BONN • 22. MAI 1963 UNION NR. 21 • 17. JAHRGANG INFORMATIONSDIENST der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Klarer Erfolg für die CDU Landtagswahl in Niedersachsen zeigte Konzentration der Wähler auf die großen Parteien

Die 3,6 Millionen Wähler in Niedersachsen bestimmten am 19. Mai 1963 Die Sitzverteilung die Zusammensetzung des nächsten Landtags. Die Christlich-Demokratische im niedersächsischen Landtag ..•Jnion konnte dabei die weitaus stärksten Stimmengewinne aller Parteien für Partei 1963 1959 1955 1951 1947 sich verbuchen. Der Trend, der bisher von der CDU wegzuführen schien, ist CDU 62 51 43 30 gestoppt. Zugleich bedeutet der Wahlausgang das günstigste Ergebnis aller SPD 73 65 59 64 65 Nachkriegslandtagswahlen für die CDU in Niedersachsen: Rund zwei Fünftel FDP 14 8 12 12 13 CDU/DP der Wähler sprachen der Christlich-Demokratischen Union ihr Vertrauen aus. = NU — — — 35 — DP — — Neben der CDU gelang es den Sozial- dort vertreten sein. Erstmalig entschie- 20 19 27 BHE/GDP — 13 17 21 — demokraten, in Niedersachsen ihren Stim- den sich jetzt mehr als vier Fünftel der KPD — — 2 menanteil nennenswert zu verbessern, so Wähler für CDU und SPD, wobei der 2 8 Zentrum — — daß die klare Konzentration der Wähler Trend zu den beiden großen Parteien bei 1 4 6 DRP — — 6 3 — auf die beiden großen Parteien zu den den diesjährigen Landtagswahlen sogar — — — — besonderen Merkmalen des niedersädi- deutlicher sichtbar wurde als bei allen DSP 1 sischen Wahlausganges zählt. Sichtbar vorangegangenen Bundestagswahlen. SRP — — — 16 — wird dies auch im Scheitern von DP und Insgesamt 149 157 159 158 149 GDP, die weit abgeschlagen unter der Fünfprozent-Sperrklausel des Landes- Stetige Stimmengewinne der CDU wahlgesetzes blieben und daher zum daher auch der niedersächsische Wahl- ersten Male seit 1951 nicht mehr im künf- Mit einem Stimmenanteil von 37,7 v. II. ausgang, daß die Union gerade in den tigen Landtag vertreten sein werden. erreichte die CDU ihr bisher weitaus überwiegend evangelischen Ländern des Eine vernichtende Niederlage mußten günstigstes Landtagswahlergebnis in Nordens der Bundesrepublik ihre Posi- auch die radikalen Splitterparteien DFU Niedersachsen. Zugleich wird die erfreu- tion zunehmend festigen konnte. Gegen- und DRP hinnehmen, deren geringer liche Wahlentwicklung der niedersäch- über der Landtagswahl 1959 gelang es Wählerstamm sich weiter dezimierte. Die sischen CDU durch ihre stetigen Stimmen- schließlich der CDU, die weitaus höch- Landtagswahlen in Niedersachsen sind stens Stimmengewinne aller Parteien für daher vor allem ein klarer Beweis für sich zu verbuchen. Ihr Stimmenanteil die zunehmende politische Stabilität in Stimmenanteil der CDU stieg von 1959 bis 1963 von 30,8 auf Vlicsem Bundesland. Sie steht in erfreu- 37,7 v. H., ihie absoluten Wählerzahlen L 1963 37,7 nahmen um knapp 300 000 zu. lichem Gegensatz zur politischen Kräfte- L 1959 30,8 zersplitterung und Radikalisierung bei L 1955 26,6 den Wahlentscheidungen am Beginn der L 1951 23,7 Stimmengewinne der SPD 50er Jahre. T . 1947 19,9 Die Sozialdemokraten behaupteten in B 1961 Politische Konzentration 39,0 dieser Landtagswahl ihre Stellung als Deutlich wird dieser politische Kräfte- (L 1951 = Niedersächsische Union stärkste Partei des Landes. Allerdings ist wandel in Niedersachsen vor allem in CDU/DP) ihr Mandatsvorsprung vor der CDU ge- der zunehm anden Konzentration der genüber den Landtagswahlen 1959 zu- Wähler auf die großen Parteien. Wäh- sammengeschrumpft. Nicht in Erfüllung gewinne von Landtagswahl zu Landtags- ging allerdings der Wunsch der Sozial- Gemeinsamer Stimmenanteil von wahl geprägt, die ein deutliches Spiegel- demokraten, die absolute Mehrheit der CDU und SPD bild dafür sind, daß es der CDU in Landtagsmandate zu erobern, wobei sie Niedersachsen zunehmend gelang, zur sich vor allem ihre wahltaktischen Chan- Wahljahr CDU + SPD maßgebenden Partei der nichtsozialisti- cen aus der bisherigen Zersplitterung der L 1963 82,6 schen Wähler zu werden. Bei den Land- nichtsozialistischen Wähler errechneten. L 1959 70,3 tagswahlen von 1947 bis 1963 gelang es L 1955 61,2 ihr, die Stimmenanteile nahezu zu ver- L 1951 57,4 Stimmenanteil der SPD B 1961 77,7 doppeln. B 1957 71,9 Bemerkenswert ist schließlich für L 1963 44,9 B 1953 65,3 dieses Wahlergebnis, daß die CDU nahe- L 1959 39,5 B 1949 51,0 L 1955 35,2 zu ihren Stimmenanteil der Bundestags- L 1951 33,7 L = Landtagswahl, B = Bundestagswahl wahlen 1961 erreichte, obwohl die Wahl- beteiligung gegenüber 1961 von 88,5 auf L 1947 43,4 B 1961 38,7 rend bei den Landtagswahlen 1951 noch 76,8 v. H. zurückging. Ähnlich wie das zehn Parteien Sitze im Landtag errangen, erfolgreiche Landtagswahlergebnis im werden künftig nur CDU, SPD und FDP Jahre 1962 in Schleswig-Holstein zeigt Fortsetzung Seite 2 Klarer Erfolg für die CDU Die Arbeit des Bundestages Fortsetzung von Seite 1 Kräften, die dagegen versuchten, die Unterschiedlich war die Entwicklung Deutsche Partei wiederzubeleben, ver- der FDP, die mit einem Stimmenanteil sagte jedoch der Wähler deutlich seine Der hat am 15. Mai 1963 in von 8,8 v. H. ungefähr die gleiche Reso- Zustimmung. Mit einem Stimmenanteil dritter Lesung den Haushalt für das Rech- von 2,7 v. H. blieb diese „DP" weit'abge- nungsjahr 1963 verabschiedet. Gleichzei- nanz fand wie bei den Landtagswahlen schlagen unter der Fünfprozent-Grenze. tig verabschiedete das Parlament das so- von 1947 bis 1955. Dagegen waren die genannte Inanspruchnahmegesetz, das Freien Demokraten am vergangenen Gescheiterte GDP eine Erhöhung des Bundesanteils an der Sonntag nennenswert erfolgreicher als Einkommen- und Körperschaftsteuer auf Auch über das weitere Schicksal der 40,5°/o vorsieht. Nach Meinung der Bun- Stimmenanteil der FDP Gesamtdeutschen Partei ist vermutlich desregierung und der Koalitionsfraktio- am 19. Mai entschieden worden. Mit nen ist ein solcher Anteil am Steuerauf- L 1963 8,8 einem Stimmenanteil von 3,7 v. H. blieb kommen für den Bund durchaus gerecht- L 1959 5,2 sie weit unter der Sperrklausel des Lan- fertigt und notwendig, da die Aufgaben L 1955 7,9 deswahlgesetzes. Gerade aber Nieder- des Bundes in den letzten Jahren ständig L 1951 8,3 sachsen war in der Vergangenheit neben gestiegen sind. Ohne einen solchen Bei- L 1947 8,8 Schleswig-Holstein die Hochburg des trag der Länder zum Ausgleich des Etats B 1961 13,2 BHE, der in diesen norddeutschen Bun- ist eine Deckung nicht möglich. desländern in den Jahren 1950/51 seine großen politischen Anfangserfolge er- Die Ländervertretung, der Bundesrat, bei den Landtagswahlen 1959, bei denen zielte. Die Wahlniederlage wird auch für hat dieses Inanspruchnahmegesetz jn' sie mit einem Wähleranteil von 5,2 v. H. die GDP den Schlußstrich unter ihre bis- erster Lesung abgelehnt. Der Bundesrat nur denkbar knapp die Fünfprozent- herige politische Arbeit bilden. glaubt, daß ein Anteil des Bundes am Hürde übersprangen. Verwehrt blieb es Steueraufkommen von 38*/o für dieses dagegen auch in Niedersachsen der FDP, Stimmenanteile der GDP/BHE Jahr ausreicht. Bei dieser Haltung der ihren Wahlerfolg von der Bundestags- Ländervertretung wird es nun dazu kom- wahl 1961 zu wiederholen. Im Zeitraum L 1963 3,7 men, daß der Vermittlungsausschuß von von 1961 bis 1963 verlor sie mehr als L 1959 8,3 Bundestag und Bundesrat angerufen we;'\ L 1955 200 000 Wähler, ihr Stimmenanteil ging 11,0 den wird. Am 31. Mai 1963 wird sich devl* L 1951 14,9 von 13,2 auf 8,8 v. H. zurück. Bundesrat mit dem Haushalt, dem Inan- B 1961 6,1 spruchnahmegesetz und auch dem Regie- rungsentwurl über die Verbesserung der Kriegsopferversorgung befassen. Wenn überlebte DP Eine vernichtende Abfuhr mußten auch dann der Haushalt und das Inanspruch- DFU und DRP hinnehmen, deren geringe nahmegesetz an den Vermittlungsaus- Einen Schlußstrich zog der nieder- Wählerzahlen erneut dezimiert wurden. sächsische Wähler am vergangenen schuß gehen, muß es sich herausstellen, So verringerten sich die Stimmenzahlen ob die Länder bereit sind, dem Bund Sonntag unter das künstliche Bemühen, der DFU von 50 380 bei den Bundestags- die Deutsche Partei als eigenständige einen höheren Anteil als 38°/o zu ge- wahlen 1961 auf 19 750 bei diesen Land- währen. Die Verhandlungen, die zwi- politische Gruppe fortleben zu lassen. Zu- tagswahlen. Die Deutsche Reichspartei, gleich bestätigten die Wähler damit die schen der Bundesregierung und der Ver- die im Jahre 1959 122 000 Stimmen er- tretung der Länder bisher über diese Richtigkeit der politischen Entscheidung reichte, fiel auf 52 000 Wähler zurück. einer großen Zahl früherer DP-Politiker, Frage geführt wurden, waren ohne Er- Schließlich spiegelt gerade die Erfolg- gebnis geblieben. Es bleibt nun abzuwar- die in der letzten Legislaturperiode des losigkeit des politischen Rechtsradikalis- Landtages den Weg zur CDU fanden, um ten, ob sich die Haltung aullockert. Kür- mus den bemerkenswerten politischen zungen im Haushalt des Bundes, wie sie in der Union als der großen nichtsozia- Strukturwandel Niedersachsens in den listischen Volkspartei ihr politisches die Länder vorschlagen, sind nach Lage letzten anderthalb Jahrzehnten wider. Bei der Dinge nicht mehr möglich. Bei der Wirken fortzusetzen und einer weiteren den Landtagswahlen 1951 war es gerade Zersplitterung der nichtsozialistischen Aufstellung des Etats für 1963 ist der Niedersachsen, in dem die Rechtsradi- Haushaltsausschuß des Bundestages schon Kräfte zu begegnen. Viele dieser ein- kalen alarmierende politische Erfolge er- sichtigen früheren DP-Politiker konnten vom Prinzip der äußersten Sparsamkeit reichten. 1951 entschieden sich für DRP ausgegangen. nun als Kandidaten der CDU eindrucks- und SRP 450 000 niedersächsische Wähler, volle Wahlerfolge erzielen und werden 1963 dagegen blieb die DRP mit einem Der Ausgleich des Bundeshaushalts auch der neuen Landtagsfraktion der Stimmenanteil von 1,5 v. H. bedeutungs- durch eine Erhöhung des Bundesanteils Union angehören. Jenen politischen lose Splitterpartei. an der Einkommen- und Körperschafts- • Steuer war in diesem Jahr das beln sehende Thema der Haushaltsberatungen. Dahinter traten die politischen Ausein- Schlappe für Sozialisten andersetzungen zurück. Christliche Parteien gewannen niederländische Parlamentswahlen Die holländischen Wähler haben durch ihr Votum bewiesen, daß die vor- „Die letzten Wahlen in Europa, die Ge- meindewahlen in England, die Parla- eilige Behauptung der Sozialisten, in Europa seien die christlichen Parteien mentswahlen in Italien und nicht zuletzt auf dem Rückzug, die Sozialisten dagegen auf dem Vormarsch, falsch war. die Landtagswahlen in der Bundesrepu- blik hatten eines gemeinsam: Sie zeich- Das genaue Gegenteil ist eingetreten. errang 31,9 Prozent der Stimmen und ver- neten sich aus durch einen Stimmenzu- Eindeutige Gewinner der letzten Parla- größerte damit ihren Vorsprung vor der wachs der Linksgruppen. Schon begann mentswahlen sind die fünf christlichen sozialistischen Partei der Arbeit, die nicht man, von einem Linksruck in Europa zu Parteien, die mit 52 Prozent die absolute weniger als fünf Mandate einbüßte und sprechen. Mehrheit aller abgegebenen Stimmen auf 2,4 Prozent an Stimmen verlor. Die Sozia- sich vereinigen und die Zahl ihrer Sitze listen mußten selbst in ihren Hochburgen Die Parlamentswahlen in den Nieder- von 78 auf 80 erhöhen konnten. Bei den Amsterdam und Rotterdam beträchtliche landen haben der Vorstellung, es gäbe vorletzten Wahlen hatten sich 51,1 Pro- Verluste hinnehmen. so etwas wie einen allgemeinen euro- zent der Wähler für die christlichen Par- päischen politischen Zug, nun ein Ende teien entschieden. Zu den Verlierern der Wahlen gehörte gemacht. Die Sozialisten, die schon bei aber auch die liberale Partei für Freiheit den letzten Wahlen im Jahre 1959 Ver- Vor allem der Katholischen Volkspar- und Demokratie, die drei Mandate ab- luste einstecken mußten, haben für hol- tei und der Christlich-Historischen Union geben mußte. Ihr Stimmenanteil ging von ländische Verhältnisse eine geradezu gelang es, ihre Positionen besser aus- 12,2 auf 10,2 Prozent zurück. schwere Niederlage erlitten. Es erweist zubauen. Beide Parteien gewannen je sich also, daß von einer allgemeinen po- einen Parlamentssitz. Die Katholische Das „Hamburger Abendblatt" kommen- litischen Grundstimmung in Europa nicht Volkspartei blieb stärkste Fraktion, säe tierte das Wahlergebnis am 16. Mai 1963: recht die Rede sein kann." Altmeier wieder Landesvater *€uf ein SOott Neue Regierung vorgestellt - Rückblick auf das SPD-Bemühen Liebe Freunde,

Der neue Landtag von Rheinland-Pfalz konstituierte sich am 18. 5. 63 in die Niedersachsenwahl war ein kla- rer Erlolg iür die CDU. In den ande- Mainz. Er wählte den seit 1947 amtierenden Ministerpräsidenten Peter Alt- ren vorangegangenen Landtagswahlen meier (CDU) wieder in dieses Amt. war es nicht gelungen, den Stand der früheren Wahl zu halten. Schon die In der gleichen Sitzung des Landtags bedachten SPD-Zentrale in Bonn, als Wahrung der 30,8 °fo, die die CDU in stellte Ministerpräsident Altmeier sein Sprecher Barsig bitter vermerkte, das Niedersachsen 1959 hatte, wäre also Koalitionskabinett vor, das aus Mitglie- Koalitionsangebot der SPD sei wohl et- ein Stoppen des negativen Trends ge- wesen. Die am 19. Mai tatsächlich er- dern der CDU und der FDP besteht. Ihm was verfrüht herausgegangen. In der Tat, gehören an: Oskar Stübinger (CDU), diese Meinung kann man mehr als teilen. zielten 37,7 "lo bedeuten weit mehr. Minister für Landwirtschaft, Weinbau und Dieses nach Tempo und Inhalt so maßlos Man muß diese Zahl „37,7 «lo für die Forsten; Dr. Eduard Orth (CDU), Minister überstürzte Angebot der SPD war auf CDU" in Vergleich setzen zu dem Er- gebnis einer Meinungsumfrage aus für Unterricht und Kultus; August Wol- den ersten Blick als so unseriös zu er- ters (CDU), Minister für Inneres und So- kennen, daß es auch von den maßgeben- dem Februar dieses Jahres, bei der zialminister; Fritz Glahn (FDP), Minister den Herrren der FDP nur mit einem deut- der CDU 21 °/o und der SPD 54 "lo zu- für Finanzen und Wiederaufbau; Fritz lichen Unbehagen zur Kenntnis genom- gesprochen wurden, um den Um- Schneider (FDP), Minister für Justiz. Das men werden konnte. schwung voll zu ermessen, der sich in Ministerium für Wirtschaft wird wie bis- den drei abgelaufenen Monaten in her in Personalunion von Ministerpräsi- Niedersachsen vollzogen hat. dent Altmeier mit verwaltet. Alles über Nacht vergessen In den Zahlen kommen politische Zuvor hatte der Landtag einstimmig Aber sehen wir uns das Angebot etwas Entscheidungen zum Ausdruck. In die seinen bisherigen Präsidenten Otto van genauer an: In den Koalitionspreis war drei Monate fällt die Klärung der Nachfolgefrage durch eine eindeutige Volxem (CDU) wiedergewählt. von Anfang an auch das Kultusministe- rium eingeschlossen, und damit hatte die Mehrheitsentscheidung der CDU/CSU- ' Mit der Konstituierung des Landtags Bundestagsfraktion und im Einverneh- SPD doch wohl etwas allzu unvorsichtig men mit . Die Wahl- und dem Arbeitsbeginn des neuen Kabi- die Maske fallen lassen. Jedermann war netts unter Ministerpräsident Altmeier ist es nun offenbar, daß es hier überhaupt reisen des Bundeskanzlers und Lud- eine Entwicklung abgeschlossen worden, nicht um die Sache, sondern um die hem- wig Erhards durch Niedersachsen von der sich vor allem die SPD ein rosa- mungslose Gier ging, unbedingt zur haben das Ende der Unklarheit und rotes Bild erträumt hatte. Wie der von Macht zu gelangen. Denn war nicht das den Willen der Union zum einheit- der CDU-Rheinland-Pfalz herausgegebe- Kultusministerium gerade jenes Ressort, lichen und entschlossenen Handeln nen „Stimme der Union" (Nr. 4/5/1963) an dem den Sozialdemokraten selbst, wie sinnfällig verdeutlicht. zu entnehmen ist, waren die treibenden sie immer betont haben, stets am meisten Kräfte bei dem überaus großzügigen An- Wenn Erhard sprach, war seinen Zu- gelegen war? Von der Kulturpolitik aus hörern nicht zuletzt seine entschiedene gebot der Sozialdemokraten an die FDP starteten sie zwölf Jahre lang ihre An- die SPD-Abgeordneten Jockei Fuchs und und erfolgreiche Vermittlung im Ar- griffe gegen die Landesregierung. Auf beitskampf der Metallindustrie vor Au- Dr. Ludwig. Sie gedachten sozusagen im dieses Ministerium hatten sie all ihre Alleingang ihre Fraktion zu überrollen gen. Das Wahlergebnis des Kreises Bestrebungen gerichtet, um von dort aus Wolfsburg ist auch in dieser Hinsicht und hatten einen Strauß aus den Mini- eine .bessere' Politik für Rheinland-Pfalz sterien für Kultus, Landwirtschaft, Wirt- bemerkenswert. Am Ort des Volkswa- einzuleiten. In der Wahlnacht war das genwerkes hat man die Gefahr des schaft und Justiz bereit, um die FDP an- alles plötzlich vergessen. An einer sozial- zulocken. Die „Stimme der Union" schreibt Konfliktes ermessen können wie kaum demokratischen Kulturpolitik, von der sie anderswo. Wir dürfen mit Genugtuung dazu u. a.: zwölf Jahre lang den Wählern Wunder- verzeichnen, daß hier der Anstieg der dinge erzählt hatten, waren sie urplötz- CDU von 27,9 °/o auf rund 40 %, weit „Ein kritisches Echo zu diesen Vorgän- lich nicht mehr interessiert in dem primi- gen erklang selbst aus der auf Disziplin über den Rückgang der DP-Stimmen tiven Drang, zur Macht um jeden Preis hinaus, besonders eindrucksvoll ist. zu gelangen, auch um den Preis des Ver- zichtes auf einen ihrer angeblich heiße- Wenn ich den großen Erfolg der sten Wünsche. CDU mit Genugtuung verzeichne und allen unseren Mitarbeitern herzlich für i Vor neuem Arbeitskampf? Interessant bleibt auch weiter zu be- ihren Einsatz im Wahlkampf danke, merken, daß Otto Schmidt (Fraktionsvor- so bitte ich doch gleichzeitig, die an- Eine indirekte Drohung mit neuen tarif- sitzender der SPD, d. Red.) am nächsten dere Seite der Wahlentscheidung nicht politischen Auseinandersetzungen sprach Tage vor seinen Koblenzer Parteifreun- zu übersehen. Die CDU ist zwar am der stellvertretende Vorsitzende des den bemerkte, wenn Minister Glahn im vergangenen Sonntag in Nieder Sach- Deutschen Gewerkschaftsbundes, Her- kommenden Kabinett das Finanzministe- sen eindrucksvoll bestätigt worden, mann Beermann, am Wochenende in rium behalten wollte, würde man das aber auch die SPD hat wieder Wähler- einem Zeitungsinterview aus, als er das gerne akzeptieren. Auch hier läßt sich prozente gewonnen. Wenn sie unse- unter dem Begriff „Sozialpaket" zusam- ein Hohngelächter kaum verbergen. Ist ren Erfolg mit der törichten Milch- mengefaßte sozialpolitische Gesetzge- es nicht seit Jahren der SPD-Abgeord- mädchenrechnung zu schmälern ver- bungswerk der Bundesregierung kriti- nete König, der seine ganze parlamenta- sucht, wir hätten die 69 Mandate, die sierte. Beermann setzte sich dafür ein, rische Existenz nur mit Angriffen auf den- bisher CDU und DP zusammen hatten, die in dem „Sozialpaket" enthaltenen selben Minister Glahn bestritten hatte? nicht wieder erreicht, so wollen wir Gesetzentwürfe über eine Lohnfortzah- Alle diese Widersprüche fielen den von unsererseits keineswegs die neue Zu- lung an Arbeiter im Krankheitsfall, eine Wunschträumen überhitzten und vor Ehr- nahme der SPD-Stimmen verkleinern. Krankenversicherungsneuregelungsreform geiz brennenden Heißspornen der SPD Sie muß uns vielmehr eine Mahnung und eine Neuregelung des Kindergeld- bei ihrem Koalitionsgeschacher nicht auf. sein, den Wahlerfolg nur als einen gesetzes voneinander zu trennen und Auftakt für verstärkte Bemühungen nicht in einem Zuge zu verabschieden, Jedoch diese Art Ausverkauf von Mini- zu betrachten. Niedersachsen hat ge- wie es die Bundesregierung und auch die stersesseln konnte nicht ziehen. Die Be- zeigt, daß gute Voraussetzungen für CDU/CSU wünschen. Vor allem bei der völkerung aber wird aus der Beobach- den Wahlkampf 1965 geschaffen wor- Krankenversicherungsneuregelung sieht tung dieser Vorgänge, die sich seit dem den sind. Es hat gezeigt, daß zur Re- der Gewerkschaftsvorsitzende Belastun- Wahltag vor und hinter den Kulissen ab- signation kein Anlaß ist. Aber der gen. Sie veranlaßten ihn zu der Drohung, spielten, erkannt haben, wie weit Leute 19. Mai kann nur ein Anfang dazu die Gewerkschaften würden eine Bela- dieses politischen Hau-Ruck-Stils von sein, auf allen Gebieten die klare stung nicht hinnehmen, sondern diese bei echter staatspolitischer Verantwortung Führungskonzeption der CDU zu ent- einer Verwirklichung des Gesetzentwurfs entfernt sind und wie sehr man sich da- wickeln. auf dem Wege der Tarifpolitik aufzu- vor hüten muß, sie zur Macht gelangen heben suchen. zu lassen." Ihr Konrad Kraske noch bestehenden Rechtsunterschiede end- Rechtsangleichung vollzogen lich eine Angleichung an das deutsche Recht bekommen. Die Erfüllung Ihrer Um die Sozialversicherung an der Saar - SPD-Anträge abgelehnt Wünsche (gemeint ist die SPD, d. Red.) würde bedeuten, daß die saarländischen Der Bundestag verabschiedete am 15. Mai 1963 ein Gesetz, durch das die Grenzgänger auf alle Zeiten gegenüber Sozialversicherung im Saarland der in der Bundesrepublik geltenden ange- den anderen deutschen Grenzgängern be- paßt wurde. Die SPD glaubte, bei der Behandlung dieses Thema ein Vor- vorzugt würden. gefecht über die kommenden Gesetze des sogenannten „Sozialpaketes" führen Was Sie hier vorschlagen, würde zur zu können; die CDU/CSU vereitelte diese Absicht. Folge haben, daß bei den Grenzgängern im Bodenseegebiet, entlang der badischen Sprecher der CDU/CSU wiesen von der gesetzes widerspricht. Die Annahme des Rheingrenze, in der Gegend von Straß- SPD eingebrachte Änderungsanträge zu SPD-Antrages würde praktisch dahin füh- burg oder im Aachener Bergbaugebiet dem Sozialversicherungs-Angleichungs- ren, daß die Vorschriften des Saarlän- die gleichen Wünsche entstünden; sie gesetz Saar zurück und begründeten ihre dischen Gesetzes Nr. 345 — und die da- könnten dann auch fordern, das bei Arbeit Haltung mit hieb- und stichfesten Argu- nach zu gewährenden zusätzlichen Für- im Ausland — in Belgien, in Frankreich menten. Nach den CDU/CSU-Abgeord- sorgeleistungen — weiter bestehenblei- weniger günstige Rentenversicherungs- neten Klein und Dr. Franz sprach der ben und damit gewissermaßen deutsches recht durch entsprechende deutsche Zu- Abgeordnete Gaßmann. Er wies darauf Bundesrecht würden. Das ist gerade das, satzleistungen auch für sie zu verbes- hin, daß den besonderen Verhältnissen, was wir nicht wollen. Wir wollen, daß sern, und wir würden nie zu einer ein- wie sie im Saarland durch die frühere wir im Saarland bezüglich der wenigen heitlichen Regelung kommen." nichtdeutsche Regelung bestanden haben, im nun verabschiedeten Gesetz Rechnung getragen wird. So werden beispielsweise die Rentner, die Bezüge nach dem alten saarländischen Recht erhalten, in ihrem Anspruch nicht geschmälert. — Das war Radikale Töne 1 einer der Punkte, die von der SPD ange- Rechts- und Linkskreise schüren Unruhe unter den Bauern zweifelt worden waren. Rechts- und linksradikale Kreise versuchen gegenwärtig in Niedersachseac« Angleichung nicht Gleichschaltung und Schleswig-Holstein, Unruhe unter den Bauern zu stiften und sie zu Pro- Abgeordneter Gaßmann sagte bei der testaktionen gegen die Landwirtschaftspolitik der Regierung aufzuhetzen. Zurückweisung der SPD-Anträge ab- schließend: Am Wochenende ianden in Itzehoe und lige Verfügung gegen die Veranstalter zu Cuxhaven zwei Protestkundgebungen erwirken, weil sie mit seinem Namen „Uns geht es darum, ein Angleichungs- statt, auf denen außergewöhnlich radi- mißbräuchlich für die Kundgebung ge- gesetz und nicht ein Gleichschaltungs- kale Töne erklangen. Die schleswig-hol- worben hatten. gesetz zu machen. Deshalb ist es die Auf- steinische Landesregierung hatte die Ver- fassung meiner Freunde, daß kein Anlaß anstaltung in Itzehoe ausdrücklich als Wer sind die Männer im Hintergrund? besteht, einer weitergehenden Regelung, „kommunistisch gelenkt" bezeichnet und In Niedersachsen bestehen — wie der wie sie die SPD in ihrem Änderungs- vor der Teilnahme gewarnt. Der CDU- DRP-Bundesvorsitzende Adolf von Thad- antrag fordert, zuzustimmen, da dieser Bundestagsabgeordnete Christian Giencke den 'am Sonnabend auf dem DRP-Landes- dem Grundprinzip eines Angleichungs- sah sich sogar gezwungen, eine Einstwei- parteitag in Köln zugab — Querverbin- dungen zwischen dieser rechtsradikalen Partei und den sogenannten „Notgemein- schaften im niedersächsischen Landvolk". Zu ihren Gründern gehört Günther Kac- „Kopf frei" für zewski, gegen den der niedersächsische Landvolkverband ein Ausschlußverfahren Berliner SPD-Parteitag endete mit knapper Niederlage der „Keulenriege" eingeleitet hat. Kaczewski forderte in Cuxhaven, den Bauernverband zu einem In Berlin ging am vergangenen Wochenende der Berliner Landesparteitag schlagkräftigen Kampforgan nach dem der SPD über die Bühne. Willy Brandt ist kein Landesvorsitzender mehr, und Muster der Gewerkschaften zu machen. die Niederlegung dieses Amtes ging weitaus leichter vonstatten als die Neu- Die Initiatoren der Itzehoer Kundge- wahl des von dem früheren Landesvorsitzenden bestimmten Nachfolgers, des bung waren Hans Christian Holländer Bundestagsabgeordneten Mattick. und Karl Johannsen, die nach den An-/^ gaben der schleswig-holsteinischen Lan- desregierung 1954 erfolglos bei den Land- In Nr. 18/63 dieses Informationsdien- 134 Stimmen abgegeben wurden, wäh- tagswahlen für die KPD bzw. für den stes hatten wir darüber berichtet, daß sich rend insgesamt 111 Delegierte mit Nein in Berlin die sogenannte „Keulenriege", neutralistischen Bund der Deutschen kan- stimmten oder sich der Stimme enthiel- didiert hatten. Obmann einer solchen also die Gegner Brandts und seiner Um- ten. Die Vizevorsitzenden Neubauer (146 gebung, für eine harte Auseinanderset- „Notgemeinschaft" im Kreis Herzogtum Stimmen) und Thiele (132 Stimmen) be- Lauenburg ist Karl Loss, der sich selbst zung auf dem Landesparteitag gewappnet endeten den Wahlgang nicht eben impo- als „christlicher Kommunist" bezeichnet, hätten. Es gab zwar keine offene Macht- nierender. Auf die als Gegenkandidaten in Bad Oldesloe wird die „Notgemein- probe, und die Keulen blieben in der aufgestellten Delegierten, nämlich den schaft" von Otto Kruse geführt, ein lang- Ecke. Aber aus den Zahlen der für Mat- Bürgermeister des Bezirks Tiergarten, jähriges DRP-Mitglied und nach deren tick und seine beiden Stellvertreter ab- Karnatz, und die ehemalige Jugendsena- Spaltung Miitglied der Deutschen Frei- gegebenen Stimmen läßt sich unschwer torin Ella Kay entfielen immerhin 96 bzw. heitspartei. herauslesen, daß die Opposition inner- 118 Stimmen. halb der Berliner SPD über 40 Prozent Bezeichnend für den Charakter der liegt. Einen kleinen Vorgeschmack davon, Willy Brandt hatte die Niederlegung gelenkten Proteste ist folgende Tatsache, was ihn während des Landesparteitages des Landesvorsitzes auch zum Anlaß ge- über die das „Hamburger Abendblatt"' in der Kongreßhalle erwarten werde, nommen, für eine Änderung des Bezirks- am 17. Mai wie folgt berichtete: „Als die hatte Mattick bereits bei einer voraus- verwaltungsgesetzes einzutreten. Dieser Polizei am 17. April 1963 die Landeslei- gehenden geheimen Abstimmung inner- Vorstoß wird ihm, der bisher einer Lan- tung Schleswig-Holstein der illegalen KP halb der Kreiskonferenz der SPD erken- despartei vorsaß, deren Mitglieder immer- in Hamburg aushob, beschlagnahmte sie nen können: auf ihn entfiel keine Mehr- hin zu 62 Prozent im öffentlichen Dienst auch das Notizbuch des KP-Funktionärs heit. stehen, wenig Sympathien einbringen. Gerhardt Wendt. Darin war unter der Da er erklärte, er wolle nun „den Kopf Rubrik ,Arbeiter und Bauern zusammen- Brandt kritisierte denn auch jene, die frei für die eigentlichen politischen Auf- führen' zu lesen .Notgemeinschaft in mit seinem Kurs nicht einverstanden sind. gaben" haben, darf sich wohl mit all Schwarzenbeck gegründet. Am Ort unter- Er konnte aber nicht verhindern, daß für diesen Ärgernissen sein Nachfolger Mat- suchen. Bei den Bauern sind auch die den von ihm empfohlenen Mattick nur tick beschäftigen. Rechten dran." „Der Erfolg der Christlichen Demokra- ten hat folgende Ursachen: l.Die Benen- Selbstvertrauen wiedergewonnen nung eines Nachfolgers für Adenauer hat Die niedersächsischen Landtagswahlen im Echo der Presse in den letzten Wochen den Auseinander- setzungen in der Partei ein Ende gesetzt Im In- und Ausland ist die Wahlentscheidung des 19. Mai mit Spannung und die Wähler günstig beeindruckt; erwartet und ausführlich gewürdigt worden. 2. Die Tatsache, daß die Wähler für die großen Parteien gestimmt haben. Die „Das Wahlergebnis in Niedersachsen, Aus dem niedersächsischen Ergebnis Konservativen in Niedersachsen haben das überall mit Spannung erwartet wor- kann die CDU mit Recht schließen, daß ihre Stimmen, anstatt sie auf verschie- den ist, um daraus Rückschlüsse auf die säe nach wie vor eine breite Plattform in dene Parteien geringerer Bedeutung zu weitere politische Entwicklung ziehen zu der Wählerschaft besitzt und daß sie verzetteln, auf die Christlich-Demokra- können, dämpft die Siegeszuversicht der eigentlich nur durch eigene Torheiten tische Partei konzentriert; 3. Die Wahl- SPD und gibt der CDU neuen Auftrieb. diese ihre starke Position gefährden reise Erhards in Niedersachsen. Es be- Die Entscheidung, nach dem Fiasko vor kann. Deswegen ist. es auch nicht ver- steht kein Zweifel, daß die CDU den sechs Wochen in Rheinland-Pfalz, Erhard wunderlich, daß sie den Großteil der ehe- Wahlerfolg weithin Erhard zuschreiben als Nachfolger Adenauers zu nominieren, maligen Wähler der Deutschen Partei an wird. Der Thronfolger' hat so seinen hat sich als richtig erwiesen. Im überwie- sich gezogen hat." zweiten Prestiigeerfolg seit seiner Ernen- gend katholischen Rheinland-Pfalz erlitt nung errungen." die CDU damals eine Schlappe, weil die „Ruhr-Nachrichten", 20. 5. 1963 „Figaro" (Paris), 20.5.1963 Führungsfrage nicht geklärt war, im über- wiegend evangelischen Niedersachsen warb sie mit großem Erfolg um das Ver- Fernsehen und Hörfunk trauen der Wähler, weil sie ihr Selbst- vertrauen wiedergewonnen hat." „Rheinische Post", 20. 5. 1963 Nur rr„relative Demokratie"? Unlängst war hier eine Betrachtung zwingen zu lassen, man könne „nach ad- „Die Niedersachsenwahl vom Sonntag über eine der kulturellen Sendereihen vokatischen Schlichen" suchen, um „drum- •st für den CDU-Kanzlerkandidaten Lud- des Ersten Fernsehens, über „Das rum" zu kommen. Schnurre scheint nicht -g Erhard ein Erfolg. Seine Partei hatte Podium", zu lesen. Namentlich die Aus- einmal zu wissen, daß „advokatische sich vorgenommen, an dem großen Land wahl der Gesprächspartner wurde unter Schliche" in der Sowjetzone noch nie zwischen der Zonengrenze und der Nord- die Lupe genommen, denn von Szczesny möglich gewesen sind. seeküste den Rückgang aufzuhalten, dem über Kuby bis Marcuse waren Namen Im Verlauf dieser verdrießlichen Dis- sie bei früheren Wahlen unterworfen von Diskussionsrednern zu hören, die die kussion hielt Liepman dem Schriftsteller war. Hätte die CDU von neuem einen Bundesrepublik zu verteufeln pflegen. In Andersch vor, daß sein Hörspiel über Rückschlag erlebt, wäre Erhard als der der vergangenen Woche nun kamen bis de Gaulle nicht gesendet worden sei. Er große Verlierer bezeichnet worden. Mit kurz vor Mitternacht die Schriltsteller glaube, darin „die Anfänge" sehen zu gleichem Recht kann er sich jetzt in die Schnurre, Weisenborn, Andersch, Kanto sollen. Andersch antwortete gelassen, Brust werfen und von einem persönli- rowicz und Liepman über die Frage „Emi- daß dies die „normalen Schwierigkeiten" chem Sieg sprechen." gration — Feigheit oder Pflicht?" zu in jeder Gesellschaft seien, und man Wort. Dies Thema wurde nicht weiter be- möge doch endlich begreifen, daß ein „Bonner General-Anzeiger", 20. 5. 1963 handelt, sondern das „Unbehagen an der opponierender Autor „keine völlig unge- Bundesrepublik" stand zur Debatte. Zu- störte Existenz" zu führen erwarten erst stellte die Runde fest, daß heute das dürfe. Schnurre fühlte sich bemüßigt, dar- „Der Wahlsieg der CDU ist vor allem Unbehagen in der Bundesrepublik nur aufhin seinen Kollegen zu rügen; er wirke aber der Wahl Ludwig Erhards zum die Schriftsteller, die Intellektuellen er- auf ihn „wie ein Verteidiger der Bundes- Kanzlernachfolger und seiner Wahlreise fülle. Wolfdietrich Schnurre erkannte republik" und er fände das um so er- durch Niedersachsen im letzten Augen- nämlich sehr wohl, daß der Schriltsteller staunlicher, als Andersch außerhalb lebe. blick vor dem Tage zu verdanken, an sich nicht als Fürsprecher des Volkes be- „Wenn Sie hier leben würden, würden dem die Wähler ihre Entscheidung tra- trachten dürfe — er müsse, auch gegen Sie nicht so ruhig und gelassen über fen. Auch die größten Pessimisten werden die Volksmeinung, der „Sprecher der diese Dinge reden. Es geschieht viel jetzt die Richtigkeit der Benennung Er- Wahrheit" sein und bekundete sein Ver- mehr, als daß man so darüber sprechen hards — jedenfalls unter innenpolitischen ständnis für die heutigen Emigranten, die kann, in dieser Ruhe." Andersch aber Gesichtspunkte anerkennen müssen. sich „gewissen Dingen ausgesetzt" fühlten. rückte die Dinge zurecht, als er konsta- Schließlich 'ist auch für die Möglichkeit, tierte, daß Emigration heute Feigheit sei, Außenpolitik zu treiben, immer noch ent- Mit dieser Unterstellung von Schnurre weil „ja durchaus Möglichkeilen des poli- kleidend, wie und vor allem wohin die war das Signal für die folgenden unqua- tischen Wirkens lür einen Schriftsteller fahler urteilen. Die FDP schließlich, so- lifizierten Behauptungen gegeben. Als gegeben" wären. genannte „dritte Kraft", hat nicht über- einziger wies Prof. Kantor owicz auf die Liepman forderte die nachdrückliche wältigend abgeschnitten. Trotzdem wurde Zustände hinter der Mauer hin, die in Beschäftigung des Schriftstellers mit allen sie wieder einmal in die Lage versetzt, dem Gespräch anscheinend sonst als nicht politischen Problemen. Er bewies aber das Zünglein an der Waage zu bilden. diskutierenswert angesehen wurden. Diese zugleich den Wert seiner politischen Sach- Und das ist ein gewisser Schönheitsfeh- Zustände, diese Gewissensnot der Men- kenntnis, als er seine Vorstellungen in ler auf dem Tableau dieses Resultats." schen in der Zone ähnelten der „Atem- einer nachweisbar falschen und ge- „Kölnische Rundschau", 20. 5. 1963 not" von Thomas Mann im Dritten Reich. radezu unverfrorenen Polemik zusam- Auf diesen bedachten und nötigen Hin- menfaßte: „Ein Schriltsteller wird sich ja weis wußte Liepman keine Antwort als nicht damit abgeben, sich gegen Herrn „Bei den Wahlen in Niedersachsen die, daß es in der Bundesrepublik, die ja Dulhues zu wehren. Das sind Begleit- hatte die SPD auf die absolute Mehrheit noch immer kein Rechtsstaat sei, Leute erscheinungen. Das sind die kleinen Blüm- gehofft. Diese Hoffnung ist danebenge- gäbe, denen „das Atmen schon wieder chen, die jetzt plötzlich wieder den Früh- gangen. Die CDU hatte auf ein einiger- schwer geworden" wäre. In der darauf ling ahnen und ihre Köpfchen aus der maßen gutes Abschneiden gehofft. Sie beginnenden Auseinandersetzung zwi- Erde zu stecken wagen. Aber die ahnen war unsicher, ob die Klärung der Nach- schen Kantorowicz und Liepman stellte den Frühling, diese kleinen Burschen, und folge zugunsten Erhards die schwankend der Professor für Germanistik eindeutig das macht mich so mißtrauisch . .. Ich gewordenen Wählerschichten noch recht- fest, daß ihn in der Bundesrepublik noch rieche den Vergleich mit der Zeit um zeitig beeindrucken würde. Offensichtlich niemand gezwungen hätte, „mit meinem 30, 31, 32, wo eben alle die kleinen Ka- ist das gelungen, und mit gutem Recht Namen oder meiner Unterschrift Dinge naillen ihre Kopie aus der Erde zu stek- werden neben Erhard diejenigen Kräfte gutzuheißen, die ich nicht gutheißen ken wagten und ganz unmerklich immer in der CDU-Führung das niedersächsi- kann". Schnurres Entgegnung stellte die lauter wurden, und jetzt sind sie eben sche Wahlresultat zu ihren Gunsten bu- nicht ernstzunehmenden Schnurreschen schon wieder da ..." Sind es die Kenn- chen, die an letzter Minute die Lösung der Überzeugungen dann gnadenlos bloß: zeichen einer nur „relativen Demokra- Nachfolge-Frage gegen Adenauer erzwun- „Ist dieser Unterschied so wesentlich?" tie", wenn solche dreisten und falschen gen haben. Die CDU hat also die erste Denn auch in einer Diktatur, so fuhr Vergleiche vorgebracht werden können? Probe bestanden. Schnurre fort, brauche man sich nicht R. dem Europäischen Parlament muß nach Euratom legt Tempo vor Ansicht Pohers verbessert werden. Das Europäische Parlament soll sieb 450 Millionen Dollar und 2000 Forscher an einem großen Werk nach dem Wunsch des Fraktionsvorsit- zenden bald mit dem Plan beschäftigen, Fragen europäischer Energiepolitik standen im Mittelpunkt der Mai-Sitzung den Bundesaußenminister Dr. Schröder des Europäischen Parlaments in Straßburg. Besonders aufschlußreich war der vor kurzem mit dem Ziel einer stärkeren Bericht der Euratom-Kommission über die Tätigkeit und Ziele der Europäi- Intensivierung der Arbeit in den Euro- schen Atomgemeinschaft. , päischen Gemeinschaften vorgelegt hatte. Was ihm vorschwebt, charakterisierte Alain Poher mit den Worten: Das Schwergewicht der Forschungs- nisse des Europäischen Parlaments. Er „Worauf es ankommt, ist, daß das Eu- tätigkeit innerhalb von Euratom liegt kritisierte vor allem, daß in dem Mon- ropäische Parlament über politische Fra- nach den Worten ihres Präsidenten Cha- tanvertrag Vorschriften über eine ge- gen beraten kann. Man muß dazu kom- tenet (Frankreich) auf der Erzeugung von meinsame Handelspolitik für Kohle wie men, daß jedesmal, wenn es im Minister- elektrischem Strom durch Kernspaltung. für Stahl fehlten. Auch die Zusammen- rat Schwierigkeiten gibt, eine Aussprache Schon aber steht fest, daß die Produktion arbeit zwischen der Montanunion und im Parlament stattfinden kann." von Strom aus Atomenergie vor allem dort „wirtschaftlich vertretbar" werden wird, wo ungünstig gelegene Gebiete bis- her unter Schwierigkeiten in der Energie- Immer Ärger bei der SED versorgung zu leiden hatten. Nicht zu- letzt ist die Arbeit von Euratom auch Parteipolitische Lauheit unter den Arbeitern unter dem Gesichtspunkt zu sehen, sagte Präsident Chatenet, daß die europäischen Anscheinend hätten die Genossen noch gar nicht gemerkt, daß „der Genosse Gemeinschaften nicht zu stark in Energie- Titow aus dem Weltraum unsere Erde mit einem sowjetischen Gerät photo- abhängigkeit geraten. Selbst die Ver- graphierte". So empörte sich das theoretische Organ des SED-Zentralkomitees einigten Staaten als Land mit kostengün- stiger Energie und umfangreichen Ener- kürzlich über die Arbeiter eines Dresdener optischen Werkes. giereserven entwickeln den Kernstrom, Die in Ulbrichts Herrschaftsbereich er- allen Zweigen der Wirtschaft" offenbar um auf lange Sicht eine unabhängige scheinenden treu nach der Parteilinie aus- so aufgefaßt, daß sie bei ihrer Beurteil Energieversorgung zu gewinnen. Kern- gerichteten Zeitungen und Zeitschriften lung westliche Maßstäbe anlegten. D energie werde jedoch Kohle und öl nicht spiegeln häufig die ganze Hohlheit des Haltung kommentiert „Neuer Weg" mit ersetzen, sondern ergänzen. SED-Systems wider. So geht es auch mit dem Hinweis, in Dresden babe man sich Interessant war auch, zu hören, daß dem hier aufgegriffenen Fall der Ver- auf dem „sogenannten Weltmarkt" orien- Euratom seine Forschung etwa zur Hälfte öffentlichung im Organ des Zentralkomi- tiert, „wobei bei .Weltmarkt' die Exi- in eigenen Instituten vornimmt, während tees „Neuer Weg". Die Zeitschrift be- stenz des sozialistischen Weltmarktes ig- die andere Hälfte durch besondere Ver- klagt, daß es den Arbeitern in dem er- noriert wird." träge mit privaten und öffentlichen In- wähnten Dresdener Werk an fortschritt- Der „Neue Weg", schließt seine Be- stitutionen abgewickelt wird. Zum Um- lichem Geist fehle. Verärgert registriert trachtung mit dem Hinweis, jetzt gelte fang der finanziellen und personellen „Neuer Weg", selbst altgediente Partei- es, „den Genossen, die sich noch nicht in Mittel, wie sie von der Europäischen funktionäre schleppten eine „völlig fal- den Kampf eingereiht haben, die, statt Atomgemeinschaft aufgewendet werden sche Einstellung zur sozialistischen Pro- politische Führer der Massen zu sein, müssen, sagte Präsident Chatenet, daß in duktion" mit sich herum. Zudem hätten sich passiv verhalten", die Verwerflich- dem jetzt anlaufenden zweiten Fünf- die Genossen in Dresden die Parteiparole keit ihrer nach Ansicht der SED lauen jahresprogramm etwa 450 Millionen Dol- von der „Erreichung des Weltniveaus in Haltung einzuhämmern. lar zur Verfügung stehen. Dem Personal der Atomgemeinschaft gehören mehr als 2000 Forscher an gegenüber 35 000 Exper- ten, die zur Zeit in Kernforschungsanstal- Agitation wird verstärkt ten der Mitgliedstaaten beschäftigt sind. Aufmerksam wurde in diesem Zusam- Ulbricht läßt Rundfunknetz an der Zonengrenze ausbauen menhang der Hinweis Chatenets regi- striert, daß es schwierig sei, in Europa Von der sowjetischen Besatzungszone werden alle Anstrengungen gemacht, gualifizierte Forscher zu gewinnen. um ihre Agitation gegen die Bundesrepublik zu verstärken. Als Hilfsmittel In einer Stellungnahme zu politischen dazu will die SED nun das Rundfunknetz an der Zonengrenze durch die Er- Fragen setzte sich der Euratompräsident richtung einer Kette von UKW-Sendern erweitern. für die Zusammenfassung der euro- päischen Exekutiven, der Kommissionen Wie der „Untersuchungsausschuß frei- berg wird dafür vorgesehen, sowie der von EWG, Euratom und der Hohen Be- heitlicher Juristen" mitteilte, ist die Er- Brocken, der Inselsberg (Thüringen) und hörde der Montanunion ein. Darin sehe richtung von 10 Sendern geplant, die zum Dequede (Altmark). er einen Weg, um das Gleichgewicht der größten Teil an der Zonengrenze liegen. Sie sollen offenbar eine bessere Aus- Auch das sowjetzonale Fernsehen soll Organe der Europäischen Gemeinschaft bei dieser verstärkten Agitation nicht zu- zu erhalten und andererseits gemeinsa- strahlung von Rundfunksendungen des sowjetischen Besatzungsgebietes in die rückstehen. Es wird in Kürze über neu- mes Handeln wirksam werden zu lassen. entwickelte Zehnkilowatt-Sender in Mar- Noch wichtiger aber sei, daß das einheit- Bundesrepublik ermöglichen. low und Katzenstein (Bezirk Chemnitz) liche politische Gepräge auch auf die Im einzelnen sehen die Planungen sein Programm ausstrahlen können. 1965 Struktur der Organe der Gemeinschaft Ulbrichts vor, daß der Ostberliner soll der erste Sender in Betrieb genom- übergeht. Eine Stärkung der Gemein- „Deutschlandsender" zwei neue Zehn- men werden, mit dem das Zonenfern- schaft in diesem Sinne würde sie noch kilowatt-Sender erhalten soll. Dem Ost- sehen ein zweites Programm ausstrahlen besser als bisher auch zu einer geogra- berliner Rundfunk sollen vier neue Zehn- könnte. Nach Angaben des Ostberliner phischen Ausdehnung befähigen. kilowatt-Sender zur Verfügung gestellt Postministeriums ist mit einem zweiten werden. Für „Radio DDR I" will die Fernsehprogramm in der sowjetischen sowjetzonale Postverwaltung zwei neue Besatzungszone vor 1970 kaum zu rech- Unzufrieden mit Montanunion Zehnkilowatt- und einen Einkilowatt- nen. Deshalb soll der genannte Fernseh- Sender bereitstellen. Ein weiterer Ein- sender zunächst dem 1. Programm dienen. kilowatt-Sender wird für „Radio DDR II" In einer Pressekonferenz in Straßburg gebaut. Auch über die Standorte der In diesem Zusammenhang verweisen setzte sich der Vorsitzende der Christlich- neuen Sendeanlagen macht der „Unter- wir auf die Beiträge, die in diesem In- Demokratischen Fraktion im Europäischen suchungsausschuß freiheitlicher Juristen" formationsdienst sich teilweise kritisch Parlament, Alain Poher, für eine Ände- genaue Angaben: mit den von der Bundesrepublik in die rung des Vertrags über die Gründung sowjetische Besatzungszone ausgestrahl- der Europäischen Gemeinschaft für Kohle Die Sender werden in Marlow (Meck- ten Sendungen bereits befaßt haben und Stahl ein sowie für größere Befug- lenburg) stehen, der Bleßberg bei Sonne- (siehe UID Nr. 16/63 und 14/63). VERTRIEBENE Nichts als Propaganda Was die polnische Presse verschweigt Soeben ist die „Woche der Westgebiete" zu Ende gegangen — eine pol- nische Propaganda-Veranstaltung, die alljährlich wiederholt wird und im Aus- land den Eindruck erwecken soll, als seien die östlich von Oder und Neiße gelegenen deutschen Gebiete unlöslich mit Polen verschmolzen und als FLÜCHTLINGE hätte der wirtschaftliche Aufschwung in diesen Gebieten unter polnischer Regie den Vorkriegsstand zur deutschen Zeit weit übertroffen.

Das behauptete wenigstens der stell- Getreide auszuführen, in den letzten Jah- Fünf CDU-Abgeordnete vertretende polnische Ministerpräsident ren Getreide in großen Mengen hat ein- In der neuen CDU-Fraktion des nieder- Nowak auf einer Großkundgebung in führen müssen. Diese Einfuhrmenge sächsischen Landtages sind die Heimat- Oppeln, mit der diese Propagandawoche schwankte zwischen 2 und 2,5 Mill, t und vertriebenen und Flüchtlinge aus Mittel- eingeleitet wurde. Schon vor zwei Jahren wird nach vorsichtigen Schätzungen in deutschland mit fünf Abgeordneten ver- hatte Nowak erklärt, der wirtschaftliche diesem Jahr sogar auf etwa 3 Mill, t stei- treten, die über die Landesliste gewählt Wiederaufbau in den Oder-Neiße-Gebie- gen! Der Grund für diese erstaunliche wurden. Es handelt sich um die Thürin- ten habe das Produktionspotential, das Wandlung? In den Oder-Neiße-Gebieten ger Helene Lange und Hans Ziemer, um nach Kriegsende nur zu 14 Prozent sind heute von insgesamt 45 000 Bauern- den Oberschlesier Helmut Kostorz, den brauchbar gewesen sei, auf 70 Prozent höfen 22 648 Höfe verfallen oder ver- Posener Dr. Konrad von Oppen und um über den deutschen Stand ansteigen las- wahrlost, es fehlt an Düngemitteln, das den aus Lettland stammenden Landesge- sen. Solche statistischen Kunstgriffe ge- Brachland ist von 281 000 ha im Jahre schäftsführer des Bundes der Vertriebe- ben aber ein völlig irreführendes Bild 1957 auf 481 000 ha im Jahre 1961 ange- nen, Otto von Fircks. Lange, Ziemer, Ko- von den tatsächlichen Verhältnissen in wachsen. storz und von Oppen gehören bereits den unter polnischer Verwaltung stehen- Die von Nowak angegebene „Zuwachs- '•em letzten Landtag an. den deutschen Ostgebieten. rate" kommt nur dadurch zustande, daß Ost- und Westpreußen früher überwie- Polen lag es nämlich zunächst daran, gend landwirtschaftlich genutzte Flächen alle verfügbaren Mittel auf den Wieder- Vertriebene müssen warnen aufweisen und verhältnismäßig wenig aufbau der Industrie zu konzentrieren, Industrie — Polen hat nun auch in diesen Auf einer Tagung des „Steinbacher um durch Export von Fertigwaren sich Gebieten Industrie ins Leben gerufen, die Kreises" unterstrich der CDU-Bundestags- die Devisen zur Bezahlung der dringend zwar keine überragende Stellung im pol- abgeordnete und frühere Bundesminister benötigten Importartikel zu beschaffen. nischen Wirtschaftsleben einnimmt, wohl für gesamtdeutsche Fragen, Ernst Lem- Für die Ernährung der Bevölkerung sollte aber dazu beigetragen hat, der Land- mer, das Recht der Heimatvertriebenen, die polnische Landwirtschaft sorgen, die wirtschaft Arbeitskräfte zu entziehen. Das warnend ihre Stimme gegen Verzicht- vor dem Kriege in der Lage war, etwa ist die Kehrseite der Nowakschen Erfolgs- erklärungen zu erheben. Jede konstruk- 0,5 Millionen Tonnen Getreide zu expor- statistik. tive Entwicklung werde verbaut, wolle tieren und der jetzt auch noch die hoch- man auf jene „hyperintellektuelle Illu- kultivierten Oder-Neiße-Gebiete zur Ver- sion" vertrauen, die sich zugunsten einer fügung standen, die „Kornkammer Deutsch- kleindeutschen oder kleineuropäischen lands", die einen jährlichen Überschuß Minister Grundmann lobt Jugend Lösung mit den Realitäten der deutschen von etwa 1,2 Millionen Tonnen Getreide hervorbrachte. Bei der Verleihung der Preise im neun- Teilung abfinden oder auf den Anschluß ten mittel- und ostdeutschen Schülerwett- der Bundesrepublik an den Westen ver- Die Erfolgsziffern Nowaks passen nun bewerb lobte der nordrhein-westfälische zichten möchte, sagte Lemmer. gar nicht zu der Tatsache, daß Polen, statt Sozialminister Grundmann (CDU) die Be- reitschaft der Jugend, sich mit mittel- und ostdeutschen Problemen zu befassen. Der Wettbewerb habe gezeigt, so erklär- Wohnlager bald geräumt te der Minister, daß sowohl die heimat- vertriebene als auch die einheimische Bund stellte bisher über 168 Millionen DM bereit Jugend an den Schicksalsfragen unseres Volkes interessiert sei. An dem Wettbe- Das Vier-Jahres-Programm der Bundesregierung und der Länder, das die werb hatten sich über 7200 Schüler mit "äumung der Vertriebenen-Wohnlager zum Ziel hat, steht vor dem Ab- Aufsätzen, Skizzen und Zeichnungen be- schluß. Die restlichen 17 000 Insassen von Wohnlagern werden in absehbarer teiligt. Zeit eigene Wohnungen erhalten. Das geht aus dem Rechenschaftsbericht bau beantragten Mittel vorrangig als Neue Richtlinien 1962 des Bundesministeriums für Woh- Hauptentschädigung bekommen, so daß Im schleswig-holsteinischen Kultusmini- nungswesen, Städtebau und Raumord- der entsprechende Fonds des Bundesaus- sterium werden gegenwärtig Richtlinien nung hervor, in dem darauf hingewiesen gleichsamtes entlastet wird. Um jedoch für den Ostkunde-Unterricht an den wird, daß der Bund bisher 168,5 Millionen auch künftig genügend Mittel für Auf- Oberstufen der Volksschulen ausgearbei- DM zusätzlich für diesen Zweck bereit- baudarlehen bereitstellen zu können, hat tet. Sie sehen vor, daß vom 5. bis gestellt hat. Außerdem hat sich das Bun- der Bundestag einer Änderung des Um- 8. Schuljahr ein Grundwissen über Ge- desausgleichsamt mit 60 Millionen DM siedlungsfinanzierungsgesetzes zuge- samtdeutschland einschließlich der Ost- Aufbaudarlehen an der Finanzierung des stimmt, wodurch in den Jahren 1963 bis gebiete vermittelt wird. Das neunte Wohnungsbaus für bisher in Lagern 1965 insgesamt 120 Millionen DM zusätz- Schuljahr ist Spezialthemen wie Ostpreu- lebende Heimatvertriebene beteiligt. lich für den Wohnungsbau verwendet ßen, Schlesien, Pommern vorbehalten. Mit Zustimmung des Bundeswohnungs- werden können. bauministers hat das Bundesausgleichs- In diesem Zusammenhang wies das amt im vergangenen Jahr aus Lasten- Herausgeber: Bundesgeschäftsstelle der CDU ausgleichsmitteln 380 Millionen DM als Wohnungsbauministerium darauf hin, daß Deutschlands, verantwortlich für die Redaktion: Aufbaudarlehen für den Wohnungsbau drei der vier Umsiedlungsprogramme zu- Dr. Heinz Pettenberg. Vertretung Rene Ahrle, ausgegeben. Weitere 17 Millionen DM gunsten von Heimatvertriebenen bereits beide Bonn, Nassestraße 2, Telefon 5 29 31 — Ver- abgeschlossen sind. Im vierten Programm lag: Presse- und Informationsdienste der CDU aus dem gleichen Fonds erhielten die Deutschlands Verlagsgesellschaft mbH. Bonn, Arge- Länder zur Förderung des sozialen Woh- haben die Länder für 30 000 von 33 770 landerstraße 173. Telefon 2 3140 — Bezugspreis: nungsbaus. Wohnungen, deren Bau mit Bundesmit- monatlich 1,— DM — Banken: Presse- und Infor- teln unterstützt wird, Bewilligungsbe- mationsdienste der CDU Deutschlands Verlags- Der Umfang der Aufbaudarlehen wird gesellschaft mbH. Bonn, Argelanderstraße 173, in Zukunft geringer werden, da nach An- scheide erteilt. 28 000 Wohnungen waren Postscheck-Konto Köln 193 795, Commerzbank Bonn gaben des Ministeriums zahlreiche bereits fertiggestellt, während sich die Nr. 12 493 — Druck- Bonner Universitäts-Buch- Heimatvertriebe die für den Wohnungs- restlichen 2000 noch im Bau befanden. druckerei. Fritz Schärfer 75 Jahre Durch die Parteibrille Der frühere Bundesminister Fritz Schäl Berlins SPD benachteiligt kirchliche Jugendarbeit fer feierte am 12. Mai seinen 75. Geburt tag. Schäffer zählt zu den profiliertes Zusätzlich zu dem Ärger innerhalb der Berliner SPD, von dem während des bayerischen Politikern seit dem ers Landesparteitages einiges zu spüren war, muß sich der neue Parteivorstand Weltkrieg. jetzt bald etwas einfallen lassen, um andere Mißhelligkeiten zu beseitigen. Die politische Laufbahn des gebürtige? Müncheners, der an seiner Heimatstao' die Rechte studierte, begann 1920 mit de"' Es handelt sich um die in der Öffent- fahrtsgesetzes sagen unmißverständlich, e; lichkeit mit großem Mißvergnügen regi- daß bei der Wahl zum Jugendwohlfahrts- Einzug in den Landtag auf der Liste d strierte Haltung von SPD-Funktionären in ausschuß „die Bedeutung der Verbände „Bayerischen Volkspartei". 1929 w den Berliner Bezirken Tiergarten und und Vereinigungen im Bezirk angemes- Schäffer ihr Landesvorsitzender. 193' wurde er im Kabinett Held mit der Lel] Neukölln. Dort waren die Vertreter der sen berücksichtigt werden" muß. Es war 5 den beiden christlichen Kirchen naheste- nur logisch, daß beispielsweise im Bezirk tung des bayerischen Finanzministerium henden Jugendverbände aus den Jugend- Tiergarten der Bezirksjugendring seiner betraut. Schon früh sagte Schäffer deö>j aufkommenden Nationalsozialismus de1* wohlfahrtsausschüssen herausgewählt Verordnetenversammlung die Evange- 1 worden. Die unter starkem sozialdemo- lische Jugend an erster Stelle zur Wahl Kampf an. Von März 1933 bis zum J^ ' 1944 lebte er als Privatmann. Als GegDef kratischen Einfluß stehenden Bezirksver- vorgeschlagen hatte. Trotzdem entschied r ordnetenversammlungen hatten zwar der die SPD nach Gesichtspunkten, die anson- der Nationalsozialisten wurde er meh ' Gewerkschaftsjugend und der „Sozialisti- sten von dieser Partei in der Öffentlich- mals verhaftet. Die Amerikaner befreite" schen Jugend — Die Falken" sowie der keit so häufig als überholt bezeichnet ihn 1945 aus dem Konzentrationslager. Sportjugend die Sitze im Jugendwohl- werden. Kein Wunder, daß im evange- Im Mai 1945 beriefen die Amerikaner fahrtsausschuß eingeräumt, aber nicht der lischen Sonntagsblatt der Senator für Fritz Schäffer zum ersten bayerische!1 katholischen und evangelischen Jugend. Jugend und Sport, Neubauer (SPD), ge- Nachkriegsministerpräsidenten. Vier M0' Es braucht in diesem Zusammenhang noch rade eben mit der neuen Würde eines nate später entfernten sie ihn wieder aU5 nicht einmal daran erinnert zu werden, stellvertretenden Landesvorsitzenden aus- diesem Amt. Schäffer war bei der Besä1' daß sich sogar der ehemalige Berliner e gerüstet, sogleich betonte, man möge doch zungsmacht in Ungnade gefallen. Sj ( SPD-Landesvorsitzende Brandt während aus dem Entscheid der Bezirksverord- untersagte ihm jede politische Tätigkeit des Landesparteitages dazu herbeilassen netenversammlungen keine antichristliche Dieses Verbot wurde im Januar 1*1 mußte, die „Falken" an aller Öffentlichkeit Haltung der SPD herauslesen. wieder aufgehoben. zu kritisieren, eine rein sachliche Gegen- Inzwischen hat sich bei der SPD und Schäffer, der inzwischen die CSU 1 überstellung der Mitgliedszahlen aller vor allem in den Bezirksverordnetenver- Jugendverbände zeigt die hemmungslose Bayern mitbegründet hatte, kam J*5 sammlungen noch niemand gerührt, um Herbst 1949 als CSU-Abgeordneter in del» Intoleranz, die hier wieder einmal von das Unrecht aus der Welt zu schaffen. Sozialdemokraten praktiziert worden ist. Bundestag. Konrad Adenauer berief üf Die CDU hat im Abgeordnetenhaus eine zum Bundesfinanzminister. Schäffers Lei1' Kleine Anfrage eingebracht, und die Neu- wort in seiner Zeit als Finanzministei"1 Im Bezirk Neukölln gehören der evan- köllner Evangelische Jugend schrieb einen 1 gelischen Jugend 2500 Mitglieder an, der „Der Weg zur Inflation führt nur übe " Protestbrief an Brandt. Gleichzeitig legte meine Leiche." Auch bei den Verhand' katholischen Jugend 1000, den „Falken" sie Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die 11 600, der DAG-Jugend und der DGB- lungen über die ersten internationale Bezirksverordnetenversammlung ein. Eine Verträge der Bundesrepublik spiette Jugend jeweils etwa 250 Mitglieder. Im eigentümliche Haltung nahm in der An- Bezirk Tiergarten ist die evangelische Schäffer eine Rolle. Von 1957 bis l9| gelegenheit die FDP ein: sie wußte nichts war Schäffer Bundesjustizminister. Jugend ebenfalls die zahlenmäßig stärkste besseres, als den Jugendverbänden vor- und in ihrem öffentlichen Wirken unum- zuwerfen, solange sie sich im Schlepptau stritten die bedeutendste Organisation. der mitregierenden CDU befunden hätten, Fremdenverkehrsausschuß der CD^. Auch die Bestimmungen des Jugendwohl- seien sie weniger für Toleranz gewesen. Die hessische CDU will vor allem de* im Zonengrenzgebiet liegenden Gernei"' den und Kreisen bei der Belebung de' Fremdenverkehrs helfen. Sie hat eine* DFU-Knorr vor Gericht Sonderausschuß gegründet, der sich &&' gehend mit diesen Fragen beschäftig611 Für ihn sind Beleidigungen „politische Mittel" und beratend tätig werden wird. Vor einem Solinger Gericht hat Lorenz Knorr, früher Chefideologe der „Falken" und heute Direktoriumsmitglied der neutralistischen Deutschen Frie- densunion, ein für diese Kreise bezeichnendes Eingeständnis gemacht. Er hat Mitgehört - mitgelesen sinngemäß erklärt, daß er die Beleidigung für ein „politisches Mittel" hält. Die „Kölnische Rundschau" beleuchte in ihrer Ausgabe vom 18. 5. 1963 die V« Auf die Frage, warum der wegen Be- leidigenden Äußerungen belegen sollen. schiedenartigkeit der in der Bundesrepü' leidigung mehrerer Bundeswehrgenerale Das Gericht rügte ausdrücklich, daß er blik lebenden Schriftsteller. Sie mei*1 angeklagte DFU-Spitzenfunktionär unbe- das angebliche Belastungsmaterial erst dazu: strafte Offiziere beleidige, anstatt Anzei- jetzt vorlege, obwohl er monatelang da- ge zu erstatten, antwortete er: „Als Poli- „Es gibt bei uns Schriftsteller, die dej zu Zeit gehabt hätte. Besitzanspruch auf Intellekt, auf Vernun' tiker muß man versuchen, die Verhält- 1 nisse mit politischen Mitteln zu ändern." Der Gerichtssaal war übrigens mit po- anders zum Recht verhelfen als mit Btt ' litischen Anhängern Knorrs gefüllt, die senweisheiten und Schlagworten, die ui* Ein derartiger „Änderungsversuch" 5 sich zu einem großen Teil aus früheren keinen Deut schlechtere Literaten sind a' war es nun, 'der Knorr vor den Richter 1 Funktionären der verbotenen kommuni- Schnurre oder Weisenborn oder mand brachte. Am 22. Juli 1961 hatte er vor anderer Bruder im Geiste. Deren Unbe' einem Jugendforum in Solingen, wie stischen Freien Deutschen Jugend und Atomwaffengegnern zusammensetzten. hagen hat andere Gründe. zwei Polizeibeamte als Zeugen bes/tätig- 1 ten, die Bundeswehrgenerale Foertsch, Der Prozeß wird in der nächsten Woche Ihnen werden keine Tausende auf nod fortgesetzt. nicht geschriebene Romane geboten, keine Heusinger, Speidel und Kammhuber so- r wie Admiral Rüge als „Hitlergenerale" Nachtstudios geöffnet. Sie leben me^ bezeichnet, die „wie Eichmann in einen schlecht als recht von der Hand in de* Glaskasten vor Gericht" gehörten. In Mund mit ihren Tantiemen. Ihre Buche* diesem Zusammenhang war auch das Schwinkowski wiedergewählt werden, wie neulich zitiert, .vertrauÜ^' Wort Massenmörder gefallen. behandelt' von Verlegern und nicht tUM Der schleswig-holsteinische CDU-Lan- von Verlegern. Sie sind heute Emigrafl' Vor Gericht versuchte der DFU-Funk- desarbeitskreis „Öffentliche Verwaltung" ten im eigenen Lande, selbst wenn sje tionär jetzt, seine damaligen Äußerungen wählte Landtagsvizepräsident Dr. Schwin- schon einmal emigriert waren, weil s) zu entschärfen. Gleichzeitig legte er eine kowski erneut zu seinem Vorsitzenden. im modischen Rummel des .Nonkonfo1" Sammlung von Dokumenten, großenteils Stellvertreter wurden Amtmann Mädje mismus' ihr Gewissen als Schriftstellßr aus östlichen Quellen vor, die seine be- und Volkswirtschaftsrat Ralle. bewahren."

8