Olivia Vermeulen, Karol Kozłowski, Andreas Schmidt, Lydia Teuscher Viardot Memorial in Baden-Baden / Viardot-Denkmal in Baden-Baden
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Olivia Vermeulen, Karol Kozłowski, Andreas Schmidt, Lydia Teuscher Viardot memorial in Baden-Baden / Viardot-Denkmal in Baden-Baden Chopin Vocalisation Luigi Bordèse (1815?–1886) 1 Les Fleurs (Text: André van Hasselt) 3:27 Duet after: “Minute Waltz” / Duett nach: „Minutenwalzer“ Valse, Op. 64 No. 1 Anonymous 2 Marche funèbre (Text: Louis Durdilly) 6:49 Quartet after the 3rd movement of the Piano Sonata No 2 in B-flat minor, Op. 35 Quartett nach dem 3. Satz der Klaviersonate Nr. 2 b-Moll op. 35 3 La Libellule bleue (Text: Louis Durdilly) 1:30 Song after / Lied nach: Etude Op. 25 No. 9 4 À la Lune (Text: Louis Durdilly) 3:43 Song after / Lied nach: Nocturne No. 2, Op. 9, No. 2 Pauline Viardot (1821–1910) Songs / Lieder 5 Seize ans (Text: Louis Pomey) VWV 4023 3:41 after / nach: Mazurka No. 31, Op. 50, No. 2 6 Aime-moi (Text: Louis Pomey) VWV 4020 2:48 after / nach: Mazurka No. 23, Op. 33, No. 2 7 Berceuse (Text: Louis Pomey) VWV 4030 3:18 after / nach: Mazurka No. 24, Op. 33, No. 3 2 Luigi Bordèse 8 La Fille de l’onde (Text: Emile Richebourg) 4:13 Duet after / Duett nach: Ballade No. 2, Op. 38 9 Les Traineaux (Text: Emile Richebourg) 3:20 Duet after / Duett nach: Mazurka No. 36, Op. 59, No. 1 bl L’Attente (Text: Emile Richebourg) 3:08 Quartet after / Quartett nach: Mazurka No. 6, Op. 7, No. 2 bm Violette (Text: Emile Richebourg) 3:14 Duet after / Duett nach: Mazurka No. 31, Op. 50, No. 2 bn La Fête des Prairies (Text: André van Hasselt) 2:57 Duet after / Duett nach: Mazurka No. 5, Op. 7, No. 1 Pauline Viardot bo Plainte d’Amour (Text: Louis Pomey) VWV 4024 3:12 Song after / Lied nach: Mazurka No. 1, Op. 6, No. 1 bp Séparation (Text: Louis Pomey) VWV 4022 2:13 Duet after / Duett nach: Mazurka No. 14, Op. 24, No. 1 bq L’Oiselet (Text: Louis Pomey) VWV 4021 3:25 Song after / Lied nach: Mazurka No. 47, Op. 68, No. 2 br La Beauté (Text: Louis Pomey) VWV 4026 2:31 Duet after / Duett nach: Mazurka No. 42, Op. 67, No. 1 3 Anonymous bs Berceuse (Text: Louis Durdilly) 2:46 Song after / Lied nach: Berceuse, Op. 57 bt Hymne (Text: Louis Durdilly) 4:08 Song after / Lied nach: Nocturne No. 15, Op. 55, No. 1 Pauline Viardot bu Coquette (Text: Louis Pomey) VWV 4025 2:38 Song after / Lied nach: Mazurka No. 5, Op. 7, No. 1 Frédéric Chopin (1810–1849) Polish Songs / Polnische Lieder Op. 74 cl Wiosna (Text: Stefan Witwicki) WN 52 2:22 cm Pierścień (Text: Stefan Witwicki) WN 50 1:50 cn Moja pieszczotka (Text: Adam Mickiewicz) WN 51 2:03 Lydia Teuscher soprano / Sopran (1,2,5-7,10,15,16) Olivia Vermeulen mezzo soprano / Mezzosopran (1-3,10,13,14,16-19) Karol Kozłowski tenor / Tenor (2,4,8-12,20-22) Andreas Schmidt baritone / Bariton (2 ,8-12) Wolfgang Brunner fortepiano / Hammerflügel 4 Chopin à la mode ihr langes Leben mit nahezu allen bedeutenden Musikern und Dichtern Europas im geistigen Austausch (sie sprach „Man soll mit den Fingern singen.“1 oder „Wenn Sie Klavier fließend sechs Sprachen). Ab ca. 1840 hatte sie engen spielen wollen, müssen Sie singen lernen.“2 – solche und Kontakt mit Chopin und George Sand; 1841, 1842, 1843 ähnliche Zitate Chopins überliefern viele seiner Schüler und 1845 verbrachte sie jeweils mehrere Sommerwochen aus ihrem Klavierunterricht bei ihm. Auch wenn Chopin mit ihnen in deren Wohnsitz Nohant. Schon 1827 arbeitete hauptsächlich als Klavierkomponist im Bewusstsein ist, sie zum ersten Mal eine Mazurka Chopins zu einem Lied war ihm selbst der Gesang eine elementare Grundlage um („L’Oiselet“ VWV 4021). 1848 traten sie und Chopin jeglichen Musizierens. Dies betraf untrennbar miteinander in London gemeinsam in seinem letzten Konzert mit Viar- verbunden die Komposition wie den Vortrag derselben – dots Vokalfassungen der Mazurken auf. Ob Chopin das in weiterer Folge die Spieltechnik und die Auswahl eines musikalische Arrangement und die Textierung goutierte, geeigneten Instrumentes. ist nicht bekannt. In geradezu barock-klassischer Ästhetik propagierte er die 1863 bis 1870 zog Pauline Viardot mit ihrer Familie aus Idee einer Analogie zwischen Musik und Sprache, davon Frankreich nach Baden-Baden und errichtete dort im getragen achtete er genauestens auf Phrasierung und Garten ihrer Villa eine „Kunsthalle“. Diese wurde zum Artikulation. So nimmt es nicht Wunder, dass Zeitgenossen Treffpunkt vieler musikalischer Gäste – Künstler, Fürsten und epigonale Komponisten den vokalen Habitus vieler und Könige gaben sich die Klinke in die Hand. (Oberhalb seiner Klavierwerke freudig nutzten, um sie tatsächlich als des Geländes befinden sich heutzutage die Gebäude Kunstlieder zu arrangieren. Für die vorliegende CD wurden des Südwest-Rundfunks, in dessen Saal die vorliegende einige besonders gelungene Beispiele zusammengetragen. Aufnahme entstand.) Pauline Viardots Anverwandlung der Mazurken Chopins Pauline Viardot, Lieder nach Frédéric Chopin schenkt eine Fülle interessanter Beobachtungen: An prominentester Stelle ist Chopins Kollegin Pauline In vokaler Hinsicht ist der Part höchst anspruchsvoll – der Viardot (1821–1910) zu nennen. „... die genialste Frau, die Schriftsteller und Kritiker Théophile Gautier kommentierte mir je vorgekommen“, schrieb Clara Schumann über sie Viardots ungewöhnlich großen Umfang: „Allein das Timbre an Johannes Brahms3, und fast gleichlautend schwärmte des f und die Leichtigkeit, mit der sie das c3 anstimmt, das George Sand: „die genialste Frauennatur unserer Zeit“4. sie im Verlauf des Werkes häufiger hören ließ, erstrecken Pauline Viardot stammte aus einer Musikerfamilie. Ihr Vater sich eindeutig über wenigstens drei ganze Oktaven […]. Ihre unterrichtete sie ebenso wie ihre 13 Jahre ältere Schwester, Stimme sitzt wunderbar; die Intonation ist rein und genau. die unter dem Namen Maria Malibran eine international Der Ton wird stets mit großer Sauberkeit angestimmt, ohne bekannte Sängerin wurde, und ihren 16 Jahre älteren Bruder Zögern oder Portamento.“6 Das Fehlen von Portamento Manuel, dessen Gesangsschule bis heute angesehen ist. wird zu dieser Zeit noch als Ausnahme empfunden. Viardot Neben ihren triumphalen Erfolgen als Sängerin spielte Pauline meinte freilich später selbstkritisch zu einer jungen Kollegin: auch exzellent Klavier und Orgel5, komponierte und stand „Machen Sie es nicht so wie ich, ich wollte alles singen und 5 habe mir dabei die Stimme ruiniert“7. Den Chopin’schen um diese Zeit auf zwölf anstieg.“8 Klavierpart reduziert Viardot – abgesehen von Vor-, Zwi- Viardot und/oder Pomey finden mit der Wahl ihrer Texte schen- und Nachspielen – oft auf eine pure Begleitfunktion, oft einen faszinierenden Schlüssel zum Affekt-Gehalt der verteilt die Aufgaben der ursprünglichen linken Hand auf ursprünglich „abstrakten“ Komposition, so z. B. in dem zwei Hände. Aufführungspraktisch hochinteressant sind von einem Cherubino gesungenen Lied an eine Kokette Viardots Einschübe von Fermatenauszierungen, verän- („Coquette“ VWV 4025), dem die Textierung fast einen derten Reprisen, Eingängen und Kadenzen. Sie behandelt Touch des modernen französischen Chansons verleiht. Chopins Mazurken, als wären sie Kompositionen des Das Mazurka C-Dur op. 33, Nr 3 berührt melancholisch 18. Jahrhunderts – und diese quasi improvisatorischen schon in ihrer Klavier-Soloversion durch eine reduzierte Ergänzungen sind vielleicht nicht immer die genialsten, kleinräumige Melodieführung, die gewissermaßen einsam aber sie kommen exakt an den Stellen, die auch Mozart um sich selbst kreist. Die als „Berceuse” VWV 4030 von und seine Zeitgenossen wahrgenommen hätten! Wenn Louis Pomey textlich darüber gelegte Situation einer Mutter, man sich Berichte von Chopins Schülern in Erinnerung die nicht weiß, ob ihr Gatte aus dem Krieg zurückkehren ruft, er habe seine eigenen Kompositionen kaum je so wird, gräbt die Bitternis des Sich-Verlassen-Fühlens noch wie notiert gespielt, kann man Viardots Realisationen als unerbittlich tiefer. Viardot fügt zudem einige Überleitungs- wichtiges Zeugnis und authentisches Beispiel auch für den takte ein, die in ihrer abwärts gleitenden Chromatik den solistischen Vortrag Chopin’scher Mazurken nehmen (zumal traurig-resignativen Charakter noch verstärken. wir viele Berichte über Chopins Klavierspiel haben, nach denen er seine Kompositionen bei jedem Vortrag variierte). Luigi Bordese, Oeuvres célèbres de Chopin, Transcrites Der Textdichter Louis Edmond Pomey (1835–1901) textierte à 1 ou 2 voix égales (18679) Viardots Arrangements offensichtlich erst entlang der vorlie- Über Luigi Bordèse ist wenig bekannt. Er wurde vermutlich genden Transkription. Zumindest einige der Bearbeitungen 1815 in Neapel geboren10 und zog nach Paris, wo er als existierten vermutlich zunächst in spanischen Textversionen. Lehrer am Conservatoire wirkte und 1886 verstarb. 1852 Die Herausgeberin des Viardot’schen Werkverzeichnisses veröffentlichte er als „Kompositeur und Lehrer der Ge- Christin Heitmann vermutet, „dass die Freundschaft und sangskunst“ seine deutsch-französische Gesangsschule Zusammenarbeit mit Louis Pomey den Anstoß gaben, in Mainz „Petite méthode élémentaire de chant pour toutes die Chopin-Mazurken mit französischen Texten zu ver- les voix ou petit solfège moderne d’Italie“. Außerdem sind sehen, um sie auf dem französischen Musikalienmarkt in aus seiner Feder hauptsächlich Lieder und musikdrama- gedruckten Ausgaben anbieten zu können, wie es 1864 tische Werke, aber auch Arrangements für Vokalensemble dann ja realisiert wurde. Nicht zu klären ist, [ob] zu dem von Beethovens Symphonien oder eben Chopinschen Zeitpunkt, als Pomey seine Textierungen schrieb, schon Klavierwerken bekannt. alle zwölf Chopin-Bearbeitungen existierten, oder