UID Jg. 7 1953 Nr. 66, Union in Deutschland

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UID Jg. 7 1953 Nr. 66, Union in Deutschland UNION IM WAHLKAMPF Union in Deutschland Informations-Dienst der Christlich-Demokratischen und Christlich-Sozialen Union Deutschlands Verlag und Vertrieb: Bonn, Argelanderstraße 173. Redaktion: Bonn, Pressehaus IV, Zimmer 48 (Tel. 214 08), Görresstraße Nr. 66 Bonn, den 26. August 1953 VII. Jahrg. weitere Verbesserung der Lage bis zur endgültigen Befreiung hinaus. Was bedeu- Von der Besatzungszone zum Satellitenstaat ten aber die jetzt verkündeten Maßnah- men, als Ganzes gesehen? Praktisdi nichts Moskau greift unmittelbar in den Wahlkampf ein anderes, als daß die sowjetische Besat- Kurz vor dem Wahltermin und sehr schnell nach den beiden letzten Noten der Sowjet- zungszone in den Status eines union versucht Moskau, wie erwartet, noch einmal in massiver Form Einfluß auf die Stim- Satellitenstaates überführt mung im deutschen Volke zu gewinnen. Auch das neueste Moskauer Kommunique gehört werden soll. Wenn im einzelnen die sow- zu den typisch sowjetischen Verlautbarungen, die unter dem Schein von Zugeständnissen jetischen Unternehmungen „ent- das Ziel verfolgen, die Konsolidierung der westlichen Welt an dem entscheidenden Punkte schädigungslos" zurückgegeben werden zu erschüttern. Eine nähere Beleuchtung der Einzelheiten läßt ebenso wie die Begleitrede sollen, dann bedeutet das für jeden Ken- Malcnkows die Fragwürdigkeit der Angebote und die propagandapropagandistische Absicht deutlich ner der Verhältnisse nichts anderes, als erkennen. daß die sowjetischen Behörden die offi- zielle Verantwortung für die Ausbeutung Zunächst einige Worte über die einiger- dieser Politik anbietet. Audi der Juni- dieser Betriebe auf ihre deutsdien Beauf maßen groteske Szene auf der aufstand der deutsehen Arbeiter hat zu fragten abwälzen. Tatsächlich wird die Moskauer Bühne. Die Männer, die der Nachgiebigkeit Moskaus fraglos erheb- Industrie in erster Linie weiter und so vor zwei Monaten noch, zitternd vor der lieh beigetragen. Die Richtigkeit der Po- gut wie ausschließlieh für die sowjetrussi- Empörung der von ihnen terrorisierten litik, die von der Bundesregierung in schen Interessen und nidit für die deut- Bevölkerung, sieh in den Schutz der rus- Übereinstimmung mit den Westmächten sche Bevölkerung arbeiten. Geradezu gro- sischen Panzer begaben und dadurch allein eingeschlagen wurde, ist also erneut be- tesk ist die Mitteilung, daß die Repa- sich und ihre verachtetes und verhaßtes stätigt. rationszahlungen, und zwar erst Regime retteten, wurden in Moskau als Zur Note selbst ist grundsätzlich zu ab 1. Januar nächsten Jahres, eingestellt Repräsentanten eines angeblichen Staats- sagen, daß die gesamte deutsche Öffent- werden sollen. Die Sowjetunion hat be- wesens mit allem Prunk des Systems ge- lichkeit und die Weltöffentlichkeit alles reits ein Mehrfaches der 10 Milliarden feiert und zu Verhandlungen geladen, die begrüßt, was das Los der Deut- Dollar, die sie in Potsdam gefordert hat, in Wirklichkeit nur die Entgegennahme schen in der Sowjetzone auch nur um aus der Ostzone entnommen, ganz abge- längst beschlossener Anweisungen waren. ein geringes erleichtert. Alle An- sehen von der Produktion der Betriebe, Die Männer, die soeben noch in halb be- strengungen des Westens laufen ja auf die sie in ihre unmittelbare Regie über- fohlener, halb empfundener Reue, den Bankerott ihres Tuns vor Augen, ihre Irr- tümer eingestanden, wurden nun in lan- 0;en Reden, in Presse und Rundfunk als Malenkows Schmährede politischen Vertreter des deutsei len dervereinigung nidit am Westen sdieitern I olkes schlechthin herausgestellt, dem Die an die sowjetzonale Delegation ge- richtete und für das deutsche Volk berech- würde, sondern daß mit der Einberufung Sowjetrußland sich in helfender Freund- Freier Wahlen und der dann erfolgenden schaft verbunden fühle. Die Welt hat sich nete Rede Malenkows, in der die Gefahren des deutsdien Militarismus in Bildung einer wirklich demokratisdi legi- an derartige rasche Szenenwechsel auf Vergangenheit und Zukunft an die Wand timierten deutschen Gesamtregierung das dem östlichen Schautheater gewöhnt und gemalt werden, fordert besonders in ihrem deutsche Problem bald zu lösen wäre. das deutsche Volk im besonderen hat die historischen Teil ZU Klarstellungen ge- Ziele und Methoden sowjetischer Politik Im übrigen zeigt die Tatsache, daß der radezu heraus. Es sei nur daran erinnert, Kreml seine hemmungslosen und im allzu oft und spürbar am eigenen Leibe daß die Sowjetunion es war, die durch erfahren, als daß hier, selbst in der Wahl- Sdlimpfton gehaltenen Angriffe immer ihren Pakt mit Hitler den Krieg ge- atmosphäre, noch die von Moskau und wieder und in erster Linie gegen die radezu erst ermöglicht und bewußt her- deutsche Bundesregierung und Dr. Aden- Pankow erwarteten Wirkungen zu erzie- ausgefordert hat. Auch die Sowjetunion len wären. auer persönlich riditet, wie sehr man in war es, die mit dem Hitlerregime einen Moskau die deutsche Politik als Politisch gesehen ergibt sieh zunächst Vertrag über die Teilung Polens ab- das Haupthindernis gegen eine zweierlei: Gewisse Propheten haben schloß, die in gleichen Abmachungen die Sowjel isiri img Europas empfindet. In immer wieder behauptet, wenn der EVG- baltischen Staaten annektierte totalitären Systemen pflegt man — ver- Vertrag unterzeichnet werde, sei ein viel- und die Finnland überfiel. Die mit gleiche llillers Schmähreden etwa gegen fach verschärfter Kurs Moskaus mit Sicher- Krokodilstränen beklagte Spaltung Churchill — nur den mit Sdrimpfreden heit zu erwarten. Andere Politiker stellen Deutschlands war, zum mindesten zu bedenken, den man als wirklichen ihre ganze Betrachtungsweise darauf ab, in ihrer weiteren Entwicklung und Un- Gegnet ansieht. Die Liebeserklärungen man müsse der Moskauer Politik mög- überbrückbarkeit ein Werk der So- etwa an die Adresse der SPD sind, abge- lichst versöhnlich entgegentreten und jede wjetunion, die seinerzeit demonstrativ sehen von ihre Peinlichkeit für die be- Geste der Stärke sei fehl am Platz, weil den Kontrollrat verließ, Berlin blockierte troffene Partei, auch der beste Beweis, sie gefährliche Rückwirkungen auf die und jede nur erdenkliche Maßnahme zur wen man an der Macht sehen und dann Ostzone nach sich ziehe. Die jetzige Ver- Verschärfung der Abtrennung traf. D i e als leichtes Opfer nach bekannten Mustern lautbarung des Kreml beweist das genaue ersten deutschen Regimenter des SED-Zusammensdilusses und der Gegenteil. Je mehr die Sowjelregierung und Divisionen wurden mit der Volkspoli- gleichartigen Entwicklung in den östlichen erkennen mußte, daß der Westen seine zei in der Sowjetzone aufgestellt und mit Satellitenstaaten aufschlucken zu können Politik unbeirrt fortsetzt, um so mehr stieg schweren Kriegswaffen versehen. Malen- glaubt. der Preis, den Moskau für die Aufgabe kow weiß selbst, daß die deutsdie Wie- nommen hatte und die nur für Sowjet- sächlidi ermöglicht wird, anstatt daß gung, wenn sie nidit im sowjetischen interessen arbeiteten. Da in der Sowjet- nur von ihr geredet wird. Audi die jetzige Sinne vor sich gehe. zone die Haushaltsgebahrung der Öffent- Verlautbarung geht einer klaren Stellung- Im Lichte einer solchen Bemerkung wird lichkeit weitgehend verborgen bleibt, wird nahme hierzu aus dem Wege. -Und wie noch deutlicher, was die Gesamtanlage auch in Zukunft niemand übersehen kön- soll man an den Willen zu einer Wieder- der Moskauer Verlautbarung schon verrät: nen, welche Werte tatsächlich weiterhin aus vereinigung glauben, wenn soeben erst Unter dem Anschein von Erleichterungen der Ostzone nach der Sowjetunion ver- das Mitglied der ostzonalen Delegation in für die Bevölkerung der Sowjetzone wird bradit werden. Gleiches gillt für die Be- Moskau, F 1 o r i n , erklärte, die Sowjet- tatsächlich die Überführung einer besetz- satzungskosten, die, wie jetzt in regierung glaube nicht mehr an die Mög- ten Zone in einen Satellitenstaat in die Moskau erklärt wurde, künftig nur 5% lichkeit einer deutschen Wiedervereini- Wege geleitet. des Staatshaushaltes ausmachen sollen. Niemand weiß, wie hodi die Haushal- tungssumme wirklich ist. Alle Welt weiß Der Wiederaufbau unserer Hande'sflotte aber, daß die über hunderttausend Mann Auch eine L istunq der vergangenen Jahre starke Volkspolizei mit modernster und schwerster Bewaffnung versehen ist und Ein Achtung erweckender Teilausschnitt aus dem großen Aufbauwerk der vergangenen daß auch die Kosten hierfür von der deut- Jahre ist das Wiedererstehen der deutschen Handelsflotte und der Schiffswerften. Am 30 6 schen Bevölkerung weiter aufgebracht 1953 waren bei den deutschen Werften 259 Seeschiffe mit 1 034 470 BRT im Bau; hiervon werden müssen. Als Mindestsumme dürfte entfielen 95 Seeschiffe mit 596 245 BRT auf ausländische Auftraggeber. ein Gesamtbetrag herauskommen, wie er Diese Zahlen umfassen alle im Bau verfügten die deutschen Hochsee- auch den westdeutschen Rüstungskosten befindlidien Sdiiffe ohne Rücksidit dar- w e rite n über einen Auftragsbestand von nach Ratifizierung der Verträge entspricht. auf, ob bereits Kiellegung erfolgt ist oder mehr als zwei Millionen Tonnen. Auf deut- Zur Freilassung weiterer Kriegsge- nicht. Auch die Rückgabe von 382 schen Binnen-Schiffahrtswerf- fangener sei wiederholt, daß jeder- Schiffseinheiten durch die Verei- ten lagen über 110 000 Tonnen auf den mann in Deutschland und der westlichen nigten Staaten, die kürzlidi in einem feier- Hellingen. Die gesamte deutsche Binnen- Welt sidr über jeden heimkehrenden liehen Akt in Bonn erfolgte und die ein flotte verfügt heute wieder über rund 3 3 Kriegsgefangenen herzlidi freut. Aber bis persönlicher Erfolg des Bundeskanzlers
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