Musiktheater Operngesang
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Musiktheater 37 lin machte er auf sich auf- Prof. Balázs merksam. Seit 2009 lehrt Operngesang und inszeniert er an der Kovalik Theaterakademie August Everding, so zeichnete er Balázs Kovalik wurde in Budapest für die Regie von Puccinis geboren und studierte Regie an der La bohème, Hasses Didone Theaterakademie August Everding abbandonata und Arta- in München. Über zwölf Jahre leitete serse, Mariottes Salomé, er die Opernklasse an der Franz Liszt Obsts Solaris, Martín y Akademie in Budapest und war zwi- Solers L’arbore di Diana und schen 2007 und 2010 Künstlerischer für die jüngsten Erfolge Leiter der Ungarischen Staatsoper. mit Josts Die arabische Nacht, Flight Als Gastdozent war er an Hoch- von Jonathan Dove und Die Brüste schulen in Berlin, Leipzig und Kairo des Tiresias von Francis Poulenc ver- tätig. Mit Inszenierungen an den antwortlich. Seit dem Studienjahr Staatsopern in Budapest, Zagreb, 2012/2013 hat Balázs Kovalik die Lei- Kairo, Hannover, München und Ber- tung des Studiengangs inne. Opera House Covent Garden in Lon- KS Prof. don, an der Opéra National de Paris, in Amsterdam, Genf, Madrid und Bar- Andreas celona, an der Mailänder Scala sowie an der Metropolitan Opera New Schmidt York. 1997 wurde ihm vom Senat der Freien und Hansestadt Hamburg der Der gebürtige Düssel- Titel Kammersänger verliehen. Als dorfer Andreas Schmidt Gesangsprofessor unterrichtete er wurde nach seinem an der Musikhochschule Carl Maria Gesangsstudium bei von Weber in Dresden und folgte Ingeborg Reichelt und 2010 dem Ruf an die Hochschule für Dietrich Fischer-Dieskau Musik und Theater nach München. an die Deutsche Oper Seit der Spielzeit 2012/2013 hat er Berlin engagiert. Er gastierte u.a. an zusammen mit Balázs Kovalik die Lei- A Midsummer Night’s den Staatsopern von Berlin, Wien, tung des Studiengangs Musiktheater/ Dream, Oper von Benja- München und Dresden, am Royal Operngesang inne. min Britten, Prinzregen- tentheater, Inszenierung: Olivier Tambosi. Alle Vorstellungen mussten aufgrund der Pandemie abgesagt werden 39 Ich habe mich daher entschieden, » Wie können wir den Begrüßungstext zum Studienjahr Bildserie aus der Klavier- hauptprobe von A Mid- planen? Wie wird die dieses Mal nicht selbst zu schreiben, summer Night’s Dream sondern die zukünftige Sänger*in- Zukunft aussehen? « nen-Generation, unsere Studie- renden selbst, zu Wort kommen zu lassen … Von mir kämen schöne Welterschütterungen wie die Überlegungen und philosophische Corona-Pandemie zeigen deutlich, Welt- und Zukunftsanschauungen. dass wir Menschen gerne verges- Aber ich denke, unser Studiengang sen, dass das Planen selbst eine Uto- sollte sich mit frischem und viel- pie ist. Wir möchten daran glauben, leicht unverstelltem Blick mit diesem dass alles so wird, wie wir es vorha- Thema befassen. ben und regen uns sogar schon auf, Unsere Studierenden lernen und wenn ein Zug Verspätung hat. Wir arbeiten mit viel Kraft, bringen viele planen fleißig und tun alles, um zu Opfer für einen Beruf, für ein Genre, vergessen, dass nicht nur die Natur, das eine Zukunft haben sollte. Aber sondern auch das System, das wir wird es eine Zukunft geben? In wel- erfunden und kreiert haben, in dem che Richtung bewegt sich die Poli- wir leben und dessen Teil wir sind, tik? Die Kulturpolitik? Wohin geht die unsere Pläne jederzeit willkürlich Ausbildung? Werden menschliche durchkreuzen kann. Und wenn das Werte noch gefragt sein? Wie sehen passiert, stellen wir wieder die pani- die jungen Sänger*innen das? Wer- schen Fragen: „Wie wird es weiter- den sie noch ein Publikum haben, gehen? Wie können wir planen? Wie das nicht nur auf Äußerlichkeiten wird die Zukunft aussehen?“ Aber einer technisierten und konsumbe- gerade in dieser Zeit sollten wir ein- sessenen Welt aus ist? sehen: All das können wir auch ohne Unser Territorium ist die Bühne, Pandemie nicht sagen oder gar vor- wo man Geschichten aus der Ver- bestimmen. Wir können planen, aber gangenheit erzählt, die die Zukunft wir dürfen nie vergessen, dass Pläne, beeinflussen. Wird das in der gerade im Berufsfeld Musiktheater, Zukunft noch möglich sein? schöne Fantasiespiele sind. Wenn sie wahr werden, ist es märchenhaft! ► Prof. Balázs Kovalik Wie sehen die 41 Studierenden ihre Zukunft: Ich persönlich wurde Opernsängerin, weil ich schon als Kind die Bühne liebte und damit die Aufmerksamkeit der Menschen gewinnen konnte. Der Operngesang wurde die beste Aus- drucksmöglichkeit meiner Gefühle und meiner Persönlich- keit. Wenn ich gefragt werde, ob die Oper eine Zukunft hat, möchte ich gerne ja sagen, obwohl ich befürchte, dass das doch nicht stimmt. Die Welt entwickelt sich weiter, und ich habe Angst, dass die Opernwelt dadurch verloren geht. Aber natürlich macht die Oper Sinn. Es gibt so viele Geschichten, wie die Musik Menschen in schwierigsten Zeiten unterstützt und motiviert, manchmal sogar gerettet hat. Ich kann mir die Welt ohne Musik nicht vorstellen. Meiner Meinung nach soll man Operngesang dann studie- ren, wenn man sich sein Leben ohne Singen nicht vorstellen kann. Sonst schafft man es nicht, weil die Branche sehr kom- plex ist: Heutzutage muss man als Opernsänger*in viel mehr sein und machen können, Eine Zukunft des Musiktheaters sieht um Erfolg zu haben. Ich für mich so aus, dass unsere jetzige kann mir vorstellen, dass Generation ruhig die Stärke und den Zukunft in der Theater- und der Operngesang in der Mut zu ganz eigenen, neu kreierten Opernwelt – das sind neue For- Zukunft für einen kurzen Wegen haben darf und aufgreifen men, neue Medien, neue Mög- Moment vergessen werden sollte. „So läuft es aber am Thea- lichkeiten, Kunst an ein Publikum kann, aber er wird wieder ter“ ist längst keine Ausrede mehr heranzutragen, die gerade erst erscheinen, weil nichts so dafür, seine eigene Wahrheit nicht bis in den Köpfen der jungen Kunst- stark unsere Gefühle beein- zur Gänze ausleben zu dürfen. Wie schaffenden entstehen. Gleich- flussen kann, wie die Live- soll grenzenlose Kreativität in einem zeitig sehen wir, besonders in Musik. begrenzten System funktionieren? dieser Zeit, wie wichtig den Men- Seine Ziele finden, seinen Weg schen das Live-Erlebnis ist; Kör- ► leben und neue Grenzen setzen. Daria Kalinina per, Emotionen, Geschichten live vor sich zu sehen; wie sehr ► Anna Magdalena Rauer wir uns danach sehnen und wie viel es uns gibt, mit Kunst in ¢!√ «∂ Berührung zu kommen. Keine Aufnahme kann den Moment des im Raum ent- stehenden Klangs ersetzen, kein Bildschirm die Spannung zwischen Künstler*innen und Publikum wiedergeben. Diese Spannung auszuhalten will gelernt sein, aber dann berührt uns die Musik so viel tiefer und zeigt, dass sie mehr ist als nur ein flüchtiger Genuss. ► Franziska Weber A Midsummer Night’s Dream, Henrike Henoch und Ansgar Theis als Helena und Demetrius Und wenn wir jetzt sofort eine Premiere veranstalten? Über das abrupte Ende unserer A Midsummer Night’s Dream-Produktion Mittwoch 11.03.2020 Erste Probe mit Orchester im Originalbühnenbild. Brittens wunderbare Musik nun von einem ganzen Orchester und dann auch noch in Kombination mit dem szenischen Geschehen und unserem spekta- kulären Wald auf der Bühne erklingen zu lassen, ist magisch. Die Stimmung ist den Umständen ent- sprechend gut ... bis zur Mittagspause. Wir finden uns bei der Vollversammlung im Akademietheater ein. Einige von uns tragen sogar noch ihre Kostüme, schließlich soll es im Anschluss gleich weitergehen. Dann die Hiobsbotschaft: Nach behördlicher Vor- schrift ist das Proben mit sofortiger Wirkung unter- sagt, die Vorstellungen sind definitiv abgesagt. Wir sind schockiert, und es fließen einige Tränen. Wir können es nicht so richtig glauben und versuchen mit allen möglichen Ideen, unsere Produktion doch noch zu retten (Wie wäre es mit einer Premiere jetzt sofort?). Doch die Ansage ist klar, und so kom- men wir für eine letzte Verabschiedungsrunde zusammen. Ein Ensemble-Mitglied hat Geburtstag, es gibt Kuchen, und wir singen „Happy Birthday“. Es ist ein eigenartiger Abschied. All die Wochen, die wir zusammen hart gearbeitet haben, auf einmal vorbei. Und das auf der Zielgeraden. Gleichzeitig ist die Freude darüber, so viele tolle Men- Mittwoch, 18.03.2020 schen kennen gelernt Premierenabend. Wir stoßen zu haben, groß. Wir virtuell mit Bier und Kräuter- erinnern uns an all die tee auf unsere Produktion und schönen Momente vor, auf die wunderbare Zeit an, die während und nach den wir hatten. Sollte es die Mög- Proben mit dem Wissen, lichkeit geben, unseren Mid- summer Night’s Dream doch A Midsummer Night’s Dream, dass wir stolz sein kön- Oper von Benjamin Britten, nen, auf alles was wir irgendwann einmal aufzu- Prinzregententheater, geleistet haben. führen, dann kenne ich da ein Inszenierung: Olivier Tambosi. paar Leute, die auf jeden Fall Alle Vorstellungen mussten aufgrund der Pandemie dabei wären ;-) abgesagt werden. Von links: Franziska Weber, ► Marie-Philine Pippert Gabriel Rollinson, Ansgar Theis, Henrike Henoch Dramaturgin der Produktion, Master-Studiengang Dramaturgie Engagements und Projekte 45 Céline Akçağ Gabriel Rollinson war im November 2019 in der Pre- hätte bei den Bregenzer Fest- miere der Familienoper Coraline von spielen 2020 den Idreno in Haydns Mark-Anthony Turnage am Opern- Armida gesungen. Ab der haus Zürich zu erleben. Spielzeit 2020/21 gehört er dem Ensemble des Opernstudios der Damien Gastl Oper Frankfurt an. sang im Sommer die Titelpartie in Don Giovanni in Nöten beim Ansgar Theis Styriarte Festival in Graz unter sang im Januar 2020 den Kaiser Michael Hofstetter. Seit September Overall in Victor Ullmanns Der Kaiser 2020 gehört er dem Opernstudio