Integriertes Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen – Fortschreibung 2019

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Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis ...... 2 Abbildungsverzeichnis ...... 5 Tabellenverzeichnis ...... 6

Zusammenfassung ...... 8

1 Ziele und Aufgabenstellung ...... 12

2 Allgemeine Raumanalyse ...... 14 Raumstruktur ...... 14 Siedlungsstruktur und ländlicher Raum ...... 15 Entwicklungskorridore und Industriegroßflächen ...... 18

3 Regionalwirtschaftliche Analyse des Kooperationsraumes „Nordthüringen“ ...... 20 3.1 Bevölkerungsentwicklung und demographischer Wandel ...... 20 Bevölkerungsentwicklung 2000 bis 2018 ...... 20 Bevölkerungsprognose bis 2040 und Veränderung in der Bevölkerungsstruktur ...... 23 3.2 Infrastruktur und Erreichbarkeit ...... 24 Flughafen ...... 24 Autobahn ...... 25 Bundesstraßen ...... 25 Schienenverkehr ...... 26 Breitband ...... 26 3.3 Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit ...... 28 Entwicklung der Arbeitslosigkeit ...... 28 Erwerbsbeteiligung ...... 29 Komponenten der Arbeitsmarktentwicklung ...... 30 Pendler ...... 32

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3.4 Wirtschaftsstruktur und wirtschaftlicher Strukturwandel ...... 32 Wirtschafts- und Branchenstruktur ...... 33 Betriebsgrößen und Cluster ...... 35 Regionalwirtschaftliche Bedeutung von Wirtschaftszweigen ...... 37 Tourismuswirtschaft ...... 38 3.5 Bildung und Qualifizierung, Wissenschaft und Forschung ...... 42 Berufliche Erstausbildung ...... 42 Qualifikationsstruktur der Beschäftigten...... 45 Hochschulen ...... 46 Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft ...... 47 3.6 Soziale Infrastrukturen ...... 48 Medizinische Versorgung ...... 48 Kinderbetreuung ...... 51 Allgemeinbildende Schulen ...... 52

4 Entwicklung regionalwirtschaftlicher Indikatoren...... 53

5 SWOT-Analyse ...... 54 5.1 SWOT-Matrix „Bevölkerung und Demographie“ ...... 55 5.2 SWOT-Matrix „Infrastruktur“ ...... 56 5.3 SWOT-Matrix „Gewerbe und Wirtschaft“ ...... 57 5.4 SWOT-Matrix „Arbeitsmarkt und Fachkräfte“ ...... 59

6 Regionalmanagement Nordthüringen seit 2017 ...... 61

7 Handlungsbedarf, Entwicklungspotenzial und Säulen der regionalwirtschaftlichen Entwicklung .. 64 7.1 Verkehrsinfrastruktur ...... 64 7.2 Gewerbe- und Industriestandorte ...... 65

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7.3 Breitbandinfrastruktur und Wirtschaft 4.0 ...... 65 7.4 Forschung und Entwicklung, Innovationen ...... 66 7.5 Ausbildung und Qualifikation sowie Fach- und Führungskräfte ...... 67 7.6 Unternehmensnachfolge und Gründerkultur ...... 68 7.7 Tourismuswirtschaft ...... 69 7.8 Regionalmarketing und Regionalimage ...... 69 7.9 ÖPNV / SPNV und Mobilität ...... 69 7.10 Siedlungsentwicklung, Wohnen und Daseinsvorsorge ...... 70

8 Zielstellungen, Handlungsschwerpunkte und Schlüsselmaßnahmen für die regionalwirtschaftliche Entwicklung in Nordthüringen ...... 71 8.1 Zielstellungen der regionalwirtschaftlichen Entwicklung in Nordthüringen ...... 71 8.2 Handlungsschwerpunkte der regionalwirtschaftlichen Entwicklung in Nordthüringen ...... 73 Gewerbe und Wirtschaft ...... 74 Arbeitsmarkt und Fachkräfte ...... 78 Infrastruktur ...... 80 weiche Standortfaktoren ...... 82

9 Gestaltung des Regionalmanagements ...... 84 9.1 Akteure ...... 84 9.2 Organisationsstruktur ...... 84 9.3 nachhaltige Ausgestaltung des Regionalmanagements ...... 86

Quellenverzeichnis ...... 87 Anlagenverzeichnis ...... 90 Anlagen ...... 91

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Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Raumstrukturgruppen und -typen ...... 14 Abbildung 2: Regionalplan Nordthüringen (Entwurf: 30.05.2018) – Raumstrukturkarte ...... 17 Abbildung 3: Zentrale Orte und Infrastrukturen in Nordthüringen ...... 18 Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden 2000 - 2018 ...... 21 Abbildung 5: natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungen 2000 – 2018 in Nordthüringen ...... 22 Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung 2000 – 2014 und Bevölkerungsprognose bis 2040 ...... 23 Abbildung 7: Bevölkerungspyramide Nordthüringen ...... 23 Abbildung 8: voraussichtliche Bevölkerung nach Altersgruppen 2040 im Vgl. zu 2018 ...... 24 Abbildung 9: Erreichbarkeiten (Berechnung: LEG Thüringen) ...... 25 Abbildung 10: Breitbandversorgung (Berechnung: Digitalagentur Thüringen) ...... 26 Abbildung 11: Entwicklung der Arbeitslosenquote ...... 28 Abbildung 12: Arbeitslose nach Altersgruppen ...... 29 Abbildung 13: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort ...... 29 Abbildung 14: Personal im öffentlichen Sektor ...... 30 Abbildung 15: Komponenten der Arbeitsmarktentwicklung ...... 31 Abbildung 16: Pendlerangaben nach Gemeinden ...... 32 Abbildung 17: Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Nordthüringen ...... 33 Abbildung 18: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftszweigen ...... 34 Abbildung 19: Beschäftigte in wissensintensiven Wirtschaftszweigen ...... 35 Abbildung 20: Unternehmen nach Innovationsfeldern in Nordthüringen ...... 36 Abbildung 21: Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen in Nordthüringen ...... 37 Abbildung 22: Entwicklung der Bruttolöhne und -gehälter je Arbeitnehmer ...... 38 Abbildung 23: Entwicklung tourismuswirtschaftlicher Kennwerte in Nordthüringen ...... 39 Abbildung 24: touristische Einkommenswirkung ...... 41 Abbildung 25: Absolventen/Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen in der Region ...... 42 Abbildung 26: Merkmale von Bewerbern um Berufsausbildungsstellen ...... 43 Abbildung 27: Bewerber für Berufsausbildungsstellen nach Berufsbereichen ...... 43 Abbildung 28: Entwicklung des Ausbildungsmarktes in Nordthüringen ...... 44 Abbildung 29: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach höchster Qualifikation ...... 45 Abbildung 30: Entwicklung der Zahl der Studierenden an der Hochschule ...... 46 Abbildung 31: Ärzte in freier Niederlassung ...... 49

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Abbildung 32: Ärzte, Zahnärzte und öffentliche Apotheken je Einwohner ...... 49 Abbildung 33: Pflegeeinrichtungen und Pflegebedürftige ...... 50 Abbildung 34: Tageseinrichtungen für Kinder ...... 52 Abbildung 35: allgemeinbildende Schulen und Entwicklung der Schülerzahl ...... 52 Abbildung 36: Entwicklung regionalwirtschaftlicher Indikatoren ...... 53 Abbildung 37: Handlungsschwerpunkte der regionalwirtschaftlichen Entwicklung in Nordthüringen ...... 73 Abbildung 38: Organigramm Regionalmanagement Nordthüringen ...... 85

Anlage 1: räumliche Verteilung der Kindergärten in der Region...... 91 Anlage 2: räumliche Verteilung der Schulen nach Schultypen in der Region ...... 92

Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Zentrale Orte höherer Stufe (farbige Kennzeichnung: Rückgang) ...... 15 Tabelle 2: Grundzentren im Kooperationsraum (farbige Kennzeichnung: Rückgang; Wachstum /Eingemeindungen) ...... 16 Tabelle 3: Bevölkerungsentwicklung 2000 – 2018 ...... 20 Tabelle 4: weitere Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen ...... 34 Tabelle 5: geschätzter Bruttoumsatz in Nordthüringen aus dem Tourismus im Jahr 2018...... 40 Tabelle 6: Krankenhäuser und Vorsorge- / Rehabilitationseinrichtungen nach Kreisen...... 50

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Zusammenfassung Allgemeine Vorgehensweise

Ausgangssituation In der vorliegenden Fortschreibung des Regionalwirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes für die Region Nordthüringen lag der Fokus zum einen auf einem Abgleich der zur Erstellung 2016 genutzten Datenlage des Vor dem Hintergrund der neuen Bedingungen der Jahres 2014 mit den aktuellen Daten von 2018 hinsichtlich der allgemeinen Raumanalyse, der regionalwirt- GRW-Infrastrukturförderung des Thüringer Minis- schaftlichen Analyse des Wirtschaftsraumes und der daraus abzuleitenden SWOT-Analyse. Die dabei er- teriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale kennbaren Handlungsbedarfe führten zu Entwicklungszielen und Schlüsselmaßnahmen. Zum anderen wur- Gesellschaft haben Regionen in Thüringen die den aus den vorliegenden Ergebnissen der bisherigen Projektarbeit des Regionalmanagements und den Möglichkeit, mit dem Instrument „Regionalma- Erkenntnissen eines Workshops mit Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verbänden und Behörden wei- nagement“ ihre Kräfte zu bündeln und gemeinsam tere Entwicklungsziele und Schlüsselmaßnahmen abgeleitet. in regionalwirtschaftlichen Themen effektiver zu- sammenzuarbeiten. In der Region Nordthüringen Raumanalyse und Regionalwirtschaftliche Analyse haben sich 2016 die regionalen Akteure, beste- hend aus dem Kyffhäuserkreis, dem Unstrut- In der allgemeinen Raumanalyse wurden Entwicklungsziele hinsichtlich der Raumstruktur, der Siedlungs- Hainich-Kreis und dem Kreis Nordhausen zu einer struktur, des ländlichen Raums sowie der Entwicklungskorridore und Industriegroßflächen gemäß Landes- solchen Zusammenarbeit bekannt. Um diese nach- entwicklungsprogramm Thüringen 2025 (LEP Thüringen 2025) dargestellt. Es wurden folgende Indikatoren haltig auszugestalten, wurde ein Regionalwirt- auf regionaler Ebene des Kooperationsraumes Nordthüringen sowie im Thüringenvergleich zur Analyse her- schaftliches Entwicklungskonzept erstellt, in dem angezogen: die Grundlagen der Zusammenarbeit untersucht und beschrieben wurden. Auf Grundlage dieses 1. die Bevölkerungsentwicklung vom Jahr 2000 bis zum Jahr 2018, der demographische Wandel unter der Regionalwirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes Perspektive der prognostischen Entwicklung bis 2040 und sich voraussichtlich ergebende Veränderun- (IREK) hat der Freistaat Thüringen der Region gen in der Bevölkerungsstruktur, Nordthüringen ein Regionalmanagement bewilligt, 2. die bestehenden Mobilitätsangebote Flughafen, Autobahn, Bundesstraßen, Schienenverkehr und de- das seit 2017 tätig ist. Die drei Landkreise haben ren Erreichbarkeit und Anbindung sowie die Breitbandinfrastruktur und ihr geplanter Ausbau entspre- die dafür erforderlichen Strukturen geschaffen, die chend der Thüringer Glasfaserstrategie, Geschäftsführung des Regionalmanagements ob- 3. die Entwicklung der Arbeitslosigkeit, die Erwerbsbeteiligung, die Komponenten der Arbeitsmarktent- liegt dem Kyffhäuserkreis. Seit Ende 2018 steht der wicklung sowie die Ein- und Auspendlersalden der Region, Region darüber hinaus ein Regionalbudget in Höhe 4. Wirtschafts- und Branchenstruktur, Betriebsgrößen und Cluster, die regionalwirtschaftliche Bedeutung von 1.125.000 € über eine Laufzeit von 3 Jahren vorhandener Wirtschaftszweige sowie die Tourismuswirtschaft, zur Verfügung. Die Laufzeit des Regionalmanage- ments beträgt drei Jahre bis 31.05.2020. Mit dieser 5. berufliche Erstausbildung, Qualifikationsstruktur der Beschäftigten, Hochschulen, sowie Forschung und Fortschreibung wird die Grundlage für eine Verlän- Entwicklung in der Wirtschaft, gerung um drei weitere Jahre gelegt. 6. die sozialen Infrastrukturen wie medizinische Versorgung, Kinderbetreuung und die allgemeinbilden- den Schulen.

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Aus den Ergebnissen der Analyse wurden 22 regio- Die wichtigsten Ergebnisse der SWOT-Analyse in der Zusammenfassung: nalwirtschaftlich bedeutsame Kennwerte zur Be- messung der Veränderungen in der Region und im Regionale Stärken Regionale Schwächen Thüringenvergleich in den Jahren 2007, 2014 und • Vereinzelt Gemeinden mit Bevölkerungszuwachs • negative natürliche Bevölkerungsentwicklung 2018 untersucht. • Überregionale Erreichbarkeit verbessert (A 38/A71) • wieder steigende Wanderungsverluste • deutliche Fortschritte im Breitbandausbau • unterdurchschnittliche Breitbandversorgung • überdurchschnittlicher Rückgang der Arbeitslosenquote, • rückläufige Gesundheitsinfrastruktur und Ärztemangel SWOT-Analyse steigende Beschäftigtenzahl im ländliche Raum • Branchenschwerpunkte: in der Metall-, Elektro-, Stahlin- • überdurchschnittliche Arbeitslosenquote, Auspendler- Die ermittelten Ergebnisse wurden im Rahmen dustrie, im Baugewerbe, im Gesundheitswesen region • • einer SWOT-Analyse bewertet. Dafür wurden die Hochschule Nordhausen als F&E-Einrichtung hoher Anteil gering qualifizierter Arbeitnehmer • überdurchschnittliche Steigerung touristischer Kennwer- • kaum Vernetzung zwischen Hochschule und Wirtschaft Schwerpunkte in Matrizen zusammengefasst: te in der Region

• geringe betriebsinterne Aufwendungen für F&E • Matrix 1: Bevölkerung und Demographie • rückläufiger Ausbildungsquotient Bevölkerungsentwicklung Regionale Chancen Regionale Risiken Daseinsvorsorge • Profilierung des ländlichen Raumes als Wohnstandort • zunehmende Überalterung der Bevölkerung • Matrix 2: Infrastruktur • Interkommunale Zusammenarbeit • mangelnde Breitbandversorgung als Hemmnis bei der Verkehrsinfrastruktur • Verbesserung Erreichbarkeit SPNV Standortentscheidung von Unternehmen Breitbandversorgung • Verbesserung der Mobilität in der Fläche, Verknüpfung • sinkende Wettbewerbsfähigkeit bei rückläufiger Ver- soziale Infrastrukturen von Mobilitätsangeboten fügbarkeit von Fachkräften • Vorteile im Standortwettbewerb mit fortschreitendem • Abwanderung von Schulabgängern infolge fehlender • Matrix 3: Gewerbe und Wirtschaft Breitbandausbau geeigneter Ausbildungsplätze Flächenentwicklung • Neue Konzepte zur Gesundheitsversorgung (e-Health) • Ersatzbedarf für aus dem Berufsleben ausscheidender Wirtschafts- und Branchenstruktur • dynamische Reaktionsfähigkeit von KMU auf veränderte Arbeitnehmer kann nicht aus der Region heraus ge- deckt werden Wertschöpfung Marktstrukturen • Angebot der Hochschule Nordhausen zur Forschung und • unterdurchschnittliches Lohnniveau als Hemmnis für Forschung und Entwicklung, Innovation Entwicklung sowie zum Wissenstransfer nachhaltige regionalwirtschaftliche Entwicklung Tourismuswirtschaft • • fehlende Mittel bei KMU für F&E-Aufwendungen als vorhandene und in Entwicklung befindliche Industrie- Hemmnis für Innovationen • Matrix 4: Arbeitsmarkt und Fachkräfte großflächen • • Verlust von Wissen und Humankapital durch Abwande- Arbeitsmarkt demographiebedingter Rückgang der Arbeitslosigkeit • zunehmender Bedarf an Fachkräften und (hoch-) qualifi- rung Ausbildung ziertem Personal Fachkräfte • unbesetzte Ausbildungsstellen in einzelnen Berufszwei- Hochschulen gen als Möglichkeit, Ausbildungssuchende aus anderen Regionen anzulocken

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Aktuelle Projekte des Regionalmanagements Zielstellungen und Handlungsschwerpunkte des Regionalmanagements

Die bei der Erstellung des IREK formulierten Ent- Gemeinsam mit den regionalen Akteuren wurden folgende konkrete Zielstellungen für die Region definiert, wicklungsziele und Schlüsselmaßnahmen wurden die im Rahmen der Durchführung des Regionalmanagements bis zum Jahr 2025 erreicht werden sollen: auf Aktualität geprüft und in einem partizipativen Prozess mit regionalen Akteuren aus Wirtschaft, • Der Wanderungssaldo für die Region Nordthüringen soll ausgeglichen, der Bevölkerungsverlust abge- Gesellschaft und Politik diskutiert und aktualisiert. senkt werden.

• Die Arbeitslosenquote der Region Nordthüringen soll abgesenkt werden. Der Absenkung der Jugendar- Über die aktuelle Projektarbeit des Regionalmana- beitslosigkeit kommt dabei besondere Bedeutung zu. gements seit 2017 wird unter Punkt 6 Regionalma- nagement zu den wichtigsten Projekten ein Zwi- • Die Beschäftigung in der Region Nordthüringen soll signifikant gesteigert werden. schenbericht gegeben. • Offene Lehrstellen in der Region sollen besetzt werden. Der Ausbildungsquotient in der Region Nord-

thüringen soll signifikant gesteigert werden. Aktuell bearbeitet das Regionalmanagement 16 Einzelprojekte, die aus dem Regionalbudget finan- • Gute Rahmenbedingungen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität sollen gesetzt werden. ziert werden und mit dem Fördermittelgeber ab- gestimmt sind – siehe unter Punkt 6 Regionalma- Um diese Zielstellungen zu erreichen, wurden 4 Handlungsschwerpunkte für das Regionalmanagement fest- nagement Nordthüringen seit 2017. Zu den wich- gelegt, denen jeweils weitere Themenfelder zugeordnet wurden. Nachfolgend sind die Handlungsschwer- tigsten Projekten sind zu zählen: punkte (HSP) und Themenfelder (TF) dargestellt. Ergänzungen bei den Themenfeldern im Zuge der Fort-

schreibung sind mit Zusatz „neu“ bzw. „erweitert“ gekennzeichnet. • die Regionalmarketingkampagne zur Gewin- nung von Fachkräften • HSP 1: Gewerbe und Wirtschaft • die Erstellung eines Gewerbeflächenentwick- o TF Standortoptimierung lungskonzeptes und o TF Vernetzung von Unternehmen TF F&E-Infrastruktur, Innovationen • die Aufstellung eines Masterplans Kali-Region. o TF Existenzgründung und Unternehmensnachfolge o TF Regionalmarketing o TF Strukturförderung Kali-Region Handlungsbedarf und Entwicklungspotenzial o

• Ausgehend von der SWOT–Analyse und dem HSP 2: Arbeitsmarkt und Fachkräfte TF Fachkräfte durchgeführten Workshop mit Akteuren aus Wirt- o TF Ausbildung und Qualifikation schaft, Wissenschaft, Verbänden und Behörden o wurden Handlungsbedarfe und Entwicklungspo- tenziale für die Region in 10 Themenfeldern abge- leitet.

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• HSP 3: Infrastruktur trollgremium bei der Auswahl und Umsetzung von Projekten im Rahmen des Regionalmanagements. Der o TF Verkehrsinfrastruktur Lenkungsgruppe zugeordnet ist ein Beirat, der als Beratungsgremium für die Lenkungsgruppe fungiert. o TF Breitbandinfrastruktur Die operative Ebene des Regionalmanagements wird aus projektbezogenen Arbeitsgruppen und den ver- • HSP 4: weiche Standortfaktoren antwortlichen Regionalmanagern gebildet. Begleitet wird die Arbeit dews Regionalmanagements auf der o TF Wohnen beratenden Ebene durch überregionale Institutionen wie Ministerien, Behörden und sonstige Institutionen. o TF Daseinsvorsorge o TF Tourismus, Freizeit und Naherho- Das Regionalmanagement ist vielseitig aktiv: lungsinfrastrukturen (erweitert) • administrativ (Terminkoordination sowie deren Vor- und Nachbereitung bzw. Moderation, Abstim- Innerhalb der Themenfelder wurden gemeinsam mung mit Ministerien und Bewilligungsbehörden, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, etc.); mit den regionalen Akteuren insgesamt 53 Schlüs- • inhaltlich (insbesondere bei der Projektentwicklung) sowie selmaßnahmen entwickelt. • kontrollierend, evaluierend und nachjustierend (insbesondere dahingehend, ob mit den beschriebenen Handlungsschwerpunkten, Themenfeldern und Schlüsselmaßnahmen die formulierte Zielstellung der regionalwirtschaftlichen Entwicklung bis 2025 in der Region Nordthüringen erreicht werden können Gestaltung des Regionalmanagements oder ob nachjustiert werden muss).

Um die Maßnahmen zur Beförderung der regio- Zielstellung im Rahmen der Fortsetzung des Regionalmanagements ist es, eine dauerhafte Finanzierung nalwirtschaftlichen Entwicklung der Region Nord- nach Auslaufen der (parallel zu beantragenden) Förderung der Fortsetzung des Regionalmanagements nach thüringen in die Umsetzung zu bringen, ist die Ein- Ziffer 2.1.8 der GRW-Infrastruktur-Richtlinie Teil II sicherzustellen. Dies kann nur gelingen, wenn Unterneh- bindung der regionalen Akteure von wesentlicher men und andere Akteure (z.B. Hochschule oder Kreditinstitute) als Geldgeber dauerhaft zur Mitwirkung Bedeutung. Besonders wichtig sind regionale Kre- motiviert und eingebunden werden. Dies wiederum kann nur gelingen, wenn Bedarfe, Projekte und Netz- ditinstitute und Wirtschaftsverbände, Forschungs- werke gemeinsam ermittelt, erarbeitet und aufgebaut werden und so der entsprechende Mehrwert der und Qualifizierungseinrichtungen, Behörden und Kooperation transparent und deutlich wird. Gebietskörperschaften sowie regional ansässige Unternehmen. Die Tätigkeiten des Regionalmanagements und die im Rahmen des Regionalmanagements anzustoßenden und umzusetzenden Maßnahmen zielen insofern darauf ab, für die Akteure – insbesondere für die beteilig- Für die Durchführung wurde eine dreigliedrige ten kleineren und mittleren Unternehmen – einen (finanziellen) Zusatznutzen zu generieren. Hieraus sollen Struktur gewählt, bestehend aus einer Steuerungs- einerseits ein neues Verständnis bei der Unternehmerschaft der Region für die Berechtigung des Regional- ebene, einer operativen Ebene und einer beraten- managements und andererseits die Bereitschaft zur Aufwendung eigener Mittel zur Kofinanzierung von den Ebene. Projekten erwachsen.

Dem Regionalmanagement steht eine Lenkungs- gruppe vor, die von den Landräten der Region gebildet wird. Sie ist das Entscheidungs- und Kon-

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1 Ziele und Aufgabenstellung vereinbarung zur Durchführung eines GRW-geförderten, gemeinsamen Regionalmanagements in Nordthü- ringen abgeschlossen. Seither arbeiten die drei Landkreise gemeinsam an der regionalwirtschaftlichen Wei- Der Freistaat Thüringen unterstützt im Rahmen der terentwicklung der Region. Gemeinschaftsaufgabe zur Verbesserung der regi- onalen Wirtschaftsstruktur (GRW) Regionen mit Zur Durchführung des gemeinsamen Regionalmanagements in der Region Nordthüringen wurden dem Kyff- dem Fördertatbestand des Regionalmanagements. häuserkreis, dem die administrativen Fördermittelangelegenheiten obliegen, mit Bescheid des TLVwA vom 07.10.2016 Fördermittel in Höhe von 600.000 € für einen Zeitraum von 3 Jahren bewilligt. Damit soll vor allem in strukturschwachen Regio- nen, die zudem besonders vom demographischen Nach über zwei Jahren Laufzeit beabsichtigen die drei Landkreise die Fortsetzung des gemeinsamen Regio- Wandel betroffen sind, ein nachhaltiger Beitrag nalmanagements zur nachhaltigen regionalwirtschaftlichen Entwicklung der Region. zum Aufholungsprozess, zum Strukturwandel und zur Förderung wirtschaftlicher Aktivitäten geleistet Hierfür wird parallel im 4. Quartal 2019 ein Förderantrag zur Fortsetzung des Regionalmanagements über werden. weitere drei Jahre beantragt. Dazu ist das im Jahr 2016 erstellte Regionalwirtschaftliche Entwicklungskon- zept fortzuschreiben. Hierfür bedient sich die Region der LEG Thüringen. Im Rahmen der GRW wurde mit dem Regional- budget ein weiterer Fördertatbestand realisiert, Die Fortschreibung des Regionalwirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes für die Region Nordthüringen ist welcher der Umsetzung von Projekten in Regionen mit folgenden inhaltlichen Schwerpunkten verbunden: mit funktionierendem Regionalmanagement dient. • Allgemeine Raumanalyse Nach dem Beschluss und der Veröffentlichung des neuen GRW-Rahmenplanes auf Bundesebene und Im Rahmen der Fortschreibung des Konzeptes erfolgt die Reflektion der vorliegenden Gebietsanalyse für die der daraufhin erfolgten Neuaufstellung der Richtli- Region Nordthüringen insbesondere im Hinblick auf die zwei Rahmenbedingen: die tatsächliche Regionsab- nie des Freistaates Thüringen für die Gewährung grenzung der GRW-geförderten Region Nordthüringen und die Neuaufstellung des Regionalplanes Nordthü- von Zuwendungen aus Mitteln der Gemeinschafts- ringen (Planstand 30.05.2018). Die 2016 abgeleiteten Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken werden in aufgabe „Verbesserung der regionalen Wirt- einem partizipativen Prozess mit den regionalwirtschaftlich bedeutenden Akteuren reflektiert. schaftsstruktur“ (GRW-Richtlinie Teil II), besteht seit März 2015 die Möglichkeit, in der Förderperi- • Regionalwirtschaftliche Analyse ode 2014-2020 wieder Regionalmanagements und Regionalbudgets zu fördern. Die 2016 dargestellte regionalwirtschaftliche Analyse des Wirtschaftsraumes – Kyffhäuserkreis, Landkreis Nordhausen und Unstrut-Hainich-Kreis – ist entsprechend der zur Verfügung stehenden Daten fortzuschrei- Im Jahr 2016 haben der Kyffhäuserkreis, der Land- ben. Zudem erfolgt eine vergleichende Gegenüberstellung der regionalwirtschaftlichen Indikatoren in Bezug kreis Nordhausen und der Unstrut-Hainich-Kreis auf die Datenangaben von 2015 und von 2018. auf Basis eines zuvor in einem partizipativen Pro- zess erstellten gemeinsamen Regionalwirtschaftli- chen Entwicklungskonzeptes eine Kooperations-

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• Ableitung der regionalwirtschaftlichen Ent- • Beschreibung der weiteren Ausgestaltung des Regionalmanagements / regionale Zusammenarbeit wicklungsziele und Handlungsprioritäten Vorausblickend auf die Fortsetzung des Regionalmanagements in Nordthüringen soll dargestellt werden, Aus der Gebietsanalyse heraus werden die 2016 welche Akteure zukünftig und dauerhaft im Rahmen eines Regionalmanagements beteiligt werden. Auch erarbeiteten und auf die Bedarfe der regionalen die Art der weiteren Zusammenarbeit bzw. die Verteilung von Aufgaben unter den Akteuren wird beschrie- Wirtschaft ausgerichteten, fachübergreifenden ben. Entwicklungsziele und Handlungsprioritäten für die regionalwirtschaftliche Entwicklung kritisch reflek- Zudem wird die aktuelle Organisationsform und -struktur des Regionalmanagements dargestellt, unter Be- tiert und ggf. neu definiert. Wesentlich dabei ist rücksichtigung, inwiefern private und andere gesellschaftliche Akteure organisatorisch und finanziell einbe- jedoch weiterhin die gemeinsame Erarbeitung zogen und wie die verschiedenen Politikbereiche des Freistaates Thüringen eingebunden werden können. bzw. Ableitung von Entwicklungszielen und Hand- lungsprioritäten mit den regionalen Akteuren aus Besonderer Fokus soll weiterhin darauf gelegt werden, dass das Regionalmanagement auch nach Ablauf Wirtschaft, Gesellschaft und Politik. einer Förderung finanziert und nachhaltig fortgeführt werden kann.

Die breite Beteiligung erfolgt, um die wichtigsten regionalwirtschaftlichen Akteure in ihrer Gesamt- heit (Kommunen, Verbände, Unternehmen) bei der Fortschreibung des Regionalwirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes und in die Tätigkeiten des Regionalmanagements einzubinden.

• Erarbeitung von Umsetzungsvorschlägen für die Entwicklungsziele und Handlungsprioritä- ten im zukünftigen Regionalmanagement- Prozess

Ebenfalls gemeinsam mit den regionalen Akteuren sollen die 2016 erarbeiteten Vorschläge zur Um- setzung der Entwicklungsziele und Handlungsprio- ritäten reflektiert und geschärft gesetzt werden. Hierbei stehen ebenfalls weiterhin die Bedarfe der regionalen Wirtschaft im Vordergrund.

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2 Allgemeine Raumanalyse Raumstruktur

Im Regionalwirtschaftlichen Entwicklungskonzept Die Raumstruktur in ihrer Gesamtheit hat sich in Abhängigkeit der jeweiligen Landschafts- und Siedlungs- von 2016 diente die Allgemeine Raumanalyse zu- struktur seit 1990 heterogen entwickelt. Das LEP Thüringen 2025 untergliedert daher den Freistaat in ver- nächst der Abgrenzung des Wirtschaftsraumes für schiedene Raumstrukturgruppen und -typen, in denen den jeweiligen besonderen Handlungserfordernissen das Regionalmanagement. Dies erfolgte unter den bei allen raumbedeutsamen Planungen und Maßnahmen ein besonderes Gewicht beigemessen werden soll folgenden Annahmen: (G 1.1.1). Im Kooperationsraum sind folgende Raumstrukturgruppen vertreten:

• Der Wirtschaftsraum soll die Mindestkriterien nach der GRW-Infrastrukturrichtlinie erfüllen. • Als Kooperationspartner stehen der Landkreis Nordhausen und der Kyffhäuserkreis fest. • Der Suchraum für weitere Kooperations- partner soll sich auf benachbarte Kreise im Freistaat Thüringen beschränken. Als mögli- che Kooperationspartner kommen daher der Landkreis Eichsfeld, der Unstrut-Hainich-Kreis und der Landkreis Sömmerda infrage.

Aufbauend auf diesen Annahmen wurde der Raum Nordthüringen – also zunächst die 5 benannten Landkreise – einer ersten Analyse unterzogen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Teil- räumen festzustellen und den Wirtschaftsraum zu definieren.

Nach Festlegung des Kooperationsraums auf die Landkreise Kyffhäuserkreis, Landkreis Nordhausen und Unstrut-Hainich-Kreis bezog sich die allgemei- ne Regionsanalyse auf diese Gebietsabgrenzung. Dieser wird auch bei der Fortschreibung des Regi- onalwirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes bei- behalten, die 2016 erfolgten Analyseteile werden Abbildung 1: Raumstrukturgruppen und -typen1 fortgeschrieben.

1 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) LEP Thüringen 2025, Karte 2

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In Räumen mit günstigen Entwicklungsvorausset- tentscheidungen und Infrastrukturvorhaben zur wirtschaftlichen und demographischen Stabilisierung ein zungen soll der Verbesserung der Standortvoraus- besonderes Gewicht beigemessen werden. setzungen für eine dynamische Wirtschafts- und Arbeitsplatzentwicklung eine besondere Bedeu- • Im Raum mit besonderen wirtschaftlichen Handlungs- und demographischen Anpassungsbedarfen in tung beigemessen werden (G 1.1.2). oberzentrenferner Lage – Raum um den Kyffhäuser – soll den Folgen des demographischen Wandels zur Stärkung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit Rechnung getragen werden. Die Verbesserung des • Der demographisch und wirtschaftlich weit- Zugangs zum transeuropäischen Verkehrsnetz (TEN-V) sowie die Entwicklung leistungsfähiger Ver- gehend stabile Raum mit teilweise oberzen- kehrsverbindungen zwischen Sondershausen bzw. Nordhausen und Erfurt sowie von Sondershausen trenferner Lage – nördliches Thüringen – soll über Bad Frankenhausen nach Artern soll dies unterstützen.2 unter Nutzung der lagebedingten Potenziale weiter gefestigt werden, sodass Ausstrah- lungseffekte in die angrenzenden Räume er- Siedlungsstruktur und ländlicher Raum zielt werden können. Die Siedlungsstruktur im Kooperationsraum ist geprägt von Kleinteiligkeit. Die zentralen Orte höherer Stufe • Der demographisch und wirtschaftlich weit- sind nachfolgend tabellarisch zusammengefasst: gehend stabile Raum in oberzentrenferner Lage – westliches Thüringen – soll unter Aus- Stadt Einwohner Einwohner Zentralität (31.12.2014) (31.12.2018) nutzung der lagebedingten Potenziale eben- falls weiter gefestigt werden. Mühlhausen 33.201 33.135 Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums Nordhausen 41.800 41.791 Mittelzentrum mit Teilfunktion eines Oberzentrums In Räumen mit ausgeglichenen Entwicklungspoten- zialen sollen die Entwicklungsvoraussetzungen Sondershausen 21.888 21.513 Mittelzentrum genutzt und die Entwicklungshemmnisse über- Artern 5.553 5.415 Mittelzentrum wunden werden (G 1.1.3). Bad Langensalza 17.521 17.234 Mittelzentrum 3 Tabelle 1: Zentrale Orte höherer Stufe (farbige Kennzeichnung: Rückgang)

• Im demographisch weitgehend stabilen Raum Gemäß des Landesentwicklungsprogramm Thüringen 2025 (LEP Thüringen 2025) sollen in Mittelzen- mit wirtschaftlichen Handlungsbedarfen – G 2.2.8 tren mit Teilfunktionen eines Oberzentrums höhere Funktionen der Daseinsvorsorge mit in der Regel über- mittleres Thüringer Becken – sollen die Aus- regionaler Bedeutung konzentriert und zukunftsfähig weiterentwickelt werden. Sie sollen eine überregiona- strahlungseffekte der angrenzenden Räume le Entwicklungs-, Stabilisierungs- und Steuerungsfunktion, eine überregionale Einzelhandels- und Dienstleis- mit günstigen Entwicklungsvoraussetzungen tungsfunktion, eine überregionale Verkehrsknotenfunktion und eine Bildungs-, Gesundheits-, Kultur- und für die Stabilisierung der wirtschaftlichen Freizeitfunktion wahrnehmen. Entwicklung nutzbar gemacht werden.

Den Räumen mit besonderen Entwicklungsaufga- 2 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) LEP Thüringen 2025, S. 10 ff ben soll bei überregional bedeutsamen Standor- 3 REGIONALE PLANUNGSGEMEINSCHAFT NORDTHÜRINGEN (2018) Regionalplan Nordthüringen Entwurf vom 30.05.2018, Karte 1-1 – Raumstruktur und THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Einwohner (Stand: 31.12.2018)

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• Nordhausen besitzt in den Bereichen Bildung, (Stand: 30.05.2018) sind folgende Grundzentren im Kooperationsraum ausgewiesen: Wissenschaft und Forschung, Gesundheit, Versorgung und Dienstleistung sowie Kultur Grundzentrum Einwohner Einwohner (31.12.2014) (31.12.2018) eine oberzentrale Teilfunktion. Aufgrund ihrer Lage, insbesondere im Hinblick auf die große 5.516 5.543 Entfernung zu benachbarten Oberzentren, 6.252 6.087 kommt der Sicherung der oberzentralen Teil- Heringen/Helme 4.919 4.737 funktionen der Stadt neben der Stärkung als Ebeleben 2.808 2.609 Innovations- und Wirtschaftsstandort eine be- Greußen 3.622 3.480 sondere Bedeutung zu. Bad Frankenhausen 8.734 8.844 Oldisleben/Heldrungen 2.172/2.212 2.162/2.139 • Mühlhausen weist in den Bereichen Bildung, Wiehe/Roßleben 1.915/5.149 1.862/4.784 Gesundheitswesen, Kultur, Verwaltung und Schlotheim 3.710 3.559 Justiz Teilfunktionen eines Oberzentrums auf. Großengottern 2.201 2.264 Südeichsfeld 6.831 6.629

Bad Tennstedt 2.472 2.428 In Mittelzentren sollen gemäß G 2.2.10 die geho- Tabelle 2: Grundzentren im Kooperationsraum5 (farbige Kennzeichnung: Rückgang; Wachstum /Eingemeindungen) benen Funktionen der Daseinsvorsorge mit min- destens regionaler Bedeutung für den jeweiligen Gemäß G 2.2.12 sollen in den Grundzentren die Funktionen der Daseinsvorsorge mit überörtlicher Bedeu- Funktionsraum konzentriert und zukunftsfähig tung ergänzend zu den höherstufigen Zentralen Orten konzentriert und zukunftsfähig gestaltet werden. weiterentwickelt werden. Hierzu zählen die Ent- Dazu zählen insbesondere die Stabilisierungs- und Ergänzungsfunktion, die Einzelhandels- und Dienstleis- wicklungs- und Stabilisierungsfunktion, die regio- tungsfunktion, die regionale Verkehrsknotenfunktion sowie die primäre Bildungs-, Gesundheits- und Frei- nale Einzelhandels- und Dienstleistungsfunktion, zeitfunktion.6 die überregionale Verkehrsknotenfunktion, die Bildungs-, Gesundheits-, Kultur- und Freizeitfunkti- 4 Der Kooperationsraum ist aufgrund der Siedlungsstruktur und -dichte dem ländlichen Raum zuzuordnen. Die on sowie die Steuerungsfunktion. Städte und Gemeinden tragen wesentlich zum Erscheinungsbild der Region bei. Siedlungsstrukturell handelt es sich bei der Region um dünn besiedelte ländliche Kreise mit einem Bevölkerungsanteil in Mittelzentren Folgende Städte und Gemeinden haben die Funk- unter 50 % und einer Einwohnerdichte außerhalb der Mittelzentren von unter 100 Einwohnern/km². tion eines Grundzentrums bzw. funktionsteiligen Grundzentrums inne. Gemäß LEP Thüringen 2025 In Ergänzung hierzu wird im LEP Thüringen 2025 die Lagegunst bzw. die Lageungunst der Region aufgezeigt. soll die Bestimmung der Grundzentren noch erfol- Unter Bezug auf die Erreichbarkeit kann der Kyffhäuserkreis als sehr peripher gelegener Kreis beschrieben gen. Im Entwurf des Regionalplanes Nordthüringen werden. Der übrige Raum hat eine allgemein periphere Lage. In Bezug auf die Eingruppierung des Kyffhäu-

5 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2015) Bevölkerung nach Kreisen (Stichtag: 31.12.); THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATIS- 4 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG TIK (2019) Bevölkerung nach Kreisen (Stichtag: 31.12.) UND VERKEHR (2014) LEP Thüringen 2025, S. 25 ff 6 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) LEP Thüringen 2025, S. 27

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019 serkreises und unter Berücksichtigung der Daten- basis der Eingruppierung aus dem Jahr 2010 ist anzunehmen, dass sich mit der Fertigstellung der Autobahn A71 die Erreichbarkeit des Kyffhäuser- kreises insgesamt verbessert hat (vgl. hierzu: Fern- verkehrsinfrastruktur und Erreichbarkeiten).

Gemäß des Regionalplanes Nordthüringen (Ent- wurfsstand 30.05.2018) soll die Region Nordthü- ringen in Bezug auf die Raumstruktur wie folgt entwickelt werden (G 1-6):

• Die gewerbliche Wirtschaft in ihrer regionalen und sektoralen Struktur soll so gefördert wer- den, dass die Wirtschaftskraft der Region, ins- besondere auch unter Berücksichtigung der Standortsicherung für kleine und mittlere Un- ternehmen, entwickelt und die Erwerbsgrund- lagen sowie die Versorgung der Bevölkerung gesichert werden.

• Die Land- und Forstwirtschaft soll in ihren viel- fältigen Funktionen für die Erhaltung der be- siedelten Kulturlandschaft im ländlichen Raum gesichert werden. Abbildung 2: Regionalplan Nordthüringen (Entwurf: 30.05.2018) – Raumstrukturkarte7

• Die Interkommunale Kooperation, der geziel- Dies dient den Zielen der Stabilisierung der Bevölkerungsentwicklung und Sicherung der Lebensqualität der te Einsatz der Instrumente der Landentwick- Bevölkerung über die Versorgung mit Arbeitsplätzen in der Region. Die gewerbliche Wirtschaft nimmt dabei lung, Regionale Entwicklungskonzepte oder eine besondere Rolle ein. Sie muss durch die Schaffung von Rahmenbedingungen auch in der Region selbst Städtenetze sowie die Abstimmung bzw. Ver- in die Lage versetzt werden, diese Rolle bestmöglich auszufüllen. Ziele müssen sein: netzung der Konzepte untereinander soll eine • nachhaltige, den regionalen Erfordernissen die Sicherung von Arbeitsplätzen, insbesondere industriellen Arbeitsplätzen, in sanierungs- und wett- angepasste Entwicklung in Nordthüringen un- bewerbsfähigen Unternehmen, terstützen. • die Neuansiedlung von Betrieben,

7 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) LEP Thüringen 2025

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

• die Unterstützung und Ansiedlung von klein- Den Kooperationsraum durchschneiden folgende landesbedeutsame Entwicklungskorridore: und mittelständischen Unternehmen mit be- • sonderer Bedeutung für die regionale Struk- A 38: Landesgrenze Niedersachsen – Heilbad Heiligenstadt – Leinefelde-Worbis – Nordhausen – Lan- turentwicklung. 8 desgrenze Sachsen-Anhalt. • A 71: Landesgrenze Sachsen-Anhalt – Artern/Unstrut - Sömmerda – Erfurt – Arnstadt – Ilmenau – Meiningen – Landesgrenze Bayern Entwicklungskorridore und Industriegroßflächen • B 247/B 176/B 4: A 38 – Leinefelde-Worbis – Mühlhausen/Thüringen – Bad Langensalza – B 4 – A 71 In landesbedeutsamen Entwicklungskorridoren soll der Stärkung der Standortgunst Thüringens und seiner Teilräume im Hinblick auf den erreichten Infrastrukturausbau und die Siedlungsentwicklung, insbesondere der Zentralen Orte, bei der Abwä- gung mit konkurrierenden raumbedeutsamen Nutzungen besonderes Gewicht beigemessen werden.

Gemäß G 4.2.2 des LEP Thüringen 2025 soll die Stärkung der Entwicklungskorridore im Einklang mit dem Erhalt und der Entwicklung der Funktions- fähigkeit der Zentralen Orte, insbesondere der Mittel- und Oberzentren, stehen. Hier sind die Verkehrs- und Kommunikationsinfrastrukturen zu sichern und weiterzuentwickeln. Die Standortgunst der Entwicklungskorridore, die sich aus der Wir- kung der vorhandenen bzw. im Ausbau befindli- chen Verkehrsinfrastruktur ergibt, soll zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit genutzt werden. Ergän- zend dazu sind entlang der Entwicklungskorridore attraktive und hochwertige Industrie- und Gewer- beflächen zu entwickeln.

8 EGIONALE LANUNGSGEMEINSCHAFT ORDTHÜRINGEN R P N 9 (2018) Regionalplan Nordthüringen Entwurf vom Abbildung 3: Zentrale Orte und Infrastrukturen in Nordthüringen 30.05.2018, Raumstrukturelle Entwicklung und In- terkommunale Kooperation, S. 2f 9 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) LEP Thüringen 2025 – Karte 3

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Der Entwicklungskorridor entlang der A 38 ist mit ne Industriegroßflächen und Ansiedlungsschwerpunkte aus.10 Ausnahme des Bereichs um Bleicherode ein demo- graphisch weitgehend stabiler Raum, der aufgrund Für die weitere wirtschaftliche Entwicklung Thüringens wird die ausreichende Bereitstellung von Industrie- seiner hochwertigen Verkehrsinfrastruktur (A 38, großflächen von wesentlicher Bedeutung sein. Dies soll über die Thüringer Großflächeninitiative erreicht Schienenverbindung Kassel/Göttingen – Leinefel- werden, um insbesondere auf die Nachfrage nach großen, zusammenhängenden Industrieflächen reagieren de-Worbis – Nordhausen – Halle), der relativ dich- zu können. Die Großflächeninitiative trägt damit wesentlich zur Stärkung der Attraktivität des Freistaates im ten Folge höherstufiger Zentraler Orte sowie be- globalen Standortwettbewerb bei und unterstützt die Konkurrenzfähigkeit. reits vorhandenen bzw. in Entwicklung befindli- chen Gewerbe- und Industrie(groß)flächen über Folgende, im LEP Thüringen 2025 verbindlich festgelegten Industriegroßflächen mit Lage im Kooperations- gute Entwicklungschancen verfügt. raum sind der Abbildung 3 zu entnehmen (mit *: Priorität-1-Standorte der Thüringer Großflächeninitiative):

Der Entwicklungskorridor entlang der A 71 weist • IG-1 Artern/Unstrut*, insbesondere im Abschnitt Sömmerda – Erfurt – • IG-2 Nordhausen „Goldene Aue“*, Arnstadt – Ilmenau eine hohe Entwicklungsdyna- • IG-4 Bad Langensalza 11. mik auf. Neben der hochwertigen Verkehrsinfra- struktur, bereits vorhandenen bzw. in Entwicklung Die Standorte für die Industriegroßflächen sind für die Flächenvorsorge für Ansiedlungen mit hoher struk- befindlichen Gewerbe- und Industrie(groß)flächen, turpolitischer und überregionaler Bedeutung vorgesehen. der relativ dichten Folge höherstufiger Zentraler Orte basiert die Ausweisung des Entwicklungskor- Zusätzlich sind im Regionalplan Nordthüringen (Entwurfsstand 30.05.2018) folgende regional bedeutsame ridors auf einer bereits hohen Erwerbstätigendich- Industrieflächen (RIG) im Kooperationsraum ausgewiesen: te. Die Standortgunst des Entwicklungskorridors wird mit der Realisierung der durchgehenden Be- • RIG-2 Mühlhausen fahrbarkeit der A 71 zwischen der A 38 (Autobahn- • RIG-3 Roßleben (nur für Betriebsanlagen, die im Zusammenhang mit der Wiederaufnahme des dreieck Südharz) und der A 4 weiter zunehmen. Es Kalibergbaues stehen) ist auch von Entwicklungsimpulsen im östlichen Kyffhäuserkreis auszugehen. Die RIG-Standorte eignen sich neben den IG-Standorten für eine regionale bzw. überregionale Vermarktung und sind auch von den Kommunen in diesem Sinne in ihrer Entwicklung zu unterstützen. Der Entwicklungskorridor entlang der B 247 zeich- net sich durch eine Bündelung von höherwertigen Verkehrsinfrastrukturen, weitere Verbesserungen der verkehrsinfrastrukturellen Voraussetzungen (siehe Abschnitt 4.5), durch Mittelzentren mit Teil- funktionen eines Oberzentrums, sowie vorhande-

10 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) LEP Thüringen 2025, S. 57 ff 11 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) LEP Thüringen 2025, S. 60 f

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3 Regionalwirtschaftliche Analyse Als wesentliche Grundlagen des demographischen Wandels gelten die Veränderungen gesellschaftlicher Werte. Der zurückgehende Stellenwert der Familie, die fehlende Notwendigkeit, Kinder als Basis für die des Kooperationsraumes „Nord- Altersvorsorge oder für die Bewilligung einer eigenen Wohnung anzusehen sowie die veränderten Lebens- thüringen“ entwürfe der Frauen führen zu weitreichenden Veränderungen hinsichtlich der Struktur, der Größe und der Dauerhaftigkeit privater Haushalte (Heterogenisierung). Zur regionalwirtschaftlichen Analyse des Koopera- tionsraumes Nordthüringen werden die nachfol- Hinzu kommen sinkende Fertilitätsraten und eine steigende Lebenserwartung, die zur Alterung der Bevölke- genden Indikatoren, in Ergänzung zu den unter rung bzw. zur Veränderung der Anteile verschiedener Altersgruppen führen. Heterogenisierung und Alte- Gliederungspunkt 2 festgestellten Ergebnissen, rung sind die hauptsächlichen Ursachen für Individualisierung und Singularisierung. herangezogen: Sinkende Geburtenzahlen führen darüber hinaus zu einem Bevölkerungsrückgang, der durch Abwanderung • Bevölkerungsentwicklung & demographischer (häufig aus wirtschaftlichen Erwägungen) verstärkt wird. In wirtschaftlich prosperierenden Regionen kann Wandel, eine Zuwanderung diese Entwicklung zwar abschwächen, jedoch den Gesamttrend nicht aufhalten oder • Infrastruktur und Erreichbarkeiten, umkehren. Den gleichen Effekt weisen internationale Wanderungen auf. Jedoch verstärkt sich durch sie die • Arbeitsmarktentwicklung & Erwerbstätigkeit, kulturell-ethnische Differenzierung der Bevölkerung (Internationalisierung). Diese Kernprozesse treten • Wirtschaftsstruktur & wirtschaftlicher Struk- gleichzeitig und regional mit zum Teil höchst unterschiedlicher Intensität auf.12 turwandel, • Bildung & Qualifizierung, Wissenschaft & For- 2000 2007 2014 2018 2000 zu 2018 Bezugsgebiet schung EW EW EW EW % • Tourismus sowie Freistaat Thüringen 2.431.255 2.289.219 2.156.759 2.143.145 - 11,85 % • weitere Standortfaktoren. Region 312.456 288.767 266.125 261.743 - 16,23 % Nordthüringen LKR Nordhausen 98.609 91.762 85.055 83.822 - 15,00 % 3.1 Bevölkerungsentwicklung und demogra- Kyffhäuserkreis 94.343 85.362 77.148 75.009 - 20,49 % phischer Wandel Unstrut-Hainich-Kreis 119.504 111.643 103.922 102.912 - 13,88 %

Tabelle 3: Bevölkerungsentwicklung 2000 – 201813 Bevölkerungsentwicklung 2000 bis 2018

Der Freistaat Thüringen hat seit dem Jahr 2000 knapp 290.000 Einwohner verloren, was ca. 11,8 % der Be- Der demographische Wandel beschreibt die Ten- völkerung des Jahres 2000 entspricht. Für die Landkreise Nordhausen, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich kann denzen der Bevölkerungsentwicklung mit den Ver- Folgendes festgestellt werden: änderungen in der Altersstruktur, dem quantitati- ven Verhältnis von Männern und Frauen, den An- teil von Ausländern, der natürlichen Bevölkerungs- entwicklung sowie den Wanderungen. 12 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) Demographiebericht 2013: Teil 1 – Bevölke- rungsentwicklung des Freistaates und seiner Teilregionen, S. 9 13 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Bevölkerung nach Kreisen (Stichtag: 31.12.)

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Am deutlichsten war der Bevölkerungsrückgang rationsraumes mit deutlich spürbarer Dynamik voranschreitet. Nur noch vereinzelt sind Bevölkerungszu- zwischen 2000 und 2018 im Landkreis Kyffhäuser wächse auf kommunaler Ebene zu verzeichnen. mit 20,5 %. Die Landkreise Nordhausen und Un- strut-Hainich haben im gleichen Zeitraum zwischen 15 % und ca. 14 % ihrer Bevölkerung verloren.

Betrachtet man die Bevölkerungsentwicklung zwi- schen 2000 und 2018 gemeindescharf, zeigen sich zum Teil deutliche lokale Unterschiede:

• So haben die Gemeinden Bruchstedt, We- berstedt, Obermehler und Marolterode im Unstrut-Hainich-Kreis zum Teil deutliche Be- völkerungsgewinne (auch zurückzuführen auf Eingemeindungen) verzeichnen können. • Als relativ stabil in der Bevölkerungsentwick- lung haben sich die in der Karte hellgelb ge- kennzeichneten Gemeinden herausgestellt. • Eine besonders negative Entwicklung haben u.a. die Gemeinden Hohenstein, Etzelsrode und Lipprechtsrode im Landkreis Nordhausen sowie die Gemeinden Heygendorf, Freienbes- singen, Oberbösa, Kalbsrieth und Mönchpfif- fel-Nikolausrieth im Kyffhäuserkreis mit einem Bevölkerungsrückgang von jeweils zwischen 15 % und bis zu 25 % der Bevölkerung des Jahres 2000 genommen. Abbildung 4: Bevölkerungsentwicklung in den Gemeinden 2000 - 201814

Die Eingemeindungen zum Jahreswechsel 2018 / Insgesamt hat die Region Nordthüringen zwischen 2000 und 2018 über 50.700 Einwohner und damit über 2019 wurden bei der Auswertung der lokalen Be- 16 % der Bevölkerung des Jahres 2000 verloren. War der Bevölkerungsrückgang bis Mitte des letzten Jahr- völkerungsentwicklung mitberücksichtigt. zehnts zum größeren Teil noch auf den Wanderungsverlust zurückzuführen, zeigt sich seitdem ein neuer

Insgesamt ist festzustellen, dass die negative Be- 14 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Bevölkerung nach Gemeinden (Stichtag: 31.12.); Karte: LEG Thüringen, völkerungsentwicklung in weiten Teilen des Koope- eigene Darstellung

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Trend, und zwar der Bevölkerungsrückgang auf- 2000 festgestellt wurde. Die Zahl der Fortzüge im Jahr 2018 war dagegen nur knapp 9,7 % höher als im Aus- grund eines zunehmenden negativen Saldos der gangsjahr 2000. Im Saldo stellt es sich so dar, dass in der Region Nordthüringen 2018 ein knapper Wande- natürlichen Bevölkerungsentwicklung. rungsverlust von rund 300 Personen zu verzeichnen war. Der Wanderungsverlust im Jahr 2000 lag bei 1.650 Personen. Im Freistaat Thüringen lag der Wanderungsverlust lange Zeit höher als der Bevölkerungsverlust auf- grund des Sterbeüberschusses. Dies hat sich inzwi- schen verändert. Zwar haben sich die Fortzüge aus Thüringen gegenüber dem Jahr 2000 deutlich er- höht. Jedoch ist die Zahl der Zuzüge noch deutli- cher gestiegen. Nach dem Rekordjahr 2015 war für das Jahr 2018 weiterhin ein positiver Wanderungs- saldo von über 4.500 Personen zu verzeichnen gewesen. Dennoch bleibt die Bevölkerung auf- grund der negativen natürlichen Bevölkerungs- entwicklung immer noch rückläufig.15

Die Entwicklung in der Region Nordthüringen ver- lief seit dem Jahr 2000 nahezu äquivalent, jedoch 16 auf einem anderen Niveau. Während die Zahl der Abbildung 5: natürliche Bevölkerungsentwicklung und Wanderungen 2000 – 2018 in Nordthüringen Lebendgeborenen langsam aber kontinuierlich von rund 2.200 auf knapp 2.050 leicht sank, erhöhte Die Zuziehenden kommen überwiegend aus den angrenzenden Landkreisen sowie aus der Landeshaupt- sich die Zahl der Gestorbenen von über 3.400 auf stadt Erfurt. Darüber hinaus kommen Menschen aus Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Bayern in knapp 4.000. Daraus ergibt sich eine zunehmend die Region sowie zunehmend Menschen aus dem Ausland. Die Zielorte der Fortziehenden ähneln den Her- 17 negative natürliche Bevölkerungsentwicklung. kunftsgebieten der Zuziehenden. Zu vermerken ist ein zunehmender Anteil der Abwanderung ins Ausland.

Die Wanderungsentwicklung unterlag sowohl hin- Der Ausländeranteil sowohl an der Gesamtbevölkerung des Freistaates Thüringen als auch in der Region sichtlich der Zuzüge als auch der Fortzüge seit dem Nordthüringen ist marginal. Für den gesamten Freistaat stellt er im Jahr 2018 einen Anteil von 4,9 % Jahr 2000 Schwankungen. Die Zahl der Zuzüge lag (105.600 Personen) und in der Region nur einen Anteil von 3,6 % (9.300 Personen) dar. Festzuhalten ist je- im Jahr 2018 bei knapp 7.600 Personen und damit doch, dass der Anteil ausländischer Mitbürger in den vergangenen Jahren zugenommen hat. rund 21,5 % höher als der Wert, der für das Jahr

15 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Geborene 16 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Geborene und Gestorbene nach Kreisen (Stichtag: 31.12.) und Gestorbene nach Kreisen (Stichtag: 31.12.); THÜ- THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Wanderungen nach Kreisen (Stichtag: 31.12.) RINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Wanderungen 17 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Fortzüge und Zuzüge in andere Landkreise und kreisfreie Städte sowie län- nach Kreisen (Stichtag: 31.12.) derübergreifend (Stichtag: 31.12.)

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Innerhalb der Region leben die meisten Ausländer im Landkreis Nordhausen, gefolgt vom Unstrut- Hainich-Kreis. Den geringsten Ausländeranteil der Region Nordthüringen hat der Kyffhäuserkreis.

Bevölkerungsprognose bis 2040 und Veränderung in der Bevölkerungsstruktur

Die 2. regionalisierte Bevölkerungsvorausberech- Abbildung 6: Bevölkerungsentwicklung 2000 – 2014 und Bevölkerungsprognose bis 204018 nung (2. rBv) für den Freistaat Thüringen geht da- von aus, dass die Bevölkerung bis zum Jahr 2040 Nachfolgende Abbildung 7 zeigt die Bevölkerungspyramide für die Region Nordthüringen zum Erfassungs- im gesamten Freistaat um 13,1 % gegenüber dem zeitpunkt 31.12.2018. Aus ihr lässt sich die zukünftige Bevölkerungsentwicklung nach Altersgruppen in der Bevölkerungsstand im Jahr 2018 zurückgeht. Für Region ableiten. die Region Nordthüringen ist sogar mit einem Be- völkerungsrückgang von knapp 18,3 % gegenüber 2018 zu rechnen (Abbildung 6).

Zwar geht die 2. rBV weiterhin von einer etwas positiveren Gesamtentwicklung aus, als noch in der 12. Koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung prognostiziert wurde. Dennoch muss auch zukünf- tig weiter davon ausgegangen werden, dass die Lücke zwischen der Zahl der Gestorbenen und Geborenen nicht durch Wanderungsgewinne ge- schlossen werden kann. Damit ist die grundsätzli- che Ursache des Bevölkerungsrückgangs der Ster- beüberschuss, der sich mittel- bis langfristig noch stärker als in der Vergangenheit auf die Bevölke- rungsentwicklung auswirken wird.

Abbildung 7: Bevölkerungspyramide Nordthüringen19

18 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Bevölkerungsprognose nach Kreisen (Stichtag: 31.12.) 19 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Bevölkerung nach Altersgruppen und Kreisen (Stichtag: 31.12.2014)

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Die Region wird knapp 20 % ihrer jungen Bevölke- (qualifizierte) Arbeitskräfte sowie mit einem Bedeutungszuwachs älterer Arbeitsnehmer zu rechnen ist. rung unter 20 Jahren verlieren. Diese Entwicklung verläuft schlechter als im gesamten Freistaat Thü- ringen (- 13 %). Differenzierter betrachtet ist davon auszugehen, dass die Gruppe der unter 6-Jährigen sehr stark abnehmen wird, da die potenzielle El- terngeneration zahlenmäßig zurückgeht. In der Konsequenz bedeutet dies, dass bereits kurzfristig und regional betrachtet, ein spürbarer Nachfrage- rückgang nach Einrichtungen für Kleinkinder im Vorschulalter eintreten wird.

Auch bei den 6- bis unter 15-jährigen ist mit einem Abbildung 8: voraussichtliche Bevölkerung nach Altersgruppen 2040 im Vgl. zu 201820 erheblichen Rückgang zu rechnen. Für Schulen,

Vereine oder Jugendeinrichtungen bedeutet dies Stark ausgeprägt ist die zunehmende Alterung. Bis 2035 wird der Anteil der über 65-Jährigen sowohl in der mittelfristig ein deutlich kleineres Potenzial an Region Nordthüringen (um knapp 10 %) als auch im gesamten Freistaat Thüringen (um 11 %) ansteigen. Nachfragern bzw. Nutzern. Aufgrund der zunehmenden Lebenserwartung kann davon ausgegangen werden, dass der Anteil der Hoch-

betagten (über 80-Jährige) stark ansteigen wird. In der Konsequenz ist damit zu rechnen, dass sich der Be- Die Altersgruppe der 15- bis unter 18-jährigen wird darf an Einrichtungen zur Altenbetreuung und Pflege entsprechend erhöhen wird.21 sich nach einer kurzzeitigen stabilen Phase eben- falls deutlich gegenüber dem aktuellen Wert wei- ter verringern. 3.2 Infrastruktur und Erreichbarkeit

Die Bevölkerung zwischen 20 und unter 65 Jahren Flughafen wird in den kommenden Jahren, wie in ganz Thü- ringen, stark abnehmen (knapp -24 %). In der Regi- In der Region Nordthüringen befindet sich der regionale Frachtflughafen „Luftverkehrszentrum Ober- on Nordthüringen wird der Rückgang mit 31 % mehler-Schlotheim“. Überregional liegen die internationalen Flughäfen Erfurt/Weimar und Hal- noch deutlicher zutage treten. le/Leipzig gut erreichbar über die nachfolgend aufgezeigten Fernverkehrsverbindungen.

Unter Bezug auf die Bevölkerungspyramide 2014 ist anzunehmen, dass die Gruppe der 25- bis unter 45-jährigen etwas stärker abnehmen wird als die 20 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) voraussichtliche Bevölkerung nach Altersgruppen und Kreisen; THÜRINGER der 45- bis unter 65-Jährigen. Für den Arbeitsmarkt LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Wanderungen nach Kreisen in Thüringen (Stichtag: jeweils 31.12.) bedeutet dies, dass bereits kurzfristig mit einem 21 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) Demographiebericht 2013: Teil 1 – Bevölke- erhöhten Wettbewerb um Auszubildende und rungsentwicklung des Freistaates und seiner Teilregionen, Kreispass/Demographie-Steckbrief Kyffhäuserkreis, Land- kreis Nordhausen und Unstrut-Hainich-Kreis

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Autobahn Trotz der charakteristisch ländlichen Siedlungsstruktur im Kooperationsraum und ausgehend von den beschriebenen Verkehrsinfrastrukturen kann von einer guten Erreichbarkeit der Zentralen Orte höherer Die A38 verbindet als Ost-West-Achse die Region Stufe gesprochen werden. Die nachfolgende Abbildung zeigt das Analyseergebnis der Erreichbarkeiten Nordthüringen mit dem Großraum Halle/Leipzig von Autobahnanschlussstellen entlang der A38, der A71 und der A4, bei einer angenommenen, durch- im Osten und Göttingen bzw. Kassel im Wes- schnittlichen Geschwindigkeit von 50 km/h. ten. Sie mündet unterhalb von Göttingen in die A7 und kurz nach Leipzig in die A14, zuvor kreuzt sie im Dreieck Südharz die A71 und kurz vor Leipzig die A9. Die A71 verläuft von Sangerhau- sen bis Schweinfurt und führt dabei durch Artern in Nordthüringen. Als Nord-Süd-Trasse kreuzt sie die A4 bei Erfurt sowie die A73 bei Suhl und führt damit einmal diagonal durch Thüringen bis Bayern.

Bundesstraßen

Die folgenden Bundesstraßen verlaufen durch die Region Nordthüringen:

B4 Hamburg – Braunschweig – Nordhausen – Erfurt – München B4/81 Nordhausen – Halberstadt – Magdeburg B84 Ebeleben – Bad Langensalza – Eisenach – Hünfeld B85 Berga – Bad Frankenhausen – Weimar – Bayreuth B86 Mansfeld – Sangerhausen – Artern – Straußfurt B243 Nordhausen – Seesen – Hildesheim – Hannover B247 Katlenburg – Mühlhausen – Gotha – Abbildung 9: Erreichbarkeiten (Berechnung: LEG Thüringen) Ohrdruf B249 Niederhone – Mühlhausen – Ebeleben/ Die Ergebnisse zeigen, dass die Erreichbarkeit der jeweils nächstgelegenen Autobahnanschlussstelle Sondershausen über den motorisierten Individualverkehr sehr unterschiedlich ist.

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Im Landkreis Nordhausen beträgt die zeitliche Breitband Entfernung zur nächsten Autobahnanschlussstel- le maximal 20 Minuten. Gleiches gilt auch für Nach der aktuellen Erhebung (Stand: August 2019) der Digitalagentur Thüringen sind 92,3 % aller Haushalte den östlichen Kyffhäuserkreis. Dagegen sind von in Thüringen mit Bandbreiten von mindestens 30 Mbit/s und 89,4 % aller Haushalte mit Bandbreiten von Orten innerhalb des westlichen Kyffhäuserkrei- mindestens 50 Mbit/s versorgt. Für die Region Nordthüringen kann festgestellt werden, dass 78 % der ses und beinahe von jedem Ort innerhalb des Haushalte mit Bandbreiten von 30 Mbit/s und 75 % der Haushalte mit Bandbreiten von 50 Mbit/s versorgt Unstrut-Hainich-Kreises mindestens 30 und bis sind. zu 60 Minuten Fahrt zur nächsten Autobahnan- schlussstelle zurückzulegen.

Hieraus ergibt sich das Erfordernis des Ausbaus von Bundes- und Landesstraßen zur Verbesse- rung der Erreichbarkeit von Autobahnanschluss- stellen (Beschleunigung des Verkehrs) und damit auch zur Verbesserung der überregionalen Er- reichbarkeit aller Regionsteile.

Schienenverkehr

Nordthüringen ist am Eisenbahnverkehr der Deutschen Bahn mit folgenden Strecken ange- bunden:

• Leipzig/Halle – Nordhausen – Kassel / Göt- tingen • Nordhausen – Sondershausen – Erfurt • Nordhausen – Ellrich – Northeim • Erfurt – Mühlhausen – Göttingen • Erfurt – Artern – Sangerhausen

Außerdem führt die Schienenverbindung der Harzer Schmalspurbahn von Nordhausen über Abbildung 10: Breitbandversorgung (Berechnung: Digitalagentur Thüringen) Wernigerode in den Harz.

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Bei der Betrachtung der derzeitigen Versorgung kationsunternehmen im Rahmen von Regelausbauumfragen für die kommenden drei Jahre weitere konkre- der Haushalte mit Bandbreiten von 50 Mbit/s in te Ausbauvorhaben angekündigt. Andererseits stehen sowohl Bundes- als auch Landesfördermittel in höhe- der Region Nordthüringen zeigt sich folgendes rem Umfang als bisher zur Verfügung, um Ausbauvorhaben zu finanzieren. detailliertes Bild: Die Digitalisierung der Arbeitswelt und der Lebensverhältnisse schreitet weiter voran. Insbesondere Entwick- • Der derzeit höchste Versorgungsgrad mit über lungen und Anwendungen wie Wirtschaft 4.0, Cloud-Computing, HDTV, E-Health oder E-Commerce stellen 87,7 % kann für den Unstrut-Hainich-Kreis immer höhere Anforderungen an Bandbreiten – sowohl im Download als auch im Upload. festgestellt werden. Eine unterdurchschnittli- che Versorgungssituation kann für Teile der Der Freistaat Thüringen verfolgt daher mit seiner Glasfaserstrategie das Ziel, im Jahr 2020 für nahezu alle VG Schlotheim festgestellt werden. Haushalte eine Bandbreite im Download von 50 Mbit/s sowie für Unternehmen von über 100 Mbit/s flä- chendeckend im Freistaat zur Verfügung zu stellen. Hiervon ist die Region Nordthüringen nicht ausgenom- • Ein ebenfalls hoher, durchschnittlich Versor- men. Aus der Glasfaserstrategie ergeben sich folgende konkrete Zwischenziele: gungsgrad von 86 % der Haushalte besteht im Landkreis Nordhausen. Allerdings sind hier • flächendeckende Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen in Thüringer Gewerbegebieten und für deutliche lokale Unterschiede zu erkennen. Thüringer Unternehmen mit besonderem Bedarf an Hochgeschwindigkeitsnetzen bis zum Jahr Sehr gut versorgt ist insbesondere die Stadt 2022, Nordhausen. Innerhalb des Landkreises be- • flächendeckende Verfügbarkeit von Glasfaseranschlüssen für Thüringer Bildungs- und Forschungs- steht insbesondere weiterer Ausbaubedarf in einrichtungen, insbesondere Hochschulen, Berufsschulen und allgemeinbildende Schulen, bis zum der Stadt Ellrich. Jahr 2023,

• Im Kyffhäuserkreis liegt der Versorgungsgrad • flächendeckende Anbindung von Verwaltungseinrichtungen sowie öffentlichen Gebäuden des Lan- mit Bandbreiten von 50 Mbit/s zum überwie- des und der Kommunen an das Glasfasernetz bis zum Jahr 2024, genden Teil zwischen 33 % und 66 %. Insge- • flächendeckende Verfügbarkeit von konvergenten 1 Gigabit-Netzen in jeder Gemeinde, möglichst samt kann für den Kyffhäuserkreis ein Versor- direkt bis zum Gebäude, bis 2025 und gungsgrad von lediglich 55,2 % festgestellt werden. • schließlich Erreichung der angestrebten flächendeckenden Versorgung mit Glasfaseranschlüssen.

Im Vergleich zur Erhebung im Jahr 2015 kann fest- Da der Breitbandausbau in der Trägerschaft und Verantwortung der Landkreise erfolgt, kann das Regional- gestellt werden, dass sich sowohl in Thüringen als management im Regelfall lediglich eine begleitende, kommunikative und vernetzende Funktion überneh- auch in der Region Nordthüringen die Verfügbar- men. keit in allen Breitband-Kategorien verbessert hat.

Es steht zu erwarten, dass sich diese positive Ent- wicklung in den kommenden Jahren fortsetzen wird. Einerseits haben bereits viele Telekommuni-

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

3.3 Erwerbsbeteiligung und Arbeitslosigkeit

Wichtige Indikatoren zur Charakterisierung der Arbeitsmarktsituation in einer Region sind die Er- werbsbeteiligung und die Arbeitslosigkeit. Sie be- schreiben den Abschöpfungsgrad des regionalen Arbeitskräftepotenzials.

Entwicklung der Arbeitslosigkeit

Seit Mitte des vorigen Jahrzehntes sinken bundes- weit die Arbeitslosenzahlen (mit Ausnahme der Zeit der Wirtschaftskrise 2009). Im Freistaat Thü- 22 ringen sind die Zahlen noch deutlicher zurückge- Abbildung 11: Entwicklung der Arbeitslosenquote gangen als im Bundestrend. Im Jahresmittel 2018 lag die Arbeitslosenquote in Thüringen nur noch Bei genauerer Betrachtung der Arbeitslosenzahlen nach Altersgruppen werden neben den quantitativen 0,3 Prozentpunkte über dem Bundesdurchschnitt. auch strukturellen Veränderungen sichtbar: Im Jahr 2007 waren rund 2.550 Jugendliche zwischen 15 und Noch im Jahr 2007 war der Abstand mit 4,1 Pro- unter 25 Jahren arbeitslos (entspricht 10,1 % aller Arbeitslosen in der Region Nordthüringen). Über 19.400 zentpunkten deutlich ungünstiger für den Frei- Arbeitslose im Alter zwischen 25 und 55 Jahren (76,8 %) und über 3.300 Arbeitslose im Alter von 55 und staat. mehr Jahren (13,1 %) waren zu verzeichnen. Im Vergleich dazu lagen die Werte im Freistaat Thüringen im Jahr 2007 bei 10,6 %, 75,3 % und 14,1 %. Allerdings bestehen innerhalb des Freistaates zum Teil deutliche regionale Unterschiede in Bezug auf Die Gruppe der arbeitslosen Jugendlichen zwischen 15 und unter 25 Jahren machte im Jahr 2018 nur noch die Arbeitslosenquoten. In der Region Nordthürin- einen Anteil von 7 % an allen Arbeitslosen in der Region Nordthüringen aus (rund 730 Personen). Die Ar- gen fiel die Quote im Betrachtungszeitraum zwi- beitslosen zwischen 25 und unter 55 Jahren hatten einen Anteil von 65 % (über 6.700 Personen), die älteren schen 2007 und 2018 um knapp 10 Prozentpunkte Arbeitslosen über 55 Jahren hatten einen Anteil von 28 % (2.900 Personen). und erreichte im Jahr 2018 einen Wert von 7,5 % (2014: 10,2 %). Eine Gegenüberstellung der Arbeitslosenzahlen von 2014 und 2018 ergibt, dass in allen drei genannten Be- zugsgruppen positive Entwicklungen stattgefunden haben. Im Freistaat Thüringen waren 2018 7,9 % Ar- Die Anzahl der Arbeitslosen in der Region Nordthü- beitslose 15 bis unter 25-jährig, 64,5 % Arbeitslose 25 bis unter 55-jährig und 27,6 % Arbeitslose im Alter von ringen ist von 2007 bis 2018 von 25.300 um knapp 55 und mehr Jahren zu verzeichnen. 60 % auf 10.370 gesunken. Im Freistaat Thüringen war der Rückgang prozentual in etwa gleicher Hö- he ausgeprägt. 22 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Arbeitslose und Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt nach Kreisen BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2019) Statistik – Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

So sind im Zeitraum zwischen 2007 und 2018 in der Region Nordthüringen knapp 8.000 Personen aus der Kategorie der erwerbsfähigen Bevölkerung (Alter zwischen 18 und 65 Jahren) altersbedingt ausgeschieden.

Erwerbsbeteiligung

Im Folgenden wird die Erwerbsbeteiligung von Männern und Frauen auf Basis der sozialversicherungspflich- tig Beschäftigten am Wohnort ausgewertet. Es wird darauf hingewiesen, dass hierbei die Selbstständigen, die Beamten und die geringfügig Beschäftigten ausgeblendet werden.

Abbildung 13: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort24

In der Region Nordthüringen war der Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Männer zwischen 2000 und 2018 zu jeder Zeit höher als derjenige der Frauen.

Abbildung 12: Arbeitslose nach Altersgruppen23 In der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts ist die Beschäftigung in beiden Gruppen deutlich und kon- tinuierlich zurückgegangen. Lag die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Männer im Jahr 2000 Grundsätzlich sind bei der Bewertung der Entwick- noch bei knapp unter 60.000, sank die Zahl bis 2005 auf den Tiefststand von knapp 52.000 (-13,1 %). Bei den lung der Arbeitslosenquote neben Beschäftigungs- Frauen ist der Anteil im selben Zeitraum um über 12,6 % (von knapp 49.300 Beschäftigten auf rund 43.100) effekten (vgl. nachfolgende Gliederungspunkte) gesunken. auch und insbesondere demographische Aspekte zu berücksichtigen. Festgestellt wird, dass die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Frauen seit 2005 kontinuierlich angestiegen ist und 2017 einen Wert von knapp 48.000 erreicht hat. Zum Jahr 2018 war ein leichter Rück- gang zu verzeichnen. Der Verlauf bei den Männern unterlag dagegen stärkeren Schwankungen. Den Hochs von knapp 55.200 Beschäftigten in den Jahren 2008 und 2012 folgten regelmäßig rückläufige Entwicklungen. 23 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Arbeitslose nach Altersklassen (Stichtag: 31.12.) 24 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Kreisen (Stichtag: 30.06.)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Auch in den vergangenen Jahren bis 2015 war eine rückläufige Entwicklung zu verzeichnen. 2015 gin- gen 54.250 Männer einer sozialversicherungs- pflichtigen Beschäftigung nach. Bis 2018 stieg die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Männer auf einem Wert von knapp 54.900.

Bei der Betrachtung der Entwicklung des Personals im öffentlichen Dienst25 zwischen 2006 und 201726 werden Schwankungen deutlich. Zwischen 2006 und 2012 sank die Zahl der Beamten und Arbeit- nehmer im öffentlichen Dienst um knapp 8 % (von ca. 10.400 auf 9.600).

Nach einem deutlichen Anstieg des Personals im öffentlichen Dienst zum Jahr 2013 um 9,5 % auf 10.500 waren in den Folgejahren wieder sinkende Zahlen zu verzeichnen. Für das Jahr 2017 waren Abbildung 14: Personal im öffentlichen Sektor27 10.350 Personen gemeldet.

Der Anteil des weiblichen Personals im öffentlichen Komponenten der Arbeitsmarktentwicklung Dienst ist über den gesamten Betrachtungszeit- raum deutlich höher als der Anteil des männlichen Wie unter dem Punkt Bevölkerungsentwicklung 2000 bis 2018 beschrieben ist die Bevölkerung im Wirt- Personals. Die Veränderung der Anzahl des weibli- schaftsraum Nordthüringen zwischen 2000 bis 2018 um 16,23 % (von 312.456 Einwohnern auf 261.743 Ein- chen Personals im öffentlichen Dienst verläuft wohner) zurückgegangen. analog zur Gesamtentwicklung.

Der Bevölkerungsgruppe im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 65 Jahren wird die Verfügbarkeit für den Arbeitsmarkt unterstellt. Diese Bevölkerungsgruppe hat innerhalb des Betrachtungszeitraumes einen Rück- gang um über 24,9 % erfahren. Die Zahl der Nicht-Erwerbspersonen (Bevölkerungsgruppe, die jünger als 18 und älter als 65 Jahre ist) unterlag im Zeitraum zwischen 2000 und 2018 Schwankungen. Im Jahr 2000 be- trug die Zahl der Nichterwerbs-Personen 108.412, im Jahr 2013 waren 101.589 Menschen dieser Gruppe zuzuordnen (Rückgang um 6,3 %). Seither steigt die Zahl der Personen im nichterwerbsfähigen Alter – insbe- 25 Personal des Landes und der Gemeinden / Gemein- deverbände 26 Jüngere Daten waren beim Thüringer Landesamt für Statistik nicht verfügbar. 27 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Personal im öffentlichen Sektor nach Kreisen (Stichtag: 30.06.)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019 sondere aufgrund der Alterung der Bevölkerung – naue Bezifferung der Pendlerzahlen in Bezug auf die Gesamtregion verzichtet, da statistische Daten jeweils wieder an. 2018 lag die Zahl der Nicht-Erwerbs- nur landkreisbezogen vorliegen und die vorhandenen Quellen keine Aussagen zum Zielort des Pendelns Personen bei 108.472. treffen. Allerdings ist zu erwarten, dass es Pendlerverkehre sowohl innerhalb der drei Landkreise vom Wohn- zum Arbeitsort gibt, als auch zu einem Arbeitsort, der außerhalb des Betrachtungsraumes liegt. Ein Vergleich der Jahre 2000 und 2018 ergibt, dass sich das Verhältnis von Personen im erwerbsfähi- gen Alter zu Personen im nicht erwerbsfähigen Alter in der Region von 2 : 1 auf 3 : 2 im Betrach- tungszeitraum verschlechtert hat.

Gleichwohl wird ersichtlich, dass – nach einem deutlichen Rückgang der Erwerbstätigkeit28 in den ersten fünf Jahren des neuen Jahrtausends – seit Mitte des letzten Jahrzehnts wieder eine wachsen- de Zahl der Erwerbstätigen zu verzeichnen ist.

Dabei liegt die Entwicklung der Zahl der Erwerbstä- tigen am Wohnort deutlich über der Entwicklung der Zahl der Erwerbstätigen am Arbeitsort. In Be- zug auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftig- ten wird eine äquivalente Entwicklung auf einem jeweils niedrigeren Niveau festgestellt.

Folglich kann insgesamt unterstellt werden, dass es sich bei der Region Nordthüringen um eine Aus- pendlerregion handelt. Jedoch wird auf eine ge-

29 28 Erwerbstätige sind Personen, die einer Erwerbstä- Abbildung 15: Komponenten der Arbeitsmarktentwicklung tigkeit oder mehreren Erwerbstätigkeiten nachge- hen, unabhängig von der Dauer der wöchentlichen Insgesamt wird deutlich, dass der Arbeitsmarkt in der Region in erheblichem Maße durch den demogra- Arbeitszeit. Zu den Erwerbstätigen gehören auch phisch bedingten Rückgang des Arbeitskräftepotenzials entlastet worden ist und weiterhin entlastet werden Soldaten (einschl. der Wehr- und Zivildienstleisten- den). Nach der Stellung im Beruf wird zwischen Selb- ständigen und mithelfenden Familienangehörigen sowie Arbeitnehmern unterschieden. (Definition 29 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Bevölkerungsentwicklung (Stichtag: 31.12.), Erwerbstätigkeit, sozialversi- nach Thüringer Landesamt für Statistik) cherungspflichtig Beschäftigte und Arbeitslose nach Kreisen (Jahresdurchschnitt)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019 wird. Die Anzahl der Arbeitslosen im Kontext zur Bevölkerungsentwicklung und zum Alter drückt das überdeutlich aus: Hier ist ein Rückgang von knapp 64 % (zwischen 2000 und 2018) zu verzeichnen.

Pendler

Unter Bezug auf die Gebietskörperschaften können Aussagen zur Höhe der Pendlersalden je Gebiets- einheit getroffen werden:

• Die Stadt Nordhausen ist mit einem Einpend- lerüberschuss in Höhe von knapp 6.500 sozi- alversicherungspflichtig Beschäftigten mit Ab- stand der größte Wirtschaftsstandort in der Region Nordthüringen. Mit über 4.600 Ein- pendlern ist die Stadt Mühlhausen der zweit- größte Wirtschaftsstandort der Region. • Ein weiterer wichtiger Standort ist die Stadt Bad Langensalza mit rund 500 Beschäftigten, die mehr einpendeln als auspendeln. Die Stadt Sondershausen, die VGs Schlotheim und Bad Tennstedt sowie die Gemeinde Holzsußra

haben ebenfalls einen Einpendlerüberschuss. Abbildung 16: Pendlerangaben nach Gemeinden30 • Mit Pendlersalden von -1.000 bis -6.600 sozi- alversicherungspflichtig Beschäftigten weisen die Gebietskörperschaften Werther, Bleiche- 3.4 Wirtschaftsstruktur und wirtschaftlicher Strukturwandel rode, , Südeichsfeld, , Kyffhäuserland und Anrode den stärksten Die Branchenstruktur der Wirtschaft in der Region Nordthüringen lässt sich in tieferer Basis nur unter Bezug Auspendlerüberschuss auf. Diese Gebietskör- auf die sozialversicherungspflichtig Beschäftigten darstellen. Hierbei sei angemerkt, dass die Nicht- perschaften sind daher eher als Wohnstand- orte denn als Arbeitsstandorte zu beschrei- ben. 30 BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2019) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Gemeinden in den Landkreisen Nordhausen, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich (Stichtag: 30.06.2018); Karte: LEG Thüringen, eigene Darstellung

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Sozialversicherungspflichtigen, also Selbstständige, sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Nordthüringen kontinuierlich auf einen (vorläufi- Beamte und geringfügig Beschäftigte, ausgeblen- gen) Höchstwert von rund 86.870 im Jahr 2018. det werden.

Wirtschafts- und Branchenstruktur

Von den insgesamt 86.870 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort in Nordthüringen sind 31,7 % (96↓)32 im Produzierenden Gewerbe und rund 65,9 % (101↑) im Dienstleistungsbereich beschäftigt. Weitere 2,4 % (141↓) der Beschäftigten arbeiteten in der Land- bzw. Forstwirtschaft oder in der Fischerei.

Der Vergleich zum Freistaat Thüringen zeigt, dass die Land- bzw. Forstwirtschaft und Fischerei in Nordthü- ringen überdurchschnittlich vertreten, das Produzierende Gewerbe dagegen unterrepräsentiert ist. Im Dienstleistungsbereich befindet sich die Region auf Landesniveau.

Detailliert zeigt sich folgendes Bild der Wirtschaftsstruktur in Nordthüringen:

• Innerhalb des Produzierenden Gewerbes ist der größte Wirtschaftszweig die Metall- und Elektroindust- rie sowie die Stahlindustrie mit einem Beschäftigtenanteil von 13,9 % (92→). Auf die Produktion chemi- scher Erzeugnisse und Kunststoffwaren entfallen 4,2 % (80↓), auf die Produktion häuslich konsumier- ter Güter 3,6 % (85↓) der Beschäftigten.

Damit vereinen die Wirtschaftszweige des verarbeitenden Gewerbes 21,5 % (89↓) aller sozialversiche-

Abbildung 17: Entwicklung der sozialversicherungs- rungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort. pflichtig Beschäftigten am Arbeitsort Nordthüringen31 • Im Baugewerbe sind 8,0 % (118↓) der Beschäftigten tätig, im Bergbau, der Energie- und Wasserversor- Ein Blick auf die Gesamtentwicklung der sozialver- gung sowie in der Energiewirtschaft lediglich 2,2 % (116↑). sicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort zeigt, dass nach einem Anstieg der Beschäftigten- • Der größte Dienstleistungsbereich in der Region Nordthüringen ist der Handel (insbesondere Einzel- zahl auf einen Wert über 79.700 von 2007 zu 2008 handel), Instandhaltung und Reparatur mit einem Beschäftigtenanteil von 12,9 % (108↑). 10,7 % der die Zahl zum Jahr 2009 auf rund 78.200 Beschäftig- Beschäftigten arbeiten im Gesundheitswesen (137↓) und 8,8 % im Bereich Heime und Sozialwesen te sank. 2009 stellt damit den Tiefstwert im Be- (106↓). Im Bereich der öffentlichen Verwaltung, der Verteidigung und der Sozialversicherung sind trachtungszeitraum dar. Seither stieg die Zahl der 6,6 % (105↑) tätig.

31 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) sozialversi- cherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach 32 Der Thüringendurchschnitt wird mit 100 Punkten angesetzt und dient als Vergleichswert. Die Pfeilangabe verdeut- Kreisen (Stichtag: 30.06.) licht die Veränderung gegenüber dem Jahr 2014.

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Die Beschäftigten in den übrigen Dienstleistungs- bereichen verteilen sich viel folgt:

Wirtschaftszweig Beschäftigte

Erziehung und Unterricht 4,3 % (105↑) Erbringung von sonstigen Dienst- 4,6 % (128↑) leistungen und Private Haushalte Verkehr und Lagerei 3,9 % (78↑) Immobilien; freiberufliche, wissen- 3,7 % (77↓) schaftliche, techn. Dienstleistung sonst. wirtschaftliche Dienstleistung 3,1 % (78↑)

Arbeitnehmerüberlassung 2,9 % (76→)

Gastgewerbe 3,9 % (144↑)

Finanz- & Versicherungsdienstleistung 1,5 % (100↓)

Information und Kommunikation 2,3 % (135↑) Tabelle 4: weitere Beschäftigte nach Wirtschafts- zweigen33 Abbildung 18: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Wirtschaftszweigen34 Die nebenstehende Abbildung verdeutlicht die 35 Beschäftigungsverhältnisse nach Wirtschaftszwei- Nach einer Abgrenzung von Gehrke, Frietsch, Rammer u.a. kann man wissensintensive Wirtschaftszweige gen in der Region Nordthüringen im Vergleich zum wie folgt unterstellen: gesamten Freistaat. • wissensintensives produzierendes Gewerbe: Rohstoffgewinnung, Glas- und Keramikverarbeitung, Pa- pier- und Druckberufe, technische Mediengestaltung, Maschinen- und Fahrzeugtechnikberufe, Mecha- tronik, Energie- und Elektroberufe, technische Entwicklung, Konstruktion, Produktionssteuerung, Textil- und Lederberufe;

33 BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2019) Sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen 34 BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2017/2018) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen in Thürin- in Thüringen, Landkreis Nordhausen, Kyffhäuserkreis gen, Landkreis Nordhausen, Kyffhäuserkreis und Unstrut-Hainich-Kreis (Jahresdurchschnitt 2018) und Unstrut-Hainich-Kreis (Jahresdurchschnitt 2018) 35 GEHRKE, FRIETSCH, RAMMER U.A. (2010) Regionalbericht Norddeutschland 2010

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

• wissensintensive Dienstleistungen: Baupla- der Finanzdienstleistungen, im Rechnungswesen und in der Steuerberatung. nung, Architektur, Vermessungsberufe, Ma- thematik-, Biologie-, Chemie- und Physikberu- fe, Geologie-, Geographie- und Umweltberu- fe, Informatik- und andere IKT-Berufe, Unter- nehmensorganisation und -strategie, Finanz- dienstleistungen, Rechnungswesen und Steu- erberatung, Berufe in Recht, medizinische Ge- sundheitsberufe, Geistes-, Gesellschafts- und Wirtschaftswissenschaften, Werbung, kauf- männische und redaktionelle Medienberufe, Produktdesign, Kunsthandwerk sowie darstel- lende und unterhaltende Berufe.

In der Region Nordthüringen arbeiteten 2018 im Durchschnitt knapp 33 % der sozialversicherungs- pflichtig Beschäftigten am Arbeitsort in wissensin- tensiven Wirtschaftszweigen. Prozentual hat die Zahl gegenüber 2014 um 2 % abgenommen.

Die wissensintensiven Wirtschaftszweige des pro- duzierenden Gewerbes sind mit rund 13,9 % ver- treten. Die Schwerpunkte liegen hier bei den Ma- schinen- und Fahrzeugtechnikberufen mit knapp

5,9 %, bei Mechatronik-, Energie- und Elektroberu- Abbildung 19: Beschäftigte in wissensintensiven Wirtschaftszweigen36 fen mit 3,1 % und bei technischer Entwicklung, Konstruktion und Projektsteuerung mit knapp 2,7 %. Betriebsgrößen und Cluster

Die wissensintensiven Dienstleistungen vereinen Sowohl der Freistaat Thüringen als auch die Teilregion Nordthüringen ist von kleinen und mittleren Unter- rund 19,5 % der Beschäftigten. Ein Großteil, mit nehmen geprägt. Ihnen wird unterstellt, dass sie zwar häufig dynamischer auf veränderte Marktsituationen 10,4 %, ist in medizinischen und Gesundheitsberu- reagieren können, dennoch können sie längerfristig zu Entwicklungshemmnissen führen. Sie verfügen in der fen tätig. 3,1 % entfallen auf die Unternehmensor- ganisation und weitere 2,8 % arbeiten innerhalb 36 BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2017/2018) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach (wissensintensiven) Wirt- schaftszweigen in den Landkreisen Nordhausen, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich (Jahresdurchschnitt 2018)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Regel über ein weniger differenziertes Qualitäts- Um die Stärken Thüringens und seiner Teilräume intelligent auszubauen, erfolgt eine Konzentration auf fünf spektrum, haben seltener eigenes Personal für Innovationsfelder mit einem großen Wachstumspotenzial und hoher Dynamik. Forschungs- und Entwicklungsaufgaben und sind Die Innovationsfelder bezeichnen folgende vier Spezialisierungsfelder (S) sowie ein Querschnittsfeld (Q) der weniger auf Auslandsmärkten präsent. Da die Ent- Regionalen Forschungs- und Innovationsstrategie für Thüringen (RIS3 Thüringen38): geltstrukturen und die Bruttolöhne z.T. deutlich niedriger liegen als in Großbetrieben, ist von einer • S1: Industrielle Produktion und System, geringeren Wettbewerbsfähigkeit hinsichtlich der • S2: Nachhaltige und intelligente Mobilität und Logistik Beschäftigung von Fachkräften und hochqualifizier- • S3: Gesundes Leben und Gesundheitswirtschaft tem Personal als in Großbetrieben auszugehen. • S4: Nachhaltige Energie und Ressourcenverwendung Hieraus ergeben sich Ansatzpunkte für die Wirt- • Q1: Informations- und Kommunikationstechnologien, innovative und produktionsnahe schaftsförderung im Rahmen des Regionalmana- Dienstleistungen. gements. Die nachfolgende Abbildung zeigt die Verteilung der 752 betrachteten Unternehmen nach Branchen der Unter Bezug auf die Unternehmens- und Techno- Region in den genannten Innovationsfeldern.39 logiedatenbank der LEG Thüringen wird festge- stellt, dass 74 % der insgesamt 393 gemeldeten Unternehmen in der Region Nordthüringen bis zu 49 Beschäftigte haben, laut Definition also zu den kleineren Betrieben zählen.

22 % der Betriebe haben 50 bis 249 Beschäftigte und sind hinsichtlich ihrer Größe als mittlere Be- triebe zu beschreiben.

Lediglich 4 % der erfassten Betriebe haben mehr als 250 Beschäftigte und sind daher den Großbe- trieben zuzurechnen.37

Abbildung 20: Unternehmen nach Innovationsfeldern in Nordthüringen40 37 Im Freistaat Thüringen waren über 95 % der sozial- versicherungspflichtig Beschäftigten in Betrieben mit bis zu 49 Beschäftigten tätig, 4,5 % in Betrieben zwi- 38 THÜRINGER MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, ARBEIT UND TECHNOLOGIE (2014) Regionale Forschungs- und Innovationsstrategie schen 50 und 249 Beschäftigten und weniger als 1 % für intelligente Spezialisierung für Thüringen – RIS3 Thüringen in Betrieben mit 250 und mehr Beschäftigten. (Quel- 39 Es wird darauf hingewiesen, dass die hier verwendete statistische Datenbasis des Thüringer Clustermanagements le: BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2017/2018) Betriebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, da das Mitwirken sowie die Angaben der Unternehmen auf Freiwillig- und sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, keit beruhen. Land Thüringen (30.06.2018)) 40 THÜRINGER CLUSTERMANAGEMENT (2019) Wachstumsfelder nach Landkreisen

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Regionalwirtschaftliche Bedeutung von Wirt- schaftszweigen

Die Leistung der Wirtschaft in der Region Nordthü- ringen, gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP), betrug im Jahr 2017 etwa 6.595 Mio. € und wurde von insgesamt 115.800 Erwerbstätigen erbracht. Die Arbeitsproduktivität der Wirtschaft lag 2017 bei einem BIP/Erwerbstätigen von etwa 57.114 €.41 Im Freistaat Thüringen betrug das BIP im gleichen Bezugsjahr 62.172 Mio. € und wurde von insge- samt rund 1,050 Mio. Erwerbstätigen erbracht. Die Arbeitsproduktivität der Wirtschaft Thüringens (BIP/Erwerbstätigen) betrug etwa 59.208 €.

2007 lag die Bruttowertschöpfung in der Region Nordthüringen bei rund 4.250 Mio. €. Nach einem leichten Anstieg im Jahr 2008 sank das BIP / Er- werbstätigen in 2009 entsprechend der konjunktu- rellen Entwicklung auf rund 4.300 Mio. €. Seither wächst die Bruttowertschöpfung kontinuierlich wieder an und erreichte 2017 in der Region Nord- thüringen einen Wert von knapp 5.946 Mio. €. Abbildung 21: Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen in Nordthüringen42

Ähnlich, aber auf einem höheren Niveau, stellte In der Wirtschaftsstruktur in der Region Nordthüringen stehen die Dienstleistungen mit 64,2 % der Brutto- sich die Entwicklung für den gesamten Freistaat wertschöpfung deutlich im Vordergrund (Bezugsjahr ist das Jahr 2017; Thüringen-Wert: 63,9 %). Auf das Thüringen dar. Lag die Bruttowertschöpfung im produzierende Gewerbe entfällt in der Region Nordthüringen ein Anteil von 33,1 % (Thüringen-Wert: 34,6 Jahr 2007 bei 42.200 Mio. € stieg sie, mit Ausnah- %). Folglich weist der Anteil der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei in Nordthüringen mit 2,7 % me zum Jahr 2009, bis 2017 auf einen Wert von einen deutlich höheren Anteil an der Bruttowertschöpfung auf als im gesamten Freistaat (Thüringen-Wert: rund 56.050 Mio. € an. 1,5 %).

In absoluten Zahlen wurden im Jahr 2017 in der Region Nordthüringen nach Wirtschaftsbereichen folgende Bruttowertschöpfungen erreicht: 41 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Bruttoin- landsprodukt, Bruttoinlandsprodukt/Erwerbstätigen nach Kreisen 42 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Entwicklung der Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

• Land-, Forstwirtschaft, Fischerei: 158 Mio. € Dies entspricht einem Zuwachs von 31,4 %. Die Region bleibt damit hinter dem Wachstum im gesamten • Produzierendes Gewerbe: 1.966 Mio. € Freistaat Thüringen zurück, das im gleichen Zeitraum 34,4 % betrug. • Dienstleistungen: 3.820 Mio. € Das Niveau der Bruttolöhne/-gehälter je Arbeitnehmer in der Region Nordthüringen liegt im gesamten Be- trachtungszeitraum unter den Vergleichswerten im Freistaat Thüringen.

Tourismuswirtschaft

Der Tourismus ist eine typische Querschnittsbranche. Er wird nicht als eigenständiger Wirtschaftszweig er- fasst, ist daher analytisch nicht einfach zu beschreiben und hinsichtlich seiner Bedeutung nicht einfach zu bemessen.

Zunächst einmal ist auf der Nachfrageseite zwischen dem Tagestourismus und dem Übernachtungstouris- mus zu unterscheiden:

• Reiseanlässe von Tagesausflüglern sind vielfältig und reichen von Einkaufsfahrten oder Restaurantbe- suchen über den Besuch von Sehenswürdigkeiten oder Veranstaltungen oder der Ausübung spezieller Freizeitaktivitäten bis hin zu Spazierfahrten, organisierten Fahrten oder Verwandten-/ Bekanntenbesu- chen. Hinzu kommen Tagesgeschäftsreisen bzw. der Besuch von Messen, Kongressen, Tagungen oder Schulungen. In der Regel entfällt ein Großteil der touristischen Aufenthaltstage in einer Region auf die Tagesbesucher. Damit kann unterstellt werden, dass der Tagestourismus unter ökonomischen Ge- sichtspunkten zur Bedeutung des Tourismus als Wirtschaftsfaktor maßgeblich beiträgt.

• Im Übernachtungstourismus unterscheidet man nach verschiedenen Unterkunftsarten. Sie reichen von Abbildung 22: Entwicklung der Bruttolöhne und - der Hotellerie, über den Aufenthalt in Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen und sonstigen Be- gehälter je Arbeitnehmer43 herbergungsstätten, wie Gasthöfen, Pensionen, Jugendherbergen, Erholungs-/ Ferien-/ Schulungszen- tren und Ferienwohnungen/-zentren bis hin zu Privatquartieren (Kleinbeherbergungsbetriebe mit we- Die Bruttolöhne/-gehälter je Arbeitnehmer haben niger als 9 Betten) und Campingplätzen. Hinzu kommen Übernachtungen bei Verwandten und Bekann- sich im Zeitraum von 2007 bis 2017 stetig nach ten.44 oben entwickelt. In der Region Nordthüringen verdiente ein Arbeitnehmer im Jahresdurchschnitt Insgesamt wurden für das Jahr 2018 in der Region Nordthüringen 952.510 Übernachtungen in Beherber- 2007 rund 20.900 €, 2017 waren es rund 27.500 €. gungsstätten (ohne Camping) gezählt. Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der Übernachtungen noch

43 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Bruttolöhne und -gehälter nach Kreisen (Jahresdurchschnitt) 44 DWIF CONSULTING (2009) Wirtschaftsfaktor Tourismus in Thüringen – Endbericht, S. 6 und 14

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019 höher liegt, da Übernachtungen in Privatquartie- ren, Camping und Übernachtungen bei Verwand- ten / Bekannten nicht erfasst sind. Eine Betrachtung der Entwicklung der Übernach- tungszahlen im Zeitraum zwischen 2001 und 2018 ergibt in der Region Nordthüringen eine Steigerung um 34,8 %. Im Vergleich hierzu haben die Über- nachtungszahlen im gesamten Freistaat Thüringen lediglich um 4,9 % zugenommen. Etwas deutlicher als die Zahl der Übernachtungen ist die Zahl der Gästeankünfte in der Region Nord- thüringen gestiegen. 2018 lag die Zahl der Ankünf- te bei 306.170. Damit waren rund 51,3 % mehr Ankünfte zu verzeichnen als im Jahr 2001. Für den 46 Freistaat Thüringen ist zwischen 2001 und 2018 ein Abbildung 23: Entwicklung tourismuswirtschaftlicher Kennwerte in Nordthüringen Anstieg der Gästeankünfte von über 23,2 % zu verzeichnen gewesen. Bei genauerer Betrachtung werden auch die regionalen Unterschiede innerhalb Nordthüringens deutlich:

Die Gäste blieben im Jahr 2018 durchschnittlich 3,1 • Der Landkreis Unstrut-Hainich ist, mit einer Übernachtungszahl von knapp 408.000 und Ankünften von Tage in der Region Nordthüringen. Die Aufent- knapp 120.000 im Jahr 2018, innerhalb der Region Nordthüringen die stärkste Tourismusregion. Im haltsdauer von Gästen im Thüringendurchschnitt 45 Vergleich zum Jahr 2001 ist die Zahl der Übernachtungen um 59,6 % und die Zahl der Ankünfte um lag bei 2,5 Tagen. 87,6 % gestiegen. Die Aufenthaltsdauer ist dagegen von 4,0 auf 3,4 Tage gesunken. Die nachfolgende Grafik fasst die touristischen Kennziffern für die Region Nordthüringen im Ver- • Der Kyffhäuserkreis bildet die zweitstärkste Tourismusregion innerhalb des Wirtschaftsraumes Nord- lauf zwischen 2001 und 2018 zusammen. thüringen. Im Jahr 2018 wurden rund 357.300 Übernachtungen und knapp 107.000 Gästeankünfte ge- zählt. Gegenüber 2001 haben sich die Übernachtungen um 35 % verbessert, die Gästeankünfte um 50 %. Die Aufenthaltsdauer lag 2001 bei 3,7 Tagen, im Jahr 2018 bei 3,3 Tagen.

• Im Landkreis Nordhausen lagen 2018 die touristischen Kennwerte mit rund 187.400 Übernachtungen und über 79.600 Gästeankünften deutlich unter den Vergleichswerten im Unstrut-Hainich-Kreis und im Kyffhäuserkreis. Jedoch kann beim Vergleich der Ankunftszahlen 2001 und 2018 eine Verbesserung von

18 % festgestellt werden. Die Zahl der Übernachtungen ist im Vergleich zwischen den Jahren 2001 und 45 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Ankünfte, Übernachtungen und Aufenthaltsdauer der Gäste in Beherbergungsstätten (ohne Camping) nach Kreisen 46 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Ankünfte, Übernachtungen und Aufenthaltsdauer der Gäste in Beherber- (Stichtag: 31.12.) gungsstätten (ohne Camping) nach Kreisen (Stichtag: 31.12.)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

2018 hingegen nahezu gleichgeblieben. Im Die Höhe der Pro-Kopf-Ausgaben der Gäste kann von 0,00 € bei Tagesgästen (z.B. Geschäftsreisende) bis Betrachtungszeitraum gab es sowohl bei den weit über 200,00 € pro Kopf reichen, wenn anspruchsvolle Beherbergungsbetriebe genutzt, gute Lokale Übernachtungen als auch bei den Gästean- frequentiert, Kulturveranstaltungen besucht oder Einkäufe getätigt werden.47 künften jährlich z.T. starke Schwankungen. Die Aufenthaltsdauer ging von 2,8 auf 2,4 Ta- Das Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes stellt fest, dass Tagestouristen pro Kopf ge zurück. durchschnittlich 17,60 € in der Region Nordthüringen ausgeben. Zudem wird angegeben, dass etwa auf ei- nen Übernachtungsgast 7 Tagesreisende kommen. Legt man zur Berechnung der Bruttoumsätze aus dem In der Region Nordthüringen ist die Zahl der Über- Tagestourismus das Nachfragevolumen (Aufenthaltstage) multipliziert mit den Tagesausgaben pro Kopf nachtungen von Auslandsgästen im Vergleich der zugrunde, ergibt sich ein Bruttoumsatz von rund 109,6 Mio. € im Jahr 2014 in der Region Nordthüringen.48 Jahre 2001 und 2014 um 100% angestiegen. Damit Typische Ausgaben von Tagestouristen sind Einkäufe, Restaurant- und Café-Besuche, Ausgaben für Unter- kann im Vergleich zum Freistaat Thüringen haltung, Spiel und Sport, aber auch für Lebensmitteleinkäufe, Pauschalen sowie lokalen Transport. (46,5 %), ein überdurchschnittlicher Zuwachs fest- gestellt werden. Im Jahr 2014 kamen 3,1 % der Bei den Übernachtungsgästen in den Beherbergungsstätten ergeben sich durchschnittliche Pro-Kopf- ankommenden Gäste und 2,5 % der Übernach- Ausgaben in Höhe von 123,40 € (Thüringendurchschnitt 2014).49 Dieser Wert unterliegt naturgemäß großen tungsgäste in Nordthüringen aus dem Ausland. Im Schwankungen sowohl zwischen den einzelnen Betriebsarten als auch regional. Freistaat waren es dagegen 6,7 % der ankommen- den Gäste und 6,1 % der Übernachtungsgäste. Es ist anzunehmen, dass die Pro-Kopf-Ausgaben in der Region Nordthüringen, ähnlich wie bei den durch- schnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben von Tagestouristen, unter dem Durchschnittswert Thüringens liegen. Die Seit 2015 ist die Zahl der ausländischen Gäste in durchschnittlichen Pro-Kopf-Ausgaben von Tagestouristen in Nordthüringen liegen 30 % unter dem Mittel- der Region rückläufig. Thüringenweit unterliegt wert für Gesamtthüringen. Für die Pro-Kopf-Ausgaben der Übernachtungsgäste wird ein ähnliches Verhält- dieser Kennwert starken Schwankungen. Dies ist nis unterstellt. Damit ergibt sich ein Wert von 90,00 € pro Tag und Person. Typisch für Übernachtungsgäste u.a. auf die touristischen Themenjahre der jüngs- sind Ausgaben für die Unterkunft, Dienstleistungen, Gastronomie und Einkäufe. ten Vergangenheit zurückzuführen, die z.T. bei ausländischen Zielgruppen auf große Resonanz Ausgaben Segment Aufenthaltstage x = Bruttoumsatz gestoßen ist. pro Tag und Person

Allein die Quantität des Tages- und Übernach- Tagesreisen 6.667.510 x 17,60 € = 117,3 Mio. € tungstourismus trifft noch keine Aussage zum tou- Übernachtungstouristen 952.510 x 90,00 €54 = 85,7 Mio. € rismuswirtschaftlichen (Mehr-)Wert für eine Regi- on. Eine Studie der dwif consulting GmbH unter- Summe 7.620.080 x 26,65 € = 203,0 Mio. € suchte den Wirtschaftsfaktor Tourismus in Thürin- Tabelle 5: geschätzter Bruttoumsatz in Nordthüringen aus dem Tourismus im Jahr 201850 gen im Jahr 2009 und zeigt die Bandbreite der vom Tourismus profitierenden Branchen sowie das 47 DWIF CONSULTING (2009) Wirtschaftsfaktor Tourismus in Thüringen - Endbericht Potenzial der touristischen Wortschöpfung. 48 FINANZGRUPPE OSTDEUTSCHER SPARKASSENVERBUND (2015) Tourismusbarometer Jahresbericht 2014, S. 25 49 DWIF-CONSULTING GMBH (2015) Wirtschaftsfaktor Tourismus für Thüringen 2014 50 FINANZGRUPPE OSTDEUTSCHER SPARKASSENVERBUND (2015) Tourismusbarometer Jahresbericht 2014

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Unter Berücksichtigung des Ausgabeverhaltens der • Die direkten Wirkungen spiegeln sich im Nettoumsatz wieder. Die Wertschöpfungsquote benennt den Touristen sind das Gastgewerbe (hierzu zählen Anteil des Nettoumsatzes, der zu direktem Einkommen aus der Tourismuswirtschaft wird. sowohl die Beherbergungsbetriebe, inkl. Frühstück, • Das direkte Einkommen resultiert aus den Ausgaben der Besucher und wird durch die Bezahlung von Halb-oder Vollpension als auch die Gastronomie), Hotelrechnungen oder Verköstigungen, durch Einkäufe beim Bäcker, Metzger und im Lebensmittelein- der Einzelhandel (Lebensmittel sowie sonstige zelhandel, den Erwerb regionalspezifischer Produkte / Souvenirs oder sonstiger Waren, den Kauf von Waren) und verschiedene Dienstleister (Veranstal- Eintrittskarten, den Kauf von Fahrscheinen für den Nahverkehr und die Nutzung spezieller Dienstleis- ter, Museen, Erlebnisbäder, Sportveranstaltungen, tungsangebote (z.B. Wellness) bewirkt. Nutzungsgebühren, lokale Transportunternehmer, Parkgebühren, etc.), die direkt vom Tourismus • Nach Abzug der direkten Einkommenseffekte vom Bruttoumsatz verbleibt ein Restbetrag, der von den profitierenden Branchen. direkten Profiteuren für Lieferungen von Vorleistungen bzw. die Inanspruchnahme von Dienstleistun- gen wieder ausgegeben wird. • Damit wird in einer zweiten Wertschöpfungsquote ein indirektes Einkommen durch Zulieferungen (Lie- ferungen des Metzgers oder Bäckers an das Hotel, Stromlieferungen, Marketingprodukte durch Agen- turen, Steuerberater, etc.) und Investitionen für den Bau oder zur Substanzerhaltung (Handwerkerar- beiten, Sanierungen, etc.) sowie die Bereitstellung weiterer Dienstleitungen (z.B. Kreditwesen oder Versicherungen) bewirkt. Aus dem touristischen Einkommensbetrag und unter Berücksichtigung des Einkommens pro Kopf lässt sich ableiten, wie viele Menschen ihren Lebensunterhalt durch den Tourismus bestreiten können. Dabei ist aller- dings zu berücksichtigen, dass viele Beschäftigte in Tourismusbetrieben nur anteilig vom Tourismus leben, einer Teilzeit- oder Saisontätigkeit nachgehen, nur im Nebenerwerb beschäftigt sind und ein eher unter- durchschnittliches Einkommen beziehen. Darüber hinaus ist festzuhalten, dass im Einzelhandel und in der Gastronomie auch Einheimische bedient werden. Daher lassen sich die Beschäftigten eines Unternehmens nur selten zu 100 % der Tourismusbranche zurechnen. Eine genaue Bezifferung der Beschäftigten im Tou- Abbildung 24: touristische Einkommenswirkung51 rismus ist daher unmöglich.

Von einer konkreten Bezifferung der Wertschöp- Die durch den Tourismus ausgelösten Steuereffekte kommen in Form der Umsatz- oder Mehrwertsteuer der fung für einzelne Wirtschaftsbereiche wird an die- Bundeskasse zugute. Darüber hinaus fließt ein nicht unerheblicher Betrag an Lohn- und Einkommensteuer ser Stelle abgesehen. Hierzu wäre eine gesonderte der im Tourismus Beschäftigten und ein Anteil der Gewerbe- und Grundsteuer der vom Tourismus profitie- Studie erforderlich. Dennoch sollen die direkten renden Unternehmen an kommunale Kassen.52 und indirekten touristischen Effekte zumindest beschrieben werden: Bei der Entwicklung touristischer Produkte und Angebote ist die Thüringer Tourismusstrategie 2025 zu be- achten.

51 DWIF CONSULTING (2009) Wirtschaftsfaktor Tourismus in Thüringen – Endbericht 52 DWIF CONSULTING (2009) Wirtschaftsfaktor Tourismus in Thüringen - Endbericht

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

3.5 Bildung und Qualifizierung, Wissenschaft und Forschung

Zentrale Bedeutung bei der wirtschaftlichen Ent- wicklung einer Region hat die Verfügbarkeit bzw. die Gewinnung von qualifizierten bzw. hochqualifi- zierten Arbeitskräften. Damit werden die Arbeits- kräfte zu einem zentralen Standortfaktor.

Der Trend zur Produktion anspruchsvoller Erzeug- nisse und zur Bereitstellung hochwertiger Dienst- leistungen setzt eine entsprechende Qualifizierung der Arbeitskräfte voraus. Es kann davon ausgegan- gen werden, dass sich die Aussichten derjenigen Betriebe, die sich im interregionalen und internati- onalen Wettbewerb behaupten wollen, mit stei- gendem Einsatz von Bildung, Wissen und For- schung verbessern. Damit kann unterstellt werden, dass die Qualifikationsstruktur der Beschäftigten einer Region ein Spiegelbild der Wettbewerbsposi- Abbildung 25: Absolventen/Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen in der Region53 tion der Wirtschaft ist. Zunächst ein Blick auf die Entwicklung des qualitativen und quantitativen Potenzials der Auszubildenden in der Region Nordthüringen seit 2004/05: Berufliche Erstausbildung • Die Anzahl der Schulabgänger (unabhängig vom Schultyp) sank von über 4.000 im Schuljahr 2004/05 Die berufliche Erstausbildung ist eine wichtige kontinuierlich auf einen Tiefstwert von unter 1.800 Schulabgängern im Jahr 2011/2012. Bis zum Schul- Grundlage für die Bereitstellung von qualifiziertem jahr 2017/18 nahm die Zahl auf über 2.300 wieder zu. Facharbeiternachwuchs. Angesichts der Ausrich- tung der Wirtschaftsstruktur mit dominierenden • Das Schuljahr 2004/05 verließen 9 % aller Schulabgänger ohne Schulabschluss, 18 % mit Hauptschulab- kleinen und mittleren Unternehmen und Schwer- schluss, 45 % mit Realschulabschluss und 28 % mit der allgemeinen Hochschulreife (Abitur). punkten im Produzierenden Gewerbe sowie in speziellen Dienstleistungsbereichen sowohl im • Trotz weit weniger Schulabgängern nach dem Schuljahr 2017/18 zeigen sich hinsichtlich des Verhältnis- gesamten Freistaat Thüringen als auch und insbe- ses der Schultypen kaum Unterschiede zum Jahr 2004/05. Im Schuljahr 2008/ 09 verließen nur 11 % der sondere in der Region Nordthüringen spielen Aus- bildungsberufe eine besondere Rolle. 53 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Absolventen/Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen nach Kreisen

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Schüler die Schule ohne Abschluss. 16 % schlossen die Hauptschule ab, 43 % hatten ei- nen Realschulabschluss und 29 % machten Abitur. Mit Ausnahme der Jahrgänge 2007/08 und 2008/09 lag der Anteil der Schulabgänger mit Realschulabschluss im Betrachtungszeit- raum z.T. deutlich höher als der Anteil der Schulabgänger mit Abitur.

Im Ausbildungsjahr 2017/2018 waren 1.491 Aus- bildungsstellen in der Region Nordthüringen insge- samt gemeldet. Dem gegenüber standen 1.529 54 gemeldete Bewerber. Damit bestand eine Unter- Abbildung 26: Merkmale von Bewerbern um Berufsausbildungsstellen versorgung mit Ausbildungsplätzen. Neben dem Eintritt in eine Berufsausbildung haben sich die übrigen Schulabgänger des Schuljahrs 2017/18 Lediglich 23,5 % der 1.491 Bewerber um einen in der Region Nordthüringen für einen weiterführenden Schulweg oder den Beginn eines Studiums ent- Ausbildungsplatz sind weiblich. Insgesamt waren schieden bzw. üben zunächst gemeinnützige oder soziale Dienste (einschließlich Bundeswehr) aus. 19 % aller Bewerber 16 Jahre bzw. jünger, 49 % im Alter von 17 bis unter 20 Jahren, 25 % im Alter von 20 bis unter 25 Jahren und 7 % älter als 25 Jahre.

54 % der Bewerber in der Region Nordthüringen haben ihren allgemeinen Schulabschluss im Jahr 2018 gemacht. Die übrigen 46 % in den Vorjahren.

Von allen 1.491 Bewerbern um einen Ausbildungs- platz haben 456 einen Hauptschulabschluss (31 %), 649 einen Realschulabschluss (43 %), 75 die Fach- hochschulreife (5 %) und 194 die allgemeine Hoch- schulreife (13 %). 18 Bewerber konnten keinen Schulabschluss vorweisen (1 %), zu den übrigen 99 Abbildung 27: Bewerber für Berufsausbildungsstellen nach Berufsbereichen55 Bewerbern (7 %) kann (noch) keine Aussage getrof- fen werden. 54 BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2019) Bewerber und Berufsausbildungsstellen in den Landkreisen Nordhausen, Kyffhäu- ser und Unstrut-Hainich (September 2018) 55 BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2015) Bewerber und Berufsausbildungsstellen in den Landkreisen Nordhausen, Kyffhäu- ser und Unstrut-Hainich (September 2015)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Zusätzlich zum für das Ausbildungsjahr 2017/18 Zusammengefasst hat sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt in der Region Nordthüringen seit dem festgestellten Defizit an Ausbildungsplätzen in der Ausbildungsjahr 2010/11 deutlich geändert: Region zeigt sich bei näherer Betrachtung, dass z.T. ein deutlicher Bewerberüberschuss für einzelne Berufszweige existiert. Dies verdeutlicht auch die voranstehende Abbildung 27.

Korrespondierend zur Branchenstruktur in der Region gibt es einen sehr starken Überhang an Ausbildungsplätzen im Bereich der Rohstoffgewin- nung, der Produktion und der Fertigung. Hier stan- den im Ausbildungsjahr 2017/18 genau 110 Aus- bildungsplätze mehr zur Verfügung als Bewerber vorhanden waren. Ebenfalls deutlich mehr Ausbil- dungsstellen als Bewerber werden im Bereich Bau, Architektur, Vermessung und Gebäudetechnik angeboten (164 Ausbildungsplätze bei 96 Bewer- bern). Im Bereich Kaufmännische Dienstleistungen, Handel, Vertrieb, Tourismus waren 370 Ausbil- dungsstellen gemeldet. Dem gegenüber standen lediglich 285 Bewerber. Insbesondere in diesen drei Berufsfeldern können sich Potenziale für die Abbildung 28: Entwicklung des Ausbildungsmarktes in Nordthüringen56 Region als Ausbildungsstandort ergeben. • Im Vergleich mit dem Ausbildungsjahr 2010/11 ist die Zahl der gemeldeten Bewerber für Berufsausbil- In den übrigen Berufszweigen waren im Ausbil- dungsstellen um 14,4 % von rund 1.800 auf rund 1.530 im Ausbildungsjahr 2017/18 zurückgegangen. dungsjahr 2017/18 z.T. deutlich mehr Bewerber als Ausbildungsstellen gemeldet. Besonders deutlich • 2010/11 blieben rund 1,7 % der Bewerber für Ausbildungsstellen unversorgt, 2017/18 waren es 4,4 %. war der Bewerberüberschuss im Bereich Unter- Die absolute Zahl der unversorgten Bewerber für Ausbildungsstellen unterlag z.T. starken Schwankun- nehmensorganisation, Buchhaltung, Recht und gen innerhalb des Betrachtungszeitraumes. Verwaltung, im Bereich Gesundheit, Soziales, Lehre und Erziehung sowie im Bereich Naturwissen- • Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen hat sich seit dem Ausbildungsjahr 2010/11 rückläufig ent- schaft, Geografie und Informatik aber auch bei wickelt und lag 2017/18 rund 6,4 % unter dem Vergleichswert. Vor 8 Jahren wurden noch 1.633 Stellen land- und forstwirtschaftlichen Berufen, der Tier- angeboten, im Ausbildungsjahr 2017/18 waren es wie zuvor beschrieben 1.529. wirtschaft und im Gartenbau. 56 BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2019) Bewerber und Berufsausbildungsstellen in den Landkreisen Nordhausen, Kyffhäu- ser und Unstrut-Hainich (September 2018)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

• Im Ausbildungsjahr 2010/11 blieben 56 Aus- Qualifikationsstruktur der Beschäftigten bildungsplätze unbesetzt, 2017/18 waren es 75 Plätze. Wie bei den unversorgten Bewer- Im Hinblick auf die Qualifikation der Beschäftigten am Arbeitsort zeigt sich für das Berichtsjahr 2018 folgen- bern für Ausbildungsplätze unterlag auch die de Situation: Entwicklung der Zahl der unbesetzten Ausbil- dungsplätze starken Schwankungen.

• Im gesamten Betrachtungszeitraum zwischen den Ausbildungsjahren 2010/11 und 2017/18 waren in der überwiegenden Zahl der Jahre mehr Bewerber als Ausbildungsstellen gemel- det. Lediglich in den Ausbildungsjahr 2014/15 und 2017/18 lag die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen über der Zahl der gemel- deten Bewerber.

• Der Ausbildungsquotient ergibt sich aus dem Anteil der Auszubildenden dividiert durch die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäf- tigten der Region Nordthüringen. Im Ausbil- Abbildung 29: sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach höchster Qualifikation57 dungsjahr 2010/11 lag dieser Quotient bei 2,3 %. Im Ausbildungsjahr 2017/18 ist der Der Anteil der hochqualifizierten Beschäftigten mit einem akademischen Abschluss lag in der Region Nord- Wert auf 1,7 % zurückgegangen. Dies ist zu- thüringen im Jahr 2018 bei 9,6 % der 86.836 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten am Arbeitsort (8.344 rückzuführen auf eine Zunahme der sozialver- Beschäftigte). Dabei haben geringfügig mehr Frauen als Männer einen akademischen Abschluss. sicherungspflichtig Beschäftigten in der Regi- on bei einer gleichzeitigen Abnahme der ge- Von den Hochqualifizierten besaßen 6.596 ein Diplom, einen Magister- oder Masterabschluss bzw. ein meldeten Bewerber für Berufsausbildungs- Staatsexamen. Lediglich 488 hatten promoviert, hiervon geringfügig mehr Männer als Frauen. 1.260 konn- stellen. ten einen Bachelor-Abschluss vorweisen.

Mit Blick auf die demographische Gesamtentwick- Über 77,3 % der 2018 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region Nordthüringen (67.088 Be- lung der Region entsteht daraus für den regionalen schäftigte) besaßen einen anerkannten Berufsabschluss. Darunter konnten 60.973 Beschäftigte als höchste Arbeitsmarkt eine ernsthafte Bedrohung, da mit Qualifizierung eine Berufsausbildung vorweisen. Weitere 6.116 Beschäftigte hatten einen Meister-, Techni- einer sinkenden Ausbildungsquote ein zahlenmä- ker- oder vergleichbaren Fachschulabschluss. ßig nicht ausreichender Nachwuchs an qualifizier- ten Facharbeitern einhergeht – trotz derzeit stei- 57 BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2017/2018) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Berufsabschluss und Ge- gender Anzahl an Schulabgängern. schlecht in den Landkreisen Nordhausen, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich (Jahresdurchschnitt)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Über 5.649 sozialversicherungspflichtig Beschäftig- werbsfaktor darstellen, sie verbreitern mit ihrer Grundlagenforschung auch die Basis des nationalen und te waren 2018 ohne bzw. noch ohne Ausbildungs- internationalen Innovationssystems. Darüber hinaus können sie mit ihrer angewandten Forschung ein wich- abschluss. Das entspricht 6,5 % aller Beschäftigten tiger Partner von Unternehmen bei der Umsetzung von Innovationsvorhaben sein. in der Region. Innerhalb dieser Gruppe befanden sich rund 2.340 Beschäftigte in der Ausbildung, Nicht zuletzt aus den genannten Gründen können Hochschulen regionalwirtschaftliche Effekte unterstellt hiervon knapp zwei Drittel Männer wie und ein werden. Drittel Frauen. Von rund 5.754 Beschäftigten (6,6 % aller Beschäftigten in der Region Nordthü- In der Region Nordthüringen ist die Hochschule Nordhausen die einzige Hochschule. Sie wurde 1997 ge- ringen) war die Ausbildung bzw. der Abschluss gründet, der Studienbetrieb wurde 1998 aufgenommen. Im Studienjahr 2018 (Sommersemester 2017 + unbekannt. Wintersemester 2017/18) wurden insgesamt 2.313 Studierende gezählt. Davon waren 643 Studienanfänger.

Im Freistaat Thüringen lag der Anteil hochqualifi- zierter sozialversicherungspflichtig Beschäftigter bei 13,2 % im Jahresmittel 2018 und damit um 3,6 Prozentpunkte höher als in der Region Nordthürin- gen. Entsprechend niedriger sind die Anteile derje- nigen Beschäftigten mit anerkannter Berufsausbil- dung (73,4 %) und ohne bzw. noch ohne berufli- chen Ausbildungsabschluss (7,2 %). Bei 8,0 % der Beschäftigten im gesamten Freistaat Thüringen ist die Ausbildung unbekannt.58

Hochschulen

Abbildung 30: Entwicklung der Zahl der Studierenden an der Hochschule Nordhausen59 Im Zuge des Strukturwandels und der Zunahme der Bedeutung von Innovation und Qualifikation Bezogen auf die Einwohnerzahl der Region Nordthüringen (261.743 zum 31.12.2018) lag der Studierenden- für das wirtschaftliche Wachstum von Regionen anteil im entsprechenden Studienjahr 2018 (insgesamt 2.313 Studierende im SS 2017 + WS 2017/18) bei haben Hochschulen einen Bedeutungszuwachs unter 1 %. Im Freistaat Thüringen insgesamt lag der Studierendenanteil im Jahr 2018 bei 2,3 %, in der ge- erfahren. In ihrer Funktion bilden sie nicht nur samten Bundesrepublik bei 3,5 %.60 hochqualifizierte Nachwuchskräfte aus, die in einer

Wissensgesellschaft einen wesentlichen Wettbe- An der Hochschule Nordhausen werden Studienrichtungen in zwei Fachbereichen angeboten:

58 BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2019) Sozialversiche- rungspflichtig Beschäftigte nach Berufsabschluss und 59 HOCHSCHULE NORDHAUSEN (2019) Studierendenzahlen Geschlecht in Thüringen (Jahresdurchschnitt 2018) 60 STATISTISCHES BUNDESAMT (2019) Studierendenzahl im Wintersemester 2018; Bevölkerungsstand 2018

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

• Fachbereich Ingenieurwissenschaften und als 2,5-mal so viele Arbeitsplätze außerhalb der Hochschule als durch die Hochschule selbst. • Fachbereich Wirtschafts- und Sozialwissen- schaften. Zudem profitieren die Unternehmen der Region von einem zusätzlichen Umsatz von mehr als 20 Mio. €, der zu 75 % auf den Ausgaben der Studenten beruht und nur zu gut 25 % durch die Hochschule selbst generiert Neben dem Studienangebot bietet die Hochschule wird. Nordhausen auch ein umfangreiches Angebot zur Forschung und zum Wissenstransfer an. Hierunter Ein erheblicher Anteil des Gesamteffektes, der von der Hochschule für die Region ausgeht, kann als Ressour- verstehen sich unter anderem die: centransfer angesehen werden, der nicht aus Mitteln des Freistaates Thüringen gespeist wird. Zum einen stehen den Studierenden, die (temporär) in die Region kommen, jährlich etwa 12 Mio. € zur Verfügung, von • Herstellung und Pflege von Kontakten zwi- denen rund 6,5 Mio. € in der Region verbleiben (u.a. für Wohnungsmieten oder Konsumgüter). Der andere schen der Region und den Wissenschaftlern Teil des Ressourcentransfers entsteht durch Mittel der Hochschule Nordhausen, die nicht aus dem Landes- der Hochschule; haushalt entstammen.

• Organisation der Kooperation mit Unterneh- Als Bildungseinrichtung ist es jedoch die Hauptaufgabe der Hochschule, zur Humankapitalbildung beizutra- men und Einrichtungen in der Region sowie gen. Zwar leistet die Hochschule in erheblichem Umfang einen Beitrag zur Forschung, im Vordergrund steht mit Kammern und Verbänden; dennoch die Ausbildung. Dieser Bildungsauftrag wirkt auch und insbesondere positiv auf die Struktur der Wirtschaft der Region. Da das Humankapital an den Faktor Mensch gebunden ist, sind es insbesondere Stu- • Ermittlung des Forschungsbedarfs der regio- dierende und Absolventen, die für den Wissenstransfer sorgen. Ziel muss es allerdings sein, das Humankapi- 62 nalen Wirtschaft und anderer regionaler Ein- tal in der Region zu binden, sodass die Unternehmen noch stärker von der Hochschule profitieren können. richtungen sowie die Forschungsförderung;

• Erstberatungen zur Existenzgründung. Forschung und Entwicklung in der Wirtschaft

Die Forschungsschwerpunkte an der Hochschule Aktuelle Aussagen zu Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Wirtschaft auf regionaler Ebene sind Nordhausen liegen in den Bereichen GreenTech, schwierig bis unmöglich zu treffen, da keine statistischen Daten zur Auswertung vorliegen. Management und Governance sowie Soziale und 63 gesundheitliche Dienstleistungen.61 Der Stifterverband für die deutsche Wirtschaft stellt im FuE-Datenreport 2013 für den Freistaat Thüringen fest, dass die internen Aufwendungen für Forschungs- und Entwicklungsaufgaben in den Betrieben zwischen In einer Studie von Arnsmeyer (2012) wurde die 2001 und 2011 um knapp 12 % angestiegen sind. Der Anteil der betriebsinternen FuE-Aufwendungen am ökonomische Bedeutung der Hochschule Nord- BIP lag im Jahr 2001 wie auch im Jahr 2011 unter 1,1 %. Das Personal, welches mit Forschungs- und Entwick- hausen für die Region untersucht und festgestellt, lungsaufgaben in Vollzeit betraut war, lag 2011 in Thüringen um 1,5 % höher als im Jahr 2001. Dennoch ist dass durch die Hochschule insgesamt 541 Arbeits- plätze geschaffen wurden. Dabei entstanden mehr 62 HOCHSCHULE NORDHAUSEN, ARNSMEYER (2012) Die ökonomische Bedeutung der Hochschule Nordhausen für die Region Nordthüringen, S. 23 ff 61 HOCHSCHULE NORDHAUSEN (2019) Forschung 63 Aktuellere Analysedaten liegen nicht vor.

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019 die Forschungs- und Entwicklungsintensität der Gleichzeitig betrug die FuE-Personalintensität in Bezug auf die Beschäftigten des verarbeitenden Gewerbes Wirtschaft in Thüringen deutlich niedriger als im in der Region 25 %, gemessen am Bundesdurchschnitt.65 Durchschnitt aller deutschen Bundesländer.64

Leider lässt sich die Gesamtentwicklung im Frei- 3.6 Soziale Infrastrukturen staat Thüringen nicht äquivalent auf die Region Nordthüringen projizieren, da der Anteil von For- Die Verfügbarkeit von Betreuungsmöglichkeiten für Kinder berufstätiger Eltern, die Nähe allgemeinbilden- schung und Entwicklung in der Wirtschaft in den der Schulen zum Wohnort, die Verfügbarkeit von qualitativ hochwertigem und bezahlbarem Wohnraum, Städten und Landkreisen Thüringens regional sehr Angebote der medizinischen Versorgung und Betreuung, Freizeit- und Kulturangebote oder an Angebote unterschiedlich verteilt ist. öffentlicher Verkehrsmittel gewinnen als weiche Standortfaktoren bei der wirtschaftlichen Entwicklung ei- ner Region zunehmend an Bedeutung. Gemäß der Darstellung der CIMA im Rahmen der Evaluierung der Förderung von Regionalmanage- Im Rahmen des Workshops zur Fortschreibung des regionalwirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes wurde ment und Regionalbudget in Thüringen wurde den weichen Standortfaktoren ein besonders hoher Stellenwert bei der Gewinnung von Fachkräften gege- festgestellt, dass die FuE-Aufwendungen, gemes- ben. Vor diesem Hintergrund erfolgt die nähere Analyse, insbesondere der sozialen Infrastrukturen. sen an der Bruttowertschöpfung des verarbeiten- den Gewerbes, am Standort Jena im Jahr 2009 zweieinhalbfach so hoch, das Personal im FuE- Medizinische Versorgung Bereich dreifach so hoch war wie im bundesdeut- schen Durchschnitt. Auch in anderen Thüringer Zur Beschreibung der medizinischen Versorgung in der Region Nordthüringen werden folgende Indikatoren Regionen (Schmalkalden-Meiningen, Saalfeld- herangezogen: teil- und vollzeitbeschäftigte Ärzte, Zahnärzte und öffentliche Apotheken in Bezug zur Ein- Rudolstadt, Eisenach/Wartburgkreis und in der wohnerzahl, die Anzahl der niedergelassenen Ärzte unter Berücksichtigung spezieller Fachrichtungen sowie Landeshauptstadt Erfurt) konnten beim Anteil des die Versorgung der Region mit Krankenhäusern bzw. Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen. FuE-Personals an den Beschäftigten im verarbei- tenden Gewerbe überdurchschnittliche Werte In der Region Nordthüringen wurden zum 31.12.2018 insgesamt 309 Ärzte in freier Niederlassung statistisch erzielt werden. erfasst (2014: 330). Der größte Anteil unter ihnen entfällt auf Allgemeinmediziner (108) und Praktische Ärzte (24), gefolgt vom Fachgebiet Innere Medizin (45). Diese Berufsgruppen, insbesondere die beiden erstge- Ein Blick auf die Region Nordthüringen zeigt, dass nannten, können grundsätzlich die Grund- und Erstversorgung von Patienten gewährleisten. in den drei Landkreisen Nordhausen, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich im Jahr 2009 in etwa 20 % des Darüber hinaus gibt es in der Region 20 niedergelassene Ärzte der Fachrichtung Frauenheilkunde und Ge- Bundesdurchschnittes in Bezug auf den Anteil der burtshilfe, 17 Kinder- und Jugendmediziner, 13 Orthopäden bzw. Unfallchirurgen, 12 Augenärzte, jeweils 6 FuE-Ausgaben an der Bruttowertschöpfung des diagnostische Radiologen und HNO-Ärzte, 8 Nervenheilkundler und jeweils 7 Ärzte für Haut- und Ge- verarbeitenden Gewerbes zu verzeichnen war.

64 STIFTERVERBAND FÜR DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT (2013) 65 CIMA INSTITUT FÜR REGIONALWIRTSCHAFT GMBH (2013) Evaluierung der Förderung von Regionalmanagement und Regio- FuE-Datenreport – Analysen und Vergleiche, S.21 nalbudget, S. 55

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019 schlechtskrankheiten sowie Urologen. 8 Ärzte in freier Niederlassung sind Chirurgen. 28 weitere, niedergelassene Ärzte werden sonstigen Gebieten zugeordnet.

Abbildung 32: Ärzte, Zahnärzte und öffentliche Apotheken je Einwohner67

In der Region Nordthüringen wie auch im gesamten Freistaat Thüringen hat sich das Verhältnis der Einwoh- ner je niedergelassenem Arzt zwischen 2005 und 2018 verbessert. Kamen im Jahr 2005 noch 320 Einwohner auf einen Arzt (300 in Thüringen), waren es 2019 nur noch 241 (227 in Thüringen).

Hinsichtlich der Anzahl der Einwohner je Zahnarzt ist nach positiven Entwicklungen bis zum Jahr 2015 ab 2016 eine Verschlechterung zu verzeichnen. 2018 wurden durchschnittlich 1.173 Patienten von einem Zahnarzt betreut (1.085 in Thüringen).

Noch deutlicher verschärft hat sich das Verhältnis von Einwohnern je öffentlicher Apotheke. In Nordthürin- gen kamen 2005 gut 4.480 Menschen (4.150 in Thüringen) auf eine öffentliche Apotheke. 2018 waren es 4.191 (3.964 in Thüringen).

Abbildung 31: Ärzte in freier Niederlassung66 Die Ärzte- und Zahnärztedichte sowie die Dichte der öffentlichen Apotheken sind im gesamten Freistaat günstiger als in der Region Nordthüringen.

66 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Ärzte in freier Niederlassung nach Kreisen (Stichtag: 31.12.2018) 67 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Ärzte, Zahnärzte und öffentliche Apotheken je Einwohner (Stichtag: 31.12.)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Die Veränderung des jeweiligen Verhältnisses von Vorsorge- und Rehabilitations- Krankenhäuser einrichtungen Einwohnern je Arzt, Zahnarzt bzw. öffentlicher Bezugsgebiet Betten i. Jahres- Betten i. Jahres- Apotheke ist hauptsächlich auf den Bevölkerungs- Gesamt Gesamt rückgang in der Region und im gesamten Freistaat durchschnitt durchschnitt

Thüringen zurückzuführen. Freistaat Thüringen 43 15.770 33 5.691 Region Nordthüringen 8 2.730 4 718 Anzunehmen ist aufgrund der demographischen LKR Nordhausen 3 984 0 0 Entwicklungen, dass sich das Verhältnis in den Kyffhäuserkreis 1 462 2 328 kommenden Jahren weiter verschlechtern bzw. Unstrut-Hainich-Kreis 4 1.284 2 390 zumindest nicht verbessern wird, da zahlreiche Tabelle 6: Krankenhäuser und Vorsorge- / Rehabilitationseinrichtungen nach Kreisen69 Ärzte altersbedingt aus dem Berufsleben ausschei- den werden. Ob die frei werdenden Stellen nach- besetzt werden können ist derzeit nicht absehbar.

Darüber hinaus ist anzunehmen, dass sich auf- grund der zunehmenden Anzahl betagter und hochbetagter Menschen der medizinische Versor- gungsaufwand je Einwohnervergrößern wird.

Insofern besteht Handlungsbedarf.

Die Versorgung der Region mit Krankenhäusern, Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen sowie der jeweiligen durchschnittlichen Bettenzahl (Er- fassung zum 31.12.2017) ist der nachfolgenden Abbildung 33: Pflegeeinrichtungen und Pflegebedürftige70 Tabelle 6 zu entnehmen. 71 1999 wurden bereits rund 5.640 Empfänger von Pflegegeld erfasst. Die Zahl ist bis 2015 um 32,1 % auf 72 Korrespondierend zur Alterung der Bevölkerung rund 7.450 Empfänger gestiegen. Darüber hinaus wurden 2017 knapp 3.020 Menschen ambulant und bzw. Zunahme betagter und hochbetagter Men- schen hat auch die Zahl der Pflegebedürftigen zwi- 69 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Krankenhäuser/Reha-Einrichtungen nach Kreisen (Stichtag: 31.12.2018) schen 1999 und 2015 zugenommen.68 70 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Pflegeeinrichtungen und Pflegebedürftige nach Kreisen (Stichtag: 15.12.) 71 Pflegebedürftige können anstelle der häuslichen Pflegehilfe ein Pflegegeld beantragen. Dies setzt voraus, dass der Pflegebedürftige mit dem Pflegegeld die erforderliche Grundpflege und hauswirtschaftliche Versorgung durch eine Pflegeperson in geeigneter Weise selbst sicherstellt. Als Pflegebedürftig gelten solche Personen, die wegen einer körperlichen, geistigen oder seelischen Krankheit oder Behinderung voraussichtlich für mindestens sechs Monate 68 Jüngere Bezugsdaten waren nicht verfügbar. der Hilfe bedürfen.

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

über 4.050 Menschen vollstationär73 gepflegt. Kinderbetreuung Gegenüber 1999 wurden damit rund 79 % mehr Menschen ambulant und rund 105 % mehr vollsta- In der Region Nordthüringen wurden im März 2018 insgesamt 173 Kindertageseinrichtungen statistisch tionär gepflegt. erfasst. In diesen Einrichtungen stehen mehr als 12.500 Plätze zur Kinderbetreuung zur Verfügung. Aller- dings sind hinsichtlich der Auslastung Kapazitäten frei, da im März 2018 lediglich knapp 11.370 der Plätze Deutlich ist auch die Zunahme der Pflegebedürf- besetzt waren. ten, die teilstationär gepflegt werden, um 97 % im Zeitraum zwischen 1999 und 2017 gestiegen. In Bezug auf die Entwicklung der Anzahl der Kindertageseinrichtungen seit 2007 ist folgendes festzustellen:

Mit steigendem Bedarf hat sich auch die Anzahl • Insgesamt ist die Zahl der Kindertageseinrichtungen seit 2007 leicht zurückgegangen. Bei detaillierter der Pflegeeinrichtungen nach oben entwickelt. Gab Betrachtung der statistischen Datenlage wird deutlich, dass die Zahl der Einrichtungen, die ausschließ- es 1999 erst knapp 50 ambulante und rund 40 lich Kinder im Alter von 2 bis 8 Jahren betreuen, von 54 auf 13 sehr stark zurückgegangen ist, während stationäre Pflegeeinrichtungen, wurden 2017 ge- die Zahl der Einrichtungen, in denen Kinder aller Altersgruppen betreut werden, sich von 127 auf 160 nau 56 ambulante und 77 stationäre Einrichtungen deutlich erhöht hat. Bei der Entwicklung der Zahl der Einrichtungen zur Betreuung von Kindern aller Al- gezählt.74 tersgruppen sind im Verlauf der vergangenen 9 Jahre deutliche Schwankungen zu verzeichnen gewe- sen.

• Ein Teil aller Einrichtungen hat den Status „integrative Betreuung“. Die Anzahl dieser Einrichtungen war

zwischen 2007 und 2010 rückläufig, schwankte anschließend und entwickelte sich bis 2016 wieder po- 72 Pflegebedürftige in ambulanter Pflege erhalten eine sitiv. Seit 2017 sind rückläufige Zahlen festzustellen. Im März 2018 lag die Anzahl der Kitas, in denen die Grundpflege und eine hauswirtschaftliche Versor- gung (häusliche Pflegehilfe). Kinder integrativ betreut werden, bei 45. 73 Bei der stationären Pflege wird unterschieden zwi- schen vollstationärer Dauerpflege bzw. Kurzzeitpfle- • Nach einem Rückgang der genehmigten Plätze in Kindertageseinrichtungen vom Jahr 2007 (ca. 12.300) ge in einer vollstationären Einrichtung und der teil- zum Jahr 2009 (11.880) stieg die Zahl der Plätze bis zum Jahr 2018 bis zu einem Wert von mehr als stationären Pflege in Form von Tages- und/oder 12.500 an. Im Zeitverlauf waren jedoch Schwankungen zu beobachten. Nachtpflege. 74 Bei ambulanten Pflegeeinrichtungen handelt es sich • Nach einem zwar geringen, aber kontinuierlichen Anstieg der Anzahl betreuter Kinder im Zeitraum zwi- um Pflegedienste, die unter ständiger Verantwor- schen 2008 und 2013 von rund 10.000 auf knapp 11.000 ging die Zahl der betreuten Kinder in den Ta- tung einer ausgebildeten Pflegekraft Pflegebedürfti- geseinrichtungen bis 2015 wieder leicht zurück. Seither steigt die Anzahl zu betreuender Kinder in Ta- ge in ihrer Wohnung pflegen und hauswirtschaftlich versorgen. geseinrichtungen wieder an. 2018 waren es knapp 11.370. Stationäre Pflegeeinrichtungen sind voll- und teilsta- tionäre Pflegeheime, in denen Pflegebedürftige un- • Dabei ist eine divergierende Nachfrageentwicklung von Plätzen in Kindertageseinrichtungen zwischen ter ständiger Verantwortung einer ausgebildeten den Mittelzentren und dem ländlich geprägten Raum zu beobachten. Dies hat in den letzten Jahren da- Pflegekraft gepflegt werden und ganztägig (vollstati- zu geführt, dass in den Mittelzentren die Nachfrage über den verfügbaren Plätzen liegt. onär) und/oder tagsüber oder nachts (teilstationär) untergebracht und verpflegt werden können.

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Allgemeinbildende Schulen

In der Region Nordthüringen wurden zum Schuljahr 2018/19 genau 117 allgemeinbildende Schulen erfasst. Zum Schuljahr 2007/08 waren es noch 122 Schulen.

Zum Schuljahr 2007/08 besuchten insgesamt rund 23.420 Schülerinnen und Schüler allgemeinbildende Schulen. Die Zahl sank bis zum Schuljahr 2009/10 auf rund 22.650. Seither steigt die Schülerzahl wieder an und erreichte um Schuljahr 2018/19 den Wert von über 24.900. Im Schuljahr 2018/19 wurden damit 6,3 % mehr Schüler registriert als zum Schuljahr 2007/ 08.

76 Abbildung 34: Tageseinrichtungen für Kinder75 Abbildung 35: allgemeinbildende Schulen und Entwicklung der Schülerzahl

Als Anlage ist am Ende des Konzeptes eine Karte In der Region Nordthüringen gibt es insgesamt 58 Grundschulen, 26 Regelschulen, 13 Gymnasien sowie 18 zur räumlichen Verteilung der Kindertagesstätten Schulen sonstigen Schultyps (Gemeinschaftsschulen, Förderschulen). Als Anlage ist am Ende des Konzeptes in der Region Nordthüringen beigefügt (Anlage 1). eine Karte zur räumlichen Verteilung der Schulen nach Schultypen in der Region Nordthüringen beigefügt Bezugsjahr ist 2018. (Anlage 2).

In Bezug auf die Entwicklung der Schulabgänger je Schultyp wird auf den Gliederungspunkt 3.4. verwiesen.

75 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Tagesein- richtungen für Kinder nach Kreisen (Stichtag: 15.03.) 76 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) Allgemeinbildende Schulen nach Kreisen

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

4 Entwicklung regionalwirtschaftli- cher Indikatoren

Zur Bemessung der Veränderungen regionalwirt- schaftlich bedeutsamer Kennwerte (Indikatoren) in der Region und im Vergleich zum Thüringentrend erfolgt eine zusammenfassende, tabellarische Ge- genüberstellung einzelner Kennwerte. Verglichen werden die Jahre 2010, 2014 und 2018.

Folgende Indikatorengruppen werden betrachtet:

• Bevölkerungsstruktur und -entwicklung • Wirtschaftspotenzial und Branchenstruktur • Arbeitsmarktsituation • Löhne und Einkommen

Die nebenstehende Abbildung verdeutlicht die ermittelten Ergebnisse. Die Farbigkeit folgt dem Ampelsystem (rot, gelb, grün): Sofern das Ziel des Indikators auf Wachstum ausgerichtet ist (z.B. Be- völkerung gesamt), wird der höchste Wert grün Abbildung 36: Entwicklung regionalwirtschaftlicher Indikatoren77 dargestellt, der mittlere Wert gelb, der niedrigste Wert rot.

Bei Indikatoren, für die eine Verringerung ange- strebt wird (z.B. die Anzahl der Pendler) wird der höchste Wert rot dargestellt, der mittlere Wert gelb, der niedrigste Wert grün.

Die Bezugswerte 2010 sind als Zahlenwert (Anzahl von Personen, Durchschnittsbetrag, Gesamtsum- me) oder Saldo (z.B. Pendler: Anzahl der Einpend- ler minus der Anzahl der Auspendler) angegeben. 77 THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019)

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

5 SWOT-Analyse

Ausgehend von der umfangreichen Gebietsanaly- • Matrix 1: Bevölkerung und Demographie se, die im Wesentlichen die aktuelle demographi- o Bevölkerungsentwicklung sche, wirtschaftliche und soziale Situation in Nord- o Daseinsvorsorge thüringen beschreibt, werden auf den folgenden Seiten im Rahmen einer SWOT-Analyse diese bis- • Matrix 2: Infrastruktur herigen Ergebnisse klassifiziert und nach o Verkehrsinfrastruktur o Breitbandversorgung • Stärken (strengths, S), o soziale Infrastrukturen • Schwächen (weaknesses, W), • Chancen (opportunities, O) und • Matrix 3: Gewerbe und Wirtschaft • Risiken (threats, T) o Flächenentwicklung o Wirtschafts- und Branchenstruktur zusammengefasst. o Wertschöpfung o Forschung und Entwicklung, Innovation Die SWOT-Analyse ist ein allgemein anerkanntes o Tourismuswirtschaft Instrument der strategischen Planung.78 Hier, im Rahmen der Erarbeitung des Regionalwirtschaftli- • Matrix 4: Arbeitsmarkt und Fachkräfte chen Entwicklungskonzeptes für die Region Nord- o Arbeitsmarkt thüringen, stellt sie eine themenbezogene Positi- o Ausbildung onsanalyse des Betrachtungsraumes dar. Sie un- o Fachkräfte terstützt bei Feststellung von Handlungsbedarfen o Hochschulen und Entwicklungspotenzialen sowie bei der Erar- beitung von Strategien der regionalwirtschaftlichen Entwicklung.

Die Informationsdichte der SWOT-Analyse erfor- dert eine thematische Gruppierung der unter Glie- derungspunkt 3 untersuchten Schwerpunkte in unterschiedliche Matrizen. Diese sind in der nach- folgenden Darstellung strukturiert:

78 PROJEKTMAGAZIN – DAS FACHPORTAL FÜR PROJEKTMANAGE- MENT (2015) SWOT-Analyse

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Integriertes Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen – Fortschreibung 2019

5.1 SWOT-Matrix „Bevölkerung und Demographie“

Stärken (S) Schwächen (W) Chancen (O) Risiken (T) S1 einzelne Gemeinden mit Bevölke- W1 zunehmend negative natürliche O1 vereinzelt Gemeinden mit Bevölke- T1 räumlich differenzierte Bevölke-

rungszuwachs und Gemeinden mit Bevölkerungsentwicklung rungszuwachs bzw. stabiler Bevöl- rungsentwicklung, zunehmende stabiler Bevölkerungsentwicklung W2 wieder steigende Wanderungsver- kerungsentwicklung Überalterung der Bevölkerung, luste O2 Profilierung des ländlichen Raumes „entvölkerte“, leere Räume W3 niedrige Bevölkerungsdichte als Wohnstandort über Verbesse- T2 stark rückläufige Bevölkerungsent- ntwicklung e W4 Frauendefizit in der Müttergenera- rung und Modernisierung der bau- wicklung in der gesamten Region; tion (20 bis 40-jährige) und Frau- lichen Infrastruktur zukünftig Mangel an Humanres- enüberschuss bei den über 65- sourcen jährigen (Singularisierung) T3 zunehmende Alterung der Bevölke-

Bevölkerungs W5 Abwanderung junger (gut ausge- rung bildeter) Menschen – „brain drain“ S2 (noch) gute Wahrnehmung zent- W6 in der Regel kommunal ausgerich- O3 Erarbeitung und Umsetzung the- T4 Verlust an Einrichtungen der öf- ralörtlicher Funktionen durch Klein- tete Entwicklungsinitiativen und matischer, flexibler Konzepte zur fentlichen Daseinsvorsorge und Inf- und Mittelstädte geringer Anteil privatwirtschaftli- Begleitung der von enormer rastrukturen sowie Versorgungs- S3 ehrenamtliches Engagement cher Akteure bei der Erfüllung von Schrumpfung betroffenen Regio- leistungen aufgrund fortschreiten- Daseinsfunktionen nen und zur Sicherung der ver- der Standortkonzentration (Aus- W7 zunehmende Defizite in der woh- schiedenen Bereiche der Daseins- dünnung wohnortnaher Infrastruk- nortnahen Versorgung vorsorge turen) W8 Unterschreitung von Mindestaus- O4 Entwicklung neuer Formen des T5 steigende Kosten der Erhaltung lastungen von Infrastrukturen, Zusammenlebens und -wirkens eines flächendeckenden Angebotes Schließungen O5 Nutzung von Humanressourcen in an Infrastrukturen aufgrund ab-

Daseinsvorsorge W9 ungenügender Sanierungszustand der Region nehmender Bevölkerungsdichte, und fehlende Barrierefreiheit öf- O6 interkommunale Zusammenarbeit Auslastungs- und Tragfähigkeits- fentlicher Einrichtungen, sozialer O7 innovative Co-Finanzierungs- probleme, hohe Pro-Kopf-Kosten Infrastrukturen Modelle T6 geringe bzw. weiter rückläufige Finanzausstattung der Kommunen

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

5.2 SWOT-Matrix „Infrastruktur“

Stärken (S) Schwächen (W) Chancen (O) Risiken (T) S1 überregionale Erreichbarkeit der W1 teils mangelhafter Ausbauzustand O1 eine gut ausgebaute Verkehrsinfra- T1 Verschlechterung der Erreichbar- Region hat sich mit dem Ausbau intraregionaler Verkehrswege; Ent- struktur bringt Vorteile im Wett- keiten aufgrund mangelnder Sanie- der Verkehrsinfrastrukturen in den schleunigung des Verkehrs (B4, bewerb um Menschen und Unter- rungszustände der Verkehrsinfra- letzten Jahren stark verbessert B247, L 1034 – Sondershausen – nehmen und kann u.a. die schlech- strukturen (A38, A71) Bad Frankenhausen) te Anbindung an den Luftverkehr T2 Verzögerung der Schließung von S2 in der Regel gute intraregionale W2 mangelnde, z.T. fehlende überregi- ausgleichen Engpässen im Verkehrsnetz kann Erschließung für den motorisierten onale Anbindung der Region über O2 Verbesserung der Erreichbarkeit die Wirtschaftsentwicklung in der Individualverkehr den ÖPNV, SPNV über den SPNV Region hemmen S3 flächendeckend gute Erreichbarkeit W3 schlechte Anbindung an den Luft- Verkehrsinfrastruktur höherrangiger zentraler Orte (30 verkehr und an Wasserstraßen / Minuten) Häfen S4 deutliche Fortschritte im Breit- W4 weiterhin unterdurchschnittlicher O3 aktuelle Förderprogramme zur T3 Breitbandversorgung im ländlichen

bandausbau in den vergangenen Ausbauzustand von Hochge- Ermittlung des Ausbaubedarfs und Raum ist für die Netzbetreiber Jahren schwindigkeitsnetzen (>50 Mbit/s) zur Förderung des Breitbandaus- nicht wirtschaftlich baus T4 mangelnde Breitbandversorgung O4 gut ausgebaute Breitbandinfra- wird zum Hemmnis bei der Stan- struktur bringt Vorteile im Stand- dortentscheidung von Unterneh- ortwettbewerb um Menschen und men Unternehmen

Breitbandversorgung O5 gute Breitbandversorgung als Qua- litätsfaktor für den Wohnstandort S5 gute bzw. bedarfsgerecht steigen- W5 rückläufige Gesundheitsinfrastruk- O6 neue Konzepte zur Gesundheits- T5 fortschreitender Mangel bei der

de Versorgung mit Pflegeeinrich- turen und Ärztemangel im ländli- versorgung für den ländlichen ärztlichen Versorgung und bei Ge- tungen (ambulant/stationär) chen Raum Raum (e-Health) sundheitsinfrastrukturen S6 bedarfsgerechtes Angebot an Ta- W6 altersbedingtes Ausscheiden aus T6 fehlender Nachwuchs in medizini- geseinrichtungen für Kinder medizinischen Berufen schen Berufen

soziale soziale T7 zunehmender Bedarf an spezieller

Infrastrukturen Pflege und Betreuung aufgrund der Zunahme von Hochbetagten

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

5.3 SWOT-Matrix „Gewerbe und Wirtschaft“

Stärken (S) Schwächen (W) Chancen (O) Risiken (T) S1 überwiegend klein- und mittel- W1 viele ungenutzte Konversionsflä- O1 vorhandene und in Entwicklung T1 Zersiedelung der Landschaft durch ständische Unternehmen chen und ungenutzte Flächenpo- befindliche Industriegroßflächen extensive Gewerbeflächenentwick- S2 einzelne große, z.T. weltweit ver- tenziale O2 große Flächenpotenziale innerhalb lung netzte, regional ansässige Unter- W2 wenige Großunternehmen von Konversionsstandorten können T2 nicht bedarfsgerechte Flächenent- nehmen W3 produzierendes Gewerbe und für gewerbliche Zwecke (neu) er- wicklung kann zu langfristig brach-

S3 Branchenschwerpunkte in der Dienstleistungssektor mit unter- schlossen werden liegenden Industrie- und Gewerbe- Metall-, Elektro- und Stahlindustrie, durchschnittlichen Beschäftigten- O3 Gewerbeflächenentwicklungskon- flächen führen bei der Produktion häuslich kon- anteilen im Thüringendurchschnitt zept als Grundlage für die gezielte T3 sinkende Wettbewerbsfähigkeit struktur sumierter Güter, im Baugewerbe, (aber: regional sehr unterschiedlich Vermarktung von Potenzialflächen kleinerer und mittelständischer Un- im Gesundheitswesen, im Handel ausgeprägt) und -standorten ternehmen hinsichtlich der rückläu- sowie in der öffentlichen Verwal- W4 im Thüringenvergleich noch unter- O4 klein- und mittelständische Unter- figen Verfügbarkeit von Fachkräf- tung, der Verteidigung und der So- durchschnittlicher Besatz mit Un- nehmen können dynamischer auf ten und hochqualifiziertem Perso- und Branchen

zialversicherung ternehmen in Wachstumsbranchen veränderte Marktstrukturen rea- nal - S4 30 % der sozialversicherungspflich- W5 kaum Unternehmenskooperatio- gieren tig Beschäftigten sind in wissensin- nen oder -netzwerke O5 wachsende Anzahl von in Wachs- tensiven Wirtschaftszweigen be- tumsfeldern tätigen Unternehmen

Wirtschafts schäftigt O6 Ausbau der Gründungsinfrastruktur S5 Schwerpunkte in Wachstumsfel- kann die Unternehmensbasis ver- dern in den Städten Nordhausen breitern und Mühlhausen (Green Tech, Umweltfreundliche Energien, Ma- schinenbau, Automobile) S6 konstant positive Entwicklung der W6 unterdurchschnittliches Lohn- und O7 Produktivität, unterdurchschnittli- T4 unterdurchschnittliches Lohnni- Bruttolöhne und -gehälter Gehaltsniveau in der Region ches Lohnniveau und verbesserte veau als Hemmnis für nachhaltige

S7 hoher Anteil der Bruttowertschöp- W7 unterdurchschnittliche Bruttowert- Verkehrsanbindung können die regionalwirtschaftliche Entwicklung

fung fung im Dienstleistungssektor an schöpfung (BIP/Erwerbstätigen) im Region attraktiv für Investitionen (Image als Billiglohn-Region)

Wertschöp- der Gesamtbruttowertschöpfung Vergleich zum gesamten Freistaat machen

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Stärken (S) Schwächen (W) Chancen (O) Risiken (T)

S8 Hochschule Nordhausen als For- W8 geringer Anteil an betriebsinternen O8 umfangreiches Angebot der Hoch- T5 klein- und mittelständische Unter- schungs- und Entwicklungseinrich- Aufwendungen für Forschungs- schule Nordhausen zur Forschung nehmen verfügen in der Regel tung und Entwicklungsaufgaben und Entwicklung bzw. zum Wissen- kaum über eigenes Personal für W9 fehlendes Personal in den Unter- stransfer durch Vernetzung und Forschung und Entwicklung, was , Innovation nehmen, das mit Forschungs- und Kooperation stärker nutzen längerfristig Entwicklungshemm- Entwicklungsaufgaben in Vollzeit nisse zur Folge haben kann betraut ist Forschung und Ent- wicklung S9 überdurchschnittliche Steigerung W10 intraregional deutliche Unterschie- O9 Steigerung der Bruttoumsätze im T6 zu starke Fokussierung auf den

der touristischen Kennziffern (Gäs- de der Entwicklung der touristi- Tourismus kann signifikante Ein- Tourismus als Wirtschaftsfaktor in teankünfte und Übernachtungen) schen Kennziffern (nachrangig: kommenseffekte in der Region aus- der gesamten Region (regionalwirt-

schaft in der Region im Vergleich zum Landkreis Nordhausen) lösen schaftliche Mehrwerte sind nur Freistaat Thüringen schwer messbar) Tourismuswirt-

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5.4 SWOT-Matrix „Arbeitsmarkt und Fachkräfte“

Stärken (S) Schwächen (W) Chancen (O) Risiken (T) S1 überdurchschnittlicher Rückgang W1 weiterhin überdurchschnittlich O1 Stärkung der Wirtschaftszentren T1 Verstetigung einer konstant hohen der Arbeitslosenzahlen, steigende hohe Arbeitslosenquote im Thürin- mit z.T. Einpendlerüberschuss als Arbeitslosigkeit (älterer Menschen)

Zahl der sozialversicherungspflich- genvergleich Arbeitsplatzschwerpunkte im ländlichen Raum tig Beschäftigten am Arbeitsort in W2 deutlich mehr Auspendler aus als O2 demographiebedingter Rückgang T2 Verstetigung einer konstant hohen den vergangenen 5 Jahren Einpendler in die Region der Arbeitslosigkeit Jugendarbeitslosigkeit im ländli- S2 hoher Anteil von Beschäftigten im W3 fehlende Wahrnehmung des regio- chen Raum mit der Gefahr der Ab-

Arbeitsmarkt produzierenden Gewerbe nalen Arbeitsplatzangebotes wanderung („brain drain“) S3 steigende Zahl der Erwerbstätigen W4 schlechtes Image der Arbeitsmarkt- region

S4 wieder steigende Zahl an Schulab- W5 relativ geringer Anteil an Schulab- O3 junge Menschen schon bei der T3 Verstetigung bzw. Anstieg einer gängern in den vergangenen Jah- gängern mit Hochschulreife Ausbildung, ggf. bereits in den letz- konstanten Zahl an unbesetzten ren W6 sinkende Zahl der Berufsausbil- ten Schuljahren an die Region bin- Ausbildungsplätzen S5 hoher Anteil an Schulabgängern dungsstellen den T4 Abwanderung von Schulabgängern mit Realschulabschluss W7 rückläufige Anzahl der Auszubil- O4 Erhalt und Attraktivierung von bzw. Auszubildenden, da z.T. deut- denden gemessen an der Gesamt- Berufsschulstandorten in der Regi- liches Ausbildungsstellendefizit in zahl der sozialversicherungspflich- on einigen Branchen (u.a. Unterneh-

tig Beschäftigten (rückläufiger Aus- O5 unbesetzte Ausbildungsstellen in mensorganisation/ Buchhaltung/ bildungsquotient), trotz steigender einzelnen Berufszweigen (u.a. Roh- Recht/ Verwaltung, Gesundheit/ Zahl der Schulabgänger stoffgewinnung/ Produktion/ Ferti- Soziales/ Lehre/ Schule, Verkehr/ gung, Bau/ Architektur/ Vermes- Logistik/ Schutz und Sicherheit) Ausbildung sung/ Gebäudetechnik) als Mög- lichkeit Auszubildende aus anderen Regionen anzulocken O6 Verknüpfung von Schule, Berufs- schule, Hochschule mit der Wirt- schaft (duale Ausbildung, duales Studium)

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Stärken (S) Schwächen (W) Chancen (O) Risiken (T) S6 hoher Anteil an den sozialversiche- W8 geringer Anteil an hochqualifizier- O7 zunehmender Bedarf an gut aus- T4 Abnahme der Zahl junger Arbeits- rungspflichtig Beschäftigten mit ei- ten sozialversicherungspflichtig Be- gebildet Fachkräften kräfte / Abwanderung von Auszu- nem Abschluss einer anerkannten schäftigten (unterdurchschnittlich bildenden; Ersatzbedarf aus dem

Berufsausbildung (70 %) im Thüringenvergleich) Berufsleben ausscheidender Ar- W9 hoher Anteil gering qualifizierter beitnehmer kann nicht aus der Re- Arbeitnehmer, hoher Anteil an gion heraus gedeckt werden; Ver- Teilzeitarbeitskräften und geringfü- lust von Humankapital Fachkräfte gig Beschäftigten T5 fehlendes bzw. zunehmend rück- läufiges Potenzial an Fachkräften ist ein Hemmnis für Unterneh- mensneuansiedlungen S7 Hochschule Nordhausen als Ausbil- W10 geringer Bevölkerungsanteil mit O8 umfangreiches Angebot der Hoch- T6 Entfernung / Distanz zu Hochschul- dungsstätte (Bildungsauftrag) und „Hochschulreife“ in der Region schule Nordhausen zur Forschung standorten kann Innovation hem- Zentrum für Forschung und Ent- W11 kaum Vernetzung zwischen Hoch- und zum Wissenstransfer men wicklung (Ressourcentransfer) schule und Wirtschaft in der Region O9 Verbesserung der Erreichbarkeit T7 Verlust von Wissen und Humanka- S8 regionalwirtschaftliche Bedeutung (auch digital) von Hoch- und Be- pital, wenn es nicht gelingt, die Ab- der Hochschule Nordhausen rufsschulen; standortunabhängiges solventen dauerhaft in der Region Lernen; e-Learning zu binden O10 Stärkung der Vernetzung von Hochschule und Wirtschaft in den

Hochschulen Wachstumsfeldern „Green Tech“ und „Umweltfreundliche Energien“ O11 Aufbau des geplanten Forschungs- instituts für Ressourcenmanage- ment und nachhaltiges Bauen

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Integriertes Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen – Fortschreibung 2019

6 Regionalmanagement Nordthü- Einige Vorhaben wurden unabhängig vom Regionalbudget durch die Regionalmanager betreut. Andere Pro- jekte wiederum konnten nur mit Hilfe der eigens zur Verfügung gestellten Mittel des Regionalbudgets finan- ringen seit 2017 ziert und umgesetzt werden. Das Regionalmanagement Nordthüringen hat folgende Maßnahmen mit dem

Fördermittelgeber abgestimmt und bereits abgeschlossen oder bereitet eine zeitnahe Durchführung vor: Das Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wis- senschaft und Digitale Gesellschaft fördert seit A - Gewerbe und Wirtschaft Juni 2017 ein Regionalmanagement in Nordthü- ringen. • Imagefilm Wirtschaftsregion Nordthüringen • Modularer Messestand inkl. Ausstattung Über einen Zeitraum von 3 Jahren steht der Regi- • Anbindung UH an Gewerbedatenbank on zur Durchführung des Regionalmanagements • Gewerbeflächenentwicklungskonzept 801.000 € zur Verfügung. • Erstellung wirtschaftsnahe Bilderdatenbank • Masterplan Kali-Region Bei einer Förderquote von 75 % und einem Zu- schuss von 600.000 € bringt die Region einen B - Arbeitsmarkt und Fachkräfte Eigenanteil von 201.000 € auf. • Weiterentwicklung Webseite Seit Anfang 2019 steht der Region darüber hinaus • Kommunikationsstrategie ein Regionalbudget in Höhe von 1.125.000 € über • Stellenanzeiger: Perspektive Job (2018 und 2019) eine Laufzeit von 3 Jahren zur Verfügung. • Regionalmarketingkampagne zur Fachkräftegewinnung • Leitfaden Fachkräftegewinnung für KMU Das TMWWDG fördert das Regionalbudget eben- • Impulsreferat „Generation Z“ in KYF und UH falls im Rahmen der GRW-Infrastruktur-Richtlinie • Fachkräftemesse BBK mit einer Förderquote von 80 %. • Broschüre „Willkommen in Nordthüringen“

Eine zentrale Aufgabe des Regionalmanagements C – Infrastruktur ist die Entwicklung und Durchführung von Maß- • Integriertes Mobilitätskonzept nahmen zur Erreichung der im IREK benannten

Zielstellungen durch die abgeleiteten Schlüssel- D - Weiche Standortfaktoren maßnahmen. Diese wurden durch die Mitarbeiter des Regionalmanagements zu konkreten Projek- • Aktualisierung IREK ten weiterentwickelt.

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Im Folgenden werden einige Themen und Maß- thüringen sowie mit einer Darstellung der Region als attraktiver Wohn- und Wirtschaftsstandort. nahmen aus der ersten Laufzeit des Regionalma- Weiterhin beinhaltet das Konzept eine Social Media Kampagne (über Facebook und Instagram), Messeauf- nagements vorgestellt: tritte und Veranstaltungen, die Erstellung von Imagebildern und eine filmische Umsetzung des Themas,

Standortbroschüren und weitere Printmaterialien.

Kommunikationsstrategie Mit zwei Vorträgen zur „Generation Z“ wurden Vertreter aus den Bereichen Wirtschaft, Bildung, Berufsori- entierung und Verwaltung, sowie andere regionale Akteure für die Anforderungen der jungen Generation an Zu Beginn der Laufzeit hat das Regionalmanage- ihre (zukünftigen) Arbeitgeber sensibilisiert. ment gemeinschaftlich die Marke „Perspektive Eine Zeitungsbeilage mit offenen Stellen regionaler Unternehmen wurde kurz vor den Feiertagen an alle Nordthüringen“ mit entsprechendem Logo entwi- Haushalte verteilt, um die beruflichen Perspektiven in Nordthüringen aufzuzeigen. ckelt und einen passenden Internetauftritt er- stellt. Mit einer Gutscheinbroschüre macht das Regionalmanagement auf die vielfältigen Freizeitmöglichkeiten und Unterstützungsangebote für Familien in der Region aufmerksam. Zur Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und der Außendarstellung im Sinne einer Markenbil- Die Geschäftsstelle des Regionalmanagements dient auch als Welcome Center für die Region und erfüllt dung für Nordthüringen wurde später gemeinsam somit die Funktion als Servicestelle und Ansprechpartner für potentielle Rückkehrer, Pendler und Men- mit einer Werbeagentur eine Kommunikations- schen, die Arbeit in Nordthüringen suchen oder planen, in die Region zu ziehen. strategie erarbeitet. Diese bietet in einem ganz- Das Projekt „Schule trifft Wirtschaft“ zielt auf die frühzeitige Berufsorientierung von Schülern ab und soll heitlichen Ansatz aus Offline- und Online- junge Menschen für eine Ausbildung in Nordthüringen begeistern. Kommunikation eine konzeptionelle Grundlage für die Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit des Regionalmanagements. Gewerbeflächenentwicklungskonzept

Das in Erarbeitung befindliche Gewerbeflächenentwicklungskonzept wird einen Überblick über die Industrie- Fachkräftegewinnung und Gewerbestandorte der Region geben, kommunale Entwicklungserfordernisse aufzeigen und eine abge-

stimmte und bedarfsgerechte Vorhaltung von Gewerbeflächen ermöglichen. Es wird als gemeinsamer regi- Die Regionalmarketingkampagne zur Gewinnung onaler Ansatz in der Gewerbeflächenentwicklung angesehen und als Grundlage zur Verbesserung der und Bindung von Fachkräften basiert auf dem Standortvermarktung gegenüber Investoren dienen. Konzept einer beauftragten Agentur. Zentrales Element der Kampagne ist das „Perspektiven- Auf der Grundlage der GRW-Richtlinie soll das Gewerbeflächenentwicklungskonzept den Zugang zu erhöh- Portal“, eine Internetseite mit regionalem Stel- ten Fördersätzen für kommunale Entwicklungsvorhaben ermöglichen. lenmarkt, mit einer Präsentation der Unterneh- menslandschaft und Jobmöglichkeiten in Nord-

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Masterplan Kali-Region besondere mit den Landratsämtern der drei Landkreise, der Hochschule Nordhausen, den Unternehmen und Schulen der Region, dem Regionalmanagement Gotha-Ilmkreis sowie mit Ministerien und Behörden des Infolge der Abwicklung der Kaliindustrie in Nord- Landes. thüringen in den 90er Jahren entstand eine Struk- Der Kontakt zu interessierten Bürgern ist ein Schwerpunkt der Netzwerkpflege. turschwäche, die zu einer hohen Arbeitslosigkeit und zur Abwanderung und Überalterung der Ge- Auch die Unterstützung bei Fragen zu Fördermöglichkeiten, bei inhaltlichen Stellungnahmen und bei der sellschaft führte. Mitwirkung in (Fach)-veranstaltungen sowie die Weitergabe von Information aus der Gremienarbeit zählen zu den Aufgaben des Regionalmanagements. Dies wirkt sich bis heute auf die wirtschaftliche und gesellschaftliche Lage in Nordthüringen aus. Die Mitarbeiter bereiteten die Lenkungsgruppen- und Beiratssitzungen sowie weitere thematische Arbeits- Im „Positionspapier Kali-Region Nordthüringen gruppen und Workshops inhaltlich und organisatorisch vor. 2018“ werden daher Strukturbeihilfen zur Stabili- Es wurde eine umfangreiche Presse- und Öffentlichkeitsarbeit betrieben, die unter anderem auch die Be- sierung der Region Nordthüringen gefordert. treuung und Pflege der Sozialen Netzwerke umfasst. Der Masterplan Kali-Region gibt, unter Vorausset- In diesem Bereich konnte eine zusätzliche Mitarbeiterin eingestellt werden. zung der Auflage eines regionalen Strukturförder- programms, Empfehlungen für die Verwendung Die Region Nordthüringen wurde im bundesweiten Forschungsvorhaben „Strategische Kooperationsregio- der von Land und Bund bereitzustellenden För- nen in ländlichen Räumen. Themen. Strategien. Erfolgsfaktoren.“ als Projektpartner ausgewählt. dermittel. Ein erstes Vernetzungstreffen mit den sechs Partnerregionen fand statt, in dem eine gemeinsame Basis ge- Durch die Umsetzung der gemeinsam mit regio- schaffen wurde für zukünftige Projekte und Netzwerke sowie für eine bundesweite Lobbyarbeit für ländliche nalen Akteuren in den „Zukunftsforen“ erarbeite- Räume. ten Leitinvestitionen sollen Synergieeffekte für ganz Nordthüringen erzeugt werden.

Netzwerk- und Öffentlichkeitsarbeit

Das Regionalmanagement hat sich im Laufe der Zeit ein umfangreiches Netzwerk in Nordthürin- gen und auch überregional aufgebaut. Es fanden zahlreiche Vernetzungstreffen mit Insti- tutionen, Unternehmen, Verwaltungen und Ver- bänden statt. Intensiver Austausch bestand ins-

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7 Handlungsbedarf, Entwicklungs- regionale Wirtschaft und den regionalen Arbeitsmarkt entfalten können.80

potenzial und Säulen der regio- nalwirtschaftlichen Entwicklung 7.1 Verkehrsinfrastruktur

Ausgehend von der umfangreichen Gebiets- und Eine zentrale Lage und gute Erreichbarkeiten sowohl über die straßen- als auch über die schienenbezogenen SWOT-Analyse sowie dem durchgeführten Work- Infrastrukturen stellen für Wirtschaftsregionen entscheidende Erfolgsfaktoren dar. Die Verfügbarkeit und shop mit Akteuren aus Wirtschaft, Wissenschaft, ein leistungsfähiger Ausbauzustand von Straßen und Schienen begünstigen die wirtschaftliche Entwicklung den Verbänden und Behörden sind – differenziert von Regionen und Teilräumen und induzieren überdurchschnittliche Produktivitätsfortschritte. nach Themenfeldern – Handlungsbedarfe und Entwicklungspotenziale für die Region ableitbar. In der Regionsanalyse wurden für weite Teile der Region die Erreichbarkeit überregionaler Verkehrsinfra- strukturen untersucht und als Stärke / Potenzial in bzw. für die Region festgestellt. Andere Regionsteile sind Diese Themenfelder beziehen sich – unter beson- unterdurchschnittlich gut erreichbar. Um einerseits die Stärke der guten Erreichbarkeit zu erhalten und die derer Berücksichtigung der spezifischen Ge- Potenziale einer guten Erreichbarkeit als Grundvoraussetzung für die Wettbewerbsfähigkeit der Region bietsanalyse – auf Bereiche, in denen Ausgaben nutzbar zu machen, gilt es, der steigenden Verkehrsnachfrage mit weiteren Investitionen nachzukommen. allgemein als wachstums- und nachhaltigkeits- Mit weiteren Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur kann auch dem Erreichbarkeitsnachteil von Regions- 79 wirksam gelten . Ergänzend dazu wurden auch teilen begegnet werden. Themenfelder berücksichtigt, die dem Städtebau zuzuordnen sind, weil auch Ausgaben im Bereich Unter Bezug auf den Bundesverkehrswegeplan 2030 ist mit einem Anstieg der Verkehrsleistung und den sich des Städtebaus eine besondere Bedeutung für die verändernden Mobilitätsanforderungen im Personenverkehr und noch deutlicher mit einem Wachstum im Güterverkehr zu rechnen, der den Aus- bzw. Neubau von Infrastrukturen erfordert. Gleichzeitig ist sicherzu- stellen, dass das bereits heute vorhandene Verkehrswegenetz auf einem hohen Niveau zu halten bzw. an- zuheben ist.

79 In einer 2005 veröffentlichten Untersuchung wur- Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund formulieren die regionalen Akteure folgende regionale Handlungsbe- den Bereiche mit wachstums- und nachhaltigkeits- darfe bezüglich der Verkehrsinfrastrukturentwicklung: wirksamen Ausgaben (WNA-Budget) benannt. Die

in der vorliegenden Fortschreibung des Regional- wirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes benannten • Beschleunigung des schienen- und straßenbezogenen Güterverkehrs durch Engpassabbau, Themenfelder sind mit den Bereichen des WNA- • Verbesserung der straßen- und schienenbezogenen Erreichbarkeit, Budgets abgeglichen. (Quelle: THÖNE, M: Wachs- • Entlastung der Städte und Gemeinden vom Durchgangsverkehr sowie tums- und nachhaltigkeitswirksame öffentliche Ausgaben („WNA“); FiFo-Berichte 2/2005; For- schungsauftrag 12/02 des Bundesministeriums der 80 Siehe u.a. FRAAZ, KLAUS: Die Bedeutung der Städtebauförderung für Wirtschaft und Arbeitsmarkt; in: Informationen Finanzen, Köln 2005 zur Raumentwicklung, Heft 9/10.2001, S. 547 ff.

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• Verbesserung der Anbindung der Gewer- auf die räumlichen Rahmenbedingungen (Verfügbarkeit von Flächen, Erschließung) hinsichtlich: be- und Industriestandorte an den über- regionalen Verkehr. • Der zeitnah herzustellenden Nutzbarkeit in Entwicklung befindlicher Industriegroßflächen, • der strategischen bzw. bedarfsgerechten Neuentwicklung von Gewerbegebieten, • der bedarfsgerechten Weiterentwicklung bestehender Gewerbegebiete sowie 7.2 Gewerbe- und Industriestandorte • der Sicherung und Weiterentwicklung des Unternehmensbestandes und des Branchenmixes.

Neben den Verkehrsinfrastrukturen, welche die Allerdings rücken neben der Sicherstellung wertiger räumlicher Rahmenbedingungen zunehmend auch wei- Erreichbarkeit der Region gewährleisten, sind das che Qualitätsmerkmale im Zusammenhang mit der (Weiter-)Entwicklung von Industrie- und Gewerbegebie- Angebot, die Qualität und die Verfügbarkeit von ten in den Vordergrund. Diese Qualitätsmerkmale sind u.a.: Gewerbe- und Industrieflächen weitere, wesentli- che Grundvoraussetzungen für die wirtschaftliche • die Verfügbarkeit von Forschungs- und Entwicklungsinfrastrukturen am Standort, Entwicklung einer Region. • das Vorhandensein von Unternehmensnetzwerkstrukturen sowie • gemeinsame Maßnahmen ansässiger Unternehmen zur Verbesserung der Energieeffizienz und Ver- Die Industrie- und Gewerbeflächenentwicklung in besserung der Stoffkreisläufe. Thüringen und in der Region Nordthüringen wur- de in den vergangenen Jahren nicht zuletzt im Hier werden weitere Entwicklungspotenziale gesehen. Rahmen der Industriegroßflächeninitiative des Freistaates deutlich vorangetrieben. Neben der Erschließung und Entwicklung dieser zumeist 7.3 Breitbandinfrastruktur und Wirtschaft 4.0 überregional bedeutsamen Industriegroßflächen beherbergt die Region zahlreiche regional be- Die Digitalisierung der Arbeitswelt und der Lebensverhältnisse schreitet weiter voran. Insbesondere Entwick- deutsame Industrie- und Gewerbegebiete, deren lungen und Anwendungen wie Wirtschaft 4.0, E-Health und E-Commerce stellen immer höhere Anforderun- Entwicklung in den vergangenen Jahren z.T. gen an die Breitbandinfrastrukturen – sowohl im Download als auch im Upload. Die in der Glasfaserstrategie ebenso positiv vorangeschritten ist. Hierbei ist formulierten Ziele des Freistaats Thüringen, im Jahr 2020 für nahezu alle Haushalte eine Bandbreite im einerseits die Herstellung der Verfügbarkeit von Download von 50 Mbit/s sowie für Unternehmen von über 100 Mbit/s flächendeckend im Freistaat zur Ver- Flächen und andererseits die Ansiedlung von fügung zu stellen, werden begrüßt. Unternehmen gemeint. Bereits in wenigen Jahren werden allerdings insbesondere von Unternehmen infolge der ständig steigenden Um insbesondere an die letztgenannte Entwick- Anforderungen durch die Digitalisierung Bandbreiten von 1 Gbit/s im Download und Upload als erforderlich lung anzuknüpfen, bestehen Handlungsbedarfe angesehen. und gleichzeitig Entwicklungspotenziale in Bezug

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Mit der Weiterentwicklung und Qualifizierung der Produkte und Dienstleistungen angeboten werden können, die unter konventioneller Arbeitsweise von klei- Breitbandinfrastrukturen ergeben sich enorme nen und mittleren Unternehmen in Hinblick auf zeitliche und technische Anforderungen nicht realisierbar Potenziale hinsichtlich: wären. Digitale Vernetzung schafft somit Wettbewerbsvorteile.

• der Verbesserung der wirtschaftlichen Es besteht zukünftig großer Handlungsbedarf, die Digitalisierung der Unternehmen voranzutreiben und mit Austauschbeziehungen innerhalb der dem Aufbau von Kooperationsnetzwerken Wettbewerbsvorteile zu erarbeiten. Wirtschaftsregion und zu anderen Wirt- schaftsregionen, • der Verbesserung des inter- und intrare- 7.4 Forschung und Entwicklung, Innovationen gionalen Leistungsaustausches, • der Verbesserung der Vernetzungsmög- Veränderungen der wirtschaftlichen und technischen Rahmenbedingungen vollziehen sich bereits seit eini- lichkeiten mit der Wissenschaft und gen Jahrzehnten und in der jüngsten Vergangenheit mit einer steigenden Geschwindigkeit und z.T. mit be- • der Verbesserung der Kundenbeziehun- sonderer Radikalität. gen. Sich wandelnde Kundenwünsche, steigende Produktvielfalt und immer kürzer werdende Produktlebenszyk- Diese Potenziale sollen in der Region noch stärker len sind zwar keine neuen Entwicklungen, doch vollziehen sie sich seit geraumer Zeit in einem beschleunig- als bislang erschlossen werden. Voraussetzung, ten Maß und erfordern daher von Unternehmen und Betrieben ein hohes Maß an Flexibilität bei gleichzeiti- um diese Potenziale nutzen zu können, ist aber ger Spezialisierung. auch die Digitalisierung in den Unternehmen selbst. Parallel dazu vollzieht sich ein rasanter technischer Fortschritt, mit dem die Unternehmen Schritt halten müssen. Unterstützt durch neue Informations- und Kommunikationstechnologien führt die zunehmende Jedoch sind bislang nur wenige Unternehmen, Bedeutung der Flexibilität der Unternehmen, von Arbeitskräften, Waren und Kapital zu einem erhöhten gerade in der durch klein- und mittelständische Wettbewerbsdruck und zur Notwendigkeit der Entwicklung von Strategien. Betriebe geprägten Region, in Sachen Digitalisie- rung gut und zukunftsorientiert aufgestellt. Dies Obwohl aufgrund der Internationalisierung und Globalisierung sowohl die Mobilität von Erzeugnissen und muss sich in den kommenden Jahren ändern. Produktionsfaktoren als auch die Verfügbarkeit und Verbreitung von Informationen stark gewachsen sind, hat die Bedeutung der regionalen Ebene jedoch nicht abgenommen. Darüber hinaus kommt, vor dem Hintergrund der überwiegend kleinteilig strukturierten Unterneh- Forschung und Entwicklung vollziehen sich im räumlichen Kontext, auch in Zeiten digitaler Technologien. menslandschaft, der engeren digitalen Vernet- Regionen bieten den zentralen Handlungsraum für Kooperationen zwischen FuE-Partnern aus Wirtschaft zung innerhalb der Wertschöpfungskette eine und Wissenschaft. Sie stellen Infrastrukturen bereit, die von Unternehmen und Menschen genutzt werden besondere Bedeutung zu. Digitale Vernetzung können und schaffen ein Milieu, das Innovationen befördern oder behindern kann. Wissen als Basis von schafft es stärker als bislang, dass im Verbund

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Innovation gewinnt als entscheidende Ressource rung der Lebensdauer von Produkten und zur Verbrauchsreduktion von Gips und anderen Baustoffen, auch für die nachhaltige, wirtschaftliche Entwicklung unter dem Aspekt des umweltverträglichen Gipsabbaus sowie seiner Recycling- und Substitutionsmöglich- immer stärker eine strategische Bedeutung, um keiten, eine Chance für die Region. Die Etablierung eines solchen Forschungszentrums würde auch wirt- im Wettbewerb bestehen zu können. schaftliche Impulse für Nordthüringen bedeuten. Eine Machbarkeitsstudie ist geplant.

In der durch kleine und mittlere Unternehmen Handlungsbedarf und gleichzeitig Entwicklungspotenzial besteht hier hinsichtlich der Stärkung des Wissens- geprägten Region sind unternehmenseigene For- und Technologietransfers zwischen Unternehmen und Hoch-/ Fachschulen. schungs- und Entwicklungsabteilungen rar gesät, da nur in Ausnahmefällen die finanzielle Leis- tungsfähigkeit vorhanden ist, um eigene For- 7.5 Ausbildung und Qualifikation sowie Fach- und Führungskräfte schungs- und Entwicklungsaktivitäten zu betrei- ben. Insofern besteht die Gefahr der Stagnation Wie in der Analysephase aufgezeigt, geht der demographische Wandel mit seinen Auswirkungen auf das von Innovationen. Arbeitskräftepotenzial nicht an der Region vorbei. Für die in der Region ansässigen Unternehmen – dabei ist es unerheblich, ob es sich um kleine, mittlere oder große Unternehmen handelt – hat diese Entwicklung z.T. Partner sind daher Universitäten und Hochschu- bereits jetzt gravierende Auswirkungen. len, die nicht nur als Bildungseinrichtungen, son- dern auch als Forschungseinrichtungen eine zent- Dies wird zum einen deutlich in der fortschreitenden Alterung der Belegschaft und in der Unternehmens- rale Rolle einnehmen. Ein Alleinstellungsmerkmal spitze, zum anderen zeigt es sich in der stetigen Verringerung des Arbeitskräfteangebotes. Da zukünftig we- für Nordthüringen ist beispielsweise das Thürin- niger junge Erwerbspersonen nachrücken, wird es für die Unternehmen zunehmend schwieriger, die Lücken ger Innovationszentrum für Wertstoffe (ThIWert) zu schließen, die die geburtenstarken Jahrgänge beim altersbedingten Ausscheiden aus dem Arbeitsmarkt als Kooperationseinrichtung der Hochschule hinterlassen. Nordhausen mit anderen Instituten in Thüringen. Das ThIWert orientiert sich an den aktuellen Zum quantitativen Aspekt des sinkenden Arbeitskräfteangebotes kommt noch ein qualitativer Aspekt hinzu. Marktbedürfnissen der Unternehmen und bün- Er beruht darauf, dass die Qualifikationsanforderungen an die Beschäftigten aufgrund des wirtschaftlichen delt anwendungsorientierte Forschung aus dem Strukturwandels zunehmen. Der allgemeine Trend des zunehmenden Wettbewerbsdrucks sowie des tech- Umfeld der Hochschulen und Forschungseinrich- nologischen und organisatorischen Fortschritts orientiert immer stärker hin zu wissensbasierten bzw. wis- tungen. sensintensiven und anspruchsvollen Tätigkeiten.

Zudem bietet das geplante Forschungsinstitut für Gerade gut ausgebildete Fachkräfte werden immer begehrter und gleichzeitig, auch aufgrund des interregi- Ressourcenmanagement und nachhaltiges Bauen onalen Wettbewerbs, immer knapper. Die Nachfrage in der Region nach Arbeitskräften ohne Berufsausbil- mit dem Ziel der Anwendungsorientierten For- dung bzw. niedrigem Qualifikationsniveau war bereits in der Vergangenheit rückläufig. In den kommenden schung zur Wiederverwertbarkeit von Rohstoffen, Jahren wird diese Nachfrage noch weiter abnehmen, während gleichzeitig von den Unternehmen ein stei- zu optimierten Abbaumethoden, zur Verlänge- gender Bedarf an Fach- und auch Führungskräften angemeldet werden wird.

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Künftig werden sich immer mehr Fach- und Füh- 7.6 Unternehmensnachfolge und Gründerkultur rungskräfte ihren Arbeitsplatz und dessen Umfeld aussuchen können. Dabei ist heute schon zu spü- Vor dem Hintergrund der betrieblichen Herausforderungen des demographischen Wandels und der wirt- ren, dass die Entscheidung für oder gegen eine schaftlichen Strukturveränderungen muss zukünftig dem Thema Unternehmensnachfolge ein besonderes Region nicht nur unter Karriere- und finanziellen Gewicht beigemessen werden. In der Region sind viele Unternehmen ansässig, die nach der Wende und Gesichtspunkten, sondern auch nach weichen Anfang der 1990er Jahre z.T. ad hoc gegründet und durch die Unternehmensgründer zum Erfolg geführt Standortfaktoren getroffen wird. wurden. Diese Unternehmen bilden einen nicht unwesentlichen Anteil an den KMU in der Region. Die Grün- der von damals gelangen heute in das Alter, in dem sie aus dem Berufsleben ausscheiden. Für diese Betriebe Damit konkurriert die Region Landkreis Gotha / ist die Unternehmensnachfolge sicherzustellen, damit ein wichtiger Teil der Basis der regionalen Wirtschaft Ilm-Kreis – wie viele weiterer Regionen insbeson- erhalten und in die Zukunft geführt werden kann. dere im ländlichen Raum – nicht nur um Arbeits- plätze, sondern auch um Arbeitskräfte, die ein Die Weitergabe eines Unternehmens ist ein komplexer und langwieriger Prozess. In der Hauptsache geht es attraktives Lebensumfeld und eine gute Infra- darum, den Übergang so zu gestalten, dass Betrieb, Arbeitsplätze und Knowhow fortbestehen sowie weiter- strukturausstattung erwarten. Nicht zu unter- hin notwendige Investitionen getätigt werden können. Ein Generationenwechsel schließt dabei die Neuaus- schätzen ist dabei auch das Image der Region. richtung eines Unternehmens nicht aus und kann dies sogar erfordern, um es für die Zukunft fit zu machen. Handlungsbedarfe bestehen somit hinsichtlich: Es ist nachgewiesen, dass Betriebe, in denen die Nachfolge erfolgreich geregelt ist, fast ausnahmslos eine positive Entwicklung nehmen: neue Ideen, Produkte, Technologien und Verfahren können ins Unternehmen • Bindung von Schulabgängern an den re- getragen werden. Neue Märkte können erschlossen, Kunden und Lieferantenbeziehungen verbessert und gionalen Ausbildungsmarkt und an die sogar eine erhöhte Rentabilität erzielt werden. So gehen beim Thema Unternehmensnachfolge die Hand- regionalen Hoch- und Fachhochschulen, lungsbedarfe und die Entwicklungspotenziale Hand in Hand. • Bindung der Absolventen einer Berufs- ausbildung oder eines Studiums an den Neben der Sicherstellung der Nachfolge in bestehenden Unternehmen sind auch Unternehmensgründungen regionalen Arbeitsmarkt, wichtige Bausteine in der Weiterentwicklung des regionalen Wirtschafts- und des Arbeitsmarktes. • Gewinnung von Fach- und Führungskräf- ten aus anderen Regionen, Handlungsbedarfe in Sachen Gründerkultur liegen in: • Erschließung des Potenzials von Rückkeh- rern, • der Sensibilisierung für Selbstständigkeit und Gründerkultur, • Berufsbegleitende / lebenslange Qualifi- • der Verankerung des Themas „Gründerkultur“ in der Lehre / Ausbildung / Studium sowie kation und Weiterbildung sowie • den Aufbau und Etablierung einer Gründer-Beratungsinfrastruktur. • Verbesserung des Regionalimages (vgl. Punkt 7.8) Zu berücksichtigen ist auch, dass für viele Existenzgründer der Einstieg in ein bestehendes Unternehmen eine verlockende und sinnvolle Alternative zur Gründung eines neuen Unternehmens ist. Man fängt nicht

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019 bei null an, kann auf bestehende Infrastrukturen • die Behebung des Fachkräftebedarfs im Gastgewerbe, in einem Unternehmen, auf eine Kundenbasis • Sicherung der Nachfolge in der Gastronomie, und vor allem auf erfahrene Mitarbeiter setzen. • die Steigerung der Gästezahlen (Übernachtungen/Aufenthaltsdauer) in der Region.

7.7 Tourismuswirtschaft 7.8 Regionalmarketing und Regionalimage

Das Gastgewerbe wurde als für die Region bedeu- Aufgrund anhaltender Globalisierungstendenzen und zunehmender Intensität des Austauschs von Informa- tende Branche identifiziert. Sie sorgt nicht uner- tionen, Gütern und Dienstleistungen wird sich der Wettbewerb zwischen Regionen um Unternehmen, Fach- heblich für Beschäftigung. Durch ihre Umsatz- kräften und Investoren zukünftig weiter verschärfen. Umso größer ist der Handlungsbedarf, neben Investiti- und Einkommenseffekte hat sie nicht unwesentli- onen in die Infrastrukturen und Angebote, auch die Wahrnehmung der Region nach innen und außen zu che Bedeutung als Wirtschaftsfaktor. Mittelbar verbessern. ergeben sich durch die Entwicklung des Touris- mus auch Synergien mit anderen Wirtschafts- Im Instrument Regionalmarketing wird ein Mittel gesehen, die Wirtschaftsregion Nordthüringen, orientiert zweigen, beispielsweise im Rahmen der Direkt- an den Anforderungen der jetzigen und zukünftigen Einwohner, Investoren, Unternehmer (etc.), zu ver- vermarktung, der Belieferung der Tourismusbe- markten. triebe mit regionalen Produkten oder auch über die Vernetzung mit regionalen Dienstleistungen. Insbesondere geht es darum, das attraktive Leistungsbündel an harten und weichen Standortfaktoren zu Es werden weitere regionalwirtschaftliche Effekte präsentieren. Gleichzeitig besteht der Bedarf, mit geeigneten Maßnahmen das Image der Region nach innen erzielt. und außen zu verbessern, da im Standortwettbewerb nicht nur die objektive Attraktivität einer Region (das Vorhandensein von Standortfaktoren) relevant ist, sondern das Image immer mehr an Bedeutung gewinnt. Mit dem Tourismusverband Südharz Kyffhäuser Dies wurde unter Punkt 7.5 im Zusammenhang mit Fach- und Führungskräften hervorgehoben. e.V. und dem Tourismusverband Welterberegion Wartburg Hainich e.V. sind starke Partner in der Region vorhanden. 7.9 ÖPNV / SPNV und Mobilität

Folgende allgemeine Handlungsbedarfe und Ent- Einem steigenden Mobilitätsbedürfnis kann zum einen durch den Individualverkehr (Kraftfahrzeuge aller Art, wicklungspotenziale, die unter regionalwirtschaft- Fahrrad) und zum anderen durch einen bedarfsgerechten öffentlichen Personenverkehr (Bus, Bahn) Rech- lichen Gesichtspunkten für den Bereich Touris- nung getragen werden. Die Sicherung und Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastrukturen wurde unter muswirtschaft benannt wurden, bestehen: Punkt 7.1 bereits dargestellt. Handlungsbedarf besteht darüber hinaus bei der Sicherung systemübergrei- fenden Mobilitätsangeboten unter Berücksichtigung teilräumlicher und demographischer Aspekte.

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Die Sicherstellung einer ausreichenden Bedienung 7.10 Siedlungsentwicklung, Wohnen und Daseinsvorsorge der Bevölkerung mit Verkehrsleistungen im öf- fentlichen Personennahverkehr ist in Deutschland Bei der Standortwahl von Unternehmen wie auch bei der Entscheidung von Menschen für oder gegen eine als eine Aufgabe der Daseinsvorsorge gesetzlich Region als Wohn- und Arbeitsort, gewinnen neben den harten Standortfaktoren (Kosten, Infrastrukturen, geregelt. Die Zuständigkeiten sind zwischen den Gehalt, etc.) zunehmend die weichen Standortfaktoren (u.a. Verfügbarkeit von Wohnraum, Attraktivität des Ländern, Landkreisen und kreisfreien Städten Lebensumfeldes, Betreuungs- und Schulangebote) an Bedeutung. organisiert. Handlungsbedarf im Zusammenhang mit der regionalwirtschaftlichen Entwicklung sehen die regionalen Im Rahmen der regionalwirtschaftlichen Entwick- Akteure hinsichtlich der Schaffung von nachfragegerechtem Wohnraum in ausreichendem Umfang. lung sind zwei wichtige Vorteile des ÖPNV und des SPNV im Vergleich zum MIV von Bedeutung, In Bezug auf die Verbesserung des Erscheinungsbildes von Siedlungen besteht Handlungsbedarf bei der nämlich deren höhere Kapazitäten und der gerin- Beseitigung störender Brachflächen und baufälliger Gebäude, einerseits vor dem Hintergrund der Reaktivie- gere Flächenverbrauch. Auch der spezifische rung dieser Flächen zur nachhalten Nachnutzung (z.B. Wohnen, gewerbliche Nachnutzung) und anderseits Energieverbrauch und die spezifische Schadstof- als potenzielle Ausgleichsflächen bei Eingriffen in Natur und Landschaft. femission pro Fahrgast sind im ÖPNV deutlich geringer als beim MIV. Unter diesem Gesichts- Handlungsbedarf wird ebenso in der Verfügbarkeit von Kinderbetreuungsplätzen und Schulangeboten sowie punkt haben der ÖPNV und der SPNV einen be- hinsichtlich von Altenbetreuungseinrichtungen gesehen, die als weiche Standortfaktoren bei der Entschei- sonderen Mehrwehrt in Sachen Klimaschutz. dung für oder gegen eine Region sowohl für Unternehmer als auch für Fach- und Arbeitskräfte immer mehr an Bedeutung gewinnen. Zum Teil dringender Handlungsbedarf wird von den regionalen Akteuren hinsichtlich: Regionale kommunale und private Träger von Maßnahmen des Wohnungsbaus sind frühzeitig einzubezie- hen, um die Umsetzbarkeit zu sichern. Das Regionalmanagement übernimmt im Prozess konzeptionelle, ggf. • der Vernetzung und Vertaktung der ÖPNV- auch koordinierende Aufgaben. Angebote und -Anbieter, • der Verbesserung der ÖPNV-Anbindung des ländlichen Raumes an die Mittel- und Oberzentren, • der Verbesserung der Anbindung der Ge- werbe- und Industriegebiete sowie • der Optimierung und Taktung der Angebo- te des ÖPNV und des SPNV / SPFV gese- hen.

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

8 Zielstellungen, Handlungs- Die 12. rBV prognostiziert bis 2025 einen Bevölkerungsverlust von 9 % in der Region Nordthüringen, gemes- sen am Jahr 2014. Für den Freistaat Thüringen wird ein Bevölkerungsrückgang im gleichen Zeitraum um 6 % schwerpunkte und Schlüssel- erwartet. maßnahmen für die regional- wirtschaftliche Entwicklung in Die Tätigkeiten im Rahmen des Regionalmanagements sollen darauf hinwirken, den Wanderungssaldo für Nordthüringen die Region Nordthüringen auszugleichen und den Bevölkerungsverlust der Region Nordthüringen auf unter 6 % abzumildern.

8.1 Zielstellungen der regionalwirtschaftli- chen Entwicklung in Nordthüringen Um dies zu erreichen sollen Maßnahmen getroffen werden, die geeignet sind, die Bevölkerung in der Region zu halten, Zuzüge zu unterstützen und die Bevölkerung in absoluten Zahlen als auch nach Altersgruppen zu Ausgehend von der Gebiets- und SWOT-Analyse stabilisieren. und als Reaktion auf die festgestellten Hand- lungsbedarfe und Entwicklungspotenziale soll die 2. Die Arbeitslosenquote der Region Nordthüringen soll abgesenkt werden. Der Absenkung der Ju- Fortsetzung des Regionalmanagements in der gendarbeitslosigkeit kommt dabei besondere Bedeutung zu. Region erfolgen mit der Zielstellung, bereits be- stehende Arbeit in den konkreten Handlungs- Die positive Entwicklung der Arbeitslosenquote der vergangenen Jahre in der Region (-9,6 Prozentpunkte schwerpunkten fortzusetzen, aber auch in neuen zwischen 2007 und 2018) soll im Rahmen der Tätigkeiten des Regionalmanagements weiter befördert wer- Handlungsfeldern und zusätzlichen Themen die den. regionalwirtschaftliche Entwicklung Nordthürin- gens durch die Realisierung von Schlüsselmaß- Gleichzeitig soll durch geeignete Maßnahmen insbesondere die Arbeitslosenquote der unter 25-jährigen von nahmen zu befördern. derzeit 7,0 % auf unter 5 % abgesenkt werden.

Gemeinsam mit den regionalen Akteuren wurden 3. Die Beschäftigung in der Region Nordthüringen soll signifikant gesteigert werden. folgende Zielstellungen für die Region konkreti- siert, die im Rahmen der Durchführung des Regi- Die positive Entwicklung der Arbeitsmarktdaten in der Region (Erwerbstätige am Arbeitsort bzw. am Woh- onalmanagements bis zum Jahr 2025 erreicht nort, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort bzw. am Wohnort, Arbeitslosenzahl) in den werden sollen: vergangenen Jahren soll durch geeignete Maßnahmen im Rahmen des Regionalmanagements weiter beför- dert werden.

1. Der Wanderungssaldo für die Region Nord- thüringen soll ausgeglichen, der Bevölke- Dabei ist besonders zu beachten, dass die positive Entwicklung für die Gesamtregion auf Kreisebene im Vor- rungsverlust der Region abgesenkt wer- jahresbezug 2018/2017 zu differenzierten Ergebnissen im Kreis Nordhausen und im Kyffhäuserkreis führt. den. Hier sollen Maßnahmen ergriffen werden, die dem entgegenwirken.

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

4. Offene Lehrstellen in der Region sollen be- schnitts. Der Anstieg des Bruttoinlandsprodukts je Erwerbstätigem in der Region betrug im Zeitraum von setzt werden. Der Ausbildungsquotient in 2013 bis 2017 ca. 18,5% und lag damit 0,6% über dem Steigerungswert in Thüringen insgesamt. Auf die Ar- der Region Nordthüringen soll signifikant beitsproduktivität einer Region hat ein Regionalmanagements nur begrenzte Einflussmöglichkeiten, da sie gesteigert werden. von den vorhandenen Wirtschaftszweigen abhängig ist und von vielen externen Faktoren beeinflusst wird.

Die qualitativen und quantitativen Anforderungen Aufgabe des Regionalmanagements kann es demzufolge nur sein, den Unternehmen bestmögliche Rah- an die Besetzung der Leerstellen werden infolge menbedingungen zur Erreichung ihrer wirtschaftlichen Ziele zu schaffen. Dies ist eine Querschnittsaufgabe des Strukturwandels hin zu wissensbasierten und mit Bedeutung für die Entwicklung und Umsetzung aller Schlüsselmaßnahmen. anspruchsvolleren Tätigkeiten steigen. Es sind Maßnahmen zu treffen, um den Bedarf der Un- ternehmen an Fach- und Führungskräften pass- Handlungsschwerpunkte, Themenfelder und Schlüsselmaßnahmen genau erfüllen zu können. Für die genannten fünf Ziele werden im nachfolgenden Gliederungspunkt 8.2 die Handlungsschwerpunkte Demographisch bedingt und maßgeblich beein- des Regionalmanagements, diesen zugeordnete Themenfelder und jeweils zugeordnete Schlüsselmaßnah- flusst von der Zunahme der sozialversicherungs- men dargestellt, die teils bereits in Bearbeitung sind, teils neu aufgenommen wurden und von denen erwar- pflichtig Beschäftigten am Arbeitsort liegt der tet wird, dass sie dazu beitragen, die vorgenannten Zielstellungen der regionalwirtschaftlichen Entwicklung Anteil der Auszubildenden in der Region Nordthü- zu erreichen. Im Zuge der Fortschreibung des Regionalwirtschaftlichen Entwicklungskonzeptes wurden die ringen an den sozialversicherungspflichtig Be- ursprünglichen Handlungsschwerpunkte und Schlüsselmaßnahmen auf ihre Effektivität hin geprüft und teils schäftigten am Arbeitsort derzeit bei lediglich nachjustiert. 1,7 %. Da die Wirtschaftsentwicklung von zahlreichen Faktoren und Akteuren abhängig oder zumindest bestimmt Dieser Ausbildungsquotient soll durch geeignete ist, können sich im Laufe des Verlängerungszeitraums des Regionalmanagements weitere Zielstellungen Maßnahmen zur Beförderung des Ausbildungs- ergeben. Aufgrund der in den letzten Jahren stark gesunkenen Arbeitslosenzahlen wird es z.B. immer marktes mindestens verdoppelt werden. schwieriger, Stellen zu besetzen bzw. nachzubesetzen. Da es als sicher gilt, dass dieser Trend sich fortsetzt, sollte hier ein aktives Gegensteuern – z.B. durch weitere Schlüsselmaßnahmen – erfolgen.

5. Gute Rahmenbedingungen zur Steigerung der Arbeitsproduktivität sollen gesetzt wer- den.

Die Arbeitsproduktivität der Wirtschaft, also das Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigem, liegt mit 57.114 € (Stand 2017) bei 96% des Landesdurch-

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

8.2 Handlungsschwerpunkte der regionalwirt- schaftlichen Entwicklung in Nordthürin- gen

Aus den beschriebenen Handlungsbedarfen und Entwicklungspotenzialen sowie im Hinblick auf die formulierten Zielstellungen werden seit 2017 die folgenden vier Handlungsschwerpunkte der regionalwirtschaftlichen Entwicklung in Nordthü- ringen zugrunde gelegt:

• Handlungsschwerpunkt 1: Gewerbe und Wirtschaft

• Handlungsschwerpunkt 2: Arbeitsmarkt und Fachkräfte

• Handlungsschwerpunkt 3 Infrastruktur Abbildung 37: Handlungsschwerpunkte der regionalwirtschaftlichen Entwicklung in Nordthüringen81

• Handlungsschwerpunkt 4 Die Themenschwerpunkte, Zielstellungen und die aktuell in Bearbeitung befindlichen als auch die geplan- weiche Standortfaktoren ten, künftig zu bearbeitenden Schlüsselmaßnahmen in den aufgezeigten Handlungsschwerpunkten sind

auf den folgenden Seiten tabellarisch aufgeführt. Diese Handlungsschwerpunkte haben sich in der bisherigen Arbeit des Regionalmanagements Wichtige Ressorts, Partner und Akteure sowie notwendige bzw. geplante Tätigkeiten des Regionalmana- bewährt, sodass sie in aktualisierter Reihenfolge gements sind den Schlüsselmaßnahmen zugeordnet. Dies erfolgt nach derzeitigem Wissenstand und er- auch künftig die Grundlage des Handelns bilden hebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. sollen. Nachfolgend sind die Handlungsschwer- punkte in einer Grafik dargestellt. Bisherige Projekte, bei denen das Regionalmanagement nicht projektverantwortlich tätig ist, dazu gehö-

ren z.B. die Maßnahmen des Straßenbaus in der Region Nordthüringen, wurden allgemeiner gefasst.

81 LEG Thüringen, eigene Darstellung

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Integriertes Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen – Fortschreibung 2019

Gewerbe und Wirtschaft

Tätigkeit Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Regionalmanagement

Standortoptimierung Bedarfsgerechte Entwicklung von Gewerbe- • Fertigstellung des Gewerbeflächenentwicklungskonzepts TMWWDG Projektsteuerung gebieten in der Region; Reduktion der Flä- o Regionaler Ansatz in der Gewerbeflächenentwicklung chenneuinanspruchnahme; Sicherung und o Grundlage der künftigen Fördermittelvergabe Weiterentwicklung des Unternehmensbe- o Abstimmung mit Städten und Gemeinden standes in der Region • Verbesserung der regionalen Standortvermarktung gegenüber TMWWDG, LEG, Projektentwicklung, Pro- Investoren Kommunen jektsteuerung

• Erarbeitung einer gemeinsamen Industrie- und Gewerbeflä- chendatenbank

• (Weiter-)Entwicklung und Qualifizierung von Gewerbe- und Lobbyarbeit Industriegebieten, z. B. zeitnahe Flächenverfügbarkeit IG Artern

Vernetzung von Unternehmen Schaffung von Synergien und finanziellen • Planung und Durchführung von Veranstaltungen TMWWDG, IHK, Projektentwicklung, Pro- Vorteilen durch Vernetzung von Unterneh- o Regionalkonferenzen HWK jektsteuerung, Netzwerk- men o Lange Nacht der Wirtschaft arbeit o Jahrestags der Unternehmen und Investoren in der Region Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der o weitere Netzwerkveranstaltungen Unternehmen, Nutzung endogener Poten- ziale • Ausbau des Netzwerks mit regionalen Akteuren und thürin- TMWWDG, ThCM Netzwerkarbeit genweiten Initiativen und Institutionen LEG, Unternehmen, Branchennetzwerke

• Stärkung von Wissenstransferstrukturen, um Knowhow in der TMWWDG, LEG Netzwerkarbeit Region (in Unternehmen und Branchen) zu halten

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Gewerbe und Wirtschaft

Tätigkeit Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Regionalmanagement

F&E-Infrastruktur, Innovationen Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der • Aufbau und Stärkung von Netzwerken zwischen der Hochschu- TMWWDG, Hoch- Projektentwicklung, Pro- Unternehmen, Innovationsförderung auf le Nordhausen und anderen Forschungseinrichtungen und der schule Nordhausen jektbegleitung, Fördermit- regionaler Ebene Wirtschaft u.a. telakquise, Netzwerkarbeit, o Studenten und Unternehmen zusammenbringen, z.B. Speed-Dating für Praktika oder Abschlussarbeiten o Globale Trends analysieren, Innovationsmotor werden o Thüringer Innovationszentrum für Wertstoffe (ThIWert) als Alleinstellungsmerkmal

• Vernetzung mit thüringenweiten Initiativen und Institutionen TMWWDG, LEG, Netzwerkarbeit gemäß Thüringer Innovationsstrategie ThCM

• Unterstützung der Hochschule Nordhausen beim Aufbau eines TMWWDG, Hoch- Lobbyarbeit geplanten Forschungsinstituts für Ressourcenmanagement und schule Nordhausen, nachhaltiges Bauen als interdisziplinäre Einrichtung mit den BUW, IAB, FI Partnern Hochschule Nordhausen, Bauhaus- Universität Wei- mar, Institut für angewandte Bauforschung Weimar und Fin- ger-Institut in Thüringen

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

Gewerbe und Wirtschaft

Tätigkeit Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Regionalmanagement

Existenzgründung und Unternehmensnachfolge Förderung bzw. Stärkung von Unterneh- • Aufbau von Unternehmensgründungsnetzwerken und Unter- TMWWDG, IHK, Netzwerkarbeit, Lobbyar- mensgründungen, Unternehmenserweite- stützung bei der Beratung für Unternehmensgründer bzw. HWK, GfAW, TAB, beit rungen und Existenzgründungen Gründungsinteressierte ThEX o Veranstaltungen, z.B. Fuck Up Night o Unternehmensgründer-Paten und Business-Angel o Vernetzung mit thüringenweiten Initiativen und Instituti- onen

Sicherung der Unternehmensnachfolge vor • Erschließung des Potenzials von Unternehmensgründern allem in KMU in der Region auch in Sachen Unternehmensnachfolge • Sensibilisierung und Beratung der Unternehmen hinsichtlich der Nachfolge

Regionalmarketing Gemeinsame Vermarktung der Wirtschafts- • Innenmarketing: Imagekampagne für den Wirtschafts- und TMWWDG, TMIL, Projektentwicklung, Pro- region Nordthüringen Wohnstandort Nordthüringen TTG, IHK jektsteuerung, Netzwerk- o Perspektiven-Portal (Webseite) arbeit o Social Media Kampagne o Printmedien o Filmische Umsetzung o Veranstaltungsreihe/ Vorträge

• Überregionale Vermarktung der Region TMWWDG, LEG, Projektbegleitung, Netz- o Teilnahme an Messen (z.B. Expo Real, Fach- und Bran- ThAFF werkarbeit chenmessen) o Beteiligung an Projekten der ThAFF

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Gewerbe und Wirtschaft

Tätigkeit Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Regionalmanagement

Regionalmarketing • Teilnahme am Vorhaben: „Strategische Kooperationsregionen BMEL, TMWWDG, Projektbegleitung, Netz- in ländlichen Räumen. Themen. Strategien. Erfolgsfaktoren.“ Partnerregionen werkarbeit o Bundesweite Lobbyarbeit für ländliche Räume o Erfahrungsaustausch mit starken Regionen o Steigerung des Bekanntheitsgrads der Region außerhalb Thüringens

Strukturförderung Kaliregion Entwicklung von Leitinvestitionen zur Stär- • Strukturförderung der Region Nordthüringen auf Grundlage TSK, TMWWDG Lobbyarbeit kung der ehemaligen Kali-Region des Strategiepapiers „Masterplan Kali-Region“

• Weiterentwicklung des Masterplan Kali-Region und der ge- TMWWDG Projektsteuerung meinsam mit regionalen Akteuren erarbeiteten Projektansätze

• Implementierung von Maßnahmen und Projekten Projektentwicklung, Pro- jektbegleitung, Fördermit- telakquise

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Arbeitsmarkt und Fachkräfte

Tätigkeit Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Regionalmanagement

Fachkräfte Fachkräftesicherung für die Region, Mobi- • Vermarktung der Region als attraktiver Arbeits- und Wohn- TMWWDG, TMIL, Projektsteuerung, Netz- lisierung des Fachkräftepotenzials aus der standort (siehe: Regionalmarketing) TTG, IHK, ThAFF werkarbeit Region • Entwicklung und Implementierung von Rückkehrer- TMWWDG, IHK, Projektentwicklung, Pro- Programmen, (über-)regionale Präsentation des Arbeitsmark- HWK, AA, jektsteuerung, Netzwerk- tes und der weichen Standortfaktoren Branchenverbände, arbeit o Welcome Center als Service-Angebot ThAFF, ThEX o Perspektiven-Portal (Webseite) als Informationsmedium für potentielle Fachkräfte o Vernetzung mit thüringenweiten Initiativen und Instituti- onen

• Entwicklung und Aufbau von kreativen und zukunftsfähigen TMWWDG Projektentwicklung, Pro- Haltestrategien jektsteuerung, Netzwerk- arbeit • Branchentransparenz herstellen für Ausbildungs- und Arbeits- suchende o Nutzung innovativer Technologien zur Unternehmensprä- sentation, z.B. VR Brille auf Messen o Darstellung der Unternehmenslandschaft und Einbindung eines regionalen Stellenmarktes auf der Webseite

• Unterstützung der Unternehmen bei der Gewinnung von Aus- TMWWDG, IHK, Projektentwicklung, Netz- zubildenden, Fachkräften und hochqualifiziertem Personal so- HWK, AA, ThAFF werkarbeit wie Beratungsangebote zur Erschließung regionaler Beschäfti- gungspotenziale

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Arbeitsmarkt und Fachkräfte

Tätigkeit Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Regionalmanagement

Fachkräfte Fachkräftesicherung für die Region, Mobi- • Unterstützung bei der Organisation und Durchführung von TMWWDG, LEG, Projektbegleitung, Netz- lisierung des Fachkräftepotenzials aus der Unternehmerreisen zur Fachkräftegewinnung im Ausland ESN werkarbeit Region • gezielte und zentral koordinierte Anwerbung von (ausländi- schen) Jugendlichen & Fachkräften

Ausbildung und Qualifizierung Bindung der Schulabgänger an den Aus- • Vernetzung von Schule und Wirtschaft, frühzeitige Berufsorien- TMWWDG, IHK, Projektentwicklung, Pro- bildungsmarkt in der Region tierung FAVHWK, Unter- jektsteuerung, Netzwerk- o Durchführung gemeinsamer Berufsinfotage/ Messen nehmen Schulen arbeit o Gebündelte Infotage von Unternehmen an Schulen • Organisation von Projekttagen für Schüler in den Unternehmen der Region

Fachkräftebedarf aus eigenen Personal- • Vernetzung mit regionalen Weiterbildungsplattformen AA, IHK, HWK, Netzwerkarbeit, Lobbyar- ressourcen decken: Berufsbegleitende • Bewerbung von berufsbegleitenden Qualifizierungsangeboten (Weiter-) Bildungs- beit, Fördermittelakquise Qualifizierung, Absolventen in der Region • Etablierung von Fachkräfte-Paten in Unternehmen und Qualifizierungs- halten einrichtungen • Kooperation mit der Hochschule Nordhausen und anderen Hochschulen, weite- Netzwerkarbeit, LOI Bildungs- und Forschungseinrichtungen re Bildungseinrich- o Durchführung von Hochschul-Infotagen an Schulen im RM- tungen Gebiet o Maßnahmen zur Bindung von Absolventen an die Region (siehe: F&E sowie Regionalmarketing)

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Infrastruktur

Tätigkeit Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Regionalmanagement

Verkehrsinfrastruktur Zukunftsorientierte Weiterentwicklung des • Erarbeitung eines integrierten Mobilitätskonzepts mit Fokus auf TMIL, TMWWDG Projektentwicklung, Pro- Mobilitätsangebotes und Verbesserung der innovative Mobilitätslösungen im ländlichen Raum TMASGFF jektsteuerung Erreichbarkeit in der Region o Bestandsanalyse und Ableitung von Handlungsbedarfen o Best Practice Beispiele o Maßnahmen- und Umsetzungskonzept o Vorbereitung der Implementierung

• Verbesserung der landkreisübergreifenden ÖPNV-Anbindung o insbesondere Ausbildungs- und Pendlerverkehr

• Ausbau intermodaler Mobilitätsangebote Projektentwicklung, Pro- o Angebotsergänzung zur Absicherung der letzten Meile, z.B. jektbegleitung, Fördermit- Bürgerbus etc. telakquise o Verknüpfung ÖPNV und SPNV o Pendlerparkplätze o Anbindung Radverkehr, Mobilitätsstationen

Aktivitäten mit dem Ziel der Beschleuni- • Begleitung der Realisierung des Ausbaus der im Bundesver- TMIL Lobbyarbeit gung des Straßenverkehrs innerhalb der kehrswegeplan (BVWP) 2030 im vordringlichen Bedarf einge- Region durch Verbesserung des Ausbauzu- ordneten Straßenbauvorhaben standes von insbesondere Bundesstraßen und Landesstraßen • Begleitung der Realisierung des Ausbaus von Landesstraßen

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Infrastruktur

Tätigkeit Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Regionalmanagement

Verkehrsinfrastruktur Aktivitäten mit dem Ziel der Verbesserung • Güterverkehr von der Straße auf die Schiene bringen TMIL Lobbyarbeit der Erreichbarkeit der Region und ihrer o Prüfung der Möglichkeiten zur Reaktivierbarkeit von Schie- Teilräume über die Schiene; Nutzung der nenverbindungen Potenziale des ICE-Knotens Erfurt (Gunst- o Prüfung von Optionen für Parallelstrecken im Güterverkehr räume) • Beschleunigung der Schienenverkehrsverbindungen o Erfurt - Nordhausen o Bad Langensalza – Mühlhausen

• Attraktivierung von Bahnhofsumfeldern o Sanierung und Instandsetzung von Bahnhofsgebäuden zur gewerblichen Nutzung o Siehe: Ausbau intermodaler Mobilitätsangebote

Breitbandinfrastruktur flächendeckende Versorgung aller Teilräu- • Unterstützung der regionalen Akteure bei der Durchführung der TMWWDG Lobbyarbeit me der Wirtschaftsregion Nordthüringen Ausbauvorhaben entsprechend der Glasfaserstrategie des Freistaats Thüringen

Schaffung der Voraussetzungen für „Wirt- • Unterstützung der regionalen Akteure bei der Erhöhung der TMWWDG, Netz- Lobbyarbeit schaft 4.0“ Versorgungsgeschwindigkeit mittelfristig auf 1 GBit/s für Unter- werk 4.0 nehmen

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019 weiche Standortfaktoren

Tätigkeit Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Regionalmanagement

Wohnen und Leerstand Schaffung attraktiver Wohnmöglichkeiten • Potenzialermittlung zur Steigerung der Attraktivität von Wohn- TMWWDG,TMIL, Projektentwicklung, Pro- in der Region, um der Abwanderung aktiv möglichkeiten und alternativen Wohnformen Wohnungsbauge- jektsteuerung, Netzwerk- zu begegnen bzw. Zuzügler zu generieren sellschaften, Eigen- arbeit, Lobbyarbeit • Bedarfsgerechte Sanierung von Wohngebäuden im Bestand tümer, RAG LEADER

o Wettbewerb zur Präsentation von guten Beispielen

o Best Practice Exkursionen

• Vermarktung von Wohnstandorten als Wettbewerbsvorteil bei der Gewinnung von Fachkräften für die Region

o Aktion Probewohnen mit medialer Begleitung

o Siehe Regionalmarketing

Aktivitäten zur Nach- und Umnutzung • Aufmerksamkeit für Leerstand in der Region erzeugen leerstehender Gebäude o Leerstandsmelder o Vergessene-Orte Tour o Kunst- und Kreativprojekte o Veranstaltungen im Leerstand, z.B. Vorträge, Konzerte

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019 weiche Standortfaktoren

Themenfeld Schlüsselmaßnahmen Ressorts, Partner Tätigkeit Regionalmanagement

Daseinsvorsorge Verbesserung der Daseinsvorsorge in der • Unterstützung bei der Schaffung von attraktiven und zielgrup- TMWWDG, TMAS- Projektentwicklung, Pro- Region penorientierten Angeboten GFF, Träger der jektbegleitung, Fördermit- o Flexible Betreuungsmöglichkeiten Daseinsvorsorge, telakquise, Netzwerkarbeit o Tagespflegeangebote RAG LEADER o Ärztliche Versorgung in der Fläche • Verbesserung der Erreichbarkeit der Einrichtungen (siehe Mobilitätskonzept) • Entwicklung von breitbandunterstützten Modellprojekten zur Daseinsvorsorge im ländlichen Raum • Sensibilisierung für die Bedeutung von Angeboten der Da- seinsvorsorge im Wettbewerb um Fachkräfte

Tourismus-, Freizeit- und Naherholungsinfrastrukturen Beförderung des Wirtschaftsfaktors Tou- • Umsetzung von tourismusrelevanten Maßnahmen TMWWDG, TTG, Projektentwicklung, Pro- rismus • Entwicklung von Betreiberkonzepten und Standortuntersu- Tourismusverbände jektbegleitung, Netzwerk- chungen arbeit Verbesserung der Lebensqualität in der • Unterstützung der touristischen Leistungsträger bei der Pro- Region durch Vermarktung von Angebo- duktentwicklung ten der Freizeit- und Naherholung • Marketingaktivitäten, Leben im Grünen mit entsprechenden Freizeitangeboten (siehe: Regionalmarketing)

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Integriertes Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen – Fortschreibung 2019

9 Gestaltung des Regionalmana- 9.2 Organisationsstruktur gements Zur Durchführung des Regionalmanagements ist eine Organisationsstruktur erforderlich, in der die unter Gliederungspunkt 9.1 vorgestellten Akteure bzw. Akteursgruppen eingebunden sind. 9.1 Akteure Es wurde eine dreigliedrige Organisationsstruktur gewählt, die aus einer Steuerungsebene, einer operativen Um Maßnahmen zur Beförderung der regional- Ebene und einer beratenden Ebene besteht. wirtschaftlichen Entwicklung zu generieren und in die Umsetzung zu bringen, ist die Einbindung der • Dem Regionalmanagement steht eine Lenkungsgruppe vor, die von den Landräten der Region gebildet regionalen Akteure von wesentlicher Bedeutung. wird. Sie ist das Entscheidungs- und Kontrollgremium bei der Auswahl und Umsetzung von Projekten Folgende Akteursgruppen werden als besonders im Rahmen des Regionalmanagements. bedeutsam erachtet und sind im Rahmen des Regionalmanagements einzubinden: Der Vorsitz in der Lenkungsgruppe wechselt jährlich. Der bzw. die jeweils Vorsitzende ist gleichzeitig Sprecher/Sprecherin des Regionalmanagements und der Region. • regionale Kreditinstitute und Wirtschaftsver- bände: Sparkassen, Volksbanken Raiffeisen- Über die Lenkungsgruppe besteht der Kontakt zur Presse und Öffentlichkeit sowie zu verschiedenen banken, Industrie- und Handelskammer (IHK) Gremien (z.B. Kreistage). Erfurt, Handwerkskammer (HWK) Erfurt, Bun- desverband mittelständische Wirtschaft etc. • Der Lenkungsgruppe zugeordnet ist ein Beirat, bestehend aus den Landräten, Vertretern der Kreistage, • Forschungs- und Qualifizierungseinrichtun- den Bürgermeistern der Mittelzentren, Vertretern der IHK, der HWK, der Kreditinstitute und der Hoch- gen: Hochschule Nordhausen, BIC Nordthürin- schule Nordhausen sowie der Vertreter von Verbänden. Der Beirat fungiert als Beratungsgremium für gen, Firmenausbildungsverbund (FAV) Wart- die Lenkungsgruppe. burgregion e.V., Thüringer Agentur für Fach- • kräftegewinnung (ThAFF), Welcome Center Lenkungsgruppe und Beirat bilden die Steuerungsebene. , Bundesagentur für Arbeit etc. • Der Steuerungsebene nachgeordnet ist die operative Ebene des Regionalmanagements. Sie wird aus • Behörden und Gebietskörperschaften: Regio- projektbezogenen Arbeitsgruppen und den verantwortlichen Regionalmanagern gebildet, die von der nale Planungsstelle Nordthüringen, Landkreis im Kyffhäuserkreis angesiedelten und das Regionalmanagement federführend betreuenden Projektlei- Nordhausen, Kyffhäuserkreis, Unstrut-Hainich- tung geführt werden. Mitglieder in den projektbezogenen Arbeitsgruppen sind die Vertreter ansässiger Kreis, Stadt Nordhausen, Stadt Sondershau- Kreditinstitute, Vertreter der Regionalen Planungsgemeinschaft, ansässiger Forschungs- und Qualifizie- sen, Stadt Artern / Unstrut, Stadt Mühlhausen, rungseinrichtungen (hier insbesondere die Hochschule Nordhausen), Vertreter ansässiger Unterneh- Stadt Bad Langensalza etc. men und touristischer Einrichtungen, die Wirtschaftsförderer der Landkreise, Vertreter der größeren kreisangehörigen Kommunen und Vertreter ansässiger Wirtschaftsverbände. • regional ansässige Unternehmen

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Themenbezogen werden Experten beratend hinzugezogen. Die Aufgaben der Regionalmanager reichen von der Projektentwicklung bis hin zur Um- setzung von Vorhaben. Dafür ist eine enge Zusammenarbeit mit projektbezogenen Ar- beitsgruppen von großer Bedeutung. Schlüs- selmaßnahmen werden mit dem Ziel in die Umsetzung gebracht, positive regionalwirt- schaftliche Effekte in der Region auszulösen.

• Der beratenden Ebene des Regionalmana- gements sind überregionale Institutionen zugeordnet. Hierzu zählen insbesondere Mi- nisterien, wie das TMWWDG und das TMIL, Behörden, wie das TLVwA, die TAB oder die Arbeitsagenturen sowie sonstige Institutio- nen, wie die ThAFF, die ThEGA, das Welcome Center Thuringia, die Digitalagentur Thürin- gen sowie Vereine und/oder Verbände.

Abbildung 38: Organigramm Regionalmanagement Nordthüringen82

Das Regionalmanagement ist vielseitig aktiv: • administrativ (Terminkoordination sowie deren Vor- und Nachbereitung bzw. Moderation, Abstim- mung mit Ministerien und Bewilligungsbehörden, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, etc.); • inhaltlich (insbesondere bei der Projektentwicklung);

82 LEG Thüringen, eigene Darstellung

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

• kontrollierend, evaluierend und nachjustie- Der Erfolg der nachhaltigen Etablierung des Regionalmanagements ist von zahlreichen Einflussfaktoren ab- rend (insbesondere dahingehend, ob mit hängig. Ein wichtiger Faktor ist die Überzeugung der regionalen Akteure von dem mit dem Regionalma- den beschriebenen Handlungsschwerpunk- nagement verbundenen Mehrwert sowie dem Mehrwert eingesetzter eigener Mittel. Die effiziente Zusam- ten, Themenfeldern und Schlüsselmaßnah- menarbeit aller Akteure sowie die gemeinsame Entwicklung und Umsetzung von Projekten sind weitere men die formulierte Zielstellung der regio- begünstigende Aspekte für eine nachhaltige Ausgestaltung des Regionalmanagements. nalwirtschaftlichen Entwicklung bis 2025 in Problematisch in der Vergangenheit war insbesondere die Finanzierung der personellen Ausstattung des der Region Nordthüringen erreicht werden Regionalmanagements nach Auslaufen der Förderung im Rahmen der GRW-Infrastrukturförderung. Vor können oder ob nachjustiert werden muss). dem Hintergrund der sinkendenden Verfügbarkeit von Haushaltsmitteln der Kommunen und der Landkreise sind die Personalressourcen zur Durchführung eines Regionalmanagements häufig auf ein Minimum zurück- gefahren worden. 9.3 nachhaltige Ausgestaltung des Regional- managements Zielstellung im Rahmen der Fortsetzung des Regionalmanagements ist es, eine dauerhafte Finanzierung nach Auslaufen der (parallel zu beantragenden) Förderung der Fortsetzung des Regionalmanagements nach

Ziffer 2.1.8 der GRW-Infrastruktur-Richtlinie Teil II sicherzustellen. Dies kann nur gelingen, wenn Unterneh- Der Aufbau von dauerhaften Kooperationen zwi- men und andere Akteure (z.B. Hochschule oder Kreditinstitute) als Geldgeber dauerhaft zur Mitwirkung schen den regionalen Akteuren (Gebietskörper- motiviert und eingebunden werden. Dies wiederum kann nur gelingen, wenn Bedarfe, Projekte und Netz- schaften, Verbände, Kreditinstitute, Forschungs- werke gemeinsam ermittelt, erarbeitet und aufgebaut werden und so der entsprechende Mehrwert der und Qualifizierungseinrichtungen und regional Kooperation transparent und deutlich wird. ansässigen Unternehmen / Wirtschaft) ist eine Die Tätigkeiten des Regionalmanagements und die im Rahmen des Regionalmanagements anzustoßenden wesentliche Aufgabe des Regionalmanagements. und umzusetzenden Maßnahmen zielen insofern darauf ab, für die Akteure – insbesondere für die beteilig- Ein breiter Konsens über die regionsspezifischen ten kleineren und mittleren Unternehmen – einen (finanziellen) Zusatznutzen zu generieren. Hieraus sollen Handlungsschwerpunkte und die daraus abgelei- einerseits ein neues Verständnis bei der Unternehmerschaft der Region für die Berechtigung des Regional- teten Maßnahmen kann zu einer erfolgreichen managements und andererseits die Bereitschaft zur Aufwendung eigener Mittel zur Kofinanzierung von regionalwirtschaftlichen Entwicklung führen. Projekten erwachsen. Allerdings ist, und dies lässt sich aus den Erfah- Um die unterschiedlichen Akteursgruppen (vgl. 8.1) für die gemeinsame regionalwirtschaftliche Entwicklung rungen in der Vergangenheit ableiten, der Aufbau zu sensibilisieren und zu gewinnen, wurden sie bereits bei der Erstellung des Regionalwirtschaftlichen Ent- regionaler Kooperationsstrukturen ein aufwendi- wicklungskonzeptes für die Region Nordthüringen aktiv im Rahmen von Workshops bzw. über Arbeitsgrup- ger und zeitintensiver Prozess, der zudem eine pengespräche aktiv mit eingebunden. personelle Kontinuität auf Seiten des Regional- managements erfordert.

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Integriertes Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen – Fortschreibung 2019

Quellenverzeichnis • THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) LEP Thüringen 2025

• REGIONALE PLANUNGSGEMEINSCHAFT NORDTHÜRINGEN (2018) Regionalplan Nordthüringen Entwurf vom 30.05.2018

• THÜRINGER MINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFT, WISSENSCHAFT UND DIGITALE GESELLSCHAFT (2014) Richtlinie des Frei- staates Thüringen für die Gewährung von Zuwendungen aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Ver- besserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) Teil II: Förderung von wirtschaftsnahen Infra- strukturvorhaben und sonstigen Maßnahmen zur Unterstützung der Regionalentwicklung

• THÜRINGER LANDESAMT FÜR BAU UND VERKEHR (2015) Längenstatistiken der Straßenbauämter

• THÜRINGER MINISTERIUM FÜR BAU, LANDESENTWICKLUNG UND VERKEHR (2014) Demographiebericht 2013: Teil 1 – Bevölkerungsentwicklung des Freistaates und seiner Teilregionen

• ROLAND BERGER STRATEGY CONSULTANTS GMBH (2011) Trendatlas Thüringen 2020

• DWIF CONSULTING (2009) Wirtschaftsfaktor Tourismus in Thüringen – Endbericht

• FINANZGRUPPE OSTDEUTSCHER SPARKASSENVERBUND (2015) Tourismusbarometer Jahresbericht 2014

• CIMA INSTITUT FÜR REGIONALWIRTSCHAFT GMBH (2013) Evaluierung der Förderung von Regionalmanage- ment und Regionalbudget

• STIFTERVERBAND FÜR DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT (2013) FuE-Datenreport – Analysen und Vergleiche

• GUTFLEISCH (2008) Leitfaden Clusteranalyse – Teil 2

• GEHRKE, FRIETSCH, RAMMER U.A. (2010) Regionalbericht Norddeutschland 2010

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Integriertes Fortschreibung Regionalwirtschaftliches Entwicklungskonzept Nordthüringen 2019

• HOCHSCHULE NORDHAUSEN, ARNSMEYER (2012) Die ökonomische Bedeutung der Hochschule Nordhausen für die Region Nordthüringen

• BUNDESMINISTERIUM FÜR UMWELT, NATURSCHUTZ, BAU UND REAKTORSICHERHEIT (2015) Flächenverbrauch - Poli- tik der Bundesregierung www.bmub.bund.de

• STATISTISCHES BUNDESAMT (2019) Studierendenzahl im Wintersemester 2018/19 www.destatis.de

• BUNDESAGENTUR FÜR ARBEIT (2019) Statistik www.statistik.arbeitsagentur.de o Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung o sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Gemeinden in den Landkreisen Nordhausen, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich o sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Wirtschaftszweigen in Thüringen, Landkreis Nordhausen, Kyffhäuserkreis und Unstrut-Hainich-Kreis o sozialversicherungspflichtig Beschäftigte nach Berufsabschluss und Geschlecht in den Landkrei- sen Nordhausen, Kyffhäuser und Unstrut-Hainich o Bewerber und Berufsausbildungsstellen in den Landkreisen Nordhausen, Kyffhäuser und Un- strut-Hainich

• THÜRINGER LANDESAMT FÜR STATISTIK (2019) www.tls.thueringen.de o Bevölkerung nach Kreisen o Bevölkerung nach Gemeinden o Bevölkerung nach Altersgruppen und Kreisen o Bevölkerungsentwicklung o Geborene und Gestorbene nach Kreisen o Wanderungen nach Kreisen o Fortzüge und Zuzüge in andere Landkreise und kreisfreie Städte sowie länderübergreifend nach Kreisen o Bevölkerungsstruktur und -entwicklung nach Kreisen o Bevölkerungsprognose nach Kreisen o voraussichtliche Bevölkerung nach Altersgruppen und Kreisen o sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Wohnort nach Kreisen o sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am Arbeitsort nach Kreisen

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o Pendler nach Kreisen o Personal im öffentlichen Sektor nach Kreisen o Arbeitslose und Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt nach Kreisen o Arbeitslose nach Altersklassen und Kreisen o Erwerbstätigkeit, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und Arbeitslose nach Kreisen o Bruttoinlandsprodukt, Bruttoinlandsprodukt/Erwerbstätigen nach Kreisen o Entwicklung der Bruttowertschöpfung nach Wirtschaftsbereichen und Kreisen o Bruttolöhne und -gehälter nach Kreisen o Löhne und Einkommen nach Kreisen o Steuereinnahmen nach Kreisen o Schulden nach Kreisen o Ankünfte, Übernachtungen und Aufenthaltsdauer der Gäste in Beherbergungsstätten (ohne Camping) nach Kreisen o Tageseinrichtungen für Kinder nach Kreisen o Allgemeinbildende Schulen nach Kreisen o Absolventen/Abgänger aus allgemeinbildenden Schulen nach Kreisen o Pflegeeinrichtungen und Pflegebedürftige nach Kreisen o Krankenhäuser/Reha-Einrichtungen nach Kreisen o Ärzte in freier Niederlassung nach Kreisen o Ärzte, Zahnärzte und öffentliche Apotheken je Einwohner nach Kreisen

• THÜRINGER CLUSTERMANAGEMENT (2019) www.cluster-thueringen.de o Innovationsfelder nach Landkreisen o Netzwerke

• HOCHSCHULE NORDHAUSEN (2019) www.hs-nordhausen.de o Studium und Lehre o Studierendenzahlen o Forschung

• PROJEKTMAGAZIN – DAS FACHPORTAL FÜR PROJEKTMANAGEMENT (2015) SWOT-Analyse www.projektmagazin.de/glossarterm/swot-analyse

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Anlagenverzeichnis Anlage 1: räumliche Verteilung der Kindergärten in der Region ...... 91 Anlage 2: räumliche Verteilung der Schulen nach Schultypen in der Region ...... 92

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Anlagen

Anlage 1: räumliche Verteilung der Kindergärten in der Region83

83 Kita.de (2019) Kindertagesstätten in Thüringen; LEG Thüringen, eigene Darstellung

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84 Anlage 2: räumliche Verteilung der Schulen nach Schultypen in der Region

84 Landkreis Nordhausen (2019) Schulen und Kyffhäuserkreis (2019) Schulen und Unstrut-Hainich-Kreis (2019) Schulen; LEG Thüringen, eigene Darstellung

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