UID Jg. 17 1963 Nr. 43, Union in Deutschland
Total Page:16
File Type:pdf, Size:1020Kb
Z 6796 C 25. OKTOBER 1963 UNION - 17. JAHRGANG INFORMATIONSDIENST der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Das Ja zu Erhard Der neue Bundeskanzler fand starke Zustimmung für seine Regierungserklärung Bundeskanzler Prof. Erhard hat mit seiner Regierungserklärung ein welt- Die Bundesvereinigung der deutschen weites Echo ausgelöst. Mit Spannung war überall seine Stellungnahme zu den Arbeitgeberverbände brachte ihre grund- sätzliche Zustimmung zum sozialpoliti- innen- und außenpolitischen Fragen unserer Zeit erwartet worden. Mit einer schen Teil der Regierungserklärung des Vielzahl von Kommentaren und Berichten sind Presse und Funk auf die Regie- neuen Bundeskanzlers zum Ausdruck. Die rungserklärung eingegangen. Diese Tatsache hat die Redaktion von „Union Arbeitgeberverbände der Bundesrepublik seien auch mit dem neuen Bundeskanzler in Deutschland" dazu veranlaßt, den Stimmen der öffentlichen Meinung breiten der Auffassung, daß eine verantwortlich Raum zu geben. Wir dürfen dabei voraussetzen, daß unseren Lesern der Wort- gehandhabte Tarifautonomie die beste laut der Regierungserklärung weitgehend bekannt ist. Form zur Regelung der Lohn- und Ar- beitsbedingungen sei. Die Regierungserklärung des Bundes- Staatsminister a. D. Josef-Hermann kanzlers Prof. Erhard gilt als die längste, Dufhues erklärte zu den ersten Stellung- die je im Plenarsaal des Bundestages ab- nahmen der SPD: Positives Presse-Echo gegeben wurde. Sie war aber auch eine „Was die SPD durch ihre stellvertreten- „Ludwig Erhard ist populär, obschon er der aufschlußreichsten und konkretesten. den Partei- und Fraktionsvorsitzenden von der .Gefälligkeitsdemokratie' wenig Davon zeugen die zustimmenden Äuße- Wehner und Erler sowie durch den SPD- hält. Und sein Prolog wird diese Populari- rungen führender Politiker der Bundes- Pressedienst zur Regierungserklärung tät nicht mindern, weil er die Wähler republik. Prof. Erhards verlauten ließ, zeigt die mahnte, nicht zu vergessen, daß Arbeit ganze Ratlosigkeit einer Opposition, die der Anfang allen Wohlstandes ist, und Ein Ja der Politiker in letzter Zeit ihre Stärke darin sucht, die weil er die Gewählten, die Parlamentarier, Regierung zu übertrumpfen, indem sie an das Recht des Regierungschefs erin- Neben dem Fraktionsvorstand der CDU/ sich deren Grundsätze zu eigen macht. nerte, ein Veto gegen solche Beschlüsse CSU hat auch der Geschäftsführende Vor- Wer Erhards Regierungserklärung ein des Parlaments einzulegen, die dem Staat sitzende der CDU, Josef-Hermann Duf- .Programm der guten Vorsätze' nennt, das große Defizit bringen können. Auch der verkennt völlig, daß die ,Ära Ade- hues, seine Genugtuung über den Inhalt Fortsetzung Seite 2 -<er Regierungserklärung dargelegt. Allein nauer' wirtschafts- und sozialpolitisch Jter SPD blieb es vorbehalten, das Pro- schon immer eine ,Ära Erhard' gewesen gramm Erhards mit dem Hinweis zu be- ist." mäkeln, es erinnere stark an das SPD- „Die Amtsübernahme der neuen Erstes Ja der Verbände Bundesregierung fällt in eine welt- politische Phase, in der sich Verän- Die Regierungserklärung Bundeskanz- derungen im West-OstVerhältnis „Der Sozialpolitik sind sowohl ler Erhards entspreche in allen Teilen völ- abzeichnen. Langjährige Gespräche kurzfristig zu lösende Aufgaben ge- lig der Grundanschauung des Handwerks, über Abrüstungsfragen haben im stellt, wie sie sich auch mit zukunft- erklärte der Geschäftsführer des Zentral- August dieses Jahres erstmals zu weisenden Problemen zu befassen verbandes des Deutschen Handwerks einer Übereinkunft zwischen den hat. Eine gründliche Durchleuchtung (ZDH) Dr. Hermann Wellmanns. Deshalb Vereinigten Staaten, Großbritan- der heutigen Sozialgesetzgebung ist werde das Handwerk dem neuen Bundes- nien und der Sowjetunion über eine unabdingbar geworden. Darum wird kanzler sein volles Vertrauen und große partielle Einstellung von Kernwaf- die Bundesregierung unverzüglich Wertschätzung entgegenbringen und Er- fenversuchen geführt. Die Bundes- die Durchführung einer Sozial- hard bei der Verwirklichung seiner Ge- regierung hat nach den notwendi- Enquete veranlassen, die die Grund- danken und Ziele nach Kräften unterstüt- gen politischen Klarstellungen die- lage dafür bilden soll, die sozialen zen. ses Abkommen unterzeichnet und wird dem Hohen Hause in Kürze Leistungen und Maßnahmen in ihrer Einen Tag nach der Regierungserklä- Ganzheit und in ihren gegenseiti- das erforderliche Zustimmungs- rung des neuen Bundeskanzlers Prof. Er- gesetz vorlegen. Dabei gibt sich die gen Beziehungen überschaubar zu hard hat der Deutsche Industrie- und Han- machen. Sie soll die Voraussetzung Bundesregierung in Übereinstim- delstag (DIHT) auf seiner Vollversamm- mung mit ihren Bundesgenossen für eine Sozialgesetzgebung in lung in Koblenz die wirtschaftlichen einem Guß schaffen." nicht der trügerischen Hoffnung Grundsätze der Regierungserklärung be- hin, daß sich durch dieses Abkom- grüßt. men die weltpolitische Lage ent- Der DGB begrüßte, daß der neue Bun- scheidend verändert hätte. Die Be- „Regierungsprogramm" von 1961. Herbert deskanzler sich ausdrücklich zur Wah- drohung bleibt bestehen; die Unter- Wehner sagte aber für seine Partei einen rung der Tarifautonomie bekannt habe. drückung der Freiheit dauert auch schweren Wahlkampf im Jahre 1965 vor- Gegenüber der Regierungserklärung von auf deutschem Boden an." aus. 1961 stelle dies einen Fortschritt dar. Das Ja zu Erhard „Das Bemühen um ein stabiles Preisniveau steht an der Spitze der Fortsetzung von Seite 1 seine Regierung die gute Reaktion spü- wirtschaftspolitischen Rangordnung. in den vergangenen Jahren war gelegent- ren, werden sie auch in der Auffassung Wir alle sollten uns bei jeder Ent- lich dieser Artikel des Grundgesetzes bestärkt werden, daß ihr in der Regie- scheidung dieser schweren Verant- erwähnt worden, doch nur vorsichtig, und rungserklärung aufgezeigter Weg im wortung bewußt sein — handelt es offenkundig war das nicht recht ernst ge- Volk Anklang findet und daß ihre Kon- sich dabei doch um eine Aufgabe, meint. Erhards Ankündigung jedoch, zeption eines gesunden sozialen Aus- die keine Regierung zu keinem nicht vor solchem Einspruch zurückzu- gleichs, einer vernünftigen Wirtschafts- Zeitpunkt als endgültig gelöst an- schrecken, war ernst, war ein Wechsel förderung und einer politischen Zusam- sehen kann. Wenn ich sage, wir auf Sicht, den der neue Bundeskanzler menarbeit allen Bereitwilligen zusagt." alle, dann möchte ich damit zum nicht zu Protest gehen lassen wird, wenn Rhein-Zeitung, 21. 10. 1963 Ausdruck bringen, daß die Wahrung er meint, es sei notwendig, ihn einzu- der Stabilität nicht nur von Ent- lösen. Er wäre auch kein .anderer Er- scheidungen der Regierung abhängt, hard', wenn er es täte. In den für ihn ent- sondern daß es des Zusammen- „Auf eine Zusammenschau hat Ludwig wirkens aller bedarf, um diesem scheidenden Fragen hat der bisherige Erhard gedrängt, auf eine Zusammen- Wirtschaftsminister stets gestanden; und Grundsatz Geltung zu verschaffen. schau nun nicht etwa nur innerhalb der Gerade eine freiheitliche Gesell- sein erstes Auftreten als Bundeskanzler Regierung zur Überwindung der Ressort- vor dem Parlament deutete an, daß diese schaftsordnung, die der Entfaltung blindheit. Der Mann, der uns zurief, ein der Persönlichkeit und der privaten Beharrlichkeit auch dem Regierungschef freies Volk bedürfe eines gesunden natio- Erhard eigen sein werde." Betätigung der Bürger weitesten nalen Selbstbewußtseins, der uns mahnte, Spielraum geben will, setzt eine Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19. 10. 63 Schluß mit der Stimmung des selbstquäle- festgefügte staatliche Ordnung und rischen Pessimismus und des Selbstbemit- eine stabile Währung voraus." leidens zu machen, er verlangt die Zu- „Die CDU kann sich gratulieren: Die sammenschau vor allem von uns und Regierungserklärung Prof. Erhards hat unseren Verbänden, in denen wir kreuz eine über alle Erwartungen hinausge- und quer durch unser Sozialgeluge hin- zum deutsch-französischen Konsultations- hende positive Aufnahme gefunden. So- durch organisiert sind. vertrag bekräftigte. Niemand drinnen und draußen wird bei Die Maximen der Regierungserklärung* der Lektüre des außenpolitischen Teils zum Deutschland- und Berlin-Problem sind „Wenn ich den Raum, den die glasklar, lassen keinen Spielraum für Haushaltsvorlage der kommenden der Regierungserklärung überrascht sein. Hier wurde nicht die Weiche gestellt zu Deuteleien. Das ist gut, und ebensogut Jahre für soziale Leistungsverbes- ist es, daß ausgesprochen wurde, es muß serungen offenläßt, in Beziehung zu einem neuen Kurs. Hier wurde die konse- quente Fortsetzung einer Linie angekün- ein Ziel unserer Politik bleiben, den von den Vorstellungen setze, die in den Sowjets entfachten, kalten Krieg be- dieser Richtung gehegt werden, digt, die Konrad Adenauer viele Jahre gesteuert ist und die im Frühjahr 1962, enden zu helfen, auch wenn wir Opfer zu zwingt das Gebot der Stabilität zu bringen haben. Opfer allerdings nur dann, der Feststellung, daß wir nach was das Verhältnis zu unseren Verbünde- ten, zur NATO und zur Europäischen wenn ihnen entsprechende Gegenleistun- Wertigkeit, Dringlichkeit und gen der Sowjetunion zur Seite stehen." Nützlichkeit im Rahmen der gege- Wirtschaftsgemeinschaft anbetrifft, der benen Möglichkeiten ein Bezugs- Bundestag einstimmig in der Präambel Die Welt, 19. 10. 1963 system auf einen längerfristigen Zeitplan aufstellen müssen. Lassen Sie mich ein offenes Wort sprechen: „Die gleiche Blutgruppe" Wir müssen uns entweder beschei- den oder mehr arbeiten. Die Arbeit „Es sei nicht viel Neues zu