Antwort Auf Die Kleine Anfrage 3339 Des Abgeordneten Kießling (Afd)
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THÜRINGER LANDTAG Drucksache 6/6444 6. Wahlperiode 15.11.2018 Kleine Anfrage des Abgeordneten Kießling (AfD) und Antwort des Thüringer Ministeriums für Umwelt, Energie und Naturschutz Geplanter Gipsabbau in der Rüdigsdorfer Schweiz in Nordthüringen Die Kleine Anfrage 3339 vom 17. September 2018 hat folgenden Wortlaut: Medienberichten zufolge hatte im Jahr 2017 das Thüringer Landesbergamt einem Walkenrieder Unterneh- men erlaubt, am Kuhberg in der Rüdigsdorfer Schweiz auf einer Fläche von zunächst 1,9 Hektar Gips ab- zubauen. Dieser Abbau soll im Jahr 2019 beginnen. Vor diesem Hintergrund führten circa 200 Personen eine Sternwanderung zum Kuhberg in der Rüdigsdorfer Schweiz durch, um gegen den geplanten Gipsab- bau zu demonstrieren. Entsprechend eines neuen Rahmenbetriebsplans soll ein in Rottleberode ansässiges Unternehmen den Gipsabbau bis zum Jahr 2100 in der Gegend um Nordhausen planen. Ich frage die Landesregierung: 1. Wann und bei welcher Behörde haben die beiden oben in Bezug genommenen Unternehmen den Gipsab- bau in den betroffenen Gebieten beantragt und welchen Flächenumfang haben die beantragten Abbau- gebiete (bitte nach Genehmigungsbehörde, Antragsdatum, Genehmigungsdatum, Genehmigungsbe- gründung, Behördenauflagen, betroffenen Landkreisen, Gemeinden, Ortsteilen, Flur, Flurstücken und Ausdehnung in Hektar aufschlüsseln)? 2. Für welche Zeiträume wurde der Gipsabbau in den oben genannten Gebieten durch die zuständigen Behörden genehmigt (bitte nach Abbaugebiet, Abbauunternehmen, Genehmigungsbehörde und in Jah- resscheiben aufschlüsseln)? 3. Wurden im Rahmen der beantragten Gipsabbaugebiete in der Rüdigsdorfer Schweiz Umweltverträglich- keitsprüfungen durchgeführt und falls nicht, warum nicht (bitte nach Beginn, Dauer, rechtlichem Umfang, Inhalt, Prüfungsbehörde und Ergebnis der Prüfung aufschlüsseln)? 4. Welche geschützten und nicht geschützten Tier- und Pflanzenarten sind in den geplanten Abbaugebie- ten in der Rüdigsdorfer Schweiz ansässig und welche Auswirkungen wird der Gipsabbau nach Einschät- zung der Landesregierung auf diese Arten haben? 5. Welche Auswirkungen wird nach Einschätzung der Landesregierung der in der Rüdigsdorfer Schweiz geplante Gipsabbau auf das Grundwasser, die dort vorhandenen Quellen und Fließgewässer sowie auf die Feinstaubbelastung im Landkreis Nordhausen haben und falls nach Einschätzung der Landesregie- rung keine Auswirkungen zu befürchten sind, warum nicht? Druck: Thüringer Landtag, 27. November 2018 Drucksache 6/6444 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode 6. Welche weiteren ökologischen Auswirkungen kann der geplante Gipsabbau auf die Planungsregion Nordthüringen haben? 7. Hat die Landesregierung rechtliche und ökonomische Bedenken gegenüber dem geplanten Gipsabbau in der Rüdigsdorfer Schweiz und wenn ja, welche? 8. Ist die Landesregierung seit dem Jahr 2014 gegen eines der beantragten Gipsabbaugebiete in der Rü- digsdorfer Schweiz beziehungsweise gegen die antragstellenden Unternehmen juristisch vorgegangen und falls ja, mit welchem Ergebnis und falls nein, warum nicht (bitte nach entscheidendem Gericht be- ziehungsweise entscheidender Behörde, Begründung und Datum der Rechtskraft aufschlüsseln)? 9. Welche Schritte wurden nach Kenntnis der Landesregierung im Rahmen der Genehmigungsverfahren unternommen, um die betroffene Bevölkerung von den geplanten Gipsabbaumaßnahmen und den Aus- wirkungen des Gipsabbaus zu unterrichten und falls keine Schritte unternommen wurden, warum nicht? 10. Entspricht es nach Kenntnis der Landesregierung den Tatsachen, dass Unternehmen die Absicht haben, den Gipsabbau in Nordthüringen, insbesondere in der Rüdigsdorfer Schweiz, bis zum Jahr 2100 wei- ter zu betreiben, und beabsichtigt die Landesregierung entsprechenden Planungen stattzugeben (bitte nach Unternehmen, derzeitigem Planungsstand und zukünftig geplanten Abbaugebieten aufschlüsseln) und falls ja, warum und falls nein, warum nicht? 11. Wie viele weitere Unternehmen haben Anträge zum Gipsabbau in Thüringen, insbesondere in der Rü- digsdorfer Schweiz, gestellt und in welchem Stadium befinden sich derzeit diese Anträge (bitte nach Un- ternehmen, zuständiger Behörde beziehungsweise Gericht, beantragtem Abbaugebiet, Antragsdatum, Genehmigungsdatum beziehungsweise Versagungsdatum, Genehmigungsbegründung beziehungswei- se Versagungsbegründung, Behördenauflagen, betroffenen Landkreisen, Gemeinden, Ortsteilen, Flur, Flurstücken und Fläche in Hektar aufschlüsseln)? Das Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz hat die Kleine Anfrage namens der Lan desre gierung mit Schreiben vom 14. November 2018 wie folgt beantwortet: Zu 1.: Am Kuhberg ist ein in Walkenried ansässiges Unternehmen Inhaberin einer Bewilligung zum Abbau von Gips und Anhydrit auf einer Fläche von etwa 18 Hektar. Mit Antrag vom 25. Februar 2016 reichte das Unternehmen beim Thüringer Landesbergamt einen Haupt- betriebsplan zur Zulassung ein, der einen Gipsabbau auf einer Abbaufläche von 1,2 Hektar vorsieht. Die Betriebsfläche insgesamt umfasst 1,9 Hektar und liegt im Landkreis Nordhausen in der Gemarkung Nie- dersachswerfen der Gemeinde Harztor, Flur 4, unmittelbar an der Grenze zu Nordhausen-Rüdigsdorf. Der Betriebsplan wurde durch das Thüringer Landesbergamt mit Bescheid vom 5. Mai 2017 mit zahlreichen Ne- benbestimmungen zugelassen. Die im Zulassungsbescheid zum Hauptbetriebsplan enthaltenen Nebenbe- stimmungen sowie die dort ebenfalls enthaltene Begründung der Zulassung sind aus Anlage 1 ersichtlich. Eine Veröffentlichung der Angaben über die betreffenden Flurstücke ist aus datenschutzrechtlichen Grün- den nicht möglich. Auf Artikel 67 Abs. 3 Nr. 1 der Verfassung des Freistaats Thüringen wird verwiesen. Ein weiteres Unternehmen betreibt im Landkreis Nordhausen, nahe der Landesgrenze zu Sachsen-Anhalt, den Tagebau "Alter Stolberg", aus dem das eigene Werk im benachbarten Rottleberode (Sachsen-Anhalt) versorgt wird. Dabei handelt es sich um einen bereits vor dem Jahr 1990 laufenden Betrieb. Das Unternehmen ist seit April 1991 Inhaberin des Bergwerkseigentums "Rottleberode/Alter Stolberg" für die Bodenschätze Gips und Anhydrit (insgesamt 315,5 Hektar, davon 306,5 Hektar in Thüringen, circa neun Hektar in Sachsen-Anhalt) und hat einen im Dezember 1994 durch das damalige Bergamt Bad Salzungen zugelassenen fakultativen Rahmenbetriebsplan. Diese Zulassung ist bis zum Ende des Abbaus, mindes- tens jedoch bis zum Jahr 2035, befristet. Weiterhin ist das Unternehmen Eigentümer der Grundstücke im Bergwerkseigentumsfeld und großzügig darüber hinaus. Mit Datum vom 3. April 2018 hat das Unternehmen beim Thüringer Landesbergamt einen obligatorischen Rahmenbetriebsplan (mit Umweltverträglichkeitsstudie, FFH-Verträglichkeitsstudie, Artenschutzfachbeitrag et cetera) zur Zulassung eingereicht. Der Antrag auf Planfeststellung des Rahmenbetriebsplans für den Ta- gebau Alter Stolberg erstreckt sich auf Grundstücke in der Gemarkung Stempeda der Stadt Nordhausen sowie Grundstücke in der Gemeinde Urbach. Insgesamt umfasst das Antragsgebiet circa 255 Hektar. Da- mit möchte das Unternehmen Planungssicherheit für einen Zeitraum von circa 75 Jahren erreichen. 2 Thüringer Landtag - 6. Wahlperiode Drucksache 6/6444 Dieser Rahmenbetriebsplan soll insbesondere der Flächenoptimierung nach den Kriterien der Rohstoffge- winnung, des Naturschutzes, der Karstmorphologie und Karsthydrologie sowie der Erhaltung und Gestal- tung der karsttypischen Landschaft dienen. Es sollen zudem Einzelgenehmigungen nach anderen Rechts- vorschriften, die zur Umsetzung des bergbaulichen Vorhabens erforderlich sind, im Genehmigungsverfahren konzentriert und somit für die Zukunft entbehrlich werden. Das Unternehmen beabsichtigt, auf den Abbau von naturschutzfachlich wertvollen Flächen innerhalb des Bergwerkseigentums zu verzichten und dafür eine Fläche von circa 21 Hektar außerhalb des Bergwerks- eigentums, jedoch im Eigentum des Unternehmens und auch außerhalb des Naturschutzgebiets "Alter Stolberg", in Anspruch zu nehmen ("Flächentausch"). Für die vorgenannte Fläche außerhalb des Berg- werkseigentums ist im Antrag auf bergrechtliche Planfeststellung ein Antrag auf Genehmigung nach Bun- des-Immissionsschutzgesetz integriert. Der obligatorische Rahmenbetriebsplan (mit Erweiterung nach dem Bundes-Immissionsschutzgesetz) wur- de vom Thüringer Landesbergamt noch im April 2018 in die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange, ein- schließlich anerkannter Naturschutzverbände, gegeben. Inzwischen sind alle Stellungnahmen der Betei- ligten beim Thüringer Landesbergamt eingegangen und werden nun dem Unternehmen zur Kenntnis und gegebenenfalls Nachbearbeitung seines Antrags gegeben. Vor einer möglichen Zulassung müssen der Plan noch öffentlich ausgelegt und gegebenenfalls Einwendungen erörtert werden. Eine Veröffentlichung der Angaben über die betreffenden Flurstücke ist aus datenschutzrechtlichen Grün- den nicht möglich. Auf Artikel 67 Abs. 3 Nr. 1 der Verfassung des Freistaats Thüringen wird verwiesen. Zu 2.: Die aktuelle Hauptbetriebsplanzulassung für den Gipstagebau am Kuhberg wurde vom Thüringer Landes- bergamt erteilt. Sie ist bis zum 31. Dezember 2020 befristet. Der gültige Hauptbetriebsplan 2015 für den Tagebau "Alter Stolberg" wurde durch das Thüringer Landes- bergamt am 20. Oktober 2015 zugelassen und auf Antrag am 25. Oktober 2017 bis zum 31. Oktober 2022 verlängert. Der in der Antwort zu Frage 1 genannte obligatorische Rahmenbetriebsplan für den Tagebau "Alter Stol- berg" befindet sich noch im Zulassungsverfahren. Zu 3.: Für den bereits zugelassenen Abbau am Kuhberg wurde keine