des Kultur-, Sport- und Tou- rismusbetriebes Wittenberge.

Die Stadtbibliothek verfügt über einen Bestand von etwa 37.000 Medieneinheiten, davon ca. 25.000 Bücher, 2.000 Cds, 600 DvDs, 400 Hörbücher, 200 Spiele, 180 Landkarten, 400 CD- ROMs, Zeitschriften und Playstation-Spiele.174

Schwerpunkte

Zum bildungs- und kulturpolitischen Auftrag der Stadtbibliothek gehört die Versorgung möglichst vieler Bürger mit Medien und Informationen zur Unterhaltung, Freizeitgestal- tung, Aus- und Weiterbildung. Darüber hinaus gehören die Leseförderung und die Vermitt- lung von Medienkompetenz zu den Aufgaben der Bibliothek.

Weitere Angebote

Zu den Angeboten gehören weiterhin:

• Einführung in die Bibliotheksbenutzung

• Organisation von öffentlichen Lesungen und anderen literarischen Veranstaltungen mit Autoren, Illustratoren und anderen Künstlern

• Selbst durchgeführte bzw. thematische Lesungen, Projekte für Schüler und Senioren

• Sonderaktionen, z.B. »Lange Nacht der Bibliotheken«, »Deutschland liest«, »Große lesen für Kleine«

174 Vgl. http:// www.wittenberge.de, Zugriff am 12.01.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 119 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Aktionen zur Leseförderung, z.B. »Bibfit«

• Jugendmediathek

Schulen erfahren besondere Unterstützung bei der Durchführung von Projekttagen, der Organisation von Autorenlesungen, der Durchführung von Vorlese- und Schreibwettbewer- ben und der Betreuung von Arbeitsgemeinschaften. Beim Aufbau des Medienbestandes werden Unterrichtshemen berücksichtigt. Ebenso werden Kindertagesstätten durch ge- meinsame Veranstaltungen und durch die Frühleseförderung mit den Angeboten der Bib- liothek vertraut gemacht.

Zielgruppen, Zugänglichkeit und Einzugsgebiet

Die Angebote der Bibliothek richten sich an Bürger aller Altersgruppen und sozialen Schich- ten der Bevölkerung aus Wittenberge und Umgebung (auch über den Landkreis hinaus). Die Besucher- und Benutzerzahlen sind in den vergangenen Jahren leicht zurückgegangen. Ein Grund dafür ist in der sinkenden Einwohnerzahl zu sehen. Dennoch ist gleichzeitig ein An- stieg der Entleihungen zu verzeichnen.

Tab.: Besucher- und Benutzerzahlen Stadtbibliothek Wittenberge 2004 – 2008175

Besucher Benutzer Entleihungen 2004 37.768 1.705 69.989 2005 35.283 1.708 74.308 2006 36.423 1.906 75.938 2007 33.804 1.774 75.993 2008 33.738 1.728 82.483

Kooperationspartner

Die Stadtbibliothek arbeitet mit anderen Kultur- und Bildungseinrichtungen zusammen, wie z.B. dem Kultur- und Festspielhaus Wittenberge, dem Stadtmuseum, den Schulen und Kitas der Stadt.

Mündliche bzw. schriftliche Vereinbarungen gibt es mit der Grundschule 1 und 4 in Wit- tenberge sowie mit der Grundschule Breese und mit den Kindertagesstätten der Stadt. Des Weiteren kooperiert die Bibliothek mit dem Kulturbund e.V. bei der Organisation, Finanzie- rung und Bewerbung von öffentlichen Lesungen.

Die Stadtbibliothek ist ein Partner der Virtuellen Regionalbibliothek Prignitz176 und Grün- dungsmitglied der GbR »Bibliothekennetz Prignitz«.

175 Zahlen: Bestandsaufnahmebogen der Stadtbibliothek 176 Vgl. dazu ausführlicher Kapitel 4.5.1 Regionalbibliothek Prignitz. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 120 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Räumlichkeiten und Ausstattung

Die Wittenberger Stadtbibliothek verfügt über eine Gesamtfläche von 438 m2 , davon ste- hen ca. 350 m2 dem Publikum zur Verfügung. Die Bibliothek bietet den Nutzerinnen und Nutzern darüber hinaus 10 Computerarbeitsplätze (davon 7 mit Internetanschluss).

Personalausstattung

Die hauptamtlich geführte Bibliothek wird von vier Vollzeitkräften und einer Teilzeitkraft besetzt. Davon besitzen 3 Kolleginnen einen Abschluss als Diplom-Bibliothekarin (FH) und 2 Kolleginnen den Abschluss als Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste.

Finanzierung

Tab.: Erträge, Aufwendungen, Zuschüsse – Stadtbibliothek Wittenberge, 2003-2007177

Jahr Betriebserträge Aufwendungen Zuschussbedarf/ Gesamtaus- prozentualer Anteil an gaben Kultur den Gesamtausgaben 2003 17.100 € 277.100 € 260.000 € 14,67% 1.771.900 € 2004 17.400 € 301.600 € 284.200 € 16,21% 1.753.400 € 2005 17.100 € 261.500 € 244.400 € 15,12% 1.616.600 € 2006 15.100 € 263.700 € 248.600 € 14,65% 1.696.400 € 2007 27.000 € 290.000 € 263.000 € 15,14% 1.736.600 €

Perspektivische Überlegungen

Die Stadtbibliothek möchte sich weiter als Jugendinformations- und Medienzentrum etab- lieren. Seit 2007 bietet die Bibliothek jugendlichen Nutzerinnen und Nutzern einen Bereich an, in dem Medien zu jugendgemäßen Themen in ansprechendem Ambiente angeboten werden. Ebenfalls befinden sich in diesem Bereich drei Rechner mit Internetanschluss. In der Jugendmediathek soll zukünftig mehr Programmarbeit stattfinden. Dazu sollen Partner in Schulen und anderen Einrichtungen, die mit jungen Leuten arbeiten, gewonnen werden. Angedacht sind auch besondere Angebote für ältere Bürgerinnen und Bürger, wie z.B. Inter- neteinführungen für Senioren. Außerdem wird sich die Wittenberger Stadtbibliothek an dem landesweit geplanten Fortbildungsprojekt »Zukunftskonzepte für Öffentliche Biblio- theken«178 beteiligen.

177 Stadt Wittenberge 2009. 178 Die Fortbildung ist ein Kooperationsprojekt des Dt. Bibliotheksverbandes e.V. – Landesverband Brandenburg, der ekz.bibliotheksservice GmbH Reutlingen, Praxisinstitut Organisations- und Personalentwicklung in Bremen und der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken. In dem zweitägigen Workshop erarbeitet jede Bibliothek unter professioneller Managementbegleitung ein realisierbares Bibliothekskonzept, welches auf einer Bedarfs- und Umfeldanalyse beruht. Aus der umfänglichen analytischen Betrachtung heraus wird ein konkretes Dienstleistungs- profil der Bibliothek für den Bürgerbedarf hergeleitet. Organisationsstruktur und Arbeitsweise der Bibliothek wird Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 121 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2.3.4 Stadtarchiv Wittenberge

Kontakt

Stadtverwaltung Wittenberge Rathaus August-Bebel-Straße 10 19322 Wittenberge

Telefon: 03877 951-118; Fax: 03877 403506 Website: www.wittenberge.de E-mail: [email protected]

Öffnungszeiten: Dienstag 9.00 – 11.30 und 13.00 – 17.30 Uhr , Donnerstag 9.00 – 11.30 und 13.00 – 15.30 Uhr und nach Vereinbarung

Beschreibung

Das Stadtarchiv Wittenberge gehört nicht zum Eigenbetrieb der Stadt, sondern wird dem Hauptamt zugeordnet. Es umfasst einen Bestand von ca. 22.000 Akten und richtet sich mit seinem Angebot an Heimatforscher, Genealogen und historisch interessierte Bürger. Eine umfangreiche Sammlung von historischen Fotos, Postkarten und Stadtplänen ergänzt das Angebot. Der Archivbestand umfasst:

• 17.735 Akten, davon 28 Akten mittelalterlicher Handschrift

• 3.350 Bauakten

• 1.731 Stadtpläne und Lagepläne

• 2.070 Bücher nach 1850

• 571 Plakate 1905 - 2005

• Eine umfangreiche Zeitungssammlung mit Wittenberger Tageszeitungen, darin die älteste Zeitung »Intelligenzblatt für Wittenberge und Umgegend« vom 21.1.1879, Nr. 8, 17. Jahrgang

• zahlreiche Videos und CDs

• große Fotosammlung mit 597 historischen Ansichtskarten

Weitere Angebote

Das Stadtarchiv bietet Führungen auf Anfrage. Im Rahmen der Möglichkeiten werden Aus- stellungen konzipiert und umgesetzt (2009: 100 Jahre Heimatgeschichte) bzw. finden Wanderausstellungen (2010: »Aktenkundig Jude«) statt. Darüber hinaus werden Projektta-

den ermittelten Anforderungen angepasst sowie transparent und messbar dargestellt (vgl. Landesfachstelle für Ar- chive und öffentliche Bibliotheken 2009). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 122 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit ge für Schulklassen organisiert (z.B. mit dem Wittenberger Gymnasium das Projekt Stolper- steine). Das Archiv leistet Unterstützung bei Recherchen zu Diplomarbeiten oder Facharbei- ten der Gymnasiasten und unterstützt bei Publikationen zur Wittenberger Heimatgeschich- te. Es beteiligt sich am bundesweiten Tag der Archive, der alle zwei Jahre stattfindet.

Zielgruppen und Einzugsgebiet

Das Angebot richtet sich grundsätzlich an alle Altersgruppen, bedingt durch das Profil vor- rangig an Wittenberger, wobei auch viele Benutzer von außerhalb kommen. Die Gruppe der Jugendlichen ist eher schwer zu erreichen, wobei in der Zusammenarbeit mit dem Witten- berger Gymnasium schon erste Projektideen entwickelt und umgesetzt werden konnten.

Personalausstattung

Das Archiv wird von einer Sachbearbeiterin (Fachangestellte für Medien- und Informations- dienste im Fachbereich Archiv vollzeit betrieben und durch eine Hilfskraft (Kommunal- Kombi) bei der Sicherung der Öffnungszeiten unterstützt.

Kooperationspartner

Ein wichtiger Partner des Stadtarchives Wittenberge ist die Interessensgemeinschaft Hei- matgeschichte, die im März 2009 aus dem aufgelösten Wittenberger Heimatverein hervor- ging. Weitere Partner sind das Stadtmuseum Wittenberge, Kreisarchiv Perleberg, das Stadt- archiv in Perleberg, das Brandenburgische Landeshauptarchiv, die Landesfachstelle für Ar- chive und Öffentliche Bibliotheken des Landes Brandenburg. Das Stadtarchiv ist gleichfalls Partner der Virtuellen Regionalbibliothek Prignitz.179

Perspektivische Überlegungen

Die Möglichkeiten sind aufgrund der personellen Ressourcen begrenzt. Dennoch sollen in Zukunft verstärkt Öffentlichkeitsarbeit betrieben und der Bekanntheitsgrad des Archives erhöht werden. Im Ausstellungsbereich gibt es noch Potenziale. Es ist geplant, zukünftig auch stärker mit der Oberschule in Wittenberge zusammenzuarbeiten und durch gezielte Projekte auch die Grundschulen (Kinder als das Publikum »von morgen«) mit dem Angebot zu erreichen.

179 Vgl. dazu ausführlicher Kapitel 4.5.1 Regionalbibliothek Prignitz. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 123 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2.4 Privatwirtschaftliche und frei-gemeinnützige Kulturträger

4.2.4.1 Vereinsstruktur in Wittenberge

In Wittenberge sind vor allem Vereine der Sparte Musik aktiv, die meist auch Ausrichter bzw. Träger zahlreicher Feste in der Stadt sind. So z.B. der Kulturverein Wittenberge von 1997 e.V., der das jährliche Stadt- und Hafenfest in Wittenberge ausrichtet, der Country- und Danceclub Prignitz e.V., die Gesellschaft Elblandfestspiele e.V.. Als einer der mitglieder- stärksten Vereine kann der Kulturbund Wittenberge e.V. bezeichnet werden, der sich u.a. für das Kultur- und Festspielhaus engagiert. Darüber hinaus gibt es in Wittenberge eine Reihe privatwirtschaftlicher Anbieter, die ebenfalls Ausrichter von Festen sind, wie z.B. der Wit- tenberger Interessenring WIR e.V., (ein Zusammenschluss von Gewerbetreibenden), der z.B. Frühlingsfeste, Kinderfeste, Kneipennacht und Weihnachtsmarkt in der Innenstadt ausrich- tet oder die Firma Redtel.

Ebenso sind in diesem Zusammenhang Musikgruppen zu nennen, die aktiv vor allem in Wittenberge auftreten. Dazu gehören z.B. der Postchor »Arion« e.V., der Shanty-Chor »De Buhnenkieker« oder »Der Prignitzer« e.V. (Blasorchester), der Evangelische Posaunenchor der Landeskirchlichen Gemeinschaft Wittenberge e.V. sowie die Brass Band des Wittenber- ger Gymnasiums. Der Prignitzer Heimatverein e.V. Wittenberge hat sich aufgrund man- gelnden Nachwuchses im Jahr 2009 aufgelöst. Einige Mitglieder betreiben die Arbeit jedoch in Form einer Interessengemeinschaft Stadtgeschichte weiter.

Darüber hinaus gibt es Vereine, die sich aus Mitarbeitern ehemaliger Betriebe gegründet haben, so z..B. der Verein Historischer Lokschuppen e.V. und der Freundeskreis der Nähma- schine Wittenberge e.V.. Der Verein Historischer Lokschuppen e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, das alte Bahnbetriebswerk Wittenberge180 zu übernehmen, was bisher nicht gelang. Die Stadt Wittenberge hat dem Verein angeboten, das ehemalige Stellwerk Wm sowie das Gleis 1 mit dem Bahnsteig 5 zu übernehmen und zu restaurieren. Gemeinsam mit dem Kultur-, Sport- und Tourismusbetrieb der Stadt soll auf der ehemaligen Magdeburger Bahnhofsseite eine museale Eisenbahn-Installation entstehen.181 Darüber hinaus ist der Förderverein »Alte Ölmühle Wittenberge e.V.« zu nennen, der den Erhalt der historischen Bausubstanz und die Schaffung eines kulturellen, kulturhistorischen und naturkundlichen Erlebnisbereiches zum Zweck hat, ebenso wie dir Förderung von Projekten in den Bereichen Architektur, Stadt- und Regionalentwicklung, Bildende Kunst und Ökologie.182

180 Das Bahnbetriebswerk Wittenberge war über viele Jahrzehnte für die Abwicklung des Zugverkehrs im Nordwesten der ehemaligen DDR notwendig. Seine Geschichte geht bis auf das Jahr 1846 mit der Errichtung des ersten Lok- schuppens durch die Berlin-Hamburger-Eisenbahn zurück. Die noch vorhandenen, unter Denkmalschutz stehenden Gebäude sind verwaist und dem Verfall und Vandalismus ausgesetzt (vgl. http://www.lokschuppen- wittenberge.de/, Zugriff am 06.09.2009). 181 Vgl. http://www.lokschuppen-wittenberge.de/, Zugriff am 06.09.2009. 182 Vgl. http://www.alte-oelmuehle-wittenberge.de/html/ueberuns.html, Zugriff am 06.09.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 124 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2.4.2 Weitere Einrichtungen, Träger und Initiativen in Wittenberge

In Wittenberge gibt es zwei Jugendfreizeitzentren, das Jugendfreizeitzentrum »Kochschule« und das Jugendfreizeitzentrum »Würfel«. Beide befinden sich in Trägerschaft der Arbeiter- wohlfahrt.183 Die PHÄNOMETA ist ein Projekt der Freiwilligen-Agentur-Wittenberge und richtet sich mit ihrem Angebot hauptsächlich an Familien, Kinder und Jugendliche. In der Ausstellung sollen naturwissenschaftliche Prinzipien durch selbstständiges Experimentie- ren erlebbar gemacht und dadurch verstanden werden.184 Zur Kulturarbeit der Stadt leisten auch die kirchlichen Träger mit soziokulturellen Angeboten, Konzerten und anderen Veran- staltungen einen wichtigen Beitrag.

Wittenberge verfügt darüber hinaus über ein privatbewirtschaftetes Kino mit 4 Spielsälen und eine Tanzschule, die ebenfalls privatwirtschaftlich betrieben. wird

4.2.5 Feste und Projekte

In Wittenberge finden im Jahresverlauf eine Reihe von Festen statt, die über eine mehr oder weniger große Tradition verfügen. Der Kultur-, Sport- und Tourismusbetrieb Wittenberge verweist in seinem Konzept zur Entwicklung des Tourismus von 2004 auf eine ausgespro- chen hohe Zahl an Höhepunktveranstaltungen im Zeitraum April bis September. Eine wei- tere Erhöhung der Veranstaltungen soll vor dem Hintergrund von Finanzierungsproblemen, Überforderung der Zielgruppen und Profilverlust vermieden werden. Der Kultur-, Sport- und Tourismusbetrieb empfiehlt daher eine Beschränkung auf bereits etablierte Veranstaltun- gen mit besonderem Interesse für Touristen und überregionaler Bedeutung.185

Wittenberger Stadt- und Hafenfest

Das Stadt- und Hafenfest findet traditionell am letzten Augustwochenende statt (2010 zum 20. mal). Das Fest hat sich im Zentrum der Stadt etabliert und erstreckt sich vom Bis- marckplatz bis zum Stern und dem Veranstaltungsort Sportboothafen. An drei Tagen finden auf fünf Bühnen verschiedene kulturelle Veranstaltungen statt.

Unter dem Motto: »Ein Fest von Wittenbergern für Wittenberge« bereitet seit 1991 eine Arbeitsgruppe Ehrenamtlicher das Fest vor. Neben freiwilligen Helfern sind es die Stadtver- waltung, die Vereine, die Unternehmen, die Gewerbetreibenden und u.v.a., die durch die finanzielle Unterstützung die Durchführung des Festes in dem Umfang ermöglichen.186

183 Vgl. http://www.kjr-prignitz.de, Zugriff am 12.01.2009. 184 Vgl. http://www.wittenberge.de, Zugriff am 12.01.2009. 185 Vgl. Stadt Wittenberge 2004: 7. 186 Vgl. http://www.stadtfest-wittenberge.de/, Zugriff am 06.09.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 125 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Elblandfestspiele

Die Elblandfestspiele haben sich seit 2000 zu einem der größten musikalischen Veranstal- tungen im Norden des Landes Brandenburg etabliert. Durch die regelmäßigen Fernsehüber- tragungen durch den Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) und Ausstrahlungen in den drit- ten Programmen der ARD, erlangten die Elblandfestfestspiele in den letzten Jahren auch bundesweit Beachtung. Bekannte Persönlichkeiten aus der Oper- und Operettenszene, tra- ditionell begleitet durch das Deutsche Filmorchester Babelsberg, präsentieren jährlich auf dem Gelände der »Alten Ölmühle« Melodien aus Operette, Film und Musical.

Initiiert durch die Organisatoren der Elblandfestspiele ist Wittenberge seit 2004 auch Aus- tragungsort des »Internationalen Gesangswettbewerbes für Operette – Paul Lincke«.187 Für 2009 musste der Wettbewerb aufgrund fehlender Sponsorengelder abgesagt werden.

Dixielandfest

Das Wittenberger Dixielandfest gehört seit 1995 zu den überregional und touristisch be- deutsamen Festen in Wittenberge. Das Fest ist als Open-Air Veranstaltung konzipiert und findet jährlich auf dem Hof des Wittenberger Gymnasiums statt. Das Kultur- und Festspiel- haus steht als Alternative bei schlechtem Wetter zur Verfügung. Für den jeweiligen Veran- staltungstag werden national und international renommierte Bands aus dem Bereich Di- xielandmusik sowie eine regionale Jazzformation engagiert. Die durchschnittlichen Besu- cherzahlen liegen zwischen 500 und 700 Personen pro Veranstaltung, die überwiegend aus der Region stammen. Das Dixielandfest wird jedoch auch von Dixielandliebhabern aus an- deren Bundesländern frequentiert.188

Die Organisatoren dieser Veranstaltung sind das Kultur- und Festspielhaus, der Förderver- ein Kulturhaus e.V. Wittenberge und der Kulturbund Wittenberge. Die Finanzierung erfolgt zu 75% durch die Einnahmen von Eintrittsgeldern und zu 35% durch Sponsoreneinnah- men.189

Weitere Feste

Weitere Feste sind das jährlich stattfindende Internationale VW-Treffen im Gewerbegebiet der Stadt, als auch das Wittenberger Schützenfest sowie der Elbebadtag im Juli.

187 Vgl. http://www.miz.org, Zugriff am 12.01.2009. 188 Vgl. Stadt Wittenberge 2009, eine genaue Aufschlüsselung der Besuchergruppen liegt nicht vor. 189 Vgl. Stadt Wittenberge 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 126 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.2.6 Kulturtourismus

Die touristischen Potenziale der Stadt ergeben sich lt. INSEK neben der Lage an der Elbe aus190:

• der Lage an regionalen und überregionalen Radwegen,

• der Funktion als Tor zur Elbtalaue,

• der industriellen Tradition, der Geschichte der Bahn und der Architekturgeschichte.

Die touristischen und kulturellen Aktivitäten werden daher mit Schwerpunktsetzung auf den Natur-, Kultur- und Radtourismus ausgebaut.

4.2.7 Veranstaltungshallen/-plätze

Wittenberge verfügt über zwei große Veranstaltungsstätten, die maßgeblich für die Region sind: das multifunktionale Kultur- und Festspielhaus (wie unter Kap. 4.2.3 beschrieben) und als Open-Air-Veranstaltungsort das Gelände der »Alten Ölmühle«, auf dem u.a. die Elbland- festspiele stattfinden. Seit März 2007 verfügt dieses über eine 16 x 18 Meter große Bühne191 Die Entwicklung freizeitbezogener Nutzungen auf dem Gelände als Freizeit- und Eventbe- reich ist vorgesehen.192 Das Bahnhofsgebäude Wittenberges wird ebenfalls, jedoch eher sporadisch als Veranstaltungsstätte genutzt.193

4.2.8 Einschätzung der Potenziale im Kulturbereich

Wie eingangs beschrieben, befindet sich die Stadt Wittenberge aufgrund des Bevölkerungs- rückgangs in einem dynamischen Umbauprozess. Häufig werden Schrumpfungsprozesse von den Bürgern als Symbol des Niedergangs und der Entwertung wahrgenommen. Kultur bietet hier Möglichkeiten eine Neubewertung dieser Wahrnehmungen zu etablieren und Chancen sich neu zu verorten. Stadtentwicklung bzw. -umbau und Kultur sind daher in Wit- tenberge eng mit einander verwoben. Kultur kann Chancen eröffnen, das Bild der Stadt und die Identität Wittenberge neu »auszuhandeln« und zu definieren. Dies scheint – neben der Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements und der Förderung der »Kultur von unten« – eine der wichtigsten zukünftigen Aufgaben kommunaler Kulturpolitik in Wittenberge zu sein, ebenso wie die Förderung der Stadt- und Regionalgeschichte.

190 Vgl. Stadt Wittenberge 2004: 4 und Wittenberge 2007. 191 Die etwa 300.000 € hohen Baukosten der Bühne wurden zu 80% aus Landes- und EU-Mitteln gedeckt und die restli- chen 20% aus Eigenmitteln der Gesellschaft Elblandfestspiele e.V. finanziert. 192 Stadt Wittenberge 2007: 64. 193 Zur Zeit findet dort ein Projekt von Schauspielstudenten der Ernst-Busch-Schule Berlin statt. »Szenische Lesungen über Leben im Umbruch«. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 127 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Besondere kulturtouristische Potenziale weist Wittenberge im Bereich der Industriekultur auf. Dieses Profil der Stadt kann noch stärker herausgestellt und angeboten werden. Vor dem Hintergrund der RUHR.2010 gewinnt der Industrietourismus voraussichtlich erneut an Bedeutung.194 In traditionellen Industrieregionen tragen revitalisierte Industriebauten und Industrieanlagen mittlerweile zum weichen Standortfaktor einer Stadt oder sogar einer ganzen Region bei. Hier ist weiter zu prüfen, wie industriegeschichtliches Erbe durch denk- malpflegerische Aktivitäten erhalten und durch entsprechende Maßnahmen für den touris- tischen Markt aufbereitet werden kann, wie beispielsweise der SINGER Uhrenturm. Darüber hinaus sind die einzelnen Angebote/Stationen der Stadt noch stärker mit einander zu ver- netzen (wie z.B. Stadtmuseum, Uhrenturm und Ölmühle). Die Entwicklung von themati- schen Stadtführungen oder sogenannte Bunkertouren können ein baugeschichtlicher und touristischer Magnet sein, gerade für den anspruchsvollen Kulturtouristen. Die industriellen Anlagen bieten Potenziale insbesondere für Kunstprojekte. Hier ist beispielsweise das Pro- jekt Rohkunstbau in Brandenburg zu nennen.195

Insbesondere auf dem Elberadweg hat Wittenberge als ehemalige Industriestadt ein Allein- stellungsmerkmal gegenüber den anderen Stationen des Elberadweges und kann sich hier stärker positionieren. Die Stadt sollte sich darüber hinaus überregionalen und nationalen Netzwerken der Industriekultur196 anschließen, um vom Know-how und Austausch zu profi- tieren. In Zusammenhang mit der Industriekultur ist die Geschichte der Eisenbahn ein Thema der Stadt. Hier kann bereits auf großes Engagement des Vereins Historischer Lok- schuppen e.V. gesetzt werden. Weitere Potenziale liegen in der Vielfältigkeit der Wittenber- ger Baukultur und deren Architekten. Hier lassen sich durchaus noch Projektideen entwi- ckeln, diese Persönlichkeiten mit der Stadtgeschichte zu verknüpfen.

Nicht alle Kultureinrichtungen und Destinationen verfügen über hochrangige kulturelle Ressourcen, die als Basis einer erfolgreichen strategisch orientierten Themenentwicklung genutzt werden können. Die Potenziale Wittenberges lassen sich daher am Besten im Ver- bund vermarkten (das gilt auch mit dem Blick auf die »Nachbarn« Perleberg und Bad Wils- nack).

Möglicherweise, aber noch genauer zu untersuchen, bietet Wittenberge mit seinen städti- schen Wohnstrukturen (Wohnungsleerstand in attraktiven Wohnquartieren), der guten Erreichbarkeit aus den Metropolen Berlin und Hamburg, Anziehungspotenziale für Akteure aus der Kreativ- und Kulturwirtschaft sowie aus dem Bildungssektor (z.B. Außenstelle einer Hochschule für kreative Projekte).

194 Vgl. auch Landtag Brandenburg 2009a. 195 ROHKUNSTBAU ist eine Ausstellung ortsbezogener zeitgenössischer Kunst, die in historisch wertvollen und archi- tektonisch besonderen Orten in Brandenburg stattfindet (vgl. www.rohkunstbau.de). 196 Wie z.B. Netzwerk »Europäische Kultur der Arbeit« Naktar: eine Kooperation von Industriedenkmälern und -museen in Europa. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 128 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.3 Kultur in der Stadt Perleberg

4.3.1 Kulturportrait

Perleberg ist Kreisstadt des Landkreises Prignitz und übernimmt damit auch eine Funktion als Verwaltungszentrum und Justizstandort. Das kulturelle Leben in der Stadt Perleberg ist eng verknüpft mit seinen besonderen Sehenswürdigkeiten und touristischen Angeboten. Wichtigstes Kulturgut stellt der historische Altstadtkern dar.197 Gegründet auf der Stepe- nitzinsel belegen archäologische Funde bereits eine 3000-jährige Besiedlung an diesem Standort. Die heute erhaltene Bausubstanz dokumentiert die Stadtgründung und Entwick- lung vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert hinein. Zu den wichtigsten Denkmälern zählen die Bauten am Großen Markt und Kirchplatz: die gotische St. Jacobi-Kirche (13. bis 15. Jahr- hundert), das daneben stehende Rathaus (15. Jahrhundert), die Rolandstatue (1498 erst- mals erwähnt), das älteste Fachwerkhaus der Stadt (1525) und Giebelhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Weitere bedeutende Baudenkmäler sind das Wallgebäude (16./18. Jahrhundert) sowie das Gymnasium von F. A. Stüler (1861/64), der mittelalterliche Juden- hof, der Rathausergänzungsbau von F.A. Stüler und die Schulgebäude (1900-1910).

In Perleberg dokumentieren drei Museen unterschiedliche Phasen und Themen der Historie: das Stadt- und Regionalmuseum mit einer bedeutenden archäologischen Sammlung, das Oldtimer- und Technikmuseum und das DDR-Geschichtsmuseum. Ebenso ist in diesem Zusammenhang die Museumsgalerie Perleberg zu erwähnen. Das Kulturangebot wird er- gänzt durch eine öffentliche Stadtbibliothek.

Perleberg weist eine hohe Veranstaltungsdichte auf. Insbesondere in den Sommermonaten finden zahlreiche themenbezogene und regionaltypische Highlights im Altstadtkern statt. Besondere Akzeptanz durch die Bevölkerung erlangt inzwischen die Lotte-Lehmann-Woche (im Gedenken an die weltbekannte Perleberger Opernsängerin des 20. Jahrhunderts). Aus dieser geht die Lotte-Lehmann-Akademie hervor, die ein zukünftiges Schlüsselprojekt des RWK darstellt.

Das Perleberger Kulturleben ist insgesamt stark geprägt durch eine »Kultur von unten«. Zahlreiche Vereine beteiligen sich aktiv an der Belebung und Stadtgestaltung, wie z.B. der Bürgerverein Perleberg e.V., der Altstadt e.V., der Kulturverein Perleberg e.V.. Seit 2002 be- reichert ein weiteres Projekt das kulturelle Angebot. Der Culturm e.V. hat den ehemaligen Wasserturm der Stadt zu einem Hörspielkino umgebaut und produziert u.a. Märchen und Sagen der Prignitz.

197 Vgl. für diesen Abschnitt Perleberg 2007: 21–23. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 129 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.3.2 Kommunale Kulturförderung

Institutionelle Förderung

In Trägerschaft der Stadt Perleberg befinden sich die Kultureinrichtungen: Stadt- und Regi- onalmuseum Perleberg, die Stadtbibliothek und das Stadtarchiv, deren Profile in der nach- folgenden Bestandsaufnahme ausführlicher dargestellt werden.

Projektförderung

Die Stadt Perleberg fördert das jährlich stattfindende Stadt- und Schützenfest durch einen Zuschuss von 3.000 EUR.198 Projekte des Prignitz-Sommers werden insgesamt mit 9.391 EUR unterstützt.199 Dazu gehören das Perleberg Festival und die Lotte-Lehmann-Woche.200 Ins- gesamt stehen weitere 6.600 Euro jährlich für kulturelle Veranstaltungen zur Verfügung.201

Im Jahr 2008 wurden für einzelne kulturelle Projekte und freie Träger 2.600 EUR bereitge- stellt.202 Bewerbungen um eine Projektförderung sind bislang formlos möglich und werden im Ausschuss geprüft. Eine Kulturförderrichtlinie203 wird derzeit erarbeitet und soll bis zum Jahresende 2009 beschlossen werden. Weiterhin stellt die Stadt kostenlose Probenräume für den Spielmannszug zur Verfügung. Ebenfalls werden städtische Probenräume von Ju- gendbands mietfrei genutzt.

198 Vgl. Haushaltsansatz 2007, 2008 und 2009 in Stadt Perleberg 2008a. 199 Vgl. ebd. 200 Nach Aussagen der Kulturverwaltung gibt keine Kriterien für die Berücksichtigung im Rahmen des Prignitz- Sommers. Die Beantragung ist offen für alle kulturellen Projekte. Im Rahmen des Kulturausschusses wird informiert, diskutiert und bestätigt. 201 Es liegen keine näheren Angaben über die Projektmittelvergabe vor. 202 Vgl. Stadt Perleberg 2008b. 203 Es gibt eine Sportförderrichtlinie und ein Jugendförderprogramm, welches derzeit überarbeitet wird. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 130 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.3.3 Kultureinrichtungen in öffentlicher Trägerschaft

4.3.3.1 Stadt- und Regionalmuseum Perleberg

Kontakt

Stadt- und Regionalmuseum Perleberg Museum für Archäologie und Kulturgeschichte der Prignitz Mönchort 7-11 19348 Perleberg

Telefon: 03876 - 61 29 64; Fax: 03876 - 30 17 55 E-Mail: [email protected] Website: www.stadt-perleberg.de

Öffnungszeiten: Juni – September: Dienstag bis Freitag 10.00 – 17.00 Uhr, jeden Sonntag 10.00 – 16.00 Uhr, Oktober – Mai: Dienstag bis Freitag 10.00 – 16.00 Uhr, jeden 2. und 4. Sonntag 10.00 – 16.00 Uhr, Gruppenbesuche sind nach Anmeldung auch außerhalb dieser Zeiten möglich.

Beschreibung

Das 1905 gegründete Museum befindet sich seit 1931 in der ehemaligen höheren Töchter- schule am Schuhmarkt/Mönchort 7-11. Die archäologische Sammlung des Stadt- und Regi- onalmuseums Perleberg gehört zu den größten und bedeutendsten des Landes Branden- burg.204

Die Sammlung des Perleberger Museums umfasst etwa 35.000 Exponate. In 19 Ausstel- lungsräumen über insgesamt 600 m2 finden sich Dauerausstellungen unterschiedlicher Themenbereiche, sowie wechselnde Sonderausstellungen zu künstlerischen und kulturge- schichtlichen Themen. Ein Höhepunkt der Exposition sind die Nachbildungen der 3000 Jah- re alten Funde aus dem sogenannten »Königsgrab von Seddin«. Es handelt sich um eine Grabanlage, in deren Inneren u.a. eine aufwendig gestaltete Bronzeurne entdeckt wurde, die auf eine hochgestellte Persönlichkeit der im Prignitzer Raum ansässigen Bronzezeitkul- tur hinweist.205 Ausgestattet ist das Museum mit multimedialer Technik, wie Hörstationen, Filmvorführungen und Touchscreen und einem Klimaraum in dem sich die Sakralausstel- lung befindet. Neben den Exponaten gehört zum Museum eine umfangreiche Bibliothek mit etwa 9.000 Büchern und Zeitschriften.206 Jährlich besuchen etwa 3.000 Menschen das Perleberger Museum.

204 Vgl. Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. 2009: 40. 205 Vgl. http://www.Stadt-Perleberg.de, Zugriff am 12.01.2009. 206 Vgl. Stadt Perleberg o.J. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 131 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Schwerpunkte und Ziele

Dauerausstellungen:

• Ur- und Frühgeschichte ab 8.000 v Chr., Königsgrab Seddin

• Stadtgeschichte, Perleberg mit Kaufmannsladen von 1896

• Sakrale Kunst

• Ländliches Leben

• Volkskunde und Brauchtum im 18. und 19. Jahrhundert

• Fotografie Max Zeisig

• Lotte-Lehmann-Sammlung (ca. 200 Objekte)

Weitere Angebote

Das Museum führt wissenschaftliche Vortragsreihen unter dem Namen »Perleberger Mu- seumsabende«, Sonderausstellungen und Künstlergespräche durch. Das Stadt- und Regio- nalmuseum beteiligt sich seit 2008 an der Perleberger Museumsnacht, die vom Kulturamt und den anderen Perleberger Museen durchgeführt wird. Der museumspädagogische Be- reich umfasst Führungen, Lesungen und spezielle Angebote für Kinder:

• Töpfern wie die Vorfahren

• Einkaufen wie vor 100 Jahren

• Stöbern im Museumskeller

• Schatzsuche

• Ferienaktionen für Grundschulkinder und Vorschulkinder

• Unterrichtsunterstützende Angebote wie Sonderführungen und Sonderprojekte

Zielgruppen, Zugänglichkeit und Einzugsgebiet

Das Angebot des Stadt- und Regionalmuseums richtet sich grundsätzlich an alle Alters- gruppen, vom Schulkind aufwärts, an Einzelbesucher, Familien, Senioren, sowohl an Ein- heimische als auch Touristen, letztere vor allem als Einzelbesucher – oder in kleinen Grup- pen – in zunehmenden Maße. Jugendliche benötigen eine besondere Ansprache und sind eher über Gruppenangebote zu erreichen.207

Tab.: Besucher insgesamt, Stadt- und Regionalmuseum Perleberg, 2003-2009208

2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2.193 2.905 3.282 3.116 2.997 1.719 2.877

207 Vgl. Stadt- und Regionalmuseum Perleberg 2009. 208 Vgl. Stadt- und Regionalmuseum Perleberg 2009, Zahlen 2009 Stand 31.08.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 132 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Der Rückgang der Besucherzahlen in den Jahren 2007 und 2008 ist mit zeitweiligen Bauar- beiten zu begründen. Im Durchschnitt nutzen 367 Besucher pro Jahr sonstige Veranstal- tungen wie z.B. Ausstellungen und ca. 400 Besucher die Vortragsreihen.

Zum Einzugsgebiet zählt lt. Auskunft des Museums die Region Prignitz/Ostprignitz, von Meyenburg bis Havelberg, Lenzen bis Wittstock und zum Teil bis Seehausen in der Alt- mark.209 Durch einen museumsinternen Verteiler werden regelmäßig Touristen- und Stadtinformationsbüros sowie Museen anderer Städte informiert. Für die Vortragsreihen werden speziell Fachpublikum und Geschichtsvereine etc. angeschrieben. Kindertagesstät- ten und Schulen werden ebenfalls regelmäßig über die museumspädagogischen Angebote erreicht. Eine Bewerbung erfolgt auch hier z.T. über die Kreisgrenzen hinaus.

Kooperationspartner

Zu den wichtigen Partnern des Museums gehören das Kulturamt und die Museen der Stadt Perleberg sowie der Museumsverband des Landes Brandenburg, der Tourismusverband, die Stadtbibliothek Perleberg, der Bürgerverein Perleberg, der Verein für Geschichte der Prignitz, der Verein der Kunsthandwerker, das Archäologische Landesmuseum, die Fachhochschule für Wirtschaft und Technik in Berlin (Restaurierung). Eine inhaltlich gute Zusammenarbeit besteht weiterhin mit den Museen in Havelberg und Pritzwalk (barocke Kirchenausstellung in der Prignitz). Das Stadt- und Regionalmuseum Perleberg ist darüber hinaus ein Partner der Virtuellen Regionalbibliothek Prignitz.210

Die Arbeit des Museums wird unterstützt durch einen Museumsbeirat, der sich aus ver- schiedenen ehrenamtlich Engagierten zusammensetzt und projektbezogen mitwirkt.

Personalausstattung

Im Museum Perleberg arbeiten ein Leiter (Dipl. Prähistoriker) unbefristet in Vollzeit, eine Angestellte für Büro und Organisation (Bauzeichnerin) in 0,75 Festanstellung, eine Mitar- beiterin für Dokumentation und Archivierung (Kommunal-Kombi) und eine Museumspäda- gogin (Floristin) durch MAE-Maßnahme jeweils 1/2-jährlich befristet. In geringfügiger Be- schäftigung kann ein Techniker (in Ruhestand) für 3h/Woche eingesetzt werden.

209 Lt. interner Besucherbefragung waren im Monat August 2009 ca. 30% der Besucher aus der Prignitz und 70% außer- halb der Prignitz, davon 12% aus Berlin (von insgesamt 206 Besuchern). Quelle: telefonische Auskunft des Muse- umsleiters am 4.09.2009. 210 Vgl. dazu ausführlicher Kapitel 4.5.1 Regionalbibliothek Prignitz. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 133 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Finanzierung

Tab.: Einnahmen/Ausgaben/Überschuss – Stadt- und Regionalmuseum Perleberg, 2006-2008211

2006 2007 2008 (Haushaltsansatz) Einnahmen 4.396,77 € 3.979,27 € 27.900 € Ausgaben 98.350,75 € 117.371,32 € 164.500 € Überschuss/Zuschussbedarf - 93.953,98 € -113.392,05 € - 136.600 €

Für die Sanierung des Museums wurden aus dem Vermögenshaushalt der Stadt Perleberg im Jahr 2007 insgesamt 55.916,61 € gezahlt. Im Jahr 2008 wurde die Ausstellungspräsenz des Stadt- und Regionalmuseums Perleberg neu erstellt. Die Ostdeutsche Sparkassenstif- tung und die Sparkasse Prignitz unterstützte diese Aufwertung der Präsentation finanziell. Mit den für 2011-2013 vorgesehenen Phasen 2 und 3 soll der Museumsstandort mit seinen vorhandenen Raumreserven hinsichtlich der Präsentation und den museumspädagogi- schen Erfordernissen um- und ausgebaut werden. Die geplanten Kosten für die 2. Phase betragen 740.000 €, für die 3. Phase 400.000 €.212

Perspektivische Überlegungen

Mit der Eröffnung der neugestalteten Stadtgeschichtsausstellung am 18.05.2008 konnte eine konzeptionelle Erneuerung und zeitgemäßere Präsentation zum Teil realisiert werden. Kern des gesamten Konzepts ist die Konzentration auf die Funktion des Museums als »Wis- sen- und Erinnerungsspeicher« mit Gegenwartsbezug. Dazu wird die Kooperation mit Prignitzer Bibliotheken und Museen ausgebaut. Die Räumlichkeiten des Museumsgebäudes sollen für Ausstellungszwecke besser genutzt und für Touristen attraktiver werden.213

Im städtischen Bezug wird im Rahmen von INSEK angestrebt, die Museumslandschaft in Perleberg insgesamt auszubauen und die Museen weiter zu qualifizieren.214

Im regionalen Kontext könnte das Stadt- und Regionalmuseum laut Museumsentwick- lungskonzeption des Landes Brandenburg in Verbindung mit dem vom Landesmuseum initiierten Archäologischen Pfad durch die Prignitz zur archäologischen Plattform für eine Sozialgeschichte der Region werden, die von den Anfängen menschlicher Siedlung in Len- zen, Perleberg, Pritzwalk, Freyenstein und Wittstock bis in die Gegenwart reicht. Dazu könn- te ebenso die »Archäologie der DDR« gehören, die das DDR-Museum Perleberg bieten kann.215

211 Vgl. Stadt Perleberg 2008 212 Vgl. Stadt Perleberg 2007: 66. 213 Vgl. Stadt- und Regionalmuseum 2009. 214 Vgl. Stadt Perleberg 2007: 25. 215 Vgl. Museumsverband des Landes Brandenburg e.V. 2009: 40. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 134 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.3.3.2 Stadtbibliothek Perleberg

Kontakt

Stadtbibliothek Perleberg Puschkinstraße 14 19348 Perleberg

Telefon: 03876 61 29 27; Fax: 03876 61 29 30 E-Mail: [email protected] Website: www.stadt-perleberg.de

Öffnungszeiten: Montag 12.00 – 18.00 Uhr, Dienstag 10.00 – 12.00 Uhr und 13.00 – 18.00 Uhr, Donnerstag 10.00 – 12.00 Uhr und 13.00 – 18.00 Uhr (Mi. und Fr. geschlossen)

Beschreibung

Sitz der Stadtbibliothek Perleberg ist seit 1999 das Wallgebäude im Altstadtbereich von Perleberg. Nach Auflösung der Kreisbibliothek Prignitz in Perleberg mit Nebenstelle in Pritzwalk, existieren in beiden Städten jeweils Stadtbibliotheken. Die Stadtbibliothek ver- fügt derzeit über einen Bestand von 28.000 Medien. Auf einer Fläche von ca. 600m2 stehen unterschiedlichste Medien und 4 Internetarbeitsplätze zur Verfügung. Es wird der Verleih von Print-Medien, Videos, CD´s, Hörbücher, CD-ROMs, DVD´s und Zeitschriften angeboten.

Weitere Angebote

In regelmäßigen Abständen finden Veranstaltungen wie der »Literarische Mittwoch«, die »Nacht der Bibliotheken« und weitere Veranstaltungen statt, zu denen Autoren, Künstler und Verleger eingeladen werden. Für Schulen und Kindergärten werden im Rahmen der Leseförderung spezielle Veranstaltungen angeboten. Dazu gehört beispielsweise die Lese- förderaktion »Bibfit«, die sich an die Vorschulkinder der Stadt richtet. Die Bibliothek veran- staltet und organisiert zudem Lesenächte in der Bibliothek für Kinder und präsentiert sich bei öffentlichen Veranstaltungen, wie z.B. dem Bücherfest. Weitere Angebote sind:

• Regelmäßige Einführung in die Bibliotheksbenutzung für die Schüler der 2., 5. und 7. Klassen

• Organisation und Durchführung von Veranstaltungen mit Autoren, Verlegern und Künstlern für Erwachsene, Jugendliche und Kinder

• »Literarischer Mittwoch«, traditionelle Veranstaltungsreihe, die seit fast 40 Jahren durchgeführt wird

• Bibliothekseinführungen für Umschüler des CJD (Christliches Jugenddorfwerk Deutschland)

• Individuelle Internet-Einführungen für Senioren

• Lesenächte mit Schülerklassen in der Bibliothek Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 135 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Aktive Teilnahme an den Aktionen »Lange Nacht der Bibliotheken«, »Große lesen für Kleine«; »Deutschland liest«

• Jährliche Mitwirkung bei den Rezitatoren- und Vorlesewettbewerben der Grund- schulen

• Leseförderaktion »Bib-fit«

Finanzierung

Tab.: Einnahmen/Ausgaben/Überschuss – Stadtbibliothek Perleberg, 2006-2008216

2006 2007 2008 (Haushaltsansatz) Einnahmen 7.904,95 € 7.453,65 € 8.800 € Ausgaben 177.452,37 € 179.658,59 € 187.000 € Überschuss/Zuschussbedarf -169.547,42 € -172.204,94 € -178.200 €

Zielgruppen, Zugänglichkeit und Einzugsgebiet

Die Stadtbibliothek hat einen leichten Rückgang der Nutzer in allen Altersgruppen zu ver- zeichnen. Gleichfalls ist eine Veränderung hinsichtlich der Altersstruktur zu beobachten. Zunehmend ältere Menschen nutzen die Angebote der Bibliothek, weshalb diese Interessen und Bedürfnisse der Zielgruppe zukünftig stärker in den Blick genommen werden sollen. Die Gruppe der Kinder und Jugendlichen ist am schwierigsten – selbst über die Schulen - zu erreichen.

Abb.: Benutzer der Stadtbibliothek Perleberg 2006 und 2007217

Jahr Besucher Benutzer 2004 37.768 1705 2005 35.283 1708 2006 17.113 1033 2007 15.029 968 2008 14.500 873

Die Besucher und Benutzer der Stadtbibliothek Perleberg kommen hauptsächlich aus Perle- berg und Umgebung. Ein Angebot mit Medienkoffern wird nicht vorgehalten.

216 Stadt Perleberg 2008. 217 Landkreis Prignitz 2007: 80 ff. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 136 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Kooperationspartner

Wichtige Partner sind Buchhandlungen, Schulen, Kindergärten und die Zusammenarbeit bei besonderen kulturellen Höhepunkten der Stadt wie z.B. dem Bücherfest. Mit den Grund- schulen der Stadt Perleberg gibt es speziell abgestimmte Kooperationsverträge. Die Stadt- bibliothek ist ein Partner der Virtuellen Regionalbibliothek Prignitz218 und Mitglied in der GbR »Bibliothekennetz Prignitz«.

Personalausstattung

In der Stadtbibliothek Perleberg arbeiten eine Dipl. Bibliothekarin (HS) Leiterin und eine Dipl. Bibliothekarin (FH). Eine weitere Bibliothekarin engagiert sich ehrenamtlich.

Perspektivische Überlegungen

Die Stadtbibliothek Perleberg beteiligt sich ebenfalls an dem landesweit geplanten Fortbil- dungsprojekt »Zukunftskonzepte für Öffentliche Bibliotheken«219. Darüber hinaus ist der Aufbau einer Jugendmediathek 2010 geplant.

218 Vgl. dazu ausführlicher Kapitel 4.5.1 Regionalbibliothek Prignitz. 219 Siehe auch Bestandsaufnahme der Stadtbibliothek Wittenberge in Kapitel 4.2.3. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 137 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.3.3.3 Stadtarchiv Perleberg

Kontakt

Stadtarchiv Perleberg Karl-Liebknechtstraße 33 19348 Perleberg

Telefon: 03876 - 781-150; Fax: 03876 - 781-302 E-Mail: [email protected] Website: www.stadt-perleberg.de

Öffnungszeiten: Dienstag 9.00-11.00 Uhr und 13.00-17.30 Uhr und Donnerstag von 13.00-15.00 Uhr oder nach telefonischer Vereinbarung.

Beschreibung

Das Stadtarchiv Perleberg sammelt und verwahrt die bis ins 13. Jahrhundert zurückreichen- de Überlieferung der Stadtgeschichte in Schrift und Bild. Es besteht aus dem Historischen und dem Verwaltungsarchiv.

Archiviert sind Zeugnisse der Stadtgeschichte zur Erforschung der lokalen und regionalen Geschichte. Ältestes Dokument ist die Urkunde der Stadtrechtverleihung Perlebergs aus dem Jahr 1239. Das Archiv ist öffentlich zugänglich, eine Ausleihe der Archivalien ist nicht möglich. 220 Der Archivbestand umfasst:

• Urkunden und Akten aus dem 13.-18. Jahrhundert

• Bestand Feudalismus-Kapitalismus (Amtsbücher und Akten der Stadt vom 16.Jh. – 1945)

• Bestand Sozialismus (Aktenüberlieferung der Stadt von 1945 – 1990)

• Bestand Demokratie (Aktenüberlieferung der Stadt von 1990)

• Bauakten ab Mitte 19.Jh. - 1989 von fast allen Häusern der Stadt

• Zeitungssammlung (ca. 450 Bände) von 1848 bis in die Gegenwart

• Bürgerbücher ab 1623 –1850, Einwohnerverzeichnisse ab 1840 - 1938 (lückenhaft), Adressbücher von 1905, 1925, 1930, 1934/35, 1938

• Personenstandsbücher ab 1874, Geburtenbücher 1874 – 1898, Ehebücher 1874 – 1928, Sterbebücher 1874 – 1978

• Postkarten, Fotos, Dias zur Stadtgeschichte, Filme (auch auf DVD), Plakate

• Karten und Baupläne

220 Vgl. http://www.stadt-perleberg.de, Zugriff am 23.01.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 138 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Bibliothek (Bücher zur Weltgeschichte, Deutsche Geschichte, Militärgeschichte, Le- xika, Völkerkunde, Kunstgeschichte), Brandenburg, Prignitz, - und Gesetzblät- ter; Verordnungen ab 18. Jh., Preussen, Brandenburg, DDR, BRD.

Weitere Angebote

Seit 2004 beteiligt sich das Stadtarchiv am bundesweit durchgeführten »Tag der Archive« der alle 2 Jahre stattfindet. Für geschichtsinteressierte Personengruppen, Klassen und ande- ren Schülergruppen bietet das Stadtarchiv Perleberg eine allgemeine Einführung in die Ar- beitsweise eines Archivs, in die dort verwahrten Quellen und ihren Umgang an.

Darüber hinaus werden archivpädagogische Angebote vorgehalten, die sich an Lehrer und Schüler richten, mit dem Ziel, Regionalgeschichte zu vermitteln.

Zielgruppen und Einzugsgebiet

Die Nutzung des Archivs steht für alle offen, die Recherchen in Archivdokumenten zu ihren Fragen durchführen wollen, wie z.B. zur Heimatkunde und Stadtgeschichte, zur familienge- schichtlichen Forschung (Genealogie), zu unterrichtlichen oder Bildungszwecken, zu amtli- chen Auskünften, zu wissenschaftlichen Forschungsaufgaben.

Personalausstattung

Im Archiv sind eine Leiterin (Dipl.-Ing.-Bau und Fachangestellte für Medien und Informati- onsdienste Fachbereich Archiv) Vollzeit und eine Mitarbeiterin mit Aufgabenschwerpunkt Archivbibliothek über das Programm Kommunal-Kombi mit 30h/Woche beschäftigt.

Kooperationspartner

Das Stadtarchiv Perleberg ist ein Partner der Virtuellen Regionalbibliothek Prignitz. Weiter- hin besteht Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Wittenberge, dem Kreisarchiv Prignitz, der Stadtbibliothek Perleberg, sowie dem Stadt- und Regionalmuseum Perleberg.

Perspektivische Überlegungen

Mit der momentanen Personalausstattung ist ein zukünftiger Ausbau der Archivarbeit nicht realisierbar. Mit der Übernahme von Personenstandsbüchern aus dem Standesamt ist der Arbeitsanfall im Nutzerbereich und Bearbeitung von Anfragen gestiegen und die stets schon knappe Zeit für reine Archiv- und Öffentlichkeitsarbeit stark minimiert. Pro Jahr wird eine Ausstellung angestrebt. Alle 2 Jahre steht der Tag der Archive im Vordergrund. Im Be- reich der Zusammenarbeit mit den Gymnasialen Oberstufen könnte eine generelle Form der Zusammenarbeit im Rahmen der anstehenden Lehrpläne erfolgen. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 139 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.3.4 Privatwirtschaftliche und frei-gemeinnützige Kulturträger

4.3.4.1 Vereinsstruktur Perleberg

Perleberg ist Wohnsitz und Wirkungsort zahlreicher freischaffender Künstler, vor allem im Bereich der Bildenden Kunst.221 Das musikalische Kulturleben der Stadt Perleberg wird u.a. von folgenden Gruppen und Initiativen gestaltet: Singekreis »Kurt Rabbach« e.V., Chor des Gottfried-Arnold-Gymnasiums, der Perleberger Kantorei, der Big Band der Kreismusikschule Prignitz, dem Evangelischen Posaunenchor und dem Spielmannszug Perleberg 1955 e.V.. Insgesamt engagieren sich in Perleberg zahlreiche Vereine auf dem geschichtlichen, kultu- rellen, sportlichen und sozialem Gebiet. Im Folgenden werden eine Auswahl frei- gemeinnütziger Träger und Initiativen näher vorgestellt, die zusätzlich zu ihren Aktivitäten eine öffentlich zugängliche Einrichtung betreiben. Feste, Festivals und Märkte werden in einem gesonderten Kapitel beschrieben.

Bürgerverein Perleberg e.V.

Die Zielsetzung des Bürgervereins, Perleberg e.V. ist die aktive ehrenamtliche Beteiligung Perleberger Bürger an der Stadtgestaltung auf kulturellem Gebiet. Der seit 1997 eingetra- gene und gemeinnützig arbeitende Verein zählte bis 2007 ca. 280 Mitglieder bestehend aus Einzelpersonen, Firmen, anderen Vereinen und Institutionen. Die Finanzierung des Vereins und dessen Arbeit erfolgt durch Mitgliedsbeiträge, Einnahmen aus eigenen Veranstaltun- gen und durch die finanzielle Unterstützung anderer Träger der freien Kulturarbeit. Bei- spiele für die Arbeit des Vereins sind die Finanzierung der Restaurierung der etwa 500 Jahre alten Knaggenfiguren vom ältesten Haus der Stadt, die Befestigung von 23 Hinweistafeln an stadtbildprägenden Häusern und ein darauf aufbauender Stadtführer, ein Internetange- bot für Senioren und das jährlich stattfindende Bücherfest (2009 bereits zum 4. Mal). Des Weiteren betreibt der Verein ein Antiquariat, das 2006 um eine Galerie erweitert wurde. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, das Thema »Buch« in Perleberg zu etablieren und eine Vision »Bücherstadt Perleberg« entwickelt.222 Der Verein wirbt darüber hinaus finanzielle Mittel ein, um andere Feste der Stadt zu unterstützen, so z.B. die Lotte-Lehmann-Woche, das Roland- und Schützenfest und das Perleberg Festival. Darüber hinaus stellt der Bürger- verein ein »Bereitschaftshonorar«223 für Stadtführer zur Verfügung.

St. Jacobi-Kirche Perleberg

Die St. Jacobi-Kirche ist eine dreischiffige gotische Hallenkirche aus dem 13. Jahrhundert (1234/1294). Die Kirche ist kultureller Bestandteil der Stadt Perleberg, neben den Gottes- diensten finden auch Konzerte, Chorsingen, Film- und Diavorträge und Seniorennachmitta-

221 Hier sind ca. 10 freischaffende Künstler/-innen bekannt, die ihren Arbeits- und Wirkungsort in Perleberg haben. 222 Vgl. http://www.buergerverein-perleberg.de, Zugriff am 25.07.2009. 223 Für Stadtführungen wurde ein Bereitschaftsdienst eingerichtet, so dass auch Führungen ohne vorherige Anmeldun- gen angeboten werden können. Die Stadtführer werden mit einem Bereitschaftshonorar gewürdigt. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 140 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit ge für Gemeindemitlieder statt. Ein Höhepunkt ist die jährliche Lotte-Lehmann-Woche. Die St. Jacobi Kirche ist im Programm »Offene Kirchen« in Brandenburg und damit von Mai bis Dezember ganztägig geöffnet.

Oldtimer- und Technikmuseum

Der gemeinnützige Verein »Oldtimerfreunde Perleberg e.V.« machte im Mai 2002 die Er- gebnisse seiner Arbeit mit der Eröffnung des Oldtimer- und Technik-Museum öffentlich zugänglich. Die durch Eigenleistung des Vereins sanierte historische Turnhalle am Ziegelhof beherbergt eine umfangreiche Sammlung historischer Fahrzeuge, Motoren und Zubehör, die jährlich von etwa 2.000 Menschen besucht wird. Die denkmalgeschützte Turnhalle wird dem Verein zur Nutzung durch die Stadt Perleberg zur Verfügung gestellt. Finanziert wird der Verein durch Mitgliedsbeiträge, Eintrittsgelder bei Veranstaltungen, Spenden oder Aus- stellungen bei Dorffesten oder Stadtjubiläen.224

Der Verein agiert weiterhin als Veranstalter des »Oldtimertreffen mit Teilemarkt in Pritz- walk«, der traditionellen Motorabstellfahrt, und in Kooperation mit dem Aero – Club Perle- berg des »Oldtimertreffen für Land- und Militärfahrzeuge Perleberg«.225

Dokumentationszentrum DDR-Geschichtsmuseum in Perleberg

Auf etwa 1.000 m2 Ausstellungsfläche dokumentiert das DDR-Geschichtsmuseum in Perle- berg seit 2006 den ehemals »real existierenden Sozialismus«. In unterschiedlichen Ausstel- lungsräumen erhält der Besucher Einblick in den Alltag der DDR. Geplant ist eine Erweite- rung der Ausstellungsfläche auf 2.000 m2 und die Darstellung von weiteren Institutionen und Themen der DDR-Geschichte.226 Träger des Geschichtsmuseums ist der Verein Ge- schichte des 20. Jahrhunderts in der Prignitz e.V..

Anliegen des Dokumentationszentrum ist es, durch die ausgestellten Themenbereiche ei- nen ».[...] realistischen Eindruck eines diktatorisch geführten Staates zu vermitteln, um Wiederholungen zu verhindern und Impulse für ein demokratisches einheitliches Deutsch- land zu geben.«227 Mit 5.000 Besuchern im Jahr ist das DDR-Geschichtsmuseum das meist- besuchte Museum in Perleberg.

Museumsgalerie - Moderne Grafik 20. Jahrhunderts

Die private Galerie »Moderne Grafik des 20. Jahrhunderts« befindet sich in der Museumsgalerie im Wallgebäude, in dem auch die Stadtbibliothek Perleberg, die privat betriebene Touristeninformation und das Kreismedienzentrum ihren Sitz haben. Ausge-

224 http://www.oldi.gmxhome.de, Zugriff am 12.01.2009. 225 Vgl. http://www.oldi.gmxhome.de, Zugriff am 12.01.2009. 226 Vgl. http://www.kulturportal.maerkischeallgemeine.de, Zugriff am 17.01.2009. 227 Vgl. http://www.ddr-museum-perleberg.de, Zugriff am 17.01.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 141 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit stellt sind Lifthografien, Radierungen und Heliogravuren von den wichtigsten Vertretern der modernen Kunst wie Matisse, Chagall, Picasso, Dali oder Miro.

Als weitere Galerien bzw. Ausstellungsmöglichkeiten sind die Galerie im Perleberger Rat- haus zu nennen und die Galerie im Bürgerantiquariat.

Altstadt e.V.

Der Verein widmet sich mit seiner Arbeit dem Denkmalensemble der Altstadt Perleberg mit ihrer gesamten historischen Struktur und deren Anlagen. Zu seinen Aufgaben gehören die bauliche Erhaltung, Restaurierung, Instandsetzung und Erschließung historischer Gebäude, baulicher Anlagen, Grün- und Freiflächen, die Dokumentation historischer Bausubstanzen, die Initiation und ideelle Unterstützung kultureller Aktivitäten und die Förderung einer dif- ferenzierten Altersstruktur durch Veranstaltungen und Projekte mit Kindern, Jugendlichen und Senioren.228 Der Verein betreut u.a. eine Jugendwerkstatt, in der z.B. Kreativspielzeuge und andere Werkstücke aus Holz dargestellt werden. Den Teilnehmer werden ebenso Kenntnisse in Architektur, Baugeschichte, Design und Fotografie vermittelt. Ein weiteres Projekt im Rahmen einer ABM-Maßnahme ist der Bau eines Stadtmodells.

Culturm e.V.

Im seit 2002 existierenden Verein Culturm e.V. mit seinem Projekt »Hörturm« produziert und verlegt ein kleines Team von jungen Prignitzern Hörspiele, die zu unterschiedlichen Anlässen vorgeführt werden. Sie sind u.a. fester Bestandteil im Veranstaltungskalender des Prignitz-Sommers und gehören zum Kulturprogramm des jährlich stattfindenden Johannis- festes im Juni und des Lichterfestes in der Vorweihnachtszeit. Ein alter Wasserturm in der Berliner Straße 2, der im Rahmen des Hörturm-Projektes durch den Culturm e.V. erworben und saniert wurde, ist Vereinssitz und Produktionsstätte. Das Angebot des Culturm e.V. richtet sich an Kinder, Schulklassen, Familien, Touristen und heimatverbundene Prignitzer. Die Eigenproduktion des Hörspiels »Die kleine Dott«, welches auf der Grundlage einer Geschichte von Tamara Ramsay aus dem Jahr 1938 basiert, wurde 2007 für den Hörspiel-Award nominiert.229

228 Vgl. http://www.altstadt-ev.de, Zugriff am 16.09.2009. 229 Vgl. http://www.hoerturm.jimdo.com, Zugriff am 17.01.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 142 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.3.4.2 Weitere Einrichtungen, Träger und Initiativen in Perleberg

Neben den oben genannten Einrichtungen sind in Perleberg eine Reihe an Freizeiteinrich- tungen vorhanden. Dazu gehören z.B. das EFFI – Jugendfreizeiteinrichtung, das Freibad und ein privatwirtschaftlich betriebenes Filmtheater (Kino).

Darüber hinaus sind weitere soziokulturelle Einrichtungen in Perleberg ansässig, die sich in freier bzw. kirchlicher Trägerschaft befinden. Dazu gehören das Frauenzentrum mit Mäd- chentreff, die Volkssolidarität, der AWO Ortsverband, der Caritasverband und das Christli- che Jugenddorfwerk Deutschlands e.V..

Tierpark Perleberg

Seit seiner Gründung im Jahr 1964, wird der Tierpark Perleberg stetig ausgebaut. Etwa 400 einheimische und exotische Tiere sind im Tierpark Perleberg heimisch. Durch ein Streichel- gehege, ein begehbares Dammwildgehege und ein Spielplatz werden als Zielgruppe vor allem Familien mit Kindern angesprochen. Jährlich im Juni findet das Perleberger Tierpark- fest statt. Der seit 1992 bestehende Förderverein des Perleberger Tierparks unterstützt durch seine Arbeit notwendige Projekte.230 Die Realisierung der Projekte wird neben dem Förderverein maßgeblich ermöglicht durch ein großes Engagement Perleberger und Prignit- zer Firmen, durch Sponsoren und Tierpatenschaften.231

Bis 2011 ist die Optimierung der Fahrradverbindung zwischen Tierpark und östlicher Alt- stadt vorgesehen. Rad-Touristen sollen dadurch in die Innenstadt gelenkt werden und Per- leberg auch kulturtouristisch erfahren.

4.3.5 Feste und Projekte

Knieperkohl & Suren-Hansenmarkt, jährlich im März (07.03.2009)

Das regionaltypische Fest findet jährlich an einem Tag im März statt und dreht sich um das Nationalgericht der Prignitz »Knieperkohl«.

Roland- und Schützenfest, jährlich im Juni (05.06.2009 – 07.06.09)

Gilt nach Aussagen der Stadt Perleberg als das Sommer-Stadtfest für die Perleberger Bürger. Die Schützengilde von 1572 e.V. Perleberg gestaltet einen Teil der Veranstaltung selbst. Als Zielgruppe werden vor allem Perleberger angesprochen. Aufgrund der vielen vergleichbaren Stadtfeste in den Nachbarstädten hat das Roland- und Schützenfest keine überregionale Bedeutung.232

230 Vgl. http://www.tierpark-perleberg.de, Zugriff am 17.01.2009 231 Vgl. Stadt Perleberg 2008 232 Vgl. ebd. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 143 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Tierparkfest, jährlich im Juni (28.06.2009)

Der Tierpark Perleberg ist jährlich Veranstalter des Tierparkfestes. Traditionell findet dieses Fest im Juni statt und kombiniert ein Bühnenprogramm mit bekannten Persönlichkeiten der Unterhaltungsmusik, Darstellungen lokaler Künstler und Kinderprogramm.233 Das Fest besitzt eine hohe Attraktivität sowohl bei den Perlebergern als auch bei der Bevölkerung in der Region.

Bücherfest, jährlich im Juli (05.07.2009)

Unter dem Motto »Die freundliche Bücherstadt Perleberg« initiiert der Bürgerverein Perle- berg seit 2006 ein Themenwochenende rund um das Buch. Veranstaltungsort ist der histo- rische Stadtkern um die St. Jacobi Kirche. In der Kirche, auf den Geschäftsstraßen, im Bür- gerantiquariat und im Stadtmuseum finden Lesungen, Kinderbuch- und Kindertheaterpro- jekte statt. Schriftsteller und Buchillustratoren präsentieren ihre Arbeiten und junge Besu- cher können unter fachlicher Anleitung an einer Schreibwerkstatt teilnehmen. Durch unter- schiedlichste Genre der Literatur soll das literaturinteressierte Publikum von 16-99 Jahren angesprochen werden.234 Mit dem verkaufsoffenen Sonntag während des Festes versucht die Stadt bzw. die Gewerbetreiben das Bücherfest auch wirtschaftlich zu nutzen.235

Oldtimertreffen für Land- und Militärfahrzeuge Perleberg, jährlich Juli (11.07. – 12.07.2009)

Das Oldtimertreffen wird veranstaltet vom Perleberger Oldtimerfreunde e.V. und findet jährlich am 2. Wochenende im Juli auf dem Flugplatz statt.

Perleberg Festival, jährlich im September (11.09.-13.09.2009)

Das Perleberg-Festival wurde 1996/97 als Initiative der Landeszentrale für politische Bil- dung und dem Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Branden- burg in Zusammenarbeit mit der Ausländerbeauftragten des Landes im Rahmen der Kam- pagnen »Tolerantes Brandenburg« entwickelt. Auf mehreren Bühnen der Innenstadt prä- sentieren Künstler unterschiedlichste Musik aus der ganzen Welt. Mit dem Perleberger Fes- tival, das für Weltoffenheit, Toleranz und Neugier auf andere Kulturen steht, sollten ur- sprünglich alle Altersgruppen angesprochen werden. Das anfängliche Interesse der Bevölke- rungsgruppe 50 + brach jedoch ab, so dass nun primär Besucher von 15 bis 50 Jahren aus Perleberg und der Region Prignitz angesprochen werden. Das Festival wird von der Stadt als »Geheimtipp« unter Musikfans bezeichnet.236

233 Vgl. Stadt Perleberg 2008. 234 Vgl. ebd. 235 Vgl. http://www..perleberger-buecherfest.de, Zugriff am 17.01.2001. 236 Vgl. Stadt Perleberg 2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 144 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Lotte-Lehmann-Woche 21.08 – 29.08.2009 und Lotte-Lehmann-Akademie

Die Lotte-Lehmann-Woche wurde 1998 anlässlich des 110. Geburtstages der in Perleberg geborenen Sängerin gegründet und ist seitdem zu einem festen Bestandteil im Kulturpro- gramm des Prignitz-Sommers und der Stadt Perleberg geworden.237 Die Lotte-Lehmann Woche versteht sich als kulturelle Begegnungsstätte, mit der Zielstellung junge Gesangs- talente zu fördern, aber auch kulturelle Basisarbeit zu leisten. Ein Hauptanliegen der Initia- toren ist Menschen der Region für klassische Musik zu begeistern, Hemmschwellen abzu- bauen und selbst zum Singen zu ermutigen. Das Kursangebot ist nach Anspruchsniveau und thematischen Schwerpunkten strukturiert.238 12 internationale Dozenten und Pianisten unterrichten bis zu 35 junge Sängerinnen und Sänger in öffentlich zugänglichem Einzelun- terricht oder in Einzelprojekten. Neben den Kursen findet ein Begleitprogramm statt, das sowohl Konzerte, aber auch Filme über Lotte-Lehmann und Podiumsdiskussionen umfasst. Etwa 1.000 Besucher frequentieren jährlich die öffentlichen Veranstaltungen.239 Gegenwär- tig hat die Lotte-Lehmann-Woche mit ihrem Kursangebot und der Dozentengruppe Meis- terkursniveau erreicht.

Erklärtes Ziel des Dozententeams ist es, ein Netzwerk von Künstlern und Veranstaltern auf- zubauen, das der Region nachhaltige Impulse für das gesamte Jahr gibt. Die mittelfristige Planung sieht weiterhin vor, die Lotte-Lehmann-Woche als 2-wöchiges Festival zu etablie- ren. Um dieses Ziel zu realisieren, wurde 2003 der Freundeskreis der Lotte-Lehmann–Woche gegründet. Folgende Aufgaben wurden formuliert:

• Förderung junger Gesangstalente

• Austausch mit Sängern, Musikern und Künstlern und Lehrkräften anderer Regionen

• künstlerisch-musikalische Basisarbeit

• lebendige Vermittlung des künstlerischen und pädagogischen Erbes Lotte Leh- manns

• Erweiterung der finanziellen und infrastrukturellen Basis der Lotte-Lehmann- Wo- che

• Erweiterung des Wirkungskreises der Lotte-Lehmann-Woche

Die Lotte-Lehmann-Woche soll in ihrem zeitlichen und räumlichen Umfang erweitert wer- den. Vorgesehen ist eine ganzjährig betriebene Lotte-Lehmann-Akademie, ein Exzellenz- zentrum zur Ausbildung begabter Sängerinnen und Sänger. Die Realisierung der Lotte- Lehmann-Akademie ist für den Zeitraum 2009 – 2013 mit einem Kostenvolumen von etwa 3.100.000 € für die Gebäudeinstandsetzung und Ausstattung und einer jährlichen Summe

237 Vgl. http://www.lotte-lehmann-woche.de, Zugriff am 17.01.2009. 238 Vgl. ebd. 239 Vgl. Stadt Perleberg 2007: 22. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 145 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit von 400.000 € für die laufenden Betriebskosten kalkuliert240. Dieses Ziel soll nach Möglich- keit mit Hilfe größerer überregionaler Förderinstanzen (Bund, EU, Stiftungen, Privatsponso- ren) umgesetzt werden. Im Rahmen des Projekts soll gleichzeitig der lokale und regionale Bedarf für sonstige Nutzer aus dem Musikbereich gedeckt werden, die derzeit über keine geeigneten Übungs- und Proberäume verfügen.241

Perleberger Museumsnacht, seit 2008, im Oktober

Auf Initiative des Kulturamtes der Stadt Perleberg beteiligen sich seit 2008 das Stadt- und Regionalmuseum Perleberg, das Oldtimermuseum, das DDR-Geschichtsmuseum und die Museumsgalerie an einer Perleberger Museumsnacht.

Projekt »Mittelalterlicher Judenhof in Perleberg«

Mit dem Projekt »Mittelalterlicher Judenhof in Perleberg« möchte der Kulturverein Perle- berg im Brandenburgischen Kulturbund e.V. den Anteil der Juden an der Gründungs- und Stadtgeschichte Perlebergs wieder ins öffentliche Bewusstsein rücken. Der »Judenhof« war in der Stadt der Name für eine Sackgasse, ein Innenhof mit Zugang zur Stepenitz. Als Lan- desarchäologen vor einigen Jahren in 1,40 m Tiefe angelegte Wege fanden, gelang es dem Stadthistoriker Dr. D. Hoffmann-Axthelm dem Ort seine Geschichte als jüdischer Handels- und Kulturort wieder zu geben. Seit Mitte 2005 verweist eine Installation in diesem Hof auf dessen Geschichte. Der Kulturverein strebt an, die vorhandene Installation um ein der wei- teren Information dienendes Gebäude zu ergänzen.242 Die Stadt Perleberg hat das Objekt übernommen und beteiligt sich zukünftig anteilig an den Kosten für die Weiterentwicklung des Judenhofprojektes.

Projektbeteiligung »Kulturland Brandenburg«

Die Stadt Perleberg konnte sich aufgrund ihrer Mitgliedschaft in der Arbeitsgemeinschaft »Städte mit historischen Stadtkernen«243 bereits viermal am Kulturlandthemenjahr244 beteiligen. In den Jahren 2005 – 2008 beteiligte sich Perleberg mit folgenden Themen an den Kulturlandprojekten: St. Jacobi Kirche – Mittelpunkt der christlichen Gemeinde und Zentrum des historischen Stadtkerns (2005 – Gott und die Welt), Bürgerbauten im histori- schen Stadtkern Perlebergs (2006 – Bürgerbauten), bedeutende Rolle des Flusslaufes Stepe- nitz in Vergangenheit und Gegenwart (2007 – Fokus Wasser), »Die Bäckerstraße – vom Straßenmarkt zur Fußgängerzone« (2008 – Provinz und Metropole). Unter dem Thema »Demokratie & Demokratiebewegungen« beteiligt sich die Stadt auch 2009 an dem Projekt.

240 Vgl. Stadt Perleberg 2007: 66. 241 Vgl. ebd.: 87. 242 Der Kulturverein hat dafür ein Konzept für die Erweiterung der Judenhof-Installation in Perleberg erarbeitet. 243 Vgl. http://ag-historische-stadtkerne.de, Zugriff am 17.01.1009. 244 »Kulturland Brandenburg« ist seit 1998 als eine Dachkampagne mit jährlich wechselnden Schwerpunktthemen etabliert. Mit unterschiedlichsten Kooperationspartnern im Land Brandenburg werden kulturelle Projekte konzipiert und durchgeführt, insbesondere Projekte mit Schnittstellen zu Wissenschaft, Bildung und Tourismus. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 146 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Der Kulturverein gibt in Zusammenarbeit mit der Stadt eine Broschüre mit dem Titel »Um- bruch zum Aufbruch?« heraus, die eine Dokumentation der Veränderungen der Stadt zwi- schen 1990 und 2000 enthält. Auch für das Jahr 2010 »Frauen in Brandenburg und Preus- sen« ist eine Beteiligung geplant.

4.3.6 Kulturtourismus

Perleberg verfügt über ein verhältnismäßig großes Repertoire an kulturtouristischen The- men bzw. Potenzialen. Hierzu zählen berühmte Persönlichkeiten (z.B. Lotte Lehmann, Max Zeisig), historische Ankerpunkte (z.B. Hansestadt, Rolandstadt, Kreisstadt, Garnisionsstadt, Judenhof), der historische Stadtkern, als auch lokale/regionale Besonderheiten wie der Knieperkohl & Suren-Hansenmarkt. Die verschiedenen Museen prägen zusätzlich das kultu- relle Bild, ebenso wie zahlreiche Kulturvereine, die mit traditionellen und innovativen Pro- jekten das kulturelle Leben bereichern und ermöglichen. Hinzu kommen – in Hinblick auf einen möglichen Angebots-Mix – die Wellness- und Sportangebote des Neuen Henningsho- fes am Rande Perlebergs. Dieser trägt substantiell dazu bei, dass Perleberg die höchste Bet- tenauslastung im Hotelgewerbe in der gesamten Prignitz hat und auch außerhalb der Sommermonate für Besucher attraktiv ist.

Zentral für die Stadt Perleberg ist der historische Altstadtkern. Die Stadt ist Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft »Städte mit historischen Stadtkernen« im Land Brandenburg und da- mit auch an verschiedenen Aktionen und Marketingmaßnahmen beteiligt, wie z.B. der Akti- on Schaustelle Stadtkern, Aktion historischer Adventskalender.245 Darüber hinaus beteiligt sich die Stadt jährlich an der bundesweiten Aktion »Tag des offenen Denkmals«. Baukultur und Architektur sind demzufolge tragende Themen der Stadtkultur.

Perleberg baut beim Tourismus auf die folgenden vier touristischen Säulen:246

• Städte- und Kulturtourismus auf der Grundlage des historischen Stadtkerns und dem vielfältigen Kulturangebot

• Wellness- und Sporttourismus mit dem Schwerpunkt im Angebot des Neuen Hen- ningshofes

• Radtourismus auf der Grundlage der beiden direkt durch Perleberg geführten Rad- wanderwege (»Gänsetour« und »Tour de Brandenburg«) sowie der Nähe zum Elbe- radweg

• Wassertourismus auf der Stepenitz, als kleiner Ergänzungsbaustein für Perleberg.

245 Vgl. http://www.ag-historische-stadtkerne.de, Zugriff am27.09.2009. 246 Vgl. Stadt Perleberg 2007: 24 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 147 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.3.7 Veranstaltungshallen/-plätze

Größter Veranstaltungsort in Perleberg ist die Rolandhalle. Die 3-Feld-Halle mit einer Tribü- ne für 200 Personen wird in der Woche für den Vereins- und Schulsport genutzt. Am Wochenende steht die Halle der Stadt Perleberg, Schulen, Kindertagesstätten, der Jugend und dem Sport- und Tourismusbereich und für die kulturelle Nutzung zur Verfügung. Die Halle wird ebenso für Wirtschafts- und Berufsstartermessen genutzt. Für Veranstaltungen ist eine Bestuhlung für bis zu 799 Personen möglich. Träger bzw. Ei- gentümer der Halle ist der Landkreis Prignitz.247

Ein bedeutender und zentraler Veranstaltungsort in Perleberg ist die St. Jacobi-Kirche. Hier finden beispielsweise Konzerte des Vereins »pro musica«, aber auch Konzerte im Rahmen der Lotte-Lehmann-Woche bzw. –akademie, des Perlebergfestivals, als auch der Kreismusik- schule statt. Der historische Altstadtkern von Perleberg bietet darüber hinaus viele Mög- lichkeiten kulturelle Veranstaltungen vor historischen Kulissen durchzuführen.

Weitere Räumlichkeiten wie z.B. in den Museen, im Gymnasium, der Saalbau auf dem In- nenhof des Wallgebäudes, in Gastronomieeinrichtungen und in verschiedenen Vereins- räumen ergänzen die Möglichkeiten für Veranstaltungen.248 Darüber hinaus kann der Fried- rich-Ludwig-Jahn Sportpark für Schul-, Vereins- und Freizeitsport sowie Kulturveranstal- tungen genutzt werden.

4.3.8 Einschätzung der Potenziale im Kulturbereich

Die Vorzüge Perlebergs liegen vor allem im historischen Alterstadtkern, eine »eingebaute Qualität«, die auf den Ursprung als mittelalterliche Marktstadt zurückgeht. Gebäude, Stra- ßen und Plätze sind hauptsächlich für Fußgänger gestaltet und viele Orte und Plätze bieten Möglichkeiten zum Verweilen. Eine entscheidende Voraussetzung für die Nachhaltigkeit ist es, diese Charakteristika zu schützen und zu verstärken. Diese Eigenschaften kommen ins- besondere bei Veranstaltungen mit Kleinkunstcharakter zur Geltung. Die Belebung öffentli- cher und halböffentlicher Plätze bergen ein großes Potenzial zur Stärkung der Innenstadt.249 Ausbaufähig ist in diesem Zusammenhang die Aktivierung des innerstädtischen Gewerbes und der Gastronomie (Abstimmung der Öffnungszeiten, gemeinsame Themen für Vermark- tung finden, Werbegemeinschaft bilden) und die Vernetzung mit kulturellen Veranstaltun- gen. Die Förderung des lokalen Handwerks, regionaler Produkte und lokaler Küche oder auch modernes Gewerbe, kann zur Vitalität der Stadt und zur Besonderheit und Identität der Region beitragen. Die Perleberger Museumsnacht bietet hier beispielsweise durchaus Potenziale, über die Museen hinaus, weitere Kulturakteure zu beteiligen und damit die In-

247 Vgl. http://www.stadt-perleberg.de, Zugriff am 23.01.2009. 248 Vgl. Stadt Perleberg 2007: 22. 249 Als Beispiel ist der »Tag der offenen Höfe« in Teltow anzuführen. Anwohner öffnen für einen Tag ihre Hinterhöfe und Gärten für Kleinkunst, Musik, Projekte werden vorgestellt. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 148 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit nenstadt auch gesamtheitlich in Szene zu setzen.250 Dadurch kann auch weiteres Klientel für einen Museumsbesuch erreicht werden. Hervorzuheben ist ebenfalls das innovative Projekt des Culturm e.V. Auf der Grundlage der kleinen Dott – eine Regionalfigur der Prignitz – lassen sich thematisch weitere Projekte entwickeln (z.B. Themenwanderweg, der Naturkunde und Regionalgeschichte miteinander verbindet).

Zunehmend in das öffentliche Bewusstsein der Stadt rückt die Sängerin Lotte-Lehmann und damit auch die jüngere Geschichte. Hier ist eine hohe Identifikation und ein breites Enga- gement der Perleberger mit der jährlich stattfindenden Lotte-Lehmann Woche festzustel- len.251 Aufbauend auf dieser großen Akzeptanz und dem zahlreichen Engagement gibt es Bestrebungen, die Lotte-Lehmann-Woche zur Akademie auszubauen.

250 Siehe z.B. Kulturnacht in der Stadt Euskirchen (vgl. http://www.euskirchener-kulturnacht.eu). 251 Vgl. Freundeskreis und Sponsoren unter http://www.lotte-lehmann-woche.de, Zugriff am 25.09.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 149 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.4 Kultur in der Gemeinde Karstädt

4.4.1 Kulturportrait

Als »Gemeinde zwischen Tradition und Moderne« weist die Gemeinde Karstädt eine ge- wachsene Siedlungsstruktur mit einerseits dörflichem Charakter und regionaltypischen Bauernhäusern auf, andererseits mit industrieller Prägung. Die Zentrumsfunktionen von Karstädt verlagerten sich seit der Industrialisierung und dem Bahnanschluss Ende des 19. Jahrhunderts vom ehemaligen historischen Ortszentrum in die Mitte der bebauten Ortsla- ge.252 Ein Zeugnis dieser Zeit ist die ehemalige Genossenschaftsmolkerei253 in der Nähe des Karstädter Bahnhofes. Zu den Sehenswürdigkeiten im Gemeindegebiet gehören daher ne- ben dieser noch vorhandenen Industriekultur zahlreiche Kirchen, alte Schlossanlagen und Gutshäuser, die heute unterschiedlich genutzt werden und einen wesentlichen Teil der kul- turtouristischen Infrastruktur ausmachen.

Das Vereinsleben hat im gesamten Gemeindegebiet einen hohen Stellenwert. Es engagie- ren sich nahezu 50 Vereine aktiv. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Sport-, Kultur-, Heimat-, Feuerwehr- und Bürgervereine. Zu nennen sind hier beispielsweise der Reit- und Fahrverein Blüthen, die Karnevalsvereine in Karstädt und Laaslich, der Schützenverein in Boberow und der gemischte Chor in Karstädt oder das Dorftheater Seetz. Durch die Zu- sammenlegung der Gemeinden im Jahre 2003 haben sich viele Bürger- und Kulturvereine neu gegründet, deren Ziel es ist, die dörfliche Gemeinschaft zu erhalten und traditionelle kulturelle Veranstaltungen und andere gemeinschaftliche Initiativen weiterzuführen.254

Wichtiges Ziel der Gemeinde Karstädt ist die kulturelle Infrastrukturentwicklung an zwei Orten der Gemeinde. Zum einen das Kulturzentrum Blüthen mit dem Dorfmuseum, Dorf- schule und Spritzenhaus, dem alten Pfarrhaus und der Feldsteinkirche, Reitplatz und Fest- halle. Ein zweiter Schwerpunkt ist die alte Schule in Dallmin. Im Jahr 2009 konnte die Sanie- rung des Dorfgemeinschaftshauses Dallmin abgeschlossen werden, welches nun Räumlich- keiten für die Vereinsarbeit bietet, ebenso für Ausstellungen in Verbindung mit der Kirche, dem Schloss und dem Naturlehrpfad.255 Für 2009/2010 ist der Ausbau der Alten Schule in Groß Warnow geplant. Hier soll ebenfalls Platz für die Vereinsarbeit geschaffen werden, zudem soll ein Ausbildungszentrum zur »Nachwuchsgewinnung der freiwilligen Feuerweh- ren im ländlichen Raum« entstehen, die eine wesentliche gesellschaftliche Funktion für das Leben auf dem Lande übernehmen soll.

252 Gemeinde Karstädt 2007a. 253 Befindet sich in Privatbesitz. Ein Nutzungskonzept wurde im Rahmen einer Diplomarbeit erarbeitet. 254 Vgl. http://www.gemeinde-karstaedt.de, Zugriff am 19.02.2009. 255 Vgl. RWK 2008: 14. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 150 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.4.2 Kommunale Kulturförderung

Entsprechend der Größe der Gemeinde hält Karstädt im Kulturbereich keine eigenen Kul- tureinrichtungen in öffentlicher Trägerschaft vor. Jedoch ist sie Eigentümer der Sport- und Mehrzweckhalle in Karstädt, die von den Vereinen und Schulen genutzt werden kann.

Die Gemeinde unterstützt kulturelle Aktivitäten vor allem durch Projektförderung. Die Aus- gaben für »Heimat- und Kulturpflege« der Gemeinde Karstädt beliefen sich für das Jahr 2006 auf 30.038,61 EUR, für 2007 auf 20.301,72 und für das 2008 auf 21.941,12 EUR.256 Dafür hat sie Vereinförderrichtlinien entwickelt, die drei Arten der Förderung unterscheidet: die Grundförderung (Vereine erhalten nach Antragstellung einen Grundbetrag entspre- chend der Mitgliederzahlen. Der Betrag liegt bei 3 EUR pro Mitglied), die Zusatzförderung für Jugendliche bis zum vollendeten 18. Lebensjahr (Zusatzförderung in Höhe von 3 EUR) und die Jubiläumszuwendung (Für öffentlich begangene Jubiläumsveranstaltungen eines Vereines im 10-Jahres Rhythmus wird eine Zuwendung in Höhe von 200 EUR durch die Ge- meinde gewährt).

Darüber hinaus stellt die Gemeinde im Rahmen ihrer Möglichkeiten den Vereinen Gebäude und Plätze in der Regel kostenfrei zur Verfügung, sofern keine Gebührensatzung gilt.257

4.4.3 Feste und Projekte

In der Gemeinde Karstädt finden jährlich verschiedene traditionelle Märkte und Veranstal- tungen statt, wie z.B. Erntefeste und Handwerkermärkte, der Oster- und Frühjahrsmarkt, der Pferde-, Hobby- und Bauernmarkt, Reit- und Fahrturnier, Brandenburger Landpartie, Herbstjagd, Reit- und Fahrverein und der Adventsmarkt. Die evangelischen Kirchengemein- den Blüthen und Strehlen sind zudem Gastgeber des Kreiskirchentages 2009.

4.4.4 Kulturtourismus

Radwanderwege

Die Gemeinde Karstädt befindet sich am Elbe-Müritz-Radweg. Auf einer Strecke von 27 km verläuft dieser Radweg von Boberow über Mankmuß, Stavenow, Karstädt, Glövzin, Blüthen, Dallmin, Kribbe und Neuhof weiter in die Ruhner Berge. In diesem Zusammenhang könnten das Dorfgemeinschaftshaus Dallmin und das Kulturzentrum Blüthen als touristische Stütz- punkte zukünftig eine große Rolle spielen. Auch die jährlich stattfindende Tour de Prignitz führt durch Karstädt. Jedoch ist das Radwegenetz in Karstädt nur gering ausgeprägt. Der Ausbau der Radwege ist daher eine wichtige Aufgabe der Gemeinde, insbesondere zur Stei- gerung der touristischen Attraktivität. Die in der ILEK 2006 vorgeschlagene Landhausroute wäre eine weitere mögliche Option für die Zukunft.

256 Angaben/Zuarbeit der Gemeinde Karstädt. 257 Gemeinde Karstädt 2007b. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 151 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Dorfmuseum in Blüthen

Das Dorfmuseum in Blüthen wurde mit Hilfe von Fördermitteln aufgebaut und bietet ver- schiedene Ausstellungen u.a. zur Geschichte der Landwirtschaft in der Prignitz, zur Ge- schichte der Prignitzer Landfrauen, zur Dorfchronik/ Schulgeschichte und alte Feuerwehr- technik. Die Gemeinde Karstädt ist Eigentümer dieser Gebäude. Eine Festangestellte und eine ABM-Kraft betreuuen die Ausstellung und bieten Führungen an. Der Prignitzer Land- frauenverein leistet hier wesentliche Arbeit, die Ausstellung durch z.B. Vorführung alter Handwerkstechniken, für Einheimische und Touristen erlebbar zu machen. Mit der Kirchen- gründung in der Region und der Einwanderung zahlreicher Mönche seit dem 13. Jahrhun- dert begann auch der wirtschaftliche und gesellschaftliche Aufschwung in der Region, wes- halb in diesem Zusammenhang auch das Pfarrhaus (mit Kirchenarchiv) und die Kirche mit dem Steinhausen-Fenster hervorgehoben werden soll.

Ausstellung zu »Victor von Podbielski« im Gemeinschaftshaus Dallmin

Eine historische Persönlichkeit in Karstädt ist Victor von Podbielski (1844-1916), der ein be- deutender Förderer der Wirtschaft in der Region Karstädt war. Einige der Eckdaten: 1893 wurde er als Abgeordneter in den Deutschen Reichstag gewählt. 1897 reformierte er als Staatssekretär im Reichspostamt das Postwesen in Deutschland. 1901 wurde er zum preu- ßischen Landwirtschaftsminister ernannt. 1912 war er Leiter der dt. Mannschaft bei den Olympischen Spielen in Stockholm. Seine Initiative führte zum Bau des ersten deutschen Stadions in Berlin auf der Stelle des heutigen Olympiastadions.

Seinem Wirken ist die Molkereigenossenschaft in Karstädt, die Stärkefabrik in Dallmin, der Bau des Haferflockenwerkes in Karstädt und der Bau der Kreisringbahn zu verdanken. Die Gründung des Dallminer Sportvereins sowie der Bau der 1. Turnhalle auf dem Lande in Dallmin sind ebenfalls sein Verdienst.

Die Gemeinde Karstädt plant im Gemeinschaftshaus Dallmin eine Ausstellung zum Leben und Wirken von Victor von Podbielski. Diese könnte über die Anbindung an das Radwege- netz zu einem touristischen Anziehungspunkt in der Gemeinde werden.

4.4.5 Veranstaltungshallen/-plätze

Die Gemeinde Karstädt ist Eigentümer der 1996 erbauten Karstädter Sport- und Mehr- zweckhalle258, die vor allem durch die ansässigen Sportvereine, Schulen, aber auch durch Privatpersonen, Firmen und für kulturelle Veranstaltung genutzt wird. Die Halle bietet Platz für etwa 700-800 Personen. Zum Komplex der Mehrzweckhalle gehören zwei Fußballfelder, eine Tartanbahn und eine Freilichtbühne. Darüber hinaus verfügt Karstädt über ein Freibad. Eine weitere Festhalle für ca. 200 Personen befindet sich in Blüthen mit einem Reitplatz.

258 Die Vermietung der Halle erfolgt nach der gültigen Entgeltordnung für die Nutzung der Mehrzweckhalle Karstädt vom 29.06.2007. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 152 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.4.6 Einschätzung der Potenziale im Kulturbereich

Die Kultur im ländlichen Raum ist eine wesentliche Voraussetzung für die Lebensqualität und die Identifikation der Menschen mit ihrer Heimat. Kultur übernimmt hier eine Anker- funktion für die Einheimischen, aber auch für die Weggezogenen (z. B. Postliner Heimatclub e.V.). Kultur in der Gemeinde Karstädt lebt vor allem vom freiwilligen Engagement sowie vom Gemeinschaftsleben der Menschen vor Ort. Die vielen Feste und Aktivitäten sind Aus- druck dieser gelebten Dorfkultur. Zur Vermittlung und Einbindung in die touristische Infra- struktur fördert die Gemeinde Karstädt den Ausbau und die Weiterentwicklung zweier »Kulturzentren« in Dallmin und in Blüthen.

In der Kulturlandschaft der Prignitz weist die Gemeinde Karstädt vor allem eine Verbindung zu den Themen kirchliche Geschichte bzw. Pastoren in Blüthen, Vermittlung ländlichen Le- bens, Denkmäler und Industriegeschichte (vor allem »ehemalige Genossenschaftsmolke- rei«, Eisenbahngeschichte, Wirtschaftsförderer Podbielski) auf. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 153 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

4.5 Stand der Zusammenarbeit im Kulturbereich

Die Städte des Regionalen Wachstumskerns Wittenberge, Perleberg und die Gemeinde Kar- städt verfolgen das gemeinsame Ziel, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Region zu verbessern und erfolgreiche Investitionen in der Prignitz zu ermöglichen. Ein wichtiger Punkt innerhalb dieser allgemeinen Zielstellung ist die Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit, aber auch die Potenziale im Kulturtourismus sollen genutzt und ausge- baut werden.259 Ein wesentliches Steuerungsinstrument der Zusammenarbeit im Kulturbe- reich ist der Arbeitskreis »Tourismus, Kultur und Sport«. Als konkretes gemeinsames Projekt im Kulturbereich ist die Virtuelle Regionalbibliothek Prignitz zu nennen. Aufbauend auf der vorliegenden Konzeption sollen weitere gemeinsame Projekte geplant und die Zusammen- arbeit intensiviert werden.

4.5.1 Arbeitskreis »Tourismus, Kultur und Sport«

Der Arbeitskreis »Tourismus, Kultur und Sport«260 ist einer von fünf Arbeitskreisen des Regi- onalen Wachstumskern Prignitz. Mitglieder sind die Gemeinden des RWK, die HOGA Bran- denburg e.V., der Tourismusverband Prignitz e.V.. Aufgrund der touristischen Verflechtun- gen und der Zusammenarbeit in der GbR »Brandenburgische Elbtalaue« ist auch das Amt Bad Wilsnack/Weisen Mitglied im Arbeitskreis.

Der Arbeitskreis ist ein wesentliches Steuerungs- und Koordinierungsinstrument des Regio- nalen Wachstumskerns. Er dient dem Austausch, der Abstimmung und der Überprüfung insbesondere über die im RWK-Konzept benannten Projekte und deren aktuellen Stand der Umsetzung. Es wird über Aktuelles aus den Kommunen berichtet. Zum Jahresende werden auch Veranstaltungstermine kultureller Höhepunkte für das nächste Jahr abgestimmt. Der Arbeitskreis tagt im Durchschnitt alle 2 Monate und trifft darüber hinaus auch projekt- oder problemspezifisch.

4.5.2 Regionalbibliothek Prignitz

Beschreibung

Die virtuelle Regionalbibliothek »Regionalliteratur Prignitz« ist ein einrichtungs- und städ- teübergreifendes Projekt des Regionalen Wachstumskerns Perleberg-Wittenberge-Karstädt, das mit Fördermitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg finanziert werden konnte.261 Ziel ist die virtuelle Vernetzung von regionalhis- torischen Bücherbeständen in Archiven, Museen und Bibliotheken der Prignitz. In einer ge- meinsamen Internetdatenbank unter www.regionalbibliothek-prignitz.de finden sich Me-

259 Vgl. RWK: 20. 260 Vgl. Organigramm in Kapitel 2.3 Regionaler Wachstumskern. 261 Vgl. http://www.regionalbibliothek-prignitz.de, Zugriff am21.01.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 154 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit dienbestände unterschiedlicher Partner zum Thema Prignitz. Wissenschaftlern, Journalis- ten, Studenten, Schülern, Laienforschern und allen an der Region Prignitz Interessierten steht damit eine benutzerfreundliche Rechercheplattform zur Verfügung.262

Bislang sind sieben Partner an dem Projekt beteiligt:

Perleberg: die Stadtbibliothek, das Stadt- und Regionalmuseum und das Stadtarchiv,

Wittenberge: die Stadtbibliothek »Martin Andersen Nexö«, das Stadtmuseum »Alte Burg« und das Stadtmuseum

Karstädt: die Gemeindeverwaltung mit dem Alten Pfarrhaus

Aktueller Stand

In allen Partnereinrichtungen konnten inzwischen Mediendaten der regionalkundlichen Bestände per EDV erfasst werden (zum Teil konnte dies durch MAE-Kräfte bzw. andere Maßnahmen umgesetzt werden). Das Zusammenspielen dieser Daten in einem gemeinsa- men Internet-Datenpool steht kurz bevor und soll bis Ende 2009 realisiert werden. In einem nächsten Schritt sollen Maßnahmen zur Verbesserung der Suchmaske und zur Bewerbung der Plattform ergriffen werden.

4.6 Weitere Netzwerke im Kulturbereich

AG »Bibliothekennetz Prignitz« (GbR)

Im Jahr 2003 mussten die Fahrbibliotheken der Kreisbibliothek Prignitz eingestellt werden und 2004 wurde die Kreisbibliothek aufgelöst.

Um die kreislichen Aufgaben weiter wahrnehmen zu können, haben im Jahr 2005 Städte der Prignitz ein Modell entwickelt und errichteten eine interkommunale Arbeitsgemein- schaft »Bibliothekennetz Prignitz« in Form einer GbR. In der Arbeitsgemeinschaft haben sich die Städte Wittenberge, Perleberg, Pritzwalk, Bad Wilsnack, Meyenburg und Putlitz zu- sammenschlossen. »Der Zusammenschluss bezweckt die Anschaffung eines gemeinsamen Medienergänzungsbestandes für die Bibliotheken der beteiligten Gesellschafter sowie die Organisation der gemeinsamen Nutzung dieses Bestandes. Ziel ist es, die für die Erfüllung dieses Zwecks erforderlichen Mittel aufzubringen und hierfür Fördermittel in Anspruch zu nehmen. Die Arbeitsgemeinschaft gewährleistet den Informations- und Erfahrungsaus- tausch zwischen den Bibliotheken im Landkreis.«263

Zu den weiteren Aufgaben und Zielen der Arbeitsgemeinschaft gehören die Organisation gemeinsamer Schulungen und Veranstaltungen, regionale Interessen gemeinsam zu for-

262 Vgl. http://www.regionalbibliothek-prignitz.de, Zugriff am21.01.2009. 263 Bibliothekennetz Prignitz 2005. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 155 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit mulieren und besser zu vertreten sowie die überregionale Zusammenarbeit effektiv zu or- ganisieren.264

Mit Unterstützung der Sparkasse Prignitz konnten 2009 weitere Medienboxen zu unter- schiedlichen Themen (Europa, Gefühle, Jahreszeiten, Verkehr, Gewalt) und Altersklassen angeschafft werden. Sie dienen der Gestaltung von Unterrichtsthemen. Die Medienboxen werden in den Schulen der einzelnen Mitgliedsstädte beworben und sind austauschbar. Insgesamt steht der über Fördermittel erworbene Bestand der Bibliotheken der Mitglieds- kommunen allen Bürgern der betreffenden Städte zur Verfügung. Ein weiteres gemeinsa- mes Projekt der AG ist das Projekt »Bibfit« zur Frühleseförderung.

4.7 Kulturarbeit des Landkreis Prignitz

Kulturbegriff des Landkreises

Der Landkreis Prignitz definiert seinen Kulturbegriff und die Bedeutung von Kultur folgen- dermaßen:

• »Im Allgemeinen heißt Kultur nichts anderes als das Theater, die Musikschule, die Volkshochschule, das Museum, der Gesangsverein, die Künstlergruppe, die Biblio- thek, das Orchester, die Literaturgruppe, der Heimatverein, die Tanzgruppe, das Ar- chiv etc. in der Stadt oder Gemeinde. [...] Kultur ist Ortsgestaltung und Denkmal- schutz. Kultur beschreibt nicht zuletzt die Art und Weise, wie Menschen ihre Ar- beitswelt, ihre Freizeit, ihr Wohnumfeld, ihre Beziehungen zu anderen Menschen gestalten.«265

• »Kulturpolitik ist die Gesamtheit der Bestrebungen des Staates, der Kommunen, der Kirchen, öffentlich-rechtlichen Körperschaften, Parteien, aber auch überstaatlichen und zwischenstaatlichen Instanzen zur Förderung der Kultur. [...] Offenheit, Vielfalt und Wettbewerb sind auch in der Kulturpolitik tragende Grundsätze. [...] Kunst und Kultur brauchen die ideelle und materielle Unterstützung der Politik sowie die För- derung durch öffentliche und private Träger.«266

• »Kunst und Kultur sind also von zentraler Bedeutung für die Lebenserfüllung und Selbstfindung des Menschen. Gerade jetzt, in einer Zeit die von strukturellen Wan- delungen und gesellschaftlichen Defiziten geprägt ist, wird es immer wichtiger, den Stellenwert von Kunst und Kultur für die menschliche Entwicklung bewusst zu ma- chen.«267

264 Ebd. 265 Landkreis Prignitz 2001: 19. 266 Ebd. 267 Ebd. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 156 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Diese Beschreibungen stellen eine Orientierung ebenso wie eine Selbstverpflichtung für den Landkreis dar.268

Neben der Projektförderung für kulturelle Projekte (vor allem im Rahmen des Prignitz- Sommer), leistet der Landkreis mit den folgenden von ihm getragenen Einrichtungen einen Beitrag zum Kulturangebot in der Prignitz bzw. im RWK:

4.7.1 Einrichtungen in Trägerschaft des Kreises

Vorbemerkung

Nachdem 2003/2004 die Kreisbibliothek aufgelöst wurde, gehören nun zum Geschäftsbe- reich III des Landkreises Prignitz als nachgeordnete Einrichtungen die Kreismusikschule, die Kreisvolkshochschule, das Kreismedienzentrum und das Kreisarchiv. Diese sollen im Fol- genden überblicksartig mit ihren Angeboten dargestellt werden, da sie eine Ergänzung zum kommunalen Angebot des RWK Prignitz darstellen.

Kreismusikschule Prignitz

Der Zusammenschluss der Musikschulen Perleberg, Wittenberge und Pritzwalk zur Kreis- musikschule Prignitz erfolgte 1993, als Ergebnis der Kreisgebietsreform. Unterrichtet wird weiterhin in Perleberg (Hauptsitz), Pritzwalk, Wittenberge und einzelne Fächer auch in Len- zen und Meyenburg. Derzeit werden pro Schuljahr etwa 900 Musikschüler von 27 Lehrkräf- ten im Einzel- oder Gruppenunterricht betreut.269

Die Kreismusikschule ist eine haushaltsfinanzierte Einrichtung des Landkreises Prignitz. Der Finanzierungsbedarf wird gedeckt aus Unterrichts- und Leihgebühren, Haushaltsmitteln des Landkreises, aus Fördermitteln des Landes und aus Spenden und Zuwendungen Drit- ter.270

Aufgabe der Musikschule ist die musikalische Breitenausbildung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in 27 Unterrichtsangeboten (Ensembles und Orchester), die spezielle För- derung musisch hochbegabter Kinder und Jugendlicher sowie die Bereicherung des kultu- rellen Lebens im Landkreis durch öffentliche Auftritte (u.a. mit der Big Band). Ein wichtiges Ereignis stellen die Landesmusikschultage dar, die 2015 in Wittenberge stattfinden werden. Diese Veranstaltung zählt zu den größten Kulturfestivals im Land Brandenburg.

268 Die obigen Zitate sind der Kulturrahmenplanung des Landkreises Prignitz entnommen. Diese wurde im Jahr 2001 erarbeitet und veröffentlicht. Sie dient als Entscheidungsgrundlage für die Förderung und Umsetzung von mittel- bis langfristigen kulturellen Maßnahmen. Gegenwärtig (2009) erfolgt eine Fortschreibung des Kulturrahmenplans, in dem auch die Analyen und Ergebnisse der vorliegenden Kulturkonzeption für den RWK Prignitz berücksichtigt werden sollen. 269 Vgl. Landkreis Prignitz 2001: 28. 270 Vgl. hier und im Folgenden http://www.landkreis-prignitz.de/landKreis/kreisrecht/kreismusikschule.htm#4, Zugriff am 05.09.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 157 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Kreisvolkshochschule Prignitz

Die Kreisvolkshochschule Prignitz ist mit drei Standorten in Perleberg (Hauptsitz), Pritzwalk und Wittenberge vertreten. Mit insgesamt 200 Kursen und Veranstaltungen aus den Berei- chen Politik-Gesellschaft-Umwelt, Kultur-Gestalten, Gesundheit, Sprachen und Arbeit- Be- ruf werden jährlich etwa 2.000 Menschen angesprochen.

Abb.: Kurse und Teilnehmer der Kreisvolkshochschule 2004-2007271

Fachbereich Kurse Teilnehmer 2004 2005 2006 2007 2004 2005 2006 2007 Politik-Gesellschaft-Umwelt 10 11 6 11 156 127 73 128 Kultur-Gestalten 26 21 20 18 245 190 189 187 Gesundheit 71 57 61 52 690 539 591 549 Sprachen 68 69 78 66 592 575 680 618 Arbeit-Beruf 34 28 35 34 275 283 339 318 Grundbildung-Schulabschlüsse 7 7 7 7 121 132 91 115 gesamt 216 193 207 188 2079 1846 1963 1915

Seit 2004 hat die Kreisvolkshochschule einen leichten Rückgang der Besucherzahlen zu ver- zeichnen. Während in den Bereichen Arbeit-Beruf und Sprachen einen leichter Zuwachs zu beobachten ist, sanken in allen weiteren Fachbereichen die Teilnehmerzahlen.

Kreismedienzentrum

Das Kreismedienzentrum (KMZ) ist in Perleberg ansässig. Zum Dienstleistungsumfang des Kreismedienzentrums gehören272:

• Medienverleih und Medienberatung, vorrangig für Bildungszwecke

• Verleih von Präsentations- und multimedialer Technik vorzugsweise für Bildungs-, sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen

• Fortbildungsveranstaltungen für LehrerInnen sowie MitarbeiterInnen der Jugend- und Jugendsozialarbeit zu neuen Medien, Kommunikationstechnologien, Medien- kompetenz, Medienpädagogik und –didaktik, Einsatz von Medien im Fachunterricht und der Sozialarbeit

• Schul- und Erwachsenenbildung im Bereich der Erstellung und Bearbeitung von Medien

• Beratung zur Beschaffung von Medien und multimedialer Technik

271 Landkreis Prignitz 2007: 80 ff. 272 Vgl. http://www.kmz-prignitz.de, Zugriff am 29.08.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 158 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Jährlicher Höhepunkt in der Arbeit des KMZ ist das Kinderfilmfest des Landes Brandenburg.

Kreisarchiv

Das Kreisarchiv des Landkreises Prignitz ist dem Bereich Service–Zentrale Dienste zugeord- net. Die Bestände der Kreisarchive Perleberg und Pritzwalk wurden 1997 in dem jetzigen Archivgebäude in Perleberg zusammengefasst. Das Kreisarchiv unterhält ein Zwischenar- chiv mit einem gesonderten Patientenaktenarchiv.273

4.7.2 Prignitz-Sommer

Beschreibung des Programms und der Ziele

Unter der Marke Prignitz-Sommer haben sich regionale Kunst- und Kulturfesttage in der Region etabliert, die seit 1992 eine jährlichen Fixpunkt in der Prignitzer Kultur- und Kunst- landschaft darstellen. Neben der Stärkung von Kultur im ländlichen Raum soll vor allem die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Bereichen Naturschutz, Umwelt, Wirt- schaft und Kunst gefördert werden. Aufgrund der besonderen territorialen Lage der Prignitz als Grenzregion zu mehreren Bundesländern, wird dem Prignitz-Sommer von Seiten des Landkreises, aber auch von Seiten der Kommunen in der Prignitz kulturpolitisch eine hohe Bedeutung zugemessen.274

Betontes Ziel der Initiatoren war bisher die Stärkung der Identität der Prignitz als Region und Kulturraum. Durch unterschiedliche Kunst- und Kulturprojekte soll die kulturelle Neu- gier der Bevölkerung geweckt werden und verlorenes Traditions- und Selbstbewusstsein in der strukturschwachen Region entwickelt werden, so betont es der Landkreis Prignitz.275 Dem Prignitz-Sommer und somit Kultur im Allgemeinen wird damit die schwierige Rolle als einem Äquivalent zu den Problemfeldern der Region wie Arbeitslosigkeit, Abwanderung und der Krise in Landwirtschaft und Industrie zugewiesen.276

Der Landkreis Prignitz formuliert folgende Ziele für den Prignitz-Sommer:277

• regionale Identitätsfindung

• Weiterentwicklung des historischen Kulturraumes als wirtschaftliche, kulturelle und landwirtschaftliche Einheit (z.B. Förderung von Märkten und Festen mit ausgepräg- ten regionalspezifischen Bezügen und überregionaler Bedeutung)

• Bekanntmachen des Kultur- und Landschaftsraum Prignitz in Norddeutschland und darüber hinaus

• Entwicklung des Kulturtourismus in der Prignitz

273 Vgl. http://www.landkreis-prignitz.de, Zugriff am 23.01.2009. 274 Vgl. http://www.prignitzsommer.de, Zugriff am 19.01.2009. 275 Vgl. Landkreis Prignitz 2001: 10. 276 Vgl. http://www.kulturportal.maerkischeallgemeine.de, Zugriff am 19.01.2009. 277 Vgl. hier und im Folgenden Landkreis Prignitz 2001. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 159 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Laut dem Fachbereich Bildung und Kultur des Landkreises Prignitz wurden folgenden Ziele bisher erreicht:278

• Wiederfindung der Identität der Prignitz

• Kulturprojekte werden mit Anschub durch den Prignitz-Sommer in die wirtschaftli- che Selbstständigkeit geführt

Perspektivisch wurden weitere Ziele formuliert:

• neue Qualität in den Angeboten

• Bewahrung kultureller Traditionen aber auch Vorbereitung neuer innovativer Pro- jektinhalte

• innovative Projekte sollen zu echten kulturellen Events werden

• Umsetzung der neuen Inhalte um Bewegung in der Kulturszene zu provozieren

• weiterhin Kulturprojekte in die wirtschaftliche Selbstständigkeit führen

• weitere Imageverbesserung des Prignitz-Sommers

Kernbestandteile des Prignitz-Sommers stellen folgende Veranstaltungen dar:

• das Eröffnungs- und Abschlusskonzert

• das Kreiserntefest

• das Dixielandfest in Wittenberge

• die Lotte-Lehmann-Woche in Perleberg

• die Wunderblutfestspiele in Bad Wilsnack

• Theaterfestival

• die Elblandfestspiele in Wittenberge

• das Stadt- und Hafenfest in Wittenberge

• Klassik im Schlosspark

• Friedrich-Ludwig-Jahn-Kolloquium

• Tanzinszenierungen

• Orgelsommer

278 Hierbei handelt es sich um Einschätzungen, für die keine Evaluation o. ä. vorliegt. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 160 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Finanzierung, Fördervergabe und Marketing

Die Kommunen im Landkreis Prignitz fördern den Prignitz-Sommer mit 0,51 EUR pro Ein- wohner (in ihrer Kommune). Der Landkreis Prignitz und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg bezuschussen jeden Einwohner gemeinsam nochmals mit 0,51 EUR.279

Die Kommunen wählen Akteure (aus ihrer Kommune) für den Prignitz-Sommer aus und teilen diese dem Landkreis Prignitz mit. Es liegen keine Richtlinien vor, nach denen sich Ver- eine oder freie Kulturschaffende bewerben können bzw. nach denen die Förderentscheide getroffen werden.

Der Prignitz Sommer wird durch den Landkreis Prignitz koordiniert und vermarktet. Dazu werden Druckerzeugnisse (Plakate, Veranstaltungsprogramm) produziert und Veranstal- tungen auf der Homepage des Kreises eingepflegt.

4.8 Weitere Kulturangebote in der Region

Der Regionale Wachstumskern Prignitz hat nicht nur eine kulturelle Versorgungsfunktion für sein Umland, sondern kann auch von den kulturellen Angeboten und Akteuren profitie- ren, die ihn umgeben. Das betrifft einerseits die Nutzung kultureller Angebote durch die Bürger des RWK Prignitz im Umland, als auch die Möglichkeiten für die Kommunen und Kultureinrichtungen/-initiativen des RWK Prignitz, mit den Akteuren im Umland stärker zusammenzuarbeiten zu kooperieren (z.B. Künstlern Gelegenheiten zur Betätigung in den Städten anbieten). D.h., einerseits sind explizit die Künstler die in der Prignitz – bzw. im en- geren und weiteren Umland des RWK Prignitz – als kultur- und kreativwirtschafliche Akteu- re mit entsprechenden Potenzialen auch für die Kommunen des RWK zu berücksichtigen und andererseits die verschiedenen »klassischen« Kulturangebote in den Kommunen der Prignitz und in angrenzenden Landkreisen bzw. Bundesländern (zu Zwecken der Abstim- mung und ggf. der Kooperation).

Neben einem generell ansteigenden Zuzug von Künstlern in die ländlichen Gebiete der Prignitz, haben sich darüber hinaus bereits konkrete künstlerische Angebote und Events etabliert. Hierzu zählt u.a. der FestLand e.V. in Klein Leppin (»Dorf macht Oper«), das Atelier im Grünen in Horst oder Fluss e.V. in Plattenburg (Theaterspedition).280 Auf den im Rahmen der Kulturkonzeption durchgeführten Workshops wurde von allen Seiten Interesse signali- siert, in Zukunft stärker zusammenzuarbeiten (z.B. möchten sich Künstler gerne in den in- nerstädtischen Orten stärker engagieren, ebenso wie in den vorhandenen Kultureinrich- tungen).

279 Diese Angaben wurden in Telefoninterviews erhoben. 280 Weitere Künstler und sonstige Kulturangebote in der Prignitz finden sich auf einem spezifischen Portal des Prignitz- Sommer: http://www.prignitzsommer.de/?cid=1190965461&name=Kulturadressen. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 161 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Was die weiteren Kulturangebote betrifft, so stellt vor allem Bad Wilsnack einen wichtigen Kooperationspartner dar, der bereits Mitglied im AK Tourismus, Kultur und Sport des RWK Prignitz ist. Die Kurstadt und ehemaliger Wallfahrtsort bietet neben der Therme u.a. auch eine historische Altstadt sowie das nahe gelegene Storchendorf Rühstädt. Darüber hinaus können die zahlreichen weiteren Museen in der Prignitz einen wichtigen Allianzpartner darstellen.281 Gleiches gilt für Pritzwalk, dass als zweitgrößte Stadt in der Prignitz ebenfalls eine wichtige kulturelle Versorgungsfunktion übernimmt. Hier existieren neben einem Stadt- und Brauereimuseum u.a. auch eine Freilichtbühne (auf dem Trappenberg) und ein Kulturhaus, das inzwischen privatisiert wurde und im oberen Geschoss ein modernes Kino unterhält.

281 Vgl. Museumsverband des Landes Brandenburg 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 162 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

5 Zusammenfassende Ergebnisse für den Regionalen Wachstumskern Prignitz

5.1 Ergebnisse für die Untersuchungsschwerpunkte

In folgenden Kapiteln werden die Inhalte und Ergebnisse der Kapitel 2, 3 und 4 zusammen- geführt und analog zu den Untersuchungsschwerpunkten aus Kapitel 1 für die gemeinsa- me regionale Ebene aufgearbeitet und analysiert. Auf Grundlage dieser Ergebnisse wird eine zusammenfassende Stärken-Schwächen- und Chancen-Risiken-Analyse durchge- führt.282 Aus dieser werden anschließend gemeinsame Entwicklungsschwerpunkte und Strategien abgeleitet. Sie bilden das Fundament der Handlungsempfehlungen in Kapitel 6.

5.1.1 Kulturangebote und Strukturen

Kultur-Profil des Regionalen Wachstumskerns Perleberg-Wittenberge-Karstädt

Kultur besitzt in allen drei Kommunen einen hohen Stellenwert, was sich auch deutlich in der Kulturförderung widerspiegelt. Sie ist ein wichtiges Kriterium der Lebensqualität für die Menschen der Region. Dabei hat Kultur in den einzelnen Kommunen sehr unterschiedliche Traditionen und Ausprägungen, die zum spezifischen Profil einer jeden Kommune als auch zum Regionalprofil beitragen. So ist in Perleberg die traditionelle Breitenkultur sehr stark ausgeprägt und etabliert, die durch ein überwiegend bürgerliches Milieu und ein reges Ver- einsleben getragen wird. Der historische Altstadtkern in Perleberg bildet das wichtigste Zentrum kulturellen Schaffens und der Entfaltung eines kulturellen Flairs. Darüber hinaus gibt es eine hohe Identifikation der Perleberger mit der Geschichte ihrer Stadt. Das Karstäd- ter Kulturleben ist ebenso gewachsen und stark verwurzelt, unterscheidet sich aber durch seinen dörflichen bzw. ländlichen Charakter und die Dezentralität der Kulturorte. Das Ge- meinwesen wird hauptsächlich von den Bürgerinnen und Bürgern in traditionellen Verei- nen gestaltet und entwickelt. Hierzu zählen z. B. die Chöre, Sportvereine und freiwillige Feu- erwehr. Die Stadt Wittenberge nimmt eine besondere Rolle im RWK als auch in der Region ein. Das heutige Profil der ehemaligen Industrie- und Arbeiterstadt an der Elbe ist von vielen Brüchen, Spannungen und einer eigenen Dynamik gekennzeichnet. Die institutionalisierten Angebote sind daher einer der wichtigsten Pfeiler der städtischen Kultur, die Aktivierung und Förderung von Breiten- und Soziokultur eine der wesentlichen kulturpolitischen Aufga- ben. Das Kultur- und Festspielhaus mit regionaler Ausstrahlung übernimmt hier zudem lokal eine identitätsstiftende und zentrumsgebende Funktion. Die Einrichtung tritt nicht nur als Veranstalter, sondern auch als Partner vieler Vereine und Akteure der Stadt auf.

282 Vgl. Kap. 4.9.2. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 163 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Insgesamt hat der Regionale Wachstumskern eine vielfältige und in einigen Bereichen stär- ker ausgeprägte Kulturlandschaft mit zum Teil regionaler Ausstrahlung. Als eindeutiger Schwerpunkt im Profil des RWK kann der Bereich der Musik lokalisiert werden. Hierzu zäh- len beispielsweise die Elblandfestspiele (Operette, Film und Musical), die Lotte-Lehmann- Woche (Klassik) und die Lotte-Lehmann-Akademie, das Perleberg Festival (Folk- und Welt- musik) und das Dixielandfestival, welche regional bis überregional ein Publikum anziehen.

Freie Kulturträger und Kulturwirtschaft (privatwirtschaftliche Anbieter)

Die Vereinskultur in den drei Kommunen ist sehr unterschiedlich ausgeprägt. So basiert die Vereinskultur in der Gemeinde Karstädt auf der dörflichen Struktur und dem traditionellen ländlichen Leben (Chöre, Vereine für die Heimat- und Brauchtumspflege), in Perleberg er- wächst sie aus dem kleinstädtisch bürgerlichen Milieu und einer stark ausgeprägten Identi- tät zur Stadtgeschichte (Bürgerverein, Kulturverein, Altstadt e.V. etc.).

In der DDR-Zeit fand Kultur in industriell geprägten Städten überwiegend in den großen Betrieben und Kulturhäusern statt. Das heutige Wittenberger Vereinsleben resultiert daher teilweise aus dem Engagement ehemaliger Mitarbeiter von Betrieben und großen Werken (z.B. Verein Lokschuppen e.V., Freundeskreis Nähmaschine e.V.), aber auch beispielweise aus den Aktivitäten des Kulturbundes. Kennzeichnend für Wittenberge sind zudem verstärkte Aktivitäten privatwirtschaftlicher Veranstalter, die neben den Vereinen Ausrichter von Fes- ten sind.

Auch wenn der Bereich der »Kultur- und Kreativwirtschaft« in der vorliegenden Konzeption kein ausgewiesener Untersuchungsbereich ist, sollen dennoch einige Aussagen dazu getrof- fen bzw. dafür sensibilisiert werden. Mit dem Begriff der »Kultur- und Kreativwirtschaft« werden die Kultur- und Kreativunternehmen erfasst, »die überwiegend erwerbswirtschaft- lich orientiert sind und sich mit der Schaffung, Produktion, Verteilung und/oder medialen Verbreitung von kulturellen/kreativen Gütern und Dienstleistungen befassen.«283 Dazu ge- hören beispielsweise Verlage, Film- und Rundfunkwirtschaft, die Gruppe der darstellenden und Bildenden Künste, Kulturszene, Musik und Literatur, Journalisten- und Nachrichtenbü- ros, Museumsshops und Kunstausstellungen, Einzelhandel mit Kulturgütern (Buchhandel, Musikfachhandel, Kunsthandel), Architekturbüros, Designwirtschaft.284 Das weitgehend fehlende Branchenbewusstsein ist darauf zurückzuführen, dass die Branche zu weit über 90% aus Kleinstunternehmen mit weniger als 10 Beschäftigten besteht.285 Das Land Bran- denburg misst diesem Querschnittsthema und Wirtschaftsfeld allerdings eine zunehmend hohe Bedeutung bei.286

283 MW/MWFK 2009: 9. 284 Vgl. Ebd. 285 Vgl. hier und im Folgenden Söndermann et al. 2009. 286 Vgl. MW/MWFK 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 164 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Im Regionalen Wachstumskern ist die Anzahl der Akteure aus diesem Bereich überschaubar bzw. nicht stark ausgeprägt. Diesem Wirtschaftsbereich lassen sich beispielsweise die Kinos in Wittenberge und Perleberg zuordnen, sowie die private Tanzschule, die privat geführte Museumsgalerie in Perleberg, die Buchhandlungen, die Angebote der Museumsshops als auch Hörspielproduktionen des Culturm e.V. oder im weiteren Sinne kulturtouristische E- vents, wie z.B. Elblandfestspiele (siehe auch unter Kulturtourismus) und die Produktion der CD zu den Elblandfestspielen mit Vertrieb im Einzelhandel. Tendenziell sind zahlreiche Künstlerinnen und Künstler im Umland zu vermuten, die diesem Bereich zugeordnet wer- den können.287

Kulturausgaben im RWK (Institutionelle und Projektförderung)

Die Kulturförderung der beiden Städte und die Förderung der Gemeinde Karstädt unter- scheiden sich aufgrund der unterschiedlichen Infrastruktur und Gemeindegröße. Mit dem Kultur- und Festspielhaus, dem Stadtmuseum »Alte Burg« und der Stadtbibliothek in Wit- tenberge entsteht ein jährlicher Zuschussbedarf von 724.600 EUR (2007), was 37,60 EUR pro Einwohner288 entspricht. In Perleberg ist für das Stadt- und Regionalmuseum und die Stadtbibliothek ein Zuschussbedarf von 285.596 EUR (2007) erforderlich, was 22 EUR pro Einwohner289 entspricht.290

Abb.: Kulturausgaben pro Einwohner in Perleberg und Wittenberge im Vergleich (laufende Grundmittel)291

Theater/Konzerte Bibliothek Museum Wittenberge 16,96€* 13,66€ 7,00€

Perleberg 0,00€ 13,55€ 8,92€

* Kultur- und Festspielhaus

Die Aufschlüsselung der institutionellen Förderung der beiden Städte macht noch einmal deutlich, dass Kultur seitens der öffentlichen Hand ein hoher Stellenwert in beiden Kom- munen zugewiesen wird. Mittel- bis langfristig werden jedoch die demografischen Ent- wicklungen die Infrastruktur an Tragfähigkeits- und damit Finanzierungsgrenzen führen. Es ist notwendig, die Angebote und Infrastruktur an die veränderte Bevölkerungssituation und die daraus resultierenden Bedürfnisse anzupassen. Gleichfalls ist eine stärkere Außenorien- tierung in das Umland erforderlich, um eine Umlandfunktion zu gewährleisten und eine

287 Dazu wurde im Rahmen der Untersuchungsschwerpunkte keine umfassende Bestandsaufnahme durchgeführt. 288 19.250 Einwohner zum Stichtag 30.03.2008 und ohne Berücksichtigung der Personalstellen Kulturverwaltung. 289 12.700 Einwohner zum Stichtag 01.01.2008 und ohne Berücksichtigung der Personalstellen Kulturverwaltung. 290 Die Ausgaben für die beiden Stadtarchive sind hier nicht berücksichtigt, da diese im Haushalt nicht separat geführt werden und daher nicht eindeutig abgegrenzt werden können. 291 Bei der Darstellung sind die Unterschiede in den Haushaltssystematiken zu berücksichtigen, so sind beispielsweise die Kultureinrichtungen der Stadt Wittenberge in einem Eigenbetrieb zusammengefasst. Aus diesem Grund bein- haltet diese Darstellung keine Aufstellung der Ausgaben für Kulturverwaltung. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 165 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Aufrechterhaltung der kulturellen Infrastruktur in dieser Größenordnung weiterhin legiti- mieren zu können. Dies ist eine entscheidende Aufgabe des gemeinsamen Mittelzentrums Perleberg und Wittenberge.

Abb.: Institutionelle Förderung der Städte Perleberg und Wittenberge 2007

Institutionelle Förderung Wittenberge 2007 Institutionelle Förderung Perleberg 2007

Stadtbibliothek Kultur- und 263.000€ Stadt- und Festspielhaus Regionalmuseum 326.600€ 113.392€

Stadtbibliothek 172.204€

Stadtmuseum 135.000€

Die Gemeinde Karstädt unterhält entsprechend ihrer Größe keine eigenen Institutionen. Die Gemeinde fördert Vereinsaktivitäten im Rahmen der Projektförderung. 2008 betrug diese ca. 21.000 EUR. Alle drei Kommunen unterstützen die Aktivitäten der Kulturträger ihres kommunalen Handlungsbereiches nach ihren finanziellen und personellen Möglichkeiten. Dies geschieht zum einen durch finanzielle Förderung, die Bereitstellung von Sachmitteln oder Räumlichkeiten oder durch ämterübergreifende Zusammenarbeit bei Festen etc.. Ne- ben der institutionellen Förderung bezuschussen die Städte Perleberg und Wittenberge kulturelle Höhepunkte im Rahmen des Prignitz-Sommers. Dafür werden im Haushaltsplan der Stadt Perleberg 9.391 EUR, im Haushaltsplan der Stadt Wittenberge jährlich 14.500 EUR und von der Gemeinde Karstädt außerhalb der Projektförderung noch einmal 5.525 EUR bereitgestellt. Kommunen werden vom Landkreis Prignitz aufgefordert, Projekte für den Prignitz-Sommer vorzuschlagen. Die Anträge werden in den Kulturausschüssen beraten und beim Landkreis eingereicht. Traditionell werden in Perleberg im Rahmen des Prignitz- Sommers das Perleberg-Festival und die Lotte-Lehmann Woche gefördert. In Wittenberge werden das Dixielandfest, die Elblandfestspiele und das Stadt- und Hafenfest bezuschusst.

Abb: Kulturausgaben der Städte Perleberg und Wittenberge im Jahr 2007 in Prozent

Kulturausgaben Wittenberge 2007

Stadt- und Hafenfest Sonstige Projekte 2,0% 0,3%

Prignitz-Sommer 1,9%

Institutionelle Förderung 95,9%

Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 166 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Bei der Betrachtung der Kulturförderung zeigt sich insgesamt folgendes Bild: Mehr als 95% der Kulturausgaben sind fest gebunden und werden für Institutionen wie Kultur- und Fest- spielhaus, die Bibliotheken und Museen aufgewandt. Ca. 5% der Kulturausgaben gaben die Städte Perleberg und Wittenberge im Jahr 2007 für Projektförderung aus. Eine große Be- deutung kommt dabei dem Prignitz-Sommer und damit der Förderung kultureller Höhe- punkte zu. Für sonstige Projekte werden in beiden Kommunen weniger als 1% der Gesamt- ausgaben aufgewandt. Für den Prignitz-Sommer als auch für sonstige Projekte liegen keine Förderrichtlinien vor, woraus auch der Wunsch vieler Befragter nach mehr Transparenz bei der Kulturförderung resultierte.292 Insgesamt gibt es wenig Flexibilität in den Förderstruktu- ren und damit auch nur stark begrenzte Möglichkeiten, neue/innovative Projekte im kultu- rellen/künstlerischen Bereich zu fördern.

Angebote für spezifische Zielgruppen

Die kulturellen und soziokulturellen Angebote für verschiedene Zielgruppen sind sehr un- terschiedlich. So sind beispielsweise die Angebote für ältere Menschen (ab 65 Jahren) als gut bis sehr gut einzuschätzen. Einen wesentlichen Beitrag zur Kulturarbeit leisten hier die sozialen und kirchlichen Träger der Region, aber auch die Vereine bieten zahlreiche Mög- lichkeiten, selbst aktiv zu werden und sich zu engagieren. Die Angebote für Kinder und Fa- milien sind insgesamt als ausbaufähig einzuschätzen. Die größten Defizite und damit er- höhter Handlungsbedarf bestehen bei der Altersgruppe der Jugendlichen. Dies geht aus den Ergebnissen der Experteninterviews, der Bürgerbefragung und der Bestandsaufnahme her- vor. Hier sind die außerschulischen Aktivitäten und Angebote für den Kulturbereich als ge- ring einzuschätzen und wurden von den befragten Experten und Bürgern/-innen ebenso bewertet.293 Darüber hinaus weisen die Ergebnisse der Bürgerbefragung darauf hin, dass die kulturellen Angebote überwiegend von Bevölkerungsschichten genutzt werden, die tenden- ziell über einen höheren Bildungsabschluss verfügen. Es werden offensichtlich wenig Men- schen mit geringerem Bildungsabschluss und sozial Schwächere erreicht.294 Der 2008 im RWK Prignitz eingeführte Sozialpass hat bislang noch nicht die erwünschte Wirkung erzielt und wird eher verhalten nachgefragt. Hier sind weitere Strategien sowie präventive und aktive Maßnahmen zu entwickeln, ebenso Hemmschwellen für die kulturelle Teilhabe zu senken, um die Integration derer zu fördern, die als benachteiligt gelten oder besonderen Risiken ausgesetzt sind. Die Bedürfnisse von sozialen »Randgruppen« sind damit stärker in den Blick zu nehmen.

292 Vgl. Dazu Ergebnisse der Expertenbefragung. 293 Signifikant wurde in der Bürgerbefragung die Korrelation von Kulturinteresse und Bildungsabschluss, d.h. mit höhe- rem Bildungsniveau steigt auch das Kulturinteresse. 53% der rückgesandten Fragebögen wurden von Bürger/-innen mit formal höherem Bildungsabschluss ausgefüllt. Im Vergleich mit den Bildungsabschlüssen in der Bevölkerung des Landkreises gab es große Unterschiede. Zudem waren zwei Drittel der Befragten zum Zeitpunkt der Befragung erwerbstätig, nur 5% arbeitsuchend. 294 2008 wurde der Sozialpass für sozialbedürftige Kinder und Erwachsene im RWK Prignitz eingeführt. Mit dem Pass können Museen, Schwimmbäder, Tierpark und Veranstaltungen in Bibliotheken als auch im Wittenberger Kultur- und Festspielhaus zu ermäßigten Eintrittspreisen wahrgenommen werden. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 167 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Insgesamt gibt es seitens der Kultureinrichtungen nur wenige Kenntnisse über die eigenen Besucher- und Publikumsstrukturen, insbesondere über die »Nicht-Besucher«. Damit fehlen wichtige Hinweise, mit denen strategisch oder adäquat auf ein verändertes Freizeitverhal- ten bzw. entsprechende Bedürfnisse reagiert werden kann und wie im Sinne des kulturpoli- tischen Auftrages bzw. Bildungsauftrages möglichst alle Bevölkerungsschichten erreicht werden können. Hier fehlt es an geeigneten Vermittlungsstrategien und Zielgruppenan- sprachen. Eine weitere Zielgruppe sind die Touristen, auf die unten (Kulturtourismus) ein- gegangen wird.

5.1.2 Umlandfunktion

Vorbemerkungen

Aus dem Zusammenschluss der drei Kommunen zu einem Regionalen Wachstumskern so- wie aus dem Mittelzentrum Wittenberge-Perleberg ergibt sich die Verantwortung, kultu- relle Angebote und Kompetenzen zu bündeln und diese gemeinsam für die Region anzubie- ten.295 Die Angebote der öffentlichen Kultureinrichtungen in Perleberg und Wittenberge wurden deshalb auch hinsichtlich ihrer Umlandfunktion bzw. ihres »Versorgungsgebietes« überprüft. Allerdings ist die regionale Bedeutung bzw. Umlandfunktion einer kulturellen Einrichtung oder Veranstaltung keine exakt quantifizierbare oder feststehende Größe.296 Die Annäherung erfolgte daher durch zwei Methoden. So wurden erstens Schlussfolgerun- gen aus der schriftlichen Bürgerbefragung im Landkreis Prignitz gezogen (Nachfrager- bzw. Nutzerseite). Zweitens wurden die befragten öffentlichen Einrichtungen (Anbieterseite) auf verschiedene Kriterien hin bewertet, wie z.B. regionale Relevanz, Außenorientierung der Angebote und Dienstleistungen für die Nutzer, räumliche Zugänglichkeit, Vernet- zung/Kooperation und Kontinuität.

Analyse der Umlandfunktion mittels Bürgerbefragung (Nachfrageseite)

Aus der Analyse der Bürgerbefragung können folgende Rückschlüsse auf ein Einzugsgebiet des Regionalen Wachstumskerns Prignitz für den Kulturbereich gezogen werden: Beide Städte weisen aufgrund ihrer geografischen Lage, den Verkehrsanbindungen und ihren spezifischen Angeboten ein Einzugsgebiet auf, welches zum Teil deckungsgleich ist und sich zum Teil in Reichweite und Richtung unterscheidet. Der nahe Einzugsbereich von Witten- berge erstreckt sich entlang der Elbe und umfasst vor allem nordwestlich das Amt Lenzen- Elbtalaue und südöstlich das Amt Bad Wilsnack-Weisen.297 Darüber hinaus reicht es über

295 Ein wesentliches Kennzeichen für die zentralörtliche Bedeutung eines Ortes ist neben anderen Standortmerkmalen auch die Existenz von Kultur- und Bildungseinrichtungen, sofern deren Versorgungsgebiet über die Kommune hi- nausweist. 296 Vgl. Vogt 1996: 152. 297 Es ist davon auszugehen, dass der Einzugsbereich von Wittenberge über die Elbe hinaus reicht, wobei der Fluss eine natürliche Grenze darstellt. Da die Bürgerbefragung ausschließlich im Landkreis Prignitz durchgeführt wurde, müss- te dies separat untersucht werden. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 168 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit die Gemeinde Karstädt und die Stadt Perleberg hinaus, es werden ebenso Bürger der Ge- meinden Gumtow, Plattenburg, Groß Pankow und Stadt Pritzwalk erreicht. Besonders stark nachgefragt wird neben dem Bereich Film die Sparte Darstellende Kunst, was mit hoher Wahrscheinlichkeit auf das Kultur- und Festspielhaus als nahezu einzigem Anbieter in die- ser Sparte zurückzuführen ist.298 Hier lässt sich eine Reichweite von 30 bis 50 km in den Landkreis Prignitz nachweisen.

Für die Stadt Perleberg ergab sich aus der Befragung, dass Angebote hauptsächlich aus den Gemeinden Groß Pankow (in Richtung Pritzwalk), Karstädt, Gumtow und den Ämtern Put- litz-Berge, Plattenburg, wahrgenommen werden. Neben den Sparten Film, Feste/Festivals und Musik gab es auch Häufigkeiten in der Sparte Literatur. Hier wäre näher zu untersu- chen, auf welche Angebote sich diese Nennungen zurückführen lassen (Bibliothek, Bücher- fest, Antiquariat, Autorenlesungen anderer Veranstalter). Insgesamt werden Tendenzen deutlich, dass die Angebote in der Stadt Perleberg nur eingeschränkt von Wittenberger Bür- gerinnen und Bürgern genutzt werden. Einerseits kann hier sicherlich die eigene kulturelle Infrastruktur Wittenberges als Begründung in Betracht gezogen werden, andererseits ist davon auszugehen, dass dieses Nutzerverhalten auch von unterschiedlichen Traditionen, Freizeitverhalten und -bedürfnissen sowie sozio-demografischen Faktoren determiniert wird. Aber auch umgekehrt werden die Wittenberger Kulturangebote offensichtlich eher verhalten – jedoch häufiger als andersherum – von Perleberger Bürgerinnen und Bürgern genutzt. Hier liegt das Interesse hauptsächlich bei den Sparten Darstellende Kunst, Musik und Kleinkunst, was ebenfalls das Kultur- und Festspielhaus als hauptsächlichen Nutzungs- ort nahelegt.

Insgesamt geht mit größerer Entfernung auch eine Abnahme der Nutzer einher. Tendenziell kommen die meisten Nutzer aus der unmittelbaren Umgebung. Die Reichweite hängt letzt- endlich auch von der Attraktivität der Angebote ab. Jedoch konnte nachgewiesen werden, dass das Einzugsgebiet sich mit dem im LEP B-B definierten Mittelbereich des Mittelzent- rums (Gemeinde Karstädt, Gemeinde Plattenburg, Amt Lenzen-Elbtalaue, Amt Bad Wils- nack-Weisen) deckt.

298 Da die Abfrage nach Sparten erfolgte, ist hier kein Rückschluss auf bestimmte Kultureinrichtungen möglich. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 169 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Aus der Bürgerbefragung ergeben sich für den RWK folgende Daten für ein Einzugsge- biet299:

Einzugsgebiet auf der Basis der Bürgerbefragung in der Prignitz300

Einwohner Fläche Bevölkerungsdichte

Perleberg 12.471 137,8 km2 90 EW/km2 Wittenberge 19.023 50, 44 km2 377 EW/km2 Karstädt 6.628 252,18 km2 26 EW/km2

RWK gesamt 38.122 440,42 km2 86 EW/km2

Umland (Ämter Lenzen-Elbtalaue, Bad Wils- 28.438 1.307,55 km2 21 EW/km2 nack-Weisen, Gumtow, Putlitz-Berge und Gemeinden Groß Pankow, Plattenburg)

Einzugsgebiet RWK gesamt 66.560 1.747,97 km2 38 EW/km2

Veränderungen Einzugsgebiet RWK bis 47.924 1.747,97 km2 27 EW/km2 2030301

Abb.: Karte Einzugsgebiet302

300 Quelle Einwohnerzahlen: Landkreis Prignitz unter URL: http://www.landkreis-prignitz.de, Stichtag: 31.12.2008. 301 Lt. Bevölkerungsprognosen (Rückgang ca. 28% in der gesamten Prignitz. Kleinräumige Veränderungen sind hierbei unberücksichtigt). 302 Karte: Tourismusverband Prignitz e.V. (bearbeitet durch die Forschungsgruppe). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 170 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Analyse der Umlandfunktion bei öffentlichen Einrichtungen (Anbieterseite)

In die Betrachtung der Umlandfunktion des RWK wurden die öffentlichen Kultureinrichtun- gen des Mittelzentrums einbezogen, die in erster Linie entsprechend der zentralörtlichen Gliederung an der Tragfähigkeit bzw. Basisbevölkerung in der Kommune bzw. Region orien- tiert sind.

Dazu gehören folgende Einrichtungen: Kultur- und Festspielhaus Wittenberge, Stadtmuse- um Wittenberge, Stadtbibliothek Wittenberge und Stadtarchiv Wittenberge sowie das Stadt- und Regionalmuseum Perleberg, die Stadtbibliothek Perleberg und das Stadtarchiv Perleberg.

Bei der Analyse der Einrichtungen wurde deutlich, dass:

• die Kenntnisse der Kultureinrichtungen bzw. kulturellen Träger über deren Publi- kums- und Nutzungsstruktur gering sind. In seltensten Fällen liegen Erhebungen ü- ber Herkunft, Alter und Nutzungshäufigkeit der Besucher – insbesondere der Besu- cher von außerhalb – vor. Ebenso existieren wenige Kenntnisse zu den sogenannten »Nicht-Besuchern«.

• die Internetdarstellung der Kulturangebote im RWK ausbaufähig ist. Die Darstellun- gen sind von der Informationstiefe und der Aktualität insgesamt sehr unterschied- lich und zum Teil nicht aussagekräftig.

• die Außenorientierung und Vernetzung der Einrichtungen mit ihrem Umland sehr unterschiedlich ist. Das Kultur- und Festspielhaus sowie das Stadt- und Regional- museum Perleberg bewerben ihr Angebot lokal und regional, zum Teil auch überre- gional. Ebenfalls weisen beide Einrichtungen ein dichtes Netz an Kooperationen auf, welches über den lokalen Einzugsbereich hinausgeht. Alle anderen Einrichtungen sind aufgrund ihres bisherigen kulturpolitischen Auftrages vor allem an der Stadt- bevölkerung orientiert.

Positiv hervorzuheben ist, dass es bereits Ansätze gibt, die die Zugänglichkeit von Einrich- tungen und kulturellen Angeboten verbessern. Dazu können gezählt werden: das Angebot eines Zubringerbusses des Kultur- und Festspielhauses (von Bedeutung vor allem für ältere immobile Menschen) und das Modellprojekt »Virtuelle Regionalbibliothek«, durch die der Zugriff auf Regionalbestände digital und unabhängig vom Wohnort möglich ist. Jedoch ist festzustellen, dass es insgesamt noch geringe Anreize gibt, die Mobilität bzw. Nachfrage von außerhalb zu erhöhen bzw. Alternativangebote zu unterbreiten.

Bei der Gegenüberstellung der Ergebnisse von Anbieter- und Nachfragerseite wurde deut- lich, dass es eine Nachfrage aus dem Umland gibt, die jedoch zum Teil noch nicht bewusst durch die öffentlichen Einrichtungen gesteuert und aktiviert wird. Mit Ausnahme des Perle- berger Stadt- und Regionalmuseums und des Kultur- und Festspielhauses ist vor allem eine kommunale Ausrichtung zu konstatieren. Insgesamt wurden hier noch Potenziale hinsicht- Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 171 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit lich einer verstärkten Außenorientierung und zum Ausbau und der Verbesserung der Um- landfunktion sichtbar.

Über die Betrachtung der öffentlichen Einrichtungen hinaus ist darauf hinzuweisen, dass auch die Angebote von freien, gemeinnützigen und privatwirtschaftlichen Anbietern wie z.B. bei Festen/Festivals eine Nachfrage aus dem Umland generieren. Die Nutzung von An- geboten kann zudem erhöht werden, wenn diese gebündelt oder aufeinander abgestimmt sind (z.B. Öffnungszeiten des Einzelhandels und der Kultureinrichtungen).

Anmerkungen zum Begriff der Umlandfunktion

Abschließend soll auf den Begriff der »Umlandfunktion« eingegangen werden. Aus Sicht der Forschungsgruppe ist das Konzept der »Umlandfunktion« unter Berücksichtung aktueller kulturpolitischer Debatten wie z.B. eines »aktivierenden Staates« weiter zu fassen. Demzu- folge würde sich die Umlandfunktion nicht allein auf die »Versorgung« bestehender Ein- richtungen für das Umland beschränken. Auch umgekehrt müssen die Potenziale (wie z.B. Themen, Orte, Veranstaltungen, Akteure) des Umlandes stärker in das Blickfeld kommuna- len und regionalen Handelns genommen werden. Netzwerkstrategien und Verflechtungen in das Umland sowie die Einbeziehung von Akteuren aus der Zivilgesellschaft gewinnen damit zunehmend an Bedeutung.

Aus diesem Verständnis einer Umlandfunktion agieren die RWK-Kommunen nicht nur als reine »Versorger« kultureller Angebote, sondern auch als Vernetzer, Koordinatoren, Ver- mittler und Aktivierer zwischen Umland und Wachstumskern. Im touristischen Bereich werden solche Pfade bereits betreten, wie die Zusammenarbeit des Amtes Bad Wilsnack- Weisen im Arbeitskreis Tourismus, Kultur und Sport, das Netzwerk »Aktiv in der Natur« oder das Städtenetz Prignitz zeigen.

5.1.3 Qualifizierungsbedarfe und Beschäftigungspotenziale

Beschreibung

Ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt war die Ermittlung von Beschäftigungspotenzia- len und Qualifizierungsbedarfen. »Beschäftigungspotenziale« sind vom »Personalbedarf« abzugrenzen und beziehen sich vornehmlich auf wirtschaftspolitische Aktionsfelder und sind daher für diese Konzeption im Bereich des Kulturtourismus und der Kultur- und Krea- tivwirtschaft zu verorten. Auch die öffentlichen Kultureinrichtungen tragen direkt und indi- rekt zu wirtschaftlichen Wirkungen – wie z.B. Einkommens- und Beschäftigungseffekte – für die Region bei. Öffentliche Kulturangebote spielen aber auch als Image- und Standort- faktor eine wichtige Rolle. In einer vertiefenden Untersuchung wurden hauptsächlich die öffentlichen Kultureinrichtungen und -angebote betrachtet und deren Relevanz für den Kulturtourismus.303 Um der Gleichstellung von Männern und Frauen Rechnung zu tragen,

303 Die Bestandsaufnahmebögen freier, gemeinnütziger und privater Akteure wurden zum großen Teil unvollständig Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 172 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit werden am Ende dieses Kapitels auch Aussagen zum Gender Mainstreaming (GeM) getrof- fen. Weitere Beschäftigungspotenziale und Qualifizierungsbedarfe werden in der vorlie- genden Konzeption durch die Vernetzung der Themen und Untersuchungsbereiche sowie aus der Zusammenführung von Schnittstellen sichtbar. Sie werden deshalb in den Hand- lungsempfehlungen im Kapitel »Qualifizierung und Beschäftigung« gesamtheitlich darge- legt.

Beschäftigungspotenziale

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick zur aktuellen Beschäftigungssituation und Qualifikation in den öffentlichen Kultureinrichtungen im Regionalen Wachstumskern. Zum Zeitpunkt der Bestandsaufnahme waren in den öffentlichen Kultureinrichtungen des Regi- onalen Wachstumskerns 10 Vollzeitkräfte und 3 Teilzeitkräfte beschäftigt. Darüber hinaus wurden 5 Mitarbeiter/-innen über das Bundesprogramm Kommunal-Kombi, 1 Mitarbeite- rin über eine MAE-Maßnahme und 15 Pauschalkräfte (geringfügige Beschäftigung) einge- setzt.

Für den kulturtouristischen Bereich übernehmen vor allem die Museen eine wichtige Funk- tion. Das Kultur- und Festspielhaus richtet sich in erster Linie an die Bevölkerung des RWK und des Umlands und weist erst im Zusammenhang mit Angebotspaketen eine touristische Relevanz auf, wie z.B. in Verbindung mit dem Elbe-Radweg. Auch Bibliotheken und Archive können etwas zur kulturtouristischen Wertschöpfungskette beitragen (z.B. durch Lesungen bei Veranstaltungen, Sonderausstellungen, Einbindung in Informationsportale, Vernetzung mit anderen touristischen Anbietern). Sie sind aufgrund ihres kultur- und bildungspoliti- schen Auftrages jedoch in ihren Einrichtungen nicht in dem Maße mit touristischen Besu- chern konfrontiert wie Museen, sondern hauptsächlich an der eigenen Bevölkerung ausge- richtet.

In der nachfolgenden Übersicht der Beschäftigungssituation der öffentlichen Kultureinrich- tungen wird deutlich, dass insbesondere die Museen personell sehr schwach besetzt sind. Hier wird gegenwärtig besonders stark mit Arbeitskräften des sogenannten Zweiten Ar- beitsmarktes gearbeitet, ohne die die Arbeit der Museen kaum möglich wäre. Dies ist eine Tendenz die sich zurzeit in der gesamten Museumslandschaft des Landes Brandenburg ab- zeichnet. Der massive Stellenabbau resultiert dabei vor allem aus den Jahren 1990 bis 2000.304 Um Museumsangebote inhaltlich und konzeptionell weiterzuentwickeln, ist der sogenannte »Mittelbau« (wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen, Sammlungsleiter/-innen, Restauratoren/-innen, Museumspädagogen/-innen) notwendig, der bei beiden Museen allerdings komplett fehlt. Die Museumsarbeit beschränkt sich daher vorrangig auf die Absi- cherung der Öffnungszeiten und die Organisation von Ausstellungen.

eingereicht, so dass diese keine ausreichende Datengrundlage für die Ermittlung des Qualifizierungsbedarfs dar- stellen. Die Hinweise für den nicht-öffentlichen Sektor stützen sich deshalb hauptsächlich auf die durchgeführten Experteninterviews und eigenen Schlussfolgerungen aus der gesamten Analyse. 304 Vgl. Museumsverband des Landes Brandenburg 2009: 49. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 173 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Zudem ist die Einarbeitung der Arbeitskräfte des Zweiten Arbeitsmarktes nur bedingt – aufgrund fehlender Vorkenntnisse und Qualifizierung in diesem Bereich – möglich. Deren Einsatz ist zeitlich befristet, die Personalfluktuation folglich hoch und die Nachhaltigkeit der Museumsarbeit kann entsprechend nicht gewährleistet werden.

Tab.: Übersicht Beschäftigungssituation in öffentlichen Kultureinrichtungen des RWK 2009305

Einrichtung Voll- und Teilzeitbeschäftigte Sonstige Beschäftigungverhältnisse Kultur- und Festspiel- 1 künstlerischer Leiter (V) 14 Pauschalkräfte für Garderobe, Ein- haus 1 Kulturmanagerin (T) lass, Theaterkasse, Umbau 1 Bühnenmeister (V) 1 Beleuchtungsmeister (V) Stadtmuseum »Alte 1 Museumleiterin (V) 1 Mitarbeiter Kommunal-Kombi (30h) Burg Wittenberge« 1 Mitarbeiterin Kommunal-Kombi (30h) Stadtbibliothek »Mar- 3 Dipl.-Bibliothekarinnen (V) tin Andersen Nexö« 2 Fachangestellte für Medien- Wittenberge u. Informationsdienste (V/T) Stadtarchiv Wittenber- 1 Fachangestellte für Medien- 1 Mitarbeiter Kommunal-Kombi (30h) ge u. Informationsdienste (V) Stadt- und Regional- 1 Museumsleiter (V) 1 Mitarbeiterin Kommunal-Kombi (30h) museum Perleberg 1 Verwaltungsangestellte (T) 1 Mitarbeiterin MAE306 1 Pauschalkraft (3h) Stadtbibliothek Perle- 2 Dipl.-Bibliothekarinnen (V) 1 Bibliothekarin ehrenamtlich berg Stadtarchiv Perleberg 1 Fachangestellte für Medien- 1 Mitarbeiterin Kommunal-Kombi (30h) u. Informationsdienste (V)

Für die Bibliotheken können zusätzlich Aussagen hinsichtlich des Personalbedarfes getrof- fen werden. Entsprechend dem für den Bereich geltenden Fachstandard wird von einer Vollzeitstelle je 3.000 Einwohnern ausgegangen. Daraus ergibt sich ein Personalbedarf lt. DBS (Deutscher Bibliotheksstatistik)307 von 4,17 Vollzeitstellen für Perleberg (Differenz: -2,17) und 6,4 Vollzeitstellen für Wittenberge (Differenz: -1,20). Die Bibliothek Wittenberge nimmt dennoch eine Spitzenposition der Bibliotheken im Land Brandenburg ein (bezogen auf Städte der Einwohnerklasse 10.000-20.000 und Ausgaben je Einwohner). Diese struktu- rellen Angaben sind jedoch nicht isoliert zu bewerten, sondern mit einer inhaltlichen Be- trachtung und im Gesamtkontext der Kulturentwicklung zu verknüpfen.308

305 V=Vollzeit, T= Teilzeit. 306 MAE= Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung. 307 http://www.hbz-nrw.de/angebote/dbs/, Zugriff am 1. September 2009. 308 Vgl. deshalb im Kapitel 6.7 die Empfehlungen zur Kulturellen Bildung. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 174 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Qualifizierungsbedarf

Für die öffentlichen Museen der Stadt Perleberg und der Stadt Wittenberge werden Be- schäftigungspotenziale309 sichtbar, die ausgeschöpft werden sollten, um auf dem kultur- touristischen Markt erfolgreicher agieren zu können. Darüber hinaus wurden folgende Qualifizierungsbedarfe ermittelt: Qualitätssicherung, Profilierung und Positionierung der Museen sowie strategische Ausrichtung in der Region, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Besucherorientierung und -forschung, Entwicklung und Ausbau der Museumsshops, Ent- wicklung kulturtouristischer Angebotspakete mit anderen Anbietern, Kulturmarketing.310

Für die öffentlichen Bibliotheken wurde ein Fachkräfte- bzw. Qualifizierungsbedarf für den Bereich Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Medienpädagogik und Kulturvermittlung sichtbar. Dieser Bedarf ist kein spartenspezifischer, sondern wurde spartenübergreifend deutlich. Die beiden Stadtbibliotheken in Perleberg und Wittenberge planen für 2010 eine Beteiligung an der landesweiten Fortbildung »Zukunftskonzepte für Öffentliche Bibliothe- ken«. In mehreren Workshops soll jede Bibliothek unter professioneller Managementbeglei- tung ein realisierbares Bibliothekskonzept einschließlich einer Bedarfs- und Umfeldanalyse erarbeiten. Daraus soll ein konkretes Dienstleistungsprofil der Bibliotheken für den Bürger- bedarf hergeleitet werden.311 Diese Fortbildung ist als sehr zukunftsweisend einzuschätzen. Da die vorliegende Konzeption einen regionalen und gesamtheitlichen Ansatz verfolgt (und daher nur punktuell in die Tiefe gehen kann), ist im Rahmen der Fortbildung anzuregen und konkret zu prüfen, wie die hier vorgeschlagenen Empfehlungen zur Verbesserung der ge- meinsamen Umlandfunktion im Detail realisiert werden können. Weiterhin wäre dieser Zuschnitt der Fortbildung auch für die Profilierung der Museen bedeutsam.

Insgesamt ist festzustellen, dass durch die Landesverbände der einzelnen Sparten bereits einzelne Qualifizierungsmaßnahmen angeboten werden. Wenig Qualifizierungsangebote dagegen gibt es z.B. im Themenbereich »Kooperation und Vernetzung« bzw. Maßnahmen, die zur sparten- und sektorenübergreifenden Vernetzung beitragen. In diesem Zusammen- hang sind sparten- oder sektorenspezifische Qualifizierungsmaßnahmen (wie z.B. Zu- kunftskonzepte für Öffentliche Bibliotheken) von themen- oder problemorientierten Quali- fizierungsmaßnahmen (wie z.B. das Projekt »Kultur im Wandel«312) zu unterscheiden.

309 Bei der Betrachtung öffentlicher Kultureinrichtungen ist zu berücksichtigen, dass die Beschäftigungszahlen nur erhöht werden können, wenn die öffentliche Kulturförderung ausgebaut wird oder zusätzlich private Förderer ge- wonnen werden können. Zusätzlich können in begrenztem Umfang die Eigeneinnahmen einer Einrichtung erhöht werden. 310 Vgl. exemplarisch John et al. 2010. 311 Vgl. Landesfachstelle für Archive und Öffentliche Bibliotheken 2009. 312 Das Pilotprojekt der Landesregierung Brandenburg wurde von iq-consult konzipiert und umgesetzt. Es brachte Expert/-innen aus dem Seniorenbereich und Kulturinstitutionen zusammen. Ausgehend von den demografischen Entwicklungen setzte es sich mit den veränderten Bedürfnissen von älteren Menschen und damit einer entspre- chenden Ausrichtung und Anpassung der Kulturangebote auseinander. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 175 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Eine wesentliche kulturtouristische Funktion erfüllen auch Kultur-Events und Festspiele in der Region, wie z.B. die Elblandfestspiele oder das Perleberg-Festival. Die Beschäftigungs- möglichkeiten halten sich jedoch in diesem Segment in Grenzen, da es sich meist um Sai- son- oder Teilzeitarbeitsplätze handelt. Besonders Hotellerie und Gastronomie müssen fle- xibel auf die unterschiedlichen saisonalen Auslastungen reagieren. Notwendige Investitio- nen zur Verbesserung der Qualität (in Infrastruktur und Ausbildung) können aufgrund der finanziellen Lage meist erst dann getätigt werden, wenn zu erwarten ist, dass sich der öko- nomische Nutzen möglichst zeitnah einstellt.

Bei der Analyse der Kulturangebote wurden besonders viele Veranstaltungen und kulturelle Events in den Sommermonaten und damit auch der Auslastung der Unterkünfte (Spitzen- monat Juli) identifiziert. Zu einer besseren Auslastung der Unterkünfte in der Region und damit auch zur Verbesserung der Beschäftigungssituation kann eine Entzerrung der Saison beitragen. Dazu sind Angebote auch außerhalb der Saison zu unterbreiten (siehe z.B. win- terliches Brandenburg313), bestenfalls auch in Kombination mit Wellness- und Naturange- boten u.a.

Anmerkungen zum Gender Mainstreaming

Gender Mainstreaming basiert auf der Erkenntnis, dass es keine geschlechtsneutrale Wirk- lichkeit gibt. Das bedeutet, dass bei allen gesellschaftlichen Vorhaben die unterschiedlichen Lebenssituationen und Interessen von Frauen und Männern von vornherein und regelmäßig berücksichtigt werden.314 GeM meint damit mehr als die Benachteiligung von Frauen auf- zuheben.

Für die vorliegende Untersuchung wurden insgesamt 10 Frauen und 23 Männer aus öffent- lichen und frei-gemeinnützigen Einrichtungen, Politik, Wirtschaft sowie Kultur- und Tou- rismuswirtschaft individuell befragt. Dabei wurde deutlich, dass bei den Befragten aus Poli- tik sowie bei freien Kulturträgern und privatwirtschaftlichen Anbietern der Anteil der Män- ner deutlich überwog (Verhältnis 11:5). In den öffentlichen Kultureinrichtungen (Bibliothe- ken, Museen und Archive) war der Frauenanteil in den leitenden Positionen und bei Festan- gestellten höher (Verhältnis 5:2).

Dies entspricht in etwa den Ergebnissen einer bundesweiten Studie »Frauen im Kultur- und Medienbetrieb«, die 1999–2000 vom Zentrum für Kulturforschung mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aktualisiert heraus- gegeben wurde. Die umfangreiche Analyse zur Berufssituation von Frauen in künstleri- schen, publizistischen und verwandten Arbeitsfeldern zieht im Vergleich zu den 1980er und 1990er Jahren insgesamt eine positive Bilanz über die berufliche Entwicklung der Frauen. Dennoch besteht weiterhin eine funktionale und hierarchische Arbeitsteilung der Ge- schlechter. So weist beispielsweise die Beschäftigungsstatistik bei den Festangestellten

313 Vgl. http://www.reiseland-brandenburg.de, Zugriff am 15.08.2009. 314 Vgl. http://www.gender-mainstreaming.net, Zugriff am 05.07.2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 176 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit sogar einen Frauenanteil von 50% aus, mit steigender Tendenz. Unter qualifiziert Beschäf- tigten in Bibliotheken, Archiven und Museen ist eine »Feminisierung« bis hin zu Anteilen von 75% anzutreffen. Das Gegenteil trifft zu, wenn es um einflussreiche oder »politische« Positionen geht. Die finanziellen und prestigemäßig lukrativen Positionen im Kultur- und Medienbereich werden nach wie vor von Männern ausgefüllt. Frauen sind bei gleicher Qua- lifikation in fast allen untersuchten Arbeitsfeldern der Studie öfter in den niedrigen Ge- haltsgruppen und bei den Arbeitslosen zu finden. Die Rolle von Frauen in der kommunalen Kulturpolitik ist ebenso marginal. Frauen haben eher Chancen, im Bereich der kommunalen Kulturverwaltungen in Leitungspositionen zu kommen (bundesweit liegt der Anteil bei ca. 27%).315

In diesem Zusammenhang ist auch die Abwanderung von gut ausgebildeten Frauen im reproduktionsfähigen Alter ein wichtiger Faktor. Jährlich verlassen rund 6.500 Frauen zwi- schen 18 und 30 Jahren das Land Brandenburg.316 Berlinferne Landkreise wie die Uckermark und die Prignitz sind besonders stark davon betroffen. Um Fachkräfte an die Region zu bin- den, müssen daher gerade auch jungen Frauen Qualifizierungs- und Aufstiegsmöglichkei- ten eröffnet werden. Es bleibt somit eine wichtige Aufgabe, im Kultur- und Medienbereich kontinuierlich darauf hinzuwirken, dass unbewusste Benachteiligungen reflektiert und ak- tiv aufgehoben werden, aber auch attraktive Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geschaffen werden.

5.1.4 Vernetzungs- und Kooperationspotenziale

Einen zentralen Untersuchungsschwerpunkt stellten Vernetzungs- und Kooperationspo- tenziale im Regionalen Wachstumskern dar. Diese wurden auf verschiedenen Ebenen un- tersucht. Darüber hinaus war es wichtig, mögliche Hindernisse von Kooperationen sichtbar zu machen und regionale Kooperationsstrukturen in das Blickfeld zu nehmen.

Die Ergebnisse aus den Experteninterviews und den Workshops haben deutlich gemacht, dass es große Hemmschwellen und Hindernisse für Kooperationen und damit auch für Ver- netzungen gibt. Kooperiert wird auf der Ebene der Kulturschaffenden und -einrichtungen oft nur innerhalb der eigenen Stadt bzw. Gemeinde mit Schulen, Vereinen, Ämtern u.a. Es wird weniger zwischen den Kommunen des Regionalen Wachstumskerns kooperiert oder darüber hinaus. Das Denken über die lokalen Zusammenhänge hinaus und die Vernetzung mit dem Umland ist insgesamt gering ausgeprägt. Umgekehrt war ein deutliches Interesse von den Befragten aus den Umlandgemeinden zu beobachten. Darüber hinaus gibt es viele Einzelinitiativen und Akteure und kaum regionale Netzwerke oder Interessensgemeinschaf- ten.

315 Vgl. Zentrum für Kulturforschung 2001: 139. Hierbei ist jedoch zu berücksichtigen, dass es Unterschiede zwischen den alten und den neuen Bundesländern gibt, dazu aber keine differenzierten Daten vorliegen. 316 Vgl. Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung o.J.: 10. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 177 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Die meisten Kooperationen innerhalb des Wachstumskerns beschränken sich auf die ter- minliche Abstimmung von Veranstaltungen und sind selten inhaltlicher Art. Eine Ausnah- me bildet hierbei die »Virtuelle Regionalbibliothek«, die ein sparten- und institutionen- übergreifendes Projekt zwischen Bibliotheken, Museen und Archiven des RWK darstellt. Weitere Kooperationsanbahnungen sind derzeit zwischen der Perleberger Lotte-Lehmann- Woche bzw. -Akademie und den Elblandfestspielen in Wittenberge zu beobachten.

Auf politischer Ebene ist hingegen eine große Dynamik zu beobachten, die sich in der Arbeit verschiedener Netzwerke äußert, wie z.B. das Städtenetz Prignitz, die Brandenburgische Elbtalaue GbR, das Netzwerkmanagement »Aktiv in der Natur« oder das Projekt »Storchen- land Prignitz«. Seitens der Kulturakteure werden diese Signale sehr positiv wahrgenommen und haben Vorbildfunktion. Bislang ist es jedoch noch nicht gelungen, diese Kooperations- bemühungen auch auf die Arbeitsebene der Kulturschaffenden zu transferieren. Hier fehlt es an gemeinsamen Projekten und Kooperationsideen, die zur Überwindung von Kooperati- onshindernissen beitragen könnten. Die Kooperationsbarrieren insbesondere zwischen Perlebergern und Wittenbergern haben ihre Wurzeln in der Geschichte und sind zum Teil bis heute spürbar. Der Wille zur Kooperation wird vor allem durch persönliche Befindlichkei- ten, fehlendes Vertrauen, Lokalpatriotismus bzw. Kirchturmdenken, Angst vor Identitäts- verlust, Angst vor Arbeitsplatzverlust durch mögliche Fusionen, den entstehenden Zeit- und Kraftaufwand sowie wegen fehlender Vernetzung, Austausch und Koordination ausge- bremst (s. dazu die Ergebnisse der Experteninterviews).

So scheiterte beispielsweise eine gemeinsame Gesprächsrunde der Museen Perleberg und Wittenberge während des Prozesses zur Kulturkonzeption, weil »man lieber unter sich ist«. Deutlich wurde insgesamt auch, dass die Vorteile von Kooperationen und der »Zugewinn«, der sich möglicherweise durch eine Öffnung nach außen ergibt, nicht gesehen werden. Hier müssen noch große Anstrengungen unternommen werden, diese Vorbehalte und Ängste abzubauen. Die bestehenden Förderinstrumente sind bislang nicht auf eine regionale Zu- sammenarbeit ausgelegt und bieten auch wenig Anreize für Kooperationen zwischen den Kommunen. Auch innerhalb des Prignitz-Sommers werden die Veranstaltungen zwar ge- meinsam vermarktet, es bestehen jedoch kaum inhaltliche Verbindungen oder gemeinsa- me Projekte.

Ein weiterer wesentlicher Punkt ist die Zusammenarbeit von Kultur und lokalem Gewerbe bzw. Einzelhandel in den Innenstädten. Dies ist besonders für den Tourismus bedeutsam. Auch hier wurde Vernetzungsbedarf sichtbar. Vorteilhaft erweist sich in Wittenberge der Zusammenschluss von Gewerbetreibenden in dem Wittenberger Interessenring WIR e.V.. Dadurch kann in Zusammenhang mit kulturellen Events in der Stadt eine Abstimmung z.B. zu den Öffnungszeiten erfolgen. Der Umgang mit dem Ladenleerstand ist eine große Her- ausforderung für die Stadt. In Perleberg fehlt eine solche Initiative und damit auch ein ge- meinsamer Ansprechpartner bzw. eine Werbegemeinschaft für die Stadt. Die Koordinierung zwischen den Gewerbetreibenden und kulturellen Veranstaltungen stellt sich dadurch als sehr schwierig dar. Damit entgehen der Stadt mit den höchsten Übernachtungszahlen er- Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 178 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit hebliche Einnahmen. Auf der regionalen Ebene gibt es bisher keine Ansätze für die Koopera- tion von Wirtschaft und Kultur.

Insgesamt wurden in diesem Untersuchungsbereich die größten Handlungsbedarfe deut- lich. Die im Rahmen der Konzeption durchgeführten Workshops und Gesprächsrunden ha- ben hier erste Impulse gesetzt.

5.1.5 Kulturtourismus

Beschreibung

Ein wesentliches erklärtes Ziel der drei Kommunen im Regionalen Wachstumskern ist der Ausbau touristischer Potenziale, um die Attraktivität der Region zu erhöhen, aber auch um wirtschaftliche Effekte für die Region zu erzielen. Aufgabe der Kulturkonzeption war es demzufolge auch, im Bereich der Kultur touristische Potenziale und Empfehlungen heraus- zuarbeiten, die dann in einer gemeinsamen regionalen Tourismusstrategie aufgegriffen und weiterentwickelt werden können. Da der Tourismus ein zentrales Thema im RWK ist, wurde dazu im Rahmen der Konzeption ein Workshop unter dem Titel »Kulturelle und kul- turtouristische Themen im Regionalen Wachstumskern« durchgeführt. Er diente der Ideen- findung und der Vernetzung weiterer Akteure. Bevor näher auf die Ergebnisse der Untersu- chung zum Kulturtourismus im Regionalen Wachstumskern eingegangen wird, folgt ein kurzer Exkurs zu Reisemotiven und Kulturtourismus.

Exkurs: Reisemotive und Bedeutung des Kulturtourismus

Es gibt zahlreiche Gründe für eine Reise oder einen Ausflug. Bei näherer Betrachtung des Tourismusmarktes wird jedoch deutlich, dass es sich hierbei um komplexe Motivbündel handelt. Zwar haben Bildung und Kultur als generelle Reisemotive in den letzten Jahren deutlich zugenommen, der eindeutige Kulturtourist macht jedoch nur einen geringen An- teil am bundesdeutschen Urlaubsreisemarkt aus.317

317 Vgl. auch Steinecke 2007. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 179 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Urlaubsarten und Anteile in Prozent318

Urlaubsart Anteil Ausruhurlaub 39% Strandurlaub 37% Natururlaub 25% Erlebnisurlaub 24% Familienurlaub 22% Aktivurlaub 18% Besuchsreise 14% Spaßurlaub 11% Sightseeing-Urlaub 11% Rundreise 10% Kulturreise 8% Gesundheitsurlaub 7% Studienreise 4%

Es gibt jedoch eine breite Gruppe von Urlaubern, die zwar nicht vorrangig aus kulturellen Motiven reisen, aber während ihres Aufenthaltes an einem Urlaubsort auch kulturelle Ur- laubsaktivitäten ausüben. Ca. 32% der deutschen Urlauber haben einer Studie zufolge in den letzten Jahren »auch« kulturelle Sehenswürdigkeiten besucht. Die Gruppe der Auch- Kulturtouristen macht demzufolge den größten Anteil innerhalb des Kulturtourismus aus.

Wichtigstes Reisemotiv »Etwas für Kultur und Bildung zu tun« nach Zielgruppen319

Besonders wichtig völlig unwichtig

1 2 3 4 5

14% 78% 9%

Kulturtouristen Auch-Kulturtouristen Nicht-Kulturtouristen

Daraus resultiert einerseits, dass die Bedürfnisse und Motive von Zielgruppen sehr spezi- fisch sind und andererseits, dass kulturtouristische Angebote und Infrastrukturen möglichst im Zusammenhang mit anderen Reisemotiven zu vermarkten sind. Dies sollte auf der Grundlage einer Zielgruppenbestimmung und präzisen Marktanalyse erfolgen, da der Wettbewerb im touristischen Sektor und zwischen Regionen sehr groß ist. Das bedeutet aber auch, dass die Angebote aus dem Tourismus-, Kultur- und Freizeitbereich zu vernetzen sind, um Kunden ein attraktives Gesamtprodukt bieten zu können.

Für die Prignitz bzw. den Regionalen Wachstumskern ergeben sich hauptsächlich Potenziale aus der Kombination kulturtouristischer Elemente mit den folgenden Reisemotiven: Natur-

318 Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen 2005. 319 Ebd. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 180 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit urlaub (Biosphärenreservat), Aktivurlaub und Rundreise (Elberadweg und Elbe-Müritz- Radweg) sowie in geringem Maße Gesundheitsurlaub (Neuer Henningshof in Perleberg, Therme in Bad Wilsnack). Die Verknüpfung von Angeboten zu Angebotspaketen und die Kombination mit anderen Reisemotiven stellt daher ein wichtiges Ziel für die touristische Weiterentwicklung dar.

Um entsprechende Strategien für den Tourismus ableiten zu können, werden im Folgenden die kulturtouristischen Ressourcen im Regionalen Wachstumskern zusammenfassend dar- gestellt.

Kulturtourismus im Regionalen Wachstumskern

Das kulturtouristische Potenzial des Regionalen Wachstumskerns ist eingebettet in die Ge- schichte und Kulturlandschaft der Prignitz. Die Prignitz gehört zwar zu den ältesten Kultur- landschaften der Mark Brandenburg, sie war jedoch im Laufe der Geschichte immer wieder vielen territorialen Veränderungen unterworfen. Einschneidend für die Prignitz ist die 1952 durchgeführte Gebietsreform, bei der Teile der Prignitz auf die Bezirke Magdeburg, Potsdam und Schwerin aufgeteilt wurden. Dadurch ist das Regionalbewusstsein der Prignitzer im Vergleich zu anderen Regionen nicht besonders stark ausgeprägt und die Prignitz als Reise- gebiet bislang kaum bekannt. Seit einigen Jahren werden daher Anstrengungen seitens des Tourismusverbandes Prignitz unternommen, das Profil der Region klarer zu fassen und die- ses zu vermarkten. Auch der Landkreis unterstützt die Profilierung mit der jährlichen Durch- führung des Prignitz-Sommers. Anders als in anderen Regionen erschließt sich das kultu- relle Potenzial jedoch hier nicht auf den ersten Blick. Die Workshops machten dazu noch einmal deutlich, wie schwer es ist, das Besondere der eigenen, regionalen und lokalen Kul- tur herauszustellen. Die eigene Kultur zu erfassen und zu verstehen ist daher eine wesentli- che Grundvoraussetzung für den Kulturtourismus.

Zu den kulturtouristisch relevanten Angeboten im Regionalen Wachstumskern gehören die reichhaltige Bau- und Denkmalkultur wie z.B. die Kirchen, Kulturdenkmäler, der historische Altstadtkern von Perleberg, das industrielle Erbe in Wittenberge (z.B. Alte Ölmühle, Singer- Uhrenturm), das Jugendstilviertel in Wittenberge und die Museen im Wachstumskern. Dar- über hinaus zählen auch kulturelle Events wie die Elblandfestspiele, regionaltypische Feste wie das Roland- und Schützenfest oder Kulturnächte wie die Lange Nacht der Museen in Perleberg zu den kulturtouristisch relevanten Angeboten. Neben dieser sogenannten »Hardware« des Kulturtourismus gibt es eine Reihe an kulturtouristischen Themen im Re- gionalen Wachstumskern und in der Prignitz. Dazu gehören z.B. sozialgeschichtliche The- men, die über die Museen vermittelt und entwickelt werden können,320 die Eisenbahnge- schichte, wechselnde Themen in Form von Kampagnen (Kulturland Brandenburg Kampag- nen in Perleberg), aber auch historische Personen, die eine Bedeutung für die Region haben, z.B. Lotte Lehmann, Paul Lincke, Salomon Herz, Victor Adolf Theophil von Podbielsky.

320 Vgl. Museumsverband des Landes Brandenburg 2009. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 181 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Die Analyse hat gezeigt, dass die Profile der Gemeinde Karstädt und der Stadt Perleberg von ihrer kulturtouristischen Ausrichtung recht klar umrissen sind. Die Stadt Wittenberge ist auf Grund ihrer Geschichte noch in einer Phase der Findung. Das industrielle Erbe wird bis- lang sehr ambivalent wahrgenommen und dementsprechend kaum vermarktet. Es gibt wenige Möglichkeiten, diese Relikte zu besichtigen. In den letzten zwei Jahrzehnten haben Industrieregionen eine neue Wahrnehmung und Bewertung erfahren. Dabei weist der In- dustrietourismus eine erhebliche Dynamik auf. Für die gemeinsame Vermarktung im Regi- onalen Wachstumskern und in der Prignitz ist es notwendig, dieses Profil der Stadt Witten- berge stärker herauszuarbeiten. Der Kulturtourismus spielt für das Image von Altindustrie- regionen eine wichtige Rolle, da er psychologische Stabilisierungseffekte auslösen und das Selbstbewusstsein der Bevölkerung stärken kann.321 Zudem erzeugt der Kulturtourismus Beschäftigungsmöglichkeiten in Gastronomie und Einzelhandel, aber auch für Reise- und Stadtführer.

Insgesamt war festzustellen, dass es noch unzureichende Strukturen in der Zusammenar- beit gibt, wenig Abstimmung zwischen kulturellen und touristischen Anbietern und dass kaum Angebotspakete bzw. zielgruppengerechte Pauschalen existieren. Darüber hinaus ist die Regionalgeschichte wenig präsent und auch Lokalprodukte werden kaum vermarktet. (z.B. »Was kann man als Tourist aus der Region mitnehmen?«). Darüber hinaus gibt es in den Sommermonaten eine hohe Veranstaltungsdichte, was einerseits eine Terminabstim- mung und Koordinierung auf regionaler Ebene erforderlich macht. Die hohe Veranstal- tungsdichte erzeugt jedoch andererseits auch zunehmend Konkurrenzverhältnisse in einer Region mit begrenzter Kaufkraft und rückläufiger Bevölkerung. Angesichts dieser rückläufi- gen Entwicklungen auf der Nachfrageseite sollte einer »Übersättigung« in diesem Bereich rechtzeitig entgegengesteuert werden.

Die wichtigsten Handlungsfelder für den Kulturtourismus sind daher die Rolle der Museen zu stärken, die Inwertsetzung des industriekulturellen Erbes, Vernetzung, Kooperation und Koordination zwischen Kultur und touristischen Leistungsanbietern/lokalem Gewerbe, die Förderung des Regionalbewusstseins und die Einbeziehung der Bevölkerung.

321 Siehe dazu beispielhaft das Besucherbergwerk Abraumförderbrücke F60 in der Lausitz unter http://www.f60.de. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 182 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

5.2 Übersicht der Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken

Die SWOT-Analyse soll dazu beitragen, sich auf Schlüsselaspekte der Strategieentwicklung zu konzentrieren. Bei dieser Methode wird davon ausgegangen, dass eine Organisation ihre Strategie an der Abwägung von vier Faktoren ausrichtet: den internen Ressourcen oder Fä- higkeiten in Form von Stärken (»Strength«) und Schwächen (»Weakness«) sowie den exter- nen Trends oder Ereignissen in Form von Chancen (»Opportunities«) und Risiken (»Threats«). In die SWOT-Analyse sind wesentliche Ergebnisse der Experteninterviews, der Bürgerbefragung, der Bestandsaufnahme, der teilnehmenden Beobachtung und die Ein- schätzung der Forschungsgruppe mit eingeflossen. Diese werden in der folgenden Matrix dargestellt und anschließend gegenübergestellt.

Tab.: Stärken- und Schwächen-/Chancen- und Risiken Analyse RWK

RWK Prignitz (interne Analyse) Umwelt (externe Analyse) Stärken Schwächen Chancen Risiken • Kultur in den 3 • Zum Teil geringe • Lage zwischen Berlin • Sinkende Kaufkraft Kommunen hat ei- Personaldecke in und Hamburg • Hohe Arbeitslosen- nen hohen Stellen- Kultureinrichtungen • Radtourismus und quote wert • Keine Förderrichtli- Wassertourismus • Überalterung und • Gut ausgebaute nien • Leichter Zuzugs- niedrige Geburten- kulturelle Infrastruk- • Kaum finanzielle trend im Umland rate tur Mittel für freie Pro- • Entwicklung der • Abwanderung vor- • Kultur- und Fest- jekte Alten Ölmühle und nehmlich junger spielhaus als multi- • Wenig Innovatives/ Offensiver Umgang Männer u. Frauen funktionale Spiel- Setzen auf Altbe- mit dem industriel- • Gefahr der Konzen- stätte, zwei Mehr- währtes len Erbe tration auf populäre zweckhallen, Open- • Viele Kooperations- • Prignitz-Sommer als Veranstaltungen Air-Bühne Alte Öl- hindernisse und we- kulturtouristisches • Rückgang der För- mühle für Outdoor- nig Kooperations- Instrument dermittel Veranstaltungen ideen • Künstler im Umland • Fachkräftemangel • Fünf Museen mit • Kooperationen häu- • Lotte-Lehmann- einem breiten Spekt- • Wissensabfluss fig nur innerhalb der Akademie durch Abwanderung rum an sozialge- eigenen Kommune schichtl. Themen • Interkommunale • Zunehmende Kom- und kaum sparten- Zusammenarbeit im • Vielfältiges Freizeit- merzialisierung von übergreifend RWK und darüber angebot wie Tier- Kulturangeboten • Keine Zusammen- hinaus (Leader- park, Schwimmbad, und inhaltliche Ver- arbeit zwischen den funktion für die Re- Freibäder armung Museen WB u. PB gion) • 2 Stadtbibliotheken • Ausbleiben von In- • Werbung über die • Leerstehende Häu- mit Jugend- novativem und Ex- Kreisgrenzen hinaus ser/Areale mediathek perimentellem ist schwierig • Kultur als Teil der • Ergänzung durch • Chancengleicher • Seit 2003 keine Stadt- und Regional- Kreismusikschule Zugang zu Kultur Fahrbibliotheken im entwicklung wird erschwert und Kreis-VHS mit Umland Standorten in Wit- • Ländergrenzen zu durch ökonomische • Zielgruppen werden tenberge und Perle- Sachsen-Anhalt, und soziale Un- noch nicht adäquat berg Niedersachsen und gleichheiten zur veränderten Be- Mecklenburg Vor- • Vielfalt im Kulturbe- völkerungsstruktur pommern reich durch die Un- angesprochen terschiedlichkeit der • Bau der Bundes- 3 Kommunen autobahn A14 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 183 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

RWK Prignitz (interne Analyse) Umwelt (externe Analyse) Stärken Schwächen Chancen Risiken • Gemeinsamer Ge- • Unzureichende Ver- • Netzwerke auf tou- • Umsetzung von staltungswille auf netzung in der ristischer Ebene: Entwicklungspoten- politischer Ebene Prignitz Brandenburgische zialen scheitert an • Großes Engagement, • Noch wenig Zu- Elbtalaue, Städte- finanziellen und Vereinskultur, sozi- sammenarbeit auf netz Prignitz, personellen Res- ale und kirchliche der Arbeitsebene Netzwerkmanag. sourcen Träger • Angebote für Ju- »Aktiv in der Natur« • Sozialpass gendliche und Fami- • Prignitz: älteste • Viele musikalische lien noch ausbaufä- Kulturlandschaft in kulturelle Highlights hig Brandenburg z.B. Elbland- • Veranstaltungs- • Zahlreiche Natur- festspiele, Lotte- abstimmung erlebnisangebote, Lehmann-Woche- • Verschiedene Da- z.B. Storchendorf Dixielandfest, Perle- tenbanken für Ver- Rühstädt berg Festival mit re- anstaltungen • Gesundheits- und gionaler Ausstrah- • Fehlende Koordina- Wellnessangebote lungskraft tion in der Region (Neuer Henningshof Perleberg, Therme in • Regionaltypische • Fehlende Übersicht Bad Wilsnack) Feste der Angebote in der • Kultur- und Fest- Region • Reizvolles Umland spielhaus mit Um- • Mangelnder Aus- • Biosphärenreservat landfunktion und tausch unter Kultur- • Lage zur Elbtalaue regionaler Aus- schaffenden • Kulturelle Angebote strahlungskraft • Entwicklungspoten- im Umland (z.B Plat- • Bestehende Netz- ziale können auf- tenburgspektakel, werke und AGs im grund fehlender »Dorf macht Oper« Kulturbereich und personeller Ressour- in Klein Leppin) Tourismus: Virtuelle cen nicht ausge- • Wasser- und natur- Regionalbibliothek, schöpft werden touristische Angebo- AG Bibliotheken, • Instabilität bei Pro- te RWK Arbeitskreis jekten durch hohe • Landesmusikschul- • Perleberg und Wit- Personalfluktuation tage 2015 in Wit- tenberge als ge- • Die einzelnen Kul- tenberge meinsames Mittel- turbereiche agieren zentrum zu isoliert • Baukultur (hist. Alt- • Wenig Angebote für stadtkern Perleberg, Jugendliche Industriekultur und Gründerzeit Witten- • Angebote für Kinder berge, Kirchen und und Familien sind Denkmäler Karstädt) ausbaufähig • Elbe-Müritz-Radweg • Orts- und Gemein- verbindet alle drei deteile noch zu we- Kommunen nig einbezogen • Prignitz-Sommer • Wenig ausgeprägte Identität mit der • Wittenberge, als Tor Prignitz aufgrund zur Elbtalaue der Historie • Insgesamt gute Verkehrsanbindung Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 184 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

6 Handlungsempfehlungen

Vorbemerkungen

Aus der vorliegenden Bestands- und Tiefenanalyse lassen sich folgende zentrale und strate- gische Handlungsfelder für die Kulturarbeit in den Kommunen des RWK Prignitz ableiten, die die zukünftigen Arbeitsschwerpunkte für die Kulturentwicklung darstellen können:

• Gemeinsame Leitsätze

• Kulturelle Infrastruktur und Kulturförderung

• Vernetzung und Kooperation

• Kulturtouristische Angebote

• Umlandfunktion

• Qualifizierung und Beschäftigung

• Kulturelle Bildung

• Weitere Empfehlungen

Für diese Handlungsfelder wurden jeweils zentrale Ziele und einzelne Maßnahmen formu- liert, die in regionalen Arbeitskreisen weiterentwickelt werden sollten. Zu den Arbeitskrei- sen sind die jeweiligen Vertreter von Sparten und Einrichtungen ebenso wie freischaffende Künstler und privatwirtschaftliche Akteure einzubinden, da sie wichtige Wissensträger und Ideengeber darstellen. Da die Handlungsfelder zumeist miteinander verknüpft sind und in interdependenten Austauschbeziehungen stehen, können Überschneidungen und wieder- kehrende Verweise vorkommen.

6.1 Gemeinsame Leitsätze

Die Kommunen des Regionalen Wachstumskerns unterliegen einem starken gesellschaftli- chen und strukturellen Wandel. Viele Investitionen und Maßnahmen werden durch Trans- fermittel der Europäischen Union, des Bundes und des Landes Brandenburg finanziert. Es ist absehbar, dass diese Transferleistungen in den nächsten Jahren sukzessive abnehmen wer- den. Diese Feststellungen unterstreichen sowohl die Notwendigkeit eines nachhaltigen Handelns und Entscheidens als auch, dass die Kommunen, die Zivilgesellschaft und die Pri- vatwirtschaft stärker an einem Strang ziehen, was die Entwicklung und den Erhalt des kul- turellen Angebots betrifft. Die hier vorgestellten Leitsätze haben Entwurfscharakter und werden für eine Diskussion vorgeschlagen. Diese sollten bei zukünftigen Entscheidungen und Planungen grundsätzlich mitbedacht werden und zur Grundlage des Handlungsver- ständnisses werden. Für den Regionalen Wachstumskern werden die drei Leitgedanken »Nachhaltigkeit«, »Aktivierung und Anerkennung« sowie »Vielfalt und Offenheit« für eine Diskussion vorgeschlagen. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 185 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Nachhaltiges Handeln

Nachhaltige Entwicklung ist ein Prozess, der die Bedürfnisse der Gegenwart erfüllt, ohne die Bedürfnisse kommender Generationen zu gefährden.322 Wirtschaftliche, soziale, ökologi- sche und kulturpolitische Ziele sind in Einklang zu bringen. Im Mittelpunkt des Nachhaltig- keitsgedankens für Kulturpolitik und -management im RWK stehen deshalb folgende Ziele:

• Investitionen sind so zu tätigen, dass zukünftige Generationen nicht durch Schulden belastet werden.

• Bereits heute werden Maßnahmen ergriffen, um sicher zu stellen, dass ein aus- reichend breites Publikum auch morgen kulturelle und künstlerische Angebote nachfragen wird.

• Es werden nicht nur Nutzer von kulturellen Angeboten generiert, sondern auch Menschen im Rahmen von Kulturvermittlung zur Eigenkreativität und Mitges- taltung des kulturellen Lebens angeregt.

• Kulturfördermittel sind nicht nur einseitig auf singuläre Prestige- und Großpro- jekte fokussiert, sondern das Augenmerk ist ganz besonders auch auf die Ent- wicklung und Förderung von »kreativen Zentren und Akteuren« innerhalb der Region gerichtet.

Aktivierung und Anerkennung

Angesichts der gesellschaftlichen Herausforderungen und der zunehmenden Krise der öf- fentlichen Haushalte wandelt sich der bislang geltende Leitsatz »Kultur für alle« zu einer »Kultur für alle und von allen«. Dahinter steckt der Gedanke, dass der Staat nicht mehr als alleiniger Anbieter kultureller Leistungen auftritt, sondern vermehrt Akteure der Privatwirt- schaft und des gemeinnützigen Sektors aktiviert und dies als Verantwortungspartnerschaf- ten begreift.323 Dazu gehört – neben der gezielten Aktivierung und Förderung des ehren- amtlichen Engagements – unter anderem auch eine stärkere Beteiligung der Bürger an zu- künftigen politischen Entscheidungsprozessen (z.B. durch Zukunftswerkstätten, Runde Ti- sche, Workshops etc.). Dieses Engagement wird öffentlich gewürdigt und anerkannt.

Vielfalt und Offenheit

Die Prignitz ist auf Innovationen von außen aber auch von innen angewiesen. Um diese zu fördern, ist Offenheit gegenüber Neuem und im Umgang mit Problemen notwendig. Die Kommunen des Regionalen Wachstumskerns richten ihre Aufmerksamkeit daher auch auf Menschen, die sich mit Einfallsreichtum und zukunftsfähigen Ideen einbringen möchten. Sie zeigen sich offen gegenüber innovativen Ideen und experimentellen Projekten und er-

322 Vgl. Knox/Mayer 2009: 26. 323 Vgl. Föhl 2009b und Scheytt 2008. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 186 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit möglichen Freiräume zu deren Entfaltung. Es werden Anstrengungen unternommen, die Gestaltungskompetenz und ein Klima der Kreativität und Auseinandersetzung anzuregen.

6.2 Kulturelle Infrastruktur und Kulturförderung

Der demografische Wandel wirkt sich auf den Kulturbereich aus. Zum Einen sind die Kom- munen als Träger und Förderer vom demografischen Wandel betroffen, weil sie trotz sin- kender Steuereinnahmen eine immer größer werdende Aufgabenlast zu tragen haben (steigender Kommunalisierungsgrad und Pflichtaufgaben). Gleichzeitig müssen sie neue Wege gehen, um Kultur als freiwillige Aufgabe weiterhin zu ermöglichen und Gestaltungs- spielräume zu schaffen. Zum Anderen sind Kulturschaffende und Kultureinrichtungen ganz unmittelbar von den Auswirkungen betroffen, die sich wie folgt skizzieren lassen:324

• ein Rückgang der Besucher durch Bevölkerungsrückgang,

• die Unterauslastung kultureller Einrichtungen,

• die Abnahme der öffentlichen Fördermittel und damit auch Verteilungskonflik- te,

• veränderte Alters- und damit auch Publikumsstrukturen (mehr ältere Menschen stehen weniger jungen Menschen gegenüber),

• die Konkurrenz auf dem Kultur- und Freizeitmarkt nimmt immer mehr zu, da vergleichsweise viele Angebote einer schrumpfenden Bevölkerungszahl und sin- kenden Kaufkraft gegenüberstehen,

• die Abwanderung vor allem qualifizierter junger Menschen erzeugt eine verän- derte Nachfrage nach kulturellen Angeboten (Tendenz: populäre Angebote wer- den häufiger nachgefragt), da Bildungshintergrund und Kultur in Korrelation zu einander stehen.

Die Bevölkerungsabnahme sollte jedoch nicht dazu führen, dass Inhalte nicht mehr weiter- entwickelt werden, sondern es muss darum gehen, Inhalte und Strukturen gleichermaßen zu entwickeln und an die neuen Erfordernisse anzupassen. Vor diesem Hintergrund sind drei zentrale Aspekte relevant: Finanzierung, Steuerung und inhaltliche bzw. zielgruppen- spezifische Ausrichtung.

ZIEL 1: KULTURFINANZIERUNG UND -FÖRDERUNG FLEXIBILISIEREN

Wie die Analyse ergeben hat, sind mehr als 90% der Kulturausgaben in Wittenberge und Perleberg fest gebunden; die Mittel, die für kleine und freie Projekte zur Verfügung stehen, sind demzufolge minimal. Die Förderstruktur weist damit eine geringe Flexibilität auf. Da- rüber hinaus sind die Förderkriterien für Kulturschaffende nicht transparent. Auch für die

324 Über den demografischen Wandel hinaus als Teil des gesamtgesellschaftlichen Wandels sind weitere Entwicklun- gen und Anforderungen zu berücksichtigen. Vgl. dazu ausführlich Kap. 2.1. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 187 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Projektfördervergabe für das regional bedeutsame Projekt »Prignitz-Sommer« gibt es kei- nen eindeutigen Kriterienkatalog. Jede Kommune sollte insbesondere vor dem Hintergrund der finanziellen Lage der Haushalte sorgfältig auswählen und begründen können, warum sie was wie und wie lange fördert. Diese Entscheidungen und Begründungen sind oft nicht einfach, jedoch notwendig. Gerade unter Sparzwang sollte sichtbar gemacht werden, wel- che realistischen Möglichkeiten und Perspektiven der Kulturförderung bestehen. Kommu- nale Entscheidungsträger sollten deshalb fragen: Was möchten wir unseren Bürgern, Tou- risten und anderen Gruppen mit dem Kulturangebot anbieten und was wollen wir mit die- sem Angebot erreichen? Es werden daher folgende Maßnahmen vorgeschlagen:

Maßnahme 1: Transparente und Kriteriengeleitete Kulturförderung

Die öffentliche Kulturförderung entwickelt nachvollziehbare Kriterien und Maßstäbe. Dies ist eine wesentliche Grundlage zur Legitimation der Kulturausgaben.

Es werden allgemeine Förderkriterien insbesondere für die Projektförderung und Kulturaus- gaben im Rahmen des Prignitz-Sommers formuliert. Es sind die folgenden Fragen zu be- antworten: Nach welchen Prinzipien wird gefördert? Warum sollte gerade dieses Kulturan- gebot oder Projekt gefördert werden und nicht ein anderes? Die Förderrichtlinien sollten mit fachlicher Beratung entwickelt werden. Sie sind transparent und stehen den Kultur- schaffenden auf der Homepage der Kommunen zum Download zur Verfügung oder werden von den Kulturverwaltungen ausgegeben. Die eigene Förderpolitik wird regelmäßig (alle 3–5 Jahre) auf ihre Wirksamkeit hin überprüft.

Maßnahme 2: Regionale Projektförderung im RWK

Für den Regionalen Wachstumskern sollten Förderinstrumente so entwickelt werden, dass dadurch Anreize für den Ausbau regionaler Kooperationen entstehen. Die Förderung sollte sich nicht nur auf einzelne Sparten und/oder Kommunen beziehen, sondern an Themenfel- dern und gemeinsamen Zielen des Regionalen Wachstumskerns ansetzen. Mit dieser ver- änderten Förderpolitik soll dazu beigetragen werden, neue künstlerische Produktionswei- sen und innovative kulturelle Ansätze voranzubringen und die Vielfalt in der Region zu er- höhen.

Die Kommunen des Regionalen Wachstumskerns prüfen die Bereitstellung eines regionalen Projektfördertopfs. Für die Fördervergabe werden Ziele – wie z.B. Kooperationsziele – for- muliert. Die Mittel für kleinere Projekte sind von den Antragstellern nach Möglichkeit kurz- fristig abrufbar (vgl. auch Handlungsempfehlungen Vernetzung und Kooperation).325

325 Gemeinsame Themen und Projektideen wurden beispielsweise in den Workshops entwickelt. Vgl. dazu Dokumenta- tion im Anhang. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 188 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

ZIEL 2: REGIONALE INSTITUTIONENFÖRDERUNG

Wie in der Analyse der öffentlichen Kulturausgaben deutlich geworden ist, hat Kultur einen hohen Stellenwert in allen drei Kommunen. Gleichzeitig müssen Diskussionen angestoßen werden, wie und in welcher Form öffentliche Infrastruktur im Regionalen Wachstumskern gemeinsam auch zukünftig weiter vorgehalten werden kann. Im Kontext von Abwanderung und weiterer infrastruktureller Ausdünnung auch in anderen Bereichen ist eine Kooperation beim Betrieb von Infrastrukturen zunehmend geboten. Insbesondere Einrichtungen mit regionaler Ausstrahlungskraft wie z.B. das Kultur- und Festspielhaus in Wittenberge werden zukünftig finanziell von einer Stadt allein kaum noch tragbar sein. Dafür sind alternative Förderinstrumentarien zu diskutieren. Vor einigen Jahren wurde bereits über die Gründung eines Zweckverbandes für die Region nachgedacht. Vor dem Hintergrund des gewachsenen politischen Gestaltungswillens der drei Kommunen wird empfohlen, regionale Finanzie- rungsmodelle für einen Lastenausgleich nochmals zu prüfen.326 Dabei ist ebenfalls zu prü- fen, inwiefern der Landkreis Prignitz im Rahmen seiner Ausgleichsaufgaben mit einbezogen werden kann.327

ZIEL 3: INHALTLICHE AUSRICHTUNG UND ZIELGRUPPENORIENTIERUNG

Maßnahme 1: Zielvereinbarungen mit Kultureinrichtungen

Die kulturellen Institutionen des Regionalen Wachstumskerns sollten strategisch und nachhaltig an der Bevölkerungsentwicklung ausgerichtet sein. Zwischen Kommunen und ihren öffentlichen Kultureinrichtungen ist ein klarer standort- und profilspezifischer sowie zielgruppenorientierter Auftrag auszuhandeln und zu formulieren. Oft besteht Unklarheit gegenüber langfristigen oder strategischen Zielen. Öffentlich getragene Kultureinrichtun- gen benötigen daher nachvollziehbare und mit ihrem Zuwendungsgeber verhandelte Ziel- vereinbarungen für ihre Förderung. Ziele sind richtungweisend für jede Einrichtung und bilden die Grundlage für die Beantwortung z.B. folgender Fragen:

• Welche Zielgruppen sollen angesprochen werden?

• Welche Inhalte sollen vermittelt werden? Warum gibt es uns? (Welchen Auftrag haben wir?)

• Wo wollen wir hin? (Visionen und zukünftige Inhalte und Angebote)

326 Hier ist auch zu prüfen, ob ein Regionales Finanzierungsmodell möglicherweise im Widerspruch zum Konzept des Mittelzentrums in Funktionsteilung steht (Perleberg: zentrale Versorgungsfunktion im Bereich Gesundheit; Witten- berge: zentrale Versorgungsfunktion im Bereich Theater). 327 § 2 (1) der Landkreisordnung des Landes Brandenburg. »[Der Landkreis] ergänzt durch sein Wirken die Selbstverwal- tung der Gemeinden und Ämter und trägt zu einem gerechten Ausgleich der unterschiedlichen Belastung der Ge- meinden und Ämter bei.« Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 189 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Warum sollten wir unserer Ansicht nach eine öffentliche Förderung von der Kommune erhalten? (Legitimationsfrage für die öffentlich getragenen Einrich- tungen)

• Welche Funktionen, Aufgaben und Ziele hat unsere Einrichtung jetzt und in der Zukunft unter den sich dynamisch verändernden Bedingungen?

• Wie können wir uns als Einrichtung schon jetzt neu orientieren und positionie- ren, um diesen zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden?

Wenn diese Ziele formuliert und verbindlich geworden sind, können die Verteilungskämpfe um knapper werdende Mittel minimiert werden. Hier ist es besonders wichtig, Kommunika- tionsformen und Verfahrensweisen zu entwickeln, die zu einer gemeinsamen und verbind- lichen Willensbildung zwischen Kommune und Kultureinrichtung führen. Konkrete Ziele können z.B. sein: die Vermittlung der Regionalgeschichte, gezielte Vermittlungsangebote für Kinder und Jugendliche oder eine erhöhte Besucherorientierung in das Umland.

Maßnahme 2: Durchführung von Besuchererhebungen und -befragungen

Die demografischen Veränderungen machen es immer dringlicher, sich mit möglichen Ziel- gruppen, Besuchern aber auch Nicht-Besuchern, auch außerhalb des RWKs, auseinanderzu- setzen. Nur wer sein Publikum kennt, kann die eigenen Angebote adäquat ausrichten und anpassen. Besuchererhebungen bzw. -befragungen sind ein wesentliches Instrument, die Wünsche des Publikums/der Nutzer sowie mögliche Hemmschwellen zu ermitteln und neue Nutzergruppen zu erschließen.328 Aber auch Herkunft, Alter und Häufigkeit sind wich- tige Kennzahlen für die Analyse der eigenen Besucherstruktur. Zum Teil werden bereits Maßnahmen durch die Landesverbände angeboten. So wird beispielsweise 2010 von der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken das Fortbildungsprojekt »Zu- kunftskonzepte für Öffentliche Bibliotheken« angeboten, an dem sich die Stadtbibliotheken Wittenberge und Perleberg beteiligen. Eine Bedarfs- und Umfeldanalyse sind u.a. Teil dieser Fortbildung. Da nicht nur die öffentlichen Einrichtungen vom Besucherrückgang betroffen sind, wird eine Professionalisierung bzw. Qualifizierung im Bereich Besucher-/Publikums- forschung nicht nur für die öffentlichen Kultur- und Freizeiteinrichtungen angeregt, son- dern ebenso für Vereine, freie Kulturschaffende und privatwirtschaftliche Veranstalter (vgl. dazu auch Kapitel Qualifizierungsbedarf). Durch diese Qualifizierungsmaßnahmen könnten Teilnehmer auch die Wirksamkeit und Profilierung ihrer Veranstaltungskonzepte überprü- fen. Damit könnte auch der gegenseitigen Abwerbung von ähnlichen Zielgruppen entge- gengewirkt werden.

328 Vgl. hierzu ausführlich Glogner/Föhl 2010. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 190 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Maßnahme 3: Zielgruppenorientierung

Die Analyse hat ergeben, dass es den größten Handlungsbedarf bei den Zielgruppen der Jugendlichen in der Region gibt, gefolgt von kulturellen Angeboten für Kinder und Familien. Hier sind einerseits die Hemmschwellen für Angebote zu senken und gleichfalls Projekte mit Jugendlichen und für sie zu entwickeln, um deren Teilhabe in der Gesellschaft zu stär- ken und ihnen Möglichkeiten der persönlichen Entfaltung zu geben. Bereits sehr positive Ansätze gibt es mit den Projekten des Vereins Sichten und Ansichten e.V.329, dem Jugend- projekt »Zeitensprünge«330 oder der Jugendwerkstatt Perleberg des Altstadt e.V., die sich mit kreativen Projekten um die Reintegration Jugendlicher bemüht.331 Auf diese Projekte sollte in der Förderpolitik der Kommunen zukünftig ein stärkerer Fokus gesetzt und ggf. ein ge- meinsamer Förderschwerpunkt formuliert werden. Dazu sollten weitere Partner der Ju- gendarbeit sowie Künstler aus dem Umland für entsprechende Kurse, Workshops, Sommer- camps und Ferienangebote eingebunden werden.332

ZIEL 4: STEUERUNG UND AKTIVIERUNG

Da der Regionale Wachstumskern auch weiterhin von starkem Bevölkerungsrückgang be- troffen ist, sind frühzeitig anpassende und gegensteuernde Maßnahmen zu ergreifen. Zu- künftig werden die Kommunen im RWK immer weniger in der Lage sein, öffentliche Kulturangebote in dieser Bandbreite vorzuhalten. Sie sind immer stärker auf das Mitwirken der Zivilgesellschaft (Bürger, Vereine etc.) und der Privatwirtschaft angewiesen. Dadurch verändert sich auch die Rolle der Kommunen. Sie müssen stärker eine koordinierende und aktivierende Funktion übernehmen. Dafür wird folgende Maßnahme vorgeschlagen:

Maßnahme: Etablierung einer Anerkennungskultur, Beteiligung und Austausch

In vielen Vereinen und Initiativen in Karstädt, Perleberg und Wittenberge engagieren sich ehrenamtlich Bürgerinnen und Bürger. Dadurch entwickelt sich Gemeinwesenarbeit, Parti- zipation und Teilhabe. Freiwilliges Engagement ist eine gesellschaftlich wertvolle Arbeit und braucht Anerkennung. Diese wird erfahren durch Wertschätzung und Unterstützung in den Organisationen, aber auch durch eine positive Außenwahrnehmung/Anerkennung.333 Darüber hinaus müssen Formen der kulturellen und politischen Beteiligung entwickelt und eingefordert werden. Dies ist eine hohe Form der Anerkennung. Hierzu zählt z.B. – im Sinne einer »kooperativen Demokratie« – die stärkere Beteiligung an Entscheidungsprozessen

329 Projekt »Lange Nacht der Demokratie« im Mai 2009 mit Schreibworkshop für Jugendliche, vgl. dazu unter http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/beitrag/11515915/61469/Lange-Nacht-der-Demokratie-in- Wittenberge-mit-zum.html?print=J, Zugriff am 19.08.09. 330 Stiftung Demokratische Jugend, Projekte und Aufbau von Regionalen Netzwerken gegen Abwanderung und für Perspektiven junger Menschen, nähere Informationen Siehe unter http://www.jugendstiftung-perspektiven.org. 331 Vgl. unter http://www.altstadt-ev.de, Zugriff am 19.08.09. 332 Vgl. dazu auch Kapitel 6.7 Kulturelle Bildung. 333 Hierzu zählt z.B. die Teilnahme am Tag des Ehrenamts, öffentliche Auszeichnungen oder bspw. Parkausweise für kostenloses Parken in der Region (mit entsprechendem Aufkleber)/Gratisfahrscheine für den ÖPNV. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 191 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit und Planungen der öffentlichen Hand (u.a. Stadtteilforen, Workshops, Diskussionsrunden, Agenda-Prozesse). Darüber hinaus kann der regionale Austausch zwischen gemeinnützigen Einrichtungen, Schulen und Unternehmen durch einen sogenannten »Engagement- Marktplatz« gefördert werden.334

6.3 Vernetzung und Kooperation

Aufgrund der stagnierenden und abnehmenden Ressourcen werden Kultureinrichtungen künftig immer weniger in der Lage sein, tradierte Angebote selbstständig vorzuhalten. An- dererseits ergeben sich bei einer gemeinsamen Leistungserstellung u.a. Partizipationsmög- lichkeiten auch für die kleineren Einrichtungen (etwa durch Angebotserweiterung). »Große« Häuser wie z.B. das Kultur- und Festspielhaus können hingegen durch ihre Präsenz und ihre Leadership in Kooperationsprojekten einen federführenden und zukunftsweisenden Beitrag für die gesamte Region leisten (z.B. als Vernetzer und/oder Koordinatoren). Kooperationen verursachen jedoch mitunter im Anfangsstadium einen spürbaren Mehraufwand an Arbeit. Teilweise können auch zusätzliche finanzielle Aufwendungen entstehen. Mittel- bis lang- fristig werden allerdings bei funktionierenden Kooperationen Synergien mobilisiert, die zu einer Verbesserung der Angebote, zu neuen inhaltlichen Angeboten und zu einem effizien- teren Einsatz der Mittel ganz wesentlich beitragen. Entsprechend sollten die öffentlichen Instrumente der Projektförderung auf die Unterstützung innovativer Kooperationsprojekte ausgerichtet und auf die Einbindung privater Partner hin geprüft werden.

Damit Kooperationen erfolgreich sein können, müssen harte Faktoren (wie z.B. geografische Entfernung, inhaltliche Ausrichtung, infrastrukturelle Ausstattung und Ressourcen für eine Kooperation) ebenso wie weiche Faktoren (wie z.B. Vertrauen oder der Wille zur Kooperati- on und Offenheit) berücksichtigt werden. Ein Ergebnis der Experteninterviews war, dass es diesbezüglich noch erhebliche Hemmschwellen und Ängste gibt und dass die Gründe für eine Kooperation und die Vorteile noch nicht gesehen werden. Auf politischer Ebene ist diesbezüglich eine große Dynamik zu beobachten, die sich jedoch bislang kaum auf die Ak- teursebene überträgt. Die Akteure im Regionalen Wachstumskern agieren bislang haupt- sächlich in ihren lokalen Zusammenhängen und es gibt wenig spartenübergreifende Projek- te. Darüber hinaus gibt es bislang wenig Austausch unter den Akteuren. Hier sind entspre- chende strukturelle Rahmenbedingungen, finanzielle Anreize und eine personelle Unterset- zung zu schaffen, damit Kooperationen auf regionaler Ebene initiiert und koordiniert wer- den können. Die Ziele in diesem Bereich der Handlungsempfehlungen lassen sich ebenfalls in strukturelle, finanzielle, personelle und inhaltliche Ziele aufgliedern.

334 Vgl. dazu beispielhaft »Engagement-Marktplatz« der Industrie- und Handelskammer Potsdam unter dem Motto: »Gewinn für alle!«. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 192 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

ZIEL 1: STRUKTURELL: GEMEINSAME PRÄSENTATION DER KULTURANGEBOTE

Die kulturellen Angebote des Regionalen Wachstumskerns werden bislang nur quantitativ auf der Website des RWK dargestellt. Dies führt dazu, dass die Angebote durch fehlende thematische oder zielgruppenorientierte Systematik (z.B. Angebote für Senioren) sehr un- übersichtlich und benutzerunfreundlich dargestellt sind. Darüber hinaus gibt es zwei unter- schiedliche Datenbanksysteme, in die die Veranstaltungen eingepflegt werden.335 Das er- schwert die Terminabstimmung und Koordinierung. Ein weiteres Problem stellt die Ver- marktung von Angeboten über die Landesgrenzen (Niedersachsen und Sachsen-Anhalt) dar. Zielgruppen dieser Gebiete werden kaum erreicht, da die Printmedien (Tages- und Wochen- zeitungen, regionalspezifische Magazine) häufig an den Ländergrenzen enden und die Ein- zugsbereiche nicht miteinander verbinden. Die Anzeigenschaltung einer einzelnen Kultur- einrichtung (z.B. Museum) ist kaum finanzierbar und auch nicht sinnvoll. Es werden daher folgende Maßnahmen vorgeschlagen:

Maßnahme 1: Internetseite, Termine, Flyer

Um die gemeinsame Umlandfunktion besser wahrnehmen zu können, aber auch um das Profil des Wachstumskerns klarer zu fassen, wird eine Überarbeitung der Homepage des RWK angeregt. Ebenso sind gemeinsame Vermarktungsmöglichkeiten im Umland als auch länderübergreifend, z.B. durch einen gemeinsamen Flyer, anzustreben. Angebote sollten thematisch bzw. zu Angebotspaketen oder zielgruppenspezifisch (z.B. für Familien) gebün- delt und vernetzt sowie gemeinsam vermarktet werden. Dabei sollten auch die Angebote des Landkreises (Musikschule, Volkshochschule, Medienzentrum) mit eingebunden werden.

Die Form der Kooperation führt dazu, dass Kosten geteilt werden und gleichzeitig ein gro- ßer Effekt für alle entsteht. Ebenso können durch einen intensiveren Austausch und ent- sprechende technische Möglichkeiten (s. oben) die häufig bemängelten terminlichen Über- schneidungen weitestgehend vermieden bzw. reduziert werden.

Maßnahme 2: Initiierung einer Kooperationsbörse

Der im Rahmen dieser Konzeption durchgeführte Workshop machte deutlich, dass es den Wunsch nach einer Kooperationsbörse gibt. Auf dieser könnten Künstler und Unternehmen sowie Veranstalter zusammenkommen. Das Kultur- und Festspielhaus könnte hierbei eine Leaderfunktion für die Region übernehmen und diese Kooperationsbörse initiieren. Aus dieser Börse könnte ein Künstlerpool bzw. Künstlerführer für die Region entstehen, der entweder in digitaler oder gedruckter Form für die Prignitz Auskunft über Künstler und Ver- anstaltungsorte gibt.336

335 Die Daten werden beim Landkreis Prignitz eingepflegt. Die Website des RWK basiert auf der Datenbank der Deut- schen Tourismuszentrale. 336 Diese konkrete Idee wurde in dem zweiten durchgeführten Workshop entwickelt und kann in der Dokumentation im Anhang nachgelesen werden. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 193 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

ZIEL 2: FINANZIELL: REGIONALER PROJEKTFONDS MIT FACHLICHEM GREMIUM

Die Projektförderung ist ein unabdingbares Instrument der Kulturförderung, um die Dyna- mik und Entwicklung von Kultur in einer Stadt, Gemeinde oder Region zu entwickeln.

Da die Gründe und die Notwendigkeit von Kooperationen im RWK bislang wenig bewusst sind, ist es sinnvoll, finanzielle Anreize zu schaffen. Damit sich Kulturschaffende und -akteure auf den regionalen Zusammenhang einlassen, sollte deshalb jährlich ein Budget seitens der drei Kommunen bereitgestellt werden. Das Instrument der Projektförderung ist damit auf die regionale Ebene zu heben. Der politische Gestaltungswille sollte sich darin ausdrücken, dass es für diesen Projektfonds ein fachliches Gremium gibt, bestehend aus Experten und Fachleuten aus dem Kulturbereich, die sich positionieren und miteinander kommunizieren. Es ist darüber hinaus wichtig, dass dieses Gremium nach innen und nach außen eine entsprechende Anerkennung bekommt. Kooperationen müssen durch gezielte Projekte und Themen mit Leben gefüllt werden, daher sollte das Projektbudget an inhaltli- che Zusammenhänge geknüpft sein, wie z.B. gemeinsame Jahresthemen oder nachfolgend genannte zentrale Themenfelder.

ZIEL 3: INHALTLICH: GEMEINSAME THEMEN ENTWICKELN

Wie soeben angeführt, ist es wichtig, Kooperationen an konkrete Projekte zu knüpfen. Gro- ße Potenziale für gemeinsame Themen ergeben sich beispielsweise in den beiden nachfol- genden Bereichen. Darüber hinaus geben die Handlungsempfehlungen weiterführende Impulse und Hinweise für die Entwicklung von gemeinsamen Themen.

2015 Landesmusikschultage in Wittenberge

Anhand der Analyse wurde deutlich, dass insbesondere der Musikbereich in allen drei Kommunen sehr stark ausgeprägt ist. Erste Vernetzungen gibt es zwischen der Lotte- Lehmann Woche und den Elblandfestspielen. Mit Blick in die Zukunft und auf die Landes- weiten Musikschultage, die 2015 in Wittenberge stattfinden, könnte diese Sparte weiter aufgefächert werden und auch für junge Menschen attraktiv gemacht werden, beispiels- weise durch ungewöhnliche Veranstaltungsorte und neue Musikrichtungen. Dies wäre eine Chance, die Stadt Wittenberge positiv – vor allem mit ihrem industriellen Erbe – und die gesamte Region in Verbindung mit vielfältigen, klassischen und neuen Musikstilen in Szene zu setzen. Für ein solches Konzept könnten Musikexperten und Soundkünstler z.B. aus Ber- lin oder Hamburg gewonnen und angesprochen werden.

Die Landesmusikschultage könnten zu einem gemeinsamen regionalen Event werden, z.B. durch die Einbindung der zahlreichen Musikgruppen in der Region und der Lotte-Lehmann- Akademie in Perleberg könnten für die Region größere positive Ausstrahlungseffekte er- zeugt werden als im Alleingang. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 194 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Prignitzer Museumslandschaft

In der 2009 veröffentlichten Museumsentwicklungskonzeption des Landes Brandenburg wurde das sozialgeschichtlich akzentuierte Gesamtprofil der Prignitzer Museumslandschaft herausgestellt. Dieses kann zu einem gemeinsamen regionalen Thema etabliert werden. Insbesondere hinsichtlich des Kulturtourismus sollten weitere Museen der Prignitz in diese Entwicklung mit einbezogen werden. (Vgl. dazu Kap. 6.4 Kulturtourismus, Ziel 4: Entwick- lung der Museumslandschaft.)

ZIEL 4: PERSONELL: KOORDINATION UND QUALIFIKATION

Maßnahme 1: Kulturkoordinator für den Regionalen Wachstumskern

Kultur im Regionalen Wachstumskern ist, wie beschrieben, sehr stark an die eigene Einrich- tung und in den örtlichen Zusammenhang gebunden. Um regionale Kooperationen zu ini- tiieren ist es jedoch notwendig, die Kooperationsbemühungen auch personell durch einen Kulturkoordinator/Kulturmanager zu untersetzen. Kulturkoordinatoren sind sinnbildlich »Intendanten«, die sich mit einer Entwicklungsaufgabe stark identifizieren. Sie sind in der Lage, die Potenziale einer Region zu erkennen und sie gesamtheitlich zu »inszenieren«, also »in Szene zu setzen«. Es geht vor allem darum, Menschen mit ihren Ideen in der Region zu- sammenzubringen und zu begeistern. Inhaltliche Zusammenhänge und Themen müssen auf dieser Ebene gemeinsam mit den Kulturakteuren erarbeitet werden, um die Kooperati- onen inhaltlich zu füllen. Ein solcher Kulturkoordinator arbeitet an der Schnittstelle von kommunaler und kreiskommunaler Politik/Verwaltung, Tourismus, Kultur und Regional- entwicklung. Er ist Initiator, Moderator und Impulsgeber. Zugleich vernetzt er die verschie- denartigen Angebote, er vermittelt zwischen den verschiedenen Akteuren, weil er ihre »un- terschiedlichen Sprachen« versteht und die Zusammenhänge kennt. Er bringt sein Know- how mit ein und ist in der Lage, die Interessensgruppen zu bündeln und projekt- und the- menbezogene Arbeitskreise zu initiieren. Er verbessert die Veranstaltungsabstimmung, för- dert den Austausch und die Stabilisierung von Kooperationspartnern. Er ist offen für künst- lerische Interventionen und weiß diese mit dem baulichen Erbe und unter kulturtouristi- schen Aspekten zusammenzubringen. Er wird darüber hinaus damit beauftragt, die aus der vorliegenden Konzeption beschlossenen Empfehlungen schrittweise umzusetzen und wird mit dem sukzessiven Aufbau regionaler Netzwerke betraut.

Der Kulturkoordinator/die Kulturkoordinatorin sollte befristet für ca. 3–4 Jahre in der Regi- on wirken. Eine finanzielle Unterstützung aus ESF-Mitteln für diese Personalstelle sollte geprüft werden. Der Kulturkoordinator/die Kulturkoordinatorin sollte eine überzeugende Persönlichkeit sein und nach Möglichkeit folgende Anforderungen erfüllen: abgeschlosse- nes Hochschulstudium in einem kultur- oder geisteswissenschaftlichen bzw. kulturmana- gerialen Fach, Kenntnisse im Projektmanagement sowie betriebswirtschaftliche Kenntnisse im Feld der Kulturproduktion und -vermarktung sowie dem Kulturtourismus. Gute Kom- Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 195 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit munikations- und Vermittlungsfähigkeiten, interdisziplinäres Verständnis und eine vernet- zungsorientierte Arbeitsweise. Die Stelle sollte nach TVöD 11 bis 13 vergütet werden.

Maßnahme 2: Qualifizierung

Neben der Stelle eines Kulturkoordinators ist es wichtig, dass auch innerhalb der Kulturein- richtungen und bei den Kulturakteuren kooperative Lernprozesse in Gang gesetzt werden. Dazu werden Qualifizierungsmaßnahmen angeregt, die Verhandlungs- und Problemlö- sungskompetenzen sowie Kreativtechniken vermitteln und zur Stärkung der Kooperations- kultur beitragen (vgl. dazu Empfehlungen Qualifizierung und Beschäftigung).

Maßnahme 3: Know-how Transfer durch Kooperation mit Hochschulen

Die verstärkte Kooperation mit Hochschulen kann ein wichtiges Instrument zur konzeptio- nellen Unterstützung der Kulturentwicklung im RWK Prignitz darstellen. Zudem fließen durch gemeinsame Projekte aktuelle Ideen aus der Lehre und von den Studierenden (als junge Erwachsene und somit interessante Zielgruppe) in die Kulturarbeit ein. Umgekehrt bildet die Region ein praktisches und wissenschaftliches Betätigungsfeld für Studierende. Im Rahmen von Exkursionen, Seminaren, Praktika, Abschlussarbeiten oder langfristigen Kooperationen mit einem Studiengang kann eine »win-win-Situation« entstehen. Die Stu- dierenden erhalten Einblick in die praktische Arbeit und die gegenwärtigen Herausforde- rungen im äußeren Entwicklungsraum und können gemeinsam mit den Akteuren vor Ort Studien (z.B. im Rahmen von Masterarbeiten) ausführen. So können empirische Erhebungen realisiert und Konzeptionen erarbeitet werden, die der Region und ihren Akteuren eine Hil- festellung geben und dabei mit minimalem Kosten- und Zeitaufwand verbunden sind. Denkbar wäre bspw. auch, dass ausgewählte Empfehlungen aus diesem Gutachten im Rahmen einer Abschlussarbeit für Themen oder Häuser überprüft und in einer Konzeption vertieft werden. Gleichfalls sind die Möglichkeiten einer entsprechenden Nutzbarmachung von leerstehenden Räumlichkeiten für Projekte oder gar eine ständige Außenstelle einer Hochschule aus dem Bereich Kultur/Kulturmanagement zu prüfen. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 196 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

6.4 Kulturtouristische Angebote

In den letzten zwanzig Jahren wurde die Ressource Kulturtourismus entdeckt. Zunehmend rückten bisher unentdeckte Potenziale in den Blickpunkt des Interesses. Die gesellschaftli- che Entwicklung begünstigt diesen Prozess: die (meisten) Menschen verfügen über mehr Freizeit (Wochen-/Jahres- und Lebensfreizeit), über höhere Bildung und über gestiegene Einkommen. Alle diese Faktoren begünstigen einen Tourismus, der auf Kunst und Kultur fixiert ist. Gerade der äußere Entwicklungsraum im Nordwesten Brandenburgs kann – in Verbindung mit naturräumlichen Ressourcen – hier vorhandene Potenziale weiter entwi- ckeln und neue Angebote aufbauen.

Durch Kulturtourismus lassen sich neue Zielgruppen erschließen und der Einzugsbereich kann dadurch nicht unwesentlich erweitert werden. Gleichzeitig wird der Tourismus hin- sichtlich seiner Potenziale und Wirkungen häufig überschätzt. Nicht jede Kultureinrichtung hat aufgrund ihrer peripheren Lage oder begrenzten Serviceleistungen die Möglichkeit, an der wachsenden touristischen Infrastruktur in der Prignitz zu partizipieren. Die eigene An- gebotsausrichtung und Zielgruppenansprache ist deshalb hinsichtlich touristischer An- knüpfungsmöglichkeiten für jedes Angebot individuell zu überprüfen.

Betrachtet man die Geschichte und Struktur der drei RWK-Kommunen, so treffen hier drei unterschiedlich kulturell geprägte Städte und Gemeinden aufeinander: das historische Stadtbild/Ensemble von Perleberg, das ländliche Leben in Karstädt und das industriege- schichtliche Erbe in Wittenberge. Aus dieser Unterschiedlichkeit ergeben sich spezifische kulturtouristische Potenziale und Nachfragestrukturen, die für eine gemeinsame touristi- sche Strategie genutzt werden können. Bei der Analyse wurde deutlich, dass das Regional- bewusstsein sehr gering bzw. sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Darüber hinaus ließ sich feststellen, dass Wittenberge aufgrund seiner Industriekultur noch kein positives Profil entwickeln konnte. In den nachfolgenden Empfehlungen wird daher ein Akzent auf die kul- turtouristische Entwicklung der Stadt Wittenberge gelegt, insbesondere weil sie aufgrund ihres industriellen Erbes ein Alleinstellungsmerkmal in der Prignitz besitzt.

ZIEL 1: KULTURTOURISTISCHE PRODUKTE UND PAUSCHALEN ENTWICKELN – KULTURTOURISMUS STÄRKEN/ENTWICKELN

Kulturtourismus im Regionalen Wachstumskern bzw. der gesamten Prignitz kann nur nachhaltig gefördert werden und funktionieren, wenn Produkt- und Themenbündel entwi- ckelt werden, die sowohl für Reiseveranstalter als auch für Individualtouristen interessant sind. Es müssen verschiedene Themen und Anlässe offeriert werden, in die Region zu kom- men. Die Verschiedenheit der drei Kommunen muss einerseits nach außen kommuniziert werden (als interessanter Mix, z.B. »gelebte brandenburgische Geschichte«) und anderer- seits müssen verbindende Elemente sichtbar werden (Natur, Ruhe, Radwege etc.). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 197 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Maßnahme 1: Regionalbewusstsein und Identifikation stärken

Kulturtourismus kann nur mit den Menschen vor Ort entwickelt werden. Wesentliche Vor- aussetzung ist die Identifikation mit der eigenen Geschichte und dem kulturellen Erbe. Die- se wird u.a. in den Museen, Archiven und Bibliotheken vermittelt bzw. bewahrt und in (nach und nach wieder entdeckten) lokalen und regionalen Traditionen »gelebt« (vor allem in Vereinen und über Festkultur). Dementsprechend ist die Vermittlungsarbeit von regionaler Geschichte/spezifischen Themen (u.a. über die Einrichtungen wie Museen oder entspre- chende Kampagnen oder Jahresthemen z.B. beim Prignitz-Sommer), aber auch die Sensibili- sierung für das Thema Kulturtourismus allgemein voranzutreiben. Hier geht es im Wesent- lichen darum, die Potenziale des Kulturtourismus – einer der wenigen Wirtschaftsfaktoren für die Region etc. – zu vermitteln. Dies lässt sich über gezielte Berichterstattung ermögli- chen, ebenso wie über entsprechende Gesprächsrunden und/oder die Einladung von ent- sprechenden Experten bzw. die Ermöglichung entsprechender Weiterbildungen für Schlüs- selfiguren in der Region. Darüber hinaus sind Beteiligungsmöglichkeiten aufzuzeigen bzw. anzubieten (Partizipation an Entwicklungsprojekten; vorhandene Akteure stärker in die kulturtouristische Entwicklung einbeziehen) und gezielte Kooperationen aufzubauen sowie Steuerungsfunktionen zu übernehmen (Kultureinrichtungen und andere Akteure zusam- menbringen u.ä.).

Maßnahme 2: Vernetzung von Kultur und lokalem Gewerbe – Vermarktung und Angebotspakete

Um die kulturtouristische Attraktivität der RWK-Kommunen zu steigern, müssen vor allem Einzelhandel und Kulturanbieter stärker an einem Strang ziehen. Das betrifft beispielsweise die Abstimmung der Öffnungszeiten. So wurde in den Experteninterviews häufig das Prob- lem angeführt, dass Wochenendtouristen am Samstag kaum Einkaufsmöglichkeiten haben. Hier ist der Austausch zwischen der Hotellerie, dem Gaststättengewerbe, dem Einzelhandel und den Kulturanbietern zu fördern, um Öffnungszeiten abzusprechen, gegenseitige Wün- sche/Anforderungen und ggf. sogar gemeinsame Produktpakete oder Programmreihen zu entwickeln, um die Innenstädte zu beleben und die Aufenthaltsdauer von Touristen und Einwohnern aus dem Umland zu erhöhen. So kommen bspw. lokale Geschäfte und Dienstleister für Kooperationen mit Museen in Frage. Es können bspw. mit einer Buch- handlung Lesungen im Museum organisiert werden. Bislang werden die einzelnen Angebo- te kaum koordiniert und gebündelt, dass heißt, dass viele einzelne Ressourcen aufgebracht werden müssen, um die eigenen Produkte zu vermarkten (Jeder wirbt für sich).

Mit Unterstützung des Tourismusverbandes Prignitz e.V. sollten in lokalen und regionalen Abstimmungsprozessen vor allem folgende Themen besprochen und auf den Weg gebracht werden: Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 198 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

• Abstimmung der Angebote und gemeinsame Paketentwicklung

• Abstimmung über die gewünschten Zielgruppen (nicht jeder ist für alle mögli- chen Zielgruppen attraktiv)

• Koordination der Maßnahmen

Maßnahme 4: Regionalprodukte

Die Förderung und der Verkauf von Regionalprodukten sind bislang wenig ausgeprägt in der Region. Weder existiert ein ausreichender Bestand an regionalen Souvenirs (hochwertige Postkarten, der »Roland« oder der Uhrenturm zum Mitnehmen, etc.) noch der Verkauf von regionalspezifischen Produkten (bzw. solchen Produkten, die entsprechend vermarktet werden). Hier sind vor allem die Museen gefragt, spezifische Produkte zum »Mitnehmen der Region« zu entwickeln, die dann auch überregional zum Bekanntheitsgrad der Region bei- tragen. Gleiches gilt für den Einzelhandel im Bereich Kunstgewerbe, Buchhandel, Papeterie u.ä. Ebenso können hier landwirtschaftliche Betriebe aus der Umgebung mit frischen Pro- dukten stärker in das Angebot kulturtouristischer Anlaufstellen integriert werden.

Maßnahme 5: Weiterentwicklung der Virtuellen Regionalbibliothek

Die Regionalbibliothek dient nicht nur den Informationsbedürfnissen von Wissenschaft und Öffentlichkeit. Als zentrale Ressource des kommunalen und regionalen Gedächtnisses der Region werden Projekte entwickelt, die dieses Wissen angemessen vermitteln und orientie- rungs- und identitätsstiftend wirken. Gleichfalls stellt die Regionalbibliothek eine wichtige Ressource für die Weiterentwicklung kulturtouristischer Themen dar.

ZIEL 3: WITTENBERGE UND INDUSTRIEKULTUR ENTWICKELN

In den letzten zwei Jahrzehnten weist der industriekulturelle Markt eine erhebliche Dyna- mik auf. Traditionelle Industrieregionen wie z.B. das Ruhrgebiet positionieren sich als neue Tourismusdestinationen, indem sie ihr industriegeschichtliches Erbe durch denkmalpflege- rische Aktivitäten erhalten und durch Marketingmaßnahmen für den touristischen Markt aufbereiten. Weiterhin führt der seit den 1990er-Jahren anhaltende Trend zu Erlebniswel- ten im Tourismus zur Inszenierung der herkömmlichen Angebotstypen im Industrietouris- mus (stillgelegte Industriebetriebe, aktive Betriebe, Industrierelikte, Industriemuseen bzw. Unternehmensmuseen, Industrierouten und Industrielandschaften). Hier liegen bislang nicht umfassend mobilisierte Potenziale für die Stadt Wittenberge und für die gesamte Prignitz, da Wittenberge durch seine verkehrsgünstige Lage (Bahn, Elberadweg) potenzielle Touristen in die Prignitz »locken« kann. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 199 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Maßnahme 1: Industriegeschichte erlebbar machen

Insgesamt werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen bzw. Ideen formuliert:

• Ziel sollte es sein, ein positives Bewusstsein zur Industriegeschichte in der Bevöl- kerung zu entwickeln, in dem offen (in der Presse, auf Veranstaltungen, mit Projekten etc.) mit dem Thema – auch in der Politik – umgegangen wird (positi- ver Teil der Stadtgeschichte, der mit dem Strukturwandel sein Ende gefunden hat; Themen: »kommen und gehen« oder »schrumpfen und wachsen«)

• Das Jugendstilviertel als Besonderheit aufbereiten. Hier ist zu prüfen, ob im tou- ristischen Sektor möglicherweise Nischenangebote durch ungewöhnliche Über- nachtungsmöglichkeiten angeboten werden können, z.B. Bed and Breakfast im Jugendstil.

Über punktuelle Veranstaltungen hinaus sollte darauf hingewirkt werden, einen Teil der alten Industrieareale dauerhaft zu beleben.

• Die Ausstellung im Uhrenturm und die geplante Ausstellung zur Industriekultur auf dem Gelände der Alten Ölmühle (und dem Hotelbau) können, gemeinsam mit dem Ensemble Elbe/Industrie/Stadtgebiet/Radweg dazu beitragen, Witten- berge als Tor zur Prignitz zu etablieren (unter anderem über den Elbe-Müritz- Radweg, der alle drei Kommunen verbindet). Wittenberge kann ein Anker- und Knotenpunkt für Industriegeschichte am Elberadweg darstellen und gleichzeitig neugierig auf die Prignitz machen.

• In diesem Zusammenhang ist z.B. darüber nachzudenken, eine Art »Schnup- perausstellung« mit Exponaten aus allen Museen in der Prignitz auf dem Gelän- de der Ölmühle zu etablieren sowie weitere Informationen zu offerieren, um neugierig auf die anderen Museen zu machen und generell Interesse für die Re- gion zu wecken.

• Zur Belebung der Industrieareale und Förderung der Kreativwirtschaft könnte die Ansiedlung (Ateliers, Werkstätten, Lagerräume etc.) von Künstlern auf dem Gelände der Ölmühle beitragen. Der Ort könnte damit eine positive Neugestal- tung erfahren durch Kunstaktionen, Sichtbarmachen von Kunstproduktion, Kunst im öffentlichen Raum etc..337 Ein positives Beispiel ist das Berliner Südge- lände, das ebenfalls die Komponenten Natur, altes Industrie- bzw. Eisenbahn- gelände, Kunst im öffentlichen Raum, Vermittlung (kleines Museum zum Ge- lände) und Kunstprojekte (in einem alten Lokschuppen) erfolgreich verbindet.338

337 Generell ist auch die bewusste Ansiedlung (günstige Räumlichkeiten bzw. Standmöglichkeiten) von Künstlern in der Innenstadt von Perleberg anzuregen (kleines Kunsthandwerk etc.). 338 Vgl. http://www.bi-suedgelaende.de. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 200 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Möglicherweise kann hier der Förderverein Alte Ölmühle e.V. ein hilfreicher und kompetenter Partner zur Umsetzung dieser Maßnahme sein.

• Im Zusammenhang mit der Industriegeschichte ist auch die Entwicklung des Themas »Eisenbahngeschichte« in Wittenberge voranzutreiben. Der Verein His- torischer Lokschuppen e.V. bemüht sich in Zusammenarbeit mit der Stadt be- reits aktiv, das Bahnbetriebswerk Wittenberge für eine museale Eisenbahn- Installation zu erwerben. Der Ausbau dieses Themas sollte in die Industriege- schichte der Stadt eingebettet und verknüpft werden mit den anderen musea- len Standorten in Wittenberge wie der Uhrenturm, Stadtmuseum und Ölmühle. Hier wäre zu prüfen, inwieweit eine Verbindung zwischen den Standorten für Touristen erfolgen kann, z.B. Fahrt mit der Draisine vom Bahnhof zur Ölmühle.

Maßnahme 2: Thema »Mode, Nähen und Technik« in Wittenberge etablieren

Neben der Eisenbahn- und Industriegeschichte könnte sich als weitere Thematik aus der Geschichte heraus das Thema »Mode, Nähen und Technik« für Wittenberge entwickeln. Eine Ausgangsbasis dafür könnte das Stadtmuseum mit der umfangreichen Nähmaschi- nensammlung aus den ehemaligen Großbetrieben sein. Von diesem Startpunkt aus ge- dacht lässt sich das Thema vielfältig ausbauen. Denkbar wäre beispielsweise, eine Näh- werkstatt (in Anbindung an das Stadtmuseum) einzurichten, in der auf alten Maschinen Textilien produziert werden. Hier bieten sich Beschäftigungsmöglichkeiten z.B. für ehemali- ge Näherinnen und Näher oder Langzeitarbeitslose, die in solchen Projekten integriert wer- den könnten. Die Nähwerkstatt kann darüber hinaus nicht nur Produktionsstätte, sondern auch ein wertvoller sozialer und kultureller Treffpunkt für viele sein, z.B. in Verbindung mit einem Nähcafé. In regelmäßigen Abständen finden Workshops statt z.B. zum Thema »Mode selber gestalten« oder eigene Ideen können selbst kreativ umgesetzt und im Museumsshop, der Nähschauwerkstatt oder im Internet zum Verkauf angeboten werden.339

Darüber hinaus lässt sich das Thema auch regional weiterdenken, so könnte eine Modemesse und Modenschauen auf dem Gelände des alten Nähmaschinenwerkes durch- geführt werden. Auch hier bieten sich Nischen oder ungewöhnliche / ausgefallene Projekte an, um sich mit dem Thema zu profilieren und von anderen Veranstaltungen abzuheben. Eine Kooperation mit dem Modemuseum Meyenburg bietet sich diesbezüglich an.

339 Durch das Internet hat sich in den letzten Jahren ein Markt entwickelt, auf dem handwerklich hergestellte Produkte ge- und verkauft werden, die vor allem einzigartig und individuell sind und nicht industriell hergestellt werden (sog. Social-Shopping). Ein solches Online-Portal ist beispielsweise DaWanda, auf dem über 140.000 unterschiedliche Produkte zum Thema Basteln, Stricken, Nähen, Malen, Häkeln oder Siebdrucken angeboten werden. Auf diese Weise entstehen zum Teil völlig neue kreative Produkte und Designobjekte. Durch diese Plattformen können Vertriebs- möglichkeiten erheblich erweitert werden. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 201 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

ZIEL 4: ENTWICKLUNG DER MUSEUMSLANDSCHAFT IN DER PRIGNITZ

Die Museumslandschaft in der Prignitz sollte vor dem Hintergrund des sozialgeschichtli- chen Profils fortentwickelt sowie vernetzt werden und kann als wichtiger Motor für die kul- turtouristische Entwicklung der Prignitz dienen (neben der Funktion als Vermittlungsein- richtung für die Bürgerinnen und Bürger vor Ort). In der Museumsentwicklungskonzeption des Landes Brandenburg 2009 wurde für die Prignitz folgendes Profil der Museumsland- schaft herausgearbeitet:

»Die archäologische Sammlung des Stadt- und Regionalmuseums Perleberg gehört zu den größten und bedeutendsten des Landes. In Verbindung mit dem vom Landesmuseum initi- ierten Archäologischen Pfad durch die Prignitz könnte dieses Museum zur archäologischen Plattform für eine Sozialgeschichte der Region werden, die von den Anfängen menschlicher Siedlung in Lenzen, Perleberg, Pritzwalk, Freyenstein und Wittstock bis in die Gegenwart reicht. Dazu könnte auch die ›Archäologie der DDR‹ gehören, die das DDR-Museum Perle- berg bieten kann. Von einer solchen gedachten Plattform aus können die Stadtmuseen in der Prignitz gemeinsam ein Tableau gesellschaftlicher Klassen und Schichten entfalten: Industriearbeiterschaft (Wittenberge), Handwerker (Pritzwalk), Wirtschafts- und Bildungs- bürger (Perleberg), Adlige (Wolfshagen), Nonnen, Stiftsdamen (Heiligengrabe), Bischöfe (Wittstock) und Pastoren (Blüthen).«340 Aufgrund der eklatanten Personalsituation in vielen Museen wird in der Museumsentwicklungskonzeption nicht nur eine inhaltliche Zusam- menarbeit zwischen den Prignitzer Museen vorgeschlagen, sondern ebenso empfohlen, analog oder gar gemeinsam mit den Museen der »Kleeblattregion« Kyritz-Neustadt- Wusterhausen gemeinsame Lösungen zu erarbeiten.341

Maßnahme 1: Arbeitskreis Prignitzer Museen

Für die Umsetzung dieses Ziels ist es erforderlich, die Zusammenarbeit und Vernetzung der Prignitzer Museen zu fördern und zu stärken. Ausgehend vom Regionalen Wachstumskern könnte ein regionaler Arbeitskreis initiiert werden, der sich mit der Profilierung des sozial- geschichtlichen Themas (auch zur überregionalen Profilierung der Prignitz) mit Unterstüt- zung des Landesverbandes der Museen auseinandersetzt und eine erste Konzeption ausar- beitet. Die Koordinierung und Vernetzung sollte nach Möglichkeit durch den Landkreis Prignitz erfolgen, da es um die Entwicklung der gesamten Museumslandschaft, über den RWK hinaus, im Kreis und der Region Prignitz geht.

Grundsätzlich wird zudem ein vertiefender Austausch auf fachwissenschaftlicher und mu- seumsspezifischer Ebene zwischen den Museen angeregt. So wurden in den Experteninter- views als großes Hindernis für die Anbahnung von Kooperationen und einen produktiven Austausch vor allem die mangelnden Gelegenheiten des Zusammenkommens festgehalten.

340 Vgl. Museumsverband des Landes Brandenburg 2009: 40. 341 Vgl. ebd. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 202 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Die Etablierung der oben angeregten regionalen Arbeitsgruppe zum gegenseitigen Aus- tausch ist ein erster Ausgangspunkt. Hier könnten etwa kollegial Erfahrungen ausgetauscht und gemeinsam diskutiert werden (z.B. Aufbau von Fördervereinen bzw. Problemstellungen bzgl. Absicherung der Museumspädagogik).

Maßnahme 2: Pakete schnüren

Weiterhin sind gemeinsame und übergreifende themen- bzw. touristische Paketangebote zu prüfen (Gemeinsamkeiten entdecken und vermitteln/vermarkten), wie z.B. »vorindus- trielles Handwerk« und »Naturschutz«. Hier sind auch Jahres- oder Zweijahresthemen denkbar bzw. lokale Events (z.B. Museumstage/-nächte wie in Perleberg) auf ihre Machbar- keit und Vermarktung hin zu überprüfen.

ZIEL 5: BAULICHES ERBE INWERTSETZEN

Als ein weiteres Thema für die Region wurde das Thema Baukultur in den Workshops und Experteninterviews herausgearbeitet. Baukultur prägt wesentlich das Erscheinungsbild und die Lebensqualität in den Städten und der Region. Sie ist das Gedächtnis einer Stadt. Die historische Bausubstanz hat demzufolge einen hohen Stellenwert für die Identität der Städ- te und der Stadtentwicklung von morgen. Aber auch die Profilierung und das Alleinstel- lungsmerkmal von Städten wird zunehmend über das bauliche Erbe bestimmt, was einen Ort unverwechselbar macht.

In Wittenberge spielt vor allem das Thema Stadtumbau eine große Rolle. So geht es einer- seits um den Erhalt des baulichen und industriekulturellen Erbes, andererseits um die An- passung an demografische Veränderungen. In Perleberg geht es um das Spannungsfeld von Denkmalschutz im historischen Altstadtkern und gleichzeitig nachhaltiger Stadtentwick- lung. Die Baukultur in der Prignitz und im Regionalen Wachstumskern ist insgesamt sehr vielfältig. Sie kann ein verbindendes Element zwischen den Kommunen und in der Region sein. Darüber hinaus stellt sie eine wesentliche »Hardware« für den Kulturtourismus dar. Das Engagement der regionalen Akteure in dieser Richtung sollte deshalb von politischer Seite unterstützt und gefördert werden. Es wird ein Arbeitskreis Baukultur gemeinsam mit dem Landkreis Prignitz (vor allem Sachbereich Denkmalschutz) angeregt, in dem gemein- same Themen und Projekte entwickelt werden können (z.B. auch zur Nutzung denkmalge- schützter Bauten) und eine fachliche Beratung erfolgen kann.342

ZIEL 5: PRIGNITZ-SOMMER WEITERENTWICKELN

Der Prignitz-Sommer ist ein regionales Kulturförderinstrument (Ausrichter: Landkreis Prignitz), mit dem Ziel, Akteure der Region miteinander zu vernetzen und die Region Prignitz als Kulturraum zu profilieren. Der Landkreis Prignitz hat in seiner letzten Kulturentwick- lungsplanung u.a. folgende Perspektivziele formuliert: neue Qualität in den Angeboten,

342 Ein weiterer wichtiger Partner in diesem Zusammenhang kann der Altstadt e.V. in Perleberg sein. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 203 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit innovative Projekte sollen sich zu echten kulturellen Events entwickeln, neue Inhalte um- setzen, um Bewegung in der Kulturszene zu provozieren, und weitere Imageverbesserung des Prignitz-Sommers. Aus der vorangegangenen Analyse wurde deutlich, dass der Prignitz- Sommer zunehmend Kritik seitens Kulturschaffender erfährt und der ursprüngliche Innova- tionscharakter kaum mehr vorhanden sei. Aus diesem Grund werden folgende Maßnahmen vorgeschlagen:

Maßnahme 1: Evaluation des Prignitz-Sommers

Es wird eine Evaluation der Zielerreichung und Wirkung der Veranstaltung Prignitz-Sommer empfohlen. Nur durch eine Evaluation kann die Wirksamkeit und Zielstellung des Projektes überprüft werden.

Maßnahme 2: Profilschärfung bzw. Relaunch des Prignitz-Sommers

Der Prignitz-Sommer hat große Potenziale als regionales Förderinstrument, die Vernetzung und Ausstrahlung der Region zu fördern, aber auch identitätsstiftend nach innen zu wirken. Allerdings scheint das Profil des Prignitz-Sommers sehr unscharf (sowohl zeitlich als auch inhaltlich) und intransparent hinsichtlich seiner Förderung. Es wird daher empfohlen, sich gemeinsam mit den Kommunen, dem Landkreis als auch beratenden Kulturschaffenden der Region über eine inhaltliche Neuprofilierung zu verständigen. Darüber hinaus wird empfohlen, gemeinsam mit den Kommunen zu reflektieren, wie die oben dargestellten Perspektivziele – die als angemessen und zukunftsorientiert zu bewerten sind – als ver- bindliche Förderrichtlinien definiert werden können.

Maßnahme 3: Themenjahre

Ebenso ist aus Sicht der Forschungsgruppe die Etablierung von Jahresthemen zu diskutie- ren, die sich an regionalen Themen orientieren und die Teilnehmer dazu anregen, sich mit diesen gemeinsam und kreativ zu beschäftigen. Gleichfalls können Jahresthemen – gemei- sam mit der Marke »Prignitz-Sommer« – dazu beitragen, die regionale Identität zu stärken und Prignitzer Themen überregional bekannt zu machen (z.B. Landwirtschaft; Plattdeutsch; zwischen Industrie/Natur; Lage zwischen Berlin/Hamburg, Teilstrecke der B 5; Pilger- weg/Raubritter; Leben in dünn besiedeltem Gebiet; märkische Geschichte; Baukultur; Lang- samkeit; Bahn; Lage an der/Nähe zur Elbe; Türme; Familie Gans zu Putlitz). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 204 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

6.5 Umlandfunktion

Aus der Funktion als Regionaler Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt und des gemeinsamen Mittelzentrums in Funktionsteilung ergibt sich die Verpflichtung, Angebote über das kommunale Wirkungsfeld hinaus zu offerieren und zu bewerben. Diese kann am Besten durch eine Mischung aus zentraler und dezentraler Versorgung erfolgen (siehe nachfolgende Maßnahmen).

Die Analyse hat ergeben, dass der RWK eine Umlandfunktion erfüllt, diese aber bislang we- niger bewusst wahrgenommen wird. Gleichzeitig wurde deutlich, dass die Kommunen des RWK und darüber hinaus unter einem deutlich wachsenden Aufgabendruck stehen. Durch die Auflösung der Kreis- und Fahrbibliothek in den Jahren 2003/2004 wurden zwar Alterna- tivprojekte von den Kommunen entwickelt, jedoch ist darauf hinzuweisen, dass dies nur begrenzt möglich ist. Der Landkreis Prignitz ist im Rahmen seiner Ausgleichs- und Ergän- zungsaufgaben nach wie vor ein wesentlicher und wichtiger Partner bei der Entwicklung der kulturellen Infrastruktur und angesichts der demografischen Veränderungen. Die Schließung und Aufgabe von Kreiseinrichtungen bleibt nicht ohne wesentliche Konsequen- zen für die kommunale Kulturarbeit. Es wird deshalb im Hinblick auf die regionale Kultur- entwicklung empfohlen, dass infrastrukturelle Fragen zwischen Kommunen und dem Land- kreis in enger Abstimmung erfolgen und gemeinsam Lösungen erarbeitet werden. Dies soll- te bei den nachfolgenden Vorschlägen mitgedacht werden.

Vor dem Hintergrund des Bevölkerungsrückgangs und der Verantwortung für eine zentrale Versorgungsfunktion werden folgende Ziele und Maßnahmen zur Stärkung und zum Aus- bau der Umlandfunktion vorgeschlagen:

ZIEL 1: AUßENORIENTIERUNG KOMMUNALER KULTUR- UND FREIZEITEINRICHTUNGEN STÄR- KEN UND NACHFRAGE IM UMLAND WECKEN

Um die Auslastung, die Qualität des Angebotes und den Erhalt von Kultur- und Freizeitein- richtungen auch zukünftig zu gewährleisten, sollten Maßnahmen ergriffen werden, die die Nachfrage sowohl innerhalb des RWK Prignitz als auch in den Umlandgemeinden und -ämtern kontinuierlich wecken und erhöhen. Dies ist umso notwendiger, je mehr ein Rück- gang der Bevölkerung zu verzeichnen ist und damit auch der Legitimationsbedarf von Kul- tureinrichtungen steigt. Die Angebote sollten auf der Grundlage von Besuchererhebungen benutzerfreundlich und besucherorientiert gestaltet werden. Es werden Anreize für eine Mobilität in die Städte ebenso wie Alternativangebote für immobile Bevölkerungsgruppen aus dem Umland geschaffen. Folgende Einzelmaßnahmen werden vorgeschlagen: Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 205 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Maßnahme 1: Besuchererhebungen durchführen

Auf der Grundlage von Besuchererhebungen sind Kultur- und Freizeiteinrichtungen in der Lage, entsprechend ihrer individuellen Rahmenbedingungen ihr Angebot für Nutzergrup- pen aus dem Umland anzupassen, wie bswp. bei der Gestaltung der Öffnungszeiten.343 Zu- dem hat jede Zielgruppe ihre besonderen Bedürfnisse bei der Ansprache. Dies ist bei der Werbung (Bewerbung an Schulen, in Zeitungen, im Internet, auf Plakaten) zu berücksichti- gen. Auch hier kann eine Besucherbefragung aufschlussreiche Hinweise über Präferenzen geben.

Maßnahme 2: Ausbau der Internetpräsenz kultureller Angebote

In ländlich strukturierten Regionen stellt das Internet eine wichtige Informationsquelle für Bürgerinnen und Bürger dar. Die Internetpräsenz der Kultur- und Freizeitangebote wird dementsprechend verbessert, durch regelmäßige Aktualisierung, Bündelung von Angebo- ten auf den Seiten des RWKs, ausführlichere Beschreibung der Profile, der Sonderangebote für spezielle Zielgruppen, Öffnungszeiten und Erreichbarkeit. Ebenso ist ein Verweis auf die Angebote des Landkreises im Sinne eines kooperativen und ganzheitlichen Angebotes sinn- voll (Standorte der Kreismusikschule, des Kreismedienzentrums, Kreisvolkshochschule mit den Standorten in Wittenberge und Perleberg).

Maßnahme 3: Ausbau mobiler und digitaler Angebote der Bibliotheken

Seit der Auflösung der Kreisbibliothek und deren Fahrbibliotheken bemüht sich die inter- kommunale Arbeitsgemeinschaft »Bibliothekennetz Prignitz« um einen gemeinsamen Me- dienergänzungsbestand für die beteiligten Bibliotheken. Wesentlicher Bestandteil sind die sogenannten thematischen Medienboxen, die von Schulen der Mitgliedsstädte entliehen werden können. Hinsichtlich der Umlandfunktion ist zu prüfen, ob dieses Angebot auch Schulen im Mittelbereich (Gemeinden ohne eigene Bibliothek) von Perleberg und Witten- berge zugänglich gemacht werden kann. Über die Angebote für die Schulen hinaus ist zu prüfen, inwieweit das Angebot von E-Medien bzw. einer Online-Bibliothek (ermöglicht das Herunterladen von elektronischen Büchern, Videos, Musik, Zeitschriften und Hörbüchern auf den heimischen Computer) ermöglicht werden kann. Diese Angebote sind insbesondere für Einwohner in ländlichen Regionen von Vorteil.

Maßnahme 4: Bündelung von innerstädtischen Angeboten

Anreize für eine Mobilität in die Städte werden vor allem durch Veranstaltungen, Festivitä- ten und Verbundprojekte gefördert, bei denen der »Mehrwert« eine wichtige Rolle spielt (mehrere Angebote können als ganzheitliches Erlebnis genutzt werden oder Einrichtungen haben themenbezogen geöffnet). Hierzu zählen beispielsweise Tag des Offenen Denkmals,

343 Mit der Fortbildung »Zukunftskonzepte für Öffentliche Bibliotheken« wird bereits ein wesentlicher Schritt im Be- reich der Bibliotheken unternommen. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 206 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Tag der Archive, Lange Nacht der Museen, Tag des Buches etc.. Aktuelle Entwicklungen zei- gen, dass Kulturangebote häufig in Zusammenhang mit anderen Angeboten wie Einkaufen, Freizeit und Sport (z.B. Tierpark und Schwimmbäder im RWK) sowie kulinarischer Genuss wahrgenommen werden. Hier ist auf einen Bedarf an abgestimmten Öffnungszeiten des Einzelhandels bzw. Sonderöffnungszeiten während der Veranstaltungen hinzuweisen, um die Verweildauer sowohl bei der Bevölkerung als auch bei Touristen zu erhöhen.

ZIEL 2: VERFLECHTUNGS- UND KOOPERATIONSBEZIEHUNGEN MIT DEM UMLAND STÄRKEN

Unter der Maßgabe der Umlandfunktion werden auch die Potenziale des Umlandes stärker in das Blickfeld kommunalen und regionalen Handelns genommen. Die Kommunen des RWK Prignitz sollten daher zur vermehrten Zusammenarbeit zwischen den Institutionen und Akteuren der Kulturlandschaft auf regionaler Ebene anregen. Wo möglich und sinnvoll, fördert der RWK Prignitz die Information, die Koordination und den Austausch zwischen den Institutionen und Akteuren. Dazu lassen sich folgende Maßnahmen formulieren:

Maßnahme 1: Einbeziehung und Aktivierung von Künstlern aus dem Umland

Künstlerinnen und Künstler sind ein großes kreatives Potenzial der Region. Sie sollten daher in die Gestaltung kultureller Angebote der Städte mit einbezogen werden. Darüber hinaus erschließen sich in den Bereichen kulturelle Bildung und Kreativwirtschaft Betätigungsfel- der (s. entsprechende Kapitel in den Handlungsempfehlungen oben).

Maßnahme 2 : Zusammenarbeit mit den Gemeinden des Verflechtungsbereiches

Mit der im Mai 2009 in Kraft getretenen Landesentwicklungsplanung Berlin-Brandenburg sind die Mittelzentren aufgefordert, gemeinsam mit den Gemeinden ihres Mittelbereiches Entwicklungskonzepte zu entwickeln. Auf dieser Basis soll eine enge Zusammenarbeit zwi- schen dem Zentralen Ort und den Gemeinden seines Verflechtungsbereiches angestrebt werden.344 Bislang gibt es durch den Arbeitskreis Tourismus, Kultur und Sport eine enge Zusammenarbeit mit dem Amt Bad Wilsnack. Zum Mittelbereich des Mittelzentrums Wit- tenberge und Perleberg gehören ebenso die Gemeinde Plattenburg und das Amt Lenzen- Elbtalaue. Hier wird eine stärkere Einbeziehung der Umlandgemeinden empfohlen, insbe- sondere, um zunächst einmal die inhaltliche und terminliche Abstimmung zu fördern (z.B. Events auf der Plattenburg), aber auch um gemeinsame Angebotspakete zu schnüren und die interkommunale Zusammenarbeit hinsichtlich der Versorgungsfunktion in der Region zu intensivieren.

344 Vgl. MIR/Sen 2009: 26. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 207 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

6.6 Qualifizierung und Beschäftigung

Wie die Analyse ergeben hat, sind die Beschäftigungspotenziale vor allem im Kulturtouris- mus noch nicht ausgeschöpft. Weitere Potenziale werden im Bereich der Kultur- und Krea- tivwirtschaft tendenziell sichtbar, aufgrund der Datenlage (keine umfassenden Be- standsaufnahme zu diesem Bereich) können jedoch nur marginal Aussagen dazu getroffen werden. Um weitere Beschäftigungs- und Einkommenseffekte für die Region erzielen zu können, ist der Kultur- und kulturtouristische Bereich weiter zu qualifizieren. Darüber hin- aus erfordern die demografischen Entwicklungen, dass sich Anbieter kultureller Leistungen auf die veränderte Bevölkerungsstruktur und Altersgruppen einstellen. Der Qualifizierungs- bedarf ergibt sich daher nicht nur aus ökonomischen Erfordernissen, sondern auch als Reak- tion auf gesellschaftliche Entwicklungen.

ZIEL 1: KULTURBEREICH QUALIFIZIEREN UND BESCHÄFTIGUNGSPOTENZIALE AUSBAUEN

Nachhaltige Kultur- und kulturtouristische Entwicklung erfordert Qualifizierung. Sie rüstet Kulturschaffende und –akteure, um auf aktuelle Herausforderungen wie den demografi- schen Wandel oder veränderte Publikumsbedürfnisse reagieren zu können. Durch Qualifi- zierung können gleichfalls neue Beschäftigungsmöglichkeiten erschlossen werden. Die Qualifikation im Kulturbereich ist daher ein wesentliches Ziel. So wurden in der Analyse erstens ein sparten- und sektorenspezifischer Qualifizierungsbedarf festgestellt und zwei- tens ein themen- bzw. problembezogener Qualifizierungsbedarf, der im Folgenden detail- lierter aufgeschlüsselt wird:

Sparten- und sektorenspezifischer Qualifizierungsbedarf

• Museen: Profilierung und Positionierung der Museen sowie strategische Aus- richtung in der Region, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Besucherorientierung und -forschung, Entwicklung und Ausbau der Museumsshops, Entwicklung kul- turtouristischer Angebotspakete mit anderen Anbietern, Kulturmarketing, Qua- litätssicherung.

• Freie und gemeinnützige Akteure: Veranstaltungs- bzw. Projektmanagement: Veranstaltungsorganisation, Marketing und Drittmittelbeschaffung (Fundrai- sing), Zielgruppensprache, Gewinnung und Aktivierung von ehrenamtlichen Ak- teuren.

• Akteure der Kultur- und Kreativwirtschaft: Für die Akteure der Kreativwirtschaft werden insgesamt Qualifizierungsbedarfe hinsichtlich ökonomischer Fragestel- lungen sowie in Bezug auf Unterstützung bei der Erschließung von Märkten (Bu- siness-Pläne)345 deutlich.

345 Hier ist auf das Projekt »kulturgewinn« der Landesregierung Brandenburg zu verweisen, in dem Akteure aus Kunst und Kulturwirtschaft qualifiziert und beraten werden. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 208 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Themen- und/oder problemorientierter Qualifizierungsbedarf

Dieser Qualifizierungsbedarf ist sparten- und sektorenübergreifend und ergibt sich aus den gemeinsamen Themen oder Herausforderungen der Region. Es werden folgende Weiterbil- dungsmodule vorgeschlagen:

• Kooperation und Vernetzung: Finden von Kooperationspartnern, das eigene An- gebot/Profil schärfen, Ausloten von Kooperationspotenzialen, Formen der Ko- operationen (von der losen Abstimmung bis zur gemeinsamen Leistungserstel- lung).

• Schlüsselkompetenzen: Verhandlungs- und Problemlösungskompetenzen zur Stärkung der Kooperationskultur, Kreativitätstechniken.

• Kulturtourismus: Inwertsetzen der kulturtouristischen Infrastruktur, Produkt- und Angebotsentwicklung für spezifische Zielgruppen, Vermarktung und Ver- netzung, Ausarbeiten von Themen- und Vermarktungsrouten für die Region (Themenverknüpfung über Radfahren).

• Kulturvermittlung: Zugänge zu Kunst- und Kulturproduktionen ermöglichen. Kulturvermittlung346 ist in diesem Zusammenhang als Übersetzungsleistung zu verstehen. Die Vermittlungsansätze beziehen sich darauf, die eigenen Angebote und Inhalte zum Beispiel durch Führungen, Vorträge, Programmhefte verständ- licher zu machen und auf diesem Wege weitere Zielgruppen, z.B. Jugendliche, Ältere zu erreichen. Hier sind auch neue Fortbildungskonzepte, wie z.B. die Qua- lifizierung von »Keyworkern« (übersetzbar mit »Kontaktpersonen«) zu entwi- ckeln. Keyworker sind Mittler zwischen Institutionen und Zielgruppen. Optima- lerweise sind sie selbst in einer spezifischen Personengruppe verankert. Sie be- sitzen den »Schlüssel«, um ihrem eigenen sozialen Umfeld in adäquater Sprache und Form kulturelle Inhalte zugänglich zu machen.347

ZIEL 2: PERSONALBEDARF FÜR DIE REGIONALE KOORDINIERUNG UND VERNETZUNG

Für die Umsetzung der vorliegenden Maßnahmen und die Intensivierung der interkommu- nalen und regionalen Zusammenarbeit im Kulturbereich wird empfohlen, eine Stelle für einen Kulturkoordinator zu schaffen. (Vgl. dazu ausführlich Kapitel 6.3 Vernetzung und Ko- operation).

346 Vgl. zum Begriff der Kulturvermittlung das Kapitel Kulturvermittlung und Kulturelle Bildung. 347 Vgl. zum Konzept der Keyworker Knopp/Nell 2007. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 209 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

6.7 Kulturvermittlung und Kulturelle Bildung

Die Ergebnisse der Bürgerbefragung im Landkreis Prignitz legen nahe, dass der allergrößte Teil der Bevölkerung keinen Zugang zu öffentlich geförderten Kulturangeboten hat oder findet. Dies entspricht einerseits dem deutschlandweiten Trend und der Realität, dass die Beteiligung am öffentlichen Kulturleben maßgeblich von einem hohen Bildungsniveau ab- hängig ist: Demzufolge gehören nur ca. 8% der Bevölkerung zu den regelmäßigen Nutzern der öffentlich geförderten Kultureinrichtungen. Bei diesen sogenannten Kernnutzern han- delt es sich fast ausschließlich um Personen mit höherer Bildung, zumeist Akademiker. Be- sonders bei jungen Menschen finden sich fast nur noch Gymnasiasten unter den Besuchern von Theatern, Konzerten und Museen.348 Andererseits lässt das Ergebnis der Bürgerbefra- gung in der Prignitz darauf schließen, dass sich dieser Trend in der Prignitz aufgrund der Abwanderung insbesondere junger qualifizierter Menschen viel stärker abzeichnet als in anderen Regionen. Angesichts der sozialen und demografischen Entwicklungen (2007 lebte jedes 3. Kind unter 15 Jahren von Sozialleistungen; im Jahr 2030 wird das Durchschnittsal- ter der Prignitzer Bevölkerung voraussichtlich bei 55,2 Jahren liegen, das sind 13,2 Jahre über dem Landesdurchschnitt) ist davon auszugehen, dass sich die Teilhabe am kulturellen Leben weiter verringern und altersstrukturell bedingt verändern wird, wenn keine oder we- nig entsprechende Maßnahmen ergriffen werden. Kulturvermittlung und Kulturelle Bildung sollten an diesem Punkt ansetzen, denn sie basieren einerseits auf dem Leitgedanken der Chancengerechtigkeit und der Beteiligung. Sie zielen andererseits darauf ab, die kreativen Ressourcen eines jeden mit einzubeziehen und sein Gestaltungspotenzial in die Gesell- schaft einzubringen.

Der Bereich der Kulturellen Bildung und der Kulturvermittlung erfährt insgesamt auf ge- samtdeutscher Ebene vor dem Hintergrund u. a. der PISA-Ergebnisse, jugendlicher Gewalt- taten, zunehmender Digitalisierung und Medialisierung, aber auch in Hinblick auf die zu- künftigen Kulturnutzer, mehr Aufmerksamkeit. So empfiehlt die Enquete-Kommission in Ihrem Bericht »Kultur in Deutschland« den Kommunen, insbesondere die kulturelle Kinder- und Jugendbildung als Pflichtaufgabe wahrzunehmen, öffentlich geförderte Kultureinrich- tungen sollten beispielsweise Vermittlungsprogramme für Kinder und Jugendliche ver- pflichtend anbieten.349 Kultur könne zwar lt. Enquete-Bericht weder die Ursachen noch die Folgen des demografischen Wandels ändern oder abschwächen, »sie kann jedoch ein In- strument sein, mit dem Wandel bewusst umzugehen, ihn individuell und gemeinschaftlich zu gestalten.« Der Rat für Soziokultur und kulturelle Bildung unterstreicht in seinem Positi- onspapier ebenfalls die Bedeutung der kulturellen Bildung: »Die demografischen Verände- rungen verlangen von Kunst und Kultur die Entwicklung kultureller Bildung als Zukunfts-

348 Mandel 2008: 21. 349 Vgl. Deutscher Bundestag 2008: 381. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 210 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit ressource für gesellschaftliche Partizipation und als Beitrag zur interkulturellen Qualifizie- rung von Politik und Gesellschaft.«

Die Landesregierung Brandenburg prüft derzeit die Einrichtung einer Plattform Kulturelle Bildung für das Land Brandenburg und hat einen Bericht zur Kulturellen Bildung veröffent- licht.350 Zu berücksichtigen ist, dass sich Kulturvermittlung und Kulturelle Bildung nicht nur an Kinder und Jugendliche, sondern grundsätzlich an alle Gruppen der Gesellschaft richten. Sie ist aber besonders nachhaltig, wenn sie in frühem Alter einsetzt. Kulturelle Bildung ist demzufolge ein lebenslanger Prozess.

Die im Folgenden hier vorgeschlagenen Handlungsempfehlungen zielen im Sinne der Nachhaltigkeit nicht nur darauf ab, zukünftige Nutzer von Kunst und Kultur gewinnen zu können,351 sondern auch Menschen dazu anzuregen, zu Mitgestaltern des kulturellen Le- bens zu werden.352

ZIEL: KULTURELLE BILDUNG IN DER REGION STÄRKEN

Kulturelle Bildung ist entscheidend für die Überlebens- und Innovationsfähigkeit einer Ge- sellschaft. Insbesondere in einer Region wie der Prignitz kann auf die kreativen Potenziale jedes Einzelnen, insbesondere der Kinder und Jugendlichen, nicht verzichtet werden. Der persönlichen Entfaltung und Entwicklung von Kindern und Jugendlichen sollte deshalb eine verstärkte Förderung zukommen. Gleichfalls sind Möglichkeiten des Lebenslangen Lernens für alle Altersgruppen zu schaffen.

Maßnahme 1: Kooperation zwischen Kitas, Schulen, außerschulischen Bildungseinrichtungen und Kultureinrichtungen befördern.

Zu den Einrichtungen der kulturellen Bildung gehören u.a. Bibliotheken, Volkshochschulen, Jugendkunstschulen, soziokulturelle Zentren. Darüber hinaus ist das Feld der kulturellen Bildung auch ein Betätigungs- und Arbeitsfeld für freischaffende Künstler/-innen im schuli- schen und außerschulischen Bereich. Aber auch kirchliche und soziale Träger offerieren An- gebote.

Kulturelle Bildung beginnt bereits im Kindergarten mit der frühkindlichen Erziehung. Je nach Qualifizierung der Erzieher/-innen wird diese umgesetzt. Die Kooperation zwischen Kultureinrichtungen, freischaffenden Künstlern und Kitas sollte intensiviert werden. Ebenso sollte die Kooperation mit den allgemeinbildenden Schulen verstärkt werden. Darüber hin- aus sind gezielte Projekte kultureller Bildung für arbeitslose Jugendliche und in der Be- rufsausbildung zu initiieren.353 Unterstützung und Beratung bei der Kooperation gibt z.B. die Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung in Brandenburg e.V. (LKJB). 354

350 Landtag Brandenburg 2009b. 351 Vgl. Klein 2005. 352 Vgl. Mandel 2008. 353 Hier sind die Projekte des Perleberger Altstadt e.V. zu nennen. Möglich ist auch, ein Freiwilliges kulturelles Jahr Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 211 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Maßnahme 2: Arbeitskreis und Kulturpädagogisches Kooperationsnetz im RWK

Da kulturelle Bildung als ein zentrales Handlungsfeld für die weitere kulturelle Entwicklung der Region ausgewiesen wird, wird die Initiierung eines fachübergreifenden Arbeitskreises auch für diesen Bereich empfohlen. Aufgabe sollte es zunächst einmal sein, die wichtigsten Angebote der Region im Bereich der Kulturellen Bildung und Kulturvermittlung zusammen- zutragen. Dabei sind auch die Kulturschaffenden und Künstler aus dem Umland ebenso wie die Angebote des Landkreises wie Musikschule und Medienzentrum mit einzubeziehen. Die Angebote sind für den RWK zu bündeln, auch sollten sie vernetzt und auf den Lehrplan der Schulen abgestimmt werden.355

Darüber hinaus wurde ein pädagogischer Fachkräftebedarf für die Museen, Archive und Bibliotheken des RWK deutlich. Hier ist zu prüfen, inwieweit durch ein gemeinsames Netz- werk ein pädagogischer Fachkräfteaustausch erfolgen kann oder gemeinsame Projekte ini- tiiert werden können. Beispielhaft anzuführen ist hier das Berliner Programm »Offensive Kulturelle Bildung«. Dort wird ein Austausch unter Vertretern aus Politik und Verwaltung, Wissenschaft, Kunst, Schule, dem Rat der Künste und verschiedenen beteiligten Akteuren aus Berliner Initiativen und Projekten kultureller Bildung organisiert. Ebenso wurde ein Pro- jektfonds Kulturelle Bildung eingerichtet und Patenschaften zwischen Schulen und Kultur- einrichtungen geschlossen.356

Maßnahme 3: Medienkompetenzen stärken

Kinder und Jugendliche wachsen heute in einer zunehmend medialisierten Welt auf. Der Umgang mit den neuen Medien ist für einen Großteil der Kinder und Jugendlichen inzwi- schen selbstverständlich. Insbesondere bei Jungen hat der Computer einen höheren Stel- lenwert als das Lesen. Es dominiert die Nutzung von PC-Spielen, deren Inhalt nicht selten als jugendgefährdend einzustufen ist. In diesem Zusammenhang gewinnt »Medienkompe- tenz« und damit die Arbeit der Bibliotheken als Bildungseinrichtung zunehmend an Bedeu- tung. Mit dem Ausbau der Jugendmediatheken in Wittenberge und Perleberg kann die Me- dienkompetenz jugendlicher Nutzer gestärkt werden. Zusätzlich lassen sich interessante Projekte mit Foto- und Videokünstlern, mit der Produktion von Hörspielen oder Trickfilmen entwickeln, so dass Jugendliche ihre persönlichen Fähigkeiten und Neigungen in den Pro- jekten entfalten können. Die Angebote sind abhängig von den künstlerischen Ressourcen vor Ort. Hier ist gezielt nach Partnern zu suchen sowie das Kreismedienzentrum als wesent- licher Partner zu gewinnen.357

anzubieten. 354 Vgl. z.B. kobra.net – Kooperation in Brandenburg unter http://www.kobra.net. 355 Hier ist nochmals auf das Analyseergebnis hinzuweisen, dass Lehrer häufig mit der Vielzahl der Einzelangebote für die Schulen überfordert sind und diese auch nur schwer in den sehr stark vorgegebenen Lehrplan integrieren kön- nen. Es wurde der Wunsch nach einer Bündelung und Abstimmung der Angebote für Schulen deutlich. 356 Vgl. dazu ausführlich http://www.kulturprojekte-berlin.de. 357 Auch an dieser Stelle ist auf die Ergebnisse der Workshops zu verweisen, bei denen Ideen für Jugendprojekte her- Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 212 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

6.8 Abschließende Anmerkungen der Gutachter

Die vorliegende Konzeption ist im Zeitraum Oktober 2008 bis September 2009 entstanden. Dieser Prozess bis zur Fertigstellung hat mit zahlreichen Gesprächsrunden, zwei Workshops und intensiven Expertengesprächen bereits viele Impulse gesetzt und Diskussionen ange- stoßen. Keinesfalls ist damit der Prozess der kulturellen und (kultur-)touristischen Entwick- lung abgeschlossen. In einem nächsten Schritt sollen die vorgelegten Handlungsempfeh- lungen und deren Realisierung auf politischer Ebene besprochen werden.

Während der Bearbeitungsphase ist deutlich geworden, dass diese Intervention von außen (und gleichzeitig einer neutralen Instanz) insbesondere in den Experteninterviews eine wertvolle Hilfestellung war. Die Möglichkeit sich auszutauschen und Probleme offen anzu- sprechen wurde von vielen dankbar angenommen. Die vorliegende Konzeption übernimmt daher auch die Funktion, angesprochene und scheinbare »Einzel-« Probleme sichtbar zu machen und sie auf regionaler Ebene zusammenzuführen. Für die Beteiligten ist dies be- deutsam, um aus der Perspektive des »Einzelkämpfertums« in eine gemeinschaftliche und kooperative Perspektive treten zu können. Darauf sollte kontinuierlich hingewirkt werden.

Um die Nachhaltigkeit der Konzeption bzw. der Umsetzung zu gewährleisten, wird eine weitere fachwissenschaftliche und externe Begleitung auf begrenzte Zeit empfohlen. Die weitere Begleitung ermöglicht es, zu konkreten und auftretenden Fragestellungen zu bera- ten und weiteres Wissen sowie Kompetenzen im Kulturbereich und angrenzenden Quer- schnittsthemen in die Region zu bringen. Darüber hinaus können Ideen und Best-Practice- Beispiele aus anderen Regionen in den laufenden Prozess eingebracht werden oder Pro- jektwerkstätten mit Kulturakteuren durchgeführt werden. Es empfiehlt sich darüber hin- aus, das Projekt nach ca. 18 Monaten zu evaluieren.

ausgearbeitet wurden und die Bereitschaft seitens der Akteure für solche Projekte bekundet wurden. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 213 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Quellenverzeichnis

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Anhang

Fragenbogen für die Experteninterviews Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 223 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 224 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 225 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 226 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 227 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 228 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Bestandsaufnahmebogen Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 229 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 230 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 231 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 232 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 233 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 234 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 235 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Fragebogen für die Bürgerbefragung358

358 Der Fragebogen wurde im Layout des Amtsblatt veröffentlicht. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 236 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 237 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Weitere Ergebnisse der Bürgerbefragung

Soziodemografische Daten

Zu den erhobenen soziodemografischen und geografischen Daten der Befragten zählen Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss, Erwerbsstatus, Kinderzahl und Wohnort. Die im Fol- genden dargestellten Angaben beziehen sich auf 292 ausgefüllte Fragebögen.

Alter der Befragten

Die Angaben der Befragten zur Altersstruktur wurden (bis auf die jüngste und älteste Grup- pe) in 10-Jahreskohorten eingeteilt. Die größte Gruppe machen 35- bis 44-Jährige aus (26%), gefolgt von den ältesten über 65 Jahre (22%) sowie 45- bis 54-Jährigen (21%). Die älteste Auskunftsperson war 86 Jahre alt. Die am geringsten besetzten Gruppen sind die jüngsten und zweitjüngsten Befragten im Alter von 18 bis 24 Jahre (4%) sowie 25 bis 34 Jahre (8%). 67 Personen machten bei dieser Frage keine Angabe.

Abb.: Altersstruktur der Stichprobe (Angaben von 225 Befragten)

18-24 J. 4% 25-34 J. über 65 Jahre 8% 22%

35-44 J. 26% 55-64 J. 19%

45-54 J. 21%

Das Durchschnittsalter der Stichprobe liegt bei 50,7 Jahren. Im Vergleich dazu ist das Durchschnittsalter der Bevölkerung des Landkreis Prignitz mit 46,3 Jahren niedriger.359 Stellt man die Altersgruppenanteile gegenüber, wird deutlich, dass in der Stichprobe die am stärksten besetzte Altersgruppe 35 bis 44 Jahre gegenüber der Bevölkerung deutlich über- repräsentiert ist (Abbildung 2). Dagegen sind die jüngsten Personen bis 24 Jahre und die ältesten über 65 Jahre unterrepräsentiert.

359 Vgl. Landkreis Prignitz 2007. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 238 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Altersstruktur der Stichprobe im Vergleich mit der Bevölkerung (in %)

26 27 21 22 20 19 16 13 14 Stichprobe 10 8 Bevölkerung 4

15-24 J. 25-34 J. 35-44 J. 45-54 J. 55-64 J. über 65 Jahre

Geschlechterverteilung

Nahezu zwei Drittel der Befragten waren weiblich (64%), entsprechend waren 36% männ- lich. Dabei ist der Einfluss des Befragungsthemas »Kultur« auf die Teilnahmemotivation der Befragten zu berücksichtigen, worin ein Grund für die Mehrheit von Frauen gesehen wer- den kann. Sechs Personen enthielten sich bei dieser Frage.

Innerhalb der Bevölkerung des Landkreises ist der Geschlechteranteil annähernd ausgegli- chen: 51% sind weiblich, 49% männlich.

Abb.: Geschlechterverteilung im Vergleich

Stichprobe (Angaben von 286 Befragten) Vergleich: Bevölkerung

männ- lich männ- weiblich weiblich 36% lich 64% 49% 51%

Unterscheidet man die Geschlechterverteilung nach dem Alter der Befragten ist auffallend, dass besonders im jüngeren und mittleren Alter bis 54 Jahre weibliche Befragte deutlich in der Mehrheit sind. Im höheren Alter sind die Anteile nahezu ausgeglichen (siehe auch Ab- bildung unten). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 239 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Geschlechterverteilung der Befragten nach Altersgruppen unterschieden (in %)

67 75 75

52 48 48 52 33 männlich 25 25 weiblich

18-34 J. 35-44 J. 45-54 J. 55-64 J. über 65 Jahre

Höchster Bildungsabschluss der Befragten

Das Bildungsniveau der Befragten ist sicherlich durch das Thema der Untersuchung beein- flusst. Rund die Hälfte der Auskunftspersonen gab als höchsten Bildungsabschluss einen Hochschulabschluss an – zusammen mit 5%, die das Abitur als höchsten Abschluss erwor- ben haben, liegt der Anteil formal höher Gebildeter damit bei 53%. 29% haben eine Ausbil- dung absolviert, worunter sich auch Personen mit Hochschulreife befinden. Weiterhin ha- ben 15% einen Abschluss der 10. Klasse oder einen Realschulabschluss erworben, lediglich 2,4% entfallen auf Absolventen der Hauptschule und Personen ohne Schulabschluss. Neun Befragte machten hierzu keine Angaben.

Abb.: Höchster Bildungsabschluss der Befragten (in %) (Angaben von 283 Befragten)

kein Abschluss 0,4

Hauptschule 2

Realschule 2

10.Klasse 13

Abitur 5

Ausbildung 29

Hochschule 48

Im Vergleich mit den Bildungsabschlüssen in der Bevölkerung des Landkreises zeigen sich große Unterschiede (Abb. 6). Zu berücksichtigen ist der Anteil der Personen mit Ausbildung, die so in der Bevölkerungsstatistik nicht erfasst sind (diese können sowohl über einen Haupt- und Realschulabschluss, als auch über die Hochschulreife verfügen). Deutlich wird dennoch, dass in der Stichprobe Personen mit dem höheren Abschluss des Gymnasiums (53%) häufiger als in der Bevölkerung (34%) sind. In der Bevölkerung sind formal niedrigere Abschlüsse der Haupt- oder Realschule sowie Personen ohne Schulabschluss stärker vertre- ten. Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 240 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Vergleich mit Bildungsabschlüssen in der Bevölkerung (in %)

0,4 kein Abschluss 11

2 Hauptschule 13

15 Stichprobe Realschule/10.Klasse 42 Bevölkerung

53 Hochschulreife 34

29 Ausbildung

Männliche Befragte haben häufiger ein Studium abgeschlossen (66%) als weibliche (46%). Frauen haben im Gegensatz dazu öfter eine Ausbildung absolviert (35% der Frauen im Ver- gleich zu 18%). Dies ist ein signifikanter360, das heißt statistisch nachweisbarer, Zusammen- hang.

Erwerbsstatus der Befragten

Rund zwei Drittel und damit die große Mehrheit der Auskunftspersonen sind erwerbstätig, die übrigen stehen aus verschiedenen Gründen nicht im Erwerbsleben. Ein Viertel sind Rentner, 5% Arbeitsuchend, 2% in Ausbildung und ebenfalls 2% Hausfrauen (diese sind tat- sächlich alle weiblich). Acht Befragte enthielten sich hierzu.

Bei der Bevölkerung des Landkreises liegt die Arbeitslosenquote im Vergleich dazu bei 16% (auf der Basis aller zivilen Erwerbspersonen), hier bei 5% (13 Befragte).

360 Bei Analysen der Art finden Untersuchungen des Zusammenhangs von abhängigen und unabhängigen (Variable wie Alter, Geschlecht, Bildung usw., die die auf die andere Variable wirkt) Daten statt. Der sich ergebende Wert Chi-Quadrat nach Pear- son entspricht dabei einer bestimmten Wahrscheinlichkeit, dass die auftretenden Abweichungen ein nicht-zufälliges Ergebnis beinhalten (d.h. signifikant sind). Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 241 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Erwerbsstatus der Befragten (Angaben von 284 Befragten)

Hausfrauen 2% Rentner 26%

in Berufstätige Ausbildung 65% 2% Arbeit- suchende 5%

Weibliche Befragte stehen etwas häufiger im Berufsleben als Männer (69% im Vergleich zu 57%), welche häufiger bereits in Rente sind (35% der Männer, 21% der Frauen). Dies hängt natürlich mit der Altersstruktur der Stichprobe zusammen, in welcher Männer mehrheitlich im höheren Alter vertreten sind.

Anzahl schulpflichtiger Kinder

Weiterhin wurden die Befragten um Angaben dazu gebeten, ob sie Kinder im schulpflichti- gen Alter haben. Rund drei Viertel von ihnen haben dies verneint, 27% bejaht. 16% haben ein schulpflichtiges Kind, 9% zwei Kinder und noch 2% drei oder mehr Kinder. 12 Personen haben diese Frage offen gelassen.

Der Bevölkerungsstatistik des Landkreises ist zu entnehmen, dass sich der Anteil der Privat- haushalte mit ledigen Kindern im Haushalt auf 29% beläuft. Somit ist der Prozentsatz in der Stichprobe ähnlich.

Abb.: Anzahl schulpflichtiger Kinder (Angaben von 280 Befragten)

3 und mehr Kinder 2 Kinder 2% 9%

1 Kind keine schul- 16% pflichtigen Kinder 73% Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 242 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Nach dem Alter der Befragten unterschieden, gaben 35- bis 44-Jährige am häufigsten an ein oder mehrere schulpflichtige Kinder zu haben (65%), gefolgt von 35% der 25- bis 34- Jährigen und 23% der 45- bis 54-Jährigen. In den übrigen Altersgruppen ist dieser Anteil – naturgemäß – deutlich geringer.

Musikschulbesuch der Kinder

Von den Befragten mit schulpflichtigen Kindern sagten 32% aus, dass ihr Kind eine Musik- schule besucht (24 Personen). Bei vier Personen besuchen sogar zwei Kinder eine Musik- schule. Die große Mehrheit der befragten Eltern (68%, 51 Personen) hat demnach aber kein Kind in der Musikschule.

Im Jahr 2007 besuchten laut Statistik 516 Schüler im Alter bis 18 Jahre die Kreismusikschu- le. Von 12.600 Haushalten mit Kindern macht dies einen Anteil von 4% aus, womit der An- teil in der Stichprobe deutlich darüber liegt.

Abb.: Musikschulbesuch der Kinder (Angaben von 75 Befragten)

von 2 Kindern 5%

von 1 Kind kein 27% Musikschul- besuch 68%

Wohnort der Befragten

Schließlich wurde der Wohnort der Auskunftspersonen erhoben (5 Befragte machten hierzu keine Angaben). Die meisten Befragten wohnen in der Stadt Perleberg (28%, 79 Personen), gefolgt von der Stadt Wittenberge (25%). 28 Befragte stammen aus dem Amt Bad Wils- nack/ Weisen (10%), 24 aus der Gemeinde Karstädt, 18 aus der Stadt Pritzwalk und 17 aus dem Amt Lenzen-Elbtalaue. Noch 14 haben ihren Wohnort in der Gemeinde Plattenburg und 13 im Amt Meyenburg. Außerdem kamen 9 aus der Gemeinde Groß Pankow, 7 aus der Gemeinde Gumtow und 5 aus dem Amt Putlitz-Berge. Für Zusammenhangsanalysen ist folglich die teils kleine Zahl von »Vertretern« verschiedener Wohnorte zu berücksichtigen.361

361 Sortiert nach Einwohnerzahlen (Oktober 2008): Stadt Wittenberge, Stadt Pritzwalk, Stadt Perleberg, Gemeinde Karstädt, Amt Bad Wilsnack/ Weisen, Amt Putlitz-Berge, Amt Meyenburg, Amt Lenzen-Elbtalaue, Gemeinde Groß Pankow, Gemeinde Plattenburg, Gemeinde Gumtow Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 243 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Abb.: Wohnort der Befragten (in %) (n=absolute Zahlen, Angaben von 287 Befragten)

Stadt Perleberg (n=79) 28 Stadt Wittenberge (n=73) 25 Amt Bad Wilsnack/Weisen (n=28) 10 Gemeinde Karstädt (n=24) 8 Stadt Pritzwalk (n=18) 6 Amt Lenzen-Elbtalaue (n=17) 6 Gemeinde Plattenburg (n=14) 5 Amt Meyenburg (n=13) 5 Gemeinde Groß Pankow (n=9) 3 Gemeinde Gumtow (n=7) 2 Amt Putlitz-Berge (n=5) 2

Weitere Angaben zum Nutzungsverhalten

Abb.: Jährliche Nutzungshäufigkeit verschiedener Kulturangebote im Landkreis Prignitz nach einzelnen Sparten (in %)

a) Film (z.B. Kino, Freiluftkino) b) Musik (z.B. Konzerte, Chor)

26 24 21 21 18 17 16 14 15 11 10 7

2-mal 3-mal 4-mal 2-mal 3-mal 4-mal gar nicht häufiger gar nicht häufiger 1-mal/Jahr 1-mal/Jahr Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 244 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

c) Feste/ Festivals (z.B. Stadtfeste) d) Literatur (z.B. Bibliothek, Lesungen)

27 27 37

18 22 15 20 12 7 5 6 3

2-mal 3-mal 4-mal 2-mal 3-mal 4-mal gar nicht häufiger gar nicht häufiger 1-mal/Jahr 1-mal/Jahr

e) Bildende Kunst (z.B. Ausstellungen) f) Heimatgeschichte (z.B. Heimatmuseum)

34 32 37 26 19 11 7 9 9 8 4 3

2-mal 3-mal 4-mal 2-mal 3-mal 4-mal gar nicht häufiger gar nicht häufiger 1-mal/Jahr 1-mal/Jahr

g) Kleinkunst (z.B. Kabarett, Tanz) h) Darstellende Kunst (z.B. Theater)

36 44 30 27 18 15 8 6 7 2 3 4

2-mal 3-mal 4-mal 2-mal 3-mal 4-mal gar nicht häufiger gar nicht häufiger 1-mal/Jahr 1-mal/Jahr Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 245 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

i) Kulturelle Bildung (z.B. VHS, Musikschule) j) Brauchtum (z.B. Karneval, Schützenver.)

60 57

23 20 10 9 10 6 1 0 3 1

2-mal 3-mal 4-mal 2-mal 3-mal 4-mal gar nicht häufiger gar nicht häufiger 1-mal/Jahr 1-mal/Jahr

Abb.: Wahrnehmung von Kulturangeboten am hauptsächlichen Nutzungsort nach Orten dargestellt (in absoluten Zahlen)

a) Amt Bad Wilsnack/Weisen

Film 0

Musik 18

Feste/Festivals 13 Literatur 9

Bildende Kunst 6 Heimatgeschichte 7

Kleinkunst 5

Darstell. Kunst 3

Kulturelle Bildung 3

Brauchtum 6

b) Gemeinde Groß Pankow

Film 0

Musik 5

Feste/Festivals 2 Literatur 0

Bildende Kunst 4 Heimatgeschichte 1

Kleinkunst 1

Darstell. Kunst 3 Kulturelle Bildung 0

Brauchtum 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 246 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

c) Gemeinde Gumtow

Film 0

Musik 2

Feste/Festivals 1 Literatur 2

Bildende Kunst 1 Heimatgeschichte 1

Kleinkunst 0

Darstell. Kunst 1 Kulturelle Bildung 0

Brauchtum 1

d) Gemeinde Karstädt

Film 0

Musik 4

Feste/Festivals 5 Literatur 1

Bildende Kunst 1 Heimatgeschichte 7

Kleinkunst 5

Darstell. Kunst 2

Kulturelle Bildung 1

Brauchtum 25

e) Amt Lenzen-Elbtalaue

Film 4

Musik 8

Feste/Festivals 10 Literatur 10

Bildende Kunst 15 Heimatgeschichte 14

Kleinkunst 7

Darstell. Kunst 5 Kulturelle Bildung 2

Brauchtum 17 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 247 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

f) Amt Meyenburg

Film 0

Musik 5

Feste/Festivals 7 Literatur 9

Bildende Kunst 8 Heimatgeschichte 7

Kleinkunst 5

Darstell. Kunst 0 Kulturelle Bildung 1

Brauchtum 4

g) Stadt Perleberg

Film 66

Musik 52

Feste/Festivals 75

Literatur 62

Bildende Kunst 45

Heimatgeschichte 59

Kleinkunst 30

Darstell. Kunst 13

Kulturelle Bildung 46

Brauchtum 21

h) Gemeinde Plattenburg

Film 2

Musik 2

Feste/Festivals 7 Literatur 1

Bildende Kunst 4 Heimatgeschichte 2

Kleinkunst 6

Darstell. Kunst 5 Kulturelle Bildung 2

Brauchtum 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 248 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

i) Stadt Pritzwalk

Film 13

Musik 11

Feste/Festivals 16 Literatur 10

Bildende Kunst 7 Heimatgeschichte 7

Kleinkunst 9

Darstell. Kunst 4 Kulturelle Bildung 10

Brauchtum 3

j) Amt Putlitz-Berge

Film 0

Musik 2

Feste/Festivals 4 Literatur 1

Bildende Kunst 1 Heimatgeschichte 1

Kleinkunst 1

Darstell. Kunst 1

Kulturelle Bildung 0

Brauchtum 6

k) Stadt Wittenberge

Film 96

Musik 70

Feste/Festivals 73 Literatur 52

Bildende Kunst 48 Heimatgeschichte 46

Kleinkunst 72

Darstell. Kunst 80 Kulturelle Bildung 19

Brauchtum 13 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 249 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

l) außerhalb Landkreis Prignitz

Film 18

Musik 29

Feste/Festivals 17 Literatur 8

Bildende Kunst 34 Heimatgeschichte 12

Kleinkunst 22

Darstell. Kunst 40 Kulturelle Bildung 8

Brauchtum 5

Abb.: Nutzung von Kulturangeboten an weiteren Orten im Landkreis Prignitz nach einzelnen Orten dargestellt (Mehrfachnennungen möglich, in absoluten Zahlen)

a) Amt Bad Wilsnack

Film 0

Musik 20

Feste/Festivals 12

Literatur 13

Bildende Kunst 5

Heimatgeschichte 3

Kleinkunst 6

Darstell. Kunst 2

Kulturelle Bildung 0

Brauchtum 4 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 250 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

b) Gemeinde Groß Pankow

Film 0

Musik 2

Feste/Festivals 2

Literatur 0

Bildende Kunst 5

Heimatgeschichte 4

Kleinkunst 1

Darstell. Kunst 3

Kulturelle Bildung 1

Brauchtum 2

c) Gemeinde Gumtow

Film 0

Musik 3

Feste/Festivals 2

Literatur 0

Bildende Kunst 0

Heimatgeschichte 2

Kleinkunst 3

Darstell. Kunst 2

Kulturelle Bildung 0

Brauchtum 0

d) Gemeinde Karstädt

Film 2

Musik 4

Feste/Festivals 9

Literatur 1

Bildende Kunst 3

Heimatgeschichte 4

Kleinkunst 2

Darstell. Kunst 1

Kulturelle Bildung 0

Brauchtum 13 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 251 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

e) Amt Lenzen-Elbtalaue

Film 1

Musik 8

Feste/Festivals 6

Literatur 5

Bildende Kunst 14

Heimatgeschichte 6

Kleinkunst 4

Darstell. Kunst 2

Kulturelle Bildung 0

Brauchtum 5

f) Amt Meyenburg

Film 0

Musik 4

Feste/Festivals 4

Literatur 5

Bildende Kunst 3

Heimatgeschichte 6

Kleinkunst 2

Darstell. Kunst 1

Kulturelle Bildung 1

Brauchtum 3

g) Stadt Perleberg

Film 38

Musik 27

Feste/Festivals 44

Literatur 17

Bildende Kunst 15

Heimatgeschichte 27

Kleinkunst 14

Darstell. Kunst 6

Kulturelle Bildung 14

Brauchtum 3 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 252 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

h) Gemeinde Plattenburg

Film 0

Musik 9

Feste/Festivals 19

Literatur 0

Bildende Kunst 3

Heimatgeschichte 3

Kleinkunst 3

Darstell. Kunst 6

Kulturelle Bildung 0

Brauchtum 4

i) Stadt Pritzwalk

Film 5

Musik 6

Feste/Festivals 18

Literatur 7

Bildende Kunst 4

Heimatgeschichte 4

Kleinkunst 5

Darstell. Kunst 2

Kulturelle Bildung 3

Brauchtum 1

j) Amt Putlitz-Berge

Film 0

Musik 2

Feste/Festivals 3

Literatur 2

Bildende Kunst 0

Heimatgeschichte 0

Kleinkunst 0

Darstell. Kunst 0

Kulturelle Bildung 0

Brauchtum 4 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 253 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

k) Stadt Wittenberge

Film 39

Musik 41

Feste/Festivals 49

Literatur 9

Bildende Kunst 21

Heimatgeschichte 13

Kleinkunst 18

Darstell. Kunst 13

Kulturelle Bildung 10

Brauchtum 4

l) außerhalb des Landkreis Prignitz

Film 43

Musik 66

Feste/Festivals 58

Literatur 19

Bildende Kunst 53

Heimatgeschichte 47

Kleinkunst 38

Darstell. Kunst 50

Kulturelle Bildung 10

Brauchtum 15 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 254 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Tab.: Nutzung von Kulturangeboten an weiteren Orten differenziert nach Wohnort (Angaben in %, Mehrfachnennungen möglich, n=absolute Zahl der Befragten aus dem Wohnort)

a) Film - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e zen- z s ge m r n Weitere Orte der Nutzung Bad nack/ Weisen Groß kow Gu Kar Le Elbta Meye burg Perl Platte burg Prit Putlitz- Be Witte berge außerhalb gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 28,0 12,0 20,0 44,0 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 37,5 25,0 25,0 37,5 12,5 Gumtow (n=7) 16,7 50,0 33,3 Karstädt (n=24) 11,8 17,6 35,3 5,9 35,3 Lenzen-Elbtalaue 10,0 20,0 20,0 10,0 40,0 (n=17) Meyenburg (n=13) 22,2 77,8 Perleberg (n=79) 18,5 35,2 14,8 36,4 Plattenburg (n=14) 11,1 22,2 33,3 33,3 Pritzwalk (n=18) 27,3 18,2 18,2 27,3 27,3 Putlitz-Berge (n=5) 25,0 25,0 50,0 Wittenberge (n=73) 15,2 2,2 28,3 60,9

b) Musik - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e zen- z s ge m r n Le burg Be Perl Kar Elbta Meye burg Platte Putlitz- Prit Weitere Nutzung Bad Weisen Groß kow berge Orte der nack/ Gu Witte außerhalb gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 24,0 4,0 28,0 32,0 32,0 24,0 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 12,5 12,5 12,5 12,5 25,0 25,0 Gumtow (n=7) 16,7 16,7 16,7 50,0 Karstädt (n=24) 20,0 5,0 35,0 35,0 25,0 Lenzen-Elbtalaue 25,0 8,3 25,0 16,7 25,0 25,0 (n=17) Meyenburg (n=13) 10,0 20,0 10,0 10,0 20,0 30,0 Perleberg (n=79) 8,2 2,0 2,0 4,1 8,2 2,0 6,1 28,6 36,7 34,0 Plattenburg (n=14) 16,7 16,7 50,0 33,3 Pritzwalk (n=18) 8,3 16,7 16,7 16,7 8,3 33,3 33,3 16,7 Putlitz-Berge (n=5) 33,3 33,3 33,3 Wittenberge (n=73) 15,7 2,0 2,0 13,7 7,8 2,0 2,0 3,9 33,3 39,2 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 255 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

c) Feste/ Festivals - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e zen- z s ge m r n Orte der Nutzung Weitere Bad nack/ Weisen Groß kow Gu Kar Le Elbta Meye burg Perl Platte burg Prit Putlitz- Be Witte berge außerhalb gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 16,7 12,5 25,0 20,8 16,7 37,5 20,8 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 11,1 22,2 11,1 22,2 11,1 22,2 44,4 11,1 Gumtow (n=7) 20,0 20,0 16,7 40,0 Karstädt (n=24) 15,8 21,1 42,1 21,1 15,8 Lenzen-Elbtalaue 10,0 10,0 10,0 10,0 20,0 40,0 30,0 (n=17) Meyenburg (n=13) 11,1 11,1 22,2 33,3 22,2 Perleberg (n=79) 1,8 1,8 1,8 5,4 8,9 3,6 8,9 42,9 25,0 25,0 Plattenburg (n=14) 20,0 20,0 30,0 30,0 Pritzwalk (n=18) 8,3 16,7 8,3 8,3 8,3 33,3 16,7 Putlitz-Berge (n=5) 33,3 33,3 66,7 66,7 33,3 Wittenberge (n=73) 7,3 1,8 3,6 34,5 14,5 7,3 1,8 5,5 23,6 21,8

d) Literatur - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e z zen- s ge m r n außerhalb Prit Meye burg Perl Platte burg Putlitz- Be Witte berge Weitere nack/ Groß Le Orte der Nutzung Bad Weisen kow Gu Kar Elbta gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 16,7 4,2 12,5 8,3 4,2 58,3 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 11,1 11,1 22,2 55,6 Gumtow (n=7) 20,0 20,0 60,0 Karstädt (n=24) 13,0 4,3 8,7 4,3 69,6 Lenzen-Elbtalaue 9,1 9,1 9,1 9,1 63,6 (n=17) Meyenburg (n=13) 20,0 10,0 30,0 10,0 50,0 Perleberg (n=79) 5,5 1,8 1,8 1,8 10,9 10,9 69,1 Plattenburg (n=14) 9,1 18,2 9,1 63,6 Pritzwalk (n=18) 7,1 21,4 7,1 21,4 42,9 Putlitz-Berge (n=5) 25,0 75,0 Wittenberge (n=73) 2,0 10,2 2,0 8,2 78,0 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 256 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

e) Bildende Kunst - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e zen- z s ge m r n Nutzung Weitere Orte der Bad nack/ Weisen Groß kow Gu Kar Le Elbta Meye burg Perl Platte burg Prit Putlitz- Be Witte berge außerhalb gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 4,5 13,6 4,5 9,1 27,3 54,5 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 14,3 14,3 14,3 28,6 28,6 Gumtow (n=7) 16,7 16,7 16,7 16,7 33,3 33,3 Karstädt (n=24) 4,5 4,5 13,6 9,1 4,5 18,2 18,2 45,5 Lenzen-Elbtalaue 8,3 8,3 16,7 16,7 50,0 (n=17) Meyenburg (n=13) 14,3 14,3 28,6 42,9 Perleberg (n=79) 2,1 2,1 8,5 2,1 4,3 2,1 4,3 19,1 23,4 46,8 Plattenburg (n=14) 22,2 33,3 44,4 Pritzwalk (n=18) 21,4 7,1 35,7 35,7 Putlitz-Berge (n=5) 25,0 75,0 Wittenberge (n=73) 4,2 2,1 8,3 2,1 8,3 2,1 2,1 27,1 56,3

f) Heimatgeschichte - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e z zen- s ge m r n Perl Platte Putlitz- Be berge burg Witte burg Prit außerhalb Weitere Orte der Nutzung Bad nack/ Weisen Groß kow Gu Kar Le Elbta Meye gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 4,5 4,5 4,5 4,5 22,7 9,1 31,8 40,9 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 12,5 12,5 12,5 37,5 25,0 Gumtow (n=7) 14,3 14,3 71,4 Karstädt (n=24) 5,0 5,0 15,0 10,0 15,0 25,0 40,0 Lenzen-Elbtalaue 40,0 10,0 10,0 40,0 (n=17) Meyenburg (n=13) 10,0 10,0 10,0 20,0 50,0 Perleberg (n=79) 2,0 2,0 2,0 2,0 2,0 4,1 12,2 16,3 65,3 Plattenburg (n=14) 11,1 11,1 22,2 55,6 Pritzwalk (n=18) 7,1 7,1 21,4 7,1 21,4 50,0 Putlitz-Berge (n=5) 66,7 33,3 Wittenberge (n=73) 1,8 3,6 7,3 16,4 1,8 21,8 56,4 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 257 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

g) Kleinkunst - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e zen- z s ge m r n Orte der Nutzung Bad Weisen Be außerhalb Weitere nack/ Groß kow Gu Kar Le Elbta Meye burg Perl Platte burg Prit Putlitz- Witte berge gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 13,6 4,5 4,5 22,7 54,5 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 11,1 11,1 11,1 11,1 11,1 22,2 33,3 22,2 Gumtow (n=7) 28,6 71,4 Karstädt (n=24) 9,1 4,5 4,5 9,1 9,1 4,5 59,1 Lenzen-Elbtalaue 10,0 10,0 10,0 10,0 60,0 (n=17) Meyenburg (n=13) 11,1 88,9 Perleberg (n=79) 1,9 1,9 3,7 1,9 16,7 25,9 50,0 Plattenburg (n=14) 12,5 37,5 62,5 Pritzwalk (n=18) 16,7 25,0 16,7 8,3 41,7 Putlitz-Berge (n=5) 20,0 20,0 60,0 Wittenberge (n=73) 4,3 2,1 12,8 4,3 12,8 66,0

h) Darstellende Kunst - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e z zen- s ge m r n burg Elbta Meye burg Perl Platte Prit Putlitz- Be Witte berge Weitere Orte der Nutzung Bad nack/ Weisen Groß kow Gu Kar Le außerhalb gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 4,3 8,7 8,7 21,7 60,9 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 25,0 12,5 25,0 37,5 Gumtow (n=7) 16,7 33,3 50,0 Karstädt (n=24) 5,3 5,3 5,3 5,3 15,8 68,4 Lenzen-Elbtalaue 18,2 9,1 72,7 (n=17) Meyenburg (n=13) 12,5 25,0 62,5 Perleberg (n=79) 1,9 1,9 1,9 1,9 3,8 1,9 13,5 25,0 51,9 Plattenburg (n=14) 16,7 33,3 66,7 Pritzwalk (n=18) 9,1 27,3 18,2 45,5 Putlitz-Berge (n=5) 25,0 75,0 Wittenberge (n=73) 2,0 32,7 65,3 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 258 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

i) Kulturelle Bildung - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e zen- z s ge m r n Bad nack/ Weitere Orte der Nutzung Weisen Groß kow Gu Kar Le Elbta Meye burg Perl Platte burg Prit Putlitz- Be Witte berge außerhalb gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 17,4 8,7 73,9 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 12,5 87,5 Gumtow (n=7) 16,7 83,3 Karstädt (n=24) 5,0 5,0 5,0 85,0 Lenzen-Elbtalaue 7,7 92,3 (n=17) Meyenburg (n=13) 10,0 20,0 80,0 Perleberg (n=79) 2,0 6,0 2,0 14,0 2,0 76,0 Plattenburg (n=14) 8,3 91,7 Pritzwalk (n=18) 7,7 15,4 76,9 Putlitz-Berge (n=5) 20,0 80,0 Wittenberge (n=73) 7,5 1,9 90,6

j) Brauchtum - - s n - - - Pa n aue n n Wil l berg tow walk tädt e z zen- s ge m r n Prit Meye burg Perl Platte burg Putlitz- Be Witte berge außerhalb Orte der Nutzung Bad Groß Elbta Weitere nack/ Weisen kow Gu Kar Le gar nicht Wohnort Bad Wilsnack/ 4,8 4,8 4,8 4,8 4,8 4,8 81,0 Weisen (n=28) Groß Pankow (n=9) 12,5 12,5 75,0 Gumtow (n=7) 100 Karstädt (n=24) 16,7 5,6 5,6 5,6 5,6 16,7 61,1 Lenzen-Elbtalaue 8,3 8,3 83,3 (n=17) Meyenburg (n=13) 8,3 8,3 83,3 Perleberg (n=79) 1,8 8,9 1,8 3,6 3,6 1,8 1,8 7,1 73,2 Plattenburg (n=14) 10,0 90,0 Pritzwalk (n=18) 7,1 7,1 7,1 14,3 21,4 64,3 Putlitz-Berge (n=5) 25,0 25,0 25,0 25,0 Wittenberge (n=73) 3,6 3,6 3,6 1,8 3,6 1,8 83,9 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 259 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Weitere Angaben zur Zufriedenheit

Tab.: Kultureinrichtungen/ -veranstaltungen im Landkreis, die im vergangenen Jahr besonders gut gefallen haben (1. Nennung) (gesamt 220 Angaben, absolute Zahlen) Kategorie Einrichtungen/Veranstaltungen Häufigk. KUF Wittenb. Kultur- und Festspielhaus Wittenberge 45 Musik Elblandfestspiele Wittenberge 22 Fest Plattenburgspektakel 14 Fest Tierparkfest Perleberg 6 Musik Lotte-Lehmann-Woche 6 Fest Bücherfest Perleberg 5 sonstiges Elbbadetag 5 Fest Kneipennacht Perleberg 4 Musik Dixieland-Festival Wittenberge 4 Sommer Prignitz-Sommer 4 Fest Rolandfest 4 Literatur Bibliothek Perleberg 3 Fest Schlossnacht Meyenburg 3 Museum Modemuseum Meyenburg 3 Musik Kreismusikschule Prignitz 3 Musik Kulturhaus Pritzwalk: Konzerte 3 Fest Stadtfest Perleberg 3 Theater Wandertheater Ton und Kirschen 3 Literatur Bibliothek Wittenberge 2 Brauchtum Karneval Karstädt 2 Fest Kneipennacht 2 Fest Perleberg Festival 2 Kunst Galerie Rolandswurt Cumlosen 2 Kunst König-Hinz-Performance 2008 Seddin 2 Musik Kuhstock Open Air 2 Musik Norddeutsche Tage in Lenzen 2 Musik Ölmühle : ACDC Revival 2 Musik Ölmühle Wittenberge: Münchner Freiheit 2 Musik Orgelnacht Lenzener Kirche 2 Musik Festivals 2 Fest Herbstfest in Gadow 2 Fest Kreiserntefest 2 Tanz Tanzschulen Auftritte 2 allgemein Burg Lenzen 1 allgemein Kulturhaus 1 allgemein Kulturscheune Schilde 1 allgemein Kulturverein Cumlosen 1 allgemein Waldschule Gadow 1 Literatur Lesungen 1 Literatur Lesungen Schloss Meyenburg 1 Literatur TUL-Lesungen Falkenhagen 1 Brauchtum Karneval Lenzen 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 260 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Fest Bücherfest 1 Fest Bücherfest Klein Leppin 1 Fest Kneipennacht Pritzwalk 1 Fest Kneipennacht Wittenberge 1 Fest Schlossfest Wolfshagen 1 Film Kino Pritzwalk 1 Kunst Fotoausstellungen 1 Museum DDR-Museum Perleberg 1 Museum Museum 1 Museum Museum Perleberg Familientag 1 Museum Schlossmuseum Wolfshagen 1 Musik Country-Festival Wittenberge 1 Musik Folkfest Perleberg 1 Musik Keller Wittenberge: Jazz 1 Musik Konzert Bad Wilsnack 1 Musik Konzert Cumlosen 1 Musik Musikfestival Perleberg 1 Musik Musiknachmittag Wittenberge 1 Musik Open-Air-Konzert Döllen 1 Musik Oper Klein Leppin 1 Musik Spielmannszug Perleberg 1 sonstiges Belluno Eiscafé Perleberg: Cuba Night 1 sonstiges Besucherzentrum Biosphärenreservat Rühstädt 1 sonstiges Flugtage Perleberg 1 sonstiges Heimatnachmittag Postlin 1 sonstiges KMG-Club 1 sonstiges Pollofahrt Lindenberg 1 sonstiges Seifenkistenrennen Postlin 1 sonstiges Tag der Dörfer Groß-Breese 1 sonstiges Tour de Prignitz 1 sonstiges Wunderknabe zu Kehrberg 23.8.08 1 sonstiges Interdisziplinäres Symposium Wittenberge 1 sonstiges Vortrag Wölfe NABU 1 Fest Filzfest Lenzen 1 Fest Stadtfest 1 Fest 625 Jahre Bad Wilsnack 1 Fest Dorf-, Parkfest in Granzow 1 Fest Gemeindefest Kümmernitztal 1 Theater Klostergarten Kyritz Aufführungen 1 Theater Theater Klein Leppin 1 Theater Urmel aus dem Eis Bad Wilsnack 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 261 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Tab.: Kultureinrichtungen/ -veranstaltungen im Landkreis, die im vergangenen Jahr besonders gut gefallen haben (2. Nennung) (gesamt 185 Angaben, absolute Zahlen) Kategorie Einrichtungen/Veranstaltungen Häufigk. Fest Plattenburgspektakel 20 KUF Wittenb. Kultur- und Festspielhaus Wittenberge 14 Fest Stadt- und Hafenfest Wittenberge 11 Fest Tierparkfest Perleberg 10 Musik Elblandfestspiele Wittenberge 9 Musik Folk-Festival Perleberg 6 Fest Bücherfest Perleberg 4 sonstiges Elbbadetag 4 allgemein Kulturhaus Pritzwalk 3 allgemein Ölmühle Wittenberge 3 Fest Kneipennacht 3 Fest Dorffeste 3 Fest Stadt- und Rolandfest Perleberg 3 Musik Dorf macht Oper Klein Leppin 3 Musik Kirchenkonzerte 3 allgemein Kulturbund Wittenberge 2 Brauchtum Karneval in Laaslich 2 Fest Filzfest Lenzen 2 Film Kino Movie Star Wittenberge 2 Literatur Bibliothek Meyenburg Lesekreis 2 Musik Dixieland Wittenberge 2 Musik Orgelnacht Lenzen 2 sonstiges Märchentage Groß Woltersdorf 2 sonstiges Oldtimertreffen Perleberg 2 allgemein Angebote der Kirchen 1 allgemein Forum Prignitz 1 allgemein Heimatgeschichte ganze Region 1 allgemein Kirche Bad Wilsnack 1 allgemein Kulturhaus Fernsehlotterie 1 allgemein Kulturhausveranstaltungen 1 allgemein Schloss Meyenburg 1 allgemein Wallfahrtskirche Bad Wilsnack 1 Fest Bücherfest Plattenburg 1 Fest Elbwiesenfest Bälow 1 Fest Familienfest EFFI 1 Fest Pritzwalker Festtage 1 Fest Schlossfest Wolfshagen 1 Fest Tanzrausch Part I 1 Fest Kirchweihfest Postlin 1 Fest Kreiserntefest Groß Breese 1 Fest Schützenfest Wittenberge 1 Film Filmclub Lenzen 1 Film Kinderfilmfestival Perleberg 1 Film Kino 1 Film Kino Pritzwalk 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 262 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Kunst Galerie Rolandswurt Cumlosen 1 Kunst Galerieeröffnung 1 Literatur Bibliothek Lesekreis 1 Literatur Bibliothek Meyenburg 1 Literatur Lesung Perleberg 1 Literatur Literatur Mittwoch 1 Museum Ausstellungen Heimatmuseum 1 Museum Modemuseum Meyenburg 1 Museum Museum Wittenberge 1 Museum Museumsnacht Perleberg 1 Museum Porzellanausstellung Wolfshagen 1 Museum Tag des Offenen Denkmals/ Schloss 1 Musik ACDC Coverband Wittenberge 1 Musik Adventskonzert Postlin 1 Musik Belo-Horizonte Irish Folk 1 Musik Bigband-Festival Wittenberge 1 Musik Cellokonzert Kirche Pritzwalk 1 Musik Chorauftritte 1 Musik Fröhliche Weihnacht mit Herrn Holm Pritzwalk 1 Musik Jazz im Keller Wittenberge 1 Musik Konzerte Jakobikirche 1 Musik Liederfest Perleberg 1 Musik Lotte-Lehmann-Woche 1 Musik Oldieparty 1 Musik Rocknacht Kulturhaus Plattenburg 1 Musik Spielmannszug Perleberg 1 Musik Weihnachtssingen Shantychor Wittenberge 1 Sommer Prignitz-Sommer 1 sonstiges Belluno Eiscafé Perleberg: Cuba Night 1 sonstiges Beobachtungen in Natur 1 sonstiges chinesischer Zirkus 1 sonstiges Kleinbahn Lindenb. Ereignisse 1 sonstiges KMG-Club Bad Wilsnack 1 sonstiges Mitternachtsshopping Wittenberge 1 sonstiges Netzwerk Auenkultur, Lenzen-Elbtalaue 1 sonstiges Reit- und Fahrturnier 1 sonstiges Schwimmhalle Wittenberge 1 sonstiges Seifenkistenrennen Karstädt 1 sonstiges Therme Bad Wilsnack 1 sonstiges Tour de Prignitz 1 sonstiges Trappenberg Pritzwalk 1 sonstiges Veranstaltungen Bioreservat Lenzen 1 sonstiges Weihnachtsmarkt Perleberg 1 Tanz Ballettensemble Perm 1 Theater Eure Mütter Gym. Perleberg 1 Theater Kabarett Meißner und Meißner Perleberg 1 Theater Kleinkunstbühne Gymnasium Perleberg 1 Theater Wandertheater Burggarten Lenzen 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 263 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Tab.: Kultureinrichtungen/ -veranstaltungen im Landkreis, die im vergangenen Jahr besonders gut gefallen haben (3. Nennung) (gesamt 150 Angaben, absolute Zahlen) Kategorie Einrichtungen/Veranstaltungen Häufigk. KUF Wittenb. Kultur- und Festspielhaus Wittenberge 11 Fest Stadt- und Hafenfest Wittenberge 10 Fest Plattenburgspektakel 7 Fest Filzfest Lenzen 5 Film Kino Movie-Star Wittenberge 5 sonstiges Elbbadetag 5 Fest Bücherfest 4 Fest Bücherfest Perleberg 4 Sommer Prignitz-Sommer 4 Musik Elblandfestspiele 3 Musik Konzerte Kirche Bad Wilsnack 3 allgemein Seniorenveranstaltungen 2 Fest Kneipennacht 2 Fest Kneipennacht Perleberg 2 Fest Dorffest 2 Fest Stadtfest 2 Fest Nightpearls Perleberg 2 Kunst König-Hinz-Performance 2 Musik Festival World-, Folkmusik Perleberg 2 Musik Konzerte 2 sonstiges Tour de Prignitz 2 allgemein Bauernmarkt Blüthen 1 allgemein Burg Hotel Lenzen 1 allgemein Cafégarten Wittenberge 1 allgemein gesamte Prignitz 1 allgemein Klein-Leppin 1 allgemein Kulturbund Veranstaltung Frauentag 1 allgemein Kulturverein Veranstaltungen 1 allgemein Kulturzentrum Blüthen 1 allgemein Schloss Wolfshagen 1 allgemein Werkhaus Rambow 1 allgemein Wunderblutkirche Bad Wilsnack 1 Brauchtum Karneval Schützenhaus Lenzen 1 Brauchtum Karnevalsveranstaltungen 1 Fest Erntefest Bendelin 1 Fest Hafenfest 1 Fest Kirchweihfest Postlin 1 Fest Kreisfeuerwehrtag Düpow 1 Fest Scheunenfest Groß Lüben 1 Fest Stadt- und Schützenfest 1 Fest Stadtfest Pritzwalk 1 Fest Stadtfeste in Perleberg 1 Fest Tierparkfest Perleberg 1 Kunst Galerie Rolandswurt Cumlosen 1 Literatur Lesungen Dannenwalde 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 264 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Literatur Lesungen Hotel Falkenhage 1 Literatur Lesungen im Meyenburger Schloss 1 Literatur Lesungen Axel Wilser 1 Museum Modemuseum Meyenburg 1 Museum Museen Wittenberge 1 Museum Museum Pritzwalk 1 Museum wandelnde Ausstellung Heimatmuseum Pritz- 1 walk Musik Chortreffen Bad Wilsnack 1 Musik Rabbachscher Chor Perleberg 1 Musik Goa Putlitz 1 Musik Konzert Orgel und Trompete Kirche Karstädt 1 Musik Konzert Rumpelscheune Muggerkuhl 1 Musik Konzerte Perleberg 1 Musik Kreismusikschule Konzerte und Ballett 1 Musik Lotte-Lehmann-Woche 1 Musik Muttertag mit Stefanie Hertel 1 Musik Norddeutsche Tage Lenzen 1 Musik Oldieparty Wittenberge 1 Musik Open Air Westenhag 1 Musik Open-Air-Konzert Reetz 1 Musik Oper auf Lande Kietz 1 Musik Operninszenierung Kietzer Kirche 1 Musik Orgel, Gesang, Trompete Kirche Meyenburg 1 Musik Podiumskonzert Pritzwalk 1 Musik Weihnachtsoratorium Perleberg 1 Musik Weihnachtssingen Prignitz Chöre, Pritzwalk 1 Musik Kaff'n'Roll Karstädt 1 Musik Schlager, Konzerte, Theater 1 sonstiges Weinfest Belluno Eiscafé 1 sonstiges 1. Mai Blüthen 1 sonstiges Belluno Eiscafé Perleberg: Cuba Night 1 sonstiges Hubertusmesse 1 sonstiges Nedliganger Wittenberge 1 sonstiges Reitsport Blüthen 1 sonstiges Schwimmhalle Wittenberge 1 sonstiges Seifenkistenrennen Karstädt 1 sonstiges Sporttag Perleberg 1 sonstiges Sportwoche im Ort 1 sonstiges Stepnitztour 1 sonstiges Tag der offenen Tür DB (RAW) 1 sonstiges Therme Bad Wilsnack 1 sonstiges Truck Trail Perleberg 1 Tanz Ballett Klein Leppin 1 Tanz Tanztheater Burg Lenzen 1 Theater Travestieshow Wittenberge 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 265 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

In den folgenden Grafiken sind die Bewertungen der jeweiligen Kulturangebote nach dem Ort ihrer Hauptnutzung aufgeführt. In Klammern finden sich die absoluten Zahlen der ur- teilenden Befragten, die nach Ort stark variieren. Bei sehr kleinen Zahlen sind die Urteile demnach eher als Einzelmeinungen zu verstehen, ab einer Bewertung von etwa zehn Per- sonen sind die Ergebnisse aussagekräftiger. Nachvollziehbar ist das zumeist auftretende Resultat, dass besonders Befragte, die Angebote hauptsächlich außerhalb des Landkreises wahrnehmen sowie Nichtnutzer die größte Unzufriedenheit mit den Angeboten äußern.

Abb.: Bewertung der Kulturangebote nach Ort der Hauptnutzung differenziert (in %)

a) Musik

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=17) 65 12 23

Gem. Groß Pankow (n=5) 100 Gem. Gumtow (n=2) 100

Gem. Karstädt (n=4) 100 Amt Lenzen-Elbtaue (n=7) 86 14

Amt Meyenburg (n=5) 80 20 Stadt Perleberg (n=48) 83 13 4 Gem. Plattenburg (n=2) 100

Stadt Pritzwalk (n=11) 82 18 Amt Putlitz-Berge (n=1) 100

Stadt Wittenberge (n=68) 76 15 9 außerhalb LK Prignitz (n=26) 50 23 27

keine Nutzung (n=26) 19 42 39

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 266 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

b) Feste/ Festivals

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=12) 67 25 8

Gem. Groß Pankow (n=2) 50 50 Gem. Gumtow (n=1) 100

Gem. Karstädt (n=5) 80 20 Amt Lenzen-Elbtaue (n=10) 80 10 10

Amt Meyenburg (n=7) 57 14 29 Stadt Perleberg (n=70) 84 13 3 Gem. Plattenburg (n=7) 57 43

Stadt Pritzwalk (n=16) 50 38 12 Amt Putlitz-Berge (n=4) 25 50 25

Stadt Wittenberge (n=72) 74 19 7 außerhalb LK Prignitz (n=15) 33 27 40

keine Nutzung (n=16) 31 38 31

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden

c) Film

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=0)

Gem. Groß Pankow (n=0) Gem. Gumtow (n=0)

Gem. Karstädt (n=0) Amt Lenzen-Elbtaue (n=4) 75 25

Amt Meyenburg (n=0) Stadt Perleberg (n=64) 62 22 16 Gem. Plattenburg (n=2) 50 50

Stadt Pritzwalk (n=13) 77 15 8 Amt Putlitz-Berge (n=0)

Stadt Wittenberge (n=95) 75 14 11 außerhalb LK Prignitz (n=16) 44 31 25

keine Nutzung (n=29) 3 65 31

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 267 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

d) Heimatgeschichte

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=7) 86 14

Gem. Groß Pankow (n=0) Gem. Gumtow (n=0)

Gem. Karstädt (n=7) 70 14 14 Amt Lenzen-Elbtaue (n=13) 77 23

Amt Meyenburg (n=7) 100 Stadt Perleberg (n=55) 75 20 5 Gem. Plattenburg (n=2) 50 50

Stadt Pritzwalk (n=7) 71 29 Amt Putlitz-Berge (n=1) 100

Stadt Wittenberge (n=45) 78 20 2 außerhalb LK Prignitz (n=11) 45 45 9

keine Nutzung (n=60) 15 70 15

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden

e) Literatur

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=9) 44 56

Gem. Groß Pankow (n=0)

Gem. Gumtow (n=2)

Gem. Karstädt (n=1) 100

Amt Lenzen-Elbtaue (n=9) 89 11

Amt Meyenburg (n=9) 100

Stadt Perleberg (n=59) 76 17 7

Gem. Plattenburg (n=1) 100

Stadt Pritzwalk (n=10) 70 30

Amt Putlitz-Berge (n=1) 100

Stadt Wittenberge (n=52) 77 17 6

außerhalb LK Prignitz (n=7) 43 14 43

keine Nutzung (n=68) 15 69 16

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 268 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

f) Darstellende Kunst

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=3) 67 33

Gem. Groß Pankow (n=3) 33 67 Gem. Gumtow (n=1) 100

Gem. Karstädt (n=2) 100 Amt Lenzen-Elbtaue (n=5) 40 40 20

Amt Meyenburg (n=0) Stadt Perleberg (n=11) 73 9 18 Gem. Plattenburg (n=5) 40 20 40

Stadt Pritzwalk (n=4) 50 50 Amt Putlitz-Berge (n=1) 100

Stadt Wittenberge (n=75) 61 31 8 außerhalb LK Prignitz (n=37) 38 24 38

keine Nutzung (n=73) 15 58 27

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden

g) Bildende Kunst

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=6) 66 17 17

Gem. Groß Pankow (n=4) 100 Gem. Gumtow (n=1) 100

Gem. Karstädt (n=1) 100 Amt Lenzen-Elbtaue (n=15) 67 20 13

Amt Meyenburg (n=6) 100 Stadt Perleberg (n=40) 57 28 15 Gem. Plattenburg (n=3) 67 33

Stadt Pritzwalk (n=7) 71 29 Amt Putlitz-Berge (n=0)

Stadt Wittenberge (n=47) 62 36 2 außerhalb LK Prignitz (n=32) 47 28 25

keine Nutzung (n=47) 13 72 15

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 269 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

h) Brauchtum

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=5) 40 60

Gem. Groß Pankow (n=1) 100 Gem. Gumtow (n=0)

Gem. Karstädt (n=25) 84 16 Amt Lenzen-Elbtaue (n=16) 81 19

Amt Meyenburg (n=4) 50 50 Stadt Perleberg (n=21) 76 24 Gem. Plattenburg (n=0)

Stadt Pritzwalk (n=3) 67 33 Amt Putlitz-Berge (n=6) 83 17

Stadt Wittenberge (n=13) 69 23 8 außerhalb LK Prignitz (n=4) 25 75

keine Nutzung (n=98) 6 77 17

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden

i) Kleinkunst

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=5) 20 40 40

Gem. Groß Pankow (n=1) 100 Gem. Gumtow (n=5) 40 40 20

Gem. Karstädt (n=1) 100 Amt Lenzen-Elbtaue (n=7) 29 29 42

Amt Meyenburg (n=5) 40 20 40 Stadt Perleberg (n=28) 50 32 18 Gem. Plattenburg (n=6) 50 50

Stadt Pritzwalk (n=9) 78 22 Amt Putlitz-Berge (n=1) 100

Stadt Wittenberge (n=68) 59 34 7 außerhalb LK Prignitz (n=20) 50 25 25

keine Nutzung (n=63) 10 63 27

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 270 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

j) kulturelle Bildung

Amt B. Wilsnack/Weisen (n=3) 67 33

Gem. Groß Pankow (n=0) Gem. Gumtow (n=0)

Gem. Karstädt (n=1) 100 Amt Lenzen-Elbtaue (n=1) 100

Amt Meyenburg (n=1) 100 Stadt Perleberg (n=44) 75 16 9 Gem. Plattenburg (n=2) 50 50

Stadt Pritzwalk (n=10) 70 30 Amt Putlitz-Berge (n=0)

Stadt Wittenberge (n=18) 78 17 5 außerhalb LK Prignitz (n=7) 43 43 14

keine Nutzung (n=104) 9 73 18

(sehr) zufrieden neutral (sehr) unzufrieden

Weitere Angaben zu Wünschen

Tab.: Weitere Anmerkungen der Befragten (gesamt 22 Nennungen) Thema Preis: 6 Befragung ist Geldverschwendung, weil sie die Grundlagen (Lebensniveau im Kreis) nicht berücksichtigt; es fehlen niveauvolle Veranstaltungen zu normalen Preisen; Wie ist Preis- Leistungsverhältnis? Wer kann ihre meistens niveaulosen Veranstaltungen bezahlen? 1 Hauptsache nicht so teuer 1 kostenlose Angebote, kann keine Veranstaltungen besuchen, da ich kein Geld habe 1 mehr kostenlose oder verbilligte Angebote, z.B. Kino 1 Musikschule zu teuer 1 sollte bezahlbar werden, viele Sachen zu teuer; mein Kind möchte sehr gerne zur Musik- schule, bei ALG 2 nicht möglich 1 Thema Terminabstimmung: 5 bessere Abstimmung um den Termin der Veranstaltung 1 bessere Terminabstimmung bzgl. der Angebote an verschiedenen Orten 1 bessere Terminplanung aller angebotenen Veranstaltungen 1 nicht zu viele gleichzeitig oder nacheinander, oft bessere Abstimmung nötig 1 Prignitz-Sommer optimaler mit den Städten abstimmen, oft Überschneidungen 1 Thema Nahverkehr: 4 Fahrangebote für Rentner für andere Orte im Landkreis fehlen 1 fehlende Mobilität da kein Auto vorhanden 1 keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, gibt nur einen Schulbus, der fährt dann nicht 1 mich interessieren v.a. Angebote in Berlin; Verbindung Berlin um 23.30 wieder nach Wit- tenberge, wenigstens Do.-Sa. 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 271 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Vereinzelte Anmerkungen Bekanntmachung von Veranstaltungen über lokale Presse und Rundfunk sind sehr oft schlecht. Fotos und Artikel aus Vorjahren, Besonderheiten gehen bei der jährlichen Routine unter. 1 zu wenig Werbung, zu wenig Aussteller, genug Zuschauer der entsprechenden Altersstufe sind ja vorhanden 1 Besteht nicht z.T. bereits ein Überangebot in der Saison? Wünschenswert wäre Kreiskalen- der/ Jahrbuch wie z.B. in OPR. 1 Fahren immer in die Großstädte. Würden Angebot öfter nutzen, wenn qualitativ bessere Filme gezeigt werden, z.B. besondere Filme, die in den Hackeschen Höfen in Berlin und in Schwerin laufen. Besonders im Winter ist Angebot unzureichend. 1 insgesamt in Region kein gutes Angebot 1 kann Amt Karstädt nicht mitreden, da kommen 2x im Jahr Marianne und Michael und Ver- anstaltungen wie Full Moon werden nicht genehmigt; außer Kühen gibt’s hier nichts Bun- tes 1 Kartoffelfest, Saurer Hansen Markt könnte man sich sparen 1 Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 272 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Workshopprogramme

Gefördert durch:

1. Workshop

„Kulturelle und kulturtouristische Themen im RWK“

Jede Kommune hat ihre einzigartigen kulturellen Wurzeln. Es ist wichtig, diese zu identifi- zieren und für ein klares kulturelles Profil der Region stärker herauszuarbeiten. Im Mittel- punkt des Workshops stehen daher die kulturellen Besonderheiten und Eigenheiten der Region. Ziel ist es, die Vielfalt und Tradition kultureller Angebote in der Region deutlich zu machen. Gleichfalls wird der Frage nachgegangen, welche Potenziale in dieser Vielfalt ste- cken und welche Themen für die Kulturlandschaft und den Kulturtourismus des RWK ge- meinsam weiterentwickelt werden können.

Datum: Montag, den 18. Mai 2009

Uhrzeit: 14.30 bis 18.30 Uhr

Ort: Hotel »Deutscher Kaiser«, Bäckerstr. 18, 19348 Perleberg

Ablauf: ab 14.30 Uhr Ankunft der Teilnehmer

15.00 Uh Begrüßung: Herr Hans Rothbauer, Stellv. Bürgermeister Stadt Perleberg und Prof. Dr. Hermann Voesgen, Fachhochschule Potsdam, Studiengang Kultur- arbeit

15.15 Uhr Vorstellung ausgewählter Eindrücke und Zwischenergebnisse der Kultur- konzeption durch Patrick S. Föhl u. Iken Neisener (Projektleiter FH Potsdam)

15.45 Uhr Offene Diskussion, Moderation: Prof. Dr. Hermann Voesgen und Bill Flood, Gastdozent FH Potsdam und Community Development Consultant, Portland, Oregon, USA

16.30 Uhr Kaffeepause und Austausch

17.00 Uhr Thematische Arbeit in zwei Arbeitsgruppen, Moderation und Betreuung durch die Fachhochschule Potsdam

18.00 Uhr Vorstellung der Arbeitsergebnisse, zusammenfassendes Resümee und Ab- schluss der Veranstaltung ab 18.30 Uhr Ende des Workshops und Möglichkeiten zum weiteren Austausch Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 273 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Gefördert durch:

2. Workshop

„Kräfte bündeln und verstärken. Vernetzung und Kooperation im RWK“

Viele der Kultureinrichtungen und –initiativen sind mit ähnlichen Herausforderungen kon- frontiert: Rückgang der Besucherzahlen, Stagnation der öffentlichen Förderung, Mitglieder- schwund, fehlender Nachwuchs oder Überalterung, steigende Konkurrenz im Freizeit- und Tourismussektor etc.. Häufig fehlen die personellen und finanziellen Ressourcen, um aus eigener Kraft diesen Veränderungen zu begegnen. Kooperationen können in mehrfacher Hinsicht dazu beitragen, auf diese Herausforderungen zu reagieren. Der Workshop bearbei- tet die Fragestellungen: wann können Kooperationen sinnvoll sein? Was sind die Bedingun- gen für erfolgreiche Kooperationen? Die Workshops werden Ihnen darüber hinaus ausrei- chend Gelegenheit geben, miteinander in Austausch zu kommen, Kontakte zu knüpfen, aber auch neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu erschließen.

Datum: Montag, den 8. Juni 2009

Uhrzeit: 15:00 Uhr bis 18.30 Uhr

Ort: Dorfmuseum in Blüthen, Lindenstr. 22,

19357 Karstädt, OT Blüthen

Ablauf: ab 14.30 Uhr Ankunft der Teilnehmer

15.00 Uhr Begrüßung: Herr Dr. Oliver Hermann, Bürgermeister Stadt Witten- berge und Prof. Dr. Hermann Voesgen, Fachhochschule Potsdam, Studiengang Kulturarbeit

15.15 Uhr Rückblick auf die Ergebnisse des 1. Workshops durch Patrick S. Föhl und Iken Neisener (Projektleiter; FH Potsdam)

15.45 Uhr Impulsvortrag zum Thema Kooperationen (FH Potsdam)

16.30 Uhr Kaffeepause, Austausch und Rundgang (Dorfmuseum, Kirche)

17.00 Uhr Offene Diskussion (Moderation/Leitung: Prof. Dr. Hermann Voesgen, (FH Potsdam) und ggf. Arbeitsgruppen (Moderation FH Potsdam)

18.00 Uhr Vorstellung der Ergebnisse, zusammenfassendes Resümee und Ab- schluss der Veranstaltung ab 18.30 Uhr Ende des Workshops und Möglichkeiten zum Austausch Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 274 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Dokumentation des 1. Workshop (18. Mai 2009 in Perleberg) Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 275 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 276 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 277 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Dokumentation des 2. Workshop (8. Juni 2009 in Blüthen) Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 278 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 279 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 280 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

Stellungnahme / Ideenpapier Bill Flood

Portland, OR, USA, June 5, 2009

Topic: Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt

To: Patrick S. Föhl and Iken Neisener -- Forschungsgruppe »Regional Governance im Kul- turbereich«, Fachhochschule Potsdam/Studiengang Kulturarbeit

From: Bill Flood, Community Cultural Development Consultant

Patrick S. Föhl and Iken Neisener, thank you very much for inviting me to work with you in Perleberg, Wittenberge, and Karstädt. Following is a summary of my thoughts and detailed recommendations. I hope these help you in your work. Please contact me if I can clarify or elaborate on anything here. I very much enjoy working with you and I look forward to stay- ing in contact!

Summary

The May 18, 2009 workshop involving regional participants from Wittenberge, Perleberg, and Karstädt was incredibly positive and set a good foundation for cultural strategy deve- lopment and collaborative work. Much of the success of the workshop goes to HOW you are conducting your research. You are thoughtful, serious, respectful and good listeners. The people that participated in the workshop have great potential to understand a »bottom-up« approach to local cultural development and local economic development.

These communities face huge challenges associated with their shrinking populations. The only way they can create a sustainable future is to develop a vision(s), strategies for deve- lopment, and closely collaborate on strategy implementation. We know that local culture strengthens the bonds between people, builds local identity and pride of one’s place, and we also know that culture can create destinations and anchors for development which ser- ve both people inside and outside the region.

Success in local cultural development within this region will most likely be closely connec- ted with local economic development.

Vision

Visioning is basic to developing strategies. My draft vision below is as much about econo- mic development as cultural development, but the two are so connected in the Prignitz. Clearly, people need to craft their own visions and then »get behind them«.

In 2014 Wittenberge, Perleberg, and Karstädt make up a region which has »turned the corner« to creating a sustainable economy. People are collaborating on local cultural development projects and there is less dependence on resources from outside the region. One can see the Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 281 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit role that local cultural development is playing in building local identity and quality of life. The region is becoming known as having a can-do attitude, innovative, and creative.

Then maybe articulate what culture will look like in 2014. Again, this is draft, just to give you an idea of what I’m thinking.

In 2014 each of Wittenberge, Perleberg, and Karstädt show an identity connected with their unique local cultural resources/assets. Cultural activities are coordinated within the region. Both the preservation of culture and development of new cultural resources are valued, and culture is ACTIVE in this region. This activation of culture is seen through people participating, collaborating, shaping, creating, innovating. Creative service jobs are growing. »Third place« – public and private gathering places have a sense of engagement and excitement. Hope is growing.

Perhaps once a vision such as the above is developed each organization, Verein, etc. can identify what they can do to implement/support the vision. Then build collaborative strate- gies from these.

Recommendations

• Create a locally-relevant version of the sustainability triangle: economy, soci- al/culture/community, environment. Help people understand the relationship bet- ween the three areas and how quality of life (what they are looking for) is in the middle of the triangle. If they organize leadership trainings I hope they can focus part of their time on entrepreneurship/microenterprise development…coming up with locally-run enterprises that cross the borders between culture and economic development.

• Have people in this region explored growth/shrinkage development options? It seems there are really only 2 options:

o Continue with existing trend…population continues to shrink…communities struggle even more…counties merge, etc. etc.

o Chart a new course, set vision, develop economic/social/cultural strategies, decide how to implement/manage strategies. Hire staff. Assess progress. Be very aggressive in charting a new course.

• Culture is most deeply about relationships between people and between people and place. Focus on building these relationships.

• This region has great challenges to quickly growing a substantial cultural tourism industry. Strategy development in this area should focus on:

o identifying and growing local cultural assets specific to these communities;

o developing clear strategies for sustaining existing cultural institutions;

o developing strategies for cooperative marketing and audience development; Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 282 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

o identifying specific »niches« for tourism (tourism based on agriculture and the »slow food movement«, bicycling, etc.);

o establishing the infrastucture for tourism (museums that are ready for tou- rists, build bike paths if you want bikers, etc.); and,

o implementing the above.

• They can grow regional cultural tourism over time, but only as they support the steady growth of local culture for local people. Building local culture over time will help to keep and grow local businesses and attract individuals and businesses back to the region.

• Collaboration is central to success:

o Public agencies should take the lead on demonstrating cooperative planning and partnership development.

o All local planning processes should view culture as PART OF THE SOLUTION. Study examples from other places to get ideas of what can work in this regi- on. All of this flows from the earlier vision statements.

o Until a culture of collaboration is established, local policies should encoura- ge (and possibly insist on) cooperation. Events must be coordinated with o- thers in the region, facilities should be shared, etc. Incentives (including mo- ney) should be given to collaborative projects such as the database project for libraries. Funders (including Kulturabteilung Brandenburg) should give high priority to collaborative projects.

• Jobs development: Partnerships should be encouraged between cultural and local and regional economic development. Specifically find niche markets for creative ser- vice workers. What cultural sectors (designers, writers, artists, filmmakers, etc?) would want to live and work here? Commission market research.

• Local cultural institutions need help in developing strategic plans…especially since public funding will become less and less. Which organizations can/should be mana- ged by volunteers? Which should be professionally managed? Maybe your concept plan should make recommendations on developing strategic plans, marketing plans, fundraising/developing campaigns, volunteer development and management, etc.

• Identify local artists, designers, crafts persons, and engage them in local cultural planning and development. Consider trainings for them, just as training with other local leaders.

• Build community identity and local pride of place through:

o development of local cultural inventories;

o arts and cultural programs in the schools; Kulturkonzept für den Regionalen Wachstumskern Perleberg-Wittenberge-Karstädt | September 2009 283 Fachhochschule Potsdam | Forschungsgruppe »Regional Governance im Kulturbereich« am Studiengang Kulturarbeit

o supporting artists-in-community residencies or artists-in-schools residencies and specifically focus on relationship-development and building local cultu- re/community. So many empty or near-empty buildings exist in Wittenber- ge. These hold potential to be the sites for such residencies. Bring attention to these empty spaces so that people can envision what might be there in the future.

o focusing on active participation in local culture. Develop clear ways for all people to become involved in the cultural life of their community.

• Build leadership capacity through identifying emerging community and cultural le- aders. Provide quality, consistent training for them around planning, organizational development, small business development/entrepreneurship. Bring them into con- tact with people from other places who have the same struggles and are succee- ding! Maybe a training could focus on »thinking regionally« and explore connecti- ons with Hamburg.

• Identify a management plan and people/staff who can manage the plans, strate- gies, and coordinate activities. Staff should be careful listeners who understand people in this region and the dynamics of working there. Careful, consistent, open communications is very important.

• Ongoing coaching. These communities really need people like Patrick S. Föhl and I- ken Neisener to work with them over time not just a 1-year planning project. The biggest challenge is to implement projects and to sustain this work over time. Plea- se help these people think long-term, not just short-term. Maybe there are funds for you to serve in this coaching capacity at least to be an ongoing resource to them, and maybe to visit them and help them assess progress every few months.