Ermittlung des aktuellen Stands der Schulsituation in Stadt und Landkreis

Studie im Auftrag von Fraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN im Kreistag Nordhausen

Überarbeitete Fassung , Stand Frühjahr 2012 bai-iNSTiTUT Prof. Dr. J. Arnsmeyer Köllingstraße 1, 99734 Nordhausen www.bai-institut.de

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Inhaltsverzeichnis

1. Wichtigste Ergebnisse ...... 1

2. Bevölkerungsentwicklung ...... 2

3. Regionale Verteilung der Schulen ...... 6

4. Entwicklung der Schülerzahlen ...... 8

5. Gefährdungspotenzial...... 9 5.1. Grundschulen ...... 9 5.2. Realschulen ...... 10 5.3. Gymnasien...... 10

6. Anpassungsbedarfe in der Schulstruktur ...... 12 6.1. Grundschulen ...... 12 6.2. Regelschulen ...... 12 6.3. Gymnasien...... 12 6.4. Berufsbildende Schulen und Fachhochschule ...... 13 6.5. Verteilung der Bildungsstandorte im Landkreis ...... 13

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Abbildungsverzeichnis

Abb. 2-1 Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Nordhausen 2000-2011 ...... 2

Abb. 2-2 Bevölkerungsstruktur des Landkreises Nordhausen 2000 vs. 2010 ...... 2

Abb. 2-3 Bevölkerungsprognose für die Stadt Nordhausen 2010-2030 ...... 3

Abb. 2-4 Bevölkerungsprognose für Nordhausen Land 2010-2030 ...... 3

Abb. 2-5 Bevölkerungsprognose 2010-2030, Personen unter 20 Jahren, die Stadt Nordhausen ...... 4

Abb. 2-6 Bevölkerungsprognose 2010-2030, Personen unter 20 Jahren, Nordhausen Land ...... 4

Abb. 3-1 Regionale Verteilung der Grund- und Förderschulen ( ú und ú) im Landkreis Nordhausen ...... 6

Abb. 3-2 Regionale Verteilung der Regelschulen im Landkreis Nordhausen ...... 7

Abb. 4-1 Bevölkerungsprognose und Schülerzahlen ...... 8

Abb. 5-1 Gefährdungsportfolio Grundschulen...... 9

Abb. 5-2 Gefährdungsportfolio Regelschulen...... 10

Abb. 5-3 Gefährdungsportfolio Gymnasien ...... 10

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1. Wichtigste Ergebnisse

• Die Prognose der demografischen Entwicklung zeigt eine stabile Situation der für die Schulplanung relevanten Bevölkerung in Nordhausen und einen substantiellen Rück- gang dieser Bevölkerung im restlichen Landkreis (Nordhausen Land).

• Im Stadtgebiet Nordhausen besteht bei den Grund- und Regelschulen kein akuter Anpassungsbedarf in der Schulstruktur.

• Die Größe der Nordhäuser Gymnasien spricht für eine organisatorische Zusammen- legung von Humboldt- und Herder-Gymnasium. Um die überregionale Bedeutung des Bildungsstandorts Nordhausen zu stärken und die Ausdünnung der Gymnasialstruk- tur im übrigen Landkreis zu kompensieren, sollte überlegt werden, den Gymnasien einen Internatsbetrieb anzugliedern.

• Angesichts des erwarteten massiven Bevölkerungsrückgangs im Nordhäuser Land ist die regionale Versorgung mit Grundschulen zu überprüfen. Insbesondere die Schulen in Petersdorf und Klettenberg erscheinen nicht dauerhaft überlebensfähig.

• Unter den Regelschulen des Nordhäuser Lands hat die Regelschule in Niedersachs- werfen die ungünstigsten Bedingungen. Sie ist klein und besitzt für die Regionalabde- ckung mit Regelschulen keine Bedeutung. Es ist zu überlegen, ob diese Schule aufge- geben wird, zumal die Schüler sich ebenso gut nach oder Nordhausen orien- tieren könnten.

• Das Schiller-Gymnasium in ist zu klein um heutigen qualitativen Anfor- derungen an ein Gymnasium gerecht zu werden und durch die erwartete Schü- lerentwicklung besonders gefährdet. Soll der Gymnasialstandort nicht aufgegeben werden, könnte überlegt werden, die Bleicheröder Schulen in einer Gesamtschule zusammenzufassen.

• Die Berufsschulen des Landkreises sollten nicht in Frage gestellt werden. Sie bieten Potenzial, Nordhausen als über die Region hinaus bedeutenden Bildungsstandort zu entwickeln und sollten in Richtung der überregionalen Ausrichtung weiter entwickelt werden.

• Zur überregionalen Bedeutung als Bildungsstandort trägt die Fachhochschule in er- heblichem Umfang bei. Sie kann in diesem Punkt als Anlehnungsobjekt für andere Schulen und Bildungseinrichtungen des Landkreises dienen.

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2. Bevölkerungsentwicklung

Abb. 2-1 Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Nordhausen 2000-2011

Der Landkreis Nordhausen verlor seit 2000 rund 10 % seiner Bevölkerung. 2011 lebten im 10 % Bevölkerungsrüc k- Landkreis Nordhausen rund 89.000 Menschen, wovon mit etwa 44.000 Einwohnern die Hälfte gang in der Stadt Nordhausen wohnte. Rund die Hälfte dieses Rückgangs ist auf den negativen Wanderungssaldo zurückzuführen.

Der Bevölkerungsschwund ging ausschließlich zu Lasten der Personen unter 50 Jahren. Über Deutliche Verschlecht e- die Hälfte des gesamten Rückgangs (rund 5.000 Personen) ist auf die Abnahme der Zahl der rung der Altersstruktur Jugendlichen unter 18 Jahren zurückzuführen. Der Anteil der über 65-jährigen nahm hingegen um 4.000 Personen von 17 % auf 24 % zu. Im Bereich der arbeitenden Bevölkerung waren es wiederum in erster Linie die Jüngeren, deren Anzahl sich reduzierte, während die Zahl der über 50-jährigen im Wesentlichen konstant blieb. Insgesamt verschlechterte sich die Alters- struktur im Landkreis, was die Strukturen zur Förderung junger Menschen in Frage stellt.

Bevölkerungsstruktur, Landkreis Nordhausen 100% 11.571 90% 16.774 80% 17.578 70% 21.273 bis 18 60% 19.315 18-34 50% 23.576 35-49 40% 50-64 19.871 über 65 30% 19.758 20% 21.628 10% 17.228 0% 2000 2010

Abb. 2-2 Bevölkerungsstruktur des Landkreises Nordhausen 2000 vs. 2010

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Nach Berechnungen des statistischen Landesamts 1 wird die Bevölkerungszahl im Landkreis Nordhausen bis zum Jahr 2020 um weitere rund 10 % auf dann noch 81.400 Menschen Bevölker ungsprognose: schrumpfen. In diesem Zeitraum wird die Einwohnerzahl der Stadt Nordhausen in etwa kon- Landkreis: -10 %, stant bleiben 2, so daß der Rückgang ausschließlich zu Lasten der anderen Gemeinden des Stadt Nordhausen: ±0 % Landkreises gehen wird.

Stadt Nordhausen, Bevölkerungsprognose 2030 50.000

45.000 8.088 40.000 6.185 7.449

35.000 8.890 7.159 7.289 30.000 bis 20 20-34 7.923 8.998 25.000 8.950 35-49 20.000 50-64 9.727 8.005 über 65 15.000 9.038

10.000 12.997 5.000 10.827 11.722

0 2010 2020 2030

Abb. 2-3 Bevölkerungsprognose für die Stadt Nordhausen 2010-2030

Nordhausen Land, Bevölkerungsprognose 2030 50.000

45.000 6.645 40.000

35.000 6.798 5.226

30.000 3.664 bis 20 3.014 20-34 10.250 5.659 25.000 2.628 35-49 2.869 20.000 50-64 10.798 11.127 6.860 über 65 15.000

10.000 13.838 5.000 10.864 12.040

0 2010 2020 2030

Abb. 2-4 Bevölkerungsprognose für Nordhausen Land 2010-2030

1 Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik, Entwicklung der Bevölkerung Thüringens von 2010 bis 2030 nach Kreisen - Bevölkerungsvorausberechnung -, Erfurt 2010, S. 79 ff.

2 Vgl. Thüringer Landesamt für Statistik, Entwicklung der Bevölkerung ausgewählter Städte Thüringens 2010 bis 2030 - Bevölkerungsvorausberechnung -, Erfurt 2010, S. 145 ff.

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Bei Aufteilung des Landkreises Nordhausen in die Teile Stadt Nordhausen und Landkreis ohne Stadt Nordhausen („Nordhausen Land“) wird das Problem akzentuiert. Während die Stadtbevölkerung bis 2020 stagniert und zwischen 2020 und 2030 um rund 3 % zulegen wird, beschleunigt sich der Bevölkerungsrückgang in Nordhausen Land von rund 17 % im ersten Jahrzehnt auf rund 23 % im zweiten Jahrzehnt. Der Anteil der in der Stadt Nordhausen leben- den Einwohner an der Gesamtbevölkerung im Landkreis wird auf etwa 60 % steigen.

Besonders dramatisch und für die Frage der Schulentwicklung wichtig ist die Entwicklung der In Nordhausen Land Anzahl der unter 20-jährigen Einwohner. Das Statistische Landesamt Thüringen geht davon halbiert sich die Anzahl aus, daß bis 2030 die Anzahl der Jugendlichen um weitere 14 % schrumpft. Da für die Stadt der Jugendlichen bis Nordhausen vom Statistischen Landesamt Thüringen ein Zuwachs an jungen Menschen um 2030 31 % prognostiziert wird, bedeutet das für die Gebiete außerhalb der Stadt („Nordhausen Land“) etwa eine Halbierung der Zahl der Jugendlichen.

Stadt Nordhausen, Bevölkerungsprognose 2030 9.000

8.000

7.000 2.108 1.630 6.000 1.328 15 - 19 5.000 1.884 2.121 10 - 14 4.000 1.514 5 - 9 bis 5 3.000 1.998 2.055 1.570 2.000

1.000 1.773 1.937 1.804

0 2010 2020 2030

Abb. 2-5 Bevölkerungsprognose 2010-2030, Personen unter 20 Jahren, die Stadt Nordhausen

Nordhausen Land, Bevölkerungsprognose 2030 7.000

6.000 1.586

5.000 1.609 1.743 4.000 15 - 19 10 - 14 5 - 9 3.000 1.468 1.711 1.104 bis 5 2.000 1.191 841 1.000 1.605 608 958 460 0 2010 2020 2030

Abb. 2-6 Bevölkerungsprognose 2010-2030, Personen unter 20 Jahren, Nordhausen Land

Eine detaillierte Aufschlüsselung der Entwicklung in Nordhausen Land zeigt, daß bis 2030 zwei 2 von 3 Grundschulplä t- von drei Grundschulplätzen nicht mehr besetzt werden können und bereits 2020 jeder dritte zen gefährdet

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Platz in einer Grundschule obsolet wird (gemessen an der Bevölkerungsgruppe im Alter von 5 bis 9 Jahren). Da die Zahl der unter 5-jährigen von 1.605 in 2010 auf 460 in 2030 ebenfalls sehr stark zurückgeht, ist auch in späteren Jahren keine Erholung zu erwarten.

Der sich im Bereich des Grundschulalters abzeichnende dramatische Bedarfsrückgang trifft Rückgang der Zahl der mit Verzögerung auch die Regelschulen, Gymnasien und berufsbildenden Schulen. Bis 2020 Jugendlichen trifft ver- bleibt der Rückgang um 8 % in der Altersgruppe von 10 bis 20 Jahren noch moderat. Im da- zögert auch die weiter- rauf folgenden Jahrzehnt beschleunigt sich der Rückgang auf 37 %, so daß sich auch diese Al- führenden Schulen tersklasse bis 2030 gegenüber dem Jahr 2010 fast halbiert.

Gelingt es nicht, diese Bevölkerungsentwicklung im Nordhäuser Land zu stoppen, so müssen die aktuellen Strukturen für Bildung und Jugendarbeit außerhalb der Stadt Nordhausen in Frage gestellt werden.

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3. Regionale Verteilung der Schulen

Abb. 3-1 Regionale Verteilung der Grund- und Förderschulen (ú und ú) im Landkreis Nordhausen

Aufgrund des hohen Bevölkerungsanteils der Stadt Nordhausen im Landkreis hat sich die Stadt Nordhausen zum wichtigsten Standort für die regionale Grundbildung entwickelt. Fast die Hälfte der insgesamt 3.178 Schüler geht in eine der 9 Grund- und Förderschulen des Stadtgebiets. Die andere Hälfte besucht eine der 15 Schulen im Nordhäuser Land. Hier zeigt sich bereits, daß die Schulen in der Fläche relativ klein sind und ein weiterer Schülerrückgang nur die Schließung einiger Schulen zur Folge haben kann.

Sowohl im Land Nordhausen als auch in der Stadt gehen von den 5-10 jährigen Kindern quasi Grundschulen in Nor d- alle in eine Grund- oder Förderschule im Kreis. Die durchschnittliche Grundschulgröße vari- hausen Land deutlich iert jedoch stark zwischen Stadt und Land Nordhausen. Gehen in der Stadt durchschnittlich kleiner als im Stadtge- 174 Schüler in eine Grundschule, so sind es im Land Nordhausen nur 104. Die kleinste biet Grundschule der Stadt hat 154 Schüler während es im Land auch 3 Schulen mit jeweils rund 60 Schülern gibt.

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Abb. 3-2 Regionale Verteilung der Regelschulen im Landkreis Nordhausen

Die Regelschüler verteilen sich deutlich gleichmäßiger über insgesamt 9 Schulen, von denen 4 Räumliche Verteilung im Stadtgebiet liegen. Mit durchschnittlichen Schülerzahl von 246 liegen die städtischen Regel- der Regelschulen schulen über ihren Pendants im Nordhäuser Land (227 Schüler im Schnitt). Die räumliche gleichmäßig Verteilung der Schulen deckt den Landkreis im Wesentlichen ab. Einzig die kleinste Schule in Niedersachswerfen (152 Schüler) ist räumlich weniger günstig positioniert. Bei den prognosti- zierten Bevölkerungszahlen scheint es ihren Schülern am ehesten zumutbar, sich entweder nach Ellrich oder nach Nordhausen zu orientieren.

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4. Entwicklung der Schülerzahlen

Lkr. Nordhausen, Bevölkerung & Schüler 5 - 9 Jahre 10 - 20 Jahre GS+FS RS+Gym+BBS 10.000 6.441 6.683

8.000 6.028

6.171 6.592 6.000 6.174

4.000 3.178 3.130 2.505 2.000 3.281 3.189 2.663

0 2010 2020 2030

Abb. 4-1 Bevölkerungsprognose und Schülerzahlen 3

Parallel zur prognostizierten Entwicklung der Bevölkerungszahlen sieht das Thüringer Ministe- rium für Bildung Wissenschaft und Kultur die Entwicklung der Schülerzahlen im Landkreis Nordhausen. Bis zum Jahr 2020 soll die Zahl der Grundschüler noch fast unverändert bleiben und der Schüler über 10 Jahre leicht zunehmen. Erst im zweiten Jahrzehnt der Prognose wer- den zweistellige Rückgänge prognostiziert. 4

Wird ähnlich wie in der Bevölkerungsprognose ein Zuwachs für das Stadtgebiet Nordhausen Nordhausen Land: unterstellt, so muß bereits in den Jahren bis 2020 von erheblich schrumpfenden Schülerzahlen Grundschülerzahlen in Nordhausen Land ausgegangen werden (etwa -20 %). Dabei wird die Zahl der Grundschü- sinken um über 30 % bis ler um knapp 1/3 oder 400 Schüler schrumpfen. Bei der heutigen durchschnittlichen Schulgrö- 2020 ße müßten mindestens 3 Grundschulen geschlossen werden. Im Bereich der Regelschulen und Gymnasien fällt der Rückgang mit -8 % deutlich moderater aus.

Dramatisch wird die Situation für Nordhausen Land in dem Jahrzehnt bis 2030: Ein weiterer Rückgang der Schülerzahlen um über 40 % mit einer weiteren Halbierung der Grundschüler- zahlen erscheint dann wahrscheinlich. In der Stadt Nordhausen sind die Schulen aufgrund des prognostizierten Bevölkerungszuwachses abgesichert.

3 GS: Grundschule, FS: Förderschule, RS: Regelschule, Gym: Gymnasium, BBS: Berufsbildende Schule

4 Quelle: http://www.schulstatistik-thueringen.de/

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5. Gefährdungspotenzial

Die Anforderungen, die an Grundschulen, Regelschulen und Gymnasien gestellt werden müs- sen, sind sehr unterschiedlich. Grundsätzlich gilt für Schulen: Je differenzierter und speziali- sierter das Unterrichtsangebot sein soll, desto größer müssen die einzelnen Schülerjahrgänge sein.

Ein Grundschulbetrieb kann schon mit wenigen Lehrern aufrecht erhalten werden. Dennoch erscheint es sinnvoll, selbst bei kleinen Klassengrößen mindestens eine 2-Zügigkeit anzustre- ben, um Schwankungen von Schülerjahrgang zu Schülerjahrgang besser ausgleichen zu können. Die Alternative, bei kleineren Schulen die erforderliche Flexibilität durch Zusammenlegung von Klassenstufen zu erreichen, ist im Hinblick auf die Ausbildungsqualität umstritten.

Für Regelschulen und Gymnasien ergibt sich aus ähnlichen Überlegungen, daß für diese Schul- typen eine 3- bzw. 4-Zügigkeit angestrebt, mindestens jedoch 2- bzw. 3-Zügigkeit erreicht werden sollte.

5.1. Grundschulen

Gefährdete Grundsch u- Grundschulen 23 len: Klettenberg, Pe- B. Brecht gesichert tersdorf, 22 K. Kollwitz und Werther Bleicherode 21 Wipperdorf Nsw 20 A. Kuntz Evang. GS Nohra Förstemannw . 19 Görsbach Ilfeld Ellrich 18 Freie GS Heringen Sollstedt

Schüler/Klasse 17 Niedersalza Niedergebra 16 Petersdorf

15 Klettenberg gefährdet 14 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 Züge

Abb. 5-1 Gefährdungsportfolio Grundschulen

Lesehilfe Grafik:

• Jeder Punkt stellt eine Schule mit den Parametern durchschnittliche Klassengröße und durchschnittliche Anzahl der Klassen je Schuljahrgang dar.

• Schulen die im Quadrant rechts oben liegen sind am wenigsten gefährdet: Aufgrund von Klassengröße und Anzahl der Klassen haben sie genügend Manövriermasse, um Schwankungen und Ausfälle abzufangen.

• Schulen im Quadrant links unten sind stark gefährdet: Sie können einen weiteren Rückgang der Schülerzahlen kaum kompensieren.

• Die Schulen des Stadtgebietes Nordhausen sind grün markiert, die anderen blau.

Angesichts der prognostizierten Bevölkerungsentwicklung dürften die großen Grundschulen im Stadtgebiet Nordhausen nicht gefährdet sein. Auch die Schulen in privater Trägerschaft unterliegen anderen Beurteilungskriterien und dürften nicht in Frage stehen. Einzig die Exis- tenz der sehr kleinen Grundschule in Petersdorf ist zu hinterfragen, zumal es ausreichend Schulkapazität in der nahegelegenen Stadt gibt.

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Problematischer sieht es für die Schulen außerhalb des Stadtgebiets aus. So haben insbesonde- re die Schulen in Klettenberg, Niedergebra und Sollstedt keine Manövriermasse mehr, um auf den erwarteten Schülerrückgang zu reagieren. Aber auch Schulen des Quadranten links oben werden Schwierigkeiten haben, umfangreichere Schülerrückgänge zu kompensieren.

5.2. Realschulen

Gefährdete Realschule: Regelschulen 23 Niedersachswerfen gesichert K. Kollwitz 22

21 Hainleite Lessing 20 Bleicherode Nsw Ellrich 19

Schüler/Klasse Heringen 18 Förstemannw . Petersberg 17

gefährdet 16 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 Züge

Abb. 5-2 Gefährdungsportfolio Regelschulen

Lesehilfe Grafik: siehe Grundschulen.

Unter den Regelschulen sind zwei Schulen in gewissem Umfang gefährdet: Am Förstemann- weg in Nordhausen und die Regelschule Niedersachswerfen. Die anderen Schulen im Nord- häuser Land dürften insbesondere auch aufgrund ihrer ausgewogenen regionalen Verteilung die prognostizierten Bevölkerungsrückgänge durch kleinere Klassen bzw. Reduzierung der Klassenzahl in gewissen Grenzen noch kompensieren können.

5.3. Gymnasien

Gefährdetes Gymnas i- Gymnasien 26 um: Schiller-Gymnasium Schiller MS gesichert Bleicherode 25 Schiller 24 Humboldt MS

23 Humboldt Herder OS Herder 22 Herder MS Schüler/Klasse 21 Humboldt OS

20 Schiller OS

gefährdet 19 1,5 2,5 3,5 4,5 5,5 Züge

Abb. 5-3 Gefährdungsportfolio Gymnasien

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Lesehilfe Grafik:

• Jedes Gymnasium wird durch eine Linie dargestellt, deren Endpunkte die Strukturen von Mittel- bzw. Oberstufe der jeweiligen Schule darstellen.

• Der mittlere, fett beschriftete Punkt der Linie stellt die Struktur des Gymnasiums insgesamt dar.

• Je kürzer die Linie eines Gymnasiums ist, desto gleichgewichtiger ist die Struktur zwi- schen Mittel- und Oberstufe.

Die Qualität eines Gymnasiums wird neben vielen Faktoren auch durch die Vielfältigkeit des Angebots bestimmt. Insbesondere in der Oberstufe sollte mindestens eine 3-Zügigkeit er- reicht werden, um ein differenziertes Kursangebot zu gewährleisten. Doch selbst die 3-Zügigkeit erlaubt es in der Regel nicht, in der Oberstufe alle Kursangebote in allen Leis- tungsstufen bereitzustellen. Erst wenn ein Gymnasium im Mittel- und Oberstufenbereich eine gewisse Manövriermasse sowohl von der Anzahl der Klassen in einer Stufe als auch von der Klassengröße hat, kann nicht nur das Pflichtprogramm sondern auch Spezialitäten (beispiels- weise in Form von Arbeitsgemeinschaften, Begabtenförderung etc.) ermöglicht werden. Da diese Ausdifferenzierung bei einer 3-Zügigkeit schwer fällt, sollte eine 4- bis 5-Zügigkeit ange- strebt werden.

In den vergangenen 10 Jahren verloren die Gymnasien zwischen 32 % und 41 % ihrer Schüler. 2001 erlaubten Schülerzahlen von deutlich über 1.000 an den Nordhäuser Gymnasien ein sehr differenziertes Angebot, das das gesamte Spektrum der gymnasialen Qualifikation in beiden Gymnasien ermöglichte. Auch das damals schon kleinere Schiller-Gymnasium bot seinen fast 750 Schülern einen differenzierten Unterricht an. Die Reduktion von einst fast 3.000 Gymna- siasten im Landkreis Nordhausen auf heute knapp 1.900 Schüler ohne daß es eine organisato- rische Anpassung der Schulen gab, dürfte nicht ohne Qualitätseinbußen vonstatten gegangen sein.

Heute verfolgen die betrachteten Gymnasien offensichtlich sehr unterschiedliche Strategien, ihr Angebot qualitativ abzusichern.

Das kleinste Gymnasium, das Schiller-Gymnasium in Bleicherode erreicht gerade die Zweizü- gigkeit und versucht offensichtlich, eine gewisse Differenzierung in der Oberstufe durch relativ große Klassen in der Mittelstufe zu kompensieren. Bei insgesamt sehr geringen Schülerzahlen dürfte ein umfangreiches Ergänzungsangebot kaum möglich sein, da Mindestteilnehmerzahlen nur schwer erreichbar sein werden.

Die im Schnitt erreichte 3-Zügigkeit läßt das Humboldt-Gymnasium im Vergleich zum Schiller- Gymnasiale Strukturen Gymnasium etwas positiver erscheinen. Doch selbst unter diesen Umständen können in der im Landkreis Nordhau- Oberstufe nicht alle Kurse in allen Leistungsabstufungen bereitgestellt werden, so daß auch sen zu kleinteilig diese Konstellation kaum ausreicht, heutige Bildungsanforderungen zu erfüllen.

Das Herder-Gymnasium ist das einzige Gymnasium, das im Schnitt eine ausreichende Mehrzü- gigkeit erreicht. Dieses Gymnasium leidet jedoch unter einem gravierenden Problem. Die formal günstigere Größe des Gymnasiums wird in erster Linie durch die Außenstelle in Ilfeld (nur Mittelstufe) erreicht, was dazu führt, daß insbesondere die Mittelstufe stark ausgebaut ist. Offensichtlich gelingt es jedoch nicht in ausreichendem Umfang, die Schüler von der Mittelstu- fe in die Oberstufe zu führen. Damit ist an diesem Gymnasium die Situation im Oberstufenbe- reich kaum besser als am Humboldt-Gymnasium, so daß auch hier kaum die für ein qualitativ gut differenziertes Angebot erforderliche kritische Masse erreicht wird.

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6. Anpassungsbedarfe in der Schulstruktur

6.1. Grundschulen

Die prognostizierte Entwicklung der Schülerzahlen in Nordhausen Land stellt den Erhalt der Schl ießung von Grun d- Grundschulen, die heute schon unter 100 Schüler haben in Frage. Dies betrifft (Schülerzahlen schulen erfordert Aus- 2011 in Klammern): Niedergebra (67), Görsbach (95), Klettenberg (60), Sollsedt (85), Wip- bau der Schülerbeförde- perdorf (84) und im Stadtgebiet Petersdorf (65). Bei einem nicht ganz unproblematischen rung einzügigen Betrieb einer Grundschule mit im Schnitt 20 Kindern pro Klasse liegt die Mindest- größe bei 80 Kindern. Damit ist die heutige dezentrale Versorgung des Nordhäuser Lands mit Grundschulen nicht mehr aufrecht zu halten. Bei der Frage, welche Grundschulen weiterge- führt werden sollten, ist auf eine regionale Ausgewogenheit des Schulangebots und insbeson- dere die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu berücksichtigen. Dazu kann es erforderlich sein, den Schulbusverkehr im Landkreis deutlich auszubauen. Die Grundschulen in der Stadt Nordhausen können angesichts der leicht zunehmenden Bevölkerung im Alter zwischen 5 und 10 Jahren in der jetzigen Struktur bestehen bleiben.

Unter den og. Aspekten sind insbesondere die Grundschulen in Klettenberg und in Petersdorf in naher Zukunft in Frage zu stellen. Für beide Schulen gilt, daß es den Schülern zumutbar ist, die Grundschulen in Ellrich bzw. Nordhausen zu besuchen.

6.2. Regelschulen

Regelschulen sollten im Sinne einer gewissen Differenzierung des Lehrangebots mindestens zweizügig aufgebaut sein. Bei einer durchschnittlichen Klassengröße von 20 ergibt sich für die Regelschule eine Mindestgröße von 240 Schülern. Bis auf die Schule „Am Förstemannweg“ erreichen die Regelschulen des Stadtgebiets diese Mindestgröße. Steigende städtische Ein- wohnerzahlen werden den Bestand dieser Schulen absichern.

Im Land Nordhausen erscheint die Situation kritischer: Insbesondere die sehr kleine Regel- Kl einste Regelschule schule in Niedersachswerfen muß hier hinterfragt werden. Da Niedersachwerfen nahver- Niedersachswerfen kehrstechnisch sehr gut mit Nordhausen verbunden ist, wäre es durchaus möglich, auf diese obsolet Schule zugunsten der Regelschulen in weiter entfernten Teilen des Kreises zu verzichten.

6.3. Gymnasien

Insbesondere im Gymnasium erfordert die Ausdifferenzierung des Unterrichts in der gymnasi- alen Oberstufe Schulgrößen von mindestens rund 800 Schülern. Kleinere Einheiten leiden systembedingt darunter, daß sie das erforderliche differenzierte Kursangebot nur bedingt abdecken können. Unter diesem Aspekt sind weder die Gymnasien der Stadt Nordhausen noch das Schiller-Gymnasium in Bleicherode als eigenständige Schulen zu empfehlen. Die räumliche Nähe der Nordhäuser Gymnasien legt eine organisatorische Zusammenlegung der beiden Schulen nahe. Das Gymnasium in Bleicherode wird unter den aktuellen Prognosen kaum überlebensfähig bleiben.

Die bislang aufrecht erhaltene gymnasiale Mittelstufe des Herder-Gymnasiums in Ilfeld er- Schließung Schiller - schwert die Organisation und Durchführung eines differenzierten Lehrangebots erheblich und Gymnasium, Fusion sollte deshalb aufgegeben werden, zumal die Nahverkehrsanbindung von Ilfeld an Nordhausen Herder- und Humboldt- gut gelöst ist. Gymnasium

Um dennoch den Einwohnern des gesamten Landkreises eine gute gymnasiale Versorgung bereit zu stellen, sollte überlegt werden, ob einem fusionierten Nordhäuser Gymnasium ein Internatsbetrieb angegliedert werden kann, der die Schüler des Nordhäuser Lands in der Woche aufnimmt. Diese Möglichkeit des Internats könnte auch der Ausgangspunkt für eine Weiterentwicklung zu einem über die Region bedeutendem staatlichen Gymnasium werden und die Zukunft des Standorts Nordhausen als Bildungsstandort absichern.

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6.4. Berufsbildende Schulen und Fachhochschule

Die berufsbildenden Schulen und die Fachhochschule tragen bereits heute erheblich zu der BBS und FH Grundlage überregionalen Bedeutung des Bildungsstandorts Nordhausen bei und sollten deshalb weiter für überregionale Be- ausgebaut werden. Sie dürften auch eine der Ursachen sein, warum die Stadt Nordhausen deutung als Bildungs- eine der wenigen Städte Thüringens ist, die in den kommenden Jahrzehnten einen leichten standort Bevölkerungszuwachs erwarten darf.

Auch wenn die wichtigsten Entscheidungen nicht in den kommunalen Bereich fallen, dürfte es für die Stadt und den gesamten Landkreis Nordhausen förderlich sein, diesen Bereich weiter auszubauen.

6.5. Verteilung der Bildungsstandorte im Landkreis

Die demografische Entwicklung des Landkreises Nordhausen spricht für eine Konzentration der weiterführenden Schulen auf wenige regional gestreute Standorte. Ellrich im Norden, Nordhausen im Südosten und Bleicherode im Südwesten bilden ein regional ausgewogenes Dreieck im Landkreis und sollten deshalb als Bildungsstandorte weitestgehend erhalten blei- ben.

Nordhausen ist als zentraler Bildungsstandort mit einem breit gefächerten Angebot der An- ziehungspunkt der Region. Berufsbildung und insbesondere die Fachhochschule tragen zu einer auch überregionalen Bedeutung bei, die durch Restrukturierung der Gymnasien und Ergänzung um einen Internatsbetrieb noch gestärkt werden könnte.

Bleicherode ist mit einer Grundschule, einer Regelschule, einem Gymnasium und einer För- derschule für den westlichen Teil des Landkreises ein wichtiger und gut zu erreichender Schulstandort. Die demografische Entwicklung des Nordhäuser Lands spricht jedoch dafür, das Gymnasium zu schließen. Alternativ könnte überlegt werden, ob die vorhandenen Schulen zu einer Gesamtschule zusammengelegt werden und ein gymnasialer Zweig im Rahmen dieser Schule weiter geführt werden kann.

Für die Schulen in Ellrich besteht kein akuter Anpassungsbedarf.

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