Die Präsidenten Des Landtags 1946–2006

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Die Präsidenten Des Landtags 1946–2006 SCHRIFTENREIHE RHEINLAND-PFALZ DES LANDTAGS 31 DIE PRÄSIDENTEN DES LANDTAGS 1946–2006 Biographische Skizzen aus sechs Jahrzehnten rheinland-pfälzischer Parlamentsgeschichte Heft 31 der Schriftenreihe des Landtags Rheinland-Pfalz ISSN 1610-3432 ISBN-10: 3-9811001-1-5 ISBN-13: 978-3-9811001-1-2 IMPRESSUM Herausgeber: Der Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz Redaktionsteam: Stefan Brink, Hans-Peter Hexemer, Stephan Scheffe, Monika Storm (Leitung), Edgar Wagner Deutschhausplatz 12 55116 Mainz Gestaltung: Petra Louis, Mainz Copyright: Landtag Rheinland-Pfalz Mai 2006 Druck: Satz + Druck Werum GmbH, Mainz-Hechtsheim Der Landtag im Internet: http://www.Landtag.Rheinland-Pfalz.de DIE PRÄSIDENTEN DES LANDTAGS 1946–2006 Biographische Skizzen aus sechs Jahrzehnten rheinland-pfälzischer Parlamentsgeschichte INHALTSVERZEICHNIS VORWORT 5 DR. ERNST ALBERT LOTZ (1946) UND DR. LUDWIG REICHERT (1946 –1947) Von Stefan Fisch 9 JACOB DIEL (1947 –1948) Von Edgar Wagner 45 AUGUST WOLTERS (1948 –1959) Von Monika Storm 91 OTTO VAN VOLXEM (1959 –1971) Von Stefan Brink 125 DR. JOHANNES BAPTIST RÖSLER (1971–1974) Von Heinz-Günther Borck 151 ALBRECHT MARTIN (1974 –1985) Von Friedrich P. Kahlenberg 191 DR, HEINZ PETER VOLKERT (1985 –1991) Von Michael Kißener 211 CHRISTOPH GRIMM (1991– 2006) Im Gespräch mit Thomas Leif 239 JOACHIM MERTES Lebenslauf 283 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 285 AUTORENNACHWEIS 286 3 VORWORT Am 30. August 1946 – also vor fast 60 Jahren – wurde das Land Rhein- land-Pfalz vom damaligen Oberbefehlshaber der französischen Militärre- gierung, General Koenig, in Baden-Baden aus der Taufe gehoben. Keine drei Monate später konstituierte sich in Koblenz mit der Beraten- den Landesversammlung das erste rheinland-pfälzische Parlament. Seine Mitglieder waren zwar nicht unmittelbar vom Volk gewählt worden, sie konnten auch keine Gesetze erlassen und die von der französischen Besatzungsmacht eingesetzte vorläufige Landesregierung nicht kontrol- lieren; aber sie hatten die Verfassung für das gerade gegründete Land aus- zuarbeiten. Bereits dieses Parlament, dem zunächst Dr. Ernst Albrecht Lotz als Präsi- dent vorstand, bezeichnete sich als Landtag und seine Mitglieder als Land- tagsabgeordnete. Auf diese Weise sollte deutlich werden, dass es sich in der demokratischen Tradition der Landtage der Weimarer Republik und als Vorläufer der künftigen rheinland-pfälzischen Landtage sah. Schon nach vier Monaten lag der Verfassungsentwurf vor; er wurde – wenn auch nur mit knapper Mehrheit – am 18. Mai 1947 in einer Volksabstim- mung angenommen. 5 Zeitgleich wurde der erste rheinland-pfälzische Landtag gewählt und vom zweiten Präsidenten der Beratenden Landesversammlung, Dr. Ludwig Reichert, für den 4. Juni 1947 zu seiner konstituierenden Sitzung nach Koblenz einberufen. In dieser Sitzung wurde Jacob Diel zum ersten rhein- land-pfälzischen Landtagspräsidenten gewählt. Ihm folgten bis zum Ende der 14. Wahlperiode im Mai 2006 sechs weite- re Landtagspräsidenten: August Wolters, Otto Van Volxem, Dr. Johannes Baptist Rösler, Albrecht Martin, Dr. Heinz Peter Volkert und – zuletzt – Christoph Grimm. Er hatte das Amt des Landtagspräsidenten 15 Jahre inne, d. h. ziemlich genau ein Viertel der Zeit, in der es bisher rheinland- pfälzische Landtage gab. Keiner seiner Amtsvorgänger hatte eine längere Amtszeit. Mit Ablauf der 14. Wahlperiode ist Christoph Grimm aus dem Landtag ausgeschieden. Aus diesem Anlass und in Erinnerung an seine Präsident- schaft soll ihm dieser Band zugeeignet werden. Er enthält biographische Skizzen aller bisherigen Landtagspräsidenten, einschließlich der beiden Präsidenten der Beratenden Landesversammlung, sowie ein Interview, das Dr. Thomas Leif (SWR) mit Christoph Grimm in den letzten Tagen seiner Amtszeit geführt hat. Dieser Band gewährt damit einen Einblick in das Leben, die politische Lauf- bahn und die Amtszeit der bisherigen Landtagspräsidenten. Er vermittelt einen Eindruck vom Amt, den Funktionen und den Kompetenzen des Landtagspräsidenten und damit des Landtags selbst. Insoweit gibt er auch einen Überblick über 60 Jahre rheinland-pfälzische Parlamentsgeschichte. Ich danke den Autoren der biographischen Beiträge, den Herren Profes- soren Dr. Borck, Dr. Fisch, Dr. Kahlenberg und Dr. Kißener, den Mitarbei- tern der Landtagsverwaltung Frau Dr. Storm, Herrn Dr. Brink und Herrn Wagner sowie Herrn Dr. Leif dafür, dass sie an diesem Band mitgewirkt und in wissenschaftlicher und journalistischer Freiheit neun Porträts skizziert haben, die uns die obersten Repräsentanten der bisherigen Landtage in Erinnerung rufen und näher bringen. Ich danke auch den Herren Präsidenten Dr. Johannes Baptist Rösler, Albrecht Martin und Dr. Heinz Peter Volkert, dass sie sich die Zeit ge- nommen haben, mit den Autoren über ihre Präsidentschaft und ihren po- litischen Werdegang zu sprechen. 6 Mit diesem Band werden erstmals das höchste parlamentarische Amt und der parlamentarische Lebenslauf der Amtsinhaber zum Gegenstand einer Reihe biographischer Skizzen gemacht. In gewisser Weise ist dies auch Ausdruck eines notwendigen parlamentarischen Selbstbewusstseins, für das alle Präsidenten während ihrer Amtszeit eingetreten sind. Es wird mir ein besonderes Anliegen sein, dieses Selbstbewusstsein auch in meiner Amtszeit weiter zu fördern. Ich würde mich freuen, wenn dieser Band dazu beitragen kann, das Inter- esse an unserem Parlament und seinen Mitgliedern zu befördern und wün- sche ihm viele interessierte Leserinnen und Leser. Joachim Mertes Präsident des Landtags Rheinland-Pfalz 7 DR. ERNST ALBERT LOTZ (1946) UND DR. LUDWIG REICHERT (1946–1947)* Von Stefan Fisch Die Gründung des Landes Rheinland-Pfalz und die Einsetzung einer Beratenden Landesversammlung zur Erarbeitung der Lan- desverfassung Mitte 1946 fiel in Frankreich die deutschland- wie besatzungspolitisch hoch umstrittene Entscheidung, als Besatzungsmacht in Deutschland in seiner Zone ‚Länder’ einzurichten. Die Schaffung von Württemberg-Hohenzollern, Baden und ganz besonders Rheinland-Pfalz als Länder mit einer demo- kratischen Verfassung und mit Gesetzgebungsrechten bedeutete zugleich den Abschied von der lange gepflegten Vorstellung, die Grenzen der Besatzungszonen der vier Mächte verändern und das gesamte linke Rhein- ufer bis nach Aachen, Köln und Düsseldorf in einer frankreichnahen fédération rhénane’ zusammenschließen zu können, bei der dann der ei- gentliche bundesstaatliche Fluchtpunkt ‚Deutschland’ in weite Ferne rü- cken würde. Die Idee einer extremen Föderalisierung wenigstens inner- halb der eigenen Zone bestimmte trotzdem noch länger das Denken der * Obgleich Dr. Lotz und Dr. Reichert im eigentlichen Sinne keine Landtagspräsidenten waren, son- dern Präsidenten der Beratenden Landesversammlung, beginnt dieser Band mit ihnen. Denn die Beratende Landesversammlung verstand sich als Parlament und bezeichnete sich auch als Landtag. 9 Spitze der französischen Besatzungsverwaltung in Baden-Baden, be- sonders beim Oberkommandierenden General Pierre Koenig, der so im beginnenden Kalten Krieg in zunehmende Distanz zu seinen Vorgesetz- ten im Außenministerium in Paris geriet.1 Noch bei den Verfassungsbera- tungen verfolgte sie ihre ursprünglichen Pläne zu einer weitgehenden Selbstverwaltung der Pfalz als eigenständiger Provinz mit einem Provinzi- allandtag innerhalb des entstehenden Landes – was zum spöttischen Zwischenruf eines Kommunisten „Vereinigte Staaten von Rheinland-Pfalz!“ führte.2 Das erste der drei neuen Länder entstand durch die Verordnung Nr. 57 des französischen Oberkommandierenden General Pierre Koenig vom 30. August 1946 ‚bezüglich der Schaffung eines rhein-pfälzischen Landes’. Innenpolitisch gab damit auch Frankreich nach dem Vorbild der USA, der Sowjetunion und Großbritanniens einen Teil der politischen Gestaltungs- macht an die Deutschen zurück – nicht ohne vielerlei Vorsichtsmaßnahmen gegen ein Wiederaufflackern nationalsozialistischer Ideen zu treffen und das politische Geschehen durch die verschiedenen Instanzen seiner Mili- tärregierung intensiv zu beobachten und gegebenenfalls zu beeinflussen. Kennzeichnend für diese ‚indirekte Herrschaft’ war, dass der Administra- teur Général Adjoint Émile Laffon, Koenigs ziviler Stellvertreter, den Koblenzer Militärgouverneur General Claude Hettier de Boislambert mit der klaren Aufgabe betraute, die ‚Leitung des neuen Staats zu überneh- men’.3 Politische Parteien waren auf örtlicher Ebene durch die Verordnung Nr. 23 vom 29. November 1945 schon seit Ende 1945 zugelassen. Ihr erstes po- litisches Betätigungsfeld waren zunächst die ernannten beratenden Aus- schüsse in den Städten, Gemeinden und Kreisen, zumal die französische Besatzungsmacht anders als die Amerikaner bis Juli 1945 auf der Ebene darüber keine (das kommende Land in gewisser Weise vorwegnehmen- de) gemeinsame Verwaltung, sondern zwei strikt voneinander getrennte Verwaltungseinheiten eingerichtet hatte, das Oberpräsidium Rheinland- Hessen-Nassau in Bad Ems/Koblenz und das Oberregierungspräsidium Hessen-Pfalz in Neustadt. Als Schritt zu einer echten kommunalen Selbst- verwaltung wurden am 5. August 1946 Gemeindewahlen für den 15. Sep- tember 1946 ausgeschrieben. Die Wahlbeteiligung bei diesen ersten freien Wahlen nach der Diktatur des Nationalsozialismus4 war mit fast 88 Prozent um mehr als 10 Prozent höher als bei den am 13. Oktober 1946 folgen- den Wahlen für die Kreisversammlungen, zu denen nur noch die Parteien und keine freien Listen mehr zugelassen waren. 10 In der Zwischenzeit hatte sich Frankreich entschieden, das Land Rheinland- Pfalz zu gründen und eine Beratende Landesversammlung
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